Für Liebe lohnt es sich zu kämpfen von Bling-Bling ================================================================================ Kapitel 1: Cold, cold Nights ---------------------------- ~Prolog~ 1915 - Der erste Weltkrieg tobt unerbittlich übers Land. Wie viele Leute haben wir schon gesehen? Hunderte, Tausende... Unzählbar viele. Unzählbar wie das Leid, die Wut, aber auch die Freude der Menschen, die wir flüchtig oder tief kennen lernten durften. Manchmal war es ein Segen, manchmal ein Fluch. Auch alte Bekannte liefen uns wieder über den Weg. Manche hatten sich verändert, andere wiederrum waren genau so irre wie damals. Ich erfuhr viel über dieses Mistelding und deren Fluch - wenn es auch nicht immer erfreuliche Neuigkeiten waren. Geschichten aus der Vergangenheit drangen an mein Ohr, über Vater und Mutter. Und einiges Anderes natürlich auch. Nun schlendere ich mit meinen Freunden durch die Welt und frage mich, was nun als nächstes passiert. _____ Ich, Yuri, hatte mich von den Anderen abgesetzt. Gemütlich schlenderte ich durch die Stadt und die Ruhe war angenehm. Nach so langer Zeit. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, plötzlich wieder allein zu sein. Allein, wie damals. Damals, als Alice starb. Und neulich fragte Karin ja auch nach ihr. "Hast du Alice geliebt?", fragte sie und der Satz kommt mir immer wieder in den Sinn. Wie dumm ich doch war und habe plötzlich diese Magenschmerzen vorgespielt... Und in dem Moment meine Liebe zu Alice verschwiegen. Sollte man Liebe verschweigen? Na ja, jetzt ists ja schon passiert und in die Vergangenheit reisen und es rückgängig machen... Kann ja keiner, weder ich noch sonst wer. Aber wollen tun wir das doch alle einmal in unserem Leben, oder? Tja... Scheiße wars. Seufzen entglitt über meine Lippen und ich setzte mich auf eine Bank, die Beine vor mir ausgebreitet. Ich zog meine Handschuhe aus, warf sie neben mir und blickte auf meine entblößten Hände. Mit diesen Händen hab ich ihr Grab geschaufelt. Ich erinnere mich sehr gut daran. Als sei es noch gestern gewesen... Dabei ist es fast ein ganzes Jahr her. Die Zeit rennt davon... ~Rückblick~ Zürich, 1914, in der Nacht. Es goss wie aus Eimern. Immer wieder blickte ich zu dem Baum, unter dem sie lag. Sie - Alice. Der Baum war wenigstens ein Platz, der absolute Trockenheit spendete. Ich stand im Regen und wischte mir immer wieder das sofort wiederkommende Wasser von der Stirn, während ich mit einer schweren, leicht rostigen Schaufel das Grab aushob. Ich wollte keine Pause einlegen, auch wenn mich das hier schlauchte. Aber ich wollte es tun, ich musste es tun. Dann konnte ich endlich auch den Schmerz begraben, der meine Seele heimsuchte. Ich erinnere mich wie heute an das ganz kleine Grab auf dem Freidhof in meinem Herzen, das erst erschien, als die Tragödie begann... Ich finde einfach keine Ruhe. Wegen mir hob ich jetzt das Grab aus... Nur, weil sie mich retten wollte und dafür ihr Leben gab. Ich schüttelte mit dem Kopf. Nicht erinnern, Yuri. Das bereitet dir nur Kopfschmerzen. Und das kann ich nicht brauchen, nicht jetzt. Nicht... jetzt. Ich stieß die Schaufel neben mich in die Erde und sank hinunter. Ich wollte den Griff nicht loslassen, selbst nicht, als ich auf dem Boden kniete. "Alice...", flüsterte ich und blickte in den Himmel. Der Vollmond stand stolz am Himmel und schien herab. Ich riss meinen Kopf nicht herunter, selbst als Regentropfen in mein Gesicht, in meine Augen tropften. Warum zerreißt es mir das Herz...? Ich war doch sonst nie ein gefühlsduseliger Mensch... Langsam stand ich wieder auf und zog mir meinen Mantel aus. Er umhüllte Alice vorsichtig in ihm... "Er... soll dich warm halten, Alice.", sagte ich eher für mich selbst als für sie. Er sollte sie beschützen, besser als ich es jemals tat. Vor Kälte, vor Angriffen, vor allem. Auf Ewigkeit... ~Rückblick Ende~ Jetzt schneite es. Nichts Ungewöhnliches in Russland. Ich zog meine Handschuhe erneut an und blickte in den Himmel. Manchmal zuckte ich zusammen, eine Schneeflocke beendete ihre Bahn aus dem himmlischen Reich zu mir herunter auf meinem Gesicht. Kaum zu glauben, dass zur gleichen Zeit Krieg herrschen soll... Hier schlendert die Romantik und die Friedlichkeit durch die noch so kleinste Gasse. Zum Kotzen. Ich stand auf, weil es mich allmählich fröstelte. Und ich wollte weg von dieser friedlichen Landschaft des Todes. Seien wir ehrlich, der Winter ist der wunderschönste Todbringer, oder? Insekten sterben, Menschen erfrieren... Und manche, die zu leicht bekleidet sind und draußen auf einer Parkbank sitzen, in den Himmel starren und in vergangenen Zeiten schwelgen, definitiv auch. Ich musterte mich kurz und warf mich doch einfach in diese Kategorie mit ein. "Wohin geht's als Nächstes?", fragte eben Karin, als ich auf die Anderen traf, die sich gerade am Stadtrand befanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)