Verlorene Liebe von -lyra- ================================================================================ Kapitel 1: Tage um es zu erkennen --------------------------------- Ich klopfte wie ein Verrückter gegen die Tür. Endlich! Endlich öffnete sie sich und ich konnte Matt sehen. „Verschwinde!“, zischte er und sah mich mit wütendem und traurigem Blick an. Ich schüttelte aber den Kopf und meinte: „Bitte, Matt! Verzeih mir doch! Es war keine Absicht!“ „Ich sagte, du sollst verschwinden!“, brüllte er mich an und schmiss die Tür vor meinen Augen zu. Matt war anscheinend wirklich wütend auf mich und ich konnte es auch verstehen. Aber könnte er mir denn nicht verzeihen wenn ich schon sagte, dass es ein Fehler war? Anscheinend nicht. Gekränkt machte ich mich auf den Weg zurück, zurück zu dem, von dem ich kam. Ja, zurück zu Josh. Mein Blick war gesenkt als ich zurückging. Ich wollte doch nur, dass mir Matt verzeiht. Aber warum konnte er das nicht? Warum konnte er mir nicht verzeihen? Es war doch nur ein kleiner Fehler! Ich war eben besoffen! Was konnte ich dafür wenn es dann zu so was kam? Ich verstand die Welt nicht mehr. „Mickal! Du bist ja wieder zurück.“, hörte ich Joshs Stimme als ich vor seiner Wohnung stand. Ich sah nun auf. Ich blickte in Josh Gesicht. „Ja. Ich bin wieder da…“, sagte ich und senkte meinen Blick wieder. Ich wollte Josh nicht meine Probleme erzählen, da er Matt sowieso nicht leiden konnte. „Klingst nicht gerade glücklich.“, sagte er und küsste mich auf die Stirn. „Schon möglich…“, nuschelte ich nur und ging an Josh vorbei in die Wohnung. Dort ging ich gleich ins Bad. Ich fühlte mich nämlich schmutzig, schmutzig wegen Matt. Als ich gerade so über Matt nachdachte, bemerkte ich gar nicht, dass Josh zu mir unter die Dusche kam. Ich bemerkte ihn erst, als er sich an mich schmiegte. „Josh!“, entfuhr es mir. „Ja? Hab ich dir etwa Angst gemacht?“, fragte er mich fürsorglich. Ich nickte nur. „Tut mir Leid…“, flüsterte er mir ins Ohr und drückte mich an seinen nackten, warmen Körper. Ich schmiegte mich an ihn. Er wusste was ich brauchte, obwohl ich jetzt lieber bei Matt wäre und dies von ihm spüren wollte, konnte Josh die Gedanken zu ihm verdrängen. Er knabberte mir leicht am Ohr und streichelte mir nebenbei über meinen Körper. Es fühlte sich so verboten gut an. Ich wollte es, das wusste auch er. Nur Matt wusste es nicht und würde es sicher auch nicht wissen, wahrscheinlich würde er es nie erfahren. Nach einer Weile, als ich erschöpft aus der Dusche kam, bekam ich Hunger. „Ich geh mal kochen, okay Matt… äh… Josh?“, versuchte ich mich zu retten. Zum Glück war er noch unter der Dusche und konnte es wahrscheinlich nicht hören, dass ich Matt statt Josh gesagt hatte, das hoffte ich zumindest. „Ja. Mach ruhig, ich werde auch Hunger bekommen… das war gerade nämlich sehr anstrengend…“, erklärte er mir und schnappte nach Luft. War ja klar das es für ihn anstrengend war, er wollte ja nicht aufhören, nachdem er schon 2 mal gekommen war und wollte, dass ich auch noch ein paar Mal kam. Jetzt war er selber schuld wenn er keine Luft mehr bekam. Genau in diesem Moment dachte ich an Matt. Wenn er gekommen war, hörte er immer gleich auf, egal ob ich schon gekommen war oder nicht. Er brachte mich dann immer noch nachher zum Höhepunkt. Bei unserem ersten Mal war er auch sehr vorsichtig, nicht so wie Josh immer. Ich zog mir meinen Bademantel und meine warmen Hausschuhe an. Ich ging nun in die Küche, da ich sonst noch immer hier stehen würde, wenn Josh aus der Dusche kam und würde noch immer über Matt grübeln. Außerdem konnte ich tausendmal besser kochen als Josh! Und ich wollte ja nicht schon wieder kotzen, so wie das letzte Mal als er gekocht hatte und das war noch gar nicht so lange her! „Was willst du essen?“, rief ich über die Schulter. „Hm… lass mich nachdenken…“, sagte Josh der plötzlich hinter mir stand. Ich erschrak. „Schalte den Herd aus… Du weist was ich will!“, sagte er zu mir und sah mich mit seinem perversen Blick an. Ich hasste diesen Blick, da ich wirklich wusste was er in solchen Momenten „essen“ wollte. Also zog ich mir meinen Bademantel aus und die Hausschuhe auch. Dann ging ich splitterfasernackt in Joshs gemütliches Schlafzimmer. Dort stand ein wunderschönes, weiches, breites Doppelbett. Ich ging auf es zu und legte mich quer über das ganze Bett, ich sank in ihm ein so weich war es, wirklich gemütlich. Als ich nach wenigen Sekunden schon fast eingeschlafen wäre, kam Josh endlich. Er hatte nur noch seine roten Boxershorts an. Er beugte sich über mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schlug nun meine Augen auf und sah ihm glücklich ins Gesicht. „Du bist so süß…“, flüsterte ich. Er sah mich erst leicht verwirrt an, wahrscheinlich hatte er mich nicht wirklich verstanden, dann lächelte er und meinte: „Aber sicher nicht so süß wie du…“ Dann fing er an, an meinem Ohrläppchen zu knabbern. Es fühlte sich so verboten gut an, dass ich mehr und immer mehr davon wollte! „Josh…?“, fragte ich nach einer Weile. Er hörte auf an mir herumzuarbeiten und kuschelte sich gemütlich an mich. „Was ist denn, Mickal?“, fragte er mich und strich mir durchs Haar. Ich war etwas traurig. Da mir einfiel, dass unsere Liebe eigentlich nicht erlaubt war, da er mein Lehrer war und ich „nur“ sein Schüler. „Wir dürfen das hier nicht machen…“, nuschelte ich und mir stiegen Tränen in die Augen. Ich wendete mich von Josh ab, da ich nicht wollte, dass er meine Tränen sah. „Wie…?“, fragte er nach und setzte sich auf. „Ich bin doch dein Schüler…“, sagte ich so gut ich konnte. Josh strich mir über den Rücken. „Lass deinen Tränen ruhig freien Lauf… Alles wird gut…“, flüsterte er mir zu. Ich drehte mich wieder zu ihm um, sah ihm ins Gesicht. Ich setzte mich auf, legte meinen Kopf an seine Schulter und ließ meinen Tränen freien Lauf, wie er es sagte. Als ich mich nach einer Weile wieder beruhigt hatte, küssten wir uns schon wieder innig. Aber wir saßen trotzdem noch so da wie wir vorhin waren. Josh meinte nämlich, dass wir uns ruhig lieben könnten, solange die Schule nichts davon erfahren würde. Und das würde sie auch nicht, solange Matt ruhig halten könnte. Nach ein paar Stunden lag ich völlig fertig neben meinem geliebten Josh. „Ich… kann nicht… mehr…“, schnaufte ich. Josh schlief schon halb. Er legte seine Hand um meinen Hals und zog mich zu ihm. Es war so schön bei ihm zu sein, so nah. Kurze Zeit später schliefen wir beide ganz eng beieinander ein. Der nervende Wecker klingelte mal wieder den neuen Morgen ein. Ich drückte ihn ab und spürte wie jemand über meinen Rücken streichelte. Ich drehte ich um und sah in Joshs Gesicht. „Morgen…“, sagte er und gähnte. Ich lächelte ihn verschlafen an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich zieh mich mal an… Muss ja früher in der Schule sein als du… Herr Lehrer!“, sagte ich und kicherte. Ich fand es irgendwie witzig meinen Geliebten „Herr Lehrer“ zu nennen. Josh hob eine Augenbraue und sah mich leicht verwirrt an. Dann nahm er seine Hand von mir weg und drehte sich um. „Mach was du willst…“, nuschelte er. Wahrscheinlich schlief er eh noch eine Weile. Ich stand auf, ging zu meiner Tasche wo sich all meine Sachen befanden. Matt hatte sie am Tag zuvor am frühen Morgen vor die Haustür gestellt. Es war sehr schmerzhaft als ich ihn nicht sehen konnte, aber was wollte ich machen? Ich bat ihn schon mehrmals um Verzeihung, doch er war zu wütend auf mich um mir zu verzeihen. Ich nahm mir mal das Gewand an, das ich heute anziehen wollte. Es war eine blaue Boxershorts, eine lange schwarze Jeanshose und dazu ein weißes T-Shirt. „Siehst mal wieder süß aus…“, sagte Josh zu mir. Anscheinend hatte er mich begutachtet und mich für meine Sachen gelobt. Ich wurde etwas rot. „I… ich sollte jetzt lieber zur Bushaltestelle gehen!“, stotterte ich und rannte aus dem Schlafzimmer. Josh wusste gar nicht, wie sehr er mich in Verlegenheit gebracht hatte! Gleich vor der Schlafzimmertür stand meine Schultasche. Ich überprüfte noch schnell, ob sich alle Sachen darin befanden, die ich heute brauchte. Ja, alles war vorhanden. Wahrscheinlich hatte sie Josh eingepackt. Als ich wieder daran dachte, wurde ich, wie so oft, so rot wie eine Tomate. Nach wenigen Minuten kam ich bei der Bushaltestelle an wo der Bus schon stand. Mir kam es so vor, als würde der Busfahrer extra auf mich warten. Da er mich schon sehr gut kannte. Ich rannte also schnell zum Bus und sprang hinein um noch einen Platz zu bekommen. Ich sprintete nach hinten und konnte noch den letzten Platz in der hintersten Reihe bekommen. Ich platzierte mich zwischen Paolo und Olli. Paolo hatte blondes Haar, welches ihm vorne ins Gesicht fiel. Neben ihm saß seine Freundin Gabriele. Wenn man mich fragen würde, ob sie mir gefällt, würde ich sagen, dass ich sie nicht wirklich schön finde. Sie sieht nämlich fast aus wie ein Junge. Sie hat nämlich sehr kurzes, rotes Haar. Olli hatte kurzes, braunes Haar und trug eine, zu ihm passende Brille. Neben ihm saß Alexas, diese hatte braunes Haar zu einem Zopf gebunden. „Schöner Sprung war’s mal wieder!“, scherzte Paolo neben mir und gab mir einen Stoß mit dem Ellbogen in die Rippen. Ich hielt mir daraufhin die Rippen. „Das tat weh!“, jammerte ich obwohl es für mich nicht üblich war, dass ich jammerte. „Schlappschwanz!“, hörte ich eine mir bekannte Stimme. Ich sah hoch und sah in Kevins Gesicht. Ich hasste diesen Typ. Er hatte eine Glatze und war der größte, schwule Idiot an meiner Schule. „Selber!“, sagte ich und zeigte ihm die Zunge. „Lass ihn doch.“, flüsterte mir Olli zu. Ich ließ meinen Blick nicht von Kevin. Als der Bus nach einer Weile haltete, verschwand Kevin sehr schnell aus dem Bus. Ich war einer der letzten der ausstieg. Ich dachte mir, dass die anderen sicher nicht auf mich warten würden. Doch da irrte ich mich. Als ich aus dem Bus kam, sah ich schon Paolo, Olli, Gabriele, wo bei ich mich bei ihrem Anblick fast übergeben hätte, und Alexas, die Schönheit der Schule, wie man sie so oft nannte. Dann machten wir uns auf den Weg zur Schule, welche sich zirka einen Kilometer weit weg von der Bushaltestelle befand. „Ich hasse es hier auszusteigen! Können wir nicht, wie alle anderen, auch näher bei der Schule aussteigen?“, nörgelte ich mal wieder, als wir gerade auf den Weg zur Schule waren. Olli schüttelte den Kopf und meinte nur: „Nö, können wir nicht! Wir wollen ja vorher noch zum Friedhof! Du weist eh warum!“ Mir wurde immer unwohl wenn jemand sagte, dass wir zum Friedhof müssten. Da ich dort immer anfing zu heulen, deswegen blieb ich auch immer lieber etwas weiter entfernt vom Friedhof wo Lex begraben war. Ich wollte außerdem nicht, dass meine Freunde mich heulen sahen. Nach ein paar Minuten kamen sie wieder zurück. Als ich ihre Schritte hörte, wischte ich meine Tränen weg und versuchte so normal wie sonst zu wirken. Es war ja auch total normal, dass man nicht um seinen besten Kumpel heulte obwohl man an seinem Tot selbst schuld war, so normal wie in die Schule zugehen. Ich war an Lex’ Tod schuld… Ich allein… Und ich wusste es auch… Ich merkte damals nicht, dass er wie gebannt auf der Straße stehen blieb, erst als ich mich umdrehte, merkte ich, wie ein Auto auf ihn zukam. Leider konnte ich ihn nicht retten und musste hilflos zusehen wie er starb. „Können wir jetzt endlich in die Schule gehen? Ich verhungere sonst noch!“, nörgelte ich wie immer da ich nichts gefrühstückt hatte. „Wieder nix gefrühstückt?“, fragte mich Olli und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich schüttelte den Kopf und sank den Blick. „Hab heute sogar verpennt…“, gestand ich zum ersten Mal in diesem Schuljahr. „Verpennt? Du? Das sieht dir aber nicht üblich…“, sagte Alexas und sah mich etwas verwirrt an. Ich zuckte nur mit den Schultern, ich konnte ihnen ja nicht sagen, dass ich mit Josh nun in einer Wohnung wohnte und mit ihm die halbe Nacht lang Sex hatte! „Zu wenig geschlafen… War zu lange auf…“, nuschelte ich und machte einen Schritt nach dem anderen Richtung Schule. „Oder hattest du zu viel Sex mit Matt?“, fragte mich Paolo. Ich drehte mich zu ihm und sah in sein finsteres Grinsen. Ich schüttelte den Kopf und meinte: „Nicht mehr…“ „Wie, nicht mehr?“, fragte Gabriele und sah mich etwas verwirrt an. „Wir sind nicht mehr zusammen… Hab ihn…“, begann ich und räusperte ich mich, dann redete ich weiter, „ihn beschissen…“ Alle sahen mich verwirrt an. Sie konnten nicht glauben, dass gerade ICH Matt beschissen habe. Wir beide waren schon über 2 Jahre zusammen und seit damals konnte uns nichts trennen. „Mit… mit wem hast du ihn beschießen?“, fragte mich Alexas. „Mit irgendeinem Typ… War besoffen…“, nuschelte ich und ging mit einem etwas schnelleren Schritt Richtung Schule. Ich wollte ihnen nicht erzählen, dass ich ihn mit unserem Mathelehrer beschießen habe, außerdem habe ich Josh es versprochen niemanden zu erzählen. Ich kenne Josh jetzt schon seit 14 Jahren. „Beeilt euch! Oder wollt ihr zu spät in die Schule kommen?“, scherzte ich wie so oft. Die anderen rannten mir gerade nach und wollten erfahren mit wem ich meinen geliebten Matt betrogen hatte. Doch ich zeigte ihnen nur die Zunge und rannte so schnell ich konnte weiter zur Schule. So konnte ich sie immer ablenken wenn ich über etwas nicht sprechen wollte und sie sprachen mich meist dann auch nicht mehr darauf an. Wenige Minuten nach dem einläuten der ersten Stunde, kamen wir in unserer Klasse nach Luft schnappend an. „Ihr wurdet schon eingetragen!“, meinte unsere Lehrerin und quietschte entsetzlich mit der Kreide an der Tafel. Alle, ausschließlich mir, mussten sich dir Ohren zu halten und bückten sich. Ich stand ganz normal da und sah die Lehrerin mit meinem typischen Pokerface an und sagte: „Wir waren noch auf dem Friedhof und haben jemandem die letzte Ehre gestattet… Schlampe!“ Alle anderen sahen mich nun an, sie waren es nicht gewohnt von mir, dass ich jemanden bzw. eine Lehrkraft beschimpfte. Olli kam auf mich zu und hielt mir mit einer Hand auf den Mund damit ich nicht noch mehr solcher Wörtchen sagte. Und versuchte mich in Sicherheit zu reden. Die Lehrerin sah mich wütend an. Ich nahm Ollis Hand von meinem Mund und meinte: „Wenn man jetzt nicht einmal einen Toten besuchen darf, was darf man dann noch alles machen?“ Ich war wütend auf die Lehrerin. Ich hasste sie eben. Sie versuchte früher immer Matt von mir wegzubringen und außerdem war sie eine Zeit lang mit Josh zusammen! Nun ließ sie ihre Wut an mir aus, nur weil er sie versetzt hat wegen mir. Doch sie wusste nicht, dass ich es war warum die Beiden nun nicht mehr zusammen waren. Ich sah sie die ganze Zeit an ohne nur einmal mit der Wimper zu zucken. Nach einer Weile wich sie meinem Blick aus. Olli, Gabriele, Paolo und Alexas saßen schon auf ihren Plätzen, da sie es nicht mochten wenn ich so etwas mit einer Person machte wie mit unserer „netten“ Lehrerin. Also ging ich auch auf meinen Platz. Zurück in die letzte Reihe, in die hinterste Ecke und setzte mich dort auf den Sessel. „Musstest du unbedingt so etwas machen?!“, fuhr mich Lary an neben dem ich saß. Ich betrachtete ihn einmal von oben bis unten. Er sah mal wieder total scheiße aus mit seinen braunen Locken und seinen vielen Sommersprossen. Ich weiß jetzt gar nicht mehr, warum ich mal etwas von ihm wollte! Er ist eben hässlich und gar nicht mein Typ! „Ja. Ich lass eben nicht alles auf mir sitzen so wie gewisse andere Leute!“, erklärte ich ihm, mit dieser Anspielung meinte ich natürlich ihn. Aber anscheinend checkte er es mal wieder nicht, wie so oft. Er hob eine Augenbraue hoch und sah mich kläglich verwirrt an. „Wenn meinst du, Mickal?“, fragte er mich und versuchte mich zu küssen. Doch ich stieß ihn weg, früher waren wir mal zusammen, anscheinend meinte er, dass wir noch immer zusammen waren. „Dich, du Idiot!“, fuhr ich ihn leise an, da ich nicht wollte, dass es unsere blöde Lehrerin hörte. Was sie zum Glück auch nicht tat. „Ich liebe dich doch…!“, versuchte es Lary mit seiner alten Masche. Ich schüttelte den Kopf. „Und was würdest du sagen, wenn ich dir sagen würde, dass ich dich nicht mehr lieben würde und dass wir schon sehr lange nicht mehr zusammen sind?“, sagte ich ihm. Nach wenigen Minuten läutete es dann schon die Stunde aus. Ich war sehr erleichtert. Nun hatten wir endlich Mathe! Jetzt konnte ich endlich Josh wieder sehen! Obwohl ich ihn erst heute Morgen gesehen hatte. Doch ich vermisste ihn jede einzelne Sekunde wo ich nicht bei ihm war. Ich hoffte nur, dass wir für ewig zusammen blieben! Denn nur das wollte ich! Doch ob es Josh auch wollte wusste ich nicht, ich konnte es nur hoffen. „Die Vier“, so wie ich Paolo, Gabriele, Olli und Alexas nannte, wenn sie sich zusammen befanden, kamen wie üblich zu mir. Paolo beugte sich zu mir vor und flüsterte mir etwas ins Ohr, was ich aber nicht verstand. Die anderen kicherten. Ich legte den Kopf schief auf meine Schulter und erhoffte mir so, dass mir jemand sagen würden, worüber sie kicherten. Dann zeigte Alexas auf meinen Hals und kicherte weiter, was ich natürlich nicht gerade sehr mochte von ihr! Nun wusste ich, warum sie so kicherten! Sie fand es lustig, dass ich einen Knutschfleck am Hals hatte! Ach, anscheinend hatte sie noch nie einen. Pf! „Ja, ja. Sehr witzig!“, sagte ich gelangweilt und hielt meine Hand über den Knutschfleck. „Schön das ihr ihn jetzt erst bemerkt habt!“, beschwerte ich mich weiter. „Ach, Mickal! Das war doch nicht böse gemeint!“, sagte Gabriele und nahm meine Hand. Ich merkte, wie Paolo rot wie eine Tomate wurde, was ihm überhaupt nicht stand. Doch bevor er sich einmischen konnte, kam auch schon unser Mathelehrer herein. Dann gingen die Vier zurück auf ihre Plätze und setzten sich dort hin. Ich musste versuchen meinen Blick nicht immer bei meinem Geliebten zu haben oder wenn er mich ansprach oder ansah rot zu werden. Keiner außer mir wusste, wie schwer das war! Josh konnte immer ernst bleiben und wurde nicht einmal in meiner Gegenwart rot, was mir schon etwas komisch vorkam. Plötzlich stand Josh vor mir! Ich erschrak und wäre fast mit dem Sessel nach hinten gefallen, doch zum Glück konnte ich mich noch rechtzeitig am Tisch festhalten. „Mickal, glaubst du, du kannst diese Formel an der Tafel ausrechnen?“, fragte er mich und hob eine Augenbraue hoch, das bedeute nichts Gutes! Ich sah an die Tafel. Dort stand: a-3*(8-a)=a+3-2a+5a*(3-1)+4 Nun dachte ich mir, dass er mich verarschen wollte. Also sah ich ihn an und grinste ihn frech an. „Aber Herr Professor! Können Sie es nicht selbst lösen oder warum soll ich das machen?“, scherzte ich wie immer. Alle fingen an zu lachen, nur er nicht, er ließ seinen Blick nicht von mir. Er hätte mich schon fast am Ohr gepackt, wie er es früher so oft tat, und hätte mich an die Tafel gezerrt. Also stand ich alleine auf und löste diese Formel, die wohl eher für 13-jährige wäre. Kurz bevor ich mit der Formel fertig war, läutete es auch schon die Stunde aus. Wie schade, nun konnte ich Josh nicht sehen und würde ihn erst wieder zu Hause sehen. Jetzt hatten wir fast noch gar nichts geredet und er war auch nicht so nett zu mir, wie er es sonst immer war. In der Schule war er ein komplett anderer Mensch. Ich ging wieder zurück auf meinem Platz, wo Paolo schon auf mich wartete. „Sag mal, Mickal, kann es sein, dass du mit unserem Matheprofessor zusammen bist?“, fragte er mich und hob eine Augenbraue hoch. Ich versuchte nicht rot zu werden, was mir auch gelang! Was für ein Wunder! „Ne, wie kommst du denn auf so nen Müll? Außerdem dürften wir ja keine Beziehung haben. Hat der nicht eine Freundin?“, log ich Paolo an. Worauf dieser nach kurzer Zeit schon wieder auf seinen Platz verschwand. Wo er vor sich hin schmollte. Ich konnte wirklich sehr gut lügen, ich log auch früher schon sehr gut. Das hatte ich damals von meinem Bruder und von Josh gelernt. Nachdem die Schule aus war, verabschiedete ich mich von meinen Freunden. Ich sagte ihnen, dass ich noch ein wenig spazieren gehen würde und erst mit dem nächsten Bus nach Hause fahren würde, was natürlich eine Lüge war. Ich wollte noch zu Lex’ Grab, da ich an diesem Morgen nicht war. Also ging ich ganz langsam zum Friedhof. Dort angekommen, sah ich mich erst einmal um, ob eh nicht jemand in der Nähe war, der mich nerven könnte. Nichts und niemand war zu sehen. Also ging ich mit langsamen Schritten zu ihm… zu Lex… Nach wenigen Minuten befand ich mich vor seinem Grab. Ich fiel auf die Knie und fing an zu heulen. „Lex… Bitte… verzeih mir… es war… meine Schuld… warum du… gestorben bist!“, schluchzte ich und hielt meine Hände vor die Augen. Immer wieder wiederholte ich diese Worte und bat ihn um Verzeihung. Nach einer Weile hatte ich mich dann endlich beruhigt. Ich wischte mir die letzten paar Tränen aus dem Gesicht. Mit gesenktem Blick ging ich dann aus dem Friedhof. Als ich ein Auto hupen hörte. „Hey! Wo bleibst du denn solange, Süßer?“, hörte ich eine bekannte Stimme rufen. Ich sah auf und blickte in das Gesicht meines geliebten Josh. „Josh!“, freute ich mich und rannte gleich zu seinem Auto. Dort stieg ich natürlich sofort ein. Ich versuchte ihn nicht anzusehen, da ich gerade erst geheult hatte. Bevor er losfuhr wollte er mich küssen. Doch ich drehte mich von ihm weg. „Was ist denn mit dir los?“, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Sieh mich an!“, befahl er mir, nahm mich beim Kinn und drehte meinen Kopf zu ihm. Nun konnte er meine verheulten Augen sehen. „Ist es wegen…?“, fragte er und sah zum Friedhof. Dann ließ er mich wieder los und ich nickte nur. „Gut… fahren wir nach Hause. Dort kannst du dich dann ausheulen und ausschlafen.“, sagte Josh und fuhr so schnell es ging los. Mir wurde wie so oft gleich schlecht. Deswegen mussten wir auch nach wenigen Minuten, obwohl sein Haus nicht mehr weit entfernt war, anhalten damit ich mich übergeben konnte. Wie ich seinen Fahrstil doch hasste! Aber dennoch liebte ich ihn… Als wir bei ihm zu Hause ankamen, nahm ich gleich eine Tablette die mir mein Psychologe einmal verschrieben hatte. Sie waren gegen die Depressionen die ich wegen Matt und Lex hatte. Ich gab mir an allem die Schuld. Deshalb hatte er mir diese verdammten Tabletten verschrieben! Man könnte glauben, dass es Schlaftabletten seien, denn immer wenn ich eine nahm, fühlte sich mein Körper schwer an und ich wurde extrem müde, dennoch konnte ich nicht gleich einschlafen. Ich legte mich ins Bett nachdem ich die Tablette einfach runtergeschluckt hatte ohne Wasser. Plötzlich wurde mir ganz schlecht und ich konnte fast alles nur noch verschwommen war nehmen. Ich versuchte zu schlafen, was aber natürlich nicht klappte. Nach einer Weile merkte ich, wie sich Josh neben mir ins Bett legte und sich an mich kuschelte. Kurz darauf schlief ich endlich ein, unter den Qualen meiner Depressionen und unter der Wirkung der Tablette… Am nächsten Morgen schlief ich mich aus. Ich wusste nicht, dass Josh schon wach war, ich war noch immer müde von der Tablette. Als ich meine Augen endlich öffnete, war es schon halb 11 Uhr. Also kurz vor Essenszeit. Ich stand auf, ich war noch immer etwas benommen von der Tablette. Als mir ein süßlicher Geruch in die Nase stieg, ging ich in die Küche, wo Josh natürlich schon kochte, obwohl er dies nicht wirklich konnte. Als er mich bemerkte, drehte er sich zu mir um und begrüßte mich mit einem sanften Lächeln. „Morgen, Schlafmütze!“, sagte er zu mir. Dann kam er auf mich zu und küsste mich sanft auf die Stirn, worauf ich natürlich leicht rot wurde. „Morgen…“, nuschelte ich nur. „Sag mal, Mickal, was hast du da gestern eigentlich genommen?“, fragte er mich und begab sich wieder zum Herd, wo das Essen fast anbrannte. „Etwas gegen Depressionen, was mir mein Psychologe mal verschrieben hat…“, erklärte ich ihm und begab mich mit schwankenden Körper zum Esstisch wo ich mich auf einen Sessel setzte. „Psychologe? Seit wann das?“, fragte er nach. „Zwei Jahre…“, erklärte ich ihm. Nach wenigen Minuten setzte er sich neben mir auf den Tisch. Vor sich stellte er einen Teller mit etwas Essbaren hin, soviel konnte ich noch erkennen. „Was ist du da?“, fragte ich ihn und ließ meinen Blick nicht von seinem Teller. „Omelett.“, sagte er und steckte sich die Gabel mit etwas von dem Omelett in den Mund. „Ich kann wegen den beschissenen Tabletten nur alles verschwommen wahrnehmen…“, erklärte ich ihm und hielt mir den Kopf. Ich bekam mal wieder Kopfschmerzen. Doch ich sollte keine Tablette jetzt nehmen. Denn soviel ich wusste, dürfte ich, solange ich diese Tabletten gegen meine Depressionen nahm, keine anderen Medikamente nehmen. „Ich geh noch mal ins Bett… weck mich bitte auf in ein paar Stunden, ja?“, nuschelte ich und sah Josh nun schon etwas klarer. Er nickte nur. Ich stand auf und torkelte zurück ins Schlafzimmer. Dort legte ich mich ins Bett, aber schlafen wollte ich nicht. Also dachte ich über alles nach. Über Josh, Matt und Lex… Sie drei waren für mich das aller wichtigste in meinem Leben. Doch Lex hatte ich schon vor langer Zeit verloren und nun auch noch Matt, obwohl ich ihn wirklich von ganzen Herzen liebe. Doch ich hatte mich gegen ihn entschieden und für Josh. Doch es war irgendwie nicht das richtige gewesen. Ich musste zurück zu ihm… Doch ich wusste, dass er mich nicht aufnehmen würde. Deswegen schlief ich noch eine Weile lang. Später, als mich Josh aufweckte, träumte ich gerade von Matt. Deswegen flüsterte ich auch, obwohl ich genau bei Sinnen war und Josh genau erkennen konnte: „Matt…?“ Josh sah mich etwas verwirrt an. „Tut mir leid, Matt ist nicht hier. Der ist bei sich zu Hause und sicher nicht bei mir. Weist du überhaupt wer ich bin? Hast du Fieber?“, labberte Josh auch schon los und legte seine Hand auf meine Stirn. „Nein, Fieber hast du keines.“, sagte er dann. Er seufzte. Ich sah ihn etwas verwirrt an. „Wenn ich mich nicht bald bei dir austoben kann, mach ich es das nächste Mal wenn du schläfst!“, nuschelte er und sah mich einem finstern Blick an. Ich bekam Angst, so kannte ich Josh doch gar nicht! Hatte ich mich etwa in ihm geirrt…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)