Reise durch die Zeit von Tenjoin-Asuka (Alexis x Jaden) ================================================================================ Kapitel 63: Wahrheit -------------------- Wahrheit „Verzeih mir, Alexis! Ich habe mich wie ein Idiot benommen und das weiß ich jetzt. Bitte! Ich habe einen Fehler gemacht und es tut mir Leid! Du hast nur die Hälfte von meinem Gespräch mit Syrus gehört! Ich…ich habe etwas wichtiges begriffen…ich…“ „Hör auf!! Hör verdammt noch mal damit auf!“, schrie Alexis auf und befreite sich aus Jadens Umarmung. „Warum kannst du es nicht einsehen? Du hattest deine Chance und hast alles kaputt gemacht! Ich will nicht noch einmal so verletzt werden. Es tut zu sehr weh. Noch einmal überstehe ich das nicht…“ Mit den letzten Worten wurde sie immer leiser und ballte die Hände zu Fäusten. „Bitte geh…“ Sie sah Jaden mit verweinten Augen an. „Das geht nicht, Lex. Ich habe einmal den Fehler gemacht, dich alleine zu lassen. Das werde ich nicht noch einmal machen. Ich habe gemerkt, dass das die falschen Entscheidung war. Meine Karten sind mir wichtig, das stimmt. Aber für sie würde ich niemals mein Leben aufs Spiel setzen. Für dich jeder Zeit. Es tut mir Leid, wenn ich dich verletzt habe. Das wollte ich nicht. Ich habe einen Fehler gemacht und wenn ich von dir keine Chance bekomme, ihn wieder gut zu machen… ist es okay. Aber ich werde trotzdem immer für dich da sein und ich werde dich beschützen. Deswegen kann ich auch nicht einfach mit ansehen, wie du in dieser Zeit hier bleibst und ein Leben lebst, das nicht das deine ist. Lex, man kann vor seinen Problemen nicht davonlaufen, man muss sich ihnen stellen. Das habe ich von Syrus gelernt. Bitte komm mit mir…nach Hause…“ Er griff nach ihrer Hand und hob ihr Kinn mit der anderen Hand etwas an, so dass sie seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte. „Alexis… sieh mir in die Augen und sag, dass du nichts mehr für mich empfindest… sag mir, dass du mich hasst und ich verschwinde.“ „Ich…ich…hasse dich…nicht.“ Alexis Wangen rannen weitere Tränen hinunter. Sie suchte in Jadens Blick verzweifelt nach etwas, dass ihr zeigte, dass er sie anlog, dass er nicht die Wahrheit sprach, nach etwas, dass sie dazu befähigen könnte, an seinen Worten zu zweifeln und ihn doch zu hassen, aber sie fand nichts, außer einer tiefen Wärme und Zuneigung für sie. Wie gebannt starrte sie in seine Augen und fühlte, wie eine unbeschreibliche Wärme in ihr aufstieg. Sie liebte ihn, sie liebte ihn noch immer. „Meinst du das wirklich ernst?“ „Ja.“ Er lächelte sie warm an. Dann trat er noch etwas näher zu ihr. Er schaute ihr tief in die Augen, ebenso gebannt von ihrem Blick wie sie von seinem. Langsam näherte er sich mit seinen Lippen ihren. Alexis zögerte einen Moment, doch dann schloss sie die Augen, bereit für den Kuss. Ihre Lippen trennten nur noch wenige Millimeter. Sie spürte Jadens Atem auf ihrer Haut, der dort ein angenehmes Prickeln auslöste. „Alexandra!“ Die Stimme ihres Onkels ließ sie zurückzucken. Schnell brachte sie einen Schritt Abstand zwischen sich und Jaden, der sie nur verdutzt anstarrte. Das Leuchten des Medaillons erlosch. „Ja, Onkel?“ Der groß gewachsene Mann mit schwarzem Schnauzbart funkelte Jaden erbost an und wendete sich dann seiner Nichte zu. „Alexandra! Wie schön, dich endlich wieder einmal hier zu sehen! Aber was hast du denn mit deinen Haaren gemacht? Sie waren doch so schön lang! Das sieht ja schrecklich aus!“ Sie lächelte gequält. „Das war ein dummer Streich meines Bruders. Es ist aber auch schön, Euch wieder zu sehen, Onkel.“ Der Mann drängelte sich unsanft zwischen sie und Jaden und bot ihr seinen Arm an. Würde sie das nun ausschlagen, würde er es als Beleidigung auffassen. Sie musste mitgehen. Ihr Onkel führte sie davon, um sie einigen seiner Gäste vorzustellen. Im Gehen wandte sie sich noch einmal um und tauschte einen Blick mit Jaden, der ihr traurig nachsah. Als sie außer Hörweite von Jaden waren, hielt ihr Onkel an. „Du wirst ihn nicht wiedersehen.“ „Was? Aber warum…?“ „Du weißt sehr wohl, dass es Schande über die Familie bringt, wenn du dich mit einem Bauernjungen einlässt! Du musst standesgemäß heiraten, um deine Familie zu unterstützen. Das bist du ihnen als Frau schuldig. Und das wiederum geht nicht, wenn du dich vorher mit so einem einlässt!“ „Aber…!“ „Widersprich mir nicht! Das ist ein Befehl und ich will jetzt nichts mehr davon hören, verstanden?“ Alexandra biss sich auf die Lippe, um nicht etwas zu erwidern, dass ihr später erstens Leid tun und zweitens nur noch mehr Probleme bereiten würde. „Ja, Onkel. Darf ich dann jetzt auf mein Zimmer gehen?“ „Aber du hast doch noch gar nicht alle Gäste begrüßt!“ „Ich fühle mich nicht gut…“ „Wie du meinst.“ In ihrem Zimmer angekommen ließ sich Alexandra aufs Bett fallen. Wieder liefen ihr Tränen über die Wange. Sie dachte an Jaden und augenblicklich wurde ihr warm ums Herz. Sie trat ans Fenster und schaute in den Nachthimmel. Sie ging zu einem kleinen Pult hinüber und kritzelte eine Nachricht auf ein Stück Papier, das sie dann zusammenrollte und versiegelte. Sie verließ ihr Zimmer mit dem Brief in der Hand und machte sich auf die Suche nach Léon. Sie fand ihn schließlich in der Küche der Burg, wo er sich mit einigen anderen Bediensteten unterhielt. Als sie eintrat verstummte das Gespräch und alle wendeten sich schnell wieder ihren Aufgaben zu. Léon sah sie fragend an. „Alexandra? Was machst du denn so spät hier? Hast du Sehnsucht nach mir?“ „Nein, aber einen Auftrag.“ Sie ignorierte Léons gespielt enttäuschte Miene und gab ihm die Schriftrolle. „Kannst du das bitte zu Mindy bringen? Du weißt doch, wo sie wohnt? Richte ihr bitte aus, dass es für einen Freund meines Bruders bestimmt ist.“ „Einen Freund deines Bruders? Kann dein Bruder seinen Freunden nicht selbst schreiben?“, fragte Léon misstrauisch. „Doch, aber es ist ein Brief für ihn angekommen und er ist doch nicht mehr hier. Das wollte ich diesem Freund nur ausrichten.“ Alexandra versuchte, ein überzeugendes Lächeln aufzusetzen. „Na gut, aber nur, weil du es bist.“ Léon griff nach seinem Umhang und verschwand mit dem Brief zur Tür hinaus. Alexandra atmete erleichtert auf. Teil 1 war geschafft. „Du hast Alexander nicht getroffen, aber seine Schwester?“, fragte Mindy noch einmal nach. „Ja, habe ich doch gerade gesagt.“ Mindy grinste, während sie Jaden aus den Augenwinkeln beobachtete. Irgendwie machte er einen geknickten Eindruck. „Sie ist hübsch, oder?“, hakte sie nach. „Wer?“ „Alexandra natürlich, wer sonst?“ „Hmhm…“ „Was ist denn los?“ „Nichts. Was soll los sein?“ „Irgendwas hast du doch!“ „Nein!“ Er wich dem Blick der Schwarzhaarigen aus. Bevor diese zu weiteren Fragen ansetzen konnte, wurde sie durch ein energisches Klopfen an der Tür unterbrochen. Sie stand auf und öffnete. „Léon! Was machst du denn so spät hier?“ Der Blondhaarige spähte neugierig an Mindy vorbei ins Hausinnere. „Ich habe hier eine Nachricht von Alexandra… für einen Freund von Alexander. Ist er das?“ Er deutete auf Jaden. Mindy nickte. „Ja, ich denke, dass er gemeint ist…. Danke, dass du den Brief extra so spät noch vorbeigebracht hast.“ Sie bugsierte den etwas verdutzt aussehenden Léon wieder zur Tür und schlug ihm diese dann auch prompt vor der Nase zu. „Den wären wir los!“ Sie grinste Jaden an, der sich neugierig umgedreht hatte und den Brief in Mindys Hand anstarrte. War vielleicht doch noch nicht alles verloren? „Hier. Scheint ja wirklich für dich zu sein.“ Mindy übergab ihm das Schreiben und beugte sich dann über Jadens Schulter, um mitlesen zu können. „Ähm…findest du das nicht unhöflich?“, fragte der Braunhaarige nach kurzer Zeit, in der er den verschlossenen Brief nur angestarrt hatte. „Nein, eigentlich nicht. Ihr kennt euch ja kaum, also kann es nichts sonderlich privates sein. Und wenn doch, dann hast du mich angelogen und dann muss ich Alexandra als ihre beste Freundin erst Recht davon in Kenntnis setzen und sie vor dir warnen! Aber dafür muss ich wissen, was da drin steht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du weißt aber schon, warum der Teufel seine Großmutter erschlagen hat, ja?“, fragte Jaden leicht genervt. „Der Teufel hat eine Großmutter?“ Mindy grinste ihn frech an. „Nun diskutiere hier nicht ewig rum, sondern mach endlich den Brief auf!“ Jaden seufzte resignierend und erbrach das Siegel. Zögernd rollte er das Papierstück aus und begann, die Zeilen zu lesen. „Alexander bittet um ein Treffen, um die weitere Reise zu besprechen… Ich dachte, er wäre schon weitergezogen…“ „Dann hat er es sich wohl anders überlegt“, meinte Mindy mit einem Grinsen. „Und wann wollt ihr euch wo treffen?“ „Morgen früh, am See… wo ist das denn?“ Jaden blickte Mindy fragend an. „Nicht weit von hier, etwas von der Stadt entfernt. In südlicher Richtung, so weit ich weiß. Eigentlich kannst du ihn gar nicht verfehlen, wenn du nur dieser Straße hier folgst.“ Mindy seufzte. „Gut, ich denke, wir sollten dann langsam mal schlafen gehen. Es ist spät. Du kannst im Gästezimmer bleiben, wenn du willst.“ „Danke.“ Am nächsten Morgen war Jaden schon - ganz entgegen seiner Gewohnheit - vor Sonnenaufgang auf den Beinen. Unruhig lief er im Zimmer auf und ab und überlegte sich, wie er Alexis dazu bringen konnte, ihm wieder zu vertrauen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl packte er seine wenigen Sachen und stopfte sie in seinen Rucksack. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er hierher nicht zurückkehren würde. Was sollte er tun, wenn Alexis nicht bereit war, mit ihm zu kommen? Er konnte sie schlecht zwingen, aber zurücklassen konnte er sie auch nicht. „Am besten, ich denke gar nicht darüber nach und hoffe auf das beste.“ Mit diesen Worten zog er die Tür hinter sich zu und machte sich auf den Weg. Alexandra schlich sich durch die dunklen Gänge der Burg. In einer Tasche hatte sie die Sachen, die sie für ihre Verkleidung als Alexander benötigte. Die wenigsten Leute waren schon auf den Beinen und es war kein Problem, den meisten von ihnen irgendwie aus dem Weg zu gehen. Endlich hatte sie es geschafft. Den kurzen weg zum Stall rannte sie beinahe und holte dann ihr Pferd. Sie stieg auf und ließ das Tier in einen scharfen Galopp fallen, um noch genug Zeit zu haben, sich umziehen zu können. Als sie ein gutes Stück des Weges hinter sich gebracht hatte, hielt sie an und stieg ab. Dann band sie ihre Stute an einem Ast fest und duckte sich hinter ein großes Gebüsch, um die Kleidung zu wechseln. Sie überprüfte ihre Verkleidung einige Male und erst als sie ganz sicher war, dass alles perfekt saß, schwang sie sich wieder in den Sattel und ritt weiter, diesmal in etwas gemächlicherem Tempo. Als sie den See erreichte war noch niemand da. Kein Wunder, da sie ja auch zu früh war. Sie setzte sich unter eine große Eiche und betrachtete das stille, klare Wasser, in dem sich die Umgebung spiegelte. Der Weg war kürzer, als Jaden gedacht hatte und nach etwa einer Stunde erreichte er sein Ziel. Der See lag etwas von der Stadt entfernt, in einem kleinen Wald gelegen. Als er den Teich erreichte, kam die Sonne gerade hinter den Bäumen hervor. Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf das Wasser und tauchten es in einen türkisen Glanz. Die Wasseroberfläche funkelte wie ein Lichtermeer. Der junge Slyfer blieb einen Augenblick stehen, um das Schauspiel zu genießen. Dann fiel sein Blick auf Alexis, die unter einem Baum gesessen hatte und sich nun erhoben hatte. Ihre Blicke trafen sich. Ein kleiner Windhauch fuhr durch ihre Haare, während es im Wald ungewöhnlich still war. Nicht einmal Vogelgezwitscher war zu hören. Jaden registrierte, dass Alexis wieder Alexanders Sachen trug. Sie wollte diese Scharade also wirklich weiter fortsetzen. Langsam ging er auf Alexis zu. Das Amulett um seinen Hals begann wieder zu leuchten. „Hi.“ „Hallo.“ Beide schwiegen einen Augenblick und Alexandra schaute verlegen zur Seite, nachdem sie sich gesetzt hatten. Sie wollte um keinen Preis riskieren, dass sie einen Fehler machte. „Du…hast gestern mit meiner Zwillingsschwester gesprochen.“ „Ja, mit Alexandra.“ Jaden tat ihr den Gefallen, noch ein Weilchen mitzuspielen. „Sie…hat mir erzählt… du hättest sie Alexis genannt. Warum?“ Jaden schwieg. Was sollte er sagen? „Weißt du… das lässt sich schwer in Worte fassen…“ Jaden griff nach Alexis Hand. Diese starrte einige Sekunden stumm auf ihre Hand, bevor sie sich dann doch einmal dazu aufraffte, Jaden anzusehen. Einmal mehr drohte Alexis in Jadens braunen Augen zu versinken, die sie so warm ansahen. Sie wollte sich losreißen, war jedoch wie gelähmt. Ihre Haut prickelte angenehm und wieder begann ihr Herz zu rasen. Jaden rutschte ein Stück näher zu ihr und zog sie dann an sich, so dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Er schaute Alexis tief in die Augen und zu seiner Freude konnte er darin keine Spur von Zorn lesen, nur Unsicherheit. Er legte seine linke Hand an Alexis Wange und strich vorsichtig über ihre Haut. Dann beugte er sich vor und küsste sie sanft. Alexis Augen weiteten sich vor Erstaunen. Eine Träne floss langsam ihre Wange hinab. Zaghaft erwiderte sie den Kuss und legte dann vorsichtig die Arme um Jadens Nacken. Der junge Slyfer umarmte sie sanft und zog sie noch näher an sich, während sie sich immer noch küssten. Er strich Alexis durch die Haare und genoss ihre Nähe. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust. Schließlich lösten sie den Kuss und Jaden nahm Alexis in die Arme und drückte sie fest an sich. „Am liebsten würde ich dich nie wieder loslassen, Lex.“ „Danke. Halt mich einfach nur ganz fest.“ Sie vergrub ihre Finger in seiner Kleidung, so dass es schon fast weh tat. In ihrem Kopf waren immer noch so viele offene Fragen und so viele Dinge, an die sie keine Erinnerung hatte, doch sie hatte das Gefühl, dass sich das alles klären würde und im Moment auch eher nebensächlich war. Sie spürte Jadens Wärme und wie er ihr seicht durch das Haar strich. Nie wieder wollte sie sich hier wegbewegen. „Alexis…ich…l…“ „Alexandra!“, erklang plötzlich eine scharfe Stimme hinter ihr, die sie zusammenzucken ließ. Sie wandte sich um und entdeckte ihren Onkel, der wutentbrannt hinter ihr stand, einige Männer seiner Leibgarde hinter sich. Sofort sprang sie auf. „Es ist nicht so, wie…“ „Überlass es bitte mir, die Situation zu beurteilen! Ich habe dich gestern gewarnt, Alexandra. Du entehrst deine Familie! Du triffst dich heimlich mit diesem…“, er warf einen verächtlichen Blick auf Jaden „…diesem Hurensohn und trägst dazu auch noch Männersachen! Warum hat Gott deinem Vater nur ein so sündhaftes Kind wie dich gegeben. Nehmt sie mit!“ Die Wachen führten den Befehl augenblicklich aus und führten Alexis ab. „Nein, das könnt ihr nicht machen! ALEXIS!!“ Jaden wollte hinter ihr herrennen, um sie zu befreien, doch zwei weitere Wachen verstellten ihm den Weg und packten ihn. „Und nun zu dir! Hängst du an deinem Leben?“ Alexandras Onkel beugte sich zu Jaden hinunter und grinste fies. „Wenn es ein Leben ohne Alexis ist? Nein. Denn dann ist es nicht lebenswert!“ Der bärtige Mann funkelte den jungen Slyfer bedrohlich an, gab dann ein grunzendes Geräusch von sich und drehte sich um. „Mal sehen, ob ein paar Tage im Kerker deine Meinung ändern!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)