Für Liebe lohnt es sich zu kämpfen von Bling-Bling ================================================================================ Kapitel 1: Cold, cold Nights ---------------------------- ~Prolog~ 1915 - Der erste Weltkrieg tobt unerbittlich übers Land. Wie viele Leute haben wir schon gesehen? Hunderte, Tausende... Unzählbar viele. Unzählbar wie das Leid, die Wut, aber auch die Freude der Menschen, die wir flüchtig oder tief kennen lernten durften. Manchmal war es ein Segen, manchmal ein Fluch. Auch alte Bekannte liefen uns wieder über den Weg. Manche hatten sich verändert, andere wiederrum waren genau so irre wie damals. Ich erfuhr viel über dieses Mistelding und deren Fluch - wenn es auch nicht immer erfreuliche Neuigkeiten waren. Geschichten aus der Vergangenheit drangen an mein Ohr, über Vater und Mutter. Und einiges Anderes natürlich auch. Nun schlendere ich mit meinen Freunden durch die Welt und frage mich, was nun als nächstes passiert. _____ Ich, Yuri, hatte mich von den Anderen abgesetzt. Gemütlich schlenderte ich durch die Stadt und die Ruhe war angenehm. Nach so langer Zeit. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, plötzlich wieder allein zu sein. Allein, wie damals. Damals, als Alice starb. Und neulich fragte Karin ja auch nach ihr. "Hast du Alice geliebt?", fragte sie und der Satz kommt mir immer wieder in den Sinn. Wie dumm ich doch war und habe plötzlich diese Magenschmerzen vorgespielt... Und in dem Moment meine Liebe zu Alice verschwiegen. Sollte man Liebe verschweigen? Na ja, jetzt ists ja schon passiert und in die Vergangenheit reisen und es rückgängig machen... Kann ja keiner, weder ich noch sonst wer. Aber wollen tun wir das doch alle einmal in unserem Leben, oder? Tja... Scheiße wars. Seufzen entglitt über meine Lippen und ich setzte mich auf eine Bank, die Beine vor mir ausgebreitet. Ich zog meine Handschuhe aus, warf sie neben mir und blickte auf meine entblößten Hände. Mit diesen Händen hab ich ihr Grab geschaufelt. Ich erinnere mich sehr gut daran. Als sei es noch gestern gewesen... Dabei ist es fast ein ganzes Jahr her. Die Zeit rennt davon... ~Rückblick~ Zürich, 1914, in der Nacht. Es goss wie aus Eimern. Immer wieder blickte ich zu dem Baum, unter dem sie lag. Sie - Alice. Der Baum war wenigstens ein Platz, der absolute Trockenheit spendete. Ich stand im Regen und wischte mir immer wieder das sofort wiederkommende Wasser von der Stirn, während ich mit einer schweren, leicht rostigen Schaufel das Grab aushob. Ich wollte keine Pause einlegen, auch wenn mich das hier schlauchte. Aber ich wollte es tun, ich musste es tun. Dann konnte ich endlich auch den Schmerz begraben, der meine Seele heimsuchte. Ich erinnere mich wie heute an das ganz kleine Grab auf dem Freidhof in meinem Herzen, das erst erschien, als die Tragödie begann... Ich finde einfach keine Ruhe. Wegen mir hob ich jetzt das Grab aus... Nur, weil sie mich retten wollte und dafür ihr Leben gab. Ich schüttelte mit dem Kopf. Nicht erinnern, Yuri. Das bereitet dir nur Kopfschmerzen. Und das kann ich nicht brauchen, nicht jetzt. Nicht... jetzt. Ich stieß die Schaufel neben mich in die Erde und sank hinunter. Ich wollte den Griff nicht loslassen, selbst nicht, als ich auf dem Boden kniete. "Alice...", flüsterte ich und blickte in den Himmel. Der Vollmond stand stolz am Himmel und schien herab. Ich riss meinen Kopf nicht herunter, selbst als Regentropfen in mein Gesicht, in meine Augen tropften. Warum zerreißt es mir das Herz...? Ich war doch sonst nie ein gefühlsduseliger Mensch... Langsam stand ich wieder auf und zog mir meinen Mantel aus. Er umhüllte Alice vorsichtig in ihm... "Er... soll dich warm halten, Alice.", sagte ich eher für mich selbst als für sie. Er sollte sie beschützen, besser als ich es jemals tat. Vor Kälte, vor Angriffen, vor allem. Auf Ewigkeit... ~Rückblick Ende~ Jetzt schneite es. Nichts Ungewöhnliches in Russland. Ich zog meine Handschuhe erneut an und blickte in den Himmel. Manchmal zuckte ich zusammen, eine Schneeflocke beendete ihre Bahn aus dem himmlischen Reich zu mir herunter auf meinem Gesicht. Kaum zu glauben, dass zur gleichen Zeit Krieg herrschen soll... Hier schlendert die Romantik und die Friedlichkeit durch die noch so kleinste Gasse. Zum Kotzen. Ich stand auf, weil es mich allmählich fröstelte. Und ich wollte weg von dieser friedlichen Landschaft des Todes. Seien wir ehrlich, der Winter ist der wunderschönste Todbringer, oder? Insekten sterben, Menschen erfrieren... Und manche, die zu leicht bekleidet sind und draußen auf einer Parkbank sitzen, in den Himmel starren und in vergangenen Zeiten schwelgen, definitiv auch. Ich musterte mich kurz und warf mich doch einfach in diese Kategorie mit ein. "Wohin geht's als Nächstes?", fragte eben Karin, als ich auf die Anderen traf, die sich gerade am Stadtrand befanden. Kapitel 2: Deep Surprise ------------------------ Oh... my... God. Ich hätte nie, nie, NIE daran gedacht, dass ich weiter mache. Ich hatte nie Zeit zum Weiterschreiben, dann habe ich diese FF total vergessen und neulich wieder gefunden. Ich wollte einmal weiter schreiben, habe es dann auch getan... Aber irgendwie verließ mich der Mut, weil ich die Story dieses genialen Spiels vergessen hatte. Und Zeit zum Spielen hatte ich bis jetzt nicht mehr. Deshalb: Sorry, wenn irgendwas unlogisch ist. Ich erinnere mich nicht mehr genau, wann welcher Charakter zur Gruppe hinzu stieß und wann was passierte, was welchen Zweck erfüllte und so weiter. Ich wünsche aber auf jeden Fall viel, viel Spaß beim Lesen. Frohe Weihnachten! ;D _________________________________________________________ „Hah…“, entfuhr es meinen Lippen nun ein wenig nachdenklich. Ich zuppelte mir ein wenig am Kinn herum. „Wenn ich das wüsste…“, fügte ich nun eher zu mir selbst wendend hinzu. Ein wenig ratlos blickte ich in die Runde. Ich nahm meine Umwelt ein wenig verschwommen wahr, blinzelte einige Male. Diese eisige Kälte zerrte an mir. Sie saß mir in den Knochen, griff sich fest, fast so als würde sie ein Teil von mir werden wollen. Okay, ganz ruhig. Nimm einen tiefen Atemzug. Dann wird es schon besser werden… Oder auch nicht. „Wie wäre es, wenn wir einfach…“ Meine Aufmerksamkeit legte sich nun auf Lucia, die einen Plan zu haben scheint. Sicherlich kam sie nun mit irgendwelchen Wahrsagerkram oder irgendwelchen betörenden Düften, die uns den Weg zeigen sollten, wenn wir nur fest daran glauben und sie in die eisigkalte Winternacht heben würden. Ehe die braungebrannte Italienerin ein Wort aus ihrem Mund bekam ergriff ich die Initiative und unterbrach sie jäh. „Weißt du, Lucia.“, begann ich und trat einen Schritt auf sie zu. Joachim, der merkwürdig mit deinen Muskeln spielte, ignorierte ich wie den knirschenden Schnee unter meinen Schuhen. „Ich will weder Wahrsagerei noch Aromazeug. Ich will vorankommen. Schnell. Ich hasse Schnee und ich hasse Kälte.“ Schmollend verschränkte die Angesprochene nun die Arme vor der Brust und schwieg. Karin lächelte ein wenig und legte ihr besänftigend die Hand auf die Schulter. Ich denke, wenn wir Karin nicht hätten, dann würde es umso öfter bei uns knallen. Ich drehte mich auf dem Absatz um und strich mir den auf die Schulter gefallenen Schnee weg. „Wir haben nicht einen Anhaltspunkt!“, beschwerte sich nun der alte Puppenspieler und ich rollte mit den Augen. In mir brodelte es unerklärlicherweise auf. „Wisst ihr, ich habe die Schnau-“ Weiter kam ich nicht. Ein dumpfer Schlag, ich rutschte auf diesem verdammt rutschigen Boden aus und fiel auf die schneebedeckte Erde. Ein weiterer dumpfer Schlag, gefolgt von quietschenden Sohlen und ein merkwürdigem Klackern. Dieses Klacken erinnert mich an Absätze. Spitze Absätze. Mit schmerzverzogenem Gesicht hielt ich mir die Rippen und blickte auf. Ich benötigte einige Augenblicke ehe ich realisierte, was hier eben passiert war. Jaulend lag ein Junge neben mir. Ich hörte die klare Stimme Anastasias, die sich nach dem Jungen erkundigte. Nur ein kleiner Junge? Das kann doch nicht sein, dass mich ein Bengel so hart umrannte, dass ich zu Boden fiel?! Selbst die Glätte entschuldigt das doch nicht. „Los, beeil dich!“ Mein Körper fuhr herum. Ich sah den Rücken einer jungen Frau. Diese ließ mich also in Kooperation mit dem schwarzhaarigen Jungen hinfallen. Ich blickte auf ihre Schuhe und langsam an ihrem Körper hinauf. Wie zum Teufel war es möglich, dass ich und dieser Rotzlöffel voll auf die Schnauze fielen und diese Frau mit ihren mörderischen Absatzschuhen fest auf dieser Eisschicht stand?! Ich betrachtete nun ihr langes, blondes Haar, welches einige Schneeflocken gefangen hatte und keuchend zeichnete sich ihr Atem in der kalten Luft Russlands ab. Mein Herz stockte. Meinen Körper durchzuckten tausende Blitze, jeder stärker und heftiger als der Andere. Mein Atem setzte aus, fassungslos blickte ich auf die Blondine wie diese nun grob nach dem Jungen griff und ihn hinter sich herzog. Ihre Absätze donnerten auf dem harten Boden des Marktplatzes, die Schatten wurden länger geworfen je weiter sie rannten. „Warte!“, brüllte ich und begann zu rennen. Immer wieder rutschte ich mit den glatten Sohlen meiner Schuhe auf dem Grund, als ich aufgeregte Stimmen hinter mir hörte, einige gehörten zu den meiner Freunde, der Rest war mir völlig unbekannt und unverständlich. Sie schrien auf russisch, klangen aufgeregt, vielleicht sogar wütend. Das war aber eigentlich das Gleiche in Russland, wie ich immer das Gefühl hatte. Meine Schritte wurden immer schneller, die Neugier trieb mich weiter. Meine Ohren wurden heiß und ich hatte Mühe die Sicht zu wahren bei der eisigen Kälte die mir entgegen peitschte. Ich wagte nicht zu denken, nicht zu fühlen, nicht zu sprechen, nicht zu hören. Nichts. Ich wollte nur rennen, diese Frau ergreifen und sie ansehen. Und Fragen stellen. So viele Fragen… Und Antworten darauf erhalten. Verzweifelt musste ich sehen, wie sie immer schneller zu werden schien. Mittlerweile hatte sie den Jungen losgelassen, er folgte ihr mit einer Wendigkeit und Schnelligkeit die sonst nur Blanca an den Tag legte. Wahnsinn für einen kleinen Jungen, ich schätze ihn auf höchstens 12 Jahre. „Halt! Bleib stehen!“, brüllte ich nun und hustete. Mein Hals fühlte sich an, als sei er zugeschnürt worden; der Atem blieb mir weg. Meine Schritte wurden langsamer bis ich schließlich stehen blieb und keuchend die Hände auf meine Knie legte. Aufstützend blickte ich auf den Rücken der jungen Frau, die sich immer wieder nach den Verfolgern umdrehte. Als sich unsere Blicke trafen erschauderte ich bis in Mark und Knochen. „Blanca… Fang sie um jeden Preis!“, rief ich verzweifelt und sah den weißen Wolf an mir vorbei brausen. Karin stand wenige Momente später atemlos neben mir, den Blick auf mich gelegt. Meine Lungen brannten, ich hielt mir mit schmerzverzerrtem Gesicht die Brust. Anastasia war weit abgeschlagen, Kurando hatte ein Auge auf sie geworfen und Gepetto war eh nicht mehr der Schnellste. Auch seine Cornelia konnte ihm nicht helfen. „Was ist? Wieso rennst du ihr so hinterher?“, wollte Joachim nun wissen, auch er rang nach Luft. Lucia stieß nun schwächelnd zu uns, Karin stützte die Frau nun und gab ihr Halt. „Ich… hasse diese kalten Länder!“, brachte sie gerade noch heraus ehe ich mich einigermaßen gefangen hatte und aufrichtete. Irgendwie war ich da mit Lucia doch mal einer Meinung… Nun aber wand ich mich an unseren „zierlichen“ Schmetterling. „Sie… sieht aus wie Alice.“, meinte ich nun leise, niedergeschlagen. Die Horde von russischen Männern rannte nun erst an uns vorbei und schimpfte ebenfalls weiter. Auch wenn ihr Volumen abgenommen hatte war das doch eine beträchtliche Masse an Verfolgern. Karin blickte mich aber nun ungläubig an. „Alice? Aber sie…“ Die Rothaarige verstummte. Sie presste die Lippen aufeinander und wagte den Satz nicht zu Ende zu führen. Ja, sie war tot. Aber diese Frau… Diese Frau sah so aus wie sie. Kein Zweifel! Ihre Züge, ihre Mimik, ihre Gesten, die Art, wie sie sprach… Alles erinnerte an Alice. Meine Hoffnung lag nun auf Blanca. Ich musste sie sprechen, egal was es kosten würde. Selbst ihre Stimme… Gott, Alice. Plötzlich fühlte ich mich so verdammt hilflos. Wie sehr ich das hasste. Als wäre ich schwach. Aber sind wir ehrlich, jeder ist schwach und hilflos zu manchen Zeitpunkten in seinem Leben. Ob man nun will oder nicht. Ich seufzte tief und entschied mich, weiter zu laufen. Hier herumzustehen brachte nichts und ließ mich nur elender fühlen. So konnte ich wenigstens etwas tun, bewegen. Wenn es auch nur ich selbst war im Moment, der sich bewegte. Mir war es egal ob meine Freunde mir folgten, ich achtete nur auf mich, auf meinen Weg und der wilden Horde Fußspuren im Schnee. So viele Fragen schossen wie Kugeln durch meinen Kopf. Meine Ohren rauschten und ich schüttelte meinen Kopf beim Rennen, als könne ich das Rauschen, die Fragen und alles einfach von mir schütteln. Leider war diese Aktion umsonst, es blieb alles wie es war. Ich wollte nichts fühlen, nichts denken. Immer noch nicht. Einige Minuten später fand ich Blanca mit der Frau und dem Jungen. Blanca hatte sie in eine enge Sackgasse gedrängt und blockierte den Weg für beide bis ich ankam. „Alice?“, fragte ich das Mädchen direkt und sie blickte mich regungslos an. „Was wollt ihr?“, fragte sie nun und schritt einige Meter voran, die Hand schützend vor das Kind haltend. „Wir haben euch nichts getan, lasst uns gehen.“, hörte ich nun von der Blondine sagen. Ihre Stimme stach mir einen so kalten Stich in die Brust wie ein riesiger Eiszapfen. Ich rannte auf sie zu. Irgendetwas setzte in meinem Kopf aus und ich beschleunigte meine Schritte zielsicher auf die junge Frau zu. Sie wich etwas zurück, unsicher blickten ihre Augen in meine. Als ich nun vor ihr stand, sie kurz musternd, biss ich mir auf die Lippen. „Alice, bist du es?“, fragte ich wieder, jetzt schon fast flüsternd. Wieder bekam ich keine Antwort von ihr, weswegen ich ihre Schultern packte. Meine Hände bohrten sich in ihre Kleidung, ich hielt sie fest, damit die Blondine mir nicht wieder entglitt. Unsicher zuckte sie zurück und der Junge erhob seine Stimme: „Lass sie los! Lass sie los, du gemeiner Kerl!“. Er hämmerte mit seine geballten Fäuste auf mich ein, was mich völlig unberührt ließ. Ich starrte in das helle Augenpaar vor mir und schluckte schwer. Der Kloß in meinem Hals wurde immer unerträglicher. Ich brauche eine Antwort von ihr. Sofort. Gerade als ich meinen Mund aufmachte und sie harsch auffordern wollte, mir endlich zu antworten, schien die Blondine mein Problem und meine Verzweiflung bemerkt zu haben. Ihre Lippen sprachen leise zu mir, dass ihr Name nicht Alice sei. „Ich heiße Celia.“, meinte sie nun endlich und ich lockerte meinen Griff von ihr, ließ meine Hände langsam sinken. Verdammt. Verdammte Scheiße! Ich schlug neben ihr gegen die Wand. Ich realisierte, wie sehr ich zitterte. Nicht vor Kälte, das hatte ich längst hinter mit gelassen. Ich zitterte vor Wut und Aufregung. Ich hatte ein so schönes Leben gelebt, Alice verdrängt und versucht zu vergessen. Es wäre mit beinah gelungen und dann kommt diese Frau daher, treibt alle versunkenen Erinnerungen wieder an die Oberfläche! Inzwischen hatte der Junge auch aufgehört, mich mit seinem Faustregen zu bearbeiten. Sein hellbraunes Haar war zerzaust und ein wütendes Augenpaar blickte mich an. „Okay, sorry… Ich… Ich hab dich verwechselt.“, meinte ich nun kleinlaut und schüttelte meine Hand ein wenig aus. Der Schlag gegen die Wand tat ihr alles andere als gut. Gerade als ich mich umdrehen und zum Gehen aufbrechen wollte hielt diese Celia mich zurück. „Hör zu… Ich weiß nicht, wer du bist, woher du kommst, aber ich… ich brauche deine Hilfe.“, sagte sie und ich blieb stehen, den Rücken zu ihr gewandt. Ich blinzelte einige Male und schluckte schwer. „Weshalb?“, fragte ich ein wenig leise und spürte eine Hand auf meinem Oberarm. Instinktiv schüttelte ich sie sofort ab und blickte in das leicht verstörte Gesicht dieser Celia. „Hör zu, Lady. Ich weiß nicht, wieso gerade ich dir helfen soll, aber ich habe keine Lust auf den Ärger, den du anziehst. Was wollten diese Russen von dir? Wieso suchen die nach dir?“, fuhr ich sie an und schüttelte kurz darauf mit dem Kopf. Diese Frau macht mich wahnsinnig. Wie sie mich ansieht, wie sie spricht, wie sie handelt. Gerade als sie ihre Lippen öffnete um mir Antwort zu geben unterbrach ich sie grob in dem ich mit meiner noch schmerzenden Hand fuchtelte. „Vergiss es.“, sagte ich zu ihr und schloss für einen kurzen Moment meine Augen mit zitternden Lidern. Ich öffnete meine Augen und ich spürte, wie sich mein Innerstes verkrampfte. Es fühlte sich alles kälter an als meine Umgebung. „Ich will nichts davon hören. Mach deinen Scheiß allein.“ Ehe diese Celia mich wieder berühren oder ansprechen konnte ging ich eiligen Schrittes davon. Ich bog wütend und kochend um die Ecke, hinter der meine Freunde nun zur Seite sprangen und erschrocken zu vertuschen versuchten, dass sie mich belauscht hatten. „Ach, gebt euch doch keine Mühe, ihr Schwachköpfe!“, knurrte ich nun und wank ab, strammen Schrittes in die Nacht hinein. Unbemerkt von mir hatte sich Karin aber nun nach einigen Momenten abgewendet und ist in die Gasse gelaufen… Ich schüttelte leicht mit dem Kopf und griff unbewusst an meinen Talisman, als ich das Gefühl hatte, die Dunkelheit übermannte mich. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich der Luft zum Atmen beraubt. Ich kniff meine Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander, blieb stehen. „Yuri, ist alles in Ordnung?“, hörte ich weit entfernt und fühlte Lucias Hand auf meiner Schulter ruhen. Ich nickte knapp und nachhaltig, als würde ich mir es selbst einreden wollen. Doch dann blickte ich neben mich und ich erschrak zu Tode. Neben der Italienerin und mir standen Karin, diese Celia und dieser komische Junge. Die Rothaarige blickte ein wenig durcheinander und ernst zugleich in meine Richtung. Dies verlieh ihr einen kleinen irren Ausdruck auf dem Gesicht. Die Tatsache ließ ich aber schnell hinter mir und blickte zu Celia. Wut brodelte erneut in mir hoch und gerade als ich explodieren wollte wie ein Vulkan, schwankte etwas Glitzerndes an einer Kette vor meinen Augen. „Woher hast du das, du… du…“, keuchte ich nun erschrocken und von Zorn ergriffen zugleich. Mit einer schnellenden Handbewegung griff ich nach der Kette, war jedoch zu langsam. „Du Hexe!“, brüllte ich Celia nun an und stürmte ihr entgegen. Kapitel 3: Please tell me why ----------------------------- Okay, hier nun das dritte Kapitel. Ich hoffe, die Dinge bleiben spannend und das Warten hat sich gelohnt. Ich habe noch einiges für unsere Freunde geplant. Dranbleiben lohnt sich also! ^^ Bitte lasst mich wissen, was ihr denkt. Jeder Kommentar ist willkommen. Vielen Dank fürs Lesen! ________________________________________________________________ Geschickt wich sie mir aus und ließ die Kette blitzschnell verschwinden. Ein allgemeines, scharfes „Ah!“ ging durch die Runde, während Lucia aus der Reihe tanzte und begeistert klatschte. „E-Err… Habe ich das grade richtig gesehen?!“, wollte Gepetto nun wissen und hielt Cornelia die Augen zu. Joachim nickte nur knapp und schluckte schwer. „Hol es dir doch, wenn du unbedingt willst!“, hörte ich Celia nun spotten und ich hing mit meinem Blick in ihrem Dekolleté. Mein Atem wurde schwer. Ich hatte das Gefühl, dass ich in Ohnmacht falle. „Die Tante ist gut!“, rief Anastasia nun zu allem Überfluss noch und Karin kratzte sich am Kopf, während Kurando sich ein wenig beschämt abwand. „Okay…“, meinte ich eher zu mir selbst und atmete tief aus. Ich hob langsam die Arme und legte sie mit bedachter Sanftheit, gleichzeitig mit festem Griff, an Celias Oberarme. „Du… greifst jetzt in dein…en A-Ausschnitt und holst diese Kette wieder heraus.“ Die Antwort war simpel: „Nein.“ „Eh… Bitte?“ „Vergiss es, Yuri Hyuga.“ Ruhig, Yuri, gaaaanz ruhig. Diese Dame ist garantiert nicht wie Alice. Ich schüttelte mit dem Kopf und blickte die Blondine ganz ruhig an. Sie erinnert mich so an sie. Ich entspannte automatisch meine Gesichtsmuskeln und biss mir leicht auf die Lippen. Meine Hände entkrampften sich und ich versank in diesem Blau ihrer Augen. „Woher…?“, brachte ich nur über die Lippen und biss mir schmerzhaft die Zähne zusammen. Flatternd schlossen sich meine Augenlider und ich nahm nur unklar wahr, wie die zarten Hände des Mädchens sich an meine Schultern platzierten. Dort ruhend krallten sie sich leicht in den Stoff meines Oberteils und sie stellte sich auf die Zehenspitzen, sich mir nähernd. Das Szenario stand still. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, ich würde Alice halten. Ich sog die Luft ein und nahm einen feinen Hauch von Erde wahr. Und… etwas Blumiges. Eine Lilie vielleicht… „Ich erkläre dir alles, wenn du mich anhörst und mir hilfst.“, flüsterte ihre Stimme, so nah an meinem Ohr, dass mir ihr heißer Atem einen Schauer über den Rücken jagte. ___________________________ „Okay!“ Anastasia sprang von dem kleinen samtbezogenen Schemel auf den Boden und räumt ihn weg. Sie hatte ein riesiges Zimmer im Inneren des Schlosses organisiert und dieses nun abgeschlossen. „Hier sind wir sicher!“, meinte sie und setzte sich mit uns gemeinsam an den Tisch. Sie hatte Tee herbringen lassen und nun saßen wir da, alle schweigend. „Gut, ich… fang dann an.“, meinte Karin nun und blickte zu Celia. „Wer seid ihr beiden? Woher kommt ihr? Wieso benötigt ihr unsere Hilfe?“, schloss sie nun und blickte von Celia zu diesem Rotzlöffel, dessen Name wir immer noch nicht kannten. Er saß neben der fremden Blondine und hatte nun eine Tasse aus feinstem Porzellan in den Händen. „Dies ist Yuu… Und ich bin Celia, wie ihr wisst. Woher wir kommen ist nicht wichtig… Ich brauche bitte eure Hilfe, ich flehe euch an.“ Ihr Blick ging mir nahe. Ich sah schnell in eine andere Richtung. „Was ist geschehen?“, hörte ich noch meinen Cousin fragen und wagte wieder aus dem Augenwinkel heraus zu dem Mädchen zu sehen. Ihr Blick ruhte nur auf mir. Ich begann mich intensiv mit den Vorhängen zu beschäftigen und lauschte weiter den Erklärungen. „Ich… brauche eure Hilfe. Ich bin auf der Suche nach etwas Bestimmten. Ich benötige den Rat eines Mannes. Roger Bacon heißt er. Ich weiß, dass ihr ihn kennt. Ich brauche dringend seine Hilfe. Bitte…“ Celia hatte ihren Blick gesenkt und spielte nervös mit ihren Fingern. Sie sammelte sich gerade und schien fortfahren zu wollen, als ich wie von Sinnen Yuu anstarrte, der nun so heftig in seine Tasse pustete, dass ihm der Tee überschwappte. „Hey, du Bengel! Du hattest doch noch schwarzes Haar, als du mich umgerannt hast!?“, rief ich nun und er zuckte zusammen. Erschrocken blickte Celia zu dem Jungen, der sich nun die Hand in seine hellbraune Haarpracht schob. „Stimmt, wieso sind sie jetzt braun?“, wollte Joachim nun zu Recht wissen. Alle Blicke ruhten auf Yuu. Dieser lief knallrot an und wand sich hilfesuchend an seine Bekannte neben ihn. Die beiden tauschten nervöse Blicke aus und ich sprang auf. Meine Fäuste hoben sich fast automatisch und nun ruckten die Stühle meiner Freunde ebenfalls einer nach dem anderen zurück. „A-Ah… Hey!“ Celia erhob sich nun und hob wieder einen Arm vor Yuu. „D-Das… argh, was solls. Yuu ist ein Harmonixer. Genau wie du, Yuri.“ So schnell wie meine Arme oben waren, waren sie auch wieder unten. „W-Woah… Okay. Das… aber wieso?!“, fragte ich nochmal nach und ehe ich es versah, saßen meine ganzen Kumpanen wieder auf ihren Stühlen, fast so, als sei nichts gewesen. „Er… Kann noch nicht gut mit den Fusionen umgehen.“, meinte Celia nun schnell und blickte zu Yuu, strich ihm nun zart mit der Hand über den Kopf. „Ist doch egal! Ich will hören, was du von diesem Roger willst!“, flötete Lucia in einem Singsang daher. Gepetto hielt sich die Ohren zu, da er genau neben Lucia saß. Ich allerdings musste für meinen Teil erst einmal verdauen, dass dieser Junge auch ein Harmonixer war wie ich. Ich dachte, die einzigen Harmonixer stammen nur aus meiner Familie ab? Ich sank langsam auf den Stuhl zurück und griff nach meiner Teetasse. Ich hatte das Gefühl, dass, wenn ich etwas in der Hand halte, selbst Halt fand. Es mir ein wenig Ruhe schenkte. Pustekuchen. Celia fing zögernd auf das Drängen der Frau an weiter zu erzählen. Ihr Blick schien auf mir zu liegen, aber ich war so sehr auf die dunkle Farbe des Tees konzentriert, dass ich nichts um mich herum wahrnahm. „Ich brauche den Rat von ihm bezüglich Yuu. Irgendwas verlief bei seinen Fusionen schief. Und da er ein Meister der Magie ist, könnte er vielleicht helfen.“, schnappte ich auf und mein Blick fixierte Yuu. Dieser blickte mich unsicher an. „Er verliert immer wieder die Kontrolle über sich. Ich habe Angst, dass das irgendwann einmal ausartet…“ Celia schluckte schwer und wandte schnell blinzelnd ihr Gesicht zur Seite. „Oh… W-Wir helfen dir!“, platzte es nun aus Joachim heraus und das versetzte mir den Schlag in die Realität. Ebenso wie Anastasias Beine, die unter dem Tisch gerade schmerzvoll an meine Knie schwangen. „Argh!“, brachte ich nur heraus während Lucia schon aufgesprungen war und Celia um den Hals gefallen ist. „Wir helfen dir natürlich! U-Uh…“ „Alles in Ordnung bei dir, Lucia?“, fragte Karin nun ein wenig skeptisch und stand auf, legte die Hand an Lucias Schulter. Die Italienerin war soeben etwas von Celia abgewichen. Die Blondine blickte ratlos und tupfte sich am Auge herum. Ich erkannte in einem kurzen Moment, wie sie voller Tränen standen. „…Du riechst nach Tod.“ Ich hatte noch nie im Leben Lucia so ernst erlebt wie eben. Ihr Blick musterte die Frau, die Alice so ähnelte. „Aber das macht nichts! Ich habe dutzende Düfte für dich!“ Die Wahrsagerin strahlte von einem Ohr zum anderen, hüpfte auf und ab. Mein Kopf knallte auf den Tisch. Lucia ist so unberechenbar! Anastasia begann nun auf Lucia einzureden, wie sehr sie sich auch ein Parfüm wünschte und dass sie doch beraten werden wollte. Karin sank wieder zurück auf ihren Stuhl und Kurando lächelte ein wenig perplex. Währenddessen musterte Gepetto Celia eindringlich. Dieser alte Sack… Blanca gähnte nun und legte sich in eine Ecke, den Kopf auf den Pfoten. Alles quasselte ein wenig um mich herum, aber ich hatte immer noch eine Mission zu erfüllen. Ich schlug mit meiner Faust auf den Tisch. Dies verschaffte mir Gehör. „Schluss jetzt!“, meinte ich und funkelte in die Runde. „Celia… Wieso sollten wir dir vertrauen?“, fragte ich nun und sie lächelte mich sanft an. Argh! Wieso habe ich gefragt?! „Ich habe euch alles gesagt. Und ich bin ehrlich. Ich war es und werde es auch weiterhin sein.“, versicherte sie mir und strich sich das blonde Haar ein wenig aus dem Weg. Ganz ruhig, Yuri. Lass dich nicht von ihr um den Finger wickeln! … Allerdings wusste ich nicht, was dagegen spricht. Wir haben hier einen Vampiren, der denkt, ringen zu müssen und sich als Schmetterling zu verkleiden, damit er den Bösen an den Kragen kann. Oder ein vertrockneter Lustmolch, der mit Puppen spielt. Ein Kind, gefangen in einem verdammt gut aussehenden Frauenkörper. Eine Prinzessin, die nur mit dem Finger zu schnippen braucht und alles bekommt, was sie will und trotzdem nachts heimlich Snacks klaut. Wieso nicht auch ein weiteres Kind und diese Frau? Außerdem will ich wissen, was hinter der Geschichte der beiden steckt… „Außerdem… gehört dies dir.“, meinte Celia nun und griff mit ihrer rechten Hand in ihren Ausschnitt. Gepetto lehnte sich ein wenig vor und erntete einen Ellenbogenstoß von Karin. Zu Recht. Langsam und behutsam zog Celia die Kette hervor und hielt sie vor meine Nase. Es dauerte einen Moment, ehe ich mich auf das Schmuckstück konzentrieren konnte… Ich schüttelte leicht mein Haupt und wurde wieder ernst. Bitterernst. „Woher hast du das?“, wollte ich nun in einem schärferen Ton wissen, als beabsichtigt. Ich fixierte Celias Augen ganz genau und verengte meine eigenen ein wenig. Ich wollte aus ihr lesen, aus ihr schlau werden. Denn auch wenn sie vorgibt, mir die Wahrheit zu sagen muss es nicht heißen, dass sie mir was verschweigt. „Sagen wir so… Es ist der Grund, wieso ich dich gefunden habe, Yuri.“ Ein sanftes Lächeln umspielte ihre rosigen Lippen. Ich nahm die Kette an mich und betrachtete das Kreuz in meinen Händen. Es funkelte und blinkte einen Moment lang auf. Trotz meiner Handschuhe fühlte ich die Wärme, die durch dieses Schmuckstück floss. Langsam schlossen sich meine Augen. Alle, die dieses Kreuz trugen starben. Alle, die ich liebte. Mutter und Alice. Ich hatte diese Wärme nie zuvor gespürt. Vielleicht war ich zu abgestumpft gewesen dafür. Aber es gibt mir trotzdem Rätsel auf, wieso diese Frau dieses Schmuckstück bei sich trägt. Wieso hat sie es genommen? Gestohlen? Wieder kochte unkontrollierte Wut in mir auf. Ich wollte böse auf diese Celia sein, aber ich konnte einfach nicht. Sie sah mich an, lächelte weiterhin und ich war gefangen an unsichtbaren, hauchdünnen Fäden. Schätze Gepetto ist nicht der Einzige in unserer Runde, der eine Marionette kontrolliert… Kapitel 4: Secrets ------------------ Sorry, dieses Kapitel dauerte wirklich wieder ein bisschen. Ich hatte auch kaum Zeit, es zu überlesen, deswegen vergebt mir bitte die Fehler, falls ihr welche finden solltet. In einem Abschnitt bin ich davon abgewichen, aus Yuris Sicht zu erzählen, schließlich soll es endlich mal ein wenig vorankommen. Obwohl ich natürlich wieder sehr wenig preisgebe. Aber ich bemühe mich, mehr und öfter zu schreiben. Bitte lasst mich wissen, wie es euch gefällt. Vielen Dank fürs Lesen! ________________________________________________________________________ Wut. Wut? Wut! Hm… Je länger ich darüber nachdenke, desto komischer ist dieses verdammte Wort, dieses Gefühl. Ich lag schon seit einer Ewigkeit im Bett. Aber schlafen konnte ich nach dieser Aufregung natürlich nicht. Irgendwie verständlich oder? Kommt schon! Ich treffe ein Mädchen, das dem, welches meine große Liebe war und nun verstorben ist, so unglaublich ähnlich sieht. Ich fasse es nicht. Ich fasse es einfach nicht! Ich ballte meine Hände zu Fäusten und biss meine Zähne fest zusammen, so dass unter dem Druck irgendwann mein Kiefer zu schmerzen begann. Sie warf so viele Rätsel auf. Und ich wollte, nein, ich brauchte Antworten. Gerade als meine Hand in mein Haar fuhr und ich die Augen erneut geschlossen hatte, vernahm ich einen dumpfen Schlag an der Zimmertür neben mir. In diesem pompösen Schloss, das sich Anastasias Zuhause schimpfte, konnten wir alle locker eine Nacht nach der Aufregung unterkommen. Verdammt, wenn ich nicht irgendwann abgebraust wäre, dann wüsste ich, wer neben mir im Zimmer untergekommen wäre… Aber ich hielt es nicht mehr aus. Der bohrende Blick Celias, der immer auf mir ruhte, nahm mir irgendwann den Atem. Erst mein Atem, dann meine Beherrschung und letztendlich noch das bisschen Verstand, das mein dummer Kopf noch übrig hatte. Aber vielleicht hatte ich mir nur eingebildet, dass der Blondschof mich beobachtete. Werde ich jetzt auch noch paranoid? Ich schwang mich letztendlich auf, in der Neugier und Hoffnung getrieben, und trat leise an meine eigene Zimmertür. Das Zimmer neben meinem wurde mit quietschender Tür langsam geöffnet. „Ja? Was kann ich für dich tun… Uhm…“, flüsterte Celia nun und ich presste mich gegen die Tür, um besser zu hören. Fabelhaft… Wenn ich gewusst hätte, dass sie neben mir schläft, dann hätte das meiner Grübelei sicherlich keinen Abbruch getan. Im Gegenteil sogar. Dann hätte ich mich wieder wie eine Motte ans Licht gewagt, obwohl ich genau gewusst hätte, dass mich Celia verbrennt. Langsam, aber sicher… Apropos Licht. Ein kurzer Blick an mir herunter auf den Boden verriet mir, dass entweder Celia oder ihr Besucher eine Kerze in den Händen trug. Der fahle Kerzenschein drang flackernd an meine Füße und tanzte ein wenig unter dem Luftzug, der durch die Korridore zog. Mein Blick wurde langsam etwas trüber und ich begann wieder ein wenig nachzudenken. Halt, Yuri! Stop! Nicht schon wieder! Außerdem muss ich doch hören, wer Celia besuchte; vor allem aber, was er oder sie gar von ihr wollte. Neugierig bin ich nicht. Ich möchte es nur wissen, okay? „Joachim.“, meinte eine tiefe, bekannte Stimme nun und sie lachte leise gemeinsam mit dem Wrestler. „Ah, entschuldige bitte. Ich bin nicht so gut-...“, wie blöd, irgendwo rumpelte irgendwas und somit konnte ich den letzten Satz nicht mehr komplett hören. Verdammt, was war das? Es war eh schon schwer genug, sie zu verstehen. „Kann ich kurz mit dir sprechen, Celia?“ „Ah, ja, klar. Aber nicht hier, Yuu schläft gerade.“ Die Stimmen wurden lauter und knarrend schloss sich die Tür wohl hinter dem Mädchen. Nun schlug Joachim vor, dass sie beide in sein Zimmer verschwinden. Ich biss mir frustriert auf die Lippe, während ich leise, vom Teppich gedämpfte Schritte vor meiner Zimmertür hörte. Verdammter Scheiß aber auch! Ich hatte doch keine Ahnung, wo Joachim sein Zimmer hatte! … Mir war es auch zu blöd gewesen, weiterhin zuzusehen, wie der angetrunkene Gepetto seine Cornelia tanzen ließ und ihr immer wieder kichernd die Kleider wechselte. Joachim war von dieser Show fasziniert und klatschte begeistert die Hände im Takt. Dass Anastasia und Lucia mit von der Partie waren, musste ich nicht erläutern, oder? Deswegen bin ich, ehrlich gesagt, auch abgehauen. Irgendwann wurde mir die Stimmung dann doch zu ausgelassen. Deswegen zog ich als Erster ab und wusste nun nicht, wo meine Gefährten ruhten. Was weiß ich, was wir zu feiern hatten. Ehe ich mich versah knallte meine Hand gegen die Wand neben mir und ich sank an der Tür herunter. Meine Hände fuhren durch mein Haar und ich schloss mit zitternden Lidern meine Augen. Für einen kurzen Moment ruhte mein Kopf nun in meinen Händen. Das Schlucken fiel mir schwer und ich schüttelte leicht den Kopf. Diesen ließ ich darauf in den Nacken fallen und öffnete meine Augen, einen tiefen Atemzug nehmend. Zu meiner Verwunderung verschwamm die eh schon schummrige Umgebung vor meinem Augenpaar… ___________________________ Ich hatte nicht die geringste Ahnung wie lang ich schon auf dem Boden sitzend verbracht hatte oder wie lang Celia gemeinsam mit Joachim fort war. Ich fühlte mich so unheimlich träge. Aber so ging es mir immer. Immer, wenn ich… Ich schreckte auf und stand mit einem Mal auf den Beinen. Plötzlich gab es ein Poltern und Klappern weit entfernt. Ich hörte zudem eine Frau schreien. Und ich kann mir gut vorstellen, dass diese Frau Celia war… Sofort rissen meine Hände an der Türklinke und ich stürmte heraus. Auch mein Cousin stürmte einige Zimmer weiter hinten von meinem auf den Flur und wir blickten und kurz in die Augen. Der Rest unserer Truppe schlief wohl tief und fest, so dass nur ich und Kurando den Schrei hörten. Aber ein Samurai wie er muss immer auf der Hut sein. „Woher kam das?“, fragte ich ihn und der Junge nickte in meine Richtung. „Joachims Zimmer. Es liegt am Ende des Ganges.“, antwortete Kurando und ich nickte. Wir beide setzten und eiligen Schrittes in Bewegung und liefen den langen Ganz entlang. Na ja, allzu lang war er nun auch nicht, aber mir kam es vor wie eine Ewigkeit. Wer weiß, was passiert ist… Als wir vor dem Zimmer standen klopfte mein Herz bis zum Hals. Mein Cousin, einige Schritte hinter mir, rief mir zu, wieso ich zögerte. Ich wusste die Antwort selbst nicht. Ich griff an die Türklinke und riss grob daran, bereit, das Schlimmste zu sehen… Ich traute mich kaum, meinen Blick über den Raum schweifen zu lassen, vor lauter Angst, ich könnte sie verlieren. Wieder einmal. „Eh?“, machte Kurando neben mir und legte seinen Kopf ein wenig schief. Blinzelnd blickte er auf Joachim, der mit dem Rücken zu uns stand. Er sah nun über die Schulter zu uns herüber und ich riss meine Augen auf. „Oh Mann…“, brachte ich nur hervor und schüttelte mit dem Kopf, drehte mich um und ließ den Kopf sinken. Ich schloss meine Augen und seufzte genervt auf. „Oh, Yuri, Kurando. Wie toll, ich zeige Celia eben meine Performance! Seht zu!“, meinte Joachim nun im fröhlichen Ton und lachte. Mit einem leisen „Klonk!“ knallte Kurandos Kopf an den Türrahmen und Celia lachte auch. „Nun, Joachim, danke für deine Performance. Ich bin müde und gehe nun ins Bett.“ Es ertönte ein Rascheln, Celia schien vom Bett aufzusehen. Sofort hob ich meinen Kopf und straffte meine Erscheinung. Ich beobachtete sie gespannt und suchte ihren Blick, als sie auf uns zukam. Sie fixierte mich mit ihren Augen und ich hielt den Atem unbewusst für einen Moment an. „Gute Nacht Kurando, Yuri.“ Ihre Stimme drang sanft und ruhig an mein Ohr. Ich vernahm blitzschnell eine Gänsehaut, die meinen Rücken herunter jagte und sog den Duft ihrer Haare ein als sie an mir vorbei ging. Sie hypnotisierte mich jedes Mal neu auf ihre Art und Weise, die ich nie für möglich hielt. Flatternd schloss ich meine Augen, vergaß alles um mich herum und überlegte, was ich tun sollte, als ich ihre gedämpften und leisen Schritte auf dem Teppich hörte. Sollte ich ihr folgen oder doch lieber in mein Zimmer zurückkehren? „Sie ist ein faszinierendes Mädchen.“, meinte Joachim nun neben mir und ich zuckte leicht zusammen. Für einen „Schmetterling“ war er zu laut. Er hielt seine Schmetterlingsmaske in den Händen und wir drei Jungen blickten nun der blonden Mähne Celias hinterher. „Sie riecht aber merkwürdig...“, begann Kurando nun neben mir, sein Kopf verweilte immer noch am Türrahmen. Ein wenig nachdenklich blickte er drein und ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wie meins-...“, begann ich nun und der braungebrannte Wrestler neben mir klatschte in die Hände. „Aber natürlich, jetzt erinnere ich mich!“ Seine blauen Augen glänzten freudig und er blickte uns abwartend an, an Kurandos Arm zog er sogar ein wenig. Erwartete er nun wirklich, dass ich seine Aufregung teilte? Als Antwort bewegte ich meine Hände leicht wellenförmig und ließ die Hüften kreisen. „Ich will es gar nicht wissen!“, schnaubte ich nun verärgert und lief Celia hinterher, die mittlerweile ihre Tür schloss. „Was hat er denn?“, fragte Joachim nun verwirrt hinter mir aber ich kehrte unbeirrt in mein Zimmer ein und knallte die Tür hinter mir zu. Was für ein Kindergarten! ___________________________ „Lass ihn einfach in Ruhe, ich denke, er ist schon genug genervt nach diesem Tag heute. Er ist ganz verändert, findest du nicht auch?“, meinte Kurando nun zu Joachim und er gab nur ein stummes Nicken zur Antwort. Kurz darauf trat der Samurai in das Zimmer des Wrestlers, zog ihn hinein und schloss die Tür. „...Hör mal. Ich will wissen, was dir eingefallen ist.“ Der Schwarzhaarige blickte hinauf zu Joachim, der nun nickte. „Weißt du...“, begann er nun und legte die Stirn in Falten, während sich seine rechte Hand in seine Hüfte stemmte. Gedankenverloren wedelte er mit der linken Hand und der Schmetterlingsmaske, die er umgriffen hatte, als er erneut ansetzte: „Ich hatte vorher mit ihr über sie gesprochen. Ich wollte wissen, woher sie kommt und was ihre Ziele sind. Allerdings gibt sie nur sehr schlecht Antwort. Und als sie meine Grand Papillon-Performance sehen wollte gab es für mich natürlich kein Halten mehr, weil ich…“, er setzte die Maske feierlich auf, „Grand Papillon bin! Der Rächer der-“ „Ja! Okay, okay!“ Kurando wedelte heftig mit den Armen um Aufmerksamkeit zu erregen. „Später!“, rief er dazwischen und seufzte leise, als sein Gegenüber die Maske wieder, wenn auch ein wenig enttäuscht, abnahm. Natürlich brannte der Eifer in Joachims Augen, aber das musste warten. Zuerst wollte Kurandos Neugier gestillt werden. „Dir fiel etwas ein, als ich sagte, sie würde komisch riechen.“, half der Junge dem Superhelden auf die Sprünge. „Uh, ja, richtig! Also, hör zu... Als ich so mit ihr sprach und sie immer wieder ein wenig mit ihrem Haar spielte, da fiel mir auf, dass sie... nach Erde riecht. Erde und Blumen.“ Joachim schwieg. Kurando ebenfalls. „...Meinst du, sie ist eine Gärtnerin?“, fragte der Samurai nun so sarkastisch wie dessen Cousin persönlich und erhob sich. Als der Wrestler nickte und zustimmte, fasste der Schwarzhaarige sich an den Kopf und seufzte. „Huh, Blumen und Erde... Weißt du was? Zeig mir deine Performance, während ich nachdenke.“ Kurando setzte sich aufs Bett und bereute seinen Satz schon, als er nicht einmal zu Ende gesprochen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)