About Zaku`s life von Glennstar (Wird nach 7 Jahren Pause jetzt erstmal überarbeitet und dann geht's weiter) ================================================================================ Kapitel 1: So fing es an ------------------------ Wenn ich mein Leben in einem Wort beschreiben müsste, hätte ich sofort eine Antwort: Schrott. Wer kennt nicht diese Kinder, die den ganzen Tag auf der Straße rumlungern und darauf hoffen, dass jemand etwas Essbares fallen lässt oder achtlos in den Mülleimer wirft? Bei den meisten Menschen kommt bei diesem Gedanken ein Ekelgefühl auf, für mich ist das Alltag. Ich bekomme nur etwas zu essen, wenn ich mich mit den Tieren darum prügele oder die Mülltonnen anderer Menschen plündere. So einen Luxus wie Ekel kann ich mir nicht erlauben. Was meine Eltern dazu sagen? Gute Frage…wahrscheinlich wissen wie gar nicht mal mehr, dass es mich gibt. Ich habe keinerlei Erinnerung an sie, geschweige denn eine Erinnerung an ein zuhause. Irgendwie war ich schon immer hier. Hier im Dreck zwischen Ratten, Hunden und anderen Straßenkindern. Zusammenhalt gibt es hier nicht. Jeder kämpft für sich selbst, um seine eigene erbärmliche Existenz. Wie viele von uns gestorben sind, können nicht einmal wir selbst sagen. Es fällt nicht auf, wenn jemand nicht mehr auftaucht und aus allen möglichen Ecken kommen einfach Neue. Einige leben hier, so wie ich, weil ihre Eltern sie nicht wollten oder tot sind oder was auch immer. Ein paar ganz Harte lebten auf der Straße, um ihren Eltern etwas auszuwischen oder weil sie Streit mit ihnen hatten. Das ist der größte Schwachsinn überhaupt, wenn man mich fragte. Es war nicht so, dass ich mich nach Eltern sehnte oder jemanden brauchte, um klarzukommen. Es wollte einfach nicht ein meinen Kopf, wie man ein warmes zuhause, also Schutz vor Nässe und Kälte wegen solchen Lappalien einfach aufgeben konnte. Natürlich konnte ich verstehen, dass man sich nicht unterordnen wollte. Ich selbst würde das auch nie tun. Jedoch fragte ich mich bei manchen, wenn ich sah wie sie an der Straße kaputt gingen, wieso sie nicht einfach zurückkehrten. Waren Eltern wirklich so schlimm? Ich wusste es nicht…ich würde es auch nie erfahren. Das brauchte ich auch nicht, ich kam mit diesem Leben klar, nur sollten andere dazu bereit sein einzusehen, dass sie es nicht schaffen würden. Stolz war das letzte, was man hier gebrauchen konnte. Ehre hatte hier niemand mehr. Das einzige, worum es ging war, ob man den nächsten Tag noch erleben würde oder nicht und selbst das war vielen nach einer gewissen Zeit egal. Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter. Das taten wir, aber nicht unbedingt freiwillig. Der Geruch von frischem Brot riss mich aus meinem Dämmerzustand. Nachts konnte man so gut wie gar nicht schlafen. Jedes Geräusch weckte einen auf, da es ja Probleme bedeuten könnte. Konkurrenten, deren Kleidung noch zerrissener war als die eigene, die Polizei, die wegen uns gerufen wurde oder sogar irgendwelche Perversen, die ein Opfer brauchten, dass niemand vermisste. Mein Magen verriet mir, dass ich schon zu lange nichts mehr gegessen hatte. Die letzten Tage lief das Geschäft mehr schlecht als Recht. Außerdem hatte ich mich mit den falschen angelegt und eine ordentliche Tracht Prügel einstecken dürfen. Wobei ich eigentlich dankbar dafür sein konnte, dass sie aufgehört hatten als ich bewusstlos wurde und ich noch lebte. Langsam rappelte ich mich auf und folgte dem Geruch. Die Bäckerei war gut gefüllt, das frische Brot schien eine gute Werbung zu sein. Vorsichtig betrat ich die Bäckerei und sah mich um. Die meisten Leute waren, wie immer, mit sich selbst beschäftigt und beachteten mich gar nicht. Ein Blick in die Auslage ließ mir das Wasser im Mund zusammen laufen und ich betete, dass mein Magen mich jetzt nicht doch noch zum Ziel der Aufmerksamkeit machen würde, da ich das Gefühl bekam, das nächste Magenknurren hätte die Lautstärke eines schreienden Babies. Wie so frisches Gebäck wohl schmecken würde? Oder ein belegtes Brötchen, dass extra für mich gemacht wurde? Der Schmerz, der meinen Magen durchzuckte, holte mich aus meinen Träumen zurück in die Realität. Ich würde nie erfahren, wie so etwas schmeckte. Oder wie es war, wenn man sich keine Gedanken machen musste und sich einfach etwas zu Essen kaufen konnte. Das war nicht meine Welt. Ein Seufzen unterdrückend wendete ich mich meiner Abteilung der Bäckerei zu. Da gerade viele Leute in der Bäckerei sind, wage ich es mir etwas Größeres zu nehmen und schiebe mir ein halbes Brot unter mein T-Shirt, sollte man diesen Fetzen überhaupt noch so nennen dürfen. Meine Hände halte ich mir so vor den Bauch, dass es aussieht als hätte ich Schmerzen, die hatte ich ja wirklich. In normalem Schritttempo verlasse ich das Geschäft und fange dann an zu rennen. Plötzlich höre ich Schreie hinter mir und ein Blick nach hinten verrät mir, dass ich verfolgt werde. Warum? Warum konnte nicht wenigstens heute mal alles glatt laufen? Es waren doch so viele Menschen in der Bäckerei. Der Hunger und die Müdigkeit hatten mich wohl übermütig und unvorsichtig lassen werden. Verdammt! Dabei hatte ich doch extra das Brot von gestern geklaut. Das ist sowieso nur noch den halben Preis wert und die wenigsten Leute kauften es sich. Sie wollten nur Ware von 1a Qualität, die auch frisch sein sollte. Hätte ich das jetzt nicht geklaut, wäre es wahrscheinlich auf dem Müll gelandet und vom Müll aus dann bei mir. Ich hatte den Kreislauf lediglich beschleunigt. Konnten oder wollten die das nicht verstehen? Zu meinem Entsetzen blieben meine Verfolger an mir dran. Es hatte auch nicht geholfen in eine Seitengasse abzubiegen, es schien ihnen sehr ernst zu sein. Die beiden Männer brüllten hinter mir her und wiesen andere an, ihnen bei der Jagd zu helfen. Ja Jagd, anders konnte man das hier nicht nennen. Zu dumm nur, dass Menschen sich nur für sich selbst interessierten. Keiner reagierte auf die Rufe, so dass ich noch ein wenig Hoffnung auf entkommen hatte. Es war einfach unfair! Hatten die nichts Besseres zu tun? Man sah mir doch bestimmt an, wie nötig ich das Brot hatte. Mein einziger Vorteil war, dass ich mich hier auskannte und wendiger war als die beiden großen Typen. Schneller waren jedoch sie. Ich konnte nicht mehr laufen, meine Beine sahen nicht ein, jetzt etwas für mich zu tun, wo ich doch schon länger nichts mehr gegessen hatte. Meine letzte Hoffnung war die nächste Seitengasse. Ein Bauzaun türmte sich vor mir auf. Seit wann war hier eine Baustelle?! Ich hatte verloren. Würde ich umdrehen, lief ich den beiden direkt in die Arme und den Gefallen würde ich ihnen nicht tun. Sie sollten schon zu mir kommen. Trotzig blickte ich in die Richtung, aus der ich gerade selbst gekommen war und von der ich in mein Verderben gerannt war. Dabei wollte ich doch nur leben! Hatte nicht selbst ich das Recht dazu? Anscheinend hatte ich das nicht. Die beiden Männer kamen langsam mit einem fetten Grinsen um die Ecke, so als wüssten sie, dass ich ihnen von hier aus eh nicht mehr entkommen konnte. Ich spüre Angst und das Gefühl, dass ich gleich kotze in mir hochkommen; denn ich wusste genau, was jetzt kommen würde und in der Lage mich zu wehren war ich einfach nicht. Beim ersten Schlag verfluchte ich mich noch dafür, dass ich die Gegend nicht genauer untersucht hatte, beim zweiten, dass ich gleich ein halbes Brot geklaut hatte, nach dem Dritten fiel das Brot dann in den Dreck. Heute war wohl alles umsonst gewesen. War es normal, dass die beiden so aussahen als machte es ihnen Spaß? Zwei Erwachsene gegen ein Kind. Diese Welt war doch einfach nur scheiße. Zu schade, dass ich nicht in der Lage war es ihnen heimzuzahlen. Mit der Zeit spürte ich den Schmerz kaum noch und ich hörte auf die Schläge zu zählen. Das brachte doch auch nichts. Nachdem die zwei ihrer Meinung nach mit mir fertig waren, ließen sie mich einfach in der Gasse liegen und gingen ohne mich eines Blickes zu würdigen. War ich nicht mal das wert? Danke auch. Ich drehte mich auf den Rücken und sah mir den Himmel an. Ob ich wohl schon bald da oben landen würde? Es wäre mir schon fast zu wünschen. Schlimmer als das konnte es nicht werden. Langsam spürte ich wie kalt mir ist. Bis jetzt fühlte ich nur Taubheit, aber nun wo der Kampf vorbei war, wurde mir bewusst, dass mein nasses „T-Shirt“ nicht gerade in der Lage war mich vor irgendwas zu schützen. Ich konnte hier nicht bleiben. Unter Schmerzen versuchte ich mich aufzuraffen und nach dem dritten Versuch klappte es dann auch. Die ersten Schritte nutze ich, um festzustellen, wie schwer die zwei mich verletzt hatten. Scheinbar war nichts gebrochen, das war immerhin etwas Gutes, solche Verletzungen beeinträchtigten einen einfach viel zu lange. An meiner Lippe schmeckte ich Blut und auch aus meiner Nase tropfte es. Bald würden wahrscheinlich noch blaue Flecke dazu kommen, also nicht weltbewegendes und nur die üblichen Verletzungen. Da hatte ich schon wesentlich schlimmer ausgesehen. Ein bitteres Lächeln legte sich auf meine Lippen. Genau, alles war wie immer. Mein Blick fiel auf das Brot, welche der Auslöser für die ganze Sache war. Ich hob es auf und begutachtete es, warum wusste ich selber nicht. Ich würde es so oder so essen. Wenn ich wählerisch wäre, wäre ich schon längst nicht mehr hier. Mein Blick ging wieder kurz zum Himmel, dann biss ich aber doch ins Brot. Noch ist es zu früh, noch bleibe ich hier. Und überhaupt, verhungern war nicht mein Stil. Da ließ ich mich lieber für etwas Essbares verprügeln. Schmerzen vergingen wieder. Irgendwie musste ich jetzt an die Kinder, die mit ihren Eltern in die Stadt gingen, hinfielen und direkt anfingen zu weinen, denken. Wie sie jetzt wohl reagieren würden? Wahrscheinlich wären sie traumatisiert oder sonst was. Sie würden auf jeden Fall nicht mit diesem Leben klar kommen. Man musste abstumpfen und das hatte ich getan. Ich würde nicht mehr weinen und ich würde ganz bestimmt nicht den Eltern, die ich nie hatte nachtrauern. Wütend stopfte ich mir das Brot in den Mund. Es schmeckte nicht besonders, aber ich bekam etwas in den Magen. Da man nie wissen konnte, wer gerade in der Nähe war, aß ich schnell auf und machte mich dann auf den Weg, um mir einen Schlafplatz zu suchen. Das würde, in meinem Zustand noch genug Zeit in Anspruch nehmen, da mich jetzt auch ein vier-jähriger umboxen könnte. Unterwegs wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich verfolgt werde. Wollten die zwei etwa damit warten mich ganz fertig zu machen, bis es dunkel ist? Vielleicht bildete ich mir das nach dem heutigen Tag auch einfach nur ein oder es war ein streunender Hund. Da ich das Gefühl einfach nicht los wurde, nahm ich einen Umweg, um zum Park zu kommen. Vielleicht war es nur Zufall, vielleicht auch nicht. Ich wollte wenigstens vorbereitet sein. Auch nach weiteren Minuten blieb diese Vermutung, dass ich verfolgt werde. Auf einer gut einzusehenden Straße drehte ich mich schnell und hoffentlich unerwartet um, aber alles was ich sah war eine Katze. Da hatte mir meine Fantasie wohl einen ordentlichen Streich gespielt. Gerade drehte ich mich um, um weiter zu gehen, als plötzlich ein Mann mit langen schwarzen Haaren vor mir stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)