Saiyuki von abgemeldet (It's A long Way Going Down) ================================================================================ Kapitel 1: »Get going« - Kapitel 56 ----------------------------------- »Get going« - Kapitel 56 Suki drehte die große Schriftrolle gedankenverloren in den Händen. Die roten, feinen Kordeln waren verstaubt und das Papier längst vergilbt. Sand rieselte bei jeder Drehung leise auf ihren Schoß und bildete eine kleine Düne. Rieko ihr gegenüber hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte müde die Zimmerdecke an, wo sich der Rauch der Zigaretten sammelte und blaue Kreise zog. Um sie herum wurde fröhlich gequatscht, getrunken und gegessen, das Wirtshaus erlebte Hochkonjunktur. "Was zum Teufel soll an diesem scheiß Sutra so toll sein?? Das fällt doch schon fast auseinander." Suki steckte es missmutig zurück in ihre Manteltasche und stierte über den Tisch mit den inzwischen leeren Schalen und Tellern zu ihrer Kumpanin. "Zahlen!", rief diese dem vorüber eilenden Kellner zu, der kurz nickte und wieder verschwand. "Was weiß ich." Beide verfielen wieder in Schweigen und warteten. "Das macht dann 4'000 Yen, bitte." Der Kellner verneigte sich höflich und reichte Suki die Rechnung. Missmutig kramte sie in ihren Taschen und zog einige verfärbte Münzen hervor. "Da." "Vielen Dank, die Damen!" Er verneigte sich erneut und beeilte sich Land zu gewinnen. Die beiden in lange, dunkle und momentan sehr sandige Mäntel gehüllten Frauen blieben sitzen und starrten einander finster an. "Was glotzt du so blöd?!", rief Rieko nach einer Weile und beide brachen unfreiwillig in Gelächter aus. "Lass uns gehen.", schlug Suki vor und stand auf, die Hand schützend an ihrer Manteltasche. Sie warfen sich die Kapuzen über und traten hinaus in die angenehm kühle Nachtluft. "Wenn Ko nicht bald auftaucht und uns einen ordentlichen Preis für diesen Wisch Papier macht, verhungern wir noch! Wir sind absolut blank!", flüsterte Suki Rieko zu, als beide sachte mit der Dunkelheit verschmolzen und wie Schatten durch die leeren Straßen gingen. "Wie meinst du das?!", zischte Rieko wütend, "Gestern hast du noch gesagt, wir würden noch gut über die Runden kommen!!" "Ja, wir sind ja auch gut über die Runden gekommen. Bis heute. Und jetzt sind wir pleite, verdammt noch mal." "Super. Typisch du." "Willst du schon wieder Streit???", maulte Suki und schubste ihre Begleiterin unsanft gegen einen Stapel Obstkisten, den ein Händler hatte stehen lassen. "Aua!! Noch so n Ding und es knallt!" "Uhhh!", spottete Suki und lies sich in den Sand fallen, "Ich hab solche Angst." "Oh man.", brummte Rieko, drehte sich um und lief weiter ohne auf Sukis Proteste zu hören. Es verstrichen einige Minuten, bevor wieder eine der beiden sprach. Mittlerweile hatten sie die Stadt verlassen und stapften durch den kühlen Sand der sich vor ihnen erstreckenden Wüste. Der Mond war hinter einigen Wolken hervor getreten und tauchte die Szene in kaltes, weißes Licht. "Lass uns hier bleiben." Suki setzte sich müde auf die Düne, die sie gerade erklommen hatten, "Wir müssen was tun.", bemerkte sie leise. Als Antwort kam ein entmutigtes Grunzen. "Ich habe mir da was überlegt. Pass auf, der Plan ist idiotensicher." "Na hoffen wir's, sonst muss ich wieder alleine losziehen." "Halt die Klappe und hör zu. Morgen früh gehen wir in die Stadt zurück. Dort kennt uns noch keiner und wir haben freie Hand. Es gibt dort einen reichen Arzt. Er hat viele Patienten, er kann sich unmöglich um alle gleichzeitig kümmern...", und ein boshaftes Grinsen stahl sich über ihr Gesicht. "Du willst nicht wirklich...?!" "Oh doch, und ob. Wir schleichen uns da morgen als Pflegerinnen rein und räumen ihm die Bude aus. Geld, Gold und wer weiß was da sonst noch drin ist, das wird ein ziemlich großer Coup. Was sagst du?" "Oh man." Schweigen. Aus der Ferne war ein aufheulender Automotor zu hören, dann trat wieder absolute Stille ein. "Den Wagen kannste morgen wegschmeißen. Sand ist der Tod dieser alten Z 3 Motoren. Idioten." Rieko ließ sich nach hinten umfallen und sah auf in den bewölkten Himmel. "Also gut. Das ist zwar ein total bescheuerter Plan und er wird niemals funktionieren, aber wir haben keine Wahl." "Richtig." "Oh man." Der nächste Morgen brach so bewölkt an wie der letzte Abend geendet hatte. Rieko und Suki, die sich die Nacht mit Mah Jongg um die Ohren geschlagen hatten, schlichen unauffällig auf die Rückseite des Zielobjektes zu. "Wir müssen total verrückt sein.", nuschelte Rieko und pirschte hinter Suki her, die sich gerade eng gegen die Hauswand drückte und gekonnt das Fenster aus den Angeln hob. Beide zogen sich rasch mit einer eleganten Bewegung ins Innere des Hauses. Während Suki das Fenster wieder in seinen Ursprungszustand versetzte sah sich Rieko in den im Zimmer befindlichen Schränken um. "Wie wär's mit denen hier?", fragte sie grinsend und hielt Suki einen der weißen Kittel hin. Minuten später traten aus dem Hinterzimmer des Behandlungsraumes zwei Pflegerinnen in weißen, langen Kitteln heraus. Die eine, kleinere, warf ihr langes braunes Haar zurück, richtete ihren Ausschnitt, blitzte die andere noch einmal warnend aus stahlblauen Augen an und schritt dann in den linken Korridor davon. Die andere, größere, löste das Haarband aus ihren strahlend grünen Haaren, wuschelte einmal professionell durch ihre Locken und ging in die entgegengesetzte Richtung davon. Suki atmete tief durch und öffnete energisch die erstbeste Tür. Mit einem freundlichen Lächeln betrat sie den Raum und stellte fest, dass sie in einem Krankenzimmer, nicht etwa in den Privaträumen des Arztes gelandet war. Was soll's, dachte sie, es gibt auch reiche Patienten. "Guten morgen, wie geht es uns heute?", fragte sie und drehte sich strahlend zum Krankenbett um. Zu ihrer Überraschung war das Lager zerwühlt aber verlassen. Sie drehte sich wieder um und sah vor sich ein paar blutrote Augen belustigt funkeln. Lange ebenfalls rote Haare fielen ihm lässig ins Gesicht. "Guten Morgen." Er grinste verschmitzt, zog an seiner Zigarette und blies den Rauch durch die Nasenlöcher. Suki schaltete schnell. "Also wirklich!", sagte sie so entrüstet wie möglich, um etwas Zeit zu schinden. Wie zum Teufel verhielt sich eine Pflegerin in so einer Situation?! Sie sah ihn einmal prüfend von oben bis unten an, bemüht mit dem Blick nicht an seinen Bauchmuskeln hängen zu bleiben, und stemmte beide Hände in die Seite. "So.", fauchte sie ihn an, "Das ist ein Krankenzimmer und kein Hotel!" Sie schnappte ihm blitzschnell die Zigarette aus der Hand, versenkte sie in einem der halb vollen Wassergläser auf dem Tisch und packte ihn fest am Oberarm. "Kranke gehören ins Bett, wir verarzten dich doch hier nicht stundenlang, damit du am nächsten Tag schon mit der Kippe im Mund hier rumhampelst! Mach das du ins Bett kommst!" Der junge Mann sah sie mit einer Mischung aus Ärger und Schreck an. "HAST DU WAS AUF DEN OHREN, DU PENNER?!" "Ähhhh..." Jetzt hatte sie es geschafft. So hätte eine Pflegerin niemals, wirklich niemals reagiert. Sie entschied die Lautstärke wieder etwas herunterzufahren, klappte pikiert den Mund zu, richtete sich zu voller Größe auf und schob ihn entschieden auf das Bett zu. "Die Richtung stimmt schon mal, Süße.", stellte Gojo grinsend fest und machte eine eindeutige Handbewegung. Suki funkelte ihn entrüstet an, dachte sich dann blitzschnell doch, dass sie seine Vorlieben zu ihrem Vorteil auslegen könnte und änderte ihren fassungslosen Gesichtsausdruck in ein charmantes Lächeln um. "Das machen wir später...Zuerst wirst du verarztet!", sagte sie und schob ihn grob weiter. "Lass das!", maulte er sie an und drückte dagegen. In diesem Kräftemessen blieben sie für ein paar Sekunden starr stehen, bis er aufgeben musste, da seine Wunden wieder begannen sich zu regen. "Geht doch!", grinste sie und zog Zettel und Stift vom Nachttisch zu sich. "Soso, einen gebrochenen Arm haben wir also? Nun, mein lieber Sha dann wolln wir mal." "Was...?!" "Ich glaube du hast deine Medizin heute noch nicht genommen, oder?", flötete sie, lies den Kittel von den Schultern fallen und setzte sich zu ihm aufs Bett, wobei ihr kurzer Rock erstaunlich viel Haut zeigte. "Mal sehn...", murmelte sie, beugte sich vor und legte ihm die Hand auf die Stirn, als wollte sie Fieber messen, wobei Gojo einen recht guten Einblick in ihr Top gewann. "Ja, ich fühle mich wirklich noch nicht so gut." Er grinste und zog sie näher zu sich. "Erst die Medizin, dann das Vergnügen!", flüsterte sie ihm ins Ohr und reichte ihm ein Glas mit milchigem Inhalt. Er trank es in einem Zug aus und lehnte sich im Bett zurück. "Du bist auch ein Dämon, oder? Wo ist dein Magie Kontroller?", fragte sie, als sie sich weiter zu ihm vorbeugte. "Wo ist denn deiner?", konterte er mit einem süffisanten Grinsen. "Den zeig ich dir gleich.", schnurrte sie und schob seine Hand weiter an ihrem Bein hinauf. Gojo blinzelte verwirrt. Eigentlich hätte ihn das jetzt hell wach werden lassen sollen, aber im Gegenteil: Seine Lider wurden immer schwerer, sein Kopf sank ihm auf die Brust und bevor er etwas tun konnte außer heiser zu krächzen viel er in tiefen, künstlichen Schlaf. Suki hielt den Atem an. Tat wer nur so, oder wirkte das Betäubungsmittel wirklich schon? Sie zog ihn vorsichtig an den Fühlern und, als keine Reaktion kam, sprang sie auf und begann, seine Sachen zu durchsuchen. Sie fand Zigaretten, Kleingeld und einen schweren Morgenstern. Sie packte den Kleinkram in ihre Taschen und zog schnell ihren Kittel wieder an, als hinter ihr die Tür aufgerissen wurde. Mit einem treffsicheren Sprung verschwand sie auf dem hohen Schrank neben der Tür, kam jedoch schnell wieder herunter, als sie sah, wer der Besucher war. Rieko stand atemlos in der Tür. "Suki?", flüsterte sie. "Jep!" Sie landete geräuschlos vor ihrer Komplizin auf dem Boden, "Fündig geworden?", strahlte sie. "Da hinten liegt ein Sanzo - Priester, er ist schwer verwundet, und ...", und sie holte tief Luft, "er hat zwei Sutren dabei!!" Suki starrte sie an. "Ich hoffe du warst so schlau sie mitgehen zu lassen???" "Nein, ich wollte erst deine Meinung hören." "Gut, meine Meinung ist: setz deinen Arsch in Bewegung und beschaff uns die Dinger!!" "Okay.", Rieko nickte entschlossen, "Ich geh sie holen, du organisierst uns ne Fluchtmöglichkeit. Du hast fünf Minuten. Los!" Beide nickten sich kurz zu und verschwanden erneut in unterschiedliche Richtungen. Rieko spurtete leise den Korridor entlang. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die echten Pfleger merken würden, dass hier etwas faul war und der Sanzo würde nicht ewig schlafen. Sie packte den Schiebegriff der Tür fest und zog sie leise auf. Der Raum lag unverändert da. Links der Schrank, geradeaus das Fenster und davor das Lager. Der Sanzo hatte sich nicht bewegt. Sie atmete tief ein und öffnete die Tür etwas weiter. Sie war sich sicher, dass er aufwachen würde, sobald sie die Sutren berührte; sie musste verdammt schnell sein und verdammt viel Glück haben. Die Tür lies sie offen, denn war sie einmal auf der Flucht, blieb keine Zeit mehr, auch nicht für Türen. Sie näherte sich dem fein säuberlich gestapelten Haufen Habseligkeiten, die neben dem Priester auf der Erde lagen. Die roten Kordeln der Sutren lugten unter den Ordenskleidern hervor. Sie schloss die Augen und sammelte ruhig ihre Kräfte. Sie musste schneller sein, als ein Mensch sein konnte, um dem Zauber zu entkommen, den ihr der Priester hinterher schicken würde. Konzentration, dachte sie, Konzentration. Sie ballte die Hände zu Fäusten und sah dem jungen Sanzo ins Gesicht. Er konnte nicht viel älter sein als sie selbst, Mitte zwanzig vielleicht. Es war untypisch, dass junge Mönche so schnell in das Amt des Sanzos berufen wurden. Dieser hier musste außergewöhnlich gut sein. Ihr Blick wanderte von seinen Wunden hinauf in sein Gesicht. Hübsch, dachte sie, wirklich gut aussehend...aber nachdem sie ihn bestohlen hatte, würde er wohl nicht viel Wert darauf legen sie näher kennen zu lernen. Sie schüttelte diese Gedanken ab, warf einen letzten prüfenden Blick auf den attraktiven Priester und schnappte mit der Geschwindigkeit eines Blitzes nach den Sutren. Wie erwartet riss dies den Sanzo aus seinen Träumen, doch Rieko war schneller aus dem Raum, als er nach seiner Pistole greifen konnte. "Hakkai!! Gojo!!", schrie er hinter ihr her, doch bevor die Gerufenen auftauchen konnten, war Rieko längst wieder im Hinterzimmer, durch das Fenster und somit über alle Berge. "Yeah!!", schrieen beide enthusiastisch und vielen einander um den Hals. "Ja, verdammt, wir haben's geschafft!!" "Wir sind eben die besten!!", jubilierte Rieko. "Und? Wessen Idee war's?? Na??" "Ja. Deine.", Rieko verdrehte genervt die Augen. Manchmal hatte sie das Gefühl im Kindergarten zu sein. Beide lehnten sich zurück und ließen sich gemütlich von der Händlerkarawane Richtung Osten tragen. Suki war so geistesgegenwärtig, durch geschickte Tauschgeschäfte den Sakehändler dazu zu bringen sie in seinem Geländewagen mit zunehmen. Der Wagen war recht schnell und bewegte sich dank eines neuen Z 5 Motors problemlos durch den Sand. Die Wüste hatten sie schon fast hinter sich, obwohl sie erst seit knapp einem halben Tag unterwegs waren. "Sind wir erstmal in Yakone, dann kann nichts mehr schief gehen. Ko erwartet uns dort morgen Abend.", teilte Suki ihrer besten Freundin mit, zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und schlief kurz darauf ein. Rieko beobachtete die Umgebung missmutig. Das war alles viel zu einfach gewesen. Ein Sanzo lies sich nicht so einfach austricksen, auch von ihr nicht, auch nicht wenn er dem Tod näher war als dem Leben. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht und was das schlimmste war: sie hatte keinen Schimmer was es war. "Schaffen wir es bis zur Dämmerung bis Yakone, Meister?", fragte sie den Fahrer. "Bis Yakone nicht, aber die Wüste lassen wir gleich hinter uns." Sie lehnte sich wieder zurück. Wenn sie diese verdammten Sutren nur endlich los wären. Sanzo hatte es geschafft sich aufzurichten und bis zur Tür zu wanken. "Hakkai!", ächzte er, als ihm dieser entgegenkam, ihn stützte und ins Bett zurück verfrachtete. "Was ist denn hier los??", rief Goku, der ebenfalls in der Tür erschienen war. "Die Sutren...", murmelte Sanzo, "Sie hat sie mitgenommen. Verdammtes Miststück!" "WAS???", schrie Goku auf, "Die Sutren??? Beide???" "Wo ist Gojo?", fragte Hakkai ernst. Goku sah ihn treudoof an und auch Sanzo antwortete nicht. "Ich geh ihn suchen." Hakkai wandte sich zur Tür. "Vergiss die verdammte Kakerlake und hilf mir in den Wagen! Wir müssen sie verfolgen!", presste Sanzo über seine Lippen. Hakkai lächelte milde. "Weder du noch ich würden das nächste Schlagloch überleben, Sanzo, dass weißt du. Wir können sie auch morgen noch verfolgen. Ich bin zu schwach um euch zu heilen, uns bleibt nichts anderes übrig als zu warten." "Dann geh ich alleine! Aus dem Weg!", zischte er ihn an, aber Hakkai lies sich nicht beirren und brachte ihn ein zweites Mal zurück zum Lager. "Wassn hier los?!", brummelte jemand von der Tür aus. "Gojo! Wo hast du gesteckt? Jemand hat die Sutren gestohlen!" "Eine von den Pflegerinnen.", knirschte Sanzo zermürbt. Gojo wankte zum Bett und lies sich neben Sanzo plumpsen. "Verdammte Schnalle, mir hat sie Betäubungsmittel gegeben!", fluchte er leise vor sich hin, während er versuchte die Schläfrigkeit abzuschütteln. "Was?! Bei dir war sie auch?!", fragte Sanzo ungläubig. "Und du hast nicht gemerkt, dass sie dir Schlafmittel gegeben hat?!", hakte Hakkai nach. "Idiot.", bemerkte Sanzo. "Halt's Maul, blöder Pfaffe! Wer lässt sich hier die Sutren unterm Hintern wegklauen??" Schweigen folgte. "Ich war zu sehr von ihren grünen Haaren abgelenkt.", brummelte Gojo. "Grün?", Sanzo horchte auf, "Dann waren es zwei, meine hatte braune Haare." "Dann war es also ein Team. Ich frage mich, wer die schon wieder auf uns angesetzt hat. Woher wissen die, dass wir zwei Sutren haben?" "Die gehören bestimmt zu Kogaijis Leuten. Wenn sie grüne Haare hatte, dann war sie auch ein Dämon, wie wir.", stellte Goku fest. "Nein", Sanzo schüttelte den Kopf, "die andere war ein Mensch. Ganz sicher." "Im Moment können wir nichts tun außer warten.", grummelte Gojo, der in seinen Westentaschen kramte. "Das kotzt mich an!!!", brauste Sanzo auf. "Und mich erst, die Schnalle hat meine Zigaretten geklaut!!", schrie Gojo auf. "Wisst ihr was?", fragte Goku matt. "Schon klar.", stöhnte Sanzo, "Wir gehen was essen. Vielleicht kann uns der Wirt was über die beiden verraten." "Die eine grüne, die andere braune Haare? Ja, das waren Okijin Suki und Tan Rieko. Heute Morgen hat die Polizei eine Warnung ausgegeben, dass in der Nachbarstadt geplündert worden sei. Vorher kannte ich die beiden auch nicht. Da vorne hängt ein Steckbrief, sind sie das?", fragte der Wirt und deutete mit einer dicken Hand auf ein Plakat neben der Theke. Gojo und Sanzo nickten stumm. "Was sind das für Frauen?" Der Wirt machte eine abschätzige Handbewegung. "Zu allem bereit, zu nichts zu gebrauchen.", sagte er, "Trickbetrüger und Diebe." "Danke sehr.", sagte Hakkai artig und verbeugte sich. "Keine Ursache." Die vier Invaliden setzten sich in eine Ecke des fast leeren Wirtshauses ohne zu wissen, dass am Vorabend genau hier schon die beiden Damen gesessen hatten, über die sie jetzt nach Herzenslust herzogen. "Was sollten zwei Trickbetrüger mit einem Sutra wollen?", fragte Gojo düster. Keiner antwortete. "Naja, sie scheinen ja auch ganz plausible Diebinnen zu sein, nicht wahr?", fragte Hakkai liebenswert. "Die Frage ist doch eher: Wer ist ihr Auftraggeber?" "Mir scheißegal. Wenn ich sie kriege knall ich sie ab.", knurrte Sanzo und lud seine Pistole nach. "Also wie immer.", grinste Hakkai. "Wenn du sie kriegst, pfff, wie denn du stinkender Großkotz?! Willst du ihnen hinterherhinken und sie dann mit Druckkompressen totschmeißen?" "Halts Maul und kümmer dich um deinen Dreck.", fauchte Sanzo energisch zurück. "Morgen früh fahren wir weiter. Die Händler haben gesagt, dass sie mit dem Sake Verkäufer nach Yakone weiter gezogen sind. Dort schnappen wir sie uns." "WO IST MEINE SUPPE HIN?!", kreischte Goku, der bis jetzt an die Decke gestarrt hatte, dazwischen. "ICH HAB SIE NICHT GEGESSEN; GLOTZ NICH SO BLÖD; DUMMER AFFE!!", kreischte Gojo zurück, nachdem Goku ihm schon mal präventiv an den Haaren gezogen hatte. "Die kotzen mich echt megamäßig an.", knurrte Sanzo, stand auf und verlies das Lokal. Kapitel 2: »Wasted blood«- Kapitel 57 ------------------------------------- »Wasted blood« Nachdem Suki und Rieko die Sutren an einen sicheren Platz gebracht und sich im Gasthaus ausgiebig gestärkt hatten, machten sie sich auf den Weg zu dem mit Kogaiji vereinbarten Treffpunkt. Ihr Weg führte sie durch einen Wald am südlichen Ende von Yakone, bis sie zu einer Lichtung gelangten, wo Kogaiji eintreffen sollte. "Typisch Mann...", grummelte Suki und zündete sich eine von Gojos Zigaretten an, "...mal wieder zu spät. Und mit so was warst du mal zusammen... tss tss..." Riekos Reaktion begrenzte sich auf ein entnervtes Aufstöhnen. "Er ist ja schon ein Süßer, doch wenn er in allen Dingen so lahm war..." "Ich konnte mich nicht beklagen...Suki, können wir jetzt bitte das Thema wechseln?!" "Ja, ja. Schon gut.", sie blies den Rauch aus der Nase und lehnte sich gegen einen Baum. Gebannt richteten beide den Blick gen Himmel, doch außer ein paar Wolken tauchte dort oben nichts Interessantes auf. "Warum starren wir eigentlich da hoch?", fragte Suki leicht skeptisch, als sich nach einigen Minuten immer noch nichts tat. "Er hat einen Flugdrachen. Ergo kommt er von da." "Wenn du mich fragst, ist hier was faul. Sonst wäre er schon längst aufgetaucht.", sagte Suki, schmiss die Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Ihre beste Freundin ließ prüfend ihren Blick über die Lichtung wandern, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Doch dann fiel ihr auf, dass im ganzen Wald kein einziges Geräusch zu hören war. Selbst die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern. Vorsichtshalber legte sie ihre Hand um den Griff des Dolches an ihrer Hüfte. Auch Suki spürte etwas und scannte die Umgebung mit allen Sinnen gründlich ab. "Es ist ruhig. Zu ruhig!" Rieko nickte. Sie fühlte sich schlagartig unwohl. Als ob jemand mit eisigen Fingern langsam von ihr Besitz ergreifen wollte, kroch dieses beklemmende Gefühl immer näher auf sie zu. "Wir sind aber auch besonders dämlich und haben uns einverstanden erklärt, uns hier draußen zu treffen.", zischte Suki. Auch sie spürte diese Beengtheit nur allzu deutlich. Ein Knacken lenkte ihre Aufmerksamkeit zu einer großen Tanne einige Meter links von ihnen, aus deren Schatten eine Gestalt, eindeutig Kogaiji, hervortrat. "Von wegen er hat einen Flugdrache, ergo kommt er vom Himmel.", äffte Suki ihre Freundin nach, heftete ihren Blick jedoch fest auf Kogaiji, um sich auf gar keinen Fall von ihm überraschend angreifen zu lassen. "Rückt sofort das Sutra raus!", rief er ihnen auf halben Weg entgegen, beschwor einen Feuerball und schleuderte ihn mit einem fiesen Grinsen auf sie zu. Ohne Mühe wichen sie dem Geschoss aus, welches anstelle von ihnen den Baum hinter ihnen röstete. "Das ist aber eine nette Begrüßung, Kogaiji-sama.", säuselte Rieko und musste mit Missfallen feststellen, dass er immer noch verdammt gut aussah. Sie zog den Dolch nun vollständig aus der dafür vorgesehenen Halterung und nahm Kampfhaltung ein. Suki neben ihr griff mit beiden Händen hinter ihren Rücken, worauf zwei Schwerter erschienen, sie diese fest ergriff und sich in einer beeindruckenden Pose bedrohend Kogaiji gegenüber aufstellte. Dieser zeigte sich gänzlich unbeeindruckt und schleuderte weitere Feuerbälle auf die beiden, denen sie ebenso flink auswischen. "Irgendwie hab ich das Gefühl, mit dem stimmt was nicht!", rief Suki ihrer Freundin zu, als Kogaiji das Feuerwerk für ein paar Sekunden unterbrach. "Ach, wie kommst du bloß da drauf?!" Rieko, auf dem Boden kniend, fixierte ihren Gegner und spurtete auf ihn los. Mit der Rechten wollte sie ihm einen Kinnhacken verpassen, wurde doch von ihm, bevor sie auch nur ansatzweise an sein Kinn herangekommen wäre, in die Magengegend geboxt und sank neben ihm zu Boden. Kogaiji grinste fies und schlug auf sie ein, doch dieses Mal wich sie seinen Angriffen aus und zog ihm die Beine weg, sodass er nun auch Richtung Boden strauchelte. Ihr Dolch streifte sein Bein, was ihn allerdings nicht davon abhielt sie mit einem Bannspruch zu belegen, worauf ihre Glieder immer schwerer wurden und sie sich letztendlich gar nicht mehr rühren konnte. "Suki!!!", quietschte Rieko, als Kogaiji sie fest am Hals packte und zu würgen begann. Die soeben Gerufene stand in Windeseile hinter Kogaiji, drehte ihr rechtes Schwert, mit der Absicht Kogaiji mit dem Griff am Hinterkopf zu treffen und außer Gefecht zu setzen, um, wurde von einer Schockwelle seinerseits jedoch zurückgeschleudert und knallte unsanft gegen einen Baum. "Wo hast du das Sutra versteckt?!", wandte sich Kogaiji wieder Rieko zu, "Rück es raus! Sofort!!!" Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, drückte er weiter zu. Bevor Rieko zu einer Antwort, was wohl mehr ein Röcheln sein würde, ansetzen konnte, war Suki auch schon wieder auf den Beinen und beförderte Kogaiji mit einem gewaltigen Tritt kopfüber gegen den nächsten Fels, womit der Bann von Rieko wieder gelöst wurde und sie einen heftigen Hustenanfall bekam. Suki reichte ihr die Hand und zog sie wieder auf die Beine. "Sag mal, war der schon immer so aggressiv?" "Nicht das ich wüsste.", Rieko betaste ihren Hals und strich sich das Blut von der Lippe, "Das ist nicht der Ko, den ich kenne. Mit ihm stimmt etwas nicht. Er würde uns nie ohne Grund so gewaltsam angreifen, auch wenn er das Sutra unbedingt haben will, so wie es anscheinend der Fall ist." "Achtung!", kreischte Suki, als sie nur noch ein riesiges rotes magisches Geschoss auf sich zukommen sah. Ausweichen war unmöglich und so traf die Kugel erfolgreich ihr Ziel. Suki und Rieko schlugen hart auf den Boden auf und erlitten so einige Schürf- und Brandwunden. "Bist du tot, Mann?", lautete Sukis übliche Frage, wenn sie mal wieder knapp dem Tod entgangen waren. Die dazu passende Antwort ließ nicht lange auf sich warten und sie hörte ein krächzendes "Ja, Mann.", von ihrer Freundin, die sich auch schon wieder aufrappelte. Suki klopfte sich den Dreck von der Hose und betrachtete missmutig ihren Mantel, der ihr in seinem derzeitigen zerfetzten Zustand absolut nicht mehr gefiel. Ihr Blick erfasste Kogaiji, dem ein dünnes Blutrinnsal von der Stirn abwärts lief. Drohend formte er einen weiteren Feuerball. "Rückt endlich mit dem Sutra raus! Bisher habe ich euch noch verschont, also zwingt mich nicht, ernst zu machen." Rieko und Suki tauschten einen viel sagenden Blick aus und letztere kramte in ihrer Manteltasche nach Zigaretten, steckte sich eine an und warf Kogaiji einen entschlossenen Blick zu. "Auch wir fangen gerade erst an. Oder glaubst du wirklich, du kannst uns so einfach töten?!" Für einen kurzen Augenblick konnte sie Erstaunen in seinem Gesicht ablesen, was sich schnell wieder in sein boshaftes Grinsen änderte. "Hast du irgendeine Idee, wie wir den jetzt wieder loswerden?!", murmelte Suki. "Augen zu und durch!" Gesagt, getan. Rieko stürmte auch schon wieder auf Kogaiji los und bombardierte ihn mit Tritten und Schlägen. Na, das scheint ja eine ganz harmonische Beziehung gewesen zu sein, dachte sich Suki, schmiss die Fluppe weg und tat ihrer Freundin gleich auf Kogaiji einzuschlagen. Er musste viele Treffer einstecken, teilte aber auch ebenso hart aus und verteidigte sich gekonnt gegen die beiden Frauen. Eins von Sukis Schwertern flog ihr in hohem Bogen aus der Hand und blieb in einiger Entfernung im Boden stecken. Mürrisch musste sie zugeben, dass Kogaiji seine Sache verdammt gut machte und ihr kamen erste Zweifel auf, ob sie gegen ihn gewinnen würden. Schließlich gehörte er zu den ranghöchsten Dämonen und noch nie hatte es jemand geschafft, ihr das Schwert zu entreißen. Sie warf einen Blick auf Rieko, die sich dank ihrer Sinnesausprägung schneller als normale Menschen bewegen konnte, und Kogaiji in diesem Moment den Dolch in die Seite stach. Er schrie auf, verletzte sie dabei mit seinen "Krallen" im Gesicht, worauf sie erst einmal auf Abstand ging. Ein kurzer Blick von ihr sagte Suki, dass sie Kogaiji für eine Weile jetzt für sich alleine hatte. Rieko verzog vor Schmerzen das Gesicht und taste sich vorsichtig über die Wange. Blut blieb an ihren Fingern kleben; er musste sie verdammt tief gekratzt haben. Suki hingegen konnte sich gerade nicht auf ihre Verletzungen konzentrieren, was mittlerweile schon einige sein müssten, wie die zunehmenden Schmerzen ihr es verrieten. Sie mobilisierte ihre Kraft und ihre Faust grub sich tief in Kogaijis Magen, sodass er Blut spuckte und sich die Hände gegen den Bauch drückte. Diesen Moment nutzend, traf Suki ihn mit dem Griff des Dolches fest am Hinterkopf und Kogaiji fiel zu Boden. Dann geschah etwas, mit dem beide nicht gerechnet hatten. Jegliche Versuche sich aufzurichten oder Energiebälle auf Suki zu schießen, missglückten. Sie schlug erneut mit dem Griff auf ihn ein, was dazu führte dass Kogaiji mit dem Kopf auf einen Stein aufschlug und bewusstlos liegen blieb. Erschöpft strich sich Suki Schweiß und Blut von der Stirn und stützte sich auf ihrem Schwert auf. "Mann, ein ganz schön schwerer Brocken, dein Ex." "Das war verdammt knapp." "Oh ja...!" Rieko drückte ihr ihr entflohenes Schwert in die Hand und atmete schwer. "Und was machen wir jetzt mit ihm?", fragte Suki, ging in die Hocke und überprüfte, ob Kogaiji auch wirklich bewusstlos war. Sie strich ihm die langen roten Haare, die sie plötzlich an den gutaussehenden Dämon im Hospital erinnerten und sie zu einem Grinsen verleiteten, nach hinten und betrachtete seine Ohrringe. "Jetzt weiß ich auch, woher du die Klunker hast.", sagte sie und deutete auf Riekos Ohrringe, die mit den seinigen identisch waren. Ihre Freundin verzog das Gesicht und kniete sich ebenfalls nieder. "Na und! Ist doch egal! Wir sollten jetzt lieber mal raus finden, was eigentlich mit ihm los ist!" Suki grinste weiter, begutäugelte Kogaiji auf einen tadelnden Blick ihrer Freundin genauer. "Wo hast du ihn eigentlich mit dem Griff getroffen?", fragte Rieko. "Hier am Hinterkopf." Suki fuhr mit der Hand über seinen Kopf und taste den Nacken ab. Plötzlich hielt sie inne. Da war etwas. Es fühlte sich eigenartig an. Erneut tastete sie konzentriert an seinem Nacken. Ein Wirbel konnte es nicht sein, dafür saß er zu hoch und fühlte sich zu hart an. Um einen vergleich anzustellen, tastete sie bei Rieko an derselben Stelle am Hinterkopf. "Hey!", entrüstete sich diese, "Was machst du denn da?" "Hier fühl mal...", sie deutete auf die Stelle, "Das da gehört da nicht hin. Es fühlt sich an, wie ein Stück Metall oder so was." Auch Rieko erfühlte das unbekannte Ding und sah Suki fragend an. "Lass es uns rausholen." "Okay... Waaaas? Du willst was?!!!", schrie Suki entsetzt auf, "Das ist aber verdammt ekelig!!" "Oh man...", murrte Rieko und zog den Dolch hervor, "Du schlägst ihn hier halb zu Brei und sagst mir, es ist ekelig, jetzt das Ding da rauszuholen?!" Ihre Freundin brauchte nicht lang zu überlegen und antwortete mit einem entschlossenen "Jaaaa!!!!!" Zu spät, denn Rieko schnitt das metallische Ding schon aus seinem Nacken. "Was is' wenner aufwacht?!" "Wird er nicht, schließlich ist die oberste Hautschicht schon weg. Das hätte er bemerkt." Rieko legte einen ca. 1 Zentimeter großen (im Durchmesser- versteht sich) dunklen Fleck frei. Vorsichtig zog sie daran und hielt triumphierend ein Röhrchen von zwei Zentimeter Länge in der Hand. Am hinteren Ende waren kleine Auswüchse, ähnlich wie Drähte zu erkennen, an denen noch etwas Haut und Blut klebte. "Würgs... was ist das denn?!" "Ach, ich dachte, das ist nicht ekelig, häh?!" "Geht so, ne?!...", sie drehte das Ding zwischen den Fingern hin und her und betrachtete es von allen Seiten. Vereinzelt waren ihr unbekannte Zeichen in das Metallstück eingraviert, "...Das tut doch weh, wenn er das da hinten drin stecken hatte..." "Es muss vor allem bis ins Rückenmark gereicht haben.", gab nun auch Suki ihren Senf dazu. Mittlerweile doch ziemlich angeekelt, schmiss Rieko das Röhrchen zu Boden. "Wenn es im Rückenmark steckte, könnte es ihn dann irgendwie verändert haben?" "Wenn es die richtigen Nerven getroffen hat schon." "Ich frag' mich dann nur, wie er sich dann so verändert hat." "Dein Kopf ist auch nur zur Deko da, oder?!", muffte Suki, "Er wird es sich sicher nicht freiwillig eingeführt haben und wenn du jetzt eins und eins zusammenzählt dann....", sie ließ eine Pause, um die Spannung zu steigern, doch Rieko glotze sie nur irritiert an. "...Eingeführt....", wiederholte diese leise, vollkommen baff von Sukis Wortwahl. "Na, wenn du nicht drauf kommst, sag ich's dir.-" "Das hättest du auch so getan." "Ja, ja... bestimmt. Also, nehmen wir an, es hat ihm jemand eingepflanzt, um ihn kontrollieren zu können, was ihm dann auch gelungen ist, würde erklären, warum er so anders war." "Das hieße wiederum, jemand wollte ihn bewusst kontrollieren und ihn auf uns hetzen." "Gut möglich." Beide sahen sich nachdenklich an. Suki legte dabei eine besonders angestrengte Mine auf, woraus Rieko schloss, dass auch sie nicht den blassesten Schimmer hatte, was das alles bedeutete. Gut, Kogaiji suchte die Sutren, sie hatten eins und er brauchte es. Doch welche Beweggründe der Mysteriöse im Hintergrund hatte, Kogaiji etwas zu implantieren, konnte sie sich nicht zusammenreimen. Ihr Blick fiel wieder auf Ko, der unverändert am Boden lag. Das unschöne Loch in seinem Nacken verdeckte sie flugs mit seinen Haaren. "Lass uns abhauen, bevor er wieder zu sich kommt." "Gut, ich könnte dringend eine Krankenstation gebrauchen." "Stimmt, siehst ganz schön mitgenommen aus." "Gleichfalls...", antwortete Suki. Kapitel 3: »Blood Money«- Kapitel 58 ------------------------------------ Blood Money - Kapitel 58 Die Sonne stand schon hoch über der Stadt, die Händler hatten ihre Tätigkeiten längst wieder aufgenommen und die Mittagshitze begann sich wie eine Haube über die Häuser zu legen. Im örtlichen Gasthaus herrschte jedoch eher eine Flaute. Die am Vorabend angereisten, ziemlich lädierten Fremden hatten sich noch nicht blicken lassen und auch die beiden jungen Damen schienen noch zu schlafen. Auch sonst war bis auf ein paar alte Trinker kein Gast anwesend. Der Wirt seufzte. Das Mittagsgeschäft war hier wirklich erbärmlich, außer Gläser polieren und Tresen putzen konnte man wirklich nichts tun, nicht einmal ein alter Bekannter war heute hier, mit dem man ein Schwätzchen hätte halten können. Er seufzte erneut und wollte das soeben auf Hochglanz gebrachte Glas zurück ins Regal stellen, als ein markerschütternder Aufschrei die Decke erbeben lies. "Oha", murmelte er, "sie sind wach." Und tatsächlich, Sekunden später konnte man in der oberen Etage munteres Getrappel hören. Rieko setzte sich ruckartig auf. Da hatte jemand laut geschrieen, da war sie sich sicher. Instinktiv drehte sie sich suchend nach Suki um, die sich jedoch ebenfalls fragend im Bett aufgesetzt hatte. Beide blinzelten sich verschlafen an, spürten den Schmerz der Wunden wieder und ließen sich synchron zurück in die Kissen sinken. "N Morgen.", brummelte Rieko. "Ruhe, ich schlafe.", grummelte Suki zurück. Leider währte die Stille nicht lange, denn schon im nächsten Augenblick flog irgendwo im Flur knallend eine Tür auf, etwas wie eine Herde Elefanten trampelte durch den Korridor und laute Schreie waren zu hören. "Du dummer Affe, gib das zurück!!!", hallte es in Reikos Ohren schmerzhaft wieder. "Hau ab und lass mich in Ruhe!! Kakerlake!!", krähte jemand zurück, veranstaltete erneut Trommelwirbel auf dem Holzfußboden und setzte dann sein Geschrei fort. "Boah. Ich gebe denen 10 Sekunden um ruhig zu sein, oder ich mach die alle!" Rieko starrte düster die Schiebetür an. "10...", draußen wurden die Hasstiraden lauter, "9...", weitere Affe und Kakerlake Rufe folgten, "0..., mir reicht's!" "Lass mal, Super Suki regelt das.", versicherte sie und schwang sich aus dem Bett. "Warte, ich komme mit!", ächzte Rieko und stemmte sich hoch. "Mmh. Bestimmt..." Suki zog genervt eine Augenbraue hoch und trat ohne zu zögern auf den Flur. Rieko hinkte langsam hinter ihr her. Der Streit hatte sich indessen in eins der gegenüberliegenden Zimmer verlagert, wo er jedoch nicht minder laut andauerte und offensichtlich noch andere Teilnehmer gefunden hatte, denn nun war noch eine dritte Stimme dabei, die mit Mord und Totschlag drohte. Suki stapfte kochend vor Wut über den Flur und riss ohne anzuklopfen energisch die Schiebtür auf. "Ihr habt sie wohl nicht mehr alle???!!!!", schrie sie in den Raum. "Das wollten wir euch auch grad fragen!", und mit einem leisen Klick hielt ihr Sanzo seine Pistole an die Schläfe. "Ist das nicht...?", stammelte Goku. "Das ist doch...!", staunte Hakkai. "DU HAST MEINE KIPPEN DU SCHNALLE!", brüllte Gojo und humpelte auf sie zu. Rieko, die sich als einzige in der Lage sah etwas zu unternehmen, nutzte ihre Schnelligkeit effektiv aus und schlug Sanzo gekonnt die Pistole aus der Hand. Suki beförderte ihn mit einem Schlag in die Magengegend gekonnt zu Boden, übersah dafür aber Gojo, der sie in den Schwitzkasten nahm und gegen die Wand drückte. "Du schuldest mir noch was, Süße!", säuselte er ihr ins Ohr und setzte ein extra dreckiges Grinsen auf. "Aufhören!!", schrie Hakkai über den Tumult hinweg, denn Goku war gerade losgeeilt um Sanzo gegen Rieko zu verteidigen. Die Anwesenden sahen erstaunt auf und hielten, mitten in ihrer Bewegung, inne. "Das bringt uns so doch nichts. In unserem Zustand ist ein Kampf völlig sinnlos!" Stille. Niemand bewegte sich, als ob ihre müden Köpfe zunächst einmal das Für und Wider abwägen müssten, bevor sie sich zu einem Waffenstillstand entscheiden könnten. "Du hast recht.", schnaufte Rieko und lies Goku los, den sie fest beim Kragen gepackt hatte. Sanzo rappelte sich wieder auf und lies sich von Hakkai neben Goku aufs Bett helfen, auf dem dann auch Hakkai selbst Platz nahm. "LUFT!!", röchelte Suki, die Gojo offensichtlich in seinem Klammergriff vergessen hatte. "Sorry, Schätzchen, aber ich bin einfach atemberaubend.", witzelte er, und lies Suki mit einem eleganten Schwung auf das gegenüberstehende Bett fallen, wo auch Rieko sich gesetzt hatte. Keuchend und fluchend starrte sie ihn aus gelben Augen wütend an. "Und jetzt?", fragte Rieko gereizt, als keiner Anstalten machte etwas zu sagen. "Wo sind die Sutren?", fauchte Sanzo sie an. "Geht dich n Dreck an!", zischte Suki zurück, worauf er erneut seine Pistole auf Kopfhöhe hob und den Finger auf den Abzug legte. "Na los doch, erschieß uns, dann erfährst du nie, wo sie sind!", neckte sie ihn weiter. "Sanzo, sie hat recht, wenn du sie erschießt, dann kriegen wir's nie raus!", bestätigte Goku mit einem typisch treudoofen Blick. "Halt die Klappe, Goku." "Du hast mir gar nichts zu sagen, du notgeile Wasserratte!!", schrie dieser entrüstet Gojo an, der postwendend den alten Streit wieder aufnahm und zurückbluffte. "Wie im Kindergarten!", meinte Rieko und verdrehte die Augen. "Ja, manchmal sind sie ein bisschen anstrengend", lächelte Hakkai entschuldigend. Sanzo sah aus, als wollte er das manchmal lieber durch ein immer ersetzen, hielt sich aber zurück. "Ihr habt uns die zwei Sutren gestohlen. Warum?", fragte Sanzo mit zusammengekniffenen Augen. "Niedere menschliche Beweggründe.", konterte Rieko. Einige Minuten eisigen Schweigens folgten, in denen Rieko und Sanzo sich unentwegt böse in die Augen starrten. "Geld.", fügte sie erläuternd hinzu, als sie bemerkte, dass nur aus verständnistechnischen Gründen niemand etwas sagte. "Ach so!!", rief Goku, schlug sich gegen die Stirn und lehnte sich zurück an die Wand. "Gebt sie her.", muffte Sanzo in Richtung der beiden Diebinnen, die jedoch beide nicht reagierten, da die eine zu beschäftigt war die violetten Augen des blonden Priesters zu betrachten und die andere gerade intensivst flirtete. "Irgendwie miefts hier...", bemerkte Suki beiläufig und warf Sanzo einen wenig begeisterten Blick zu "...nach Fisch. Bäh." Gojo brach in brüllendes Gelächter aus. "Da hat sie verdammt recht, du stinkender Priester!!" "Willst du sterben?!", schrie Sanzo gereizt. "Schon gut, schon gut...", lenkte Gojo ein und setzte sich unauffällig neben Suki aufs Bett. "Uhh, Shy Sha traut sich doch endlich!", frozzelte diese und rückte provokativ ein Stück von ihm ab. "Also in Gijou hast du dich nicht so geziert." "Tja, die Zeiten ändern sich.", gab Suki schnippisch zurück. "Verschiebt euer Techtelmechtel gefälligst auf später!", schnappte Rieko, die immer noch dem Priester mit der gezückten Pistole gegenübersaß. "Ihr rückt jetzt sofort die Sutren raus, und dann mach ich euch kalt." "Bei so einem verlockenden Angebot, können wir ja gar nicht anders als..." "...abzulehnen!", beendete Suki Riekos Satz. Wieder folgte eine Pause, in der Suki, Sanzo und Gojo fast gleichzeitig begannen in ihren Taschen zu kramen und kurz darauf ihre Zigaretten hervor zu ziehen. "Das sind meine Zigaretten!", grinste Gojo und lieh ihr seinen Zippo. "Stimmt. Danke. Willst du eine?" Und schwuppdiewupp war das ganze Zimmer voll mit bläulich-weißem Rauch. "Das ist eure letzte Chance. Ich sag's ja nur ungern, aber meine Hemmschwelle ist verdammt niedrig!", setzte Sanzo erneut an. "Meine im Übrigen auch!", fügte Gojo hinzu und legte den Arm um Sukis Schultern. Ihr heftiges Gegendrücken ignorierend zog er sie näher zu sich, machte aber auf halbem Weg Bekanntschaft mit ihrem Dolch, den sie ihm süß lächelnd unters Kinn hielt. "Und meine erst!", strahlte sie ihn an. "Tja, Chance vertan." Ein ohrenbetäubender Knall lies die Fensterscheiben erbeben und ein unschönes Einschussloch zeigte sich im weißen Putz der Wand. "Bist du bescheuert, du Terrortunte mit deinem weißen Nachthemd??!!", brüllte ihn Suki an. "Das hast du nicht umsonst gesagt!!", knurrte Sanzo zurück und lies den Finger dirket auf dem Abzug, bis das Magazin leer war. Die Wand wies jetzt 7 weitere Löcher auf und Riekos Haare waren vom wilden Ausweichmanöver recht zerzaust. "Na warte!", schrie sie und landete mit einem schnellen Satz mitten auf ihm, mit ihrem Fuß in seiner Magengrube. Sie kam auf ihm zu sitzen und nutzte ihre Schnelligkeit um ihm die Kanone zu entreißen, sie Suki zuzuwerfen und ihm ordentlich eine rein zu hauen. "Du hättest im Kloster bleiben sollen, als Braut machst du dich mit deinem Schleier und deinem Krönchen besser als als Priester!" Ihre Hände schlossen sich fest um seinen Hals und drückten entschlossen zu. Suki derweilen wehrte Gokus Rettungsversuch ab, zog ihre Schwerter und drängte ihn zurück in die andere Zimmerhälfte. "AUFHÖREN!!", brüllte Hakkai erneut durchs Zimmer und schoß Rieko mit einer seiner Druckwellen vom mittlerweile sehr blassen Sanzo. "So kommen wir nicht weiter!", schrie er erbost, als die Kämpfenden sich wieder einmal japsend auf dem Boden wieder fanden. Gojo stand teilnahmslos in der Ecke und war damit beschäftigt, Suki anzustarren, die Sanzos Pistole auf seine Brust gerichtet hatte. "Leg das Ding weg, Kleine, bevor du mir noch was tust, und das würdest du spätestens heut abend bereuen!" Suki grinste schmierig und lies die Pistole langsam sinken, beließ sie aber in entsichertem Zustand. Rieko und Hakkai waren derweilen ins Gespräch gekommen und redeten über die Wichtigkeit oder Unwichtigkeit der Sutren. "Wir müssen verhindern, dass dieser Dämon wieder erweckt wird, das seht ihr doch ein, oder? Ihr lebt immerhin ja auch in dieser Welt und sie ist dem Untergang geweiht, wenn die Erweckung gelingen sollte.", führte Hakkai in seinem gewohnt ruhigen Ton aus. "Ja. Natürlich.", bestätigte Rieko, setzte ein überlegenes Grinsen auf und beharrte: "aber das ist kein Grund euch die Sutren ohne weiteres zu überlassen. Bei uns sind sie genauso sicher. Wenn ihr sie also unbedingt haben wollt, dann wolln wir Bares sehn. Nicht wahr, Suki?" Keine Antwort. "Suki?!" Sie drehte sich abrupt um, nur um festzustellen, dass sowohl der rothaarige Kerl als auch ihre beste Freundin verschwunden waren. "Notgeiles Pack.", murmelten sie und Sanzo wie aus einem Munde, sahen sich verwirrt an und wendeten schnell den Blick wieder ab. "Tja, ich fürchte so viel Bares haben wir nicht...", entschuldigte Hakkai freundlich. "SPINNST DU HAKKAI??? WIESO SOLLTE ICH ZWEI DIEBE BEZAHLEN UM MIR MEIN EIGENTUM ZURÜCKZUGEBEN??!!!", keifte Sanzo vom Bett aus. "Weil du es sonst nie wieder siehst, Priester." "Der Einfachheit halber sollten wir vielleicht mal die Namen klären. Mit Beschimpfungen kommen wir ja doch nicht weiter. Mein Name ist Hakkai." "Tan Rieko, freut mich!" "Also, wir verlangen 30'000 Yen, sonst geht das bisschen Pergament an die anderen Interessenten." "Andere Interessenten?? Wer??" Sanzo war aufmerksam geworden und hatte sich etwas weiter aufgesetzt. "Das geht dich nichts ahaaan!!", flötete Rieko und wandte sich wieder Hakkai zu. "Also: entweder ihr gebt uns das Geld, oder ihr lasst es sein und verzieht euch." "Aber gibt es denn keine andere Möglichkeit...?!" Rieko überlegte schnell. Gab es eine? Gab es im Moment wichtigeres als Geld? Wenn sie sich von hier verzogen, ohne Geld aber mit den Sutren, dann konnten sie sicher sein, in spätestens 2 Tagen Kogaijis sämtliche Untergebene auf den Fersen zu haben. Und diese 4 hier sahen aus, als wären sie dumm genug sie beide mitzunehmen und sie die Sutren trotzdem behalten zu lassen. Eine kostenlose Leibgarde quasi, da ja nur sie und Suki wussten, wo die Sutren steckten. Ihr Leben war quasi Gold wert. "Also gut." Sie lächelte überlegen. "Nehmt uns auf eure Reise mit, dann habt ihr die Sutren bei euch und sie gehen euch nicht mehr verloren." Von Sanzo kam ein entsetztes Ächzen. "Nur über meine Leiche!!", schnarrte er. "Gerne!", murrte Rieko, zog ihren Dolch erneut und ging drohend auf ihn zu. "Lasst uns bitte etwas Zeit zum Nachdenken!", bat Hakkai. "Abgelehnt." "Tja, dann bleibt uns ja nicht viel anderes übrig..." "Deal?" "Deal." "Hakkai, nein!!" Doch Hakkai hatte seine Hand schon ausgestreckt und den Handel mit einem Handschlag abgeschlossen. "Gehen wir jetzt was essen?", fragte Goku kleinlaut von der Tür aus, "Ich hab solchen Hunger!" "Ja, lasst uns essen.", meinte Hakkai, zog Sanzo ins Stehen und bugsierte ihn hinunter ins Wirtshaus. Der Weg die Treppen hinunter ins Gasthaus erwies sich als lang und steinig, oder vielmehr als lang und stufig, zumal Hakkai Sanzo den Großteil mehr oder minder tragen musste. Hinter ihm drein trotteten ein völlig ausgehungerter Goku und eine nachdenkliche Rieko. Die Arme auf dem Rücken verschränkt grübelte sie darüber nach, ob das nun eine sehr kluge oder eine besonders dumme Idee gewesen war. Und vor allem: Wo zum Teufel steckte dieses Flittchen Suki schon wieder?! Es war doch wirklich nicht zu fassen, wie konnte man sich nur so leicht von ein paar roten Augen den Kopf verdrehen lassen? Und dabei war der Kerl mehr als nur zwielichtig...und es war gerade mal 4 Uhr nachmittags. Die vier Übriggebliebenen betraten erschöpft den Speiseraum, der noch immer nicht besonders voll war, eher relativ leer. Bis auf zwei Leute war außer den Trinkern im hinteren Teil noch immer niemand eingetroffen. Dafür kamen ihnen aber diese 2 auch sehr bekannt vor. Der eine, mit langen roten Haaren und Fühlern, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und unterhielt sich angeregt mit seinem Gegenüber, einer jungen Frau mit grünen Locken und einem breiten roten Halstuch. "Suki!!", rief ihr Rieko entgegen. "Rieko! Lange nicht gesehn und doch wieder erkannt!!", witzelte Suki. "Wo hast du gesteckt?!", fragte Rieko zurück und versetzte Suki mit dem Handballen einen Schlag auf die Stirn. "Ich war was essen, mein Gott, is das neuerdings verboten?! Und überhaupt, bist du meine Anstandsdame?!" "Ach halt die Klappe.", versetzte Rieko und lies sich auf den Stuhl neben ihr fallen. "Tja dann", setzte Hakkai an, als der Tisch vor ihnen gedeckt war, "Haut rein!" "Au ja!", strahlte Rieko, holte aus und schlug Sanzo, der sie gerade als Schlampe und Dreckspack betitelt hatte, hart auf die Nase. Noch drei Straßen weiter war der allgemeine Tumult hörbar, der aus dieser Situation resultierte. "Auf ein gutes miteinander!", murmelte Hakkai und prostete Suki zu, die verlegen zurück lächelte. "Auf oftes miteinander!", korrigierte ihn Gojo, zwinkerte Suki zu und leerte das Glas Sake mit einem Zug. "Zum Wohl!!", prostete Suki grinsend zurück. Kapitel 4: »Dare To Move«- Kapitel 59 ------------------------------------- »Dare To Move« - Kapitel 59 Später an diesem Abend kehrten mit zunehmendem Mond allmählich die Lebensgeister in Kogaiji zurück. Er öffnete die Augen und fand sich inmitten einer Lichtung wieder. Äußerst schwerfällig versuchte er sich aufzurichten, was ihm jedoch nicht gelang, da ein stechender Schmerz, von seinem Kopf ausgehend, durch jeden Nerv in seinem Körper zuckte. Er verstand gar nichts mehr. Warum lag er hier? Die Erinnerungen waren verschwommen und je mehr er sich anstrengte nachzudenken, desto öfter und stärker kehrte der Schmerz zurück, fuhr ihm durch Mark und Bein. Wütend über seine fehlende Körperkontrolle verharrte er in seiner Ohnmacht und blieb regungslos am Boden liegen, bis der Schmerz ein wenig nachließ. Mühsam richtete er sich Zentimeter für Zentimeter auf und kam ins Sitzen, wonach auch die Erinnerungen bruchstückweise zurückkehrten und das Durcheinander in seinem Kopf nach und nach ordneten. Würde sein Schädel nur nicht so verdammt schmerzen! Kogaiji strich sich mit der Hand über den Hinterkopf und erinnerte sich an Suki, die ihn bewusstlos geschlagen hatte. Aber warum hatte sie es getan? Er wusste wieder, dass sie und Rieko ihm einen Tauschhandel vorgeschlagen hatten und dass... dass sie ein Sutra gefunden hatten...! Dann verschwamm wieder alles und unschöne Erinnerungen an Chenyi Nii und dessen Experimente folgten. Was hatte dieses Scheusal ihm angetan, dass er so dermaßen die Kontrolle über seinen Körper verloren und sogar die beiden Frauen grundlos angegriffen hatte? Rieko...wie es ihr wohl ging? Ihm fiel ein, wie viele Verletzungen er ihr und Suki zugefügte hatte, wurde durch seine schmerzenden Glieder jedoch schell wieder daran erinnert, dass auch sie nicht gerade zimperlich mit ihm umgesprungen waren. Prüfend tastete er erneut über seinen Hinterkopf und erstarrte blitzartig, als er ein Loch in seinem Nacken zu spüren bekam. Ein Loch?! Warum zum Teufel...Es war nicht sehr groß, doch umso tiefer, denn der Schmerz, der von dem diesem ausging, war noch viel schlimmer zu ertragen, als der, den ihm sein Kopf versetzte/ verursachte. Verwirrt sah er sich um und entdeckte sogleich das Metallstückchen, das ihm Suki und Rieko operativ entfernt hatten. Er drehte es zwischen seinen Fingern und ließ es angewidert wieder zu Boden fallen. Jetzt dämmerte ihm, dass Chenyi Nii ihm dieses Implantat verpasst hatte und dass er es anscheinend den beiden Frauen zu verdanken hatte, dass er es nun los und wieder Herr über seine Sinne war. Um sich Gewissheit über seinen Versuchskaninchencharakter zu verschaffen, zog er ruckartig die Jacke aus und fand das, wonach er gesucht hatte. Auf seinem linken Oberarm war noch immer der Strichcode eintätowiert. Wut kochte in ihm hoch und er schlug mit der Faust derartig fest in den Boden, dass ein Loch zurückblieb. Wie konnte ihm das nur passieren? Die wichtigere Frage war jedoch, was bezweckte dieser verfluchte Chemiker? Kogaiji war ihm immer misstrauisch gegenübergestanden, doch, dass er ihn so für seine Zwecke missbrauchen würde, hätte er nicht gedacht. Er hatte ihn die ganze Zeit unterschätzt. Kein Wunder, wenn er so unauffällig im Hintergrund agierte und immer ein Lächeln auflegte, als könne er kein Wässerchen trügen... und diese Hauspuschen... Seinen wahren Charakter versteckte er also hinter seinem Stofftier und dem schmierigen Grinsen... Das hätte er sich auch denken können, dass er eigentlich eine viel wichtigere Rolle spielt, als er dem Umfeld weismachen will. "Kogaiji-sama!!!", hörte er eine Stimme rufen. "Pass auf Yaone, er steht noch immer unter dem Einfluss von Chenyi Nii!" In der Dunkelheit zeichneten sich Umrisse von zwei Personen ab, die auf ihn zukamen. "Dokukakuji?! Yaone?!", rief er ihnen entgegen, worauf Yaone auch schon bei ihm war und ihm schluchzend in die Arme fiel. "Yaone NICHT!!!", ermahnte sie Dokukakuji erneut. "Keine Panik, ich bin wieder ganz der Alte.", sagte Kogaiji und strich ihr übers Haar. Auch sein Bruder war mittlerweile bis auf wenige Schritte herangetreten, legte aber immer noch eine misstrauische Miene auf. "Ich habe geschworen Kogaiji zu beschützen, selbst wenn ich dafür mit meinem Leben bezahle, doch woher soll ich wissen, ob du nicht immer noch eine Marionette Chenyi Niis bist?!" "Dann hätte ich euch schon längst getötet..." Yaone erschrak, doch Kogaiji hielt sie immer noch fest im Arm. Dann schob er seine Haare aus dem Nacken und ermöglichte Dokukakuji einen Blick auf seine Verletzung, "Glaubst du mir jetzt, Bruder?!" Verwirrt und entsetzt starrte dieser auf das Loch und begriff, dass Kogaiji die Wahrheit sagte. "Wie konntest du die Manipulation stoppen?", fragte Yaone. "Ich erinnere mich an einen Kampf mit Rieko und Suki, dann schlugen sie mich bewusstlos und müssen mir das Ding entfernt haben.", er deutete auf das Metallstäbchen am Boden. Yaone griff danach und betrachtete es interessiert. "Dieses Schwein!", zischte sie wütend, "Zuerst Lilin und jetzt du!" "Lilin???!!!", Kogaiji schob sie ein Stück von sich weg, "Was ist mit Lilin?! Was hat er ihr angetan?!" Yaone und Dokukakuji blickten gleichzeitig zu Boden. "Das wissen wir nicht...", begann er, "Gyokumen Koshu wollte sie sehen und seitdem ist sie nicht mehr aufgetaucht." Betrübtheit machte sich auf seinem Gesicht breit. "Wir müssen zu ihr!!!" Kogaiji versuchte aufzustehen, klappte aber auf der Stelle wieder zusammen. "Warte, ich heile dich." Nachdem Yaone ihn geheilt hatte, tauschten sie weitere Informationen aus. So erfuhr Kogaiji, dass Gyokumen nun mittlerweile auch im Besitz eines Sutras war, womit die Suche auf das letzte verbleibende begonnen hatte. Er beschloss, zuerst Suki und Rieko aufzusuchen und ihnen das Sutra abzunehmen, was sicherlich nicht weiter schwer werden würde, da sie anscheinend nichts damit anzufangen wussten und es an ihn verkaufen wollten. Die beiden anderen Sutren waren noch immer im Besitz der Sanzo- Bande, denen sie auch- früher oder später- über den Weg laufen würden. Somit waren 4 der begehrten Sutren schon vergeben. Es missfiel Kogaiji, dass die Geliebte seines Vaters durch den Besitz eines Sutras ihrem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen war, doch im Moment konnte er nichts gegen sie tun und es wäre besser- vor allem geschickter- ihr noch das Gefühl zu geben, alle Fäden in der Hand zu halten. Kapitel 5: »Starting All Over Again«- Kapitel 60 ------------------------------------------------ »Starting All Over Again«- Kapitel 60 Jeeps Rücksitz bot nicht im geringsten Platz für vier Personen. Zwar hatte sich Gojo aufopfernd dazu bereiterklärt, Suki auf seinen Schoß zu nehmen, doch auch durch diese selbstlose Geste wurde der Platz im Jeep nicht wesentlich größer und so quetschte sich Rieko irgendwie zwischen Goku und die Wasserratte auf die Rückbank. „Tja, da biste neidisch, was Sanzo. Ich… hier…zwischen den hübschen Mädels.“, stachelte Gojo und legte provokativ den Arm um Rieko und den anderen fester um Suki. „Klappe!“, ertönte es vom Beifahrersitz. „Wieso darf der Priester vorne sitzen und wir müssen uns hier quetschen?!“, verlangte Rieko zu wissen. „Ist doch viel kuscheliger hier.“, begann Gojo und ging bei Suki auf Tuchfühlung. „Noch son Spruch und ich knall euch beide ab!!“ „Leuteeee….Ich hab Hunger!!!“, mischte sich Goku ins Gespräch ein. Hakkai grinste vor sich hin, schaltete seine Ohren auf Durchzug und konzentrierte sich aufs Fahren. Die ohnehin schon angespannte Situation besserte sich nicht gerade durch die Anwesenheit der beiden Frauen, dachte Hakkai nach einer Weile. Ein flüchtiger Blick zu Sanzo verriet ihm, dass auch er über die beiden Neuzugänge nachdachte. Momentan hatte sich das Geschrei auf der Rückbank auf diverse Flirtversuche Gojos und die üblichen Ich-habe-Hunger- und Nenn-mich-nicht-Affe-Rufe von Seiten Gokus beschränkt. Hakkai sah Rieko durch den Rückspiegel aus an, was sie bemerkte und ihm fest in die Augen blickte. Er lächelte leicht und richtete seinen Blick nun weiter geradeaus auf die Straße vor ihnen, die sie durch eine Schlucht unentwegt nach Westen führte. „Wo fahren wir eigentlich genau hin?“, fragte Suki, als sie nicht mehr in Flirtstimmung war und Gojo links liegen ließ. Dieser zündete sich eine Zigarette an und blickte enttäuscht auf die Landschaft. „Nach Westen.“, brummte Sanzo. „Ja und… wohin nach Westen?!“ „Hör auf zu Nerven. Sei froh, dass wir euch wenigstens mitnehmen und halt für den Rest der Fahrt am besten die Klappe!“ „Zu nett!“, keifte Suki eingeschnappt und flüsterte ihrer Freundin zu, dass sie den Preis für die Sutren noch einmal erhöhen müssten, um diese Zumutung auf dem Beifahrersitz ertragen zu können. Rieko nickte zustimmend und schob den eingeschlafenen Goku zum wiederholten Male von ihr. Ihre Gedanken schweiften ab und so grübelte sie über Kogaiji nach, der, wie sie annahm, sicher nicht mehr sinnlos im Wald rumzuliegen pflegte, sondern die Verfolgung bereits aufgenommen hatte. Sie müssten sich beeilen, wenn sie den Vorsprung ausbauen wollten. So ein Flugdrache war verdammt schnell und wenn Kogaiji nur die Augen öffnete und ihre Steckbriefe entdeckte, könnte er zwecks Rumfragens schnell herausfinden, wohin sie unterwegs waren. Sie war gespannt, wie sich ihre Bodyguards anstellen würden, wenn es zum ersten Zwischenfall mit angreifenden Dämonen kommen würde. Dasselbe, dachte Sanzo soeben auch. Er hatte nämlich keine Lust, nun auch die beiden Frauen beschützen zu müssen und konzentrierte sich lieber auf seine eigenen Probleme. Seitdem sie diesem Gott gegenübergestanden und so eine erbärmliche Niederlage hatten einstecken müssen, wurde ihm klar, dass auch ihre Feinde ernst machten. Zwar hatten sie im Endeffekt doch noch gegen ihn gewonnen, waren dem Tod aber nur knapp entkommen. Einen Klotz am Bein konnte er im Moment wirklich nicht gebrauchen. Er ahnte, dass ihnen eine anstrengende Zeit bevorstehen würde und ärgerte sich erneut darüber, dass sie seine Sutren und somit quasi die Kontrolle über ihn und seine Gefährten hatten. Sie folgten noch ein paar Stunden dem Straßenverlauf und gelangten schließlich in eine „zivilisiertere“ Gegend. Kleine Sträucher wurden zunehmend größer und erste Bäume waren als Vegetation zu erkennen. Vereinzelt konnte man die Umrisse von Dörfern erkennen. Mittlerweile waren alle Insassen außer Hakkai eingeschlafen. Manchmal ärgerte es ihn, dass er der Einzige der Truppe war, der einen Führerschein hatte. Zwar konnte Sanzo auch fahren, doch die letzte Spritztour durch die Wüste hatte Jeep und vor allem seinen Nerven überhaupt nicht gut getan. Und so musste wohl er wieder selber fahren. Jeep gab plötzlich ein sehr ungesundes Geräusch von sich und Hakkai stoppte den Wagen, was alle anderen aus dem Land der Träume zurückholte. „Wasn los?“, fragte Goku verpennt und rieb sich den Schlaf aus den Augen, „Sind wir schon da? Gibt’s Essen?“ „Leider nein… ich befürchte, wir müssen einen kurzen Zwischenstopp einlegen.“, antwortete Hakkai und stieg aus. „Irgendwas nicht in Ordnung?“ Auch Sanzo trat zu Hakkai hinaus, der inzwischen die Motorhaube geöffnet hatte und konzentriert auf den Motor starrte. „Jeep scheint sich noch nicht so richtig erholt zu haben.“ „Hey, Schätzchen, aufwachen.“, murmelte Gojo und kitzelte Suki, die trotz des Halts wieder eingeschlafen war und kitzelte sie an den Rippen. Sie schreckte hoch und sah ihn äußerst giftig an. Er hob schützend die Hände, worauf auch sie das Auto verließen. Gespannt beobachtete Goku Hakkais erfolgslose Versuche am Motor herumzuschrauben. „Es bringt nichts, wir müssen eine Pause einlegen und ihn sich ausruhen lassen.“ „Du willst das Auto sich ausruhen lassen???!“, fragte Suki ungläubig nach und setzte ein leises Freak! hinterher. In diesem Moment verwandelte sich das Auto in einen kleinen weißen Drachen, der erschöpft zu Boden sank. Hakkai war sofort zur Stelle, kraulte ihm den Nacken und hob ihn hoch. Sukis Ungläubigkeit veränderte sich schlagartig in absolute Fassungslosigkeit, was schnell von einem Zustand der Entzückung abgelöst wurde, denn sie – und Rieko- stießen synchron ein oooohhhh, ist der aber süß!!!! aus. Von Seiten Sanzos folgte ein entnervtes Aufstöhnen, auch Hakkai sah sie leicht irritiert an. Suki strich Jeep vorsichtig über das Fell, zuckte aber zurück, als er sie versuchte zu beißen. „Verdammtes Mistvieh!“, fluchte sie, womit sich ihre Sympathie dem Drachen gegenüber auch schon wieder in Luft aufgelöst hatte und sie sich zu Gojo trollte, der ritterlich ihre Hand nach Kratzern untersuchte. „Er mag es nicht, wenn Fremde ihn anfassen.“, erklärte Hakkai. „Pfff…und wieso beißt er Rieko dann nicht?!“ Alle Blicke lagen nun auf Rieko, die Jeep genüsslich kraulte und er nicht die geringsten Anstallten machte, sie zu vertreiben, sondern ein zufriedenes Quietschen von sich hören ließ. „Was denn???!!“ „Bisher hat sich wohl noch kein Mann darüber beschwert, von dir gekrault zu werden, was?!“, grinste Gojo, „Mein Nacken ist auch so verspannt. Wie wär’s?“ Rieko grinste zurück, „Lass das lieber Suki übernehmen…!“ Sanzo beobachtete die ganze Situation genervt, übersah allerdings Rieko, die mittlerweile aufgestanden war und sich zu Goku gesellte, der hinter ihm stand, drehte sich abrupt um und rannte somit geradewegs in sie hinein. „Pass doch auf!!“, maulte sie ihn an. „Steh du mir nicht im Weg!!!“, keifte er zurück. „Was bildest du dir eigentlich ein? Denkst wohl, du kannst dir alles erlauben, nur weil du den Titel „Sanzo“ trägst!!“ „Würdest du die Sutren nicht bei dir tragen, hätte ich dich schon längst abgeknallt, Miststück.“ Rieko holte zum Schlag aus, der jedoch von Goku verhindert wurde. Gojo hielt derweilen Sanzo im Zaum. „Hey, Priesterchen, die Kleine ist doch der Hammer. Wenn du nicht so nen schlechten Charakter hättest und ohnehin nicht so abstoßend wärst…, hättest du vielleicht ne Chance bei ihr.“, flötete ihm Gojo zu. „Vergiss es, nicht mein Typ!“ Sanzos und Riekos Blicke kreuzten sich für einige Sekunden, worauf sich beide von ihren Bewachern lösten und in entgegen gesetzte Richtungen verschwanden. „Die ist wie Sanzo.“, stellte Goku fest und sah Rieko nach, die sich immer weiter entfernte. „Nur hübscher!“, ergänzte Gojo. Während ihrer unfreiwilligen Rast gingen alle ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Goku riss sich die Notverpflegung unter den Nagel und kaute genüsslich auf einem Stück Steak herum, Gojo und Umschwärmte kuschelten sich nebeneinander und versuchten erneut zu schlafen, Sanzo spielte gelangweilt mit seinem Revolver und ließ das Magazin auf- und zuknacken während sich Hakkai liebevoll um Jeep kümmerte, dem es schon wieder etwas besser zu gehen schien. Nur von Rieko fehlte jede Spur, da sie seit der Kollision mit Sanzo wütend davon gebraust war und irgendwo in der Gegend herumgeisterte. „Sanzo, sieh doch mal nach Rieko.“, forderte ihn Hakkai auf, als sich auch Goku schlafen gelegt hatte. „Spinnst wohl! Wieso sollte ich?!“ „Weil sie die Sutren hat…“ Augenblicklich erhob er sich und ging fluchend in die Richtung, die sie zuvor eingeschlagen hatte. Verdammtes Mädchen, machte ihm nur Schwierigkeiten und dabei waren sie erst seit diesem Morgen unterwegs…, grummelte er vor sich hin. Verdammter Priester, machte ihr nur Schwierigkeiten, erboste sich Rieko zur selben Zeit, als sie über den bisherigen Verlauf ihrer Reise nachdachte. Obwohl sie sich erst seit gestern kannten, waren sie schon unzählige Male aneinander geraten. Entweder er bedrohte sie sinnlos mit seinem Revolver oder sie mussten sich unschöne Beschimpfungen seinerseits anhören, die sie derartig erbosten, dass sie nicht anders konnte, als ihm eine reinzuschlagen. Leider wusste er sich zu verteidigen, was die ganze Situation nicht sonderlich verbesserte. Suki ging er ebenso auf die Nerven, was sicher auch hier auf Gegenseitigkeit beruhte. Missmutig lehnte sie sich an einen Baumstumpf an. Der Rastplatz musste jetzt bestimmt schon einige hundert Meter in der Ferne liegen und sie konnte ihn hinter den Bäumen nur noch vermuten. Doch sie würden eh nicht ohne sie fahren, da war sie sich sicher, denn Suki würde dann, sollte es so sein, ganz schön Rumstänkern. „Suchst du Streit?!“, zischte sie, als sie eine Person auf sich zukommen sah, bei der es sich eindeutig um den verfluchten Priester handelte. „Du legst es ja drauf an!“, zischte es zurück und eh sie sich versah, hatte er seine Waffe auch schon auf sie gerichtet. Unbeeindruckt sah sie ihn an. „Was willst du?!“ Er kam näher und setzte sich neben sie. Etwas zu dicht, wie sie fand. „Wir brechen gleich wieder auf. Leider bin ich es, der dich holen sollte. Könnte mir auch Schöneres vorstellen.“ „Dann geh halt wieder.“ „Jetzt bleibe ich etwas, wenn ich schon mal hier bin.“ „Wenn du meinst.“, nörgelte sie und widmete ihre Aufmerksamkeit unverändert dem umgeknickten Baum vor sich. Sie saßen schweigend nebeneinander, bis er auf einmal den Arm um sie legte. Perplex sah sie ihn an. „Was soll das?!“, sagte sie und schob seine Hand von ihrer Schulter, die er jedoch sofort wieder dort platzierte. „Jetzt zier dich nicht so.“ Er hielt sie fester und zog sie zu sich heran. Rieko stützte sich dagegen und versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. Er grinste fies. Flink zog sie ihren Dolch und schnitt ihm die Kehle durch. Sanzos Körper fiel schlapp zur Seite und sein Gesicht änderte sich in das eines Dämons um, dessen Fratze sie noch immer aus den leeren Augen fies angrinste. Mit einem Hieb stieß sie den leblosen Korpus zur Seite und stand, sich umsehen, auf. Sie ging einige Schritte Richtung Rastplatz und fand sich dem nächsten Sanzo gegenüber. Er betrachtete sie mit ebenso viel Argwohn, wie sie ihn. „Dein Glück, dass du ihm nicht auf den Leim gegangen bist, ich hätte nämlich nicht eingegriffen.“ „Keine Panik, ich kann sehr wohl auf mich allein aufpassen.“, sie blickte ihm fest in die Augen, „Oder glaubst du wirklich, ich falle auf so eine billige Kopie rein? Dafür stank er zu wenig nach Fisch.“ Sein Blick haftete ebenso fest auf ihren Augen, die ihn unverändert wütend anfunkelten. Eine Explosion lenkte ihre Aufmerksamkeit nach Norden. Wortlos spurteten sie los und erreichten den Rastplatz, wo der Rest des Geschwaders sich bereits von Dämonen umzingelt sah. Goku sprang in die Menge und tötete die Hälfte ihrer Angreifer, den Rest übernahm Hakkai, der sie mit einem Energiegeschoss vernichtete. „Hey, da seid ihr ja!“, rief ihnen Suki zu. „Was war los?“, fragte Rieko. „Nur ein üblicher Angriff.“, antwortete Gojo und zuckte gelangweilt mit den Schultern. „Üblich? Passiert so etwas öfters?“ „Wir ziehen die Dämonen nun mal an.“, sagte Sanzo zu ihr, „Da haben wir uns daran gewöhnt.“ „Ist doch ne nette Abwechslung, was meint ihr?!“, grinste Goku. Suki sah ihn verständnislos an. „Rieko wurde eben auch angegriffen.“, meinte nun wieder Sanzo, „Wir sollten weiterfahren…Hakkai?!“ Hakkai nickte, doch ein weiterer Feuerball schlug neben ihnen ein und warf alle Anwesenden zu Boden. „Noch mehr?!“, fragte Suki und rappelte sich auf. Einige Dämonen traten zwischen den alten Bäumen und Sträuchern, gefolgt von immer weiteren, hervor und umzingelten sie letztendlich, sodass sie keine Möglichkeit hatten zu entkommen. „Na toll,…“, murrte Gojo, „gehen Kogaiji die Handlanger etwa nie aus???!!“ Rieko und Suki sahen sich perplex an. Jede kannte die Gedanken der anderen. Woher kannte Gojo Kogaiji?! „Wen meinst du?“, fragte Suki und bemühte sich einen so neutralen Tonfall wie es nur ging an den Tag zu legen. „Unser Gegenspieler.“, beantwortete Hakkai ihre Frage, da Gojo gerade damit beschäftig war seine Waffe zu beschwören und auf die Dämonen einzudreschen, „Er sucht ebenfalls die Sutren, um Gyumao wiederzuerwecken.“ Auch er stürzte sich auf einen Teil der Dämonenschar. Weitere verwirrte Blicke zwischen Rieko und Suki folgten. „Was ist los?“, fragte sie Goku, „Los, macht mit!!!!“ und mit einem Freudenschrei ging er auf seine Gegner los. Das ließ sich Suki nicht zweimal sagen, zog ihre Schwerter und konterte unzählige Angriffe. Während ihres Kampfes sah Gojo interessiert zu ihr herüber, was sie bemerkte und sich dementsprechend erst recht von ihrer besten Seite zeigte. Flink und ebenso betont geschmeidig wich sie den Angriffen aus und tötete einen Dämon nach dem anderen. Doch es wollten einfach nicht weniger werden; was auch Sanzo skeptisch werden ließ. Er schoss in die Menge, traf mit jedem Schuss auch sein Ziel, doch die Zahl ihrer Gegner wollte einfach nicht abnehmen. Ein Aufschrei holte ihn aus seinen Gedanken zurück und er sah Rieko, mittlerweile von sechs Dämonen umgeben, die alle auf sie einschlugen. Weiber, dachte er. Können sich noch nicht mal selbst verteidigen. Er feuerte eine Kugel ab, die einen Dämon zwischen den Augen traf und zu Boden schickte. Rieko bohrte derweilen einem anderen ihren Dolch in die Magengegend, worauf auch dieser zu Boden fiel. Mit einem genervten Aufstöhnen stand Sanzo auch schon neben ihr und verhinderte den nächsten Angriff auf sie. „Streng dich gefälligst ein bisschen mehr an! Noch einen Klotz am Bein kann ich beim besten Willen nicht gebrauchen!“, sagte er Rücken an Rücken stehend zu ihr. Sie entgegnete nichts, sondern schlug einen weiteren Gegner nieder. Verbissen versuchte sie sich gegen die Übermacht der Dämonen zu wehren, doch es waren einfach zu viele. Sie sah nur, wie ein Energieball auf sie zu flog und da ausweichen unmöglich war, zog sie schützend die Arme über ihren Kopf. Doch das Geschoss traf sie nicht. Verwirrt blickte sie auf und sah Sanzo, der sich über sie gelehnt und den Angriff abgefangen hatte. „Was…?!“ „Gib mir das Sutra!!!“, befahl er ihr und stützte sich halb auf sie, halb auf den Boden auf, das Gesicht vor Schmerz verzerrt. „Aber…-“ „Nichts aber! Gib es mir, dann haben wir eine Chance zu gewinnen!“ Seine Augen waren fest auf die ihrigen geheftet. Ein weiteres Energiegeschoss traf Sanzo und ließ ihn weiter zusammensinken, „Los!!! Mach schon!“ Rieko griff in ihre Tasche und zog die Pergamentrolle hervor, die Sanzo auch sogleich an sich nahm. Er sah sie noch einmal flüchtig an und begann das Sutra zu rezitieren. Während er den Bannspruch sprach, wurde Rieko so langsam erst bewusst, über was für eine Macht das Sutra doch verfügte. Der Ort war plötzlich von einer solchen Macht erfüllt, die sie bisher noch nie gespürt hatte. Suki, am anderen Ende des Kampfplatzes, hielt inne und sah zu ihrer Freundin hinüber. Was für eine Kraft, schoss es ihr durch den Kopf. Sie sah, wie die Dämonenschar sich Schlag auf Schlag verringerte, alles nur durch den Bannspruch des stinkenden Priesters. Sie hatte ihn unterschätzt, musste sie missmutig feststellen. Die Dämonen zerfielen einer nach dem anderen zu Staub. „Woah…scheiße…“, war das Einzige, was Suki nach diesem Spektakel hervorbrachte. Sanzos überheblichen und selbstgefälligen Blick ignorierte sie und strich sich mit einem Tuch das Blut vom Arm. „Bist du verletzt?“, erkundigte sich Gojo. „Nein, das ist nicht mein Blut.“, sie lächelte ihn an, woraufhin er einen Arm um sie legte und sie für ihre Kampfkünste lobte, die ihn doch sehr beeindruckt hatten. Während sich die einen Honig um den Mund schmierten, wühlte Hakkai in den Staubresten der Dämonen herum und fand das, wonach er gesucht hatte. Er hielt ein kleines Spielzeugauto hoch und deckte noch weitere Actionfiguren und Spielsachen auf. „Shikigami. So, wie ich es vermutet hatte.“, sagte er zu Sanzo, der zustimmend nickte. „Die waren aber doof…“, maulte Goku, „Das waren zwar viele, aber so richtig was, hatten die ja nicht drauf.“ Auch Rieko trat zu ihnen heran und betrachtete skeptisch die Spielzeuge am Boden. „Da hatte einer aber Langeweile, was?!“ Aus welchen Gründen auch immer, war es ihr plötzlich unangenehm Sanzo gegenüber zu stehen. Dass er sie beschützt hatte, verwirrte sie, da er es vorher ja nicht für nötig gehalten hatte. Die einzige sinnvolle Erklärung war das Sutra das sie bei sich trägt. Vielmehr getragen hatte, denn nun, war es wieder in Sanzos Besitz. Das hielt sie auch für das Bessere, denn er war der Einzige, der es nutzen konnte, was ein klarer Vorteil im Kampf war. „Sanzo…“, rief sie nach ihm, „Das Sutra ist bei dir momentan besser aufgehoben.“ Er drehte sich zu ihr: „Dann gib mir das zweite auch noch zurück!“ Allmählich verschwand das verwirrende Gefühl und er ging ihr durch seine Arschlochtour wieder auf die Nerven. „Das kannste knicken! Das bleibt schön bei uns!!“ „Richtig!!!“, mischte sich auch Suki ein, „Ihr braucht doch noch n Ansporn uns dabei zu haben.“ „Mir wäre es lieber, unsere gemeinsame Reise wäre ab dem heutigen Tag schon wieder beendet!“ „Also du bist mir schon Ansporn genug…“, schnurrte Gojo zu Suki, die sich flugs wieder in seinen Armen befand. „Lasst uns fahrn!!!! Ich will was Essen!!! Hakkai, was macht Jeep???!!!“ Goku sah sehnsüchtig zu dem Drachen auf Hakkais Schulter und betete inständig, sie mögen in den nächsten Stunden an ihrem Ziel ankommen. Kapitel 6: »Feel Better« - Kapitel 61 ------------------------------------- »Feel Better« - Kapitel 61 Als sie letztendlich (nach zwei weiteren Tagen Fahrt) in Nakaji ankamen, ging die Sonne bereits unter und hing nur noch wie eine überreife rote Apfelsine am zunehmend dunkler werdenden Abendhimmel. Die Stadt war bisher die größte und modernste, die sie auf ihrer Reise passiert hatten. Außer ihrem Jeep gab es hier sogar noch andere Autos- zwar nicht viele, doch man konnte sagen, dass die Leute den Gebrauch von Technik hier exzessiv- im Vergleich zu anderen Städten oder Dörfern- nutzten. So kutschierte Hakkai das ganze Geschwader durch die Straßen, auf der Suche nach einer Herberge für die Nacht. „Können wir nicht mal in ein besseres Hotel absteigen?!“, sagte Goku, als sie keine Anstalten machten an einem der vielen Gasthöfe anzuhalten. Sanzo winkte jedes Mal ab und Hakkai fuhr brav weiter. „Vergiss es, das ist viel zu teuer.“, belehrte ihn sein Herrschen. „Aber wir haben die letzten drei Nächte in der Wildnis verbracht und deshalb steht uns jetzt etwas Luxus zu!!“ „Stimmt genau!“, unterstützte Rieko ihre Freundin. „Ja! Und außerdem gibt es da besseres Essen!“ „Ist ja was neues, dass du kleiner Affe beim Essen wählerisch bist!“ „Ich hab dir verboten mich Affe zu nennen, du dumme Kakerlake!“ Gojo und Goku begann sich über Rieko und Suki auf der Rückbank zu streiten, was jedoch durch einen schrillen Aufschrei von Seiten Riekos unterbrochen wurde und Hakkai abrupt in die Eisen trat. Der Jeep blieb mit einem Ruck stehen, was die beiden Streithähne dazu brachte von einander zu lassen. Sanzo und Hakkai drehten sich gleichzeitig nach hinten um. Das Gesicht des einen lag in Sorgenfalten, während das des anderen wie gewohnt wütend dreinschaute. „Was ist denn jetzt schon wieder los???!!!“, verlangte letzterer zu wissen. „Da…“, Rieko deutete nach links auf ein großes Gasthaus, „…da gibt es ein ONSEN- BAD!!!!!“ Sanzo stöhnte genervt auf, doch von Seiten der anderen folgte rege Zustimmung. „Oh bitte, Sanzoooo….“, bettelte Goku „Nein!!! Das ist viel zu teuer!“ „Nun zier dich nicht so Schnukiputz, schließlich ist es doch das Geld der Götter, was du immer ausgibst!“, mischte sich Gojo ein. „Wenn du mich noch einmal so nennst, bist du des Todes!“ „So ein heißes Bad könnte uns allen gut tun, Sanzo.“, appellierte Hakkai an sein Gewissen- falls Sanzo eins besaß, „All die Strapazen und Kämpfe. Hier können wir endlich mal zu neuen Kräften kommen.“ „Und ich kauf dir nicht ab, dass du so ein wohltuendes Bad ablehnen würdest.“, Rieko legte von hinten die Arme um Sanzo und ihren Kopf auf seine Schulter. Er blickte sie teils interessiert, teils verärgert an. Noch bevor er etwas sagen konnte, waren ihre flinken Finger unter seine Kutte gewandert und zogen triumphierend die Kreditkarte hervor. Ebenso schnell sprang sie aus dem Auto, gefolgt von Gojo zusammen mit Suki, Goku und Hakkai, die ihr Vorhaben schnell verstanden hatten. Sie erreichten die Eingangshalle, die vornehm rustikal im alten chinesischen Stil gehalten war und eilten zur Rezeption, um zu buchen. „Wir brauchen drei Doppelzimmer.“, sagte Hakkai freundlich zur alten Frau, die ihre Reservierung mit einem zahnlosen Lächeln entgegennahm. „Und Abendessen!“ „…Und Eintritt zum Onsen!!!“, vervollständigten Goku und Suki. Die Oma kramte hinter sich im Schrank und zog drei Zimmerschlüssel hervor. „Das macht dann 13'000 Yen.“ Rasch gab Rieko ihr die Karte und warf einen flüchtigen Blick gen Tür, die Sanzo bereits passiert hatte und nun, mit Jeep auf der Schulter, dem Schauspiel belustigt folgte. Erkannte Suki da gerade so etwas wie ein Grinsen in seinem Gesicht? Auch Goku drehte sich um und zuckte zusammen. „Hehe… Sanzo…“, stammelte er. „Was habt ihr denn?“, er trat zu ihnen, „So einen unnötigen Aufstand hättet ihr nicht machen müssen, ich habe letztendlich nichts gegen den Besuch hier gesagt.“ Entgeistert sahen ihn fünf Augenpaare an. „Was geht denn mit dir??!“, sagte Gojo baff. Sanzo grinste noch immer fies. „Die gehört mir, Kleine!“, er riss Rieko die Kreditkarte aus der Hand, „Und wenn du so etwas noch einmal versuchst, knall ich dich ab!!“ Gojo schlang sich ein Handtuch um die Hüfte und watschelte den Steinweg zum Onsen entlang, das draußen im großen Hinterhof des Hotels lag und teilweise an den sich dahinter befindlichen Berghang grenzte, sodass man von dem Bad einen guten Panoramablick über die Stadt und Umgebung werfen konnte. Mit einem entspannten Seufzen sank er ins warme Wasser und genoss die Hitze und den hinaufsteigenden Dampf. Allmählich trudelten auch Goku, Hakkai und Sanzo ein, die sich zu ihm ins Wasser gesellten. Eine Trennwand aus massivster Eiche Natur teilte das Becken und Gojo vermutete dort hinter den Bereich, der den Frauen zugeteilt war. Zu gerne hätte er sich zusammen mit Suki im Wasser vergnügt… Ein Platschen holte ihn aus seinen Fantasien zurück und Goku tauchte neben ihm auf, spritzte ihn nass. „Hey!!! Was soll das, ich versuche mich hier gerade zu entspannen!!!“ „Ich tauche!!!“ „Ich glaube dieses Becken ist nicht groß genug für uns zwei, was?!“ Hätte Sanzo seinen Revolver griffbereit gehabt, hätte er sicher Gebrauch davon gemacht, doch da dies nicht der Fall war, musste er sich die Streitereien wohl oder übel mit anhören. Hakkai bemerkte den verärgerten Gesichtsausdruck seines Gegenübers und sprach ihm beschwichtigend zu: „Lass gut sein. Einfach weghören.“ „Was meinst du, was ich gerade versuche, wenn mich nicht ständig jemand voll schwafeln würde!!“ Wieder ganz der Alte, stellte Hakkai fest und sank noch ein Stückchen tiefer ins Wasser. „Du hast den Priester ja ganz schön aus der Fassung gebracht.“, bemerkte Suki, als auch sie auf dem Weg zum lang ersehnten Bad in den heißen Quellen waren. „Wie meinst du das?“ „Sonst hätte er uns bestimmt wieder mit dem Tod gedroht, so, wie er es immer tut.“ „Quatsch!“, entgegnete Rieko schnell. Beide stiegen ins Wasser und lehnten sich genüsslich an die Steinwand an. Suki ließ ihren Blick über die Stadt schweifen. Hier ließ es sich aushalten; wenn jetzt noch ein netter männlicher Begleiter an ihrer Seite wäre, wäre es perfekt. Sie musste an Gojo denken, der sich sicher hinter der Trennwand befand. Sich mit ihm im Wasser zu vergnügen, würde ihr gefallen. Unweigerlich musste sie grinsen, was Rieko bemerkte. „Lass mich raten, du denkst an Gojo, stimmt’s?!“ „Ach… wie kommst du denn darauf…..?!“, sie zog eine Augenbraue hoch, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah ihre Freundin forsch an. „Was?“ „Darum geht es jetzt aber nicht!“, ein Grinsen umspielte Sukis Lippen, „Es ist doch viel interessanter, über dich und Sanzo zu reden.“ „Da gibt es aber nun mal nichts, worüber man reden könnte.“ „Bist du interessiert?“ „Nein!!!!“, entgegnete Rieko gereizt; etwas zu gereizt, wie Suki fand und daraus schloss, dass sie es unter der Hand doch war. „Ich meine…“, setzte Rieko nach, „Er sieht gut aus und-“ „Und ist genau dein Typ-“ „…Hat aber einen verdammt schlechten Charakter, was es mir außerordentlich schwer macht, ihn zu mögen; wollte ich sagen!“ „Hmmm… bestimmt…“ „Ich würde ihm am liebsten eine rein schlagen, so sehr geht er mir auf die Nerven…!“ „…Und dabei ist es doch ganz genau das, was du an ihm so anziehend findest…“, Suki spielte verträumt mit einer ihrer Haarsträhnen herum. „Bitte???!!!“ „Guck’ dir Kogaiji an… sein Charakter stinkt ebenfalls zum Himmel; jedenfalls das, was ich von ihm bei unserer kleinen Auseinandersetzung mitbekommen habe…“ Als sie zu Rieko aufsah, erntete sie empörte Blicke. „Glaub’ mir, ich kenne dich nun schon so lange, dass ich es merke, wenn dir ein Kerl gefällt. Das war bei Kogaiji und den anderen genau so.“ „Was war genau so?“, hakte Rieko nach. „Das Katz- und Mausspiel. Immer dieses Hin- und Her zwischen Zuneigung und Abneigung.“, sie machte eine kurze Pause, „Wusstest du, dass Hass ein Grundstein für eine leidenschaftliche Liebesbeziehung ist?!“ Rieko stöhnte empört auf, betrachtete gedankenverloren ihre Hand im Wasser und hörte Suki weiter zu. „Das wär für mich alles viel zu kompliziert… Ich such mir nen Typen, der mit mir auf derselben Wellenlänge ist und dann ist die Sache geritzt.“ „Oh ja… und ich kenn dich nun auch schon gut genug, um zu sagen, dass der nächste nicht mehr lange auf sich warten lässt. Meinst du, er sitzt grade hinter der Trennwand?“, fragte Rieko ungeniert, „ Nackt…!“ „Und der Priester direkt daneben. Mit ebenso wenig an…“ Beide sahen sich an und mussten lachen, was allerdings durch plötzliches Geschrei unterbrochen wurde. „Du mieser pseudo- Wasserdämon!!!“, erklang es von der anderen Seite, „Lern erst mal richtig schwimmen, bevor du baden gehst!!!!“ „Verdammter Gierpickel, lass mich endlich in Ruhe und mach das, was du am besten kannst- schlafen und fressen!!!“ „Ich fresse nicht!!!! Du bist doch wohl der jenige, der sich alles auf einmal in den Mund stopft!!!“ „Ok, sie sind tatsächlich hinter der Wand.“, stellte Rieko fest. Das nächste was sie zu hören bekamen, war ein lautes Gurgeln. Sanzos dunkle Stimme erklang, doch auch seine Drohungen machten die Situation nicht besser. „Du hast sie wohl nicht mehr alle!!!!“, keifte Goku, nun wieder aufgetaucht, und begann mit Gojo zu ringen, wobei sie das ein oder andere Mal gegen die Trennwand stießen und diese bedrohlich an zu wackeln fing. Suki und Rieko sahen sich an, blickten zurück auf die Wand und realisierten erst dann, dass diese immer mehr auf sie zu kam und mit einem lauten Platsch ins Wasser fiel. Im aufsteigenden Dampf konnten sie Umrisse von vier Männern erkennen und fanden sich postwendend der Sanzo- Bande gegenüber. Alle Teilnehmer dieses Spektakels starrten sich wie ein Eichhörnchen wenn’s donnert an. Selbst Gojo und Goku hielten inne und blickten perplex- in einer ungünstigen Pose- zu den beiden Frauen hinüber. Hakkai sah verlegen zu Boden, Goku begriff noch immer nicht so recht, was eigentlich passiert war und ließ sich von Gojo erneut unter Wasser drücken. „Hey, was für eine nette Überraschung!“, fand Gojo als erster die Sprache wieder und entschied sich, die eh schon peinliche Situation durch einen seiner Kommentare aufzulockern. Da hatte er es endlich, Suki, nur wenige Schritte von ihm entfernt… Zwar war sie bis zum Hals im Wasser, doch man konnte vermuten, was sich weiter südlich befand… seine Gedanken schweiften erneut ab und kreisten nur noch um das eine Thema. Während einer seiner Badegenossen neben ihm immer noch krampfhaft versuchte, nicht in die Richtung von Suki und Rieko zu gucken, konnte Sanzo seinen Blick im Moment nicht im Geringsten von Rieko abwenden. Sie ebenso wenig von ihm. Suki betrachtete genüsslich Gojos Bauchmuskeln. Ein Blubbern machte ihn darauf aufmerksam, dass er den Affen noch immer untergetaucht hielt und er ließ ihn wieder an die Oberfläche gelangen. Goku ließ ein klägliches Röcheln von sich hören, bis er wieder im Stande war richtig Luft zu holen. „Na toll…!“, keifte Sanzo, „Du dämliche Wasserratte!!!! Kannst du nicht besser aufpassen???!!!!“ worauf Goku ihm einen Hieb gegen die Stirn verpasste: „Genau!“ „Was?! Jetzt bin ich es schon wieder Schuld?! Der dumme Affe hat doch angefangen!!!“ Gojo richtete sich bedrohlich auf und ging (watete viel mehr) auf Sanzo zu, der ihn äußerst verstimmt anblinzelte. Rieko konnte Sukis freudiges Quietschen deutlich hören, als sich Gojo etwas weiter aus dem Wasser erhob, doch zu ihrem Missfallen reichte ihm das Wasser immer noch bis zur Hüfte, was sich in einem enttäuschten Seufzen kenntlich machte. „Fass mich nicht an! Vor allem nicht HIER!!!“ „Hat da jemand Berührungsängste?“, frotzelte Gojo weiter. Suki schien er vor Zorn vergessen zu haben. „Von einer schmierigen Kakerlake lasse ich mich nun mal nicht gerne betatschen, und schon gar nicht wenn…-“ Gojo holte zum Schlag aus, der allerdings von Hakkai aufgefangen wurde. „Hakkai?!“, schrie Gojo. „Auch wenn Sanzo es verdient hat, ist das hier nicht der richtige Ort geschweige denn die richtige Zeit dafür.“, er lockerte seinen Griff und deutete zu Suki und Rieko, die noch immer regungslos am Beckenrand lehnten und das ganze Spektakel interessiert betrachteten. Nun folgte Gojos Kopf der Zeigerichtung und er lächelte verlegen. „Komm Suki, wir gehen. Dann können die Herren der Schöpfung ungestört weiter machen.“, sagte Rieko und wollte nach ihren Badetüchern angeln, wurde jedoch von ihrer Freundin zurückgehalten, die noch immer fasziniert auf Gojo stierte. „Lass mal, ich schlage vor, dass sie zuerst gehen!“, sie grinste ihn verschmitzt an. „Das hättest du wohl gerne, Süße.“, Gojo schwamm etwas auf sie zu, „Du willst ja nur meinen wohlgeformten Astralkörper bewundern.“ „Durchschaut…“, auch Suki näherte sich ihm immer mehr. „Suki!“, zischte Rieko und warf ihr ein Handtuch zu. Enttäuscht zuckte Suki mit den Schultern. „Deine Anstaltsdame will wohl nicht, dass es hier noch heißer zugeht…“ „Deine aber auch nicht, Gojo!“, rief Rieko und deutete auf Hakkai, der sich mittlerweile außerhalb des Wassers befand (natürlich mit Handtuch bekleidet) und seinem Freund auffordernde Blicke und darauf ebenfalls ein Handtuch zuwarf. „Tja, Schätzchen, dann müssen wir das noch etwas verschieben.“ „Sieht fast so aus…“ Suki schlang sich das Handtuch irgendwie unter Wasser um und verließ zusammen mit Rieko das Bad. „Seitdem ich mit euch unterwegs bin, hab ich kein Glück mehr mit Frauen und jetzt, wo ich so ne dermaßen klasse Braut an der Angel habe, müsst ihr mir schon wieder die Tour vermasseln??!!!!“, keifte Gojo, als die beiden außer Hörweite waren, „Goku interessiert sich noch nicht für Frauen, du Hakkai hängst noch immer an deiner Verflossenen und Sanzo…ph.. der ist zu unfähig Rieko anzubaggern! Also lasst mir doch meinen Spaß und kümmert euch um eure eigenen Probleme.“ Stille trat ein. Hakkai sah ihn verärgert an, Goku schipperte noch immer durchs Wasser und Sanzo beendete das Gespräch mit einem mürrischen: „Du spinnst, Nichtsnutz!“, worauf er mitsamt Goku und Hakkai ebenfalls das Bad verließ. Fluchend schlug Gojo aufs Wasser und trottete ihnen hinterher. Kapitel 7: »I Refused«- Kapitel 62 ---------------------------------- »I Refused«- Kapitel 62 Zurück in ihrem Zimmer ließen Suki und Rieko die Geschehnisse noch einmal Revue passieren. Beide lagen nebeneinander uns starrten an die Zimmerdecke. „Mir passt es nicht, dass der Priester eins seiner Sutren wieder hat.“, meckerte Suki. „Mir auch nicht…“ „Vielleicht isses sogar besser, denn dadurch können wir uns alle besser verteidigen. Wenn sie sagen, dass es nichts Neues für sie ist, dass Dämonen sie angreifen, haben wir so eine größere Chance gegen sie zu gewinnen.“ Rieko brummte und drehte sich zu ihr um. „Wasn los?“ „Warum hat er mich beschützt?“ „Weil du das Sutra hast.“ „Denke ich auch, aber…“ „Was aber?“ „Ach, nicht so wichtig!...Ehrlich nicht!“ „Nicht das du dich in den Scheißkerl verliebst.“ „Nein, das passiert schon nicht. Es hat mich halt nur beschäftigt.“ „Da ist er mal ausnahmsweise über seinen Schatten gesprungen und hat was Gutes getan!“, Suki wuschelte ihr durch die Haare und legte ein Schmollen auf, „Und was mach ich mit Gojo?“ „Da scheint doch schon alles geritzt zu sein- wenn ich dich zitieren darf. Er scheint dich sehr… toll zu finden.“ „Dann soll er endlich zu Potte kommen!“ „Hey, wir kennen uns erst seit ein paar Tagen, da kannst du noch nicht so viel erwarten…und da wäre sicher schon so einiges gelaufen, wenn man euch nicht immer stören würde…“, Rieko legte eine Unschuldsmiene auf und war nun diejenige, die die Frisur ihrer Freundin zerstörte, „Und das was man heute gesehen hat, war doch nicht zu verachten, oder?!“ Beide mussten lachen, „Aber hallo!!!“, Suki grinste in sich hinein, „Ich geh auf den Balkon und rauche. Scheiß Nichtraucherzimmer!“ Mit diesen Worten stand sie auf und ging in die sternklare Nacht hinaus. Kapitel 8: »Speak When Spoken To« -Kapitel 63 --------------------------------------------- »Speak When Spoken To« -Kapitel 63 Rieko öffnete die Zimmertür und sah sich Gojo gegenüber: „Hallo, schöne Frau!“, er legte den Arm um sie, trat ein und fügte hinterher, „Wo ist denn Suki?“ Rieko lächelte ihn an und deutete auf den Balkon. „Tut mir leid, es ist ja nicht so, dass ich dich nicht mag, aber Suki… wie soll ich sagen…“ „Ich weiß schon was du meinst….“, grinste sie weiter. Er zwinkerte ihr zu. Mit einem geräuschvollen Rauschen öffnete und schloss sich die Balkontür und Suki gesellte sich zu ihnen. Als sie Gojo erblickte, warf sie ihm ein verführerisches Lächeln zu. Er ließ von Rieko ab und setzte sich neben Suki aufs Bett, wo er dann dezent näher rückte und ohne lang zu Fackeln eine Hand auf ihrem Bein und die andere auf ihrer Taille platzierte. „Was haltet ihr von ner Runde Mah Jongg?“, er sah Suki tief in die Augen, „So, zum besser Kennen lernen?!“ „Immer doch.“ „Wir haben auch Bier.“, richtete er sich nun auch an Rieko, welche zustimmend nickte. Suki immer noch im Arm haltend führte Gojo sie zu seinem Zimmer, wo der Rest sich auch schon um einen Tisch versammelt hatte. Hakkai nippte an seinem Bier, Goku aß immer noch (oder schon wieder) etwas und Sanzo lehnte rauchend an der Wand. „Seht mal, wen ich gefunden habe.“, verkündete Gojo. Zwei der Anwesenden begrüßten sie mit Freundlichkeit, doch bei Sanzo trafen sie wie gewohnt auf Ignoranz. „Du rauchst zu viel!“, begrüßte Rieko ihn und nahm auf dem freien Kissen zwischen dem Priester und Hakkai Platz. „Und du strapazierst meine Nerven.“ Goku schüttete die Spielsteine aus und sah erwartungsvoll in die Runde. „Kann’s losgehen?!“, forderte er Gojo auf, der mehr an Sukis Lippen als an Mah Jongg interessiert zu sein schien. „Kann mal einer hier ein Fenster aufmachen oder den Priester unter die Dusche schicken, denn es riecht immer noch nach Fisch.“ Suki erntete ein herzhaftes Lachen Gojos. Selbst Hakkai konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Aus Sanzos Richtung folgten unzählige Flüche, die Suki gänzlich überhörte und sich eine Zigarette anzündete. Die Raucher der Runde taten ihr gleich. Klappernd bauten sie die Spielsteine auf, und begannen die erste Runde, während die beiden Turteltauben die Auszeit sinnvoll nutzten, indem sie das sich näher Kennen lernen vertieften. „Hey, Äffchen, wirf doch mal was Bier rüber!“ Mürrisch tat Goku wie ihm geheißen und trank selbst eine Dose nach der anderen aus. Sanzo und Hakkai beobachteten ihn misstrauisch. Sie wussten nur zu gut, dass er keinen Alkohol vertrug. Im weiteren Spielverlauf machte Goku immer noch keine Anstalten, seinen Alkoholkonsum einzustellen. Durch seine mittlerweile ziemlich glasigen Augen schielte er auf die Steine hinab und versuchte sich irgendwie zu konzentrieren. Sanzo schüttelte nur den Kopf und nippte seinerseits ebenfalls am Bier, während Goku nur noch halb auf der Tischplatte hing. „...ägypteeenn…“, murmelte er vor sich hin und sah sich anscheinend nach weiterem Hochprozentigem um „Was meint er?!“, fragte Rieko nach und beendete ihren Spielzug. „Ob hier jemand einen ausgibt...“, übersetzte Hakkai trocken und ärgerte sich über seine schlechten Spielsteine. „Aha….“ „Einfach ignorieren…“, ertönte es von einem sehr in das Spiel vertieften Sanzo. „Ron!“, lallte Goku plötzlich triumphierend, „Da..mit habsch… ge..won..nen. Mah-Jongg!“ „Geht das schon wieder los…“, stöhnten Hakkai und Sanzo gleichzeitig auf. „Du spielst gut!“, sagte Rieko und nippte an ihrem Bier. „Ich krieg zuviel, wenn der dumme Affe schon wieder n Siegeszug hat…“, murrte nun auch Gojo vom Bett aus, auf das er sich zusammen mit Suki verzogen hatte und beide nun schon die dritte Dose Bier intus hatten. Auch der Alkoholpegel beim Rest der Delegation war im Spielverlauf deutlich gestiegen. Der Einzige, der noch relativ nüchtern schien, war Hakkai, der gelassen einen Schluck Sake nach dem anderen nahm. „Wie viel verträgst du eigentlich?“, fragte Rieko ihn herausfordernd. „Das willst du nicht austesten.“ „Traust dich wohl nicht, was?!“ Als Antwort schob er ihr ein volles Glas Sake hin, was sie in einem Schluck leerte. Ebenso das nächste und das übernächste… Doch Hakkai wollte einfach nicht betrunken werden und so unterbrach Rieko das Trinkspiel, um sich die Haare zu einem langen Zopf zu flechten. „Wolln wir nu nomma spieln…?“, lallte Goku und war eingeschlafen, bevor er die Antwort hätte hören können. „Na toll….!“, begeistert verfrachtete Sanzo ihn auf das noch freie Bett, wo sich Goku zufrieden in die Bettdecke einrollte. Er setzte sich zurück an den Tisch und sein Blick blieb an Riekos Ohrringen hängen, in denen sich in diesem Moment das Licht reflektierte. „Deine Ohrringe kommen mir bekannt vor…“ Im Zustand zunehmender Trunkenheit war es für Rieko nicht mehr so leicht nach ihrem Ohrring zu tasten, was ihr nach einigen Versuchen gelang und sie an ihm herumspielte. „Die sind von Kogaiji!!!!“, rief Suki- ebenfalls sehr angetrunken- zu ihnen herüber, „Ihrem Ex!!!!“ Rieko warf ihr einen wütenden Blick zu und Suki kuschelte sich näher an Gojo, der allerdings, wie Hakkai und Sanzo, ziemlich sprachlos zu Rieko starrte. „Du warst mal mit Kogaiji zusammen????!!!!“, fragte Gojo noch immer sprachlos über den Fakt, dass sie mal die Freundin von ihrem „Widersacher“ war. „Na ja… Zusammensein konnte man das nicht nennen…“, antwortete sie leicht verlegen wurde aber sofort wieder von Suki unterbrochen: „Das war mehr so ne rein körperliche Beziehung…stimmt’s, Rieko?“, sie begann zu kichern und bemerkte den erneuten tadelnden Blick ihrer Freundin nicht mehr. „Aber das geht euch alle nichts aaaaaan….“, lallte Rieko und trank die Dose Bier aus. „Wie lange hat es denn gehalten?“, erkundigte sich Hakkai interessiert, doch anstatt einer Antwort knickte Rieko zusammen und schlief, den Kopf auf seinem Schoß, ein. Sanzo konnte schlagartig wieder klar denken, der ganze Alkohol schien aus seinem Blut gewichen zu sein und er blickte zu Rieko, die sich auf dem Boden zusammenrollte und Hakkais Arm näher an sich heranzog. Dieser sah ebenfalls zu ihr, doch aus dem Grund, dass ihr Zopf ihn an Kanan erinnerte. Verdrängte Erinnerungen kamen hoch. Sie hatte ihr Haar auch immer so getragen. Sanzos Zurufen holten ihn schnell in die Realität zurück. „Hm?“ „Der Abend ist hier jetzt beendet. Bringst du sie in ihr Zimmer?! Und Gojo?“, er sah sich um, konnte ihn (und Suki) nirgends erkennen, „Gut, dann ist der schon mal weg. Ich muss mit dir reden!“ „Das klingt aber ernst.“ „Ist es auch.“ Hakkai hob Rieko hoch, die dabei ein schläfriges Brummen von sich gab und er brachte sie auf ihr Zimmer zurück. Fünf Minuten kam er wieder zu Sanzo, der unterdessen, eine weitere Zigarette rauchend, auf dem breiten Fensterbrett saß und nachdenklich in die Nacht hinaus sah. „Ist Gojo noch nicht wieder aufgetaucht?“ Er schüttelte den Kopf und Hakkai setzte sich ihm gegenüber ans Fenster. „Ich vertraue ihnen nicht!“, begann Sanzo, „Ich glaube nicht, dass unser Treffen reiner Zufall war.“ „Wie meinst du das?“, auch Hakkais Misstrauen war geweckt. „Sie war Kogaijis Freundin, sie redeten von einem anderen Interessenten für das Sutra und sie haben uns die Sutren geklaut. Für mich sind das zu viele Zufälle. Ich vermute, dass sie von Jemanden beauftragt wurden, uns sie Sutren abzunehmen. Von Jemanden, der sie auch braucht. Und das ist niemand anderes als Kogaiji!“ Er zog an seiner Kippe und drückte den restlichen Stummel aus. „Das mag sein, Sanzo. Das klingt sogar sehr plausibel, aber warum sind sie dann nicht schon wieder mit den Sutren abgehauen?“ „Und das ist das, was nicht in meine Überlegung passt…“ „Verstehe…“, grübelte Hakkai, „Lass sie uns noch eine Weile beobachten. Wir müssen nun einfach noch vorsichtiger sein.“ „Wie es aussieht, kann man mal wieder nur sich selber vertrauen!“ „Wie immer also.“, lächelte Hakkai so gut es ging und sah zu Goku herüber, der es hinbekommen hatte, sich mindestens drei Mal in seiner Decke einzurollen und mehr wie ein Klumpen Stoff als wie ein Junge aussah. Kurzeitig blickte er verschlafen auf und stammelte etwas was nach opferstock klang. Hakkai grinste und sagte: „Und wie stock besoffen du bist.“ Gojo hielt Suki an der Hand und ging neben ihr im Hof des Hotels umher. Sie nahmen auf einer Band Platz und kuschelten weiter. Eigentlich war es nicht seine Art, eine Frau so lange zu umwerben, denn sonst hatte er ihnen sehr schnell und deutlich seine Bedürfnisse und Absichten mitgeteilt. Warum war es nun so anders? Denn, so wie es ihre „Signale“ verrieten, schien auch sie interessiert zu sein. Doch sie kamen nicht über dieses Stadium hinaus. Er fuhr ihr durchs lockige grüne Haar und legte die Hand unter ihr Kinn. Suki sah erstaunt auf, verstand sein Vorhaben allerdings umso schneller und lächelte zufrieden. Sein Blick wanderte abwechselnd zwischen ihren Augen und ihren Lippen hin und her. Ihre Bauchmuskeln verkrampften sich erwartungsvoll, als sie seinen konzentrierten Blick bemerkte, der bei allen Männern nur eins verheißen konnte. Doch bevor seine Lippen auch nur in die Nähe von ihren kommen konnten, bemerkte sie, dass das flaue Gefühl in ihrem Bauch nicht allein von Gojo kam, sondern, dass sich der Alkohol schlagartig meldete. Warum hatte sie ausgerechnet Bier getrunken? Sie hasste Bier! Und je mehr sie darüber nachdachte, desto übler wurde ihr. „Tut mir leid: Aber ich muss weg…“, sie küsste ihn flüchtig auf die Lippen und ging so schnell es ging auf ihr Zimmer zurück. Gojo verstand die Welt nicht mehr. Was hatte sie auf einmal? Auch er spürte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend und beschloss noch etwas mehr Bier zu trinken. Er schlenderte zurück ihren Zimmern, fand sie ohne Hakkai und Mönch vor und beschloss die Taschen nach brauchbaren Getränken zu durchwühlen. Er fand sie allerdings leer vor. Dem Anschein nach, hatten sie jeglichen Tropfen Alkohol vernichtet und er musste wohl oder übel an der Bar neuen kaufen. Goku wurde erneut- dieses Mal durch Gojos Fluchen- aus dem Schlaf gerissen und rief ihm ein klägliches wirsing!! hinterher, worauf Gojo ihm zum Abschied leicht zuwinkte. Kapitel 9: »Suffering Overdue« – Kapitel 64 ------------------------------------------- »Suffering Overdue« – Kapitel 64 Der nächste Morgen dämmerte grau und kühl herauf. Hakkai erwachte als erster und rieb sich verschlafen die Augen. Als er den Zustand ihres Zimmers zu Gesicht bekam, wurde ihm erst so richtig bewusst, wie fröhlich es gestern Abend dann doch zugegangen war. Auf dem kleinen Mah Jongg- Tisch und dessen näheren Umkreis stapelten sich die leeren zerdrückten Bierdosen, angebrochene Flaschen Sake sowie die Überreste von Gokus Mitternachtsimbiss. Sanzo hatte den Affen nicht mehr aus seinem Bett vertreiben können, worauf er sich dann wohl oder übel mit Gojo ein Zimmer hatte teilen müssen. Nun lag der braunhaarige Junge eingewickelt in seine Decke im Bett gegenüber von Hakkai und schnarchte in seiner Tiefschlafphase vor sich hin. Ein Zimmer weiter konnte auch Sanzo nicht mehr schlafen, was allerdings an den immer heftiger werdenden Kopfschmerzen lag. Verdammt, er hatte doch sonst nie einen Kater und so viel hatte er doch auch nicht getrunken…Ok, nachdem er in Gojos Zimmer alleine war, hatte er den Inhalt der Sakeflasche genauer unter die Lupe genommen und erfolgreich vertilgt…doch das war verhältnismäßig wenig gewesen. Er schlurfte benommen ins Bad, presste sich einen nassen Waschlappen gegen die Stirn und lehnte sich gegen die kühle geflieste Wand. Sein Kopf brummte unentwegt weiter, was sich auch nach einer ausgiebigen Dusche nicht ändern wollte und er sich erneut mit einem Lappen an der Stirn auf dem Boden sitzend wieder fand. Ob Hakkai ein Aspirin hatte? Er zog sich seine alte Jeans an und begann sich zu rasieren. Sein Vorhaben wurde schnell unterbrochen, als ihm ein wankender Gojo entgegenkam, ihn aus dem Bad verdrängte und die Tür geräuschvoll hinter sich ins Schloss fallen ließ. In der Nichtraucher- Etage ihres Hospizes erwachten Suki und Rieko gleichzeitig und stimmten ihr gewohntes morgendliches Brummelkonzert an. „Hrchszummm…“, ächzte Suki und vergrub ihr Gesicht im Kissen. „Chrmmmm….“, kam es von Rieko als Antwort zurück, die sich gleichtuend die Decke über den Kopf zog, um die aufdringlichen Lichtstrahlen zu vertreiben. Widerwillig musste sie einsehen, dass ihr die Luft unter der Decke irgendwann ausging und sie wohl oder übel aufstehen musste. So einen Brummschädel hatte sie bisher noch nicht gehabt… Sie hatte noch mitbekommen, dass Hakkai sie in ihr Zimmer gebracht und sicher im Bett verstaut hatte, dann wurde alles schwarz und sie erinnerte sich nur noch ein merkwürdiges Geräusch in der Nacht, was mit dem einer Klospülung zu vergleichen war. „Suki…“ „Gggnnnnnnnhhhhhrrrr….“ „Ich hab nen Kater…“ „Hmmm….“, sie drehte sich zu ihr um und blinzelte verschlafen zwischen Kissen und Decke hervor, „…ich nicht…. Ich bin nur todmüde…“ „Was war das eigentlich für ein seltsames Geräusch letzte Nacht?“ „Was meinst du?“ „Das klang wie ne Klospülung…“ „Die hab ich betätigt…“, sie rieb sich die Augen und gähnte herzhaft, „…nachdem das Bier, was ich intus hatte, wieder raus wollte...“ Rieko hielt sich den Kopf und versuchte sich aufzurichten. Dass das ne blöde Idee war, merkte sie schnell, als sich der Kopfschmerz in ein plötzliches Stechen veränderte und sie sich schnell zurück in die Kissen sinken ließ. „Was? Das warst du?“ Es folgte ein zustimmendes Nicken Sukis, worauf sich ein breites Grinsen auf Riekos Gesicht abzeichnete, „Du kotzt wie ein Wasserfall!!!“ Suki verzog das Gesicht und drehte sich wieder um, „Weck mich erst, wenn wir weiter fahren! Ich will schlafen….!!!“ Rieko entschied sich dasselbe zu tun und versank in einem traumlosen Schlaf, der aber schon bald von einem Türknallen unterbrochen wurde. „Was zum-??!!“, erzürnte sich Suki und sah zwei rote Augen vor sich. „Guten Morgen, Schönheit!“ Suki kniff die Augen zusammen und zog sich die Decke bis zur Nase. „Wir brechen auf.“, begann Gojo grinsend, während sich seine Hand zu Suki unter die Decke gesellte. „Geht nicht!“, sie drehte sich weg, „Rieko hat nen Kater!“ „Sanzo auch…! Wir fahren in einer halben Stunde weiter.“ „Ich will aber nicht…“, murrte Suki. Gojo, der, als professioneller Trinker, nicht die geringsten Auswirkungen des Alkohols spürte, zog ihr die Decke weg, schnappte sich Suki und verfrachtete sie ins Bad, wo er die Dusche aufdrehte und Sukis samt Kleidung darunter stellte. Sie rief ihm diverse Wutparolen hinterher, die er jedoch nicht mehr zu Gehör bekam und sich derweilen um Rieko kümmerte. Nach einer Stunde saß Suki, immer noch vollkommen perplex über ihren morgendlichen Ausflug, auf Jeeps Rückbank neben einer ächzenden Rieko, die trotz Hakkais Aspirin noch immer vom Kopfschmerz geplagt wurde. Goku und Sanzo, ebenfalls sehr angeschlagen, hingen ebenso in den Seilen und nur Gojo und Hakkai schienen die morgendliche Frische zu genießen. Kapitel 10: »The Man Who Sold The World«- Kapitel 65 ---------------------------------------------------- »The Man Who Sold The World«- Kapitel 65 Zur gleichen Zeit ca. 286 Kilometer Luftlinie entfernt, waren Kogaiji, Yaone und Dokukakuji auf dem Weg zurück nach Taiitsu. Er wusste noch nicht so recht, wie sie es anstellen und seine Schwester befreien sollten, doch er war entschlossen genug. Chenyi Nii würde nicht ungestraft davon kommen! Sein Blick verfinsterte sich zusehends, in Anbetracht der ihm bevorstehenden Auseinandersetzung mit dem verrückten Professor. Seine treuen Begleiter würden ihm überall hin folgen, das wusste er jetzt und schätzte sich dementsprechend glücklich sie um sich zu haben. Yaone saß zu seiner Rechten auf ihrem Flugdrachen und hatte, ebenso wie Dokukakuji, ihr Ziel am Horizont fest fixiert. Vor ihnen zeichneten sich bereits die Berge ab, wo Kogaiji schließlich auch den Palast erkennen konnte. Es würde nicht mehr lange dauern, und er könnte seine Schwester endlich wieder in die Arme schließen. „Sieh einer an, unser lieber Prinz kehrt zurück.“, begrüßte ihn Cheny Nii und nahm einen weiteren Schluck Kaffee, „Hast du mir was Interessantes mitgebracht?!“ „Lass mich durch. Ich will mit Gyokumen sprechen.“ „Ah, galant wie immer, unser lieber Prinz. Aber ich befürchte, sie hat keine Zeit.“ Der Professor beäugte ihn mit Skepsis und schlurfte neben Kogaiji den langen Gang zu den Gemächern der Hausherrin entlang. „Was ist denn so wichtig, wenn ich fragen darf?“, säuselte der dunkelhaarige Mann weiter. „Es geht um meinen Auftrag.“ „Wortgewandt, wie immer.“, ein kurzes Zurechtrücken der Brille und ein weiterer misstrauischer Blick folgten, „Konntest du ihn ausführen?“ „Genau darüber muss ich mit ihr reden.“ „Oh, glaub mir, sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen. Schließlich bist du unser, ich meine, ihr treuster Ergebener.“ Kogaiji kochte innerlich. Am liebsten würde er dem Professor so richtig die Fresse polieren, doch das würde seine Tarnung auffliegen lassen. „Du wirkst sehr angespannt, lieber Prinz.“ „Liegt wohl daran, dass ich ihr nicht gerecht werden konnte.“, gab er vor und hielt sich weiterhin mit seiner Wut zurück. „Verstehe.“ Sie erreichten eine große Flügeltür am Ende des Ganges, worauf Kogaiji anklopfte. Ein Wachmann öffnete und erklärte, dass die Gesuchte nicht dort sei. „Gut, ich warte!“ Mit diesen Worten trat er ein und nahm in einem großen bequemen Sessel platz. Chenyi Nii war ihm gefolgt, so, wie Kogaiji es auch erwartet hatte und saß ihm nun gegenüber, das Hasenplüschtier auf seinem Schoß und nippte an seinem koffeinhaltigen Getränk. Das Licht der Deckenbeleuchtung reflektierte sich in seiner Brille, sodass Kogaiji seine Augen nicht erkennen konnte. Wenn alles wie geplant verlief, dann müssten Dokukakuji und Yaone seine Schwester mittlerweile gefunden haben. Er vernahm das Öffnen und Schließen einer Tür, worauf auch Gyokumen vor ihnen stand. „Kogaiji?! Schon zurück?!“ Ihre und Chenyi Niis Blicke kreuzten sich. Schnell stand Kogaiji auf und verbeugte sich vor ihr. `Was für eine verdammte Demütigung!`, schoss es ihm durch den Kopf, als er vor ihr kniete, um den Schein zu bewahren. „Es sind unvorhersehbare Schwierigkeiten aufgetreten.“, begann er, „Die Sanzo- Bande ist weiterhin unterwegs und ich konnte eines der fehlenden Sutren nicht auftreiben. Ich habe versagt.“ Gyokumen schürzte die Lippen und betrachtete die Lichtreflexe in ihrem langen Haar. „Nun, das sind wahrlich keine Erfolge, die du da vorzuweisen hast. Ich habe dir doch befohlen, erst dann wieder zu kehren, wenn du die Sutren gefunden, sowie die Sanzo- Bande aus dem Weg geschafft hast! Was ist denn daran auf einmal so schwer?!“ „Eines der fehlenden Sutren ist in Besitz zweier Diebinnen und ich habe ihre Spur verloren.“ „Diebinnen?“ In diesem Moment erschütterte eine gewaltige Explosion das Schloss und der Boden unter ihren Füßen begann zu wackeln. „Was zum???!!“, spie Chenyi Nii aus und sah Kogaiji verärgert an, welcher ebenso verwirrt über die Erschütterung war. Das hatten sie nicht vereinbart und er hatte ein ungutes Gefühl. Sekunden später eilte Professor Hwang aufgewühlt zu ihnen ins Zimmer. „Professor Nii, Gyokumen Koshu, sie wollten Lirin!“, keuchte sie. „Was???!!!“, Chenyi Nii sprang auf und stand Kogaiji Auge in Auge gegenüber. Dieser funkelte ihn belustigt an und verpasste der Koryphäe der Wissenschaft einen festen Schlag in den Magen. Nii sank zu Boden und Kogaiji feuerte einige magische Energiebündel in den Raum, worauf alles in einer dichten Staubwolke versank. Jetzt musste er schnell sei, verdammt schnell, bevor die Geliebte seines Vater ihn mit einem Fluch belegen könnte…Er hörte Gyokumen fluchen und keifen und eilte aus dem Zimmer, den Gang entlang. Von Dokukakuji und Yaone fehlte jede Spur. „Kogaiji!!“, hörte er Yaones Stimme nach ihm rufen und folgte ihr die labyrinthähnlichen Gänge entlang. Kapitel 11: »Out Of Way« – Kapitel 66 ------------------------------------- »Out Of Way« – Kapitel 66 „Heißt das wir müssen schon wieder draußen schlafen??“, fragte Suki entnervt, nachdem der dritte Tag in Folge zu Ende ging, die Sonne langsam in der kargen Ebene versank und von einem Dorf noch immer keine Spur war. „Tja, es dauert eben seine Zeit…“, entschuldigte sich Hakkai und zuckte bedauernd die Schultern. „Man, euer Reisestil ist nicht grad der hygienischste, Leute…“ Rieko rümpfte die Nase bei dem Gedanken an eine weitere Nacht ohne Dusche, ohne Spiegel und ohne Bett. „Niemand hat euch gebeten mitzukommen!“, herrschte Sanzo sie an und warf die letzte Zigarette seiner Schachtel in den Sand. Suki stand auf, streckte sich und machte es sich wieder auf der Rückbank bequem. „Du stinkst.“, bemerkte sie trocken, als sie Sanzo passierte. „Nach Fisch!“, fügte Gojo hinzu, der Suki postwendend folgte. „He!!! Gojo hat gestern schon im Auto geschlafen, warum darf er heute wieder?!!“, beschwerte sich Goku lautstark. „Halt die Klappe und geh mir nicht auf die Nerven! Immerhin bist du nur ein dummer Affe…“ „Nenn mich nicht Affe!!!“ Aber Gojo ignorierte ihn nur weiter und breitete die Decke im Jeep aus. Seit sie so lange Strecken durch die Pampa fahren mussten, hatten sie sich geeinigt, dass jeder abwechselnd mal im Auto schlafen durfte, wo es um einiges bequemer war als im Sand. Das hieß zwar, dass Jeep auch nachts belastet wurde, aber das machte ihm nicht viel aus. Und nachdem Rieko und Suki versucht hatten auf dem fliegenden Teppich zu schlafen und dieser mitten in der Nacht aus einem Meter Höhe runter gekracht war, schien der Wagen der einzige nutzbare Schlafplatz zu sein. „Es stimmt.“, brummte Sanzo und spielte mit seiner Pistole, ließ das Magazin auf und zu schnippen und zielte dabei wie beiläufig auf Gojo, „Der Affe hat Recht. Raus da.“ „Ja, heut sind die Mädchen dran!!“, meckerte Goku weiter. „Und was ist Suki sonst, wenn kein Mädchen?!!!“, brauste Gojo auf. „Der Punkt ist, dass DU keins bist, mein lieber Sha!“, frotzelte Rieko dazwischen. „Zumindest hat mir Goku erzählt, dass er beim Baden Indizien dafür entdeckt hätte. Obwohl…bei deiner Haarpracht…bist du am Ende doch ein wunderschönes Mädchen?“ Gojo sah aus, als wollte er gleich in Grund und Boden versinken, die Muskeln um seine Lippen zuckten und es sah ein bisschen so aus, als wüsste er nicht, wen er zuerst umnieten sollte. „ Und sie sind trotzdem schwarz…“, beharrte Goku auf dem Streitthema des Vortages. „HALT ENDLICH DEIN BLÖDES MAUL!!!“ „Oh man. Wegen mir, dann schlaft ihr TURTELTÄUBCHEN halt zusammen im Wagen.“ Grummelig stapfte Rieko davon in Richtung großer Stein auf zwölf Uhr, setzte sich dagegen und nahm das eine Ende der Straßenkarte, die Hakkai gerade verzweifelt versuchte auszubreiten. „Mh, klar, und die Großzügigkeit hat natürlich NICHTS damit zu tun, das du dann in der nächsten Runde mit Sanzo im Jeep pennen kannst, ne?!“, rief ihr Suki hinterher, worauf nicht nur Rieko, sondern auch Sanzo errötete. Beide versteckten diesen Umstand allerdings geschickt, da Rieko gespannt in die Karte blickte und Sanzo sich weiter in die Dämmerung zurückzog. Die Nacht umzingelte sie langsam aber sicher und so sah sich die Sanzo Bande genötigt für Wärme und Licht zu sorgen. Hakkai zündete ein Feuer an, um das sich auch alle Reisenden postwendend versammelten. Auch Suki und Gojo, die entschieden hatte, dass es für Schlafsimulationen noch zu früh war. In Ermangelung von Essbarem verlegten sie sich aufs Rauchen, zumindest Suki und Gojo, da Sanzo die Kippen ja bereits ausgegangen waren. Nicht das Gojo, als Kettenraucher vor dem Herrn, noch welche gehabt hätte, aber er hatte rechtzeitig Suki angeschnorrt und so konnte er, obwohl hungrig, einigermaßen zufrieden am Feuer rumgammeln. Nach zehn Minuten angestrengten Schweigens warf Suki Sanzo schließlich das Päckchen Zigaretten rüber, er nahm wortlos eine und warf den Rest wieder zurück. „Warum unterstützt du Leute, die nicht fähig sind an ihren eigenen Kram zu denken?“, lästerte Gojo fröhlich und legte ihr den Arm um die Schulter. „Als ob du noch Kippen hättest!!“, warf Goku ein, der wie immer das Bedürfnis hatte seinen Sanzo zu beschützen, „Du leihst dir doch auch bloß welche von Suki!!“ „Ach sei still!“ Pause. Eine lange Gesprächspause folgte, in der jeder seinen eigenen Gedanken nachzuhängen schien. Gokus Magen knurrte. Da dies ja aber nichts neues mehr war, stieß es nicht auf allzu große Resonanz. Nachdem er aber auch nach zwanzig Minuten Totenstille nicht aufgehört hatte und alle Beteiligten genervt vor sich hin starrten, entschloss sich Suki zu handeln. „Ich geh jetzt was zu Essen organisieren. Wer kommt mit?“ „ICH! IIIICH!!!“, schrie Goku und hüpfte aufgeregt im Kreis. „Ich auch. Einer muss ja aufpassen…“, grinste Gojo, stand auf und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Und, wo gibt’s hier essen??“, ereiferte sich Goku. „Überall. Alles, was uns über den Weg läuft und nicht schnell genug weg läuft, ist Essen.“ „Alles außer stinkende Priester!“, säuselte Gojo und damit verschwand der kleine Trupp in der Nacht. Zurück blieben Rieko, Sanzo und Hakkai. „Ich weiß nicht, Sanzo, aber ich glaube, wir haben vorhin ein Wegweiser- Schild übersehen. Wenn es euch nichts ausmacht, dann würde ich gerne noch mal kurz zurück fahren, um mich zu vergewissern. Es dürften nicht mehr als drei oder vier Kilometer sein.“ „Nein, Hakkai. Wenn du die Orientierung verlierst, dann kommen wir hier erst verspätet wieder weg.“ „Keine Angst, Sanzo, ich denke das Feuer ist weit zu sehen. Bis gleich.“ Hakkai schwang sich elegant über die Seitentür des Autos und schoss mit atemberaubender Geschwindigkeit davon. Sanzo und Rieko sahen sich an. Suki bückte sich, um die Fährte wieder aufzunehmen. „Man, warum mussten wir diesen kleinen Idioten mitnehmen??? Wir hätten soviel Spaß haben können…“, maulte Gojo, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und trottete weiter den beiden anderen hinterher. „Was nicht ist kann ja noch werden…“, flötete Suki, schlang die Arme um seinen Hals und wickelte sich die beiden magischen Antennen um die Finger. Gojo grinste sie verschmitzt an, beugte sich ein wenig zu ihr runter und… “EY!!!! Kommt endlich!!“, rief Goku zu ihnen rüber. „Ist es nicht Hakkai, dann ist es Goku…irgendeiner stört immer. Ich sag dir, der nächste der mir dazwischen funkt, stirbt!!“ „Du klingst schon wie Sanzo.“ „Schlechter Einfluss…“ „Da! Pst, Da vorne ist eins!“, wisperte Suki plötzlich und deutete auf einen Schatten, der sich langsam über den Boden bewegte. „Was ist das?“, fragte Goku angeekelt. „Das sind drei Portionen Fleisch auf Beinen, mein Lieber!“ „Mmhh…lecker…“ Goku begann erneut auf und nieder zu titschen. „Hör auf, Idiot, du verscheuchst es noch!!“ Suki pirschte sich vor und schon nach weniger als drei Metern hatte sie die Dunkelheit verschluckt. Es war nichts zu sehen, dennoch starrten die beiden Yokai gebannt in die Schwärze vor ihnen. Nach ein paar Minuten war ein ziemlich widerliches Knacken zu hören, ein spitzer Aufschrei und noch ein Knacken, das sogar noch ekelhafter war als das erste. „Suki??!!“, schrie Gojo und lief ziellos vorwärts, ungefähr in die Richtung, aus der der Aufschrei gekommen war. „Bleibt wo ihr seid!“, wies Suki beide an. „Wo bist du?“ „Hier drüben, ich bin gleich bei euch.“ Und Tatsache, Minuten später stand Suki wieder vor ihnen, einen großen Ledersack über der Schulter, mit blutgetränkten Händen und einem nicht minder blutigen Schwert. Ihr Drachentöterblick verweilte kurz auf den perplexen Mienen der beiden Jungs, dann musste sie grinsen. „Manchmal machst du mir Angst!“, brabbelte Gojo, während Goku fröhlich anfing zu tanzen. „Essen, essen, essen!!“ „Ist ja schon gut, dummer Affe, lasst uns endlich gehen!“ Und der kleine Trupp machte sich auf den Rückweg. „Eins von den Mistviechern meinte es müsste mir seinen Stachel ins Bein stecken, tja, aber da hatte es seine Rechnung ohne mich gemacht.“, erzählte Suki grimmig und rieb sich über den Hintern. „Tja, da muss ich wohl nachher das Gift aussaugen, was?“, frohlockte Gojo. Beide grinsten sich an. Stille…Das Feuer knackte und knisterte vor sich hin. Beide gingen ihren Gedanken nach und starrten in die Glut. Sanzo grübelte, wie er am schnellsten, und was noch viel wichtiger war am unauffälligsten, die Informationen von Rieko bekam, die er brauchte. Sie wusste viel mehr, als sie zugab. Da war er sich sicher. „Wie kommt es, dass du dich schneller als normale Menschen bewegen kannst?“ Sie sah verwundert auf und hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass er etwas zu ihr sagte. Bevor sie antworten konnte, erschrak sie und lauschte gespannt in die Finsternis hinaus, die sie umgab. Durch das Feuer wirkten die Schatten um sie herum noch dunkler, sodass man kaum acht Meter weit sehen konnte. Es hörte sich an, als ob Stimmen im Wind mitklangen und sie in einem leisen Wispern umgaben. „Was ist das?“, fragte sie. Auch Sanzo war aufmerksam geworden und blickte konzentriert in die Nacht. Er legte den Zeigefinger an die Lippe als Zeichen, dass sie ruhig sein sollte. In diesem Moment vernahm er ein weiteres Geräusch direkt hinter ihnen und wirbelte mit gezücktem Revolver herum. Rieko tat ihm gleich und hatte ihren Dolch gezogen. Die Stimmen waren noch immer zu hören. Er stand auf, griff nach einem brennenden Holzstück und ging in die Dunkelheit. Rieko sprang auf und folgte ihm, die Hand noch immer fest um den Griff ihrer Waffe geschlossen. Die Stimmen kamen ihr immer lauter vor, obwohl sie kaum wahrzunehmen waren. Sie mussten auf dem richtigen Weg sein. Sanzo blieb abrupt stehen und leuchtete den Boden vor sich aus. Im Schein des Feuers kam eine kleine Dose zum Vorschein. Eine leise Melodie kam aus ihrem Inneren, was Sanzo als das Flüstern identifizierte. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Rieko, „Zuerst die Spielzeug- Shikigami und jetzt diese Spieluhr…“ Sanzo erinnerte sich an die Begegnung mit „Gott“ und dass in seinem Schloss alles voller Spielsachen war. Anscheinend spielte da immer noch jemand mit ihnen. Wütend trat er auf die Blechdose, worauf die Stimmen mit ihrem Singsang aufhörten und die Dose zu Staub zerfiel. „Du weißt woher das kommt, oder?!“ „Ich habe da so eine Ahnung.“, Sanzo hielt die Fackel höher, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte, „Wir sind vor einem Monat einem Sanzo begegnet, der sich selbst „Gott“ nannte und haben ihn im zweiten Anlauf besiegt. Sein ganzes Schloss war voller Spielsachen und ist darauf zusammengestürzt. Ich dachte, dass er unter den Trümmern begraben worden ist, doch anscheinend spielt jemand noch immer mit uns.“ „Heißt das, er verfolgt euch?!“ Sanzo lenkte die Schritte wieder in die Richtung aus der sie gekommen waren. „Ich glaube nicht, dass er selbst derjenige ist, der uns folgt, sondern der, dem er untergeben war.“ „Sein Meister also.“ Sanzo nickte, „Aber das macht alles keinen Sinn.“ „Es hat noch nie etwas Sinn gemacht, seitdem wir euch begegnet sind.“, bemerkte Rieko schnippisch.. „Ich hatte dich vorhin etwas gefragt.“, sagte er, nachdem sie einige Minuten nebeneinander zum Rastplatz zurück gelaufen waren. „Diese Kraft ist nichts Besonderes.“, begann sie, „Du kennst doch Zitteraale...? Sie schützen sich durch Stromschläge vor Gefahr. Beim Menschen gibt’s so was auch. Zum Beispiel elektrische Gehirnströme…und bei mir ist diese Kraft besonders ausgeprägt, nur eben in Form von Reflexen und Bewegungen.“ Sanzo schwieg und leuchtete vor sich her. Langsam konnten sie das schwache Leuchten ihres Feuers erkennen und erreichten den Rastplatz, doch Sanzo machte kehrt und setzte sich auf einen der großen Findlingsteine. „Geh! Ich muss nachdenken!“, fuhr er sie barsch an. „Ganz wie du willst, Sanzo-sama!!“, giftete Rieko zurück und ging die letzten Meter alleine. Auch sie verspürte plötzlich das Gefühl Alleinsein zu wollen. Ihr Fund verwirrte sie und schien ihren blonden Begleiter ebenso zu beschäftigen. Zurück am Feuer fanden sie die Raststelle verlassen vor. „Oha!!“, staunte Suki. „Also ist Sanzo doch mit Rieko zu Gange!“, stellte Gojo selbstzufrieden fest. „Ach Quatsch, die reden bestimmt bloß…“ „Also wer mit Rieko allein ist und nur mit ihr redet, ist entweder stockschwul oder total beknackt. Aber gut, ich hatte ihn eh für beides unter Verdacht…“ Suki lachte ausgiebig, ging dann zum Feuer hinüber und spießte die großen Fleischstücken, die sie den Tieren entnommen hatte, auf die von Goku geholten Stöcke auf. Fünf Minuten später brieten sie knisternd über dem Feuer. „Wo Hakkai wohl ist?“, rätselte Goku. „Keine Ahnung, der kommt schon wieder.“ Und richtig, eine halbe Stunde später war aus der Ferne das Motorengeräusch des Jeeps zu hören. „Oh! Ihr habt was zu essen aufgetrieben!“, rief Hakkai ihnen entgegen, als er müde aus dem Wagen stieg. „Jepp, Suki hat’s erlegt!“, strahlte Goku, der sich gerade eine dreifache Portion einverleibt hatte. Hakkai lächelte erfreut, griff ebenfalls zur Nahrung und lies sich von Goku über die Jagd berichten. „So. Ich bin müde. Ich bin dann schon mal im BETT …“, lies Suki die anderen wissen und sah Gojo auffordernd an. „Ach Hakkai, du hast den Jeep so schön außer Hörweite geparkt, da geh ich direkt mit…“ Und damit standen beide auf und schlenderten gelassen zu ihrem Nachtlager. „Endlich allein.“, stellte Suki fest, als sie beide nebeneinander in den bewölkten Himmel starrten. Gojo hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und rauchte. „Mach dich nicht so breit!“ „Komm doch ein bisschen näher!“ „Nur ein bisschen?“ „Nein. Ganz nah.“, schnurrte Gojo, drehte sich auf die Seite und zog Suki zu sich. Sie nahm ihm die Zigarette aus dem Mund, zog daran und schnippte sie aus dem Auto. Langsam näherten sich ihre Lippen den seinen, drei Millimeter, zwei Millimeter,… „Hey, wer schmeißt hier mit brennenden Kippen?“, ertönte Riekos Stimme von vor dem Auto. „VERPISST EUCH!!“, brüllte Gojo und machte Anstalten aufzustehen, doch Suki hielt ihn fest und stahl sich den Kuss, der ihr eh zustand. „Is ja schon gut“, murrte Rieko und trottete davon. Gojo, der durch seinen Aufstehversuch und Sukis exzessive Gegenwehr nun mehr oder weiniger auf ihr lag, musste grinsen. „Geschickt eingefädelt!“ „Tja, so ist direkt viel mehr Platz.“, stellte sie fest, wuschelte mit ihren Händen durch sein flammend rotes Haar, zog ihn zu sich runter und flüsterte in sein Ohr: „Und wenn du jetzt nicht bald zur Sache kommst, such ich mir n anderen!“ „Hey, unter Leistungsdruck kann ich nicht!“, spottete er, während Suki ihn seines Unterhemdes entledigte. „Du gehst ja ganz schön ran!“, und ohne zu zögern, schälte er sie aus Mantel und Hemd. Suki seufzte zufrieden. Am Feuer hatten sich mittlerweile auch Sanzo und Rieko wieder eingefunden, die trotz Gokus neugieriger Miene nicht verraten wollten, wo sie gewesen waren und was sie gemacht hatten. Nichts desto trotz machten sich beide heißhungrig über das übrige Fleisch her und ließen sich noch einmal von Goku die Geschichte der Jagd erzählen. „Tja also, ich geh dann auch mal schlafen. Gute Nacht!“ Hakkai stand auf und entfernte sich etwas von den anderen, rollte dort seine Decke aus und drehte ihnen den Rücken zu. Goku war derweilen schon an den Fels gelehnt eingeschlafen und sabberte ein bisschen vor sich hin. „Abknicker.“, frotzelte Rieko und warf den beiden Schlafenden einen abschätzigen Blick zu. „Das Auto wackelt.“, bemerkte Sanzo trocken. Rieko drehte sich um, konnte aber nichts erkennen. „Das bildest du dir ein. Suki ist nicht so eine.“ „Wer freiwillig mit Gojo in einem Auto schläft IST so eine.“ „Nein.“ „Doch.“ Den Rest des Abends verbrachten beide nebeneinander sitzend, schweigend. Gojo ließ den Kopf erschöpft auf ihre Schulter sinken. „Gojo…“, seufzte Suki leise und streichelte ihm durch das mittlerweile recht zerzauste Haar. Er bekam postwendend eine Gänsehaut, wie immer, wenn sie seinen Namen auf diese Weise aussprach, so besonders, so ganz anders als alle anderen. „Mmmmmh.“ „Genau.“ Er strich sanft mit seiner Hand über ihre weiche Haut, zog die Decke etwas höher über sie beide und schmiegte sich enger an sie. Sie drehte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich auf die Stirn, auf die Nase, auf den Mund. Gojo zog sie in seine Arme, platzierte eine Hand auf ihren Hintern und die andere auf ihren Rücken und schlief ein. Der nächste Morgen brach sehr früh an und sehr unerfreulich. Sanzo, der gerne mal etwas früher aufstand, machte Terror am Rastplatz, so dass noch vor dem Morgengrauen die vier Outdoor-Schläfer auf den Wagen zumarschierten, ready to rumble. Als sie etwa auf vier Schritte heran gekommen waren, vernahmen sie ein leises, sonores Schnarchen und stolperten über zwei Paar große Stiefel, die wohl gestern Abend jemand achtlos aus dem Wagen gepfeffert hatte. Goku setzte zum Sprung an und landete auf der Heckklappe, von wo ihn aber Gojos Fuß direkt wieder entfernte. „Perverser Spanner!!!“ „Schreit doch nich so rum!“, nuschelte Suki undeutlich. „Ihr habt zehn Sekunden Zeit um euch aus verfänglichen Situationen zu retten!“, verkündete Rieko. „Hey, mach ma langsam, klar?!“, giftete Gojo zurück. „Jeep, verwandel dich zurück!“, befahl Hakkai und mit einem Plopp landete ein weißer Drache auf seiner Schulter, der zwei halb angezogene Yokai auf dem Boden zurückließ. „Armer kleiner Kerl.“, bemerkte Hakkai und tätschelte ihn am Kopf, als das Weiß seines Fells aus Verlegenheit über das am Vorabend Gesehene puterrot anlief. Zehn Minuten später saß die ganze Meute wieder im Wagen, Hakkai am Steuer, Sanzo daneben, Suki und Gojo schlafend, der eine zusammen mit dem ewig schnatternden Goku auf der Rückbank, die andere auf dem fliegenden Teppich ausgestreckt neben Rieko, die alle Details wissen wollte. „Und, sind sie überall rot?“ Suki antwortete nicht. Kapitel 12: »A cold and broken Hallelujah«- Kapitel 67 ------------------------------------------------------ »A cold and broken Hallelujah«- Kapitel 67 Kaum in Kokutenko angekommen, beschloss Sanzo die nächstbeste örtliche Alkoholausgabestätte aufzusuchen. Zu seinem Missfallen schloss sich der Rest seiner Sauftour an und begleitete ihn. Als er die wuchtige Holztüre des Gasthauses öffnete und in den überfüllten Schankraum trat, flutete ihm eine Welle aus Lärm und Alkoholgeruch entgegen. Sanzo schritt voran und bahnte sich einen Weg durch die Menge, Goku mit über dem Kopf verschränkten Armen dahinter, gefolgt von Hakkai, Rieko und dem nun fast schon vielleicht offiziellen Pärchen. Suki erspähte jäh in diesem Moment einen gutaussehenden männlichen Zeitgenossen an einem der Tische, wo er lässig zurückgelehnt auf einer der Eckbänke saß und sich mit seinem Gegenüber unterhielt, dem Suki das Prädikat „besonders attraktiv“ nicht zuteilen konnte. Sie knuffte Rieko in die Seite und machte sie nun auch auf den dunkelhaarigen Mann aufmerksam, dem die Neuankömmlinge bereits aufgefallen waren und er sie momentan ebenso interessiert besah. Seine und Sukis Blicke kreuzten sich, doch ihr Flirtversuch wurde von Gojo zunichte gemacht, da er voller Besitzerstolz den Arm um sie legte und zu küssen begann. Na toll, dachte Suki, bemerkte aber flugs, dass der Blick des Schönlings derweilen auf Rieko ruhte, die ihm ein verführerisches Lächeln zuwarf und sogar eine analoge Reaktion von ihm bekam, bis er sich wieder seinem Gegenüber und Rieko dem Gedrängel zuwandte. In einer Ecke ergatterten sie schließlich einen Tisch und nahmen Platz. „Hui, hast du den gesehen?!“, flüsterte Rieko ihrer Freundin ins Ohr, bedacht darauf, dass es der Rest nicht mitbekam. „Und ob! Der ist verdammt niedlich!“ „Jaaa…!!!“ Beide mussten Lachen, da sie sich wie kleine vorpubertierende Mädchen benahmen. „Was ist denn so witzig?“ „Nichts, nichts!“, sagte Suki schnell und beschwichtigte Gojos Neugierde mit einem Kuss auf die Lippen. „Ob die hier was zu essen haben?“, fragte Goku und sah sich nach dem Kellner suchend um. Auch Rieko ließ ihren Blick durch die Menge schweifen und entdeckte erneut den jungen Mann. Er war in einen dunkelgrauen Mantel gehüllt und nippte an seinem Bier. Schnell sah sie wieder weg, damit es nicht so aussah, als ob sie ihn beobachten würde. „Also, wir fahren über Taiitsu.“, begann Hakkai nach einer Weile, „Die Stadt ist ungefähr zwei Tagesreisen entfernt.“ „Hauptsache wir müssen so wenig draußen schlafen, wie es nur geht.“, meinte Suki. „Glaub mir Süße, da lässt sich schon was finden, wo man es sich gemütlich machen kann.“ Beide sahen sich in die Augen und mussten grinsen. „Sucht euch verdammt noch mal ein Zimmer! Ich habe schließlich besseres zu tun, als euch beim Turteln zuzugucken!!“ „Mach mal halb lang, Priesterchen.“, begann Gojo, „Niemand hat dich aufgefordert uns dabei zuzusehen!“ „Das ist nun mal nicht zu übersehen!“ „Du bist ja nur neidisch…“, grinste Gojo zurück, „Besonders jetzt, da Rieko an jemand anderem interessiert zu sein scheint.“ „Bitte?!“ Sanzos Augen verengten sich zu Schlitzen und er funkelte Gojo wütend an, konnte sich jedoch einen kurzen Blick zu Rieko nicht verkneifen, die ganz interessiert in die Menge stierte. Hatte der verdammte Gojo etwa Recht? Und wenn schon! Konnte ihm doch egal sein, dachte er und nahm verärgert einen weiteren Schluck Sake. „Hört ihr bitte damit auf?!“, blaffte Hakkai völlig unangekündigt, als die beiden sich erneut an die Kehle gehen wollten. Ein Fünkchen Wut schwang dabei in seiner Stimme mit, wodurch ihn alle irritiert ansahen. „Du kannst ja auch ziemlich wütend werden, oder?“, fragte Suki vorsichtig, da es ihr völlig neu war, Hakkai so zu erleben. Sonst hatte er stets eine freundliche Miene an den Tag gelegt. „Jep, dass kann er.“, sagte Goku und spürte, wie sein Magen knurrte, „Kommt aber nicht oft vor. Außer, wenn die beiden sich wieder streiten oder Sanzo einfach total unausstehlich ist. So wie jetzt.“ „Was bin ich?! Sag das noch mal!“ „Hehe… sorry…“, murmelte Goku kleinlaut und entzog sich Sanzos durchdringendem Blick. „Ich komm’ gleich wieder!“, sagte Rieko abwesend und stand abrupt auf. „Was hat sie denn jetzt?!“ „Das wirst du gleich schon sehen, Hakkai.“, antwortete Suki und lächelte wissend. Sie beobachtete, wie sich Rieko an die Theke lehnte und der gut aussehende Dunkelhaarige den Bruchteil einer Sekunde später neben ihr stand, sie ansprach und Rieko zurücklächelte. Er legte die Hand auf ihre Taille und zog sie ein Stück näher zu sich heran, während sie sich angeregt miteinander unterhielten. „Guck, Sanzo, so wird das gemacht!“, zog ihn Gojo auf, der wie alle anderen interessiert zu ihr und dem Unbekannten gesehen hatte. Das nächste, was er zu spüren bekam, war Sanzos Faust auf seiner Nase. Sofort sprang Suki auf und schrie den blonden Priester entrüstet an, wollte ihm eine Ohrfeige verpassen, wurde jedoch von Gojo zurückgehalten. „Lass gut sein. Das ist der Scheißkerl nicht wert!“ Verflixt, ist der niedlich!, dachte Rieko, als sie Kudou während ihrer Unterhaltung kurz musterte. Seine dunklen Haare hatten seit längerer Zeit keine Schere mehr gesehen und fielen ihm so strähnenweise ins Gesicht, hinter denen seine blauen Augen hervorblitzten. Er hatte mittlerweile seinen Mantel ausgezogen, wodurch sie nun einen Blick auf seine muskulösen Oberarme werfen konnte. Und was sie sah, gefiel ihr. Er war nicht so schmächtig wie Sanzo…Moment mal, warum fiel ihr ausgerechnet jetzt dieser stinkende Priester ein? Warum jetzt, als sie mit einem so tollen Typen flirtete, der anscheinend auch an ihr interessiert war. Sie schüttelte kurz den Kopf und verdrängte Sanzo aus ihren Gedanken. „Alles klar?“, erkundigte er sich. „Ja. Alles bestens.“, sie warf einen flüchtigen Blick zu dem Tisch, an dem die Sanzo- Band saß und sich zwei Mitglieder mal wieder stritten. Suki grinste ihr zu. Kudou senkte seinen Kopf und flüsterte ihr ins Ohr, ob sie woanders hingehen sollten. Rieko nickte, winkte Suki kurz zu und verschwand Arm in Arm mit Kudou aus der Gaststätte. ’Jetzt sitzen wir schon zwanzig Minuten hier und haben immer noch nichts zu Essen’, dachte Goku und sah sich erneut nach dem Kellner um. „Ist halt ziemlich voll hier.“ „Du kannst Gedanken lesen, Hakkai???!!“, Goku fuhr erstaunt herum. „Nein…“, er musste grinsen, „Doch ich kenne deinen Blick.“ „Ach so… Aber ich habe verdammt großen Hunger!“ „Mein Gott Äffchen, du wirst schon nicht vom Fleisch fallen!“, mischte sich Gojo genervt ein. „Halt’s Maul! Ist ja wohl meine Sache! Und wenn ich Hunger habe, dann habe ich nun mal Hunger!“ „Bitte fangt jetzt nicht schon wieder an, euch zu streiten! Und vor allem nicht über so etwas belangloses, wie Essen.“, erklang nun auch Sukis Stimme. Gojo und Goku sahen sie skeptisch an. „Bitte? Was soll das denn heißen?“ „Na, ihr streitet euch eigentlich nur, wenn es ums Essen geht.“ „NA UND???!!!“, riefen beide gleichzeitig aus. Suki hob schützend die Hände und entzog sich ihren empörten Blicken. „Mir reicht’s jetzt! Ich gehe!... Hakkai?!“, Sanzo erhob sich, warf cholerische Blicke in die Runde und bemühte sich Land zu gewinnen. „Wir treffen uns dann im Hotel wieder, okay?“, sagte Hakkai zum Abschied, als er entschied, Sanzos charmantem Aufruf zu folgen. Suki, Goku und Gojo nickten. Als Hakkai und Sanzo das Gedrängel des Gasthauses hinter sich gelassen hatten und in die angenehm kühle Nacht hinaustraten, wurden sie sogleich von einem Dutzend Dämonen umzingelt. „Na toll… auch das noch.“, motzte Sanzo, „Ihr habt ein verdammt mieses Timing, Jungs!“ Mit diesen Worten schoss er ein paar Mal in die Menge. Hakkai neben ihm beschwor mit einem leichten Grinsen auf den Lippen seine Energiebälle und begann ebenfalls mit dem Angriff. „Hast du das gehört? Da sind doch grade Schüsse gefallen, oder?“ „Ich hab nichts gehört. Bist du dir sicher?“ „Ja.“ „Die Stadt ist aber eigentlich sicher. Dämonen haben hier noch niemanden angegriffen.“ „Ja, aber jetzt sind wir hier…“, murmelte Rieko gedankenverloren. „Was hast du gesagt?“ „Nichts… Ist nicht wichtig.“ Kudou legte den Arm erneut um sie und schlenderte zusammen mit ihr durch die schwach beleuchteten Straßen. Der Geruch von totem Fleisch und Blut stieß Gojo in die Nase, als er wenig später mit Äffchen und Affäre das Gasthaus verlies. Er trat auf den lehmigen Straßenboden und sah die Reste eines Gemetzels vor sich, das Hakkai und Sanzo zuvor fabriziert hatten. „Und uns haben sie nichts übrig gelassen!“, empörte sich Goku. Suki neben ihm sah angeekelt zu den Dämonenüberresten auf dem Boden und kickte einen fein säuberlich abgetrennten Arm zur Seite. „Ob sie wohl alle erledigt haben?“ „Keine Ahnung, aber von ihnen fehlt jede Spur.“, murmelte Gojo gedankenverloren und sah sich nach den beiden Vermissten um. „Wir sollten sie suchen. Vielleicht sind noch mehr Dämonen unterwegs.“ „Deine erste und beste Idee seit langem, Äffchen.“ Goku versuchte Gojos Kommentar so gut es ging zu ignorieren, konnte sich dann aber einen gezielten Schlag mit seinem Niob- Stab aufs Gojos Hinterkopf nicht verkneifen. Rieko und Kudou hatten sich derweilen in den Schatten einer Laterne verzogen. Sie lag in seinen starken Armen und genoss das Gefühl, das seine Küsse hinterließen. Er wiederum hatte vollkommen vergessen, was für Schwierigkeiten diese Nähe ihm einbringen würde. „Pass gefälligst besser auf!“, maulte Goku, als Gojo die Äste zurückschob und ihm damit einem nach dem anderen ins Gesicht flitschen ließ. „Was denn? Was kann ich denn dafür, dass hier so viele Büsche und Bäume sind?!“, grinste Gojo fies und bahnte sich einen Weg durchs Unterholz. „Das machst du mit Absicht!“ „Ach, halt’s Maul!“ „Sssschhhht!!!!“, zischte Suki leise und blieb abrupt stehen, „Da hat sich was bewegt….“ Das Trio hockte sich hin und versuchte in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen, was den beiden männlichen Zeitgenossen allerdings schwer fiel. „Ach, das ist doch beschissen!“, motzte Gojo, als er nach fünf Minuten Starren noch immer nichts erkennen konnte, die Kälte immer näher kroch und er sich nach einem gemütlichen Bett sehnte. „Sie sind hier irgendwo.“ „Mir doch egal. Warum müssen wir auf einmal Kindermädchen für Hakkai und Sanzo spielen?“ „Weil Hakkai Jeep sicher nicht ohne Grund zurück gelassen hat!“, Suki deutete auf den weißen Drachen auf Gokus Schulter, der in der Stadt aufgeregt auf sie zugeflattert war und sie zu dem angrenzenden Wald gezerrt hatte. Gojo ließ ein genervtes Grunzen von sich hören, worauf Jeep empört iiekte. „Leute….“ „Was ist denn jetzt schon wieder???!!“ „Ich glaub, ich habe mich in Brennnesseln gesetzt!“ „Auch das noch…“, stöhnte Suki auf. Ein Lichtblitz erhellte die Umgebung für den Bruchteil einer Sekunde und sengte die Brennnesseln sowie Gokus Hinterteil an. Er sprang hoch und führte einen wilden Tanz auf, wobei er ebenso unrhythmisch mit den Armen herumfuchtelte und schließlich seinen Allerwertesten auf den kühlen Boden drückte. Wären nicht noch weitere Feuergeschütze auf ihn hereingeprasselt, hätte sich Gojo ausgiebig Zeit genommen und Goku nach allen Regeln der Kunst ausgelacht. „Verdammt, wo kommen die alle her??!! Ich seh nichts mehr!!!“, erboste sich Suki und strich sich ihre langen Haare aus dem Gesicht, um den Störenfried in der Dunkelheit ausfindig zu machen, konnte jedoch außer Sternchen nichts erkennen. „Raus aus dem Gebüsch!“, befahl Gojo, als es um sie herum immer mehr zu brennen begann. Gesagt, getan. Doch flugs liefen sie den nächst besten Dämonen in die Hände. Das glorreiche Trio gab ein entnervtes Grunzen von sich und fand sich vom Regen in der Traufe wieder. Ein gekonnter Schnitt hier, eine vernichtende Druckwelle dort und unzählige Tritte schickten die Angreifer schnell zu Boden. Sie zerfielen zu Staub, regenerierten sich aber ebenso flugs wieder, sodass sich die Meute bei jedem Niederschlag verdoppelte. „Da muss jemand mit Magie dahinter stecken!“, rief Suki ihren Mitstreitern zu, als sie ihre aussichtslose Lage erkannte. Die Dämonen drängten sie, Gojo und Goku immer weiter zusammen, kesselten sie ein und bauten sich angriffslustig um sie herum auf. Sie wussten genau, in was für einer brenzligen Lage ihre Gegner gerade steckten. Jeder weitere niedergestreckte Dämon würde zwei weitere bedeuten. Das mal drei multipliziert mit der Anzahl der Dämonen geteilt durch…, grübelte die grünhaarige Dämonin, sah aber keine rosigen Zeiten auf sie zukommen. „Wenn wir denjenigen finden, der die hier alle kontrolliert, dann müssten auch sie besiegt werden!“ „Und wie sollen wir ihn erkennen?“, fragte Goku, „Die sehen alle gleich aus.“ „Er muss irgendeinen Gegenstand haben, um sie zu kontrollieren. Ein Amulett oder so. Einen so starken Zauber kann ein Dämon nicht ohne Hilfsmittel fertig bringen!“, klärte Suki ihre Jungs auf. „Du kennst dich aber ziemlich gut mit so was aus.“, bemerkte Gojo, als sie mittlerweile schon Rücken an Rücken standen und immer näher zusammengepfercht wurden. „Hey, ich bin nun mal auch ein vollwertiger Dämon!“ „Deine dämonische Seite kam nur noch nicht oft zum Vorschein. Vielleicht solltest du deinen Magiecontroller JETZT mal ablegen und alle mit einem Schlag vernichten!“ „Und dann?“, sie sah sich nach allen Seiten um, suchte eine Schwachstelle, „Dann sind es doppelt so viele!“ „Nicht wenn du den Anführer tötest!“ „Du glaubst doch nicht, dass er auch hier ist?!“, fragte Goku ungläubig, „Der hält sich sicher irgendwo im Hintergrund auf!“ „Halt’s Maul, dummer Affe!!!“, muffte Gojo, als er bemerkte, dass der dumme Affe wohlmöglich noch Recht hatte. „Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als erst mal wegzulaufen!“, gab Suki beschämt von sich, sprang mit einem beachtlichen Satz nach oben, Richtung Äste, und von da weiter von Baum zu Baum. „Verdammt…!“, zischte Gojo, tat ihr gleich und entfernte sich mit Goku im Schlepptau von der Dämonenmenge, die sich schnell an die Fersen der Drückeberger heftete. Von alledem bekam Rieko nichts mit. Als sich die Drei eine verbissene Verfolgungsjagd quer durch den Wald leisteten, gönnte sie sich etwas völlig anderes. Sie erreichten eine kleine Lichtung. Inzwischen mussten sie schon eine ansehnliche Strecke hinter sich gelassen haben, denn die zuvor noch so hell leuchtenden Lichter der Stadt waren nun nur noch kleine schwummrige Lichtpunkte in der Dunkelheit. „Wie lange wollen wir denn noch weglaufen?! Das ist doch erbärmlich!“, äußerte Goku. „Ich weiß…“, knirschte Gojo, „Es sei denn du hast eine bessere Idee!“ „Vielleicht haben wir ja Glück und der Magier steckt doch unter ihnen. Wenn wir sie alle gleichzeitig vernichten?!“ „Versuchen kann man’s ja mal!“, entschied Suki und hielt inne. Gojo und Goku verteilten sich auf zwei weitere Bäume und lauerten auf die Schar. Der Boden bebte unter den unterdessen schon zweihundert Dämonenpranken. Als sie die Lichtung erklommen, sprangen Goku, Gojo und Suki aufs Kommando aus ihren Verstecken. Sie beschwor eine gewaltige Druckwelle und riss ein gutes Drittel der Angreifer zu Boden, die restlichen wurden von Gojo zerteilt und von Goku zermalmt. Ihr Plan schien aufzugehen, denn außer Staub bleib nichts dämonenähnliches mehr zurück. „Na bitte, geht doch!“, freute sich Goku, „Können wir jetzt wieder was essen?!“ „Ich glaube, daraus wird nichts…!“, antwortete Gojo und beobachtete finster, wie sich abgetrennte Körperteile und Asche wieder zu angriffslustigen Dämonen zusammensetzten. Und jetzt waren es erneut doppelt so viele. „Ganz tolle Idee!“, keifte er und verpasste Goku eine Kopfnuss. „Heeey!!!!“ „Lasst uns verschwinden!“, rief ihnen Suki zu, bahnte sich einen Weg durch die Dämonen und lief gefolgt von den beiden Streithälsen tiefer in den Wald. Nach gut achthundert Metern hielten sie inne und mussten eine unfreiwillige Verschnaufpause einlegen, als sie sich Sanzo und Hakkai gegenübersahen, die ebenso wie sie von unzähligen Dämonen gejagt wurden „Was?!“, schnaubte Sanzo, ziemlich aus der Puste und verwundert über das plötzliche Wiedersehen. „Ihr?!“, fragte Goku ebenso verdutzt. „Doch nicht etwa auch..?!“ „Doch!“ Das Trampeln und Donnern ihrer Verfolger kam von beiden Seiten immer näher. Sanzo, der dem Zufall in diesem Moment am liebsten eine reingeschlagen hätte, lud seinen Revolver nach und bereitete sich schon einmal mental auf ein sehr „unschönes“ Zusammentreffen mit den garstigen Dämonen vor. „Suki meint, wir müssen nur den Anführer töten und erledigen damit dann auch gleichzeitig den Rest.“, weihte Goku die beiden Neuzugänge in ihren Wissensstand ein. „Schlau!“, motzte Sanzo, „Die Idee hatte ich auch schon! Doch du glaubst doch nicht wirklich, dass ebendieser Dämon hier mitmischt. De sitzt sicher irgendwo in Sicherheit und amüsiert sich köstlich!“ „Du elenender-“ „Hört auf!!“, griff Hakkai ein und schob die beiden auseinander, „Spart euch das für die Dämonen!“ Suki warf dem blonden Priester giftige Blicke zu, wandte sich dann aber, wie ihr geheißen, schnell wieder von ihm ab. Dämonen, einer hässlicher als der andere, stellten sich bedrohlich um die Truppe auf und zückte Waffen, sowie Krallen. „Sanzo, vielleicht kann das Sutra sie vernichten?!“, schlug Hakkai vor. „Mach endlich was, du dummer Priester, sonst werden wir noch überrannt!“, keifte Suki und stellte mit Schrecken fest, dass sich die breite Masse im Laufschritt auf sie zu bewegte, „MACH ENDLICH!!!!!!“ Der Wald war im Handumdrehen von der Macht des Sutras erfüllt und zwang einen Dämon nach dem anderen in die Knie. Sie zerfielen zu Staub, der im frischen Nachtlüftchen tänzelte. „Nichts! Rein gar nichts!“, meckerte Sanzo, „Und die hier werden sich schon schnell wieder verdoppelt haben!“ „Doch! Da hinten!“, rief Hakkai und deutete in den Wald, wo er etwas zwischen den Bäumen vorbeihuschen sah. Gojo spurtete als erster los und nahm die Verfolgung auf. Der Rest folgte ihm flugs, bevor sich die Dämonen wieder regeneriert hatten. Gojo sprang über Wurzeln, Büsche und Löcher und versuchte krampfhaft den Anschluss zu halten, denn dieser Dämon bewegte sich erstaunlich schnell. Jetzt trennten ihn nur noch knapp zwanzig Meter von seinem Ziel. Er beschleunigte noch einmal so gut es ging und holte weitere Meter auf. Ein flüchtiger Blich nach hinten, sagte ihm, dass der Rest nicht mithalten konnte, sondern sich verbissen gegen die Dämonenmasse verteidigen musste. Jetzt oder nie!, dachte Gojo, konzentrierte sich, dass er nicht stolperte, beschwor seine Waffe, holte aus und schleuderte die Klinge nach vorne. Die schwere Eisenkette schlängelte sich um das rechte Bein des Flüchtlings und brachte ihn somit ins Stolpern. Mit einem Satz fand sich Gojo über dem Dämon wieder und drückte ihn fest gegen den Boden. „Endstation!“, verkündete er triumphierend und bemühte sich, so gut es ging zu unterdrücken, dass er völlig aus der Puste war. „Ihr werdet nie gewinnen!“, kicherte der Dämon, „Selbst wenn ihr mich tötet, es werden immer weitere kommen und nach euch suchen! Ihr könnt euch nicht verstecken!“ „Richte Kogaiji einen schönen Gruß von mir aus, wenn du ihn bald im Jenseits wieder siehst!“, knurrte Gojo und brach ihm das Genick. Der Körper des Dämons fiel schlaff zusammen und auch die restlichen beschworenen Widersacher lösten sich endgültig in Luft auf. Gojo zog das Amulett aus der Hand des Dämons und zerschlug es auf dem steinigen Boden. Erschöpft ging er zu seinen Gefährten zurück und fand Suki schnell in seinen Armen wieder. „Hui! Mein kleiner Held!“, schnurrte sie in einer sexy Tonlage und küsste ihn stürmisch. „Können wir denn jetzt was Essen?!“ Hakkai nickte Goku zu und machte sich zusammen mit ihm und Sanzo auf in Richtung Stadt. Gojo und Suki folgten im Sicherheitsabstand von einigen Metern und turtelten hemmungslos rum, so als ob es nie einen Angriff gegeben hätte. Erschöpft vielen alle der Reihe nach in die Federn. Hakkai mit Jeep auf dem Bauch, Goku mit einem Mitternachtsimbiss, Sanzo inklusive seines geliebten Revolvers und Gojo neben/über/mit/unter/auf Suki. Der nächste Morgen brach viel zu früh an. Durch ein energisches und nicht enden wollendes Klopfen wurde Sanzo geweckt. Er quälte sich aus dem Bett, entsicherte flugs seinen Revolver und schlurfte schlaftrunken zur Tür. Als er diese öffnete und dem Störenfried eine seiner gewohnten Wutparolen an den Kopf werfen wollte, war die Müdigkeit jedoch schnell verschwunden, denn er bemerkte, wem er da gegenüber stand. „Hi!“, begrüßte ihn Kannon Bosatsu und setzte eines ihrer selbstgefälligen Grinsen auf. Sanzo kannte sie aus seiner Tempelzeit. Dort hatten die drei Götter ihm von der Göttin der Barmherzigkeit berichtet. Als sie Rikudo getroffen hatten, habe sie, nach Hakkais Angaben, ihm, Sanzo, das Leben gerettet und ihn mit frischem Blut versorgt. „Willst du mich nicht reinbeten?“, sie grinste erneut. Er öffnete die Tür und sie folgte ihm hinein. „Gibt es im Himmelreich keine Uhren? Ich hoffe, du weißt, wie früh es ist?!“ „Selbst vor den Göttern zollst du keinen Respekt… ts ts ts… Wo soll das noch hinführen, Genjo Sanzo?!“ „Bist du deswegen gekommen? Um mich an mein lasterhaftes Leben zu erinnern?“, er strich sich die verwuschelten Haare aus dem Gesicht und rauchte seine morgendliche Zigarette. „Nein. Ich bin hier um euch zu sagen, dass ihr euch solche Verzögerungen, wie die gestrige in Zukunft nicht mehr erlauben dürft. Jede weitere Trottelei gefährdet eure Mission!“ „Ach, was du nicht sagst.“ „Das was ich gestern mit ansehen musste, gefiel mir ganz und gar nicht…“, säuselte sie und betrachtete ihre goldenen Armreifen, die bei jeder Bewegung ein leises Klimpern von sich gaben, „Ich dachte, du hättest das Kriegsbeil mit Gojo längst begraben…!, „Darauf kannst du lange warten!“, erboste sich Sanzo, hielt dann aber inne, als er über ihre Worte nachdachte, „Was soll das heißen, es gefiel dir nicht was du gesehen hast?! Beobachtest du uns?“ „Du müsstest eigentlich wissen, dass die Götter über jeden eurer Schritte informiert sind. Und ja, ich beobachte euch. Gelegentlich. Schließlich muss ich mich ja um euch kümmern. So wie gestern also.“, sie ging wieder in Richtung Tür, „Sieh zu, dass ihr keinerlei unnötige Umwege mehr macht!“ „Pff…!“, zischte Sanzo ihr hinterher und dachte darüber nach, ob die unfreiwillige Bluttransfusion eine gewisse Blutsverwandtschaft mit Gojo bedeuten würde…um Gotteswillen, NEIN!!!... Die Göttin trat aus seinem Zimmer in den Flur hinaus, wo sie sich einer ausgeschlafenen und gut gelaunten Rieko gegenübersah. Ihre Blicke kreuzten sich, Bosatsu lächelte leicht, machte kehrt und beamte sich hinter der nächsten Ecke zurück ins Himmelreich. Rieko hingegen beäugte die „Frau“ skeptisch und lugte unauffällig in das Zimmer, aus dem sie gekommen war. Sie erkannte Sanzo darin, halb angezogen, der sie nun auch bemerkte. Es folgten ein aufgesetztes übertriebenes Lächeln ihrerseits und ein mürrischer Blick des Priesters in ihre Richtung. Schnellen Schrittes ging Rieko zu ihrem Zimmer, das sie sich mit Hakkai teilte, ihr Bett jedoch mit Goku belegt war. Sie inspizierte das Bad und warf einen zufriedenen Blick in den Spiegel. So gut, wie heute, hatte sie sich lange nicht mehr gefühlt. Ihr Resümee des Abends sowie Morgens endete schließlich bei Sanzo und der Frau, die sein Zimmer verlassen hatte. Dass er einen so schlechten Geschmack hatte, hatte selbst sie ihm nicht zugetraut Gojo erwachte weinige Stunden später und tastete das Laken neben sich ab, wo er Suki vermutete. Zu seinem Bedauern fand er ihre Seite des Bettes verlassen vor und schlief auf der Stelle wieder ein. Suki lieferte sich derweilen einen heftigen Schlagaustausch mit Rieko in der Gartenanlage der Herberge. Nachdem sie von ihrer Freundin geweckt worden war, (und sie sie erst einmal über jede Einzelheit ihres Abends mit Kudou ausgequetscht hatte) hatte sie ihr von der peinlichen nächtlichen Verfolgungsjagd berichtet, worauf beide zu dem Entschluss gekommen waren, dass ihnen ein wenig Extra-Training keineswegs schaden würde. So kämpften beide übungsweise gegeneinander, wehrten Schläge, Tritte und fiese weibliche Kampfstrategien ab, trainierten ihre Schnelligkeit sowie Angriffskraft und gaben in den Augen einiger männlicher Beobachter einen netten morgendlichen Anblick dar. „Rieko macht sich gut, obwohl sie nur ein Mensch ist und gegen einen Dämon kämpft.“ „Na und?“, Sanzo blies den Rauch aus der Nase, „Das bin ich doch auch.“ „Du bist da schon ein wenig…besonderer.“ „Wie meinst du das, Hakkai?“ „Nicht jeder kann von sich sagen, dass er von den Göttern persönlich beauftragt wurde.“, sagte Hakkai und sah von ihrem Balkon den beiden Frauen weiterhin interessiert zu. Suki wehrte gerade einen Tritt Riekos ab, „…oder dass ihn ein anderer Gott höchstpersönlich besucht hat.“ „Du hast es also mitbekommen?“ Hakkai nickte und sah sein Gegenüber forsch an. „Was starrst du so?“ „Es interessiert mich nur, was sie wollte.“ „Wir sollen uns beeilen, sonst nichts.“ „Und warum verschweigst du es dann?“ „Weil es meine Angelegenheit ist!“, gab der blonde Priester in gewohnt mürrischer Tonlage von sich, schmiss die Fluppe vom Balkon und verzog sich zurück ins Zimmer, wo Gojo mittlerweile die Duschprozedur und Goku sein zweites Frühstück beendet hatte. Wenn wir so weiter machen, so egoistisch wie wir sind, und nicht bald anfangen, als Gruppe zusammen zu halten, dachte Hakkai, würde ihre Reise zusehends schwieriger und unangenehmer werden… Doch er konnte nichts an dieser Tatsache ändern. Denn schließlich waren alle meistens nur um ihr eigenes Wohl besorgt… Kapitel 13: »Black Black Heart« – Kapitel 68 -------------------------------------------- »Black Black Heart« – Kapitel 68 „Wie heißt gleich noch mal das Kaff, das wir suchen?“ Rieko beugte sich nach vorne und legte dem angesprochenen die Arme über die Schultern. „Taiitsu.“ Hakkai errötete leicht. „Aha.“ „Wie weeeit nooooch?“, quengelte Goku vom Rücksitz und begann von neuem auf und nieder zu hopsen. „Halt gefälligst still, du kippst sonst den Wagen um!“, schnauzte ihn Rieko an, die ihre Arme wieder zurückzog und Goku unlustig anfunkelte. „Wär ja nich das erste Mal, nich wahr?“ Gojo grinste fies und holte zu neuen Gemeinheiten gegen ihr kleines Haustier aus. „Ich sags euch, wenn ihr wieder anfangt zu streiten, dann spiele ich nachher nicht mit dir Karten, Goku, und du kannst sehen wo du heute schläfst, Gojo!“ Das war eine klare Ansage gewesen von Suki und beide Streithähne waren sofort still. Da sie ja jetzt schon einige Tage unterwegs waren und nicht besonders viel geschlafen hatten, würde er heute Abend bestimmt keine freiwilligen Spielpartner finden, dachte Goku. Sanzo würde lesen, Rieko würde wie immer endlos duschen, Hakkai wäre mit Jeep beschäftigt und Gojo mit Suki. Glücklicherweise hatte er sich Sukis Spielbereitschaft aber schon am morgen gesichert, indem er ihr verraten hatte, was denn genau am Vorabend noch so passiert war, nachdem sie und Gojo das Lager verlassen hatten. Er selbst maß dem ganzen ja keine Bedeutung bei, aber Suki schien es brennend zu interessieren. In den folgenden zwei Stunden trat ein noch nie da gewesener Zustand ein: Stille, absolute Stille. Jeeps Motorengeräusch war das einzige, was in der Mittagshitze zu hören war. Halleluja, dachte Sanzo, gepriesen sein die Götter, der Affe hält die Klappe und Gojo auch und das zur selben Zeit! Auch Hakkai schien sich merklich zu entspannen, ohne ständiges Geschnatter fuhr es sich wirklich leichter. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihm, wieso es so ruhig war: Rieko knüpfte Sanzos Gewand mit einer der dicken Abdeckplanenkordeln am Wagen fest, Gojo betrachtete desinteressiert, den Arm um Suki gelegt, die Landschaft und Goku hatte seinen Kopf auf Sukis Schulter gebettet und lies sich hinterm Ohr Kraulen. Der Tag zog vorüber und mit ihm die Steppe, die nach und nach einem öden Grasland und dann wieder Wiesen und lichten Wäldern wich. „Ich denke, wir sind in etwa zwanzig Minuten in Tenjiko.“, manifestierte Hakkai und brach damit die langanhaltende Stille. „Endlich!“, raunte Rieko. Die vier auf dem Rücksitz setzten sich gespannt wieder aufrecht hin und hielten Ausschau nach einer Ortschaft, alles was es zu sehen gab, waren jedoch Bäume, Bäume und …Bäume. „Wo denn?“, fragte Gojo murrend. „Er hat doch gesagt in zwanzig Minuten, oder nicht? Mein Gott, …“, keifte der Priester zurück. „Sha Gojo, der Intelligente der Truppe…“, spottete Rieko und konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Unterdessen wurde der Wagen immer langsamer. „Hey Hakkai, bist du eingeschlafen?“, frotzelte Gojo und trat unsanft von hinten gegen den Fahrersitz. Hakkai reagierte nicht, sondern stellte den Motor komplett ab und presste beide Hände gegen die Schläfen. „Alles klar bei dir?“, fragte Rieko und beugte sich vor um besser sehen zu können, wobei sie sich auf Sanzos Kopf abstützte. „Lass das!“ Verzweifelt versuchte er, Rieko wieder auf den Rücksitz zu verfrachten, diese wehrte sich jedoch entschieden, sprang aus dem Wagen und öffnete die Fahrertür. „Steig aus, ich fahre weiter. Du hast dich überanstrengt…“ „Nein, das ist es nicht…“, murmelte Hakkai und warf Sanzo einen viel sagenden Blick zu, den dieser anscheinend auch verstand. „Hast du einen Führerschein?!“, blaffte Sanzo. „Natürlich. Nicht alle sind so anmaßend und verantwortungslos ohne zu fahren.“ Fünf Minuten später saß Hakkai auf dem Rücksitz, etwas bleich im Gesicht aber ansonsten recht fit, und Rieko am Steuer. „Da vorne rechts.“ „Alles klar.“ Die vormals geschätzten zwanzig Minuten Restfahrzeit sollten sich an diesem Tag jedoch in weitere zwei Stunden vergeblichen Suchens ausdehnen. Die Sonne stand schon tief am Horizont, die Sanzo – Party dämmerte im Halbschlaf vor sich hin und noch immer war von Tenjiko nichts zu sehen. Sie passierten den zig-tausendsten Wald an diesem Tag und Rieko hatte die Schnauze langsam voll. Sämtliche Kommunikationsversuche, sowohl mit Suki als auch mit Hakkai und Sanzo, die alle vor sich hin dösten, waren fehlgeschlagen. Neben der schotterigen Straße glitzerte blau-grün ein kleiner See und schickte die letzten warmen Sonnenstrahlen in den Wald. „Jetzt reicht’s!!!“, murrte Rieko, „Geschlafen wird später!! Aufgepasst, Jeep, jetzt geht’s los!“ Und mit aufkeimendem Elan trat sie das Gaspedal bis zum Bodenblech durch und preschte durch den Wald. Ein fieses Grinsen umspielte ihre Lippen, als sie auf den kleinen Hügel zuschossen, der wie eine Startrampe über dem See lag. „Yeahaaaa!!!“, quietschte sie vergnügt, als sich die Reifen vom Boden hoben und Sekunden später das Wasser über ihr zusammenschlug. Die Entsetzensschreie der anderen noch in den Ohren bemerkte sie, dass das vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war – der See war sehr tief und das Wasser dementsprechend eisig kalt. Prustend kam sie wieder hoch, wurde jedoch von einer wütenden Suki direkt wieder unter Wasser befördert. Wieder aufgetaucht sah sie Hakkai, Goku und Suki vor sich, vom Rest keine Spur. „Wo sind denn…?“, doch sie stockte mitten im Satz, als ihr bewusst wurde, was ihr kleiner Streich von vorhin nun für Folgen hatte. Sanzos Gewand war noch immer fest mit der Reißleine des Jeeps vertäut, der nun wahrscheinlich auf dem Grund des Sees lag und auf den Befehl zur Rückverwandlung wartete. „Oh nein!“ Sie tauchte unter, schwamm tiefer und tiefer in den schwarzen Abgrund hinein, bis ihr ein blonder Haarschopf entgegenkam, den sie am Arm packte und mit nach oben beförderte. Hustend und prustend kamen beide wieder zum Vorschein, Sanzo leicht blau um die Nase und Rieko völlig außer Atem. Mit letzter Kraft schleppte sie ihn zum Ufer zurück, um dort festzustellen, dass sein Priestergewand und auch das Sutra auf dem Boden zurückgeblieben waren. „Scheiße Scheiße Scheiße!“ Auch der Rest war nun dem Wasser wieder entstiegen. Hakkais Schmerzen waren verflogen und auch Goku hatte der kleine Ausflug Spaß gemacht. Suki grinste verschmitzt und sah sich um. „Das haste ja toll gemacht. Versuchs doch mal mit Mund zu Mund Beatmung!“ „Ahahaha.“ „Wo ist eigentlich Gojo?“, fragte Suki so beiläufig wie möglich. „Keine Ahnung, ich dachte er wäre schon draußen. Er kann doch nicht schwimmen…“ „WAS KANN ER NICHT??? ER IST DOCH EIN WASSERDÄMON!!!“ Mit diesen Worten spurtete Suki davon, zurück ins Wasser und versank mit einem eleganten Hechtsprung in den blauen Untiefen. „Hol Jeep rauf!“, rief sie über die Schulter Hakkai zu, der nickte und leise Worte in den Wind murmelte. „Scheiße, Hakkai, er ist ganz kalt und er atmet so komisch…“ „Vielleicht hat er Wasser in der Lunge, wir sollten ihn schnellstmöglich zu einem Arzt schaffen.“ Sekunden später schoss Jeep aus dem Wasser, in seinem Maul das Sutra. „Los, wir fahren schon vor. Suki, Gojo und Goku kommen mit dem Teppich nach. Wir sollten nicht trödeln.“ „Okay. Rieko nickte, verfrachtete Sanzo mit sich selbst auf die Rückbank und überlies Hakkai wieder das Steuer. „HEY!!! Was ist mit mir??“, brüllte ihnen Goku entrüstet hinterher, „Ich lass ihn nicht allein!!“ Doch der Jeep war schon längst um die nächste Biegung und außer Sicht- und Hörweite. Suki tauchte erschöpft wieder auf ohne Gojo gefunden zu haben. Panik machte sich in ihr bemerkbar, schnürte ihr die Luft ab und lies sie los schreien. Rieko und Hakkai waren verschwunden, aber soweit sie sehen konnte, war Goku noch da, der jetzt ebenfalls wieder ins Wasser watete. Es ging nicht anders, sie musste es wohl oder übel tun. „Goku, fang!“, rief sie und warf ihm ihren Magiekontroller zu. Ein unsichtbarer Wirbelwind brachte das Wasser ins wallen, als sie ihre Dämonen Gestalt annahm und kurz darauf war sie wieder verschwunden. Mit den nun geschärften Sinnen hatte sie ihn schnell ausgemacht, er lag, offenbar bewusstlos, am Ufer, wo ihn die Wellen angespült hatten. Goku derweil gestikulierte wild und patschte zurück ans Ufer, wo er verzweifelt versuchte das Wasser aus seinen Klamotten zu kriegen. Suki hatte nunmehr den Uferabschnitt erreicht an dem der rothaarige Yokai noch immer regungslos verweilte. „Gojo..!“ Sie drehte ihn auf den Rücken und fühlte seinen Puls, der zwar schwach war, aber immerhin vorhanden. Sie riss sich das Tuch vom Hals, warf es in die Luft und fügte ein „Verwandle dich!“ hinzu, worauf ein gemütlicher roter Teppich mit Fransen erschien und vor ihnen in der Luft schwebte. Mit einem gekonnten Ruck beförderte sie Gojo auf das Transportmittel und zischte mitsamt Teppich über den See zurück zu Goku, den sie im Fliegen mit hoch zog. „Uaaahhh!!!“ „Du lenkst, ich kümmere mich um Gojo!“, ordnete Suki an und überlies dem perplexen Goku das Teppichsteuer. Tenjiko lag nur noch wenige Meter vor ihnen. „Wir haben’s gleich geschafft!“ „Ich hoffe Gojo geht es gut. Mit dem Teppich sind sie längst nicht so schnell wie mit dem Auto…“ Hakkai stieg in die Eisen und der Jeep hielt ruckartig vor dem erstbesten Gasthaus. Während Hakkai Sanzo die Treppe hoch in die Gästezimmer trug besorgte Rieko beim Wirt Decken, Wärmekissen und Tee. Als sie die Schiebetür öffnete, kam ihr Hakkai entgegen. „Der Arzt kommt gleich, kümmer dich um ihn, ich fahre zurück zu den anderen. Vielleicht treffe ich sie auf der Strecke, mit dem Auto geht es wirklich schneller. Falls Gojo etwas passiert ist, dann sollte er schnell versorgt werden.“ „Hier, nimm eine von den Decken mit!“ „Gut, bis gleich.“ Damit wandte er sich um und ging eilends davon. Rieko betrat das Zimmer, wickelte Sanzo in die Decken, und legte ihm das Wärmekissen auf die Brust. „Er muss erhöht liegen.“, sagte eine ruhige Stimme von der Tür aus. Rieko fuhr herum. Der alte Arzt schlurfte durchs Zimmer, setzte sich zu Sanzo auf das Bett und prüfte Puls, Atmung und Temperatur. „Mmh. Er ist ziemlich unterkühlt. Ein einzelnes Wärmekissen wird da nichts ausrichten.“ „Aber ich habe kein zweites!!“ „Aber du hast dich, Kind. Wärme ihn, bis er aufwacht. Er sollte danach nicht aufstehen, nicht essen, aber Tee trinken. Ich lasse dir diese Kräutermischung hier.“ „Danke sehr.“ Sie verneigte sich vor dem alten Mann, der milde lächelte und dann hinausschlurfte. Er hat mich bestimmt für seine Frau gehalten, dachte Rieko und wurde leicht rot. Der Gedanke gefiel ihr irgendwie…Aber jetzt musste sie irgendwas unternehmen, das war jetzt wichtig. Wärme ihn, haha, wie denn?? Wenn er aufwachte und sie ihn grade in den Armen hielt, würde er sie abknallen, und zwar sofort. Da ihr aber partout keine andere Lösung einfallen wollte, setzte sie sich schließlich mit dem Rücken gegen die Wand, zog den schlafenden Priester zu sich und wickelte ihn und sich in eine der tausend Decken ein. Draußen war es bereits Nacht geworden, die ersten verschwommenen Sterne zeigten sich und warfen ihr weißes Licht auf das Gesicht des jungen Blonden. „Hoffentlich ist den anderen nichts passiert…“ „Es hilft nichts, wir sind zu schwer…für drei Leute ist der Teppich nicht gemacht.“ Suki zermarterte sich das Hirn, was sie anstellen könnte um sie alle drei nach Tenjiko zu bringen. Goku saß wortlos und müde neben ihr, das Gesicht ausdruckslos aber die Augen voller Angst und Schmerz. Dass Sanzo etwas zugestoßen war machte ihm zu schaffen, vor allem weil er nicht bei ihm sein konnte. „Es hilft nichts.“, wiederholte sie, „Ich bleibe hier und gehe zu Fuß weiter. Goku, versprich mir, das du auf Gojo aufpasst und ihn heil nach Tenjiko bringst!“ Goku nickte stumm und ernst. „Gut.“ Sie setzte zum Sprung an. „Warte! Dein Kontroller…!“ „Danke.“ Und damit verschwand sie in die Dunkelheit. Sanzo öffnete ächzend die Augen. Sein Kopf fühlte sich an als hätte jemand sein Hirn mit Götterspeise ersetzt. Er war nicht in der Lage sich zu bewegen, und beschränkte sich daher darauf sich umzusehen. Er lag, in Decken eingewickelt, dicht an Rieko gedrückt auf einem Bett, vermutlich in einem Gasthaus in Tenjiko. Langsam erinnerte er sich wieder an sein unfreiwilliges Bad im See, konnte aber beim besten Willen nicht richtig sauer auf Rieko sein. Stattdessen betrachtete er gedankenverloren die Lichtreflexe auf ihren braunen Haaren. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen gen Decke gerichtet, blaue Augen, klar wie der Bergsee. Sie schien blasser als sonst, vermutlich sorgte sie sich um Suki oder einen der anderen. Ohne es zu wollen, seufzte er leise auf, worauf hin Rieko bemerkte, das er wach war und das unglaublichste tat, was er sich hatte vorstellen können: sie fiel ihm um den Hals, drückte ihn an sich und entschuldigte sich mindestens fünf mal hintereinander. „Ich hatte Angst um dich!“ „Ist ja schon gut.“, Er fasste sie an den Schultern und drückte sie von sich, „Das war noch harmlos im Gegensatz zu dem was der Affe und Gojo ständig fabrizieren.“ Beide lächelten schwach. Rieko setzte sich wieder auf, machte Feuer unter dem Teestövchen und goss heißes Wasser auf. „Du sollst das hier trinken, sagt der Arzt.“ Verwunderlicherweise murrte der Priester nicht weiter, nahm die Tasse entgegen und nippte daran. Beide saßen und schwiegen. Ich hatte Angst um dich…dieser Satz klang noch immer in Sanzos Ohren. Angst? Um ihn? Warum sollte sie sich um ihn sorgen? Sie konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatte. Sie hatte ihn umarmt… und das sehr stürmisch…und dann auch noch der Satz Ich hatte Angst um dich…Sie hasste sich mal wieder selber, dass sie so gehandelt hatte. Würde Suki das erfahren, würde sie ihr so richtig in den Arsch treten. Suki! Wo sie wohl war und noch viel wichtiger, wie ging es ihr…! Verdammt, dass war alles nur ihre Schuld gewesen. Warum musste sie auch unbedingt durch den kleinen See heizen?! Gewissensbisse plagten sie und sie zog ihre Beine heran, legte den Kopf auf ihren Knien ab und starrte gedankenverloren durch das Fenster in den Dauerregen hinaus. Sanzo derweilen richtete sich auf und machte Anstalten aufzustehen. „Der Arzt hat gesagt, dass du nicht aufstehen darfst!“ „Mir doch egal.“ „Mir aber nicht!“, sie drückte ihn unsanft in die Kissen zurück und lehnte sich, auf dem Boden sitzend, an das Bett an. „Es ist ja irgendwie schon rührend, wie du dich um mich kümmerst, doch allmählich geht mir das auf die Nerven.“ „Weil es alles meine Schuld ist…“,Sanzos Schweigen machte ihr ohnehin schon schlechtes Gewissen auch nicht besser, „Weil ich so bescheuert war und in den See gefahren bin… und jetzt ist Suki noch da draußen, sucht Gojo und wird wiederum von den anderen gesucht…“ „Ja, das war wirklich bescheuert!“, er suchte seine Zigaretten, fand sie und ärgerte sich, dass sein Feuerzeug durchnässt und somit so gut wie unbrauchbar war. Rieko reichte ihm eine Streichholzpackung und begann ebenfalls zu rauchen. „Du rauchst?“ „Manchmal…“ Sanzo ließ sich zurück in die Kissen fallen und sah zu, wie sich der Rauch nach oben zur Zimmerdecke schlängelte. Aus den Augenwinkeln sah er Riekos Haarschopf. Sie lehnte noch immer am Bett und zog genüsslich an der Zigarette. „Haben deine Verwandten dieselbe Fähigkeit wie du?“ Sie blickte sich erstaunt um, da er schon wieder von diesem Thema anfing. Es war ihr ein Rätsel, warum es ihn plötzlich so interessierte. „Nein… in meiner Familie ist es nicht weiter aufgetreten… außerdem kenne ich sie nicht so gut…“ „Warum nicht?“ „Weil der Kontakt sehr früh abgebrochen ist… ich kannte meine Eltern kaum. Aber warum interessiert dich das?“ „Über irgendetwas müssen wir ja reden. Nach sinnlosem Anschweigen ist mir momentan nicht so… Und wann hast du das andere Frauenzimmer getroffen?“ „Suki? Vor fünf Jahren…“ Sie wunderte sich, warum sie ihm so offen Rede und Antwort stand. Jetzt war es an der Zeit den Spieß umzudrehen. „Ihr seid echt ne seltsame Truppe.“, begann sie, „Wie kommt es, dass ihr zusammenreist?“ Sanzo überlegte, ob er ihre Frage ignorieren oder drauf eingehen sollte. Er entschied sich aus ihm unbekannten Gründen für das letztere. „Es ist unser Auftrag die Erweckung Gyumaos zu Verhindern und dazu wurden wir von den Göttern beauftragt.“ „Hui… ein Gottesdiener.“, neckte Rieko und drückte die Zigarette aus, „Sieht man dir gar nicht an, dass du so gläubig bist.“ „Du hälst mich also für gläubig?!“ „Nein, überhaupt nicht!“, sie musste unverhofft grinsen, er auch, was sie allerdings nicht bemerkte, da sie ihm immer noch den Rücken zugewandt hatte. „Wo wir schon mal dabei sind“, setzte er fort, „gib mir mein zweites Sutra zurück!“ „Das habe ich nicht.“ „WAS?!“ „Suki trägt es bei sich. Du glaubst doch nicht, dass wir so blöd sind und einer beide Sutren bei sich trägt?“ „Du willst mir weiß machen, dass ihr es die ganze Zeit in der Tasche dabei habt?!!“, fragte er ungläubig und ärgerte sich nach einem zustimmenden Nicken Riekos über ihre eigene Blödheit, dass sie nicht auf die Idee gekommen waren, in ihren Taschen nach seinem fehlenden Eigentum zu suchen. „Trägt jeder Sanzo ein Sutra bei sich?“ „Was stellst du für Fragen?! Ich dachte, du weißt, was die Sutren sind.“ Rieko schüttelte den Kopf, worauf er sich verarscht vorkam. „Und warum seid ihr dann so besessen darauf, sie zu behalten?!“ „Ich sagte doch, dass es uns ums Geld geht und ihr für uns eine tolle Leibgarde darstellt, denn so wie ich es mitbekommen habe, sind viele hinter den Dingern her.“ „Und warum willst du dann wissen, warum jeder Sanzo eins hat?“ „Mein Onkel war auch mal ein Sanzo, aber mehr vogelfrei als Priester. Das ist mir nur gerade eingefallen.“ Sämtliche Alarmglocken klingelten bei Sanzo. Moment. Ihr Onkel? Ein Sanzo? Vogelfrei? Diese Beschreibung kam ihm bekannt vor und er erinnerte sich an die Worte seines Meisters über einen Sanzo, den er selbst einmal im Tempel zu Gesicht bekommen hatte. Er war im Besitz des Muten- Sutra gewesen. „Dein Onkel ist ein Sanzo?!“, er versuchte die Geduld zu bewahren und einen so gut es ging gleichgütigen Ton in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. „War er mal, jetzt nicht mehr, keine Ahnung warum.“ „Hieß er Ukoku Sanzo?“ „Du kennst ihn?“, sie drehte sich zu ihm um und Sanzo musste nun noch mehr aufpassen, dass sein Gesichtsaudruck ihn nicht verriet und beließ es bei einem Nicken. „Wow… das hätte ich nicht gedacht… Gibt es so was wie ne Sanzogewerkschaft?“, scherzte sie. „Du hast gesagt, er war mal Sanzo, ist er gestorben?“, umging er die dusselige Frage und, zündete sich zur Beruhigung einen neuen Nikotinstängel an. , „Ich glaube, er hatte einfach keine Lust mehr Sanzo zu sein, aber gestorben ist er nicht. Ich habe ihn zuletzt bei-“, sie hielt inne und dachte daran, dass sie ihren Onkel bei Kogaiji gesehen hatte, als sie beide noch zusammen waren. Sanzo musterte sie skeptisch. „Ach nein, nicht so wichtig…“, spielte sie es herunter und war ganz und gar nicht damit zufrieden Sanzo so viele Informationen zugekommen gelassen zu haben. „Hat er seinen Sanzo-Titel abgelegt?“, hakte der Priester nach. „Er nennt sich Chenyi Nii…“ Chenyi Nii, grübelte Sanzo. Er hatte von ihm gehört, er soll die größte Koryphäe der modernen Wissenschaft sein… ein Chemiker oder Biologe also. Doch warum sollte er schlagartig sein „Sanzo-Leben“ abgelegt und dafür das eines Wissenschaftlers begonnen haben? Sanzo war klar, dass er noch immer im Besitz des Sutra sein muss, da er es als Ukoku Sanzo seinem Schüler nicht vermacht hatte. Da waren sie schon wieder, diese Zufälle… er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Begegnung mit ihr und Suki ungeplant war. „Ich bin müde, ich gehe schlafen.“, sagte er nach fünf Minuten Schweigen. Die Dunkelheit senkte sich auffallend schnell über den Wald, sodass Hakkai trotz Scheinwerfer nichts mehr sehen konnte. Mit schlechtem Gewissen aber der Sicherheit nichts mehr tun zu können, wendete er schließlich den Wagen und fuhr zurück. Blieb nur zu hoffen, dass die anderen schon in Tenjiko eingetroffen waren. Der nächste Morgen war kalt und grau. Der Sommer neigte sich doch dem Ende zu und die Nächte wurden immer kälter. Noch dazu hatte es in der letzten Nacht stark geregnet und nun war der Boden eher eine einzige Schlammpfütze als eine Straße. Tenjiko war eine recht große Stadt, bekannt für seine wunderschönen Tempelanlagen und die frommen Mönche die hier lebten. Es war mit Abstand die größte Stadt, die ihnen auf ihrer Reise nach Westen bis jetzt begegnet war, einige der Hauptstraßen waren sogar asphaltiert. An diesem Morgen blieben die sonst so vollen Märkte, Plätze und Straßen jedoch fast leer, die heftigen Regengüsse der Nacht hatte einigen Schaden angerichtet, der erst behoben werden musste und auch sonst lud das Wetter sicher nicht zum spazieren gehen ein. Sanzo schlug die Augen auf und fand sich neben Rieko im Bett wieder. Beide hatten sich den Rücken zugekehrt und lagen, denkend, noch eine Weile da, bis Goku die Tür aufreißen würde. Dieses Gespräch war recht aufschlussreich gewesen, fand der Priester, wahrscheinlich hatte sie ihm mehr erzählt als sie wollte oder zumindest mehr als sie glaubte erzählt zu haben. Zu genaueren Gedankengängen kam er jedoch nicht mehr, da, wie vermutet, wenig später die Tür aufflog und Goku erklärte er hätte Hunger. „Oh man…“, knurrte Rieko, schlug die Decke zurück und stakste an ihm vorbei in Richtung Bad. Was Goku jetzt wohl dachte? Er hatte sie immerhin gerade in ein und demselben Bett gefunden, voll bekleidet zwar, aber trotzdem…Ach wahrscheinlich würde er gar nichts denken, er war ja doch nur ein kleiner hirnloser Affe. Und was dachte sie selber? Tja, der Abend war besser verlaufen als gedacht, sie hatten sich fast wie normale Menschen unterhalten, wenn auch sein Interesse und anschließendes Schweigen in Bezug auf ihren Onkel sie skeptisch machten. Vielleicht war sie auch nur überempfindlich…und warum war er dann jetzt nicht sauer? Sonst war er doch auch nicht gerade sparsam mit seinen Morddrohungen?? Und wenn er sie vielleicht doch mochte…? Mit diesem Gedanken betrat sie die Gaststube und setzte sich an einen freien Tisch. „Ach ja, ich hab mich ja noch gar nicht für das nette Bad bedankt!“ Sie fuhr herum und fand sich Gojo, Hakkai, Jeep und Goku gegenüber. „Oha, der Sha und seine Prügelperser!!“, brummte sie. Die drei setzten sich zu ihr und als wenig später auch Sanzo erschien, wurde herzhaft gefrühstückt. „Uo if eigendlif Sugi?“, fragte Goku durch einen Mund voll Mango. „Ich dachte die wäre bei euch!“ „Nein, der Teppich hätte uns nicht zu dritt getragen, da ist sie abgesprungen.“ „Hakkai??“, fragte Gojo alarmiert. „Nein, ich hab sie auch nicht gefunden, es war schon zu dunkel…“ „IHR HABT SIE ALLEIN DA DRAUßEN GELASSEN??!!!“ „Reg dich mal ab, die kommt schon klar. Is ja zum Glück nicht so unfähig wie du.“ „Halt einfach die Fresse, klar?!“, schrie Gojo zurück und machte Anstalten zu gehen. „Bleib!“, befahl Sanzo. „Leck mich!“ Und damit stapfte er hinaus in den wieder einsetzenden Regen. Wenig später folgten ihm auch Hakkai und Goku. Rieko protestierte, wurde aber als Pflegerin bei Sanzo gelassen, da die beiden Yokai eh schärfere Sinne hatten und somit für eine Suchaktion besser geeignet waren. Rieko saß auf dem Fenstersims in Sanzos Zimmer und starrte in den strömenden Regen hinaus. „Mach dir keine Sorgen, die kommen schon wieder.“ Sanzo las nach wie vor seine Zeitung, hatte aber für einen Moment mit dem Rascheln innegehalten, das er jetzt aber wieder aufnahm. Sie verstand es nicht. Warum zum Teufel war er so nett?? „Sanzo?“ „Mh.“ „Was wollen wir in Tenjiko überhaupt?“ „Wir suchen die letzten beiden Sutren.“ „…letzen beiden? „Ja.“ „Wieso letzten beiden?“ Sanzo dachte kurz nach. Kogaiji hatte eins, Chenii Ni hatte eins, er selbst besaß 2… “Gut, das letzte Sutra.“ Das wurde ja immer krimineller…sie hatte gedacht, das es ein paar mehr Sutren gäbe…denn wenn er nur noch eines suchte…und sie eines hatten…dann hieße das ja…das sie grade völlig sinnlos durch die Gegend liefen. Sie hatten das letzte Sutra ja schon damals diesem alten Kerl abgenommen, falls er den jetzt suchte… „Wer…äh, hat denn das letzte Sutra?“ „Ein Sanzo.“ Ein Sanzo? Nein, ein Sanzo war der Typ damals sicher nicht gewesen. Er sah eigentlich eher wie ein Yokai aus…Beide schwiegen erneut. Das musste sie Suki unbedingt mitteilen, sobald sie zurück war…wenn sie zurückkommen würde… „Trink den Tee, solange er warm ist.“, brummelte sie Sanzo zu. „Lass mich in Ruhe.“ Er blickte auf und sah ihr in die Augen, griff dann schnell zum Tee und trank ihn aus. Er hoffte inständig, dass sie ihn nicht noch einmal so anschauen würde. Wenig später traf Goku, völlig durchnässt und schlammbespritzt wieder in der Herberge ein, ohne auch nur ein Zeichen von Suki gefunden zu haben. Knapp eine Stunde später kam auch Gojo zurück, ebenfalls ohne die geringste Spur. „Dämlicher Affe, warum bist du nicht im Wald geblieben??“ „Nenn mich nicht…!“ „Wir verlieren schon wieder Zeit!“, bemerkte Sanzo kühl. Ziemlich verschlammt aber ansonsten wohlauf kamen am Nachmittag auch Hakkai mit Suki zurück. „Wo warst du denn?“, rief ihr Rieko entgegen, konnte sie aber nicht umarmen, da Gojo sie an sich gezogen hatte und fest umarmte. Sie schloss die Augen und lehnte sich an ihn. „Du siehst aus, als könntest du ein Bad vertragen.“ „Ja, aber ich bin zu erschöpft, als das ich allein stehen könnte…“ „ Ach, da lässt sich was machen.“ Beide grinsten einander an, küssten sich und verließen gemeinschaftlich den Raum. „Prima.“, motzte Sanzo, pfefferte die Zeitung beiseite und verlies das Gasthaus allein. Kapitel 14: »Burn The Evidence«- Kapitel 69 ------------------------------------------- »Burn The Evidence«- Kapitel 69 „Fangt sie sofort wieder ein!!!“, ertönte Gyokumens aufgebrachte Stimme durch den großen Saal, sodass die angeschrieenen Wächter vor der Wut ihrer Herrin kurz zusammenzuckten, „Fangt sie ein!!!! SOFORT!!! Lilin wird lebend gebraucht, mit dem Rest könnt ihr machen was ihr wollt!!! Und wehe ihr taucht hier ohne die Köpfe von ihnen wieder auf!!!! Sonst werden eure Köpfe rollen!!!! UND JETZT GEHT MIR AUS DEN AUGEN!!!!!!!!!!“ Die fünfzig Palastwachen machten sich schnell daran Land zu gewinnen. War ihre Herrin einmal schlecht gelaunt, war es besser sich so weit wie möglich von ihr fern zu halten. Gyokumen beschwor einen Feuerball und schleuderte ihn zornig auf den nächstbesten unschuldigen Gegenstand. Die wertvolle antike Vase ging zu Bruch und ließ einen Brandfleck an Wand und Boden zurück. Wie wagte es Kogaiji, sich ihr zu widersetzen?! Er hatte sie hintergangen!! Ein ganz mieser Trick… Und sie musste missmutig zugeben, dass sie ihn unterschätzt hatte, was ihre Wut erneut steigerte und eine ungesunde Röte ihr ins Gesicht stieg. Irgendwer musste ihm geholfen haben… Irgendwer musste die Gehirnwäsche rückgängig gemacht haben… Doch wer?!?! Die mickrige Schamanin und sein minderwertiger „Bruder“ waren nicht mächtig genug…Wie hatte das passieren können?!!!! Nii hatte ihr stets versichert, dass Kogaiji nun vollkommen unter ihrem Kommando stünde…!!! Sie hatte es mit eigenen Augen gesehen, wie er vor ihr kniete und ihr endlich den Respekt zollte, den sie verdient hatte! Und dann so etwas!!! Er hatte sie an der Nase herum geführt und es sogar geschafft, Lilin zu befreien…!!!! „Niiiii!!!“, schrie sie in die Gegensprechanlage, „KOMM SOFORT HIERHER!!!!“ Nach wenigen Minuten betrat herbeigesehnter Professor ihre Gemächer, mit üblicher Kaffeetasse, Häschenschlappen und gelassener Art ausgestattet, und wartete auf ihr weiteres Gezeter. Frauen konnten manchmal ziemlich anstrengend sein, vor allem wenn sie dämonisch und zugleich verdammt wütend waren. „Erklär mir, was schief gegangen ist!!! Wie konnte Kogaiji wieder die Kontrolle über sich erlangen!!!!“ „Das ist eine sehr gute Frage.“ „UND ICH ERWARTE EINE GUTE ANTWORT!!!“ „Jemand muss die Kanüle entfernt haben. Anders geht es nicht.“ „Das Ding aus seinem Nacken?!“ Nii nickte und nahm einen Schluck Kaffee. Gyokumen lief währenddessen zornig auf und ab, um ihre Wut irgendwie wieder unter Kontrolle zu bringen, zerstörte sie eine Vase nach der anderen. „Die Erweckung Gyumaos darf sich nicht mehr lange hinauszögern!!!! Falls du es nicht bald schaffst, hast du die längste Zeit gelebt!!“, verkündete sie in einem zuckersüßem Ton und funkelte ihn erbost an. „Das wird kein Problem sein.“, zeigte er sich unbeeindruckt, „Wir machen große Fortschritte.“ „Das will ich auch hoffen! Und jetzt verschwinde wieder!“ Nii machte auf dem Absatz kehrt und schlenderte zurück in sein Labor… Angst oder etwas ähnliches verspürte er nicht. Warum sollte er auch? Schließlich hielt immer noch er die Fäden in der Hand… und daran würde sich auch so schnell nichts ändern. Er schenkte sich neuen Kaffee ein und setzte sich vor seinen hochleistungs- PC. Die Sutren waren auf dem Weg, alle Widersacher würden bald tot sein und dann könnte er endlich seinen Plan in die Tat umsetzen. Kapitel 15: »Thoughts Of The Past«- Kapitel 70 ----------------------------------------------- »Thoughts Of The Past«- Kapitel 70 Die beiden kotzten ihn megamäßig an, obwohl man megamäßig ja nicht mehr sagte, sondern neuerdings ultrakrass, wie Gojo ihm ja mitgeteilt hatte. Aber da war er ja schon wieder, dieser verdammte dämliche Gojo, mit seiner verdammten dämlichen Suki. Er hatte das ungute Gefühl gleich platzen zu müssen, wenn er weiter darüber nachdachte. Dieses ständige offensichtliche Geknutsche, es war zum Kotzen, jawohl. Gojo hatte ja auch früher schon alles was einen Rock hatte angegraben, aber dass er ihm seinen neuesten Fang dauernd unter die Nase reiben musste, ging ihm einfach gegen den Strich. Und das hatte rein gar nichts mit der Tatsache zu tun, das Rieko nicht das geringste diesbezügliche Interesse an ihm, Sanzo, zeigte. Gut, er versteckte eventuelle Zuneigungen zu ihr auch recht gut und eigentlich war es kein Wunder, dass sie aus den nicht enden wollenden Morddrohungen kein Verlangen nach mehr Kontakt lesen konnte, aber trotzdem, wenn sogar Gojo es schaffte, dass eine Frau länger als eine Nacht bei ihm blieb, dann sollte doch auch er…? Und Gojo hatte ja nun wirklich kein Gespür für das, was Frauen wollten oder dachten. Es war ja auch nicht so, dass er, Sanzo, gar keine Verhältnisse zu Frauen pflegte, er tat es nur nicht so offensichtlich und beschränkte die „Beziehung“ meist zeitlich auf ein paar Stunden und räumlich auf ein Bett oder ähnliches. Na und? Damit war er auch mehr als gut über die Runden gekommen. Und jetzt klaute ihm so eine daher gelaufene Schnalle seine Sutren, zwang ihn sie und ihre impertinente Freundin mitzunehmen und versenkte ich auch noch im nächstbesten See. Aber ihre Augen…Sanzo blieb stehen und sah sich leicht verwirrt um. Seine Füße hatten ihn, ohne dass er es gemerkt hatte, zu einem der vielen Marktplätze getragen, wo die Händler nun doch ihre Stände errichteten, trotz des schlammigen Untergrundes. Und an einem dieser Stände stand er jetzt und drehte gedankenverloren eine Kette in den Fingern hin und her, eine Kette mit einem dünnen Lederbändchen, das einen Zierlichen Anhänger aus blauem Katzenauge trug. ‚Wie Riekos Augen…’, dachte er versonnen und bemerkte erst Sekunden später, was er da gerade für einen Nonsens zusammen dachte. So ein Quatsch, sich von dieser…Person so vereinnahmen zu lassen. Zudem war sie die Exfreundin von Kogaiji und bestimmt nicht rein zufällig auf ihre kleine Wandertruppe gestoßen, da steckte noch mehr dahinter, viel mehr, dessen war er sich sicher. Er hatte nur noch keinen stichhaltigen Beweis gefunden. Vielleicht war es sogar ihr Auftrag, sich bei ihm einzuschmeicheln, ihn zu verwirren oder zu verführen oder sonst was, was ihn unaufmerksam machen könnte, und dann würde sie zusammen mit Suki, die natürlich rein zufällig auch ein Yokai war, türmen. Mitsamt den Sutren. Da gab es nur einen Haken in der Überlegung. Sie schmeichelte sich gar nicht ein. Das war ein recht ärgerliches Detail seiner Rechnung, denn gerade das wäre ihm in vielerlei Hinsicht gelegen gekommen. Einerseits würde dann seine Überlegung stimmen, dass auch sie eine Handlangerin Kogaijis war und außerdem hätte er es auch aus privaten Gründen gern gesehen. „Ich kaufe diese hier.“ „Oh ja, ein schönes Stück, echtes Katzenauge!“ Er reichte das Geld über die Theke und ließ die Kette langsam in die Tasche gleiten. Der kühle Stein lag wie festes Wasser in seiner Hand, rund und glatt. Und ihr Onkel war Chenii Ni. Das kam noch hinzu. Allerdings wäre es blödsinnig von ihr, ihm von eben diesem zu erzählen, worin bestand der Sinn dieser Information? Angenommen, sie wäre eine von Kogaijis Untergebenen, zu welchem Zweck hatte sie diese Information preisgegeben? Was wollte sie erreichen? Er wusste jetzt, dass die Gegner zwei Sutren besaßen, genau wie sie, aber das half ihm doch eher, als dass es ihn bei der Suche nach den Sutren behinderte. Es blieb noch ein Sutra verschollen, dass demnach beide Parteien verzweifelt suchten…Es gab noch so vieles, was keinen Sinn machte, und dieses ganze viele war irgendwie mit Rieko verknüpft. Gerade mit ihr. Warum nicht mit Suki?? Nicht das ihn das scheren würde, ihm war das völlig egal, Rieko bedeutete ihm nichts, ABER WIESO GERADE SIE?! Die Tatsache, dass er für sie gerade eine Kette käuflich erworben hatte, unterschlug er einfach, genau wie die Tatsache, dass der Gedanke an sie ihn seit er aufgebrochen war, nicht mehr los ließ. Er wandte sich von dem Stand ab und tigerte weiter über den Markt, in Richtung der weitläufigen Tempelanlagen. Auf dem Weg dahin setzte er sich seine Krone auf, um wenigstens neben seinem Bad-Boy-Image mit der Pistole ein bisschen Priesterlichkeit auszustrahlen. Immerhin war er der Sanzo. Er betrat widerwillig mit seinen Gesundheitslatschen den schlammigen Boden der einstmals grünen Gärten rund um die vielen kleinen Tempelbauten, um die schon weithin sichtbar Mönche mit Besen und Wassereimern herumwuselten. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, an seinen Meister und an dessen Erbe. Er hatte bitterlich Rache geschworen, und die würde er auch kriegen, Rieko hin, Rieko her. Nichts und niemand konnte ihn davon abhalten. Und wenn er diesen Chenii Ni mit seinen eigenen nackten Händen erwürgen musste. Missmutig und äußerst schlecht gelaunt stapfte er hinauf auf den Gebetshügel, dem Haupttempel entgegen. Wenn dieser Sanzo hier war, so wie er es in Erinnerung hatte, dann war er mit Sicherheit irgendwo im Haupttempel zu finden. Er lies seinen Blick über das geschwungene Dach des Tempels schweifen. Es war golden, seine Wände jedoch strahlend weiß, untypisch für Häuser in diesen Breiten. Es glitzerte und glänzte prachtvoll im Licht der sich mehr und mehr gegen die Wolken durchsetzenden Sonne. „Hey junger Mann!!“ Er drehte sich langsam und gebieterisch um. „Wohin des Wegs? Nur Mönche dürfen diesen Ort betreten!“ Provokativ stellte Sanzo einen seiner dreckverschmierten Schlappen auf die Schwelle des Eingangs. „Also hör mal!!“, schimpfte ihn der ältere Mönch an. Sanzo war versucht seine Knarre zu ziehen, hielt sich aber im letzten Moment zurück, da er sich ja immerhin an einem geheiligten Ort befand. „Genjou Sanzo!! Welche Ehre!!“, rief eine ungläubige Stimme aus dem Hintergrund, worauf der Mönch zusammen sank und untertänigst um Verzeihung bat, worauf Sanzo jedoch nicht im Geringsten einging. „Ich suche Hariko Sanzo.“ „Oh, der ist nicht hier, tut mir leid, er ist auf einer Läuterungsreise.“ Aus dem Schatten der Bäume trat ein junger Novize hervor. „Der Tempelvorsteher?“ „Oh, der ist im Tempel und überwacht die Ausbesserungsarbeiten.“ „Gut, kann ich ihn sprechen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten trat er ein und machte sich eigenmächtig auf die Suche nach eben diesem Tempelvorsteher. „Natürlich! Er wird sich sicher freuen, euch empfangen zu dürfen.“ Und tatsächlich, er schien hellauf begeistert Sanzo kennen zu lernen, ließ sich kurz entschuldigen und säuberte sich von Schlamm und Blättern. Das dauerte geschlagene 35 Minuten, die Sanzo ausgiebig nutzte um sich klar zu werden was zum Teufel er jetzt mit dieser verfluchten Kette in seiner Tasche anfange sollte. Irgendwie musste er sie Rieko zukommen lassen, möglichst wenn sie alleine waren und möglichst unauffällig. Nicht das sie nachher dachte… „Ah, Genjo Sanzo! Welche Freude!“ Der etwas beleibtere ältere Herr verneigte sich tief und setzte sich dann zu Sanzo auf den Boden. „Was führt euch hier her, ehrenwerter Sanzo?“ „Ich suche das Sutra, das hier aufbewahrt wird. Ich habe Auftrag von den Göttern die Sutren zu sammeln und zusammenzubringen.“ „Ein Sutra? Unser Orden besitzt kein Sutra. Wir hatten mal eins, aber das ist kaputt gegangen. Das war so ein Billigteil.“ Sanzo starrte ihn an. „Naja, eine Kopie, versteht ihr?“ Sanzo nickte knapp, „Mir wurde erzählt Hariko Sanzo besitzt ein Sutra.“ „Oh ja, er besaß einmal eines, aber er hat es schon vor einiger Zeit an seinen Nachfolger abgetreten, wisst ihr.“ „Und wo ist der jetzt?“, fragte Sanzo genervt. „Oh, ich glaube er ist gewissermaßen ins Exil gegangen, er lebt als Eremit draußen im Gebirge westlich der Stadt.“ Sanzo knurrte zur Antwort und erhob sich stumm. „Oh, bleibt doch noch eine Nacht hier!“ „Nein,. Ich habe schon eine Herberge.“ Und wenn du noch einmal oh sagst, polier ich dir die Fresse. „Oh, aber warum das denn?“ „Weil ich mit Gesindel reise, das ihr nicht mal in die Nähe des Tempels lassen würdet. Tagediebe, Lustmolche, Säufer, Dirnen.“ „Aber Genjo Sanzo…!“ „Wenn ich kein gutes Vorbild sein kann, dann bin ich wenigstens ein abschreckendes Beispiel.“ Und mit diesen Worten und einem dreckigen grinsen auf den Lippen verlies er den Tempel wieder. Den Rest des Tages verbrachte er umherstreunend. Er lief ziellos durch die Straßen, sprach mit diesem und mit jenem und versuchte etwas über diesen mysteriösen neuen Sanzo zu erfahren, der sich zum meditieren in die Berge verzogen hatte. Aber es war nichts zu machen. Kaum einer kannte ihn, niemand hatte ihn seit seiner Zeit als Novize je wieder gesehen und erst recht keiner wusste, dass er den Titel des Sanzo trug. Übellaunig setzte er sich schließlich in die nächstbeste Bar und wartete darauf, dass ihm das Schicksal die Lösung des Problems zuspielte. Nicht das es das je getan hätte, aber man konnte ja mal warten. Es passierte nur nichts, und das auch noch nach dem siebten Tequila. Entnervt stützte er den kopf auf die Hand und versank wieder in trübsinnigen Gedanken mit blauen Augen, bis… sich eine Hand auf die Seine legte, sie fasste und stürmisch daran zog. „Sanzo, komm, ich muss dir was zeigen!!“ Rieko zog ihn ruckartig ins stehen wobei er dank seines recht angeheiterten Zustandes unsanft gegen sie stieß und sie ihn auffangen musste. Für einige Sekunden standen sie somit in einer unfreiwilligen Umarmung gefangen, deren Trennung beide so lange hinauszögerten, bis es drohte zu auffällig zu werden. „Sanzo…komm schon, es ist wichtig. Glaube ich.“ Er nahm seine restlichen, nicht vom Alkohol benebelten Sinne zusammen und folgte ihr ohne zu Schwanken ins Freie, wo die Sonne schon im Untergehen begriffen war und die Nacht sich langsam herabsenkte. Sie nahm seine Hand, um ihn zum schnellen gehen zu animieren, hielt sie fest und zog ihn mit sich mit. Warum mussten einen Frauen immer an die Hand nehmen?, murrte Sanzo innerlich. Er mochte die Wärme ihrer Hand und die Berührung, aber er musste gerade aussehen wie ein besoffener Idiot, den seine Freundin von der Kneipe nach Hause verfrachten musste. Wie Schatten der dürren Büsche und Bäume huschten beide durch die Straßen, bis sie in einem der Randbezirke der Stadt vor einer großen Statue zu stehen kamen. Zunächst konnte man gegen die Sonne nicht viel erkennen und Sanzo wollte schon aufbrausend werden angesichts der Tatsache, dass sie ihn für eine Sight-Seeing-Tour von seinem geliebten Alkohol weggeholt hatte. Verdrießlich besah er sie sich näher und erstarrte. Vor ihm stand Goku, in Stein gemeißelt, daneben ein weiterer Junge und über beide hielten schützend 3 Götter Statuen ihre Hände. Darunter der Schriftzug: „Den Söhnen des Himmels“ Sanzo und Rieko starrten sich entgeistert an. „Was hat das zu bedeuten?“ „Keine Ahnung.“ Sie hielt nach wie vor krampfhaft seine Hand fest und drückte sie zusammen mit der eigenen ohne es zu bemerken gegen ihre Seite. „Oh!“, brachte sie schließlich heraus, nachdem sie eine Weile reglos da gestanden hatten und sie Sanzos Hand noch immer umklammert hielt. Schnell ließ sie sie los und sah verlegen zu Boden. „Gut, dass du das hier gesehen hast. Wie bist du darauf gestoßen.“ „Ich habe dich gesucht. Und in der schlimmsten Ecke der Stadt angefangen.“ ‚Gesucht…’. Hallte es in Sanzos noch immer benebeltem Hirn wieder. „Gesucht?“ „Ja, du bist einfach wortlos abgehauen, egoistisch wie du bist.“ Sie funkelte ihn gespielt ärgerlich an. „Du machst dir aber ganz schön viele Sorgen um mich.“ Sie errötete bis zum Haaransatz. „ICH?! UM DICH?! Du spinnst doch. Es wollte dich nur kein anderer suchen…“ Dass dies eine unhaltbare Behauptung war, würde sich spätestens in der Herberge herausstellen. Verdammt, spätestens jetzt hatte sie sich verraten. Es war eben doch eine Schnapsidee gewesen ihn zu suchen. Sanzo starrte sie an. Rieko starrte zurück. Neben den beiden Starrenden ging die Sonne endgültig unter und Nacht senkte sich herab. Rieko fröstelte. „Lass uns zurückgehen, ja?“ Sanzo nickte stumm, bewegte sich jedoch nicht. „Geht’s dir gut?“ Sie ging einen vorsichtigen Schritt nach vorne, um zu testen in wie weit er noch ansprechbar war, was Sanzo dazu nutzte, sie an den Oberarmen festzuhalten, zu sich zu ziehen, zu brummen: „Ich hoffe du siehst das jetzt nicht falsch.“ und sie schließlich zu küssen. Rieko erstarrte. Oh mein Gott, das träumst du grade. Die nächsten paar Minuten dachte sie gar nichts. Sie war einfach zu beschäftigt… Wenig später trafen beide wieder in der Herberge ein. Suki stimmte ein wehleidiges „Here comes the bride, here comes the bride“ an, als sie Sanzo mit Krone und Schleier kommen sah. „Halt’s Maul.“, entgegnete er halbherzig. „Uh, wird Mr. Torture sonst sauer?“ Sie saß wie üblich an Gojo geschmiegt auf dem Bett, neben ihnen ein zufrieden vollgefressener Goku und auf dem anderen Bett ein lächelnder Hakkai. „Was wollt ihr alle hier? Schert euch weg!“ „Is ja schon gut!“ Gojo grinste, schnappte sich Suki und zwei Dosen Bier und verzog sich aufwärts. „Ich bin so muüüüüde!“, bemerkte Goku und rieb sich die Augen. „Du hattest doch den ganzen Nachmittag Zeit zum schlafen, Affe!“ „Nein, Suki und Gojo waren so laut im Bad und Hakkai wollte nicht gestört werden und dein Zimmer war abgeschlossen.“ Sanzo hakte nicht weiter nach. „Komm Goku, wir gehen schlafen…“ Und damit trollten sich auch Hakkai und Goku. Zurück blieben Rieko und Sanzo, beide etwas verlegen. Sanzo setzte sich wie üblich ans Fenster während Rieko begann ihre dreckigen Klamotten ins Bad zu tragen und den Wascheimer zum Wäsche waschen startklar machte. „Sag mal, Sanzo, wie heißt du eigentlich?“ „Was??“ „Wie du heißt. Sanzo ist doch nur ein Titel.“ „Genjo. Aber nenn mich ja nicht so!“ „Das musst du schon mir überlassen!“ Rieko grinste der dreckigen Wäsche zu, als müsste sie merken, dass das Lächeln gar nicht ihr galt. ’Und nun sind schon wieder Dinge geschehen, die ich nicht vorhersehen konnte.’, dachte Bosatsu, als sie ihr Fernglas zur Seite legte und dem leisen Rauschen des Teiches vor sich lauschte. Kapitel 16: »What a beautiful morning« – Kapitel 71 --------------------------------------------------- »What a beautiful morning« – Kapitel 71 Rieko lehnte müde an der Wand. „Warum zum Teufel mussten wir so früh raus?!“ „Weil wir weiter fahren wollen.“ Sanzo funkelte sie ärgerlich an. „Warum fahren wir denn dann nicht endlich???“ „Weil Jeep noch nicht startklar ist!!“ Beide murrten gereizt vor sich hin, stierten aus dem Fenster und sahen zu, wie Hakkai den mit Schlamm durchtränkten Motor säuberte. Gojo und Goku waren glücklicherweise zum Einkaufsbummel genötigt worden und waren deshalb nicht vor Ort um für noch mehr Stunk zu sorgen. „Das kann noch was dauern!“, unterbrach Hakkai die entstandene Stille und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Rieko lugte unter Aufbietung ihrer ganzen Körperspannung über den Fenstersims und lies sich ermattet wieder zurück sinken. „Ach verdammt, Genjo, wir sitzen hier heut Abend noch…“ „Dank dir.“ „Ach halt’s Maul…“ „Wo ist denn dein grünes Anhängsel hin?“, witzelte Sanzo boshaft als Gojo, mit drei großen Tüten beladen, durch die Tür wankte und verzweifelt versuchte die Einkäufe auf dem Tisch zu positionieren. Irgendwo hinter den Tüten knurrte es zur Antwort gereizt zurück. „Kümmer dich einfach mal um dich, das haste wirklich nötig. Penner.“ Sanzo beachtete ihn nicht weiter, sondern begann, wie so oft, mit seinem Schießgerät zu spielen. Rieko seufzte gelangweilt. „Gojo, verstehst du was von Motoren?“ „Nein, sie reden meist nicht, sie brummen nur. Da kann ich sie schlecht verstehen.“ Rieko und Sanzo griffen synchron zum nächst besten schweren Gegenstand und Sekunden später durchquerten ein Aschenbecher und ein Buttermesser die Luft in Richtung Gojo. Dieser duckte sich und verlies eilends unter wüsten Verwünschungen die Lokalität. Wenig später schneite auch Goku strahlend herein, in der linken Hand ein viergeschossiges Eis, in der anderen die goldene Götter- Kreditkarte. Rieko hatte derweilen begonnen die Einkäufe in diverse Vorratsbehältnisse, Kühltaschen und Manteltaschen zu verstauen, damit sie die Reise so schnell wie nur irgend möglich fortsetzen konnten. Da er von Sanzo und Rieko konsequent ausgeblendet wurde, trottete der kleine Affe hinaus zu Hakkai und begann diesen vollzutexten. „Vielleicht sollten wir nochmals zu der Statue zurück…ein bisschen recherchieren, weißt du…“ Sanzo antwortete mit einem undefinierbaren Brummen. „Ich will nicht das Goku mitkommt. Es würde ihn verwirren und nachher noch auf dumme Gedanken bringen…“ „Also heißt das wir gehen?“ „Ja ich denke schon.“ „Dann solltest du dich mal aus deinem Kleidchen schälen, denn heute sind überall Bettelmönche unterwegs. Es ist Sonntag.“, warf Suki ein, die soeben von wo auch immer zurückgekehrt war. Ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, stapfte Sanzo aus dem Raum und schlug geräuschvoll die Tür hinter sich zu. „Wo warst du denn so lange?“ „Weg.“ „Ach was.“ „Doch echt.“ „Na dann.“ Nach dieser ausgiebigen Unterhaltung betrat Sanzo erneut den Raum, diesmal in Jeans und T-Shirt. „Die Jeans is aber ganz schön eng…“, befand Rieko, „Das sieht tuntig aus.“ „Tuntig gut oder tuntig schlecht?“, spielte Suki mit. Sanzo stürmte an ihnen vorbei und hinaus zu den anderen. „Rieko und ich werden noch mal kurz zu der Statue gehen, von der ich dir erzählt habe. Ich will deine Meinung dazu hören, also komm vorbei wenn du hier fertig bist.“, raunte er Hakkai zu, wandte sich dann um und verlies mit besagter Person den Ort des Geschehens. „Hey was is mit mir?!“, rief ihnen Suki hinterher. „Du bist das letzte was ich heute gebrauchen kann!“, fuhr Sanzo sie an und fing sich postwendend eine saftige Ohrfeige ein. „Du stinkst.“, bemerkte sie trocken und ging mit hoch erhobenem Haupt zurück zu Gojo. Dieser küsste sie rasch, schnappte sich dann den Affen und folgte den beiden anderen. „Lenk ihn ab bevor wir da sind, klar?“ „Hast du heut Nacht von Kraft geträumt?! Du hast mir gar nichts zu sagen!“ Beide kabbelten sich noch eine Weile, dann waren sie außer Sicht – und Hörweite. „Oh Mann…sind die anstrengend…“ „Ja, es ist manchmal nicht einfach mit ihnen. Am besten hält man sich einfach raus aus ihren Angelegenheiten.“ Hakkai beugte sich wieder über den Motor und seufzte verzweifelt auf. „Sag mal…ähm…Moment. Ich hab da ne Idee.“ Suki sprang auf und lief ins Haus davon. Hakkai blinzelte verwirrt der leuchtenden grünen Mähne hinterher, die gerade um die Hausecke verschwunden war. Kurz darauf kam Suki mit einem großen Waschtrog wieder. „Oh, Wasser hätte ich auch hier gehabt…“, teilte ihr Hakkai mit. „Ja, aber nicht DAS Wasser!“ Mit einem triumphierenden Blick deutete sie auf die glitzernde duftende Flüssigkeit neben sich. „Sag Jeep, er soll sich zurückverwandeln.“ Hakkai sah sie verwundert an, tat aber wie ihr geheißen. Jeep erschien vor ihnen in der Luft, sackte aber sofort auf den Boden, dreckverschmiert und mit sehr ungesunder Hautfarbe. „Komm her Kleiner, komm zu Suki!“ Jeep fauchte unlustig. „Komm her…“, gurrte Suki nochmals und fing ihn mit einer schnellen Handbewegung ein. Jeep strampelte und iekte, aber es half ihm nichts. Suki, bewaffnet mit einer Schöpfkelle, flößte ihm einige Löffel des klaren Wassers ein und steckte ihn dann zur Ganzkörperreinigung komplett in den Trog. Nach anfänglichen vehementen Protesten lies er sich schließlich gegen Sukis Hand sinken und sich genüsslich über den weißen Bauch streichen. „Da wird man ja glatt neidisch!“, scherzte Hakkai, bevor er sich bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. Er lief rot an und drehte sich weg von den beiden, die von ihm keinerlei Notiz mehr nahmen und ihn glücklicherweise völlig überhört hatten. Eine viertel Stunde später war Jeep schon wieder fitt genug um wieder umher zu flattern und ein paar Stückchen Apfel zu sich zu nehmen. „Das war eine tolle Idee.“, lobte Hakkai, als er und Suki auf ein paar alten Obstkisten an die Wand gelehnt in der Sonne saßen. „Mmmhh…“ Jeep derweilen hatte auf dem Boden die geschmolzenen Eisreste von Gokus Frühstück gefunden und verzehrte sie mit wachsender Begeisterung. Prall und satt lies er sich schließlich auf Hakkais Schulter nieder und nickte ein. Der Wirt, der sie anscheinend endlich loswerden wollte, stellte derweilen die Koffer vor die Tür und grunzte ärgerlich. Die Sonne stieg höher und mit ihr die Temperaturen, die Stadt wurde ruhiger. Auch die beiden Hobbymechaniker dösten träge vor sich hin, nur der kleine Drachen schien so seine Probleme zu haben. Unruhig flatterte er hin und her, lies sich dann aber wieder unglücklich auf Hakkais Schulter nieder. „Was’n mit Jeep los?“, nuschelte Suki undeutlich. In diesem Moment entschloss sich Jeep die Eismassen, die ihn so bedrückten, wieder loszuwerden und entleerte seinen Magen über Sukis Hemd. Diese sprang auf und versuchte verzweifelt, das Hemd auszuziehen, verhedderte sich erfolgreich und kam weder vor noch zurück. ‚Och nö, ne…?!’, dachte sie verärgert und hüpfte hektisch durch die Gegend. „Hakkai, jetzt hilf mir doch mal!!“ Der Angesprochene stand verlegen auf und legte ihr vorsichtig die Hände auf die Hüften. „Halt doch mal still!“ Er zupfte hier und dort an dem verwurschtelten Hemd und zog es ihr vorsichtig über den Kopf. „Danke!“ „Keine Ursache.“ „Wuäh…der Rest is auch voll…“ Angeekelt kramte sie in den Reisetaschen nach einem genügend großen Badetuch, reichte es Hakkai und wies ihn an, es um sie herum zu halten, so dass sie sich darin umziehen konnte. „Gut, dass wir nich mehr ins Hotel dürfen …!“, murrte sie, als sie sich neue Hosen anzog. Hakkai derweilen versuchte einen Punkt in der Ferne anzuvisieren, um ihr nicht zugucken zu müssen. Bei dem Versuch ihre Schuhe wieder anzuziehen und sich gleichzeitig im Gleichgewicht zu halten stolperte sie jedoch zirkusreif über ihre Schnürsenkel, knallte gegen Hakkai und brachte sie beide zu Fall. Auf dem staubigen Boden angekommen sahen sich beide verdattert an und prusteten gleichzeitig los. „Tut mir leid…“ „Schon okay…“ Wenn sie ihn nicht dabeihaben wollten, pfff, dann halt nicht. Er konnte sich auch sehr gut alleine beschäftigen. Okay, er konnte sich nicht alleine beschäftigen, aber Suki würde bestimmt mit ihm spielen. Zielstrebig verließ Goku die kleine Gasse wo ihn die anderen hatten sitzen lassen und schlug den Weg Richtung Hotel ein. Als er dort ankam hielt er verwirrt inne. Der Jeep war verschwunden, dafür lagen da aber Suki und Hakkai, in eine Decke gekuschelt im Sand und lachten fröhlich. Das sah nicht danach aus als wollten die sich jetzt mit ihm befassen. Traurig zog er wieder ab und entschied, dass er Sanzo suchen gehen wollte. Die Sonne stand schon weit über dem Zenit als sich die drei Fremden vor der Statue wieder trafen. Sanzo nahm die letzte Zigarette aus seiner Schachtel und steckte sie sich gedankenverloren an. Unmengen neuer und seltsamer Informationen schwirrten durch seinen Kopf und überforderten ihn maßlos. Es war heiß und er fühlte sich in Jeans und Hemd schon den ganzen Tag irgendwie komisch nackt…ohne sein Gewand war er eben nicht Sanzo, was ihm Rieko auch ständig unter die Nase rieb wenn sie ihn Genjo nannte. Gestresst besah er sich die Statue, die drei Götter und die beiden „Söhne des Himmels“. Das war es also. Son Goku, der König der Affen…an der Legende war also wirklich was dran, wenn auch nur ein Fünkchen Wahrheit. Für seine intrigante Habgier und dämonische Bosheit an einen Felsen gebannt…und dieser jemand, dieses Monster schlummerte nun in seinem kleinen Haustier. Prickelnde Vorstellung. „Hey Genjo!“, Rieko riss ihn jäh aus seinen Gedanken, „Willst du hören was ich raus gefunden habe?“ „Nein.“ „Gut. Also pass auf: Der Affenkönig Son Goku war der beste und einzige Freund des Kriegsgottes Nataku. Nataku war noch ein Kind und sehr allein. Sein Vater König Liu kontrollierte ihn und machte ihn zu einer Killermaschine. Als Gyumao angriff, machte er sich dieselbe Fähigkeit zu nutze und kontrollierte seinerseits Goku, um den Krieg zu gewinnen. Nataku und Goku, beide quasi fremd gesteuert, kämpften gegeneinander, und irgendwie gewannen die Götter. Goku wurde zur Strafe in den Felsen eingeschlossen aus dem er geboren wurde, wo du ihn gefunden hast.“ „Also haben wir einen irren Serienkiller mitten unter uns, ja?“, gähnte Gojo ihnen entgegen. „Wo warst du denn schon wieder das du so müde bist?!“, fauchte Sanzo ihn an. „Und wo ist der Affe?“, setzte Rieko hinzu. „Keine Ahnung…irgendwo…“ Ein weiteres lang gezogenes Gähnen folgte. Sie warfen einen letzten Blick auf die große weiße Statue, die im Licht der Sonne glitzerte und trotteten mit gesenktem Haupt in Gedanken versunken davon. „Hat einer von euch Hakkai gesehen?“, brummte Sanzo entnervt. „Nö.“ Gojo gähnte. „Meine Güte, was machst du denn die ganze Nacht lang??!!“, ärgerte Rieko. „Hör auf, frag nicht, das will ich nicht wissen!!“ „Ich schlafe, verdammt noch mal, aber ich bin heut um 6 aufgestanden weil der verdammte Priester ja unter seniler Bettflucht leidet und unbedingt vor Sonnenaufgang losfahren wollte!!“ Rieko brach in gackerndes lachen aus. „Lasst uns was trinken gehen.“ „Weißt du, Gojo, das ist deine erste gute Idee heute.“ Sie bogen in die nächstbeste dunkle Seitenstraße ein und betraten dort direkt die erste Kneipe die ihren Weg kreuzte. Zumindest hätten sie sie betreten, wäre ihnen nicht vorher Goku in die Arme gelaufen. „Was machst du denn hier?? Hab ich dir nicht gesagt du sollst bei Gojo bleiben?!“ Sanzo zog fast wie aus dem Nichts seinen Fächer hervor und briet Goku eins über. „Aber Gojo is so doof…der hat ständig nur irgendwelche Frauen angegraben…“ „WAS?!“, riefen Sanzo und Rieko gleichzeitig. „Das sag ich Suki!!“ „Du solltest auf ihn aufpassen!!“ Beide holten aus und schlugen zu, so dass Gojos Gesicht seitlich platt gequetscht wurde wie eine Flunder. Anschließend setzten sie ihren Weg fort, diesmal jedoch in Richtung Hotel. „Wo gehen wir denn jetzt hin?“, Goku sah Sanzo mit großen gelben Augen an. „Zum Hotel. Zu Hakkai und der grünen Ratte.“ „Lasst uns lieber woanders hingehen, die machen komische Sachen…“ „Was soll das heißen?!“, schaltete sich Gojo alarmiert ein und rieb sich über die schmerzenden Wangen. „Das soll heißen, dass sie komische Sachen zusammen machen!!“ „Das hab ich schon verstanden, ich wollte wissen was GENAU sie machen.“ „Das interessiert hier keinen, Gojo. Und nein, wir gehen nirgendwo anders hin. Wenn Hakkai Zeit gefunden hat sich an irgendwelche Schnallen ranzuschmeißen dann hat er mit Sicherheit auch den Jeep in Ordnung gebracht. Ich will hier endlich weg.“ „Halts Maul!“ „Die einzige die so über Suki reden darf bin ich, KAPIERT?!“ Das nächste was Sanzo mitbekam war ein gekonnter Tritt in den Arsch, meisterhaft ausgeführt von Rieko. „Also, was tun sie denn?!“ Gojo lies nicht locker. „Ach keine Ahnung, die liegen da zusammen unter ner Decke rum….“ „Oh ja, heute ist es ja wieder so kalt, nicht wahr, Gojo?“, frotzelte Sanzo. Er genoss es sichtlich Gojo auf die Palme bringen zu können. „Sieh’s ein, sie betrügt dich, kaum das du weg bist.“ Rieko und Goku gingen ungerührt weiter, als die beiden Männer begannen sich handgreiflich anzuzicken. Zehn Minuten später trafen alle vier wieder am Ausgangspunkt der Stadttour ein und fanden einen blitzblanken Jeep und zwei strahlende Yokai vor. Von Decken war jedoch keine Spur. Suki hüpfte auf Gojo zu und küsste ihn stürmisch. Er drückte sie an sich und vergrub das Gesicht in ihren Haaren. Also sie roch zumindest schon mal nach Suki und nicht nach Hakkai… alles Weitere würde er später am Abend testen. Kapitel 17: »After Dark« - Kapitel 72 ------------------------------------- »After Dark« - Kapitel 72 Er hatte es geschafft. Lilin lag endlich wieder in seinen Armen. Er hielt sie fest an sich gedrückt, als hätte er Angst sie erneut zu verlieren, wenn er sie wieder loslassen würde. „Ko?“, fragte Dokukakuji, dessen Verletzungen mittlerweile von Yaone geheilt worden waren und er seinem Herrn gegenübersaß. Kogaiji sah von der schlafenden Lilin auf, „Ist alles in Ordnung mit dir?“ „Ja ja… mir geht es gut…“ „Und wie geht es jetzt weiter? Nach Hotojo können wir nicht zurück und es wird bestimmt nicht lange dauern, bis Gyokumens Truppen nach uns suchen werden.“ „Es macht keinen Sinn sich dem gesamten Heer Gyokumens gegenüber zu stellen, also sollten wir die restlichen Sutren finden.“ „Die Sanzo- Bande…“, murmelte Dokukakuji vor sich her. Yaone und Kogaiji nickten zustimmend, während er gedankenverloren auf Lilins goldenes Haar hinuntersah und Yaone ihren Flugdrachen liebevoll mit Äpfeln fütterte. „Zwei Sutren sind in Sanzos Besitz.“, resümierte Kogaiji, „Eins hat Gyokumen und das vierte Rieko…und vom letzten fehlt bisher jede Spur. Wir sollten uns zuerst auf die Suche nach Rieko und Suki machen. Sie wollten mir ihr Sutra verkaufen, da sie nichts damit anzufangen wussten. Sie wieder zu finden, dürfte schwieriger werden, als die Spur der Sanzo- Bande aufzunehmen. Die vier Idioten laufen uns früher oder später sicher wieder über den Weg.“ „Ko? Ich habe unterdessen einige Spitzel ausgeschickt, die die Sanzo- Bande und die beiden Frauen aufspüren sollen.“, sagte sein Bruder, „Bisher habe ich nur von Rieko und Suki gehört, die sich bis vor wenigen Tagen noch in Kokutenko aufgehalten haben sollen.“ „Und was, wenn deine Ex das Sutra bereits an den nächst besten Händler verkauft hat?“, fragte Yaone und betonte das Wort „Ex“ besonders. Sie hatte Rieko noch nie sonderlich leiden können. Suki damit auch nicht, obwohl sie sie nicht kannte. Sie war ihr einfach unsympathisch und dazu reichte es, dass sie eine Freundin von Rieko war. „Deshalb sollten wir sie so schnell wie möglich finden. Hat dein Spitzel auch gesagt, in welche Richtung sie aufgebrochen sind?“ „Richtung Norden. Auf dem Weg hat er sie allerdings verloren.“ „Gut, dann sollten wir ihnen folgen.“ Kogaiji erhob sich, die schlafende Lilin noch immer im Arm haltend, und nahm im Sattel seines Flugdrachens Platz, der vor Vorfreude geheimnisvoll mit den Schuppen raschelte und den Start kaum noch erwarten konnte. Gefolgt von Yaone und Dokukakuji flog er in Richtung Osten, um dann von Kokutenko aus die Verfolgung gen Norden aufzunehmen. Kapitel 18: »Protect Me From What I Want« - Kapitel 73 ------------------------------------------------------ »Protect Me From What I Want« - Kapitel 73 Vor der Party, um und mit Sanzo, baute sich ein postkartenreifes Panorama auf. So weit das Auge reichte erstreckte sie die weitläufige Berg- und Tallandschaft, durchzogen von unzähligen Flüssen und bestickt mit ebenso vielen Wäldern und Steppen. Sie hatten den Jeep an einer Klippe geparkt und bestaunten den Weg den sie noch vor sich hatten. Hinter den mächtigen Bergen, die sie als Ziel angestrebt hatten, ging die Sonne bereits unter und es würde lange dauern, bis sie dort endlich angekommen wären; denn momentan ließ sich das Gebirge im Norden nur erahnen und die Berge waren nicht viel mehr als leichte Umrisse am Horizont. Hakkai ließ den Motor an und der Konvoi setzte sich in Bewegung, fuhr den Weg ins Tal herunter und machte sich auf die lange Fahrt durch die eben bestaunte Landschaft. Im Moment schien sich das Gruppenklima gebessert zu haben, resümierte Hakkai, als er an die letzten Tage in Taiitsu dachte. Gojo schien in Suki endlich eine Frau gefunden zu haben, mit der es sich lohnt zusammen zu bleiben und auch zwischen Sanzo und Rieko ließ sich etwas erahnen. Zwar versuchte Sanzo- und Rieko ebenso- dies zu übertünchen, doch ihm war es aufgefallen, dass ihre Blicke sich des Öfteren kreuzten und sie ebenfalls öfters zusammen zu sehen waren, obgleich sie sich nur über die Statuen unterhielten… Hakkai lächelte vor sich hin. Die beiden Neuzugänge taten der Gruppe gut, denn schon lange saßen sie alle nicht mehr so unbeschwert zusammen. Ok, Goku konnte so leicht keiner die Laune verderben und sollte das einmal der Fall gewesen sein, war er spätestens nach dem nächsten Essen wieder so unbekümmert wie zuvor. Gojo war da schon etwas schwieriger, was wohl an seiner beschissenen Kindheit lag, doch Hakkai konnte ihn schon so gut einschätzen, dass er seinen jetzigen Zustand als absolutes zufriedenes, zu genießendes Befinden titulierte. Und selbst das moralische Wrack Sanzo murrte nicht mehr so viel rum, wie gewohnt. Als Hakkais Gedanken zu ihm selbst und seinem Befinden schweiften, verwarf er diesen Punkt schnell. Dass er selbst viele Probleme hatte, wollte er sich nicht eingestehen und versteckte sie hinter seinem Lächeln. Gojo starrte gebannt auf die Karte, drehte sie ein paar Mal herum und kam zu dem Entschluss, dass er keine Ahnung hatte, wo sie gerade waren. „Na toll…! Und jetzt?!“, meckerte Suki. „Eigentlich sollte hier die Chohei- Ebene sein…“ „Die haben wir entschieden umfahren, du Idiot! Du hast uns direkt zu den Jin’ Ao- Inseln geführt!!“ Sanzo zündete sich eine beruhigende Zigarette an und blickte sich um. Von wegen Chohei- Ebene… Der Schwachkopf hatte sie direkt zu den Vorgebirgsseen geführt, die sich über die Landschaft erstreckten. Wie feine Adern durchzogen die kleinen Bäche und größeren Flüsse das grün bewachsene Gebiet und mündeten in die Seen, die direkt vor ihnen lagen. An den Flussläufen reihten sich Baumreihen in dem schlammigen Boden auf, wodurch ein Vorankommen mit dem Jeep nicht mehr möglich war. „Wie kann man nur so doof sein..??!!“, motzte auch Goku und bekam postwendend eine von Gojo gescheuert, worauf das Rumgestänker der beiden in ihrer gewohnten Endlosschleife wieder von vorne anfing. Hakkai derweilen trat aufs Gaspedal und probierte, ob ein Weiterkommen doch noch möglich war. Dabei schaffte er es den Rest der Truppe von oben bis unten in Matsch zu kleiden. „Hakkai!“, keifte Sanzo, „Streng dein Hirn an und lass sich Hakakuyu zurückverwandeln! Wir machen Rast!“ Verlegen fuhr sich Hakkai durchs Haar, stieg aus dem Wagen und gab Jeep das Kommando sich wieder in den kleinen weißen Drachen zurückzuverwandeln. Der Wanderverein packte sein Gepäck aus und schlug an dem großen Gebirgssee sein Nachtlager auf. „Also, was mich angeht, ich gehe jetzt baden!“, murrte Rieko angesichts ihrer dreckigen Sachen, verschwand im Zelt und tauchte ausgerüstet mit Handtuch, das sie zuvor im Hotel hatte mitgehen lassen, und Bikini wieder hervor. Suki folgte ihr ebenfalls komplett in Badekleidung. „Wo hat sie bitte Platz für ihre ganzen Sachen?!“, fragte sich Gojo, als er den Blick von Sukis Hintern unweigerlich abwenden musste, da dieser samt dazugehöriger Frau hinter einem Hügel verschwand. „Sie haben irgendwelche Kapseln, wo sie ihr Gepäck verstauen können.“, sagte Goku. „Was für Dinger?“ „Na so kleine Kapseln. Da drückst du drauf und dein Gepäck verschwindet darin.“ Er stieß auf allgemeine Verwirrtheit. Sanzo reduzierte sein Interesse auf ein Schulterzucken und schälte sich aus seinem Priestergewand, um auch in saubere Kleidung zu schlüpfen. Hakkai sammelte derweilen genügend Holz für ein Feuer und entzündete es mithilfe von ein bisschen Magie. Goku saß gebannt neben ihm und starrte hungrig auf die Vorräte, die Hakkai in den Topf über dem Feuer schmiss und eine seiner gewohnten Nudelsuppen köchelte. „Mir wird das hier zu langweilig.“, sagte Gojo in Anbetracht weiblicher Abwesenheit und ging ebenfalls zum See hinunter, wo er schon bald auf Suki und Rieko stieß. Sie hatten ihre dreckigen Kleider bereits gewaschen und schipperten im Wasser herum. Als Suki ihn erblickte, rief sie ihn zu sich hinein. „Da musst du schon rauskommen, Schätzchen.“ „Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass du ja noch immer nicht schwimmen kannst!“, neckte sie ihn, schwamm aber auf ihn zu. „Tja… das Bett ist mein Gebiet, nicht das Wasser!“ Er reichte ihr ein Handtuch und grinste verschmilzt, „Hier gibt es genüg Dünen und Bäume, wo man sich ungestört vergnügen kann…“ Suki grinste und legte die Arme um ihn. „So, so…Was hat der kleine SHA- moure denn vor?“ „Das wirst du sehen, wenn wir alleine sind.“, antwortete Gojo, beugte sich zu ihr herunter und flüsterte ihr ins Ohr. Suki konnte ein Kichern nicht unterdrücken. „Rieko, wir sind weg!“, rief die grünhaarige Dämonin ihr zu und folgte ihrem Lover zu einem etwas mehr bewaldeten Platz. Rieko tauchte kurz unter und entschied sich auch wieder an Land zu gehen. Nachdem sie die nassen Sachen zum Trocken aufgehängt hatte, setzte sie sich ans Seeufer und sah dem Wasser beim Glitzern in der Mittagssonne zu. Ihre Gedanken schweiften ab und blieben wie so oft an einem blonden Priester hängen. Er schlich sich erstaunlich oft in ihre Gedanken ein, dachte sie und ärgerte sich über sich selbst. Sie dürfte ihm nicht zu leicht vertrauen und dass sie jetzt anscheinend irgendwelche Gefühle für ihn entwickelte, erschwerte die ganze Sache noch zusehends. Schließlich wollte er sein Sutra noch immer zurück. Sie fand es schon erstaunlich, wie schnell er sie damit hatte durchkommen lassen. In letzter Zeit drohte und fluchte er zwar weniger; doch dass konnte sie sich auch nur eingebildet haben. Wäre da nur nicht dieser Kuss gewesen… Seitdem hatte er sie nie wieder angerührt…Aber warum missfiel ihr das auf einmal so? Das hatte ihr vor einem Monat doch auch nichts ausgemacht, dass er sie so schroff behandelte…Allmählich wurde es ihr zu kalt und sie stand auf, um zum Rastplatz zurückzugehen. Als sie sich umdrehte, sah sie Sanzo vor sich und verspürte postwendend ein Kribbeln im Bauch. Doch anmerken lassen, wollte sie sich nichts und funkelte ihn gewohnt misstrauisch an. „In Jeans und Hemd siehst du ja ganz normal aus, Genjo, wer hätte das gedacht.“ „Ist das notgeile Pack nicht bei dir?!“ „Die haben sich verzogen.“, sie deutete auf den angrenzenden Wald, sammelte ihre Kleider auf und fügte leicht schnippisch hinzu: „Wir sind also ganz alleine.“ Sobald sie diese Worte ausgesprochen hatte, biss sie sich verärgert auf die Lippe. Verdammt..., was sollte das werden, wenn’s fertig ist…?! „Was willst du mir damit sagen?!“ „Warum bist du eigentlich hier?“, lenkte sie das Gesprächsthema schnell um. Jetzt hatte sie ihn. Ja, warum war er hier?, dass wusste er selbst nicht so genau. Nur, dass er irgendwie den Drang verspürt hatte, sie zu sehen. Doch das konnte und wollte er nicht sagen, denn er stand ihr immer noch unverändert misstrauisch gegenüber. „Gut, wenn du mir nichts zu sagen hast, kann ich auch gehen.“ Rieko ging voll bepackt mit Hemden, Hosen und Socken an ihm vorbei. Er zögerte kurz, griff dann aber nach ihrer Schulter und drehte sie zu sich um. Die Wäsche fiel ihr aus den Armen, als er sie erneut küsste. Sie verharrten in einer innigen Umarmung und ihn überkam der Wunsch nach mehr, doch genau dieses Verlangen würde ihm die ganze Sache erschweren. Er dürfte sich jetzt nicht von ihr ablenken lassen. Doch ihre weichen Lippen und Küsse ließen ihn für einen Augenblick alles um sich herum vergessen. „Warum hast du dich eigentlich auf mich eingelassen?“, fragte Gojo, als er Suki betrachtete, die neben ihm auf ihrem Teppich lag und strich ihr gedankenverloren durchs lockige Haar. „Weil wir anscheinend dieselben Interessen haben.“, sie machte eine Pause und zog mit ihren Fingern Kreise auf seiner Haut, „Mein lieber Sha!“ „Ich mag es nicht, wenn du mich so nennst.“ „Oh, das ist aber SHA-de…“, sie setzte ein Schmollen auf. „Lass den Mist.“ „Gut.“, sie stand auf und begann sich anzuziehen, „Gibst du mir bitte meinen SHA-l…?!“ und konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Gojo murrte herum und schmiss ihr den zuvor noch als Unterlage benutzten Teppich- jetzt wieder in seiner ursprünglichen kompakteren Form- zu. „Danke, du alter SHA-rmeur!“ „Hey!!“ „Tut mir leid, aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen!“ „Das glaub ich dir nicht.“ „Was?“ „Dass es dir leid tut. „Was hat es denn mit dem Namen auf sich?“ „Ist ne lange Geschichte und die willst du nicht hören.“ „Ach,“, entgegnete Suki schnippisch, „Ist das so?!“ Sie stand auf und sah ihm gelangweilt beim Anziehen zu. „Ich will es dir einfach nichts sagen! Okay!?!“, sagte er brummig und zog sich sein weißes Hemd über. Als er in Sukis Augen sah, die ihn böse anfunkelten, spürte er, wie die Wut langsam in ihm hoch kochte. Er erhob er sich und tippte ihr gegen die Stirn. „Es gibt Dinge, die gehen dich nichts an! Ist das klar?!“ Suki schlug seine Hand weg, sah in unentwegt wütend an und stapfte zum Rastplatz zurück. Er blickte ihr kurz nah, schlug gereizt gegen den nächstbesten Baum und ging in die entgegengesetzte Richtung. Heute war einfach nicht sein Tag, dachte er. Zuerst musste er sich das Gemecker von Goku und dem vermaledeiten Priester anhören und jetzt nervte ihn auch noch Suki mit seiner Vergangenheit, die er am liebsten für immer aus seinem Gedächtnis streichen wollte. Nach zehn Minuten voller ziellosem Herumstreifen kehrte Gojo wieder zum Rastplatz zurück, der von dem mehr oder weniger köstlichen Nudelsuppenaroma erfüllt war. Goku saß wie erwartet nahe dem Kochtopf und aß Unmengen an Suppe, Hakkai daneben, während von Sanzo, Rieko und Suki jede Spur fehlte. Ersteren fand er am Seeufer. Sehr zu seiner Verwunderung lag Sanzo in der Sonne und zeigte einen ungewohnt zufriedenen Gesichtsausdruck. Er ließ sich neben ihm nieder, zog sein Hemd ebenfalls aus und ließ die Sonne auf seine Haut scheinen. „Du meckerst ja gar nicht, Priesterchen.“ „Sollte ich?“ „Und du siehst ziemlich zufrieden aus.“ „Kümmer dich um deinen eigenen Dreck.“ „Na, so gefällst du mir schon besser.“ „Was willst du?“ „Nichts.“ „Dann halt die Klappe. Ich schlafe!“ „Tust du nicht“ „Doch, ich rede im Schlaf!“, entgegnete Sanzo mürrisch und drehte sich auf den Bauch. Gojo gab ein gelangweiltes Schnauben von sich und ließ seinen Blick über der See schweifen. Zu seiner rechten, etwa zweihundert Meter weiter, konnte er Rieko und Suki erkennen. Sie gestikulierte wild und sah ziemlich wütend aus, woraus Gojo schloss, dass sie sich gerade über ihn aufregte. Er drehte sich ebenfalls auf den Bauch und fiel in einen erholsamen Mittagsschlaf in der angenehmen Hitze. „Was fällt diesem Idiot eigentlich ein so mit mir zu reden!“, erzürnte sich Suki zweihundert Meter weiter und wedelte mit ihren Händen rum, so wie sie es immer tat, wenn sie versuchte ihrer Freundin einen Sachverhalt zu schildern und ziemlich aufgebracht war, „Er hätte mich nicht so anfahren brauchen!“ Rieko zuckte ratlos mit den Schultern und ließ ihre Freundin erst einmal weiter reden. „Und jetzt liegt er da“, Suki deutete auf die rothaarige Unebenheit am Seeufer, „und scheint sich einen Dreck darum zu kümmern, ob ich sauer bin, oder wie scheiße er sich verhalten hat!“ Missmutig ließ sie sich neben Rieko sinken, drehte sich auf den Bauch und schmollte die Steine neben ihr an. „Er wird schon merken, dass es scheiße war. Doch ich glaube, du bist da auch nicht ganz unschuldig dran.“ „Bitte?“, Suki sah Rieko empört an, „Woher sollte ich denn wissen, dass er aus irgendeinem beschissenen Grund nicht gerne Sha genannt werden will. Er hat es schließlich nie gesagt!“ „Stimmt auch wieder…Dann warte darauf, dass er sich entschuldigt.“, sagte Rieko und legte sich neben ihre Freundin. „Da kann ich sicher lange warten.“ „Keine Panik. Irgendwann wird ihm der Sex-Entzug sicher zu groß.“ Suki begann zu grinsen und schloss die Augen. Die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut machten sie schläfrig. Langsam ging die Sonne unter und gewehrte Abend und Nacht sich auszubreiten. Der See glitzerte im schwachen Sonnenlicht spielerisch vor sich her, die Umgebung wurde in dunkle orange- und Rottöne getüncht und die vier Schläfrigen erwachten einer nach dem anderen. Gojo fühlte sich wie gerädert. Der Boden war wohl doch etwas unbequemer als er erwartet hatte. Ein Blick auf seine nichtvorhandene Uhr und darauf auf die untergehende Sonne sagte ihm, dass er den ganzen Nachmittag verpennt hatte. Auch Sanzo erwarte und dachte dasselbe, richtete sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sein Blick blieb auf Gojos Rücken hängen, der eine ungesunde Röte zeigte. Allerdings waren einige Stellen noch weiß geblieben, was er schnell als Schriftzug identifizierte, der jetzt Gojos sonnengeküssten Rücken zierte. „Hey, es war jemand so witzig und hat dir was auf den Rücken geschrieben.“ „Was? Du hast wohl nen Sonnenstich, Priesterchen.“ „Nein!“, knurrte Sanzo und las das mit Sonnencreme weiß gebliebene Wort, „Idiot.“ Gojo funkelte ihn böse an, „Bei dir steht auch was.“ „WAS?!“, erboste sich Sanzo und versuchte einen Blick auf seinen Rücken zu erhaschen, „Was steht da?“ „’Du stinkst’!“ „Haha, sehr witzig! Nun sag schon, was steht da?“ „’Du stinkst’! Und bei mir?“ „Halt die Fresse! Was steht da jetzt?!“ „Na, ‚du stinkst’! Und bei mir?“ „’Idiot!’“ „Selber Idiot!“ „Sag mir jetzt verdammt noch mal, was auf meinem Rücken steht!!“, platzte Sanzo der Kragen. „Auf deinem Rücken steht ‚Du stinkst’!!“, erklärte Gojo erneut und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Bitte was???!!“ „Du hast mich schon richtig verstanden. Und jetzt hör auf mich zu beschimpfen, sondern sag mir, was bei mir steht!!“ „’Idiot’!“ „Hey! Bist du jetzt auch noch taub?!“ „Nein, du bist schwer von Begriff! Bei dir steht ‚Idiot’.“ Beide sahen sich finster in die Augen, blickten zum Lager und begriffen gleichzeitig, wer ihnen diesen Streich gespielt hatte. „GOKUUUUU!!!!!!“, brüllten sie, wie aus einem Mund und stampften zu den Zelten zurück. Dort angekommen kreuzten sich Gojos und Sukis Blicke. Sie, immer noch wütend, legte eine eisige Miene auf und blickte demonstrativ schmollend in eine andere Richtung, er ebenfalls sauer, erwiderte den Blick und wendete ihn ebenso schnell ab und fand Goku, der gerade aus einem der Zelte heraustrat und postwendend Sanzos Fächer und diverse Wutparolen des Halbyokai auf sich herabprasseln sah. „Was fällt dir eigentlich ein, du verblödeter Primate!!!!“, keifte Gojo und verpasste Goku einen unschönen Schlag gegen die Stirn. „Hey!!!!!!!!!!“, versuchte sich Goku gegen die zwei zu währen, konnte in seiner Bedrängnis jedoch nichts anderes tun, als sich schützend die Hände über den Kopf zu halten. Mittlerweile war Hakkai zu ihnen geeilt und versuchte zu intervenieren. Er wurde jedoch von Sanzo zurückgedrängt und auf ganzer Linie ignoriert. „Hey, Leute!!! Hört mit dem Scheiß auf!! Ich habe doch nichts gemacht!!!“ „Halt’s Maul!“, waren sich Sanzo und Gojo ausnahmsweise mal einig und verpassten Goku einen weiteren tadelnden Hieb. „Wie im Kindergarten…“, murrte Rieko, die mit Suki und Hakkai an der Feuerstelle saß und das ganze Spektakel mit einem weinenden und einem lachenden Auge mitverfolgte. „Leider hören sie nicht mehr auf, wenn sie einmal angefangen haben.“ „Wie alt sind sie?“, fragte Suki, „Fünf?“ und verstaute ihre Sonnencreme mit einem Grinsen in der dafür vorgesehenen Kapsel. Kapitel 19: »I’ll Sleep When I’m Dead« –Kapitel 74 -------------------------------------------------- »I’ll Sleep When I’m Dead« –Kapitel 74 Aufgrund der der eskalierten Auseinandersetzung verkroch sich Goku früh ins Zelt und wickelte sich in seine Decke ein. Es kotzte ihn megamäßig an, dass Sanzo und Gojo immer so auf ihm herumhackten. Und dabei hatte er doch nichts gemacht! Er warf dem Nachtlager neben sich erboste Blicke zu und schlug einmal heftig gegen die Zeltplane. Von draußen vernahm er Sanzos gewohntes Meckern. Schlagartig machte die Wut in ihm Platz für ein trauriges Gefühl, das sich immer weiter ausbreitete. Es verletzte ihn, dass er für die Gruppe nur ein kleines Anhängsel zu sein schien, denn Sanzo und Gojo ließen es ihn immer wieder aufs Neue spüren. Nur Hakkai schien da anders. Aber Hakkai war ja auch zu jedem nett. Goku fühlte sich nicht ernst genommen oder gebraucht. Doch dabei wollte er doch genau das sein! Es würde ihnen sicher nichts ausmachen, wenn er nicht mehr mit ihnen reisen würde, dachte er und spielte mit dem Gedanken, einfach abzuhauen… Aber ein kleiner dummer Affe, wie er einer war, würde es sicher nicht mal bis in die nächste Stadt schaffen, ohne sich in den Wäldern heillos zu verlaufen… Goku legte die Hand vor sie Augen… Jetzt hatten sie es geschafft! Jetzt dachte er schon selber so über sich obwohl er wusste, dass er zu mehr im Stande war! Er wusste, dass er ein wichtiger Bestandteil der Gruppe, der Reise, sogar der ganzen Mission war, doch warum sahen die anderen dies nicht in ihm?! Sanzo wusste genau, dass er, Goku, für ihn sein Leben lassen würde. Schließlich war er derjenige gewesen, der den Fluch, der auf ihm lastete, endlich gebrochen und ihn somit von seinen Qualen befreit hatte. Und Gojo? Er hatte sich noch nie gut mit ihm verstanden und würde dies wohl auch nie… Aber seine Streitereien machten ihm trotzdem zu schaffen, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Er hatte es satt, ständig derjenige zu sein, der an allem Schuld hatte!!!! Seine Gedanken kreisten noch eine ganze Weile um dieses Thema, bis er in einen ungewohnt unruhigen Schlaf fiel. Hakkai starrte ins Feuer und ging ebenfalls seinen Gedanken nach. Er hatte Gokus Blick gesehen, voller Enttäuschung und Kummer. Er wirkte geknickt und so hatte Hakkai ihn noch nie zuvor gesehen. Er wusste nicht, was Goku so bedrückte. Ob der Streit ihn heute besonders getroffen hatte? Oder war es etwas anderes? Hakkai beschloss seiner Verpflichtung als Klagemauer und großer Bruder nachzugehen und später nach Goku zu sehen. Sein Blick wanderte zu Gojo, der seinerseits auch dem Feuer beim Knistern zusah oder darauf wartete, dass es irgendein großes gegrilltes Hühnchen ausspucken möge. Seltsamerweise ignorierte er Suki so gut es ging und umgekehrt machte auch sie keine Anstalten, sich mit ihm zu unterhalten geschweige denn in seine Richtung zu gucken. Mit Sanzo und Rieko schien es ganz dasselbe; doch das war ja nichts Neues. In Hakkais Augen benahmen sich alle ziemlich albern. Doch er hatte keine Lust sie darauf anzusprechen, denn er wusste, wie sie reagieren und ihn in ihrer freundlichen Art zurechtweisen würden. „Ich seh mal nach Goku.“, unterbrach er schließlich die Stille. Vier Augenpaare sahen erstaunt auf und ihm nach, bis er im Zelt verschwunden war. „Was hat der Affe bloß?“, fragte Gojo und begann mit einem Stock in der Glut herumzustochern. „Streng mal deine grauen Zellen an.“, sagte Rieko, „Hast du nicht gesehen, wie niedergeschlagen er aussah?“ „Du meinst wegen dem Streit? Das ist der doch gewohnt.“ „Vielleicht sogar deshalb?“ „Kann ich mir nicht vorstellen, der steckt das doch alles weg.“ Suki und Rieko tauschten einen wissenden Blick aus, der ihnen sagte, dass sie der gleichen Meinung waren. „Ihr haut aber immer auf ihm rum, egal was ist.“ „Na und?! Er ist aber auch nicht unschuldig daran!“, empörte sich Gojo und sah der dunkelhaarigen Frau in die Augen. „Arbeite mal ein bisschen an deinem Taktgefühl, Gojo. Vielleicht verstehst du dann, wovon sie redet!“, zischte Suki plötzlich. Gelbe Augen trafen auf rote. „Jetzt fang du nicht auch noch an! Darauf habe ich jetzt grade keinen Bock!“ Jetzt sah auch Sanzo interessiert auf, der sich bisher nicht an der Unterhaltung beteiligt, sondern die Faserung seiner Jeans genauer studiert hatte. Suki strafte ihn mit Blicken, was Gojo in ihren Augen kalt zu lassen schien und sie aufgebracht zu Hakkai und Goku ins Zelt stampfte, um ja nicht in Gojos Nähe schlafen zu müssen. Gojos Blick wanderte derweilen zu Rieko. „Jetzt sag du mir am besten auch noch, was für ein taktloser Arsch ich bin. Dann ist der Abend für mich wirklich gelaufen!“ „Wieso sollte ich dir das sagen?“, sie zuckte mit den Schultern, „Du weißt es doch schon.“ Sanzo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Gojos fassungslosen Gesichtsausdruck bemerkte. „Hör auf zu grinsen, Genjo! Du bist ebenso daran Schuld, dass Goku so geknickt aussah.“ „Ich kann mich nicht erinnern, dich um deine Meinung gebeten zu haben.“, gab er zurück. „Es ist doch wohl klar, wie beschissen er sich fühlen muss, wenn er ständig zu hören bekommt, dass man ihn nur für einen kleinen dummen Affen hält!“ „Und ich bin nur eine lüsterne Wasserratte. Ist auch nicht viel besser, was?!“, knirschte Gojo dazwischen, „So ist hier nun mal der Umgangston, Süße. Und daran wird sich sicher auch nicht so schnell was ändern. Selbst Sanzo hat sich damit abgefunden, dass er stinkt und ein charakterloses Schwein ist.“ „Halt’s Maul!“, zischte das charakterlose Schwein zurück und bereute, dass er momentan keinen Revolver zur Hand hatte. „Oh man…“, Rieko verdrehte die Augen und hielt es für angebrachter, bevor sie hier einen weiteren Streit herauf beschwor, auch schlafen zu gehen. „Hat er gesagt, was los ist?“ „Nein, er hat schon geschlafen und da wollte ich ihn nicht wecken. Er sah sehr erschöpft aus“ „Es macht dir doch nichts aus, wenn ich heute hier schlafe, oder?“ „Nein.“, Hakkai grinste, „Hast du Streit mit Gojo?“ „Ja…Woran hast du das bloß erkannt?!“, sie verdrehte genervt die Augen. „Und warum?“, fragte Hakkai, ließ den Sarkasmus unbeachtet und sah seinen nächsten Einsatz als Kummerkasten bereits kommen.- So musste er sich wenigstens nicht mit seinen eigenen Problemen auseinander setzen. „Aus dem beschissenen Grund, dass ich ihn ‚Sha’ genannt habe.“, antwortete Suki und schlüpfte in ihren Schlafsack. „Das hättest du nicht tun sollen.“ „Warum nicht?“, sie sah verwundert auf. „Er mag es nicht-“ „Ja, das habe ich dann auch gemerkt…“ „Lass mich ausreden…Er mag es nicht, weil es ihn an seine Kindheit erinnert.“ „Oh mein Gott….wie schlimm.“, sagte Suki theatralisch. „Sein Bruder hieß auch Sha und hat ihre Mutter töten müssen, um Gojo zu beschützen. Ich glaube, Gojo hat es bis heute nicht verkraftet, dass sie ihn nie wie einen Sohn geliebt hatte, sondern nur ein Kind des Verbots in ihm sah und ihn auch so behandelt hat.“ Suki fühlte sich schlagartig mies. Aber warum hatte er es ihr nicht gesagt und war so ausgerastet? „Das wusste ich nicht, Hakkai. Und ich konnte es auch nicht wissen, weil er so etwas nie gesagt hat!“ „Tust du mir einen Gefallen?“, fragte Hakkai, bevor auch er sich endgültig in den Schlafsack verkroch. Suki nickte. „Ich sehe, dass du ihm gut tust. Also rede mit ihm und entschuldige dich. Er ist nicht sehr nachtragend und wie ich ihn kenne, wird er es dir schnell verzeihen. Er ist nur zu stolz, um selbst den ersten Schritt zu machen.“ „Du lässt mir ja keine andere Wahl.“, murmelte Suki und beschloss ebenfalls, dass es an der Zeit war, zu schlafen. Als Sanzo in das andere Zelt kletterte, fand er eine schlafende Rieko vor. Sie lag auf der Seite, hatte die Beine herangezogen und eines der wenigen Kissen in ihren Armen. Er nutzte den Augenblickt, um sich nach dem fehlenden Sutra umzusehen, das sie bei sich trug. Wenn sie es ihm schon nicht freiwillig geben wollte, dann müsste er es sich eben auf dieselbe Art holen, wie sie und Suki es ihm weggenommen hatten. Ihre Tasche durchsuchte er zuerst, fand aber außer ein paar Kleidungstücken und Kosmetikprodukten nicht, was er suchte. Dann fiel sein Blick auf das Kissen, was sie fest umklammert hielt. Er beugte sich über sie und versuchte, es langsam aus ihren Armen zu ziehen. Rieko gab ein schläfriges Brummen von sich, bewegte sich etwas und eh er sich versah, hatte sie ihn zu sich herunter gezogen und kuschelte sich an ihn. Bedacht, keine auffällige Bewegung zu machen, die sie wecken könnte, verharrte er einige Minuten in dieser Position. Er hatte aber nicht damit gerechnet, dass sie sich immer näher an ihn kuscheln würde. Somit lag er neben ihr, ihr Arm quer über seiner Brust, ihr Kopf an seiner Schulter, und er bewegungslos daneben, ohne die Chance, das Kissen nach dem Sutra zu untersuchen. „Rieko?“, flüsterte er und verlagerte sich langsam auf die Seite, stupste sie leicht an. Sie öffnete die Augen und sah ihn hinter langen Wimpern schläfrig an, bis sie bemerkte, dass sie dicht, sehr dicht sogar, neben ihm lag. Sie zog den Arm schnell weg und ging auf Abstand. „Was machst du da?“ „Ich mache nichts. Du hast mich zu dir runter gezogen.“ „Lass mich schlafen.“, muffte sie und drehte ihm den Rücken zu, das Kissen immer noch im Arm. Da er besagtes Objekt im Moment nicht in Augenschein nehmen konnte, beschloss Sanzo noch einmal zum Feuer zu gehen. Er trat in die kühle Nachtluft hinaus und fand die Feuerstelle verlassen vor. Von Gojo fehlte jede Spur. Konnte ihm auch egal sein, wo sich dieser Nichtsnutz rum trieb, solange er nicht einfach wieder abhauen würde und sie ihn suchen müssten… „Toll. Jetzt hast du’s geschafft. Ich kann nicht mehr schlafen!“, hörte er Riekos Stimme aus dem Zelt sagen. Zum wiederholten Male machte er kehrt und schob die Zeltplane zur Seite. „Und daran soll ich jetzt wohl wieder schuld sein?!“ „Einer muss es ja immer gewesen sein…!“, sie sah lange in seine Augen, die im Mondlicht in einem intensiveren blau- violett schimmerten, „Leiste mir wenigstens etwas Gesellschaft.“ Interessiert trat er näher und beäugte sie skeptisch, „Suchst du etwa nach einem Vorwand, dass ich bleibe?!“ „Ach was. Das bildest du dir ein.“ Im Nu wurde dort wieder angesetzt, wo sie am See aufgehört hatten. Währenddessen schlurfte Gojo ziellos am Seeufer entlang und traf unverhofft auf Hakkai. Schweigend setzte er sich neben seinen alten Freund und blickte auf das Gewässer hinaus. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte Hakkai nach einiger Zeit. „Sonst wäre ich ja kaum hier, oder? Mir geht im Moment einfach zu viel im Kopf herum.“ „Suki?“ Gojo nickte. „Sie hat mir von eurem Streit erzählt.“ „Das war klar…“ „Weil ich sie gefragt habe.“ Gojo gab ein unwohliges Brummen von sich und antwortete nicht. „Dich scheint es aber ziemlich zu beschäftigen.“ Wieder erhielt Hakkai keine Antwort. „Und das klingt gar nicht nach dem Gojo den ich kenne.“ „Wie meinst du das?!“, wurde er hellhörig. „Ich erinnere mich noch daran, als wir über Kanan gesprochen haben. Du sagtest, du hättest nichts auf dieser Welt, das dir wichtig wäre. Jetzt ist genau das Gegenteil eingetreten, denn sonst würdest du dir nicht so viele Gedanken darüber machen.“ „Na und?“, er blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ihn überkam das dringende Gefühl zu rauchen. „Ich meine nur… der „alte“ Gojo hätte sich über so etwas nicht den Kopf zerbrochen.“ „Meinst du, ich bin zu weich geworden?“ Sein Gesprächpartner schüttelte den Kopf, „Nein, das auf keinen Fall. Ich habe nur beobachtet, wie du dich verändert hast. Du lässt jetzt viel mehr Gefühle zu. Ich denke, Suki tut dir gut.“ „Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie du über alles bescheid weißt…“ „’Mach dir nicht so viele Gedanken…sonst gehen dir noch die Haare aus!’ “ Gojo musste grinsen. Genau das hatte er zu Hakkai auch einmal gesagt. „Ich habe verstanden…“ Beide saßen noch eine Weile nebeneinander und genossen die Stille, bis Gojo zu Suki ins Zelt krabbelte, sie sanft weckte und ihr von seiner Kindheit erzählte. Ein wenig zumindest… --- Der junge dunkelhaarige Mann wurde unsanft gegen die nächste Wand geschleudert und rappelte sich langsam wieder auf. Zwei Hände legten sich um seinen Hals und drückten warnend zu. „Willst du mir etwa sagen, du hast sie verloren?!?!“, sagte eine grimmige Stimme, „Vor ein paar Tagen hast du sie doch noch in Kokutenko getroffen!“ „Ich verfolge sie ja noch.“, brachte sein Gegenüber zwischen den Zähnen knirschend hervor, „Sie fahren Richtung Norden. Ich halte mich nur im Moment etwas zurück…“ „Das war jetzt deine letzte Verwarnung! Noch ein Fehler… und es ist vorbei!“ Der Griff lockerte sich und der jüngere der beiden Männer sah auf. Das Gesicht des anderen lag im Schatten seiner Kapuze. Er konnte nur die Lichtreflexe in dessen Brille identifizieren. „So weit wird es nicht kommen!“, antwortete er entschlossen. „Enttäusch mich nicht!“, um seine Überlegenheit noch einmal zu demonstrieren, murmelte die in einen langen Mantel gehüllte Gestalt einige Worte, worauf sich sein Gesprächspartner vor Schmerzen zu krümmen begann und verschwand schließlich in der Nacht. Das erdrückende Gefühl, als würden einem die Eingeweide herausgerissen, ließ nach und der junge Mann stützte sich an der Wand auf. Sein Atem ging schwer und er drückte sich die Hand fest gegen den Bauch. Trotz dieser beeindruckenden Vorstellung seines nun ziemlich wütenden Auftraggebers, war ihm der Druck, der jetzt auf ihm lastete, so ziemlich egal. Er konnte diesen Auftrag nicht mehr durchführen. Er konnte es einfach nicht… Er hatte es unterschätzt. --- Kapitel 20: »Rising High«- Kapitel 75 ------------------------------------- »Rising High«- Kapitel 75 Die nördliche Hauptstadt lag königlich in luftigen Höhen auf einem Plateau, umgeben von vereinzelten Bergen, deren Gipfel hoch in den Himmel ragten. Nicht umsonst wurde sie ’die Stadt in den Wolken’ genannt, denn hatte man erst einmal den langen steilen Weg durch die Berge hinter sich gelassen, überkam einen das Gefühl bei einem Blick von dieser Hochebene, mit den Weiten des Himmels zu verschmelzen, sich in dem endlosen Blau des Horizonts zu verlieren und mit dem Wind davonfliegen zu können. Der Jeep passierte soeben das Tor der wuchtigen Stadtmauer, von der die Stadt Soushitsu umgeben wurde. Zu Zeiten des Krieges stellte sie den wichtigsten Stützpunkt der menschlichen Truppen dar. Dank der erhöhten Lage konnten Angreifer in dem angrenzenden Flachland schnell erkannt und getötet werden, Bogenschützen konnten ihnen in den angrenzenden Bergen unbemerkt auflauern und die Stadt vor weiteren Angriffen schützen. Von hier aus wurden, den Überlieferungen nach, sogar die entscheidenden Kräfte zur Vernichtung der Dämonen mobilisiert, was den Menschen letztendlich den Sieg und einen vorübergehenden Frieden beschert hatte. Zum Gedenken an diesen Sieg hatte man auch in dieser Stadt nicht an Tempelanlagen zu Ehren der Götter gespart. So waren dort mittlerweile viele buddhistische Tempel mit ebenso vielen Gläubigen ansässig, was Sanzo schon nach wenigen Minuten Aufenthalts zu spüren bekam. Viele ehrfürchtige und ebenso neugierige Blicke blieben auf ihm und der Reisegruppe kleben, denn immerhin war er nicht irgendein Sanzo und die Nachricht seiner Reise hatte sich anscheinend auch bis in den hohen Norden verbreitet. „Was glotzen die alle so blöd?“, fragte Goku skeptisch und schnitt einem kleinen Mädchen im Vorbeifahren eine Grimasse. Sie zeigte keinerlei Mimik, sondern guckte dem Jeep wie hypnotisiert nach. „Wir haben schließlich eine Berühmtheit an Bord, Äffchen.“, belehrte ihn Gojo mit einem Grinsen, „Schließlich wurde Sanzo von den Göttern höchst persönlich beauftragt. Nicht wahr, ehrenwerter Meister Sanzo?“ Vom Beifahrersitz erklang ein wütendes Brummen, was jedoch von Riekos Fragerei übertönt wurde. „Was? So berühmt ist er?“ „Jaja…“, redete Gojo weiter und konnte sich auch dieses Mal den Sarkasmus nicht verkneifen, „Und nicht jeder hat die Ehre mit dem Sanzo der Sanzos unterwegs zu sein.“ „Also so toll ist er ja jetzt auch nicht! Schließlich macht das Sutra alle Arbeit.“ „Halt’s Maul, grünes Miststück!“ „Ich sage nur die Wahrheit…“ „Das interessiert hier keinen!“ „So! Wir sind da!“, verkündete Hakkai, brachte das Auto zum Stehen und erstickte jegliche weitere Streitigkeiten somit im Keim. Sobald sie das Gasthaus betreten hatten, fand sich Sanzo schnell umzingelt von Schaulustigen, Bewunderern und abwechslungsweise auch buddhistischen Mönchen wieder. „Die tun ja, als wär er ein Popstar.“, muffte Suki. „So haben wir wenigstens unsere Ruhe.“, antwortete Gojo zwinkernd und zog sie in seine Arme. „Sieht aus, als wären wir genau rechtzeitig zum großen Fest gekommen.“, sagte Hakkai und deutete auf ein großes Banner, anlässlich des gewonnen Krieges vor 500 Jahren, an der Wand. „Hui! Dann gibt es hier sicher viel zu essen!“ - Nach weiteren zehn Minuten in denen Sanzo von lauter penetranten Menschen belagert und bequatscht worden war, ließ er die erlösende Zimmertür hinter sich ins Schloss fallen und schmiss sich aufs Bett. Jetzt musste er erst einmal rauchen!, dachte er missmutig und schloss die Augen. Ein energisches Klopfen an der Tür weckte ihn jedoch schnell wieder. Hakkai öffnete und fand sich einem weiteren Mönch gegenüber. „Äh?“, er räusperte sich, „Ist Meister Sanzo anwesend?“ Hakkai öffnete die Tür ein Stück weiter, sodass der Mönch Sanzo sehen konnte und ihn begrüßte. „Es ist uns eine große Ehre sie endlich hier begrüßen zu dürfen, Meister Sanzo.“, begann der Mönch mit einem zufriedenen Lächeln. Sanzo entgegnete nichts, was durch den Redefluss des Kuttenträgers auch nicht möglich gewesen wäre, „Der Tempelvorsteher bat mich, Ihnen diese Einladung zu überreichen. Morgen findet ein großes Fest in der Tempelanlage im Norden der Stadt statt und es wäre uns eine Ehre, wenn Sie und Ihre Begleiter an dem Bankett teilnehmen würden. Wir feiern hier jedes Jahr den Sieg über die Dämonen. Es wurden nur Mönche und andere wichtige Persönlichkeiten Soushitsus dazu eingeladen. Sie wären dann sozusagen der Ehregast, da Sie ja…-“ „Ist ja gut.“, murrte Sanzo, nahm die Einladung entgegen und schob den Mönch dezent zur Tür, „Wir werden sehen, ob wir kommen.“ „Nein, nein, Sie müssen kommen!“ „Darüber denke ich später nach, doch jetzt möchte ich meine Ruhe haben.“ Der Mönch wurde weiter zur Tür geschoben… „Ich verstehe, es war sicher eine lange Reise. Wenn Sie möchten kann ich Ihnen das Onsen reservieren lassen.“ „Nein! Das muss nicht sein!“, sagte Sanzo und erinnerte sich an ihren letzten Onsen-Besuch, „Es reicht schon, wenn du verschwindest.“ Und mit diesen Worten fand sich der Mönch im Hotelflur vor verschlossener Tür wieder und machte sich frohen Mutes auf zum Tempelvorsteher. ‚Bankett zu Ehren der Götter. Festliche Kleidung ist erwünscht.’, las er in geschwungenen goldenen Lettern auf der Schriftrolle. Pff…, er hatte wirklich besseres zu tun, als an irgend so einem beschissenen Fest teilzunehmen, dachte Sanzo. Und so wie er die spießigen Mönche kannte, würde es dort nicht einen Tropfen Alkohol geben. Er zerknüllte die Einladung in der Hand. „Hey! Was machst du denn da?“, hörte er Sukis Stimme und drehte sich zu ihr um, „Es gibt Leute, die wollten das auch noch mal lesen!“ „Diese Leute haben nun mal Pech gehabt!“ „Motz mich nicht so an!“ Sanzo funkelte sie verärgert an, so wie er sie eigentlich immer ansah, denn so richtig konnte er sie nicht leiden, was ganz eindeutig auf Gegenseitigkeit beruhte. „Fahr deine Dezibel mal ein bisschen runter!“, motzte er dann doch und schmiss ihr den zerknüllten Zettel vor die Füße. „Ich danke dir zutiefst!“, entgegnete Suki sarkastisch und angelte nach der Einladung, die sofort gründlich studiert wurde. Gojo kam in diesem Moment in ihr Hotelzimmer, schmiss die Einkäufe auf den nächstbesten Tisch und die Kreditkarte in Sanzos Richtung. „Man! Das nächste mal, geht einer von euch! Auf alte gewalttätige hysterische Damen, die dich mit ihren Taschen aus dem Weg prügeln, nur um an die Schnäppchen zu kommen, hab ich echt keinen Bock mehr!“, muffte er und schmiss sich neben Suki aufs Bett, „Na meine Hübsche, was hast du denn da?“ „Wir wurden zu einem Bankett eingeladen.“ „Wirklich?“ „Ja, morgen schon. Aber der stinkende Priester hat anscheinend für uns alle entschieden, dass wir NICHT hingehen werden!“ „Richtig! Es würde nur eine weitere Verzögerung bedeuten.“ „Na und! Ich will da aber hin!“ „Damit stehst du alleine.“ „Womit steht sie alleine?“, fragte Rieko, die soeben aus dem angrenzenden Badezimmer zu ihnen gekommen war. Sie wuschelte sich mit einem Handtuch durch die nassen Haare, worauf Suki ihr die Einladung zuwarf. Ihre Augen weiteten sich angesichts des Empfangs. „Hey, wir gehen auf ein Bankett?-“ „Nein, tun wir nicht!“, zischte Sanzo dazwischen. „Er hält es für eine Verzögerung.“, berichtete Suki in schnippischem Ton. Gojo und Rieko zogen gleichzeitig eine Augenbraue hoch und beäugten Sanzo skeptisch. „Gib’s zu Priesterchen, du kannst nicht tanzen und hast deshalb keinen Bock dorthin zu gehen.“ „Ich glaube, Hakkai ist hier der, der am ehesten tanzen kann.“, sagte Suki. „Du glaubst, ich könne nicht tanzen?“, empörte sich Gojo. „Nun ja… Ich kann mir dich schlecht in einer feinen Gesellschaft vorstellen.“ „Erstens stimmt das nicht und zweitens… na und???!!! Wie sieht’s denn mit dir aus?!!“ „Darum geht es jetzt nicht!“, wich Suki aus, „Wir brauchen noch Abendkleidung.“ Alle Augen ruhten erneut auf Sanzo. „Vergesst es! Die Kreditkarte kriegt ihr nicht!“ „Genjoooo…“ „Hör auf! Wir gehen nicht zum Bankett!“ „Wir würden eh noch ein paar Tage in Soushitsu bleiben.“, mischte sich nun auch Hakkai ein, der zusammen mit Goku das Zimmer betreten und genügend vom Streitthema mitbekommen hatte, „Da macht es doch keine Umstände morgen Abend zum Fest zu gehen.“ „Jetzt fall du mir nicht auch noch in den Rücken, Hakkai!“ „Also gehen wir! Bitte!!!!“, verkündete Suki und gab ihren Worten Nachdruck, indem sie einmal energisch in die Hände klatschte. „Wo bin ich hier bloß gelandet…“, knirschte Sanzo, legte die Hand an die Stirn und konnte sich aber einen flüchtigen Blick auf Riekos Rückansicht jedoch nicht verkneifen. Am nächsten Morgen wachten sämtliche Gruppenmitglieder schon recht früh nach Sonnenaufgang auf. Besonders auf Seiten der Frauen war die Freude groß. Denn ein Bankett bedeutete Abendkleidung und das bedeutete, dass sie heute noch eines kaufen müssten. Zum Glück hatten sie Sanzos Kreditkarte schnell ergattert und verbrachten den restlichen Nachmittag in der Stadt. Gojo saß derweilen in seinem Zimmer und betrachtete gedankenverloren die weiße Decke….Er musste wohl oder übel noch tanzen lernen. Heute noch! Er wusste nicht, was Sukis Wort in ihm beeinflusst hatten; doch warum auch immer, er wollte tanzen können. Und dies obwohl er sonst nie Wert auf so etwas gelegt hatte. Zu seinem Glück klopfte Hakkai in diesem Augenblick an der Zimmertür und kam, beladen mit vier Anzügen herein. „Was schleppst du denn da mit dir rum?“ „Hier, der ist für dich. Das müsste deine Größe sein.“ Gojo besah den schwarzen Smoking genauer und hing ihn an den Kleiderschrank. „Hakkai, ich habe ein Problem. Und ich glaube, du kannst mir helfen.“ Der braunhaarige Mann sah ihn verwirrt an. „Ich kann nicht tanzen… -noch nicht- … und du wirst es mir beibringen. Was hälst du davon?“ Auf Hakkais Lippen zeichnete sich ein Grinsen ab, „Woher weißt, du dass ich tanzen kann?“ „Sieh dir Sanzo an, der hat doch zwei linke Füße. Du bist eher der Typ dafür. Und Goku? Na ja…Tanzende Affen kenne ich nur aus dem Zirkus.“ „Gut.“, auch Hakkai hing die Smokings an den Schrank und stellte sich Gojo gegenüber auf, „Ich zeige dir jetzt einige Schritte. Damit kannst du eigentlich nichts falsch machen.“ Er zählte den Takt leise ein und zeigte Gojo, wie er seine Füße wann wohin bewegen musste. Der rothaarige Halb- Yokai konzentrierte sich so verbissen auf die Schrittabfolge, dass er nicht mitbekommen hatte, dass Goku mittlerweile ins Zimmer gekommen war und ihnen belustigt zusah. „Und was mache ich mit den Armen, Hakkai?“ „Die rechte Hand legst du bei ihr auf den Rücken, die linke auf ihre Taille.“ „Und dann?“ „Dann bleiben die da und du machst das mit den Füßen, was ich dir gerade gezeigt habe. Pass auf!“, erklärte Hakkai und legte zur Veranschaulichung seine Hände bei Gojo auf die beschriebene Position. Goku konnte sich nun ein Lachen nicht mehr verkneifen und prustete laut los. „HEY!!!! Seit wann ist der Affe hier????!!! Verschwinde!!!!“, keifte Gojo. „Goku, komm her! Du übernimmst für mich!“ „Ich soll WAS???!!!“ „ER SOLL WAS???? Oh nein, vergiss es!!! Das mache ich nicht!!!“ „Und ich erst recht nicht!!!“ Beiden blieb jedoch keine andere Wahl, denn Hakkai schob Goku unter Strampeln und Zetern zu Gojo, positionierte dessen Hände auf Gokus Rücken beziehungsweise Taille, übersah die wütenden Blicke seiner Tanzschüler und zählte den Takt erneut ein. „Und 1, und 2 und 3 und 4…und die Hand liegt leicht auf, wie ein Vogel auf dem Zweig…“, korrigierte Hakkai seinen rothaarigen Freund, worauf beide unwillig noch einmal von vorne anfangen mussten, „Und 1 und 2 und 3 und 4…und Goku darf nicht führen, denn er tanzt wie eine Frau.“ Betretenes Schweigen. Gojo unterdrückte ein Grinsen, während Goku etwas völlig anderes zu unterdrücken versuchte. „Hakkai, das tue ich jetzt sehr ungern!“, knirschte Goku, blinzelte Hakkai entrüstet an und schlug ihm hart gegen die Nase. Gojos dunkles Lachen erfüllte den Raum, bis Hakkai und Goku sich wieder gefangen und sie Aufstellung genommen hatten. „Und 1 und 2 und drehen drehen drehen…und es sieht noch albern aus….noch mal, noch mal, noch mal,… und 1 und 2 und 3 und 4“, gab Hakkai in leichtem Befehlston von sich, wodurch sich Gokus und Gojos Laune erneut verschlechterte, „Schlag mich ruhig tagelang, denn du schlägst wie eine was?“ „Eine Frau!“, kam es postwendend von Gojo zurück. Jetzt war er derjenige, der Gokus Faust auf seiner Nase zu spüren bekam. Schnell breitete sich der kleine Stups zu einer Rangelei aus, was Hakkai von weiteren Tanzlektionen abhielt. „Du bist ein ziemlich beschissener Lehrer, Hakkai. Die Kinder haben dich sicher gehasst, so ätzend wie du warst!“, keuchte Gojo, nachdem er und Goku endlich wieder von einander lassen konnten. Der Ex-Lehrer zuckte kurz mit den Schultern und verschwand mit seinem Smoking im Bad. „Seit ihr soweit?“, erklang Sanzos Stimme. „Ja…“, knirschte Gojo, „Mann, fühl ich mich in diesem Anzug unwohl…“ „Frag mich mal…“ Beide lehnten an der Wand, steckten sich synchron eine Zigarette an und blickten stur durchs Zimmer. Hakkai band Goku noch die Krawatte und richtete selbst seinen Kragen. „Du hast ja mal deine Haare gekämmt, Wasserratte.“, bemerkte Sanzo, als er Gojos nach hinten gekämmte Mähne beäugte. „Steht mir gut, nicht wahr!“, antwortete Gojo und strich sich durchs Haar, „Und du?! Auch mal was neues, ganz ohne Kamm, was?!“ „Ach, Halt’s Maul!“ „Können wir los? Ich hab ziemlichen Kohldampf!!!“ Goku spurtete voraus und der Rest folgte ihm den Flur entlang. „Hey, ich hätte nicht gedacht, dass ihr alle mal ganz gepflegt aussehen könnt!“ Sie drehten sich um und sahen sich Suki und Rieko gegenüber. Beide in geschmackvolle Abendkleider gehüllt, die das Wesentliche geschickt betonten. Sukis war natürlich in einem dunklen grün, was einwandfrei zu ihren Haaren passte, die sie hochgesteckt hatte, sodass eine Kaskade Locke über ihren Rücken fiel. Rieko hingegen trug ein schwarzes Kleid und ihre leicht gewellten Haare offen. „Wow…“, brachte Gojo hervor, „Das Kompliment gebe ich gern zurück…“ Sanzos Reaktion war ähnlich sprachlos, denn er konnte seinen Blick von Rieko nicht abwenden. Ihre Blicke kreuzten sich und zur Verwunderung aller, bot er ihr den Arm an, wo sie sich dann einhakte. „Können wir jetzt? Ich bin schon halb verhungert!“, quengelte Goku weiter, worauf sich die Gruppe in Bewegung setzte. Am Tempel angekommen, begann das Tuscheln wie am Vortag erneut, als sie den großen Saal betraten. Eine breite Treppe führte zu der Gesellschaft hinunter. Dort standen einige Tische, an denen noch mehr Leute saßen und andere, die reich mit Essen bestückt waren. Im Rest des Raumes verteilten sich die Gäste, unterhielten sich oder taten sonst, wonach ihnen so war. An den Wänden hingen große Bilder oder Portraits, die Szenen eines Krieges darstellten. Den vor 500 Jahren, wie Hakkai vermutete, er sie von dieser Entfernung aber in dem gedämmten Licht der Lampions und Leuchter nicht genau erkennen konnte. Gojo erspähte eine kleine Kapelle, die Melodien einer alten chinesischen Oper dudelte und befürchtete, dass er alles wieder vergessen hatte, was Hakkai ihm an diesem Nachmittag beigebracht hatte. Er legte seinen Arm um Suki und ging mit ihr zusammen die Treppe hinunter. Sanzo fiel auf, dass die gewölbte Decke in blassgoldenem Holz getäfelt war und einen ziemlich teuren Eindruck machte, ebenso wie der weiße Marmorboden, über den sie nun hinweggingen. Er konnte sich schon denken, was der eigentliche Anlass war. Er musste nicht lange warten, bis ein Mann mittleren Alters auf ihn zukam und ihn um eine Spende für den Tempel bat. Weitere Männer durchstreiften den Saal, um ebenso Geld zu erbetteln. Sanzo hob ablehnend die Hand und schob Rieko mit sich weiter. „Von wegen „Bankett zu Ehren der Götter“…!“, sagte er zu Hakkai, „Hier zeigen sich die Tempelvorsteher mal wieder von ihrer besten Seite.“ „Mit so was habe ich auch gerechnet. Aber immerhin gibt es kostenloses Essen.“, schmunzelte Hakkai und erblickte jäh in diesem Moment Goku, der sich auf das Buffet gestürzt hatte, „Ich leiste Goku was Gesellschaft.“ „Guck nicht so!“, bemerkte Rieko, als sie mit Sanzo alleine war. „Wie soll ich denn sonst gucken?! Ich hab keine Lust hier zu sein und gleich wird sicher wieder jemand das Bedürfnis haben, sich mit mir über das doch so erfüllte Leben eines buddhistischen Mönches zu unterhalten, mir Honig um den Mund schmieren, was für eine wichtige Person ich doch bin, um dann noch zu fragen, ob ich nicht noch was länger hier bleiben würde, um den Tempel mit meiner Anwesendheit zu beehren. Und das nur, damit sie etwas Werbung für ihr beschissenes Tempelleben haben.“ „Bist du fertig?!“ „Mach mich nicht wütend!“ Rieko nahm wortlos seine Hand und zog ihn hinter sich her, hinaus auf den großen Balkon, von dem sie einen wunderbaren Blick auf das Flachland hatten, welches von dem weiß leuchtenden Mond in ein milchiges Licht gehüllt wurde. Die Berge waren in der sternklaren Nacht nur noch Schatten, die die Stadt bedrohlich umgaben. „Und was sollen wir jetzt hier?“ „Ach, halt doch die Klappe!“, meckerte sie, zog Sanzo zu sich hinunter und küsste ihn. Zehn Meter neben ihnen, hinter einem großen Marmorblumenkübel, genossen zwei ebenfalls sie Zweisamkeit. „Pass mit dem Kleid auf, das war teuer.“ „Du weißt doch, ich bin Profi.“ „Und wie ich das weiß.“ Suki hielt inne, um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich ungestört waren und erblickte Sanzo und Rieko, die sich noch immer umarmt hielten und küssten. „Hey, hey, sieh dir das mal an…“, sie schob seinen Kopf aus ihrem Ausschnitt hoch und drehte sein Gesicht in die Richtung des zurzeit sehr beschäftigten Pärchens. Gojo flötete durch die Zähne und grinste, „Das hat ja ziemlich lange gedauert.“ „Sie hatten sich schon in Taiitsu geküsst.“ „Was? Und davon weiß ich nichts?“ „Ssssccccchhhh…!“, zischte Suki, „Lass uns wieder reingehen, dann stören wir sie nicht.“ „Wir waren aber zuerst hier.“ Suki sah im tief in die Augen und fand seine Lippen. „Jetzt komm…!“, sagte sie, als er sich gerade auf etwas anderes konzentrieren wollte und von ihr überrumpelt in den Saal zurückgezogen wurde. Als sie wieder in den Saal eintraten, wurden sie schnell von Hakkai abgefangen. „Habt ihr Goku gesehen? Ich kann ihn nirgendwo finden.“ „Hast du schon beim Essen gesucht?“ „Das war meine erste Idee. Aber dort ist er nicht.“ „Ach komm, der kleine Affe kann schon gut auf sich alleine aufpassen.“ „Du hast Recht, Gojo.“ In diesem Moment stimmte das Musikorchester eine neue Melodie an und Hakkai bat Suki um einen Tanz. Sie hakte sich erfreut bei ihm ein und betrat die Tanzfläche. Gojo fühlte sich wie bestellt und nicht abgeholt stehen gelassen und beschloss Goku zu suchen, während Hakkai mit SEINEM Mädchen tanzte. So ein Idiot!, dachte Gojo und fühlte, wie die Eifersucht, die er bisher erfolgreich unterdrückt hatte, langsam wieder hochkam. Den kleinen Affen fand er schließlich am Rande der Gesellschaft, wo er wie paralysiert vor einem der großen Gemälde stehen geblieben war. „Hey Primat, was machst du hier?“ Keine Antwort folgte und nun entschied sich auch Gojo das Ölbildnis zu betrachten. Es war in Braun- und bedrohlichen Rottönen gehalten und zeigte ein Schlachtfeld. In der Mitte stand eine Person, mit wehendem Mantel und langen Haaren über ein paar Leichen und hielt einen Stab, der ihm sehr vertraut vorkam, über sich gestreckt. Gojo konnte zwar dessen Gesicht nicht erkennen, doch es durchfuhr ihn wie ein Blitz, als er erkannte, dass diese Person sehr starke Ähnlichkeit mit dem Jungen neben sich hatte. „Was hat das zu bedeuten, Gojo?“, fragte Goku. „Ich hab keine Ahnung…“ „Der sieht aus wie ich…“ „Du hast mich gerade zum ersten Mal ‚Gojo’ genannt, Affe.“ „Hab ich nicht!“ „Doch!“ „Nein!“ „Doch!“ „Halt’s Maul!“ „Hey, was macht ihr hier?“ Goku und Gojo drehten sich apathisch zu Sanzo und Rieko um. Beide sahen sich zwei vollkommen verwirrten Yokai gegenüber. Einer durcheinanderer als der andere. Nun erkannte auch Sanzo, was der Grund für ihr seltsames Benehmen war und hatte denselben erschreckenden Gedankengang wie Gojo zuvor. „Was zum-?“, sagte er fassungslos. „Das erinnert mich an die Statue…“, wisperte Rieko, bekam aber sofort von Sanzo einen ermahnenden Schlag in die Seite. „Pst! Er weiß davon nichts!“, flüsterte Sanzo zurück. „Ja…“, brummte Rieko verärgert und rieb sich über ihre Taille, „Aber du hättest mich nicht gleich schlagen müssen…!“ Zu Sanzos Glück hatte Goku das Gespräch nicht mitbekommen, sondern starrte noch immer gedankenverloren auf sein Ebenbild aus Öl. Viele Erinnerungen prasselten auf ihn ein. Ein Junge, in seinem Alter, mit bläulichen Haaren und ein gewaltiger Krieg, an dem er anscheinend nicht ganz unschuldig gewesen war…Doch es waren nur Bruchstücke eines Mosaiks, die schlagartig wieder in seinem Gedächtnis auftauchten, denn so richtig konnte er sie nicht zuordnen. Goku fasste sich an die Schläfe, um irgendwie gegen die entstandenen Kopfschmerzen anzukämpfen. „Hey, alles klar?“, fragte Rieko besorgt und legte einen Arm um ihn. „Ich weiß nicht… es ist alles so verwirrend…“ „Lass uns was essen gehen.“ „Ich hab keinen Hunger mehr…“ „Doch hast du…“, mit diesen Worten zog sie ihn vom Bildnis seiner Vergangenheit weg und lotste ihn zum Buffet. Gojo und Sanzo standen noch eine Weile vor dem Gemälde, bis der blonde Priester die anderen Bilder erspähte und sie nun auch kritisch betrachtete. Das erste stellte eine weitere Kriegsszene dar. Es zeigte die Ebene, die sie auf ihrer Reise noch zu durchqueren hatten. Vor den Bergen brannten Bäume, Tier und Mensch. Dämonen standen der Armee der Menschheit gegenüber, viele waren gefallen, andere schwer verletzt. Der ganze Schauplatz glich einem einzigen Blutbad. Auf dem nächsten Bild war eine ähnliche Szene abgebildet. Der Hauptmann, der die Menschen gegen die Dämonen führte, war mit einem langen Schwert bewaffnet und gab den Befehl zum Angriff. Er war zwar schwer verwundet, trieb seine Streitkräfte jedoch immer weiter in den Krieg. Sanzo musste mir Unbehagen feststellen, dass dieser Anführer Hakkai sehr ähnelte. Braune Haare umrahmten sein Gesicht, das einen entschlossenen und verbissen Ausdruck zeigte. Seine Augen waren von demselben Grün wie Hakkais… Gojo stand derweilen vor einem Portrait von Kannon Bosatsu, dem Mannsweib, das ihn einmal geküsst hatte, um Sanzo Blut oral einzuführen…Schnell verdrängte er diese widerlichen Gedanken und sah sich nach weiteren Bildern um. Ein Mann mit langen blonden Haaren, der einen kleinen Jungen, angekettet an eine schwere Metallkugel, an der Hand hielt. Leider konnte man die Gesichter der Personen nicht erkennen, doch die Frisur des Jungen glich der Gokus, als er noch längere Haare hatte. „Hier hat doch tatsächlich jemand genau so tuffige Armstulpen an, wie du, Sanzo.“ „Schön was dir so alles auffällt…! Hast du denn wenigstens auch bemerkt, dass das derselbe Junge, wie auf dem anderen Bild ist?!“ „Klar. Ich wollte dich nur testen…“, redete sich Gojo raus und ging mit Sanzo ziellos den langen Gang am Rande der Abendgesellschaft entlang. „Meinst du diese Bilder zeigen Gokus Vergangenheit?“ Sanzo antwortete nicht, sondern war in seine Gedanken vertieft. „Hallooooho???!!! Stell dein Hörgerät mal lauter, ich habe dich was gefragt!“ „Klappe! Ich bin ja nicht taub, ich überlege noch.“ „Dann verletz dich nicht!“ „Es könnte nicht schaden, wenn du auch deine grauen Zellen mal was anstrengst und dich nützlich machst!“ „Dafür habe ich ja dich, Schatzi!“, frotzelte Gojo, „Du bist doch so ein helles Köpfchen und ich habe…“, er sah sich nach Suki um, die tatsächlich immer noch mit Hakkai tanzte, „…gerade anderes zu tun…!“ „Vergiss es!“, zischte Sanzo und packte Gojo fest am Arm, „Dafür ist jetzt keine Zeit! Wir sollten uns mit wichtigerem beschäftigen und zum Beispiel herausfinden, ob das da tatsächlich Goku ist und warum der andere Kerl Hakkai so ähnelt!!!“ Beide stierten sich wütend an. „Das geht mich aber im Grunde nichts an!“ „…Und warum der hier, auffallende Ähnlichkeit mit einer schmierigen Wasserratte hat!!“, bemerkte Sanzo und deutete auf das Bild zu seiner linken. Gojo verschlug es die Sprache, als er es betrachtete. Eine weitere Kriegsszene, ein Mann mit kurzen Haaren, göttlichem Mal auf der Stirn, weitere Verwundete, Krieger, und eben dieser Mann an der Spitze der Truppe. „Lass uns von hier verschwinden. Es reicht schon, dass Rieko von der Statue und den Bildern mitgekriegt hat. Der Rest soll es nicht auch noch erfahren.“ „Meinst du mit dem Rest zufällig eine wunderhübsche grünhaarige Frau, die ich erfolgreich rumgekriegt habe und sie seitdem nicht mehr von mir lassen kann?!“ „Spar dir deine Witze!“, keifte Sanzo, machte kehrt, sammelte Hakkai und Goku auf und verließ mit ihnen den Saal. ‚Spinner’, dachte Gojo, Suki würde es eh bald von Rieko erfahren. Er entschied dem Priester zu folgen, um wenigstens jetzt an einem der seltenen Meinungsaustausche teilzunehmen, denn schließlich betraf es ihn jetzt auch- wie er missmutig feststellen musste. „Hey, Gojo! Was ist denn los?“, rief Suki ihm hinterher. „Sorry, geht grade nicht!“, rief er zurück und verschwand durch die große Flügeltüre nach draußen. „Was?!“, sagte sie verständnislos und sah sich nach einem bekannten Gesicht um, „Was haben die auf einmal?“ „Komm mit, ich erzähle es dir draußen!“, antwortete Rieko. „Wieso wissen alle bescheid, nur ich nicht???!!“ Kapitel 21: »Good Guys Don’t Always Wear White«- Kapitel 76 ----------------------------------------------------------- „Goku als Krieger?“, sagte Hakkai fassungslos. Sanzo blickte noch finsterer drein als sonst, und auch Gojo und Goku sahen erstaunlich ernst aus. Letzterer sogar ziemlich mitgenommen und verwirrt. „Ich bin mir nicht sicher.“, begann Sanzo von neuem, „Doch die Ähnlichkeit ist einfach zu groß.“ „Meinst du, es hat etwas mit der Statue zu tun?“, fragte Hakkai und bekam sofort einen tadelnden Blick des blonden Priesters zu spüren. „Welche Statue??!“, fragte Goku, der hellhörig wurde, da anscheinend wieder jeder außer ihm wusste, worum es ging. „Nichts, nichts…“, sagte Gojo schnell und tätschelte abwesend Gokus Kopf. „Hey! Ich will es aber wissen!!! Es geht immerhin um mich!“ „Das ist doch gar nicht sicher!“ „Ich erinnere mich aber wieder an Ereignisse aus der Zeit vor meiner Gefangenschaft…!“, er blickte gedankenverloren zu Boden, „Zwar nicht an viel, doch es tauchen immer neue Gesichter auf… es sind dieselben Gesichter, die ich sah, als ich meinen Magie- Kontroller abgelegt habe… UND ICH VERSTEH ES NICHT!!!!“ „Dort hängen noch mehr Bilder, Hakkai.“, setzte Sanzo, unberührt von Gokus Einwand, fort, „Und jeder von uns ähnelt jemanden auf ihnen.“ „Was?!“ „Das könnte bedeuten, wir- also so was wie unsere früheren Ichs- bei dem Krieg gegen Gyumao dabei waren.“ „Oder es sind einfach nur Zufälle…!“, kommentierte Gojo, der an einem vergnüglichen Abend mit Suki sichtlich mehr interessiert war, als an dieser wirren Unterhaltung. „Warum antwortest du mir nicht, Sanzo??!!!“, schrie Goku nun fast. „Weil es besser ist, wenn du davon nichts weißt!“ „Woher willst du das wissen?“ „Glaub mir einfach!“ „NEIN!!!“ „Ich hab doch gesagt, wir müssen einfach nur dem lautesten Geschrei folgen.“, kommentierte Suki trocken die Situation und erreichte mit Rieko die Truppe. „Verschwindet, ihr seit hier gerade ziemlich fehl am Platz.“, zischte Sanzo. „Das entscheiden wir immer noch selbst!“ „Suki, er hat recht.“ Suki starrte Hakkai empört an und biss sich verärgert auf die Lippe. Rieko neben ihr schaute ebenso unzufrieden drein. Ohne ein weiteres Wort an die Gruppe zu verlieren, griff Suki deutlich wütend nach Riekos Hand und zog sie mit sich weg. „Männer!“, zischte sie, Nun sag wenigstens du, was hier eigentlich los ist!“ „Komm mit.“ Mittlerweile hatten sie den Festsaal wieder betreten und Rieko steuerte auf die großen Gemälde hin. Sie erreichten Gokus Ebenbild. „Das hier ist los…“, begann Rieko und fühlte sich unwohl, als sie das Bild betrachtete und daran dachte, dass Goku zu so einer Killermaschine werden könnte, wie er in Öl dargestellt wurde. Suki schluckte hörbar und starrte gebannt auf das Bildnis. „Wow… shit…“ „Der Legende nach war Son Goku den Göttern gleich und hat vollkommen die Kontrolle über sich verloren. Nun stell dir vor, die Legende stimmt und es passiert erneut…Ich will gar nicht wissen, wozu er dann in der Lage ist…“ „Hält Sanzo es deshalb so unter Verschluss?“ Rieko nickte und wollte gerade ihr Wissen weiter verbreiten, als ein schweres brennendes Geschoss den Boden unter ihren Füßen zum beben brachte und die großen Fenster mit lautem Klirren zersprangen. Schreie, wirres Umherrennen der zu Tode erschreckten Gäste folgte und eh jemand wusste was geschah, fand sich die Abendgesellschaft umzingelt von Dämonen wieder. „Das find ich jetzt absolut nicht witzig!“, motzte Suki, „Wie soll ich denn in einem Abendkleid, vor allem in einem so TEUREM, gegen die verdammten Dämonen kämpfen???!!“ „Frag mich mal…“, antwortete Rieko, ebenfalls ziemlich begeistert und peilte den Ausgang an, der aber auch von unzähligen Dämonen versperrt wurde. „Sollten wir ihnen nicht helfen?“ „Das kriegen sie sicher auch alleine hin.“ „Aber sie werden ziemlich sauer sein.“ „Wir sind nicht die Heilsarmee!“ „Ist ja schon gut…!“ Während Sanzo und Hakkai noch das Für und Wieder ihnen zu Hilfe zu kommen abwogen, versuchte Rieko sich vergebens aus dem Würgegriff eines stattlichen zwei Meter großem Dämon mit ekeligen gelben Zähnen zu befreien. Entweder war der Kerl verdammt gut gepolstert, oder aber verdammt hart im nehmen. Ihr Dolch war an seiner Haut abgeglitten, wie an Stein und ihre Tritte weiter südlich, die eigentlich jeden männlichen Angreifer hätten in die Knie zwingen müssen, ließen ihn vollkommen unbeeindruckt. „Sukiiiii….“, röchelte sie erbärmlich. „Habe ich da soeben dein mächtiges Stimmchen vernommen?“, witzelte die Gerufene und eilte zur Rettung herbei, trennte den Kopf des Dämons mit einem gezielten Schnitt von dessen Schultern. „Toll…! Jetzt ist mein ganzes Kleid voller Blutspritzer…!“ „Aber die Trägerin ist immerhin noch lebendig…!“, muffte Suki aufgrund der herzlichen Dankbarkeit ihrer Freundin und setzte zwei weitere Angreifer außer Gefecht, „Man, kotzt mich das hier an! Und die Herren der Schöpfung halten es noch nicht mal angebracht uns zu helfen…“ Inmitten der Gesellschaft waren sie die einzigen die sich irgendwie gegen die Dämonen verteidigen konnten. Die anderen Gäste verharrten entweder in hysterischen Schreianfällen, totaler Angststarre oder wurden von den Dämonen zurechtgestutzt und nach Strich und Faden verprügelt. Von buddhistischen Priestern konnte man allerdings auch nichts anderes erwarten. Es sei denn sie heißen Genjo Sanzo…Der Gedanke, dass Sanzo in so einer Situation hysterisch kreischen würde, brachte Suki zum Schmunzeln und sie machte sich ans Werk weitere unschöne Angreifer zu stoppen. „Sie ist auch ein Dämon!!!!“, kreischte eine beleibte Frau, als sie Suki erspähte, die ihre zwei Schwerter gezuckt hatte und wild in der Gegend rum wirbelte. „Ja! Aber sie ist auf unserer Seite!“, schritt Rieko ein und hielt einen kleinwüchsigen Dämon davon ab, die kreischende Frau zu töten. Die Frau sah sie angsterfüllt an und kroch einige Schritte auf dem Boden zurück. „Einmal Dämon immer Dämon!“, zeterte sie weiter und beäugte Suki voller Abscheu. Rieko bückte sich zu ihr herunter und hielt ihr wütend ihren Dolch an die Kehle. „Eigentlich war es Zeitverschwendung dich zu retten…und wenn du jetzt nicht zusiehst, dass du Land gewinnst, oder deine verdammte Klappe hälst, könnte es gut sein, dass mir der Dolch aus Versehen ausrutscht…!!“, sprach sie drohend, verpasste der Frau einen unsanften Schubs und widmete ihre Aggression den Dämonen. Die Schreie der Verwundeten, Menschen und sterbenden Dämonen halten bis nach Draußen, sodass auch die Sanzo- Bande eine geraume Vorstellung hatte, wie es da drinnen ablief. Mittlerweile war in der Stadt Alarm gegeben worden und die ersten Truppen stürmten gen Tempel. „Es scheint ernst zu sein…“, erwähnte Hakkai noch einmal, „Und sie haben das Sutra…“ „Sie wird es ja wohl schlecht im Strumpfband aufbewahren!“ „Na das müsstest du bei Rieko doch wohl wissen, Priesterchen!“, neckte ihn Gojo. „Halt’s Maul!“ „Ich finde es sogar sehr erstaunlich, dass du mit deinen gediegen höflichen Umgangsformen bei ihr landen konntest.“ „Noch so was, und du hast die längste Zeit gelebt!“ „Also ich amüsier mich jetzt ein bisschen!“, ertönte Gokus Stimme, „Wenn mir hier keiner die Wahrheit sagt, kann ich auch genau so gut in ein paar Dämonenärsche treten!“ Mit diesen Worten machte er kehrt und erreichte flugs den großen Festsaal. Er schlug die Wachen vor der Flügeltür k.o. und sah sich suchend nach Suki und Rieko um. Der weiße Marmorboden wies indessen zahlreiche Blutspritzer auf, panische Menschen suchten Schutz unter den Tischen oder waren bereits getötet worden. Ebenso zierten viele Kadaver dämonischer Abstammung den Boden. Goku erspähte Suki in der Mitte des Saales, wo sie, ihre Schwerter gezückt, zum Angriff überging. Rieko hingegen sah ziemlich angeschlagen aus und drückte sich eine der feinen Stoffservietten fest gegen den linken Arm, um die Blutung zu stoppen. Goku schritt flugs ein, als ein weiterer Dämon sie von hinten angreifen wollte und zermalte ihm mit seinem Nyo-i Stab den Kopf. „Du kommst spät…!“, sagte Rieko zu ihrem Retter und lächelte erleichtert. „Sorry…ich wäre schon früher gekommen, aber… es gab ein noch ein paar Probleme…“ „Wo ist der Rest?“ Goku zuckte mit den Schultern und erledigte nebenbei vier weitere Dämonen mit links. Wahnsinn…, wenn das Töten ihm jetzt schon so leicht von der Hand geht…, dachte Rieko und rappelte sich wieder auf. Nun trafen auch schon Truppen der städtischen Armee ein und nahmen am allgemeinen Gemetzel teil. „Wir müssen die Leute hier raus bringen.“, sagte Rieko und sah sich um. Viele waren nicht mehr übrig geblieben. Goku nickte, schnappte sich ein altes Ehepaar und verlies mit ihnen den Saal. Rieko gab unterdessen Suki ein Zeichen und begann ebenfalls mit der Evakuierung. Auf ihrem Weg nach draußen kam ihr der Rest der Sanzo- Bande entgegen. Gojo lief schnellen Schrittes vornan und unterstützte Suki so flugs es ging. Dank seiner messerscharfen Waffe fielen die Dämonen in sich zusammen wie frisch gemähtes Gras, sodass sich ihre Anzahl schnell dezimierte. Auch Hakkai gab sein bestes und beschwor einige Schutzschilde, um den Überlebenden ein Entkommen zu vereinfachen. Nur Sanzo machte keinerlei Anstalten einen Finger zu krümmen. „Hey?!“, schrie sie ihn an, „Was ist los mit dir?! Siehst du nicht, dass hier Menschen sterben?!“ „Ist das mein Problem?“ „Dass es dir so gleichgültig ist, hätte ich nicht gedacht!“ „Was ist mit deinem Arm?“, fragte er schnell, da er den bitteren Ausdruck in ihren Augen nicht ertragen konnte. Sie schlug seine Hand weg, als er sie berühren wollte. „Das ist jetzt wiederum nur mein Problem! Also mach dich nützlich und rette wenigsten einen alten Stiefel! Bist ja ein toller Vorzeigepriester!“ Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Immerhin war er der berühmteste aller Sanzos und wie sähe es denn aus, wenn er nur teilnahmslos herumgestanden und nicht durch seine aktive Anwesendheit die Leute gerettet hätte. Zwar war es ihm egal, was man über ihn sagte, doch seinen Ruf noch mal ein bisschen aufzupolieren könnte ja nicht schaden. Er zückte seinen Revolver und knallte sieben Dämonen nacheinander ab, womit nun alle erledigt wären. Hakkai führte derweilen die letzten Überlebenden hinaus und gab sie dort in die sicheren Hände der Wachen ab. „Sieh dir das an!“, schnaubte Suki, „Mein Kleid ist total ruiniert! Die Blutflecken gehen nie wieder raus…und irgend so ein kreischender Depp ist mir auf den Saum getreten…!!!“ „Dann kauf ich dir ein neues.“ „Echt? Das würdest du tun?“, sie legte die Arme um Gojo. „Natürlich…“, flüsterte er in ihr Ohr, „Mit Sanzos Kreditkarte.“ Suki begann zu lachen, ergriff seine Hand und verlies den Saal. Draußen warteten bereits Goku, Hakkai und Rieko auf sie. Hakkai war gerade dabei, Riekos Verletzung zu heilen und hielt seine Hände über ihren Arm, sodass eine wohlige Kraft durch ihren Körper floss und die Wunde letztendlich schloss. „Wo ist Sanzo?“, fragte Goku. „Wir sind gerade an ihm vorbei. Er redet mit irgendeinem Wachmann.“ „Wahrscheinlich will er jetzt wieder den ganzen Ruhm einheimsen…“, kam es murrend von Rieko, die sich bei Hakkai liebevoll mit einem Küsschen auf die Wange bedankte. Er fuhr sich verlegen durchs Haar, rückte sein Monokel in gewohnter Weise zurecht und setzte sich neben sie. Als sich Sanzo nach wenigen Minuten nun auch zu ihnen gesellte, war die Truppe wieder komplett und trotte zur Herberge zurück, wo Goku über einen Mitternachtssnack und Gojo über Suki herfiel. Hakkai leistete Goku beim Essen Gesellschaft, wonach sich Rieko und Sanzo ein Zimmer hätten teilen müssen, sie allerdings keinen Wert auf seine Gesellschaft legte und nach langem Hin- und Her zu Hakkai ins Zimmer zog. Auch als Goku mit Sanzo alleine war, wollte er einfach nicht mit der Sprache rausrücken, was es denn nun mit dieser Statue, die Hakkai erwähnte, auf sich hatte. Goku beschloss noch etwas abzuwarten und legte sich schlafen. Doch in dieser Nacht suchten ihn ungewohnt viele Alpträume heim… viel Blut wurde vergossen, viele mussten ihr Leben lassen und irgendwie fühlte er sich dafür verantwortlich… Er wachte in der Nacht schweißgebadet auf. Sanzo neben ihm schlief tief und fest, was ebenso ungewöhnlich war. Da die Bilder immer noch vor seinen Augen flimmerten, setzte er sich auf den Fenstersims und ließ seinen Gedanken freien Lauf. So melancholisch wie gerade, hatte er sich noch nie gefühlt und er befürchtete, dass sich an diesem Zustand so schnell auch nicht ändern würde. Kapitel 22: »Lern To Live« – Kapitel 77 --------------------------------------- »Lern To Live« – Kapitel 77 Gojo lehnte sich entspannt zurück und lies den Wind durch das lange Haar streichen. Der Wanderverein hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und die Seen hinter sich gelassen. Vor ihnen erstreckte sich ein endloser grüner Grasteppich, der in jegliche Himmelsrichtung sachte abfiel oder anstieg wie ein Meer aus tausenden funkelnden Smaragden. Suki drehte sich vom Rücken auf den Bauch, um auch diese ihrer Schokoladenseiten zu bräunen. Der Teppich vibrierte unwillig unter dem schwungvollen Bewegungsversuch und warf beide fast ab, worauf sie ein entnervtes „Atschou!!“ von sich gab und zweimal erbost gegen die dicke Matte unter sich schlug. „Gesundheit!“ Gojo stupste ihr auf die Nase und streichelte dann mit dem Zeigefinger über den noch ungebräunten Bauch vor ihm. „Das ist sein Name, du Spaten!“ Gojo beschied sich mit einem Grinsen und wandte seine volle KONZENtration wieder der netten Aussicht neben ihm zu. „Mir doch egal…“ Suki blinzelte zu ihm auf und hob schützend die Hand vor die Augen. Die Sonne warf strahlende Reflexe auf sein flammend rotes Haar und brachte die ebenso roten Augen zum Leuchten. „Wahnsinn.“ „Mhh…?“ „Deine Augen…diese Farbe…“ „Ich mag es nicht, wenn man davon spricht.“ „Na und? Ich aber.“ Ihr Blick bohrte sich in seine Augen. „Lass es.“ „Nein!“ Sie zog ihn kräftig an den Haaren, worauf er zunächst ein schmerzliches Wimmern und gleich darauf ein ärgerliches Fluchen hören lies. „Das tut weh, verdammt, das sind magische Antennen!!“ „Echt? Was kann man denn mit denen machen?“ „Fühlen!“ Und mit einem seiner üblichen schmutzigen Grinsen beugte er sich so weit herunter, dass die beiden widerborstigen Strähnen auf ihre Brust fielen. „Ey!! Das gilt nicht!“ Beide lächelten sich an und schwiegen wieder. „Gojo…warum sind sie eigentlich gerade rot?“ „Keine Ahnung…ist halt so…“ „Ich finde du brauchst dich deswegen nicht zu verstecken oder zu schämen…deine Eltern haben ein längst überflüssiges und sinnloses Tabu gebrochen, du solltest hinter dieser Entscheidung stehen und sie nicht lächerlich machen in dem du dich dafür schämst.“ „Schön wenn du das findest.“ „Ja, nicht wahr?“ Sie drehte sich verärgert wieder um. Ihr langes Haar fiel über die Kante des Teppichs und wehte im Flugwind. Es passte auffallend gut in die Landschaft. „Ich werd’s meinen Kindern erzählen, wenn die zwischen den Fronten stehn…“ „Welche Kinder??“ „Vielleicht will ich ja irgendwann…irgendwelche haben?“ „Pfff…wie denn?!“ „Ähm??“ Er machte die eindeutige Handbewegung. „Wie soll das denn gehen?? Kinder des Tabus sind nicht reproduktionsfähig.“ Gojo schwieg. Das hatte er nicht gewusst. Nicht das er sich um Kinder schlagen würde, aber Kinder gehörten irgendwie ins Landschaftsbild, jeder hatte welche…es verströmte ein Flair von Normalität wenn man welche hatte, und dieses Normal Sein wünschte er sich schon seit seiner Kindheit sehnlichst. Er würde seine Andersartigkeit zwar rein durch seine Optik nie verbergen können, aber vielleicht hätte es die Generation nach ihm gekonnt. Aber das war ja jetzt auch egal. Dann hatte er halt später keine Kinder und konnte bis Mittag schlafen wenn seine Freunde längst mit einem schreienden Balg auf dem Arm durch die Gegend pirschten. Er zuckte innerlich die Schultern und wandte den Blick wieder hinunter zu Suki, die ihn noch immer kampfeslustig ansah. „Na Dickerchen?“ Provokativ stippte sie ihn in den Bauch. „Pffff. Soll ich dir ma deinen Speck zeigen??““ „Oh ja bitte!“ Grinsend legte er die Hand auf ihr Bein und glitt daran hinauf, unter ihren Rock und verweilte dort. „Da suchst du nach Fett???“ „Nein, aber manchmal suche ich da nach Alibis…“ Er küsste sie und streifte den lästigen Stofffetzen von ihr ab. „Ey!! Wehe du machst Flecken auf meinen Atschou!!“ „Keine Angst, ich bin Profi!“ Der Nachmittag verflog auf beiden Fahrbahnebenen ruhig und sonnig. Als Gojo und Suki aus ihrem Halbschlaf wieder erwachten, fanden sie das öder werdende Grasland vor ihnen in blutrotes Licht getaucht, doch es hatte nichts schönes, nichts anmutiges an sich, viel mehr verbreitete es ein beklemmendes Gefühl von Tod und Verderben, als hätte jemand mit einem großen Pinsel die Landschaft mit Blut getüncht. Der Teppich kam auf einem kleinen Hügel neben dem Wagen zu liegen und die Besatzung gesellte sich zusammen. Alle starrten stumm und wie gelähmt auf das Bild das sich ihnen bot. „Das ist…“ begann Rieko, „…widerlich“, beendete Suki. „Ja….“, stimmte auch Hakkai zu. „Es ist seltsam hier.“ „Wie auch immer, wir schlagen hier heute Nacht das Lager auf.“ „Mitten auf der offenen Ebene? Genjo, bist du wahnsinnig?!“ Hakkai blickte auf. Sie hatte ihn Genjo genannt. Niemand durfte ihn so nennen, zumindest niemand der nicht einen qualvollen Tod sterben wollte. Angespannt wartete er auf eine Reaktion Seiten Sanzos, die zu seiner Überraschung jedoch ausblieb. Da er sich nun also nicht eingreifend vor Rieko schmeißen musste, begann er seufzend das Gepäck und die Zelte zusammenzusammeln und anzuordnen. Rieko spurtete Sanzo hinterher, der sich wie immer allein vom Lagerplatz entfernte, und redete auf ihn ein. „Das geht doch nicht, wir sitzen hier wie auf dem Servierteller!!!“ Sie legte die Hand auf seine Schulter und hielt ihn fest, so dass er gezwungen war sich zu ihr umzudrehen. Er hob seine Hand zur Schulter und Rieko erwartete dass er die ihre weg schlug, stattdessen nahm er ihre Hand und sah ihr in die Augen. „Wir haben keine Wahl. Je weiter wir gehen, desto gefährlicher wird es für uns.“ „Wie meinst du das?“ Ihr Atem beschleunigte von 0 auf 100, und das hatte nicht viel mit der sich anbahnenden Gefahr zu tun. „Wir befinden uns sehr nahe dem alten Schlachtfeld. Der große Krieg vor 500 Jahren ist an dieser Gegend nicht spurlos vorbei gezogen. Hakkai hat recht, es ist sehr…seltsam hier.“ Rieko schwieg. Sie sah wie gebannt in diese Augen. Sanzo wand sich. Wenn sie ihn so ansah wusste er wirklich nicht, was er noch tun sollte. Verdammt noch mal, er war doch auch nur ein Mann und als Mann, ja da hatte man noch Drüsen! „Genjo…“ „Du trägst ja die Kette gar nicht!“, stotterte er hastig, um dem, was sie sagen wollte, vorzubeugen, was immer es auch gewesen sein mochte. Es hätte ihn mit Sicherheit in die Bredullie gebracht. „Oh doch, doch!“, brachte sie ebenso hastig hervor und zog das zierliche Kettchen unter ihrem Hemd hervor. Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück. Und lächelte…und lächelte…bis ihm auffiel das er lächelte und er seine Gesichtszüge wieder fahrplanmäßig in die gewohnt grimmige Struktur brachte. „Lass uns zurückgehen.“ Beide machten kehrt und fanden sich kurz darauf am prasselnden Lagerfeuer wieder. „Wie wär’s mit was zu essen?“, fragte Sanzo in die Runde. Alle sahen ihn erwartungsvoll an. „Ja, was hast du denn im Angebot?“ „Dummer Affe, ihr sollt was fangen! Das war eine Aufforderung!!“ Und während Sanzo unbeirrt mit dem Fächer auf Goku einschlug rüstete Suki auf zum Kampf gegen alles das, was es hier an Fleisch auf Beinen gab. „Komm, Goku!“, rief sie über die Schulter, worauf Goku auch direkt aufsprang um weiteren Prügeln zu entgehen. Beide marschierten leise und schnell hinein in die immer dichter werdenden Schatten. Der Rest der Crew verfiel in Schweigen. Gojo und Sanzo rauchten, Rieko starrte in die Ferne und Hakkai brachte das Lagerfeuer dazu nicht gleich wieder auszugehen. „Ähm, ich will ja nicht stören, aber wollt ihr nicht vielleicht schon mal das Zelt aufbauen?“ „Die ZeltE meinst du wohl.“, korrigierte Gojo. „Nein nein…“ Hakkai kratzte sich verlegen am Hinterkopf und setzte ein entwaffnendes Lächeln auf, „Das andere Zelt hat ein riesiges Loch.“ „WAS? Warum denn das?“ „Naja….jemand hat was zu Essen drin liegen lassen beim letzten Mal und Jeep hat sich seinen Weg ins innere frei gebissen...Ich nehme an er hatte großen Hunger…“ Sanzo murrte unwillig. „Soll das heißen wir schlafen diese Nacht alle in EINEM Zelt?!“ „Ja, so sieht es aus.“ „Vergiss es!“ Sanzo verschränkte die Arme vor der Brust, „Mit der Wasserratte und seiner Schnalle schlaf ich nicht in einem Zelt. Das muss ich mir echt nich antun!“ „Halt’s Maul!“, Gojo lehnte sich zurück und sah drohend zu Sanzo hinüber. „Ist doch egal wer wo schläft. Lasst es uns einfach erstmal aufbauen.“ „Rieko hat Recht!“, pflichtete Hakkai ihr bei. Die beiden Streithähne gaben ein recht simultanes Grunzen oder Schnauben von sich und blieben stur sitzen wo sie waren. „Dann halt nicht!!“ Und so machten sich Rieko und Hakkai an die langwierige Prozedur des Aufbaus. Eine geschlagene Stunde später, in fast völliger Dunkelheit, stand das Zelt endlich so, dass man es bewohnbar machen konnte. Rieko und Hakkai trugen gerade die Sachen und Schlafutensilien hinein, als zwei Schatten im Dunkel langsam Gestalt annahmen. Wenige Sekunden später traten Suki und Goku zu ihnen an das immer schwächer werdende Feuer. „Es gibt nichts. Kein einziges Tier. Nich mal ne Feldmaus. Die Gegend ist tot.“ Mit diesen Worten ließen sich beide erschöpft auf den Boden fallen und sahen dumpf in die Flammen. „Na toll.“ Sanzo brummte erneut. „Machs doch besser, elender Fisch-Priester!“ „Sagt mal, habt ihr nicht auch das Gefühl beobachtet zu werden?“ Goku sah sich unbehaglich um. Schweigen. Doch. Schon die ganze Zeit.“ „Lasst uns ins Zelt gehen.“ „In DAS Zelt? Was is mit dem zweiten?“ Eine halbe Stunde später war das Feuer gelöscht und die Sanzo Party lag eng beieinander im Zelt. „Na ja, diese Nacht wird’s bestimmt nicht kalt.“, scherzte Hakkai. „Ich mach jetzt mal das Licht aus, okay?“, fragte Suki und hob die Hand zu der kleinen Öllampe über ihr. Sie und Gojo teilten sich Platz sparend einen Schlafplatz und so kuschelte sie sich schnell wieder unter die Decke, nachdem sie das kleine Rädchen heruntergedreht und die Flamme somit zum Erlöschen gebracht hatte. Es folgte ein langes Schweigen, dass nur von dem leisen Rascheln der Decken unterbrochen wurde. „HÖRT IHR JETZT WOHL ENDLICH AUF!!!“, brüllte ein entnervter Sanzo schließlich, als ihm die Knutschgeräusche zuviel wurden. „Meine Fresse, besorg dir ne Freundin, Alter!“, ranzte Suki zurück. Sanzo drehte der Schwärze aus der Sukis Stimme gekommen war den Rücken zu und stierte in Dunkel vor ihm. Der nächste Morgen war entschieden kühler als der vorhergehende Abend, jedoch recht düster und regnerisch. Als Sanzo erwachte, hörte er den Regen gleichmäßig auf die Zeltplane trommeln und beschloss noch einmal einzuschlafen. Er kuschelte sich fester in sein Kissen, bis das Kissen ein ärgerliches Muffeln von sich gab und hin und her ruckelte. Er riss die Augen auf und musterte entsetzt den nackten Rücken vor sich. Rieko rückte wieder etwas näher und drehte sich zu ihm um, den Arm um ihn gelegt und die Hand auf seiner Brust. Er wollte seinen Blick ja wirklich gern abwenden, aber es ging partout nicht, er war wie festgeleimt an ihrem wirklich sehr….hübschen Körper. „Rieko…“ Sie blinzelte ihn verschlafen an. „Wasn…?“ „Nichts.“ „Gut“, sie ließ den Kopf wieder auf seine Brust sinken und schlummerte weiter. Er zog sie zu sich hoch, hielt sie im Arm und betrachtete sie eingehend. Das braune Haar fiel ihr verwuschelt in die Stirn und ihre weiche Haut strahlte einen seidigen Glanz aus. Um ihren schlanken Hals hing die blaue Kette, wie ein kleiner Tautropfen am Morgen. Er bettete sie behutsam zurück auf die dünne Matte und beugte sich über sie. Sie blinzelte verschlafen, wehrte sich aber nicht. Seine blonden Haare streiften sachte über ihre Stirn, als er näher kam und sich ihre Lippen schließlich berührten. „Genjo…“ Ein Hauchen an seinem Ohr, nicht mehr, nur ein Luftzug, eine Prise. Sie zog ihn zu sich, bis er fast auf ihr lag, die Lippen noch immer auf den ihren, die Augen geschlossen. Ihre Finger streichelten durch seine Haare, über den Rücken… Er öffnete die Augen. Irgendetwas roch hier seltsam, ein ihm sehr vertrauter Geruch, aber in dieser Situation gerade sehr unpassend und ungewöhnlich…der Geruch von Blut... Er hob den Blick Richtung Zeltwand und erstarrte. Dort, durch die trübe Sonne beschienen, zeichnete sich der Umriss eines Körpers auf der Zeltplane ab, das Gesicht zu ihnen gewandt die Hände Hilfe suchend auf den Stoff gepresst, zusammengesunken. Doch es war kein Schatten. „Rieko…!“ Sanzo fischte schnell nach seinem Priesterkleid und zog es über. „Was ist denn?“, fragte sie verschreckt, als sie seinem entsetzten Blick folgte, jedoch außer einem hellbraunen Zelt nichts entdecken konnte. Sanzo fixierte noch immer gebannt den Stoff, auf dem gestochen scharf Gokus Umriss zu sehen war, wie ein Scherenschnitt aus Blut. Er ging langsam darauf zu, streckte die Hand aus und berührte die feuchten Flecken. Seine Fingerspitzen färbten sich rot von der Flüssigkeit und ließen auch hier den fast schon beißenden Geruch nach Eisen zurück. „Goku…!“ „Genjo, was ist denn los mit dir???“ Rieko, nun auch wieder voll bekleidet, stand hinter ihm und sah auf die Stoffbahn, die Sanzo noch immer betrachtete, dann auf seine Finger, die ihm scheinbar nicht minder Kopfzerbrechen bereiteten, dann wieder zu ihm. „Raus hier!“, rief er, packte sie bei der Hand und zerrte sie hinter sich her aus dem Zelt. „Genjo…!“ „Ruhe!“, bellte er zurück und sah sich um. „Was geht hier vor?“ Um sie herum herrschte Nebel. Dicke weiße Schwaden lagen auf dem taunassen Gras und versperrten die Sicht in jegliche Richtung. „Hakkai!! Gojo! SUUUKIIIII!!“ „RUHE! Hab ich gesagt!“ Sanzo umrundete das Zelt und warf einen Blick auf das Äußere der befleckten Wand, auch hier war der Stoff blutrot und nass, im Gras lag Gokus Nyo-i-Stab. „Man is das eng hier. Verdammte Scheiße!“ Gojo rückte näher an seine Geliebte und versuchte verzweifelt es sich gemütlich zu machen. Suki drehte sich zu ihm und grinste ihn an. „Du solltest nicht zu viel fluchen, da is schlecht fürs Karma!“ „Pff, ich hab genug Karma im Pyjama, mach dir ma keine Sorgen…“ Er zog sie zu sich und küsste sie leidenschaftlich. „HÖRT IHR JETZT WOHL ENDLICH AUF!!“, brüllte ein entnervter Sanzo drei Plätze weiter. „Meine Fresse, besorg dir ne Freundin, Alter!“, muffte Suki zurück und legte den Kopf missmutig auf Gojos Brust, „Der kann einem echt alles verderben.“ „Tja so ist er halt.“ Beide platzierten sich so nah es ging aneinander und schliefen schließlich ein. Der Mond ging unbeachtet von den Schlafenden orange über den fernen Wipfeln der Bäume auf, stieg hoch in den tiefschwarzen Himmel und warf sein fauliges Licht über die Lichtungen, ohne die Schatten die langsam über die Ebene zogen zu behelligen. Rast- und ruhelos wanderten sie weiter, wie vom Wind getragen über die Einöde, eine gesichtslose Finsternis. Das Zelt der Bande war schon nach wenigen Stunden komplett in dieser Welt der Nebel und Dunkelheit versunken, die Schatten verdichteten sich um das Lager und bald wurden aus Fetzten namenlose Wesen. Ein lauer Windzug wehte durch das Zelt und lies die Schnüre knarren. Gojo schreckte auf und sah sich verwirrt um. Er hätte schwören können dass da eben jemand mit ihm gesprochen hatte, doch um ihn herum lagen alle in tiefem Schlaf. Ein Schatten huschte über die Planen, nur flüchtig zu sehen und schnell wie der Wind. „Okay, dann spielen wir eben verstecken!“, knurrte Gojo unwillig und erhob sich von seiner Matte. Leise fluchend tastete er nach seinen Stiefeln und trat schließlich ins Freie. Um ihn herum war alles weiß von dickem, wattigem Nebel. Misstrauisch ging er ein paar Schritte voraus, hinein in die feuchte Brühe vor ihm und lauschte. Irgendwo vor ihm bewegte sich etwas. Mit einem siegessicheren Grinsen pirschte er sich heran an die Gestalt, bis sie kaum noch 3 Meter von ihm entfernt stand, als ihm plötzlich jemand die Hand schwer auf die Schulter fallen lies. Noch bevor er reagieren konnte drehte der jenige ihn zu sich um und er sah sich einem Krieger gegenüber. Seine Schwarze Rüstung glänzte und dort wo die Stoffbahnen seiner Unterkleidung hervorlugten verwandelte sich der Glanz der Rüstung in sich schnell ausbreitende Blutflecke. „Hauptmann…!“, ächzte der Verwundtete heiser, „Endlich habe ich euch gefunden. Wir müssen…umkehren…kapitulieren…das ist Wahnsinn…die Männer…viel zu viele Verwundete…alle tot…Hauptmann…“ Und er brach mit einem Röcheln in Gojos Arme zusammen. Er lies ihn zu Boden sinken und betrachtete verstört seine Kleidung, die nun ebenfalls rot verschmiert war. „Suki!! Hakkai!!...“, setzte er an, wurde jedoch von lautem Schreien und Klirren übertönt, das plötzlich neben ihm anhob. Verwirrt schnellte er herum und sah sich einem Schlachtfeld gegenüber. Der Himmel war pechschwarz, von den lodernden Flammen der Leuchtfeuer und den Bränden am nahen Waldesrand in Fetzen gerissen. Die weite Ebene vor ihm lag matschig braun vor ihm, so weit das Auge reichte war sie gespickt mit den Leichen unzähliger Yokai und Menschen, Frauen, Kinder, Krieger. Gojo wich zurück. Er war an das Töten gewöhnt, doch dieser Anblick war selbst für einen professionellen Killer zu viel. Angeekelt wandte er sich um und lief direkt in eine Meute grässlich zugerichteter Krieger hinein. „General Taishou! Schön euch wieder zu sehen!“ Und bevor Gojo auch nur den Versuch einer Rechtfertigung hätte starten können fühlte er bereits die eiskalten Hände seines Gegenübers an der Kehle und dessen Schwert zwischen den Rippen. „Lang lebe der General…“, zischten die Gestalten, die ihn nun umringten und Messer wetzend auf ihn zukamen. „Ich bin nicht…Ich habe nichts…“. , setzte er an, fühlte jedoch sogleich einen Schlag in der Magengrube, der ihn zum Schweigen brachte. „Ihr habt uns alles genommen…die Ehre, das Leben, sogar die letzte Ruhe…“ Der Nebel drehte sich um sie, das Schlachtfeld löste sich auf und Gojo versank in tiefe Ohnmacht. Hakkai und Suki zuckten zusammen. „Gojo…?“, flüsterte sie und tastete überflüssiger weise neben sich auf der Matte herum. Er war nicht da. Schemenhaft konnte sie Hakkai neben sich erkennen, der sich ebenfalls aufgesetzt hatte und auf Gojos leeren Schlafplatz schaute. Suki nickte ihm zu und schälte sich langsam aus der Decke. Hakkai tat es ihr gleich und Minuten später standen sie gemeinsam in Mitten des Nebels vor ihrem Zelt. „Hier is was faul.“ „Hast du ihn auch rufen gehört?“ „Ja…“ Von fern hörten sie leise ein Klirren, gefolgt von erbitterten Schreien. „Gojooooo!“, rief Suki in die dunstige Nebelwand, doch es kam keine Antwort. Im Gegenteil, der Nebel schien ihre Worte zu verschlucken und sie dumpf zurück zu wehen. „Was wir jetzt auf keinen Fall tun sollten, ist uns zu trennen!“, stellte Hakkai fest und wandte sich zu Suki um. Doch die war schon längst im Nebel verschwunden. Sanzo und Rieko wanderten, den Nyo-i- Stab in der Hand, durch den wabernden Dampf vor ihnen. „Was zum Teufel ist das für Zeug??“ „Keine Ahnung, aber es geht mir megamäßig auf die Nerven.“ „Genjo, megamäßig sagt man n…“ „ICH WEIß!!“ Beide schwiegen erneut. „Jetzt reicht’s mir!“ Sanzo blieb stinksauer stehen und verschränkte die Arme. „Man soll ja Feuer mit Feuer bekämpfen…“ „Soll man das…?!“, Rieko lugte skeptisch zu ihm hinüber, doch Sanzo hatte bereits die Hände gefaltet und betete sein Sutra herunter. Die hellen Lichtblitze zuckten durch die weißlichen Schwaden und zerstreuten sie für einen Moment. Rieko sah sich um. Das Tal, unverändert, doch da hinten… „Genjo! Dort!“ Sie stürzte los, in Richtung des eben Gesichteten. „Warte!“ Doch sie war schon in die Unsichtbarkeit abgetaucht, „Verdammt.“ Sanzo schüttelte den Kopf und zündete sich eine Zigarette an. Danach machte er kehrt und ging in die entgegengesetzte Richtung weiter. Rieko hechtete vorwärts, auf die Stelle zu, an der sie Suki deutlich hatte liegen sehen. Nach scheinbar unendlichem Stolpern, Rennen und Waten sah sie sie schließlich undeutlich am Boden liegen. „Suki!!“ Sie beugte sich zu ihr hinunter, legte die Hand an ihre Wange und redete auf sie ein – ohne Erfolg. Ängstlich tastete sie nach ihrem Puls. Kein Puls. „Scheiße Scheiße Scheiße!“ Sukis Körper war noch warm, ihr Herz konnte noch nicht allzu lange den Geist aufgegeben haben. Verzweifelt machte sich Rieko an den Reanimationsversuch. Sanzo machte entnervt wieder kehrt. Er konnte es einfach nicht. Er konnte sie nicht einfach in ihr Verderben rennen lassen, so Leid es ihm auch tat. Missmutig folgte er den eigenen Fußabdrücken zurück zu der Stelle an der sie sich getrennt hatten und folgte nun Riekos Spuren weiter den sacht abfallenden Rasen hinunter. „Verdammt, Suki! Lass den Scheiß!“ Tränen der Verzweiflung rannen in wahren Strömen über ihr Gesicht. Ihre Rettungsversuche waren ohne jeglichen Erfolg geblieben. Hinter ihr bewegte sich etwas. Sie wirbelte herum und sah Sanzo auf sich zu kommen. „Hilf mir, hilf IHR, schnell, bitte!!“ Sanzo beugte sich prüfend über sie. „Da kann ich nichts machen.“ „Genjo!!“ Er kniete sich neben sie ins Gras, umfasste Sukis Kopf und begann leise einen seiner Sprüche zu murmeln. Rieko lies sich erschöpft ins Gras sinken. Beten, dachte sie, beten. Hakkai sah sich um. Gut, es war zu spät sie zurück zuholen. Also würde er allein gehen müssen. Er schauderte unbehaglich und trat unsicher in die Welt vor ihm ein. Suki wandte sich um. Hatte Hakkai nach ihr gerufen? Sie lauschte, konnte aber nichts mehr hören, bis auf das ferne Klirren von Metall. Vorsichtig ging sie weiter, die Ohren gespitzt und die Schwerter im Anschlag. Vor ihr tat sich eine Gruppe von Menschen im Nebel auf, Männer in altertümlichen Rüstungen, im Kreis um etwas, das sie nicht sehen konnte. Ihr Dämonensinn ließ sämtliche Alarmglocken schrillen. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Sie ging näher. „Seid gegrüßt, Fremde!“ Die Meute wandte sich zu ihr um und lichtete ihre Reihen. Suki gefror das Blut in den Adern. Die Männer waren schrecklich zugerichtet und in ihrer Mitte lag, in einer schwarzen Rüstung, Gojo, oder jemand der ihm sehr ähnlich sah. „Lasst ihn in Ruhe.“, forderte sie ruhig. „Wer bist du, dass du so sprichst?!“, zischte einer der Krieger. Suki hielt die Schwerter vor sich in die Höhe, ready to rumble. „Mein Name ist Okijin Suki. Und dieser Mann gehört zu mir.“ Ein heiseres unlustiges Lachen füllte die Luft zwischen den Kontrahenten. „Dann komm und hol ihn dir!“ Hakkai marschierte ziellos durch den Nebel, gelegentlich Gojos Namen rufend. Aber er bekam keine Antwort und das schon seit einer Ewigkeit. Er lief stur weiter geradeaus, bis er das leise Plätschern eines Baches hörte. Er folgte dem Geräusch eine Weile, bis er am Ufer eines Flussbettes stand. Er sah in das dunkle Wasser, und was zunächst nach Schlamm aussah verwandelte sich im fahlen Mondlicht schnell zu purpurnem Blut. Entsetzt starrte er in die rauschenden Fluten, hockte sich hin und betrachtete sie genauer. Es war tatsächlich Blut, warmes, frisches Blut. Wie in Trance näherte er seine Hände der Wasseroberfläche an, immer weiter, bis seine Fingerspitzen das warme Nass berührten. Er zog seine Hand zurück, starrte auf sie hinab, rot wie damals, rot wie in Kanans Kerker, beschmutzt mit dem Blut der Yokai. Die Flut der Erinnerungen lähmte seinen Geist, bannte ihn zurück in diese Zeit vor nicht einmal 4 Jahren. „Es lag dir schon immer im Blut deiner Untergebenen zu baden, nicht wahr, Tenpou Gensoui? Damals wie heute ist dir das Leben anderer nichts wert.“ Hakkai drehte sich langsam um, wie gefangen in sich selbst. Vor ihm stand eine alte Frau. Hakkai starrte sie an. „Sieh genau hin, Tenpou, sieh in den Fluß deiner Sünden. Sieh sie dir an, die armen Seelen.“ Hakkai wandte sich um, entsetzt und sprachlos und sah hinab in das Wasser unter ihm. „Sie näher hin.“ Er beugte sich erneut vorn über. Vor ihm auf der Oberfläche bildeten sich Bilder, Bilder wie längst vergessene Gedanken. Ein Krieg, Gefallene, Verletzte, Kinder, Frauen, Männer. Dann Kanan. Eine Frau die er nicht kannte. Ein Dorf in Flammen. „Dies ist dein Werk. Allein du hast uns ins Verderben gestürzt. Es war dein Krieg den sie geschlagen haben. Und du hast sie untergehen lassen.“ „Ich hab nicht,…ich bin nicht…“ Doch bevor er den Satz beenden konnte schossen Hände aus dem Sturzbach hervor, Hände die ihn packten und ihn mit sich in den roten Abgrund zogen. Goku seufzte im Schlaf. Er drehte sich auf die andere Seite und versuchte um seines Schlafes willen die Stimme zu ignorieren, die beständig seinen Namen rief. Er setzte sich grummelig auf. Sanzo und Rieko neben ihm schliefen eng aneinander geschmiegt den Schlaf der Gerechten und der ganze Rest der Truppe war weg. Bestimmt steckten sie in Schwierigkeiten und hatten nach ihm gerufen. So leise wie ein kleiner Affe nur sein konnte zog er sich an und wuselte aus dem Zelt heraus. Er streckte sich und gähnte herzhaft, bevor er sich der Nebelwand vor ihm widmete. „Goku…“ Wieder dieser Lufthauch der seinen Namen an sein Ohr trug. Er drehte sich nach allen Richtungen um und musterte die Nacht. Hinter dem Zelt stand jemand. Kleinwüchsig, nicht größer als er, mit langen Haaren und wehendem Gewand. Goku kniff die Augen zusammen. Wer konnte das sein, der seinen Namen kannte? Unsicher ging er auf ihn zu, den Nyo-i- Stab in der Hand. Er trat hinter das Zelt, sein Gegenüber war reglos geblieben. Die Kapuze verdeckte sein Gesicht. „Endlich sehen wir uns wieder. Verräter.“ Und mit diesen Worten zog er die Kapuze zurück, sah Goku aus gelben Augen an und sprang auf ihn zu. Goku stand wie erstarrt. Diese Augen…wie ein Hammer schlugen ihm Erinnerungen entgegen, von denen er nie gewusst hatte. Ein Krieg, Nataku, Konzen, Blut…Goku spürte, wie ihn eine magische Druckwelle erfasste und seine Kleidung in Stücke riss. Er taumelte zurück, noch immer geschockt, und fiel gegen das Zelt. Er versuchte sich daran hoch zu ziehen und fühlte den pulsierenden Schmerz seiner Wunden. Die Wucht des Aufschlags hatte nicht nur seine Klamotten zerfetzt. Der Fremde drehte sich um und wandte sich zum Gehen. „Geh nicht!“, Goku lies das Zelt los und hinkte hinter Nataku her. Suki hielt beide Schwerter vor sich und rannte auf die Gruppe von Menschen zu. „Lasst ihn in Ruhe!“ Die Unbekannten blieben reglos stehen. Sukis Schwerter trafen die Rüstung des ersten und teilten sie mit samt dem Besitzer entzwei. Dieser zeigte sich jedoch völlig unbeeindruckt dadurch und drückte ihr die Kehle zu. Suki röchelte leise und versuchte sich auf die Beschwörung in ihrem Kopf zu konzentrieren. Zugegebenermaßen fiel ihr das jedoch zunehmend schwerer in Folge des akuten Sauerstoffmangels. „Was willst du gegen mich tun, Kleine? Ich bin schon tot!“ Suki, die es endlich geschafft hatte die Formel zu vollenden, lächelte listig, richtete ihren Fokus auf ihren Gegner und zerstäubte ihn und seine Gefährten mit der Macht ihrer Magie. „Tja, wer früher stirbt is länger tot!“, frotzelte sie und beugte sich vorsichtig über den Mann am Boden. Er sah Gojo zum verwechseln ähnlich, nur seine Haare waren kürzer und schwarz. Sie streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus und berührte das verschlungene Emblem auf seiner Stirn. Es gab einen kurzen Lichtblitz und der Unbekannte verwandelte sich in Gojo. Suki betrachtete ihn skeptisch. Sanzo kniff angestrengt die Augen zusammen. Seine Sutrenrezitation schien nicht zu wirken. „Oh Genjo…“, flüsterte Rieko entsetzt. „Halt die Klappe!!“, zischte er sie an. Hinter ihnen bewegte sich etwas im Nebel. Rieko stand auf und ging auf Gefechtsstation. Das Etwas oder der jemand kam nähe, offensichtlich hatte er oder es sie noch nicht bemerkt. Rieko ging ihm entgegen. Sie wollte auf keinen Fall den Kampfort so nahe an der verletzten Suki haben. Sie spurtete los und machte sich angriffsbereit, holte aus und hielt erschüttert inne. Vor ihr stand Hakkai, völlig apathisch und von Kopf bis Fuß in Blut gebadet. Er sah sie und brach vor ihr zusammen. Sie stürzte vorwärts und fing ihn auf, er sah sie benebelt an und übergab sich neben sie ins Gras. „Hakkai? Hakkai, hörst du mich?“ Aber es war nichts zu machen. Mit aller Kraft zog sie ihn zurück zu den anderen Beiden und legte ihn auf den Rücken ins Gras. Suki ächzte. „Sie lebt!“ Rieko sprang erneut auf und lief zu ihr hinüber. Sie war noch immer bewusstlos, atmete jedoch wieder flach. „Danke.“ Sie sah Sanzo tief in die Augen. Dieser zuckte gleichgültig mit den Schultern und wandte sich ab. „Wir müssen hier weg.“ „Wir kommen niemals bis zum Zelt zurück mit den beiden.“ „Uns bleibt keine Wahl.“ Und mit diesen Worten lud er sich Hakkai auf den Rücken und stapfte vorwärts. Suki sah sich um. Von den Kriegern war nichts mehr zu sehen. Nur der Nebel war geblieben und umfing sie noch immer wie ein nasses Tuch. Ihr blick fiel wieder auf Gojo vor ihr. Konnte sie ihren Augen trauen? War das hier der echte Gojo? Und was hatte es mit dieser Verwandlung auf sich? Ihre scharfen Sinne sagten ihr, dass sie keineswegs außer Gefahr war. Sie musste schnell etwas unternehmen. Schnell. Rieko und Sanzo kämpften sich die Hügel wieder hinauf zum Zelt. Wenn das alles vorbei wäre, dachte Rieko, dann würde sie Suki auf Diät setzten. Die grünen Locken ihrer Partnerin hingen ihr ins Gesicht, als sie diese den Hang hinauf schleppte. Bedingt durch diese erhebliche Sichtbeeinträchtigung stolperte sie ein ums andere Mal über im Weg liegende Steine und fluchte vor sich hin. „Fluchen ist schlecht fürs Karma, weißt du das nicht?“, frotzelte Sanzo keuchend. Die Luft hier oben schien immer dünner zu werden, so dass beide schweiß gebadet waren, als sie schließlich wieder am Zelt ankamen. Hier schien sich nichts verändert zu haben: das Zelt stand nach wie vor und die Lichtung war frei von Nebel. Vor dem Zelt auf einem Stein saß, zur Überraschung aller Beteiligten, Goku, in seinen Gedanken versunken. Sanzo und Rieko legten ihre Altlasten ab und warfen sich verwirrte Blicke zu. Sanzo ging auf das Affenkind zu und legte ihm die Hand auf den Kopf. Goku sah zu ihm auf und so blieben sie stehen, bis Goku den Kopf wieder senkte und still zu weinen begann. „Sanzo…“ Rieko drehte sich um und beschloss die beiden allein zu lassen und sich um die anderen beiden zu kümmern. Gojo rappelte sich auf. Über ihm war der Himmel Wolken verhangen und grau, die Luft war feucht und kühl. Er saß eine Weile still und lauschte auf das Klopfen seines Herzens. In seinem Kopf spuckten die Geschehnisse der letzten Nacht herum. Wer zum Teufel waren diese Kerle gewesen und welchen Hauptmann hatten sie gesucht? Der Typ musste ja schon ein ziemliches Arschloch gewesen sein. Er sah sich unruhig um. Noch fühlte er sich nicht in der Lage aufzustehen, aber er sollte sich definitiv beeilen, bevor die anderen ohne ihn weiter zogen. Suki schlug die Augen auf. Sie lag zusammen mit Hakkai auf der Rückbank des Jeeps, den Kopf auf Gokus Schoß. Hakkai neben ihr war nicht wach, abgesehen von den roten Streifen im Gesicht wirkte er aber normal. „Suki, bist du wach?“ Sie lies ein nicht identifizierbares Grummeln hören. Rieko und Sanzo bauten das Zelt ab und verluden den ganzen Krempel wieder in den Jeep. „Wo ist dieser Nichtsnutz von Wasserdämon???“, grollte Rieko lautstark. „Er ist nicht zurück?“, wisperte Suki schwach. „Nein, aber er kommt bestimmt gleich….“, versuchte Rieko ihre Freundin zu beschwichtigen, da diese Anstalten machte sich aufzusetzen und eine Suchaktion zu starten. Rieko drückte sie zurück in die Waagerechte. „Er kommt schon noch.“ Suki spähte weiter in die Dunkelheit. Dort drüben war jemand, da war sie sich sicher. Aber ob es eine gute Idee war demjenigen auch noch in die Arme zu laufen wusste sie nicht. Andererseits konnte sie Gojo unmöglich den ganzen Weg zurück zum Zelt schleppen, wo auch immer das Zelt sein mochte, schon gar nicht mit einem Verfolger im Nacken. „Also doch Kampf. Ich bevorzuge eh den fist-in-the-face-way…“ Entschlossen stiefelte sie auf den noch Unsichtbaren zu. Sie lief ein ganzes Stück weit geradeaus, immer den Warnsignalen ihrer Sinne nach. Doch da war niemand. Sie blieb stehen, realisierte aber zu spät, dass der Angreifer von hinten kam und spürte den Bruchteil einer Sekunde später eine Keule auf ihr Rückrat treffen. Der Schmerz betäubte sie sofort und sie sackte regungslos zu Boden. Gojo erhob sich ächzend. Sein Körper fühlte sich an wie der eines 80 jährigen. Er versuchte sich zum aufrechten Gang durchzuringen, sackte jedoch wieder zusammen und schleppte sich in Richtung Zelt zurück. „Meine Güte, so weit kann er doch nicht gekommen sein, letzte Nacht..“, Rieko hielt sich schützend die Hand über die Augen und sah über die Ebene. „Ich hab ihn gefunden gehabt, aber dann hat mir einer eins mit ner Keule oder so übergezogen…“, Suki rieb sich verstört über den Nacken, „Verdammte Scheiße tut das weh….!“ „Was glaubst du was ich für Rückenschmerzen hab! Du bist sehr viel schwerer als du aussiehst!! Ab morgen machst du Diät sonst gibt’s Wasserfolter, oder Stäbchen in die Nase!“ Suki lachte müde und lies sich von Rieko aus dem Jeep helfen und zu dem großen Findlingsstein geleiten auf dem schon Goku saß. „RIEKO JETZT SCHER DICH ENDLICH HIERHER UND HILF MIR!!“ „Ach ja, im Übrigen verdankst du Sanzo dein Leben, Schatzi!“, säuselte Rieko, zwinkerte Suki zu und eilte in Richtung des überforderten Priesters, der sich bei dem Versuch das Zelt eigenmächtig abzubauen erfolgreich unter diesem begraben hatte. „WAS?!“, Suki klappte der Mund auf. Welche Schande! Gerettet, von Sanzo! Ausgerechnet von diesem Vollbrot! „Oh man oh man…“, Sie schüttelte geschockt den Kopf. „Suki…“, flüsterte ein Stimmchen neben ihr. Sie wandte sich um und sah in Gokus verstörte gelbe Augen. „Hey Goku. Was is denn los mit dir?! Du siehst aus, als hättest du nen Geist gesehen…“ „Suki, was hast du gestern Nacht gesehen?“ „Gesehen? Nichts, ich hab nur Gojo nach mir rufen hören, so wie Hakkai auch…und da bin ich halt losgegangen um ihm wie immer den Arsch zu retten…“ „Aber du hast ihn doch gefunden…“ „Ja, er lag in der Mitte von lauter Schlägertypen…“ „Und wie sah er aus?“ „Wieso fragst du das?!“, Sie beäugte ihn misstrauisch, „Wer bist du und was hast du mit meinem kleinen hungrigen Spielkind gemacht?“ „Ich hab gestern Nacht Nataku getroffen.“ „Wen??“ „Einen alten Freund, den ich verraten hab…“ „Wie verraten?“ Suki sah ziemlich verständnislos drein und fragte sich, ob es an ihrem noch geschädigten Verstand lag, dass sie das alles nicht begriff. „Ich war 500 Jahre lang eingesperrt in einem Felsen…“ „Ja ich weiß, Sanzo hat das mal erwähnt…“ „Ich weiß jetzt wieder warum…“ „Willst du es mir sagen?“ „Nein…“, Er schüttelte langsam und traurig den Kopf, „Weißt du, ich glaube Hakkai und Gojo hatten auch unschöne Begegnungen gestern Abend… ich bin mir fast sicher, dass ihre Vergangenheit genauso auf ihnen lastet wie auf dir…“ „Nein…sie haben nie für die falsche Seite gekämpft…“, Suki rieb sich die Schläfen. Wieso mussten diese Kerle bloß alle so kompliziert sein??, „Weißt du, ich finde du solltest mit den anderen drüber reden…“ „Mh, vielleicht…“ Goku stand auf und patschte deprimiert zum Jeep hinüber, warf sich auf den Beifahrersitz und sah Hakkai beim Schlafen zu. Rieko und Sanzo hatten derweilen das Zelt mehr oder weniger kunstvoll in seine Hülle zurück gestopft und den Inhalt in den Kapseln verstaut. „Na, geht’s wieder einigermaßen?“, fragte Rieko besorgt und lies sich neben Suki auf den Stein fallen. „Jaja, mir geht’s wieder prima!“, nuschelte sie undeutlich und rutschte prompt seitlich runter auf den Boden, wo sie leise jammernd liegen blieb. „Nee is klar…“, Rieko zog entnervt eine Augenbraue hoch und stierte mürrisch geradeaus. „Dir ist da was runter gefallen!“, bemerkte Sanzo zynisch, als er den Wagen startklar gemacht hatte und, eine Zigarette im Mundwinkel, zu ihr herübergeschlendert kam. „Sag mal, Genjo, was hat Goku dir vorhin erzählt?“, flüsterte sie ihm geheimnisvoll zu. „Geht dich nichts an.“ Sie trat ihn mit voller Wucht und spitzen Schuchen gegen das Schienbein, worauf ihm die Zigarette ins Gras fiel und er einen gequälten Aufschrei ausstieß. Rieko lehnte sich entspannt zurück, warf das Haar zurück und grinste ihn an. „Hör doch mal auf so unerotisch zu kreischen, Genjo…“ „Miststück, ich knall dich ab!“ „Wann denn? Wenn du mir hinterher gehinkt bist?!“ Sie sprang auf und flitschte schnell wie eine Gazelle davon, und bevor er auch nur einmal Luft geholt hatte stand sie bereits am anderen Ende des Lagerplatzes. „Na los doch!“ Sanzo konnte diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen, pfefferte Umhang, Sutra und Knarre ins Gras und spurtete hinter ihr her. Verdattert sah er sich um. Sie war nirgends zu sehen, dabei war sie doch gerade noch direkt vor ihm gewesen. Verwirrt drehte er sich um, aber auch hier war nichts zu entdecken. Er drehte sich weiter, ein paar mal im Kreis, ohne auch nur die geringste Spur von ihr zu entdecken. Rieko, die genau hinter seinem Rücken stand und sich beständig mit ihm mit drehte, konnte ein Lachen kaum noch unterdrücken, sprang ihm mit einem Kampfschrei auf den Rücken und hielt ihm die Augen zu. „Hab dich!“ „Geh verdammt noch mal von mir runter!!“ „Na na! Wer wird denn so früh am Morgen schon so fluchen!“ Gojo betrat grinsend und hinkend den Schauplatz. „Du schon wieder!“, fauchte ihn Sanzo an. „Unkraut vergeht eben nicht!“, bemerkte Rieko, gab Sanzo einen lässigen Klaps auf den Hintern und schnappte sich das Verbandszeug. „Na dann komm mal her!“ Gojo überhörte die Aufforderung konsequent und kniete sich neben Suki auf den Boden. Er hob sie besorgt auf und trug sie zurück zum Jeep, wo er sie neben Hakkai erneut zur Ruhe bettete. „Ist sie okay?“ „So okay wie man mit einer angeknacksten Wirbelsäule nur sein kann.“ Gojo sah betreten zu Boden. „Sie wollte dich retten, nicht wahr?“ „Ja.“ Er nickte schuldbewusst. Rieko funkelte ihn an. „Kannst du denn auch nicht EINMAAAL…!“ „Dann können wir ja jetzt losfahren…“, brummte Sanzo. „Ach. Und wie bitte schön? Wo sitzt dann der Rest der Truppe? Der ganze Rücksitz ist blockiert.“ „Mir doch egal. Ihr habt doch noch den Teppich.“ „Den kann nur Suki verwandeln. Und die sieht nich so aus als wollte sie das jetzt tun.“ Alle drei sahen auf das bleiche Gesicht unter den grünen Locken hinunter. Nachdem sie sich alle in äußerster Zurückhaltung und Disziplin geübt hatten, hatten sie eine siebenstündige Fahrt dicht an dicht aneinander gequetscht glückherrlich überlebt. Mit verspannten Gliedern und Rückenschmerzen stiegen Sanzo, Rieko und Goku murrend aus dem Wagen. Sanzos Fahrkünste hatten wie immer zu wünschen übrig gelassen, doch trotz Riekos ständigem Gequengel hatte er sich nicht vom Steuer weg bewegt. „So. Wir haben das Tal hinter uns. Für heute rasten wir hier.“ „Jawoll, Kommandant!“, spottete Rieko. „Ich will ja nicht murren… aber ich hab langsam Hunger…!“, bemerkte Suki zittrig, als sie, an Rieko gelehnt, mit dem Rest der Truppe wiedervereint um das Lagerfeuer saß, „Lasst mich raten. Wir haben wie immer nichts mehr?!“ „Oh doch! Wir haben noch altes Brot, junges Gemüse, einen Apfel, den ich dir REICHen könnte und…“, hob Hakkai gewohnt freundlich an. „Ich hatte nach was zu ESSEN gefragt, Hakkai.“ „Oh.“ „Wenn der werten Dame davon nichts zusagt, dann haben wir wohl nichts ZUESSEN.“ Sanzo verzog das Gesicht und bemühte sich so gut es ging Sukis Tonfall zu treffen. „Ihr elenden Waschlappen.“, sie murrte düster, erhob sich ächzend auf die Beine und stakste davon. „Wo willst du hin?“, rief ihr Gojo hinterher und machte Anstalten ihr zu folgen. „Was soll’n das werden? Ne Invalidenwanderung?! Bleib wo du bist, ich geh ihr hinterher…“, Rieko drückte ihn zurück auf die Erde, sprang leichtfüßig auf und folgte den Schlurfspuren ihrer Freundin. Sanzo sah sich bedächtig um, reckte den Kopf in jede Richtung und kam dann zu dem Schluss, dass die beiden Weibchen außer Hörweite waren. „Was war da gestern los? Seid ihr bescheuert, einfach alle abzuhauen? Mir ist es scheißegal ob ihr auf der Strecke bleibt, aber ihr gefährdet die Mission! Also keine Egotripps mehr, klar?!“ „Beruhig dich mal, Alter. Wir wurden von nem ganzen Bataillon Krieger angegriffen, es ist ja nicht so als ob wir drum gebeten hätten!“ „Nichts von dem was ihr gestern gesehen habt war echt!“ „Och, also die Klinge zwischen den Rippen hat sich verdammt echt angefühlt…“, Gojo zog grimmig sein Hemd hoch, unter dem ein dicker blutgetränkter Verband zum Vorschein kam. „Und was ist mit den Bildern und der Statue, sind die auch nicht echt gewesen?“ Hakkais Stimme war nicht mehr als ein verschwörerisches Zischen. „Es hat nichts zu bedeuten! Rainer Zufall!“ „Es gibt keine Zufälle.“ Goku saß starr und apathisch abseits des Feuers und fixierte einen Punkt in der Ferne. „Ich weiß ja nicht was euch gestern passiert ist…aber ich weiß jetzt mehr als ich jemals wissen wollte.“ „Was weißt du, Goku?“ „Was soll er schon wissen, er ist nur ein kleiner Affe!“ „Ein kleiner Affe der das ganze Himmelsreich um ein Haar unterworfen hätte.“ Alle sahen Sanzo erstaunt an. „Glotzt nicht so dämlich, wir wussten vorher schon das Goku ohne einen Magie-Kontroller ein Monster mit unbezwingbarer Macht ist…! Außerdem war er an einen Fels gekettet und trägt eine goldene Krone. Wer nicht total zurückgeblieben ist und eins und eins zusammenzählen kann….“ Er machte eine folgenschwere Pause, nach der aber nichts mehr kam. „Das soll Son Goku sein, der mächtige Affenkönig?! Und wer sind dann wir…?“ Suki wankte ziellos durch den Wald. „Suki, warte endlich!“, Rieko packte sie an der Schulter und zog sie auf den Boden, „Wo willst du denn noch hin?!“ „Keine Ahnung…“, keuchte sie müde. Erschöpft setzten sich beide Rücken an Rücken auf die Lichtung, unter ihnen die Erde, über ihnen der endlos blaue Sternenhimmel. Beide seufzten. Eine fast schon feierliche Stille trat ein, unterstrichen vom leisen Knacken im Unterholz und dem fernen Rumoren der nächsten Stadt. „Und wie war's mit dem Priesterchen?“, schnarrte Suki gehässig, als Rieko Anstalten machte einzunicken. Diese schreckte hoch, setzte sich wieder auf und funkelte erbost. „Was soll das heißen?!“ „Och komm schon! Ich hab euch doch gesehen als Hakkai und ich Gojo suchen gegangen sind…“ „Pff…du hast Halluzinationen…“ „Mh. Bestimmt.“ „Da war nichts.“ „Nein. Natürlich nicht.“ „Okay er hat mich geküsst.“ „Ach so. Na dann.“, Suki sah scheinbar höchst interessiert ihre Fingernägel an und wartete dass der Knoten platzte. „Okay, er lag auf mir, wir haben geknutscht und ein bisschen rum gemacht und wir hätten absolut phänomenalen Sex gehabt wenn Goku nicht dazwischen gefunkt hätte.“ Betretenes Schweigen. „Na bitte, geht doch. Warum nicht gleich so.“ Suki stand auf, zog Rieko ins Stehen und beide trotteten kichernd zurück zum Lager, den eigentlichen Grund für ihren Ausflug hatten sie längst vergessen. „Es ist doch scheiß egal wer wir sind, solange wir wir sind!“ „Ich weiß zwar nicht genau was er damit meint, aber da stimme ich Goku zu.“ „Es bringt uns nichts endlos zu spekulieren und uns damit selbst nur zu verwirren…“ „Ja ihr seid ja zum Glück nicht schon verwirrt genug!“ Rieko und Suki lachten und setzten sich wieder zu ihnen. Die Gruppe schwieg. „Ihr könnt ruhig weiterreden…“ „Nein, es ist alles gesagt.“, murrte Sanzo und verzog sich ins Zelt, gefolgt von Goku. „Tja, dann mal gute Nacht.“, Rieko schüttelte genervt den Kopf, „Wie im Kindergarten…“ Kapitel 23: »Living On A Prayer«- Kapitel 77 -------------------------------------------- »Living On A Prayer«- Kapitel 77 Mit einem geräuschvollen Knacken brach Kogaiji dem Dämon das Genick. Mit ihm hatten sie nun alle Angreifer besiegt, die, wie er vermutet hatte, von Gyokumen ausgesandt worden waren, um sie zu töten. Der schlaffe Körper sank zu den übrigen auf den schlammigen Waldboden, der durch die kleine Schlacht an einigen Stellen rot gefärbt war. Dummerweise hatten die Angreifer einen ihrer Flugdrachen erleget, doch Gyokumen glaubte doch nicht etwa im ernst, dass dieses mickrige Grüppchen drittklassiger Dämonen sie hätte aufhalten, geschweige denn töten können. Er sah auf, in den wolkenbehangenen Himmel und strich sich das lange Haar zurück. Seine Hand verharrte, als sie die Stelle im Nacken passierte, an der die Kanüle zuvor eingepflanzt worden war. Diese Narbe würde ihn wohl immer daran erinnern, was Nii ihm und seiner Schwester angetan hatte und wie sehr er diesen schmierigen Professor verabscheute. Ebenso wie der Strichcode auf seinem linken Oberarm. „Hey, Brüderchen!“, vernahm er Lilins Stimme, „Bist du da etwa festgewachsen?! Nun komm schon, wir müssen schließlich weiter!“ Kogaiji nickte entschlossen. Lilin war vor einigen Tagen wieder zu sich gekommen und darauf sofort mit einem Bärenhunger über sämtliche Vorräte hergefallen. Erinnerungen, an das, was ihr widerfahren war, hatte sie kaum. Kogaiji hielt es so für besser, denn sonst wäre sie nicht so schnell wieder auf den Beinen gewesen, wie es der Fall gewesen war. Ihre Rettung bestärkte ihn, gab ihm mehr Selbstvertrauen, dass sie nun auch Gyokumen irgendwie aufhalten werden. Schließlich war er nicht irgendein Dämon! Und mit Dokukakuji und Yaone auf seiner Seite konnte ihn so schnell niemand aufhalten. „Wir sind hier ganz in der Nähe von Kokutenko. Also lasst uns das fehlende Sutra zurückholen!“ Er strich Lilin übers Haar und lächelte, was sie erwiderte und so wie er einfach nur erleichtert war, einen wichtigen Teil seiner Familie wieder zu haben. Er würde nicht zulassen, dass ihr wieder jemand etwas antut! Kapitel 24: »I Get A Rush«- Kapitel 78 -------------------------------------- »I Get A Rush«- Kapitel 78 „Katzenfleisch und Honigwein!!!! Katzenfleisch und Honigwein!!!! Nur jetzt im Sonderangebot!!!!“ „Das beste Chopsuey der Stadt!!! Zum sensationellen Preis von 250’ Yen!!!!“ „Wer hat noch nicht, wer will noch mal….“ Umgeben von den Händlern und Passanten, fanden sich Sanzo, Goku und Suki dicht an dicht gequetscht auf dem vor Menschenmassen überquillenden Marktlatz von Oyama wieder. Der Geruch von Kurzgebratenem, gebratenen Mandeln oder anderen Süßigkeiten erfüllte den Platz und Goku fiel es sichtlich schwer an den Ständen vorbeizugehen, ohne etwas Essbares gekauft zu haben. „Sanzo…“, quengelte er, wieder in sein Kindchenschema verfallen, „Krieg’ ich was?!“ Zum wiederholten Male zog ihm der blonde Priester eins mit seinem Fächer über den Schädel und schlängelte sich genervt durch eine Rentnergruppe. Suki und Goku folgten so gut sie in den Massen mithalten konnten. „Sanzo, ich hab aber Hunger!“ „Du hast immer Hunger! Also halt die Klappe!“ „Warum nicht, du Miesmacher!!!“ „Darum!!!!“, er drehte sich ruckartig um und hielt den Fächer bedrohlich in der Hand. Goku zog enttäuscht eine Schnute und trottete hinterher. Vorbei an süßen Früchten, Schokobonbons, Fleischspießen und kandierten Birnen. Suki betrachtete das ganze Spektakel mit einem Grinsen. Der kleine Goku war aber auch zu niedlich. Ok, er war nur wenige Jahre jünger als sie, benahm sich in Essensangelegenheiten jedoch immer wie ein kleines Kind, das versuchte seine Mutter (in diesem Fall Sanzo) dazu zu überreden, das gesamte Geld in Nahrhaftes zu investieren. Hier roch es aber auch zu gut, musste sie zugeben und schielte zu einem der Stände hinüber. Hmm…überbackene Bananen…plötzlich vernahm ihr feines Näschen noch einen anderen, für sie weitaus interessanteren Geruch. Das war doch… Ja, sie war sich ganz sicher und verschwand im Gedrängel in die Richtung aus der sie das wohlbekannte süßlich-herbe Aroma gewittert hatte. „Suki ist weg.“, bemerkte Goku nach einer Weile, als sie an einem Stand mit Tabakwaren Halt gemacht hatten und Sanzo soeben die Kreditkarte der drei Buddhas zückte. „Hm?“ „Wir müssen sie irgendwo verloren haben.“ „Die findet schon wieder zurück.“, er steckte die vier Stangen in Gokus Rucksack und ließ seinen Blick über den Platz wandern. Frauen, alt und Jung, trugen bis oben hin gefüllte Körbe vor sich her, Männer, ebenfalls jeden Alters, gingen Handelsgeschäften nach oder taten sonst was, wonach ihnen war. Eine alte Frau mit großer Nase hinkte windschief an Sanzo und Goku vorbei, gefolgt von einer attraktiven Blondine, die Sanzo ein verführerisches Lächeln zuwarf. Er sah uninteressiert zurück und gab Goku ein Zeichen zum Gehen. Die Menschenmassen kotzten ihn soeben mega-mäßig an. Und es wollten einfach nicht weniger werden. Er schätzte, dass dieser Markt sehr beliebt sein musste, doch er hatte gestrichen die Nase voll und wollte einfach nur noch seine Ruhe haben. Den aufkommenden Tumult in einer Seitenstraße ließen sie unbeachtet hinter sich und erreichten nach zwanzig Minuten endlich wieder ihre Unterkunft. „Hat ja ziemlich lang gedauert!“, begrüßte sie Gojo, der mit dem Rest der Truppe in der Schenke auf sie gewartet und Karten gespielt hatte. Ohne auf seinen Kommentar einzugehen, warf Sanzo ihm die bestellte Stange Zigaretten hin, ließ sich auf einen freien Stuhl fallen und zückte seinerseits eine Packung. „Hey! Das sind ja Marlboros!!!“, empörte er sich vorwurfsvoll. „Und?“ „Ich rauche nur High-Lightes!!“ „Pech, die waren ausverkauft!“ „Ja, weil den Schund hier keiner rauchen will!“ „Dann geh das nächste Mal selber!“, blaffte Sanzo zurück. „Wo ist eigentlich Suki?“, unterbrach Rieko die Streithähne, da ihre Freundin noch immer nicht aufgetaucht war. „Keine Ahnung.“, antwortete Goku, der sehr in die Speisekarte vertieft war und jetzt die Chance witterte, etwas bestellen zu können. In diesem Moment stand die Vermisste vor ihnen und machte einen ziemlich erschöpften Eindruck. „Was ist denn mit dir passiert?“, fragte Gojo, aufgrund ihres gehetzten Gesichtsausdrucks. „Nichts, nichts. Alles in Ordnung. Es war nur sehr anstrengend wieder aus dem Gedrängel raus zu kommen.“, sie richtete ihre Frisur, „Rieko?! Kommst du eben mal mit?!“, worauf ein eindringlicher Blick folgte. Rieko guckte misstrauisch zurück, schlängelte sich dann über Gojo aus der Eckbank heraus und folgte ihr die Treppe zu den Zimmern hinauf. „Was hast du angestellt?!“, fragte Rieko vorwurfsvoll, nachdem die Tür soeben hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Suki zog ein kleines Päckchen aus ihrer Manteltasche hervor und wog es in ihrer Hand. „Weißt du was das hier ist?!“ Riekos Augen weiteten sich, als sie erkannte, dass es sich bei dem grünen Inhalt um nichts anderes als kleine, fein zerhackte Hanfblättchen handelte. „Woher..?“ „Der Markt auf dem wir waren ist eigentlich ein Schwarzmarkt.“, grinste sie, „In den Seitenstraßen findest du alles, was dein Diebesherz begehrt. Und da ich zurzeit kaum noch Geld habe, musste ich es dann wohl oder übel mitgehen lassen… leider hat mich jemand bemerkt und ich musste schnell weg…Aber du kennst mich ja!“ „Hast du denn auch an die restlichen Utensilien gedacht?“ „Aber klar doch.“ Im Nu war das adäquate Papierchen gefaltet, mit Inhalt gefüllt und angezündet. Suki zog genüsslich am Joint und ließ sich entspannt aufs Bett fallen. „Das tut gut… Lang, lang ist’s her!“ „Hmmm…..!“, auch Rieko sank mit einem angenehmen Gefühl im ganzen Körper neben ihr in die Kissen, atmete den Rauch tief ein und langsam wieder auf. „Sagt mal Mädels-“, Gojo öffnete schwungvoll die Tür und hielt abrupt inne, sobald er die Rauchschwaden und den Geruch bemerkt und identifiziert hatte. Er schnupperte ausgiebig. Die beiden Frauen hielten inne und blickten in ihrem extrem entspannten Zustand zu ihm herüber. „Mach die Tür zu!“, forderte Suki ihn auf. „…Woher habt ihr das?“, er tat wie geheißen und nahm neben ihr auf dem Bett Platz. „Hat Suki heute besorgt…Hier!“, sagte Rieko und reichte ihm den halb aufgerauchten Joint. Das ließ sich Gojo nicht zweimal sagen und atmete expansiv ein. „Wo sind die denn schon wieder?“, fragte Goku, nachdem er nun endlich satt war. „Gojo ist zu ihnen gegangen.“, schmunzelte Hakkai, „Um ihnen Gesellschaft zu leisten.“ „Und?“, meinte Sanzo verstimmt. „Ach… nur so.“ Hakkai erhob sich und machte sich ebenfalls in die obere Etage auf. Goku und auch Sanzo folgten ihm. Als sie an dem Zimmer der beiden Frauen vorbeikamen, bemerkte Goku, dass Rauch unter deren Tür hinaustrat. „Hey, bei denen brennt’s!!! Es qaulmt voll!!“ Sanzo und Hakkai sahen skeptisch zu Goku, dann zur Tür, wieder zu Goku, erneut zur Tür und begriffen erst jetzt, dass er Recht hatte. Hakkai riss die Tür auf und fand sich in leichten Nebelschwaden wieder, die sich durch das gesamte Zimmer schlängelten. Er identifizierte die drei Personen auf dem Bett neben der Tür und konnte jedoch kein Feuer erkennen. Sanzo, dem mittlerweile der süßliche Geruch aufgefallen war, gab ein entnervtes Aufstöhnen von sich. „Is was?“, fragte Gojo, als er die Besucher gesichtet hatte. „Was?... Hä?... Ich dachte, es brennt hier?“, warf Goku verwirrt ein. „Feuer? Nö, wo denn?“, gab die grünhaarige Frau von sich und zog erneut am Joint, „Wir haben nur vergessen, ein Fenster aufzumachen.“ Auch Hakkai wurde mittlerweile bewusst, was es mit den Dunstschwaden auf sich hatte, zog Goku mit einem gekonnten Handgriff wieder aus dem Zimmer heraus und verschwand ebenfalls im Flur. Nur Sanzo blieb zurück. „Und was willst du noch? Habt ihr zu Hause keine Türen!?“ „Los Priesterchen, entweder machst du jetzt die verdammte Tür von außen zu, oder du kommst rein...“, pflaumte Gojo in gewohnter Manier und war zusehends überrascht, dass Sanzo gegen etwas ausgiebiges Buffen nichts einzuwenden hatte. Er nahm Rieko den Joint aus der Hand und sog routiniert daran. Rieko zog beeindruckt eine Augenbraue hoch, „Hätte nicht gedacht, dass du ein kleiner Kiffer bist.“ „Passiert!“ „Hey, rauch nicht alles weg!“, empörte sie Suki, schlug ihn ermahnend auf den Rücken und entriss ihm die mit Rauschgift präparierte Zigarette. - Sanzo brauchte nicht lange überlegen und stattete dem Markt am darauf folgenden Tag einen weiteren Besuch ab. Gojo, Suki und Rieko begleiteten ihn, um noch etwas „Proviant“ der ganz besonderen Art für ihre Weiterfahrt einzukaufen. Sie folgten Suki so gut es ging durch das Gedrängel und standen vor einer der vielen kleinen Seitenstraßen, wo sie am Vortag das Kraut hatte mitgehen lassen. „Willst du nicht weitergehen?“, forderte Sanzo sie unhöflich auf, als sie abrupt stehen blieb und er fast in sie hinein gelaufen wäre. „Ich schaue mich woanders um.“, sie ergriff Gojos Hand, „Denn hier habe ich schon für genug Aufsehen gesorgt…“ Mit diesen Worten stiefelten Dämonin und Halb- Yokai davon. Der Blick des Priesters blieb an Rieko hängen, die sich interessiert an einem Tuchstand umsah. In einem unbemerkten Augenblick schnappte sie sich geschwind eines der seidenen Tücher zu ihrer Rechten, steuerte mit einem breiten Lächeln auf Sanzo zu, ergriff seine Hand und drängte sich schnell zu den weiteren Ständen. „Was grinst du so?“, fragte er forsch. „Lass uns schnell weiter gehen… ich habe was mitgehen lassen.“ „Unverbesserliches Pack!“, zischte er teils verärgert, teils amüsiert. Nach einigen Minuten Suchens, fanden beide schließlich den Stand von dem Suki gesprochen hatte. In den zu verkaufenden Keramikdosen und Tontöpfen befanden sich die unterschiedlichsten Rauschmittel. Sanzo machte den Standbesitzer auf sich aufmerksam und zückte seine Kreditkarte. „Dürfte ich bitte einmal in Ihre Taschen schauen?!“ Rieko spürte plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter und fuhr erschrocken herum. Ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus, bis sie erkannte, wen sie vor sich hatte. „Kudou!“, rief sie aus, „Hast du mich erschreckt!“ Er schloss sie in die Arme. „Und eine kleine Diebin bist du auch noch…!“, neckte er sie. „Was machst du hier? Ich meine,… seit wann…“ „Ich bin schon ziemlich lange in dieser Stadt und gehe meinen Angelegenheiten nach.“ „Du drückst dich wieder einmal sehr präzise aus…“ „Ja, ich bin auch immer wieder fasziniert, wie ich das so gut hinkriege.“ „Hör auf zu scherzen. Du hast mich verdammt noch mal erschreckt.“ „Nun komm, du hast doch deinen Aufpasser dabei.“, er deutete auf Sanzo, der sich in diesem Augenblick wieder zu ihr umdrehte und sich seine Gesichtszüge angesichts des Neuankömmlings verfinsterten. „Muss ich dich kennen?!“, zischte er in Kudous Richtung. „Nein, es reicht vollkommen, wenn sich Rieko noch an mich erinnert.“, er grinste sie an, „Nachdem sie sich am nächsten Morgen so schnell aus dem Staub gemacht hat.“ Zwei Augenpaare ruhten auf ihr und warteten anscheinend auf eine Erklärung. „Ach, ist das so?“, Sanzo zog eine Augenbraue hoch. „Lass mich!“, zischte sie zurück. „Du kannst mich ja dieses Mal besuchen kommen.“, sagte Kudou und zog sie zu sich heran, „Es ist das Gasthaus hier direkt am Bazar. Gegenüber von dem großen Brunnen.“, er legte ein charmantes Grinsen auf und wollte sie küssen, was allerdings durch Sanzos Eingreifen verhindert wurde. „Wir müssen weiter!“ Mit diesen Worten ergriff er fest ihren Arm und zog sie mit sich davon. „Sag mal, spinnst du??!!“, keifte ihn Rieko an, als sie nach einigen Metern aus dem Gedrängel herausgefunden hatten, „Was fällt dir eigentlich ein??!!“ „Der Kerl hat genervt.“, gab er trocken zurück. „Genjo, du Bastard!“ „Bitte?!“ „Du hast richtig gehört! Du bist ein verdammter Bastard!!“ „Pass auf was du sagst! Es wäre schade um dich!“ „Das sind doch nur hole Worte! Du würdest mir nie etwas antun!“ „Ach?! Bist du dir da so sicher?“ „Ich sitze am längeren Hebel…! Schließlich habe ich etwas, was dir gehört und sollte mir irgendetwas zustoßen, wirst du es wohl nie wieder sehen.“ „Wenn ich dich auf der Stelle abknallen würde, hätte ich das Sutra wieder und ein Problem weniger. Es spricht also nichts dagegen!“, sagte er wütend und führte die Hand provokativ in Richtung Revolver. Rieko gab sich unbeeindruckt, obwohl seine Worte durchaus ernst klangen und sie sich fragte, wie viel sie ihm eigentlich bedeutete, wenn er einerseits jede sich bietende Gelegenheit nutzte, um sie zu küssen, ihr aber andererseits, ebenfalls zu jeder sich bietenden Gelegenheit, deutlich machte, dass sie für ihn nur ein 1, 75 Meter großes Problem darstellte. „Spar dir deine Mühe…“, keifte sie im selben Ton zurück und stiefelte wütend davon. Frauen!..., dachte Sanzo. Doch sie hatte recht… irgendwie…Er hätte sie wahrscheinlich nicht erschießen können…Verdammt, bist du weich geworden, schalt er sich selbst einen Narr und ging zum Hotel zurück. Derweilen stand auch Suki fasziniert vor einem Stand mit den feinsten Stoffen und Tüchern. Gojo daneben, runzelte die Stirn, da sie jetzt sicher erwartete, dass er ihr etwas kaufe, was angesichts seiner miserablen finanziellen Lage nicht möglich war. Ein Blick auf die Preisschilder genügte und er versuchte sie zum Gehen zu animieren. Mit einem Ohr hörte Suki aufmerksam einem Gespräch zweier Frauen in ihrem Alter zu. Sie standen zwar einige Meter von ihr und Gojo entfernt, doch dank ihrer verschärften Dämonensinne konnte sie ihnen unauffällig lauschen. Und das, was sie da hörte, weckte ihr Interesse umso mehr. „Ja, er ist wirklich wieder in der Stadt. Ich habe gesehen, dass er gestern oder so angekommen ist.“ „Das wurde aber auch wieder Zeit, dass er sich wieder mal hier blicken lässt. Hat er immer noch so schöne Haare?“ „Ja, das Rot leuchtet immer noch so traumhaft!“ „Wie seine Augen?“ „Ja!!!“ „Oh man…“, entzückte sich einer der beiden, „Ich sage nur: Frauenschwarm, Männerschwarm, Schwarm der Stadt.“ Und begann unkontrolliert zu kichern, wozu die andere flugs mit einsetzte. Suki lies das blassgrüne Tuch entsetzt sinken und blickte den rothaarigen Mann neben sich an. Sollte er etwas???! Er konnte doch nicht… DOCH ER KONNTE!!!!! Und wenn schon, dass konnte ihr doch eigentlich egal sein, oder? War es aber nicht…, musste sie zerknirscht zugeben, denn dieses mulmige Gefühl in ihrer Magengegend verstärkte sich und sie wusste nicht so recht, wie sie ihm gegenübertreten sollte. Er bedeutete ihr anscheinend mehr, als sie geglaubt hatte. Warum sollte so ein Gerede sie denn sonst so aus der Bahn werfen. Sie entschied sich für die typische weibliche spitzfindige hinterhältige Art und Weise die gewünschten Informationen aus ihm heraus zu bekommen. „Sag mal Gojo.“, begann sie und er sah von den sündhaftteuren Stöffchen auf, „Warst du hier schon mal?“ „Wie? Hier?“ „Na hier. In der Stadt.“ „Nö.“, er zuckte kurz mit den Schultern und schob sie mit sich vom Stand weg, „Sollte ich?“ „War nur so ne Frage.“, Suki beobachtete die Reaktion der beiden Frauen, als sie mit Gojo an ihnen vorbei ging. Auch sie befolgten die Regeln der weiblichen Diskretion gekonnt, machten den Anschein, als würden sie ihn nicht bemerken, sahen aber aus den Augenwinkeln schmachtend zu ihm herüber, „Es hat mich nur interessiert, wo ihr schon überall rumgekommen seit.“ „Hier im Norden waren wir noch nicht.“ „Jaja…“, murmelte sie, als die beiden Frauen aufs Neue zu tuscheln begannen und ein rothaariger gutaussehender Mann erneut Gesprächsthema Nummer Eins war. Hakkai bemerkte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte, als Sanzo allein, mürrisch drein guckend, und Rieko nach einer viertel Stunde mit demselben Gesichtsausdruck wieder im Hotel ankamen. Er machte sich nicht die Mühe nach dem Grund zu fragen, da er außer einem wütendem Blick eh keine Antwort bekommen würde. „Mah- Jongg!“, holte ihn Gokus Stimme aus seinen Gedanken und Spekulationen zurück. Er hatte schon wieder verloren… Als dann auch noch Gojo ohne dazugehörige weibliche Begleitung im Gasthaus eintrudelte und sich ein ähnlicher Ausdruck auf seinem Gesicht abzeichnete, war für Hakkai die schlechte Stimmung vorprogrammiert. Die fehlende Begleitung traf wenig später ein, schnappte sich Rieko und verschwand wieder. Hakkai schüttelte den Kopf. Entweder sie hassten sich, oder sie konnten nicht voneinander lassen… diese Beschreibung passte sehr gut auf Suki und Gojo… und auf Sanzo und Rieko, wie er schmunzelnd feststellte. „Schwarm der Stadt?!?!?“, Rieko amüsierte sich köstlich über diese Formulierung, als Suki ihr von dem belauschten Gespräch erzählte: Wie sie Gojo auf besagtes Thema angesprochen, er alles abgestritten und sie ihn wütend angefaucht hatte. „Haha! Ich finde das nicht sehr witzig!“ „Aber es passt…“ Ein tadelnder Blick Sukis folgte, der Rieko verstummen ließ. Während ihres Gespräches liefen beide nebeneinander ziellos durch die Stadt und erreichten den großen Marktplatz, auf dem die Stände mittlerweile wieder abgebaut wurden und die Händler ihre überschüssigen Waren nach Hause karrten. Rieko legte schwungvoll einen Arm um Sukis Schultern, unter dessen Gewicht die grünhaarige Frau leicht zusammensackte. „Und wenn schon.“, begann Rieko von neuem, „Es war vor eurer Zeit und solange er sich von den Frauen fernhält, jetzt wo er mit dir zusammen ist, ist doch alles gut, oder?!“ „Eigentlich…chrm…haben wir nie gesagt, dass wir zusammen sind…“, gab Suki kleinlaut zu. Rieko hielt inne und sah sie musternd an. „Öhm…also dann versteh ich deinen kleinen Wutausbruch nicht…“ „Es stört mich halt, dass er für andere Frauen noch interessant ist!!“, sie schüttelte Riekos Arm ab, stapfte zum Brunnen in der Mitte des Platzes, und stützte sich, verstimmt die Wassermassen beobachtend, auf der Steinmauer ab. „Ach so…“, ein wissendes Grinsen stahl sich über Riekos Lippen, „Aber du versprühst ja auch immer noch deine Anziehungskraft.“ „Was?“, irritierte goldene Augen sahen zu ihr auf. Rieko deutete auf ein Gasthaus vor dessen Eingang ein Mann mit kurzen schwarzen Haaren seinen Blick einfach nicht von Suki, oder besser ihrer Rückansicht, abwenden konnte, die sie ihm in diesem Moment in all ihrer Pracht entgegenstreckte. Suki sah zu ihm herüber und grinste zufrieden. Das Grinsen verflog, als sie im nächsten Augenblick einen roten Haarschopf erspähte. Und das was sie sah, gefiel ihr absolut nicht. Da saß Gojo, umzingelt von mindestens sechs Frauen und schien sich köstlich zu amüsieren. „Na warte, der kann jetzt was erleben!“, zischte Suki und ging schnellen Schrittes ins Gasthaus, vorbei an dem schwarzhaarigen Mann. Rieko folgte ihr verwirrt. „Na, amüsieren wir uns?!?!“, sie packte Gojo an der Schulter und drehte ihn somit ruckartig zu ihr um. Sie erstarrte. „Tsumo! Das macht 6000 Punkte!“ „Das gibt’s doch nicht! Langsam reicht’s mir, Goku!“ „Das ist wohl heute nicht dein Tag, was?!“, grinste Goku und begann erfreut über seinen fünften Sieg in Folge die Steine erneut zu mischen. „Nein, absolut nicht…“ Hakkakuju iiekte verwundert, als er sein Herrchen derart verärgert aufs Spielbrett starren sah. Da saß gar nicht Gojo vor ihr, sondern ein Mann mit ebenso leuchtend roten Augen und Haaren, der Suki nach diesem Überfall sehr irritiert ansah. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Äh… du…ich…öhm…“, es kam nicht oft vor, dass Suki derartig sprachlos war, doch in dieser peinlichen Situation, in die sie sich da gerade hineinmanövriert hatte, fehlte ihr einfach ein passender schlagfertiger Kommentar. Der rothaarige Mann sah sie an, sie starrte zurück, die sechs Frauen starrten ebenso und Suki spürte die Röte in ihr Gesicht steigen. Zu ihrem Glück trudelte Rieko in diesem Moment ein. Sie hielt kurz inne, sah zu Suki und dann zu dem Mann. „Hey, das ist ja gar nicht Gojo.“ „Könnte mir jemand sagen, was hier eigentlich los ist?“, verlangte der vermeidliche Gojo zu wissen. „Du siehst einem Freund zum verwechseln ähnlich.“, sagte Rieko, „Nur deine Haare sind ein wenig kürzer. Doch ansonsten seht ihr eigentlich ziemlich gleich aus…“ Rieko atmete vor Schreck scharf ein, als sie realisierte, dass da ein anderes Kind des Tabus vor ihr saß. Dies entging dem Gojo-Verschnitt natürlich nicht und sein Gesichtsausdruck entgleiste ebenso wie der ihrige. „Soll das heißen, er hat auch rote Haare und Augen!?!“ Rieko nickte hastig, während sich Suki immer noch über sich selbst ärgerte. „’tschuldige…hab dich halt verwechselt.“, faselte sie schließlich und wollte am liebsten so schnell es ging Land gewinnen, doch sie hatten anscheinend das Interesse ihres Gegenübers geweckt. „Also ist er auch ein… na ihr wisst schon!“ Dieses Mal nickten beide Frauen synchron, worauf der Mann abrupt aufstand. „Dann bringt mich zu ihm!“ „Heeeeey! Was ist mit uns, du kannst doch jetzt nicht so einfach abhauen!!“, beschwerte sich eine Blondine, die fürchterlich viel Lippenstift aufgetragen hatte. „Tut mir schrecklich leid, meine Süßen, aber ich muss da noch etwas wichtiges erledigen!“ „Du kannst uns jetzt aber nicht hier so stehen lassen!“, ertönten nach und nach weitere Einsprüche. „Heute Abend bin ich aber sicher wieder da!“, entgegnete er und zwinkerte in die Runde, „Meine Zimmernummer wisst ihr ja…!“ Dieses Angebot schien die Damen zu beruhigen und sie ließen ihn von dannen ziehen. „Also, ihr Hübschen. Wo finde ich ihn?“, sagte er, als sie das Gasthaus hinter sich gelassen hatten und sie auf ihre Herberge zusteuerten. Der Mann ging zwischen ihnen und legte einen Arm um Rieko, den anderen um Suki und grinste zufrieden. Suki und Rieko sahen sich an. Anscheinend war der Mann Gojo nicht nur äußerlich sehr ähnlich. In der kleinen, überfüllten Schenke der Herberge wurde fröhlich getrunken, gespeist und gefummelt. Klar, dass sich auch Gojo unter die Menge mischte und seinen Ärger über Suki mit Alkohol hinunter spülte. Der Raum war von Stimmengewirr erfüllt, das dumpf in seinen Ohren nachklang. Er saß in einer der hinteren Ecken und kippte ein Glas Sake nach dem anderen hinunter. Zu seinem Missfallen, zeigte der Alkohol keinerlei Wirkung... „Vielleicht solltest du das nächste Mal richtigen Alkohol trinken, wenn du dich unbedingt abschießen willst!" Gojo sah auf, direkt in ein Paar violette Augen. „Argh... was willst du denn hier?", muffte er in Sanzos Richtung, besah dann aber flugs die halbleere Flasche auf dem dreckigen Holztisch, auf dessen Etikett tatsächlich von alkoholfreiem Sake die Rede war. „Mich betrinken.", er nahm gegenüber von Gojo Platz, stellte Whiskey- Flasche und Glas ab und begann mit genanntem Vorhaben. Gojo beäugte ihn kritisch: Sanzos Gesichtsausdruck war seinem zum verwechseln ähnlich, die Geschwindigkeit, in der er sich ein Glas Hochprozentiges nach dem anderen hinter die Binde kippte, nur durch kurze Intervalle unterbrochen, die flugs genutzt wurden, das leere Glas wieder aufzufüllen, beachtlich flink wie seine „Was ist dein Problem?", setzte Gojo, in bester Therapeuten-Manie, schließlich an. „Ich habe keins, ich will einfach nur trinken!" „...Verdrängung...", diagnostisierte Gojo, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich genüsslich zurück gegen die kahle Wand. „Kümmer dich um deinen eigenen Mist." „So wie du guckst, hat es sicher was mit einer Frau zu tun...ich tippe da mal schwer auf Rieko. Stimmt's oder hab ich recht?!!" Sanzo stellte das kleine Glas mit einem kräftigen Ruck zurück auf den Tisch und funkelte sein Gegenüber zornig an. „Ich sagte..-", knirschte er, hielt dann aber inne, „Du scheinst aber auch ein Problem zu haben, sonst würdest du nicht so drauf bestehen, über mich zu reden." „Quatsch, Schatzi, das bildest du dir nur ein." „Warum trinkst du dann?! Oder besser, versuchst es…!", fragte Sanzo herausfordernd. „Aus dem selben Grund, wie du!" „Also hast du ein Problem!" „Du aber auch!", grinste Gojo, da sich Sanzo gerade selbst verraten hatte. Beide schwiegen verärgert, über ihr unfreiwilliges Coming-out, eine Zeit lang, in der sie sich ab und zu mal prüfend in die Augen sahen und begannen wieder ein Glas nach dem anderen zu leeren. „Also, was ist mit Rieko?" Sanzo wusste nicht, ob es an dem überhöhten Alkoholgehalt in seinem Blut lag, doch ohne, dass er es mit seinem ohnehin schon benebelten Verstand irgendwie hätte verhindern können, antwortete er ihm: „Meinungsverschiedenheit." „Und worüber?", hakte Gojo nach. „Sie hat mich angeschrieen, ich sie auch..." „Ohoooo...also hat sie angefangen?" „Nein... ich." „Also hast du sie ohne Grund angepflaumt?!" Ein Nicken folgte, worauf ein weiteres Glas Whiskey getrunken wurde. „Jetzt zu dir...", drehte Sanzo den Spieß um, nicht, dass er sich sonderlich für Gojo oder dessen Probleme interessieren würde, doch Gerechtigkeit musste sein. „Na.. wie Frauen halt manchmal so sind.. meckern einen ohne Grund an und behaupten dann noch, mit der halben Stadt geschlafen zu haben." „Das würde mich bei dir nicht wundern." Gojo sah empört auf, „Ich treib's nicht mit jeder!" „Aber du würdest, wenn du könntest." „Ich könnte! Nur ich will nicht! Da liegt ein ganz kleiner, aber wichtiger Unterschied, Triefauge!" „Mir doch egal!", der letzte Rest des alkoholfreien Sakes verschwand in Gojos Kehle, der Rest Whiskey in Sanzos. „Na, wenn man vom Teufel spricht!", scherzte Gojo und erspähte Rieko, die sich einen Weg durch die Menge zu ihrem Tisch bahnte. Sanzo sah sich um und verdrehte genervt die Augen. „Was will die denn hier?!" „Sich sicher nicht entschuldigen...Na, Süße. Was gibt's?!", begrüßte Gojo Rieko. Ihr Blick huschte schnell zu Sanzo, der sie gekonnt ignorierte. „Kannst du dich für ein paar Minuten vom Alkohol lösen? Es gibt da was wichtiges, dass du dir ansehen solltest." „Hat es was mit Suki zu tun?" „Nein, warum sollte es?" „Nicht so wichtig. Also ich kann mich hier nur schwer von diesem wirklich erquickenden Gespräch losreißen,... aber ja, ich komme mit!" „Gut!", sie packte seinen Arm und zog ihn ruckartig hoch. Um Sanzo ein wenig zu ärgern, legte er einen Arm um Rieko und schlenderte mit ihr genüsslich von dannen. Sanzos Gedanken kreisten in diesem Moment nur um ein Thema. Entschuldigen, oder nicht entschuldigen... es lag eindeutig an ihm und er tendierte eindeutig zu nein! Das andere Kind des Tabus saß derweilen Suki, Hakkai und Goku gegenüber, die ihn unentwegt interessiert ansahen. Vor allem Goku war von dem Neuankömmling sichtlich angetan, denn das erste was er tat, war einmal kräftig an den Haaren des Mannes zu ziehen, um auch hier Hitze- und Oberflächenbeschaffenheit zu überprüfen. Hakkai schüttelte bei diesem Anblick nur den Kopf und ging dann seinen Gedanken nach. Er fragte sich, wie Gojo wohl reagieren würde, wenn er diesem Mann, der gut sein Ebenbild sein könnte, gegenüberstünde. Es war wie ein Stich ins Herz, so als ob es für kurze Zeit aufhören wollte zu schlagen, um dann noch schneller und unrhythmischer auf sich aufmerksam zu machen. Gojo könnte meinen, eine Ewigkeit dem rothaarigen Mann gegenübergestanden zu haben, ohne auch nur ein Wort zu ihm gesagt zu haben. Während ihrer kleinen Anstarr- Session ließen die übrigen Anwesenden auf einen auffordernden Blick von Hakkai die beiden Männer alleine. „So schnell hat mich noch niemand aus der Fassung gebracht, es sei denn, es war ne echt klasse Frau.“, brach Gojo das Eis, denn auch der sonst ebenso schlagfertige Fremde hatte bisher nur ansatzweise ein paar Laute herausgebracht. „Ist ein ganz schöner Schock, auf einmal auf jemanden zu treffen, der dasselbe Schicksal trägt, was?!“ Gojo nickte, ging zielstrebig zur kleinen Minibar, griff nach zwei Dosen Bier und bot eine dem Fremden an. Alkohol wäre in dieser Situation sicher nicht verkehrt, dachte er, und versicherte sich dieses Mal, dass das Bier auch tatsächlich die gewünschte Menge an C2H5OH enthielt. „Gojo.“ „Hajime.“, stellte er sich vor und stieß mit ihm an, „Was treibt dich hierher?“ „Ne beschissene Reise in Richtung Westen.“ „Na dann seit ihr hier aber falsch, so weit im Norden.“ „Wem sagst du das…“, Gojo ließ mürrisch die leere Dose sinken und setzte sich, „Und was ist mit dir? Du musst dann wohl der Schwarm der ganzen Stadt sein, wegen dem ich mir einige üble Beschimpfungen anhören musste.“ „Schwarm der Stadt?!“, Hajime grinste breit, „Ja, das bin ich. Dann gehört die gutaussehende Grünhaarige zu dir?“ „Mehr oder weniger, ja.“ Hajimes Grinsen verstärkte sich, „Selbst in dieser Hinsicht ähneln wir uns sehr. Wir haben beide einen guten Geschmack und ein Auge für tolle Frauen. Wir würden zusammen noch mehr Aufsehen erregen, ist dir das klar?! Wenn zwei so gutaussehende junge Recken wie wir die Stadt unsicher machen…“ Gojo schwieg. Es war ein sehr seltsames Gefühl mit ihm zu reden. Er wusste, wie schwer es Hajime früher gehabt haben muss, und er war sicher Hajime, wusste das auch von ihm. Sie brauchten das Thema eigentlich gar nicht anzuschneiden, denn dass Kinder des Tabus nie akzeptiert wurden, war ungeschriebene Tatsache. Und ebenso Tatsache war es, dass Hajime genau so wie er damit schwer zu kämpfen hatte. Lange rote Haare als Warnung, blutrote Augen, die einen jeden Tag verhöhnen. Sie waren durch dieselben Wunden der Vergangenheit geprägt. Hakkai, Suki und Goku hatten derweilen Sanzo aufgespürt und leisteten ihm Gesellschaft. Der Priester saß noch immer in besagter Kneipe, mit einer neuen Flasche Alkohol und trank sich fast zur Bewusstlosigkeit. Am anderen Ende der Stadt spürte Rieko ihr Herz bis zum Hals pochen, als sie im Flur des kleinen Hotels vor der hölzernen Zimmertür stand und einige Male anklopfte. Sie hörte Schritte und ein hektisches Rascheln, worauf sich die Tür zuerst einen Spalt und darauf ganz öffnete. Sie wusste, dass es nicht richtig war ihn jetzt zu besuchen, doch irgendwie brauchte sie Ablenkung und die würde sie hier finden, da war sie sich sicher. „Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht damit gerechnet, dass du tatsächlich vorbei kommst.“, Kudou sah leicht gehetzt aus, schien aber recht erfreut sie zu sehen, da sich seine Gesichtszüge schnell zu einem sanften Lächeln verzogen. „Ja… ich hatte auch eigentlich nicht vor gehabt, zu kommen…“ „Aber immerhin bist du jetzt hier.“, zwinkerte er ihr zu, ergriff ihre Hand und zog sie zu sich ins Zimmer. Es war nicht sehr groß, die Einrichtung beschränkte sich auf das Wesentliche und war ziemlich unordentlich, so wie Rieko die meisten Männerzimmer kannte. Auf dem kleinen Tisch lagen unzählige zerknüllte Papiere, seine Kleidung war gleichgültig über die Stuhllehne geworfen und auf dem Boden verstreut. „Wer war der Typ von vorhin eigentlich?“ Rieko musste leicht seufzen, als sie unvermeidlich an Sanzo denken musste und redete sich erfolgreich in Rage, „Wir reisen zusammen. Er- wie soll ich sagen- ist ein ziemliches Arschloch und wir begleiten die Truppe eigentlich nur, weil sie uns noch Geld schulden!!!!“ „Du scheinst aber nicht gut auf ihn zu sprechen sein. Waren das die Typen, mit denen du und deine Freundin in Kokutenko in der Bar gewesen seid?“ „Genau die…aber lass uns über was anderes sprechen, okay?“ „Warum? Das wird doch gerade erst interessant.“, sagte er und warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster. „Ich bin eigentlich hierhin gekommen, um den ganzen Mist mal für ein paar Stunden zu vergessen!“ Sie steuerte gerade auf den Tisch zu, als er sie schnell zu sich umdrehte und zu küssen begann. „Ich werde schon dafür sorgen, dass du auf andere Gedanken kommst.“, murmelte er. „Das will ich auch hoffen…“, entgegnete sie und machte sich an seinem Hemd zu schaffen. Kudou linste zu dem Tisch und warf ihre Jacke gekonnt darüber, sodass er verdeckt wurde. Zufrieden begann er den nun folgenden Teil zu genießen. In den nächsten Stunden verschwendete sie keinen weiteren Gedanken an den lästigen Priester, der ihr ja eh nur Ärger brachte. Und Kudou vergaß ebenso den ganzen Mist um sich herum… Während des Gespräches mit Hajime, das sie in die nächstbesten Kneipe verlegt hatten, spürte Gojo, wie ein Teil der Bürde, die er zu tragen hatte, abfiel, denn Hajime war es damals genau so wie ihm ergangen. Er wurde wie der letzte Dreck behandelt, herumgestoßen oder ganz ignoriert. Gojo war in einer Hinsicht erleichtert, seine Vergangenheit mit jemandem teilen zu können, der ihn auf ganzer Linie verstand, doch es behagte ihm nicht, dass er so viel von sich preisgegeben hatte. Die Beziehung zu seinem Bruder hatte er ihm allerdings verschwiegen. Er konnte und wollte sich einfach nicht mit diesem unliebsamen Teil seiner Vergangenheit auseinandersetzten. Vor allem nicht, wenn er diesem Teil jeder Zeit wieder über den Weg laufen könnte. „…und dann bin ich schließlich hier gelandet.“, holte ihn Hajimes Stimme wieder aus seinen Gedanken zurück. Gojo nickte und zeigte gespielte Aufmerksamkeit. Mann, hörte der sich gerne reden…Stellenweise war er ja schlimmer als ne Frau… „Hier kann ich mich gut entspannen. Und habe auch noch sehr nette Begleitungen.“, fügte Hajime mit einem verschmitzten Grinsen hinzu, „Ich muss mal für kleine Königstieger!“ Gojo nickte und kippte den Rest Sake hinunter, als Hajime im Gedrängel verschwand. Er spielte mit dem Gedanken einfach abzuhauen, denn das Gespräch hatte viele unliebsame Erinnerungen wieder in sein Bewusstsein gerufen. Doch andererseits wollte und konnte er Hajime nicht einfach hier so sitzen lassen, obwohl sich dieser sicher wieder schnell mit seinen zahlreichen Freundinnen vertröstet hätte. „Hey, das ist der Kerl!!!“, hörte er eine Stimme hinter sich, ignorierte sie jedoch und bekam nur zur Hälfte mit, was gerade hinter ihm passierte. Ein dumpfer Schlag folgte, der Krach wurde immer lauter und ehe man sich versah, war die Hälfte der Barbesucher in eine heftige Schlägerei verwickelt. Als sich Gojo umdrehte, traute er seinen Augen nicht, als er Hajime in der Mitte des Trubels ausmachte, offensichtlich schwer damit beschäftigt sich gegen die anderen zu verteidigen. „Gojo!“, rief er ihm flehend zu und kassierte im nächsten Moment einen Schlag in die Magengegend, der ihn zu Boden sinken ließ und er aus Gojos Blickfeld verschwand. Gojo sprang auf und bahnte sich einen Weg durch die sich prügelnden Massen und erreicht die Stelle, wo fünf Männer auf den am Boden liegenden Hajime einschlugen. Er packte einen grob an der Schulter und zog ihn zurück. Der dunkelhaarige Mann fuhr herum und ging zornig auf Gojo los. „Hier ist ja noch einer von der Sorte! Das muss unser Glückstag sein!“ „Gojo, verschwinde hier!“ „Wer sind die Kerle?!“, er rückte sein Strinband zurecht und begann sich gegen den Angreifer zu verteidigen, dessen Faust sein Gesicht nur um ein paar Millimeter verfehlt hatte. Dunkle Augen sahen ihn voller Zorn und Verachtung an. Dann vernahm Gojo ein Klimpern und sah, wie ein breites silberfarbenes Armband zu Boden fiel. Im nächsten Moment stand er sich einem vollwertigen Dämon gegenüber, der nun völlig außer Kontrolle auf ihn einschlug. Ich muss sie irgendwie nach draußen lenken, dachte er, hier drin ist kein Platz für… „Komm, steh auf, Sanzo!“, Goku patschte ihm ins Gesicht und versuchte den blonden Priester von der Flasche Sake zu lösen. Sanzo schlug Gokus Hand jedes Mal weg, sobald er ihn stützen wollte. Auf Sukis Gesicht zeichnete sich ein schadenfrohes Grinsen ab. Sie würde ihn noch lange damit aufziehen! „Hier, trink was Wasser!“, sprach nun auch Hakkai auf Sanzo ein, der sich immer noch an den Tisch krallte. „Haut ab! Was wollt ihr eigentlich von mir?!?!?!“ „Du hast zu viel getrunken!“ „Na und?! Ist das etwa euer Problem?! Lasst mich gefälligst in Ruhe!!“, entschlossen stand er auf und stellte fest, dass sich alles erschreckend schnell um in drehte. Als nächstes sah er nur noch Sterne und hörte in der Ferne Gokus Stimme dumpf auf ihn einreden. „Wer zum Teufel seid ihr?!“, verlangte Gojo noch immer zu wissen. Er hatte es nun geschafft, die Dämonen aus dem Gasthaus auf den Marktplatz heraus zu locken, wo sich die vorläufige Prügelei sich nun zu einem Kampf um Leben und Tod ausgeartet hatte. „Das brauchst du nicht zu wissen, Bastard! Wir können nur deinesgleichen nicht am Leben lassen!“ In diesem Moment schlug ein andere Dämon Hajime zu Boden, zückte sein Messer und rammte es ihm in Windeseile in die Brust. Hajimes Schrei erfüllte den Platz und verschreckte nun auch noch die Letzten der Schaulustigen. Gojo spürte wie Zorn in ihm aufstieg. Er zückte seine Waffe und rannte in blinder Wut auf den Dämon zu. Erst als dessen Kopf am Boden lag und er alle anderen getötet hatte, fühlte er einigermaßen besser. Hajime lag unverändert am Boden. Er trat einige Schritte auf ihn zu und musste mit Schrecken feststellen, dass er noch am Leben war. Die Straßenpflaster waren vom vergossenen Blut rot gefärbt. Blutrot wie seine Haare. „Was waren das für Kerle?“, Gojo zog sich die Weste aus und drückte sie gegen die offene Wunde in Hajimes Brust. „Ich…ich.. weiß es nicht…“, keuchte dieser. „Tu mir einen Gefallen und halt jetzt noch etwas durch!“ „Ich glaube nicht, dass ich das hier noch lange durchhalte…“ „Hakkai wird dich heilen.“ Hajime ließ den Arm sinken und fühlte wie die letzte Kraft aus seinem Körper langsam entschwand. „Danke, dass du die Kerle fertig gemacht hast! Wir hätten uns viel früher über den Weg laufen sollen…“, er schloss die Augen und atmete in diesem Moment zum letzten Mal. „Gojo! Was ist hier los?!“, Rieko eilte herbei und blickte entsetzt drein, als sie Gojo und den lebelosen Hajime inmitten von Dämonenresten und Blut knien sah. „Nicht weiter schlimm.“, Gojo stand auf und trug Hajimes Körper mit sich, „Ich werde ihn hier irgendwo begraben.“ „Das ist doch…“ „Ja, wir wurden von ein paar Dämonen angegriffen, die anscheinend Spaß daran hatte, Kinder des Tabus umzubringen.“ Rieko sah betrübt zu Boden, „Soll ich dir helfen?“ „Nein! Das schaffe ich so grade noch alleine.“ Sanzo erwachte und sah sich einer fies grinsenden Suki gegenüber. Sein Kopf schmerzte und das Hotelzimmer begann sich erneut um ihn zu drehen. „Na, Dornröschen, wieder aus deinem Schönheitsschlaf erwacht?!“ „Hau ab!“ „Nein, ich finde das hier gerade sehr amüsant. Aber sag mir, ehrenwerter Meister Sanzo, was war der Grund für dein Besäufnis am frühen Nachmittag?“ „RAUS HIER!!!“ „Die Leute haben ziemlich interessiert zugesehen, als du zu Boden gegangen bist und dir dein süßes Köpfchen aufgeschlagen hast. Auch als Hakkai und Goku dich hierher geschleift haben, sah sehr putzig aus…!“ Sanzo sah sich um und griff den nächstbesten harten Gegenstand, den er nach ihr werfen konnte, doch Suki war schneller und hatte das Zimmer bereits verlassen, bevor die robuste Nachttischlampe gegen die Türe prallte und scheppernd zu Boden fiel. Erbost über den Lärm ließ er sich zurück in die Kissen sinken und dachte über den Tag nach. Zu allem Überfluss hatte Suki auch noch Recht. Er musste ein ziemlich peinliches Bild abgegeben haben… „Hier!“ Gojo sah auf. Rieko stand neben ihm und hielt ihm eine eisgekühlte Dose Bier entgegen. Er nahm sie an worauf sie sich neben ihn auf den Mauervorsprung setzte. Die Stadt vor ihnen versank soeben in der Abendröte, die sich wie das vergossene Blut des Nachmittags makaber durch die Straßen zog und die Ereignisse noch einmal ins Bewusstsein dieser Beiden rief. „Was verschafft mir die Ehre?“, fragte Gojo und nahm einen großen Schluck, spürte, wie das kühle Bier wohltuend seine ausgetrocknete Kehle hinunterlief. „Ich dachte, du könntest ein bisschen Gesellschaft vertragen.“ „Und was könnte schöner sein, als die einer hübschen Frau.“, scherzte er und zwinkerte ihr zu, „Wo wir grade bei hübschen Frauen sind, wo ist eigentlich Suki?“ „Ihr ist es ein wenig unangenehm, dass sie dir so eine Szene gemacht hat und sie ist nun mal viel zu stolz, das zuzugeben.“ „Ich habe ihr bereits verziehen…“ „Und wie geht’s dir?“ „Wie soll’s mir schon gehen…Mein ganzes Leben ist ein Scheißdreck!“ Dieses Etwas von Dämonin würde ihr blaues Wunder erleben! Eigentlich war es nicht seine Art, doch um ihr eins auszuwischen, musste er sich wohl auf ihr niedriges Niveau hinunter lassen. Er wog das kleine Fläschchen in der Hand und grinste fies. „Wie war das bei dir und Kogaiji?“ „Wie?“, sie sah ihn verwundert an. „Ihr ward zusammen, obwohl es verboten war.“ „Das war egal. Weil wir glücklich waren und es für uns keine Rolle gespielt hat, ob der anderer zur eigenen Rasse gehört oder nicht. Um das Verbot haben wir uns wenig gekümmert.“, begann sie. Langsam wurde ihr klar, worauf Gojo hinaus wollte, „Wir wollten nun mal zusammen sein. Und ich denke, dass das bei allen so war, die sich gegen das Verbot gestellt haben. Ebenso bei Hajimes Eltern und auch deinen.“ Gojo grinste leicht. „So leicht hast du mich also durchschaut…“ „Ich bin ja nicht blöd…“ „Ich mache mir im Moment nur viele Gedanken. Vor allem über mein Leben, meine Situation und warum ich eigentlich diese beschissene Wohlfahrts-Reise mitmache…!“ „Auch wenn Kogaiji und ich uns letztendlich getrennt haben, bereut keiner die gemeinsame Zeit. Die Konsequenzen waren immer klar, aber es gab halt wichtigeres und wenn deine Eltern sich so sehr geliebt haben, dass der kleine Gojo bei herauskam, solltest du das keinesfalls als Strafe ansehen…“ „Der kleine Gojo….“, wiederholte er mit einem amüsierten Gesichtsausdruck, „Ich kenne meine leibliche Mutter nicht. Nur meinen Vater. Glaubst du wirklich, dass es Liebe war und nicht nur ein Unfall?“ „Hör auf so zu reden!“ „Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nicht geboren. Nicht unter diesem Los. Es ist wirklich beschissen, sich die ganzen Demütigungen anhören zu müssen, die ganze Zeit damit konfrontiert zu werden, dass man nirgendwo richtig hin gehört.“ „Das ganze hat dich ziemlich abgehärtet und du bist daran gewachsen- sieh’s mal so.“ Gojo schwieg und zerdrückte die leere Dose in seiner Hand, schmiss sie achtlos zu Boden. „Wir brechen bald auf. Du weißt ja, wie ungehalten Sanzo ist.“ „Kann er überhaupt wieder aufrecht gehen, nach dem was er da gesoffen hat?“ „Was? Was meinst du?“ „Der stinkende Priester hat sich nach allen Regeln der Kunst abgeschossen. Und das weil er den Streit mit dir im Alkohol ertränken und somit vergessen wollte.“ „Tja,…jedem das seine. Ich habe mich anderweitig davon erholt.“, sagte sie und dachte zufrieden an die Stunden mit Kudou, „Komm einfach nach. Ich suche den Rest.“ Hakkai hatte die Karte auf dem Tisch ausgebreitet und studierte sie intensivst. Ihr Weg würde sie nun nur noch durch die Berge führen. Sie sollten also genügend Vorräte einpacken. Er schätzte die Fahrt bis zu der Hütte des Sanzos auf ein paar Wochen. Sanzo ihm gegenüber lehnte sich entspannt zurück und wartete darauf, bis das Spektakel begann. „Wo ist hier in diesem Saftladen das Klo?“, fragte Suki. Hakkai deute in Richtung Bar, wo sich eine lange Schlange abzeichnete. „Was? Die stehen doch nicht im Ernst alle fürs Klo an?!...Ist doch immer dasselbe: Das Damenklo quillt über und bei den Männern ist nichts los.“, brummte Suki, hielt kurz nachdenklich inne, schnappte sich Rieko und eilte zum Herrenklo. „Was hast du vor? Du willst doch nicht?“ „Doch! Es handelt sich schließlich um einen Notfall. Die Kapazität meiner Blase hat soeben ihr Limit erreicht.“ „Too much information…!“, jaulte Rieko., während Suki hektisch die Tür zur Seite schlug und auf die Klokabine zujoggte. In dem Moment ertönte eine sehr bekannte Stimme aus einer anderen Ecke des Raumes: „Na Ladys, seit ihr auch alle Mitglied?“, kam es anstößig von Gojo, als er den beiden auf der Herrentoilette begegnete. Er ließ also wieder seine gewohnten Sprüche ab, stellte Rieko fest, dann musste er sich wieder auf dem Weg zur Besserung befinden. „Haha, sehr witzig…Es handelt sich hier um einen Notfall.“ „Schon klar. Wir sehen uns nachher noch, Schätzchen.“, er drückte Suki flüchtig einen Kuss auf den Mund und entschwand. „Oh.. mein Bauch tut verdammt weh…“ „Hast du was falsches gegessen?“, fragte Rieko. „Keine Ahnung…!“, Suki stürmte zum Klo und verschloss die Tür hinter sich. „Na, ich lass dich dann hier mal allein…“ Nach zehn Minuten kam Suki zu ihnen wieder an den Tisch und sah gar nicht erfreut aus. „Was hast du mir ins Essen gemischt, verdammter Priester?!?!?“ „Ich weiß gar nicht was du meinst.“, antwortete Sanzo und zog desinteressiert an seiner Zigarette. „Ich hab dasselbe gegessen wie Hakkai und er hängt nicht auf dem Klo fest!!!“, Suki verzog erneut das Gesicht, hielt sich die Hand auf ihren Bauch, der zum wiederholten Male herum muckte und lief flink zu ihrem Zimmer hinauf. Alle Augenpaare waren auf Sanzo gerichtet. „Sie wird sich gleich noch mehr ärgern, wenn sie bemerkt, dass kein Papier mehr im Bad ist.“, er blies den Rauch aus der Nase uns setzte ein dreckiges Grinsen auf. „Alles klar bei dir Sanzo?“, fragte Goku, „So kenne ich dich gar nicht.“ „Mir geht’s ausnahmsweise mal sehr gut.“ „Was hast du ihr getan?!“ „Nichts… sie hat wohl das Essen nicht vertragen.“, Sanzo sah Gojo herausfordernd an und umschloss zufrieden die Flasche Rizinusöl in seiner Hosentasche, „Wir fahren heute noch weiter. Egal, ob sie irgendwelche Wehwehchen hat oder nicht!“ „Ich seh nach ihr!“, Rieko sprang auf, um sich zu vergewissern, dass mit ihrer Freundin soweit alles in Ordnung war. Als sie an ihrem Zimmer ankam, hörte sie einen aufgebrachten Schrei die Wände erschüttern: „WHO TOOK THE PAPEEEERRRRRRR!!!!!!!!????!!!!!!“ Kapitel 25: »Live and let live« – Kapitel 79 -------------------------------------------- »Live and let live« – Kapitel 79 Sanzo legte den Kopf zurück und blinzelte in die aufgehende Sonne. Es war schon verwunderlich, wie schnell die feinen, blass blauen Linien am Horizont zu mächtigen Bergen mit schneebedeckten Spitzen angewachsen waren und sich ihnen nun scheinbar in den Weg stellten. Irgendwo da draußen musste es sein, das letzte Sutra, irgendwo da draußen war dieser Spaten, der meinte unbedingt mit der heiligen Schrift in die Berge abhauen zu müssen. Als ob man sie dort besser lesen könnte. Sanzo schüttelte unwillig den Kopf. Rieko am Steuer warf ihm einen kurzen prüfenden Blick zu, sagte aber nichts. Es war wohl nur wieder eine dieser das-stinkt-mir-alles-Gesten gewesen. Hakkai döste zusammengesunken auf dem Rücksitz neben Gojo. Sie waren die letzten zwei Tage fast ohne Unterbrechung durchgefahren und das hatte stark an seinen Kräften gezehrt. Langsam aber sicher wurde sichtbar, dass diese Reise ihnen allen das Äußerste abverlangte. Die Truppe sah müde und erledigt aus, Sorgenfalten oder zumindest Augenringe zierten die blassen Gesichter. Bis auf Suki und Rieko waren sie nun schon seit fast anderthalb Jahren unterwegs, eine wahnsinnig turbulente und gefährliche Zeit, die sie ständig aufs Neue zurückwarf und dem Tod gegenüber stellte. Das Hakkai, der ja sonst unerschöpflich war, sich nicht mehr in der Lage sah zu fahren, machte ihnen nun allen klar, dass es langsam aber sicher ans Eingemachte ging. Gojo rauchte. Suki schlief auf dem Teppich. Goku spielte an den wehenden Fransen herum. Es herrschte betretenes Schweigen. „Diese ewige Geröllwüste kotzt mich an.“ „Wir haben es fast geschafft, Rieko. Bis zum Fuß der Berge ist es nicht mehr weit. Und du willst doch wohl nicht vor dem Priester schlapp machen?!“ Sie grinste vor sich hin. „Ihr Idioten.“ „Oh danke, Sanzo, bitte mehr davon!“ „Rieko, hat Jeep einen Schleudersitz?“, frotzelte Gojo und lehnte sich nach vorne. „Vorbei…es ist noch lange nicht vorbei. Wenn wir alle Sutren haben, dann ist es vorbei. Und wenn ich dich dran erinnern darf: die letzten beiden sind nicht in unseren Händen.“ „Aaach, das kriegen wir schon noch hin!“ „Ja, du vor allem, du Weichei. Wie oft hast du gegen Dokukakuji schon verloren, he?“ Gojo schlug mit der Faust von hinten gegen Sanzos Sitz, was diesen nach vorne katapultierte und mit dem Kopf gegen die Scheibe donnern lies. „DAS HAST DU NICHT UMSONST GEMACHT!!!“ „ACH NEIN?!“ „Oh, bitte….wie im Kindergarten…“ Abgesehen von den Erschütterungen der beiden Streithähne bewegte sich der Jeep auch weiterhin ruhig über die Ebene, stundenlang einfach geradeaus, scheinbar ohne Ziel, einfach ins Blaue. Die Sonne hatte den Zenit schon längst überschritten, als der Wagen endlich hielt und die männlichen Insassen schleunigst hinter die Büsche verschwanden. Neben dem Wagen landete geräuschlos der Teppich und auch Goku verschwand schnellstens. Suki und Rieko blickten sich an. Miese Stimmung, schien Sukis Blick zu sagen. Nicht unsere Schuld, Rieko zuckte mit den Schultern. Beide stiegen aus beziehungsweise ab und vertraten sich die Beine, bis die ersten zurückkamen. „Wieder alles in Ordnung?“ Hakkai nickte stumm und schaltete wieder in den Strahle-Modus um. Suki grinste zurück und gesellte sich zu ihm hinüber auf einen der großen Findlingssteine, die auf dem struppigen Grasteppich lagen, der das Vorgebirgsland bedeckte. „Du siehst halb erfroren aus…“ „Ja, oben auf dem Teppich ist es recht frisch. Die Luft hat sich aber auch stark abgekühlt, so nah bei den Bergen.“ Er fasste ihre Hand, um zu prüfen, ob sie tatsächlich so kalt war, wie sie aussah. „Huch, da friert man ja fest!“ Beide lachten fröhlich und setzten die Konversation über die klimatischen Verhältnisse fort. Sanzo und Rieko hatten sich in die Karte vertieft und grübelten, wo sie am besten rasten könnten. „Wir schaffen es auf keinen Fall bis zu den Bergen. Ich schätze es sind noch zwei bis drei Tagesreisen bis dahin.“ „Gut.“ Sanzo nickte zustimmend. „Da es hier keine Dörfer mehr gibt, würde ich vorschlagen, dass wir etwa hier rasten.“ Ihr ausgestreckter Finger zeigte auf eine kleine Mulde nahe den ersten Gebirgsausläufen. „Das dürfte ein übersichtliches Tal sein. Dort wären wir weitestgehend vom Wetter geschützt.“ Sanzo nickte erneut und beide verfielen in angestrengtes Schweigen. „Sukiiiiii…Kannst du nicht noch mal jagen gehen?“ Goku lies sich ihr zu Füßen fallen und sah verzweifelt zu ihr auf. „Sorry, aber hier gibt es außer Mäusen nicht viel, das man jagen könnte. Du musst warten bis wir im Tal sind, da gibt’s vielleicht ein paar wilde Gämsen oder so…“ Gojo tauchte aus dem Jeep wieder auf und hielt triumphierend seine Zigarettenschachtel in der Hand, die er die ganze Zeit gesucht hatte. Sein Blick schweifte über ihren Rastplatz und blieb für den Bruchteil einer Sekunde erstarrt auf Suki liegen, besser gesagt auf ihrer Hand, die sich nach wie vor in Hakkais Griff befand. Was zum …? Er wandte sich ab und musste über sich selbst lachen. Nur weil er sie berührt hatte, hieß dass ja nicht, das da irgendetwas war, das ihn hätte beunruhigen müssen. Sie war schließlich nicht sein Eigentum. Lächelnd drehte er sich wieder zu ihnen um und ging lässig auf sie zu. „Na, schöne Frau, liegt dir wieder alles zu Füßen?“ „Natürlich!“, antwortete sie und zwinkerte Goku zu. Hakkai lies ihre Hand postwendend los und unterhielt sich nun wechselseitig mit Goku und Gojo. „Los jetzt! Wir müssen weiter!!“, brüllte Sanzo zu den anderen hinüber. „Ist ja schon gut!“, brummten Suki und Gojo, traten die Kippen aus und trotteten zu ihren Transportmitteln. Der kleine weiße Drache, der auf Futtersuche einige kleine Beeren gefunden hatte, verwandelte sich noch kauend zurück in das grüne Auto und der Teppich hob sich mit einem geräuschvollen Knallen vom Boden ab. „Tja, auf geht’s!“, seufzte Gojo und zog Suki zu sich auf den Teppich. Der Rest der Sanzo-Party stieg in den Wagen und kurz darauf rauschten sie davon. Das übersichtliche Tal entpuppte sich als lange Rille mit wild wachsendem Wald. Es war zum Schlafen gut geeignet, dafür aber fast unpassierbar. „Gut, wir rasten hier und umfahren es morgen großflächig.“ „Alles klar.“ Sie rollten den doch recht steilen Hang hinab und hielten am Waldrand. „Wäre es nicht gut, wenn wir die Zelte schon mal ausprobieren? Ich meine, falls wir sie mal brauchen sollten wäre es doch gut, wenn wir sie schnell aufschlagen könnten, oder wie seht ihr das?“ Alle starrten Goku an. „Du dummer kleiner Affe! Du denkst ja sogar mit!“, spottete Gojo. Die übliche Unterhaltung folgte. „Also, wir haben zwei Zelte á drei Mann…“ „Suki, komm her!“, befahl Rieko. Suki blickte sich verdutzt zu ihr um, folgte der Aufforderung aber wortlos. „Goku, willst du nicht auch zu uns kommen?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und nickte. „Fein, dann hätten wir das geklärt.“ Die beiden Damen schnappten sich eines der beiden grauen Zelte und zogen von dannen, um es aufzubauen. „Das nenn ich ne Abfuhr!“, frotzelte Sanzo und grinste Gojo fies an. „Sagt ja grad der Richtige!“, fauchte dieser zurück. „Was sollte das denn jetzt?!“ „Ich hab keinen Bock mehr ständig mit Genjo in einem Zimmer schlafen zu müssen. Und wenn du jetzt mit Gojo schon wieder losgezogen wärst…da hätt ich mich ja schlecht daneben legen können.“, brauste Rieko auf. „Wieso…?“ „Frag nicht so blöd! Ich will nicht wissen, wie ein Orgasmus im Hause Sha klingt!“ „Nein, ich meine wieso willst du nicht mit …äh…wie hast du ihn genannt? Ach egal, … mit Sanzo in einem Zelt schlafen?“ „Weil da nichts ist.“ „Wo? Was?“ „Aus uns wird nichts. Fertig aus. Ich hab keinen Bock mehr. Er macht keinerlei Anstalten.“ „Ja aber ihr habt doch in Tenjiko…?“ „Na und, da war er besoffen. Ich will nicht mehr drüber reden, klar?!“ „Alles klar.“ Suki schlug den letzten Hering in die Erde, machte auf dem Absatz kehrt und rauschte wütend davon. Im Vorbeigehen sah sie zu den Herren der Schöpfung hinüber, denen gerade das Zelt höchst imposant über dem Kopf wieder zusammenkrachte. Mit einem schnippischen Lächeln auf den Lippen angelte sie im Gepäck nach einem der großen Ledersäcke und zog Richtung Wald davon. „Hey! Wo gehst du hin?“, rief ihr Gojo hinterher. „Mit Goku Essen beschaffen!“ „Jippieeeeeee!“, rief Goku, der von seinem Glück bis dahin noch gar nichts gewusst hatte. Er sprang auf und hechtete der jungen Frau voller Begeisterung hinterher. Gojo knurrte unlustig, als er beide im Dickicht verschwinden sah und lies die Zeltstange los, worauf die Planen Sanzo erneut auf das holde Priesterhaupt stürzten. „Ich knall dich ab!!!!“ Die Stunden vergingen und es wurde dunkel, von Goku und Suki war nach wie vor nichts zu sehen. „Ich gehe sie jetzt suchen.“ „Ich komme mit dir. Wer allein geht kommt meistens nicht zurück.“ „Danke, aber ich kann ganz gut all…“ „Keine Widerrede!“ Hakkai lächelte milde aber entschlossen. „Okay…“ Gojo zog sein Shakujo und beide betraten die völlige Finsternis des Waldes. Rieko zurrte die letzten Leinen des Zeltes fest und klopfte sich die Hände an der Hose ab. Aus den Augenwinkeln sah sie unauffällig zu Sanzo hinüber, der vor dem noch immer nur halb aufgebauten Zelt saß und rauchte. „Brauchst du Hilfe, Genjo?“ „Ja“ Gemeinsam stellten sie das doch recht wackelige Zelt auf festen Untergrund und bastelten die Stangen zusammen. „Du weichst mir aus.“ „Tu ich nicht.“ Sie stapfte zurück zu ihrem Zelt, wobei ihr bewusst wurde, dass das ihre Aussage nicht gerade stützte. „Rieko!“ „Genjo?“ Sie wartete, drehte sich aber nicht zu ihm um. Er schluckte. Warum zum Teufel hatte er nach ihr gerufen?? Jetzt musste er etwas sagen, aber was? Warum schläfst du nicht bei mir? „Wir brechen morgen früh ohne Verzögerung auf, egal ob Suki bis dahin zurück ist, klar?“ „Klar.“ Sie nickte dem Zelt zu und schlüpfte hinein. Das war mit Abstand das Blödeste was er hätte sagen können, soviel war ihm klar. Er setzte sich wieder vor sein Nachtlager und zündete sich die nächste Zigarette an. Sie hatte ihn schon wieder Genjo genannt. Sie nannte ihn schon seit geraumer Zeit so, ohne dass die anderen irgendetwas dazu sagten oder Verwunderung ausdrückten. Es war fast schon seltsam beim Namen genannt zu werden…er war es so sehr gewohnt nur als Sanzo betitelt zu werden, dass es in seinen Ohren träge nachhallte wenn sie ihn Genjo nannte. Das war wieder typisch Genjo, diese Art, diese Grobheit und Arroganz. Für wen hielt der sich? Buddha persönlich?? So was Anmaßendes, Egozentrisches, Gutaussehendes…letzteres verbannte sie ganz schnell wieder aus ihren Gedanken. Viel wichtiger war jetzt Suki. Die hatte sie vorhin vergrault, nur deshalb war sie losgezogen und jetzt kam sie schon wieder mal nicht zurück. Dass sie aber auch immer blind in die Gefahr rennen musste. Wie damals, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. Welcher Meisterdieb lies bitte sein Fluchtfahrzeug so stehen, dass ein anderer Dieb damit durchbrennen konnte?? Das sie selbst der andere Dieb gewesen war und sich vorher selbst keines organisiert hatte, schob sie weit von sich. Aber bei Suki stand es an der Tagesordnung sich in Verlegenheit zu bringen. Wie die Sache mit dem Arzt und der Idee sich mit der Sanzo Bande anzulegen. Das war alles ihre Schuld gewesen. Und trotzdem…sie war ihre beste Freundin und wegen ihr in Gefahr. Nicht, dass sie das nicht vor drei Wochen in Tenjiko schon einmal erlebt hätten…nein…und es war schon wieder ihre Schuld. Langsam wurde es lästig. „Hey Sanzo, warum hast du noch kein Feuer gemacht??“, erklang es fröhlich von draußen. Ein Grummeln folgte. „Ach was, du willst doch nicht etwa mit DEN Stöckchen Feuer machen? Lass mich mal!“, sagte Sukis Stimme und Sekunden später prasselte ein Feuer, das lustige Flecken auf die Zeltwand warf. Sie stürzte hektisch aus dem Zelt. „Suki!!!!“ „Rieko!!!“, kam es mit gespieltem Ernst zurück. „Wo warst du solange?!“ „Wieso lange?! Hier scheint der Irrglaube zu grassieren, dass einem die Beute direkt willig entgegengelaufen kommt, sobald man den Wald betritt! Goku und ich mussten erstmal suchen, bis wir was Lohnenswertes gefunden hatten. Und wir brauchen auch kein Sonderkommando „Rettung für Doofe“ das nächste Mal, klar?!“ „Wir wollten ja nur…“ „Wir haben uns halt…“ „Ist ja schon gut. Aber das nächste Mal lasst uns einfach, ja?“ „Wer nicht will der hat schon!“, meckerte Sanzo. „Halt’s Maul und les!“, muffte Suki zurück und nickte der Zeitung zu, die neben Sanzo auf dem Boden lag. „Wie bitte?“, zischte dieser zurück. „Hört auf euch zu streiten! Habt ihr was zu essen?“ „Ja!“, verkündete Goku stolz, „Hirsch und Gemüse!“ „Obst!“, korrigierte Hakkai ihn freundlich. Als der Mond trübe über den Wipfeln der Bäume aufstieg, schlichen auch Suki und Gojo schließlich ihren Betten zu. Der Rest der Sanzo Party hatte sich schon früher in die Zelte verkrümelt, denn die Temperaturen hatten stark nachgelassen. „Gute Nacht!“, hauchte Suki und küsste ihren rothaarigen Verehrer auf die Stirn. Dieser grinste nur und zog in sein Zelt von dannen. Auch Suki machte kehrt und schlug vorsichtig die Zeltplane zurück, kroch auf allen vieren hinein und musste prompt feststellen, dass Goku und Rieko zu dem stummen Einverständnis gekommen waren sich IHREN Teppich als zusätzliche Zudecke unter sich aufzuteilen. Murrend schlich sie zu Gokus Bett, versuchte es sich bequem zu machen und scheiterte kläglich. Murrend und böse funkelnd schlief sie zum Schnarchkonzert der anderen beiden ein. Im Männerzelt zehn Meter weiter schlief niemand. Sanzo lag in der Mitte auf dem Rücken und löcherte die Zeltdecke mit der Frage, was er mit Rieko machen sollte. Sollte er sich dem brennenden Gefühl in seinem Magen, Bauch, Unterbauch… hingeben? Sie zu seiner Freundin machen? Oder war sie doch der Feind? Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Dieses ewige wenn und aber, er hatte es satt. Der nächste Tag sollte entscheiden. Wenn er morgen kein Indiz finden sollte, dass sie zu Kogaiji gehörte, dann sollte es wohl so sein, dann würde dieses Katz und Maus Spiel ein Ende haben. Schließlich lebte er ja nicht im Zölibat. Gojo lag rechts neben ihm und starrte düster die dunkle Wand vor ihm an. Suki…was sollte das mit Hakkai? War da etwas mit Hakkai? Oder bildete er sich da etwas ein? Warum hatte sie ihn heute so abserviert? Er hatte sich ja nur Sorgen gemacht und sie hatte ihn so angefahren. Wie einen kleinen Jungen. Er fühlte sich in seinem Halb- Yokai Stolz erheblich gekränkt. Hakkai starrte blicklos auf Hakakuyo. Er hatte das Gefühl, dass sich Gojos Sympathien ihm gegenüber merklich abgekühlt hatten, seit er besser mit Suki befreundet war. Vielleicht war das auch Einbildung, aber er sah ihn nicht mehr an, mied es mit ihm zu sprechen und hatte einen fast schon drohenden Ausdruck, wenn er ihn mit Suki sah. Dabei waren sie doch nur Freunde. Suki schien ihn irgendwie zu verstehen. Dieses Gefühl seine eigene zweite Hälfte zu suchen, seine Vergangenheit, seine Heimat, er konnte es mit Suki teilen, und das fühlte sich gut an. Sollte er Gojo das mitteilen? Wusste Gojo überhaupt, wen er da vor sich hatte? Suki war kein Halb– Yokai, auch kein Mensch, sondern eher eine potentielle Killermaschine. Sie war vor der unter den Dämonen herrschenden Verrücktheit genauso wenig sicher wie alle anderen. Und sie war garantiert nicht zimperlich. Die Art wie sie diesen Hirsch erlegt und ausgeweidet hatte, zeigte…den den Dämonen eigenen Hang zur Brutalität und zum Blutbad. Besonders weiblich war sie in diesen Dingen nicht, anders als Rieko, der man ihre menschliche Abstammung trotz der überragenden Kampfkunst anmerkte. Sie verlor im Kampf nicht den Kopf, wurde nie Sklave dieses Triebes, da sie ihn nicht besaß. Wusste Gojo dies alles? Würde er mit ihr als Yokai fertig werden? War Suki die, für die Gojo sie hielt? Sie war in jedem Fall mehr als eine seiner üblichen Gespielinnen. Draußen im Wald rief ein Kauz und kurz darauf ein zweiter. Es würde sich wohl alles noch klären, dachte Hakkai und schlief über diesem Gedanken ein. Es war schon hell, als die ersten der Sanzo Bande erwachten. Gojo rieb sich die Augen und gähnte laut. Sein Atem stand weiß vor ihm in der Luft. Verwirrt setzte er sich auf, legte sich aber ganz schnell wieder zurück unter die Decke, als er merkte, wie kalt es im Zelt war. Fluchend zog er sich an, legte sich die Decke um die Schultern und trat hinaus. Eisige Stille schlug ihm entgegen. Der Boden war spiegelglatt gefroren, der Tau auf den Gräsern lag erstarrt da und auch auf den Zelten sah man die Eiskristalle. „Aufstehen ihr Penner!“, brüllte er über den Rastplatz und suchte unter dem ganzen Gepäck nach den Winterklamotten. „Boah, was geht’n hier?“, brummte Suki, als sie und der Rest müde aus den Zelten gekrabbelt kamen. „AH! IS DAS KALT!!!“, krähte Goku und zog den Kopf wieder ins Zeltinnere. Suki streckte sich und trat barfuss auf die Wiese hinaus. „Ach habt euch nich so!“ „Sag mal hast du schon mal was von konstanter Körpertemperatur gehört?!“, fragte Gojo bibbernd. Sanzo gesellte sich zu ihnen, im üblichen Priestergewand, allerdings mit Pullover und Jeans darunter. „Uhhh!“ „Halt ja die Klappe!“ Die Gruppe entschied einstimmig, dass sie keinen Wert darauf legte weiter in dieser Eiswüste festzusitzen und so packte man eilig zusammen und brach die Zelte ab. Suki pfiff fröhlich vor sich hin, faltete nur mit Gojos Trägerhemd bekleidet die Zeltplanen zusammen und rauchte. „Alles starklar?“ „Jepp, kann los gehen!“, bestätigte Hakkai und lies den Motor an. Es stellte sich heraus, dass es recht schwer war, das Tal wieder zu verlassen, da sämtliche Hänge zugefroren waren und noch dazu recht steil. Mit vereinten Kräften schafften sie es jedoch im vierten oder fünften Anlauf doch und setzten ihren Kurs auf die Berge fort. Kapitel 26: »The King of the Sky« – Kapitel 80 ---------------------------------------------- »The King of the Sky« – Kapitel 80 “Ich glaub es nicht, es schneit!”, rief Rieko von der Rückbank aus. Tatsächlich, große dicke Flocken schwirrten vor ihr herum und fielen ihr sanft in den Schoß. „Launisches Wetter.“, bemerkte Gojo neben ihr. Sie nickte stumm. „Sollten wir nicht umkehren, und wieder die Zelte aufschlagen? Wenn es weiter so schneit kommen wir eh nicht mehr voran!“ „Nein, wir fahren weiter.“ Eine lange Pause folgte, in der das Schneegestöber immer dichter wurde, bis um sie herum alles weiß war und das vorne wie das hinten aussah. Plötzlich hielt der Wagen. „Was ist los, Hakkai?“, fragte Sanzo ernst. „Wir haben die Orientierung verloren. Ich kann die Berge nicht mehr sehen, damit kann ich auch nicht mehr sagen, ob wir den Kurs halten oder nicht. Es macht keinen Sinn so weiter zu fahren. Wir könnten uns vom Ziel sonst wieder entfernen.“ „Und was schlägst du jetzt vor, wenn ich fragen darf?“ „Wir halten uns rechts, dann müssten wir irgendwann wieder in die Nähe des Tals kommen, vielleicht finden wir dort Schutz. Hier auf der Ebene sind wir dem Wetter ausgeliefert.“ Sanzo antwortete nicht, sondern starrte hinaus in das dichte Flockengewirr. Hakkai hatte Recht, man sah die Hand vor Augen nicht mehr. Er nickte. „Gut, dann drehen wir mal.“ Zwei Stunden später war die Schneedecke auf 30 Zentimeter angewachsen und ein wahrer Orkan war losgebrochen. Der Sturm rüttelte an ihren Klamotten, warf sie hin und her und drohte den Wagen zu kippen. Das Rauschen des Windes verursachte einen ohrenbetäubenden Lärm, sodass man kaum ein Wort verstand. „Es hat keinen Sinn mehr!“, brüllte Hakkai über das Tosen hinweg. Doch es kam zu spät, eine besonders kräftige Böe hatte Jeep erfasst und mit einem Ruck auf die Seite geworfen. „Verdammt!“ „Jeep, verwandle dich zurück!“ Mit einem unhörbaren Plopp verschwand das Auto und ihr Gepäck kam auf dem Boden zu liegen. Der Schnee trennte die sechs Reisenden wie eine unsichtbare Mauer von einander, sodass sie sich weder sehen noch hören konnten. Suki und Rieko hielten sich an den Händen gefasst, um zusammen zu bleiben, wurden jedoch immer weiter und weiter abgedrängt. „Sanzo!“, brüllte Suki durch das Brausen um sie herum, als sie die weiße Mönchskutte vor sich flattern sah. „Komm hier her!“ „Was?“, rief er zurück, ohne das Suki auch nur ein Wort verstand. Rieko packte ihn am Ärmel und zog ihn zu sich heran. „Wir müssen zusammen bleiben!“ „Was?“ „Wir-müssen-zus….“, in diesem Moment rutschte sie nach hinten ab, eine Klippe hinunter, die der Schneesturm verborgen hatte. Sie hielt sich krampfhaft an Suki und Sanzo fest, die sich beide sofort dagegen stemmten. Noch bevor sie reagieren konnte hatte sich jedoch das Halstuch, an dem Rieko sich festhielt, gelöst und Suki wurde nach hinten katapultiert, landete unsanft auf ihrem Hintern und sah, wie Sanzo ebenfalls in den weißen Untiefen verschwand. „NEIN!!“ Eine Hand packte sie von hinten und zog sie wieder auf die Beine. „Wo ist Hakakuyo?“, rief Hakkai nahe ihrem Ohr. Sie zuckte mit den Schultern und klammerte sich verzweifelt an ihm fest. „Wir müssen ihn finden!!“ Suki nickte stumm und lies sich von Hakkai weiter ziehen. Goku und Gojo derweilen hatte das gleiche Schicksal ereilt wie Sanzo und Rieko: sie waren auf der anderen der ihnen unbekannten und unsichtbaren Anhöhe herunter gefallen und befanden sich nun in warmem, aber sehr feuchten und sumpfigen Klima. „Wo sind wir denn hier gelandet??“, murrte Gojo und zog seinen Stiefel aus einer besonders faulig riechenden Schlammpfütze. „Uääähh…!“, bemerkte Goku angewidert und versank beim nächsten Schritt ebenfalls knöcheltief im Morast. „Toll, hier nutzt uns Jeep gar nichts…der versinkt hier ja…“ Der weiße Drache auf seiner Schulter fiepte zustimmend und schüttelte abgeneigt seine Schuppen. „Kuck mal, Affe, da hinten sieht es aus, als ob es da trockener wäre!“ Triumphierend schritt er nach vorne aus, setzte den Fuß auf und war schneller versunken als er hätte blubb sagen können. „Gojo? GOJO?! Lass mich hier nicht allein!!“ und mit einem Glucksen verschwand auch Goku in der moderigen Suppe vor ihm. Suki und Hakkai hielten keuchend inne. „Ich kann nicht mehr.“ Sie lies sich erschöpft auf den moosigen Boden sinken. „Ich auch nicht.“ Hakkai plumpste neben sie. Sie sahen sich um. In weiter Ferne tobte noch immer der Sturm, aber hier in diesem Wäldchen war alles ruhig, warm und trocken. „Verrücktes Wetter!“ „Jaaaa…Da ist doch was faul…“ „Aber was?“ „Keine Ahnung…“ Beide starrten missmutig auf die tanzenden Schneewirbel. „Mh… Also Hakakuyo ist jedenfalls nicht hier.“ „Ja.“ Hakkai seufzte. „Dann müssen wir wohl oder übel warten, bis der Sturm zu Ende ist…“ „Lass uns mal die Gegend etwas näher erforschen.“ „Gut, vielleicht wissen wir dann, was hier vor sich geht…“ Beide standen wieder auf und besahen sich den Waldrand. Alles schien friedlich zu sein. „Das gefällt mir gar nicht!“, brummte Suki und zog ihre Schwerter. Auch Hakkais Miene hatte sich verfinstert. Gojo öffnete perplex die Augen, kniff sie aber schleunigst wieder zu, denn die ihn umgebende Flüssigkeit brannte wie der Teufel in seinen Augen. Er ruderte wild mit den Armen, was ihn zu seinem Unglück noch tiefer in die gallertartige Masse brachte als er eh schon war. Er versuchte sich vom Grund hoch zu drücken, scheiterte aber an der Matschigkeit des Untergrundes. Schließlich packte ihn etwas am Arm, zog ihn hoch und auf trockenes Land. Hakakuyo lies Gokus Hosenboden los, an dem er grade verzweifelt gezogen hatte, um ihm zu helfen Gojo aus dem Schlamassel zu ziehen. Alle drei saßen nun triefend und tropfend am anderen Ufer des Moors und schüttelten sich angeekelt. Gojo blickte an sich herab: er war über und über mit schwarz braunem Schlick bedeckt. Und er stank erbärmlich. „Wo zum Teufel sind die anderen?“ „Keine Ahnung, aber da drüben ist ein Teich, und der sieht so aus als könntest du dich dort baden. Du stinkst.“ „Danke auch, dummer Affe!“ „Ey, ich hab dir das Leben gerettet!!“ „Gar nix hast du!“ Beide trotteten gemächlich zu dem kleinen Weiher, der tatsächlich erstaunlich klares Wasser hatte. „Na dann, viel Spaß!“ „Das sieht tief aus…“ Gojo zögerte. „Oh man, du kannst doch wohl nicht im Ernst nicht schwimmen, oder?“ „Doch…“ „Aber du bist ein WASSERDÄMON!!“ „ERSTENS STIMMT DAS NICHT UND ZWEITENS NA UND??!!“ „Schön, dann lernst du’s jetzt eben!“, grinste Goku und schubste ihn ins Wasser. Mittlerweile bedeckte eine Schneedecke Sanzos Körper, als er nach dem Sturz wieder zu sich kam. Verdammte Rieko, dachte er, richtete sich auf und klopfte den Schnee von seinem Mantel. Sein rechtes Bein schmerzte und auch sein Rücken machte sich durch penetrantes Schmerzen bemerkbar. Er blickte den Hang hinauf, den sie zuvor heruntergefallen waren. Nicht höher als 37 Meter, aber ziemlich steil, sodass er es bei dem starken Schneefall für unmöglich schätzte, wieder hinauf zu kraxeln und den Rest der Truppe zu finden. Sanzo ging einige Schritte auf den Wald zu und sah sich nach einem geeigneten Unterschlupf um, dabei trat er auf einen Schneehaufen vor sich. Er erstarrte, als er erkannte, dass es sich bei diesem Haufen um niemand anderen als Rieko handelte. Schnell buddelte er sie frei und fand sie bewusstlos vor. Ihr Körper war kalt. Sanzo hob sie hoch und machte sich mit Rieko auf seinem Arm auf, um eine Höhle oder etwas Vergleichbares für die Nacht zu finden. Er kam nur mühsam voran. Bei jedem Schritt sank er tief in den Schnee und konnte nicht weiter als vier Meter sehen, so stark und dicht vielen die Schneeflocken vom Himmel herab. Nach rund zehn Minuten stand er am Rande des Waldes und konnte leicht die Umrisse eines dunklen Berges vor sich im Weiß erkennen. Er hoffte, dort ein geschütztes Versteck zu finden, denn lange würde er in der zunehmenden Kälte, die er wie viele kleine Stiche in seiner Haut spürte, nicht mehr durchhalten. Rieko ebenso wenig. Sein Atem hinterließ weiße Wölkchen in der klaren kalten Luft, in der es von Schneeflocken nur so wimmelte. Plötzlich regte sich Rieko in seinem Arm und kam wieder zu sich. Verwirrt blickte sie hoch in sein Gesicht und bemerkte den angestrengten Ausdruck darin. Er sah sie kurz an, um sich zu vergewissern, dass sie noch immer bei Bewusstsein war, fixierte dann aber sein Ziel in der Ferne wieder an. Wie weit mochte der Berg noch entfernt sein? 100 Meter? 500? Oder doch weniger? Er konnte es nicht sagen, doch er hoffte, dass sie dort bald ankommen und wenigstens einen Felsvorsprung finden würden. „Genjo, lass mich runter.“, sagte sie nach einiger Zeit. Er antwortete nicht, sondern schleppte sich weiter durch den Schnee. Und schon wieder war es ihre Schuld, dass sie irgendwo in der Pampa festsaßen, dachte sie. Zudem noch im heftigsten Schneetreiben, das sie zu dieser Jahreszeit je erlebt hatte. Sie versuchte etwas zu erkennen, konnte aber nur dunkle Striche zu ihrer rechten wahrnehmen, die sie als Bäume identifizierte. Dann sah sie Spuren im Schnee. Sie mussten noch sehr frisch sein, denn sonst wären sie schon längst wieder von neuem Niederschlag begraben worden. Es waren eindeutig Bärenspuren. Sie sah sich nach weiteren Abdrücken um, konnte aber nur die des einen Bären erkennen. Sie führten nach Norden, auf den Berg zu, auf den auch Sanzo zusteuerte. „Genjo, die Spuren!“, sie deutete auf den Boden. „Ich folge ihnen schon eine ganze Weile. Wir müssen gleich am Fuße des Berges ankommen.“ Irgendwie war es ein merkwürdiges Gefühl in seinen Armen zu liegen. Sie fühlte sich sicher, doch zugleich auch unwohl. Ihr wäre es lieber, wenn er sie runterlassen würde. Doch er machte dazu keine Anstalten und hielt sie fest an sich gedrückt. Nach einer weiteren halben Stunde hatten sie das Gebirge erreicht und konnten dank dem Schutz der Berge nun leichter vorankommen. Noch immer folgten sie den Spuren und fanden letztendlich einen Höhleneingang. Jetzt ließ er sie vorsichtig runter und zückte seinen Revolver. Denn, so wie er es erwartet hatte, kam der zu den Spuren dazugehörige Bär knurrend aus dem Dunkel der Höhle auf sie zu. Sanzo schoss so lange bis sein Magazin leer war und horchte in die Stille. Rieko neben ihm hielt ihren Dolch griffbereit. „Ist er..?“, flüsterte sie, doch schon im nächsten Augenblick sprang der Bär auf sie zu. Sanzo schubste Rieko noch weg, wurde jedoch vom Bär erfasst, der ihn mit seinen Pranken auf den Boden drückte und bedrohlich die Zähne flechte. Sanzo konnte sich nicht bewegen, und sah mit an, wie das Maul näher auf ihn zukam, bereit ihm seine Kehle zu durchbeißen. Er spürte keine Angst, nur ging es ihm gegen den Strich, dass er ausgerechnet von einem Bären getötet werden würde. Somit hätte er dann wohl die Wette verloren und müsste hinter ihrem Jeep hergezogen werden. Doch dazu kam es nicht, denn der Bär gab plötzlich ein Röcheln von sich und sank leblos auf Sanzo zusammen. Er wurde vom Gewicht des Bären in den Schnee gedrückt. Rieko stemmte sich mit aller Kraft gegen das Tier und schob es etwas von Sanzo hinunter, sodass dieser nun wieder aufstehen konnte. Er sah, wie sie ihren blutigen Dolch in der Hand hielt und realisierte, dass sie ihm soeben das Leben gerettet hatte. „So, jetzt sind wir wieder quitt!“, sie grinste ihn an und zog ihn zu sich hoch. „Dann überlass ich dich das nächste Mal deinem Schicksal.“, grinste er unverhofft zurück. „Das will ich sehn.“ Sanzo zückte sein Zippo und leuchtete in die Höhle. Sie war nicht besonders groß und ging hinter einer Biegung nur noch zwei Meter weiter, sodass er weitere Bären ausschloss. Außer einigen größeren Steinen war nichts mehr darin vorzufinden. „Wir brauchen ein Feuer.“, sagte Rieko und blickte zurück ins Schneetreiben, zog Sukis Halstuch hervor, was sich in den Teppich verwandelte, und sauste entschlossen ins Unwetter hinaus. Na toll, dachte Sanzo, den Teppich hätte sie auch früher raus rücken können. Er unterdrückte weitere Wutanfälle und zündete den Kadaver am Höhleneingang an, damit sie auch den Rückweg finden konnte. Das brennende Fleisch stank ekelhaft und er war froh, als sie schon nach wenigen Minuten mit einem Arm voll Ästen und Holzstücken wiederkam. Der Schnee hatte inzwischen das Bärenfell so sehr durchnässt, dass das Feuer immer schwächer wurde und schließlich erlosch. „Du hättest ruhig vorher sagen können, dass du den Teppich dabei hast.“, murrte er ihr entgegen, als sie das Holz zum Trocknen lagerten und die noch nicht so feuchten Äste zusammenlegten und anzündeten. „Du hast ja darauf beharrt, mich zu tragen.“ Das stimmte, doch zugeben wollte er es nicht und fächerte das Feuer weiter an. „Halten Bären nicht eigentlich Winterschlaf?“, murmelte sie, als sie die schneebedeckte Tierleiche sah. „Der ist wohl genauso vom Schnee überrascht worden, wie wir.“ Rieko nickte und hielt ihre kalten Hände vor das Feuer. Die Wärme stieg langsam wieder in ihr hoch und sie setzte sich fest in ihren Mantel gehüllt ans Feuer. Der Himmel verfinsterte sich und die Nacht kroch übers Land, hüllte alles in Dunkelheit. Rieko zitterte, obwohl es ihr eigentlich hätte wärmer sein sollen. „Alles klar?“, fragte Sanzo. „Mir ist immer noch verdammt kalt…“ „Kein Wunder, bei der Kälte.“, er verdrehte die Augen, setzte sich dann zu ihrer großen Verwunderung näher zu ihr und schloss die Arme um sie. Rieko sah ihn mit großen Augen an. „Was geht denn mit dir?“ „Ist dir jetzt kalt oder nicht?“ „Schon gut…“, murmelte sie und lehnte ihren Kopf an seine Brust an. Schweigend blickten sie ins knisternde Feuer. Ab und zu warf Sanzo neues Holz nach, blieb aber den restlichen Abend dicht neben ihr sitzen und hielt sie im Arm. Rieko wurde schläfrig und merkte, wie die Wärme endgültig wieder in ihre Glieder zurückkehrte. Sie spürte Sanzos ruhigen Atem an ihrer Stirn und schlief ein. Er hingegen machte die ganze Nacht kein Auge zu. Es dämmerte langsam und Hakkai und Suki streiften noch immer durch den Wald. Die Waffen hatten sie wieder weg gesteckt, da das Gefährlichste was ihnen begegnet war, ein Eichhörnchen gewesen war, das recht imposant den langen Schweif aufgepuschelt hatte, als sie näher gekommen waren. „Wir sollten mal langsam was Geschütztes zum Schlafen suchen, wer weiß wie das Wetter sich weiter entwickelt…“, bemerkte Suki und wandte den Kopf gen Himmel. Er war noch blau, zeigte aber schon Streifen des Abendrots. „Ja, wir sollten was mit einem Dach finden, nach Möglichkeit…“ „Das dürfte schwer werden…“ „Ja…“ Sie gingen wortlos weiter nebeneinander her, bis sie den Wald hinter sich gelassen hatten und nun auf einer Wiese standen, die vor einer steilen Felswand endete. „Tja, hier geht’s nicht weiter.“, stellte Hakkai fest. „Sieh mal, da drüben!“, rief Suki und deutete zu ihrer Rechten auf die Felswand. Ein langes braunes Band zog sich hier durch die Wiese. „Ein trockenes Flussbett!“ „Ja, hier muss es einmal einen Wasserfall gegeben haben!“ Sie wanderten eine Weile an dem wasserlosen Flusslauf entlang, bis sie erneut auf die steinerne Begrenzung trafen. Hier hatte der Fluss bei seinem Sturz aus der Tiefe eine Grotte hinter dem Wasserfall hinterlassen, die durch den Wind mit Erde aufgefüllt worden war. Dieser Fluss musste schon lange trocken liegen. „Wie wär’s damit?“, fragte Suki vergnügt und besah sich die Grotte näher. „Nicht sehr geräumig, dafür aber weicher Boden.“ „Das nennst du weich?“, Hakkai sprang leicht auf und ab, „Für mich sieht der recht solide aus!“ „Ach was, weißt du denn nicht wie man Betten baut?!“ Hakkai zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Pass auf, du sammelst trockene Blätter und ich mache den Rest, okay?“ Er nickte erstaunt, drehte sich um und verschwand. Gojo tauchte prustend wieder auf. „Nein, du Idiot! Mit den ARMEN macht man so, und mit den BEINEN macht man so!“ Goku wurde leicht ungehalten, da sein Schüler zum Schwimmen soviel Talent zeigte wie eine Kuh zum Fahrrad fahren. „Man, das ist nicht so einfach!!“ „Ja, ich merk’s! Und ich hab langsam wieder Hunger…“ „Du und dein scheiß Hunger! Ich frier mir hier den Arsch ab…“ „Dann lern schneller!“ „Wie denn, bei so nem beschissenen Lehrer!“ Stille trat ein, die nur von einem erneuten Schwimmversuch mit kurz darauf folgendem kläglichen Absaufen durchbrochen wurde. Goku seufzte. Er lag ausgestreckt am Ufer und beobachtete den noch immer tobenden Schneesturm über ihnen. „Meinst du die anderen leben noch?“ Gojo hielt inne. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Von so einem Schneesturm würden sie sich doch nicht unterkriegen lassen? „Natürlich, du dummer Affe!“, sprach er sich und ihm Mut zu. „DU SCHWIMMST JA!!“ „Was? Wer?“ und mit diesen Worten ging er erneut unter. Etwa eine Stunde später lagen beide erschöpft im Jeep, die Dämmerung hatte eingesetzt und es wurde etwas kühler. „Hungeeeeeer“, wiederholte Goku zum hundertsten Mal. „Fang dir was!“, entgegnete Gojo routinemäßig. „Aber wie denn?“ „Suki hat es dir bestimm gezeigt.“ „Nein.“ Die Unterhaltung wiederholte sich in regelmäßigen Abständen, bis beide schließlich einschliefen. Es dämmerte bereits, als Hakkai mit den georderten Blättern wieder auftauchte. Vor ihm in der Grotte fand er zwei etwa zwanzig Zentimeter tiefe Mulden, an die Körperform eines Menschen angepasst. „Das sieht aus wie zwei Gräber.“, flüsterte er. „Ach Hakkai, bloß nicht so viel Optimismus!“ Suki empfing ihn lächelnd und verteilte den Sack Blätter gleichmäßig in die beiden Schlafstätten. „Und, zufriedener?“ „Ja.“ Er lächelte schüchtern zurück. Suki sah ihn an, sah ihm tief in die grünen Augen. Was dachte er wohl gerade? „Ich geh mal Feuer machen.“, sagte sie leise, ging an ihm vorbei nach draußen und sammelte Holz. Als sie wieder zurückkehrte saß Hakkai bereits vor einem Ring aus gesammelten Steinen. „Oh, danke!“ Erfreut errichtete sie darin ein kleines Holztippi und zündete es mit etwas Magie an. Kurz darauf saßen beide nebeneinander am Feuer und sahen in die lodernden Flammen, die langsam das Holz anzüngelten. „Hakkai?“ „Ja?“ „Sag mal…du hast gesagt, dass du deine zweite Hälfte gesucht hast…“ Schweigen. „Und du hast sie in Kanan gefunden. Wie schaffst du es dann ohne sie weiter zu machen?“ „Wie hast du ohne deine Familie weiter gemacht?“ „Ich hatte Rieko an meiner Seite.“ „Und ich habe Freunde wie euch.“ „Aber ist das ein Ersatz?“ „Weißt du, ich glaube mein Leben hier auf der Erde ist nur eine Zwischenstation.“ „Was?“, Suki sah verwundert auf. „Es fühlt sich so an. Als würde ich woanders hingehören, weißt du? Nicht hierhin.“ Suki schwieg. Das Gefühl hatte sie auch, aber eigentlich nicht, weil sie glaubte nicht hierhin zu gehören, sondern weil sie glaubte einfach nirgendwo hinzugehören. „Ich glaube ich gehöre nach nirgendwo.“ „Jeder gehört irgendwo hin. Jeder hat seinen Platz im Leben.“ „Was hilft mir das, wenn ich ihn nicht finde?“ „Ich glaube es ist Schicksal, dass wir zusammen reisen. Ich meine, Sanzo und Goku haben auch eine gemeinsame Vergangenheit und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir da alle noch mit drin hängen.“ „Ich nicht. Und Rieko auch nicht. Wir gehören nicht zu eurem Trupp.“ „Ich finde schon.“ Sie sah ihn an. „Meinst du?“ „Ja.“ „Aber unsere Wege werden sich wieder trennen, sobald ihr das Sutra habt, und dann gehöre ich wieder zu niemandem.“ „Ich vermisse Kanan. Sie hat mir Kraft gegeben. Immer.“ „Du wärest damals lieber gestorben, oder?“ „Ja“ Sie sahen wieder ins Feuer, jeder hing seinen Gedanken nach und grübelte über das eben gehörte und gesagte. „Als ich dich das erste Mal gesehen habe, da habe ich mich gefragt, ob es jemals eine andere geben wird für mich. Und als du mit Gojo angebandelt hast, dachte ich, ob ich dich so lieben könnte wie Kanan. Aber ich glaube, deine Rolle ist eine andere. Ob du es glaubst oder nicht, du hast mir neuen Mut gegeben unsere Reise zu vollenden und die Erlösung zu finden.“ Suki antwortete nicht. Tränen strömten ihr über die Wangen, als sie die Fäuste in ihrem Schoß ballte. „Wann finde ich meine Bestimmung? Du weißt wenigstens, dass Kanan auf dich wartet, dort wo die Seelen der Erlösten verharren. Du wirst deine zweite Hälfte wieder sehen.“ „Ja, das werde ich. Und du wirst sie noch finden. Keine Angst.“ Er zog sie zu sich in seine Arme und lies sie weinen, bis keine Tränen mehr kamen und sie erschöpft an seine Schulter sank. „Danke…“ „Keine Ursache.“ Kapitel 27: »Magnetise«- Kapitel 81 ----------------------------------- Der nächste Morgen versprach auch kein besseres Wetter. Zwar schneite es mittlerweile nicht mehr so stark wie am Vorabend, doch es war unverändert kalt. Rieko erwachte genauso, wie sie eingeschlafen war; in Sanzos Armen…dicht an Sanzo gekuschelt, der rauchend an der Wand lehnte. Sie regte sich langsam und blinzelte ihm verschlafen entgegen. „Hey…“ „Hast du nicht geschlafen?“ Sanzo schüttelte den Kopf und drückte den Zigarettenstummel an der Felswand aus. „Wir haben kein Feuerholz mehr. Entweder wir sammeln neues, oder wir erfrieren. Doch es wäre genauso Selbstmord, da jetzt raus zu gehen.“ Sie lugte um den Felsvorsprung und fand den Ausgang halb zugeschneit vor. „Das müssen wir aber. Wenn ich den Teppich nehme, geht das schnell.“ Sanzo überkam ein mulmiges Gefühl, sie jetzt wieder alleine in die Kälte zu schicken. Es war ein merkwürdiger Zustand, hingerissen zwischen Sorge und Misstrauen, nicht zu wissen, wie es um die Gefühle für sie denn nun steht. In diesem Moment stand sie auch schon auf und grub sich durch den kniehohen Schnee nach draußen. „Sieh zu, dass du wieder zurück kommst!“, rief er ihr hinterher, ohne es gewollt zu haben. Rieko hielt inne und zwinkerte ihm zu, bevor sie in dem arktischen Weiß verschwand. Die zwanzig Minuten in denen sie unterwegs war, zogen sich hin wie zäher Kaugummi und als sie schneebedeckt vor ihm stand, spürte er, wie die Angespanntheit von ihm fiel. Rieko schmiss die Äste zur Feuerstelle und sank erschöpft daneben zusammen. „Scheiße, ist das kalt da draußen!“ Er zückte derweilen sein Feuerzeug und machte in bester Höhlenmenschmanier Feuer. Nach wenigen Minuten erfüllte eine wohlige Wärme ihren Unterschlupf und Rieko zog es vor, sich flugs wieder in seinen Armen einzufinden. „Woran liegt es, dass du mir jetzt nicht mehr aus dem Weg gehst?“ „Das könnte ich dich genau so gut fragen!“, antwortete ihr Sanzo. „Ich war aber schneller!“ „Kann ich nichts zu sagen.“ „Warum nicht?“ „Weil mir nichts dazu einfällt. Es ist einfach so!“ „Aber-“ „Sei einfach still!“, murrte er und da ihm gerade nichts einfallen wollte, was sie zum Schweigen brachte, küsste er sie- und so, wie er es erwartet hatte- und insgeheim auch hoffte- erwiderte sie den Kuss schnell. Sie blendete alles um sich herum aus, denn in diesem Moment gab es nur noch sie und Sanzo… und ein penetrantes nicht enden wollendes Tropfen. Rieko öffnete die Augen und machte den Störenfried am Höhleneingang aus, wo sich unzählige kleine Wassertropfen von der Decke lösten und auf dem Boden mit einem Plitsch abperlten. Genervt warf sie dem Tau auffordernde Blicke zu, mit dem Tropfen aufzuhören und beendete schließlich den Kuss. „Bilde ich mir das nur ein, oder taut der Schnee gerade wieder auf?!“ „…Hm..?!“, grunzte Sanzo leicht verstimmt, da sie ihm ausgerechnet jetzt mit so was kam, gerade als die Durchblutung anderer Körperteile Vorrang hatte und das Denken ihm schwer fiel. Sie löste sich aus seiner Umarmung und lugte um den Felsvorsprung. Tatsächlich, der Schneesturm hatte aufgehört und die Sonne schien so intensiv, dass sie sich die Hand über die Augen legen musste, um nicht geblendet zu werden. Das Weiß reflektierte die Strahlen stark und hüllte die Außenwelt in ein grelles Licht. So langsam war das Blut wieder da, wo es hingehörte und Sanzo dachte über ihre Worte nach. „Scheint auch wieder wärmer zu sein.“ Sie nickte und ging zum zweiten Mal an diesem Morgen aus der Höhle heraus. Der Himmel strahlte in einem intensiven blau und wies keinerlei Wolken auf. Von dem vorhergegangenen Schneesturm war nichts mehr zu erkennen. Die Schneemassen lösten sich in der zunehmenden Wärme auf, wodurch der Waldboden an einigen Stellen wieder zum Vorschein kam. Sanzo stieg gerade über den nun wieder schneefreien Kadaver und trat neben sie. „Es ist ziemlich unnatürlich, dass es jetzt schlagartig wieder so warm geworden ist.“, sagte sie und betrachtete angeekelt die Tierleiche zu ihren Füßen, „Sollten wir den nicht irgendwohin verfrachten, bevor der anfängt zu verfaulen?“ Sanzo nickte, verschwand in der Höhle und kam mit Sukis Teppich wieder. „Oh nein, vergiss es. Wenn Suki rauskriegt, dass wir einen toten Bär auf ihrem Atschou transportiert haben, bin ich des Todes!“ „Dann bete, dass dem nicht so ist. Oder hast du eine bessere Idee?!“ „Nein…“ Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen den toten Körper und versuchte ihn auf den Teppich zu hieven. Nach fünf Minuten qualvollen Schiebens, lag der Fleischklumpen endlich auf dem Stück Stoff, welches auf Riekos Befehl zu schweben begann und ihr und Sanzo gen Wald folgte. Mittlerweile waren die Temperaturen um weitere zehn Grad angestiegen, der Schnee schon fast vollkommen geschmolzen und der Waldboden zusehends schlammiger und modriger. Sie erreichten eine mickrige Waldlichtung und ließen den Kadaver dort zurück. „Ich leg mich jetzt aber nicht mehr auf den Teppich!“, meckerte Rieko und hob den nun wieder halstuchkleinen Vorleger vorsichtig mit zwei Fingern auf. Sanzo verdrehte die Augen und wies auf eine Quelle hin. „Schon mal was von Waschen gehört?“ „Danke… zu freundlich.“, maulte sie zurück und begann das Tuch zu säubern. Was hatte er denn jetzt schon wieder? Versteh einer die Männer… und er schien ein besonders kompliziertes Exemplar zu sein… Rieko zog ihren langen Mantel aus, da es ihr immer heißer wurde. Es musste inzwischen schon gegen Mittag sein, dachte Sanzo, als er in die Sonne blinzelte, die unverändert heiße Strahlen auf die Erde schickte. So ein Wetterumschwung war extrem ungewöhnlich und für ihn gab es dafür nur eine einleuchtende Erklärung… Er ging einige Schritte, setzte sich auf eine große Wurzel der Tanne hinter ihm und begann zu rauchen. Seine festen Wanderschuhe (ja, er hat seine Birkenstock gegen angebrachtere Fußbekleidung getauscht) steckten bis zur Sohle im schlammigen Boden und gaben beim Gehen sehr widerliche Geräusche von sich. „Genjo, wie kommen wir eigentlich wieder zu den anderen zurück?“, hörte er sie fragen, als sie das Tuch zum wiederholten Male auswrang und an den Steinen abschruppte. Er zuckte mit den Schultern und ließ den Rauch durch seine Lunge strömen, „Da wir nicht wissen, wo sie sind oder ob sie auch getrennt wurden, ist es sinnlos nach ihnen zu suchen. Suki weiß wo wir abgestürzt sind und dann werden sie uns schon finden.“ „Meinst du?“, sie trat zu ihm heran und strich sich die Haare aus der Stirn. „Alles andere wäre sinnlos, wie schon gesagt.“ „Und wenn sie das selbe denken?“ „Goku wird schon nach mir suchen.“ Rieko grinste, „Stimmt, der hält es nicht lange ohne dich aus.“ Es dunkelte erneut über der schlammig grünen Moorlandschaft. Affe und Kakerlake saßen trübselig um ein schwaches, stark rußendes Feuerchen und stierten vor sich hin. „Meine Hände sind ganz schrumpelig….“, Gojo sah weinerlich auf seine aufgequollenen Fingerspitzen. Das lange Training im Wasser war zwar ohne sichtliche Erfolge geblieben, hatte aber an seiner Haut und an Gokus Nerven Spuren hinterlassen. Dieser war vor lauter Verzweiflung schon davon abgekommen über seinen Hunger zu klagen und verscheuchte nur noch müde mit seinem Nyo-i- Stab die Mückenschwärme über ihren Köpfen. „Die Biester nerven.“, bemerkte er apathisch und fuchtelte erneut mit seiner Waffe durch die Luft. „Du kannst damit aufhören, wir sind eh schon total zerstochen…“ Damit hatte er vollkommen recht, den auf ihren Armen und Beinen zeichneten sich deutlich stark geschwollene rote Pusteln ab, die nicht nur wie verrückt juckten, sondern auch noch mehr Moskitos anlockten als eh schon da waren. „Es ist das verdammte Wetter, das Wetter zieht sie an…wenn es nur nicht so schwül wäre…“, Gojo wischte sich erschöpft über die schweißnasse Stirn, „Wir müssen das Feuer ausmachen… die fressen uns noch auf…“ „Wer weiß was uns noch so alles fressen will wenn wir das Licht löschen…es bleibt an und basta.“, Goku runzelte ernst die Stirn und starrte weiter in die Flammen. Gojo sah ihn perplex an. So hatte der Affe noch nie mit ihm gesprochen. Das klang ja fast schon erwachsen…über diesen Gedanken vergaß er sogar, das Goku ihm gerade einen Befehl erteilt hatte, dem er unbewusst auch noch Folge leistete. Hakakuyo zischte ein weiteres Mal. Schon seit die Dunkelheit herein gebrochen war, war er unruhig geworden und knurrte und fauchte den verschieden Geräuschen zu. Seine Anspannung trat auf die beiden anderen über und sie rückten ungewollt näher zusammen. Irgendwie beschlich sie erneut das Gefühl beobachtet zu werden. „Meinst du die andern suchen nach uns?“ „Bestimmt, Suki hält es eh nicht lange ohne mich aus!“, prahlte Gojo und lehnte sich lässig zurück ins Gras, nur um festzustellen, das er in einem Hügel von Feuerameisen gelandet war. Nachdem seine Schmerzensschreie verklungen waren trat erneut eine erstickende dunstige Stille ein, die nur die glucksenden Geräusche des Moores zuließ. Unter dem kleinen Felsvorsprung nahe dem ausgetrockneten Flussdelta ging ein herrlicher Sommertag zur Neige. Suki hatte sich am Nachmittag zum Sonnenbaden im duftenden Gras ausgestreckt und war nach einigem Hin und Her wenden wohlig eingedöst. Hakkai war nach dem Frühstück losgezogen um die anderen zu finden, war jedoch schon nach kurzer Zeit wieder mit der Einsicht zurückgekehrt, das alle Wege nur in Steilhängen von ihrem Plateau hinabführten und somit unpassierbar waren. Als er erneut die Wiese vor ihrer kleinen Behausung betrat, musste er unwillkürlich grinsen: Sukis grüne Haare waren vom Grün des Grases kaum zu unterscheiden, es wirkte fast, als sei sie Teil dieser Wiese, Teil der Natur um sie herum. Das war wahrscheinlich das, was sie und Goku verband, ihre bedingungslose Nähe zur Natur, ihre Eigenwahrnehmung als Teil des ewigen Kreislaufs. Die Dämonen waren noch so viel mehr natürlich als die Menschen, noch so viel verbundener der Kraft die sie am Leben hielt und die sie geschaffen hatte. Genau diese Verbundenheit war es auch, die ihnen übersinnliche Kräfte gab, die ihnen das Tor zur Magie öffnete, das den meisten Menschen durch ihre Abkehr von der Natur verschlossen blieb. Es war fast schon lustig, wie die Gruppe durch die Abstammung der verschiedenen Mitglieder geteilt wurde: genau zwei Menschen, genau zwei Halb-Yokai und genau zwei vollwertige Dämonen. Wahrscheinlich funktionierte deshalb alles so gut im Moment, die Energien waren ausgeglichen. So zivilisiert Sanzo und Rieko waren, so wild und unbändig waren Suki und Goku in ihrem Inneren, auch wenn dies nicht immer offen zu Tage trat. Doch ihre gemeinsame Leidenschaft für die Jagd gab einen ganz guten Vorgeschmack darauf was passieren konnte, sollten die beiden einmal außer Kontrolle geraten. Sanzo und Rieko als Menschen dagegen maßen solchen Dingen keine Beachtung bei. Es gab nichts was sich nicht mit einem Revolver ruhig stellen lies und niemanden der nicht mit Schnelligkeit und Kampfkunst auf die Bretter geschickt werden konnte. Er selbst zählte sich nicht als richtigen Yokai, da er immerhin menschlicher Abstammung war und nur durch Zufall in den Besitz magischer Kräfte gekommen war. Gojo hingegen als Kind des Tabus stand beständig auf Messers Schneide, neigte sich mal mehr zum Dämonentum, mal mehr zur Menschheit. Vielleicht lag es daher einfach in ihrem Wesen, das die Nicht-Dämonen des Trupps sich oftmals so schwer damit taten, den kleinen „Affen“ zu verstehen und ernst zu nehmen, wo er doch eher an ein kleines Haustier als an eine zivilisierte Person erinnerte. Während Hakkai dies alles so vor sich hin dachte schlenderte er langsam auf Suki zu, die offensichtlich eingeschlafen war. Die Dämmerung lies langsam die Sterne aufleuchten und schmückte den Himmel tiefblau. Wieder zurück in ihrem Unterschlupf kramte Rieko die Essenskapseln aus ihrer Tasche hervor und stürzte sich hungrig auf den Leib Brot und die verschiedenen Früchte. Das Lagerfeuer brauchten sie aufgrund der sommerlichen Temperaturen nun nicht mehr und erfreuten sich umso mehr an der kühleren Temperatur innerhalb der Höhle. Atschou, mittlerweile getrocknet und absolut frei von jeglichen Kadaverüberresten, diente als mehr oder weniger bequeme Sitzunterlage. Sanzo wieder einmal in Gedanken versunken, ließ sein Zippo abwechselnd auf und zu schnippen. Als sie sich neben ihn legte und die steinerne Höhlendecke provokativ mit Blicken löcherte, ließ er von seinem Feuerzeug ab und widmete seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit der netten Erscheinung neben ihm. „Wo waren wir eben stehen geblieben?“, grinste sie ihn erwartungsvoll an. Im nächsten Moment hatte seine Lippen auch schon gefunden und beide versanken in einem ausgiebigen Kuss. Verdammt, was tust du da?!, schoss es ihm durch den Kopf. Wie war das mit dem »nicht an den Dingen haften«? Er war gerade auf dem besten Wege, immer mehr für sie zu empfinden und das passte ganz und gar nicht in das »nicht an den Dingen haften« nach Genjo Sanzo- Art…Ein Millisekunde später hatte er seine Gedanken auch schon wieder ausgeblendet und kümmerte sich ganz um Riekos Wohlergehen. Sie kannte diesen Blick, mit dem er sie ansah und lächelte ebenso wissend zurück. Er begann ihre Jacke aufzuknöpfen und zog sie ihr aus. Mit den darauf folgenden Kleidungsstücken tat er dasselbe. Achtlos flog wiederum sein Priestergewand mitsamt Armstulpen sowie schickem schulterfreiem engem schwarzem (seltsamem…) Hemd zu Boden… Die Nacht schritt voran und je später es wurde desto widerlichere Geräusche hielt das Moor für die beiden Yokai bereit. Kaum war einer der beiden eingeschlafen schreckte ihn der andere wieder auf, weil er etwas gehört hatte, weil Hakakyo wieder schrill aufkreischte oder weil die Mückenschwärme erneut auf Beutezug gingen. „Morgen hau ich hier ab. Darauf kannste Gift nehmen!“, knurrte Gojo, als Goku erneut zusammenzuckte, da irgendwo in der Nähe eine der großen Morastblasen geplatzt war. „Ich komm mit…“ Hakkai stupste sie sachte an. „Es wird dunkel, willst du nicht mit rein kommen?“ Suki blinzelte verschlafen. „Mh…jaaaa…“ Sie gähnte, streckte sich und rieb sich träge die Augen. Hakkai streckte ihr eine Hand entgegen, die sie auch ergriff und sich aufhelfen lies. „Ach Gott, meine alten Knochen…“, lächelte sie und schlurfte, bei Hakkai untergehakt, langsam auf die Höhle zu. Wenig später lagen sie, in ihre Kuhlen gebettet nebeneinander und sahen die steinerne Decke an. Es war still im Wald, bis auf ein paar verwirrte Vögel die leise tirilierten und einen Specht der offenbar Hunger hatte. Abrupt drehte sich Suki auf den Bauch und sah ihn mit leuchtenden grünen Augen an. Sein Herz sackte in Sekunden Schnelle in die Hosentasche und setzte für eine schiere Ewigkeit aus zu schlagen. Was hatte sie vor?! Würde sie etwa?? Wie sollte er reagieren? „Weißt du was, Hakkai?“ „Nein?!“ Seine Stimme war ein bebendes Flüstern. „Ich bin überhaupt nicht mehr müde.“ Und damit lies sie sich trotzig vornüber in die Blätter fallen und trommelte mit beiden Fäusten auf den lehmigen Boden. Hakkai atmete auf. „Stell dich nicht so an!“ Er konnte dem in seinen Augen kindischen Trieb jedoch nicht widerstehen sie in die Seite zu kneifen und zu kitzeln, worauf sie sich gegen ihn warf und ihn rücklings platt quetschte. „Ha!“ „Haha!“, erwiderte Hakkai, rollte sich zur Seite und begrub sie unter sich. „Das güldet nicht, Hakkai, ich will gewinnen…!“ „Tja…“ Beide balgten sich noch eine Weile herum, bis Suki schließlich ermattet liegen blieb, den Kopf auf Hakkais Brust gebettet. „Darfst du das überhaupt?!“, fragte Rieko und schmiegte sich an ihn. „War das jetzt eine ernste Frage?“ „Nun ja… normalerweise ist Priestern doch der Kontakt zu Frauen verboten.“ „Ich habe mich noch nie sonderlich für die buddhistischen Vorschriften interessiert.“, Er fuhr ihr durchs Haar und schloss die Arme um sie. „Wir sollten den Rest suchen.“ „Ja…“, sagte er und sie legte ihren Kopf neben seinen, worauf er sie küsste, „…aber das hat Zeit.“ Kapitel 28: »Blood - Red Sandman« – Kapitel 82 ---------------------------------------------- Rieko stippte prüfend ihren großen Zeh ins Wasser. „Okay, Rieko, es ist arschkalt, aber du solltest wirklich dringend baden. Also hab dich nicht so mädchenhaft!“, brummelte sie sich selbst zu und sprang mit größter Überwindung quietschend in das eiskalte Nass. Der See schlug über ihr zusammen und glitzerte wie flatterndes Stanniolpapier in der aufgehenden Sonne. Sanzo hatte sie in seiner ganzen Pracht in der Höhle zurückgelassen, wobei es ihr jedoch schwer gefallen war nicht verträumt neben ihm sitzen zu bleiben um sein goldenes Haar zu bewundern, das blinkte und blitzte, je mehr Licht in die Höhle fiel. Da er noch geschlafen hatte als sie losgezogen war, hatte sie sich unbemerkt seine Badeschlappen ausleihen können, die ihr zwar zu groß waren, sich zum Duschen aber hervorragend eigneten. Bedächtig begann sie sich abzuschrubben und versuchte gleichzeitig so wenig wie möglich mit den glitschigen moosbewachsenen Steinen auf dem Grund in Berührung zu kommen. Nachdem sie den größten Teil ihrer Oberfläche gründlich gesäubert hatte, wandte sie sich ihrem braunen Haar zu, das durch Wüstenstaub, Schnee und Dreck erheblich an Attraktivität verloren hatte. Sie hob die Arme über den Kopf und begann genüsslich das duftende Shampoo einzumassieren, als sich plötzlich zwei Hände blitzschnell um ihre nun ungeschützten „Lady lumbs“ legten. Sie schrie erschrocken auf, erkannte jedoch am Rest des Körpers der sich nun an sie drückte, mit wem sie es hier zu tun hatte. „Du hast meine Schuhe geklaut!“ Rieko drehte sich zu ihm, legte ihm die Arme um den Hals und lies sich einfach treiben. Fauliger Dunst stieg auf und verschleierte die Sonne, als Goku völlig gerädert die Augen aufschlug. Er blinzelte verdutzt, als er ein ihm unbekanntes Gesicht über ihm sah, das ihn auch noch verschmitzt angrinste. „Na, gut geschlafen trotz meiner Mücken?“ Der Unbekannte packte ihn unsanft am Kragen und zerrte ihn auf die Beine. „Wer bist du? Was willst du?“ Goku taumelte rückwärts, als der Fremde ihn mit Schwung von sich stieß, so dass er rücklings über Gojo fiel, der aufschreckte und eilends einem Blitz ausweichen musste, der wie aus heiterem Himmel dort einschlug wo er Sekunden zuvor noch gelegen hatte. „Sag ma bei dir klappert’s wohl?!“ „Guten Morgen. Mein Name ist Hyger und ich werde eure Reise hier beenden.“ „Noch so einer!“, brummte Goku genervt, angelte nach seinem Nyo-i- Stab und verscheuchte erneut die lästigen Insekten. „Was geht dich denn unsere Reise an?!“, knurrte Gojo unwillig und betrachtete nach wie vor verstört den versengten Rasen. „Du bist mir unsympathisch!“, bemerkte der Angreifer trocken, schüttelte das violette Haar zurück und winkte hochnäsig. Auf sein Zeichen erhoben sich von den umliegenden Sümpfen wahre Scharen von Moskitos, Tausende Flügel gaben ein monotones, bedrohliches Sirren von sich, als sie blitzschnell auf Gojo zuschossen und ihn in eine schwarze glänzende Wolke aus Insektenleibern hüllten. Er schrie entsetzt auf und versuchte sie zu verscheuchen, bewirkte aber nur, das sie den Kreis um ihn enger zogen und zu tausenden auf seiner haut platz nahmen. „Lasst ihn in Ruhe!“, brüllte Goku und schwang erneut den Stab, wurde aber durch eine Windböe zurückgeworfen. „Du beschäftigst dich besser erstmal mit mir, Kleiner.“ „Mit dem größten Vergnügen!“, Goku holte aus und beide lieferten sich einen filmreifen Schlagabtausch. Schließlich bekam Goku ihn zu fassen, nahm ihn in den Schwitzkasten und schlug unbeeindruckt auf ihn ein. „Du warst das mit dem Scheißwetter! Und du hast uns von den anderen getrennt! Wegen dir musste ich mit der Kakerlake hier rum sitzen!“ Mit einer gewaltigen elektrischen Entladung katapultierte der Angreifer ihn in den See, murmelte einen Zauber darüber und ließ die Wasseroberfläche in Sekundenschnelle komplett vereisen. „So, jetzt zu dir, Bastard.“ Suki pirschte sich leise an. Das Reh hob angespannt den Kopf und lauschte. Seine Ohren wackelten und die Augen blitzten in alle Richtungen, doch den Dämon hinter den dichten Bäumen konnte es weder wittern noch sehen. Hakkai, dicht hinter Suki, wartete gespannt. Er beobachtete wie sich die Muskeln unter dem dünnen Rock strafften, wie sie tiefer in die Hock ging, das Messer fest umklammert. Ein Raubtier, dachte er, wirklich wie ein Raubtier, eine Naturgewalt. Ohne jegliche Vorwarnung und schneller als das arme Tier reagieren konnte sprang Suki los, landete mit Schwung auf dem Rücken des Rehs und brachte es so zu Fall. Mit einer gekonnten Handbewegung drückte sie ihm den Kopf in den Nacken und durchtrennte die Hauptschlagadern. Nach wenigen Sekunden war es vorbei, die Beute regte sich nicht mehr. Suki kniete über dem Kadaver, das Blut lief ihr über die Hände, als sie das Reh in den Schatten der Bäume zog. „So, wenn wir’s jetzt noch ausnehmen und trocknen haben wir einen haltbaren Fleischvorrat. Die Sonne ist heiß genug um es bis heute Abend auszutrocknen.“ Bei diesen Worten richtete sie sich auf und leckte sich die Finger ab, ohne sich dieser doch leicht seltsamen Geste bewusst zu sein. Hakkai starrte sie an. Rieko und Sanzo lagen, noch immer recht schläfrig und unbekleidet, zum Trocknen im warmen Gras am Seeufer. Rieko drehte sich abwesend die Haare um die Finger und Sanzo, auf dem Bauch liegend, beobachtete die Käfer im Gras bei der Arbeit. Eine wahre Idylle breitete sich vor ihnen aus. „Sag mal spürst du das?“, fragte Rieko unbehaglich und drehte sich zum See um. „Es wird so kalt….“ Sie verstummte und starrte mit offenem Mund auf die eben noch schillernde Oberfläche: sie war komplett zugefroren, bedeckt von einer dicken Schicht arktischem Eis. „Lass uns gehen…“, stammelte Sanzo, fischte nach seinen Klamotten und zog sich eilends an. Gojo schnappte verzweifelt nach Luft, atmete aber nur eine Wolke Mücken ein. Würgend und hustend ließ er sich zu Boden fallen, in seinen Ohren hallten das Sirren der Mücken und Gokus Aufschrei wieder. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte rollte er sich durchs Gras um wenigstens ein paar seiner Peiniger los zu werden, was auch erstaunlich gut klappte. Er war zwar über und über mit Stichen bedeckt und durch die Wärme der Insektenbarrikade dem Hitzetod nahe, aber er hatte die elenden Biester abgestreift. „So, jetzt zu dir, Bastard.“ Hyger ging vor ihm in die Hocke. „Wo ist Goku?“ „Der sagt den Fischen guten Tag.“ „Mieses Schwein!“ „Dreckiger Bastard!“ Beide funkelten sich böse an. Gojo spuckte ihm ins Gesicht, unfähig auch nur einen Finger zu rühren. „Gut, dann hätten wir das geklärt.“, Hyger stand angewidert auf, funkelte ihn aus grauen Augen an und beschwör Fesseln herauf, „Tja dann lass ich euch wohl mal hier, nicht wahr?“ Und damit schlenderte er davon und verschwand in einer Nebelbank. Gojo keuchte auf. Die Sonne stach sengend heiß vom Himmel und ließ das Blut in seinen Adern träge werden. Sein Atem ging stockend, die Schmerzen der Stiche raubten ihm fast den Verstand. Währendessen trommelte Goku verzweifelt von unten gegen die Eisdecke. Hoffentlich war Gojo nicht schon tot, sonst würde er hier unten erbärmlich verrecken… Rieko und Sanzo, mittlerweile wieder voll ausgestattet mit Kleidung, eilten im Stechschritt über die gefrorene Seeoberfläche, immer in die Richtung aus der der schrille Aufschrei gekommen war, den sie vernommen hatten. Beide schwiegen energisch vor sich hin während sie entschlossen vorwärts stapften. „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät…“ Rieko erhielt keine Antwort. Suki und Hakkai zogen mit vereinten Kräften den toten Körper des Rehs aus dem Wald, wo sie ihn schon gegen diverse Füchse und anderes Getier hatten verteidigen müssen. Schnaufend hielten beide vor der Höhle inne, Suki zückte das Messer und schon bald reihten sich vor dem Eingang fein säuberlich geschnittene Streifchen Fleisch auf, schön garniert mit eineigen würzigen Kräutern die sie gepflückt hatte. Hakkai tat es ihr gleich und begann ebenfalls die Zerkleinerungsprozedur. Keuchend hielten die beiden Menschen auf der Eisfläche inne. „Da ist doch was.“ „Ja stimmt. Da ist was. Und es ist genaaaaau hinter dir.“, bemerkte Rieko, als die riesige Wasserschlange hinter Sanzo aus dem Eis schoss. „Ach sag bloß!“, schrie dieser zurück, packte ihr Handgelenk und zerrte sie weiter, in dem Versuch vor den auseinander driftenden Eisschollen zu entkommen. Das Untier klatschte dumpf neben ihnen auf, zerteilte mit dem gewicht seines eisblauen Körpers und den langen Fangzähnen die Oberfläche und riss sie mit samt der Scholle, auf der sie standen, in die Tiefe. „Halt! Halt halt halt halt…der Dame darf nichts passieren…“, ertönte eine leise Stimme, das Wasser beruhigte sich und Sanzo und Rieko konnten wieder auftauchen. Noch immer in Panik schlug Rieko hektisch um sich und traf Sanzo hart auf der Nase. „Danke!“ „Keine Ursache.“ Nun sahen beide perplex auf zu der Person die über ihnen in der Luft schwebte. Erneut schwang sich der lange Körper der Schlange aus dem Wasser und sie neigte ihren imposanten schillernden Kopf zu ihnen. „Mein Name ist Hyger.“, kommentierte er lächelnd, „Und für dich, mein Freund, endet die Reise hier.“ „Laber nicht so ne Gülle, Alter!“ „Wenn ich bis zum Hals in einem bodenlosen See stecken würde, wäre ich nicht so vorlaut…“ „Wo er recht hat, hat er recht…“, flüsterte Rieko ihm zu. „Das macht so gar keinen Spaß!“ Beide fühlten, wie sie angehoben wurden und fanden sich augenblicklich auf einem Plateau aus Wolken vor. „Und jetzt: Adios!“ Mit diesen Worten zog er Rieko ruckartig zu sich und ließ die Wolken einen Strudel um Sanzo bilden, der ihn langsam aber sicher in die Tiefe des Sees zog. „Jetzt mach schon endlich was!“, schrie er Rieko an, die fassungslos da stand und ihm beim Untergehen zusah. „Sag bitte!“ „WAS?!“ „Sag bitte!!“ „Vergiss es!“ „Pff“ „Gut, du hast gewonnen: BITTE, und jetzt hol mich hier raus verdammte Scheiße!“ „Tut mir leid, wir würden gern noch bleiben…“, wandte sie sich an Hyger, „ …aber Sanzo wird schon leicht ungehalten…“ Mit diesen Worten versenkte sie ihre Faust fest in seinem Magen und ihr Knie eine Etage tiefer, zog ihren Dolch und machte dem ganzen ein Ende. Goku tauchte keuchend auf. Das hatte ja gedauert, liebe Güte das war wirklich Rettung in letzter Sekunde gewesen. „Gojo?“, keuchte er matt. Von irgendwo in der Nähe kam ein Antwortstöhnen. „Das war viel zu einfach.“ Rieko, wieder ins Wasser zurück geplatscht, wurde das Gefühl nicht los, das hier etwas faul war. Warum hatte er sie nicht angegriffen? War er einer von Kogaijis Leuten? Hatte Ko befohlen das ihr nichts passieren durfte? Bedeutete sie ihm noch so viel oder war er nach wie vor hinter dem Sutra her? Ob er wohl dank ihrem kleinen operativen Eingriff wieder klarer denken konnte? „Ich kann das Ufer sehen!“ „Toll, kauf dir n Eis.“ „Danke, bloß nicht zu freundlich werden.“ Suki und Hakkai saßen müde in der Nachmittagssonne. „Von dem ganzen Nichtstun wird man richtig schläfrig…“ „Ja…“, Unmotiviert stand sie auf und wendete das zu trocknende Proviant., „Sieht doch schon gut aus…“ „Finde ich auch.“, frohlockte eine unbekannte Stimme hinter ihr. Sie wirbelte herum und fand dort einen ihr unbekannten Dämon mit lilaner Haarpracht und grauen Augen vor, der Hakkai gerade unschön im Schwitzkasten hatte. „Guten Tag, mein Name ist Hyger.“ „Mir doch scheiß egal. Lass ihn sofort los, Penner!“ „Ich bedaure, aber…“ Weiter kam er nicht, denn Suki hatte ihren Fuß effektiv auf seiner Nase platziert, wodurch er hinten über kippte und Hakkai loslassen musste. „Danke.“ „Ich find dich echt nicht witzig!“, erboste sich Hyger und ballte die Fäuste, „Deine Reise ist hier vorbei, Halb-Yokai.“ „Ach.“, murrte Suki und zog eine Augenbraue hoch. Hyger streckte die Hand aus, vollführte einige dekorative Gesten und verharrte dann reglos. Beide Parteien stierten sich an. Als jedoch nach fünf Minuten noch immer nichts passiert war, zog sich Suki wieder aus ihrer Kampfhaltung zurück und blinzelte verwirrt in die Runde. „Tjaaaaa, das hat dann wohl nicht geklappt.“, bemerkte Hyger trocken und wiederholte seine Prozedur, worauf sich direkt über Hakkais Kopf ein besonders fies aussehendes Gewitterwölkchen bildete und haste was kannste zu regnen begann. Suki brach in tosendes Gelächter aus. „Ist…ist das alles?!“ „Nein. Das hier kommt noch dazu.“, grollte Hyger und lies denn nunmehr pitschnassen Hakkai zu Eis erstarren. Sukis Lachen erstarb. Rieko zog sich mit Mühe aus dem Wasser. Auf allen vieren kriechend bewegte sie sich völlig ausgelaugt auf etwas trockeneres Land zu. „Sanzo…?“ „Rieko…?“ Beide sahen sich an, nahmen zur Kenntnis, dass sie da waren und antworteten gleichzeitig. „Ja…?“ „Wir sind hier drüben…“ Beide hievten sich hoch und trotteten um das Schilf herum, wo sie einen halb ertrunken und aufgeweichten Goku und einen ganzkörper roten Gojo vorfanden. „Boah seht ihr scheiße aus.“ „Woher wusstet ihr, dass wir das sind?“ „Ihr schnauft so laut, ich hätte euch im Dunkeln erschießen können….“ „Seid ihr fit? Wir müssen weiter, die andern retten…“, keuchte Rieko. „Ja klar, geh schon mal vor…“ Sanzo fiel neben ihr zu Boden und auch die anderen gaben sich der heilsamen Ohnmacht hin. „Mach das rückgängig!“ „Nein“ „Doch“ „Nein“ „Doch“ „Nein“ „Das bringt uns doch nicht weiter!“ „Es bleibt dabei!“ „Gut, du wolltest es nicht anders…“ Sie nahm entschlossen ihren Magiekontroller ab, warf ihn neben Hakkai ins Gras und stürmte auf Hyger zu. Der Abend nahte und über die Wälder senkte sich die Stille der Vollmondnächte. Der kleine Wandertrupp hatte, mit Jeeps Hilfe, endlich einen Weg hinauf auf das Plateau gefunden und nun sah sich die Gruppe der zerklüfteten Landschaft gegenüber, die sie tagelang aufgehalten hatte. „Wie soll’n wir sie denn hier finden??“ Allgemeines Schulterzucken folgte. „Naja, ich will ja keine Vorschläge machen, aber wenn ich Suki wäre würde ich den Wald als Zufluchtsort ansteuern.“, Rieko deutete auf den mächtigen Eichenwald hinter ihnen. „Du bist aber nicht Suki.“, frotzelte Sanzo und verschränkte die Arme. „Ich kenn sie aber sehr gut.“ „Denkst du…“ „Ich geh sie jetzt suchen. Wegen mir könnt ihr hier Wurzeln schlagen.“ „Ich komm mit.“ „Ich auch.“ Gojo und Goku trotteten erschöpft hinter ihr her. Sanzo stieß ein unwilliges Brummen aus und folgte zögernd. Suki strich sich das Haar aus dem Gesicht und sammelte ihren Magiekontroller wieder auf. Hakkai lag regungslos im Gras, das Gesicht nach unten, die Gliedmaßen von sich gestreckt. Hyger war ein zäher Brocken gewesen, doch mit geballter Frauenpower hatte er nicht gerechnet. Er war so ominös verschwunden wie er auch aufgetaucht war und hatte, abgesehen von Kratzern und blauen Flecken auf ihrer Haut, auch keine Spuren hinterlassen. Zerknirscht beugte sie sich zu Hakkai hinunter, stellte fest, dass er bewusstlos war und zerrte ihn mit Mühe hinauf in die Höhle. Sie bettete ihn auf das frische Laub und zog ihm Hemd sowie Hose aus. Seine Haut war zu blass und zeigte an einigen Stellen rote Erfrierungsflecken. Sie hatte verdammt noch mal keinen blassen Dunst wie sie die behandeln sollte, also steckte sie sich eine Zigarette an, sammelte den Proviant ein und legte sich kurz entschlossen einfach als Wärmekissen zu ihm. Kapitel 29: »Undivided« – Kapitel 83 ------------------------------------ Die Wiedervereinten trotteten müde und recht lädiert von ihren Kämpfen durch den leise rauschenden Wald, einfach grade aus. „Mein Gott, wie weit sind die denn weggelaufen?“, knurrte Rieko, die nach wie vor der Spur zweier Personen folgte, die etwa vor drei Tagen hier lang marschiert waren. Es dämmerte bereits wieder. „Verdammte Axt, wir latschen jetzt schon die ganze Nacht hier rum!“, murrte Gojo und zündete sich seine letzte Zigarette an. „Weit kann es nicht mehr sein, wir müssten gleich wieder auf die Steilklippe treffen…“, mutmaßte Rieko. Schweigend gingen sie weiter, bis der Wald sich vor ihnen auflöste und eine ausgedehnte Wiese zeigte. „Okay, wir teilen uns auf!“ „Du kommandierst ja ganz schön rum, Fräulein!“ „Ach lass mich doch!“ Und damit stapfte sie nach links davon. „Ich bleibe hier.“ Sanzo setzte sich ins Gras und suchte ebenfalls nach seinem Feuerzeug. „Gut, dann geh ich eben allein!“, maulte Gojo, als er Goku zurück in den Wald davonlaufen sah. Mufflig wandte er sich zum Gehen und wirbelte in dem vertrockneten Flussbett Staub auf. Also hatte Sanzo doch was mit Rieko. Er hatte es doch geahnt. Grinsend stiefelte er weiter und sah bald die letzten Reste der Asche in der Dunkelheit glimmen. Aha, da waren sie also, und auch noch völlig schutzlos, na das musste ausgenutzt werden… Er schlich sich leise im Windschatten an und machte sich sprungbereit. Den beiden würde das Schlafen vergehen. Er setzte an, landete vor der Grotte – und erstarrte. Vor ihm lagen, eng aneinander geschmiegt, Suki und Hakkai, äußerst knapp bekleidet. Dieser miese Verräter. Er trat ihm hart in den Rücken. „Na, gut geschlafen, Hakkai?!“, schrie er ihn an. Hakkai wirbelte herum, sprang keuchend auf und wich gegen die Wand zurück. „Gojo…!“ „Wasn los…?“, Suki blinzelte verschlafen, begriff den Ernst der Situation und sprang zwischen die beiden Kontrahenten. „Gojo, beruhige dich, es …“ „HALT’S MAUL!!!“, rief dieser, schubste sie unsanft zur Seite und packte Hakkai am Hals. „Gojo, ich habe nicht…“ Gojo drückte fester zu und Hakkai begann zu röcheln. „Gojo, nein!“ Suki trat ihm hart in die Kniekehle, worauf er einknickte und den Würgegriff löste. Hakkai taumelte zurück und aus der Grotte heraus, wo er von einem perplexen Sanzo aufgefangen wurde. „Was geht denn hier vor?“ „Und, hat’s Spaß gemacht?!“, zischte Gojo. „Da war nichts, Gojo. Und jetzt hör auf dich hier aufzuspielen!“, gab Suki zurück. „SAG MIR NICHT WAS ICH TUN SOLL!“ Er holte aus und traf sie hart an der Schläfe, ein Schlag, den sie weder abwehren konnte, noch wollte. Sie sank sofort in sich zusammen, wurde aber glücklicherweise von der herbeieilenden Rieko aufgefangen. „SPINNST DU?!“, brüllte sie Gojo an, der sich schockiert abwandte und ein Stück weit weg ging. Hakkai kam wieder halbwegs zu sich, stand wieder auf eigenen Beinen und starrte Gojo ungläubig an. „Na toll, habt ihr’s jetzt geschafft?!“ Gojo senkte den Blick, machte kehrt und lief auf den Wald zu, gefolgt von Hakkai. Goku blieb verschollen. „Was haben wir geschafft?“, zischte Rieko, die die bewusstlose Suki noch immer im Arm hielt, zurück. „Die Gruppe auseinander zu bringen! Das war doch der Plan, nicht wahr?!“ „Sag mal geht’s noch? Is bei dir irgendwas heiß gelaufen? Was laberst du für Gülle?!“ „Glaubst du ich habe nicht gemerkt, dass der Dämon euch als einzige nicht angegriffen hat?!“ „Weil wir Frauen sind!“ „Weil ihr mit ihm und Kogaiji unter einer Decke steckt!“ „Das stimmt nicht, Genjo. Und das weißt du.“ „Du gibst mir jetzt sofort das Sutra!“ „Im Leben nicht!!“ „Jetzt sofort, oder ich mach euch beide kalt. Hier und jetzt.“ Rieko unterdrückte den Drang auf ihn einzuschlagen. Es hatte ihm nichts bedeutet. Nichts. „Du widerlicher…!“ Aber Sanzo hatte bereits angesetzt sein Sutra zu rezitieren und sie wusste, jetzt war es allerhöchste Zeit zu handeln. Sie entfaltete das Halstuch, beschwor den Teppich und zerrte Suki mit aller Macht darauf. Der Teppich hob ab, aber Sanzo war schneller, die Magie des Sutra breitete sich aus und würde sie jeden Moment pulverisieren… Doch wie von Geisterhand zischte plötzlich ein Schutzschild um den Teppich, ein Schutzschild das nicht von Suki kam, die noch immer ohnmächtig war, sondern ein Schutzschild aus dem Nichts, der ihnen beiden das Leben rettete und die Flucht ermöglichte. Kapitel 30: »Damage Is Done«- Kapitel 84 ---------------------------------------- „SPINNST DU HAKKAI????!!!WARUM HAST DU SIE BESCHÜTZT???!!!“, schrie ihn Sanzo an, als er aus dem Schatten der Bäume wieder zu dem blonden Priester zurückgetreten war. Sanzo schlug ihm postwendend mit der Faust hart ins Gesicht, worauf Hakkai zurücktaumelte, um noch ein weiteres Mal von Sanzo geschlagen zu werden. „VERDAMMTER IDIOT!!!“, schimpfte er weiter, doch Hakkai wehrte sich nicht, steckte die Prügel wortlos ein„VERDAMMT NOCHMAL, JETZT WEHR DICH ENDLICH!!!“ Weitere Schläge folgten, die eine blutige Nase und viele Blutergüsse zurückließen. „Hey Sanzo, was tust du denn da?!“, rief Goku und rannte flugs zwischen ihn und den am Boden liegenden Hakkai, verhinderte, dass Sanzo noch weiter auf ihn eindreschen konnte. Seine Hand legte sich fest um die Sanzos, der sich gegen Goku nicht weiter durchsetzen konnte und von Hakkai lassen musste. „ER HAT ZUGELASSEN, DASS SIE VERSCHWINDEN KONNTEN!!! DIESER VERDAMMTE SCHEIßKERL HAT SIE BESCHÜTZT UND JETZT SIND SIE LÄNGST ÜBER ALLE BERGE!!!!“, machte Sanzo seinem Ärger Luft. Goku sah sich um und stellte fest, dass er Suki und Rieko nirgends erkennen konnte. Währenddessen stand Gojo etwas abseits und sah dem ganzen Schauspiel gelangweilt zu. „Hey! Wasserviech, hilf mir gefälligst!“, rief Goku, als Sanzo einen erneuten Versuch startete, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen und auf Hakkai loszugehen, „Hörst du nicht?!“ „Ist mir doch egal, was mit Hakkai ist…!“, bemerkte Gojo trocken und kam auf sie zu, „Mit so jemandem möchte ich nichts mehr zu tun haben!“ Er warf Hakkai einen bitter-bösen aber zugleich auch ein wenig enttäuschten Blick zu. Hakkai hielt ihm stand, rührte sich jedoch immer noch nicht, was auch nach der Tracht Prügel, die er hatte einstecken müssen, schwerer war als sonst. „WAS ZUR HÖLLE IST HIER EIGENTLICH LOS????!!! KANN MIR ENDLICH MAL JEMAND SAGEN, WAS HIER GESPIELT WIRD???!!!“ „Halt’s Maul Affe!“, bemerkte Sanzo und fing sich einen Tritt Gokus in die Magengegend ein. „Das würde mich allerdings auch mal interessieren, da hat Goku ausnahmsweise mal Recht!!“, unterstützte ihn Gojo, packte Sanzo an der Schulter und verpasste ihm einen harten Schlag ins Gesicht. Sanzo rappelte sich schnell wieder auf und ging in Rage auf Gojo los. Sie lieferten sich eine wilde Prügelei, rollten auf dem matschigen Boden herum, schlugen auf den anderen ein und versuchte gleichzeitig sich so gut es ging zu verteidigen. „Das wollte ich schon lange tun! Dir endlich mal so richtig eine runterzuhauen!“, zischte Gojo und warf Sanzo von sich ab, drückte ihn fest gegen den Boden und schloss seine Hände um dessen Hals. Sanzo hielt mit festem Gegendrücken dagegen. „AUFHÖREN!!!!!!!!!!!!!“, ertönte Hakkais Stimme. Er schoss Gojo mit einer Druckwelle von Sanzo, worauf Goku schützend zwischen die beiden eilte und sie auseinander drückte. „HALT’S MAUL, HAKKAI!!!!!!!!!“, keiften die beiden Kontrahenten zurück. „Was genau ist eigentlich euer Problem?!“, verlangte Goku zu wissen und sah wütend von einem zum anderen. „ER HAT MIT SUKI GESCHLAFEN!!!!“ „ER HAT SIE ENTKOMMEN LASSEN!!!“ „VERDAMMT NOCHMAL GOJO, ICH HABE SUKI NICHT EINMAL ANGERÜHRT!!! SO ETWAS WÜRDE ICH NICHT TUN, UND DAS WEISST DU!!!!“ „ICH GLAUBE DIR KEIN WORT!!!“ Hakkai versuchte aufzustehen, verzog aber schmerzerfüllt das Gesicht und musste sich wohl oder übel wieder setzen. Er hatte keine Ahnung, wie er Gojo erklären sollte, dass zwischen ihm und Suki nichts passiert ist. Er würde es ihm eh nicht glauben, egal was er sagte. „WAS SOLLTE DER SCHWACHSINN VORHIN?“, schrie nun wieder Sanzo. „Du hast einen Fehler gemacht.“ „DAS ICH NICHT LACHE!!! WEIßT DU, WAS DU DAMIT ANGERICHTET HAST?!“ „Hör mir zu, ich habe Suki besser kennen gelernt und-“ „Ach so nennst du das?!“, fuhr ihn Gojo an, wurde jedoch sofort von Goku ruhig gestellt, dem das ganze Geschrei allmählich auf die Nerven ging und er Gojo einen gezielten Tritt versetzte. „LASS IHN AUSREDEN!! SONST WIRST DU ES NIE VERSTEHEN!!!“ Ein vernichtender Blick Gojos folgte, doch er tat wie geheißen. „Wie ich eben gesagt habe…“, fuhr Hakkai fort und bemühte sich ruhig zu bleiben, „Sie hat mir von ihrer Vergangenheit erzählt; davon, dass sie das Gefühl hat nirgends hinzugehören. Hat sie das dir gegenüber mal erwähnt…? Sie hat zugelassen, dass ich über ihre Ängste bescheid weiß und dass ich sie weinend vor mir sah. Sag mir Gojo, wusstest du was sie fühlt? Was sie bewegt oder wovor sie Angst hat?“, er machte eine Pause und sah Gojo eindringlich an, „Ich habe nicht einmal eine Sekunde an den Gedanken, mit ihr zu schlafen verschwendet. Wir haben in den zwei Tagen zu viel Vertrauen aufgebaut, Parallelen festgestellt und uns NUR unterhalten!!!“ „Wie rührend, Hakkai!“, spottete Sanzo, „Das interessiert hier nur keinen!“ Ein ermahnender Schlag Gojos, den Goku in diesem Moment nicht verhindern konnte noch wollte, warf Sanzo zu Boden, der sich zornig das Blut von der Lippe strich. Hakkais Worte klangen noch in seinen Ohren nach, doch so richtig glauben konnte er, Gojo, ihm noch nicht. Dafür war er noch zu aufgebracht. Er beließ seine Antwort bei einem Schweigen. Ein Blick in Gojos Augen sagte Hakkai jedoch, dass er wieder auf dem Weg war, seinen Worten Glauben zu schenken. Irgendwann… Goku lockerte seinen Griff um Gojos Schulter ein wenig und ließ ihn sich hinsetzen, er blickte verwirrt drein, war hin- und her gerissen. Aber Hauptsache er hatte sich erst einmal wieder beruhigt, dachte Goku. Ganz im Gegenteil zu Sanzo, der mittlerweile wieder bedrohlich auf Hakkai zusteuerte. Den nächsten Schlag hielt der braunhaarige Mann auf halbem Weg ab und bohrte seine Finger fest in Sanzos Arm. „Nun hör du mir auch zu!!“, begann Hakkai und sah seinem Gegenüber fest in die Augen, „Ich habe sie entkommen lassen, weil deine Vorwürfe falsch waren! Es war nie ihre Absicht die Gruppe auseinander zu bringen!“ „Woher willst du das wissen?!“, zischte Sanzo, „Sie haben sich bei uns eingeschmeichelt, uns nur benutzt und ihre Spielchen gespielt!“ „Du doch auch…!“ Sanzo holte aus und traf Hakkais Wange. Er wich nicht zurück, sondern sah ihn immer noch ernst an. „Obwohl du genau wusstest, dass du ihnen nicht trauen konntest, hast auch du Spielchen gespielt.“ „Sie arbeiten für Kogaiji, verdammt noch mal begreif das! Es war kein Zufall, dass wir ihnen begegnet sind. Der Dämon hat sie nicht angegriffen! DAS IST SCHON ZEICHEN GENUG!!!!“ „Bist du dir da sicher?!“ „Verdammt, treib mich nicht zur Weißglut, Hakkai! So engstirnig kann ein Mensch alleine doch gar nicht sein!“ „Ich glaube Hakkai!“, sagte Goku, „Auf mich haben sie nie den Eindruck gemacht, als wollten sie uns von unserem Weg abhalten!“ „JETZT FANG DU NICHT AUCH NOCH DAMIT AN!!!“ „Es passt nicht zusammen, Sanzo!“ „Ach, glaubt ihr doch was ihr wollt!!!! Ihr werdet schon sehen, dass ihr falsch lagt! Vor allem du Hakkai!! Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern!“ „So was von engstirnig….“, bemerkte Gojo trocken und strich sich seine zerzausten Haare nach hinten. „Was hast du da eben gesagt?!“, zischte Sanzo und fuhr herum. „Du hast mich schon richtig verstanden.“, Gojo baute sich vor ihm auf, „Ihm wirfst du Engstirnigkeit vor, lässt selbst aber keine andere Meinung zu. Selbst wenn der andere wohlmöglich noch recht hätte!“ „Du willst diesem Verräter doch nicht etwa auch noch glauben? BIN ICH HIER DENN NUR VON IDIOTEN UMGEBEN?!?!?!“ „SEI RUHIG!!!!!!“, schrie Goku sein Herrchen an, das ihn darauf erbost ansah, „ Ich will jetzt wissen, worum es eigentlich geht! Was ist mit Kogaiji, dem Dämon, Suki und Rieko?!! UND VORALLEM WARUM, SAGT MIR HIER KEINER BESCHEID???!!!“ „Das musst du schon unseren Vorzeige-Priester fragen. Schließlich hält er es nie für wichtig, uns in die Dinge einzuweihen.“, erklang nun wieder Gojos Stimme. „Ich habe meine Gründe!“ „Es geht uns aber alles etwas an! Du ziehst nun mal nicht alleine los und rettest die Welt!“, verkündete Goku. „Es hatte schon einen Grund, dass die Götter uns mit auf deinen Weg geschickt haben. Es war kein Zufall. Unsere Vergangenheit zeigt erschreckend viele Parallelen auf.“ Sanzo knurrte auf Hakkais Einwurf genervt vor sich her und kramte nach seiner Packung Zigaretten, die er zerknüllt und platt gesessen in seiner Hosentasche fand. Es folgte allgemeines Schweigen mit arrogantem Unterton. Keiner verspürte irgendwie das Bedürfnis, von seinem Standpunkt abzuweichen. Schließlich war es Gojo, der die Stille unterbrach. „Es bringt nichts, wenn wir hier rum sitzen. Lasst uns das verfluchte letzte Sutra finden und dann endlich dem scheiß Dämon in den Arsch treten!“ „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben. So kurz vor dem Ziel.“ „Goku, wir geben nicht auf! Es liegt daran, dass wir uns einfach alle nicht mehr ausstehen können! Und das haben wir allein unseren netten weiblichen Begleiterscheinungen zu verdanken!!“, brummte Sanzo erneut vor sich her. „Na dann werden wir ja jetzt, wo sie weg sind, kein Problem damit haben, uns zusammenzureißen und die Mission zu erfüllen.“ „Wenn du meinst, Hakkai…!“, antwortete Gojo mürrisch und sah ihm flüchtig in die Augen. Kapitel 31: »Disenchanted Lullaby« - Kapitel 85 ----------------------------------------------- „Wo sind wir hier?“, fragte Suki, als sie wieder zu sich kam und sich in einem heruntergekommenen Zimmer wieder fand. Sie lag auf einem großen Strohballen und richtete sich langsam auf. Ihr Kopf fühlte sich zermürbt an und das Fassen eines klaren Gedankens fiel ihr, betäubt durch die Kopfschmerzen, schwer. Rieko, die ihr auf einer Kiste gegenübersaß und zuvor aus dem kleinen Fenster gesehen hatte, kam auf sie zu und betrachtete Sukis Kopf. „Tut es noch sehr weh?“ „Definiere sehr weh. Wenn du damit unerträgliche Kopfschmerzen meinst, die dir fast das Hirn sprengen und du dich fühlst, als wäre jemand mit nem Traktor über dich drüber gefahren, dann ja!“ „Wenigstens kannst du schon wieder viel Nonsens reden.“, antwortete Rieko und rang sich zu einem Lächeln durch. „Aber jetzt sag schon. Wo sind wir?“ „In irgendeiner Stadt in irgendeinem verwahrlosten Haus am Stadtrand.“ Suki verzog angestrengt die Augenbrauen, was sie immer dann tat, wenn sie etwas nicht genau verstand. Sie versuchte sich an das zu erinnern, was vorgefallen war. Ein wütender Gojo, der sie bewusstlos geschlagen hatte… „So ein verdammtes Arschloch!“, spie sie aus und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Was?“, Rieko sah sie irritiert an. „Gojo! Er dachte, ich hätte was mit Hakkai!“ „Und hattet ihr?“ „Natürlich nicht! Er hat es wieder mal in den falschen Hals bekommen! Wie kann man nur so bescheuert sein!!! Wo ist er?! Wenn ich ihn erwische, kann er so richtig was erleben!“ Suki richtete sich auf, wurde von Rieko jedoch schnell wieder auf den stacheligen Strohballen zurückgedrückt. „Sie sind nicht hier…!“ „Bitte?!“ „Nachdem du bewusstlos warst, hat Sanzo uns beschuldigt die Gruppe nun vollkommen auseinander gebracht zu haben. Er denkt, dass wir für Kogaiji arbeiten und ist vollkommen ausgerastet.“, Rieko machte eine Pause, in der sie ein Holzscheit vor Wut zerbrach, „Dann bin ich mit dem Teppich abgehauen, als er das Sutra gegen uns beschwor.“ Sukis Augen verengten sich zu Schlitzen, „WAS? Er hat WAS?! Er denkt WAS?!“ „Richtig, dass wir für Kogaiji arbeiten…!“ „Hat er gesagt warum?“ „Nein, das ging alles viel zu schnell… Wir haben uns die ganze Zeit nur angeschrieen.“ „Shit…“, Suki sah Rieko in die Augen und bemerkte ihren seltsamen Gesichtsausdruck, „Aber da war noch was, oder? Sonst würdest du nicht so angefressen gucken.“ „Na ja, irgendjemand hat ein Schutzschild um uns herum beschworen, sonst hätten wir nicht entkommen können.“ „Hakkai…“, murmelte Suki gedankenverloren. „Wir müssen hier weg. Sie werden uns spätestens dann finden, wenn sie wissen, dass das letzte Sutra in unserem Besitz ist. Und ich möchte ihnen nicht mehr über den Weg laufen.“ „Du guckst schon wieder so!“, sagte Suki. Schlagartig fiel ihr ein, dass ihre Freundin mit Sanzo den Hang hinunter gefallen und die letzten Tage allein mit ihm gewesen war, „Da war doch irgendwas zwischen Sanzo und dir, hab ich recht?!“ Rieko verzog die Lippen und nickte. „Und???!!“ „Das heißt, dass er uns von Anfang misstraut hat und sich nur deshalb an mich rangeschmissen hat, um uns auszuhorchen!“ „Nein… das meinte ich nicht. Wo wart ihr denn die drei Tage? Ist was Erwähnenswertes vorgefallen?“ „Wir waren in irgendeiner Höhle in so nem beschissenem Wald, dann hat uns irgendwann ein Dämon angeg- Hey?! Was schaust du so?“ Suki ging zielstrebig zwei Schritte auf Rieko zu, schob ihren Kragen etwas nach unten und fand einen ihr sehr vertrauten dunklen Fleck an Riekos Hals. „Ha! Wusst ich’s doch! Ihr habt rum gemacht!“ „Ja haben wir…“, Rieko zog den Kragen wieder an Ort und Stelle und blickte verstimmt drein. „Ich verstehe, dir hat es gefallen und denkst, dass er dich nur verarscht hat.“ „Hab ich doch grade schon gesagt…Aber der Kerl ist für mich gestorben!“ „Dann sind wir schon mal zu zweit…! Ich werde Gojo so dermaßen in den Arsch treten, dass er ne Woche lang nicht sitzen kann!“ Das Prasseln des Regens war dumpf auf dem Dach zu hören, worauf es neben Suki zu tropfen begann und sie sich einen Meter weiter weg setzte. „Na toll…Und was machen wir jetzt?“ „Keine Ahnung…“, gab Rieko ebenso enthusiastisch zurück und stützte ihr Kinn auf ihrer Hand ab, „Aber ich hab Hunger.“ „Hör mir auf. Du klingst wie Goku.“ „Ich weiß… Er fehlt mir irgendwie…“ „Mir auch.. aber der Rest kann bleiben, wo der Pfeffer wächst!“ „Und Hakkai?“ „Hm…Ich weiß nicht… wir haben uns in den paar Tagen eigentlich recht gut verstanden… Aber das ist noch lange kein Grund für Gojo so auszuflippen!“ „Er ist halt eifersüchtig, dass seine tolle Freundin auch noch für andere Männer interessant ist.“ „Wir haben nie gesagt, dass wir zusammen sind. Sein ganzes Getue ist total überflüssig…!“ „Würde es dir denn auch missfallen, wenn sich eine andere für ihn interessiert?“ Suki begann zu grinsen: „Welche denn?! Er hat doch nicht so die Auswahl“, setzte sie mit fiesem Ton hinterher. Rieko hüstelte, um ein Lachen zu unterdrücken. „Was sollen wir eigentlich mit dieser verdammten Schriftrolle machen?“, fragte sie nach einer Weile, holte das Sutra aus ihrer Manteltasche und schmiss es vor sich auf den Boden, „Dieses Scheißding hat uns alles eingebrockt und jetzt sitzen wir hier in nem scheiß Schuppen irgendwo in den scheiß Bergen, haben weder Geld noch Essen und nen scheiß langen Rückweg!“ „Ja, im Moment ist wirklich alles ziemlich beschissen…!“, muffelte Suki und trat das Sutra lustlos mit dem Fuß, „Wir könnten es immer noch an Kogaiji verkaufen. Dann hätten wir auch wieder Geld.“ „Ja, aber wollen wir das überhaupt? Schließlich wissen wir ja jetzt, wozu er es braucht.“ „Auf diesen scheiß Dämon hab ich auch keinen Bock…“ „Und wenn wir es behalten, müssen wir mit unangenehmen Besuchern rechnen.“ „Beides scheiße…!“ „Jep…“ „Sind ja tolle Aussichten.“ „Wir könnten es einfach verbrennen.“, sagte Suki, kramte das Feuerzeug aus ihrer Tasche und hielt es provokativ an ein Ende der vergilbten Schriftrolle, „Dann wären wir das verdammte scheiß Ding für immer los!“ „Mach! Ist wahrscheinlich das Beste…!“ Suki klappte ihr Zippo auf und hielt das Papier über die Flamme. Nichts geschah. Sie versuchte es erneut, doch das Sutra wollte nicht in Flammen aufgehen. „Na toll…! Selbst das funktioniert nicht!“, muffelte Suki erneut, „Wär ja auch zu einfach gewesen…“ Das Sutra landete erneut auf dem mittlerweile schon sehr nassen Holzboden. „Suki?“ „Hm?“ „Wir sinken…“ „Ist ja auch ne ziemliche Bruchbude, die du dir hier ausgesucht hast.“ Rieko nickte und verlagerte ihren Fuß aus der Pfütze heraus, einige Zentimeter nach rechts. „Wir sollten morgen früh aufbrechen und einfach drauf los fliegen. Wie sonst auch immer. Hier in der Gegend können wir sicher einige brauchbare Dinge einstecken.“ „Aber nicht wieder die Arzt- Nummer.“ „Auf keinen Fall!“ Beide sahen sich fest in die Augen. Auf beiden Gesichtern zeichnete sich absolute Ratlosigkeit ab. Suki unterbrach die Stille zuerst: „Und wie ist unser Priesterchen denn so?“ Rieko fiel aus allen Wolken und begann erneut künstlich zu hüsteln. „Bitte? Was? Ich versteh dich grad ganz schlecht.“ „Du hast mich genau verstanden.“ „Der Regen ist zu laut.“ „Hmmm.. bestimmt.“, Suki verdrehte die Augen. „Du hast meine Frage auch nicht beantwortet.“ „Welche Frage?“ „Ob sie überall rot sind.“ Die grünhaarige Frau begann zu grinsen, was sich schnell in einen Lachkrampf umänderte. „Das kannst du dir doch denken.“ „Ach, kann ich das?!“, Rieko zog eine Augenbraue hoch. „Lass deiner Fantasie freien lauf…So, jetzt will ich aber wissen, was die Blondine alles im Bett drauf hat.“ „Hey! Die Frage ist immer noch nicht beantwortet.“ „Das ist doch jetzt uninteressant!“ Rieko verschränkte die Arme vor der Brust und setzte ein Schmollen auf. „Besser als Kogaiji?“ „Bitte was???!!!“ „Och komm… ich will das jetzt wissen…“, jetzt war es Suki, die zu schmollen begann. „Sagen wir so…“, begann Rieko endlich und ihre Freundin sah sie wissbegierig an, „Er wusste, was er zu tun hatte.“ „Ha!“, Suki klatschte begeistert in die Hände und setzte ein zuckersüßes Grinsen auf, „Dann ist er also doch nicht schwul.“ „Wie kommst du denn darauf, dass er schwul sein könnte?“ „Seine Robe, das Krönchen, dass er so lange gebraucht hat, um dich anzugraben…soll ich noch weiteres aufzählen?“ „Nein, lass mal…Aber da wären wir schon wieder beim Thema, dass dieses Schwein alles nur gespielt hat, um mein Vertrauen zu gewinnen und ganz nebenbei mal was Vergnügen zu haben! Sollten wir uns je noch mal begegnen, lebt er nicht mehr lange!!!“ „Willst du ihm deinen Stiefel in den Arsch rammen?“ „Ganz woanders hin!“ „Hui! Das scheint ja interessant zu werden!“ „Und wie… ich freu mich schon richtig drauf…“, gab Rieko zornig von sich und sah in den Augen ihrer Freundin so wütend wie noch nie aus. „Der Regen hat aufgehört.“, stellte Suki fest, als sie kein permanentes, penetrantes Tropfen vernahm. „Stimmt…“ „Lass uns in der Stadt etwas für Unordnung sorgen.“ „Gerne, immer doch.“ Mit diesen Worten machten sich beide Frauen auf und lenkten ihre Schritte über schlammigen Boden in die nahe gelegene Stadt. Die Sonne ging hinter den Bergen, von denen sie vor ein paar Stunden geflohen waren, bereits unter und tauchte die Umgebung in ein milchiges bizarres Licht. Kapitel 32: »Blaze of Glory« - Kapitel 86 ----------------------------------------- In dem kleinen grünen Jeep herrschte äußerst gedrückte Stimmung. Sie waren direkt nach ihrem kleinen Zickenstreit aufgebrochen um ihren Weg durch das doch schon recht unebene Bergland fortzusetzen und waren wieder seit geraumer Zeit unterwegs. Ursprünglich hatte Sanzo fahren wollen, doch nachdem er den Wagen schon in den ersten fünf Minuten ungefähr fünf Mal gegen das nächstbeste Hindernis, sprich Felsen und Bäume, gesetzt hatte, hatte Hakkai energisch darauf bestanden selbst fahren zu wollen. Auf diesen eindringlich vorgebrachten Vorschlag hin, hatte es erneut Gezeter gegeben, was darin resultiert hatte, dass Hakkai Jeep den Befehl zur Rückverwandlung gab und die vier Insassen höchst unsanft bei 100 km/h im Staub und auf dem Hosenboden landeten. Nachdem sie auch diesen Vorfall handgreiflich besprochen hatten, setzten sie ihre Fahrt fort, immer Richtung Gebirge und somit Richtung Schlechtwetterfront. Die Räder rappelten lautstark über den geröllreichen Boden und die Sanzo-Party wurde gehörig durchgeschüttelt. Das Krönchen auf Sanzos Kopf ruckelte munter hin und her, setzte von Zeit zu Zeit zum Sprung an und musste hastig wieder eingefangen werden, damit es bei seinem Regentanz nicht abhanden kam. Diese Aufgabe hatte Goku gewissenhaft übernommen, erstens weil er eh nichts zu tun hatte und sich so wenigstens etwas beschäftigen konnte und zweitens weil Sanzo von alldem nichts mitzubekommen schien. Der blonde Priester saß, seit Stunden unverändert, still auf dem Beifahrersitz und starrte blicklos in die Ferne. Unvermeidlich kreisten seine Gedanken wieder und wieder und wieder um diese eine Person, mit der er die letzen drei Tage verbracht hatte. Ehrlich gesagt war ihm zum Heulen, doch er würde nicht weinen, da er noch nie geweint hatte und solche Sitten gar nicht erst einreißen lassen wollte. Außerdem hatte er schon viel Schlimmeres erlebt. Ihm fiel zwar gerade nichts ein, was sein Herz so derart zum Schmerzen gebracht hatte, aber es hatte da bestimmt Momente in seinem Leben gegeben. Er sah trübsinnig vor sich hin, schwieg und seufzte von Zeit zu Zeit gedankenverloren. Es war furchtbar. Sie ging ihm nicht aus dem Kopf. Jeder noch so kleine See an dem sie vorbeizogen, hatte das Blau ihrer Augen, jedes grüne Blatt war so weich auf seiner Hand wie ihre Haut, jedes leise Lied eines Vogels war ihr Lachen und jeder Sonnenstrahl erinnerte ihn an den Morgen in der Höhle. Sie war einfach allgegenwärtig. Er schloss die Augen und versuchte verzweifelt an etwas anderes zu denken. Ohne Erfolg. In seinen Schläfen machte sich nach und nach ein stechender Kopfschmerz breit, sein Magen krampfte sich zusammen und sämtliche Glieder taten ihm weh. Er legte erschöpft den Kopf in den Nacken und schlief bald darauf ein. Hakkai weckte ihn unsanft. „Wir müssen zu Fuß weiter, komm schon, steh auf!“ Er packte ihn an beiden Schultern und rüttelte ihn so lange bis er sich entnervt ins Stehen zog. Er rieb sich perplex die Augen. Sie standen direkt vor einer Felswand. Vor ihnen ragte der erste Berg der Gebirgskette massiv und dunkel in den grauen wolkenverhangenen Himmel. Dicke kalte Regentropfen platschten nun unlustig auf sie herab und durchnässten im Eiltempo sämtliche Klamotten. In weniger als zehn Minuten waren sie nass bis auf die Knochen, jedoch nicht einmal hundert Meter vorangekommen. Der Fels war glitschig und ihre Kletterausrüstung mehr als dürftig, was den Aufstieg deutlich erschwerte. Allen voran kletterte Goku, der sich als Äffchen mit dem Klettern auskannte und so den schnellsten und sichersten Weg fand. Nichtsdestotrotz dauerte es eine schiere Ewigkeit, bis sie das nächste Plateau erreicht hatten und erkennen mussten, dass auch hier mit einem Geländewagen nichts zu holen war. Also setzten sie fluchend ihre Klettertour fort, gegen den eisigen Regen und den aufkommenden böigen Wind, der sie von der Felswand zu pusten drohte. „Wenn dieser Idiot nicht da ist oder das Sutra eine Fehlinformation war, dann bring ich erst ihn um, dann den Tempelvorsteher und dann den ganzen Rest der mir noch in die Quere kommt!!“ „Ein Teppich wäre jetzt ideal, ein fliegender zum Beispiel!“, neckte Goku. Hakkai hielt inne. Seine Kräfte hatten ihn nun endgültig verlassen, er warf einen scheuen Blick nach unten, stellte fest, dass er den Boden nicht mehr sehen konnte und drückte sich wieder näher an den Berg. Das scharfkantige Gestein der Felsvorsprünge schnitt hart in die Haut ein und hatte durch die stundenlange Belastung tiefe Risse hinterlassen, aus denen unbeirrt Blut sickerte und den Untergrund nur noch rutschiger machte. „Verdammt…“ Schauer der Ermüdung und der Kälte überliefen ihn und schüttelten ihn durch. Seine Hände wurden erst klamm, dann taub und nahmen ihm so jegliches Gefühl. Er spürte mit wachsender Panik wie der Halt unter seinen Füßen nachgab und er langsam weiter nach unten abdriftete, auf den Abgrund zu. „Hakkai!“, brüllte Sanzo zu ihm hinunter. Keine Antwort. Langsam aber sicher blendete sein erschöpfter Körper die Welt um ihn herum mehr und mehr aus, seine Grenze war erreicht. „Gojo, hilf mir!“, brüllte Sanzo nun nach oben, zu dem rothaarigen Wasserdämon, der nach unten sah, zunächst auf den Priester, dann auf Hakkai, jedoch verweilte wo er war. „Komm schon endlich!“ Widerwillig kletterte er wieder zu ihnen nach unten und mit vereinten Kräften hievten sie den Bewusstlosen auf den nächsten Felsvorsprung. Keuchend hielt der Trupp inne. Vor ihnen führte eine steile in den Fels gehauene Treppe hinauf. „Fast geschafft…“, ächzte Sanzo, stützte Hakkai und zerrte ihn mit sich voran. Auch die Treppe war eher schwer passierbar, da sie sehr schmale Stufen hatte, wenig Möglichkeit zum Festhalten bot und ebenfalls glitschig war. Wasser lief ihnen in wahren Sturzbächen entgegen, rann über die Stufen und über ihre Körper und bahnte sich seinen Weg nach unten. Die vier Reisenden schleppten sich Stufe um Stufe empor, dampfend und mit von unzähligen Stürzen aufgeschürfter Haut, immer dem einladenden Schimmer des Lichtes nach, das am Ende der Treppe auf sie wartete. Als sie ihr Ziel endlich erreicht hatten fanden sie dort ein altes verwittertes Holzschild vor mit der Aufschrift „Von hier noch 40 Minuten“. Sanzo und Gojo fluchten synchron, über den elenden Priester der sich für besonders witzig hielt und über die Tatsache, dass Zigaretten im Regen schlecht brannten. Goku wischte sich im Sekundentakt das Wasser aus den Augen und machte dabei einen leicht hektisch- mechanischen Eindruck und Hakkai ächzte nur auf Sanzos Schulter gestützt auf. Zu ihrem großen Glück durften sie aber feststellen, dass es sich bei der verbleibenden Wegstrecke um eine Gerade handelte, die sie mit Jeep zurücklegen konnten. Mit quietschenden Reifen und wahren Fontänen als Rückstoß starteten sie zum Endspurt durch und nahmen Kurs auf den kleinen Tempel am Ende des Plateaus. Als sie dort nach zwanzig minütiger Fahrt ankamen und Sanzo seine Wagentür öffnete, brach ein wilder Gebirgsbach aus dem Wageninneren los, wo sich ein kleines Wasserreservoir angesammelt hatte. „Super.“, brummte Sanzo unwillig und steuerte mit dem Rest seines Gefolges den Tempel an, rückte das Krönchen gerade und schlug mit der Faust gegen die Tür. „Aufmachen! Mach die scheiß Tür auf!“ Von innen waren schlurfende Schritte zu hören und eine heisere Stimme antwortete: „Wer ist dort?“ „Genjo Sanzo. Und jetzt MACH AUF!!!“ „Schon gut, schon gut…!“ Die Tür öffnete sich geräuschlos in den Angeln und ein großer, schlanker Mann in schwarzer Kutte erschien vor ihnen. „Tretet ein, Fremde!“ „Wird auch Zeit…!“ Sanzo setzte einen nassen Schuh über die Schwelle, zog Hakkai nach sich und lies sich, so triefend wie er war, in einen der teuren Stoffsessel fallen. „Wir suchen deinen Herrn.“, setzte er ohne Umschweife an, nachdem seine Begleiter es ihm gleichgetan hatten und nun ebenfalls saßen. Der Diener, ohnehin schon mit wehmütigem Ausdruck angesichts der unerhörten Beschädigung der wundervollen Möbel, setzte nun eine fast schon weinerliche Miene auf und ließ sich schwermütig ihnen gegenüber auf eines der Sitzkissen sinken. „Aus welchem Grund, wenn ich fragen darf?“ „Weil ich sein Sutra brauche. Ich bin im Auftrag der Götter hier, wenn du es unbedingt wissen musst.“ „Ich würde euch sehr gerne helfen und auch mein Meister, Gott habe ihn selig, wäre euch gerne zu Diensten gewesen, aber er ist vor noch nicht einem Jahr verstorben.“ „Schade für dich, aber das interessiert uns im Moment nicht. Alles was wir brauchen ist das Sutra.“ Sanzos Gesichtszüge hatten sich verhärtet. Das Ziel war so nah gewesen und nun spürte er förmlich wie es wieder in weite Ferne rückte. „Nun, da liegt das Problem. Mein Herr, Gott habe ihn selig, wurde auf einer seiner Meditationsreisen hinterhältig von einem Dämon ermordet, der das Sutra an sich riss und seither habe ich es nicht mehr gesehen. Ich habe meinem Herrn, Gott habe ihn selig, jedoch geschworen diese Zuflucht in den Bergen aufrecht zu erhalten, sollte er eines Tages nicht zurückkehren.“ Sanzo schloss die Augen und ballte die Fäuste. Das durfte doch nicht wahr sein! Gojo kramte nach seinen nassen Zigaretten, Goku war blass geworden und Hakkai legte matt den Kopf auf die verschränkten Arme. Es war alles umsonst gewesen. Sie hatten schon wieder mal keine Ahnung mehr wie weiter. „Da erscheint es fast schon als ausgleichende Gerechtigkeit, dass der Dieb selbst wiederum von anderen Dieben bestohlen wurde, zumindest tratschen die Leute es so herum.“ „Weiß man denn irgendwie von irgendwem irgendwas wer das Sutra haben oder wo es sein könnte?!“ „Nun, wenn es noch bei den beiden Diebinnen ist, dann könntet ihr es vielleicht im Westen des Landes finden, wenn nicht, dann…“ „DIEBINNEN?!“, riefen die vier synchron. „Nun, man munkelt, dass es zwei Diebinnen waren, die den Dämon überwältigt haben und ihm das Sutra abnahmen. Sie sollen weiter im Westen ihr Unheil treiben…eine von ihnen hieß…ach ich habe so ein fürchterlich schlechtes Namensgedächtnis…etwas mit t… Ta…to…und mit r…ri…rie…ich weiß nicht mehr, verzeiht.“ „Tan Rieko und Okijin Suki.“, knirschte Sanzo und vergrub die Fingernägel in den Stoff unter ihm. „Ja, genau, so hießen sie.“ Der Diener strahlte stolz in die Runde. „Ich hasse sie, ich hasse sie alle!!“, grollte Sanzo nach wie vor erbittert. „Und jetzt?“, seufzte Goku matt. Etwa 100 Kilometer weiter südlich warf Rieko ihrer Kumpanin einen soeben gediebten Schlüssel zu, diese führte ihn in das Schloss des Tresors ein und begann konzentriert zu drehen, während erstere angestrengt in die Nacht hinaus lauschte. „Beeil dich endlich, die können jeden Moment hier sein...!“ „Ich hab’s!“, rief Suki erfreut zu ihr hinüber, als das Schloss klickend nachgab. „Yes man, wir sind die besten!“ Beide stürmten vorwärts, hinein in den kleinen Raum und auf die funkelnden Münzen zu. „Scheiße is das viel Geld! Lass uns das einpacken und dann schnell…verschwinden…“, fügte sie hinzu, drehte sich langsam um und sah auf die Tür. Ihr Gehör hatte sie also nicht getäuscht. Sie war ins Schloss gefallen. „Bitte sag mir, dass du den Schlüssel nicht von außen hast stecken lassen…“ Suki schluckte schwer… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)