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Siehst du die Sterne?

von

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"Mini-Prolog"

Weihnachten 2005
 

Siehst du die Sterne?
 

Für Johannes

von Anna
 


 


 

Where once was light now darkness falls
 

Where once was love love is no more
 


 

Don't say goodbye...

I

I
 

"Da bist du ja endlich!", ruft ein blasser Junge, dessen blondes Haar unter einer roten Wollmütze versteckt ist, und läuft fröhlich lächelnd auf einen braunmähnigen Jungen in dunklem Mantel zu.

"Ja, ich musste noch meiner Mutter helfen. Sorry für die Verspätung.", erklärt der Junge, der Tai heißt, nimmt den anderen, Matt, in den Arm, wirbelt ihn einmal kurz durch die Luft und küsst ihn dann.

"Schön, dass du jetzt da bist.", sagt Matt, er ist ein wenig atemlos.

"Ja, ich bin auch froh, endlich bei dir zu sein.", erwidert Tai und küsst Matt auf die Stirn.

Die beiden sind im Park, es hat in der Nacht geschneit, sodass nun alles weiß ist um sie herum. Doch jetzt, am Nachmittag, ist der Himmel wolkenlos und leuchtend blau, und die Luft ist klar und kalt.

Trotz des Schnees und der Kälte lassen sich die Jungen auf einer Bank am halb zugefrorenen See nieder.

"Fröhliche Weihnachten!", strahlt Matt Tai an und holt aus seiner Tasche ein in Weihnachtspapier gewickeltes kleines Päckchen.

"Ja, dir auch fröhliche Weihnachten.", lächelt der und gibt Matt auch ein Geschenk, es ist ein in Geschenkpapier verpackter Umschlag.

"Du zuerst.", sagt dieser, und Tai wickelt vorsichtig das hübsch verpackte Geschenk aus.

Es ist eine Schachtel drinnen, die er ebenfalls öffnet. Darin befindet sich ein Anhänger in Form eines Halbmondes an einem Lederband, dazu ein Buch über die Symbolik des Mondes.

Matt dchen weiß, dass sein Freund sich sehr für den Himmel und vor allem für den Mond interessiert.

Tai strahlt ihne an und küsst sie innig zum Dank.

Als er wieder Luft bekommt, sagt er zu Matt: "Jetzt du!"

Matt öffnet das flache Geschenk und entnimmt ihm einen schwarzen Umschlag, über den sich silberne und goldene Sprenkel verteilen. Er öffnet den Umschlag, und erstarrt.

"Einen Stern? Du hast mir einen Stern geschenkt?", fragt er mit leuchtenden Augen und liest den Text auf der Karte wieder und wieder.

"Ja, ich habe dir einen Stern geschenkt.", erwidert Taiunge, zufrieden, dass sein Geschenk gut angekommen ist.

"Wahnsinn...", haucht Matt, dann wirft er sich in seine Arme und küsst Tai, bis sie beide schwer atmen.

"Komm heute Abend zu mir, und wir schauen ihn uns durch mein Teleskop gemeinsam an.", schlägt Tai vor, als sie sich einige Zeit später auf den Heimweg machen und an einer Gabelung trennen.

"Um acht?", fragt Matt, und Tai nickt.

"Dann also bis um acht!", ruft er Matt hinterher. "Ich hab' dich lieb!", setzt er noch hinzu.

Matt dreht sich noch einmal um, und bläst ihm über die Straße einen Kuss zu.
 


 

II

II
 

Es ist schon fast dunkel draußen.

Ich habe gerade an dich gedacht. Wie es dir wohl geht, was du so machst.

Es ist Weihnachten.

Letztes Jahr um diese Zeit waren wir noch zusammen. Ein glückliches Pärchen. Praktisch unzertrennlich.

Doch das hat sich geändert.

Die glückliche Zeit ist vorbei.

Wir sind nicht mehr zusammen. Getrennt, unsere Wege haben sich getrennt.

"Sei nicht traurig.", und "Auch andere Mütter haben schöne Söhne." haben sie gesagt.

Doch das will ich nicht einsehen. Sicher, es gibt viele Jungen auf der Welt.

Aber keiner ist so schön wie du.

"Sei nicht traurig.", dass ich nicht lache! Wer ist denn nicht traurig, wenn die erste Liebe auseinander bricht? Nur jemand, der absolut gefühllos ist, könnte ohne traurig zu sein darüber hinwegsehen. Nur ein eiskalter Mensch.

Aber ich doch nicht. Nein, ich bin nicht gefühllos oder kalt.

Ich habe dich geliebt.

Ich liebe dich immer noch.

Ich sage nicht, dass ich dich für immer lieben werde. Nein, das ist ein Versprechen, an das ich mich nicht halten kann. Es wäre dumm, so etwas zu versprechen.

Aber ich kann versprechen, kann dir versprechen, ja, wenn du willst auch schwören, dass du immer irgendwo in meinem Herzen sein wirst.

Du warst immerhin wirklich meine erste große Liebe. Warst der Grund für mein Outing.

Der erste Junge, den ich geküsst habe.

Und dich zu verlieren, das war das Schmerzhafteste was ich je habe durchmachen müssen in meinem bisherigen Leben.

Nicht mehr jeden Tag mit dir zu telefonieren, dich nicht mehr fast jeden Tag zu sehen, dir nicht mehr nahe sein zu dürfen, dir nicht mehr nahe sein zu können.

Und es ist Weihnachten.

Ich schaue aus dem Fenster. Mittlerweile ist es draußen dunkel geworden, es ist eine klare Nacht heute.

Vor einem Jahr habe ich dir einen Stern geschenkt. Dem kann ich noch immer nahe sein, mich wenn ich ihn ansehe an die schöne Zeit zwischen uns erinnern, und die schmerzhafte Trennung einfach ausblenden.

Ich hole mein Teleskop aus der Zimmerecke und stelle es vor dem Fenster auf.

Mit geübten Handgriffen stelle ich es richtig ein und schaue dann hindurch.

Ich muss nicht lange suchen, dann habe ich ihn gefunden.

Deinen Stern. Unseren Stern.

Und du?

Siehst du die Sterne?

III

III
 

Der Junge sitzt auf seinem Bett. Er hört laut Musik.

Es ist traurige, fast schon melancholische Musik. In den Texten ist von Liebe die Rede. Von Liebe und von verlieren.

Vom Alleinsein singt der Mann in dem Lied. Vom Verlassensein die Frau im nächsten.

Der Junge sitzt einfach da. Er tut nichts.

Seine Augen sind leer. Ausdruckslos.

In seinem Gesicht sind Zeichen des Schmerzes zu lesen.

Als das nächste Lied beginnt, in dem es um unendliche Liebe zu einem verlorenen Mädchen geht, bekommen die Augen des Jungen einen Ausdruck unsagbarer Traurigkeit.

Doch er weint nicht, seine Augen bleiben trocken.

Starr sind sie auf ein Foto in seiner Hand gerichtet.

Auf dem Foto ist er selbst zu sehen, einen blonden Jungen in seinen Armen.

Der Junge bewegt die Lippen, und leise, ganz leise, beginnt er zu sprechen.

"Warum?", fragt er mit rauer Stimme. "Warum hast du mich verlassen? Verdammt, ich hasse dich! Warum bist du jetzt nicht bei mir?", die Stimme bricht, doch noch immer weint der Junge nicht.

Denn Jungen weinen nicht. Niemals, niemals, niemals.

Langsam, als würde es ihn unendlich viel Kraft kosten, zerreißt der Junge das Foto, die Schnipsel eines Bildes aus glücklichen Tagen, die Schnipsel einer großen Liebe, verteilen sich auf dem Bett. Und nun, nun endlich, weint der Junge.

IV

IV
 

Ja, ich habe damals geweint. Weil ich dich vermisst habe.

Verdammt, Wenn ich könnte, würde ich dich anrufen. Doch es ist nicht mehr wie früher.

Wenn ich dich früher vermisstich gebe es ja zu. Ich habe dich vermisst.

So wie ich dich jetzt auch vermisse.

So wie ich dich an solchen Tagen wie heute vermisse, an leeren Tagen, an dunklen und kalten Tagen.

Dann möchte ich mich wieder mit dir unter die Wolldecke auf deinem oder meinem Sofa kuscheln, möchte mit dir Tee trinken, reden und philosophieren, herumalbern und schmusen.

Möchte deinen Kopf an meiner Schulter spüren, dein Haar, das mich an der Wange kitzelt und deinen warmen Atem, der an meinem Hals entlangstreicht.

Deine weichen Lippen auf meinen fühlen, wenn du mich küsst.

Dich in meinen Armen halten, dich umarmen.

Dich trösten wenn es dir mal nicht so gut geht.

Ich kann sogar deine Stimme hören, tief in mir drinnen.

Wie du mir sagst, dass du mich liebst.

Ich höre dein Lachen, wenn wir herumgealbert haben.

Ach, ich vermisse dich.

habe, habe ich dich einfach angerufen, und dann deine liebe, sanfte Stimme gehört, oft bist du dann einfach rübergekommen und wir haben ein bisschen Zeit miteinander verbracht.

Im Sommer sind wir oft draußen gewesen, schwimmen, Eis essen, Biergarten mit Freunden ...

Im Winter waren wir lieber für uns.

Haben oft stundenlang gekuschelt, gar nicht gemerkt, wie die Zeit verging.

Und wenn es dunkel geworden war, und die Nacht klar gewesen ist, haben wir uns immer deinen, unseren Stern angesehen.

So wie ich es noch immer tue.

Auch wenn du nun nicht mehr bei mir bist und mir gespannt über die Schulter schaust, wenn ich mein Teleskop aufbaue und richtig einstelle.

Du hast es nicht erwarten können, endlich durchzuschauen und den Stern anzusehen.

Wir sind dessen nie müde geworden, haben ihn immer wieder angeschaut und uns ausgemalt, ihn irgendwann einmal zu besuchen.

Heute Nacht stehe ich wieder einmal am Fenster, suche deinen, unseren Stern mit bloßem Auge. Ich weiß ja wo er ist.

Und dann sehe ich ihn.

Und du?

Siehst du die Sterne?

V

V
 

Ich möchte dir so viel sagen.

Möchte dir sagen, dass du mir noch immer viel bedeutest. Dass ich dich vermisse. Dass ich mir wünsche, wir wären noch zusammen und nicht auf diese Weise getrennt, allein.

Ja, ich bin allein.

Ob ich je wieder jemanden wie dich finden werde?

Du warst mein Herz. Bist es noch immer.

So schlicht dieser Satz auch klingen mag, es ist der einzige Satz, es sind die einzigen Worte, die aussagen, was ich wirklich empfinde. Die einzigen Worte, die meine Zuneigung zu dir auszudrücken vermögen.

Ich muss es dir sagen.

Dir wenigstens noch einmal sagen, was in mir drin los ist.

Dass etwas zerbrochen ist, seitdem du nicht mehr bei mir bist.

Tief drinnen bin ich zerbrochen.

Es wird heilen, denke ich. Aber ich muss noch einmal mit dir reden. Nur noch einmal.

Muss dir persönlich all das sagen, was in mir ist.

Die Worte, die es nicht schaffen, sich einen Weg aus mir heraus zu suchen.

Die Worte, die ich dir schon so lange habe sagen wollen, hätte sagen müssen und nun endlich sagen werde.

Ich habe dich geliebt. Ich liebe dich. Ich werde dich noch weiter lieben. Damals, jetzt, bald. Gestern, heute, morgen.

Noch lange Zeit werde ich dich lieben.

Es schneit draußen. Noch ist es hell, doch bald wird es dunkel werden, und ich kann mir die Sterne anschauen.

Und du?

Siehst du die Sterne?

VI

VI
 

Der Junge steht stumm da.

Stumm und hilflos. Er kann sich nicht rühren, nur dastehen.

Es ist kalt, und ein Schauer um den anderen jagt ihm durch den Körper.

Es ist spät. Mitten in der Nacht.

Er hat sich heimlich und leise aus dem Haus geschlichen.

Er hat herkommen wollen. Hat sichergehen wollen, dass er allein sein kann. Ganz allein. Er hätte es nicht ertragen, wenn weitere Menschen hier gewesen wären. Das hier muss er allein durchstehen, ganz allein.

Der Junge schluckt und merkt, wie er in der Kälte zittert.

Er steht immer noch einfach da. In der Kälte der Nacht. Bewegt sich noch immer nicht.

Starrt noch immer stumm und hilflos auf das, was er nie im Leben hat sehen wollen.

Einen Grabstein. Seinen Grabstein.

Dann fällt er auf die Knie. Er weint stumm vor sich hin. Er weint und sieht mit tränenverschleierten Augen den Grabstein an. Liest dieselben Worte immer und immer wieder. Wir vermissen dich.

Oh ja, er vermisst sie.

"Ich will bei dir sein.", flüstert er. "Matt, komm zurück. Komm bitte zurück! Ich vermisse dich so... Komm zurück. Bitte..." Er bricht ab und schluchzt leise auf.

"Ich hab dich doch lieb... So sehr. Ich vermisse dich unendlich... Ich halte das nicht aus. Ich kann ohne dich nicht weiterleben! Ich brauch dich doch..." Seine Stimme bricht.

Er braucht einen Moment um sich zu fassen.

"Ich liebe dich. Und du wirst immer in mir sein.", sagt der Junge, laut und deutlich.

Dann hebt er den Kopf und schaut in den mit Sternen übersätren Nachthimmel hinauf.

"Siehst du die Sterne?", flüstert er.

VII

VII
 

Ich hatte dich sehr lieb. Ich habe dich sehr lieb.

Und ich vermisse dich.

Eine Zeit lang habe ich gedacht, dass ich ohne dich nicht weiterleben könnte. Nicht genug Kraft hätte. Und es ist nicht einfach.

Aber mittlerweile habe ich die Tatsache angenommen, dass du tot bist. Habe es für mich selbst akzeptiert. Wir haben uns nicht getrennt. Der Tod hat uns getrennt. Dein Tod.

Ohne dich hat vieles in meinem Leben seinen Sinn verloren.

Alles ist ein bisschen dunkler und grauer geworden. Du hast so viel Wärme und Fröhlichkeit in meine Welt gebracht...

Ich hätte nie gedacht, dass du diese Welt so früh verlassen würdest.

Und ich hätte nie gedacht, dass es so weh tut.

Es zerreißt mich förmlich, wenn ich daran denke, dass du jetzt da unten in der Erde liegst. Schutzlos. Ohne jemanden, der auf dich aufpasst.

Einsam. Ohne deinen Bruder TK, ohne deine Familie, deine Freunde, die dich lieben.

Kalt. Ohne das warme Blut, das durch deinen Körper pulsiert.

Stumm. Ohne das fröhliche Lachen, dass mir immer den Tag gerettet hat, ohne die Stimme, die so viele Menschen verzaubert hat.

Regungslos. Ohne dich zu bewegen.

Ohne dich in meine Arme kuscheln zu können, ohne dass ich dich küssen und dir übers Haar streichen kann.

Aber ich werde dich nie wiedersehen können. Ich muss dich für immer vermissen. Und kann nur hoffen, dass es irgendwann einmal weniger wehtun wird.

Ich habe dich so sehr geliebt... Mehr als alles andere auf dieser Welt.

Ich brauche dich. Du bist unsagbar wichtig für mich.

Und doch kann ich dich nicht erreichen. Nie wieder. Ich konnte dich nicht beschützen, in deinen letzten Stunden nicht einmal bei dir sein... Ich konnte dir nicht helfen.

Alles, was mir geblieben ist, sind Erinnerungen. An Gespräche. An Spaß. An Spaziergänge. Berührungen. An Umarmungen, Küsse, an das Gefühl von deiner Haut unter meinen Fingern, von deinem Haar unter meinen Händen, an meinen Wangen. Von deinem Atem an meinem Hals, deinen Lippen an meiner Halsbeuge und auf meinem Mund.

Und noch eines ist mir geblieben: dein Stern. Unser Stern.

Und immer, wenn ich zum Himmel aufschaue, frage ich mich, wo du bist, ob du dort bist, ob du einer dieser Sterne bist.

Das ist Unsinn. Tote Menschen werden keine Sterne.

Wo bist du? Ich frage mich sehr oft, wo deine Seele ist, wo du bist.

Und... Ob du sie siehst. Von dort, wo du bist.

Siehst du die Sterne?



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2006-01-09T15:20:07+00:00 09.01.2006 16:20
Auch dir danke ich für den Kommi sehr ^^

Ich freu mich immer voll, wenn mir jemand was schreibt ^^ *strahl*
Von: abgemeldet
2006-01-08T12:37:27+00:00 08.01.2006 13:37
*schnief*
*heul*
*immer noch heul*
Das war ja sooo traurig...........T_T
Aber sau gut geschrieben
*Taschentuch raushol*
Hat mir echt gut gefallen^^
Von: abgemeldet
2006-01-04T09:20:36+00:00 04.01.2006 10:20
Dankeschön für den Kommi ^^

Er ist einfach gestorben, ich habe mir auch schon viele Gedanken gemacht warum, aber ich habe den Grund extra nihct hingeschrieben, damit es euch Zeit zum Spekulieren lässt ^^

Aber wenn du unbedingt einen Grund "brauchst", dann melde dich nochmal und ich sag es dir ^^
Von: abgemeldet
2006-01-04T09:18:54+00:00 04.01.2006 10:18
Jah! er ist tot, es hat jemand schon früh erkannt! *stolz* ^^
Dankeschön!
Von:  salud01
2006-01-03T12:35:16+00:00 03.01.2006 13:35
oh mein gott ich heule immer noch!!!
was ist mit matt passiert?????
Von:  salud01
2006-01-03T11:16:59+00:00 03.01.2006 12:16
*snif* *taschentuch raushol*
das ist ja sooo traurig! ehrlich ich habe voll geflennt!!
ist matt etwa tod???
*heul*
echt gut geschrieben!!!!^^


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