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Reise durch die Zeit

Alexis x Jaden
von

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Ein fesselndes Buch

Hi Leute! Das ist meine 2. FF. Ich hoffe, sie gefällt euch wieder und ihr schreibt mir Kommis^^ Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

HEL

Eure Asuka
 

Ein fesselndes Buch
 

Ein Schatten huschte durch die verschneiten Straßen Tokios. Der Himmel war dicht bewölkt und noch immer fielen große Flocken vom Himmel. Das Licht einer Laterne flackerte und ermöglichte nur einen kurzen Blick auf das Gesicht des Mannes, der in einen dicken Wintermantel gehüllt eilig durch den Schnee stolperte. Immer wieder warf er besorgte Blicke zurück. Waren sie ihm gefolgt oder hatten sie ihm noch ein wenig Zeit eingeräumt, um seinen neusten Schatz zu erkunden? Etwas hielt er unter seinem dicken Mantel verborgen, eng an seine Brust gepresst. Keine Schneeflocke durfte es berühren. In den Augen des Mannes standen Angst und Verzweiflung geschrieben und seine Stirn zierten Sorgenfalten. Trotzdem hüpfte sein Herz vor Freude. Endlich war sein größter Traum wahr geworden. Er besaß es.

Vor einem großen Haus, die Beschreibung Villa hätte eher darauf gepasst, hielt er inne. Er fuhr mit einer Hand in seine Jackentasche und kramte einen Schlüssel hervor. Noch einmal warf er prüfende Blicke zu beiden Seiten der Straße. Nichts rührte sich. Der Schnee hätte seine Fußspuren bald überdeckt. Dessen war es sich gewiss.

Er drehte den Schlüssel im Schloss und mit einem leisen Klick gab dieses nach. Mit der Schulter stieß er die schwere und massive Tür auf, ohne die Hand von dem sorgsam gehüteten Gegenstand zu nehmen, den er unter seiner Jacke verborgen hielt. Mit einem lauten Geräusch fiel die Tür wieder ins Schloss. Er verriegelte sie zur Sicherheit noch einmal von Innen. Dann zog der Mann die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kam das Gesicht eines etwa 40-jährigen Mannes. Er trug eine kleine Nickelbrille über der Nase, was sein Gesicht sehr gebildet wirken ließ. Seine türkisen Augen strahlten eine Freude aus, als er seine Errungenschaft betrachtete. Ohne zu merken, dass er immer noch seine Straßenschuhe und seinen Mantel trug, ging er in sein Arbeitszimmer und ließ sich auf einen Stuhl am Schreibtisch fallen. Er schaltete eine kleine Stehlampe ein, die die Schatten auf seinen ebenfalls türkisen Haaren tanzen ließ, in die sich mittlerweile allerdings schon graue Strähnen mischten. Nervös fuhr er sich durch seinen Schnauzbart. Er packte den Gegenstand behutsam auf den Schreibtisch. Fast ehrwürdig betrachtete er das alte, in Leder gebundene Buch, das er an diesem Abend bei einer Auktion erworben hatte. Seit er von der Existenz dieses Buches wusste, und das waren nun schon einige Jahre, hatte er sich danach gesehnt, es endlich einmal in den Händen halten zu dürfen. Behutsam schlug er es auf und überflog einige Zeilen.

Seite für Seite blätterte er um, immer auf der Suche nach den bestimmten Worten. Bekannte und weniger bekannte Namen aus vergangenen Jahrhunderten begegneten ihm bei den unzähligen Eintragungen verschiedener Autoren.

Er hatte fast die Hälfte des Buches durchsucht, als er beschloss, eine kurze Pause einzulegen. Er lehnte sich zurück und streckte sich. Dabei fiel sein Blick auf ein Foto, das schon einige Jahre alt war. Es zeigte seine beiden Neffen, wie sie gerade Karten spielten. Ein kleinerer Junge mit türkisen Haaren und einer Brille grinste den Fotografen an und ließ sich nur all zu gerne von seinem Spiel ablenken, während der Größere der Beiden mit ernster Miene weiter auf seine Handkarten blickte. <Wie alt waren Syrus und Zane damals? Das ist jetzt schon Jahre her, dass dieses Foto gemacht wurde.> Professor Truesdale versank in schönen Erinnerungen. Wie gerne hatte er dem kleinen Syrus die alten Buchstaben und Zeichen erklärt, mit denen er sich wegen seines Berufes beschäftigte. Und wie gerne hatte der Kleinere der beiden Brüder ihm mit leuchtenden Augen zugehört, während er von seinen Ausgrabungen berichtete. Zane hatte sich immer nur für dieses Kartenspiel -Duelmonsters- begeistern können, aber der kleine Syrus hatte mit beachtlicher Energie die alten Schriftzeichen erlernt. „Ich will auch irgendwann mal Archäologe werden, wie du!“, hatte er ihm eines Tages ganz stolz berichtet. Das Leuchten in den Augen des Jungen hatte er nie vergessen.

Seine beiden Neffen waren früher oft hier gewesen, da ihre Eltern beruflich oft im Ausland unterwegs waren. Da war es ihnen dann nur Recht gewesen, als Zane auf diese Akademie mit Internat ging und Syrus ihm schließlich folgte. Seit diesem Tag hatten sie sich nicht mehr gesehen. Das war jetzt zwar erst ein paar Wochen her, aber er musste sich eingestehen, dass er seinen kleinen Neffen vermisste. Natürlich schrieb er Syrus regelmäßig und dieser antwortete auch, aber das war einfach nicht das gleiche. Er seufzte.

Nachdem er sich schließlich aus seinen Gedanken befreit hatte, machte er sich einen Tee. Während das Wasser langsam anfing zu kochen, lehnte er sich gegen die Küchenzeile und versank schon wieder in der Grübelei. Würde dieses Buch ihm endlich das enthüllen, was er hoffte zu finden? Würde es das kleine Vermögen wert sein, was er dafür bezahlt hatte? Gedankenverloren goss er sich das Wasser auf und machte sich mit einer dampfenden Tasse Früchtetee wieder auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz.

Er setzte sich und starrte auf das Buch. Wieder blätterte er Seite für Seite um und überflog die verschiedensten Handschriften. Einige waren klar und gut leserlich, andere verschnörkelt oder verwischt. Dann folgten einige leere Seiten. Gerade wollte sich Professor Truesdale enttäuscht zurücklehnen, als er auf der letzten Seite doch noch einen Text entdeckte. Er schien in Reimform abgefasst zu sein.

Vorsichtig und auf die richtige Betonung der Wörter achtend, las er den Text durch und murmelte ihn dabei kaum merklich vor sich hin. Er hatte ein komisches Gefühl bei diesen Worten. Die Sprache kannte er nicht und auch nicht die Bedeutung der Wörter, aber irgendwoher wusste er plötzlich, wie man sie aussprach. Von Zeile zu Zeile wurde sein Lesen flüssiger und seine Worte lauter. Als er bei der letzten Strophe angelangt war, fing der Text plötzlich an, in einem unheimlichen, grellen Licht zu glühen. Die Buchstaben schienen sich von Papier zu lösen und einen Kreis um ihn herum zu bilden, doch er konnte einfach nicht aufhören, den Text vor sich hinzusagen. Entgeistert riss er die Augen auf.

Ein paar Sekunden später war alles vorbei. Die Glühbirne der Lampe war zersprungen und im Haus herrschte völlige Dunkelheit. Das Buch schwebte noch einen kurzen Moment einen halben Meter über dem Schreibtisch, doch dann klappte es sich zu und fiel auf den Boden. Von Professor Truesdale war nichts mehr zu entdecken.
 

So, das war der Prolog. Im nächsten Kappi geht es dann erst richtig los. Trotzdem hoffe ich, dass ich euch schon ein bisschen neugierig machen konnte.^^

Bis dann!

HEL

Eure Asuka

Camping mal anders

Hallo! Ich bin es mal wieder mit dem ersten richtigen Kapitel zu meiner 2. FF. Ich hoffe, es gefällt euch^^ und ihr schreibt mir wieder ein Kommi^^

HEL

Eure Asuka
 

Camping mal anders
 

„Willst du es nicht langsam aufmachen?“ Jadens Stimme klang sowohl neugierig als auch ungeduldig. „Nein, will ich nicht! Zumindest nicht jetzt.“, setzte sein kleiner türkishaariger Gegenüber noch hinzu, als er den fragenden Blick seines Freundes bemerkt hatte. Der 15-jährige braunhaarige Junge trug eine rote Jacke und hatte braune Augen. Jetzt lehnte er sich mit einem Seufzen zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Sy, ich kann ja verstehen, dass du traurig bist, weil dein Onkel verschwunden ist, aber das hat doch nichts mit diesem Päckchen da zu tun! Wenn du es nicht aufmachen willst, dann mach ich das eben! Vielleicht hat er dir ja ein paar neue Karten geschickt!“ Ein Grinsen breitete sich auf Jadens Gesicht aus, als er über den Tisch langte und versuchte, an das Päckchen zu kommen, das vor Syrus lag. „Nein! Wenn, dann mache ich das auf!“ Energisch zog er es weg, wobei sich Jaden hinterher lehnte, das Gleichgewicht verlor und schließlich auf dem Boden landete. „Alles okay, Jaden?“, fragte der Türkishaarige besorgt. „Ja, ja!“, lachte der Braunhaarige, der sich inzwischen im Schneidersitz auf den Boden gesetzt hatte und rieb sich seinen Kopf. „Aber der Boden hier ist echt ganz schön hart!“

„Das merkst du bei deinem Dickschädel noch?“, fragte da eine bekannte Stimme. Die Beiden drehten sich um und entdeckten Chazz, der sich cool gegen die Wand gelehnt hatte. „Ja, ich denke schon!“, gab Jaden zurück. „Aber was machst du denn noch hier, Chazz? Wolltest du nicht irgendwo hin?“ „Sagt mal, wie bescheuert bist du eigentlich? Wir wollten doch heute alle zum Campen und ich wurde nur zurückgeschickt, um euch Trantüten zu holen!“, ließ Chazz seiner Wut freien Lauf. „Hast du uns so vermisst?“, fragte Jaden grinsend. „Nein, du Niete! Hörst du überhaupt einmal zu?! Ich wurde zurückgeschickt, um euch zu holen!“ „Ist ja schon gut!“ Die Zwei rannten grinsend an ihm vorbei in ihr Zimmer und holten ihre Rucksäcke. Syrus verstaute noch schnell das Päckchen darin und schon ging es los.

Sie mussten nicht weit laufen, bis sie die anderen sahen, die anscheinend auf sie warteten. Professor Banner hatte Pharao im Arm und blickte über das Gelände. Atticus und Zane standen etwas abseits und unterhielten sich, während Alexis ihnen ein Stück entgegen kam und sie mit Bastion zusammen begrüßte. „Da seit ihr ja endlich! Könnt ihr nicht ein Mal pünktlich sein?“ Sie warf einen vorwurfsvollen Blick auf Jaden, der sie angrinste. „Ist doch alles nur halb so wild. Ist doch kein Unterricht, also kann uns Banner auch schlecht nachsitzen lassen!“ Alexis seufzte, lächelte dann aber. „Du hast echt die Ruhe weg!“ „Ja. Warum auch nicht? So lange ich bei den Duellen pünktlich bin ist doch alles im grünen Bereich, oder?“

Sie hatten die anderen erreicht und machten sich zusammen auf den Weg, etwas tiefer in den Wald hinein. Der Weg stieg langsam aber beständig an und so waren die Studenten der Akademie nach einer Weile ziemlich erschöpft. Als sie dann endlich eine große Lichtung erreichten, auf der sie bequem Platz hatten, um ihre Zelte aufzuschlagen, atmeten sie erst einmal tief durch. Der Professor ließ ihnen aber nicht sonderlich viel Zeit dazu. Er teilte sie in Gruppen ein, da noch einige Arbeiten erledigt werden mussten. Alexis und Chazz sollten Feuerholz sammeln, Jaden und Atticus die Zelte aufbauen und Zane und Syrus Feuer machen, während Bastion und er selbst das Abendessen vorbereiten wollten.

Alexis und Chazz kämpften sich gemeinsam durch das Unterholz. Die Blondhaarige trug einige trockene Zweige, mit denen sie nachher das Feuer am Brennen erhalten wollten. „Alexis?“ „Was ist denn, Chazz?“ Sie drehte sich um und sah ihn fragend an. „Ich… ähm… wollte fragen, ob du es dir noch mal überlegt hast.“ „Was soll ich mir überlegt haben?“ Sie zog eine Augenbraue hoch. Im selben Moment, in dem sie sie gestellt hatte, bereute sie ihre Frage auch schon. „Na, ob wir… vielleicht… zusammen sein könnten…? Ich…ich liebe dich wirklich, Alexis!“ Chazz schaute verlegen zu Boden. „Chazz, ich hab es dir schon mal gesagt: Ich interessiere mich zur Zeit nur fürs Duellieren und ich suche keinen Freund. Tut mir Leid, aber ich bin nicht in dich verliebt.“ Sie wollte sich gerade umdrehen und das Gespräch für beendet erklären, als Chazz sie am Handgelenk festhielt. „Du interessierst dich also nur fürs Duellieren, ja? Und was ist dann mit dieser Slyfer-Niete?“ „Jaden?“ Sie sah ihn erstaunt an. „Wir sind doch nur Freunde, Chazz. Mehr nicht.“ „Und warum hängst du dann ständig mit diesen Losern rum? Das ist wirklich unter deiner Würde, Alexis! Du bist schließlich nicht umsonst ein Obelisk!“ „Jetzt reicht es aber! Ich kann mich doch wohl mit meinen Freunden treffen! Außerdem ist Jaden ein Spitzenduellant! Slyfer hin oder her!“ „Siehst du? Genau das meine ich! Immer nimmst du diese Niete in Schutz! Du bist in ihn verliebt, oder?“ Chazz war näher zu Alexis getreten und starrte ihr in die Augen. „Das…das ist nicht wahr!“, protestierte diese. „Wir sind Freunde, nicht mehr und nicht weniger!“ Mit diesen Worten wendete sie sich ab und ging schnell weiter. Das Thema schien beendet, aber in ihrem Inneren tobte ein heilloses Chaos an Gefühlen. <Wir sind Freunde, nichts weiter!>, schrie sie innerlich, um die verwirrenden Gedanken von sich zu schieben. Jeden Widerspruch erstickte sie ihm Keim. Mehr war Jaden nicht für sie und sie auch nicht für ihn. Da war sie sich sicher. Jaden hatte sowieso nur seine Karten im Kopf. Jaden und eine Freundin? Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln. <Nie im Leben!>

Schließlich dämmerte es und die Studenten setzten sich im Kreis auf Baumstämme, die sie um das Lagerfeuer gruppiert hatten. Alexis nahm neben Jaden platz, da er sie zu einem Duell herausgefordert hatte. Neben dem Braunhaarigen wiederum saß Syrus, der seinen Rucksack fest umklammert hielt. Noch immer hatte er das geheimnisvolle Päckchen nicht geöffnet. Er schaute eine Weile bei dem Duell zu, bis sein Bruder kam und mit ihm über ihren Onkel reden wollte.

Bastion und Professor Banner unterhielten sich über chemische Probleme, die nicht im Unterricht behandelt werden würden und Atticus saß neben Chazz, der Alexis die ganze Zeit über anstarrte. „Na, immer noch keinen Erfolg gehabt?“, begann der Ältere das Gespräch. Chazz schüttelte den Kopf und stützte seine Ellenbogen auf die Knie. Sein Blick wanderte von Alexis zum Feuer hin, dass munter vor sich hin prasselte. „Atticus?“ „Ja?“ „Meinst du Alexis ist in jemand anderes verliebt?“. Fragte er schließlich, ohne aufzublicken. „Lexi soll einen Freund haben?“ Atticus grinste. „Wie kommst du denn da drauf? Das hätte ich doch gemerkt!“ „Nur so.“, erwiderte der Jüngere und schaute wieder zu Alexis, die sich immer noch mit Jaden duellierte und dabei anscheinend viel Spaß zu haben schien. Atticus folgte seinem Blick. „Du meinst…? Meine Schwester und Jaden?“ Atticus verzog sein Gesicht bei dieser Vorstellung zu einer Grimasse und lachte schließlich. „Nie und nimmer. Sie findet den Kleinen vielleicht ganz interessant, aber verliebt sehen sie nicht gerade aus, oder? Eher wie gute Freunde. Da mach dir mal keine Sorgen! Ich weiß, wovon ich spreche!“

„Und, Syrus? Hast du das Päckchen jetzt endlich geöffnet?“ Zane hatte sich neben seinen kleinen Bruder gesetzt und blickte ihn fragend an. „Nein.“, gestand dieser. „Syrus, ich weiß, dass dir Onkel Toshikatsu viel bedeutet hat, aber willst du dir nicht wenigstens ansehen, was er dir hinterlassen hat? Ich meine, davon, dass du ihm nachtrauerst wird er schließlich auch nicht wieder lebendig.“ Der ruhige Ton, mit dem Zane sprach, machte den kleinen Blauhaarigen fast wahnsinnig, aber er musste zugeben, dass sein großer Bruder Recht hatte. „Aber Onkel Tosh ist gar nicht tot!“, erwiderte er wütend. Ohne es zu bemerken hatte er den Spitznamen verwendet. Sein Onkel hatte immer gesagt, dass sein Name viel zu lang sei und da Syrus ihn, als er klein war, oft besucht hatte und er den Namen nicht hatte aussprechen können, hatten sie sich auf diesen Spitznamen geeinigt und das hatte sich die Jahre über auch nicht geändert.

Syrus traten die Tränen in die Augen, als er an den Brief dachte, den er bekommen hatte. Sein Onkel war spurlos verschwunden und wurde nach einer gewissen Zeit für tot erklärt- einfach so. Und nun hatte er dieses Päckchen bekommen. Sicher war er neugierig, was sich darin befand, aber er hatte gleichzeitig das Gefühl, dass er damit den Tod seines Onkels akzeptieren würde, wozu er sich im Moment noch nicht in der Lage fühlte.

„Ha! Schon wieder gewonnen!“, holte ihn Jadens Ruf aus seinen Gedanken. „So spielt man!“, rief er fröhlich, während er Alexis angrinste, die sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Jaden gelang es wirklich immer wieder, sie zum Lachen zu bringen. Schon alleine deswegen mochte sie ihn, als Freund, versteht sich. Er war immer gut gelaunt und fröhlich. Sicher kam er ab und an etwas naiv und kindisch rüber, aber für seine Freunde tat er einfach alles. Und genau das mochte sie so an ihm.

„Ist ja schon gut! Noch eine Runde?“, fragte sie. „Klar!“ Und schon mischten sie ihre Karten erneut. „Ich bin dran! Ich rufe Klingenläuferin im Angriffsmodus und spiele eine Karte verdeckt! Das war´s erst mal.“ „Mein Zug! Ich rufe Elementarheld Avian im Angriffsmodus und spiele zwei Karten verdeckt. Angriff, Avian!“ So ging das noch eine ganze Weile weiter.

„Siehst du, Chazz? Ich hab es dir doch gesagt : Jaden und Alexis sind Freunde. Oder würdest du mit deiner großen Liebe erst mal Duelmonsters spielen?“ „Für Alexis würde ich alles tun!“, antwortete der Angesprochene verträumt, während er Alexis anstarrte. <Den hat es aber ganz schön erwischt!> Atticus grinste und schüttelte den Kopf. Dann sah er zu den anderen hinüber. Zane und sein kleiner Bruder schienen in ein ernstes Gespräch vertieft.

„Willst du unserem Onkel etwa seinen letzten Wunsch abschlagen und das Paket gar nicht öffnen? Das wäre nicht nur kindisch, sondern auch noch eine Beleidigung für unseren Onkel. Zanes Blick schien durch seinen kleinen Bruder hindurch zu gehen. „Nein, das nicht, aber ich hab einfach kein gutes Gefühl bei der Sache!“, meinte Syrus. Immer noch kämpfte er gegen die Tränen an, wenn e daran dachte, dass er seinen Onkel nie wieder sehen würde. „Du bist echt ein Feigling!“ Zane erhob sich und ging zu Atticus hinüber. „Aber Zane…“ Syrus starrte noch immer auf den Rucksack in seinen Armen. In ihm tobte ein wahrer Kampf. Schließlich entschied er sich doch dafür, den Rat seines Bruders zu befolgen. Er öffnete den Verschluss und zog das Päckchen heraus. Es kam ihm unglaublich schwer vor, fast als wolle es nicht von ihm geöffnet werden. <Mensch Syrus! Jetzt reiß dich endlich zusammen!> Er begutachtete es von allen Seiten. Ihm fiel aber nichts auffälliges ins Auge und so holte er noch einmal tief Luft und riss dann schließlich das Papier auf.

Zum Vorschein kam ein altes, in Leder gebundenes Buch. Es schien an die 1000 Seiten zu haben, so dick war es. <Warum hinterlässt mir Onkel Tosh ein altes Buch?> Vorsichtig öffnete er es. Die ersten Seiten waren mit einer ziemlich alten, fast unleserlichen Handschrift bedeckt. Es schien fast wie ein Tagebuch zu sein, da das Datum der Eintragung oben in der Ecke stand. Leider war die Schrift nicht zu entziffern. Syrus blätterte weiter. Über die verschiedenen Seiten hinweg änderten sich die Handschriften. Es schienen auch jedes Mal andere Sprachen zu sein. Syrus Augen weiteten sich von Seite zu Seite. <Ist das etwa das Buch, nach dem Onkel Tosh die ganze Zeit gesucht hat?>

„Ha! Schon wieder gewonnen!“ Jadens Gesicht zierte erneut ein breites Grinsen. „Revanche?“ „Nein danke! Für heute ist es erst mal genug!“, erwiderte Alexis. „Hey, Syrus, was hast du denn da?“ Neugierig stand Alexis auf und beugte sich über Syrus Schulter. „Hast du das Päckchen endlich aufgemacht, Sy?“ Auch Jaden beugte sich neugierig zu seinem kleinen Freund. „Ja, hab ich.“, antwortete der Angesprochene tonlos, fast wie hypnotisiert, während er weiter die Seiten bestaunte. Dann kamen plötzlich nur noch weiße Blätter und Syrus wollte das Buch gerade enttäuscht weglegen, als er einen kurzen Text entdeckte. Wie gebannt starrte er auf diesen. Er versuchte die Buchstaben zu entziffern, was ihm erst nicht gelang, dann schienen sie sich aber zu bewegen und formten Silben und Wörter, die er scheinbar mühelos lesen konnte. Er begann, den Spruch zu zitieren.

Plötzlich fingen die Buchstaben an, in einem grünlichen Licht zu schimmern. Jaden rieb sich die Augen, um sicher zu gehen, dass er nicht träumte. Das Licht wurde immer stärker und bald glühte das ganze Buch in einem hellen Grünton. Doch damit nicht genug: Auch die Flammen des Lagerfeuers verfärbten sich und tauchten die Umgebung in gespenstisches Licht. Atticus und Zane, die gerade in ein Gespräch vertieft waren, schauten zu den Jüngeren hinüber. Syrus Mund formte noch immer wie automatisch die Worte. Er konnte sich einfach nicht von dem Buch losreißen.

Pharao miaute. Professor Banner, der ihn im Arm hielt, schaute genauso gebannt zu seinen Studenten hinüber, als ihn der Kater plötzlich biss, so dass er ihn losließ. Sofort rannte Pharao davon. Der Professor stand auf und folgte ihm. Nach einigen Metern trat er plötzlich aus dem grünlichen Lichtkreis. Alles um ihn herum war schwarz. Er wandte sich zu seinen Schülern um und erschrak.

Das grüne Licht wurde immer heller und stärker. Die Studenten kniffen die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Noch immer hielt Syrus das Buch in den Händen, als ein erneuter Lichtkreis aus diesem trat und sich rasch vergrößerte und sie alle umfasste. „Was…was geht hier vor?“, keuchte Alexis. Sie versuchte wegzulaufen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. Verzweifelt wandte sie sich nach den anderen um, denen es anscheinend nicht anders erging. Die Umgebung um sie herum verschwand und sie fühlte, wie sie in die Luft gehoben wurde. Alles um sie herum war grün. Dann schwebten die sieben Studenten kurze Zeit über in diesem grünen Licht, bevor sich alles um sie herum zu drehen begann. Alexis schaute sich entsetzt um, doch da, wo zuerst der Wald und dann das grüne Licht gewesen war, wirbelten Buchstaben, Wörter, Bilder und Zahlen verschiedenster Form hin und her. Fast schien es, als umkreisten sie sie. Dann spürte Alexis plötzlich, wie sie zu fallen begann. Noch konnte sie nicht sehen, was sie erwarten würde, aber sie hatte furchtbare Angst. Immer schneller stürzten die Studenten in die Tiefe. „Lex!“ Jadens Gesicht tauchte neben ihr auf und auch Chazz bemühte sich, sie zu erreichen, verfehlte sie aber. „Gib mir deine Hand!“, schrie Jaden. Auch er wusste nicht, was passieren würde, aber er hatte Angst um Alexis. Sie streckte die Hand aus und gerade noch rechtzeitig bekam sie ihn zu fassen. Jaden streckte auch eine Hand nach Syrus aus und schaffte es, ihn an seiner Jacke zu packen, doch mit einer kräftigen Böe wurde der Türkishaarige von ihm weggerissen. „Sy!“, rief Jaden. Er drückte fester Alexis Hand, um diese nicht auch noch zu verlieren. Dann wurden sie wie in einem Tornado wild durcheinander gewirbelt, wobei einige Sachen ihres Gepäcks sie immer wieder umkreisten.

Kurz darauf lichtete sich plötzlich der Vorhang aus Bildern unter ihnen und machte einer Landschaft platz, die schneebedeckt war. Noch einmal kam eine heftige Windböe und riss die Studenten in alle Himmelsrichtungen auseinander. Alexis klammerte sich verzweifelt an Jaden, während sie in die Tiefe stürzten. <Oh mein Gott, lass mich bitte ganz schnell aufwachen! Das ist doch nur ein verrückter Traum!>, versuchte sie sich einzureden, während der Erdboden immer näher kam und das in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Dann landeten sie im Schnee, der als weiße Wolke aufgewirbelt wurde. Um Alexis herum war jedoch alles Schwarz. Sie hatte genau wie Jaden das Bewusstsein verloren.
 

So, das war es erst mal. Tja, kaum angekommen und schon in einer bedrohlichen Situation. Ob Jaden und Alexis erfrieren werden oder was sie in der schneebedeckten Landschaft noch so alles erwartet, lest ihr dann beim nächsten Mal.^^

Bis dann!

HEL

Eure Asuka

Böses Erwachen

Hallo! Nach einer kleinen (unfreiwilligen) Hochladepause melde ich mich mit dem 2. Kappi meiner Ff zurück. Ich hoffe, es gefällt euch. Bitte schreibt mir doch wieder etwas Nettes, ja? *ganz lieb guck*

Heal

Eure Asuka
 

Böses Erwachen
 

Die Kälte kroch durch alle Sachen. Jaden zitterte. Er stöhnte und schlug langsam die Augen auf. „Was war das denn für ein Traum?“, murmelte er vor sich hin, als er versuchte, sich aufzusetzen. Seine Gelenke waren von der Kälte ganz steif geworden. Er blinzelte mehrmals und entdeckte um sich herum nur eine endlose weiße Landschaft. „Wo bin ich denn hier gelandet?“ Verwirrt sah er sich um. Neben ihm lag Alexis. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er noch immer ihre Hand hielt. Sie war ganz kalt. „Hey! Lex! Du musst sofort aufstehen, sonst erfrierst du noch!“ Er beugte sich zu ihr hinüber und versuchte, sie aufzuwecken. Ihr Lippen waren ganz blau angelaufen. Obwohl ihm selbst furchtbar kalt war, zog er seine Jacke aus und wickelte sie hinein. Ein eisiger Windhauch wehte von Norden und trieb die Wolken vor sich her. Es sah nach Schnee aus. „Komm, Lex! Du darfst nicht weiterschlafen, sonst wachst du nie mehr auf!“ Energisch rüttelte er an ihrer Schulter.

Endlich schlug sie die Augen auf und blickte in Jadens besorgtes Gesicht. „Wo bin ich?“ Schlagartig kam die Erinnerung zurück und sie fuhr hoch. Um sie herum war alles weiß. „Dann war das gar kein Traum?“, flüsterte sie geschockt. „Nein, ich fürchte nicht. Wir müssen schnell einen halbwegs geschützten Platz finden, sonst sind wir hier verloren! Es ist ziemlich kalt.“ Jaden hatte sich hingestellt und hopste von einem Fuß auf den anderen, um warm zu werden. Erst jetzt bemerkte Alexis, dass er ihr seine Jacke geliehen hatte. Sie wollte sie ihm gerade zurückgeben, aber der Braunhaarige schüttelte nur den Kopf. „Behalt die Jacke erst mal ne Weile. Ich glaub, dich hat es schlimmer erwischt, als mich.“ Er schaute sich weiter um und entdeckte seinen Rucksack nicht weit von ihm entfernt. Einige Dinge waren auf dem Boden verstreut. Gemeinsam machten sie sich daran, die Sachen einzusammeln. Als sie gerade fertig waren, erbebte plötzlich die Erde. „Uah! Was ist das?“, fragte die Blondhaarige. „Keine Ahnung, aber irgendwie gefällt es mir ganz und gar nicht!“ Sie hatten aber nicht viel Zeit, um weiter darüber nachzudenken, denn eine gigantische Wolke aus Schnee bewegte sich genau auf sie zu. Dann löste sich ein Schatten und wurde schnell größer. „Was...was ist das?“ Alexis starrte gebannt auf den Schatten, der sich ihnen näherte und immer größer wurde. Dann plötzlich durchbrach er die Schneewolke und ein riesiges Tier kam zum Vorschein. Es hatte zwei lange, gebogene Stoßzähne und ein zotteliges Fell. „I-ist das ein Mammut?“ Alexis Stimme überschlug sich regelrecht. Sie konnte ihren Augen einfach nicht trauen und blickte weiterhin auf das Mammut, dass sich mit rasender Geschwindigkeit in ihre Richtung bewegte. „Vorsicht, Lex! Weg da! Ich glaube nicht, dass es einen Bogen um dich macht!“ Jaden warf seinen Rucksack über den Rücken und fasste Alexis Handgelenk. Dann rannte er mit ihr so schnell wie möglich in eine andere Richtung, wobei das Vorwärtskommen in dem meterhohen Schnee alles andere als einfach war. Immer wieder sanken sie ein und mussten sich erst wieder aufrappeln, während das Mammut immer näher kam. „Es hat uns gleich eingeholt! Es wird uns zerquetschen!“, schrie Alexis panisch. Jaden versuchte, das Urzeitungetüm durch einen Richtungswechsel abzuhängen, aber es folgte ihnen. „Da vorne ist eine Schlucht! Wenn wir Glück haben, können wir uns da in irgendeiner Felsspalte in Sicherheit bringen!“, rief Jaden und beschleunigte seine Schritte noch etwas.

Endlich hatten sie die Schlucht erreicht. Und das auch keinen Moment zu früh, wie sich herausstellte, denn als Jaden Alexis schnell hinter einen Felsen zog, stürmte das Mammut auch schon an ihnen vorbei. Es kam allerdings nicht viel weiter, da plötzlich der Boden unter ihm nachgab und es in einer Art Fallgrube landete, die vorher nur versteckt gewesen war. Die darin aufgestellten Pfähle durchbohrten seinen Körper.

Die beiden Studenten lugten vorsichtig hinter dem Stein hervor und beobachteten die Szene, die sich nun abspielte. Einige Schatten erschienen plötzlich aus Felsnischen und gingen auf die Grube zu. Die Gestalten waren mit Fellen bekleidet und trugen Speere mit sich. „Wo sind wir hier nur gelandet?“, flüsterte Alexis, die ihre Augen nicht von dem Geschehen abwenden konnte. „Also auf der Insel der Akademie sind wir auf jeden Fall nicht mehr. Ich kann mich nicht erinnern, dort jemals ein Mammut gesehen zu haben.“, meinte Jaden. „Aber die letzten Mammuts sind Forschern zufolge 8000 v. Chr. Ausgestorben!“, widersprach die Blondhaarige. „Ich weiß, aber ich hab noch nie einen Elefanten mit Fell in einer Winterlandschaft gesehen und außerdem war es bei uns eben noch Sommer!“ Alexis wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Jaden ihr die Hand auf den Mund drückte und auf die Gruppe von Personen deutete, die inzwischen das riesige Tier aus der Grube geborgen hatten. Sie standen zusammen und diskutierten angeregt, als eine Person mit einem Speer in ihre Richtung deutete. Auch die Anderen wandten die Köpfe und schauten sie an. „Nichts wie weg hier!“ Jaden sprang über den Felsen, während Alexis auf der anderen Seite versuchte, aus der Schlucht zu entkommen. Hinter ihnen wurde wütendes Gebrüll laut und als sie sich umwandten sahen sie, dass die Gruppe ihre Verfolgung aufgenommen hatte. So schnell sie konnten liefen sie durch den engen Ausgang des Tals, aber da versperrten ihnen plötzlich weitere Gestalten den Weg, die die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen hatten. Sie richteten ihre Speere auf die Eindringlinge.

Jaden schob Alexis hinter sich und hob die Arme um zu signalisieren, dass er ihnen nichts tun wollte. Schon hatten auch ihre Verfolger sie eingeholt und sie waren umzingelt. „Hast du einen Plan, wie wir hier wieder rauskommen?“, fragte Alexis, die die Gestalten misstrauisch musterte. „Nein, ich hab keine Ahnung.“, gab der junge Slyfer zu.

„Wo bin ich hier?“ Syrus war mitten in einem kleinen Wald zu sich gekommen. Zitternd setzte er sich auf und bemerkte das Buch, das wenige Meter von ihm entfernt lag. Schnell nahm er es an sich und befreite es vom Schnee. <Da hab ich aber echt Glück gehabt.>, dachte der kleine Türkishaarige, als er sich umschaute. Wäre er gegen einen dieser Bäume geknallt, hätte er jetzt mehr als nur ein paar kleine Schrammen. Suchend sah er sich um. Keiner der anderen war zu entdecken. <Ich muss Zane und Jaden finden!>, schoss es ihm durch den Kopf und er machte sich auf den Weg durch den Wald. Er hatte keine Ahnung, wo er die Anderen suchen sollte.

„Atticus? Atticus! Wach auf, Mann!“ „Was ist denn?“, murrte der Angesprochene und setzte sich auf. „Chazz? Wo sind wir hier? Waren wir nicht eben noch beim Zelten?“ Atticus war auf einen Schlag hellwach. „Ja, aber jetzt sind wir hier und von den anderen ist keine Spur zu sehen!“ Chazz saß auf einem Stein, den er halb von Schnee befreit hatte und blickte sich um. <Wo ist nur Alexis? Ich hoffe, es geht ihr gut.> „Wir müssen Alexis finden!“ „Alexis? Und was ist mit den anderen?“ Atticus hatte eine Augenbraue hochgezogen und schaute den Jüngeren an. „Na die dann auch, aber Alexis geht vor. Sie ist ja schließlich deine Schwester, oder?“, murmelte Chazz und blickte zu Boden, während ein Rotschimmer seine Wangen zierte. „Na dann, gehen wir!“ Der Braunhaarige wollte sich gerade aufrichten, als ein stechender Schmerz ihn wieder zurücksinken ließ. „Ah! Mein Knie! Ich muss beim Sturz auf einem Stein gelandet sein!“ Chazz hielt ihm eine Hand hin und half ihm hoch. Dann stützte er den Älteren, während sie sich auf den Weg machten.

Bastion schritt ganz alleine durch den dichten Wald. <Wo die Anderen nur sind?> Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Sein Gepäck trug er auf dem Rücken. <Wenigstens hab ich noch etwas Proviant dabei.> Dann stoppte er plötzlich. <War da nicht ein Geräusch?> Wieder knackte ein Ast und Bastion versteckte sich schnell hinter einem Baum. <Wer kann das sein?> Zuerst erkannte er nur eine Silhouette, die sich durch den Wald bewegte. Dann trat die Gestalt auf eine Lichtung. Bastion war erleichtert. Rasch verließ er sein Versteck. „Hey Zane! Bin ich froh, wenigstens ein bekanntes Gesicht hier zu sehen!“ Zane würdigte ihn keines Blickes. „Psst.“ „Hm? Warum?“ „Psst.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen legte er einen Finger auf die Lippen und deutete in eine bestimmte Richtung. Bastion folgte seinem Blick und entdeckte durch die Bäume hindurch eine Gruppe von Personen, die sich anscheinend um ein Lagerfeuer scharrten.

„Aua!“ Alexis wurde unsanft auf den Höhlenboden gestoßen und landete gleich neben Jaden. Sie blickte sich um. Die Höhle war vielleicht so groß wie ihr Klassenraum, aber es roch modrig und die einzige Lichtquelle war ein Lagerfeuer in der Mitte. „Sind das Steinzeitmenschen?“, fragte sie leise, weil sie nicht wusste, was ihre „Gastgeber“ von Gesprächen hielten. „Ich weiß nicht.“, flüsterte Jaden. Die Blondhaarige musterte die Menschen, wenn es denn welche waren, argwöhnisch. Ihre Stirn war auf jeden Fall flacher als die der heutigen Menschen und ihre Zähne waren stärker ausgeprägt. Außerdem liefen sie noch etwas gebückt. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, wir sind in der Vergangenheit gelandet.“, meinte sie schließlich. „Ich hab auch fast das Gefühl.“, gab der Braunhaarige zu. „Sag mal, kommst du irgendwie an meine Fesseln ran? Wenn sie schlafen könnten wir vielleicht abhauen.“ Alexis besah sich die Fesseln, die aus irgendwelchen Sehnen gearbeitet worden waren. „Ich weiß nicht. Die sind ziemlich fest zugezogen!“ Sie rutschte etwas herum, so dass sie Rücken an Rücken saßen und versuchte, die Knoten zu lösen. „Und?“, fragte der junge Slyfer nach einer Weile. „Keine Chance!“, seufzte die Blondhaarige und rutschte wieder nach vorne.

Jaden versuchte, in der Dunkelheit etwas von der Umgebung zu erkennen. Die Feuerstelle verbreitete nicht gerade viel Licht, aber er konnte mehrere verschiedene Herdstellen ausmachen, in denen die Glut noch glimmte. Um diese herum lagen jeweils ein paar Felle. Das schienen als so etwas wie Familieneinteilungen zu sein. Die Gruppe hatte sich um einen etwas größer gewachsenen Mann gescharrt, der einen langen schwarzen Bart hatte und eine Narbe über dem Auge trug. Sie schien schon etwas älter zu sein und war vernarbt Die Männer standen um diesen herum, während die Frauen an der Seite hockten und sich mit den Kindern beschäftigten. Er war wahrscheinlich der Anführer. Fast schien es, als würden die Neandertaler, als welche die beiden Studenten die Wesen inzwischen identifiziert hatten, miteinander sprechen. „Sag mal, Lex, hast du schon mal davon gehört, dass Neandertaler so was wie eine Sprache entwickelt haben?“ Jaden schaute sie fragend an und blickte dann wieder zu der Menschenansammlung hinüber. Die Debatte schien hitziger geworden zu sein. „Nein.“, musste sie zugeben, aber ich hab auch noch nie gehört, dass im 21. Jahrhundert Mammuts leben.“ „Vielleicht sind wir aber gar nicht mehr im 21. Jahrhundert…“, nahm Jaden den Faden von vorhin wieder auf. „Quatsch! Wie sollen wir denn in eine andere Zeit gekommen sein?“, fragte die Blondhaarige und musterte Jaden von der Seite. Bevor dieser jedoch antworten konnte, kamen die Neandertaler zu ihnen hinüber, postierten sich vor ihnen und besahen sie von oben bis unten.

Noch immer kämpften sich Chazz und Atticus den Berghang hinab, was sich bei den gegebenen Witterungsverhältnissen nicht gerade als einfach herausstellte. Es war inzwischen dunkel geworden und ein heftiger Schneesturm hatte eingesetzt. „Wir sollten die Suche für heute wohl besser aufgeben!“, meinte der Braunhaarige und schaute sich um. „Schau mal, hier ist es halbwegs eben und wir könnten ein Zelt aufstellen.“ Zum Glück war ihnen noch eins geblieben. Das Reservezelt, dass Atticus noch in seinem Rucksack verstaut hatte, tat nun wirklich seinen Dienst und die Beiden bemühten sich, es einigermaßen gut aufzustellen- kein leichtes Unterfangen bei dem heulenden Wind. Schließlich krochen sie ins Innere. Chazz setzte sich Atticus gegenüber, zog die Beine an und starrte vor sich hin ins Leere. „Du machst dir wirklich Sorgen um sie, oder?“, fragte Atticus nach einer Weile. „Ja.“, gab Chazz zu, ohne aufzublicken. „Mit Lexi wird schon alles okay sein! Keine Sorge! Jaden ist doch bei ihr! Also ich fand das richtig ergreifend, als er mitten im Tornado ihre Hand…“, fing der Ältere an, wurde jedoch sofort unterbrochen. „Gerade weil sie wahrscheinlich mit diesem Chaoten unterwegs ist, mache ich mir ja Sorgen!“, fauchte Chazz. Die Beiden schwiegen und legten sich schließlich schlafen.

Syrus stiefelte noch immer alleine durch den Wald. Das Buch presste er fest an sich. <Wo bin ich hier nur?> Auf einmal hörte er nicht weit von sich entfernt Stimmen und glaubte, den Lichtschein eines Feuers zu erkennen. <Menschen! Wahrscheinlich Studenten der Akademie!>, fuhr es ihm durch den Kopf und er wollte gerade in die Richtung rennen, in der er sie vermutete, als sich eine Hand von hinten um ihn legte und ihn festhielt. Er wollte schreien, aber eine zweite Hand legte sich schneller auf seinen Mund, als er diesen öffnen konnte. Er trat wild um sich, doch es half nichts. Der Angreifer war einfach zu stark.

Eine bedrohliche Stille hatte sich in der Höhle ausgebreitet. Der Anführer der Neandertaler musterte die beiden Gefangenen mit unverhohlener Neugierde. Auch Jaden und Alexis hielten den zahlreichen Blicken, die auf sie gerichtet waren tapfer stand. „Ihr habt das Mammut in unsere Falle gelockt.“, begann der Anführer schließlich das Gespräch. Alexis stieß erschrocken die Luft aus. Wieso konnte sie diese Sprache verstehen? Der Anführer beachtete sie gar nicht und wandte sich weiter an Jaden. „Deshalb haben wir euch nicht getötet. Woher kommt ihr, Fremde?“ „Ähm…von der Insel der Duellakademie.“, antwortete dieser schließlich. Auch der Braunhaarige schien völlig überrascht zu sein, dass er diese Menschen verstehen konnte. „Duellakademie?“ Der ziemlich kräftig aussehende Anführer zuckte mit den Achseln.

„Egal. Wir wollen euch etwas vorschlagen. Vor einiger Zeit sind bei einem Erdrutsch einige Leute unserer Gruppe gestorben. Wir haben nun zu wenig Jäger und auch zu wenige junge Frauen. Wollt ihr euch uns anschließen, Fremde?“ „Tolles Angebot, Kumpel, aber eigentlich müssen wir wieder nach Hause.“, meinte Jaden grinsend. Das Gesicht des Anführers verfinsterte sich. „Das war keine Bitte, sondern die einzige Möglichkeit für euch zu überleben!“, sagte er dann in scharfem Ton. „Du hast gezeigt, dass du schnell laufen kannst und würdest uns sicher gut helfen können und sie…“, er zeigte auf Alexis, „wird meinem Sohn zur Braut gegeben. Wir brauchen dringend Nachwuchs in der Gruppe. Sie ist ab sofort seine Verlobte und ab den morgigen Vermählungsriten seine 3. Frau!“ „Mo-moment mal! Werde ich hier vielleicht auch noch gefragt?“, erklang nun zum ersten Mal in dieser Unterhaltung Alexis Stimme. Der Anführer warf ihr einen missbilligenden Blick zu, den sie aber ignorierte. „Ich werde ganz bestimmt nicht die 3. Frau von deinem Sohn und ich werde mich hier auch ganz bestimmt nicht um den nötigen Nachwuchs kümmern!“
 

So, das war es erst mal wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir ein Kommi.^^ Ich freu mich schon drauf^^

Was die Neandertaler von Widerspruch halten, erfahrt ihr dann beim nächsten Mal. ^^

Heal

Eure Asuka

Kulturschock

Hi! Hier ist das nächste Kappi. Hoffentlich gefällt es euch wieder. Ich würde mich über ein paar Kommis sehr freuen^^ Viel Spaß beim Lesen!^^

Heal

Eure Asuka
 

Kulturschock
 

Ein erstauntes Murmeln erhob sich aus der Gruppe heraus. Niemals wagte es jemand, so mit dem Anführer zu reden und schon gar nicht eine Frau. Die ersten Rufe nach Bestrafung wurden laut. Der Anführer drehte sich betont langsam zu Alexis um, die seinem Blick noch immer nicht auswich. „Vorlautes Weib!“ Gerade wollte der Muskelprotz zum Schlag ausholen, als sich Jaden schützend vor Alexis stellte. Er selbst hätte nicht geahnt, wie schnell er mit gefesselten Händen auf die Beine kommen könnte, wenn ein Freund in Gefahr geriet. Der Bärtige stoppte seinen Angriff. „Was soll das? Aus dem Weg!“ „Das sollte ich Sie fragen! Sie können doch Alexis nicht einfach schlagen nur weil sie ihre Meinung gesagt hat!“ Plötzlich lachte der Mann dröhnend. „Du musst wirklich noch viel lernen, Junge! Die Frauen unserer Gruppe sind schwächer als wir Männer und deshalb übernehmen sie auch leichtere Aufgaben. Somit haben sie sich nicht in die Männerangelegenheiten einzumischen!“ Ein bedrohliches Funkeln trat in seine Augen. „Also, mach den Weg frei!“ „Niemals! Ich lasse weder zu, dass ihr Alexis etwas antut, noch dass ihr sie hier mit irgendeinem verheiratet!“ Alexis traute ihren Ohren kaum. Sie hatte schon mit einem harten Schlag gerechnet, als Jaden plötzlich vor ihr aufgetaucht war und nun verteidigte er sie hier auch noch – und machte sich damit gewiss keine Freunde. Sie hatte schon lange bemerkt, wie gierig einige der Männer sie ansahen. Anscheinend waren sie in einer Welt gelandet, wo die niederen Instinkte noch stark ausgeprägt waren.

Noch immer hielt Jaden dem Blick des Anführers stand, der ihn wütend anfunkelte. „Und warum sollte dieses Weib nicht die Frau von meinem Sohn und Nachfolger werden? Es gäbe da bestimmt schlechtere Varianten!“ Jaden überlegte fieberhaft. Warum eigentlich? Reichte es denn nicht, Alexis Widerwillen als Grund anzuführen? Das würden sie bestimmt nicht akzeptieren. Dann vielleicht diese Mischung aus Wut, Verzweiflung und Angst, die sich in seinem Inneren breit gemacht hatte, ohne dass er sie genauer hätte beschreiben können? Er wollte nicht, dass Alexis hier blieb, mit irgend so einem stinkenden Neandertaler. Hatten sie nicht von Verlobung gesprochen?

„Weil Alexis schon einen Verlobten hat!“, stieß er dann plötzlich hervor. Zuerst wirkte der Anführer überrascht, dann jedoch grinste er fies. „Ach ja? Und wo soll dieser Verlobte dann sein? Er kann ja probieren, sie zurückzugewinnen!“ Er lachte schallend. „Ihr Verlobter steht vor Ihnen! Ich bin Alexis Verlobter!“, erwiderte Jaden.

Einen Moment lang herrschte Stille in der Höhle. Auch Alexis schaute Jaden aus weit aufgerissenen Augen an. Träumte sie das nicht nur? Jaden riskierte hier gerade Kopf und Kragen für sie und hatte in aller Öffentlichkeit zugegeben, ihr Verlobter zu sein. <Ich dachte, er weiß nicht mal, was das ist!> Doch bevor sie sich weiter mit dieser Frage beschäftigen konnte, nahm etwas anderes ihre ganze Aufmerksamkeit wieder in Beschlag. „Dann ist das ja gar kein Problem! Du wirst einfach Morgen gegen meinen Sohn antreten und der Gewinner begeht dann die Vermählungsriten mit diesem Weib!“ „Ihr Name ist Alexis! Und um was für einen Wettbewerb handelt es sich?“ „Ihr werdet von unserem Zauberer geprüft werden und müsst euch dann eurem Schutzgeist stellen!“ Damit drehte sich der Anführer um und verschwand in der Menschenansammlung, die die Fremden zwar noch neugierig musterte, bald aber auch verschwand.

„Psst, Syrus! Wir sind es doch nur!“ Zanes Stimme brachte den kleinen Türkishaarigen wieder zur Vernunft und er hörte auf, wild um sich zu schlagen. „Warum habt ihr mich denn so erschreckt?“, fragte er. Zane deutete auf das Lagerfeuer und die Personen, die sich um es herum bewegten. Sie sahen nicht wirklich wie Studenten der Akademie aus. „Das sind Steinzeitmenschen!“, erklärte Bastion schließlich. „Wir sind wohl irgendwie in die Vergangenheit gereist!“ „WAS?!“, setzte Syrus etwas lauter als beabsichtigt an. Zum Glück hatte Zane ihm sofort wieder seine Hand auf den Mund gepresst. „Schau!“ Er zeigte auf den Höhleneingang, wo einige andere Steinzeitmenschen abgesondert von den anderen in einem Käfig saßen. Eine junge Frau wurde gerade herausgeholt und nachdem sich einige Männer von ihr bedienen hatten lassen, wurde sie an einen Baum gebunden und mit Steinen beworfen, bis sie so viele Wunden davongetragen hatte, dass sie bewusstlos in sich zusammensackte.

„D-das können die doch nicht einfach so machen!“, stotterte Syrus. „Doch, anscheinend schon und ich befürchte, dass sie mit uns auch nicht viel anders umspringen würden.“, gab Zane zurück und wendete sich ab. „Wir können ihnen nicht helfen. Lasst uns zusehen, dass sie uns nicht bemerken. Wir müssen die Anderen finden, bevor die es tun!“ Damit wandte er sich zum Gehen und die beiden Anderen folgten ihm schweren Herzens.

„Was meinte der mit Zauberer und Schutzgeister und so?“ Jaden und Alexis hatten sich wieder nebeneinander gesetzt und lehnten sich an die felsige Wand, was allerdings nicht sonderlich bequem war. Die fesseln der Hände hatte man ihnen zwar noch abgenommen, dafür waren nun aber ihre Füße zusammengebunden, so dass sie nicht fliehen konnten. „Ich hab keine Ahnung!“, gestand Alexis. Innerlich kämpfte sie mit sich. Sollte sie Jaden auf die Rettungsaktion ansprechen, oder nicht. „Du…du musst das nicht machen.“, meinte sie nur und schaute verlegen zur Seite. „Was?“ „Na diese Prüfung morgen! Das wird bestimmt gefährlich und wir haben keine Ahnung von der Kultur und den Bräuchen von diesen Leuten! Wer weiß, was die dann Morgen mit dir machen wollen!“ „Ich konnte dich doch nicht einfach so im Stich lassen! Der wollte dich einfach mit seinem Sohn verheiraten und ich glaube nicht, das der dich hoch schätzen würde, so wie sein Vater dich behandelt hat! Das konnte ich doch nicht tatenlos mit ansehen! Wir sind doch Freunde, oder?“ Jaden grinste sie an. „Ja.“, gab diese zurück. <Was hab ich auch anderes erwartet? Freunde… Bin ich jetzt traurig? Unsinn! Jaden hat doch Recht. Wir sind Freunde- nicht mehr und nicht weniger.>

„Du solltest jetzt lieber schlafen, sonst kippst du Morgen bei der Prüfung gleich um!“, riet Alexis und die Beiden rutschten auf dem Fellstapel, auf dem sie saßen etwas tiefer und streckten sich aus. Auch die Anderen Bewohner der Höhle schienen schlafen zu gehen. Sowohl regelmäßiges Schnarchen, als auch andere Geräusche drangen bis zu ihnen vor und machten ihnen das Einschlafen schier unmöglich. „Ich hoffe, du machst den Kerl morgen fertig! Ich will hier auf keinen Fall länger bleiben!“, meinte die Blondhaarige, während sie sich auf die Seite drehte. Noch immer fror sie, was bei dem Schneesturm, der draußen wütete, wahrscheinlich auch nicht verwunderlich war. Auch Jaden hatte sich auf die Seite gelegt und schaute sie an. „Du zitterst ja immer noch!“ Er kam etwas näher zu ihr und legte einen Arm um sie. Dann zog er Alexis etwas näher an sich, um sie zu wärmen.

Alexis Herz schlug schneller und sie wurde rot um die Nasenspitze, was Jaden im Dunkeln zum Glück nicht sehen konnte. Ihr Puls raste und sie glaubte, dass jeder in der Höhle im Moment ihren Herzschlag hören könnte. <Reiß dich zusammen!>, befahl sie sich innerlich, allerdings ohne große Wirkung. Sie spürte Jadens Nähe und fühlte sich irgendwie sofort sicherer. Vorsichtig kuschelte sie sich noch ein wenig näher an ihn und schlief schließlich mit einem Lächeln ein.

Auch Jaden war rot geworden. Warum hatte er das gemacht? Hätte er das alles für seine anderen Freunde auch getan? Sicher. Freunde waren nun mal Freunde. So versuchte er sich zumindest innerlich einzureden, aber tief in seinem Herzen wusste er, dass dem nicht so war. Nach schier endlos langer Zeit, in der immer noch Geräusche an sein Ohr drangen, von denen er gar nicht wissen wollte, woher sie kamen, schlief auch er endlich ein.

Am nächsten Morgen hatte sich der Schneesturm endlich gelegt. Die Sonne schien und ließ den Schnee funkeln. Die Winterlandschaft wurde durch einen strahlend blauen Himmel gekrönt, der allerdings auch darauf hinwies, dass die Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt lagen. Um die beiden Fremden herum war schon regsamer Betrieb. Die Wache, die aufgestellt worden war, berichtete dem Anführer gerade alle Einzelheiten, die sich zugetragen hatten, wobei auch ein Bericht über Jaden und Alexis abgegeben wurde. Der Anführer schüttelte den Kopf. Langsam verstand er diese Fremdlinge wirklich nicht mehr. Der Junge hatte sein Weib dabei und machte keine Anstalten, seine Gene weiter zu geben? Kamen diese Beiden etwa aus einem Land, wo andere Gesetze galten, als das des Stärkeren? Wenn ja, wären diese Gruppen ihnen feindlich gesinnt? Viele Probleme kündigten sich an. Vielleicht konnte das durch eine Verbindung dieses Mädchens mit seinem Sohn gleich vorgebeugt werden. Sie müsste ihrem Stamm nur versichern, dass es ihr hier gefiel und schon hätte seine Gruppe vielleicht Verbündete gewonnen.

Ein junges Mädchen, Alexis schätzte sie auf 5 Jahre, weckte sie schließlich und brachte ihnen etwas zu Essen. Obwohl die getrockneten Beeren und das bisschen Fleisch nicht wirklich gut schmeckten, schlang Jaden es gierig herunter, während Alexis ihn dabei beobachtete und selbst noch auf dem ersten Bissen herumkaute. „Wie kannst du nur so was runterschlingen?“, fragte sie schließlich kopfschüttelnd. „Weiß nicht, ich hab halt Hunger!“, antwortete der Braunhaarige. Das Mädchen stand immer noch neben ihnen und schaute Alexis unverhohlen neugierig an. Dann grinste sie schließlich. „Ich drücke deinem Mann die Daumen! Ihr seit echt ein schönes Paar. Hoffentlich macht ihr bald das, was meine Eltern immer machen und bekommt viele Babys. Darf ich dann mit euren Kindern spielen?“, plapperte die Kleine munter drauf los, wobei Alexis einen hochroten Kopf bekam und am liebsten im Erdboden versunken wäre. Jaden verschluckte sich und starrte das Mädchen dann entgeistert an, das anscheinend nicht einmal bemerkte, dass es die Beiden in Verlegenheit gebracht hatte. „Aber erst mal musst du gegen den Sohn des Anführers, Bram, gewinnen. Das wird ziemlich schwer. Noch nie hat ihn jemand in einem Wettkampf besiegt.“, endete das Mädchen nach einer Weile und blickte dann die beiden Fremden an, die noch immer ganz rot waren und beide verlegen zu Boden schauten. „Hab ich etwas Falsches gesagt?“ „Nein, nein.“, versicherte Alexis. Das Mädchen warf ihnen noch einen verunsicherten Blick zu, bevor sie sich dann in einen abgelegeneren Teil der Höhle begab.

Schweigend saßen die Beiden nebeneinander, bis der Anführer kam und Jaden die Fesseln löste. „Bist du bereit?“ „Ja, wenn ich wüsste, wofür.“, antwortete der Braunhaarige. Der Mann bedeutete Jaden, ihm zu folgen. Sie gingen immer tiefer in die Höhle hinein und Jaden wurde mit jedem Schritt mulmiger zu mute. Schließlich senkte sich auch noch die Decke ab und Jaden musste sich etwas bücken, um sich nicht den Kopf zu stoßen. Nach einer weiteren Biegung des Ganges, hatten sie dann anscheinend ihr Ziel erreicht. Vor ihnen glimmte ein Feuer und um dieses herum saßen einige Männer der Gemeinschaft. Jaden entdeckte einen alten Mann, dessen Fell mit Knochen und anderen Dingen behängt war. <Soll das etwa dieser Zauberer sein?> Sein Blick wanderte weiter durch die Reihen. Alle starrten ihn an. Dann fiel sein Blick auf einen anderen, jüngeren Mann, der zwar schon einen Bart hatte, aber nicht viel älter zu sein schien als er selbst. Seine Augen funkelten angriffslustig. Seine Haare waren schwarz und auch er trug einen dicken Fellumhang. Ein Speer stand griffbereit neben ihm. Irgendwie spürte Jaden sofort, dass dies sein Gegner, dieser Bram, war. „Setz dich!“, erklang plötzlich die Stimme des alten Mannes. Jaden tat, wie ihm geheißen und setzte sich. „Wie lautet dein Name, Fremder?“, fuhr der Zauberer fort. „Jaden, Jaden Yuki.“, antwortete der Braunhaarige, während er den Alten musterte. Er glaubte nicht an Zauberer und Magie, höchstens an seine Zauberkarten, aber was ihm in den letzten Stunden alles so passiert war, ließ ihn etwas misstrauisch werden. „Und Sie sind hier der Zauberer, ja, Opa?“, fragte er rundheraus, was diesem anscheinend nicht gefiel. Seine Stirn legte sich in Falten und er strich sich über seinen längst ergrauten Bart. „Du bist ziemlich unhöflich, Junge!“, sagte er dann schließlich. Noch immer musterte der Alte ihn von oben bis unten.

„Und du willst dich wirklich auf diese Prüfung einlassen, wegen einem Weib? Du siehst nicht sonderlich kräftig aus und ich bin nicht sicher, ob du das überleben wirst.“ „Also als Cheerleader sollten sie nicht anheuern, Kumpel. Das machen Sie echt nicht besonders gut!“, meinte Jaden nur und nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: „Und außerdem geht es hier nicht um „ein Weib“, sondern um Alexis! Wie oft muss ich euch das eigentlich noch sagen?“ „So sei es. Du wirst den Weg des Feuers mit Bram zusammen gehen und derjenige, der als erstes wieder hier ist, bekommt die Frau.“, entschied der Alte. „Könnte mir jetzt noch einer von euch erklären, was das heißt?“ „Ganz einfach. Ich werde deinen und Brams Schutzgeist bestimmen. Gegen diese müsst ihr dann antreten und wer ihn zuerst erlegt hat und wieder hier ist, hat gewonnen.“, erklärte der Alte.

Ein Flüstern ging durch die Runde und als Jaden sich umsah, merkte er, dass die Anderen Männer einige Schritte zurückgewichen waren und nun einen großen Kreis um sie bildeten. „Mit diesem Ritual wird Bram auch gleichzeitig ein vollwertiger Mann und Mitglied unseres Stammes.“, erklärte der Zauberer noch kurz. Mit einer schnellen Bewegung, die wohl nur Jaden wirklich wahrnahm, weil die Anderen wie gebannt auf das Gesicht des alten Mannes starrten, warf der Alte ein Pulver ins Feuer, woraufhin sich dieses bläulich verfärbte. Die Wände der Höhle wurden bläulich angestrahlt und die Schatten, die durch das tanzende Feuer darauf geworfen wurden, bewegten sich ständig. Jaden ließ den alten Mann nicht aus den Augen. Vielleicht war er kein Zauberer, aber mit Professor Banner hätte er sich echt gut verstanden.

„Gib mir deine Hand!“, meinte der Alte dann. Jaden tat, was er verlangte und reichte ihm die Hand. Der Mann murmelte ein paar Worte, zückte dann plötzlich ein Messer und ritzte in Jadens Haut. „Aua!“, rief dieser und zog augenblicklich den Arm zurück. „Was sollte das?“ Der Zauberer warf ihm einen strengen Blick zu, da er das Ritual störte und wandte sich dann an Bram. Auch ihm wurde eine Wunde am Arm zugefügt, die dieser jedoch ohne ein Zucken oder eine andere Regung ertrug. Das Blut der beiden jungen Männer tropfte auf den Boden. Der Alte nahm die Erde darunter und warf sie ins Feuer, woraufhin sich die Farbe noch einmal änderte. Nun war es eher violett. Jaden fragte sich, welches Pulver er nun dazugemengt hatte, um die Männer zu beeindrucken. Dann trat aus dem Schatten hinter dem Alten plötzlich ein jüngerer Mann hervor und reichte ihm eine Schale mit einer Flüssigkeit, die ziemlich stark nach Kräutern roch. Der alte Mann setzte sie an die Lippen und trank. Dann wanderte die Schale im Kreis herum. Bis auf die beiden Jungen hatten alle einen Schluck genommen und wirkten nun etwas weggetreten. Der Zauberer stimmte unterdessen einen Gesang an, in den die Anderen Gruppenmitglieder bald einfielen. Jaden beobachtete seine Umgebung aus den Augenwinkeln. Er spürte, dass dieser Bram ihn feindselig ansah. Freunde hatte er sich anscheinend nicht gerade gemacht.

Schließlich erhob sich der Zauberer und verkündete mit fast tonlos klingender Stimme das Urteil der Geister über die jungen Männer. „Bram! Dein Schutzgeist ist der Wolf! Stark und bereit, für sein Rudel einzutreten, bei Gefahr für alle Beschützer und tödlich für seine Feinde! Außerdem bist du der geborene Anführer! Du wirst diese Gruppe in bessere Zeiten bringen, doch bis dahin musst du noch viel lernen!“, setzte der Alte hinzu, als er das Leuchten in den Augen des Jungen sah. Aber was hätte er anderes sagen können, ohne den Anführer gegen sich aufzubringen? Bei dem Fremden war es etwas schwieriger gewesen. Der Anführer hatte ihm schon am gestrigen Tag von den Fremden erzählt, die sich so komisch benahmen und davon, dass sein Sohn sich schon darauf freute, den Willen dieses widerspenstigen Mädchens zu brechen. Sie tat dem Alten fast schon Leid, aber er musste tun, was von ihm verlangt worden war und dafür sorgen, dass dieser Junge nicht lebend zurückkehrte.
 

Was der Alte wohl vor hat? Welchem Tier muss Jaden gegenübertreten?

Beim nächsten Mal gibt es dann Antworten auf diese Fragen!^^

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Gefährliche Prüfung

So, hier kommt das 4. Kappi meiner FF^^ Hoffentlich gefällt es euch. Vielen Dank an die fleißigen Kommi-Schreiber! Viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Gefährliche Prüfung
 

„Du, Jaden, wirst dich dem Höhlenlöwen stellen müssen! Du bist mutig wie er und beschützt deine Freunde mit aller Kraft, so wie es bei diesen Tieren der Fall ist. Viel Glück!“

Mit diesen knappen Sätzen war die Zeremonie beendet und die beiden Jungs wurden aus der Höhle geführt. Die Mitglieder der Neandertalergruppe hatten für einen Moment ihre Arbeit niedergelegt und blickten auf die Prozession, die sich an ihnen vorbei, Richtung Ausgang bewegte. Alexis saß immer noch auf diesem Felllager und blickte Jaden gespannt an. Ihre Blicke trafen sich und obwohl Jaden nichts sagte, spürte sie deutlich, dass er sich Sorgen machte, Sorgen um sie. Sie hatte noch immer keine Ahnung, was für eine Prüfung das war, aber sie hatte ein ungutes Gefühl und nahm sich vor, so schnell wie möglich herauszufinden, was sie mit ihm vorhatten. <Viel Glück, Jaden!>

Jaden und Bram standen inzwischen vor der Höhle. Zuerst gingen sie dann ein Stück gemeinsam in den Wald hinein, der kurz vor der Höhle begann. Sie sprachen kein Wort, doch anscheinend hatte der Sohn des Anführers sehr wohl gesehen, dass Jaden und Alexis noch einen Blick gewechselt hatten und er hatte wohl auch verstanden, was sie sich hatten sagen wollen, denn er grinste spöttisch. „Was kann man nur an so einem störrischen Weib finden? Wenn ich sie erst mal besitze, dann zeige ich ihr, wie sich eine Frau zu benehmen hat und wenn es auf die harte Tour sein muss! Wie kannst du dich als Mann nur so behandeln lassen?“ Jaden ignorierte ihn und stapfte einfach weiter durch den Schnee. „Wo finde ich hier denn einen Höhlenlöwen? Und was muss ich dann machen?“ „Da drüben hat einer seine Höhle!“ Bram zeigte nach Osten. „Und dann musst du nur einen Zahn oder etwas ähnliches mitbringen um zu zeigen, dass du dort warst und lebendig wieder zurück gefunden hast. Noch kannst du aber aufgeben. Höhlenlöwen sind extrem gefährlich und ich glaube nicht, dass du das überlebst. Wenn du mich jetzt ganz lieb anbettelst, darfst du das Weib dann sogar ab und zu besuchen. Allerdings erst, nachdem sie mir den ersten Nachfolger geschenkt hat. Er soll ja schließlich nach mir kommen.“ Ein lüsternes Grinsen machte sich auf dem Gesicht des jungen Mannes breit und Jaden spürte wieder, wie dieses Gefühl, das er nicht eindeutig definieren konnte, in ihm aufstieg. Nie würde er Alexis diesem Scheusal überlassen und schon gar nicht kampflos. Das könnte er nicht ertragen. Ihre Wege trennten sich und Jaden stapfte alleine weiter. Einer der Männer hatte ihm einen Speer gegeben, aber der Braunhaarige hatte keine Ahnung, wie man diesen benutzte. Zudem befürchtete er, dass er dafür nicht genug Kraft besaß. Er erinnerte sich an den muskulösen Körper von Bram, der zwar genauso groß wie er war, aber wohl zehn Kilo mehr wog als er und das ausschließlich aufgrund der Muskelmasse. „Ich muss das einfach irgendwie schaffen!“, murmelte er vor sich hin, während er sich an den Aufstieg auf einen Berg machte. Plötzlich erschien der geflügelte Kuribo neben seiner Schulter und deutete in eine bestimmte Richtung. „Meinst du, ich soll da lang gehen, ja?“ Jaden befolgte den Rat und bald war er vor einer Höhle angelangt, die noch zehnmal intensiver stank als die der Neandertaler, obwohl Jaden das vor wenigen Minuten noch für unmöglich gehalten hatte. „Na dann, wollen wir?“ Jaden betrat den Eingang der Höhle und schon vernahm er ein lautes Gebrüll.

Syrus hatte überhaupt nicht gut geschlafen. Er hatte sich mit Zane und Bastion zusammen aus einer Plane einen Unterstand gebaut und diesen dann noch etwas gegen den eisigen Wind abgeschirmt, aber der Boden war hart und gefroren. Es war unbequem gewesen und er hatte gezittert. Nun schien bereits die Sonne, aber wärmer war es deswegen nicht gerade geworden. Bastion saß oben auf einem Baum und hielt Ausschau. Sie waren am vergangenen Tag zwar noch eine Weile gelaufen, aber sie wollten eindeutig nicht in die Hände dieser Steinzeitmenschen fallen, um dann das Schicksal der anderen Gefangenen zu teilen. <Ob es den anderen gut geht?> Syrus wusste, dass das Buch sie hierher gebracht hatte und fühlte sich nun schuldig. Hätte er das Päckchen doch nur noch zwanzig Jahre ungeöffnet gelassen! Aber nun war es zu spät. „Wir müssen uns auf den Weg machen, die Anderen finden und dann zusehen, dass wir wieder nach Hause kommen!“, meinte Zane schließlich, der sich an einen Baum gelehnt hatte. Sie bauten den Unterschlupf ab und machten sich auf den Weg.

Atticus und Chazz verstauten das Zelt wieder im Rucksack und machten sich weiter auf den Weg durch das steinige Gelände der Berge. „Was meinst du, wo wir hier sind?“ Chazz sah sich fragend um, konnte sich aber nicht daran erinnern, diese Landschaft schon einmal gesehen zu haben. „Ich habe absolut keine Ahnung. Ich weiß nur, dass das hier nicht die Akademieinsel ist. Sie gingen weiter durch den Schnee. Überall war es nur weiß um sie herum. Der Himmel war blau und es war entsetzlich kalt. Chazz sah sich immer wieder suchend nach einer Spur von Alexis um, wurde jedoch enttäuscht. Nicht in dieser kargen Landschaft erinnerte überhaupt daran, dass es hier Lebewesen gab. Er fiel zurück und wollte gerade einen kleinen Sprint einlegen, um Atticus einzuholen, als der Schnee unter den Füßen des Älteren ein bedrohlich knirschendes Geräusch von sich gab und nachgab. Sie waren anscheinend gerade am Rand eines Canyons entlanggewandert, dessen Ränder mit Schnee bedeckt waren. Atticus stürzte um Hilfe schreiend in die Tiefe. Sofort eilte Chazz zum Rand und legte sich vorsichtig auf den Bauch, um in die Tiefe zu spähen. Atticus lag etwa 2 Meter unter ihm auf einem Felsvorsprung. Im schien so weit nichts passiert zu sein, aber wie sollte er ihn da wieder herausholen?

Alexis wurde zunehmend unruhiger. Niemand hatte es bis jetzt für nötig gehalten, ihr zu erklären, was Jaden machen musste. Und so ziemlich alle Männer, die sie angesprochen hatte, hatten ihr nur missbilligende Blicke zugeworfen. So langsam verfluchte sie diese Zeit. Dann endlich bot sich ihr eine Chance, doch noch mit jemandem zu sprechen, denn eine Gruppe Frauen setzte sich unweit von ihr hin, um zu arbeiten. Was genau sie machten, konnte Alexis nur erraten. Es schien, als bearbeiteten sie einige Tierfelle. Vielleicht würde daraus später Kleidung entstehen. Sie sprachen ziemlich leise, fast als hätten sie Angst, jemand könnte sie für ein zu lautes Wort bestrafen. Sie rutschte etwas zu ihnen hinüber, hörte ihnen aufmerksam zu und als eine Pause im Gespräch entstand, meldete sie sich zu Wort. „Ähm…entschuldigt bitte, aber ich würde gerne wissen, was mein Freund machen muss. Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Könnt ihr mir helfen?“ Zuerst schwiegen die Frauen und Alexis dachte schon, dass sie keine Antwort erhalten würde, aber dann brach eine ältere Frau schließlich das Schweigen. „Er muss sich seinem Schutzgeist stellen. Und ich glaube, du solltest dich schon mal damit abfinden, dass er nicht zurückkommt.“ Alexis sog erschrocken die Luft ein. „A-aber warum denn?“ Ihr Gesicht war bleich vor Schreck. Das durfte nicht sein! „Weil der Zauberer ihn zum Höhlenlöwen geschickt hat.“, antwortete die Frau desinteressiert, aber als sie dann in Alexis Gesicht blickte änderte sich ihr Gesichtsausdruck. „Der junge Mann bedeutet dir wohl sehr viel, habe ich Recht?“, fragte sie nun. So etwas wie Mitleid schwang in ihrer Stimme mit. Alexis stiegen die Tränen in die Augen, als sie antwortete: „Jaden ist mein bester Freund und wenn er stirbt, dann ist das ganz alleine meine Schuld! Hätte ich doch gestern nur die Klappe gehalten!“ Auch die Anderen Frauen sahen von ihrer Arbeit auf. „Du hast wirklich Glück gehabt!“, meinte eine schwarzhaarige, etwas jüngere Frau, die gleich neben Alexis saß. „Wieso?“, fragte die Blondhaarige verständnislos. Warum sollte sie Glück haben? War es etwa Glück, dass Jaden vielleicht schon tot war?

„Ich weiß ja nicht, wie es bei eurem Stamm ist, aber hier haben die Frauen nicht viel zu sagen. Wir werden in jungen Jahren schon mit einem Mann verheiratet und damit sozusagen sein Eigentum. Liebe interessiert da nicht. Es geht eher darum, den Rang in der Gruppe zu verbessern oder gesunde Kinder zur Welt zu bringen. Das Leben von einer Frau ist im Vergleich zu dem eines Mannes wenig wert.“, beendete die Frau ihren Bericht. Alexis starrte sie fassungslos an. Wo war sie hier nur gelandet? „Und deshalb hast du echt Glück, diesen jungen Mann getroffen zu haben, der dich wenigstens gut behandelt hat. Bram ist da ganz anders und das wirst du spätestens heute Abend nach den Vermählungsriten erleben.“, meinte nun eine andere Frau, die, wie Alexis nun auffiel, ein blaues Auge hatte. „Was ist da passiert?“, fragte sie vorsichtig. „Ich war ungehorsam und Bram, mein Mann, hat mich dafür bestraft.“, antwortete sie zögernd. „Aber das könnt ihr doch nicht einfach so mit euch machen lassen!“, rief Alexis. Erschrocken wandten sich die Frauen um, ob auch keiner der Männer etwas von ihrer Unterhaltung mitbekommen hatte. „Was sollen wir denn tun? So ist das hier nun einmal und du wirst lernen müssen, damit zu leben. Sonst wirst du nicht lange überleben.“ Alexis fühlte, dass das Gespräch damit beendet war und ihr wurde übel, wenn sie daran dachte, dass sie die Frau von irgendeinem dieser Neandertaler werden sollte. Aber noch unerträglicher war der Gedanke, dass sie Jaden nie wieder sehen würde. Eine Träne bahnte sich einen Weg über ihre Wange.

„Gut, Kuribo, wie du meinst. Dann gehen wir jetzt tiefer in die Höhle.“ Jaden setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Weit musste er allerdings nicht gehen, denn er hörte, wie sich etwas auf ihn zu bewegte. Das Schaben der Krallen auf dem Fels war nicht schwer zu überhören. Ein Augenpaar tauchte vor ihm in der Dunkelheit auf und beobachtete ihn argwöhnisch. Jaden unterdrückte den Reflex, sich umzudrehen und aus der Höhle zu verschwinden. Er konnte Alexis nicht ihrem Schicksal mit diesem widerlichen Typen überlassen. Das konnte er seiner besten Freundin nicht antun. Entschlossen trat er noch einen Schritt auf den Löwen zu. Dieser zeigte sein Gebiss und brüllte laut, bewegte sich aber nicht von der Stelle. Jaden holte seine Taschenlampe aus dem Rucksack und leuchtete vorsichtig in die Richtung des Raubtieres. Zu seinem Erstaunen war dort nicht nur ein Höhlenlöwe, sondern auch noch mehrere Babys. Die Mutter war am Ende ihrer Kräfte. Sie schien schon lange nichts mehr gefressen zu haben und war abgemagert. Dann entdeckte Jaden auch den Grund dafür: Ihre Pfote hatte sich in einem Felsspalt verhakt und sie konnte so nicht mehr auf die Jagd gehen. Entschlossen ging er noch ein paar Schritte auf sie zu, ohne das fürchterliche Gebrüll zu beachten. Er streckte die Hand nach der Pfote aus, bekam jedoch mit der anderen erst mal einen kräftigen Hieb gegen den Arm, so dass er einen Moment um sein Gleichgewicht kämpfte. „Ganz ruhig. Ich will weder dir, noch deinen Jungen was tun!“, redete er beruhigend auf sie ein. Dann versuchte er es erneut, wobei sich ihm diesmal ein Jungtier in den Weg stellte und ihm in den Finger biss. „Hey, was soll das denn? Ich will euch doch nur helfen!“ Vorsichtig löste er den Kleinen von seiner Hand und schubste ihn zur Seite. Dann machte er sich unter dem Blick der Löwin an ihrer Pfote zu schaffen und holte sie behutsam aus der Felsspalte. Der gewaltige Höhlenlöwe wollte sich gerade aufrichten, um auf den Fremden loszugehen, als sie erschöpft zusammensank. Sie hatte nicht mehr die Kraft dazu. Jaden erinnerte sich daran, dass er auch Katzenfutter für Pharao in seinem Rucksack hatte und suchte es. Dann verteilte er den Beutelinhalt auf dem Boden. Sofort begannen die Tiere, zu fressen. Jaden grinste, als ihm die Löwin schließlich über die Hand leckte. Die raue Zuge kitzelte ihn. Dann fiel sein Blick auf einen Haufen Knochen an der Seite der Höhle. „Darf ich mal…?“ Er deutete darauf und ging hinüber. Zwischen den Knochen fand er schließlich, was er gesucht hatte: Den Zahn eines Höhlenlöwen. Er verabschiedete sich von seinen neuen Freunden und machte sich so schnell er konnte auf den Rückweg zur Höhle der Neandertaler. Hoffentlich kam er nicht zu spät.

Bram schlenderte durch den Wald. Sicher, er hatte etwas Zeit damit verloren, das Wolfsrudel endlich zu finden, aber dann war alles ganz schnell gegangen und nun freute er sich darauf, seinen neusten Besitz begutachten zu können. An den jungen Fremden mit den komischen Sachen dachte er schon längst nicht mehr. Wie sollte dieser Schwächling, der es nicht mal schaffte, seinem Weib Manieren beizubringen, sich gegen einen Höhlenlöwen durchsetzen? Bei diesem Gedanken musste er grinsen. Ein paar hundert Meter noch und er wäre daheim. Schon konnte er die bewundernden Blicke spüren, wenn er als Erster und Einziger von der Prüfung zurückkehrte und dann auch noch so schnell. Nie wieder würde sich jemand mit ihm anlegen wollen. Doch da entdeckte er plötzlich den Fremden, der sich aus der anderen Richtung kommend durch das Unterholz kämpfte. Das konnte doch nicht wahr sein!

Entschlossen, sich seinen Sieg nicht mehr nehmen zu lassen, sprintete Bram los. Jaden bemerkte den Speer im letzten Moment und konnte gerade noch ausweichen. Bram hatte ihn im Lauf geschleudert und ihn nur äußerst knapp verfehlt. Es war schwer, sich hier durch das dichte Gehölz und den Schnee zu kämpfen, aber bei dem Gedanken, Alexis diesem Ekel zu überlassen, wurden bei Jaden die letzten Kraftreserven aktiviert und auch er rannte so schnell er konnte durch den tiefen Schnee. Die Beiden waren gleich auf. Ein letzter kleiner Fehler konnte die Prüfung so oder so enden lassen. Da packte Bram einen Knüppel und schlug nach Jaden, der sich im letzten Moment noch ducken konnte. „Hey, Kumpel, das ist jetzt aber nicht fair!“, rief Jaden, was seinen Gegner aber nicht sonderlich zu stören schien. Noch einmal holte er aus, und verfehlte Jaden, der in diesem Moment einen Satz zur Seite über einen umgefallenen Baumstamm machte. Bram verlor das Gleichgewicht und stürzte, rappelte sich jedoch sofort wieder auf und versuchte, Jaden einzuholen. Ein paar Sekunden vor Bram traf der junge Slyfer bei der Höhle ein.

Die Menschen, die sich dort versammelt hatten, wirkten bis auf einige Ausnahmen, ziemlich enttäuscht. Zu den Ausnahmen gehörte das kleine Mädchen vom Morgen, dass Jaden zuwinkte, bevor sie von einer älteren Frau einen strafenden Blick auffing. Die meisten Männer blickten Jaden zornig an, was diesen jedoch kaum interessierte, da er Alexis suchte. Sie stand etwas abseits. Auch ihr waren inzwischen die Fesseln gelöst worden. Zuerst starrte sie ihn eine Weile erstaunt an, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, dann jedoch folgte sie einem ersten Impuls und lief freudestrahlend auf ihn zu. Übermütig umarmte sie ihn und hätte ihn dabei fast umgeworfen. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist!“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Jaden, der zuerst nur völlig perplex dagestanden hatte, legte schließlich vorsichtig die Arme um sie und erwiderte die Umarmung, wobei er trotzdem rot wurde. Sein Herz schlug schnell, wobei er nicht genau sagen konnte, ob das nun vom Sprinten kam, oder von der Tatsache, dass Alexis ihn umarmte.

Schließlich ließ die Blondhaarige ihn wieder los und schaute verlegen zu Boden „Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht!“, gab sie zu. „Ist doch alles noch mal gut gegangen.“, grinste Jaden. „Wenigstens musst du dieses Ekel jetzt nicht heiraten.“ „Danke!“ Alexis lächelte ihn an. „Ich hätte es mir nie verziehen, wenn du wegen mir bei dieser bescheuerten Aktion…“ Sie konnte den Satz einfach nicht beenden. „Schon gut.“

Der Zauberer räusperte sich und trat auf die beiden jungen Männer zu. „Wie könnt ihr beweisen, dass ihr euch euren Schutzgeistern wirklich gestellt habt?“ Bram holte eine Wolfskralle hervor und Jaden zeigte den Zahn, wobei dem Alten auch die Wunde, die die Tatze der Höhlenlöwin auf seinem Arm hervorgerufen hatte, ins Auge fiel. Er musterte den Jungen noch einmal von oben bis unten. Das hatte er ihm gar nicht zugetraut. Obwohl die Aktion anders geplant gewesen war, würde die Gruppe durchaus Vorteile daraus ziehen. Sie hatten immerhin zwei neue Mitglieder ihrer Gruppe, die zudem noch jung und kräftig waren, auch wenn sie sich etwas merkwürdig kleideten und benahmen. Jedenfalls hatte er schon alles für die Vermählungsriten vorbereiten lassen. Ob das junge Paar davon allerdings begeistert sein würde? Der Zauberer bezweifelte es.
 

Wird Chazz Atticus retten können? Wird sich die Angst des Zauberers bestätigen? Im nächsten Kappi werdet ihr es erfahren.^^ Ich hoffe, ihr hinterlasst mir auch diesmal wieder ein Kommi.^^

Man liest sich!

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Verlobt, Verheiratet, ...Verliebt?

Hi! Hier ist das nächste Kappi^^ Ich hoffe, es gefällt euch wieder und ihr habt viel Spaß beim Lesen^^ Ich freu mich schon auf eure Kommis!^^

Heal

Eure Asuka
 

Verlobt, Verheiratet, ...Verliebt?
 

„Halt durch, Atticus! Ich hol dich da raus!“ Chazz sah sich panisch um. Das hörte sich leichter an, als es war. Wie sollte er da hinunter kommen oder Atticus heraufholen? Fieberhaft durchsuchte er die Rucksäcke und fand schließlich in Atticus Gepäck ein stabil wirkendes Seil. „Hier!“ Er ließ es zu dem Braunhaarigen hinunter, der sich auch sofort das eine Ende schnappte und es sich um den Bauch band. Das andere Ende band Chazz um einen Baum, der ganz in der Nähe einzeln stand und schließlich schaffte er es, Alexis Bruder aus der Spalte hinaufzuziehen. Erschöpft ließen sich beide erst mal auf den Boden fallen. „Danke, Chazz. Du hast echt was bei mir gut, Kumpel.“ „Schon gut. Wir müssen weiter und Alexis finden!“ Bei diesem Gedanken rappelte Chazz sich wieder auf und war entschlossener denn je, seine geliebte Alexis zu finden. Atticus seufzte, stand dann aber auch auf.

Den ganzen Tag waren Syrus, Zane und Bastion jetzt auf dem Weg durch diesen Wald und noch immer hatten sie keine Spur von den anderen entdecken können. Vor ihnen lichteten sich nun endlich die Bäume und gaben den Blick auf eine weite, weiße Landschaft frei. „Wie sollen wir Jaden und die anderen hier denn jemals finden?“, fragte Syrus schließlich. „Ich weiß es auch nicht, aber wir müssen es wenigstens versuchen!“, antwortete sein großer Bruder. „Los, kommt, wir bauen hier wieder den Unterstand auf. Es wird schließlich bald dunkel.“

„Muss das denn wirklich unbedingt sein?“, fragte Alexis. „Ja. Der Anführer hat es so beschlossen. Ihr werdet beide Mitglieder unserer Gruppe!“, antwortete die Frau, die Alexis gerade erklärte, wie die Zeremonie ablaufen sollte. „Du solltest froh sein, dass du diesen Jaden heiraten darfst und nicht jemand anderen nehmen musst. Wenn du absagst, wird eben eine andere Frau für ihn ausgesucht, aber da er sich für dich sogar mit den Sohn des Anführers angelegt hat, wurde es nun mal so beschlossen.“ Alexis seufzte. Das hatte sie doch nun alles schon zum hundertsten Mal gehört, aber sie wollte nicht hier bleiben. Sie wollte ihren Bruder wiedersehen und nach Hause kommen. Sicher hätte es sie schlimmer treffen können und sie war froh, dass Jaden dieses Abenteuer halbwegs unbeschadet überstanden hatte, aber sie konnte ihn doch nicht einfach so heiraten und das Ritual, von dem diese Frau gesprochen hatte, wirkte auch nicht sonderlich vertrauenserweckend. „Also“, begann die Frau nun zum dritten Mal. „Ihr werdet symbolisch an den Händen zusammen gebunden und müsst dann dreimal um das Feuer herum laufen. Danach wird dann der Zauberer die Geister befragen und die Verbindung segnen. Dann wird den ganzen Abend über getanzt und gefeiert, bis du dann deine Pflichten als Ehefrau erfüllen musst.“ Alexis traute ihren Ohren nicht. „Und was genau soll das beinhalten? Du willst doch damit nicht etwa sagen, dass ihr mich auch ohne zu fragen mit diesem Bram verheiratet hättet und ich dann mit dem schlafen müsste? Und was fällt euch eigentlich ein, mich bei so was nicht mal zu fragen?“ Alexis war mit hochrotem Kopf aufgestanden und sah die Frau empört an. „Das ist so Sitte…“, begann sie, doch Alexis schnitt ihr das Wort ab. „Ich weiß, ich weiß. Und du kannst auch nichts dafür. Tut mir Leid. Aber ich will das nicht! Jaden ist ein guter Freund- nicht mehr!“

Jaden reagierte ähnlich, nachdem er vom Zauberer erfahren hatte, was nachher von ihnen erwartet wurde. „Das könnt ihr doch nicht einfach so festlegen!“, rief er empört. Er war so rot wie seine Jacke geworden. „Willst du lieber eine andere Frau? Nun hab dich nicht so! Wie alt bist du?“ „15, aber was hat das denn damit zu tun?“ „Ich weiß nicht, wie es bei euch üblich ist, aber bei uns werden die jungen Männer normalerweise schon mit 12 verheiratet. Von den Mädchen ganz zu schweigen. Also, was ist nun dein Problem?“ Der Zauberer gab sich alle Mühe, nachsichtig mit Jaden zu sein, aber langsam riss ihm der Geduldsfaden. Sie hätten die beiden Fremden doch töten sollen und ihnen keine Chance einräumen dürfen. Das würde alles noch viele Probleme geben. „Was mein Problem ist? Ich kann doch nicht einfach meine beste Freundin heiraten, wenn ich nicht mal weiß, ob sie das will! Außerdem heiratet man doch aus Liebe und nicht, weil irgendjemand das von einem verlangt!“ Jaden hatte sich erhoben und wollte gerade gehen, als ihm zwei Männer den Weg vertraten. „Du kannst nicht einfach so gehen. Ich dachte der Anführer hätte dir das schon erklärt!“ Der Alte zog die Stirn in Falten. „Also, ich frage dich noch einmal: Willst du eine andere Frau?“ „Nein!“ „Warum weigerst du dich dann, Alexis zu heiraten?“ „Weil Alexis meine beste Freundin ist, ich aber nicht in sie verliebt bin!“, antwortete Jaden. „Und wie erklärst du dann deine Eifersucht?“ „Eifersucht? Ich bin nicht eifersüchtig!“ Jaden wandte sich ab. Aber in seinem Kopf schwirrten die Gedanken wirr umher. <Eifersucht? War es das, was mich dazu gebracht hat, diesen Wettkampf mitzumachen? Aber Alexis ist doch nur eine gute Freundin, nichts anderes.> „Und was willst du dann? Willst du lieber sterben oder was?“ „Nein, das muss nicht unbedingt sein, aber kann ich vorher wenigstens noch einmal mit Alexis sprechen?“ Jaden wusste einfach nicht, wie er sich aus diesem Schlamassel wieder befreien sollte. Erst hatte er Lex vor diesem Neandertaler gerettet und nun war alles kein Stück einfacher geworden. „Du willst dich wirklich mit einer Frau beraten?“ Der Alte starrte ihn fassungslos an. „Ähm, klar. Würde ich bei irgendeinem Test in der Schule auch immer gerne machen.“ Der Alte schüttelte verständnislos den Kopf, gab dann aber den Wachen ein Zeichen, ihn durch zu lassen.

Begleitet von neugierigen Blicken schritt Jaden durch die Höhle und ging zu Alexis, die ihn fragend ansah. Er setzte sich neben sie. „Lex, wir müssen reden.“, fing er an. „Ja.“, stimmte sie zu. „Ich hab keine Ahnung, wie wir hier wieder rauskommen sollen, aber ich will nicht hier bleiben, sondern die anderen finden und nach Hause!“, meinte Alexis. „Verstehe ich. Ich will auch nicht länger als nötig hier bleiben, aber die haben immer noch vor, uns umzubringen, wenn wir nicht hier bleiben wollen.“ „Das hatte ich mir schon fast gedacht. Die sehen nicht so aus, als wenn sie Spaß verstehen würden.“ „Ja.“ Einen kurzen Augenblick schwiegen beide und sahen sich nur stumm an. „Lex, du bist meine beste Freundin. Ich kann dich nicht einfach so heiraten.“, sprach Jaden das Problem schließlich aus. „Ich weiß, aber ich hab auch wenig Lust, einen dieser Neandertaler als Mann zu haben.“, warf sie ein. „Und? Was schlägst du vor?“ „Ich weiß es nicht. Wir müssen so schnell wie möglich von hier abhauen, aber so lange müssen wir irgend ein Spiel mitspielen.“ „Und…ähm… was heißt das jetzt im Klartext?“, fragte der Braunhaarige schließlich. „Wir machen diese blöde Zeremonie erst mal mit. Wenn die so viel feiern, wie die Frau vorhin gesagt hat, dann haben wir vielleicht Glück und keiner interessiert sich dann dafür was wir machen, ... oder nicht machen.“ Alexis war rot geworden und blickte zu Boden. „Also heiraten wir nachher?“ Jaden schaute sie von der Seite an. Auch auf seinem Gesicht zeigte sich ein Rotschimmer. „Sieht wohl ganz danach aus.“ Sie versuchte zu lächeln, was ihr allerdings misslang.

„Nun komm schon, Atticus! Wir müssen Alexis endlich finden!“ „Ich bin immer noch der Ansicht, dass Jaden schon auf sie aufpassen wird. Vielleicht ist deine Vermutung ja doch richtig und die Beiden freuen sich, etwas alleine zu sein.“, stichelte der Braunhaarige. „Hör auf! So was darfst du nicht sagen!“ Chazz beschleunigte seine Schritte noch und wäre im Dunkeln fast einen Abhang hinunter gerutscht, hätte Atticus ihn nicht gerade so noch gehalten. „Immer langsam! Es ist stockfinster! So können wir nicht weiter! Lass uns hier bleiben und morgen früh weitersuchen!“ „Kommt gar nicht in Frage! Schau mal, da unten ist Licht! Ein Lagerfeuer! Lass uns mal nachsehen!“ So machten sie sich schließlich an den schwierigen Abstieg.

Alexis und Jaden standen gemeinsam am Lagerfeuer vor der Höhle. Mit einem roten Seil waren ihre Hände zusammengebunden. Jaden hielt Alexis Hand. Nachdem sie drei Mal um das Feuer gegangen waren, begann nun die Anrufung der Geister durch den Zauberer. Wieder warf er unauffällig ein Pulver hinein und wartete darauf, dass es sich verfärbte. Dann begann er mit langen Beschwörungsformeln und endete schließlich damit, dass die Geister ihnen dieses junge Paar geschickt hätten, um ihrer Gruppe zuhelfen, sich von dem Erdbeben zu erholen. Jaden und Alexis glaubten kein Wort von dem, was der Alte gesagt hatte und sahen sich nur kopfschüttelnd an. „Damit gehört ihr nun auf Immer und Ewig zusammen!“ Die Männer, die um sie herum saßen, prosteten sich mit einem eklig riechenden Kräutertrank zu, der eine ähnliche Wirkung wie Alkohol zu haben schien.

Alexis und Jaden setzten sich etwas abseits und besprachen ihre weiteren Pläne. „Mal sehen, wie lange das hier so geht. Dann können wir eventuell heute Nacht schon abhauen!“ „Ja. Lass uns erst mal sehen, wie sich das Ganze hier entwickelt!“ Das Band war ihnen von dem alten Mann abgenommen worden. „Ich geh schnell mal rüber zu der Quelle hinten im Wald und trinke einen Schluck. Dieses Kräutergesöff will ich nicht unbedingt probieren.“ Alexis stand auf und verschwand in die angegebene Richtung. Jaden beobachtete weiter das Treiben um ihn herum, bis ihm plötzlich auffiel, dass Bram sich in den Wald schlich, genau in die Richtung, in der gerade Alexis verschwunden war. Er hatte einen unguten Verdacht. Sein Herz raste plötzlich und er machte sich sofort auf den Weg, ihm zu folgen.

Alexis hatte sich über das klare Wasser der Quelle gebeugt und schöpfte es mit ihren Händen. Zuerst spritze sie sich etwas ins Gesicht, dann trank sie vorsichtig ein paar Schluck. Es war kalt, aber sehr erfrischend. Die Sterne spiegelten sich in der Quelle wieder. Sie setzte sich unter einen Baum und blickte in den Himmel. Das musste sie erst mal alles verarbeiten. Sie war jetzt mit Jaden verheiratet, zumindest was ihre Zeit hier bei diesen Neandertalern anging. Sie grinste. Wenn Mindy und Jasmin sie jetzt sehen könnten. Ihre beiden Freundinnen hätten das Ganze bestimmt wahnsinnig lustig und romantisch gefunden, immerhin hatte Jaden ja sein Leben für sie riskiert. Sie dachte an den Vormittag zurück. Sie wäre vor Angst um ihn fast gestorben und als er dann auch noch als Gewinner zurück gekommen war, hatte sie ihn einfach spontan umarmt. Ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen und in ihrem Bauch kribbelte es angenehm, wenn sie daran dachte. Vielleicht wäre es ja doch ganz schön, mit Jaden…. Sie unterbrach ihren Gedanken. Jaden und eine Freundin? Jaden und sie als Paar? Das war jetzt genauso unwahrscheinlich wie vor vierundzwanzig Stunden, als sie noch auf der Akademieinsel gewesen waren. Sie stand auf und wollte sich gerade umdrehen, als plötzlich der Sohn des Anführers vor ihr auftauchte und sie gegen den Baum drückte, an den sie sich gerade gelehnt hatte.

Einen Arm hatte er neben ihren Kopf an den Stamm des Baumes gepresst und mit dem anderen hielt er sie fest. Langsam wanderte seine Hand von ihrer Schulter ihren Arm hinunter. „Ich werde dir schon Manieren beibringen!“ Ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Gerade wollte sie um Hilfe rufen, als er ihr mit seiner Hand auch schon den Mund zuhielt. <Jaden!> Alexis hatte panische Angst und versuchte, sich zu befreien. Ohne Erfolg, wie sich herausstellte. Der Mann war einfach zu stark.

„Lass Alexis sofort los, du Ekel!“, schrie da eine bekannte Stimme. Bram wandte sich widerwillig um und erblickte Jaden, der nicht weit von ihnen entfernt stand und Bram finster anblickte. Alexis biss dem Neandertaler in den Finger, so dass dieser sie erschrocken losließ. Sofort duckte sie sich unter seinem Arm hinweg und lief zu Jaden hinüber, der sich schützend vor sie stellte. „Na sieh mal einer an! Da hat sich der Kleine doch noch hergetraut, um seinem Weib zu helfen!“, spottete Bram. Jaden überging die Spitze und versuchte, etwas Raum zwischen sich und den Angreifer zu bringen. Langsam wich er mit Alexis zurück, aber es half nichts, denn auf einmal rannte Bram auf sie zu und wollte Jaden zu Boden schmeißen. Im letzten Moment konnten die Beiden noch ausweichen. „Verschwinde, Lex! Ich schaff das schon!“, schrie Jaden, aber Alexis zögerte. Helfen würden ihr die anderen Neandertaler bestimmt nicht. Sie ging hinter einem Baum in Deckung und beobachtete weiter das Geschehen.

Gerade hatte Bram Jaden gepackt und in hohem Bogen zu Boden geschleudert. Jaden blieb einen Moment liegen und richtete sich dann schwer atmend wieder auf. Er taumelte. Doch ihm blieb keine Zeit zum Verschnaufen, da der Steinzeitmensch schon die nächste Attacke startete. Jaden konnte den ersten Schlägen gerade so noch ausweichen. Wie lange er das aber noch schaffen würde, wusste er nicht. Bram wollte gerade erneut nach ihm schlagen und legte all seine Kraft in diesen Angriff, als sich Jaden unter der Faust wegduckte und Bram stattdessen mit einem Judogriff auf den Boden warf. Er keuchte kurz auf, kam dann aber sofort wieder hoch. „Ich werde dir mit Vergnügen jeden Knochen einzeln brechen und dann mach ich mit der da weiter!“, schrie er und zeigte auf Alexis. <Nein!>, schrie Jaden in Gedanken auf und wie als Bestätigung dafür erklang plötzlich ein lautes Gebrüll. Auf einem Felsen nahe der Quelle stand ein gewaltiger Höhlenlöwe und fletschte die Zähne. Erschrocken wich Bram zurück, während Jaden näher zu dem Tier ging und es schließlich an seiner Hand lecken ließ. Es war die Löwin, der er vorhin geholfen hatte. Als er sich wieder umwandte, war von dem Neandertaler keine Spur mehr zu sehen. Jaden grinste die Raubkatze dankbar an. „Danke für deine Hilfe. Ohne dich wären wir echt aufgeschmissen gewesen!“ Alexis wagte sich hinter dem Baum hervor. Die Löwin bemerkte sie, musterte sie kurz und wandte sich dann zum Gehen. Kurz darauf war sie verschwunden.

Alexis kam langsam auf Jaden zu. „Danke! Jetzt hast du mich schon wieder gerettet!“ Sie lächelte ihn dankbar an. „Mach ich doch gerne, außerdem musst du dich nicht bei mir, sondern bei der Höhlenlöwin bedanken.“ Er kratzte sich verlegen am Kopf. „Ist bei dir sonst alles okay?“, fragte er dann. „Ja, ich denke schon.“ Sie standen sich eine Weile wortlos gegenüber. Die Quelle gurgelte leise vor sich hin und irgendwo schrie eine Eule.

Alexis schaute ihm genau in die Augen. <Wie wunderschön sie ist.>, dachte er, verdrängte das jedoch sofort wieder. <Was denke ich denn da!> Trotzdem konnte er den Blick einfach nicht von ihr abwenden. Ganz langsam gingen die Beiden auf einander zu, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Jaden hätte in ihren Augen versinken können und Alexis ging es nicht anders, wenn sie in seine schokoladenbraunen Augen sah. „Ich hatte solche Angst um dich!“, flüsterte sie schließlich und überwand die letzte Distanz zwischen ihnen. Länger konnte sie die Tränen nicht zurückhalten, die ihr in den Augen brannten. „Wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ich will diesem Typen nicht noch einmal alleine begegnen!“ „Psst. Ganz ruhig. Ist doch alles noch mal gut gegangen.“, versuchte der Braunhaarige sie zu beruhigen, was allerdings nicht wirklich funktionierte. Er wusste nicht, was er noch machen sollte, also nahm er die Blondhaarige schließlich sanft in den Arm und strich über ihre Haare. „Ist ja gut, Lex.“ Nach einer Weile beruhigte sie sich dann schließlich etwas und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Tut mir Leid, aber das war heute irgendwie alles ein bisschen zu viel.“ „Finde ich auch.“ Sie hob den Kopf und sah wieder direkt in seine Augen. In ihrem Bauch kribbelte es angenehm und ihr war zum ersten Mal in dieser ungemütlichen Umgebung warm. Sie spürte Jadens Arme, die sie noch immer fest hielten und ihr irgendwie ein Gefühl von Geborgenheit gaben. Ihr Herz schlug heftig. Lag das jetzt an der Aufregung oder an Jadens Nähe? Sie hätte ewig so stehen bleiben können, aber da erklang plötzlich ein Geräusch- das Knacken eins Astes. Erschrocken drehten sich die Beiden um. Jaden schob Alexis wieder hinter sich und starrte in die Dunkelheit. War Bram zurückgekommen?
 

So, das war es auch schon wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Wer oder was da wohl aus der Dunkelheit auftaucht? Ihr werdet es im nächsten Kappi erfahren^^

Bis dann!!

Heal

Eure Asuka

Jagd auf die Fremden

Hallo! Hier ist auch schon das nächste Kappi^^ Hoffentlich gefällt es euch wieder und ihr hinterlasst mir ein liebes Kommi^^

Heal

Eure Asuka
 

Jagd auf die Fremden
 

„Hi, Lexi! Schön, dass wir euch endlich gefunden haben!“, erklang Atticus Stimme aus der Dunkelheit. Jaden und Alexis, die beide angespannt auf jedes Geräusch gelauscht hatten, seufzten. „Atticus! Bin ich froh!“, rief Alexis, als sie ihren Bruder aus dem Schatten treten sah. Lächelnd kam er mit Chazz zusammen zu ihnen hinüber. „Siehst du, ich hab dir doch gesagt, du musst dir keine Sorgen um Alexis machen, wenn Jaden bei ihr ist.“, meinte Atticus grinsend, während Chazz etwas unverständliches vor sich murmelte. Jaden und Alexis sahen sich einen Moment schweigend an und waren beide etwas rot, was Atticus trotz der Dunkelheit nicht entging. <Hat Chazz etwa doch Recht?> „Jetzt erzählt mal! Was ist euch so passiert?“ Alexis begann zu erzählen und mit jedem Satz weiteten sich die Augen ihres Bruders mehr und mehr. Die Hochzeit verschwieg sie aber. „Ihr habt Neandertaler getroffen? Jaden hat sich mit einem Höhlenlöwen angelegt und dich vor einem dieser Steinzeitmenschen gerettet?“ Als die Blondhaarige in die fassungslosen Gesichter schaute, musste sie unwillkürlich grinsen. „Und? Was war bei euch so los?“ „Dagegen war es bei uns je echt langweilig.“ Chazz erzählte kurz von den vergangenen Stunden. Ale er geendet hatte, herrschte Stille. „Wir müssen auf alle Fälle so schnell wie möglich von hier verschwinden! Unser Gepäck ist in der Höhle von diesen Steinzeitmenschen. Wir holen es vorsichtig und kommen dann wieder her. Wir hatten sowieso vor, heute noch abzuhauen.“, meinte Jaden schließlich. „Ihr wartet hier auf uns.“ „Gut.“, Atticus nickte und die Beiden machten sich gemeinsam wieder auf den Weg zur Höhle. Chazz blickte Jaden feindselig nach. <Wie kann diese Slyfer-Niete es nur wagen, sich in dieser Situation an Alexis ran zu machen? Das werde ich nicht zulassen!>

Vorsichtig näherten sich Jaden und Alexis dem Lagerfeuer. Die Männer schienen schon fast alle betrunken zu sein und entweder auf ihren Plätzen zu schlafen oder sie grölten und torkelten zurück in die Höhle. Von den Frauen des Stammes war nichts zu sehen. Jaden hatte Alexis Hand genommen, damit sie sich in der Dunkelheit nicht verloren und schlich auf Zehenspitzen voran. Alexis folgte ihm genauso leise. Schließlich fanden sie ihren Schlafplatz und ihre Rucksäcke, packten noch ein paar Dinge ein und wollten gerade wieder aufbrechen, als sie die Stimme des kleinen Mädchens hörten. „Ihr wollt uns verlassen, nicht?“ Erschrocken wandten sich die Zwei um und starrten sie an. Würde sie sie verraten?

„Keine Angst. Ich sage den Männern nichts davon. Die Frauen wünschen euch sowieso viel Glück. Hier!“ Sie hielt ihnen ein in Fellen eingeschlagenes Paket entgegen. „Danke!“ Alexis nahm es an sich und verstaute es in ihrem Rucksack. „Morgen werden die Männer merken, dass ihr nicht mehr da seid und sie werden euch verfolgen. Ihr müsst vorsichtig sein, denn ich weiß nicht, was sie dann mit euch machen werden.“ Das kleine Mädchen schaute traurig zu Boden. „Schade. Ich hatte gehofft, ihr könntet hier etwas ändern. Und ich hätte so gerne eure Kinder gesehen.“ Alexis seufzte und beugte sich zu dem Kind hinunter. „Wenn ihr hier etwas ändern wollt, dann schafft ihr das auch alleine. Weißt du, wir kommen aus der Zukunft und es wäre nicht gut, wenn wir euch dabei helfen würden. Das müsst ihr alleine schaffen. Aber lass dir nie etwas von so einem Typen wie Bram gefallen, okay?“ Sie lächelte und das Mädchen nickte zögerlich.

Dann verschwanden die beiden Fremden in der dunklen Nacht. <Aus der Zukunft? Sind da alle so nett wie die Beiden?> Lange stand das Mädchen da und hoffte, dass die Jäger am nächsten Morgen erst spät aufwachen und noch später bemerken würden, dass die Zwei verschwunden waren. Sie nahm ein paar Felle und rollte sie zusammen. Dann deckte sie diese wiederum mit einer großen Decke zu. Es sollte wenigstens eine Weile so aussehen, als schliefen die beiden Fremden tief und fest. Jede Minute Vorsprung konnte über ihr Leben entscheiden. Das Mädchen wagte gar nicht daran zu denken, was geschehen würde, wenn die Männer mitbekamen, dass sie ihnen sowohl Nahrung als auch Werkzeuge und Sachen mitgegeben hatte. Entschlossen wandte sie sich ab. Noch einmal dachte sie an den Nachmittag zurück. Wie sehr hatte sie sich für die junge Frau gefreut, als ihr Begleiter nicht nur halbwegs unversehrt, sondern auch noch als Sieger zurückgekehrt war. Wie sehr hatte sie sich in diesem Augenblick einen ebenso netten Mann gewünscht, was allerdings nie in Erfüllung gehen würde. Morgen würde der Wettkampf jedenfalls ganz und gar nicht fair werden. Alle Jäger dieses Stammes würden sich, angestachelt von dem Anführer und dessen Sohn, an der Jagd beteiligen. Sie seufzte und wünschte den Beiden noch einmal viel Glück- das könnten sie auch gebrauchen.

„So, da sind wir wieder.“ Alexis und Jaden hatten sich so schnell es eben ging durch den Wald gekämpft und standen nun schwer atmend wieder vor Atticus und Chazz. „Wir haben gerade den Tipp bekommen, dass wir uns möglichst weit von hier entfernen sollten. Die Jäger werden uns bei Tagesanbruch verfolgen.“, berichtete Jaden knapp. „Ich sag es ja. Mit einem Chaoten wie dir hat man echt nur Probleme.“, meinte Chazz genervt. „Nun ist aber gut. Statt zu streiten, sollten wir uns besser ganz schnell auf den Weg machen. Ich will auf keinen Fall noch mal diesen Neandertalern in die Hände fallen! Außerdem ist das nicht Jadens Schuld!“, beendete Alexis schließlich den Streit, woraufhin Chazz Jaden noch einen bösen Blick zuwarf. <Warum verteidigt Alexis diesen Trottel immer?> „Und wohin sollen wir gehen?“, fragte Atticus schließlich. „Ich meine unsere Fußspuren sind ja wohl mehr als deutlich zu sehen und Morgen werden sie uns so bestimmt ganz leicht finden…“ Eine kurze Stille trat ein. „Da hast du wahrscheinlich Recht, aber nicht, wenn sie sich nicht da hin trauen, wo wir uns verstecken.“ Jaden grinste, als er die fragenden Blicke der anderen bemerkte. „Wir verstecken uns in der Höhle der Höhlenlöwin! Lex, du hast doch gesehen, was für eine Angst Bram vor ihr hatte!“ „Gute Idee! Und sobald sie wieder weg sind, können wir uns auf die Suche nach Syrus, Bastion und Zane machen!“ Die Blondhaarige nickte zustimmend. „M-moment mal! Wir sollen uns in der Höhle von einer gefährlichen Raubkatze verstecken ?! Geht´s noch? Die frisst uns doch alle gerne auf! Bist du so blöd, oder tust du nur so?“, fragte Chazz schließlich in einem äußerst beleidigenden Tonfall. Bevor Jaden jedoch etwas antworten konnte, hatte Alexis seinen Arm gepackt und zog ihn mit sich in Richtung der Höhle. Sie wandte sich zu Chazz um, der völlig verblüfft da stand. „Also ich finde die Idee sehr gut. Tut mir ja Leid, wenn ich auch blöd bin.“ Atticus grinste und folgte ihnen dann mit einigem Abstand.

Bram rannte eine Weile durch den Wald. Die Zweige schlugen ihm ins Gesicht und erst, als er völlig außer Atem war, blieb er stehen und lauschte angestrengt. Das Blut rauschte durch seine Ohren, doch er war sich ziemlich sicher, dass der Höhlenlöwe ihn nicht verfolgte. Sonst hätte er das schon gemerkt, spätestens dann, wenn sich die Reißzähne in sein Fleisch bohrten. Er kochte vor Wut. Wie konnte diese halbe Portion es nur wagen, ihn, den Sohn des Anführers, so bloß zu stellen? Und noch dazu wegen diesem Weib! Eine Unverschämtheit! Aber das nächste Mal würde ihnen der Löwe nicht helfen. Sollte dieser Jaden doch eine gewisse Macht über das Tier haben! Immer konnte es nicht zur Stelle sein und ihn beschützen. Er würde diesen Fremden demütigen. Er würde ihm jeden Knochen einzeln brechen, aber doch darauf achten, dass er noch lange genug am Leben war, um zu sehen, wie er das Weib demütigte und schließlich auch ihr Leben beendete. Ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Sollte dieser Jaden sich doch für heute als Gewinner sehen. Die Schlacht war noch nicht beendet.

„Wie weit müssen wir denn noch?“ Chazz trottete immer noch ein wenig beleidigt hinter ihnen her. Sicher, Alexis hatte Recht und streiten brachte in dieser Situation absolut gar nichts, aber mussten sie sich denn ausgerechnet auf Jaden, diese Niete, verlassen? <Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als gute Mine zum bösen Spiel zu machen.> Er seufzte. Nach einer weiteren Stunde anstrengenden Fußmarsches erreichten sie schließlich lange nach Mitternacht die Höhle. Jaden betrat sie zuerst und schaltete die Taschenlampe ein. Sofort kam die Löwin auf ihn zu und leckte seine Hand, während er ihr über ihr dichtes, rötliches Fell strich. „Ihr könnt reinkommen, aber seid etwas vorsichtig!“, rief er dann. Als nächstes kam Alexis. Sie blieb einige Meter vor der riesigen Höhlenlöwin stehen und die beiden sahen sich an. Dann wendete sich die Löwin ab und Alexis atmete erleichtert aus. Ihr war es vorgekommen, als wäre sie von der Löwin geprüft worden.

Alexis ging zu Jaden hinüber, der inzwischen etwas Stroh aufgehäuft und eine Decke darüber gebreitet hatte. Alexis öffnete ihren Rucksack und nahm das Päckchen des Mädchens hervor. Sie öffnete es neugierig. Sie fand ein Messer mit einer Feuersteinklinge, die ziemlich scharf war und auch etwas gedörrtes Fleisch darin. In einem kleinen Säckchen waren Beeren und Kräuter verstaut und sogar eine Schale befand sich darin. Sie hatte etwa einen Durchmesser von 50 cm. Dann fiel Alexis Blick auf einen seltsamen Gegenstand. Es war anscheinend der Darm irgendeines Tieres. Er war bearbeitet worden und in ihm befand sich eine Flüssigkeit. Vorsichtig probierte die Blondhaarige. <Das ist also eine Art Wasserbeutel.> „Hier. Willst du auch einen Schluck?“ Sie reichte den Beutel an Jaden weiter. „Danke!“ Alexis kramte derweilen weiter in dem Fellbündel. Ein paar Sachen kamen zum Vorschein. Da waren zwei Paar Stiefel und Umhänge, die durch das Fell wohl sehr gut gegen die Kälte schützten. Den ganzen Tag über hatte Alexis sich eine Decke um die Schultern gelegt gehabt, die allerdings nicht wirklich vor der klirrenden Kälte hier schützte.

Sie war dem kleinen Mädchen wirklich dankbar. Wer wusste schon, wie lange sie hier noch bleiben müssten? Die Schüssel nutzten die Studenten, um darin etwas Schnee zu tauen. Sie zündeten in der einen Ecke der Höhle ein kleines Feuer an und erhitzten das Wasser so. Sie hatten noch etwas Seife in Alexis Rucksack gefunden und einer nach dem anderen ging mit der Schüssel voll Wasser in den hinteren Teil der Höhle, der vor den Blicken der anderen verborgen war, und wusch sich. Alexis merkte erst jetzt, wie schmutzig sie sich gefühlt hatte und war dankbar für das Wasser, auch wenn es noch ziemlich kalt auf der Haut war.

Als sie alle fertig waren, setzten sie sich um das kleine Feuer herum, während die Löwin sich auf der anderen Seite der Höhle hingelegt hatte. Chazz warf ab und an einen nervösen Blick zu ihr hinüber. „Die wird uns doch in der Nacht alle auffressen!“ „Ach Quatsch, Chazz! Die ist doch ganz lieb!“ „Sag das mal ihren Zähnen! Außerdem weiß ich nicht, ob sie auch weiß, dass sie ganz lieb ist.“, meinte er sarkastisch. „Sie hat uns immerhin vorhin gerettet!“ „Schluss jetzt!“, ging diesmal Atticus dazwischen. „Das bringt doch nichts! Wir haben wirklich andere Probleme!“ „Ja. Zum Beispiel, wo wir hier überhaupt sind, und wie wir nach Hause kommen!“, meinte Chazz schließlich. „Also ich glaube, wir sind irgendwie in die Vergangenheit gereist.“ Jaden stocherte mit einem Stück Holz im Feuer herum und sah sie dann an. „Wie wollen wir Sy und die anderen überhaupt finden?“ „Ich hab schon probiert, Zane auf seinem Handy zu erreichen, aber es gibt hier nirgendwo Empfang.“, sagte Atticus. „Wir müssen sie wohl Morgen suchen gehen. Allerdings sollten wir uns vorher etwas umsehen um sicher zu gehen, dass diese Steinzeitmenschen uns nicht irgendwo auflauern.“, meinte Alexis schließlich. „Ich finde aber, wir sollten erst mal alle eine Runde schlafen! Das war echt ein anstrengender Tag und ich glaube nicht, dass es hier irgendwo einen Wellnessbereich für gejagte Akademiestudenten gibt. Geschweige denn, dass die Neandertaler uns einen Tag Pause gönnen.“ Jaden gähnte herzhaft. Alexis lächelte und nickte dann zustimmend. Die Vier machten es sich auf dem provisorischen Lager aus Stroh und Decken bequem und schliefen sofort ein.

Alexis erwachte am nächsten Morgen als Erste. Eine raue Zunge leckte über ihr Gesicht und als sie die Augen aufschlug sah sie eines der kleinen Höhlenlöwenbabys vor sich sitzen. Sie lächelte und streichelte ihm vorsichtig über den Kopf bevor sie sich aufsetzte und die Jungs weckte. „Hey! Aufstehen! Wir müssen uns beeilen und dürfen hier nicht ewig herumtrödeln! Die Jäger könnten jeden Augenblick kommen!“ Endlich schlugen auch die Anderen die Augen auf. „Hm? Muss ich echt schon aufstehen? Ist Crowlers Unterricht schon vorbei?“ Jaden rieb sich verschlafen die Augen. Erst langsam merkte er, dass er nicht im Klassenzimmer saß, sondern irgendwo in einer dunklen und kalten Höhle aufgewacht war. „Dann war das also wirklich kein Traum?“ Er war auf einmal hellwach, als ihn die Erinnerung an den gestrigen Tag wieder einholte. Alexis lächelte ihn etwas traurig an. „Nein, ich fürchte, wir sind nicht in Crowlers Unterricht, obwohl mir das jetzt echt lieber wäre.“ Jaden überlegte einen Moment angestrengt. „Na ja, so viel nimmt sich das doch nicht, oder? Nur, dass es bei Crowler immer langweilig ist.“ Er grinste.

„Bastion? Hast du von da oben aus etwas gesehen?“ „Nein, aber es sieht so aus, als würde hinter diesem riesigen Schneefeld eine Felswand sein.“, rief der Angesprochene aus der Baumkrone hinab. Zane stand am Waldrand und schaute in die angegebene Richtung. Wenn die Anderen hier gelandet waren, dann wären sie vielleicht zu den Felsen gegangen, um dort einen Unterschlupf vor der Kälte zu finden. Das wäre zumindest das logischste. „Also gut, lasst uns mal bei den Felsen nachsehen.“ Zane nahm sein Gepäck und ging voraus, während Syrus und Bastion ihm folgten. Hoffentlich würden sie Jaden und die Anderen bald finden. Dann könnten sie endlich gemeinsam einen Weg aus dieser ungemütlichen Gegend suchen.

Der Tag war gerade erst angebrochen, als das Lager schon langsam wieder zum Leben erwachte. Der Kräutersud, der am vergangenen Abend gereicht worden war, hob zwar merklich die Stimmung, beeinträchtigte die Sinne aber nicht so lange, dass die Jäger am nächsten Morgen nicht schon wieder früh munter waren. Der Anführer blickte sich suchend in der Höhle um. Von den Fremden war nichts zu sehen. Anscheinend schliefen sie noch. Das müssten sie sich als aller erstes abgewöhnen. Wer in dieser ungemütlichen Landschaft überleben wollte, musste hart dafür arbeiten und wenn möglich Vorräte anlegen. Schließlich wusste man nie, wie hart die nächsten Wochen des Winters werden würden. Man musste auf Alles vorbereitet sein. Dank der erfolgreichen Mammutjagd hatte die Gruppe schon einen beachtlichen Vorrat, aber wenn das Jagdglück in den folgenden Tagen ausblieb und der Winter noch lange dauerte, konnte es schon wieder problematisch werden. Entschlossen ging der Bärtige auf die Felllagerstatt zu, die den Fremdlingen zugeteilt worden war. Sie schienen wirklich noch zu schlafen, denn zwei Körper zeichneten sich unter der Decke ab. Der Anführer seufzte. Dann zog er mit einer raschen Bewegung die Decke weg und wollte sich gerade bücken, um den jungen Mann zu wecken, als ihm erstaunt die Luft wegblieb. Unter der Decke befanden sich nur weitere Felle, die zusammengebunden waren, um wie Körper auszusehen. Von den Fremden fehlte jede Spur. Schnell sah sich der Mann um. Kein Zweifel, auch ihre eigenartigen Gegenstände waren verschwunden. Sofort rief er die Jäger des Stammes zusammen. Das würde er sich nicht bieten lassen. Nicht einmal eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang brach die Gruppe auf und folgte den Spuren, die im Schnee deutlich sichtbar waren.
 

Hier ist schon wieder erst mal Schluss. Im nächsten Kappi tauchen dann auch Syrus, Zane und Bastion in der Nähe von den Neandertalern auf. Wie die sie wohl Willkommen heißen? Das erfahrt ihr beim nächsten Mal^^

Man liest sich!

Heal

Eure Asuka

Rachedurst

Hi! Hier kommt das nächste Kapitel meiner FF. Ich hoffe, ihr habt viel Spaß beim Lesen und es gefällt euch. Über eure Kommis würde ich mich wie immer natürlich sehr freuen.^^

Heal

Eure Asuka
 

Rachedurst
 

Bram kochte vor Wut. So leicht würde dieser Jaden ihn nicht um seine Rache bringen. Er würde ihn verfolgen und sei es bis ans Ende der Welt, um die Schmach zu tilgen und Rache zu nehmen für diese Demütigung, die er vor seinen Stammesgefährten erfahren hatte. Immer schneller schritt er aus und verfolgte die Spuren, während die anderen Jäger ihm folgten.

Schließlich kam die Gruppe von Neandertalern an der Felswand an, die Jaden und seine Freunde hinaufgeklettert waren. Auch hier wollte Bram ihnen sofort folgen, doch sein Vater hielt ihn zurück. „Warte!“ Widerwillig drehte sich der junge Mann um und sah seinen Vater trotzig an. „Wir werden sie nicht weiter verfolgen.“ Bram glaubte, sich verhört zu haben. Er wollte den Mund öffnen, um nach dem Grund zu fragen, schloss ihn dann jedoch wieder, als er den Blick seines Vaters sah. Sicher, er war jetzt ein vollwertiges Mitglied der Gruppe, aber noch war sein Vater der Anführer und er musste ihm gehorchen.

„Die Fremden sind zu den Höhlenlöwen gegangen, unter dessen Schutz der junge Mann steht.“, erklärte der Anführer schließlich. Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihen. „Wir werden unsere Pläne ändern und stattdessen zum Feld gehen und uns dort auf die Lauer legen. Vielleicht kommt eine Herde vorbei, die wir jagen und so unseren Vorrat aufbessern können.“ Nach anfänglichem Ärger schlug die Stimmung nun in Freude um. Die Jäger würden sich so die Zeit vertreiben und bräuchten den Winter über keinen Hunger zu leiden, wenn sie Erfolg hätten. Schließlich nickten alle einverstanden, nur Bram schwieg zornig. Sollte er also doch um seine Rache betrogen werden? Niemals! Entschlossen drehte er sich um und begann, die Felswand empor zu klettern. Um die Rufe der anderen Männer kümmerte er sich nicht. Er hatte nur noch ein Ziel: Vergeltung.

„Es hat funktioniert!“ Atticus kam in die Höhle gelaufen, wobei er die Raubkatze immer noch etwas seltsam musterte, die in der Nähe des Ausgangs lag. „Die Gruppe macht sich auf den Weg zu der großen freien Fläche! Sie wollen wohl jagen oder so! Unsere Verfolgung haben sie jedenfalls aufgegeben!“ Den ganzen Morgen hatte er hinter einem Felsen versteckt ausgeharrt und mit einem Fernglas, das er eigentlich nur aus Spaß mitgenommen hatte, die Umgebung beobachtet. Er konnte fast die gesamte freie Fläche überblicken und als er schließlich den Mann mit der Narbe im Gesicht an der Spitze der kleinen Gruppe entdeckte, war er sich sicher gewesen, dass dies nur der Anführer der Neandertalergruppe gewesen sein konnte, von der seine Schwester berichtet hatte.

„Echt? Zeig mal!“ Alexis kam ihm entgegen und gemeinsam verließen sie noch einmal die Höhle. Am Rand des Plateaus, auf dem sich die Höhle befand, machten sie halt und spähten in die Ferne. „Ja, du hast Recht. Ich sehe sie auch!“ Alexis lächelte glücklich. Wenigstens die waren sie erst mal los. Sie schaute mit dem Fernglas noch eine Weile über die schneebedeckte Fläche. Dann verdunkelte sich ihr Gesicht plötzlich und das Lächeln verschwand. „Oh mein Gott! Das darf doch nicht wahr sein!“, rief sie und machte sofort kehrt, um in die Höhle zurück zu laufen. „Jaden!“ „Was gibt´s Lex?“ Der Braunhaarige sah sie fragend an. Er war gerade dabei gewesen, das Gepäck zusammenzupacken. „Syrus, Zane und Bastion! Sie laufen über das Feld! Genau den Neandertalern in die Arme! Wir müssen sie warnen!“ „Aber wie?“, mischte sich nun auch Chazz ein, der das Gespräch mitangehört hatte. „Ich weiß nicht, aber zu denen werden sie bestimmt nicht mehr so nett sein, wie zu uns! Zumal sie schnell merken werden, dass sie zu uns gehören. Und ich glaube, diese Neandertaler sind nicht gerade gut auf uns zu sprechen!“, meinte Jaden schließlich. „Ach nein, das wissen wir auch!“, meinte Chazz nur provozierend, aber der junge Slyfer ging gar nicht weiter darauf ein. „Wie viel Zeit haben wir noch?“ „Schwer zu sagen. Vielleicht ein paar Stunden. Sie kommen in dem Schnee nicht gerade schnell vorwärts.“ Jaden nickte. „Ich glaube, ich habe da eine Idee.“

„Du bist doch total bescheuert! Darauf sollen die reinfallen? Nie im Leben! Da müssten diese Neandertaler ja noch blöder sein als du und das geht ja fast nicht mehr!“, meinte Chazz böse, nachdem Jaden ihnen seinen Plan verraten hatte. „Ich weiß selbst, dass es gewagt ist, aber willst du Sy, Bastion und Zane einfach ihrem Schicksal überlassen?“ „Nein, aber wir sollten nicht versuchen, die Helden zu spielen, sondern lieber auf den richtigen Moment warten und die Sache dann mit Köpfchen lösen!“ „Dann hoffe ich nur, dass Sy und die Anderen den richtigen Moment noch miterleben können! Mensch, Chazz, die machen kurzen Prozess mit unseren Freunden und du willst einfach so abwarten?“ „Schluss jetzt! Das bringt uns keinen Schritt weiter! Wenn wir uns noch lange streiten haben sie unsere Freunde längst gefangen!“ „Wir können ihnen ja Jaden zum Tausch anbieten, wenn sie ihn schon so unbedingt haben wollen. So eine Gelegenheit bekommen wir sicher nicht noch einmal!“ Der Sarkasmus in Chazz Stimme war nicht zu überhören. „Jetzt reicht es mir aber endgültig! Einer für Alle und Alle für Einen! Wir können nicht zulassen, dass auch nur einer unserer Freunde bei diesen Ekeln bleibt! Also ich glaube, Jadens Plan könnte sogar funktionieren. Wir müssen es nur gut genug inszenieren.“ Alexis war aufgestanden. „Und, wer ist noch dafür, dass wir es wenigstens versuchen?“ Auch Jaden stand auf. Atticus seufzte und stellte sich dazu. „Ich glaub, ich bin lebensmüde, wenn ich das mitmache. Aber es heißt ja auch, wer nichts wagt, der nichts gewinnt, oder?“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ja, gut, meinetwegen. Einer muss ja auf euch aufpassen! Aber sagt nachher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!“ Die Gruppe machte sich au den Weg.

„Wie weit ist es denn noch bis zu diesen Felsen?“ Syrus kämpfte sich zwar tapfer durch den Schnee, der ihm bis über die Knie reichte, aber langsam ließen seine Kräfte nach und außerdem wehte ein starker Wind ihm ins Gesicht, so dass er kaum atmen konnte. „Wir müssten schon die Hälfte des Weges geschafft haben!“, meinte Bastion, der neben ihm ging. Auch er war ziemlich erschöpft. Die letzten Tage und der wenige Schlaf machten sich bemerkbar. Ständig war er in der Nacht aufgewacht, weil er gefroren hatte und viel Nahrungsmittel hatten sie auch nicht mehr. Wenigstens hatten sie die Plane bei sich und hatten sich so einen Unterschlupf bauen können. Ohne diesen hätten sie vermutlich nicht lange überlebt. Der Wind fegte über die weiße Fläche und wirbelte den Schnee auf. Weißer Dunst schwebte über dem Feld und sie konnten kaum etwas sehen, doch plötzlich erhoben sich Schatten aus dieser weißen Wolke. Als der Wind für einen Moment nachließ, erkannten sie Gestalten, die sie umzingelt hatten. Sie waren mit Fellen bekleidet und schienen sehr sauer zu sein. Die Speere hatten sie gegen sie gerichtet. Die drei Studenten stellten sich mit den Rücken zueinender und sahen die Gestalten geschockt an. „Wer seid ihr?“ Ein schwarzhaariger Mann mit einer Narbe im Gesicht war vorgetreten und musterte sie argwöhnisch, mit kaum verborgenem Hass in den Augen. „Wir wollen euch nichts tun.. Wir suchen nur unsere Freunde.“, erklärte Zane ruhig. „Eure Freunde? Beschreibt sie!“ Syrus beobachtete den Mann genau. Bildete er sich das nur ein, oder wartete er auf irgendetwas? Es wirkte fast so, als wartete er darauf, dass Zane etwas falsches sagte. „Da ist zum Beispiel ein Mädchen. Sie hat dunkelblonde Haare und ihr Name ist Alexis und dann noch Atticus. Er ist ihr Bruder und hat braune Haare. Oder Jaden. Er hat braune Haare und braune Augen…“ Zane wollte gerade mit seiner Beschreibung fortfahren, als ihm der Mann das Wort abschnitt. „Ihr seid Freunde von Jaden?“ Diesmal bildete Syrus sich das hinterhältige Lächeln definitiv nicht ein. „Ja.“, antwortete er an Stelle von Zane. „Was habt ihr mit ihnen gemacht?“, platze es aus dem kleinen Türkishaarigen heraus.

„Tötet sie!“, gab der Mann den Befehl. Wenn sie schon die beiden Fremden nicht erwischen konnten, dann doch wenigstens ihre Freunde. Die Männer holten aus und wollten ihre Speere gerade werfen, als ein fürchterliches Gebrüll erklang. Die Männer erstarrten in der Bewegung und sahen sich mit vor Angst weit aufgerissenen Augen um. Auf einem kleinen Schneehügel nicht weit von ihnen entfernt stand Jaden. Neben ihm machte sich gerade ein riesiger Höhlenlöwe zum Angriff bereit. Neben dem jungen Slyfer erschienen noch andere Gestalten. Zuerst das Mädchen, dann ein Braunhaariger und schließlich ein Schwarzhaariger. Aber das war noch längst nicht alles. Die Fremden trugen sonderbare Gegenstände an den Armen und auf einmal erschienen neben ihnen gigantische Monster. Riesengroße Drachen und andere Tiere, dazu noch allerhand komisch gekleidete Männer und Frauen. Die Neandertaler sahen sich plötzlich einer Übermacht gegenüber, der sie nicht gewachsen waren. Sie ließen ihre Speere fallen und die ersten Männer suchten ihr Glück in der Flucht. Immer mehr folgten ihnen, bis schließlich nur noch der Anführer übrig geblieben war. Er war wie gelähmt. Der größte der Drachen stieß ein Brüllen aus, das sich mit dem Gebrüll der Höhlenlöwin vermischte. Das reichte aus, um dem Neandertaler restlos das Fürchten zu lehren. Auch er drehte sich um und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, davon.

Jaden grinste. „Es hat geklappt. Na Chazz, wen nennst du hier blöd?“ „Ich hab vergessen, dass du deine Artgenossen ja besser verstehst als ich. Künstlerpech.“, antwortete dieser.

Syrus löste sich als Erster wieder aus seiner Erstarrung. „Jaden!“ Er rannte auf seinen Freund zu. „Bin ich froh, dass wir euch endlich gefunden haben!“ „Und ich erst, Sy!“ Der Braunhaarige grinste den Kleineren fröhlich an. „Wir sollten jetzt aber trotzdem lieber verschwinden, ehe sie noch merken, dass das Ganze ein riesengroßer Bluff war.“ „Jaden? Seit wann hast du denn einen Löwen in deinem Deck?“ Der kleine Türkishaarige musterte die Löwin aufmerksam. „Das ist keine Karte, Sy! Die ist echt!“ „Hör auf! Das ist nicht lustig!“ Syrus schaute ihn böse an. Plötzlich spürte er etwas raues an seiner Hand. „Uah!“, schrie Syrus und stolperte rückwärts in den Schnee. Die Löwin beugte sich über ihn und schaute ihn neugierig an, während die anderen in schallendes Gelächter ausbrachen. Sie nahmen ihre Karten von den Duelldisks und die Hologramme der Monster verschwanden.

<Das war also nur ein Trick? Zauberei!> Bram hatte sich hinter einen Felsen geduckt und beobachtete die Szenerie. Das erste Mal hatte er seinen Gegner vielleicht unterschätzt, aber diesmal würde das nicht passieren! Er würde ihm das nehmen, was ihm am Wichtigsten war! Sollten sie ihn dann doch töten! Er hätte seine Rache gehabt und könnte ohne Schande ins Totenreich eingehen. Er zückte seinen Speer und zielte auf das Mädchen mit den dunkelblonden Haaren.

Die Löwin spürte die Gefahr instinktiv als erstes. Mit einem Knurren hob sie den Kopf und sah in Richtung des Felsens. Jaden bemerkte, das sich etwas in ihrem Verhalten geändert hatte und folgte ihrem Blick. , schoss es ihm durch den Kopf und im gleichen Moment, in dem der Neandertaler den Speer schleuderte, sprintete Jaden los. <Nein! Nicht Alexis!> Intuitiv wusste er, welches Ziel sich der junge Mann gewählt hatte und riss Alexis gerade noch rechtzeitig zur Seite. Der Speer verfehlte sie nur um Haaresbreite. Jaden hatte seine Arme schützend um Alexis gelegt. Im gleichen Moment setzte die Löwin zum Sprung an und erreichte Bram, bevor er sich auch nur bewegen konnte. Sie machte kurzen Prozess mit ihm.

„Alles okay, Lex?“ „J-ja, ich denke schon!“, murmelte die Angesprochene. Alles war so schnell gegangen, dass sie erst einmal etwas Zeit benötigte, um zu realisieren, was um sie herum geschah. Sie lag plötzlich auf dem Boden. Jaden hatte seine Arme um sie gelegt und lag halb auf ihr. Wieder spürte sie dieses Kribbeln in ihrem Bauch und ihr wurde ganz warm. Ihr Herz schlug heftig und sie glaubte, man könnte ihren Herzschlag noch mehrere Kilometer weit hören. Jaden sah sie besorgt an. Als er jedoch merkte, in welcher Situation sie sich gerade befanden, wurde er rot und kniete sich neben sie. Auch sie war rot geworden. „Danke. Du hast mich schon wieder vor diesem Ekel gerettet.“, sagte sie leise. Die anderen kamen auch zu ihnen. „Hey, Lexi! Geht es dir gut?“ Atticus beugte sich zu seiner kleinen Schwester hinunter und half ihr schließlich hoch. „Ja, dank Jaden.“ Sie schauten sich lächelnd an. „Ist ja schon gut. Wir wissen ja jetzt, dass Jaden der Held des heutigen Tages ist. Können wir jetzt gehen?“, unterbrach Chazz die Stille. „Was ist denn mit dem heute los?“, fragte Syrus Atticus flüsternd. „Ich glaube, der gute Chazz ist eifersüchtig.“ „Auf wen denn? Auf Jaden?“ Syrus lachte. „Dazu hat er doch nun wirklich keinen Grund!“ Atticus nickte gedankenverloren und schaute zu seiner Schwester hinüber, die bei Jaden stand. <Vielleicht ist es ja doch nicht so abwegig, wie wir denken.>

Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung und ging zurück in die Richtung der Felswand. Sie steuerten die Höhle an, in der Jaden und seine Freunde die letzte Nacht verbracht hatten. Am nächsten Morgen wollten sie dann weitersehen. Sie zündeten sich wieder ein Feuer an und erzählten sich erst einmal gegenseitig, was sie erlebt hatten. Dann entschieden sie sich, die weiteren Gespräche auf den Morgen zu vertagen, da es inzwischen spät geworden war. Außerdem beschlossen sie, dass vorsichtshalber immer zwei Leute Wache halten sollten, um sie vor möglichen Gefahren zu warnen. Alle zwei Stunden sollte gewechselt werden. Chazz und Syrus übernahmen die erste Schicht.

„Ich frag mich, was die anderen im Unterricht gemacht haben.“ Syrus wartete vergeblich auf eine Antwort. Schon das dritte Mal versuchte er nun schon ein Gespräch in Gang zu bringen, aber Chazz ignorierte ihn völlig. Der kleine Türkishaarige seufzte resigniert und verschränkte die Hände hinter dem Kopf während er sich gegen die Felswand lehnte. Die zwei Stunden, die sie gemeinsam Wache hatten, konnten ja nur endlos werden. Nachdem er etwa zehn Minuten Löcher in die Luft gestarrt hatte, entschied er sich dafür, sein Deck zu inspizieren und ein paar neue Strategien zu entwerfen. Zeit genug hatte er ja. Als er dann wieder auf seine Uhr sah waren die Stunden fast um. Fünf Minuten noch und er müsste Jaden und Alexis wecken, die die zweite Schicht übernahmen. „Wie oft treffen sich die Beiden eigentlich?“ Syrus schreckte hoch und wandte sich erstaunt zu Chazz um. Er hatte ihn schon völlig vergessen gehabt. „Wen meinst du?“, fragte er etwas verwirrt. Der Schwarzhaarige seufzte und sah den kleinen Slyfer durchdringend an. „Na Jaden und Alexis.“, gab er dann schließlich mürrisch zurück. <Warum ging ihm diese Frage nur nicht mehr aus dem Kopf? Atticus kannte seine Schwester doch wirklich am Besten und selbst er hatte gesagt, dass diese Möglichkeit fast ausgeschlossen war. Er selbst kannte Jaden, diese Niete, zur Genüge. Niemand würde sich freiwillig mit so einem Chaoten einlassen! Und schon gar nicht jemand wie Alexis- die Queen of Obelisk-Blue!> Das versuchte er sich jedenfalls vergeblich seit zwei Stunden einzureden und wenn er ehrlich war, versuchte er sich schon seit Tagen davon zu überzeugen, aber seine Gedanken gingen hartnäckig immer wieder in die gleiche Richtung. Es nützte nichts, sich etwas vorzumachen. Er war eifersüchtig auf die Slyfer-Niete. Ständig nahm Alexis ihn in Schutz. Die beiden waren beste Freunde, auch wenn Chazz das am allerwenigsten verstehen konnte. Plötzlich riss ihn Syrus Stimme wieder aus seinen Gedanken.

„Na ja, also Alexis kommt nach der Schule meistens noch mit zu uns und während dem ganzen Theater mit den Schattenreitern haben die Zwei häufig noch bis spät in die Nacht an ihren Decks gefeilt und gemeinsam trainiert. Ansonsten würde ich sagen eben so viel Zeit, wie gute Freunde miteinander verbringen. Warum fragst du?“ Schon alleine deswegen, wegen dieser Frage, auf die ihm die Antwort fehlte, hätte er Syrus nicht nach so etwas fragen dürfen. Was sollte er denn sagen? Dass er eifersüchtig auf Jaden war? Niemals! Diesen Gefallen würde er diesen elenden Slyfern nicht tun! Er entschied sich dafür, zu schweigen. Syrus musterte ihn noch einen Moment mit unverhohlener Neugierde. Als er merkte, dass er keine Antwort erhalten würde zuckte er mit den Schultern und ging zu Jaden hinüber, um ihn zu wecken. Dann legten sich Chazz und Syrus erschöpft hin und schliefen auch sofort ein.
 

Das war es auch schon wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Im nächsten Kappi halten Jaden und Alexis gemeinsam Wache. Wie die Beiden die Zeit verbringen, werdet ihr ja dann erfahren.^^

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Das Rätsel des Zeitenflusses

Hi Leute! Ich hab mich wie immer beeilt und hier ist auch schon das nächste Kappi^^ Ich möchte mich noch mal ganz, ganz, ganz herzlich bei den fleißigen Kommi-Schreibern bedanken. Ihr seid echt klasse! Da macht das Ganze doch gleich viel mehr Spaß!!! Ich hoffe, es gefällt euch und ihr macht weiter so.

Heal

Eure Asuka
 

Das Rätsel des Zeitenflusses
 

Jaden konnte seine Augen nur mit höchster Konzentration offen halten. Er gähnte. Das war definitiv ungesund, mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden und für zwei Stunden wach bleiben zu müssen! Er sah zu Alexis hinüber, die am Höhleneingang stand und in die Dunkelheit hinausblickte. Sie schien in Gedanken versunken zu sein. Leise stand er auf und stellte sich neben sie.

<Warum?> Immer wieder hallte dieses Wort durch ihre Gedanken. Sie wusste die Antwort, wollte sie aber zugleich nicht wahr haben. Sie ahnte, was er antworten würde, wenn sie ihn danach fragte. Sie wollte es nicht hören. Aber warum? Hatte sie Angst davor verletzt zu werden? Warum beschäftigte sie das Ganze so? Warum hatte Jaden sie vorhin gerettet? Er hatte schließlich sein eigenes Leben auf Spiel gesetzt. Hätte er Pech gehabt, hätte ihn der Speer getroffen und sie hätten wahrscheinlich nichts mehr für ihn tun können, schon gar nicht in dieser Wildnis hier. Also: Warum? Sie spürte, dass jemand neben ihr stand und drehte den Kopf leicht zur Seite.

„Danke noch mal wegen vorhin.“, sagte sie. „Hm?“ Jaden sah sie verwundert an. „Dafür brauchst du dich doch nicht zu bedanken! War doch selbstverständlich!“ Der Braunhaarige grinste sie an. Auch sie lächelte, aber in ihrem Inneren sah es ganz anders aus. „Warum hast du dein Leben riskiert, um mir zu helfen?“ Eigentlich hatte sie das nicht laut sagen wollen und sie fürchtete sich vor der Antwort, die nun unweigerlich kommen musste.

Jaden sah sie einen Moment fragend an. „Hey, wir sind doch Freunde, Lex! Du hast es doch gestern selbst gesagt: Einer für Alle und Alle für Einen!“ Der junge Slyfer grinste sie noch immer an und sie lächelte zurück, obwohl ihr diese Antwort einen Stich ins Herz gegeben hatte. Sie hätte es wissen müssen. Nein, sie hatte es gewusst. Aber trotzdem war sie traurig. Aber was hatte sie sich denn erhofft? Dass Jaden in ihr mehr sah als nur eine gute Freundin? Lächerlich! Mehr als ein Freund war er für sie doch auch nicht, oder?

Sie wandte sich um und wollte wieder in die Höhle gehen, aber Jaden hatte ihr Handgelenk gepackt und hielt sie zurück. <Was soll das denn jetzt?> Ihr Herz schlug schneller. Sie spürte Jadens Hand und schon wieder begann es, in ihrem Bauch zu kribbeln. Was war nur mit ihr los? „Warte, Lex! Ich…ähm…“ Es entstand eine kleine Pause, in der die Gedanken der Blondhaarigen wild durcheinander flogen. <Was wird das denn jetzt?> Ihr Herzschlag beschleunigte sich noch einmal und die Spannung schien für sie fast ins Unermessliche zu steigen.

„Ich wollte fragen, ob wir noch eine Runde Duelmonsters spielen.“ Der Satz traf Alexis wie ein Schlag. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Aber was hatte sie schon erwartet? Dass Jaden einmal an etwas anderes dachte, als an seine Karten? Sie versuchte, ihre wahren Gefühle so gut es ging zu verbergen. „Klar.“ Sie grinste ihn an. Einen Moment lang schien es, als könnte er ihre wahren Gedanken lesen, denn ein fragender Ausdruck legte sich in seinen Blick. Dann jedoch zuckte er fast unmerklich mit den Schultern und griff nach seinem Deck und einer Taschenlampe, die er dann in eine kleine Felsnische klemmte, so dass sie den Boden beleuchtete. Alexis und er setzten sich gegenüber und begannen, ihre Karten zu mischen.

„So, und jetzt, Elementarheld Sparkman, greif Alexis Lebenspunkte direkt an!“, sagte Jaden nach einer Weile und hatte dann das Spiel gewonnen. „Ha! So spielt man!“, rief er fröhlich, wobei er anscheinend völlig vergessen hatte, dass die anderen schliefen. Rasch langte Alexis über das Spielfeld hinüber und hielt ihm den Mund zu. „Psst! Du weckst die anderen sonst noch auf!“, meinte sie flüsternd, wobei sie sich Mühe gab, ein ärgerliches Gesicht zu machen. Richtig böse konnte sie ihm jedoch nicht sein. So war Jaden eben. So lange er Karten spielen konnte, war alles andere um ihn herum Nebensache.

Jaden lehnte sich etwas zurück, um wieder mehr Luft zu bekommen, was sich jedoch als Fehler herausstellte, denn Alexis verlor das Gleichgewicht und beide kippten um. Die Blondhaarige lag nun direkt auf dem jungen Slyfer. Sie stützte sich mit den Armen vom Boden ab und sah Jaden direkt ins Gesicht. Ihre Blicke trafen sich und wieder hätten sie in den Augen des jeweils anderen versinken können. Abermals begann Alexis Herz schneller zu schlagen und ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Sie hätte sich ganz einfach wieder aufsetzen können, aber irgendwie war sie wie gelähmt. Sie spürte Jadens Wärme und schon wieder breitete sich ein angenehmes Gefühl in ihrem Körper aus. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Während eine Stimme in ihrem Inneren geradezu danach schrie, dass sie sich sofort bewegen und dieser peinlichen Situation ein Ende machen sollte, flüsterte eine andere Stimme ihr zu, sie solle einfach ihrem Herz folgen. Doch was wollte ihr Herz eigentlich?

Die Blondhaarige rührte sich noch immer nicht. Wie gebannt starrte sie weiter in Jadens schokoladenbraune Augen. Vergeblich suchte sie nach einem Hinweis darauf, was er gerade dachte oder fühlte. Einen kurzen Moment lang schaute sie auf seine Lippen. Sollte sie…? Noch einmal beschleunigte sich ihr Puls, als sie daran dachte. Wie würde Jaden reagieren?

Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Es konnten erst wenige Sekunden vergangen sein, die sie aber mittlerweile für Stunden hielt, wobei sie nicht sagen konnte, dass es wirklich unangenehme Stunden gewesen wären. Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, was ihr aber nicht gelang. Zu sehr kämpften in ihrem Inneren Gefühl und Vernunft gegeneinander an. Ohne genau zu wissen, was sie eigentlich tat, beugte sie sich näher zu ihm. Ihre Gesichter näherten sich einander.

„Entschuldigt, wenn ich euch da bei …irgendetwas störe.“ Erschrocken fuhren Alexis und Jaden sofort auseinander. Die Blondhaarige rappelte sich auf und sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ihr Bruder sah sie grinsend an. „D-das ist nicht so, wie du denkst! Das war ein Unfall!“, versuchte Alexis die Situation zu erklären, wobei sie allerdings das Gefühl hatte, dass ihr Bruder ihr kein Wort glauben würde. Das verriet schon sein Blick, der zwischen ihr und Jaden hin und herwanderte und sie leicht belustigt musterte. Die Beiden waren rot geworden. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus.

„Warum bist du denn schon wach?“, fragte Alexis schließlich, bereute es im gleichen Moment aber auch schon wieder, da sie ihren Bruder ja schließlich kannte. „Wieso, wäre es dir lieber gewesen, wenn ich noch nicht wach gewesen wäre?“, kam auch prompt die erwartete spitze Antwort, die Alexis Gesichtsfarbe noch einen Ton mehr ins Rote wandern ließ. Jaden sagte nichts. Er starrte verlegen zu Boden und versuchte vergeblich die Situation einzuordnen. <Was war das gerade?> Auch sein Herz raste, aber er konnte sich das einfach nicht erklären. Er schaute auf seine Uhr. „Die nächste Schicht ist dran.“, warf er schließlich ein, bevor das Schweigen noch länger und in gleichem Maße unangenehmer wurde. Seine Müdigkeit, die er bis vor zwei Minuten nicht mehr gespürt hatte, war zurück. Er gähnte. Atticus sah ihn erst fragend, dann aber zunehmend belustigt an. „Ja, ja, haut euch nur aufs Ohr, während ich hier Wache schieben muss! Aber weckt vorher noch Zane auf, okay?“ Alexis und Jaden nickten zustimmend und gingen schnell zu den Schlafenden hinüber. Noch immer grinste Atticus, als er ihnen nachsah. Schade, dass er seine Kamera nicht dabei hatte.

Einige Minuten später erschien Zane. Er setzte sich neben ihn und sie unterhielten sich leise, während aus dem anderen Teil der Höhle die regelmäßigen Atemgeräusche der Schlafenden drangen. Atticus erwähnte nichts von der Situation, in der er seine Schwester und Jaden angetroffen hatte. Irgendwie glaubte er ihr sogar, dass es eine Art Unfall gewesen war. Trotzdem würde er es sich nicht nehmen lassen, sie noch einige Zeit damit aufzuziehen. Dazu machte das einfach zu viel Spaß.

Jaden war sofort eingeschlafen. Er lag neben Alexis und sie hörte seine regelmäßigen Atemzüge. Sie hatte gehofft, er würde noch irgendetwas zu ihr sagen, aber gleichzeitig fragte sie sich auch, was er hätte sagen sollen. Ihr Herz schlug immer noch schnell und sie war hellwach. Einen Moment überlegte sie, ob sie sich zu ihrem Bruder und Zane setzten sollte, aber dann müsste sie nur das hämische Grinsen von Atticus ertragen und womöglich noch Fragen beantworten und das war im Moment das, was sie am Wenigsten konnte. Dabei hätte sie so gerne selbst einige Antworten gehabt.

Warum hatte sie so gehandelt? Hatte sie Jaden wirklich küssen wollen? Warum war sie plötzlich traurig und enttäuscht gewesen, als Jaden gesagt hatte, dass er sie gerettet hatte, weil sie Freunde waren? Bis jetzt hatte ihr das nie etwas ausgemacht. Sie war froh gewesen, Jaden als Freund zu haben und hatte die Zeit mit ihm und Syrus immer genossen. Sie hatte sich immer auf ihn verlassen können, selbst als das ganze Theater mit den Schattenreitern angefangen hatte, war er immer für sie da gewesen. Er hatte sie unterstützt und sie aufgemuntert, als sie sich Sorgen um ihren Bruder gemacht hatte. Immer waren sie Freunde gewesen und schließlich hatte er damals auch seine Seele aufs Spiel gesetzt, um seinen Freunden zu helfen. Seinerzeit hatte Alexis das gar nichts ausgemacht, dass er das getan hatte, weil sie Freunde waren. Sie hatte nicht weiter darüber nachgedacht. Aber jetzt versetzte es ihr einen Stich ins Herz. War Jaden für sie etwa mehr als ein guter Freund? Mehr als ihr bester Freund? Energisch schüttelte sie den Kopf, um diesen Gedanken zu verdrängen. Das lag bestimmt alles an der Situation, in der sie sich befanden. Sie war übermüdet und hatte Angst. Sie sollte jetzt lieber schlafen, anstatt über unsinnige Dinge zu grübeln. Trotzdem: Wenn sie an Jaden dachte, wurde ihr warm ums Herz. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte sie sich um und schlief schließlich doch ein.

Die letzten Wachwechsel verliefen ohne größere Vorkommnisse. Atticus schob zusammen mit Bastion eine Doppelschicht und war schließlich ziemlich müde. Als er jedoch dann in die Gesichter der anderen Studenten blickte, merkte er, dass er ganz bestimmt nicht der Einzige war, dem es so ging. Nachdem sie etwas aus ihren Vorräten gegessen hatten, setzten sie sich wieder im Kreis um die Feuerstelle und beratschlagten, was als Nächstes zu tun sei. Zane übernahm automatisch die Rolle des Sprechers. „Also, ich denke, wir sind uns inzwischen einig, dass wir irgendwie in die Vergangenheit geraten sind. Auch wenn sie etwas anders ist, als wir bisher im Geschichtsunterricht gelernt haben.“ Er dachte an die Sprache, die die Neandertaler beherrscht hatten und daran, dass sie diese hatten verstehen können. „Und ich denke auch, dass wir mit Sicherheit sagen können, dass unsere Zeitreise etwas mit dem Buch zu tun hat, dass Syrus von unserem Onkel geerbt hat.“ Alle drehten sich zu dem kleinen Türkishaarigen um, der das Buch immer noch fest umklammert hielt, als wäre es das Einzige, an dem er sich festhalten und das ihm Schutz bieten konnte.

„Sehr Richtig. Ihr seid ganz schön schlau.“, erklang plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit, die tiefer in der Höhle herrschte. Die Gruppe wandte erschrocken die Köpfe in die Richtung und eine Gestalt trat vor. Jadens Augen weiteten sich. „Sie?“ Der Mann trat noch einen Schritt vor und entzündete nun eine Fackel, die etwas Licht auf sein Gesicht warf. Auch diesmal warf er wieder ein Pulver hinein, worauf Jaden eigentlich nur gewartet hatte. Die Flamme verfärbte sich blau. Jaden grinste. Er wartete einige Sekunden und tatsächlich trat das ein, was er erwartet hatte.

„Wo haben sie das Caesium her?“, fragte Bastion und ließ den Alten dabei nicht aus den Augen. Dieser starrte ihn einen Moment lang unsicher an, lächelte dann aber. „Sicher. Wie konnte ich so dumm sein. Ich brauche vor euch wahrscheinlich nicht den Zauberer zu spielen.“ Er legte seinen langen Fellumhang ab. Darunter kam ein Hemd und eine Leinenhose zum Vorschein. „Dann sind Sie gar kein Neandertaler?“, platzte Jaden heraus, der den Zauberer noch in etwas schlechter Erinnerung hatte. Der alte Mann trat etwas näher zu ihnen und seufzte. „Nein. Eigentlich bin ich Wissenschaftler. Mein Hobby ist die Archäologie und als ich einmal ein Buch in einer Bibliothek gefunden habe, von dem ich schon allerlei gehört hatte, war ich neugierig und habe darin gelesen. Dann umhüllte mich ein grünliches Licht und plötzlich war ich hier. Es war meine einzige Überlebenschance, meine chemischen Kenntnisse zu benutzen, um ihnen vorzugaukeln, ich wäre ein Zauberer. Sonst wollten sie mit mir kurzen Prozess machen.“

Syrus war aufgestanden. „Das heißt also, wir sind nicht die Einzigen, die hierher verschlagen worden sind? Vielleicht ist Onkel Tosh ja auch hier!“ Ein Blick von Zane ließ ihn dann jedoch verstummen. „Was wissen Sie über dieses Buch? Wissen Sie, wie wir wieder von hier weg kommen?“, wandte er sich an den alten Mann. „Vielleicht. Vor einiger Zeit habe ich einmal einen Kollegen getroffen, der meinte, kurz vor seinem Verschwinden einen Spruch, ein Rätsel, gelesen zu haben. Er wollte versuchen, es zu lösen, um so wieder in seine Zeit zu kommen. Er meinte, es wäre wohl fast wie eines dieser neumodischen Dinger.“ „Neumodische Dinger?“, fragte Chazz. „Was meinen Sie damit?“ „Na diese elektronischen Spielereien mit den Levels.“ „Sie meinen doch nicht etwa Computerspiele?“, mischte sich nun auch Jaden wieder ein. „Doch. Ich glaube, so hatte der Professor sie genannt!“ „Sagen Sie, wie lange sind Sie schon hier?“, fragte Jaden nun misstrauisch. „Es müssen jetzt so an die dreißig Jahre sein, in denen ich verzweifelt einen Ausgang aus dieser Schneewüste hier suche!“ „Dreißig Jahre?! Wollen Sie uns verschaukeln? Wie lange sollen wir denn dann hier bleiben?“, fuhr Chazz ihn an.

Ein betroffenes Schweigen breitete sich aus. Dann ergriff Syrus wieder das Wort. „Sagen Sie, wie hieß der Professor? Hat er es ihnen gesagt?“ „Hmmm… Ich glaube, sein Name war Truesdale. Toshikatsu Truesdale.“ Syrus Augen weiteten sich. „W-wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht vor ein paar Wochen.“ Der Mann zuckte mit den Achseln. Hier in der Gegend ist er ganz bestimmt nicht mehr. Das wäre mir irgendwann aufgefallen. In Syrus Innerem explodierte ein wahres Feuerwerk. Sein Onkel war gar nicht tot! Er lebte! Vor Freude stiegen dem kleinen Slyfer Tränen in die Augen.

„Und wo hat er dieses Rätsel gelesen?“, fragte Zane. „In dem Buch, glaube ich.“ Alle Blicke wandten sich wieder Syrus zu, der zwar noch immer gegen die Freudentränen ankämpfte, nun aber tapfer die Zähne zusammenbiss und das Buch aufschlug. Wie beim ersten Mal blätterte er sorgsam durch, ohne eine großartige Änderung wahrnehmen zu können, doch auf der ersten, ehemals leeren Seite, war nun ein kleiner Vers erschienen.
 

Wenn der Tag zur Nacht wird,

erwacht das Feuer im Berg.

Durch die Elemente müsst ihr gehen,

dann öffnet sich das Tor des Zeitenflusses.
 

„Hm. Das scheint ein kleines Rätsel zu sein.“, bemerkte Jaden. „Volltrottel! Das wissen wir auch!“, fauchte Chazz. „Und ich habe auch schon die Lösung der ersten Zeile gefunden. Es kann nämlich eigentlich nur eine Sonnenfinsternis gemeint sein.“ Er grinste triumphierend. „Mag ja sein, Chazz. Ich würde das Feuer im Berg aber als Vulkan deuten. Und ich habe noch nie gehört, dass sich Vulkanausbrüche nach Sonnenfinsternissen richten. Ich glaube eher, dass damit etwas anderes gemeint ist. Vielleicht einfach nur der Abend.“ Jaden sah die anderen der Reihe nach an. „Das ist eigentlich auch viel wahrscheinlicher, da wir hier in einer Zeit gelandet sind, in der die Erdplatten noch aktiver sind als bei uns. Wobei sie sich ja da auch noch immer bewegen. Aber durch die starke Plattentektonik können häufig Vulkanausbrüche ausgelöst werden.“

„Sehr gut! Ich sehe das genauso.“, stimmte Alexis ihm zu. „Wissen Sie, ob hier irgendwo ein Vulkan in der Nähe ist?“ Alexis sah den alten Zauberer fragend an. „Ja. Es gibt weiter oben auf dem Plateau einen Krater, der häufig aktiv ist. Bei einem Erdbeben vor ein paar Wochen, das wahrscheinlich von einem kleinen Ausbruch begleitet wurde, ist die Höhle des Neandertalerstammes eingestürzt.“ „Das muss mit dem Rätsel gemeint sein!“, sagte Zane und sah erwartungsvoll in die Runde. „Na dann: Let´s go!“, rief Jaden und schnappte sich sein Gepäck. „Wir dürfen keine Zeit verlieren, wer weiß, wann der nächste Ausbruch ist!“ Auch Alexis und Atticus packten ihre Sachen zusammen und ein paar Minuten später war die Gruppe auch schon auf dem Weg zum Vulkankrater.
 

So, das war es auch schon wieder mal. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir ein Kommi^^ Das nächste Mal lest ihr dann, ob Jadens Vermutung mit dem Vulkan richtig war und was mit den anderen Zeilen gemeint ist. Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Durch die Elemente

Hi Leute! Hier kommt auch schon das nächste Kapitel! Ich möchte mich erst einmal ganz, ganz herzlich bei meinen treuen Lesern und Kommi-Schreibern bedanken. Ihr seid echt klasse! Weiter so! *anfeuer* Ich hoffe, dieses Kap gefällt euch auch wieder. Also: Viel Spaß beim Lesen!!!

Heal

Eure Asuka
 

Durch die Elemente
 

Der Aufstieg stellte sich als sehr schwierig heraus. Nicht nur, dass die unerbittliche Kälte den Studenten immer noch zusetzte. Auch die Hänge des Berges waren verschneit und rutschig. Ständig mussten sie aufpassen, dass sie keinen falschen Schritt machten und somit kamen sie nur sehr langsam voran. Mühsam kämpften sie sich Schritt für Schritt durch den Tiefschnee. Als sie endlich den Gipfel des Berges erreicht hatten, stand die Sonne schon tief und es dämmerte. „Und wie sollen wir rauskriegen, wann der nächste Ausbruch ist und sich der Himmel verdunkelt? Ich meine, wenn wir Pech haben kann das Jahre dauern!“ Chazz hatte als Erster den Gedanken ausgesprochen, der alle beschäftigte. Ratlos sahen sich die Jugendlichen an. Sie wanderten noch die letzten paar Meter zum Gipfel hinauf und sahen vor sich plötzlich einen tiefen Abgrund. Unter ihnen erstreckte sich ein riesiger Krater, in dessen Inneren die Lava bedrohlich brodelte. Ab und zu flogen einige Funken in die Höhe oder Luftblasen stiegen an die Oberfläche, um dort zu zerplatzen. Ein schwefelhaltiger Geruch schlug ihnen in die Nase. Zweifellos giftige Dämpfe, die aus dem Erdinneren herausstiegen.

„Also für mich sieht der ziemlich aktiv aus und ich denke, wir sollten uns erst mal Sorgen darum machen, wie es weiter geht, wenn der Vulkan ausbricht.“, meinte Bastion schließlich. „Wurde in dem Rätsel nicht irgendetwas von Elementen gesagt?“ „Ja, wieso?“ Alexis zeigte auf einen Felsvorsprung, der auf der gegenüberliegenden Seite des Kraters lag. Dort waren zwei verschiedene Türen in den Fels eingelassen. „Kommt. Das sehen wir uns mal genauer an!“ Die Studenten machten sich an den Abstieg und schon wenige Minuten später standen sie vor den Türen. Die eine war aus einem sonderbar rostigen Metall gearbeitet und die andere bestand aus Holz.

„Holz und Metall sind beides Elemente.“, stellte Jaden schließlich fest. „Wir müssen da durch gehen.“ „Idiot! Seit wann sind Metall und Holz denn Elemente? Es gibt vier Elemente: Feuer, Wasser, Luft und Erde!“ Chazz drehte sich demonstrativ zur Seite und machte Anstalten, wieder auf den Kraterrand zu klettern. „Warte, Chazz! Jaden hat Recht. In China gibt es fünf Elemente und Holz und Metall gehören eindeutig dazu.“, erklärte Zane. Chazz warf dem jungen Slyfer einen weitern bösen Blick zu, drehte sich aber dann mit verschränkten Armen wieder um. „Und, welche Tür müssen wir dann nehmen?“, fragte er in gespielt gelangweiltem Ton. „Ich denke, wir sollten es einfach ausprobieren.“ Atticus war vorgetreten und hatte die Klinke der Holztür gepackt und wollte die Tür gerade öffnen. „Stopp! Nicht aufmachen!“, schrie Jaden plötzlich und alle Blicke wandten sich ihm zu. „ Wisst ihr, meine Mutter ist Ärztin und beschäftigt sich auch mit Akupunktur. Da spielen sogenannte Wandlungsphasen eine Rolle, die man den Elementen zuordnen kann. Und in dem Rätsel hieß es doch, wenn der Tag zur Nacht wird. Also ist der Abend als Zeit gemeint. Dem Abend wiederum kann man das Element Metall zuordnen, während Holz für den Morgen steht, wenn die Sonne aufgeht. Wir sollten also lieber die andere Tür nehmen, wenn ihr mich fragt.“

Verwundert und erstaunt sahen die anderen Jaden an. Interesse an chinesischer Medizin hätten sie ihm nun am allerwenigsten zugetraut. „Was guckt ihr denn so?“ Der Braunhaarige sah seine Freunde der Reihe nach an. Chazz fand als Erster die Sprache wieder. „Pah! Und das sollen wir dir jetzt glauben, oder was?“ „Ähm...ja, ich denke schon.“, grinste Jaden ihn an. „Also ich vertraue Jaden. Wenn er meint, dann nehmen wir eben die Metalltür. Oder hat jemand ein gutes Argument, das für die andere Tür spricht?“, schaltete sich nun auch Alexis wieder ein. Noch immer ruhte ihr Blick auf Jaden, der sie dankbar anlächelte. <Schon wieder dieses Kribbeln im Bauch.> „Wir sollen diesem Chaoten vertrauen? Da können wir ja gleich in die Lava springen!“, stieß Chazz, um seine Beherrschung kämpfend, hervor. <Schon wieder! Schon wieder verteidigt Alexis diese Niete!>

„Also ich vertraue Jaden auch.“, meldete sich Syrus nun zu Wort. Bastion nickte zustimmend. „Immerhin hat sich die Erklärung logisch angehört.“ „Gut. Dann öffne ich jetzt diese Tür hier.“ Atticus drückte die Klinke der Metalltür hinunter und leise knarrend schwang sie auf. Gespannt schauten alle, was sich dahinter verbarg. Sie wurden jedoch erst mal enttäuscht, da sich nur ein weiterer Gang hinter der Tür befand, der in den Fels gehauen war. Ihnen schlug eine unglaubliche Hitze entgegen. Gerade hatten alle den Gang betreten, als ein Beben die Erde unter ihren Füßen schwanken ließ. „Der Vulkan! Er bricht aus!“ Chazz war als letzter in den Gang eingetreten und sah nun die Lava, die bedrohlich anstieg. In wenigen Sekunden würde sie den Felsvorsprung erreichen und den Gang überfluten. „Also war das doch die falsche Tür!“ „Nein, war es nicht! Mach die Tür zu!“, rief Zane. Der Schwarzhaarige gehorchte und zog die Tür zu. Im Gang war es nun zwar duster, aber die Tür könnte die Lava wenigstens eine Zeit lang zurückhalten. „Das Holz wäre sofort verbrannt und wir hätten keine Chance gehabt.“, erklärte Zane, während sie sich weiter vorantasteten. Jaden hatte seine Taschenlampe eingeschaltet und ging voran. Alexis und Syrus folgten ihm.

Der Gang schien sich endlos durch den Berg zu winden. Immer neue Biegungen tauchten vor ihnen auf und längst hatten sie die Orientierung verloren, als vor ihnen plötzlich ein Licht erschien. Automatisch beschleunigten die Studenten ihre Schritte und fanden sich in einem kreisrunden Raum wieder, an dessen einer Seite wieder zwei Türen warteten.

Die eine trug das Symbol des Elements Feuer, die andere das des Elements Wasser. „Und jetzt, Herr Doktor?“, fragte Chazz sarkastisch, wobei er immer noch etwas beleidigt aussah. „Schaut mal!“, rief Syrus plötzlich und zeigte mit dem Finger auf einen Satz, der über den beiden Türen in den Fels gehauen war.

Hand in Hand arbeiten die Elemente, wie Zahnräder, die ineinander greifen.

„Was soll das schon wieder heißen?“ Chazz runzelte die Stirn. „Hey, ich hab´s!“, rief Jaden plötzlich. Chazz verdrehte die Augen. „Na dann schieß mal los, Doc!“, bemerkte er bissig, was ihm einen strafenden Blick von Alexis einbrachte. „Also, verschiedene Organe werden den verschiedenen Elementen zugeordnet und je nachdem, welches Organ erkrankt ist, kann das auch Auswirkungen auf die anderen Organe haben. Dabei kommt es darauf an, wie sich die Elemente zueinander verhalten. Es gibt zwei Kreisläufe. Einen positiven und einen negativen, den Shen- bzw. den Ko-Zyklus. In dem positiven induktiven Zyklus wird dargestellt, wie sich die Elemente untereinander fördern können. Da wir uns jetzt im Element Metall befinden, müssen wir also durch die Tür gehen, die das Element darstellt, das durch Metall gefördert wird. Und das wäre in diesem Fall das Wasser.“ Jaden zeigte auf die Tür, über der das Zeichen für Wasser auf einer Metallplatte eingraviert war.

Wieder schauten die anderen ihn nur stumm an, bis sich Syrus aus seiner Erstarrung löste und mutig die Tür öffnete. Sie führte in einen weiteren Felsengang, der allerdings durch zwei Wassergräben flankiert wurde. Da das Wasser mit einem leisen Plätschern an ihnen vorbeifloss, musste der Gang langsam aber sicher tiefer in die Erde hineinführen. Mutig ging Syrus voran, gefolgt von Alexis und Jaden. Chazz bildete wiedereinmal den Abschluss der Truppe. <Mist. Jetzt hat dieser Volltrottel schon wieder ein Rätsel gelöst und ich hatte keine Ahnung. Wenn das so weitergeht, wird Alexis mich nie beachten!>

Dieser Gang war nicht ganz so lang wie der vorherige. Schon nach einigen Minuten erreichten sie einen weiteren Raum, der die Form eines Fünfecks hatte. Von der Mündung des Ganges, aus dem sie kamen führte eine kleine Brücke über einen Wassergraben auf eine Plattform in der Mitte. Sie war vollkommen von Wasser umschlossen und nur zwei Wege führten zu weiteren Türen. An der gegenüberliegenden Seite, die zwischen den beiden Türen lag, trat ein Wasserstrahl aus der Wand heraus und bildete einen Wasserfall, der mit einem Plätschern auf das Wasser traf, das sie umgab und dabei leichte Wellen schlug. Einen Augenblick sahen die Studenten der Akademie einfach nur sprachlos um. Gegen die Lava und die felsigen Gänge wirkte dieser Raum in seinem bläulichen Licht geradezu idyllisch. In den Ecken des Raumes waren verschiedene Pflanzen angebracht, die wiederum eine entspannte Atmosphäre schufen. Zanes Blick durchstreifte forschend den Raum. Irgendetwas stimmte nicht. Etwas passte nicht ins Bild. Er konnte nur noch nicht erkennen, was es war. Wieder blickte er auf das Wasser. Dann wurde es ihm mit einem Male klar. „Wir müssen uns beeilen! Das Wasser steigt!“ Die anderen blickten sich erschrocken um. Schnell stieg das Wasser an. Gleich würde es die Wege überschwemmt haben.

„Also, über diesen Türen da steht einmal Feuer und einmal Holz. Die Frage ist nur, welche wir diesmal nehmen müssen.“, sagte Alexis schließlich. Sie schauten sich ratlos an. Sie hatten schließlich keinen einzigen Hinweis. „Wasser begünstigt Holz und hemmt gleichzeitig das Feuer. Wir wissen nur nicht, nach welchem Zusammenhang jetzt gesucht wird.“ Jaden suchte die Wände mit den Blicken nach einem möglichen Hinweis ab. Nichts.

„Und was sollen wir jetzt machen? Wir müssen uns entscheiden, sonst saufen wir bald ab!“ Chazz verschränkte die Arme und sah auf das Wasser, das jetzt schon seine Füße umspülte. „Hey! Was ist das denn?“ Er bückte sich und hob eine kleine blaue Kugel auf, die auf dem Wasser schwamm. Vorsichtig öffnete er sie und schaute hinein. „Was ist das denn? Schaut mal! Hier drinnen sind noch mehr Kugeln und Ringe!“ „Lass mal sehen!“ Bastion trat zu ihm heran und begutachtete die Kugel. Also das sind 53 kleinere Kugeln, 53 kleine Würfel und 5 Ringe.“, sagte er nach kurzer Zeit. „Und? Was hilft uns das jetzt weiter?“ Bevor Bastion antworten konnte, unterbrach Syrus sie. „Guckt mal! Ich hab auch so eine Kugel gefunden!“ Er öffnete sie und herausfielen 8 kleine Kugeln, 8 Würfel und 2 Ringe. „Ich hab´s! Diese Kugeln stellen Atome dar! Also die verschiedenen Elemente der Chemie! Die kleinen Kugeln sind wahrscheinlich die Protonen, die Würfel die Elektronen und die Ringe die Schalen! Das heißt, die erste Kugel war Iod und die zweite Kugel sollte Sauerstoff darstellen!“ Zufrieden sah er die anderen an. „Sehr gut. Das bedeutet, dass es hier noch andere Kugeln gibt und diese uns dann einen Hinweis geben!“ Zane ging ein paar Schritte in die Richtung des Wasserfalls und fischte eine weitere Kugel aus dem Wasser.

Nach kurzer Zeit hielt Syrus insgesamt acht Kugeln in den Händen, während Atticus die Elemente notiert hatte. „Also, wir haben zweimal Iod, dann Indium, Wasserstoff, Bor, Titan, Sauerstoff und Stickstoff. Und wie geht es jetzt weiter?“ Wieder sahen sie sich fragend an, während das Wasser in Kniehöhe stieg. „Haben die Elemente nicht alle eine Abkürzung? Bei Sauerstoff ist es doch O, oder? Dann haben wir noch ein N für Stickstoff und zwei I für Iod.“, überlegte Alexis, während ihr Bruder fleißig die Buchstaben notierte. „Ti steht für Titan und In für Indium. Das Zeichen für Wasserstoff ist ein H und Bor hat ein B.“, erklärte Bastion weiter. „Und was soll das jetzt für ein Wort sein?“, fragte Alexis schließlich. Die Blondhaarige hatte sich neben Atticus gestellt und begutachtete die Mitschrift. „Das ergibt keinen Sinn! Das wird doch niemals ein Element!“

Wieder vergingen einige Minuten, in denen keiner einen Ton sagte und das einzige Geräusch im Raum das Plätschern des Wassers war. Inzwischen stand der Raum schon zu einem Drittel unter Wasser und es reichte den Studenten bis zur Hüfte. „Wir müssen uns schnell etwas einfallen lassen!“, rief Syrus, der deutlich der Kleinste von ihnen war. „Ja. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr!“ Jaden starrte auf das Blatt mit den Buchstaben. „In, I, H, B, I, Ti, N, O…Inhibition! Das muss es sein!” „Oh, das verkannte Genie meldet sich mal wieder zu Wort!“, stichelte Chazz, doch Jaden beachtete ihn gar nicht. „Damit ist der zweite, der hemmende Zyklus gemeint! Das heißt, dass wir diesmal die Feuer-Tür nehmen müssen!“, rief er und lief sofort zu der genannten Tür hinüber. Als er die Klinke hinunterdrückte flog die Tür durch den Druck des Wassers auch schon auf. „Das war knapp!“, meinte er und drehte sich grinsend zu seinen Freunden um. Ziemlich durchnässt machten sie sich dann weiter auf den Weg, den nächsten Gang entlang.

„Sag mal, warum weißt du eigentlich so gut über diese … Wandlungsphasen bescheid? Ich meine, nur weil deine Mutter sich damit beschäftigt, muss dich das ja nicht auch interessieren.“ Alexis ging neben Jaden und musterte den Braunhaarigen neugierig von der Seite. „Nein, sie hat nur ein paar Bücher darüber zu Hause und ich fand das immer ziemlich spannend. Außerdem wollte ich mehr über die Elemente wissen. Schließlich hab ich ja Elementarhelden in meinem Deck!“ Er drehte den Kopf zu ihr und grinste sie wieder an. Die Blondhaarige schüttelte den Kopf. „Für dein Deck würdest du echt alles machen, oder?“ „Nicht nur für mein Deck. Ich finde das Thema auch so ziemlich spannend und wer weiß, vielleicht werde ich ja doch mal Arzt.“ Alexis musste ihn so verwundert angeschaut haben, dass sein Grinsen noch breiter wurde. „Traust du mir das etwa nicht zu?“ „Na ja… Das hätte ich eigentlich am allerwenigsten von dir erwartet.“, musste sie zugeben. Plötzlich wurde Jaden ernst. „Weißt du, ich will den Menschen später mal irgendwie helfen können. Ich weiß nur noch nicht genau, wie. Aber ich will meinen Freunden helfen können, wenn sie mich brauchen.“ Er starrte in die Dunkelheit vor ihnen.

Alexis sah ihn einen Moment lang sprachlos an. Dann legte sie ihm die Hand auf die Schulter. „Wenn du das wirklich willst, dann schaffst du das bestimmt auch!“, meinte sie und lächelte ihn an. Auch Jaden sah sie nun wieder an und ein leichter Rotschimmer breitete sich auf seinem Gesicht aus. Ihm wurde ganz warm ums Herz, als er sie so lächeln sah, doch bevor er genauer darüber nachdenken konnte, warum das so war, holte ihn eine bekannte Stimme aus seinen Gedanken. „Hey, du Slyfer-Niete! Ich rede mit dir!“ Jaden wandte den Kopf nach hinten. „Was gibt es denn, Chazz?“ „Sag mal, hörst du in deinem Leben eigentlich einmal jemandem zu? Ich hab dich zu einem Duell herausgefordert!“ „Ähm…Chazz? Kann das nicht noch etwas warten, bis wir hier raus sind?“, mischte sich nun auch Atticus ein. Zane nickte zustimmend. „Das kann doch nun wirklich warten, bis wir wieder zu Hause sind!“, meinte nun auch Alexis. Wieder versetzte sie ihm damit einen Stich ins Herz. <Ich wusste es. Ständig hilft sie diesem Trottel. Ich werde ihn besiegen und umgedreht in den Boden stampfen! Dann wird Alexis endlich erkennen, wer hier der wahre Held ist!>, dachte Chazz wütend und ballte die Hände zu Fäusten. <Ständig hängt Jaden mit Alexis rum. Wie eine Klette! Wie soll ich Alexis denn da meine Liebe beweisen?>
 

So, das war es erst einmal wieder^^ Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr schreibt mir wieder was Nettes^^ Wenn ihr richtig mitgezählt habt, wisst ihr, dass noch zwei Elemente fehlen, um das Tor der Zeit zu öffnen. Aber dann ist Alexis plötzlich in ernster Gefahr. Wird Jaden sie noch retten können? Und was erwartet unsere Freunde hinter der letzten Tür? Das alles erfahrt ihr beim nächsten Mal^^ Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Die letzte Tür

Hallo! Ich hab mal wieder ein neues Kappi meiner FF für euch. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr hinterlasst mir wieder ein Kommentar. Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen^^

Heal

Eure Asuka
 

Die letzte Tür
 

Endlich lichtete sich die Dunkelheit um sie herum und die Freunde standen diesmal in einem kreisrunden Raum, in dessen Mitte ein Lagerfeuer brannte. Schnell sahen sie sich um, entdeckten jedoch nirgendwo eine Tür. „Na toll. Dann sind wir also doch falsch gelaufen!“, murrte Chazz und wendete sich wieder mal demonstrativ ab. „Was soll das eigentlich, hm? Warum machst du Jaden ständig schlecht? Ich glaube nicht, dass wir hier falsch sind und wir wären garantiert nicht so weit gekommen, wenn wir geraten hätten!“ Alexis machte ein paar Schritte auf Chazz zu und sah im fest in die Augen. Lange hielt er ihrem Blick jedoch nicht stand. „Sorry, aber dieses ganze Rätselraten nervt einfach!“, erwiderte er. „Komm schon! Wir haben es doch bald geschafft! Und Streit bringt uns jetzt wirklich nicht weiter!“, fuhr die Blondhaarige in etwas versöhnlicherem Tonfall fort. Dann wendete sie sich wieder den anderen zu, die inzwischen fieberhaft nach einem Hinweis suchten.

Atticus grinste. <Na das kann ja noch lustig werden, Schwesterchen. Merkst du nicht mal, dass der arme Chazz nur eifersüchtig ist?> Als er jedoch Alexis fragenden Blick auffing wandte er sich schnell wieder dem Wandabschnitt zu, den er gerade untersuchte. „Seht mal!“ Syrus deutete auf den Boden. Die Färbung war zwar schon etwas verblasst, aber man konnte noch deutlich die schwarze und weiße Farbe erkennen, die einmal den Boden verziert haben musste. „Das sieht aus wie das Yin und Yang- Zeichen!“, meinte Alexis und schaute sich genauer um. „Und schaut mal nach oben! Die Decke ist in verschiedenen Farben bemalt!“ Die anderen wandten ihren Blick zur Decke. Alexis hatte Recht. Dort war ein Viereck aufgemalt, das durch Diagonalen getrennt wurde. Jedes Viertel hatte eine andere Farbe. „Das Zeichen kenne ich auch!“, meinte Jaden. „Schaut mal! Die rote Fläche steht für das Feuer. Sie befindet sich genau über der weißen Yang - Fläche. Diese Fläche steht für das Chaos. Die blaue Fläche steht für das Wasser und die Ordnung. Sie befindet sich direkt über der schwarzen Yin-Fläche. Über der schwarzen Yin -Fläche, wo der weiße Yang- Punkt ist, stellt die grüne Fläche das Holz dar und die graue Fläche gegenüber kennzeichnet das Element Metall.“ „Dann fehlt die Erde, stimmt`s?“, fragte Alexis, die interessiert zugehört hatte. „Genau und in dieser ursprünglichen Abbildung war die Erde in der Mitte. Sie beherbergte die vier Himmelsrichtungen und die Kräfte der Welt. Sie wurde erst später in den äußeren Kreis geholt.“ „Das heißt, dass die nächste Tür in der Mitte des Raumes ist?“ Alexis schaute von der Mitte der Decke hinab und starrte auf das Lagerfeuer. Die Holzstücke waren in einem Steinkreis gestapelt, der sich wiederum auf Sand befand. Sie ging in die Knie und kehrte den Sand zur Seite. Schon nach kurzer Zeit stieß sie auf eine Platte aus Stein. Die anderen halfen ihr, auch den Rest der Steinplatte freizulegen. Dann packten alle mit an und schließlich schafften sie es, den gewaltigen Stein zu verrücken. Unter ihm wurde ein Loch im Boden sichtbar. Dann konnten sie die ersten Stufen einer Steintreppe erkennen, die in die Dunkelheit hinab führte. Jaden stieg als Erster hinab und leuchtete dann mit seiner Taschenlampe auf die Stufen, so dass ihm die anderen leichter folgen konnten. Gemeinsam stiegen sie dann die enge Treppe hinab, wobei sie hintereinander liefen. Die einzige Lichtquelle war nun die Taschenlampe. Ansonsten wurden sie von einer tiefen Dunkelheit umhüllt, die fast greifbar war. Schließlich endete die Treppe und sie standen auf einem Felsvorsprung. Vor ihnen befand sich ein riesiger Raum, der die Form eines Fünfecks hatte. In seiner Mitte befand sich ein Fels, der auch fünf Ecken aufwies. Von diesem wurden sie jedoch durch einen riesigen Graben getrennt, über den nur eine schmale Brücke führte. Ein falscher Tritt und sie würden mehrere hundert Meter in die Tiefe stürzen. „Ich schätze, wir müssen da rüber!“ Alexis zeigte auf die schräg gegenüber liegende Seite, in die eine Tür eingelassen war. Vor ihr stand ein Baum, während an den anderen Seiten eine Metallstatue, ein Feuer oder ein Wasserbecken diese Stelle füllten. „Ja, das scheint die Seite des Elements Holz zu sein.“, stimmte Zane zu. Er ging als erster einen Schritt auf die Brücke zu, die bedrohlich schwankte, als er seinen Fuß darauf setzte. Ohne eine Mine zu verziehen ging er vorsichtig, Schritt für Schritt weiter, bis er die Felsinsel in der Mitte erreicht hatte. Atticus, Chazz ,Syrus und Bastion folgten ihm. Dann überquerte Jaden die Brücke und als Nächste folgte Alexis. Sie war nur noch wenige Schritte von der Felseninsel entfernt, doch als die Blondhaarige gerade einen weiteren Schritt machen wollte, bebte die Erde und die Brücke schwankte bedrohlich hin und her.

In sekundenschnelle lösten sich die Seile aus ihrer Verankerung und die Brücke stürzte ein. Alexis stieß einen Schrei aus, als sie plötzlich merkte, wie der Boden unter ihren Füßen nachgab und sie in die Tiefe zu stürzen drohte. Sie klammerte sich mit aller Kraft an die Seile. Geistesgegenwärtig schnappten sich Atticus und Zane jeweils ein Ende der in der Mitte befestigten Seile und hielten sie fest, damit sie sich nicht auch noch lösten, während Jaden zum Abgrund eilte, sich dort auf den Boden legte und verzweifelt versuchte, Alexis zu erreichen.

„Nimm meine Hand!“, schrie er und versuchte, sich noch weiter zu strecken, ohne dabei selbst den Halt zu verlieren. „I-ich kann nicht. Ich kann nicht loslassen!“ Alexis schaute in die Tiefe, die sich unter ihren Füßen befand und klammerte sich nur noch fester an die Seile. „Du musst aber! Wer weiß, wie lange die Seile noch halten!“ Erst jetzt bemerkte Alexis, dass sich knapp über ihrer Hand eine Stelle befand, an der sich die einzelnen Fasern des Seiles voneinander lösten. „Schau nicht nach unten!“ Jadens Stimme holte Alexis aus ihrer Erstarrung und sie wandte den Blick nach oben. Ihre und Jadens Hand trennten nur wenige Zentimeter. Wenn sie das Seil loslassen und die Hand ausstrecken würde, könnte sie ihn wahrscheinlich erreichen. „Ich kann nicht.“, wiederholte sie noch einmal. Ihre Gedanken überschlugen sich zwar, aber ihr Körper war noch immer wie gelähmt. „Ich werde sterben.“, flüsterte sie. „Vertrau mir! Ich zieh dich hoch! Ich lass dich nicht fallen und schon gar nicht hier sterben! Versprochen!“ Sie sah dem jungen Slyfer genau in die Augen.

In seinen Augen stand die pure Angst geschrieben. Nie hatte sie so viel aus seinen Augen lesen können wie jetzt. Jaden war niemand, der sich sonderlich viel aus Gefühlen machte, oder diese zeigte. Sicher, beim duellieren wäre es fatal gewesen, seinem Gegner sofort Emotionen wie Angst oder Sorge zu zeigen, aber auch sonst machte er sich nicht wirklich viel daraus. Alexis hätte nicht gedacht, dass er sich so große Sorgen um sie machen würde.

Nicht einmal damals, als die Schattenreiter sie bedroht hatten, hatte er so viel Angst gehabt, Angst einen Menschen zu verlieren. <Das werde ich nicht zulassen! Alexis wird hier nicht sterben!> Nur noch dies Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Der Gedanke, Alexis nie wieder zu sehen, war ihm schier unerträglich.

„Vertrau mir!“, sagte er noch einmal. „Okay, ich vertraue dir.“ Vorsichtig löste Alexis ihre Hand vom Seil und rutschte gleich noch ein paar Zentimeter tiefer, aber da wurde ihre Hand auch schon von Jadens umfasst und er zog sie langsam hoch. Nach einer scheinbar endlosen Zeit hatte sie dann endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Erschöpft und mit klopfendem Herzen ließ sie sich neben Jaden auf den Boden sinken. „Alles okay, Lexi?“, fragte Atticus schließlich und kniete sich neben seine Schwester. „J-ja. Geht schon wieder. Danke für die Rettung!“

Sie blieben noch einen Moment auf der Felsinsel in der Mitte um zu verschnaufen, bevor sie sich der zweiten Brücke zuwendeten. Auch diese sah nicht sonderlich stabiler aus, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht, um auf die andere Seite zu gelangen. Wieder ging Zane als Erster und einer nach dem anderen folgte ihm. Alexis starrte die Brücke angsterfüllt an. <Nun hab dich nicht so! Alle warten auf dich! Los, umso schneller hast du es geschafft und bist wieder zu Hause!>, versuchte sie sich innerlich Mut zu machen, doch als sie einen Fuß auf die Brücke setzten wollte, erzitterte wieder die Erde und sie machte ein paar Schritte rückwärts. „Nun komm schon, Lexi!“, rief ihr ihr Bruder vom anderen Ende der Brücke aus zu, aber es ging nicht. Plötzlich fühlte sie, wie jemand ihre Hand nahm und sie sachte vorwärts zog. Sie blickte auf und sah in Jadens lächelndes Gesicht. „Wir schaffen das, zusammen.“ Jaden war vom anderen Ende wieder zurückgekommen, um ihr zu helfen.

Sie nickte und gemeinsam machten sie sich vorsichtig auf den Weg über die Brücke. Als erneut die Erde erzitterte und die Brücke hin und her schwang, fasste Alexis Jadens Hand noch fester und auch er verstärkte den Druck. Alexis Herz raste. Sie fühlte Jadens warme Hand und ein Rotschimmer breitete sich auf ihren Wangen aus. Wieder kribbelte ihr Bauch und es machte ihr plötzlich gar keine Angst mehr, über die Brücke zu gehen. <Ich bin nicht alleine. Jaden ist bei mir. Wir schaffen das, zusammen.>, wiederholte sie in Gedanken seine Worte.

Schließlich erreichten sie endlich die andere Seite der Schlucht, wo die anderen sie in Empfang nahmen. Noch immer hielt Jaden Alexis Hand, was Chazz überhaupt nicht gefiel. <Warum bin ich nicht zuerst auf die Idee gekommen, zurückzugehen und Alexis zu holen?>, dachte er verärgert. Doch ehe er sich noch mehr Gedanken machen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt. Das Tor hinter ihnen begann, grünlich zu glühen und schließlich öffneten sich die Tür. Dahinter erschien ein grünliches Licht. Ein starker Sog entfachte sich und einer nach dem anderen, schritt durch das Tor. Bald würden sie wieder zu Hause sein!

Als Jaden als Letzter durch das Tor trat, befand er sich wieder in einem grünlichen Licht, ganz so, wie damals, als sie hierher gebracht worden waren. Auch das mysteriöse Buch begann wieder zu glühen. Syrus hielt es fest umklammert. Dann verstärkte sich die Intensität des Lichts, so dass Jaden die Augen schließen musste, um nicht geblendet zu werden. Wieder umkreisten sie Bilder, Buchstaben und Zahlen. Alles drehte sich um ihn und dann war das Licht plötzlich verschwunden. Alles, was zurückblieb war eine tiefe Schwärze. Man konnte kaum die Hand vor Augen erkennen.

Jadens Kopf drohte, zu zerspringen. Er taumelte einen Schritt rückwärts und stieß gegen kalten Stein. Er holte die Taschenlampe wieder heraus und knipste sie an. Dann leuchtete er die Gegend ab. Seine Freunde waren um ihn herum, doch auch ihnen schien es nicht sonderlich besser zu gehen, als ihm. Aber wo befanden sie sich hier? Er leuchtete weiter durch die Dunkelheit und riss dann vor Erstaunen die Augen auf.

„Seht euch das mal an!“ Er deutete auf die Wände. Sie waren über und über mit Zeichen bedeckt. Sie erinnerten zugleich an kleine Schriftzeichen, aber auch an Bilder. „Hieroglyphen.“, murmelte Syrus. „H-heißt das, wir sind jetzt im alten Ägypten?“, fragte Alexis schließlich. „Es sieht zumindest fast so aus!“, meinte Zane. „Lasst uns zusehen, dass wir hier raus kommen!“ Er deutete auf einen Gang, der aus dem Raum herausführte, in dem sie gelandet waren und ging voran. Die anderen folgten ihm.

Es war dunkel in dem Raum. Die Vorhänge waren zugezogen, um die Sonne nicht ins Innere dringen zu lassen. Die Hitze wäre sonst unerträglich gewesen. Die einzige Lichtquelle waren Fackeln an den Wänden. Sie wurden von einem teueren Öl gespeist, dessen Aroma sich in Zimmer ausgebreitet hatte. „Sie sind hier.“ Eine Gestalt erhob sich von ihrem Platz. Ihr Gesicht war von einem Schatten bedeckt, hervorgerufen durch eine Art Kapuze, die sie über das Gesicht gezogen hatte. Als sie aufgestanden war, fiel kurzzeitig ein Lichtschimmer auf einen goldenen Gegenstand, der ihren Hals schmückte. Eine Kette, die die Form eines Auges hatte. „Seid Ihr sicher, Isis?“, fragte ein älterer Mann, dessen Gesicht von einem Goldauge verunstaltet wurde. „Ja. Die Millenniumskette hat mir prophezeit, dass sie kommen würden und nun sind sie hier. In der Grabkammer des verstorbenen Pharaos! Zugleich droht uns ein großes Unheil! Wir müssen herausfinden, was die Fremden damit zu tun haben!“ „Sie sind Grabräuber, sagt Ihr? Ich werde sie augenblicklich festnehmen und in den Kerker werfen lassen!“ „Aber die Prophezeiung…“ „Es ist mir egal, was das für eine Prophezeiung ist. Daran glaube ich nicht! Das einzige, was zählt, ist, dass diese Fremden es gewagt haben, das Grab des Herrschers von Ober- und Unterägypten zu schänden. Dafür werden sie vor Gericht gestellt und bestraft!“, erwiderte ein junger braunhaariger Mann mit blauen Augen. „Seth! Glaubt ihr denn nicht an die Götter?“ „Doch, aber ich glaube nicht an Euch und eure Prophezeiung.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in einem Gang.

Isis seufzte. „Sollen wir nicht den Pharao benachrichtigen?“ „Das wird noch nicht nötig sein. Er wird sich früh genug damit beschäftigen müssen.“, erwiderte der alte Mann wieder. Ein weiterer Mann mit einer Glatze sah ihn aufmerksam an. Dann nickte auch er. „Der Pharao ist noch sehr jung und muss sich erst einmal von den letzten Angriffen unserer Feinde erholen!“, bestätigte ein anderer junger Mann, der bisher geschwiegen hatte. Um seinen Hals lag ein goldener Ring. „Mahado, meint Ihr nicht, dass der Pharao derartige Vergehen selbst richten will?“, versuchte die junge Frau es noch einmal. Doch diesmal schüttelte der Angesprochene nur den Kopf, bevor auch er den Raum verließ.

„Wie weit ist es denn noch durch diesen Gang? Ich hab das Gefühl, dass wir im Kreis gehen!“, meldete sich Chazz nach einer Weile wieder zu Wort. Ihm war förmlich anzusehen, wie enttäuscht und wütend er war, dass sie nicht wieder zu Hause, sondern in diesem Labyrinth aus Gängen gefangen waren. Auch den anderen war die Enttäuschung anzusehen, doch jeder hütete sich, etwas dergleichen zu sagen. Die Stimmung war jetzt schon auf einem absoluten Tiefpunkt angekommen. Sie bogen um die nächste Ecke und noch immer hatte sich die Umgebung nicht geändert. Ein weiterer dunkler Gang war vor ihnen aufgetaucht. Als sie auch hier einige Schritte gemacht hatten, vernahmen sie plötzlich ein unangenehmes Geräusch. Es war, als würde Stein auf Stein schaben. Dann fiel vor ihnen auf einmal ein Lichtstrahl auf eine Gabelung des Weges. Augenblicklich setzten sich die Studenten der Akademie in Bewegung und liefen um die Ecke. Endlich ein Ausgang!

Das Licht war so grell, dass Jaden die Augen zusammenkneifen musste. Er hielt einen Arm schützend über die Augen und rannte weiter, dicht gefolgt von seinen Freunden. Doch dann hoben sich Umrisse von dem Licht ab. Es waren mehrere Gestalten, die ihnen den Weg aus dem Gang versperrten. Sie trugen etwas in der Hand, was Jaden nach einigen Augenblicken als Speere und Bögen identifizierte. Mit einem Ruck blieb er stehen, so dass Syrus in ihn hineinrannte. „Vorsicht! Die sind bewaffnet!“, rief er, woraufhin auch die anderen verdutzt stehen blieben. Ein Mann löste sich aus der Gruppe und kam auf sie zu. Seine blauen Augen funkelten zornig. „Nehmt die Grabräuber fest, im Namen des Pharaos Atemu!“
 

Das war es auch schon wieder mal^^ Ich hoffe, es hat euch gefallen. Tja, was das wohl wieder wird? Ich sag nur soviel: Grabräuber waren die schlimmsten Verbrecher (neben Verschwörern) im alten Ägypten. Da die Menschen früher an ein Leben nach dem Tod glaubten, war es für sie eine schreckliche Vorstellung, wenn der Körper beschädigt wurde oder die Gegenstände, die ihnen das Leben im Jenseits ermöglichen sollten, gestohlen wurden. Und nun werden Jay und seine Freunde angeklagt, genau das getan zu haben. Die haben aber auch ein Pech…^^(Wer dafür nur verantwortlich ist…^^) Und dann noch ein kräftezehrender Marsch durch die Wüste… Ob und wie Jay und seine Freunde das überstehen? Das lest ihr im nächsten Kappi^^ Es heißt „Seelenopfer“. (Wir kennen ja die Macht der Millenniumsgegenstände, nicht?^^)

Bis dann! Man liest sich^^

Heal

Eure Asuka

Seelenopfer

Hi, Leute! Ich melde mich mal wieder mit einem neuen Kappi^^ Ich hoffe, es gefällt euch wieder. Dankeschön an die Kommi-Schreiber! Ihr seid echt *das nicht so einfach in Worte fassen kann* super-mega-hammer-spitzenklasse!!! *euch alle knuddel*

Heal

Eure Asuka
 

Seelenopfer
 

Die Mittagssonne brannte unerbittlich. Die Temperaturen in der Wüste waren schon längst über 40° angestiegen. Die Sonne blendete und Jaden nahm die Gegend, durch die sie schwer bewacht eskortiert wurden, nur noch schemenhaft wahr. Seit sie aus dem Inneren der Pyramide befreit worden waren und die Soldaten sie gefangen genommen hatten, waren einige Stunden vergangen. Es erschien ihm aber, als wanderten sie schon Tage durch die Wüste. Der Mann mit den stechend blauen Augen ritt als Einziger und führte den Trupp an. Die Studenten der Akademie waren gefesselt worden und liefen, oder stolperten, einer hinter dem anderen durch den Sand. Flankiert wurden sie jeweils von zwei Soldaten. Jeder von ihnen schien sie mindestens um einen Kopf zu überragen und ihre braun gebrannten Oberkörper waren sehr muskulös. Sie mussten wohl eine harte Ausbildung durchlaufen haben und an lange Märsche durch die Wüste gewohnt zu sein, denn keiner von ihnen zeigte auch nur das geringste Anzeichen von Erschöpfung.

Jaden und seine Freunde hingegen waren weder an die Temperaturen noch an solche anstrengenden Märsche gewöhnt. Während der letzten Stunden hatten sie nicht eine Pause eingelegt und auch keinen Schluck Wasser bekommen. Jaden fühlte sich ausgedörrt, aber jedes Mal, wenn er versuchte, einen seiner Bewacher anzusprechen, ignorierte dieser ihn. So kämpften sie sich Schritt für Schritt weiter durch die endlosen Sanddünen.

Alexis wollte gar nicht daran denken, was ihnen noch bevorstand. Sie waren aus einer Pyramide gekommen, einem Grabmal für einen Pharao und so weit sie wusste, galt das Entweihen einer dieser heiligen Stätten im alten Ägypten als Todsünde. Sie versuchte, die Gedanken zu verdrängen, aber wenn sie nicht über dieses Thema nachdachte, kam ihr wieder in den Sinn, was für einen schrecklichen Durst sie hatte. Sie schaute nach Vorne. Vor ihr lief Syrus, dem auch schon deutlich anzusehen war, wie erschöpft er war. Taumelnd setzte er einen Fuß vor den anderen. Zane, der noch ein Stück weiter vorne lief, versuchte zwar, sich seine Schwäche nicht anmerken zu lassen, aber da Alexis ihn gut kannte, sah sie auch sofort, dass es ihm mit jedem weiteren Schritt schwerer fiel, seine Körperspannung zu halten.

Sie wandte den Kopf und entdeckte genau hinter sich Jaden. Am Anfang hatte sie ihn noch laut protestieren hören. Dann hatte er versucht, mit den Wachen ins Gespräch zu kommen, aber er war völlig ignoriert worden. Auch er sah erschöpft aus. Als er ihren Blick bemerkte, versuchte er, ihr aufmunternd zuzulächeln, was aber etwas verunglückte. Auch er wusste anscheinend, in welcher Gefahr sie sich befanden.

Nach einer schier endlosen weiteren Stunde befahl der Mann in dem blauen Gewand eine Pause. Noch immer hielt er es nicht für nötig, mit seinen Gefangenen zu sprechen oder sich ihnen vorzustellen. Die Fesseln an ihren Händen wurden gelöst und sie bekamen etwas Wasser zu trinken. Doch auch jetzt achteten die Wachen wieder peinlich genau auf jeden ihrer Schritte. Kaum hatten alle einen Schluck getrunken, wurde auch schon wieder der Befehl zum Aufbruch gegeben und der Trupp setzte sich wieder in Bewegung. Die Sonne war nun zwar schon etwas weiter gewandert, schien aber noch immer mit der gleichen Intensität auf sie herab.

Tapfer biss Alexis die Zähne zusammen und setzte einen Fuß vor den anderen. Sie ignorierte die Übelkeit und das Schwindelgefühl, das sie verspürte. Bloß nicht noch mehr Ärger machen! Das konnten sie jetzt am Wenigsten gebrauchen! Plötzlich drehte sich alles um sie herum und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie stürzte.

„Alexis!“, rief Jaden und stürzte sofort zu ihr, bevor die Wachen ihn an den Armen greifen und zurückhalten konnten. Er kniete sich neben ihr nieder und versuchte, ihr irgendwie zu helfen, was jedoch mit gefesselten Händen unmöglich war. Sofort kamen die Wachen und versuchten, ihn in die Höhe zu zerren, wogegen sich der Braunhaarige entschieden wehrte. Auch der Mann auf dem Pferd hatte dieses stoppen lassen und blickte kalt auf die blonde Studentin hinab. „Lasst sie liegen. Ein angemessener Tod für eine Grabräuberin! Ihre Seele wird für immer ruhelos durch die Wüste ziehen“, meinte er und wollte sich gerade wieder umwenden, als Jaden protestierte. „Das könnt ihr nicht machen! Wir sind keine Grabräuber! Das ist ungerecht! Wir konnten nichts dafür, dass wir in dieser Pyramide eingeschlossen waren!“ Der Mann warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Was erlaubst du dir? Wie sprichst du überhaupt mit mir, dem Hohepriester Seth?“, fuhr er ihn an. „Du nennst diese Behandlung ungerecht? Grabräuber haben keine andere Behandlung verdient, bei den Gesetzen unserer Götter!“ „Nennt ihr es gerecht, wenn wir uns nicht einmal rechtfertigen können? Meint ihr, so könnt ihr der Göttin Maat dienen, ja?“, rief Jaden nun. Er wusste, dass die alten Ägypter großen Wert darauf gelegt hatten, nach den Gesetzen dieser Gottheit zu leben, da ihnen nur so ein ewiges Leben nach dem Tod gewährt werden konnte. Nur wenn ihr Herz auf der Waagschale das gleiche Gewicht hatte wie die Feder dieser Göttin, durfte ihre Seele weiterexistieren. Wenn nicht, wurden sie von einem Ungeheuer verschlungen, das sie die „Seelenfresserin“ nannten.

„Du wagst es…?! Ihr werdet verhört werden, da hab mal keine Angst, vorlauter Bengel! Wenn du das Mädchen retten willst, kannst du sie ja durch die Wüste tragen! In etwa vier Stunden dürften wir die Stadt erreichen! Wenn dir die Götter beistehen, schaffst du es vielleicht bis dahin. Aber wenn du vorher vor Erschöpfung zusammenbrichst, lassen wir dich auch in der Wüste liegen und spätestens in der Nacht werden dich die Tiere zerreißen.“ Mit diesen Worten drehte sich der Hohepriester wieder um und befahl den Weitermarsch.

Jaden blickte ihn noch einen Moment lang zornig an, wandte sich dann jedoch an die Wachen, die ihn festhielten. „Ich nehme das Angebot an! Macht meine Fesseln los! Ich trage Alexis.“ Einen Moment lang sahen sich die Soldaten verwundert und dann fast amüsiert an, obwohl Jaden meinte, auch etwas Mitleid und Zweifel in ihren Augen lesen zu können. Sie glaubten wahrscheinlich nicht, dass er sich und Alexis bis in die Stadt bringen könnte. Dann lösten sie ihm die Fesseln. Der Braunhaarige kniete sich neben Alexis und nahm sie dann Huckepack. Sie schien bewusstlos zu sein. Ihr Puls war schnell und ihm fiel auf, dass Alexis förmlich glühte. <Sie hat einen Sonnenstich. Wir müssen uns beeilen, sonst stirbt sie!>, ging es ihm durch den Kopf. Er sah auf die halbleere Wasserflasche, die ihm während der Pause von einem der Soldaten gegeben worden war. Er hatte gesagt, der Marsch würde noch sehr lang sein und er solle sich das Wasser gut einteilen, aber wenn Alexis nicht sofort etwas Kühlung bekam, konnte sie sterben. Kurzentschlossen nahm er ein Tuch, zerriss es und tränkte die Stücke mit Wasser, bevor er sie ihr um die Handgelenke und die Stirn band. Dann erhob er sich und versuchte, trotz der Doppelbelastung mit den anderen Schritt zu halten.

Schon nach kurzer Zeit fiel es ihm immer schwerer, aber er versuchte tapfer durchzuhalten, was ihm einige bewundernde Blicke von den Soldaten einbrachte. Immer wieder tränkte er die Tücher wieder mit Wasser, um Alexis wenigstens etwas zu kühlen. Die Worte seiner Mutter hämmerten in seinem Schädel. <Ein Hitzschlag oder Sonnenstich ist lebensgefährlich. Die Körpertemperatur des Patienten kann bis auf 41°C ansteigen. Dann denaturieren die Eiweiße, die in unserem Körper vorhanden und für die wichtigen Stoffwechselprozesse zuständig sind und der Patient stirbt. Deswegen muss die Körpertemperatur unbedingt gesenkt werden, mindestens unter 39°C!> Noch immer war Alexis Temperatur zu hoch. Er durfte jetzt nicht schlapp machen. Das wäre das Ende.

Dann bemerkte er plötzlich, dass seine Wasserflasche alle war. Wie lange sie gewandert waren, oder noch wandern müssten, vermochte er nicht zu sagen, aber eine Panik befiel ihn, die seine letzten Kraftreserven mobilisierte und ihn zum Weitergehen zwang. Nun musste er sich auch noch einen Sandberg hinaufkämpfen, in dem er immer wieder einsank oder ausrutschte. Beharrlich richtete er sich wieder auf und kämpfte sich weiter vorwärts. Wieder versank er im Sand und musste eine kurze Pause einlegen. Da bemerkte der Braunhaarige plötzlich, wie einer der Soldaten ihm die Hand entgegenstreckte, um ihm zu helfen. Er ergriff sie dankbar und der Ägypter half ihm hoch. „Danke!“ Jadens Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Er hatte seit Stunden nichts getrunken, da er das Wasser für Alexis gespart hatte. Der Mann reichte ihm seine Wasserflasche und half ihm noch ein Stück weiter den Berg hinauf. Als sie endlich den Gipfel erreicht hatten, bot sich Jaden ein wunderbarer Ausblick. Vor ihnen erstreckte sich eine riesige, sandsteinfarbige Stadt, die von grünen Feldern und Parks umgeben war, die durch ein weitläufiges Netz von Kanälen mit dem Nil verbunden waren, der sich an der Stadt vorbeischlängelte. Eben noch waren sie von der Wüste umgeben gewesen und nun schauten sie auf grüne Flächen. Zudem versank langsam die Sonne hinter dem Horizont und die ersten Sterne zeigten sich am Himmel. Jaden spürte, dass die schier unerträgliche Hitze langsam nachließ.

Unsanft wurde der Braunhaarige jedoch schon nach wenigen Sekunden aus seinen Gedanken geholt, als ihm ein anderer Soldat mit seinem Speerschaft einen Hieb versetzte. „Trödel nicht so rum! Wir wollen auch nach Hause!“ Gehorsam setzte sich Jaden wieder in Bewegung und folgte seinen Freunden die Sanddüne hinab. Obwohl er nicht wusste, wie es weitergehen würde, war er erst einmal erleichtert, dass er es bis hierher geschafft hatte und Alexis die Hitze überstanden hatte. Auf dem restlichen Weg in die Stadt hinein merkte man dann schon deutlich, dass es kühler wurde und auch Alexis Fieber schien zu sinken. Ihr Pulsschlag normalisierte sich langsam wieder, aber sie war noch immer nicht bei Bewusstsein.

Als der Trupp die Stadt erreichte war es bereits dunkel. Trotzdem tummelten sich auf den Straßen viele Menschen. Noch immer priesen Händler ihre Waren an. Aus einigen Gebäuden strömte der Duft des frisch zubereiteten Essens. Aus den Tavernen drangen Stimmen und fröhliche Lieder. „Willkommen in Memphis, der Hauptstadt Ägyptens“, raunte der Soldat, der ihm geholfen hatte, Jaden zu und verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Sicher er hätte nicht mit den Gefangenen sprechen und ihnen schon gar nicht helfen dürfen, aber dieser sonderbar gekleidete junge Mann in der roten Jacke hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Irgendwie glaubte er ihm sogar, dass sie unschuldig waren, aber das lag nicht in seiner Hand, zu entscheiden, sondern allein bei Maats Stellvertretern, dem Gericht. Trotzdem hatte der Junge Mut bewiesen und sich für seine Freunde eingesetzt. Sehr gute, lobenswerte Eigenschaften, die man sich von einigen seiner Kollegen auch wünschen könnte.

Rasch hatte sich um den Trupp eine Menschentraube gebildet. Die Leute wollten sehen, wen die Soldaten erwischt hatten und versperrten ihnen fast noch den Weg. Mühsam kämpften sich die Soldaten durch die Menge in Richtung des Gefängnisses, wo sie die Gefangenen den anderen Wachen übergeben konnten.

Als Alexis die Augen aufschlug, erkannte sie erst einmal gar nichts um sich herum. Nur langsam begannen die Schatten Formen anzunehmen und schließlich sah sie massive Steinwände. „W-wo bin ich?“, fragte sie stockend und versuchte, sich aufzusetzen. „Bleib liegen!“, erklang eine bekannte Stimme neben ihr. „Jaden?“ „Ja.“ Sie drehte den Kopf und erkannte in der Dunkelheit gerade einmal die Silhouette seines Gesichts. Durch ein kleines Fenster fielen ein paar Lichtstrahlen in den Raum und sie konnte Atticus und Zane erkennen, die nebeneinander an die Wand gelehnt saßen und schliefen. Sie selbst lag auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Raumes und Jaden saß neben ihr. Sie spürte etwas weiches unter ihrem Kopf und brauchte nicht lange, um zu erraten, dass er ihr seine Jacke als Kopfkissen geliehen hatte.

„Was ist denn passiert?“, fragte sie nun. Das letzte, woran sie sich erinnern konnte, war die glühend heiße Luft und die brennende Sonne in der Wüste. „Du bist mitten in der Wüste zusammengebrochen. Ich schätze mal, du hattest einen Sonnenstich“, erwiderte Jaden sanft. „Und wie bin ich dann plötzlich hierher gekommen?“ Sie sah ihn forschend an. Einen Moment zögerte der Braunhaarige mit der Antwort. „Ich… ähm…hab dich getragen.“ Ein leichter Rotschimmer hatte sich auf Jadens Wangen gelegt und obwohl Alexis das in der Dunkelheit schlecht sehen konnte, drehte er den Kopf etwas zur Seite. „Wir sind jetzt im Gefängnis. Chazz und die anderen haben die Zelle nebenan. Morgen wollen sie uns dann vor Gericht stellen. Der Hohepriester schien nicht gerade von unserer Unschuld überzeugt zu sein. Ich schätze mal, dass die Verhandlung nicht allzu fair wird“, fasste Jaden die bisherigen Fakten zusammen.

Alexis schwieg. Ihre Gedanken gingen in eine ähnliche Richtung. „Grabräuber waren im alten Ägypten die schlimmsten Verbrecher. Sie wurden ohne Ritual irgendwo in der Wüste verscharrt, nachdem sie getötet worden sind und dann wurden sämtliche Hinweise auf sie aus den Aufzeichnungen gestrichen. Ihre Namen wurden ausradiert. Für die Ägypter, die an ein Leben nach dem Tod glaubten, war dies die schlimmste Strafe, da sie so nicht mehr existieren konnten“, erzählte Alexis. Jaden nickte. „Ich denke, sie werden einen ganz schönen Hass auf uns haben, weil wir angeblich die Ruhe des verstorbenen Pharaos gestört haben. Ich weiß nicht, was uns jetzt noch retten kann“, gab er zu.

Beide schwiegen. Schließlich setzte sich Alexis doch auf, was sie aber sofort bereute, denn in ihrem Kopf drehte sich alles. Sie biss die Zähne zusammen und lehnte sich dann neben Jaden an die Wand. Sie war kühl und ein Schauer überkam sie. „Ziemlich ungemütlich hier. Hast du etwa die ganze Zeit hier gesessen und dich um mich gekümmert?“ Alexis kannte die Antwort schon, als sie die Frage gestellt hatte und ihr Herz machte Freudensprünge. Jaden hatte sie hierher getragen, obwohl das wahrscheinlich eine unbeschreibliche Anstrengung gewesen sein musste.

„Ja.“, antwortete der Braunhaarige nur knapp. Alexis lächelte. „Danke!“ Noch immer war sie ziemlich erschöpft und sie merkte kaum noch, wie ihr die Augen zufielen.

Plötzlich spürte Jaden ein Gewicht an seiner Schulter. Vorsichtig drehte er den Kopf. Alexis war eingeschlafen und hatte sich an ihn gelehnt. Ein unerklärliches Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus und sein Herz schlug heftig. <Was ist das?> Auch er merkte nun, wie erschöpft er war. Nachdem Alexis nun endlich wieder aufgewacht war, war eine riesige Anspannung von ihm abgefallen. Ihr ging es gut und das war die Hauptsache. Die Frage war nur, wie lange noch. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen dachte er an den kalten Blick des Hohepriesters und an die morgige Gerichtsverhandlung. Dann unterbrach er seine Gedanken. Er musste Morgen schließlich fit sein. Er gähnte und auch ihm fielen die Augen zu.

Atticus grinste. Mit halb geschlossenen Augen hatte er die Szene beobachtet und nun war er sich fast sicher. <Meine kleine Schwester steht also auf Jaden.> Zufrieden beobachtete er nun die beiden Schlafenden. Auch Jaden hatte sich an Alexis gelehnt und so saßen die beiden nebeneinander da und schliefen.
 

So, damit endet dieses Kapitel auch schon wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir wieder ein Kommi hinterlassen würdet. *ganz lieb guck*

Beim nächsten Mal lest ihr dann, wie fair oder unfair die Gerichtsverhandlung abläuft und wie/ ob Jaden und seine Freunde das überstehen.^^ Man liest sich!

Heal

Eure Asuka

Maats Gesetz

Hi Leute! Hier bin ich mal wieder mit nem neuen Kappi^^ Ich hoffe, es gefällt euch wieder. Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank noch mal an die eifrigen Kommi-Schreiber^^ Womit hab ich das verdient? Ihr seid spitze! Weiter so! *grins*

Heal

Eure Asuka
 

Maats Gesetz
 

„Aufwachen!“ Der laute Ruf und ein unsanfter Tritt in die Seite weckten Jaden bei Sonnenaufgang. Die Wachen, die in ihre Zelle gekommen waren, sahen mürrisch auf sie hinab und trieben zur Eile an. „Nun macht schon! Bewegt euch! Den Hohepriester lässt man nicht warten!“ Auch aus der Nebenzelle erklangen ähnliche Rufe und ein lauter Protest von Chazz, der aber sehr schnell verstummte, nachdem die Wache Verstärkung gerufen hatte. Die Gefangenen wurden unsanft aus den Räumen des Gefängnisses gezerrt und wieder durch die Straßen von Memphis eskortiert. Auch heute wieder gafften die Menschen neugierig und tuschelten. Überall, wo sie vorbeigingen, schien die Arbeit für einen Moment nebensächlich zu werden und die Menschen schauten auf.

Die Studenten schwiegen. Als sie schließlich vor dem riesigen Palast standen, waren sie erst einmal überwältigt von den gewaltigen Ausmaßen, die dieser einnahm. Schon alleine die zwei Kolossalstatuen, die den Eingang bewachten waren vier Meter hoch. Sie stellten einen Pharao einer früheren Dynastie dar, der die typische Doppelkrone trug und mit dem Pharaonenschurz bekleidet war. Auf seiner Stirn prangte die Uräusschlange, die Beschützerin des Pharaos.

Lange Zeit blieb ihnen allerdings nicht, um die Statuen oder den Palast zu bewundern, da die Wachen sie brutal weiterschubsten. Sie betraten den Palast nicht durch den Haupteingang, sondern durch eine kleine Seitenpforte. Das gesamte Gelände war gut bewacht. An eine Flucht war also gar nicht zu denken.

Im Inneren des Gebäudes war es im Vergleich zu draußen richtig kühl. Die Steinwände hielten die Hitze davon ab, bis ins Innere des Palastes vorzudringen und die Fenster waren strategisch günstig gelegt, sodass zwar Licht hereinkam, die Sonne aber nicht direkt ins Zimmer schien. Durch die engen Gänge des Palastes ging es weiter, an vielen Türen vorbei. Dann erreichten sie eine Treppe, die sie hinabstiegen. Sie mussten sich schon einige Meter unter der Erdoberfläche befinden, als die Stufen schließlich in einen großen Saal mündeten. Auch hier waren die Wände sandsteinfarben und mit Hieroglyphen überzogen. Vier massive Säulen trugen die Decke. Auch sie waren über und über mit Hieroglyphen und Abbildungen der Götter bedeckt. In der Mitte des Saales befand sich zwischen den Säulen ein Wasserbecken. In ihm stand auf einem Steinsockel eine aus Basaltstein gehauene Barke, auf dessen Rupf ein Horusauge gemalt worden war. Auf der Barke befanden sich mehrere kleine goldene Statuen, die vermutlich Götter darstellten.

Einige Meter hinter dem Wasserbecken war ein großer Tisch aufgestellt worden. Hinter ihm hatten einige Männer Platz genommen, wobei in der Mitte der Hohepriester Seth saß. Zu seiner Linken saß ein alter Mann mit einem goldenen Auge im Gesicht und zu seiner Rechten ein glatzköpfiger Mann. Sie alle waren in die feinsten Stoffe gekleidet und wirkten wie Personen, die Macht hatten.

An der Seite des Raumes hatten nun die Soldaten Aufstellung genommen. Auch der Ausgang war versperrt. Es war unmöglich, zu entkommen, da der Raum nur über diesen einen Ausgang verfügte.

Der Hohepriester erhob sich. „Götter Ägyptens! Ich rufe euch an, um euren Beistand zu erlangen! Diese Leute wurden vor das heilige Gericht gestellt, weil sie als Grabräuber erwischt wurden! Nun bitte ich, Seth, Hohepriester am Hofe des Pharaos Atemu, um euren Beistand und eure Weitsicht, damit Maat herrsche und ein gerechtes Urteil gefällt werden möge!“ Nach diesen kurzen einleitenden Worten wandte sich der Hohepriester direkt an die Gruppe. „Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?“

Zane ergriff das Wort. „Ehrwürdiger Hohepriester, entschuldigt unser unerlaubtes Eindringen in die heilige Ruhestätte des Pharaos. Wir sind keine Grabräuber und waren auch nicht absichtlich in der Pyramide. Wir wurden dort drinnen eingesperrt und nun hoffen wir, dass ihr die Gesetzte Maats achten und Unschuldige nicht verurteilen werdet.“ Die Zeitreise und die Tatsache, dass sie gerade aus der Steinzeit kamen, verschwieg der Türkishaarige wohlweislich.

Es schien, als würde der Hohepriester tatsächlich einen Moment lang über Zanes Worte nachdenken, dann jedoch zückte er einen goldenen Stab. „Ihr seid Grabräuber. Mehrere Zeugen haben euch in der Pyramide gesehen, deren Eingang seit dem Todestag des Pharaos nicht mehr geöffnet wurde. Ihr müsst gewaltsam dort eingedrungen sein und seine unsterbliche Seele gestört haben. Das können wir euch nicht verzeihen, Fremde. Nach Maats Gesetz müssen wir eure Seelen in das Reich der Schatten verbannen, damit ihr im nächsten Leben keinen Schaden mehr anrichten könnt. Dann werden alle Erinnerungen an euch ausgelöscht.“

Auf dem goldenen Stab war am Ende eine Kugel angebracht. Auf dieser war ein Auge eingraviert, dass nun zu leuchten begann. Als erstes zeigte der Stab auf Syrus, der den Hohepriester entsetzt anstarrte und nach einem kurzen Keuchen in die Knie ging. Seine Augen waren leer. „Sy!“, schrie Jaden und wollte gerade zu seinem kleinen Freund rennen, als neben ihm Chazz das gleiche Schicksal erlitt. Es folgten Bastion und Zane. Auch Atticus Blick wurde leer und er sackte zusammen. Alexis fiel neben ihm auf die Knie und rüttelte ihn. „Atticus! Komm schon! Wach auf! Atticus!“, schrie sie verzweifelt, während sich der Stab nun auf Jaden richtete.

Eine einzelne Gestalt eilte durch die Gänge des Palastes. „Wer da?“ Eine Wache trat ihr in den Weg. „Isis.“, antwortete sie knapp. „Ich muss zum Pharao. Sofort.“ „Das geht im Moment leider nicht. Er ist…“ „Es ist wichtig!“, unterbrach die junge Frau ihn energisch. Der Mann zögerte einen Augenblick, gab dann jedoch den Weg frei. Isis stieß die Tür zu den Privatgemächern des Pharaos auf.

Ein junger Mann saß an einem Schreibtisch und hatte sich über einige Papyrusrollen gebeugt. Als er die Schritte vernahm, die auf ihn zueilten, sah er auf und lächelte dann. „Isis! Was kann ich für Euch tun?“ Besorgt musterte der Pharao die junge Frau, die schwer atmete. „Ihr müsst sofort mitkommen. Seth hat Grabräuber gefangen genommen. Er will ihre Seelen ins Reich der Schatten verbannen, aber die Millenniumskette hat mir gezeigt, dass die Fremden unschuldig sind. Sie sind nicht absichtlich in das Grab eures Vaters eingedrungen. Sie sind diejenigen, von der die Prophezeiung berichtet!“ Der Pharao sah sie mit gerunzelter Stirn an. Was sollte er tun? Grabräuber mussten bestraft werden, aber wenn sie wirklich unschuldig waren, würde Seth die Gesetzte Maats brechen, sollte er sie bestrafen. Die Millenniumskette hatte bis jetzt immer Recht behalten. „Ich bitte Euch! Verhört die Gefangenen selbst, aber beeilt Euch, sonst ist es zu spät!“ Der junge Mann nickte und erhob sich. Gemeinsam liefen die beiden durch die Gänge des Palastes.

„So! Jetzt bist du dran, du vorlauter Bengel!“, rief Seth und wieder begann das eingravierte Auge golden zu leuchten. Jadens Herz krampfte sich zusammen. Unglaubliche Schmerzen breiteten sich in seinem Körper aus. Es schien fast, als könnte dieser Mann ihm mit seinem Stab das Herz aus dem Leib reißen. Der Saal verschwamm vor Jadens Augen und er fiel auf die Knie. Im letzten Moment konnte er sich noch auf den Händen abstützen. Sein Körper zitterte und alles in ihm verkrampfte sich. Er fühlte sich schwach und eine tiefe Verzweiflung breitete sich in ihm aus. Die Dunkelheit gewann mehr und mehr Macht über ihn und er wollte einfach nur noch die Augen schließen und sich der Kälte überlassen. Langsam senkten sich seine Augenlider.

Alexis war zu ihm hinübergerannt und versuchte, ihm irgendwie zu helfen. Sie hatte seine Hand genommen. Sie war eiskalt und sein Blick leer. Er atmete schwer und sein Gesicht war aschfahl. „Nein, Jaden!“, rief sie und eine Träne bahnte sich einen Weg über ihre Wange.

Alles um ihn herum war dunkel. Eine Kälte schien ihn von Innen heraus aufzufressen. Er versuchte, sich dagegen zu wehren, aber das erschien ihm mit jeder Sekunde schwieriger und unnutzer. Als er seine Arme bewegen wollte, merkte er, dass er kein Gefühl mehr in ihnen hatte. Er war verloren. Fast waren seine Augen geschlossen, als er plötzlich eine angenehme Wärme fühlte. „Jaden!“ Jemand, jemand bekanntes, rief seinen Namen. Im ersten Moment konnte er die Stimme nicht richtig einordnen, aber sie hallte in seinem Kopf wieder. <Alexis!> In seinen Gedanken erschien ihr Gesicht. Sie lächelte ihn an und plötzlich wurde die Dunkelheit zurückgedrängt. <Ich... muss Alexis beschützen. Wenn ich jetzt aufgebe, nehmen sie sich Lex als nächstes vor.> Langsam öffnete er die Augen. Sein Blick war nicht mehr leer. Er drehte den Kopf und sah Alexis dankbar an, die neben ihm kniete und in stützte. „Lex...“ Vorsichtig und unter größter Anstrengung richtete er sich auf und sah Seth direkt an, der hasserfüllt zurückstarrte. <Was ist denn hier los? Warum kann er noch stehen? Seine Seele müsste doch längst im Reich der Schatten sein! Ein äußerst widerspenstiges Herz!> Noch einmal konzentrierte er sich auf seinen Millenniumsgegenstand und das Leuchten wurde stärker. Jaden keuchte. Es war, als würden ihn tausende kleiner Nadeln durchbohren. Er spürte, dass Alexis noch immer seine Hand hielt und das war das einzige, was ihm bisher die Kraft gegeben hatte, sich noch aufrecht zu halten. Er musste Alexis beschützen. Nur noch dieser Gedanke hielt ihn auf den Beinen, aber langsam war seine Kraft wirklich erschöpft. Er schwankte.

„Halt! Im Namen des Pharaos! Aufhören!“, rief da eine Stimme. Der Hohepriester fuhr erschrocken zusammen und das Licht erlosch auf der Stelle. Alexis drehte den Kopf und erkannte auf der Treppe, die in den Raum mündete zwei Personen. Einen jungen Mann und eine Frau. Der Mann kam nun einige Schritte näher, wobei sein Gesicht nun von dem Lichtschein der Fackeln berührt wurde. Er schien nicht viel älter als sie zu sein, aber schon alleine seine Stimme machte klar, dass er daran gewöhnt war, Befehle zu erteilen. Seine violetten Augen streiften kurz durch den Raum, um sich einen Überblick zu verschaffen, bevor sie an Seth hängen blieben. Der Mann schritt an Jaden und Alexis vorbei. Er trug ein helles Leinengewand, mit einem dunkelblauen Umhang. Dazu zierten goldene Reifen seine Arme und um seine Stirn war eine Diadem gelegt, die das gleiche Auge zierte, das vorhin auf dem Stab erschienen war. Einige blonde Strähnen umrahmten sein Gesicht. Ansonsten waren seine Haare violett und schwarz.

„Mein Pharao!“ Der Hohepriester war anscheinend endlich aus seiner Starre erwacht und neigte nun den Kopf zum Gruß. „Seth! Dienst du so unseren Gesetzen und der Göttin Maat?“ Der junge Pharao war einige Schritte vor ihm stehen geblieben und musterte ihn. „Aber diese Fremden sind in das Grab Eures ehrwürdigen Vaters eingedrungen! Sie sind Grabräuber! Ihre Seelen sollen für immer im Reich der Schatten schmoren!“, ereiferte sich der Hohepriester, doch der Pharao brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. „Es wäre Eure Pflicht gewesen, mich zu informieren. In solch einer wichtigen Angelegenheit muss der Pharao selbst dem Gericht vorsitzen und trotz aller Wut den Gefangenen eine faire Chance geben. Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen.“

Alexis beobachtete die Szene noch immer wie gebannt, als sie ein Stöhnen vernahm. Jaden war zu erschöpft, um sich noch länger auf den Beinen zu halten. Er kippte einfach zur Seite. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihn halten, so dass er nicht auf dem Steinboden aufschlug. Die Frau, die mit dem Pharao zusammen den Raum betreten hatte, kam zu ihr hinüber und beugte sich über den jungen Slyfer. „Keine Sorge. Seine Seele ist etwas aufgewühlt und er ist erschöpft, aber sonst geht es ihm gut.“, sagte sie, nachdem sie ihn kurz untersucht hatte. „Wer…wer sind Sie?“, fragte Alexis schließlich. „Mein Name ist Isis. Ich bin Priesterin und eine enge Vertraute des Pharaos.“, erwiderte die Schwarzhaarige und lächelte. „Ich weiß, dass ihr keine Grabräuber seid.“, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu, als sie den fragenden Blick der Blondhaarigen bemerkte.

„Ihr habt ganz eindeutig falsch gehandelt, Seth!“ Die Diskussion ging nun schon über eine Stunde. Der Pharao hatte die Mitglieder des königlichen Rats zusammentreten lassen, um die Frage, was mit den Fremden geschah, im Einvernehmen zu klären, was sich jedoch als ziemlich schwierig herausstellte. Isis und er selbst waren der Ansicht, dass sie unschuldig seien. Mahado machte sich Sorgen um die Sicherheit des Palastes und des Pharaos. Seth, Akunadin und Shadar waren sich sicher, dass die Seelen der Fremden durch und durch böse waren und ins Reich der Schatten gehörten. Shimon enthielt sich der Stimme. So lieferten sich die beiden Parteien eine schier nie enden wollende Diskussion.

„Mein Pharao, wir dachten, es würde Euch zu sehr mitnehmen, wenn Ihr nur wenige Wochen nach dem Tod Eures Vaters Grabräuber verurteilen müsstet, die eben dieses Grab plündern wollten.“, erklärte Shadar. „Deshalb dürfen wir trotzdem nicht die Gesetze Ägyptens vernachlässigen, denn sonst wären wir keinen Deut besser als eben diese Gauner!“, versetzte Isis. „Die Millenniumskette hat mir gezeigt, dass die Fremden wirklich nur zufällig dort waren. Sie wollten nichts stehlen und schon gar nicht die Ruhe des Kas des Pharaos stören!“ „Habt Ihr dann wenigstens einmal das Ritual der Seelenbefragung durchgeführt?“, mischte sich nun doch Shimon ein. „Nein.“, erwiderte Shadar einsilbig und sah zu Boden. „Lasst uns die Seelen der Gefangenen prüfen. Dann werden wir ja sehen, was die Wahrheit ist!“

Noch immer schlief Jaden seelenruhig. Neben ihm saß Alexis auf einem Stuhl und wartete darauf, dass er endlich wieder zu sich kam. Nachdem er umgekippt war, war alles ganz schnell gegangen. Isis hatte den Streit zwischen dem Hohepriester und dem Pharao fürs erste unterbrochen und ihren Freunden war die Seele wieder gegeben worden. Einer nach dem anderen war aufgewacht und bis auf in bisschen Übelkeit ging es ihnen gut. Ganz anders Jaden. Er war noch immer kreidebleich gewesen, als ihn die Soldaten in dieses Zimmer des Palastes gebracht hatten. Der Raum war zwar nicht besonders groß, aber er war mit wertvollen Möbeln eingerichtet und an den Wänden, die in einem sanften Gelbton gehalten waren, befanden sich prachtvolle Darstellungen des Nildeltas. Auch ein richtiges Bett war vorhanden, auf das die Männer Jaden gelegt hatten. In der anderen Ecke des Zimmers stand ein Schreibtisch und auch ein Stuhl. Nun harrte Alexis schon seit mehr als einer Stunde hier aus und wartete darauf, dass der junge Slyfer endlich aufwachte oder es wenigstens ein Zeichen der Besserung seines Zustandes gab.

Es klopfte an der Tür und kurz darauf trat Syrus ein. „Gibt es schon etwas Neues von Jaden?“ Alexis schüttelte stumm den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, Alexis. Jaden wird schon wieder!“, sagte der kleine Türkishaarige, um sie aufzumuntern, aber sein Blick sprach Bände. Er machte sich genauso große Sorgen wie sie.

Der Tag verging und immer wieder kamen die anderen Studenten um nach Jaden zu sehen, während Alexis nicht von seiner Seite wich. Schließlich zog sie die Vorhänge auf, als die Sonne hinter dem Horizont verschwand und blickte in den Palastgarten hinab. Ein angenehm kühler Wind wehte durch das kleine Fenster herein und strich ihr durch die Haare. Einige Minuten blieb sie am Fenster stehen und schaute gedankenverloren in den Himmel, an dem die ersten Sterne funkelten, bevor sie sich wieder neben Jaden ans Bett setzte.
 

So, damit hätten sie das erst mal überstanden. Die Frage ist nur, wie lange.^^ Im nächsten Kap lernen Jaden und Co dann erst einmal jemanden kennen, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer Karte hat. Wen ich meine? Ich glaube, ihr könnt euch das schon denken^^

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Zauberschülerin Mana

Hallo! Ich hab mal wieder ein neues Kappi für euch. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr hinterlasst mir wieder viele Kommis. *schon drauf freu* Viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Zauberschülerin Mana
 

„Warum musstest du dem Pharao auch sofort von meinen Plänen erzählen?“, fuhr Seth die junge Frau an, die neben ihm auf dem Balkon stand. Isis zuckte unmerklich zusammen, erwiderte aber dann mit festem Blick: „Seth, du weißt genauso gut wie ich, dass die Fremden unschuldig sind! Du wolltest doch nur ihre Seelen haben, um dann mit ihnen deine Monsterarmee zu stärken!“ Der Braunhaarige schwieg eine Weile, bevor er antwortete. „Was ist falsch daran, wenn ich die Seelen der bösen Menschen benutze, um Bestien zu erschaffen, die Ägypten verteidigen können? Sie haben uns schon oft geholfen.“ „Nichts, aber wenn du Unschuldige vorschnell verurteilst ist es falsch.“, sagte die Schwarzhaarige sanft. „Ob sie unschuldig sind oder nicht, werden wir morgen erst noch sehen! Soll doch das Orakel des Amun entscheiden!“ Wieder schwiegen sie eine Weile. „Trotzdem wüsste ich zu gerne, warum der Junge so lange durchgehalten hat. Seine Seele muss unglaublich stark sein. Wäre er nicht so hartnäckig gewesen, hätten wir ihre Körper schon längst verbrannt und der Pharao wäre zu spät gekommen.“ „Heißt das, dieser Junge hat der Macht des Millenniumsstabes widerstehen können?“ Seth nickte. „Ja. Zuerst hat seine Seele gegen die Macht des Stabes angekämpft, wurde aber ziemlich schnell überwältigt. Doch dann hat dieses Mädchen seinen Namen gerufen und dann war er plötzlich wieder auf den Beinen… Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat.“ Isis lächelte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich denke, ich weiß, was passiert ist.“

Mitten in der Nacht schlug Jaden die Augen auf. <Lex! Ich muss ihr helfen.>, waren seine ersten Gedanken. Er setzte sich auf und wurde sofort mit einem Schwindelgefühl belohnt. Erstaunt blickte er sich um. Er befand sich nicht mehr in dem unterirdischen Raum, sondern in einem kleinen Zimmer. Die Sonne war inzwischen untergegangen und es war fast kühl im Raum. Er lag in einem normalen Bett, also waren sie auch nicht mehr im Gefängnis. Der Braunhaarige sah sich weiter um und entdeckte Alexis. Sie hatte den Kopf auf die Bettkante gelegt und schlief. Jaden sah sie einen Moment lang einfach nur an. Unwillkürlich legte sich ein Lächeln auf seine Lippen.

<Es geht ihr gut. So ein Glück.> Wieder dachte er an den Morgen zurück und als er an die Kälte dachte, die sein Herz umklammert hatte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Wäre Alexis nicht gewesen, würde seine Seele sich jetzt im Reich der Schatten befinden, dessen war er sich sicher. Als er die Schlafende jetzt betrachtete, stieg wieder dieses wohlig warme Gefühl in ihm auf. Es war das Gefühl, das ihn vor den Schatten gerettet hatte. <Was ist das? So etwas habe ich noch nie empfunden. Warum kribbelt es in meinem Bauch, wenn ich an Lex denke? Sie ist doch nur eine gute Freundin.>

Schon vor Sonnenaufgang herrschte auf den Straßen Thebens ein reges Treiben. Es war der Tag des jährlichen Amun-Festes. An diesem speziellen Tag ruhte die Arbeit und die Menschen konnten sich in den Straßen der Stadt vergnügen. Zu diesem besonderen Anlass wurde auch die Statue des Amun, des Verborgenen, aus dem Tempel geholt und auf einer Barke über einen festgeschriebenen Prozessionsweg durch die Stadt getragen. Wenn die Priester mit ihrer Fracht dann auf dem großen Platz vor dem Palast angekommen waren, fand das berühmte Orakel statt. Dabei wurden dem Gott Amun Fragen gestellt und je nachdem, ob sich die Barke vorwärts oder rückwärts bewegte, galt dies als positive oder negative Antwort des Gottes.

Der Tag des Festes sollte mit Sonnenaufgang beginnen. Der Pharao persönlich würde sich seinem Volk zeigen und mit den verschiedenen Priestern der wichtigsten Tempel zusammen ein Ritual für den verborgenen Gott zelebrieren. Auch ein Gebet für den Sonnengott stand auf dem Programm. Danach sollte die Bevölkerung erst einmal das Fest genießen, bevor es um die Mittagszeit seinen Höhepunkt erreichte und dem Orakel die Fragen gestellt würden. Der Platz vor dem Palast war jetzt schon mit Menschen gefüllt. Alle wollten die seltene Gelegenheit wahrnehmen und ihrem Herrscher zujubeln. Schnell hatte auch das Gerücht die Runde gemacht, es sollten sich Fremde im Palast aufhalten. Genaueres wusste niemand. Einige behaupteten, sie wären Freunde des Pharaos, einige glaubten zu wissen, dass es sich um spezielle Gefangene des Hohepriesters handele.

Neshi fühlte sich unwohl in seiner Haut. Schon seit dem frühen Morgen war er auf den Beinen und wartete nun schon seit einer Stunde auf den Mann, mit dem er verabredet war. Er saß ganz hinten in der dunkelsten Ecke einer Taverne in der Hafengegend von Memphis. Kein schöner Ort- und schon gar nicht für ihn! Als Mitglied der königlichen Wache durfte er hier auf gar keinen Fall gesehen werden. Sonst war nicht nur seine berufliche Laufbahn beendet, sondern es würden auch Nachforschungen angestellt werden. Neshi war etwa dreißig Jahre alt und kräftig gebaut. Er kam aus einer guten Familie und hatte im Heer des Pharaos gut gedient, so gut, dass er nun zu seinen persönlichen Sicherheitskräften gehörte. Er bekam ein gutes Gehalt und hatte sich ein schönes kleines Haus in einer guten Gegend der Hauptstadt leisten können. Außerdem hatte er eine junge und hübsche Ehefrau und zwei Söhne. Er hätte mit seinem Leben durchaus zufrieden sein können, doch seit drei Jahren war er nun schon auf seinem Posten, verrichtete ausgezeichnete Arbeit und noch immer war er nicht befördert worden! Diese Ungerechtigkeit, die anderen den Vorzug gelassen hatte, war für ihn von Tag zu Tag unerträglicher geworden. Er wollte mehr erreichen, koste es, was es wolle!

Die Tür der Spielunke fiel fast lautlos zu, aber Neshi fühlte den Luftzug und außerdem einen Blick der auf ihm ruhte. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, bevor er sich langsam umdrehte. Ein Mann kam auf ihn zu. Er trug einen langen Umhang um die Schultern, der er auch vorne zugeköpft hatte. Eine Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen. „Neshi?“, fragte er. Der Wachmann sah ihn etwas ängstlich an und nickte nur. War es wirklich der richtige Weg, den er gewählt hatte? „Was gibt es für Neuigkeiten aus dem Palast?“ „Der Pharao hat Fremde aufgenommen. Eine Gruppe von sieben Jugendlichen. Ich weiß noch nicht, in welchem Verhältnis er zu ihnen steht, aber Seth scheint sie nicht sonderlich zu mögen. Ihr Schicksal soll heute beim Orakel entschieden werden.“ „Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“ „Mahado hat die Sicherheitsmaßnahmen für den Palast noch einmal erhöht, wahrscheinlich wegen des Festes. Der Pharao erfreut sich bester Gesundheit.“ „Du bleibst an deinem Posten und hörst dich weiter um. Ich werde dich wieder benachrichtigen, wenn ich mit dir sprechen will.“ „Warte! Ich gehe ein unglaubliches Risiko ein, wenn ich den Pharao verrate! Ich will wenigstens deinen Namen kennen!“ „Der tut nichts zur Sache, aber wenn du unbedingt eine Sicherheit willst, hier!“ Der Mann reichte Neshi einen kleinen Beutel. Er blickte hinein und seine Augen weiteten sich. <Goldmünzen!> Als er wieder aufsah, war sein Gesprächspartner verschwunden.

„Hört mir jetzt genau zu!“, verlangte Seth, während er vor den jungen Priestern hin und her ging. „Wenn dem Orakel die Frage nach den Fremden gestellt wird, müsst ihr unbedingt dafür sorgen, dass die Barke sich nach hinten bewegt!“ „Aber sollte das nicht die Aufgaben Amuns sein, die Barke zu lenken?“, fragte ein junger Mann vorsichtig. „Sicher, aber die Sicherheit des Pharaos steht auf dem Spiel und da dürfen wir nun mal keine Risiken eingehen!“ Der junge Priester schluckte und schwieg.

„Guten Morgen!“, rief eine junge braunhaarige Frau, als sie die Zimmertür öffnete und einen schweren Korb hereintrug. Verschlafen schaute sie der junge Mann an, der in einem Bett lag. „Morgen.“, murmelte er und rieb sich die Augen. „Wer bist du? Und was machst du hier? Wo ist Lex?“ „Das sind jetzt aber ganz schön viele Fragen auf einmal!“, lachte das Mädchen und stellte den Korb auf den Schreibtisch. „Mein Name ist Mana. Ich bin furchtbar neugierig auf die Fremden gewesen und deswegen hab ich die Küchenmagd überredet, dass ich den Korb hochbringen durfte.“ Sie grinste. „Und wer ist Lex?“ Das Mädchen ließ sich auf dem Stuhl nieder und musterte Jaden neugierig, der sie wiederum genauso aufmerksam betrachtete. Sie hatte mittellange braune Haare und trug ein beiges Gewandt, das in einem kurzen Rock endete. Ihre grünen Augen waren noch immer auf ihn gerichtet. Um ihren Kopf hatte sie ein Tuch gewickelt, dass ihre Haare zusammen hielt. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, er wusste nur nicht, woher. Trotzdem fasste er sofort Vertrauen zu ihr. „Lex ist eine... gute Freundin.“, antwortete er schließlich zögernd und starrte auf die Bettdecke. Manas Grinsen wurde noch breiter. „Eine gute Freundin? Jetzt musst du mir mehr erzählen!“ „Moment mal! Ich muss dir gar nichts erzählen!“ Jaden hob eine Augenbraue und sah sie an. „Entschuldigung. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Tut mir Leid, aber so bin ich nun mal!“ Mana kratzte sich verlegen am Hinterkopf und grinste ihn immer noch an. „Sind das deine Sachen?“, fragte sie dann plötzlich und zeigte auf eine rote Jacke und eine kleine schwarze Bauchtasche, die über einem weiteren Stuhl hingen. Bevor der Braunhaarige jedoch antworten konnte, hatte sie sich die Bauchtasche geschnappt und schaute hinein. „Hey! Sei bloß vorsichtig mit meinem Deck!“, rief er und versuchte, es ihr abzunehmen, doch sie war schneller. „Mal sehen. Das sind ja Ungeheuer! Du kennst das Spiel der Schatten?“, fragte sie. „Ähm... na ja, also das Spiel der Schatten kenne ich, aber das da sind nur Duelmonsterskarten. Das ist nicht ganz so gefährlich, wenn du weißt, was ich meine.“ Er lachte. „Woher kennst du denn das Spiel?“ „Das Spiel der Schatten hat in Ägypten schon eine lange Tradition. Die Monster werden durch mächtige Zauberer zum Leben erweckt und können in Kriegen sehr hilfreich sein. Schon mehr als ein Mal haben sie uns so gerettet.“, erklärte Mana. „Hier. Ich habe auch einige Zeichnungen von den Monstern. Normalerweise sind sie in Granitplatten eingeschlossen, aber irgendwie fand ich es lustig, sie ab zu zeichnen.“ Sie holte ein paar Papyri heraus, auf denen einige Monster dargestellt waren. „Wow! Antike Duelmonsterskarten! Dann hat Abydos ja doch nicht gelogen und es gab die Karten wirklich schon im alten Ägypten! Wollen wir eine Runde spielen?“, fragte Jaden schließlich grinsend. Als er Manas erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er schnell noch hinzu: „Natürlich ohne Seeleneinsatz oder so.“ Sie nickte zustimmend.

„So und nun beschwöre ich dieses Monster!“, rief Mana und legte eine ihrer Papyrusstücken auf das Spielfeld. „Das ist ja das schwarze Magiermädchen!“, rief Jaden erstaunt. „Jetzt weiß ich auch, woher du mir so bekannt vorkamst! Du siehst fast genauso aus wie sie!“ Er grinste. „Was heißt hier, ich sehe aus wie sie? Sie sieht aus wie ich, schließlich ist sie ja meine Seeleninkarnation!“, meinte Mana etwas eingeschnappt. „Was? Sie ist nach deinem Abbild entstanden? Ist ja Wahnsinn!“, rief Jaden, als die Tür geöffnet wurde und Alexis das Zimmer betrat.

„Ich fass es nicht! Ich mache mir riesige Sorgen um dich, weil du nicht aufwachst und jetzt sitzt du hier und spielst Karten, während draußen alles für dieses Ritual vorbereitet wird, das über unser Schicksal entscheiden wird!“ Sie stellte sich seufzend neben ihn und sah ihn noch immer leicht verärgert an. „Hey, Lex, nun reg dich mal nicht so auf. Wir sind ja gleich fertig. Was für ein Ritual denn?“, fragte er dann, während er seinen nächsten Zug machte. „Elementarheld Donnergigant, greif ihr Monster an. Attacke! Ha! So spielt man!“ Jaden grinste vergnügt, während Mana ihre Karten einräumte. „Heute findet ein Fest zu Ehren von Amun statt. Unter anderem wird auch ein Orakel befragt, und zwar danach, ob wir die Wahrheit sagen oder nicht.“, erklärte die Blondhaarige. „Hört sich ja gar nicht gut an, Lex.“

„Du bist also Lex, ja?“ Mana war aufgestanden und schüttelte ihre Hand. „Freut mich. Jaden hat schon viel von dir erzählt.“ Mana lächelte die verwirrte Alexis an. „Ähm ja. Und wer bist du?“ „Mein Name ist Mana und ich bin Zauberschülerin.“, verkündete sie stolz, bevor sie sich dann umdrehte und aus dem Zimmer stürmte. „Bis dann! Wir sehen uns!“

Etwa eine halbe Stunde später versammelten sich die Studenten der Akademie im Empfangssaal des Pharaos. Sie wurden streng von den Soldaten überwacht, als der König sie begrüßte. „Ich freue mich, dass es euch allen wieder besser geht.“, fing er an und lächelte. „Es tut mir furchtbar Leid, wie meine Gefolgsleute euch behandelt haben. Wie ihr vielleicht schon gehört habt, findet heute ein Fest zu Ehren des Gottes Amun statt. Ich werde bei verschiedenen Zeremonien gebraucht und werde euch erst mittags beim Orakelspruch wiedertreffen können. Deshalb möchte ich Mana bitten, euch derweilen etwas die Stadt zu zeigen. Ihr habt euch schon kennen gelernt?“ Jaden und Alexis nickten, während die anderen fünf sie fragend anschauten.

Der Pharao erhob die Hände zum Himmel, an dem nun die ersten Verfärbungen zu sehen waren. In wenigen Augenblicken würde die Sonne aufgehen. „Deine Strahlen umfassen die Länder bis ans Ende von allem, was du geschaffen hast. Du bist Re, wenn du ihre Grenzen erreichst, wenn du sie niederbeugst für deinen geliebten Sohn. Fern bist du, doch deine Strahlen sind auf Erden; du scheinst auf die Gesichter, doch unerforschlich ist dein Lauf. Du bist Re, der allmächtige Lebensspender. Du bist Chepre in dem Moment, wenn die Sonne die Berge im Osten überschreitet, du bist Re, wenn die Sonnenscheibe im Zenit steht und du bist Atum, kurz bevor die Himmelsbarke in der du reist in die Unterwelt eintaucht, um dort die Feinde des Pharaos zu bekämpfen. Vertreibe die Dunkelheit und schütze die zwei Länder durch dein Licht.“ Der Pharao hielt eine Schale mit dem Wasser des Nils empor. Es war das Wasser, das am ersten Tag der jährlichen Nilschwemme geschöpft worden war. Somit hatte es eine besondere Bedeutung und stand in diesem Ritual für die Göttin Nun, die den Urozean darstellte. Aus diesem war Re aufgetaucht und hatte dann das Leben auf der Erde verbreitet. Somit waren diese beiden Gottheiten die Urheber des Lebens. Der Pharao goss das Wasser in eine kleine steinerne Opferschale und sprach ein Gebet. Dann wandte er sich zu seinem Volk. „Bürger Ägyptens! Heute begehen wir das Fest des Verborgenen. Begeht diesen Tag mit eurer Familie und euren Freunden. Schöpft aus der Kraft des Gottes die nötige Kraft für euch selbst, so dass ihr Ägypten gut dienen und dem Land Wohlstand bringen könnt. Schöpft Kraft, um euer Land gegen seine Feinde verteidigen zu können.“ Mit diesen Worten verließ Atemu den Platz vor dem Palast und begab sich in den Tempel des Amuns, wo er nun das Ritual der Mundöffnung für die Statue des Gottes durchführen musste, damit der Gott beim Orakel auch durch sein Ka vertreten werden konnte.
 

So, das war es auch schon wieder. Wie das Orakel wohl entscheiden wird? (ist ja ganz unbeeinflusst^^) Das erfahrt ihr dann im nächsten Kapitel. Also, bis dann!

Heal

Eure Asuka

Das Orakel des Amun

So, hier kommt das 14. Kappi meiner FF^^ Hoffentlich gefällt es euch. Vielen Dank an die fleißigen Kommi-Schreiber! Viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Das Orakel des Amun
 

„So! Dann werde ich euch mal die Stadt zeigen!“ Mana hatte Jadens und Alexis Arme gepackt und zerrte sie nun hinter sich her. „Ähm, Mana? Vergisst du nicht etwas?“, fragte Alexis. „Ach ja! Stimmt! Die anderen fünf!“ Sie wandte sich zu ihnen um. „Ihr kommt doch nach, oder?“ Sie grinste und schon hatte sie sich wieder umgedreht. Alexis seufzte.

„Können die nicht mal warten?“, schimpfte Chazz, während er zu der Dreiergruppe nach vorne blickte, die von Mana angeführt, durch die Straßen ging, während die anderen Studenten von den Soldaten eskortiert wurden und so noch mehr Blicke auf sich zogen. „Wie kriegt diese Slyfer-Niete es eigentlich immer hin, so schnell Freunde aufzugabeln und dann auch noch so hübsche Mädchen wie Alexis?“ Atticus, der neben ihm ging, grinste. „Also, entweder, er ist einfach umgänglicher als du beispielsweise, oder die Mädels stehen auf braune Haare, was erklären könnte, warum ich so beliebt bin, oder…“ „Lass mal stecken, Atticus! Mehr will ich gar nicht hören! Heißt das, ich soll mir die Haare braun färben, damit Alexis mich mag, oder was?“ Atticus versuchte, sich Chazz mit braunen Haaren vorzustellen, lachte und schüttelte dann energisch den Kopf. „Nein, steht dir nicht besonders.“ Chazz verdrehte die Augen und ging weiter.

„So. Und das hier ist der Tempel des Ptah. Er ist der Schutzgott der Handwerker und der Nekropole von Memphis. Sein offizieller Repräsentant auf der Erde ist der Apis-Stier. Er muss ganz besondere Merkmale aufweisen. Dann wird er hierher gebracht und wird als heilig verehrt.“, erklärte Mana, als sie vor dem großen Gebäude angekommen waren. „Ist das hier der Gott?“, fragte Jaden und zeigte auf eine kleine Statue, die in einer Nische der Wand stand. „Ja, genau. Er wird in einer Mumienhülle dargestellt, aus der nur die Hände herausragen. Diese halten sein typisches Symbol, ein Zepter, dass aus drei Elementen zusammengesetzt ist: Dem Djed-Pfeiler als Symbol für Dauer und Stabilität, dem Uas-Zepter für die göttliche Herkunft und dem Ankh als Symbol des Lebens.“

So vergingen die Stunden, während Mana ihnen die Stadt zeigte. Kurz vor Mittag kamen sie wieder bei dem Platz vor dem Palast an und das braunhaarige Mädchen verabschiedete sich. „Ich muss dann mal kurz weg. Ich bin bald wieder da!“, rief sie und schon war sie in der Menschenmasse verschwunden. „Ein komisches Mädchen.“, bemerkte Zane, der ihr nachsah. „Sie ist irgendwie fast so chaotisch wie Jaden.“, setzte Chazz dazu. „Also ich finde sie richtig süß.“, murmelte Syrus, der rot war. „Sie erinnert mich an das schwarze Magiermädchen.“ Bastion nickte zustimmend. „Was meint ihr? Haben wir überhaupt eine Chance, dass das Orakel zu unseren Gunsten entscheidet? Ich meine, immerhin wird es ja von Priestern durchgeführt, die unter Seths Oberhoheit stehen.“ Bastion wandte sich um und deutete auf die Barke, die von acht jungen Männern getragen wurde. Langsam näherten sie sich dem Platz und hielten schließlich auf diesem.

Seth trat vor und richtete seinen Blick in den Himmel. Er hob die Arme und sprach eine Beschwörungsformel, die im lauten Murmeln der Menge unterging, so dass Jaden und seine Freunde sie nicht verstehen konnten. Dann wurden die ersten Fragen gestellt. Zuerst war ein Bauer an der Reihe, der wissen wollte, mit welchen Pflanzen er seine Felder für das nächste Jahr bestellen sollte. Der Gott entschied sich für die Papyrusstauden und der Bauer opferte ihm und seinem Tempel einen Karren mit Obst von seinen Feldern. Dann schließlich wurde die entscheidende Frage über die Fremden gestellt. Seth persönlich trug sie vor. „Amun, Gottheit, die im Verborgenen wirkt und dessen wirklichen Namen wir nicht zu fassen vermögen, hilf uns mit deiner Weisheit bei einer Entscheidung! Fremde sind zu uns gekommen. Sie werden des Grabraubs beschuldigt, berufen sich jedoch auf Maat und sagen, sie seien unschuldig. Hilf uns, wir bitten dich! Sind die Fremden unschuldig?“ Die Menge hielt den Atem an und starrte gebannt auf die Barke. Würde sie sich vorwärts oder rückwärts bewegen? Eine negative Entscheidung wäre das Todesurteil für die Fremden.

Die schwarze Barke mit der Statue des Amun auf ihr erzitterte leicht. „Ihr habt gehört, was Meister Seth gesagt hat! Geht rückwärts!“, wies einer der Männer die anderen flüsternd an. Sie wollten gerade rückwärts gehen, doch dann stockten sie.

Mana saß auf einem der Dächer. Sie hatte die Barke gut im Blick. Neben ihr lag ein aufgeschlagenes Zauberbuch und sie hielt ihren Zauberstab in der Hand. Sie hatte die Augen fest auf die Barke gerichtet und murmelte eine Beschwörungsformel des Gottes Amun. <Die Fremden sind unschuldig!> Die Kugel, die am Ende ihres Stabes angebracht war, fing an, zu leuchten und die Barke bewegte sich vorwärts.

<Das kann doch nicht wahr sein! Diese Idioten! Haben sie etwa meine Anweisungen vergessen?> Seth starrte auf die Barke, die sich langsam vorwärts bewegte. Die Menge brach in Jubelrufe aus.

„Ha! Wir haben es geschafft!“, rief Jaden erleichtert. Nachdem es zuerst so ausgesehen hatte, als würde sich die Barke rückwärts bewegen, war sie nun ganz eindeutig nach vorne gewandert. Sie hatten den Test bestanden. Jaden und Syrus führten einen kleinen Freudentanz auf, während Alexis Atticus glücklich umarmte. Dann sah sie Jaden und Syrus lächelnd zu.

Den Rest des Festes konnten auch sie nun fröhlich genießen. Vorher hatte über dem ganzen Tag ein schwarzer Schatten gehangen, doch nun feierten die Studenten ausgelassen mit den Ägyptern zusammen. Mana war nach kurzer Zeit wieder aufgetaucht und hatte ihre neuen Freunde umarmt. Abends waren sie zum Pharao eingeladen worden, um mit diesem zu speisen. „Wollt ihr wirklich in diesen Sachen vor dem Pharao und dem gesamten Hofstaat erscheinen?“, fragte Mana plötzlich und musterte Alexis von oben bis unten. „Ähm…na ja…wir haben leider nichts anderes.“, erklärte diese verlegen und schaute zu Boden. Sie hatten bis jetzt wirklich andere Probleme gehabt, als sich darum zu kümmern. Schließlich waren sie ein paar Mal in Todesgefahr gewesen. Da mussten die schmutzigen Kleider erst mal hintenanstehen, aber nun war es ihr wirklich etwas peinlich. „Kein Problem!“, rief Mana und war auch schon verschwunden. Die Studenten sahen ihr etwas verwirrt nach, doch lange mussten sie nicht warten, bis sie zurückkam. Sie trug einen riesigen Berg Kleidungsstücke über den Armen und war kaum noch zu sehen.

Mana hatte Alexis in einen zweiten Raum geführt und hielt ihr grinsend mehrere Kleider hin. Sie waren alle aus dem berühmten feinen weißen Leinen, dass den Ägypterinnen ihre natürliche Anmut verlieh. Alexis entschied sich für eines und zog es an. Es passte wie angegossen. Das hautenge Kleid fiel bis zu den Knöcheln hinab und war mit Trägern versehen. An den Armen waren kurze Ärmel angebracht, die aus dünnerem Leinen bestanden und fast durchsichtig waren. Dann legte Mana ihr noch eine goldene Kette um, die einem Amulett glich. Außerdem bekam sie noch zwei goldene Armreifen. „Das sind alles Geschenke des Pharaos an dich und deine Freunde.“, meinte sie lächelnd. „Als Entschuldigung für die unsanfte Behandlung durch Seth.“, fügte sie hinzu, als sie den fragenden Blick der Blondhaarigen bemerkte.

Nachdem Alexis fertig war, gingen sie und Mana zurück zu den anderen und klopften. „Herein!“, rief Syrus und die beiden Mädchen öffneten die Tür. Zuerst musste Alexis sich das Lachen verkneifen, als sie Syrus und Bastion in den kurzen Schurzen der Ägypter vor sich sah, die bis zu den Knien reichten. Sie schaute sich weiter um und entdeckte Chazz, der noch mit einigen Knoten kämpfte, die den Stoff verzieren sollten. Atticus und Zane trugen jeweils noch ein weißes Leinentuch über der linken Schulter, das hinten in einen Umhang auslief. Jaden hingegen hatte als einziger außer dem weißen Schurz auch noch ein Hemd bekommen. Eine weitere Besonderheit war, dass seine Kleidung verziert war. Der Umhang war blau eingefärbt und auch ein Teil des Schurzes war blau. Auf ihm waren mit verschiedenen Perlen einige Muster aufgestickt. Auch er trug goldene Armreifen. „Ein besonderes Geschenk von Hohepriester Seth.“, sagte Mana schmunzelnd, als sie Alexis Blick bemerkte. „Er hat Jaden für seinen Mut und seine Tapferkeit geehrt. Natürlich hat ihm der Pharao dazu geraten.“. fügte sie noch hinzu, bevor die Gruppe den Raum verließ und durch die Gänge des Palastes zum Speisesaal geführt wurde.

Als sie eintraten, wendeten die bereits anwesenden den Kopf und sahen die Fremden neugierig an. Jaden entdeckte einige bekannte Gesichter. Gegenüber des Eingangs war eine lange Tafel aufgestellt, in deren Mitte der Pharao saß. Flankiert wurde er von Seth und einem alten Mann, den Jaden bis jetzt noch nicht gesehen hatte. „Das ist Shimon, der Berater des Pharaos.“, flüsterte Mana, als hätte sie seine Gedanken erraten. Daneben saßen die anderen Mitglieder des königlichen Rats: Mahado, Isis, Akunadin und Shadar. Ein Platz neben Mahado war noch frei. Mana verließ die Gruppe und setzte sich zu ihrem Lehrmeister, während die Studenten an einen seitlich gelagerten Tisch geführt wurden, um dort Platz zu nehmen. An einem gegenüberliegenden Tisch saßen noch jede Menge andere, ausgewählte Würdenträger mit ihren Familienmitgliedern, für die es eine Ehre war, mit dem Pharao gemeinsam speisen zu dürfen.

Vor ihnen auf dem Tisch standen allerlei Speisen, die sorgfältig zubereitet waren und köstlich dufteten. Erst jetzt merkten sie, wie hungrig sie eigentlich waren, da sie ja schließlich in der Steinzeit kein vernünftiges Essen bekommen hatten. Jadens Bauch knurrte. Alexis, die neben ihm saß, stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. „Reiß dich zusammen! Wir sind hier Gäste!“ Als der Pharao endlich zu essen begonnen hatte, durften auch seine Gäste zugreifen. Jaden schaufelte sich den ganzen Teller voll. Die Blondhaarige verdrehte die Augen. „Hab ich dir nicht gerade etwas gesagt?“, fragte sie schließlich. „Ja schon, aber das ist echt lecker!“, gab der Angesprochene zurück und schlang das feine Essen weiter hinunter. „Oh Mann!“, seufzte Alexis und wandte sich auch wieder ihrem Essen zu.

Nach dem Hauptgericht servierten die Palastangestellten noch einen Nachtisch, bestehend aus feinstem Gebäck. Dann wurden die Tische geleert und einige Tänzerinnen hereingerufen, die sich zu einer angenehmen Melodie bewegten, während die Gäste mit dem Pharao oder untereinander schwatzten.

„Habt ihr nun schon eine Idee, wie wir wieder in unsere Zeit kommen?“, fragte Syrus. Die anderen schüttelten die Köpfe. „Hast du schon mal im Buch geschaut, ob es dort wieder einen Vers oder etwas ähnliches gibt?“, fragte Alexis. „Ja, hab ich, aber da standen nur ein paar Hieroglyphen, die ich nicht lesen konnte.“, erwiderte der Türkishaarige. „Ist doch kein Problem, Sy! Dann müssen wir einfach nur einen Schreiber fragen, ob er das für uns übersetzt.“, meinte Jaden. „Ja, aber wir müssen vorsichtig sein. Wer weiß, was dort steht. Am besten wäre es, wir würden jemanden finden, dem wir vertrauen können!“, mischte sich nun auch Zane ein. „Fragen wir doch Mana! Ihr können wir auf jeden Fall vertrauen! Sy, ich würde vorschlagen, dass du das machst!“ Syrus sah Jaden geschockt an. „Warum denn ich?“ „Also ich finde die Idee super. Schließlich musst du auf das Buch aufpassen.“, warf Alexis ein und zwinkerte Jaden verschwörerisch zu. Auch sie hatte mitbekommen, was der Türkishaarige über Mana gesagt hatte.

„Und, Mana? Was hast du herausgefunden?“ „Noch nicht viel, Meister Mahado. Aber ich glaube, wir können den Fremden vertrauen. Sie sind definitiv keine Gefahr für uns! Sie wollen dem Pharao bestimmt nicht schaden.“ „Gut. Beobachte sie auch weiterhin. Man kann ja nie wissen. Benachrichtige mich sofort, wenn sie etwas verdächtiges tun.“ „Sehr wohl, Mahado.“

Iset war sich ihrer Schönheit durchaus bewusst. Sie war zwar noch jung, aber sie hatte bis jetzt noch keinen Mann getroffen, der ihr widerstehen konnte. Gelangweilt schaute sie sich in dem großen Festsaal um. Wie sie diese Bankette hasste. Ihr Stiefvater hatte sie mitgenommen, wie immer. Er war ein einflussreicher Würdenträger am Hofe und durfte bei solch einer Veranstaltung nicht fehlen. Iset hasste den Pharao. Seine Männer hatten ihre richtigen Eltern getötet, als diese versuchten, unerlaubt nach Ägypten einzuwandern. Ihr Vater war Asiat gewesen und ihre Mutter Ägypterin. Sie wollten einfach nur ein gemütliches Leben führen, doch die Zölle, die die Ägypter an ihren Grenzen verlangten, waren für die arme Familie einfach zu hoch gewesen. Als sie dann ihre Tochter bekommen hatten, hatten sie endlich den Entschluss gefasst, illegal über die Grenze zu gehen. Doch dann hatte eine Wachmannschaft sie entdeckt und für Spione gehalten. Ein gutes Dutzend Pfeile hatte das Leben ihrer Eltern beendet. Den Säugling hatten die Soldaten in der Wüste sich selbst überlassen. Iset lächelte kalt. Damals war es ihnen wohl zu grausam gewesen, ein Baby zu töten, doch bald würde sie sich rächen.

Ein paar Stunden später war eine Handelskarawane durch das Gebiet gekommen und hatte sie gefunden. Der Händler, dessen Frau selbst keine Kinder bekommen konnte, hatte es als ein Geschenk der Götter angesehen und sie adoptiert. In den letzten Jahren war er ein bedeutender Mann geworden. Er war reich und führte ein gutes Leben, doch seine Seele war von Ehrgeiz zerfressen. Es reichte ihm nicht, was er besaß und so ließ er sich auf einen Handel mit den Asiaten ein, die den Pharao stürzen wollten. Iset war das natürlich nur Recht. Endlich würde sie ihren Teil dazu beitragen können, diesen Pharao zu stürzen, in dem sie Informationen beschaffte.

Ihr Blick wanderte immer noch durch den Saal. Kurz blieb er am Pharao hängen. Sie versuchte, ihre Gefühle zu verbergen, aber unweigerlich ballten sich ihre Hände zu Fäusten. <Du wirst sterben, Atemu!> Rasch wandte sie sich ab. Niemand durfte bemerken, welches Spiel sie trieb. Sie musste ihren Kontaktpersonen wichtige Informationen über den Palast besorgen. Nur so könnte das Attentat gelingen. Einen nach dem anderen musterte sie die Mitglieder des königlichen Rats, die engsten Vertrauten Atemus. An Mahado oder Shadar hatte sie sich schon mehrere Male die Zähne ausgebissen. Sie hatten sie einfach ignoriert und noch nicht mal mit ihr geredet, als sie sie angesprochen hatte. Seth hatte sein Leben dem Dienst an den Göttern verschrieben. Für eine Frau war da anscheinend kein Platz. Shimon und Akunadin waren eindeutig zu alt. Sie seufzte resigniert. Sollte sie versuchen, direkt mit Atemu ins Gespräch zu kommen? Nein, der Pharao, der unter dem Schutz der Götter stand, würde ihr falsches Spiel sofort bemerken und sie als Verräterin töten lassen. Da fiel ihr Blick auf die andere Seite des Saales, wo eine Gruppe Jugendlicher saß, die anscheinend rasch in der Gunst des Pharaos gestiegen waren. Es wäre auf jeden Fall interessant, zu erfahren, wie nahe sie dem Pharao standen. Sie wirkten weder besonders vorsichtig noch besonders verschwiegen. Vielleicht könnte sie durch einen von ihnen mehr erfahren? Sie würde die Gruppe im Auge behalten und sich zu gegebener Zeit ein Opfer suchen.
 

Und das war es auch schon wieder. Beim nächsten Mal erfahrt ihr, was Jays Gruppe in Ägypten machen muss, um das Tor der Zeit zu öffnen. Aber dann leuchtet plötzlich die Millenniumskette von Isis auf und kündigt einen weiteren Zeitreisenden an. Wer das wohl ist?

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Der achte Zeitreisende

Hi! Ich hab mal wieder ein neues Kappi für euch. Wenn es zu schnell geht, müsst ihr es mir sagen, dann lade ich nicht so viel hoch. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr hinterlasst mir wieder Kommentare^^ *drauf freu*

So, jetzt wünsche ich euch aber erst mal viel Spaß!

Heal

Eure Asuka
 

Der achte Zeitreisende
 

„Na los, Sy! Nun mach schon! Ist doch gar nicht so schwer!“, versuchte Jaden seinen kleinen Freund aufzumuntern. „Du hast gut reden! Du musst das ja auch nicht machen!“, gab der Türkishaarige zurück. „Du schaffst das, Syrus! Da bin ich mir ganz sicher!“ Alexis lächelte den kleinen Slyfer aufmunternd an. „Wenn ihr meint…“ Richtig überzeugt wirkte er zwar nicht, aber er umklammerte das Buch noch fester und machte sich auf den Weg, hinüber zu Manas Sitzplatz. „Oh Mann, der sieht ja aus, als wenn er zur Schlachtbank geführt wird!“ Jaden hatte sich zurückgelehnt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt, während er Syrus mit den Augen verfolgte. „Wie würdest du dich denn verhalten, wenn du das erste Mal richtig verliebt wärst?“, fragte Atticus, der auf einmal hinter ihnen stand. Alexis schaute ihren Bruder böse an, der sie nur angrinste.

„Ich weiß nicht. Ich glaube, ich würde sie erst einmal zu einem Duell herausfordern!“ Jaden grinste. „War ja klar, dass du das sagst.“, meinte Alexis und stützte ihren Kopf auf die Hand. „Ich glaube, Syrus wird das schon ganz gut hinkriegen. Mit oder vielleicht doch besser ohne Duell.“, fügte sie mit einem Seitenblick auf den Braunhaarigen hinzu. <Was hat sie denn?>, überlegte Jaden. Er hatte wirklich keine Ahnung, was er tun würde, wenn er verliebt war. Darüber hatte er sich bis jetzt noch keine Gedanken gemacht. Wozu auch, wenn es niemanden gab, für den er sich interessierte? Es war einer dieser Gedanken, von denen man eigentlich selbst wusste, dass sie falsch waren und man nur zu stolz war, zuzugeben, dass es nicht die Wahrheit war. Jaden richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Syrus, um seine Gedanken nicht weiter in diese Richtung gehen zu lassen, doch irgendwie wusste er, dass ihn das Thema noch beschäftigen würde. Unwillkürlich blickte er noch einmal zu Alexis hinüber. Warum, wusste er selbst nicht.

„Mana?“, fragte Syrus schüchtern, als er sich ihrem Platz am äußersten Ende des Tisches näherte. Die Angesprochene sah auf und lächelte. „Hey, Syrus! Was gibt es?“ „Ich … ähm… wollte fragen, ob du uns das hier übersetzen könntest.“ Er zeigte ihr die Buchseite. „Ja klar. Das steht: Das Tor der Zeit hat zwei Schlösser. Das eine ist die Sicherheit Ägyptens, den Schlüssel für das andere findet ihr in der Bibliothek von Abydos. Was soll das bedeuten, Syrus?“ Eine kurze Pause entstand.

„Syrus, was bedeutet das?“, fragte Mana noch einmal und sah ihn forschend an. „Ich...ähm... weiß nicht.“, antwortete der kleine Slyfer stotternd. Mana sah ihn durchdringend an. „Ich weiß nicht, wie viel ich dir sagen darf.“, sagte Syrus schließlich und blickte zu Boden. „Syrus, man darf die Bibliothek von Abydos nicht einfach so betreten. Dort befindet sich der Tempel des Osiris. Memphis ist vielleicht das politische und wirtschaftliche Zentrum Ägyptens, aber Abydos ist der kulturelle Mittelpunkt. Dort dürfen nur Priester ein und ausgehen. Wenn ihr also wirklich dieses Tor der Zeit finden wollt, musst du mir vertrauen und mir sagen, was das ganze soll. Wer seid ihr wirklich?“ „Komm mit zu den anderen, dann erkläre ich es dir.“, sagte Syrus schließlich, während er noch immer auf seine Schuhe starrte. Mana erhob sich, warf Mahado noch einen Blick zu und ging dann mit dem kleinen Türkishaarigen zu den anderen Studenten hinüber.

Chazz blickte auf. „Was soll das? Warum bringst du Mana gleich mit, Syrus?“ Auch die anderen schauten verdutzt auf, als Mana plötzlich vor ihnen stand. „Wer seid ihr wirklich?“, platzte sie hinaus, bevor Syrus etwas sagen konnte. Eine kurze Stille breitete sich aus. Dann ergriff Zane das Wort, nachdem er einen kurzen Blick mit Atticus gewechselt hatte. „Wir kommen aus einer anderen Zeit und wollen nur dahin zurück.“, erklärte er. Mana starrte einen nach dem anderen mit weit aufgerissenen Augen an. „Ihr seid was?!“, rief sie. „Psst!“, zischten die Studenten im Chor. „Das muss ja nicht gleich jeder wissen!“, setzte Chazz hinzu. Mana starrte sie noch immer verwirrt an. „Dann habt ihr ein Problem. In dem Text stand, dass ihr nach Abydos gehen müsst und das ist nur hochrangigen Priestern und Mitgliedern des königlichen Rates gestattet.“, erklärte sie. Wieder herrschte Stille. „Und wie können wir Priester werden?“, fragte Jaden schließlich. „Ihr müsst mehrere gefährliche Prüfungen bestehen und müsst erst einmal den Pharao davon überzeugen, dass ihr würdig seid, den Göttern zu dienen.“

In diesem Moment kam ein Diener af die Gruppe zu und räusperte sich. „Der Pharao lädt euch ein, morgen das Frühstück mit ihm zusammen in kleiner Runde einzunehmen. Darf ich ihm eure Antwort gleich überbringen?“, fragte er. <Das ist unsere Chance.> „Wir nehmen die Einladung natürlich gerne an.“, sagte Jaden, bevor jemand anderes antworten konnte. Der Diener entfernte sich wieder. „So weit, so gut. Jetzt müssen wir nur noch den Pharao davon überzeugen, dass wir nach Abydos müssen.“

Ein energisches Klopfen an der Tür riss Jaden am nächsten Morgen aus seinen Träumen. Verschlafen stand er auf und öffnete die Tür. „Was gibt es denn?“, fragte er und gähnte dabei herzhaft. „Bist du etwa immer noch nicht fertig? Wir sind gleich zum Frühstück eingeladen, hast du das vergessen?“ Alexis stand vor ihm und hatte die Hände an die Hüfte gestützt. Sie schaute ihn ärgerlich an, was jedoch gleich in Verlegenheit umschlug, als sie bemerkte, dass Jaden nur eine Unterhose trug. Sie wurde rot, konnte ihren Blick aber noch immer nicht von seinem Oberkörper lösen. „Ach stimmt ja. Wartest du kurz auf mich, Lex?“, fragte der Slyfer und ging ins angrenzende Badezimmer. „J-ja klar.“, murmelte Alexis und starrte ihm nach. Ihr Herzschlag ging schnell und ihr war warm. <Was war denn das gerade für eine dämliche Aktion?>, schalt sie sich selbst in Gedanken und versuchte ein paar Mal tief durchzuatmen, um sich zu beruhigen, was allerdings nichts half. Ihr Puls raste noch immer. <Was soll das? Warum reagiere ich plötzlich so komisch, wenn Jaden in der Nähe ist? Ich…ich werde mich doch nicht…? Er ist mein bester Freund! Oder ist er etwa mehr für mich?> Bevor sie diese Gedanken weiter verfolgen konnte, war Jaden zurück. Er grinste die immer noch leicht verlegene Obelisk-Studentin an. „Ich bin fertig. Können wir dann?“, holte er sie aus ihren Gedanken. „Ähm…ja…klar.“ Sie lächelte und so gingen sie gemeinsam durch die Gänge des Plastes, Richtung Palastgarten.

Als sie dort ankamen, warteten die anderen schon auf sie. Mana und Isis hatten schon Platz genommen. Nur der Pharao fehlte noch. Alexis und Jaden stellten sich zu den anderen und in diesem Moment öffnete sich eine Tür und der Pharao betrat den Raum. Er schritt auf die Studenten der Akademie zu und blieb vor ihnen stehen. Diese verbeugten sich ganz so, wie Mana es ihnen geraten hatte. „Ich freue mich für euch, dass das Orakel euch freigesprochen hat.“, begann der Pharao lächelnd. „Obwohl es Seth gar nicht gefallen hat. Er glaubt an Zauberei, was auch ich durchaus für möglich halte.“, fügte er mit einem Seitenblick auf Mana hinzu, die die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte und in die Luft starrte. Atemu lächelte. „Wie dem auch sei. Ich wollte mich mit euch unterhalten. Aber zuerst möchte ich gerne eure Namen erfahren.“ „Majestät….“, fing Jaden an, doch der Pharao unterbrach ihn. „Atemu.“ Er reichte ihm die Hand. „Jaden.”, sagte der Braunhaarige und grinste.

„Was führt euch hierher? Ihr scheint keine Ägypter zu sein.“, stellte Atemu nach einer Weile fest. Die Freunde nickten sich zu. Sie hatten beschlossen, dem Pharao die Wahrheit zu sagen. „Wir kommen aus der Zukunft und sind durch einen Zufall hier gelandet. Wir wollen eigentlich nur in unsere Zeit zurück, aber dafür müssen wir in die Bibliothek von Abydos.“, erklärte Alexis. Der Pharao musterte sie einen Moment. „Also stimmt es, was die Prophezeiung uns berichtet.“ Er schaute Isis an, die nun das Wort ergriff. „Der weise Imhotep, ein Gelehrter der früheren Zeit, hat einmal gesagt, dass Ägypten sich in Gefahr befinden würde und dass junge Leute aus einer anderen Zeit uns dann helfen würden, diese Gefahr zu überwinden.“, erklärte sie.

Einen Moment lang schwiegen alle. „Also schön. Von mir aus, könnt ihr nach Abydos, aber ihr wisst, dass diesen heiligen Ort nur eingeweihte Priester betreten dürfen, oder?“ Die sieben nickten. „Deshalb müsst ihr zuerst eine Prüfung bestehen, die zeigen soll, ob ihr würdig seid. Danach müsst ihr viele alte Schriften lernen und euch neuen Aufgaben stellen, bevor ihr Abydos betreten dürft. Die Aufgeben sind schwierig und ihr wäret nicht die ersten, deren Leben es kosten würde. Seid ihr euch dessen bewusst?“ Die Studenten sahen sich an. „Ich habe mich noch nie vor einer Herausforderung gedrückt.“, sagte Jaden schließlich. „Was der kann, kann ich schon lange.“, setzte Chazz hinzu. „Wir müssen Onkel Tosh finden.“, meinte Syrus und nickte auch. „Eine muss ja auf euch aufpassen.“, ergänzte Alexis lächelnd. „Ich kann meine Schwester doch nicht mit euch alleine lassen.“, warf Atticus ein. „Ein bisschen naturwissenschaftlichen Beistand werdet ihr auch gut gebrauchen können. Schließlich waren die alten Ägypter für ihr Wissen berühmt.“ Bastion grinste. „Tja, da kann ich ja wohl schlecht ´nein` sagen.“, fügte Zane mit einem Lächeln hinzu.

Atemu nickte. „Wie ich sehe, stimmt es, was man mir von euch berichtet hat. Ihr seid wirklich ein gutes Team und zu allem entschlossen. Vertraut auf eure Freundschaft und euch kann nichts passieren.“, sagte der Pharao. „Trotzdem wird euch das in der ersten Prüfung nicht viel helfen, denn ihr werdet einzeln gegen die Mitglieder des königlichen Rates antreten, und zwar in einem Duell. Wer diese Prüfung besteht, kann den weiteren Weg beschreiten.“ Mana blickte ihn erschrocken an. „Aber die Mitglieder eures Rates sind die besten Duellanten Ägyptens! Und ihr seid ungeschlagen, Majestät!“ „Ich habe ja auch nie gesagt, dass es einfach wird, oder?“, gab der König lächelnd zurück. Irgendetwas sagte ihm, dass die Fremden harte Gegner sein würden.

„Majestät!“, unterbrach Isis das Gespräch plötzlich. Ihre Millenniumskette leuchtete. „Was ist denn, Isis?“ „Es gibt noch einen Eindringling im Grab eures Vaters! Auch er lebt in einem anderen Zeitfluss als wir!“ Der Pharao war aufgestanden. „Wollt ihr mich begleiten, während ich diesmal persönlich nach dem Rechten schaue?“, fragte der Pharao. „Klar.“, erwiderte die Gruppe im Chor und so machten sie sich auf den Weg. Wieder ging es durch die Wüste, wobei diesmal jeder von ihnen ein Pferd bekommen hatte, an das sie sich zwar erst einmal gewöhnen mussten, das die Reise aber viel angenehmer machte. Die Sonne brannte wieder auf sie herab, aber diesmal hatten sie genug Wasser dabei. Alexis staunte. <Und diesen ganzen Weg hat Jaden mich getragen?> Sie schaute zu dem Braunhaarigen hinüber, der schräg vor ihr ritt. Wieder wurde ihr ganz warm ums Herz und in ihrem Bauch kribbelte es.

„Und was machst du sonst noch so?“, fragte Syrus schüchtern. Mana, die neben ihm ritt, lächelte ihn an. „Ach, eigentlich nicht viel. Ich muss mich schließlich ganz auf meine Ausbildung als Magierin konzentrieren.“ „Und warum bist du mitgekommen?“ „Nur so. Stört es dich etwa, wenn ich dabei bin?“, fragte sie dann. „Nein!“, antwortete Syrus etwas zu schnell, so dass Mana grinsen musste. Der kleine Slyfer wurde rot um die Nasenspitze. „Weißt du…ich ähm…finde das echt schön, dass du mitgekommen bist.“, flüsterte er schließlich. „Ich…mag dich.“ Zuerst schaute die Braunhaarige ihn verdutzt an, dann lächelte sie. „Ich dich auch, Sy. Ich darf dich doch auch so nennen, oder?“ Syrus nickte. Sein Herz machte riesige Freudensprünge und in seinem Bauch kribbelte es, als würden sich dort tausende von Ameisen befinden.

„Was läuft eigentlich zwischen den beiden da?“, fragte Mana nach einer Weile und deutete nach vorne zu Alexis und Jaden, die nun nebeneinander ritten und sich unterhielten. „Nichts, wieso?“ „Ach nur so.“ Die Braunhaarige grinste. <Was nicht ist, kann ja noch werden.>

Sie benötigten mehrere Stunden durch die Wüste, auch wenn sie dieses Mal reiten konnten. Als sie endlich vor der großen Pyramide angelangt waren, war es schon Mittag. Über dem riesigen Grabmal erstreckte sich der leuchtend blaue Himmel. Ein Falke zog seine Kreise. „Seid ihr bereit?“, fragte der König seine Männer, die neben dem Eingang Aufstellung genommen hatten. Sie nickten und öffneten die Tür. Zuerst sahen sie nur die tiefe Dunkelheit des Ganges. Sie lauschten angestrengt und schließlich vernahmen sie Schritte, die sich schleppend vorwärts bewegten. Immer wieder stoppten sie. Dann nahmen sie einen Schatten wahr. Er stützte sich an der Wand ab und taumelte schließlich ein paar Schritte vorwärts, hinaus ins Licht.
 

Das war es für dieses Mal auch schon wieder. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir wieder was Nettes schreiben würdet^^ Im nächsten Kappi wird dann das Geheimnis gelüftet, wer die Gestalt ist. Ich glaube, ihr könnt es euch denken, oder?^^

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Aliz

Hi! Hier hab ich das nächste Kapitel für euch! Hoffentlich gefällt es euch wieder. Ich möchte mich noch einmal ganz, ganz herzlich bei den lieben Komm-Schreibern bedanken! Macht bitte weiter so!

Und jetzt erst einmal viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Aliz
 

„Du?“ Alexis Augen weiteten sich, als sie die kleine Gestalt erkannte, die aus der Pyramide gekommen war. „Endlich habe ich euch gefunden“, sagte das kleine Mädchen, bevor sie zusammenbrach und auf dem Boden liegen blieb. Sofort rannte Alexis zu ihr und ließ sich neben ihr auf den Knien nieder. „Alles okay?“, fragte sie das Kind. Sie nickte nur.

„Na toll. Jetzt kommt uns Jadens Verwandtschaft auch noch hinterher“, murrte Chazz, während er und die anderen auf das kleine Mädchen und Alexis zugingen. „Was ist denn passiert?“, fragte Jaden, als er die unzähligen blauen Flecken und Schrammen bemerkte, die über den Körper des Mädchens verteilt waren. Sie sah ihn traurig an und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Die Jäger sind panisch zurückgekommen. Sie haben etwas von Monstern erzählt. Der Anführer war ziemlich sauer, dass ihr ihm entkommen seid und Bram euch verfolgt hat. Wir haben dann zwei Tage vergeblich auf seine Rückkehr gewartet, aber er kam nicht. Dann haben die Männer nach ihm gesucht und seinen toten Körper gefunden. Er war übel zugerichtet. Der Anführer hat getobt und die Frauen so lange bedrängt, bis eine ihm verraten hat, dass ich euch geholfen habe. Dann wollte er seine Wut an mir auslassen, aber meine Tante hat mich geschützt. Dafür hat er sie getötet. Der Zauberer hat mir gesagt, dass ihr zum Vulkan wolltet. Der Anführer wollte mich auch totschlagen und so bin ich geflohen. Ich wusste nicht, wohin und ich bin euch einfach gefolgt“, beendete sie ihren Bericht.

„Aber wie hast du die ganzen Rätsel lösen können?“, fragte Bastion erstaunt. „Ich hab geraten, welche Tür ich nehmen muss“, antwortete die Kleine.

„Sicher, dass sie nicht mit dir verwandt ist, Jaden?“, stichelte Chazz. „So viel Glück kannst doch eigentlich nur du haben." „Na von dir kann sie das gute Aussehen ja nicht haben“, gab der Braunhaarige zurück. „Und wie bist du über die kaputte Brücke gekommen?“, fragte Alexis. „Ich bin an der Felswand entlanggeklettert bis zum nächsten Vorsprung und bin dann über eine andere Brücke gelaufen. Ich hatte solche Angst. Bin ich froh, dass ich euch jetzt gefunden habe!“ Sie drückte sich an Alexis und weinte nun. Die Blondhaarige strich ihr beruhigend über den Rücken. „Ist ja gut. Alles wird gut. Wie heißt du eigentlich?“ „Aliz“, antwortete die Kleine schluchzend und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen. „Also gut, Aliz. Wir nehmen dich jetzt erst einmal mit“, sagte Alexis und sah Atemu fragend an, der nur nickte.

„Stopp! Auszeit! Alexis, wir können doch die kleine Göre nicht einfach mitnehmen! Wir haben selbst genug Probleme! Wer soll sich denn da noch um ein kleines Mädchen kümmern?“, warf Chazz ein. Erschrocken sah Aliz Alexis an und klammerte sich noch mehr an sie. Die Blondhaarige zögerte einen Moment. Sicher hatte Chazz Recht, sie hatten genug eigene Probleme, aber sie konnten doch nicht so herzlos sein und das kleine Mädchen einfach so zurücklassen? „Ich werde mich um sie kümmern!“ Alle drehten die Köpfe und sahen Jaden erstaunt an. „Dann können wir sie ja gleich in der Wüste aussetzen!“, meinte Chazz. Auch Bastion und Syrus schauten etwas zweifelnd auf ihren braunhaarigen Freund. „Bist du dir sicher, dass du...so viel... Verantwortung übernehmen kannst?“, fragte der Ra-Yellow-Student schließlich. „Ich schaffe das schon irgendwie.“, grinste Jaden. „Ich helfe dir dabei“, meinte Alexis und sah ihn lächelnd an.

„Danke“, flüsterte Aliz. „Darf ich euch dann jetzt Mama und Papa nennen?“ Einen Moment lang herrschte Schweigen. „Warum das denn?“, fragte Chazz misstrauisch. „Na ja...Meine Eltern sind beide schon lange tot und ich habe jetzt gar keine Verwandten mehr. Also kann ich nach Stammessitte von einem anderen Paar adoptiert werden. Und die nennt man dann normalerweise Mama und Papa“, erklärte die Kleine. „Adoptiert? Von einem Paar? Aber seit wann sind Jaden und Alexis denn ein Paar?“, mischte sich Syrus nun wieder ein. Er sah seinen Freund stirnrunzelnd an. „Na sie sind doch verheiratet!“, eröffnete Aliz den anderen, bevor Alexis etwas dagegen unternehmen konnte. „Meine Schwester und verheiratet? Das ist ein Witz, oder Lexi?“, wandte sich Atticus an die Blondhaarige, die nun so rot angelaufen war wie eine Tomate. „Nein!“, fuhr Aliz fort. „Sie wurden ganz offiziell vermählt. Haben sie euch das etwa nicht erzählt? Zuerst mussten sie ums Feuer laufen und dann wurde die Verbindung gesegnet. Es wurde getanzt und gefeiert und schließlich...“ Bevor das kleine Mädchen die Zeremonie weiter beschreiben konnte, hatte ihr Alexis den Mund zugehalten. Die Gruppe hatte sich neugierig weiter zu der Kleinen hinuntergebeugt. „Und schließlich?“, hakte Atticus nach. „Ach nichts“, lachte Alexis und warf Jaden einen hilfesuchenden Blick zu. Der junge Slyfer war genauso rot wie sie und überlegte nun krampfhaft, wie er diese unangenehme Situation beenden konnte. „Ähm ja... wir mussten dann noch...ähm...etwas singen. Das war ganz schön peinlich“, antwortete Jaden nun und grinste. <Hoffentlich kaufen sie mir das ab.>

„Gut. Ich denke, wir sollten alles weitere später besprechen. Schließlich ist Aliz sicher ganz schön erschöpft. Das läuft ja nicht weg“, meinte Zane. Jaden nickte erleichtert.

Sie stiegen wieder auf die Pferde und machten sich auf den Rückweg. Aliz ritt auf Jadens Pferd mit und sah sich neugierig um. „Es ist ganz schön warm hier, oder? Ist das eure Zeit?“, fragte sie. „Nein. Das hier ist leider noch immer nicht unser richtiges zu Hause. Wir müssen aber eine Weile hier bleiben und ein paar Aufgaben lösen, bevor wir weiter können“, erklärte der Braunhaarige. „Warum habt ihr euren Freunden nichts von der Hochzeit erzählt?“, fragte die Kleine rundheraus und Jaden errötete. „Ähm...das ist schwierig. Weißt du, bei uns ist das alles etwas anders, als bei euch und...ähm...da heiratet man nur, wenn man den anderen wirklich liebt und Lex und ich sind nur Freunde“, sagte Jaden und schaute zu Alexis hinüber. „Papa? ...Papa!“, rief Aliz schließlich, als sie keine Antwort erhielt. „W-was ist denn?“ „Warum starrst du Mama dann so an, wenn ihr nur Freunde seid?“ Die Kleine grinste schelmisch. „Ich starre Lex doch gar nicht an!“, gab er zurück. „Außerdem wäre es mir lieber, wenn du mich Jaden nennen würdest. Papa hört sich so...komisch an.“ „Okay, Papa!“, meinte Aliz. Jaden seufzte resigniert.

Als sie beim Palast ankamen, nahmen ihnen einige Wachen sofort die Pferde ab. Mana und Alexis nahmen Aliz in die Mitte und kümmerten sich erst mal darum, dass sie etwas ordentliches zum Anziehen bekam. In ihren Fellumhang musste es ja furchtbar warm sein. Sie suchen ein dünnes Leinenkleidchen für sie und das Mädchen lächelte sie dankbar an, während es im Zimmer auf- und ablief und den feinen Stoff bestaunte. Dann wurde sie erst einmal ordentlich gebadet und schließlich kam unter dem ganzen Schmutz ein dunkelblonder Haarschopf hervor. Aliz hatte etwa schulterlange Haare und ihre blauen Augen strahlten, als sie schließlich fertig gewaschen und gekämmt, in ihrem neuen Kleidchen vor den anderen stand und diese angrinste. Mana merkte, dass es einiges zu Besprechen gab und so nahm sie Aliz an der Hand. „Du bist bestimmt hungrig, oder?“ Ohne auf die Proteste der Kleinen zu hören ging sie mit ihr in die Palastküche.

„So und jetzt noch mal von vorne: Warum habt ihr uns nichts von der Hochzeit erzählt?“, fragte Bastion schließlich. „Na ja, das Ganze war eher so eine Art Pflichtveranstaltung. Die hätten uns umgebracht, wenn wir nicht mitgespielt hätten“, antwortete Jaden etwas verlegen. „Gibt es sonst vielleicht noch irgendetwas, was wir wissen sollten?“, fragte Chazz miesepetrig und blickte den braunhaarigen Slyfer böse an. „Nein, eigentlich nicht“, grinste dieser. „Spiel nicht den Unschuldsengel! Ich will wissen, was du mit Alexis gemacht hast, du Niete!“ Der Schwarzhaarige packte Jaden am Kragen. „Hey, Alter, nun bleib mal ganz cool, ja?“ Atticus legte Chazz eine Hand auf die Schulter, sah Jaden aber gleichzeitig genauso neugierig an. „Da war nichts weiter! Wir mussten diese dumme Zeremonie mitmachen, sonst hätten die uns getötet! Versteht das doch endlich!“, mischte sich Alexis nun ein. „Und was meinte Aliz mit ´und schließlich`? Ich meine, das mit dem singen kauft euch doch nun wirklich niemand ab!“, bohrte Atticus weiter. „D-da war nichts! Und ich würde sagen, damit ist das Thema gegessen! Schließlich bedeutet diese Hochzeit rein gar nichts! Oder?“, fragte die Blondhaarige Jaden mit hochrotem Gesicht, der nur zustimmend nickte.

Als Alexis den Raum verließ, folgte Atticus ihr. „Hey, Lexi! Komm schon, mir kannst du es doch verraten! Ich sag es auch nicht weiter!“, versprach er lächelnd. „Was soll ich dir denn sagen? Ich hab doch eben schon alles erzählt.“ „Das nehme ich dir nicht ab. Ich kenne dich. Du bist meine kleine Schwester und im Lügen warst du nie besonders gut! Oder soll ich den anderen von eurer Wachschicht erzählen?“, fragte er grinsend. Alexis seufzte. „Du kannst echt ganz schön fies sein! Das war doch nur ein Unfall!“ „Chazz interessiert das bestimmt brennend!“, stichelte der Braunhaarige weiter. „Also gut“, seufzte Alexis. „Wir hätten miteinander schlafen sollen. Aber dazu ist es ja nie gekommen und wäre es auch nie“, fügte sie mit einem Seitenblick auf das hämische Gesicht ihres Bruders noch hinzu, „weil wir ja vorher geflüchtet sind.“ „Und jetzt bist du traurig, dass Chazz und ich euch gestört haben, ja?“ „So ein Quatsch! Ich hab doch eben schon gesagt, dass…“, fing sie an, wurde jedoch sofort unterbrochen. „Du hast dich in Jaden verliebt, stimmt`s?“ Alexis zögerte. <Stimmt das etwa? Habe ich mich wirklich in Jaden verliebt? Aber das kann doch nicht sein. Oder doch?> „Nein, ganz bestimmt nicht“, antwortete sie schließlich, konnte ihrem Bruder jedoch nicht in die Augen sehen. Atticus musterte seine kleine Schwester belustigt. „Ja, ja, schon klar.“

„Was? Ihr werdet den Fremden erlauben, die Prüfung zu machen, um Priesterschüler zu werden? Aber sie sind doch noch nicht mal Ägypter!“, ereiferte sich Seth. Atemu hatte den königlichen Rat zusammengerufen, um ihnen seine Entscheidung mitzuteilen. „Ich weiß, aber das Schicksal Ägyptens liegt in ihrer Hand! Es gibt genug finstere Mächte, die danach trachten, die Ordnung durch das Chaos zu ersetzen und Ägypten zu vernichten. Wir kennen zwar den Urheber des Übels, das uns im Moment bedroht nicht, aber wir wissen dennoch, dass die alte Prophezeiung, auf die Isis gestoßen ist, vorhersagt, dass uns die Fremden helfen werden! Warum sollten wir ihnen dann nicht auch helfen?“ „Aber Majestät! Es geht schließlich um den heiligen Bereich von Abydos!“ „Deswegen werdet ihr die Fremden ja auch prüfen und nur wer sich als würdig erweist, darf den weiteren Weg beschreiten! Isis, du wirst gegen das Mädchen antreten, ich selbst gegen Jaden. Seth, du wirst gegen denjenigen antreten, der Chazz heißt. Shimon, dein Gegner ist Zane. Mahado kümmert sich um Syrus und Shadar um Atticus. Akunadin, du wirst gegen den Fremden mit Namen Bastion antreten!“, verkündete der Pharao und erhob sich. „Morgen wird die Prüfung beginnen.“ Mit diesen Worten verließ der König von Ober- und Unterägypten den Saal.

Im Zimmer war es dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen und nur ein bisschen Mondlicht fiel durch einen Spalt herein. Aliz lag nun schon einige Minuten wach und konnte nicht einschlafen. Zu viel war heute passiert. Sie kuschelte sich näher an Alexis, bei der sie erst einmal untergebracht war. Trotzdem konnte sie die schrecklichen Ereignisse einfach nicht vergessen. Sie musste an ihre tote Tante denken und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatte niemanden mehr, außer Alexis und Jaden. <Warum schlafen sie eigentlich in getrennten Zimmern?>, kam ihr plötzlich die Frage in den Sinn. Das gefiel ihr gar nicht, schon deshalb, weil sie sehr wohl bemerkt hatte, was für Blicke dieser Schwarzhaarige, Chazz, ihr zuwarf. Er wollte ganz eindeutig etwas von Alexis. Entschlossen rüttelte sie an ihrer Schulter. „Mama! Mama!“ Es dauerte einen Moment, bis Alexis reagierte und die Augen aufschlug. „Aliz? Was ist denn? Es ist mitten in der Nacht!“ „Ich will zu Papa!“ „Papa?“, fragte die Blondhaarige müde und es dauerte einen Moment, bis sie verstand. „Du meinst Jaden? Aber das kann doch sicher bis morgen warten, oder? Er wird auch schlafen wollen.“ Alexis war schon wieder am einnicken, aber Aliz ließ nicht locker. „Ich will aber jetzt zu ihm!“ Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, setzte sich Alexis schließlich auf. „Na schön. Aber dann bist du still, okay?“, fragte sie noch immer müde und gähnte. <Schließlich hat Jaden gesagt, dass er sich um die Kleine kümmert. Dann kann er das auch machen>, dachte sie und nahm Aliz an der Hand, während sie den Flur entlang zu Jadens Zimmer gingen.

Sie klopfte. Zuerst kam, wie erwartet, gar keine Reaktion, aber als sie sich umwenden wollte, um in ihr Zimmer zurück zu gehen, hielt Aliz sie fest und klopfte noch energischer. Schließlich öffnete sich die Tür und Jaden sah sie mit halb geschlossenen Augen an. „Lex? Was machst du denn hier? Um die Zeit?“ Alexis deutete mit dem Kopf auf Aliz, die ihn angrinste. „Sie wollte unbedingt zu dir! Also, sieh zu, wie du sie zum Schlafen kriegst. Ich geh dann mal wieder!“ Sie wollte sich umdrehen, aber Aliz klammerte sich fest an sie. „Bleib doch noch ein bisschen, wenigstens so lange, bis ich eingeschlafen bin! Ich bin auch schon ganz müde!“, meinte sie und gähnte demonstrativ. Alexis seufzte resigniert und zuckte mit den Schultern. Sie hatte um diese Uhrzeit einfach nicht die nötige Kraft um eine Diskussion mit der Fünfjährigen zu führen. Also sah sie den Braunhaarigen fragend an, der nur nickte und einen Schritt zur Seite ging, um sie hereinzulassen. Aliz steuerte zielsicher das Bett an und kuschelte sich in die Decke. Als Jaden und Alexis aber keine Anstalten machten, sich zu bewegen, sondern nebeneinander im Raum standen, schaute sie die beiden fragend an. „Ich hab Angst, so ganz alleine! Könnt ihr euch nicht wenigstens neben mich setzen, bis ich eingeschlafen bin?“ Die zwei nahmen also links und rechts von ihr auf der Bettkante platz und warfen sich verzweifelte Blicke zu, da sie selbst unbeschreiblich müde waren, die kleine Aliz sie aber munter anschaute.

Die Zeit wollte und wollte einfach nicht vergehen. Jedes Mal, wenn Alexis gerade aufstehen wollte, weil sie dachte, Aliz wäre eingeschlafen, umfasst eine kleine Hand ihren Arm und hielt sie zurück. „Wenn du willst, kannst du auch hier bleiben“, bot Jaden schließlich an, aber Alexis schüttelte den Kopf. „Nein, ich warte nur noch, bis sie eingeschlafen ist. Das habe ich schließlich versprochen.“ Eine weitere halbe Stunde verging, in der keiner einen Ton sagte, um Aliz, die am Einschlafen war, nicht zu wecken. Sie waren beide todmüde und so merkten sie nicht einmal mehr, wie ihnen schließlich die Augen zufielen.

Als Aliz das nächste Mal aufwachte, war es immer noch dunkel draußen. Es schien aber eine geraume Zeit vergangen zu sein, da sie, als sie sich aufsetzte, einen schlafenden Jaden neben sich erkannte und auf der anderen Seite von ihr Alexis erblickte. Auch sie schlief. Aliz grinste. Ihr Plan hatte funktioniert. Vorsichtig deckte sie ihre beiden Adoptiveltern zu und kuschelte sich in ihre Mitte. Dann fielen ihr die Hände auf. Ihr Grinsen verbreiterte sich noch, als sie sie zusammenschob. Wer sie jetzt so händchenhaltend sah, konnte einfach nicht mehr daran zweifeln, dass Alexis und Jaden zusammengehörten. Beruhigt legte sich die Kleine wieder hin und schlief mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein.
 

Tja, das war es schon wieder für dieses Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ziemlich pikante Situation, in der sich Jaden und Alexis gerade befinden, oder? Dreimal dürft ihr raten, wer die Langschläfer am nächsten Morgen wecken soll.^^ Außerdem gibt es dann im nächsten Kap das erste Duell- Jaden vs. Atemu. Wer gewinnt? Ihr werdet es erfahren.^^

Bis bald!

Heal

Eure Asuka

Das erste Duell

Hallo Leute! Ich bin es mal wieder mit einem neuen Kap meiner FF^^ Vielen Dank, dass ihr euch das jedes Mal antut und die Kapitel lest. Ihr seid echt super! Ich freue mich jedes Mal wie verrückt auf eure Kommentare.

Heal

Eure Asuka
 

Das erste Duell
 

„Alexis! Nun mach schon endlich auf! Hast du vergessen, dass der Pharao uns sprechen wollte?“ Chazz stand nun schon seit zehn Minuten vor der verschlossenen Tür und klopfte. <Ihr wird doch nichts passiert sein?> Angst kroch in ihm hoch. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und schaute vorsichtshalber auf den Boden. Als er noch immer kein Geräusch hörte, spähte er vorsichtig in den Raum. Er war leer. Nun ergriff ihn Panik. Alexis war nicht hier und am vereinbarten Treffpunkt war sie auch nicht, genau wie Jaden. Den sollte er schließlich auch wecken. Aber bei Jaden war es ja nichts Neues, dass er verschlief. Schnell ging Chazz zu dem Zimmer des Slyfers hinüber, klopfte kurz und trat dann ein. Hier hatte er nicht so viele Skrupel, was sich jedoch als fataler Fehler herausstellte.

„Jaden! Alexis ist ...“, rief er, während er eintrat. Seine Augen weiteten sich bei dem Bild, dass sich ihm bot. „...verschwunden“, murmelte er vor sich hin, als er ein paar Schritte weiter ins Zimmer hinein machte und die Szene erst einmal verdauen musste. Alexis lag, nur mit einem Nachthemd aus dünnem Leinen bekleidet, neben Jaden in dessen Bett. Zwischen ihnen lag die kleinen Neandertaler-Göre und schlief tief und fest. Jaden wiederum trug auch nur seine Unterhosen und schlief seelenruhig, während er Alexis Hand hielt. <D-das kann doch nicht wahr sein!> Chazz blinzelte ein paar Mal, um sicher zu gehen, dass das kein böser Traum war, als Alexis sich plötzlich rührte. Sie setzte sich verschlafen auf und rieb sich die Augen. Dann sah sie ihn direkt an, was Chazz rot werden ließ. „Chazz? Was machst du denn in meinem Zimmer?“, fragte sie, noch immer schläfrig. „I-in deinem Zimmer? Das hier ist nicht dein, sondern Jadens Zimmer und du liegst in Jadens Bett!“, rief Chazz, mit jedem Wort lauter werdend.

Alexis war auf einmal hellwach. <Jadens Zimmer?...Wie...? Aliz!> Mit einem Schlag waren die Erinnerungen wieder da und sie schaute ärgerlich auf das kleine Mädchen, das inzwischen auch die Augen geöffnet hatte und sie anlächelte. Etwas rührte sich neben der blondhaarigen Studentin. Jaden sah sie direkt an. „Morgen, Lex. Noch gut geschlafen nach der anstrengenden Nacht?“, grinste er und Alexis schoss die Röte ins Gesicht. Erst jetzt bemerkte Jaden Chazz. „Morgen, was machst du denn hier?“, fragte er den Schwarzhaarigen, der mittlerweile zur Salzsäule erstarrt war. <Anstrengende Nacht? Was um alles in der Welt haben die getrieben?> „Du! Wie kannst du es wagen, meine Alexis anzurühren?!“, schrie Chazz und stürzte sich auf Jaden. Er packte ihn am Hals und war drauf und dran, ihn zu erwürgen, als Alexis dazwischenging. „Was heißt hier ´anrühren`? Aliz wollte mitten in der Nacht zu Jaden und hat keine Ruhe gegeben, bis ich versprochen hatte, hier zu bleiben, bis sie eingeschlafen ist! Nun komm mal wieder runter, Chazz!“ Der Angesprochene lockerte zwar seinen Griff, aber sein Blick hätte Jaden immer noch aufspießen können.

„Ähm...sollten wir nicht zum Pharao?“, fragte Jaden nach einem kurzen Schweigen schließlich. „Ja, du Niete. Deswegen bin ich ja hier. Und jetzt beeil dich gefälligst.“ Chazz machte auf dem Absatz kehrt und knallte die Tür hinter sich zu. Im Zimmer herrschte peinliche Stille. „Tut mir Leid. Ich muss wohl eingenickt sein“, sagte eine immer noch knallrote Alexis verlegen, um das Schweigen zu brechen, das langsam unangenehm wurde. „Schon gut. Ist ja nicht deine Schuld. Ich bin schließlich auch eingeschlafen.“ Jaden schaute zur Seite. Auch er war rot und sein Herz schlug schnell, wenn er nur daran dachte, dass Alexis ihm so nahe war. Der Blondhaarigen ging es unterdessen nicht anders, aber in dieser Situation gestattete sie sich keinen abschweifenden Gedanken, sondern stand schließlich auf und nahm Aliz wieder an der Hand. „Bis dann!“, verabschiedete sie sich knapp und ging in ihr eigenes Zimmer zurück.

„Tut mir Leid“, sagte Aliz schließlich. „Schon okay, aber nicht noch so eine Aktion, ja?“ Alexis lächelte die Kleine an, die sich anscheinend wirklich Vorwürfe machte. „Versprochen.“ Das Mädchen nickte erleichtert und lächelte.

Nach einigen Minuten trafen dann auch die beiden im Thronsaal ein. Noch immer leicht verlegen stellten sich Alexis und Jaden zu ihren Freunden. Chazz warf dem Slyfer noch immer böse Blicke zu, sagte aber nichts weiter.

„Wie ich euch schon angekündigt hatte, werdet ihr euch einer Prüfung unterziehen müssen, um zu beweisen, dass ihr würdig seid, Priesterschüler zu werden. Ihr werdet gegen die Mitglieder des königlichen Rates in Duellen antreten. Ich werde mich als Erster duellieren und du“, er zeigte auf Jaden, „wirst mein Gegner sein!“ „Was? Ich? Na dann! Wann geht es los?“, grinste der Braunhaarige. Atemu lächelte. „Wenn du bereit bist, kann es sofort losgehen. Folgt mir!“ Der Pharao führte die Gruppe durch einige Gänge des Palastes und dann einige Trappen hinunter. Jaden erinnerte der Weg an den zu dem Saal, wo Seth sie ´vernommen` hatte, aber schließlich standen sie in einem anderen Raum. Die Wände waren gemauert und auch sie waren mit Hieroglyphen bedeckt. Aber in diesem Raum gab es zwei Plattformen, die sich einander gegenüber befanden. Zwischen ihnen gähnte ein Abgrund. Das einzige Licht wurde von Fackeln gespendet, die an den Wänden angebracht waren. Jaden stellte sich auf die eine Plattform, der Pharao auf die andere. Was Jaden erst jetzt auffiel war, dass er an seinem Arm etwas Ähnliches wie eine Duelldisk trug. Sie war golden und hatte nicht so fiele Felder wie die, die er hatte, aber es schien doch etwas in der Art zu sein.

„Na dann, Jaden! Bist du bereit, deinen Willen und deine Seele prüfen zu lassen?“ „Na sicher, Kollege!“, rief Jaden und zog sein Deck hervor. „Duell!“, riefen die beiden Kontrahenten und das Spiel begann.

„Okay, ich fange an!“, rief Jaden. „Ich spiele Burthtinatrix im Verteidigungsmodus und setze noch eine Karte verdeckt. Das war es erst mal.“ „Gut. Mein Zug! Ich spiele den Elfenschwertkämpfer im Angriffsmodus! Attacke!“ Der Schwertkämpfer stürmte auf die Elementarheldin zu und hob sein Schwert, um es im nächsten Moment auf Jadens Monster niedersausen zu lassen. „Nicht so schnell! Ich spiele meine verdeckte Karte: Abwehrattacke! Damit wird der Angriff neutralisiert!“ Atemu lächelte. „Etwas anderes hätte mich auch sehr enttäuscht. Ich spiele eine Karte verdeckt und beende damit meinen Zug.“ „Na dann! Perfekt!“, rief Jaden, als er sich seine gezogene Karte anschaute. „Ich spiele Elementarheld Avian und dazu noch eine nette kleine Karte, die sich Fusion nennt! Damit verbinde ich meine beiden Helden und erschaffe den Elementarhelden Flammenflügelmann! Yeah! Greif an!“, gab Jaden den Befehl. „Tja, da hast du wohl nicht an meine verdeckte Karte gedacht. Macht des Spiegels!“ Sofort bildete sich eine Art Vorhang vor dem Elfenschwertkämpfer und als Jadens Monster ihn berührte, wurde es zerstört. <Mist. Ich habe keine Monster mehr.> „Dann spiele ich noch eine verdeckte Karte.“, sagte der Braunhaarige und beendete so seinen Zug. „Du hast keine Chance, Jaden. Ich opfere nun den abscheulichen Elfenschwertkämpfer, um mein treuestes Monster zu beschwören.“, rief Atemu und sein Monster löste sich in einem Lichtschwall auf. „Hier kommt er! Der schwarze Magier!“ Jadens Augen weiteten sich. <Das kann doch nicht... Dieses Deck! Es kommt mir so bekannt vor! Woher nur?> „Und jetzt, schwarzer Magier, greif Jaden direkt an! Schwarze Magie-Attacke!“ Der Zauberer richtete seinen Stab auf Jaden. Augenblicklich durchzuckten Wellen des Schmerzes Jadens Körper und er ging in die Knie. <Ist das etwa...ein Spiel der Schatten?> Langsam richtete er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf, während seine Lebenspunkte auf 1500 sanken. „Dann decke ich jetzt meine verdeckte Karte auf. Sie erlaubt es mir, nach einem direkten Angriff auf meine Lebenspunkte, ein Monster aus meinem Deck zu rufen, dass maximal 500 Angriffspunkte mehr hat, als jenes, das mich angegriffen hat. Außerdem darf ich noch zwei Karten ziehen. Und damit beschwöre ich jetzt Elementarheld Bladedge. Greif den Schwarzen Magier an!“ Noch immer taumelte Jaden etwas und atmete schwer. Er sah nur verschwommen, wie der Schwarze Magier zerstört wurde und Atemus Lebenspunkte auf 3900 sanken. „Gut gemacht. Aber gegen das, was jetzt kommt, bist du machtlos!“, meinte der Pharao, während er seine Karten musterte. „Sehr gut. Ich spiele den Topf der Gier und dann eine Karte verdeckt. Jetzt rufe ich Kuribo und 2 Watapons aufs Feld und opfere sie auch gleich wieder, um ihn zu beschwören! Obelisk, den Peiniger!“

Jaden schluckte schwer, als sich das riesige blaue Ungetüm vor ihm materialisierte. <Aber der Einzige, der die Göttermonster in seinem Deck hat, ist Yugi Muto! Das kann doch nicht sein!>

Das riesige Monster, das aus dem Schatten hinter dem Pharao aufgetaucht war, zerstörte Jadens Elementarhelden mit einem Faustschlag und seine Lebenspunkte sanken auf 100. Wieder durchzuckte ein heftiger Schmerz seine Brust und Jaden krümmte sich. <Ich muss mir schnell was einfallen lassen, sonst bin ich geliefert.> „Mein Zug! Als erstes rufe ich Bubbleman im Verteidigungsmodus und statte ihn mit der Zauberkarte Bubblestrahler aus. Und da er alleine auf dem Feld ist, darf ich noch mal zwei Karten ziehen. Jetzt setze ich noch zwei Karten verdeckt. Das war es erst einmal. Dein Zug.“ „Gut. Ich rufe meinen Ritter der Königin im Angriffsmodus aufs Feld. Greif seinen Bubbleman an! Und nun Obelisk, attackiere Jadens Lebenspunkte direkt! Tut mir Leid, Jaden, aber damit ist das Spiel leider zu Ende!“ Eine riesige Staubwolke entstand während den Angriffen auf Jadens Spielfeld. Als sich der Staub legte, stand Jaden immer noch. „Was? Warum bist du noch auf den Beinen und deine Lebenspunkte nicht geschädigt?“, fragte Atemu erstaunt. „Ganz einfach! Bei deinem ersten Angriff wurde nur der Bubblestrahler zerstört und dann erst mein Elementarheld!“ Jaden grinste. „Mein Zug!“ <Sehr gut.> „Zuerst spiele ich die Zauberkarte ´Topf der Gier` und ziehe zwei weitere Karten. Dann spiele ich meine Elementarhelden Clayman und Sparkman. Jetzt kommt noch die Zauberkarte Fusion und damit verbinde ich die beiden zu meinem Elementarhelden Donnergigant!“ „Du solltest lieber noch mal nachrechnen! Mein Obelisk hat 4000 Angriffspunkte. Da kann dein Monster nicht mithalten. Tut mir ja Leid für dich.“

„Mir auch, denn ich spiele jetzt noch die Feldzauberkarte Wolkenkratzer und wenn mein Elementarheld weniger Angriffspunkte als dein Monster hat, dann werden ihm ganze 1000 Angriffspunkte gutgeschrieben! Somit hat Donnergigant jetzt 3400 Punkte! Aber ich bin noch lange nicht fertig! Ich aktiviere die Zauberkarte ´Notreserve`. Und wenn ich jetzt eine Zauberkarte von meinem Feld auf den Friedhof schicke, bekomme ich 1000 Lebenspunkte. Aber meine gerade geopferte, verdeckte Karte, hat auch einen netten Effekt. Wenn sie auf den Friedhof geschickt wird, erhöht sie die Angriffspunkte meines Monsters für einen Angriff um 1000 Punkte! Auf geht es, Donnergigant! Greif seinen Ritter der Königin an, mit galvanisierendem Donnerschlag!“

Atemu lächelte noch immer. <Das könnte noch interessant werden.> „Ich decke meine verdeckte Karte auf. Sie erlaubt es mir, deinen Angriff auf meinen Obelisk umzulenken.“ Die Lebenspunkte des Pharaos sanken auf 3500, aber er verzog keine Mine. „Gut, ich bin dran! Ich spiele meine Karte der Unantastbarkeit. Jetzt dürfen wir beide so lange ziehen, bis wir sechs Karten in der Hand haben. Dann spiele ich meinen Ritter des Buben und wenn ich ihn und den Ritter der Königin auf dem Feld habe, kann ich auch noch den Ritter des Königs aufs Feld rufen. Dann opfere ich sie und rufe Slyfer den Himmelsdrachen!“

Ein Blitz zucke durch den Raum und tauchte alles in ein gespenstisches Licht. „Und weißt du, was die besondere Fähigkeit von Slyfer ist? Seine Angriffspunkte sind variabel. Sie richten sich nach den Karten, die ich in der Hand halte und da das momentan vier sind und Slyfer für jede 1000 Punkte erhält...“ „Was? 4000 Angriffspunkte?“ <Das wird jetzt ganz schön weh tun.> „Attacke, Slyfer! Vernichte seinen Donnergiganten!“ Wieder ging Jaden in die Knie und seine Lebenspunkte sanken auf 500, während der Pharao noch 3500 hatte. Er keuchte. „Ich rufe Rottweiler im Verteidigungsmodus aufs Feld!“, sagte er leise und seine Hand zitterte, während er die Karte spielte. „Pech für dich. Slyfers zweite besondere Fähigkeit erlaubt es ihm, jedes neu gerufene Monster zu schwächen oder es zu vernichten, wenn seine Punkte unter 2000 liegen. Also, verabschiede dich von deinem Hündchen!“ Slyfers zweites Maul öffnete sich und eine Energiekugel raste auf Jadens Monster zu. „Na schön. Wenn Rottweiler vernichtet wird, darf ich einen Elementarhelden und Fusion zurück in mein Blatt holen und nun beschwöre ich Elementarheld Sparkman! Jetzt spiele ich die Rückkehr des Kriegers und hole Flammenflügelmann vom Friedhof zurück!“ Er legte die Karte auf seine Dueldisk, aber nichts geschah. „Was ist denn jetzt los? Warum passiert nichts?“, fragte Jaden verwirrt.

„Ich habe dir doch vorhin schon erklärt, dass ich deine Seele und deinen Willen prüfen werde und nicht nur deine Monster! Das wäre doch wirklich etwas zu wenig der Anstrengung! Deine Monster werden mit deiner Lebensenergie gerufen. Wenn dein Willen zu schwach oder du zu erschöpft bist, reicht deine Kraft nicht mehr, um ein Monster zu beschwören. Es enttäuscht mich, dass du schon am Ende bist. Ich fürchte, ich habe mich in euch getäuscht und ihr seid doch nur einfache Grabräuber, die anscheinend das Orakel manipuliert haben. Also werde ich die Seelen deiner Freunde auch ins Reich der Schatten verbannen lassen.“ Der Blick des Pharaos war noch immer auf den am Boden knienden Jaden gerichtet, während er zu den Wachen gewandt fortfuhr. „Fangt mit dem Mädchen an und sperrt ihre Seele ein!“ Zwei Wachmänner traten vor und packten Alexis Arme, um sie vor Seth zu bringen, der wieder seinen Millenniumsstab zückte. „Nein! Hilfe! JADEN!“, rief die Blondhaarige und versuchte, sich aus dem eisernen Griff der Soldaten zu befreien.

<Nein! Alexis! Ich muss es schaffen, für sie. Lex darf nicht den Schatten zum Opfer fallen, weil ich zu schwach bin. Das muss ich verhindern!> Er biss die Zähne zusammen und kam wankend wieder auf die Beine. Noch einmal nahm er die Karte in die Hand. <Für Lex!> „Es ist noch nicht vorbei. Ich rufe den Elementarhelden Flammenflügelmann!“, rief er und diesmal erschien das Monster vor ihm. „Na also! Geht doch! Und jetzt spiele ich Fusion um Sparkman und Flammenflügelmann zu verbinden. Daraus entsteht der Elementarheld glänzender Flügelmann!“ Ein Strahlen breitete sich im Raum aus, als das Monster erschien. „Vergiss die besondere Fähigkeit von Slyfer nicht.“, riet Atemu und die Angriffspunkte des Monsters sanken auf 500. „Der glänzende Flügelmann bekommt aber für jeden Elementarhelden, der sich auf meinem Friedhof befindet, 300 Punkte. Und da das im Moment acht sind, haben wir 2400 zusätzliche Punkte!“ „Na und? Das reicht immer noch nicht! Schließlich hat Slyfer 4000 Angriffspunkte!“

„Ich weiß!“, Jaden grinste. „Ich bin aber auch noch nicht fertig! Ich spiele die Zauberkarte Kampffusion! Diese nette Karte sorgt dafür, dass meinem Monster so viele Angriffspunkte hinzugefügt werden, wie Slyfer im Moment hat, also 4000! Attacke!“ Slyfer löste sich in seine Einzelteile auf und Atemus Lebenspunkte sanken auf 600. Diesmal verzog auch er das Gesicht. „Pech für dich, aber das Duell ist noch nicht vorbei!“ „Oh doch, denn mein glänzender Flügelmann hat Superkräfte, die es ihm erlauben, deine Lebenspunkte in Höhe der Angriffspunkte deines Monsters zu schädigen!“

Das Monster erschien genau vor dem Pharao und leuchtete noch intensiver, während die Lebenspunkte des Königs auf Null sanken. Er lächelte. „Sehr gut, Jaden. Ich hatte gehofft, dass du es noch schaffen würdest.“ „Ha! So spielt man! Und Finger weg von Lex!“, fügte er mit einem Blick auf die Soldaten hinzu. Auch er lächelte, doch dann verließ seinen Körper plötzlich jegliche Kraft und er sackte zusammen. „Jaden! Was ist mit ihm?“, rief Alexis. „Lasst mich endlich los!“ Mit diesen Worten riss sie sich von den Wachen los und lief mit dem Rest der Gruppe zu Jaden hinüber. „Alles klar, Jay?“, fragte Syrus. „Ja klar, geht schon.“ Er setzte sich vorsichtig auf. „Ich bin nur etwas erschöpft. Hat jemand zufällig was zu Essen dabei?“, fragte er und grinste.

Isis war zum Pharao hinüber gegangen. „Warum habt Ihr das gesagt, Majestät? Ihr habt doch nie einen Moment daran gezweifelt, dass sie die Wahrheit gesagt haben! Und ihr hättet das Mädchen auch nie den Schatten geopfert.“ „Stimmt, aber ich fand es unfair, zu gewinnen, nur weil der Junge nicht wusste, wie er seine Kraftreserven freisetzen soll.“ Atemu lächelte, als er zu der Gruppe hinübersah, die sich besorgt um Jaden versammelt hatte. <Außerdem wollte ich sehen, ob er wirklich eine so starke Seele hat, wie Seth gesagt hat.> „Es war genauso, wie bei Seth. Sobald das Mädchen in Gefahr ist, wächst er über sich hinaus.“ Isis nickte zustimmend. <Wie ich vermutet habe. Es ging nicht nur um seine Freunde, sondern um das Mädchen.> Sie musterte Alexis abschätzend, die neben Jaden kniete. <Mal sehen, wozu du fähig bist, wenn dein Willen getestet wird.>
 

So, wie ihr seht, geht es im nächsten Kapitel um die anderen Duelle. Wer es wohl schaffen wird, die Prüfung zu bestehen und damit das Vorrecht zu haben, Priesterschüler zu werden?

Ihr werdet es beim nächsten Mal erfahren^^

Heal

Eure Asuka

PS: Wie ihr vielleicht wisst, habe ich eigentlich keine Ahnung von den Karten. Deswegen ist es mir auch ziemlich schwer gefallen, diese Duell von Anfang bis Ende zu beschreiben. Ich möchte mich an dieser Stelle noch bei gwinty bedanken, weil er schon mal gegen gelesen hat und so dazu beigetragen hat, dass weniger Fehler enthalten sind. Sollte ich trotzdem noch irgendetwas falsch beschrieben haben, könnt ihr mir das jederzeit schreiben. Ich werde versuchen, es zu ändern, wenn ich kann.

Spiel gegen die Zukunft

Hi Leute! Ich habe mal wieder ein neues Kappi für euch. Ich hoffe, es gefällt euch. Über eure Kommentare würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen.^^

Viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Spiel gegen die Zukunft
 

Nachdem Jaden sich etwas erholt hatte, nahm er zusammen mit den anderen an der Seite Aufstellung, um dem nächsten Duell zuzusehen. Alexis trat gegen Isis an. Die beiden Frauen hatten die Plattformen schon betreten. Isis Millenniumskette leuchtete. „Du wirst verlieren, Alexis.“ „Und woher wollen Sie das wissen?“, fragte die Blondhaarige zurück. „Ich kann durch diesen Gegenstand in die Zukunft sehen“, antwortete die Priesterin und deutete auf ihre Kette. „Und das soll ich jetzt glauben oder was?“ „Entscheide selbst! Die erste Karte, die du ziehen wirst, ist Double passé.“ Alexis blickte auf ihr Deck. <Das sind 40 Karten. Da kann sie unmöglich richtig raten, zumal sie mein Deck gar nicht kennt.> „Duell!“, rief Alexis und zog ihre ersten Karten. <Oh nein! Tatsächlich! Die Karte, die als oberstes lag, war Double passé! Kann diese Frau etwas wirklich in die Zukunft sehen? Egal! Ich muss diese Prüfung schaffen!>

<Du wirst diese Prüfung nicht bestehen, Alexis. Du weißt zwar noch nicht, warum, ich aber kenne die Zukunft. Du wirst nicht mehr die Kraft haben, weiter zu kämpfen. Du wirst den Glauben an dich und dein Deck verlieren und aufgeben. So hat es mir die Millenniumskette gezeigt und so wird es geschehen!> Eine Weile duellierten sie sich, ohne ein Wort zu sagen.
 

„Die nächste Karte, die du ziehen wirst, ist Etoile Cyber, wenn es dich interessiert“, meinte Isis mit einem Lächeln und spielte selbst ein Monster und eine verdeckte Karte. Alexis war am Zug. <Sie kann unmöglich schon wieder richtig geraten haben!> Alexis schaute die Karte fassungslos an. <Etoile Cyber. Wie kann ich denn gewinnen, wenn sie schon vor mir weiß, was ich ziehen werde?> „Ich rufe jetzt Etoile Cyber im Angriffsmodus aufs Feld! Vernichte ihr Monster!“ Das gegnerische Monster löste sich in Einzelteile auf. Isis Lebenspunkte sanken auf 2000. Ich spiele meine verdeckte Karte, die dir einen doppelt so hohen Schaden zufügt, wie mir! „Was? Dann war das geplant?“ Isis nickte, während Alexis Lebenspunkte auf 2800 sanken. „Ich spiele noch eine Karte verdeckt und beende damit meinen Zug!“ „Ah, du willst Double passé einsetzen, um meine Lebenspunkte zu schwächen.“, meinte Isis und lächelte. Alexis stockte diesmal wirklich der Atem. Wie konnte sie gewinnen? War das nicht gegen solch einen Gegner unmöglich?

„Ich spiele die Zauberkarte Riesentrunade! Damit zerstöre ich deine Zauberkarte. Und nun greift mein Monster deine Etoile Cyber an! Attacke!“ Alexis Lebenspunkte sanken auf 2400. „Die besondere Fähigkeit meines Monsters gestattet es mir auch noch, dich direkt anzugreifen, wenn ich 500 Lebenspunkte opfere.“ Das Monster, das wie ein antiker Schwertkämpfer aussah, rannte auf Alexis zu und ließ sein Schwert auf sie niedersausen. Ein stechender Schmerz machte sich in ihrem Arm bemerkbar und sie taumelte, während ihre Lebenspunkte auf 800 sanken. Die blondhaarige Studentin ging in die Knie. <Was soll ich denn noch machen? Sie kennt meine Züge und weiß, was ich ziehe, bevor ich es selbst weiß. Wie soll man da gewinnen? Das ist unmöglich und sie hat ja auch schon gesagt, dass ich verlieren werde. Also, was soll das noch? Am besten, ich gebe auf.>

„Hey, Lexi! Du wirst doch wohl noch nicht schlapp machen? Die restlichen 1500 Punkte knöpfst du Isis doch locker ab!“, rief Atticus, um Alexis Mut zu machen. „Genau, Alexis! Du bist schließlich die Queen of Obelisk-Blue! Du kannst sie locker schlagen!“, rief nun auch Chazz. <Was zählt das schon? Es ist doch egal, wie man in der Schule ist. Man lernt nicht für die Noten oder die Lehrer, sondern fürs Leben! Schon alleine deswegen ist die Aufteilung in die Häuser Schwachsinn. Das kann mir jetzt auch nicht helfen. Es ist ein große Unterschied, ob man in der Schule ist und die Theorie beherrscht, oder ob man hier steht und sich mit jemandem duelliert, der die Zukunft kennt. Ich bin wahrscheinlich einfach nicht stark genug dafür. Wahrscheinlich ist es eh besser, wenn ich nicht die weiteren Prüfungen machen muss und meine Freunde dann enttäusche. Ich gebe auf und basta.> Die Blondhaarige starrte mit leerem Blick vor sich hin. Sie fühlte sich leer. Es gab nichts, was sie noch tun konnte und sie wusste nicht weiter. Ihre Hand glitt wie automatisch zu ihrer Duelldisk. Ja, sie würde einfach aufgeben. Es hatte ja keinen Sinn mehr.

<Genau das ist der Moment, den mir die Millenniumskette gezeigt hat. Die Aufmunterungsversuche ihrer Freunde bringen nichts und sie sagt gleich, dass sie aufgeben wird. Damit ist das Duell beendet.> Isis wollte sich schon umwenden, als plötzlich etwas geschah, das ihr ihre Kette nicht gezeigt hatte.

„Lex! Du kannst doch jetzt nicht aufgeben!“, hörte Alexis plötzlich Jadens Stimme. Sie stockte in der Bewegung und sah ihn an. Ihre Blicke trafen sich. „Du kannst nicht einfach so aufgeben und vor einem Problem davonlaufen! Es gibt keine Probleme, die nicht lösbar sind! Wir brauchen dich doch in unserem Team!“ Alexis sah ihn immer noch sprachlos an. Sie versuchte, in seinen Augen zu lesen, ob das, was er gesagt hatte, nur leere Worte oder die Wahrheit war.

<Ich brauche dich, Lex.>, schoss es Jaden durch den Kopf. Er wusste, dass das die Wahrheit war, aber irgendwie fürchtete er sich davor, das zuzugeben. Warum war Alexis ihm plötzlich so wichtig? Er hatte sie immer als einen seiner Freunde betrachtet. Er hatte gedacht, da gäbe es keine Unterschiede, aber in den letzten Tagen spürte er immer deutlicher, dass da mehr war, mehr als er sich eingestehen wollte, mehr als er verstehen konnte. Warum fing sein Herz immer an, wie wild zu schlagen, wenn er Alexis lächeln sah?

Jadens Blick sagte mehr als tausend Worte. <Danke, Jaden.> Sie stand auf. „Nein, ich werde nicht aufgeben. Also: Mein Zug!“ <Bitte, lass es etwas Gutes sein!> „Gut. Ich spiele meine Klingenläuferin im Angriffsmodus und dann noch Monsterreanimation, um Etoile Cyber vom Friedhof zu holen. Jetzt verschmelze ich sie mit Fusion zu meinen mächtigen Cyberklingen. Und jetzt verpasse ich ihr noch einen ordentlichen Powerschub mit dieser Karte: Fusionswaffe! Greif ihr Monster an, Attacke!“ Isis Lebenspunkte fielen auf Null und Alexis rannte zu ihren Freunden hinüber. Glücklich strahlte sie diese an. „Super, Schwesterchen!“, rief Atticus.

„Also, entscheide dich, Aliz. Ich habe keine Lust, heute Nacht wieder mit dir durch den Plast zu laufen, um dich zu Jaden zu bringen. Und diesmal werde ich dann auch bestimmt nicht dableiben. Und Jaden hab ich das auch schon gesagt, also versuch es gar nicht erst!“, redete Alexis auf die Kleine ein, die auf dem Bett saß. „Wo willst du also heute Nacht schlafen?“ Das Mädchen überlegte eine Weile. Mit Alexis würde sie weniger reden können, außerdem merkte sie, dass die Blondhaarige immer noch etwas sauer auf sie war. Trotzdem hatte sich die Aktion gelohnt. Das Gesicht von Chazz würde sie so schnell nicht vergessen. „Dann bleibe ich heute bei Papa“, rief sie und sprang auf. Bevor Alexis noch etwas sagen konnte, war sie auch schon aus dem Zimmer gerannt. <Na dann, viel Spaß, Jay!>

„Nanu, was machst du denn hier?“, fragte Jaden, der gerade aus dem Bad gekommen war. Er hatte nicht gedacht, dass die alten Ägypter so viel Wert auf Körperpflege legten, dass es im Palast mehrere Bäder gab, die zwar durch Diener mit Wasser versorgt wurden, aber dennoch mit den ganzen Kräuterölen und Aromen sehr angenehm waren. „Ich hab beschlossen, heute hier zu schlafen“, meinte die Kleine grinsend. „Na dann: Mach es dir bequem.“ „Ich bin jetzt aber noch nicht müde“, meinte Aliz. „Es ist spät und morgen ist ein anstrengender Tag. Du bist erst fünf und musst jetzt schlafen“, sprach Jaden die Sätze nach, die er von seiner Mutter so oft gehört hatte. <Oh Mann, wenn das so weiter geht, dann gewöhne ich mich noch daran, den Papa zu spielen>, dachte Jaden verzweifelt. „Kann ich dich noch ein paar Sachen fragen? Dann schlafe ich auch ganz bestimmt!“ „Schieß los!“, meinte der Braunhaarige, während er das Licht löschte und die Vorhänge schloss.

„Warum gibst du nicht zu, dass du Mama magst?“ „Das Thema hatten wir doch schon! Ich mag Lex, aber als Freundin. Mehr ist da nicht und ich glaube nicht, dass das ein Thema ist, dass ich mit dir diskutieren muss. Dafür bist du noch zu klein!“ Jaden merkte selbst, wie hohl sich seine Worte anhörten und er wusste auch, dass die Kleine jetzt garantiert keine Ruhe geben würde. Er drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. „Bist du denn gar nicht sauer, bei den Blicken, die Chazz Mama zuwirft?“, bohrte Aliz weiter. „Was für Blicke denn?“, fragte er in gespielt gelangweiltem Tonfall und gähnte demonstrativ. Aber in Wirklichkeit war er hellwach. Sein Herz schlug heftig. „Na solche Blicke halt, als wenn man verliebt ist und das bis über beide Ohren!“, kicherte das Mädchen. „Und, was sagt Lex dazu?“, fragte Jaden beiläufig, aber seine Nervosität konnte er kaum noch verbergen. <Was, wenn Lex wirklich in Chazz verliebt ist? Eigentlich geht mich das ja nichts an, aber irgendwie…gefällt mir die Vorstellung nicht.>

„Ich weiß nicht. Sie sagt dazu nichts, aber wenn du mich fragst, gefällt es jedem Mädchen, wenn jemand in es verliebt ist und ihm Komplimente macht.“ Auch Aliz gähnte und im nächsten Moment war sie eingeschlafen. „Hey, Aliz? Nun sag schon! Was sagt Alexis über Chazz?“ Jaden drehte sich zu der Kleinen um, hörte aber nur noch ein regelmäßiges atmen. <Na toll. Jetzt schläft sie einfach ein.> Jaden seufzte, drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. <Alexis und Chazz? Das Chazz in Lex verliebt ist, wissen wir ja alle, aber ob Lex auch was für ihn übrig hat?> Noch einige Zeit lag Jaden wach und grübelte über das Thema, bis er schließlich auch einschlief.

Chazz stand an einem Fenster in einem Gang des Palastes und starrte auf den Garten hinab. Er seufzte. Der Himmel war sternenklar und bot ein wunderschönes Bild. <Wenn ich doch jetzt nur mit Alexis hier stehen könnte. Das wäre einfach zu romantisch. Sie würde sich sofort in mich verlieben und dieser Niete Jaden die kalte Schulter zeigen. Chazz seufzte und schloss die Augen, um sich die Szene besser vorstellen zu können. „Hey, Kumpel, was ist den los?“, ließ ihn eine Stimme aufschrecken. Er drehte sich um. „Ach du bist es, Atticus.“ „Nun brich bloß nicht in Begeisterung aus. Wen hast du denn erwartet? Den Weihnachtsmann?“, gab dieser zurück, als er jedoch keine Antwort erhielt, stellte er sich neben den Schwarzhaarigen. „Meine Schwester also“, stellte er fest und Chazz sah ihn geschockt an. „Woher weißt du das?“, fragte Chazz, der inzwischen rot geworden war. „Na ja, erstens kann ich deine Gedanken lesen und zweitens verrät dein Gesichtsausdruck alles“, grinste der Braunhaarige, wurde dann jedoch wieder ernst. „Hey, was ist denn passiert? Hat sie dich abserviert?“ Chazz schüttelte den Kopf. „Viel schlimmer!“, flüsterte er. „Sie hat einen anderen?“ Atticus wurde hellhörig. „Ich sollte sie doch heute wecken, weil sie nicht da war. Ich hab ewig geklopft und bin dann schließlich ins Zimmer gegangen. Sie war nicht da. Dann bin ich zu Jaden gegangen, um den auch zu wecken. Und dann hab ich sie zusammen gesehen.“ Chazz stockte. „Wen? Meine kleine Schwester und Jaden?“ Atticus schaute Chazz fragend an. „Sie haben in einem Bett geschlafen und Händchen gehalten! Alexis meinte zwar, dass das nur wegen der kleinen Göre war, aber ich finde das mehr als eindeutig!“

Atticus schwieg. „Ich glaube nicht, dass die beiden zusammen sind. Das passt weder zu meiner Schwester, noch zu Jaden und ihrem Verhalten einander gegenüber. Ich glaube, du hast noch eine Chance bei ihr. Du musst es nur clever anstellen und darfst nichts überstürzen“, meinte der Braunhaarige schließlich. <Na gut. Die zwei gestehen sich nicht ein, dass sie zusammengehören? Da wird der liebe Atticus wohl mal etwas nachhelfen müssen. Und Chazz kommt da gerade Recht. Wie sagt man so schön? Konkurrenz belebt das Geschäft. Irgendwann wirst du mir noch dankbar sein, Schwesterchen.>

Iset schmiegte sich an den Wachmann, der neben ihr lag. , dachte sie, während ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Sie stand auf, zog sich an und schloss die Tür leise hinter sich. Sie kannte den geheimen Weg aus dem Palast schon. Das Problem war, dass er sich von Außen nicht öffnen ließ. Aber es sollte ja noch mehrere geheime Gänge geben. Während sie sich durch die verlassenen Gänge schlich und dabei darauf achtete, keiner Wache über den Weg zu laufen, deren Standpunkte sie dank ihrer Informationsquellen kannte, überschlugen sich ihre Gedanken. Dieser Einfallspinsel von einem Soldaten hatte viel geplaudert. Was davon wahr war und was Gerücht, musste sie noch überprüfen, aber sie hatte nun schon von drei Männern gehört, dass die Fremden rasch in der Gunst des Pharaos gestiegen waren. Sie sollten sogar das Vorrecht bekommen, nach Abydos zu reisen. Dafür würden sie vorher die Aufnahmeprüfung in den Stand des Priesterschülers machen müssen. Der Pharao schien ihnen zu vertrauen. Ein kaltes Lächeln legte sich auf Isets Lippen. Rasch ging sie in Gedanken die Gruppe durch. Da war ein kleiner Türkishaariger- zu klein. Der Große mit den grünlichen Haaren- ziemlich schweigsam, zu schweigsam, dem ersten Eindruck folgend. Dann ein Schwarzhaariger, der aber nur Augen für das blonde Mädchen gehabt hatte- zu riskant. Das Gesicht eines Braunhaarigen Jungen mit einer roten Jacke kam ihr ins Gedächtnis. Er schien in der Gunst der Würdenträger besonders hoch zu stehen, schließlich hatte er sogar festliche Kleidung getragen. Außerdem schien er sich nicht sonderlich viele Gedanken zu machen und etwas naiv zu sein. <Perfekt.> Iset überlegte weiter, während sie eine geheime Tür öffnete und in einer engen Gang verschwand. Wie konnte sie seine Aufmerksamkeit erregen? Da kam ihr das Fest, das ihr Vater veranstalten wollte, gerade Recht. Ihre Augen funkelten. <Sehr gut. Bald werde ich meine Eltern rächen.> Iset hatte ihr neues Opfer gefunden und war zufrieden mit ihrer Wahl.
 

Tja, das war es auch schon wieder mal. Was sich Iset da wohl einfallen lässt? Und wer wird noch Priesterschüler? Bis jetzt haben ja nur Jaden und Alexis bestanden. Das erfahrt ihr dann im nächsten Kapitel.^^

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Das Fest

Hallo! Tut mir Leid, dass es diesmal etwas länger gedauert hat. Ich werde mich jetzt wieder etwas beeilen, versprochen. Vielen Dank noch mal für eure ganzen lieben Kommis. Ihr seid echt supermegaspitze!^^

Ich hoffe, dieses Kappi gefällt euch wieder. Also: Viel Spaß damit!

Heal

Eure Asuka
 

Das Fest
 

Am nächsten Tag fanden sich alle wieder in der unterirdischen Halle ein, um den folgenden Duellen zuzusehen. Zuerst trat Chazz gegen Seth an, wurde jedoch durch den weißen Drachen mit eiskaltem Blick besiegt. Dann folgte Syrus, der eigentlich gar keine richtige Lust hatte, den Palast zu verlassen. Immerhin konnte er hier bei Mana sein. So kam es, dass Mahado ihn schon nach wenigen Zügen geschlagen hatte, wobei dies den kleinen Türkishaarigen nicht einmal traurig stimmte. Als nächstes trat dann Bastion gegen Akunadin an. Der alte Mann sah zwar nicht besonders stark aus, doch er schien immer genau zu wissen, was Bastion plante und war ihm so ständig einen Schritt voraus. Gegen die Macht des Millenniumsauges konnte der Ra-Yellow-Student nichts ausrichten. Enttäuscht gesellte er sich wieder zu seinen Freunden, während Atticus sich Shadar stellte. „Unser Team wird irgendwie nicht gerade größer.“, stellte Jaden fest. „Los, Atti! Du schaffst das!“, rief Alexis und auch Chazz hoffte, dass wenigstens noch einer die Prüfung bestehen würde. <Jaden darf nicht alleine mit Alexis nach Abydos!>

Souverän besiegte Atticus seinen Gegner und grinste seine Schwester an. „Tja, so schnell wirst du mich nicht los!“ Als Letzter trat Zane gegen Shimon an. Die ganze Zeit über hatte der Grünhaarige ein ungutes Gefühl bei dem alten Mann, der zwar nicht wirklich stark aussah, aber eine Selbstsicherheit ausstrahlte, die ihn zur Vorsicht mahnte. <Der alte Mann hat etwas vor. Warum spielt er immer nur so wenig Karten bei einem Zug? Als würde er auf etwas warten. Diese vier Karten dort hat er schon seit Beginn des Duells auf der Hand und legt sie nicht ab. Was soll das? Könnte es sein, dass...? Ich muss mich beeilen und ihn in diesem Zug besiegen, sonst könnte es mein letzter sein.>

„Gut. Ich spiele meine verdeckte Karte. Sie zwingt jedes beliebige gegnerische Monster in den Angriffsmodus. Jetzt rufe ich jetzt meinen Cyber-End-Drachen! Attacke! Beende das Spiel!“ Shimons Lebenspunkte sanken auf Null. „Du hast echt Glück gehabt, Zane“, meinte er lächelnd. „Denn im nächsten Zug...“ „Hätten sie Exodia gerufen und damit gewonnen. Ich weiß.“ „Aber woher?“ „Ganz einfach: Sie haben die Karten seit Beginn des Spiels auf der Hand gehabt, aber sie nicht eingesetzt. Somit war klar, dass Sie auf etwas warten und diese Karten dafür brauchen.“

„Super, Zane! Jetzt muss ich mit den beiden kleinen wenigstens nicht alleine nach Abydos!“, rief Atticus. „Was heißt hier klein, hm?“, fragte Alexis. „Nur so. Du bist halt meine kleine Schwester“, grinste Atticus. Eigentlich hatte er ja so was in der Art wie Turteltäubchen sagen wollen, aber er hatte es sich dann im letzten Moment noch anders überlegt. Das hätte Alexis ihm sicherlich nie verziehen, ob es nun die Wahrheit war oder nicht.

„Ich gratuliere euch.“ Der Pharao war vorgetreten und sah sie lächelnd an. „Macht euch keine Sorgen um eure Freunde. Sie werden hier im Palast gut untergebracht sein, während ihr euch auf eure weitern Prüfungen vorbereitet. Doch bevor ihr nach Abydos könnt, müsst ihr erst einmal unsere Schrift lernen. Ihr braucht viel Geduld und einen starken Willen, um diese Hürde zu nehmen, denn die Ausbildung dauert normalerweise mehrere Jahre.“ (Wer heute Ägyptologie studiert, lernt ganze fünf Jahre erst mal die Schrift und Sprache kennen.)

„Was? Mehrere Jahre?“, fragte Jaden erstaunt. Der Pharao nickte. „Macht Morgen einen Tag frei und dann werde ich euch bei einem bekannten Schreiber in die Lehre geben. Ich habe ihn schon unterrichten lassen und er freut sich immer über gelehrige Schüler.“ „Na dann wird er an Jaden ja seine Freude haben“, meinte Chazz sarkastisch.

„Wollen wir uns noch ein bisschen in der Stadt umsehen?“, fragte Alexis Jaden. Der Braunhaarige schaute sie erst ein wenig verwundert an, nickte dann aber. „Warum nicht? Ich wollte schon immer mal wissen, wie es in einer altägyptischen Stadt so aussieht.“ Als sie aus dem Palast traten, wurden sie sogleich neugierig von den Bewohnern gemustert. Obwohl sie beide wie Ägypter gekleidet waren, schienen diese sie sofort als Fremde zu erkennen. Überall steckten die Leute die Köpfe zusammen und tuschelten. „Irgendwie ist mir das ganzschön unangenehm, so angestarrt zu werden“, raunte Alexis dem jungen Slyfer zu. „Ach, beachte die gar nicht! Als Slyfer wird man an der Akademie auch nicht anders angeguckt!“, lachte er. Alexis zuckte mit den Schultern und sie gingen weiter. An einer Straßenecke fiel der Blondhaarigen schließlich eine Weberei auf. Vor dem Haus waren einige Kleider und Decken ausgebreitet und eine junge Frau saß auf einem Schemel und versuchte, die vorbeigehenden Leute anzusprechen. „Ich geh mal kurz da rüber, okay?“, fragte Alexis und war auch schon verschwunden. „Ja, mach nur, Lex.“, meinte Jaden, der einfach stehen gelassen wurde. Etwa 50 Meter weiter entdeckte er einen freien Platz unter einer Palme. Er setzte sich in den Schatten, lehnte sich an den Stamm und beobachtete das Geschehen um ihn herum.

„Hier!“ Iset hielt dem Wachsoldaten vor dem Palast einen großen Korb hin. „Was hast du denn da?“, fragte dieser. „Ein wenig Brot und starkes Bier. Ich dachte, ich tue dir was gutes“, lächelte sie. „Danke, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Außerdem muss ich auf meinem Posten bleiben und darf eigentlich auch nicht mit dir reden“, antwortete die Wache. „Gut, ich gebe es ja zu. Ich habe dich vermisst.“ Iset schlang die Arme um den Hals des Mannes und drückte sich an ihn. „Du hast wohl immer noch nicht genug, was?“, fragte der Mann mit einem Lächeln. „Nein“, antwortete sie, während sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. <Nein, ich habe wirklich noch nicht genug Informationen.>

„Du musst jetzt sicher noch mehr arbeiten, als früher, oder?“, fragte sie und tat so, als würde dies sie sehr bedrücken. „Warum?“ „Na wegen diesen Fremden. Sie stellen doch gewiss eine Gefahr für den Pharao dar und müssen streng überwacht werden, oder?“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, der König persönlich hat sie zu seinen Freunden erklärt und verlangt, dass wir ihnen nicht hinterher spionieren. Ich halte das für ziemlich unvernünftig. Gerade vorhin sind welche von denen hier vorbeigekommen. Sie wollten wohl in die Stadt. Wenn wir Pech haben, wollen sie gerade irgendwelchen Spitzeln Informationen überbringen.“ <Nein, dafür bist du ja da.> „Ich bin sicher, du machst deinen Job sehr gut. Wie sahen die Fremden eigentlich aus?“ „Warum willst du das wissen?“ Ein Funken von Misstrauen loderte in den Augen des Wachmanns auf, wurde jedoch sofort wieder im Kein erstickt, als Iset ihn noch einmal küsste. „Ich will dir nur helfen. Wenn ich etwas Verdächtiges bemerke, sage ich es dir und du musst weniger arbeiten. Dann hast du nachts mehr Freizeit.“ Sie lächelte ihn entwaffnend an. „Na gut. Also da war eine junge, blonde Frau und ein junger Mann. Braune Haare, braune Augen, nicht sehr auffällig. Sie sind wie Ägypter gekleidet. Jetzt muss ich aber wieder auf meinen Posten, ehe mein Vorgesetzter etwas mitbekommt.“ Rasch verließ der Soldat Iset und ging wieder auf seinen Platz. Ihr war es nur Recht. Sie hatte genug gehört. Also stand sie auf und schlenderte die Straße entlang.

„Hallo!“, sagte eine Stimme und Jaden schreckte hoch. War er etwa eingeschlafen? Er blickte auf und sah eine junge hübsche Frau vor sich stehen, die ihn belustigt musterte. „Du bist Jaden, oder?“ „Ähm…ja. Aber woher kennst du meinen Namen?“, fragte der Braunhaarige etwas irritiert. „Im Palast sprechen sich Neuigkeiten schnell herum und zur Zeit sind du und deine Freunde das Gesprächsthema. Ich bin übrigens Iset.“ Sie lächelte ihn an. „Ich muss sagen, dass ich echt froh bin, mal mit dir sprechen zu können. Man erzählt sich so viel über euch und da wollte ich dich unbedingt einmal persönlich kennen lernen“, sprach die junge Frau weiter. Sie hatte lange schwarze Haare und grüne Augen, die sie nach ägyptischer Sitte stark geschminkt hatte. Außerdem trug sie allerhand kostbaren Schmuck. „Hat mich wirklich gefreut, deine Bekanntschaft zu machen, aber ich muss jetzt los“, versuchte Jaden, sich zu entschuldigen. Irgendetwas an der jungen Frau störte ihn. Er bemerkte ein aufdringliches Parfüm und ihm wurde schwindelig. Er musste hier weg. Außerdem hatte er keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte und wo Alexis war. Er machte sich Sorgen.

„Das ist aber schade. Willst du nicht heute Abend zu einem Fest meines Vaters kommen? Er ist ein hoher Würdenträger und es wäre sehr unhöflich, diese Einladung auszuschlagen“, setzte sie noch hinzu, als sie bemerkte, dass der junge Mann ihr gar nicht richtig zugehört hatte, sondern seinen Blick durch die Menge schweifen ließ, als suche er jemanden. „Also: Tust du mir den Gefallen und kommst? Ich würde mich wirklich freuen.“ Jaden zögerte einen Moment. Die Sache gefiel ihm irgendwie nicht. Andererseits wollte er sich möglichst wenig Ärger einhandeln und sich schon gar nicht mit einem Würdenträger anlegen. Er erinnerte sich dunkel, die junge Frau auch beim Festessen des Pharaos bemerkt zu haben. „Na gut. Ich komme“, meinte er knapp. „Also bis dann. Ich werde einen Bediensteten schicken, der dich um zehn am Palast abholt, okay?“ Sie lächelte, aber irgendwie erschien es Jaden gekünstelt. Als sie gegangen war, machte sich auch Jaden auf den Weg und suchte nach Alexis. Er fand sie, noch immer in der Weberei, in ein Gespräch mit der Weberin vertieft.

„Na, wie geht´s?“, fragte er grinsend. „Gut. Die nette Frau hat mir gerade erklärt, dass die Weberei in Ägypten eine lange Tradition hat und auch eng mit der Religion verbunden ist. Du kennst doch den Gott Osiris, oder? Er wurde, der Legende nach, von seinem Bruder Seth zerstückelt und dann von seiner Gemahlin Isis mumifiziert und zu neuem Leben erweckt. So konnte er dann der Herrscher über das Jenseits werden und aus dieser Legende entstand auch der Brauch, die Toten zu mumifizieren. Diese Isis und die Göttin Nephthys sollen selbst Handwerkerinnen gewesen sein und die Gewänder für die Götter gewebt haben“, berichtete Alexis lächelnd. Dann verabschiedeten sie sich und gingen weiter durch die Stadt. „Ich wurde zu einem Fest eingeladen“, erzählte Jaden, während sie in eine andere Straße einbogen und an einigen Feldern vorübergingen, die an die Stadt grenzten. Überall waren die Bewässerungsgräben zu sehen, mit denen das Nilwasser auf die Felder geleitet wurde. „Echt? Von wem denn?“, fragte Alexis neugierig, während sie einige Bauern bei der Feldarbeit beobachteten. „Sie hat gesagt, sie heißt Iset und ihr Vater ist irgendein hoher Würdenträger.“ „Hört sich ja fast so an, als hättest du eine Verehrerin.“ Jaden konnte den Ton in Alexis Stimme nicht eindeutig identifizieren. „Nein, das ganz bestimmt nicht“, lachte er. „Willst du nicht mitkommen? Dann können wir wenigstens zusammen wieder gehen, wenn es langweilig ist“, meinte er grinsend. „Ich weiß nicht...“ „Komm schon, Lex. Demnächst müssen wir dann Hieroglyphen pauken. Da haben wir dann bestimmt keine Zeit mehr, um die Leute hier kennen zu lernen.“ „Na gut“, sagte sie schließlich lächelnd.

Sie blieben noch eine Weile dort stehen und schauten sich die Landschaft an. Dann schlenderten sie langsam durch die Stadt zurück.

Pünktlich um 10 Uhr trafen sich die beiden vor dem Palast. Die Wache musterte sie zwar argwöhnisch, sagte aber nichts, als sie schließlich von einem Mann abgeholt wurden, der sie in eines der besten Viertel von Memphis führte und vor einem riesigen Haus Halt machte, das selbst ein Palast hätte sein können. „Darf ich euch bitten, mir zu folgen?“ Der Diener öffnete die Haustür und führte sie durch einen langen Gang. Die Wände waren mit Darstellungen des Nildeltas verziert. Überall standen kostbare Vasen und die Lampen wurden von einem hochwertigen Öl gespeist, das beim Verbrennen ein süßliches Aroma hinterließ. Der Mann öffnete eine weitere Tür und sie traten in einen Garten hinaus, der mit Fackeln erleuchtet wurde. An einer Seite war eine Speisentafel aufgebaut und im gesamten Hof wimmelte es von Leuten. Die meisten waren älter als die beiden Studenten und standen in Gruppen zusammen. Sie diskutierten über aktuelle Themen, wie die Außenpolitik des Pharaos oder die Arbeiten am Tempel des Amuns in Karnak.

Es waren auch einige jüngere Leute eingeladen, die in einer Traube zusammenstanden. Nun löste sich eine Gestalt aus der Menge und kam auf sie zu. Iset trug ein hautenges Kleid aus feinstem weißen Leinen. Die aufgesetzten Ärmel waren fast durchsichtig. Dazu hatte sie ein goldenes Diadem in den Haaren, die aufwändig frisiert worden waren. Auch sonst hatte sie wieder allerhand Schmuck angelegt, der bei jedem ihrer Schritte in verschiedenen Goldfacetten funkelte.

„Ich freue mich, dass du gekommen bist, meinte sie mit einem Lächeln zu Jaden gewandt. Sie wollte sich gerade bei ihm unterhaken und ihn mit zu den anderen Jugendlichen ziehen, aber er entwandt sich ihrem Griff. „Darf ich dir Alexis vorstellen. Ist doch kein Problem, dass ich sie noch mitgebracht habe, oder?“, fragte er grinsend, während Iset Alexis einen Moment lang feindselig anstarrte. Dann überspielte sie ihre Wut mit einem Lächeln. „Aber nein. Ich freue mich, dass du hier bist, Alexis. Ich bin Iset.“ <Na klasse. Jetzt muss ich die erst einmal loswerden, bevor ich Jaden aushorchen kann.> Sie führte die beiden Neuankömmlinge zu der Gruppe, bei der sie vorhin gestanden hatte und stellte sie vor. Wie sich herausstellte waren auch dies alles die Sprösslinge hoher Würdenträger, die ihre Eltern zu diesem Fest begleitet hatten.

„Ich geh mir mal was zu Futtern holen, okay, Lex?“, meinte Jaden und ging zur anderen Seite des Gartens hinüber. <Das ist meine Chance.> Iset gab einem ihrer Freunde ein Zeichen und verschwand in die selbe Richtung. Einer der jungen Männer verwickelte Alexis in ein Gespräch, um Iset etwas Zeit zu verschaffen.

Jaden atmete auf. Wenigstens für ein paar Minuten war er diesen Leuten entkommen, die sich anscheinend wegen ihrer Eltern für etwas Besseres hielten. Da er eigentlich keine Ahnung von den verschiedenen Alltagsproblemen der Ägypter hatte, hatte er die ganze Zeit geschwiegen und schon nach wenigen Minuten war es todlangweilig gewesen. Alexis hatte im Gegensatz zu ihm interessiert zugehört und er hatte nicht gewagt, sie zu fragen, ob sie wieder gehen wollten. „Na, wie gefällt dir das Fest?“, hörte er plötzlich Isets Stimme. „Ähm... na ja, ganz gut“, log er schließlich. Er würde drei Kreuze machen, wenn er von hier verschwunden war. „Du bist doch ein guter Freund des Pharaos, oder? Du würdest ihn nie verraten, nicht?“, fragte Iset schließlich. „Na ja, so lange kenne ich ihn ja noch nicht, aber verraten würde ich ihn nie, das stimmt“, meinte Jaden. „Ich muss dir etwas Wichtiges anvertrauen. Es geht um das Leben Atemus“, sagte Iset mit gesenkter Stimme und blickte sich um, als fürchte sie, beobachtet zu werden. „Schieß los!“ Iset schüttelte langsam den Kopf. „Nicht hier. Ich weiß nicht, wem man trauen kann und wem nicht. Folge mir.“ Iset nahm Jadens Hand und zog ihn ins Haus.
 

So, das war es auch erst mal wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir wieder ein Kommi.

Heal

Eure Asuka

PS: Im nächsten Kappi erfahrt ihr dann, ob der Abend für Jaden vielleicht doch noch etwas besser wird. Wie Lex wohl reagiert?^^ Ihr werdet es erfahren^^

Heal

Eure Asuka

Die Ruhe vor dem Sturm?

Hi Leute! Hier kommt das neue Kapitel meiner FF. Ich hoffe, es gefällt euch wieder.^^ Ich würde mich natürlich auch wieder sehr über eure Kommis freuen.^^ Aber jetzt will ich euch gar nicht weiter stören. Viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Die Ruhe vor dem Sturm?
 

Sie öffnete eine Tür und schon standen sie in einem Zimmer, das mit wertvollen Möbeln eingerichtet war. „Mein Zimmer“, meinte sie kurz, als sie Jadens Blick bemerkte. „Setz dich!“, forderte sie ihn mit einem Wink auf und deutete auf eine mit Polstern belegte Bank. „Und? Was wolltest du mir jetzt so Wichtiges erzählen?“, fragte der Braunhaarige. Iset setzte sich neben ihn, lehnte sich an seine Schulter und nahm seine Hand. „Ähm...w-was soll das denn jetzt? Ich dachte, du willst mir was sagen?“ „Lass uns doch vorher erst noch die Gelegenheit nutzen, um ein bisschen Spaß zu haben“, meinte die junge Frau mit einem verführerischen Lächeln, aber Jaden rutschte ein Stück von ihr weg und sah sie nun direkt an. „Das war nur ein Vorwand. Du hast gar keine wichtigen Informationen, oder?“, fragte er. „Der Zweck heiligt die Mittel. Entspann dich einfach.“ Sie rückte wieder etwas näher zu ihm. „Lass das! Ich glaube, ich sollte jetzt lieber wieder zu den anderen gehen.“ „Ist es wegen diesem Mädchen? Ist sie deine Freundin?“ Jaden stockte. „N-nein, aber...ich...ähm...wir sind Freunde und ich will nicht, dass sie die ganze Zeit alleine hier bleibt“, meinte der junge Slyfer schließlich und wurde rot. „Dann verstehe ich dein Problem nicht. Sie ist in guten Händen. Ich habe einem meiner Freunde den Auftrag gegeben, auf sie zu achten. Ich glaube, er mochte sie.“ Iset legte einen Arm um Jaden und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Jetzt reichte es dem Braunhaarigen endgültig. Entschlossen drückte er sie weg, stand auf und verließ das Zimmer. Er musste Alexis finden.

Langsam wurde es Alexis wirklich unangenehm. Der junge Mann, der sich ihr als Meru vorgestellt hatte, rückte ihr immer näher. Er schien Gefallen an ihr gefunden zu haben und ließ auch keine Gelegenheit aus, um dies durch Andeutungen oder Komplimente auszudrücken. „Wo ist eigentlich Jaden?“, versuchte sie das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Der ist, schätze ich mal, schwer beschäftigt.“ Meru grinste schief. „Was soll das heißen?“, fragte Alexis besorgt. „Ganz einfach: Iset mag den Kleinen wohl. Sie hat ihn vorhin mit sich ins Haus gezogen. Und ich glaube, ich kann mir denken, was sie mit ihm vorhat.“ Er deutete auf ein Pärchen hinüber, das eng umschlungen im Schatten stand und leidenschaftliche Küsse austauschte. Alexis Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung. <Jaden und die? Das kann doch nicht sein!> Entschlossen drehte sie sich um und ging auf das Haus zu. Sie wusste das Gefühl nicht richtig einzuordnen, das sie verspürte, wenn sie daran dachte, was Jaden wohl im Moment gerade machte. Eigentlich konnte ihr das ja egal sein. Er war ihr keine Rechenschaft schuldig, aber das er sich so leicht von irgend so einer dahergelaufenen Schlampe bezirzen lassen würde! Das wollte sie einfach nicht wahr haben. Als sie um eine Ecke bog, prallte sie mit jemandem zusammen. „Aua!“ Die Blondhaarige hielt sich den Kopf und sah ihren Gegenüber an. „Jaden! Du?“ „Ja, warum auch nicht?“, fragte er. „Sag mal, wollen wir vielleicht langsam gehen?“ Sie nickte zustimmend und die beiden verließen das Haus. „Und, wie war dein Abend mit Iset so?“, fragte Alexis ihn schließlich schnippisch, während sie den Weg durch die Stadt zurückgingen. „Hm? Was meinst du?“ „Tu doch nicht so! Sie hat dir doch die ganze Zeit schöne Augen gemacht und außerdem hat jemand gesehen, wie ihr zusammen ins Haus gegangen seid.“ „Da war nichts. Sie hat mir erzählt, dass sie etwas wichtiges wüsste. Etwas, das für den Pharao wichtig ist. Aber das war eine Lüge“, berichtete der Braunhaarige. „Und das soll ich jetzt glauben, oder was?“, fragte Alexis gereizt. Sie wusste selbst nicht, warum sie so schlechte Laune hatte. „Hey, Lex! Nun komm mal wieder runter! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist eifersüchtig!“, lachte Jaden. Die Blondhaarige wendete sich ab. „So ein Unsinn! Ich bin nicht…“ „Schon gut. Ich sagte ja auch: ´Wenn ich es nicht besser wüsste`, aber ich weiß es ja besser“, grinste er, während sie an einem kleinen Teich vorbeiliefen, auf dem sich der Vollmond spiegelte. „Außerdem hättest du dazu auch gar keinen Grund. Ich würde die doch nicht einmal angucken, wenn du in der Nähe bist“, meinte er und wirkte plötzlich ernster und auch irgendwie angespannt. Alexis Herz schlug heftig. Hatte Jaden das wirklich ernst gemeint? Hatte er das überhaupt wirklich gesagt, oder hatte sie sich das eingebildet? Ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. „Hey, Lex! Komm schon, nun sei nicht mehr sauer. War doch nur ein Scherz!“, lachte er . „Ja, klar. Ich bin doch nicht sauer“, meinte sie und schwieg wieder. <Was sollte das denn jetzt wieder? War das jetzt nur ein Scherz oder die Wahrheit?>, fragte sie sich völlig verwirrt.

Jaden hatte sich gerade noch retten können. <Warum habe ich das denn jetzt laut gesagt?>, fragte er sich schon zum wiederholten Male. <Und was noch viel wichtiger ist: Warum habe ich das überhaupt gedacht?> Eine Erklärung fand er, wie so oft in letzter Zeit, nicht. Das machte die ganze Sache nicht gerade einfacher. Irgendwie verhielt er sich komisch, wenn Alexis in der Nähe war. Doch eine Frage blieb: Warum?

Iset war nicht auf das Fest zurückgekehrt. In ihren Augen loderte Zorn. Wie konnte dieser Jaden es nur wagen, sie zurückzuweisen? Das würde ihm noch Leid tun, dass er ihrem Selbstwertgefühl so einen Dämpfer verpasst hatte. Sie wusste noch nicht wie, aber sie würde sich rächen. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und dacht nach. Immerhin hatte sie von Meru noch einen wichtigen Hinweis bekommen. Als das Mädchen gehört hatte, wo Jaden sich wahrscheinlich aufhielt, war sie sauer geworden und gegangen. Iset lächelte. Wenn sie schon nicht auf dem einen Weg an Hinweise gelangen könnte, dann vielleicht auf einem anderen, der wahrscheinlich genauso unterhaltsam wäre. Immerhin kannte sie jetzt die Schwachstellen von zweien der Fremden. Das konnte eventuell auch schon wichtig sein. Sie würde umgehend ihren Kontaktmann davon informieren. Der Anführer des Widerstands gegen den tyrannischen Pharao würde sehr zufrieden mit ihr sein.

Als Jaden am nächsten Tag aufwachte, musste es schon ganz schön spät sein. Die Sonne schien ins Zimmer und war schon so weit gewandert, dass sie ihm die Strahlen direkt ins Gesicht fielen. Er schloss verärgert die Augen, da es blendete und drehte sich um, wobei er sich die Decke über den Kopf zog. Es war zwar noch gar nicht so spät gewesen, als sie zurückgekommen waren, aber er hatte alles andere als einen schnellen Schlaf gefunden. Als er die Tür seines Zimmers geöffnet hatte, war sein Blick erst mal auf Aliz gefallen, die es sich in seinem Bett bequem gemacht und auch gleich die ganze Breite in Beschlag genommen hatte. Seufzend hatte er sie vorsichtig etwas zur Seite geschoben und sich dann selbst hingelegt. Eigentlich war er total erschöpft gewesen - er spürte immer noch die Nachwirkungen seines Kampfes mit Atemu-, aber gleichzeitig hatte er die Augen nicht schließen können, ohne dass seine Gedanken sich verselbstständigt hatten und ihn nicht zur Ruhe kommen ließen. Und immer und immer wieder war er bei dem selben Ausgangspunkt angelangt: Alexis.

Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben und entschied sich dafür, schließlich doch aufzustehen. Irgendwann musste es ja sein und außerdem hatte er Hunger und sein Magen knurrte. Nachdem er sich gewaschen und neue Sachen angezogen hatte, ging er also in das Zimmer, in dem sie bis jetzt immer gefrühstückt hatten. Als er die Tür öffnete, entdeckte er noch eine weitere Gestalt. „Hi Lex! Na, auch noch nicht richtig munter?“, fragte er grinsend und setzte sich auf einen Platz ihr gegenüber. „Nein“, gestand sie und lächelte ihn an, so dass Jaden ganz warm ums Herz wurde. „Wo sind denn die anderen?“, fragte er, um schnell irgend ein Gesprächsthema zu finden. „Keine Ahnung. Als ich kam, waren schon alle weg.“ Beide schwiegen und langsam wurde die Stille unangenehm.

„Und, was willst du heute so machen? Immerhin haben wir ja frei.“ „Ich weiß nicht. Ich habe gedacht, ich könnte mich eine Runde mit Sy duellieren, aber das muss wohl wegen Nicht-Erscheinens des Gegners ausfallen. Und du?“ „Na ja,...“, fing sie verlegen an und schaute zur Seite. „Ich hatte überlegt, ob ich mal zum Nil gehe und schaue, ob ich irgendwo ein Boot auftreiben kann. Ich wollte schon immer mal eine Nilkreuzfahrt machen. Willst du nicht mitkommen?“, fragte sie schließlich. „Klar, gerne.“ Der Braunhaarige lächelte.

„Was sagen sie denn?“, fragte Syrus leise und versuchte, durch den Türspalt zu schauen. „Psst!“ Mana sah ihn einen Moment lang durchdringend an, bevor sie sich wieder der Tür zuwandte und in den Raum spähte. „Sie wollen zusammen eine Bootstour machen“, meinte Mana schließlich grinsend. „Zusammen?“, fragte Syrus mit großen Augen. „Na klar. Ich hab es doch gewusst!“, rief Mana fröhlich, während Syrus aufschreckte und ihr den Mund zuhielt, während er sich erschrocken umsah. Plötzlich wurde ihm bewusst, wie nahe er Mana plötzlich war und wurde rot. Hastig ließ er sie los, wobei sie ihn aufmerksam musterte. Der kleine Slyfer sah noch immer verlegen zur Seite. „Was hast du gewusst?“ „Na dass zwischen denen was läuft.“ „Meinst du? Ich glaube nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen“, meinte Syrus und versuchte, sich Jaden und Alexis als Paar vorzustellen. „Dann lass uns doch einfach hinterherfahren!“, meinte Mana fröhlich. „Wie? Wir beide?“ „Klar, warum nicht?“, fragte sie grinsend und wieder wurde Syrus rot.

Nachdem Jaden und Alexis sich ein paar Lebensmittel aus der Küche hatten einpacken lassen, waren sie sofort aufgebrochen, um wenigstens noch etwas Zeit auf dem Nil zu haben, bevor es wieder dunkel wurde. Nach einem kurzen Fußmarsch durch Memphis erreichten sie dann die Hafengegend und trafen auch einen Bauern, der bereit war, ihnen für ein paar Münzen ein Boot zu leihen. Dieses bestand aus Papyrus und lief nach vorne und hinten spitz zu und war dort mit Tauen zusammengebunden. Alexis setzte sich nach hinten und genoss die schöne Aussicht, während Jaden ihr gegenüber Platz nahm und anfing zu rudern. Nach kurzer Zeit hatten sie die Uferregion verlassen und befanden sich auf einem kleinen Seitenarm des Nils, der von hohem Schilf und Rohrkolben gesäumt wurde. Die Sonne schien und ließ das Wasser funkeln. „Soll ich mal übernehmen?“, bot Alexis an, doch Jaden winkte ab. „Geht schon. Wenn ich nicht mehr kann, melde ich mich schon, keine Sorge.“

Nach einiger Zeit holte er die Ruder ein und sie ließen sich auf dem Wasser treiben, während sie die Sonne genossen. „Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Jaden nach einer Weile und setzte sich blinzelnd auf. „Weiß nicht. Warum?“, erkundigte sich Alexis und hielt sich die Hand über die Augen, um nicht geblendet zu werden. „Mein Magen meldet sich zu Wort“, grinste Jaden und ergriff wieder das Ruder. „Komm, wir machen eine kleine Pause an Land und Essen was!“, meinte er und steuerte auf einen Baum zu, der ein dichtes Blätterdach besaß und nahe am Ufer wuchs, ihm jedoch völlig unbekannt war. „Da kannst du plötzlich wieder rudern, ja?“, fragte Alexis und sah ihn lachend an, woraufhin er den Blick nur grinsend erwiderte. Als sie sich dem Ufer näherten, sprang Jaden ins knietiefe Wasser und zog das Boot an Land. Dann breiteten sie eine Decke unter dem Baum aus und packten die mitgenommenen Speisen aus. Während sie sich lachend und scherzend unterhielten, merkten sie nicht, wie das Wetter plötzlich umschlug und es sich bewölkte.
 

„Mist! Jetzt haben wir sie aus den Augen verloren. Ich weiß nicht, in welche Richtung sie weiter gerudert sind.“ Mana lehnte sich enttäuscht zurück und verschränkte die Arme. „Soll ich zurückrudern?“, fragte Syrus. „Nein, nein! So war das jetzt auch nicht gemeint! Dann machen wir uns eben einen schönen Tag!“ Die Braunhaarige lächelte ihn an, so dass er rot wurde. Verlegen starrte er auf den Boden, wobei er den Griff um das Ruder lockerte und es ins Wasser rutschte. „Pass auf, Sy! Das Ruder!“, rief Mana und beugte sich hastig vor, um es noch zu erwischen. Sie versuchte, es mit der Hand zu erreichen und streckte sich immer weiter. Das Boot schaukelte heftig und als Mana sich noch weiter über den Rand lehnte, um das Paddel zu fassen, kippte es schließlich um. Prustend kam die Braunhaarige wieder an die Wasseroberfläche. „Tut mir Leid, Sy!“, meinte sie und sah sich suchend nach dem Kleinen um, der einige Meter von ihr entfernt im Wasser schwamm und verzweifelt mit den Armen um sich schlug. „Hilfe! Ich...ich kann nicht schwimmen!“, rief er und tauchte dabei immer wieder mit dem Kopf unter Wasser. Er verschluckte sich und hustete.

Mana schwamm so schnell sie konnte zu dem Türkishaarigen hinüber, legte seinen Arm um ihre Schulter und schwamm mit ihm zusammen zum Ufer. Sie legte ihn auf den Boden und setzte sich neben ihn. „Alles okay, Sy?“, fragte sie besorgt und sah auf ihn hinab. „Ja, dank dir.“ Er lächelte sie schüchtern an und setzte sich auf. Er blickte sich um und sah, dass das Boot sich ein paar Meter weiter an einem Ast herhakt hatte. Wenigstens war es nicht gesunken. Eine Weile saßen sie schweigend neben einander und beobachteten das Wasser, das langsam an ihnen vorbeifloss. „Du wolltest gar nicht nach Abydos, oder?“, fragte Mana schließlich. „Wie meinst du das?“ „Na so, wie ich es gesagt habe“, antwortete das Mädchen lächelnd. „Ja“, gab der Türkishaarige zu. „Warum?“ Die Braunhaarige starrte noch immer auf den Nil. „Na ja, weiß du... ich wollte nicht, weil... ähm..., weil ich lieber...hier, bei dir...sein wollte“, räumte er schließlich zögernd ein und schaute wieder einmal verlegen zur Seite. Er wollte nicht sehen, wie Mana sich jetzt über ihn lustig machte. Doch statt dem erwarteten Lachen hörte er erst mal nichts.

Dann spürte er, wie sie sich an seine Schulter lehnte und ihre Hand auf seine legte. Ihre Hand war so warm und ein wunderbares Gefühl breitete sich in ihm aus. Ihm war warm und sein Puls raste, als er ihre Hand nahm. „Ich bin jedenfalls froh, dass du hier geblieben bist“, meinte sie lächelnd und sah ihm in die Augen. Syrus wusste nicht, wie lange sie so dagesessen hatten. Es erschien ihm gleichzeitig als Ewigkeit, andererseits aber auch so kurz, zu kurz. „Komm!“ Auf einmal sprang Mana auf und zog ihn mit nach oben. „Was ist denn jetzt los?“, fragte der Türkishaarige, während er von Mana Richtung Wasser gezerrt wurde. „Na was wohl? Ich bringe dir das Schwimmen bei!“, rief sie fröhlich.
 

„Wollen wir dann wieder?“, fragte Jaden schließlich. „Ja.“ Alexis nickte zustimmend und gerade wollten sie wieder ins Boot steigen, als es plötzlich anfing, heftig zu regnen. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass plötzlich so viele Wolken aufgezogen sind!“, sagte Alexis und trat einige Schritte unter den Baum zurück, um nicht völlig durchnässt zu werden. Sie starrte in den Himmel, der nun mit dunklen Wolken übersäht war, die sich schnell bewegten. Die Blondhaarige seufzte. So hatte sie sich das eigentlich nicht vorgestellt. Zu allem Überfluss wurde der Regen nur noch heftiger und auch die Erde unter dem Baum wurde langsam feucht. Immer dickere Tropfen bahnten sich ihren Weg durch das Blätterdach. Alexis setzte sich auf die Erde und schaute auf den Nil, der jetzt eine grüne Färbung angenommen hatte. Plötzlich merkte sie, dass kein Regentropfen mehr auf sie fiel, obwohl der Regen noch stärker geworden war. Sie sah erstaunt auf und sah Jaden, der sich neben sie gestellt hatte und seine rote Jacke schützend über ihren Kopf hielt und sie dabei anlächelte.

Er setzte sich neben sie und hielt noch immer seine Jacke über ihre Köpfe. Alexis rutschte ein Stück näher zu ihm und lehnte sich an ihn, während sie beide ohne ein Wort zu sagen auf den Nil schauten. Jadens Herz schlug heftig und ein Rotschimmer zierte seine Wangen als er Alexis Nähe spürte. Als sie sich an ihn lehnte, breitete sich von dort eine angenehme Wärme in seinem Körper aus und in seinem Bauch kribbelte es. Er war sich nun ziemlich sicher. Was immer mit ihm los war, es hatte mit Alexis zu tun.
 

So weit erst mal. Ob Jaden irgendwann noch einmal herausfindet, was mit ihm los ist? Im nächsten Kapitel beginnt dann der Unterricht für Jaden, Alexis, Atticus und Zane. Wer wohl ihr Lehrer ist? Irgendwie kommt er Jaden so bekannt vor...

Also, bis dann!

Heal

Eure Asuka

Schule

Hi Leute! Ich melde mich mal wieder mit nem neuen Kapitel. Hoffentlich gefällt es euch wieder.

Vielen, vielen Dank noch mal an die fleißigen Kommi-Schreiber. Ihr seid echt super! Bitte macht weiter so, ja?

Aber jetzt erst mal viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Schule
 

Jaden wusste nicht, wie lange sie so dagesessen hatten und darauf gewartet hatten, dass der Regen endlich nachließ. Er konnte auch nicht sagen, dass ihm ihre verlängerte Pause nicht gefallen hätte. Immer hin saß Alexis noch immer dich an ihn geschmiegt da, als der Regen schließlich nachließ. Nur noch einige Tropfen verursachten leichte Wellen auf dem Wasser, bis dann auch diese verebbten. Der Himmel war noch mit grauen Wolken bedeckt, die sich aber bald lösten und teilweisen den Blick auf den Himmel frei gaben. Die ersten Sterne leuchteten.

„Wollen wir dann langsam mal wieder?“, fragte Jaden nach einer Weile. Eigentlich wollte er die Situation nicht stören, aber er wusste schließlich nicht, wie Alexis darüber dachte. Und vor allem wusste er nicht, was er selbst dazu meinte. Wenn er versuchte, das Ganze logisch zu betrachten, kam er früher oder später immer in eine Sackgasse, die ihm sagte, dass er entweder die Lage nicht ohne Gefühle analysieren konnte, oder aber sie sagte ihm einfach, dass er noch nie gut darin gewesen war, etwas logisch zu analysieren.

Alexis blieb noch einige Sekunden so sitzen und genoss noch einmal Jadens Nähe, bevor sie sich schließlich aufrichtete. Auch sie war verwirrt. Warum hatte sie sich einfach so an ihn gelehnt? Nur, weil sie nicht nass werden wollte? Zuerst wollte sie ihr Gewissen einfach beruhigen und dies bejahen, aber sie wusste, dass es nicht stimmte. Jaden war ihr bester Freund, aber normalerweise raste der Puls nicht, nur weil man in der Nähe eines Freundes war. Sollte Atticus wirklich Recht haben? Noch immer war sie etwas rot im Gesicht und in ihrem Bauch kribbelte es angenehm, aber sie hätte nicht länger ohne Vorwand so sitzen können, auch wenn Jaden vorher nichts gesagt hatte. Sie fand es zwar schade, aber schließlich hatte er Recht. Sie mussten sich langsam auf den Rückweg machen. Es war ja jetzt auch schon dunkel.

Sie schob das Boot wieder weiter ins Wasser und stieg ein, während Jaden es noch ein paar Schritte durch das seichte Wasser schob und schließlich auch hineinkletterte. Er nahm das Paddel und sie machten sich schließlich auf den Rückweg. Nun rissen die Wolken auch langsam auf und sie konnten sehen, dass der Mond schon am Himmel stand. Und dabei hatten sie noch einen nicht unerheblichen Rückweg nach Memphis vor sich.

Als Syrus und Mana bemerkt hatten, dass es sich bewölkte, hatten sie ihr Boot genommen und waren mit einem Holzstück als Ersatzpaddel zurückgerudert. Den letzten Teil des Weges zum Palast hatten sie dann rennend zurückgelegt, da es plötzlich angefangen hatte, heftig zu regnen und schließlich waren sie ziemlich durchnässt dort angekommen. Mana hatte Syrus sofort im Schlepptau genommen und war mit ihm in die Palastwäscherei marschiert, um dort ein paar neue Sachen und einige Handtücher aufzutreiben, was ihr auch gelungen war. Dann hatte sie ihn noch auf sein Zimmer begleitet. Als sie sich gerade umdrehen wollte, hielt er sie am Handgelenk fest. „Ich…ähm…wollte dir noch…sagen, dass das…wirklich ein schöner Tag war. Trotz des Regens“, sagte der Türkishaarige stockend und blickte verlegen zu Boden, was Mana lächeln ließ. Sie schüttelte unmerklich den Kopf, grinste und legte dann ihre Hände auf seine Wangen, so dass er gezwungen war, sie anzusehen. Einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Dann schloss Mana die Augen und beugte sich langsam vor. Syrus starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Wollte sie ihn etwa…? Den Gedanken konnte er nicht zu Ende bringen, da er in diesem Moment spürte, wie sich ihre Lippen auf die seinen legten.

Zuerst war er noch ziemlich irritiert und wusste nicht, was er tun sollte, aber bevor er lange darüber nachdenken konnte und ihm wieder Zweifel kamen, folgte er einfach einer Eingebung und erwiderte den Kuss vorsichtig. Mana legte ihre Arme um seinen Nacken und drückte sich vorsichtig an ihn. Auch Syrus nahm sie vorsichtig in den Arm. Nach einiger Zeit lösten sie sich wieder voneinander und Mana lächelte ihn fröhlich an, während der kleine Slyfer noch immer so rot wie eine Tomate war. „Bis morgen dann!“, rief die Braunhaarige, hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen und lief dann den Gang entlang. Syrus blickte ihr verdutzt nach, bis sie um eine Ecke herum verschwunden war. Er öffnete die Tür und lehnte sich von innen gegen diese. Sein Herz klopfte wie wild und auch sein Puls raste. Nie hätte er gedacht, dass es so schön sein könnte, verliebt zu sein. Er lächelte.

Jaden legte sich wirklich ins Zeug. Trotzdem brauchten sie noch einmal zwei Stunden, bevor sie in völliger Dunkelheit den Steg erreichten, an dem sie losgefahren waren. Er war alt und morsch und schon in der Helligkeit des Tages war es schwierig gewesen, ihn ohne zu stolpern zu überqueren. Jetzt jedoch stellte es sich fast als unmöglich heraus. Jaden stieg als Erster aus und knotete das Boot fest, bevor er Alexis eine Hand reichte, um ihr zu helfen. Die Blondhaarige nahm die Hilfe gerne an, doch trotzdem blieb sie mit ihrem Schuh an einem vorstehenden Brett hängen und stolperte, direkt in Jadens Arme. Augenblicklich wurde sie rot, aber es fühlte sich gleichzeitig auch gut an, ihn zu umarmen, ob nun unfreiwillig oder nicht. Sie richtete sich ein Stück auf und wollte gerade einen Schritt zurück machen, als sie merkte, wie Jaden seine Arme um sie legte und einen leichten Druck ausübte, so, als wollte er nicht, dass dieser Moment so schnell vorbei ging. Alexis Herzschlag beschleunigte sich und sie schluckte. In der Dunkelheit konnte sie Jadens Gesicht kaum erkennen, aber sie spürte, dass er sie ansah. Für einen Moment drückte sie sich ein wenig näher an ihn. Sie versuchte, die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen, aber es gelang ihr nicht wirklich. Bildete sie sich das ein, oder hatte sein Gesicht einen zärtlichen, fast liebevollen Ausdruck? Nein, das konnte nicht sein. Und wenn doch?

Die Zweifel nagten in ihrem Inneren, während sie immer noch nicht wusste, ob sie die Situation angenehm oder unangenehm finden sollte. Sie wusste nur eines: Langsam würde sie in Erklärungsnot geraten, wenn sie Jaden nicht bald losließ. Aber im gleichen Moment bemerkte sie auch, dass ihr das jetzt völlig egal war. Sie wollte einfach nur den Augenblick genießen. Sie hatte gerade vor sich noch ein wenig näher an ihn kuscheln, als sie plötzlich ein Geräusch vernahm.

„He! Wer seid ihr und was macht ihr um diese Zeit hier?“, fragte eine Stimme. Erschrocken fuhren Jaden und Alexis auseinander. Beide waren so rot wie Tomaten geworden. Sie spähten in die Dunkelheit, um denjenigen ausfindig zu machen, zu dem die Stimme gehörte. Ein Schatten löste sich aus der Umgebung und kam auf sie zu. Dann wurde plötzlich eine Lampe entzündet und der Fremde hielt sie hoch, so dass ihr Lichtschein die Gesichter der beiden Studenten erreichte. „Wir wollten nur eine kleine Bootstour machen, aber dann hat uns der Regen überrascht und wir mussten warten, bis er aufgehört hatte. Mein Name ist Jaden Yuki und das hier ist Alexis Rhodes“, beeilte sich Jaden zu erklären, während er seinen Gegenüber musterte. Der Mann schien nur ein paar Jahre älter zu sein als sie und hatte blonde Haare. Seine braunen Augen schauten sie zuerst misstrauisch an, dann jedoch erhellte sich sein Gesicht. „Na endlich. Puh, da bin ich aber froh!“, rief er plötzlich und grinste breit. Die beiden Studenten sahen ihn nur verständnislos an. „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Joey, der Oberbefehlshaber der königlichen Garde. Der Pharao hat sich schon Sorgen um euch gemacht, als ihr bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht wieder im Palast ward. Er hat mich losgeschickt, um nach euch zu suchen. Ich wollte gerade aufgeben, aber nun habe ich euch ja gefunden!“, lachte er. „Nun kommt schon! Ich wollte nicht die ganze Nacht hier draußen verbringen! Ihr doch auch nicht, oder?“, fügte er noch mit einem Grinsen hinzu und sah sie fragend an. Alexis schüttelte nur stumm den Kopf. Sie war noch immer rot und hatte das Gefühl, keinen Ton über die Lippen zu bekommen. Außerdem wusste sie noch nicht, was sie von diesem Joey halten sollte. Er schien zwar ganz nett zu sein, aber würde er jemanden erzählen, was er gesehen hatte?

Als hätte er ihre Gedanken erraten, drehte sich der Ägypter, der inzwischen vor ihnen herlief, nun noch einmal um. „Tut mir übrigens Leid, wenn ich euch gestört habe“, meinte er mit einem Unterton in der Stimme, der Alexis überhaupt nicht gefiel. Er interpretierte definitiv zu viel in die Szene hinein. „Ich…ähm…bin nur gestolpert“, versuchte sich die Blondhaarige zu rechtfertigen, doch sie spürte, dass Joey ihr nicht glaubte. Noch einmal wanderte sein Blick zwischen ihnen hin und her. Dann wandte er sich, immer noch grinsend, wieder um. „Na ja. Mir soll es Recht sein, solange ich euch gefunden habe. Es geht mich ja auch wirklich nichts an, was ihr die halbe Nacht lang gemacht habt.“ Wieder schoss Alexis das Blut in den Kopf, aber diesmal zog sie es vor, zu schweigen. Alle Erklärungsversuche wären doch nur sinnlos gewesen. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Nachdem Joey sie wohlbehalten am Palast abgeliefert hatte, trennten sich die beiden und gingen jeweils in ihr Zimmer. Es war schon spät geworden und schließlich ließen sich Jaden und Alexis erschöpft in ihre Betten fallen und schliefen relativ schnell ein.

Am nächsten Morgen trafen sich die Studenten morgens zum Frühstück. Es herrschte erwartungsvolles Schweigen, als sich die Tür zum Raum schließlich öffnete und der Pharao in Begleitung Manas eintrat. „Seid ihr so weit? Ich würde euren neuen Lehrer ungern warten lassen“, meinte Atemu mit einem vielsagenden Lächeln. Atticus, Zane, Jaden und Alexis erhoben sich, verabschiedeten sich kurz von den anderen und folgten ihm dann hinaus. Mana blieb im Raum und setzte sich strahlend neben Syrus. „Und? Was wollen wir heute machen?“, fragte sie grinsend, während Bastion und Chazz sich nur fragend ansahen.

Der Pharao führte sie durch einige Gänge zu einem weiteren Gebäude, das direkt mit dem weitläufigen Palastkomplex verbunden war. Einige der Türen, an denen sie vorbeikamen standen offen und Jaden konnte einen kurzen Blick auf ein Regal voller Papyri erhaschen. In einem anderen Raum befanden sich einige junge Leute, die auf dem Boden saßen und einem älteren Mann zuhörten, der ihnen gerade etwas erklärte. <Oh Mann! Haben die denn keine Bänke? Die Armen! Das muss doch ganz schön unbequem sein! Außerdem kann man so nicht mal schlafen!>, ging es Jaden durch den Kopf. Irgendetwas störte ihn an seinen Gedanken. Er konnte nur noch nicht genau sagen, was. Aber spätestens, als sie einen weiteren Raum erreichten und diesen betraten, wurde es ihm schlagartig klar. <Das waren andere Schüler! Das heißt also, dass wir auch keine Bänke bekommen!> Jaden seufzte und sah sich nach einer anderen Sitzgelegenheit in diesem Raum um, konnte aber nichts entdecken. Auf dem Boden lagen einige geflochtene Matten und Jaden wollte sich noch gar nicht vorstellen, wie unbequem es sein würde, auf diesen zu sitzen.

Das Geräusch der sich öffnenden Tür ließ ihn schließlich aus seinen Gedanken fahren. Alle wandten die Köpfe zur anderen Seite des Raumes und sogen dann scharf die Luft ein. In der Tür stand ein älterer Mann mit blonden Haaren. Vorne waren sie kurz geschnitten, aber hinten hatte er sie zu einem Zopf gebunden. Seine Augen, die in einem überaus faltigen Gesicht lagen, musterten sie kritisch. „WAS?! Sie hier, Doktorchen?“, rief Jaden plötzlich und sofort blickte ihn die Person böse an. „Weißt du nicht, dass es unhöflich ist zu sprechen, wenn niemand dich dazu aufgefordert hat? Und was heißt hier „Doktorchen“? Mein Name ist Chronos und ich bin der Verwalter des königlichen Siegels. Diesen Titel habe ich mir durch harte Arbeit verdient. Ich bin somit euer Vorgesetzter und euer Lehrmeister und ich würde es bevorzugen, auch so angesprochen zu werden. Darf ich nun erfahren, wer ihr seid?“, fragte die Person, die Crowler zum Verwechseln ähnlich sah.

„Mein Name ist Jaden. Jaden Yuki.“ Der Braunhaarige starrte seinen neuen Lehrer noch immer geschockt an. <Ich hatte gehofft, den währe ich wenigstens für eine Weile los!> Atemu lächelte. „Hatte ich vergessen, zu erwähnen, dass er etwas...sagen wir...eigen ist?“, fragte er Jaden flüsternd, während sich nun auch Alexis und Atticus vorstellten. „Ja, allerdings, Kollege. Ist aber nicht weiter schlimm. Ich kenne ihn jetzt schon besser, als du vielleicht denkst“, antwortete Jaden genauso leise, wurde jedoch sofort von Chronos unterbrochen. „Mister Yu...ähm...wie war das noch? Ach ja, Yuki. Also, Mister Yuki! Hat Ihnen eigentlich noch nie jemand Benehmen beigebracht? Es ist äußerst unhöflich, zu flüstern, wenn...“ „Ja, ja, ich weiß schon! Ist gut Doktorchen. Ich will ja nicht ewig hier bleiben. Also, lassen sie uns endlich anfangen, ja?“, unterbrach der junge Slyfer Chronos diesmal, was ihm einen weiteren bösen Blick einbrachte.

Alexis hatte wirklich Mühe, das Lachen zu unterdrücken. <Das ist ja genau, wie in der Gegenwart!> „Hey, sag mal, Lexi, ist das bei euch im Unterricht immer so?“, wollte Atticus plötzlich von ihr wissen und die Blondhaarige nickte nur. Noch immer biss sie sich auf die Lippe, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. „Na dann wird der Unterricht auf jeden Fall nicht langweilig“, raunte ihr Bruder ihr noch zu. Chronos hatte sich inzwischen an Atemu gewandt. „Seid Ihr sicher, Majestät, dass diese Kinder es auch wirklich würdig sind, unterrichtet zu werden? Sie machen mir nicht gerade den Eindruck, als würden sie es wirklich ernst meinen. Außerdem sind sie frech und vorlaut!“ Atemu lächelte noch immer. „Ich denke, sie haben einen wichtigen Grund, um möglichst effektiv zu lernen. Des weiteren bin ich mir natürlich bewusst, dass Sie ein ausgezeichneter Lehrmeister sind und niemand meinen Freunden die hohe Kunst des Schreibens besser beibringen könnte, als Sie.“ Chronos nickte zustimmend. „Ja, da dürften Sie wohl Recht haben, Majestät.“ „Ich bin mir sicher, dass sie den Titel des Verwalters des königlichen Siegels nicht umsonst tragen und daher keinem Problem aus dem Weg gehen. Sie haben mein vollstes Vertrauen“, meinte der Pharao. Sein Gegenüber fühlte sich unterdessen so geschmeichelt, dass er es auf keinen Fall wagen würde, diese Aufgabe nicht zu erfüllen. Er wendete sich also zu seinen neuen Schülern um und sah sie noch einmal der Reihe nach prüfend an, bevor er sich selbst elegant auf einer der geflochtenen Matten nieder ließ. „Setzt euch! Der Unterricht beginnt!“

Jaden und Alexis setzten sich nebeneinander in die erste Reihe. Hinter ihnen nahmen Atticus und Zane platz. „Nein! Doch nicht so!“, schrie Chronos, als er sah, wie Jaden seine Beine ausstreckte. „Wir sind hier in einer Schreiber-Schule! Da sitzt man nicht irgendwie, sondern in der traditionellen Schreiber-Haltung, so wie der Gott Thot es uns Ägypter gelehrt hat!“ Jaden sah ihn zuerst etwas verständnislos an, zuckte dann jedoch mit den Schultern und setzte sich auf die beschriebene Art und Weise hin. <Das kann ja heiter werden!>
 

So, das war es auch schon wieder für dieses Mal. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr schreibt mir wieder ein Kommi.

Im nächsten Kapitel erfahrt ihr dann endlich, wer den Pharao beseitigen lassen will. Ihr werdet überrascht sein.^^

Heal

Eure Asuka

Der Widerstand

Hi! Hier kommt das nächste Kapitel meiner FF. Ich hoffe, es gefällt euch. Vielen Dank für die vielen Kommentare, die ihr mir bisher geschrieben habt. Ihr seid spitze!^^

Heal

Eure Asuka
 

Der Widerstand
 

Die Stunden wollten einfach nicht vergehen. Trotzdem Jaden die ägyptischen Gewänder trug, die Mana ihnen gegeben hatte, trug er seine Armbanduhr und konnte einfach nicht widerstehen alle zwei Minuten einen prüfenden Blick darauf zu werfen, nur um enttäuscht festzustellen, dass der Vortrag wohl noch eine halbe Ewigkeit währen würde. Chronos erklärte gerade, dass die einzelnen Zeichen sowohl Ideogramme, als auch Phonogramme sein konnten. Wurden sie als Ideogramm verwendet, standen die Zeichen für das abgebildete Motiv oder etwas sinnverwandtes. Wurden sie als Phonogramm verwendet, benutzte man sie nur wegen ihres Lautwertes. So konnten dann andere Wörter dargestellt werden.

Nachdem Jaden es aufgegeben hatte, die verbliebene Zeit zu zählen, schaute er aus dem einzigen Fenster des Raumes. Es war so hoch angebracht, dass er nur auf den Himmel und die vorbeiziehenden Wolken schauen konnte, was ihn immer müder werden ließ. Ohne dass er es wirklich merkte, schlossen sich seine Augen. „Jaden!“, flüsterte Alexis scharf und stupste ihn an, während Chronos ihnen kurz den Rücken zuwandte. „Hm?“ Er sah sie verschlafen an und schon wieder musste sie ein Grinsen unterdrücken. „Pass lieber auf! Oder willst du noch länger hier bleiben als nötig?“ Er schüttelte den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit schweren Herzens wieder dem monotonen, einschläfernden Vortrag zu.

„In der ägyptischen Schrift gibt es keine Vokale, da diese sich in der Grammatik ändern. Es gibt aber drei Arten von Phonogrammen. Uniliterale, die jeweils einen bestimmten Laut ausdrücken, Biliterale, die für zwei Konsonanten stehen und Triliterale, die drei Konsonanten darstellen. Von ihnen gibt es viele hundert, so dass es möglich ist, alle Wörter zu formen. Wir werden das Ganze jetzt erst einmal an Namen üben. Diese sind in Ägypten sehr wichtig und drücken oft einen Wunsch oder eine Eigenschaft des Trägers aus. Am Ende eines Namens wird ein Zeichen gemacht. Entweder eine sitzende Frau oder ein Mann. Nur Königsnamen werden in sogenannten Kartuschen eingeschlossen.“ Chronos ging zu einer kleinen Anrichte hinüber und kam mit einigen Blättern Papyrus wieder. Er teilte auch Paletten, Tinte und schließlich Binsenfedern aus.

Nach den ersten Versuchen stellten die Studenten fest, dass es gar nicht so leicht war, mit diesen unbekannten Schreiberwerkzeugen die kleinen Hieroglyphen zu malen. Was sie jedoch sehr erstaunte war, dass sie sich die Zeichen schnell merken konnten. Fast war es so, als kannten sie die Bedeutung und es musste ihnen nur ins Gedächtnis gerufen werden. „Das ist schon irgendwie komisch, oder? Ich kann mich nicht erinnern, irgendwann mal einen Kurs ´Altägyptisch für Anfänger` belegt zu haben. Trotzdem können wir die Sprache verstehen und die Schrift zu lernen, fällt uns leicht. Auch mit den Neandertaler konnten wir ohne Probleme sprechen. Das muss irgendetwas mit dem Buch zu tun haben“, mutmaßte Jaden, als sie eine kurze Pause machten. Zane nickte zustimmend. „Ich hoffe, dass wir in der Bibliothek von Abydos wirklich etwas nützliches finden und das nicht alles umsonst ist.“ „Ach Quatsch, umsonst ist das bestimmt nicht. Ich werde jedenfalls in Geschichte nie wieder durchfallen!“, meinte Jaden grinsend. Dann gingen die Vier wieder hinein und widmeten ihre gesamte Aufmerksamkeit wieder dem Unterricht.
 

Der unterirdische Raum war nur spärlich beleuchtet. Obwohl über ihnen eine meterdicke Schicht aus Stein und Sand war, hielten die wenigen Säulen der großen Belastung stand und der Raum war groß genug, um mehreren hundert Menschen Platz zu bieten. Die Säulen, die in zwei Reihen die Seiten des Raumes säumten, waren an die zwanzig Meter hoch. Es hätte drei Männern bedurft, um sie zu umfassen. Es fanden sich jedoch kaum Abbildungen auf ihnen. Die Hieroglyphen, die vor langer Zeit einmal fein säuberlich in den Stein gemeißelt worden waren und die Abbildungen, die so farbenfroh von den Taten er vergangenen Pharaonen erzählt hatten, waren abgeschlagen worden. Die Spuren der Zerstörung waren noch deutlich sichtbar und zum ersten Mal fragte sich Neshi, der Soldat der königlichen Wache, ob es wirklich richtig war, was er tat. Sicher, er konnte Atemu nicht ausstehen und seinen Vorgesetzten Joey konnte er schon gar nicht leiden. Sie hatten zusammen in der Kaserne angefangen, aber dieser Blondhaarige hatte ihn in allem übertroffen und sogar einmal dem Pharao das Leben gerettet. Als Dank war er schneller befördert worden, als andere Soldaten und hatte nun den Titel des Oberbefehlshabers der königlichen Garde inne. Und was das schlimmste war: Er war zufrieden mit seinem Posten. Nie hätte dieser Trottel daran gedacht, mehr erreichen zu wollen. Er gab sich mit seinem Gehalt und der Freundschaft Atemus zufrieden. Neshi fühlte, wie der Zorn und der Neid seine Zweifel vertrieben. Sollten die Namen der vorherigen Herrscher doch ausradiert werden. Sie waren bestimmt auch nicht besser gewesen als dieser elende Atemu! Er schaute sich noch genauer um. Er war nicht der Einzige, der zu diesem geheimen Treffen des Widerstandes gekommen war. Er entdeckte auch mehrere Ägypter unter den Menschenmassen, die sich langsam zu einer Stirnseite der Halle schoben. Der Großteil der Widerständler bestand jedoch aus Syrern, Kanaanitern und Asiaten. Alle möglichen Sprachen wurden hier im Raum gesprochen und es herrschte ein heilloses Chaos an Stimmen, das sich jedoch plötzlich legte. Ein eisiger Windhauch breitete sich von der Stirnseite der Halle aus und ließ Neshi die Haare zu Berge stehen. Er schluckte. Wieder kamen ihm leise Zweifel, doch seine Aufmerksamkeit wurde von einer Person in Beschlag genommen, die wie aus dem Nichts auf einem Podest am Ende der halle erschienen war.

Ihr Gesicht war verhüllt und auch sonst konnte der Wachmann fast nichts erkennen. Dann betraten noch einige genauso vermummte Gestalten den Podest und nahmen an der Seite Aufstellung. Zwei von ihnen trugen Fackeln. Sie warfen sie in zwei Schalen, die anscheinend mit Öl gefüllt gewesen waren, denn im Nu loderten dort zwei Feuer auf. Ihre züngelnden Flammen warfen ein unheimliches Spiel aus Licht und Schatten an die Wände und ließen die vermummte Gestalt in der Mitte noch unheimlicher wirken. Dann begann sie, zu reden.

„Endlich, nach langer Zeit des Wartens, ist der Tag nun nicht mehr fern, an dem dieser tyrannische Pharao endlich gestürzt wird.“ Die Stimme hallte in der ganzen Halle wieder und erzeugte dabei ein unheimliches Echo. „Aus diesem Grund habe ich euch hierher rufen lassen, meine treuen Vasallen. Wir alle hier haben das gleiche Ziel: Atemus Tod! Dieser sogenannte Pharao hat bisher nur Leid über unsere Völker gebracht, uns unermüdlich ausgebeutet und uns unterdrückt, aber damit ist bald Schluss! Wir werden unseren eigenen König auf den Thron der zwei Länder bringen!“ Ein überraschtes Murmeln erhob sich und die Menge drängte noch ein Stück weiter an den Podest heran. Neshi wurde einfach mitgerissen.

„Sicher, wir haben vor einiger Zeit schon eine Niederlage hinnehmen müssen, aber diesmal wird es gelingen. Wir haben den Pharao in dem Glauben gelassen, uns besiegt zu haben, um nun noch härter zuschlagen zu können! Unser Netz von Spitzeln hat inzwischen auch den Palast erreicht und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Umgebung des Pharaos von unseren Leuten eingenommen wird! Bleibt also dem neuen Pharao und unserem Ziel treu! Ihr werdet wie immer die nötigen Instruktionen bekommen!“ Der Mann wandte sich zum Gehen, doch auf einmal wurden Rufe laut. „Wer wird unser neuer Pharao?“, schrie ein Mann fragend und ein Dutzend weiterer stimmte in den Ruf ein.

Unter der Kapuze verzog der Mann das Gesicht zu einem Grinsen und seine Augen funkelten. „Ich werde Pharao sein“, rief er und schlug im gleichen Augenblick die Kapuze zurück. Ein Raunen ging durch die Menge, als sie den Mann erkannten. Er trat noch einen Schritt weiter vor, so dass er nun genau im Lichtkegel der Lampen stand. Sein weißes Haar umrahmte das sonnengebräunte Gesicht, dessen Wange einige Narben zierten. Neshi sog scharf die Luft ein.

„Ja, ihr seht richtig! Ich bin es, Bakura, König der Diebe und bald auch König von Ägypten!“, rief der Mann nun so laut, dass alle im Saal ihn verstehen konnten. „Der Pharao denkt in seiner Selbstzufriedenheit, er hätte mich besiegt, aber er irrt sich. Er hat einen Kampf gewonnen, den Krieg jedoch verliert er! Schwört mir die Treue und es wird euch an nichts fehlen!“ Ein lauter Beifallsjubel erhob sich und die Widerständler feierten ihren Anführer, den sie für tot gehalten hatten. „Bakura! Bakura!“, erklangen die lauten Rufe und die Säulen erbebten. Für einen kurzen Moment zeigte sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Räubers, doch dann nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Blitzschnell zog er seinen Dolch und schleuderte ihn in die Menge. Er traf den Verräter genau ins Herz. Die Menge verstummte erschrocken. „Dieser Narr meinte, mich ausspionieren zu können. Er hat nicht gejubelt und wollte unsere kleine Party gerade verlassen“, meinte Bakura kalt. „Ich hoffe, ihr seid alle schlauer als er. Wer versucht, mich zu hintergehen, spielt ein Spiel, dass er nicht gewinnen kann- und das mit einem hohen Einsatz“, fügte der Weißhaarige noch hinzu, bevor er sich umwandte und in der Dunkelheit verschwand. Die Wiederständler jubelten ihm noch lange nach und verließen schließlich die Halle mit neuem Mut. Bald würde ihre Zeit kommen und der Pharao würde sterben.
 

Völlig erschöpft ließen sich Atticus, Zane, Alexis und Jaden am Abend ins Bett fallen. Obwohl sie nun schon einige Wochen die Schrift der Ägypter studierten und dabei große Fortschritte machten, gönnte Chronos ihnen keine ruhige Minute. Er hatte, nachdem sie nun endlich über ein gewisses Grundvokabular verfügten, befohlen, dass sie in verschiedene Provinzen reisen und dort einige Verwaltungsaufgaben erfüllen müssten, bevor er sie zur Abschlussprüfung der Schreiber zuließ. Besonders hart hatte es, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, Jaden getroffen. Er musste bis nach Theben reisen, um dort die Verwaltung der Getreidespeicher zu prüfen. Schon alleine der Weg war lang und gefährlich. Der junge Slyfer vermutete, dass Chronos, wie sein Abbild aus der Neuzeit, einen gewissen Groll gegen ihn hegte und ihn deshalb so weit schickte, in der Hoffnung, ihm würde auf der Reise etwas zustoßen. Aber ändern konnte er es sowieso nicht. Aber es gab ja auch einen Hoffnungsschimmer: Alexis hatte sich bereiterklärt, ihn zu begleiten, da sie die Aufgaben als Team lösen mussten. Eigentlich hatte sie ja mit ihrem Bruder nach Tanis reisen wollen, aber aus irgendeinem Grund hatte sie sich dann umentschieden. Dabei hatte sie das Delta des Nils doch eigentlich unbedingt sehen wollen. Jaden vermutete einen Streit der Geschwister als Ursache, lag jedoch weit daneben.

Am nächsten Morgen trafen sie sich dann im Hafen. Atticus und Zane bestiegen ein Schiff, das in nördliche Richtung fahren würde, während Alexis und Jaden sich an Bord eines Handelsschiffes begaben, dass flussaufwärts fahren würde. Syrus, Bastion und Chazz waren auch gekommen, um ihren Freunden eine gute Reise zu wünschen. Etwas abseits standen auch Atemu und Mana, die ihnen lächelnd nachwinkten, bis die Schiffe den Hafen verlassen hatten und am Horizont verschwanden.

Mana kam zu Syrus hinüber, der Tränen in den Augen hatte. Sie umarmte ihn vorsichtig. „Sei nicht traurig, Sy! Die kommen bestimmt bald wieder! Außerdem haben wir, umso mehr Zeit für uns, umso länger sie wegbleiben!“, grinste sie ihn an. Syrus konnte seinen Blick noch immer nicht von den immer kleiner werdenden Schiffen lösen, nickte jedoch. „Ja, du hast ja Recht, aber ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl.“ „Mach dir keine Sorgen!“ Mana nahm die Hand des Türkishaarigen und zog ihn sanft vom Hafen weg.

Alexis stand am Bug des Schiffes und ließ sich den Wind durch die Haare wehen, während sie die Umgebung beobachtete, die ihr fremd war. Nur ein schmaler Streifen am Rande des Nils war grün, dahinter erstreckte sich die endlose Wüste. Der Himmel war strahlend blau, aber der Wind blähte die Segel, so dass sie eine relativ schnelle Fahrgeschwindigkeit hatten. Eigentlich hatte sie ja mit Atticus ins grüne Delta fahren wollen, aber irgendwie hatte sie es im letzten Moment doch vorgezogen, nach Theben zu reisen. Sie hatte schon so viel über diese Stadt gehört und wollte sie unbedingt einmal besichtigen. Das redete sie sich wenigstens ein. In Wirklichkeit hatte sie es nicht ertragen können, sich vorzustellen, Jaden so lange nicht zu sehen. Vorsichtig blickte sie sich um und entdeckte ihn einige Meter hinter sich. Er redete gerade mit dem Kapitän des Schiffes.

Alexis lächelte. Sie hatten sich beide inzwischen daran gewöhnt, die ägyptischen Sachen zu tragen. Das feine Leinen war nicht nur bequem, sondern auch luftig genug, so dass es in der Hitze keine Last wurde. Jaden trug einen ganz normalen Schurz. Sein feines Gewand mit dem Hemd und den Verzierungen hatte er eingepackt. Dementsprechend braungebrannt war inzwischen sein Oberkörper und Alexis musste sich zusammenreißen, um ihn nicht die ganze Zeit über anzustarren.

Sie wandte sich wieder um und starrte gedankenverloren auf die Wellen, als sich plötzlich von hinten zwei Hände auf ihre Schultern legten und sie zusammenzucken ließen. „Hab ich dich erschreckt? Tut mir Leid!“, grinste Jaden sie an. „Das tut dir überhaupt nicht Leid!“, gab sie zurück und wandte sich halb zu ihm um. „Ich bin echt gespannt, was uns in Theben erwartet“, meinte sie nach einer Weile. Jaden hatte sich inzwischen neben ihr auf die Reling gestützt und sah auch auf das grünliche Wasser. „Ich auch. Mich würde vor allem interessieren, was die anderen Studenten an der Akademie inzwischen machen. Ich meine, wir sind ja nun schon eine ganze Weile weg, oder? Ob sie nach uns gesucht haben?“ „Ich weiß nicht“, meinte sie kurz und dachte etwas traurig an ihre Freundinnen Mindy und Jasmin. Sie standen noch eine Weile so nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach, bis schließlich die Sonne unterging und sie zum Essen gerufen wurden.
 

So, das war es für dieses Mal auch schon wieder. Hoffentlich hat es euch gefallen. Ich würde mich auf jeden Fall wieder über ein Kommi von euch freuen!^^

Heal

Eure Asuka

Der schwarze Skorpion

Hi Leute! Ich hab mal wieder ein neues Kapitel für euch. Ich hoffe, es gefällt euch wieder und ihr kommentiert auch fleißig^^

Heal

Eure Asuka
 

Der schwarze Skorpion
 

Rasch verbreitete sich die Nachricht an Bord des Schiffes und schon bald sahen sich Alexis und Jaden von vielen Leuten umringt, die unbedingt wissen wollten, wie nahe sie dem Pharao standen und wie dessen Charakter war. Die beiden wussten erst nicht recht, was sie von dem plötzlichen Ansturm halten sollten, beantworteten dann jedoch geduldig die vielen Fragen, so weit es ihnen angebracht erschien. Auch der Kapitän gesellte sich zu ihnen und bot ihnen schließlich eine Kabine an, die eigentlich nur Gesandten oder anderen wichtigen Personen vorbehalten war. Die anderen Fahrgäste mussten mit den Matrosen zusammen in einem großen Raum schlafen oder es sich an Deck bequem machen.

Alexis bedankte sich höflich bei dem Mann, bevor sie sich schließlich, kurz vor Mitternacht, von den Neugierigen verabschiedeten, um in die Kabine zu gehen. Zu ihrem großen Erstaunen stellte sich diese als äußerst geräumig heraus und verfügte über zwei Schlafstätten an den gegenüberliegenden Seiten. Sie waren mit Leinentüchern bedeckt und am Kopfende standen die für die Ägypter typischen Kopfstützen. Auch sonst war der Raum für ein Schiff in dieser Zeit gut ausgestattet. Es gab einen kleinen Extraraum, in dem sich auch ein Schreibtisch befand. In einer Nische der Wand stand eine kleine Barke mit der Statue des Gottes Hapi. Er stand eng mit dem Nil in Verbindung und wurde vor Schifffahrten um seinen Segen gebeten. Alexis ging in den kleinen Nebenraum und zog sich ihr Nachtgewand über. Dann legten sich beide schlafen, während das Schiff, entgegen der normalen Gewohnheiten, auch des Nachts weitersegelte.

Nach einigen Wochen an Bord hatten sich die Studenten an den Tagesablauf gewöhnt, sehnten jedoch auch einen Landgang herbei. Als sie erfuhren, dass sie in einem Hafen Halt machen würden, um ihre Trinkwasservorräte aufzufüllen, baten sie den Kapitän darum, einen halben Tag lang das Schiff verlassen zu können. Da einige Kaufleute auch auf den Markt der Stadt Qena wollten, um neue Waren einzukaufen, waren sie sich schnell einig. Gegen Abend sollte das Schiff dann wieder in See stechen. Alexis und Jaden verließen als erste das Schiff und genossen das Gefühl, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Obwohl sich das Schiff als Transportmittel angeboten hatte und keineswegs unbequem war, war es doch schön, den Sand unter sich zu spüren. Die beiden Studenten entschieden sich, in das Zentrum der kleinen Stadt zu gehen und sich den Markt anzuschauen.

Auf diese Gelegenheit hatte der Syrer nur gewartet. Seit ihrer Abreise aus Memphis hatte er die beiden Fremden, die mit dem Pharao befreundet waren, nicht aus den Augen gelassen. Alle Freunde Atemus mussten beseitigt werden. Das würde langsam aber sicher seine Seele, sein Ka, angreifen, das durch mächtige Zauber geschützt war. Sollte es den Widerständlern gelingen, diese Barrieren zu überwinden, sollte es ein Leichtes sein, dem Pharao direkt zu schaden und ihn zu beseitigen. Natürlich wäre es purer Selbstmord gewesen, auf dem Schiff etwas gegen sie zu unternehmen. Die Spuren hätten zu deutlich auf ihn als Täter gedeutet und schon nach einer oberflächlichen Prüfung wäre er als Verräter enttarnt worden. Trotzdem: Jetzt war die Gelegenheit günstig und Bakura würde sicherlich zufrieden mit ihm sein, sollte er es schaffen, die Mission der Fremden zu vereiteln. Der Syrer folgte Jaden und Alexis also. Er kannte in dieser Stadt einige Menschen, die den Widerstand unterstützten und ihm war auch der Name eines Apothekers bekannt, der sich mit Skorpionen und Schlangen auskannte. Ein hämisches Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus, während er sich auf den Weg zu diesem machte.

Jaden und Alexis hatten sich den Vormittag über die Umgebung der Stadt angesehen. Dann hatten sie sich in einen hübschen kleinen Garten gesetzt und dort ihr Mittag verspeist und sich ausgeruht. „Wollen wir noch einmal über den Markt schlendern und dann zurück zum Schiff?“, fragte Alexis schließlich und schaute Jaden fragend an. „Warum nicht?“, antwortete dieser und lächelte. <Ich bin echt froh, dass Lex sich bereit erklärt hat, mit nach Theben zu kommen.> Die zwei machten sich also wieder auf den Weg. An einem Stand mit verschiedenen Schmuckstücken und Amuletten blieb die Blondhaarige stehen und schaute sich die einzelnen Gegenstände genauer an. „Was ist denn Lex? Kommst du?“, drängelte der Braunhaarige und blieb auch stehen. Als er keine Antwort bekam, ging er zurück und schaute sich die Schmuckstücke an. Sicher, sie waren schön gearbeitet, aber warum Alexis so lange hier verweilte, konnte er nicht nachvollziehen. „Ist das nicht wahnsinnig toll?“, fragte sie schließlich. „Ähm…na ja…was denn?“ „Ich meine, dass wir hier sind! Solche Stücke habe ich sonst nur im Museum gesehen! Man wusste nichts darüber, außer dass sie vielleicht irgendjemandem mit ins Grab gegeben worden sind! Aber jetzt können wir hier sehen, wer diese Arbeiten gefertigt hat und wie sie verkauft wurden. Ich finde das wahnsinnig spannend!“, meinte die Blondhaarige und sah ihn strahlend an. Jaden musste unwillkürlich lächeln. „Ja, da hast du Recht. Ich hab das bis jetzt gar nicht so gesehen.“ Er ließ seinen Blick wieder über den Schmuck schweifen. „Na komm“, meinte Alexis dann und drehte sich entschlossen um. „Geh doch schon mal vor, ja? Ich komme gleich nach!“, erwiderte Jaden und grinste sie an. Die Obeliskin warf ihm einen fragenden Blick zu, zuckte dann jedoch mit den Schultern und ging voraus.

Jaden hatte Alexis noch einen Moment nachgesehen und sich dann wieder umgedreht. Sein Blick ruhte auf einem Pektorale, dass aufwändig aus Gold, Karneol, Lapislazuli und Türkis gearbeitet war. Das Zentrum des Schmuckstückes bildete das Ankh, das für das Leben stand. Es wurde von zwei Flügeln flankiert, die zum Schutz des Trägers dienen sollten. Auch das heilige Wedjat war dargestellt. „Interessieren Sie sich dafür?“, fragte die Frau, die den Schmuck verkaufte. Jaden nickte. „Das ist wirklich eine sehr schöne Arbeit. Ihr wohnt ein starker Schutzzauber inne, der jedoch nur richtig wirkt, wenn man das Schmuckstück an eine Person verschenkt, die einem sehr wichtig ist. Wenn nicht, kann sich der Zauber umkehren.“ Die Frau schwieg eine Sekunde und betrachtete Jaden neugierig, dessen Blick noch immer auf dem Schmuckstück ruhte. „Außerdem ist es sehr teuer, zwei Goldstücke“, fügte die Frau noch hinzu. Jaden überlegte kurz, dann sah er die Frau an. „Okay.“ Der Braunhaarige legte das Geld auf den Tisch und grinste. <Ich glaube, das war eine gute Entscheidung. Lex ist mir wichtig und ich will ihr das auch irgendwie zeigen.> Er verstaute das Pektorale in einer Tasche, die er mitgenommen hatte und wollte gerade Alexis nachgehen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung an seiner Hand wahrnahm. Dann fühlte er einen stechenden Schmerz und ihm wurde augenblicklich schwarz vor Augen. Er sackte zusammen. Die Schmuckhändlerin stieß einen spitzen Schrei aus, als sie den Skorpion entdeckte, der auf der Tischplatte herumkrabbelte.

Alexis war noch nicht weit gekommen, als sie einen Schrei hörte, der sie herumfahren ließ. Irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl. <Jaden!> Beunruhigt rannte sie den Weg zurück. Schon von weitem konnte sie die Menschentraube sehen, die sich um den Stand bildete, vor dem sie bis gerade eben gestanden hatten. Dann entdeckte sie eine Person, die reglos auf dem Boden lag. <Oh nein! Bitte nicht!> Sie beschleunigte ihre Schritte noch etwas und drängelte sich rücksichtslos durch die Menschenmasse. Als sie den braunen Haarschopf erkannte, musste sie mit aller Kraft ein Schluchzen unterdrücken. Sie ließ sich neben Jaden auf den Boden sinken und nahm seine Hand. Obwohl noch nicht viel Zeit vergangen sein konnte und die Sonne unerbittlich schien, war sie eiskalt. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er atmete schnell. Alexis fühlte seinen Puls. Er raste.

„Was ist denn passiert?“, versuchte die Blondhaarige ihren Freund anzusprechen, aber er reagierte nicht. „Ich glaube, er ist von einem Skorpion gestochen worden“, antwortete stattdessen die Händlerin. „Ich habe einen schwarzen Skorpion auf dem Tisch gesehen.“ „Können wir ihm denn nicht irgendwie helfen?“, fragte Alexis mit einem Anflug von Panik in ihrer Stimme. „Die Hohepriesterin des Tempels der Göttin Mut in Theben könnte ihm eventuell helfen. Ihr Name ist Peseschet und sie gilt als ausgezeichnete Ärztin.“ „Aber bis wir in Theben ankommen ist Jaden längst tot!“, widersprach Alexis. „Sie weilt aber zur Zeit in Qena. Ich glaube, sie besucht einige Patienten“, wusste eine andere Frau zu berichten. „Ja. Ich habe sie vor einer halben Stunde gesehen!“, ergänzte ein Mann. „Wenn ihr wollt, bringe ich euch zu ihr!“ Dankend nahm Alexis das Angebot an und zusammen mit ein paar anderen Leuten, die ihre Hilfe angeboten hatten, schafften sie den bewusstlosen Jaden zu einem Haus im vornehmen Viertel der Stadt. Als sie dort ankamen, verließ eine ältere Frau gerade das Haus. „Das ist sie!“, meinte der Mann und beschleunigte seine Schritte. „Warten Sie, bitte!“, rief Alexis und rannte das letzte Stück. Die Frau drehte sich erstaunt um. Sie schien schon an die Sechzig zu sein, aber sie wirkte weder alt noch gebrechlich, wie andere Frauen in diesem Alter. „Was kann ich für euch tun?“, fragte sie, als sie die Gruppe bemerkte, die sich ihr näherte. „Es geht um einen Freund von mir. Er ist krank. Wir glauben, dass er von einem Skorpion gestochen wurde!“ Alexis erzählte der Frau alles, was sie wusste und redete dabei so schnell, dass sie dann erst einmal nach Luft schnappen musste. Peseschet schaute sie einen Moment lang fast belustigt an, doch dann kehrte die Sorge in ihren Blick zurück und sie wandte sich Jaden zu. Die Ägypter hatten ihn inzwischen im Schatten eines Hauses gegen die Wand gelehnt. Er war kreidebleich und kalt, trotzdem hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet. Die alte Frau ging auf ihn zu und kniete sich neben den jungen Slyfer. Dann fühlte sie seinen Puls und ihr Blick verfinsterte sich noch.

„Ein außergewöhnlich starkes Gift. Solche Skorpione gibt es hier in der Gegend gewöhnlich nicht und schon gar nicht am helllichten Tag auf einem Markt. Wir benötigen sofort das Gegengift, sonst stirbt der Junge!“, lautete ihre präzise Einschätzung, die Alexis fast das Herz stehen bleiben ließ.

Auf Anordnung der Priesterin brachten sie Jaden in einen kleinen Tempel der Göttin Mut, der am Stadtrand lag. Er wurde in ein kleines Zimmer gebracht, das Alexis irgendwie an eine antike Praxis erinnerte. Überall waren Bücher verteilt oder standen ordentlich in Regalen. Dazu gab es noch jede Menge kleine Töpfe und Näpfe, die alle fein säuberlich beschriftet waren. Dann wurden die anderen Bewohner der Stadt aus dem Zimmer bugsiert, nur Alexis durfte bleiben. „Hier! Flöße ihm das Wasser vorsichtig ein! Wir müssen auf jeden Fall dafür sorgen, dass das Gift verdünnt wird und so nicht ganz so schnell wirkt!“, wies Peseschet Alexis an. Die Blondhaarige setzte sich neben Jaden, der inzwischen auf einem Bett lag, auf einen Schemel und setzte ihm die Wasserschale vorsichtig an die Lippen.

Die Ärztin schaute einen Moment lang zu und nickte dann zufrieden. Anschließend fuhr sie mit der Untersuchung fort und blätterte in ein paar Büchern, bis sie das richtige Rezept gefunden hatte. Sie nahm einem Mörser und ein Pistill zur Hand, zerkleinerte verschiedene getrocknete Blätter und vermengte sie mit verschiedenen anderen Zutaten. Dann benutzte sie das Pulver als Ausgangsstoff für einen Tee und reichte Alexis die dampfende Schale. „So. Mehr kann ich erst einmal nicht für ihn tun. Das verhindert, dass das Gift noch mehr Schäden anrichtet, heilen kann ihn nur ein Zauber. Ich werde einige Priesterinnen benachrichtigen, dass sie alles dafür notwendige heraussuchen sollen. Wir müssen ihn auf jeden Fall so schnell wie möglich zum Tempel der Göttin Mut in Theben bringen. Sie ist die friedvolle Verkörperung der Göttin Sechmet und damit hat sie die Macht, Krankheiten zu vertreiben.“ „Wir wollten sowieso nach Theben. Im Hafen liegt ein Schiff. Mit dem könnten wir doch sicherlich schnell dorthin gelangen, oder?“, fragte Alexis besorgt. „Gut. Wir werden das Schiff nehmen. Trotzdem wird es noch ein paar Tage dauern, bis wir dort sind und so lange müssen wir auf die Zauber vertrauen.“ Mit diesen Worten verließ die Ärztin den Raum und ließ eine verzweifelte Alexis zurück.

Peseschet kehrte in Begleitung einiger anderer Frauen bald zurück. Diese halfen ihnen, Jaden in den Hafen zu bringen. Als das Schiff in Sichtweite war, kam auch schon der Kapitän auf sie zugeeilt und half ihnen, den immer noch bewusstlosen Slyfer in die Kabine zu bringen. Nach einer kurzen Erklärung legten sie so schnell wie möglich ab und nahmen Kurs auf die Mitte des Nils. Der Kapitän meinte, dass es mit günstigem Wind etwa drei Tage dauern würde, bis sie Theben erreichten.

Peseschet holte einige Amulette aus ihrer Tasche. „Hier!“ Alexis nahm sie entgegen und blickte die alte Frau dann fragend an. „Das ist der Zauber von dem ich gesprochen habe“, erklärte die alte Frau, als sie den Blick bemerkte. „Es gibt dabei nur ein Problem. Die Beschwörungsformeln, die den Zauber erst wirksam machen, müssen von einer ganz bestimmten Person gesprochen werden.“ „Und von wem?“, hakte die Blondhaarige etwas genervt nach. Sie glaubte nicht, dass irgendwelche Zauber Jaden retten könnten und hatte dementsprechend fürchterliche Angst, ihn zu verlieren. „Nun ja, es muss eine Peron sein, die ihn aufrichtig liebt.“ Eine Weile herrschte Schweigen. „Und wo sollen wir diese Person jetzt herbekommen? Dann hätten wir doch gar nicht so lange auf diesen Zauber warten müssen, wenn wir ihn jetzt doch nicht anwenden können!“, empörte Alexis sich. Peseschet sah sie mit durchdringendem Blick an. „Der Junge ist dir doch wichtig, oder?“ „Ja na und? Was soll das? …Moment mal! Ich…Jaden ist ein guter Freund, aber ich bin nicht in ihn verliebt!“ Die Blondhaarige konnte ihren Zorn nur schwer verhehlen, schließlich hatte sie im Moment wirklich andere Sorgen, als mit dieser alten Frau zu diskutieren. Die Ärztin schüttelte zaghaft den Kopf, wobei sie Alexis nicht aus den Augen ließ, die inzwischen rot geworden war. „Na wenn das so ist…wird er wohl sterben. Hier. Falls du es dir anders überlegst, musst du nur diesen Text hier lesen. Du solltest dir aber sicher sein, sonst wird die Beschwörungsformel das Gift nur stärker wirken lassen. Ich werde mich jetzt ausruhen.“ Die alte Frau stand auf. „Aber das kann doch nicht Ihr Ernst sein? Jadens Leben ist in Gefahr und sie geben auf, nur weil ich ihn nicht liebe? Das ist doch absurd!“ „Ich kann nicht mehr für ihn tun. Nur du könntest ihm noch helfen. Ich behandle seit mehr als dreißig Jahren meine Patienten und muss auf jede Auffälligkeit ihres Verhaltens achten. Meinst du, da kann man mich so leicht täuschen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber gut. Du bist stur. Ich gebe dir nur einen Rat, für dein weiteres Leben, in dem du auf einen guten Freund verzichten müssen wirst: Du kannst dich selbst belügen, aber dein Herz belügt dich nie!“ Mit diesen Worten schloss die Alte die Tür hinter sich und ließ Alexis alleine zurück.
 

So, das war es auch schon wieder. Tja, ganz schön verfahrene Situation, oder? Ob Jaden das Ganze übersteht, erfahrt ihr im nächsten Kapitel^^ Ich freue mich auf eure Kommis!

Wichtig!

Das nächste Mal kann ich euch wahrscheinlich nicht Bescheid sagen, dass ein neues Kap online ist. (Nähere Infos: siehe Weblog)

Heal

Eure Asuka

Dein Herz belügt dich nie!

So, hier kommt das nächste und vor dem Urlaub letzte Kap meiner FF. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr schreibt mir wieder liebe Kommis! *sich schon drauf freut* Auch vielen Dank für die bisherigen Kommis. Ihr seid einfach superlieb! Lange Rede, kurzer Sinn: Macht weiter so und jetzt viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Dein Herz belügt dich nie!
 

Tränen der Wut und der Verzweiflung traten Alexis in die Augen. Wollte diese Frau damit also wirklich behaupten, dass es ihre Schuld wäre, wenn Jaden sterben würde? Nur weil sie ihn nicht liebte? Was sollte sie denn machen? Wo nichts war, konnte nicht einfach auf Befehl etwas sein. <Du kannst dich selbst belügen, aber dein Herz belügt dich nie!>, hallten die Worte in ihrem Kopf wider. <Du hast dich in Jaden verliebt, stimmt`s?>, hörte sie die Stimme ihres Bruders. <Nein, habe ich nicht!>, hielt sie in Gedanken dagegen, seufzte dann aber. <Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Jaden stirbt und ich führe imaginäre Streitgespräche mit meinem Bruder!>, schalt sie sich selbst. Sie blickte auf und betrachtete Jadens Gesicht. Er war noch immer bewusstlos und wenn sein Gesicht nicht so weiß gewesen wäre, hätte man fast annehmen können, er schliefe friedlich. Mit einem Mal konnte Alexis die Tränen nicht mehr zurückhalten und sie liefen über ihre Wangen. „Bitte, Jaden. Du darfst nicht sterben, hörst du? Was soll ich denn ohne dich machen? Du bist der Einzige, der mich immer zum Lachen bringt. Du bist der Einzige auf den ich mich immer verlassen kann. Du bist der Einzige, dem ich ohne zu zögern vollständig vertraue“, flüsterte sie und griff nach seiner Hand. Bildete sie sich das ein oder war sie noch kälter geworden? Fast war es, als wäre alles Leben aus seinem Körper gewichen. „Bitte! Lass mich nicht alleine!“, schluchzte sie. Wieder kamen ihr die Worte Peseschets in den Sinn. „Mein Herz belügt mich nie? Aber was sagt mir mein Herz?“, murmelte sie vor sich hin und schloss die Augen. Sie sah Jaden in Gedanken vor sich, wie er sie angelächelt hatte, kurz bevor sie sich getrennt hatten. Dann verblasste das Bild und machte einer nicht enden wollenden Dunkelheit, einer unbeschreiblichen Leere Platz. Sie fühlte sich einsam und verlassen.

„Bitte, Jaden. Du darfst nicht sterben! Ich würde das nicht ertragen, weil…weil…ich dich liebe“, flüsterte sie, während sie seine Hand drückte. Alexis erschrak selbst bei diesen Worten. <Seit wann empfinde ich so für ihn?> Alexis versuchte, den Gedanken zu verdrängen und griff stattdessen nach dem Stück Papyrus, das ihr Peseschet gegeben hatte. Ob es helfen würde?

„Majestät!“ Isis hatte die Tür zum Thronsaal aufgestoßen und eilte auf den Pharao zu. „Was ist, Isis?“, fragte Atemu alarmiert. Er hatte sich gerade mit einigen Würdenträgern über wichtige Bestimmungen unterhalten und schickte diese nun mit einer Handbewegung aus dem Raum. Als sie alleine waren, antwortete die Priesterin endlich. „Es geht um Jaden. Er ist auf der Reise vergiftet worden. Sein Leben hängt am seidenen Faden und wir können nichts für ihn tun. Alexis ist seine letzte Rettung!“ Der Pharao sah die Schwarzhaarige durchdringend an. „Was sagt dir deine Millenniumskette?“ „Das ist ja das Problem, Majestät! Ich sehe nichts, wenn ich nach der Zukunft suche! Es ist wie damals, als Bakura auftauchte!“ Der Pharao schwieg und dachte nach. „Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass Alexis es schaffen wird. Außerdem werde ich meine Truppen in Alarmbereitschaft versetzen lassen.“
 

„Ach, dass du zu uns kämest in deiner früheren Gestalt,

dass wir dich umarmen, ohne dass du uns entschwindest,

du Schöngesichtiger mit großer Liebe!

Komm doch in Frieden, du unser Herr, dass wir dich sehen,

dass die beiden Schwestern deinen Leib umfangen...

Du unser Haupt, wende dich zu uns!

Große Trauer herrscht unter den Göttern,

denn sie können den Weg nicht erfassen, den du nahmst.

Du junges Kind, dessen Zeit noch nicht war,

du sollst Himmel und Erde durchmessen in deiner einstigen Gestalt!

...

Komm doch eilends zu mir,

denn ich möchte dein Gesicht wiedersehen, das ich so lange nicht sah!

Für uns ist Finsternis hier in meinem Gesicht,

obwohl die Sonne am Himmel steht;

der Himmel ist mit Erde vermischt,

Schatten verbreiten sich jetzt in der Welt.

...

komm zurück zu mir, so wie du einst warst!“

(Original ägyptischer Text, Klage um Osiris)

Alexis sprach die Worte und währenddessen bahnten sich noch weitere Tränen den Weg über ihr Gesicht. Jaden lag noch immer reglos auf seinem Lager. Sein Atem ging flach und es schien, als bereitete ihm jeder Atemzug große Mühe. Die Blondhaarige war verzweifelt. Sicher, sie hatte von Anfang an nicht daran geglaubt, dass ein Zauber Jaden helfen könnte, aber ein Teil ihres Bewusstseins hatte sich bis zuletzt an diese verzweifelte Hoffnung geklammert. Jadens Körper zitterte. Alexis folgte einer plötzlichen Eingebung und setzte sich neben Jaden auf das Bett. Sie lehnte sich gegen die Wand und nahm Jadens leblosen Körper in den Arm. Ganz fest drückte sie ihn an sich, während sie noch immer die Worte vor sich hinsagte.

Sie wusste nicht, wie lange sie so gesessen hatte. Sie schien eingeschlafen zu sein, denn plötzlich war es dunkel im Zimmer. Irgendetwas hatte sie geweckt. Nur was? Alexis spürte eine Bewegung in ihren Armen. Sofort war sie hellwach. Sie beugte sich vorsichtig über Jaden, der auf einmal die Augen einen Spalt breit öffnete und sie ansah. „Lex? Wo bin ich? Was ist passiert?“ „Psst. Ruh dich aus. Du bist auf dem Schiff“, antwortete sie sanft und es wurde ihr gleichzeitig irgendwie unangenehm, dass sie ihn im Arm hielt, aber den Braunhaarigen schien das gar nicht zu stören. „Tut mir Leid...die Ärztin hat gesagt, ich soll deinen Kopf und dein Herz in erhöhter Position halten“, log sie schnell, um keine weiteren Erklärungen abgeben zu müssen. Der junge Slyfer lächelte sie nur sanft an, so dass Alexis nicht sagen konnte, ob er ihr nun glaubte oder nicht. „Danke, Lex, für alles“, flüsterte er und man konnte seiner Stimme deutlich entnehmen, wie schwer es ihm fiel, überhaupt etwas zu sagen. Obwohl es dunkel war, konnte Alexis eindeutig erkennen, wie blass er war. Der Braunhaarige schloss die Augen wieder und drehte den Kopf etwas, so dass er bequemer lag. Er kuschelte sich in Alexis Arme und schon nach kurzer Zeit hörte die Blondhaarige regelmäßige Atemzüge. Jaden war wieder eingeschlafen, wobei es ihm inzwischen etwas besser zu gehen schien. Ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Obeliskin aus. Wieder traten ihr Tränen in die Augen, aber diesmal waren es Tränen der Freude. Sie wusste, dass Jaden das Schlimmste überstanden hatte. Vorsichtig strich sie dem Schlafenden eine Haarsträne aus dem Gesicht.

Als Alexis am nächsten Morgen erwachte, merkte sie sofort, dass sie beobachtet wurde. Sie schaute sich im Zimmer um und entdeckte Peseschet, die Ärztin, die auf einem Stuhl in der Nähe der Tür saß und sie durchdringend ansah. Als Alexis merkte, dass sie Jaden immer noch im Arm hielt, wurde sie rot und wollte aufstehen, aber die Alte schüttelte nur stumm den Kopf. „Du hast meinen Rat also befolgt“, waren die knappen Worte der Ägypterin. Die Blondhaarige nickte zögernd, wobei noch immer ein Rotschimmer ihre Wangen zierte. „Gut“, erwiderte die alte Frau lächelnd und verließ die Kabine.

In den nächsten Tagen änderte sich an Jadens Zustand zunächst nur wenig. Er schlief die meiste Zeit, aber seine Gesichtsfarbe war nicht mehr so weiß und seine Hand war auch nicht mehr ganz so kalt. Alexis wich die ganze Zeit über nicht von seiner Seite. Als sie endlich in Theben anlegten, wurde sofort ein Bote zum Verwalter der Stadt gesendet, der ihnen einige Leute schickte, die die kleine Gruppe bis zum Tempel der Mut eskortierten. Dort wurde Jaden von einigen Priestern in Empfang genommen, die ihm mit ihrer Magie helfen sollten. Alexis war noch immer skeptisch, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als den Erfahrungen der Ägypter zu vertrauen.

Ungeduldig wartete die Blondhaarige darauf, zu erfahren, was nun mit Jaden war, aber sie musste sich in Geduld üben. Minuten vergingen und reihten sich aneinander zu Stunden, die Alexis noch viel länger vorkamen. Ihre tiefe Unruhe wuchs mit jedem Moment und schon bald konnte sie es nicht mehr ertragen ruhig zu sitzen oder zu stehen. Sie lief vor der massiven Holztür auf und ab und wartete vergeblich auf eine Nachricht über Jadens Zustand.

Dann endlich öffnete sich die Tür und Peseschet trat heraus. „Er muss noch ein paar Tage hier bleiben und sich auskurieren. Geh du bitte in den Palast des Provinzfürsten und benachrichtige ihn. Ich bin sicher, dass dort schon ein Zimmer für dich vorbereitet ist.“ Alexis wollte gerade widersprechen, aber die alte Frau schüttelte den Kopf. „Mach dir keine Sorgen. Es geht Jaden gut und wir werden auf ihn aufpassen. Du brauchst jetzt auch etwas Ruhe, sonst bist du diejenige, um die ich mir noch mehr Sorgen mache. Du kannst aber auch nicht hier im Tempel bleiben, da du keine Priesterin bist. Bitte versteh das.“ Sanft aber bestimmt schob die Alte Alexis in Richtung des Ausgangs.

Der Syrer war mit sich zufrieden. Nachdem er beobachtet hatte, wie Jaden zusammengebrochen war, hatte er sich noch einmal auf den Weg zu dem Apotheker gemacht. Der alte Narr hatte nicht einmal gefragt, wozu er den Skorpion benötigte. Als er nun die Tür auf das energische Klopfen hin öffnete und nach dem Tier verlangte, entschuldigte sich der Syrer scheinheilig. „Das verdammte Vieh hat mich gestochen und ist dann in der Wüste verschwunden!“, klagte er und hielt sich scheinbar den Arm. Der Apotheker beäugte ihn misstrauisch. „Komisch. Normalerweise könntest du dann jetzt nicht mehr stehen. Egal, ich werde dir vorsichtshalber das Gegengift geben.“ Der Mann wandte sich einem Regal zu und holte einen Topf hervor, der mit einer eklig riechenden Flüssigkeit gefüllt war. „Vielen Dank, aber ich glaube, das wirst du jetzt nicht mehr brauchen.“ Der Syrer stand plötzlich hinter dem Alten und zog einen Dolch. Mit einem geschickten Schnitt durchtrennte er die Kehle des Mannes. „Einfaltspinsel! Glaubst du wirklich, ich lasse dich am Leben, damit du allen erzählen kannst, dass ich den Skorpion zum Markt gebracht habe, damit er diesen Jungen sticht?“ Er lächelte kalt, während er dem Apotheker noch einen Tritt versetzte. Dann nahm er das Gegengift und verschüttete es. So weit er wusste, gab es keine anderen Apotheker in der Stadt und ohne dieses Mittel konnte dem Jungen nicht geholfen werden. Spätestens in zwei Tagen war er tot. Der Syrer verließ das Haus und erspähte einen Stall neben der bescheidenen Hütte. Er ging hinein und fand zu seinem Erstaunen ein gut gepflegtes Pferd. „Na das nenne ich doch mal Glück!“, rief er und sprang hinauf. <Als erstes werde ich jetzt Meister Bakura davon unterrichten, dass einer der Freunde des Pharaos tot ist. Und dann werde ich mich um das Mädchen kümmern.>

Er trieb das Pferd an und schon nach wenigen Minuten hatte er die Stadt hinter sich gelassen und war auf dem Weg nach Theben, wo sich Bakura gerade aufhielt.

Als er nach einigen Tagen ununterbrochenen Rittes dort ankam, machte sich der Syrer sofort auf den Weg zum Versteck des Diebes. Er wollte keine unnötige Zeit verlieren und seinem Herrn sofort Auskunft über die Geschehnisse geben. Er wurde auch gleich, nach einer eingehenden Untersuchung auf versteckte Waffen in einen weiteren Raum geleitet und stand vor Bakura, der etwas erhöht auf einem prächtig gearbeiteten Stuhl aus Sykomorenkolz saß. „Verneige dich vor dem zukünftigen Pharao Ägyptens!“, rief einer der beiden Wächter, die ihn hierher geleitet hatten und ihn nicht aus den Augen ließen. Der Syrer gehorchte. „Majestät, ich habe Euch etwas wichtiges mitzuteilen!“ „Sprich!“ „Ich war auf einem Schiff, um vom Delta hierher zu gelangen. In Memphis bestiegen zwei junge Leute das Boot. Sie waren Freunde des Pharaos. Die Leute meinten, sie hätten sicher eine wichtige Mission zu erfüllen.“ „Und?“, schnitt Bakura ihm das Wort ab. „Was soll das? Meinst du, es interessiert mich, was die Leute sagen?“ „N-nein, sicher nicht, aber ich habe in ihren Sachen einen Papyrus mit dem Siegel Atemus gefunden. Sie sind in seinem Auftrag unterwegs!“ „Und? Was bringt mir diese Information, wenn du sie jetzt aus den Augen verloren hast und sie ihre Mission erfüllen können?“ „Das ist es ja! Sie können ihre Mission nicht erfüllen, zumindest nicht wie geplant! Einer der beiden ist tot und um das Mädchen will ich mich, mit Eurer Erlaubnis, heute Nacht kümmern! Sie befindet sich hier, in Theben, im Palast des Fürsten.“ Zum ersten Mal zeigte sich auf Bakuras Gesicht ein eisiges Lächeln.

„Gut. Kümmere dich darum!“ Als der Syrer gegangen war, gab er einer seiner Wachen ein Zeichen. „Du verfolgst ihn. Sollte er es schaffen, tötest du ihn, bevor er den Palast wieder verlässt. Man darf seine Spur nicht zu uns zurückverfolgen!“ Die Wache nickte knapp und verließ dann mit dem anderen Mann zusammen den Raum. Als sich die Tür geschlossen hatte, trat eine weitere Gestalt hinter einem Vorhang hervor. „Du gehst ja nicht gerade sparsam mit deinen Mitarbeitern um, Bakura!“ „Für Schwächlinge und Plauderer habe ich eben keine Verwendung. Sie sind zu gefährlich. Das müsstest du doch wissen, Seth!“ Der Angesprochene trat aus dem Schatten hervor. „Ich bin wirklich überrascht, dass du dich mir so schnell angeschlossen hast, Seth. Nach unserem letzten Treffen dachte ich, du wärst ein Freund des Pharaos und würdest ihn nicht verraten.“ Bakura lehnte sich zurück und lachte. „Tja, ich verliere nun mal nicht gerne. Und schon gar nicht gegen diesen Pharao, der es nicht einmal schafft, das Land mit der nötigen Strenge zu regieren. Es bleibt also bei unserer Abmachung? Ich helfe dir und wir teilen Ägypten nach Atemus Tod unter uns auf!“ Bakura nickte. Natürlich hatte er nicht vor, sich an ein albernes Versprechen zu halten, aber das musste Seth ja noch nicht gleich erfahren, nicht, so lange er noch ein brauchbarer Helfer war. Dann würde sich schon jemand seiner annehmen.
 

Ja, ja, ganz schön hinterlistig der liebe Bakura. Das nächste Mal lest ihr dann, ob Alexis den Angriff des Syrers übersteht. Ihr könnt ja raten^^

Heal

Eure Asuka

PS: SCHÖNE FERIEN!^^

Todgeglaubte leben länger

So, nachdem ich jetzt wieder da bin habe ich auch gleich das nächste Kapitel für euch^^ Ich hoffe, es gefällt euch und ihr schreibt mir wieder was^^ Vielen Dank übrigens auch für die Kommentare für die bisherigen Kaps!!

Heal

Eure Asuka
 

Todgeglaubte leben länger
 

Peseschet hatte Recht behalten. Alexis hatte es erst nicht zugeben wollen, aber sie war ziemlich erschöpft gewesen. Nachdem sie im Palast angekommen war und ihre Geschichte erzählt hatte, erwies sich der Provinzfürst als äußerst verständnisvoll. Er ließ sie sofort in ein Zimmer bringen, damit sie sich erst einmal erholen konnte. Alles weitere würde sich schon ergeben. Sie hatte sich auf ihr Bett fallen lassen, war sofort eingeschlafen und erst am späten Nachmittag des folgenden Tages wieder aufgewacht. Auch die nächsten Tage verbrachte sie sehr ruhig, indem sie sich im Palastgarten aufhielt oder durch die Stadt spazierte.
 

Der Syrer hatte sich sofort in die Nähe des Palastes begeben, um diesen zu observieren. Seit mehreren Stunden harrte er nun schon hier aus und beobachtete das Kommen und Gehen. Als es dunkel wurde, hatte er endlich einen Plan gefasst. Er hatte eine Lücke in der Bewachung entdeckt. Geschickt sprang er hoch, bekam einen Vorsprung der massiven Mauer zu fassen und zog sich hoch. Er duckte sich in den Schatten, den ein Wachturm warf und spähte in den Innenhof. Als er sicher war, dass sich dort niemand befand, ließ er sich hinuntergleiten und huschte, sich immer im Dunkeln haltend, durch den Hof. Er erreichte eine Tür und öffnete sie leise. Dann betrat er den dahinter liegenden Raum. Wie erwartet befand er sich in einer Vorratskammer, die mit Töpfen, Körben und Lebensmitteln gefüllt war. Er packte einige Dinge in einen Korb und betrat dann durch eine weitere Tür einen langen Gang.

„Hey! Was machst du da?“ Die Stimme ließ ihn im ersten Moment leicht zusammenfahren, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. „Ich habe hier ein Präsent für die junge Frau, die bei unserem verehrten Fürsten zu Gast ist. Leider habe ich mich verlaufen. Wo ist noch gleich ihr Zimmer?“ Er lächelte den Mann an, der ihm den Weg versperrte. Dieser erwiderte das Lächeln. „Ja, ja. Verstehe schon. Du bist neu hier, nicht?“ Der Syrer nickte nur. „Also: Du gehst hier die Treppe hoch und folgst dem Gang um zwei Ecken. Das linke Zimmer ist es dann. Aber klopfe ja an! Der Fürst schätzt Unhöflichkeit nicht besonders!“, gab ihm der Mann noch mit einem Nicken zu verstehen und ging dann an ihm vorbei in die Vorratskammer. Der Syrer seufzte erleichtert und machte sich auf den Weg. Als er vor der besagten Tür stand, stellte er den Korb ab und zog seinen Dolch. Dann drückte er die Türklinke hinunter.
 

Alexis hatte das Abendessen zusammen mit dem Fürsten eingenommen. Er war wie immer sehr freundlich zu ihr gewesen und hatte viel Verständnis dafür gehabt, dass sie nicht viel gesprochen hatte. Er hieß Armeni und war ein enger Vertrauter des Pharaos. Armeni hatte ihr sogar erlaubt, die Arbeit, die sie hier verrichten sollte, noch so lange warten zu lassen, bis es Jaden wieder besser ging.

Nun stand die Blondhaarige in ihrem Zimmer. Richtig müde war sie noch nicht. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Jaden. Sie trat zum Fenster und schaute in den sternenüberdeckten Himmel. <Wie es ihm wohl geht?> Sie stützte sich auf das Fensterbrett und war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht einmal merkte, wie sich die Tür hinter ihr langsam öffnete und ein breitschultriger Mann eintrat. Er hatte einen Dolch in der Hand, der im Mondlicht gespenstisch schimmerte. Langsam bewegte er sich auf Alexis zu.

<Na also. Einfacher geht es ja fast gar nicht!> Der Syrer tastete sich Schritt für Schritt vorwärts, darauf bedacht, kein unnötiges Geräusch zu verursachen. Erst, als er genau hinter seinem Opfer stand, hob er den Dolch, den er in seiner Hand gehalten hatte. Den anderen Arm schlang er blitzschnell um Alexis und presste ihr die Hand auf den Mund, so dass sie nicht schreien konnte.

Alexis riss erschrocken die Augen auf, als sie plötzlich von hinten gepackt wurde. Sie wollte schreien, doch eine Hand wurde unerbittlich auf ihren Mund gedrückt und damit jeder Laut erstickt. Sie versuchte verzweifelt, sich zu wehren und trat dem Mann gegen das Schienbein, so dass er leise fluchte. In der gleichen Sekunde versuchte sie, ihm den Ellenbogen in die Rippen zu rammen, aber in diesem Moment erschien ein Dolch vor ihren Augen und funkelte bedrohlich im matten Licht. „Ganz ruhig, oder du machst sofort mit meinem Messer Bekanntschaft!“ Alexis nickte nur. „Dann beantworte mir jetzt eine Frage: Wie lautet euer Auftrag?“ Alexis hatte panische Angst, aber sie zweifelte nicht einen Moment daran, dass der Mann sie so oder so umbringen würde. „Von mir erfährst du gar nichts!“, presste sie leise hervor. Da sie immer noch mit dem Rücken zu ihrem Angreifer stand, konnte sie das gefährliche Aufblitzen in seinen Augen nicht sehen. Sie spürte, wie er seine Muskeln anspannte. „Mach keinen Scheiß und antworte mir!“, zischte er mit mühsam unterdrückter Wut.

Alexis spürte, wie sich das kalte Metall des Dolches auf ihre Haut legte und nur darauf wartete, sie zu zerschneiden. Sie zitterte. „Nein!“, sagte sie noch einmal entschieden und schloss die Augen. Sie würde jetzt sterben.

Der Mann umfasste den Griff des Messers noch fester und holte aus, um sein Opfer zu

töten, doch plötzlich ertönte ein schepperndes Geräusch und er verharrte in der Bewegung. Die Waffe fiel ihm aus der Hand. Sie landete klirrend auf dem Steinboden. Alexis spürte, wie sich der eiserne Griff, der sie gefangen hielt lockerte. Erstaunt drehte sie sich um und sah, wie ihr Angreifer zu Boden fiel. Um ihn herum lagen viele Tonscherben, die wohl von einem zerbrochenen Krug stammten. Die Blondhaarige hob ihren Blick und sah eine weitere Gestalt im Dunkeln stehen. Sie trat einen Schritt nach Vorne und das Mondlicht erhellte das Gesicht. Alexis Augen weiteten sich vor Freude, als sie die Person erkannte. „Jaden! Was machst du denn hier?“, rief sie und fiel ihm um den Hals. „Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht!“ „Hey, Vorsicht! Du erwürgst mich ja!“, lachte der Braunhaarige und wurde etwas rot. Alexis lockerte ihren Griff etwas, umarmte ihn aber immer noch. „Danke. Das war Rettung in letzter Sekunde.“ Sie zitterte noch immer und ihr Herz schlug schnell, was aber zum Teil auch an Jadens Nähe lag. Vorsichtig legte dieser die Arme um sie und strich ihr sanft über die Haare. „Ich musste mich doch revanchieren.“ Er lächelte sie an. Alexis hob den Kopf etwas und sah ihm direkt in die schokoladenbraunen Augen. Sie hätte in diesen versinken können, auch wenn das keineswegs der richtige Moment dafür war. Es interessierte sie nicht. Sie vergaß alles um sich herum. Alles, was zählte, war, dass Jaden bei ihr war und dass es ihm gut ging. Ihr Herz raste und wieder wurde ihr warm. In ihrem Bauch kribbelte es angenehm.

„Jaden...ich...“, setzte sie an, doch in diesem Moment erklang ein schmerzerfülltes Keuchen hinter ihr. Blitzschnell drehte sie sich um und entdeckte den Mann, der sie angegriffen hatte. An seiner Stirn klaffte eine blutende Wunde. „Du?! Du müsstest längst tot sein!“, rief er zornig, während er sich langsam wieder aufrichtete. Er wankte kurz, fand dann jedoch sein Gleichgewicht wieder und kam langsam auf sie zu. Jaden schob Alexis hinter sich und die beiden wichen langsam zurück. Sie wussten beide, dass sie dem Fremden körperlich unterlegen waren. Jaden spürte zudem, wie seinen Körper langsam die Kraft verließ. Die Ärztin, die ihn untersucht hatte, hatte ihn gewarnt und ihm geraten, noch ein paar Tage im Bett zu bleiben, aber er hatte nicht locker gelassen und schließlich hatte sie ihm kopfschüttelnd erlaubt, zu gehen. Er hatte es einfach nicht länger ausgehalten, untätig herumzusitzen. Zudem hatte er ständig an Alexis denken müssen, seit er zu dem Schluss gekommen war, dass der Skorpion nicht zufällig auf dem Markt aufgetaucht war. Seine Befürchtung hatte sich also bestätigt. Alexis war wirklich in Gefahr gewesen.

„Dann warst du das also mit dem Skorpion!“ Der Syrer lachte. „Blitzmerker! Wie kann man sich auch öffentlich Freund des Pharaos nennen und so unvorsichtig sein! Der Widerstand ist überall!“ <Widerstand?> Jaden horchte auf. „Was soll das heißen?“, fragte er nun, während er versuchte, Alexis und sich in Türrichtung zubringen, so dass sie entkommen konnten. „Das ist für euch überhaupt nicht wichtig. Schließlich werdet ihr jetzt beide sterben!“ Mit diesen Worten stürzte er sich plötzlich auf die beiden Studenten und packte Jaden am Kragen. Mit einer Hand hob er ihn hoch und presste ihn gegen die Wand, während er mit der anderen nach einem zweiten Dolch griff, der bisher unter seiner Kleidung verborgen gewesen war. Er setzte die Spitze gegen Jadens Hals und ein dünnes Rinnsal Blut lief die Klinge entlang. Der Braunhaarige versuchte verzweifelt, den eisernen Griff zu lösen, mit dem der Syrer ihn festhielt, aber er hatte keine Chance.

Alexis war wie gelähmt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das Geschehen, unfähig, sich zu bewegen. Ihre Augen durchsuchten verzweifelt den Raum. Sie musste doch irgend etwas finden, irgend eine Waffe, mit der sie Jaden helfen konnte. Ihr Blick fiel auf den Dolch, mit dem der Fremde sie vorhin bedroht hatte. Sie lief einen Schritt auf die Waffe zu. „Stehen bleiben oder ich töte deinen kleinen Freund!“ Alexis erstarrte in der Bewegung. „Vielleicht sagst du mir jetzt endlich. Warum ihr hier seid!“ Die Blondhaarige wusste nicht, was sie tun sollte. Würde der Fremde Jaden in Ruhe lassen, wenn sie ihm sagte, dass sie hier einige Verwaltungsdinge regeln sollten? Vermutlich würde er ihr nicht glauben, da er sie anscheinend für wichtiger erachtete, als sie wirklich waren. Hilfesuchend sah sie zu Jaden. Ihre Blicke trafen sich und obwohl sie in seinen Augen heftigen Schmerz lesen konnte, war er anscheinend nicht bereit, aufzugeben. Er schüttelte knapp den Kopf. Es war mehr eine Ahnung als eine wirkliche Bewegung, aber Alexis verstand. Sie nickte.

Blitzschnell zog Jaden sein Knie an und rammte es dem Syrer in die Magengrube. Im gleichen Augenblick versetzte er ihm noch einen Faustschlag gegen das Kinn, so dass er taumelte. Alexis griff währenddessen den Dolch und warf ihn Jaden zu, der ihn geschickt auffing. Als der Syrer nun wieder angriff, nutzte Jaden die Gelegenheit, duckte sich unter dem Schlag weg und fügte ihm gleichzeitig noch eine Schnittwunde am Arm zu, die heftig blutete. „Ihr…!“, keuchte der Mann und hielt sich den rechten Arm, den er nun nicht mehr gebrauchen konnte. „Verdammt!“, fluchte er, drehte sich um und rannte an Alexis vorbei zum Fenster. Er sprang hinaus und landete nach einer Rolle auf den Füßen. Ohne auf die Schmerzen zu achten rannte er weiter und war im Schatten verschwunden, bevor Jaden und Alexis richtig begriffen, dass er geflohen war.

Beiden stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Jaden ließ den Dolch fallen und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand. Ihm war schwindlig. Alexis kam zu ihm hinüber und fragte ihn etwas, was er nicht wirklich wahrnahm. Er nickte nur und ließ sich dann an der Wand hinunterrutschen, bis er auf dem Fußboden saß. Es dauerte eine Weile, bis er überhaupt realisiert hatte, was gerade alles geschehen war.
 

Der Syrer kämpfte sich durch das Gestrüpp, das diesen Teil des Palastgartens überwucherte. Er wusste, dass es nur noch wenige Meter bis zur Mauer waren. Dann wäre er endlich in Sicherheit und könnte in Ruhe einen neuen Plan ausarbeiten. Er hielt einen weiteren Ast beiseite, der ihm im Weg war und wollte gerade die letzten Meter zur Mauer zurücklegen, als er plötzlich eine Gestalt im Schatten erkannte. Sie hatte sich lässig an die Wand gelehnt und schaute ihn durchdringend an. „Hast du deinen Auftrag erfüllt, Syrer?“ Der Mann stieß sich vom Stein ab und kam langsam auf ihn zu. Der Syrer hatte ein ungutes Gefühl und der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. „N-nein, leider nicht. Der Junge hat mich überrascht. Ich dachte, er wäre tot, aber er lebt“, stammelte er, während er langsam zurückwich. Der Fremde legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Mach dir nichts draus. Bakura ist sicher, dass dir solch ein Fehler nicht noch einmal unterlaufen wird.“

Der Syrer bekam es mit der Angst zu tun. „D-das versichere ich! Das nächste Mal werde ich sie töten! Ganz sicher!“ Der Mann lächelte und nickte verständnisvoll. „Schade.“ „W-was? Warum?“ „Es ist schade, weil du das nächste Mal nicht erleben wirst“, sagte der Mann in einem ruhigen Tonfall und bohrte dem Syrer ein Messer mitten ins Herz. Dieser keuchte auf und griff sich an die Brust. „A-aber...“ „Nichts aber! Du hast versagt!” Der Syrer fiel auf die Knie. Er stützte sich noch einmal mit den Händen ab, um aufzustehen, aber er hatte nicht mehr die Kraft dazu. Er fiel zu Boden, doch bevor sein Körper diesen erreichte wurde sein Blick leer. Er hatte sein Leben ausgehaucht.

„Warte! Ich hole Hilfe!“, meinte Alexis und war auch schon verschwunden. Kurze Zeit später kam sie mit dem Haushofmeister zurück. Man konnte deutlich das Entsetzten in seinen Augen lesen, als er das Zimmer betrat. Überall lagen Scherben verstreut und einige Blutflecken deuteten auf den Kampf hin. Nach einer weiteren Minute kamen einige Bedienstete und halfen Jaden hoch. Er und Alexis wurden erst einmal in einen anderen Raum gebracht, während die Wachen ausschwärmten um den Eindringling zu finden. Es dauerte nicht lange und sie fanden den toten Syrer im Palastgarten. Er saß an einen Baum gelehnt da und seine Hand umklammerte noch immer das Messer mit dem er seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hatte. So beschrieben die Wachen es zumindest später dem Provinzfürsten. Man konnte also davon ausgehen, dass er alleine war und keine Chance mehr zur Flucht gesehen hatte.
 

„Der Syrer ist tot. Leider hat er seinen Auftrag nicht ausführen können. Er meinte, der Junge hätte ihn daran gehindert. Er lebt also.“ Die Wache verneigte sich tief vor Bakura, der gelangweilt auf seinem Thron saß. „Er lebt? Also hat dieser Versager nicht einmal das richtig hinbekommen. Scheint so, als müssten wir jemand anderes schicken.“ Ein gemeines Grinsen breitete sich auf Bakuras Gesicht aus.
 

So, das war es für dieses Mal auch schon wieder. Bis zum nächsten Kap! Da erfahrt ihr dann, wie Jay und Lex ihre Aufgabe erfüllen.

Heal

Eure Asuka

Abenteuer in der Wüste

Hi Leute! Ich hab mal wieder ein neues Kap für euch! Ich hoffe, es gefällt euch! Danke für die bisherigen Kommis! Ihr seid supermegaklasse!

Heal

Eure Asuka
 

Abenteuer in der Wüste
 

Es war schon wieder eine Woche vergangen und noch immer hatten Atticus und Zane keine Ahnung, was sie gegen die Räuberbanden unternehmen konnten, die die Händler überfielen und damit für einen Versorgungsengpass an seltenen Hölzern und kostbaren Ölen führten. Immerhin wussten sie inzwischen, dass die Diebe so geschickt vorgingen, dass die Karawanenführer nichts davon merkten, dass sie bestohlen worden waren. Oder aber sie wollten es nicht merken. Das wäre auch noch eine Möglichkeit.

„Wir müssen es irgendwie schaffen, uns bei einer Karawane einzuschleichen, um die Diebe auf frischer Tat zu ertappen.“ Zane stand am Fenster und blickte auf den langsam dahinfließenden Nil. „So weit, so gut. Aber wie willst du das anstellen? Die kennen sich doch alle untereinander, oder? Wir können da nicht einfach so hingehen und sagen: ´Hi! Wir würden euch gerne mal bei eurem Marsch durch die Wüste begleiten!`“ Atticus seufzte und ließ den Kopf hängen. „Sicher, aber wir können uns doch selbst als Händler ausgeben, oder?“ „Hm.“ Atticus überlegte kurz. „Warum nicht? Wir können es zumindest versuchen. Ist auf jeden Fall besser, als hier zu stehen und Tag für Tag die Berichte der Ordnungskräfte zu lesen, die immer das gleiche sagen: Keiner weiß etwas.“

Am nächsten Morgen gingen die beiden Studenten auf den Basar, um sich etwas umzusehen. Der Vorsteher der Schreiber der Provinz hatte ihnen einen bekannten Händler empfohlen, der ihnen hilfreich zur Seite stehen sollte und ihnen sogar bereitwillig einen Teil seiner Waren überließ, nachdem sie versprochen hatten, ihn dafür zu entlohnen. So zogen sie, mit einigen Eseln, die kostbare Vasen geladen hatten, weiter über den Markt und wurden schließlich in einer der zahlreichen Tavernen fündig. Ein Mann mittleren Alters erzählte gerade lautstark, dass er noch am selben Tag wieder aufbrechen würde, um die westliche Wüste mit seiner Handelskarawane zu durchqueren. Atticus und Zane tauschten einen Blick und gingen dann auf ihn zu.

Es reichte ein kurzer Wortwechsel und einige Goldmünzen und eine halbe Stunde später gingen Atticus und Zane neben ihren Eseln her und verließen mit dem Rest der Karawane die Stadt. Schon nach wenigen Minuten umgab sie die Wüste völlig und sie konnten die Stadt nur noch als Schemen am Horizont erkennen. Die Sonne brannte unerbittlich auf sie hinab und die Temperatur hatte die 40 Gradmarke schon längst überschritten. Vor ihnen befanden sich nur endlos viele Sanddünen, bis zu dem Punkt, wo der feine Sand an das klare Blau des Himmels stieß.

Sie führten genug Wasserreserven mit sich, aber trotzdem wurden sie schon am ersten Tag daran erinnert, dass ihre Reise durch die Wüste gerade erst begonnen hatte und sie sich deshalb etwas zurücknehmen sollten. Die beiden nahmen den Hinweis stumm zur Kenntnis.

Drei Tage waren vergangen, seit sie von der Stadt aus aufgebrochen waren. Längst hatten Atticus und Zane die Orientierung verloren und folgten ihren Führern. Ein Anzeichen von Bevölkerung hatten sie nicht ausmachen können. Das einzige, was sie gefunden hatten, war ein uralter Brunnen, an dem sie Halt gemacht hatten, um Wasserreserven wieder aufzufüllen. Das einzige Lebewesen, das sie bisher gesehen hatten, war ein Falke gewesen, der hoch über ihnen am klaren Himmel seine Kreise gezogen hatte.

Ganz im Gegensatz zum Tag stand die Nacht. Die Temperaturen sanken nahe an den Gefrierpunkt heran und das so schnell, dass man meinte, regelrecht spüren zu können, wie die Sonne und ihre Wärme am Horizont versanken.

„Wir machen es, wie bisher?“, fragte Zane. Atticus nickte. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass immer einer von ihnen wach bleiben sollte, um die Umgebung im Auge zu behalten, auch wenn die Händler eigentlich selbst einen Wachposten aufstellten. Atticus zog sich die Decke über den Kopf und versuchte, sich so bequem wie möglich hinzulegen und zu schlafen, während Zane neben ihm wach blieb. Um Mitternacht würde er seinen Freund wecken.

Die Stunden vergingen langsam und es schien so, als würde auch in dieser Nacht nicht ungewöhnliches geschehen, aber plötzlich ertönte der Ruf eines Vogels. Zane lauschte. <Seit wann fliegen Vögel nachts?> Vorsichtig setzte er sich ein Stück auf und sah nach dem Wachmann. Er war auf seinem Posten, wirkte jedoch sehr angespannt. <Was ist hier los?> Ehe Zane etwas machen konnte, tauchten einige Gestalten aus der Dunkelheit auf, als wären sie direkt aus dem Boden gewachsen. Sie machten sich an den Eseln zu schaffen.

Langsam drehte sich Zane um und rüttelte an Atticus Schulter. „Hey! Wach auf, Atticus!“, flüsterte er, während er sich zu dem Braunhaarigen hinunter beugte, um die Fremden nicht auf sich aufmerksam zu machen. „Hm?“ Atticus schlug die Augen auf. „Was ist denn?“, fragte er verschlafen, bevor Zane ihm den Mund zuhielt. „Leise. Schau!“ Der Grünhaarige zeigte auf die Gestalten, die sich an den Gepäcktaschen bedienten.

Die beiden Studenten konnten im Augenblick nichts weiter tun, als zu zusehen. Als die Diebe sich daran machten, den Rückzug anzutreten, standen Atticus und Zane leise auf. In gebührendem Abstand folgten sie den Männern durch die Wüste. Diese schienen nicht zu bemerken, dass sie verfolgt wurden, wechselten aber doch aus Vorsicht öfter einmal die Richtung, in die sie wanderten. Schließlich tauchte am Horizont ein Felsmassiv aus dem Sandmeer auf. Die Räuber steuerten direkt auf dieses zu. Bald konnten Atticus und Zane auch den Grund dafür erkennen: Im Felsen befand sich eine Öffnung, eine Höhle, die anscheinend als Zufluchtsort der Diebe diente. Einer nach dem anderen verschwanden sie darin.

Zane und Atticus duckten sich hinter einen Felsen und beobachteten die Umgebung. „Atticus, schick die Brieftaube los, um die Soldaten zu benachrichtigen. Wenn sie sich beeilen könnten sie in ein paar Stunden hier sein.“ Der Angesprochene nickte und schrieb eine kurze Botschaft auf ein kleines Stück Papyrus, das er der Taube um den linken Fuß band. Dann warf er sie in die Luft und die Taube flog in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren.

„Hoffentlich kommen die Soldaten auch wirklich. Ich meine, wir wissen ja nicht, ob sie uns wirklich, wie verabredet, gefolgt sind“, warf Atticus schließlich nach langem Schweigen ein. Zane zuckte mit den Schultern. „Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu hoffen, dass sie sich an unsere Abmachung halten.“

Mehrere Stunden saßen sie hinter dem Felsen und beobachteten den Eingang der Höhle. Plötzlich rührte sich etwas und einige Männer kamen heraus. Sie waren wie Händler gekleidet und führten mehrere schwer bepackte Esel mit sich. <Die wollen bestimmt die erbeuteten Waren wegschaffen.> Atticus und Zane tauschten einen Blick. Sie warteten, bis die fünf Männer, die auf ihrem Weg unmittelbar an ihnen vorbei kommen mussten, den Felsen passiert hatten, hinter dem sie sich versteckt hielten und sprangen dann hervor. Noch im Sprung zogen sie ihre Säbel, die sie vorsichtshalber dabei hatten. „Hier ist leider Endstation für euch. Wir würden gerne unsere Sachen wieder haben, wenn ihr nichts dagegen habt!“, rief Atticus. Nach einem ersten Moment der Überraschung zogen auch die Diebe ihre Waffen. „Ich glaube, sie haben etwas dagegen“, murmelte Zane und fixierte einen der Männer. Er war kräftig gebaut und sah so aus, als würde er schon ewig mitten in der Wüste leben. Sein Gesicht war von Narben gekennzeichnet. Der Kampf würde nicht einfach werden.

Die Diebe hatten sich schnell wieder gefangen und folgten den Befehlen ihres Anführers. Ehe Atticus oder Zane etwas unternehmen konnten, waren sie umzingelt. „Fünf gegen zwei. Ganz schön unfair, oder?“ „Finde ich auch“, grinste Atticus. „So ist der Kampf doch viel zu einfach für uns.“ Wie auf ein Zeichen hin, machten beide im selben Augenblick einen Ausfallschritt und griffen ihre Gegner an. Atticus duckte sich unter einem Hieb hinweg und parierte gleich darauf einen anderen Angriff, während er selbst seine Gegner zurückdrängte. Mit einem gezielten Schlag gegen das Handgelenk seines Gegenübers schaffte der Braunhaarige es, diesen zu entwaffnen. Einen anderen brachte er durch ein geschicktes Manöver aus dem Stand und hielt ihm die Klinge an den Hals. Ein rascher Blick zu Zane zeigte ihm, dass sein Freund kaum Schwierigkeiten hatte, mit den anderen fertig zu werden. Das Training im Sportunterricht der Akademie hatte sich bezahlt gemacht.

„Also: Für wen arbeitet ihr?“, fragte er schließlich. Der Mann schaute ihn erst hasserfüllt an, wandte den Blick dann jedoch ab. „Das werde ich dir ganz bestimmt sagen“, antwortete er trotzig. „Ja, das denke ich auch.“ Atticus drückte seinen Säbel etwas an den Hals des Räubers, so dass dieser es mit der Angst zu tun bekam. „Was hast du zu verlieren? Nun sag es schon, und allen ist geholfen“, bohrte Atticus weiter. „A-aber wenn ich ihn verrate, wird er mich foltern lassen und umbringen.“ „Wenn du uns nicht sagst, von wem du redest, können wir dir auch nicht helfen!“, mischte sich nun auch Zane ein, der die anderen Männer gefesselt hatte und nun zu ihnen hinüber gekommen war.

„Es tut mir so Leid, aber ich hatte keine andere Wahl, als ihm zu helfen. Erst wollte ich nur etwas mehr Geld, um mich und meine Familie ernähren zu können, doch dann bin ich immer tiefer hineingeraten und als ich dann erfuhr, für wen ich arbeitete, konnte ich nicht mehr zurück! Es tut mir so Leid!“ Die Worte sprudelten nur so aus dem Mann heraus. „Hey, ist ja gut. Also, wer ist der Drahtzieher hinter diesen ganzen Aktionen?“ „Ein erklärter Feind des Pharaos. Bakura.“ Als der Mann den Namen ausgesprochen hatte, wurden seine Augen plötzlich leer und er kippte nach vorne. Ein Pfeil hatte seine Kehle durchbohrt. Sofort fuhren die beiden Studenten herum, erkannten jedoch nur noch einen Schatten, der sich eilig hinter einige Felsen duckte. Zane wollte die Person verfolgen, doch in diesem Moment bewegte sich am Eingang der Höhle etwas und ein paar Dutzend Männer kamen heraus. Sie waren alle bis unter die Zähne bewaffnet und schienen über die Situation schon informiert worden zu sein, da sie direkt auf Atticus und Zane zukamen. „Das ist jetzt aber ganz unfair“, bemerkte Atticus, während sie versuchten, einen möglichen Ausweg zu finden.

Die ersten Pfeile erreichten sie und verfehlten ihr Ziel nur knapp. Sie gingen hinter einem Felsen in Deckung. „Gegen diese Übermacht können wir wirklich nichts ausrichten!“ Zane nickte bestätigend. Sie bereiteten sich auf den Angriff vor, doch die Diebe kamen nicht. Vorsichtig lugte Zane hinter dem Felsen hervor und sah, wie die Räuber in einen Kampf mit den ägyptischen Soldaten verwickelt wurden. „Sie haben unsere Nachricht also doch bekommen.“ Nach kurzer Zeit war auch der letzte Widerstand gebrochen und die Gruppe machte sich mit einigen Gefangenen auf den Weg zurück zur Stadt.
 

„Ich würde ja zu gerne wissen, was Mama und Papa gerade machen.“ Aliz saß im Garten des königlichen Palastes in Memphis und schaute in den strahlend blauen Himmel. „Was sollen die schon machen? Arbeiten, was sonst!“ Chazz hatte sich gegen einen Baumstamm gelehnt und die Augen geschlossen. „Na aber bei diesem schönen Wetter arbeitet doch keiner! Ich wette, sie sitzen jetzt gerade irgendwo im Schatten, halten Händchen und küssen sich! Was meinst du, Onkel Chazz?“ Aliz konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen als sie Chazz Gesichtsausdruck bemerkte. „Du kleine...! Warum sollte mich interessieren, was die machen? Außerdem bist du noch viel zu klein, um so was überhaupt zu verstehen!“, fuhr er sie an und verpasste ihr eine Kopfnuss. „Aua! Hey, was sollte das?“ „Hm. Na endlich hältst du mal die Klappe. Ich versteh sowieso nicht, warum ich jetzt auf dich aufpassen muss. Schließlich hat Jaden doch gesagt, dass er sich um dich kümmert. Du bist doch sowieso...“, er warf einen Blick auf die Stelle, wo Aliz bis eben gestanden hatte, die nun jedoch leer war. „Hey! Du kannst doch nicht einfach abhauen!“ Verwirrt blickte er sich um, bis er Aliz entdeckte.

„Onkel Atticus! Ich freue mich so, dass du wieder da bist! Heißt das, dass Mama und Papa jetzt auch bald wiederkommen?“ Stürmisch umarmte die Kleine den Braunhaarigen, der lächelnd auf sie hinabblickte. „Immer mit der Ruhe! Meine kleine Schwester ist noch nicht wieder da?“, fragend blickte er zu Chazz hinüber, der nun auf sie zu kam und traurig den Kopf schüttelte.

„Ach, macht euch mal keine Sorgen, die werden einfach nur die Zeit ein bisschen genießen, in der sie Chronos nicht sehen müssen!“, meinte Atticus grinsend, doch seine Worte ließen Chazz noch mehr verzweifeln. „Sagt mal, macht es euch eigentlich Spaß, die ganze Zeit auf mir rumzuhacken? Ich hab es ja begriffen: Ich kann im Moment nicht zu Alexis und nichts dagegen machen, dass sie mit dieser Slyfer-Niete unterwegs ist! Aber ihr braucht mich ja beide auch nicht mit jedem zweiten Satz daran zu erinnern, oder?“ Chazz wendete sich abrupt ab und verließ den Palastgarten. Atticus sah ihm verwirrt nach. „Was ist denn mit dem los?“ Aliz grinste frech. „Keine Ahnung, was der hat. Ich hab nichts gemacht!“, versicherte sie noch schnell, als sie den prüfenden Blick des Braunhaarigen bemerkte.
 

„Sollten wir nicht doch einen Brief schreiben, dass wir bald zurück sind?“ Alexis stand am Bug des Schiffes und warf Jaden einen fragenden Blick zu, der sie nur angrinste. „Ach Quatsch. Überraschungen sind immer gut.“ „Ja, aber dann gibt es gleich zwei an einem Tag. Meinst du, das verkraften unsere Freunde?“ „Ja, klar, Lex. Mach dir mal keinen Kopf. Schließlich sind sie doch schon einiges gewöhnt, oder?“ Alexis lächelte und schaute aufs Wasser. <Ob das wirklich eine gute Idee war?> Die Blondhaarige schaute sich suchend um, bis sie gefunden hatte, was sie gesucht hatte. Sie ging auf die junge Frau zu, die sich im Schatten des Mastes auf den Boden gesetzt hatte und eifrig einige Schriftstücke durcharbeitete.

„Hey, Anukis.“ Das Mädchen schaute auf und lächelte. „Vielen Dank. Ihr wisst gar nicht, was ihr mir für eine Freude macht.“ <Stimmt. Anukis hat ja erzählt, dass es schon immer ihr Traum war, Priesterin in Abydos zu werden.> „Kein Problem.“ „Weißt du, Alexis, seit meine Eltern...gestorben sind, seid ihr die ersten, die wirklich nett zu mir sind. Allen anderen war ich immer nur lästig. Niemand hat daran geglaubt, dass ich meinen Traum eines Tages verwirklichen könnte.“ Anukis blickte in die Ferne und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Tut mir Leid. Eigentlich sollte ich froh sein, aber es...es tut noch immer so weh.“ Sie wischte sich mit dem Handrücken einige Tränen aus den Augen und versuchte verzweifelt, ein Schluchzen zu unterdrücken. Alexis legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Psst. Ist schon okay. Ich kann mir vorstellen, dass das für dich alles andere als einfach war.“
 

Ich sag es ja nicht gerne, aber das war es auch schon wieder.^^ Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir wieder ein Kommi.^^

Bis dann!

Heal

Eure Asuka
 

PS: Ihr könnt demnächst auch noch eine andere FF von mir genießen^^ Diese FF ist eine Zusammenarbeit mit gwinty und wir würden uns beide darüber freuen, wenn ihr reinlesen würdet. Die FF soll „Destiny of World“ heißen. (Pairing: JxA!^^) Veröffentlichen werde ich sie. Also, bis dann!

Begegnungen in Theben

Hi! Hier kommt auch „schon“ das nächste Kap meiner FF. Ich hoffe es gefällt euch. Hier erfahrt ihr jetzt auch, was es mit Anukis auf sich hat^^ Viel Spaß beim Lesen und Kommischreiben^^

Hel

Eure Asuka
 

Begegnungen in Theben
 

„Woran denkst du?“, fragte Zane. Atticus hatte sich auf das Fensterbrett gesetzt und schaute in den Sternenhimmel. „Nicht so wichtig“, meinte er nach kurzem Zögern, wandte den Blick jedoch nicht vom Himmel ab. „Nun komm schon, raus mit der Sprache!“ „Ich mache mir Sorgen.“ „Um Alexis?“ Atticus nickte. „Ja. Außerdem haben wir noch immer keine Ahnung, wann wir endlich nach Abydos können. Wenn das so weiter geht, müssen wir ewig hier bleiben.“ Zane schwieg und trat einen Schritt näher ans Fenster. „Ich denke, um Alexis musst du dir keine Sorgen machen. Sie kann auf sich selbst aufpassen.“ „Aber ich bin ihr großer Bruder! Ist es da nicht verständlich, wenn ich mir Sorgen um sie mache? Außerdem ist sie in letzter Zeit nicht ganz sie selbst gewesen…“ Atticus grinste. „Hm? Was meinst du damit? Mir kam sie ziemlich normal vor.“ „Du bist ja auch nicht ihr Bruder, oder? Ich merke doch, wenn mit Lexi was nicht stimmt!…Und ich merke ganz besonders, wenn sie verliebt ist.“ „Verliebt?“ Atticus nickte.

„Ich glaube, Jaden hat es ihr irgendwie angetan.“ Wieder grinste der Braunhaarige. „Hm.“ „Du sagst doch nichts, oder? Sonst reißt mir Alexis den Kopf ab!“ Zane lächelte flüchtig. „Na das kann ich aber nicht verantworten. Keine Sorge, ich sage nichts. Ich mache mir nur gerade Gedanken darüber, was andere dazu wohl sagen.“ „Du meinst Chazz? Der wird sich wohl damit abfinden müssen.“ „Ja, sicher, aber ich vermute, dass das für ihn nicht leicht wird und gerade jetzt, in unserer Situation können wir keinen Streit in der Gruppe gebrauchen.“ Atticus nickte zustimmend und wandte sich wieder den Sternen zu.

„Trotzdem denke ich, dass du dir keine Sorgen machen musst, zumindest nicht um Alexis. Du solltest dir eher Gedanken darüber machen, wie wir unsere Aufgabe hier erfüllen können. Die anderen verlassen sich schließlich darauf, dass wir schnell nach Abydos kommen.“
 

Alexis versuchte, Anukis so gut es ging zu trösten. Es war schon merkwürdig, wie viele Sorgen sie sich um die junge Frau machte, die sie doch erst so kurz kannten. Trotzdem war es, als wären sie schon ewig befreundet. Vielleicht lag das an der Situation, in der sie sie kennen gelernt hatten.
 

Rückblick, ein Tag nach dem Angriff des Syrers
 

Am nächsten Morgen fühlte sich Alexis so schlapp wie lange nicht. Sie war müde, aber so sehr sie es auch versuchte, sie konnte einfach nicht ruhig schlafen. Jedes Mal erschien in ihren Gedanken das Gesicht des Angreifers und ließ sie zusammenzucken. Sicher, der Mann war nun tot, aber sie glaubte nicht daran, dass er alleine gewesen war.

„Lex?“ „Ja?“ Alexis drehte sich um und sah, dass Jaden auf dem anderen Bett im Zimmer wach lag und zur Decke schaute. Seine Hände hatte er hinter dem Kopf verschränkt. „Ich verstehe das nicht.“ „Was?“, hakte Alexis nun nach. „Na ja, der Mann von gestern riskiert sein Leben bei einem Sprung aus dem Fenster, um zu entkommen und er hätte es auch geschafft, aber vorher begeht er Suizid. Das ist doch total idiotisch.“ Alexis sah ihn einen Moment lang nachdenklich an. „Ja, finde ich auch. Ich glaube nicht, dass er alleine war. Wir müssen vorsichtig sein. Irgendjemand will nicht, dass wir unsere Arbeit hier machen.“

Nach einem ausgiebigen Frühstück machten sich die beiden auf den Weg zum Verwaltungsgebäude der Provinz. Das riesige Gebäude befand sich am anderen Ende der Stadt. Der Eingang wurde von zwei Säulen flankiert, die mit Hieroglyphen überzogen waren. Jaden konnte nur einen kurzen Blick auf diese werfen, da sie sofort von einem Schreiber in Empfang genommen wurden, aber er konnte erkennen, dass die Namen der bisherigen Pharaonen dort aufgelistet waren. Dahinter standen ihre großen Taten geschrieben.

Nach einigen Minuten standen sie vor einer großen Flügeltür, die von zwei Wachen flankiert wurde. Der Schreiber klopfte und öffnete dann. Jaden und Alexis traten ein und sahen sich bewundernd um. Sie standen in einem geräumigen Arbeitszimmer, das von einem wuchtigen Schreibtisch und Regalen mit Papyrusrollen eingenommen wurde. Auch auf dem Schreibtisch lagen Papyri verteilt.

„Ihr seid also die beiden Schreiber aus Memphis, die auf Geheiß des Pharaos bei der Verwaltung der Getreidespeicher helfen sollen, richtig?“ „Genau.“ „Gut.“ Der Vorsitzende der Schreiber Thebens nickte und erhob sich. Er nahm einige Papyrusrollen aus dem Regal und überreichte sie Jaden. „Hier. Diese Zahlen müsst ihr prüfen und neue Berechnungen anstellen. Es tut mir wirklich Leid, aber ich habe viel zu tun.“ Mit diesen Worten drehte er sich um, ging zu seinem Schreibtisch zurück und begann weiter zu arbeiten.

„Ich verstehe das einfach nicht!“ Alexis lehnte sich mit einem Seufzen zurück und betrachtete den eben zur Seite gelegten Papyrus unglücklich. „Wie können denn mehrere Dutzend Getreidesäcke einfach so verschwinden, ohne dass jemand etwas dazu sagen kann? Ich meine, so dreist kann doch kein einfacher Dieb sein, oder?“ Jaden nickte, während er einen anderen Text überflog. „Ja, da hast du Recht. Wollen wir uns die Situation mal vor Ort ansehen?“ „Ja, kann ja nicht schaden.“ Sie machten sich also auf den Weg zu den riesigen Getreidespeichern, die am Rand der Stadt erbaut worden waren.

„Wow! Das ist ja riesig! Ich wusste gar nicht, dass die alten Ägypter so riesige Silos zur Lagerung von Getreide erbaut haben!“ Jaden staunte nicht schlecht, als sie vor den Rundbauten standen. „Ja. Im alten Ägypten war Getreide ein wichtiges Nahrungsmittel. Weil die Ernte sehr von der Nilschwemme abhing, wurden in guten Jahren Vorräte angelegt, damit auch in schlechten Jahren keine Hungersnot ausbrach“, erklärte Alexis lächelnd. „Woher weißt du das denn alles?“ „Ich musste bei Banner mal einen Vortrag halten.“ „Echt?“, fragte der Braunhaarige nun etwas verdutzt. „Ja. Da warst du doch dabei!“ „Sorry Lex, das muss ich irgendwie verpennt haben!“ Jaden schaute verlegen zu Boden. „Kein Problem. Ist ja schließlich nichts neues.“ Sie gingen weiter und erblickten eine Gruppe von Wachleuten, die im Kreis auf dem Boden saßen und Mittag aßen.

„Man, hab ich einen Hunger! Meinst du, die haben was dagegen, wenn ich mich zu ihnen setze?“, fragte Jaden schließlich und hielt sich seinen Bauch. Alexis schüttelte resigniert den Kopf. „Du bist echt unverbesserlich, Jaden!“ „Hey! Wer seid ihr und was macht ihr hier?“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Sofort fuhren die beiden Studenten herum und sahen einen großen barhäuptigen Mann vor sich stehen, der sie beide um mindestens zwei Köpfe überragte und nun böse auf sie hinabschaute. <Was sollen wir nur sagen?>, fragte sich Alexis innerlich und überlegte fieberhaft, wie sie sich möglichst geschickt aus der Schlinge winden konnten. „Wir sind Schreiber und sollen die Getreidespeicher hier überprüfen!“, antwortete Jaden gerade heraus.

„Ach so. Kommt setzt euch doch zu uns!“, forderte der Mann sie auf und nahm selbst neben seinen Kollegen Platz. Jaden starrte gierig auf das Essen und der Mann bot ihm schließlich auch etwas davon an. Alexis war die Situation mehr als unangenehm. Sie wollten doch herausfinden, wer der Dieb war, der einfach das Getreide für sich abzweigte, aber wenn sie hier offen herumliefen war der Räuber vorsichtig und sie würden ihn nie erwischen. <Na toll, Jaden!>

„Wisst ihr, wir suchen einen Dieb!“, eröffnete Jaden das Gespräch, nachdem er satt war. Ein Raunen ging durch die Gruppe. „Habt ihr vielleicht eine Idee, wer es gewesen sein könnte? Wir haben eigentlich gar keine Lust auf den Job hier und würden viel lieber schnell wieder zurück nach Memphis, aber vorher brauchen wir unbedingt einen Verdächtigen, sonst wird das nichts“, erläuterte Jaden und seufzte. „Jaden! Was...?“, setzte Alexis an, doch ein Blick des jungen Slyfers ließ sie augenblicklich verstummen. „Ja, verstehe.“ Der Mann, der sie vorhin überrascht hatte grinste. <Die sind ja viel naiver, als ich gedacht habe. Wir haben uns ganz umsonst Sorgen gemacht.> „Wisst ihr, es gibt da einen Mann namens Seqen. Er ist immer sehr zurückhaltend und unauffällig. Er hat hier kaum Freunde und neulich habe ich ihn hier abends herumlungern sehen. Ich denke, das ist euer Mann. Aber es bleibt unter uns, dass ich euch diesen Tipp gegeben habe, ja?“ Jaden nickte zufrieden. „Wo hält sich dieser Seqen gerade auf? Wir werden ihn sofort verhaften lassen. Dann können wir endlich wieder zurück.“ Der Mann beschrieb ihnen den Weg zu dem Haus des Arbeiters und die beiden Studenten verabschiedeten sich.

„Sag mal, Jaden, bist du jetzt völlig durchgeknallt? Du kannst denen doch nicht einfach so alles erzählen!“, begann Alexis, nachdem sie außer Hörweite der Wachmänner waren. „Das war aber die einzige Möglichkeit.“ „Ja, die einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass wir den Dieb irgendwann einmal finden! Jetzt wissen doch alle, dass wir nach ihm suchen!“ „Wann hat Atemu den Brief abgeschickt, in dem er berichtet hat, dass wir uns mit der Sache beschäftigen?“ „Hm? Etwa eine Woche, bevor wir losgefahren sind. Aber was hat das denn jetzt damit zu tun?“ „Und wann war der Brief dann hier?“ „Na etwa eine Woche vor uns! Ich habe jetzt aber wirklich keine Lust auf solche Ratespielchen! Also: Was sollte das?“ Alexis sah den Braunhaarigen verständnislos an. „Du hast es also nicht bemerkt?“ „Nein! Was denn?“ „Zirka eine Woche bevor wir hier angekommen sind, wurde nichts mehr gestohlen. Sieh doch.“ Der junge Slyfer hielt der Blondhaarigen den Papyrus unter die Nase. „Das heißt, dass der Dieb gewarnt wurde und zwar von ziemlich hoher Stelle. Außerdem hast du es doch selbst gesagt: Das kann kein einfacher Dieb sein. Wer klaut denn Dutzende Säcke Getreide? Und das alleine? Das heißt, dass mehrere dahinter stecken. Und da sie anscheinend sowieso wissen, dass wir hier sind und sie beobachten, hat es keinen Sinn, uns zu verstecken. Im Gegenteil! Wir müssen versuchen, es so darzustellen als würden wir oberflächlich arbeiten und alles glauben, damit sie uns für naiv halten und ihre Vorsicht schwindet.“ Jaden beendete seine Ausführungen mit einem Grinsen, als er in Alexis überraschtes Gesicht sah. „Das hast du mir nicht zugetraut, hm?“ Die Blondhaarige schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Ich muss zugeben, ich habe den gleichen Fehler gemacht wie die Wachmänner. Ich habe dich unterschätzt.“ Sie lächelte. „Bravo, Sherlock. Dann bin ich ja mal gespannt, ob dein Plan funktioniert.“

Zur Tarnung nahmen sie den Weg zum Haus des beschuldigten Arbeiters. Sie hatten vorher einige Wachen alarmiert und nahmen den Mann sofort fest, der laut protestierte und sich sträubte. Nach einigen Minuten musste er jedoch schließlich nachgeben und wurde abgeführt. Das Gefängnis befand sich in den unterirdischen Gängen des Palastes und so fiel es niemandem auf, dass Seqen dort nie erschien. Jaden erklärte ihm die Angelegenheit und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten. Seqen wurde in einem Raum des Palastes untergebracht, während Jaden und Alexis sich mit Einbruch der Dunkelheit wieder auf den Weg zu den Getreidespeichern machten. Auch diesmal wurden sie von einigen persönlich vom Provinzfürsten ausgesuchten Wachen begleitet. Sie versteckten sich in einem leerstehenden Haus und warteten.

Kurz vor Mitternacht wurde ihre Geduld endlich belohnt. Eine Gruppe vermummter Gestalten erschien. Von den Wachen, die eigentlich auf ihren Posten sein sollten, fehlte jede Spur. Die Vermummten machten sich an der Tür des Silos zu schaffen. Nicht einmal 20 Sekunden vergingen und die Tür war offen. „Sie müssen einen Schlüssel haben!“, raunte Alexis Jaden zu, der nur nickte. Gebannt beobachteten sie das weitere Geschehen. Nach etwas mehr als 10 Minuten erschienen die Gestalten wieder. Jede trug zwei vollgepackte Getreidesäcke über den Schultern. „Damit haben wir auch den nötigen Beweis. Zugriff!“, befahl Jaden und die Wachen stürmten nach draußen. Völlig überrumpelt ergab sich die Diebesbande.

„Na also. Und jetzt würde ich zu gerne wissen, wer sich unter der Kapuze verbirgt.“ Jaden trat vor und schlug die Kapuze zurück, die das Gesicht des Anführers verdeckte. Es war der Wachmann, den sie vor einigen Stunden getroffen hatten, der Mann, der Seqen als den Schuldigen hatte hinstellen wollen. „Ihr verdammten....!“, fluchte er, als er Jaden erkannte. „Da wart ihr wohl etwas unvorsichtig, hm? Führt sie ab!“
 

„Meister Bakura?“ „Was gibt es denn?“, fragte der Angesprochene, ohne sich seinem Berater zuzuwenden. „Wir haben ein ernstes Problem! Die Männer, die für die Getreidelieferungen zuständig sind, wurden in der letzten Nacht verhaftet!“ „Was? Wie kann das sein? Der Verantwortliche hat mir doch gerade erst gestern versichert, dass trotz der Nachforschungen des Pharaos kein Grund zur Besorgnis besteht!“ „Ja, anscheinend hat er diese Fremden unterschätzt.“ „Hm. Wo ist dieser Idiot jetzt?“ „Im Gefängnis des Palastes.“ „Benachrichtige unsere Kontaktperson. Ich will, dass er dort nicht lange genug lebendig bleibt, um etwas wichtiges erzählen zu können.“ „Verstanden.“ Bakura entließ seinen Berater mit einem Handzeichen. Das gefiel ihm gar nicht, dass diese Fremden jetzt auch noch seine Pläne gefährdeten. Schließlich brauchte er das Getreide für seine Männer, die er in der westlichen Wüste zu Soldaten ausbilden ließ. <Wie können sich diese Schwachköpfe nur von Kindern überrumpeln lassen? Es wird Zeit, dass ich etwas gegen sie unternehme.>
 

Als Alexis und Jaden die Getreidespeicher am nächsten Tag besichtigten, war alles in bester Ordnung. Sie machten sich daran, die Schäden, die durch die Diebe entstanden waren, aufzulisten, um dies dann dem Pharao mitteilen zu können. Erst am späten Abend machten sie sich auf den Heimweg. „Mann, bin ich erledigt!“, seufzte Jaden. „Nun hab dich nicht so! Schließlich hast du auch gesagt, dass wir heute so viel wie möglich schaffen wollen!“ Alexis lächelte, als sie Jadens Schmollen sah. „Wenn ich noch mal so einen Blödsinn rede, überhör es einfach!“ „Gut, dann überhöre ich diese Bemerkung.“ Sie grinste.

Plötzlich erklang ein Schrei und ließ die beiden auffahren. „Lasst mich! Hilfe! Hört mich denn niemand? Helft mir! Aua!“ Sofort sprinteten die beiden Studenten los. Als sie um die nächste Straßenecke bogen, sahen sie, wie ein Mädchen von zwei Männern gegen die Wand gedrängt wurde. Der eine verpasste ihr gerade eine Ohrfeige, weil sie ihn getreten hatte, während der andere sie festhielt.

„Lasst sie sofort los!“, rief Jaden. Überrascht wandten sich die beiden Männer um. „Und warum sollten wir das machen?“ Einer der Männer grinste ihn unverschämt an und machte einen Schritt auf ihn zu. Dann fiel sein Blick auf Alexis. „Oh, vielen Dank. Da haben wir ja noch ein hübsches Mädchen. Wirklich sehr aufmerksam, uns noch ein Geschenk...“ Weiter kam er nicht, denn Jaden hatte ihm sein Knie in den Magen gerammt. „Ich sag es jetzt noch ein Mal: Lasst sie sofort los und denkt gar nicht erst daran, Alexis etwas zu tun!“ Völlig überrumpelt wichen die beiden Männer etwas zurück und ergriffen schließlich die Flucht. Das Mädchen zitterte vor Angst und sank an der Hauswand herunter.

„Alles okay mit dir?“, fragte Alexis sanft, als das fremde Mädchen die Augen wieder aufschlug. „J-ja. Ich denke schon. Danke für eure Hilfe.“ Sie setzte sich auf und schaute sich ungläubig um. „Wo bin ich?“ „Im Palast. Du warst bewusstlos und wir konnten dich ja nicht einfach dort liegen lassen“, erklärte Jaden, der gerade das Zimmer betreten hatte. Alexis sah auf. „Und? Hast du mit Armeni, dem Provinzfürsten, gesprochen?“ „Ja, hab ich . Es ist kein Problem, wenn sie erst einmal hier bleibt“, sagte der Braunhaarige und wandte sich dann wieder an ihren Gast. „Ich bin Jaden und das hier Alexis. Und wer bist du?“ „Anukis. Mein Name ist Anukis“, erwiderte die junge Frau etwas unsicher.
 

So, das war es auch schon wieder^^ So viel zu der Geschichte des Mädchens. Das nächste Mal geht es dann in der …äh…“Gegenwart“? weiter, also in Memphis^^

Bis dann! Man liest sich!

Hel

Eure Asuka

Wiedersehensfreude

Hey Leute^^ Ich bin es mal wieder! Sorry, dass es so lange dauert, aber ich hab im Moment echt viel um die Ohren. (Klausuren!!) Wenn ich euch also mal nicht gleich Bescheid sage, wenn ein neues Kap online ist, bitte nicht sauer sein, ja?

Aber egal, ich wünsche euch jetzt erst mal viel Spaß!

Heal

Eure Asuka
 

Wiedersehensfreude
 

Am Nachmittag des darauffolgenden Tages kam Memphis endlich in Sicht. „Und? Freust du dich, deinen Bruder wieder zu sehen?“, fragte Jaden, der neben Alexis am Bug des Schiffes stand. Sie sah ihn kurz verwundert an. „Ja klar, ich habe ihn ja ewig nicht gesehen. Warum fragst du?“ „Na ja, ich dachte, ihr hättet euch gestritten.“ „Hm? Wieso das denn?“ Alexis wandte sich zu dem Braunhaarigen um. „Na weil du mit nach Theben gekommen bist.“ Jaden hatte plötzlich ein mulmiges Gefühl im Bauch und sein Herz klopfte. Hatte er sich geirrt? War das nicht der Grund gewesen, warum sie ihn begleitet hatte? Aber warum dann?

Auch Alexis fühlte sich plötzlich mehr als unbehaglich. <Was soll ich denn jetzt antworten? Ich kann ihm doch nicht einfach sagen, dass ich...ihn liebe! Oder doch?> Sie schluckte, während sie versuchte, seinem Blick auszuweichen. „Weißt du, Jaden, ich ähm...der Grund, weshalb ich mitgekommen bin, ist...“ Die Blondhaarige wusste, dass sie den Mut, um ihm das zu sagen, entweder jetzt oder wahrscheinlich nie mehr aufbringen würde, aber sie zögerte noch immer. <Was, wenn er nicht das Gleiche empfindet? Könnten wir dann überhaupt noch Freunde sein?> Sie holte noch einmal tief Luft. Ja, sie würde es ihm sagen, egal, was er dann von ihr denken würde. Sie spürte, wie sie rot wurde, während sie noch immer nach den richtigen Worten suchte und ihr Herz wie wild schlug.

„Jaden, ich habe mich…“, setzte sie noch einmal an, als sie plötzlich von einem Räuspern unterbrochen wurde. Die beiden drehten sich um und erkannten den Kapitän des Schiffes. „Tut mir Leid, ich will auch gar nicht lange stören, aber wir werden in ein paar Minuten im Hafen sein. Soll ich eine Nachricht an den Palast schicken lassen?“ Der alte Mann sah sie fragend an. „Nein, nicht nötig. Danke“, antwortete Jaden, da Alexis keine Anstalten machte, auf die Frage einzugehen. Nachdem der Kapitän gegangen war, wandte er sich wieder zu der Blondhaarigen um, die seinem Blick noch immer auswich. „Hey, Lex, alles okay?“, fragte er besorgt. Sie nickte nur. „Und? Was war nun der Grund? Warum bist du mitgekommen?“ Ein kurzer Moment der Stille folgte. „Ich habe mich…einfach nur dazu entschlossen mitzukommen, weil ich schon so viel über Theben gelesen habe!“, antwortete die Obeliskin schnell und versuchte zu lächeln, was ihr allerdings misslang. <Oh Mann, was war das denn für eine idiotische Ausrede!>, schalt sie sich selbst in Gedanken. <Warum habe ich nicht einfach die Wahrheit gesagt?>

„Ach so. Schon klar.“ Jaden grinste sie an. <Irgendwie glaube ich das nicht. Dann hätte Lex vorhin nicht gezögert. Was ist nur mit ihr los?> Er konnte selbst nicht beschreiben, was er im Moment fühlte. Enttäuschung? Aber warum sollte er enttäuscht sein?

Ehe er sich weitere Gedanken machen konnte, holte ihn Alexis in die Wirklichkeit zurück. „Ich…ähm…gehe dann mal unsere Sachen holen“, meinte sie schnell und war auch schon verschwunden. <War das eine peinliche Aktion! Hoffentlich hält Jaden mich jetzt nicht für völlig bescheuert! Warum habe ich ihm nicht einfach die Wahrheit gesagt? Das kann doch nicht so schwer sein! Ich bin doch sonst nicht so! Ich verstehe mich selbst nicht mehr.> Sie seufzte, während sie ihre Sachen zusammenpackte und schließlich an Deck brachte.

Als das Schiff im Hafen anlegte, bildete sich sofort eine Menschentraube. Alle waren neugierig, welche Neuigkeiten die Besatzung des Schiffes mitbringen würde. Alexis, Anukis und Jaden versuchten, möglichste schnell vom Schiff zu kommen, da sie keine Lust darauf hatten, von Neugierigen befragt zu werden. Dies gelang ihnen auch und so machten sich die Drei mit ihrem Gepäck auf den Weg zum Palast.

„Wann kommen Mama und Papa endlich zurück?“ Aliz saß mit Chazz und Atticus zusammen am Teich des Palastgartens und wiederholte diese Frage nun schon zum fünften Mal- in einer Stunde. „Du nervst!“ Chazz hatte keine Lust mehr, seine schlechte Laune zu verhehlen. Nicht nur, dass er Alexis seit einigen Wochen nicht gesehen hatte, nein, er hatte sich auch noch um diese kleine Nervensäge kümmern müssen, die anscheinend nur zwei Spiele kannte. Erstens: „Wie nerve ich Onkel Chazz am besten?“ und zweitens: „Was kann ich mir ausdenken, das Alexis und Jaden gerade machen, um Onkel Chazz am besten zu nerven?“ „Halt doch endlich mal die Klappe, Aliz! Wir wissen auch nicht mehr als du. Ich weiß nur eins: Wenn du nicht gleich ruhig bist, erlebst du die Rückkehr nicht mehr!“ „Hey, nun komm mal wieder runter, Chazz! Ist doch niedlich, wie die Kleine an ihren „Eltern“ hängt. Außerdem ist ja einiges gar nicht so unwahrscheinlich…“ Atticus grinste, als er das entgeisterte Gesicht des Schwarzhaarigen sah. „Musst du jetzt auch noch davon anfangen? Mann, mir wird gleich schlecht!“, rief Chazz und wollte aufstehen. „Bleib doch mal cool. Das ist doch nur Spaß, oder glaubst du, dass meine kleine Schwester und Jaden...“ Atticus ließ den Satz unbeendet und zwinkerte Aliz zu, die anfing zu kichern, während Chazz Gesicht nun eine dunkelrote Färbung annahm.

„Dass wir was?“, fragte da plötzlich eine bekannte Stimme. Sofort fuhren die drei herum. „Mama!“ Aliz war aufgesprungen und hatte die Blondhaarige sofort stürmisch umarmt, während Atticus nun auch Jaden bemerkte. „Hey, da seid ihr ja wieder!“ „Ja, sieht wohl so aus“, grinste der Braunhaarige. „Schade. Ich hatte schon gehofft, ein Nilkrokodil hätte Gefallen an dir gefunden“, meinte der Chazz, während er Jaden böse anstarrte. „Ja, ich freue mich auch, dich zu sehen, Chazz“, gab dieser nur grinsend zurück. Der Schwarzhaarige wollte gerade etwas erwidern, als er von Atticus unterbrochen wurde. „Wie steht` s? Alles erledigt?“ „Ja. War gar nicht so schwer. Das Einzige, was mir jetzt richtig Sorgen macht, ist die komische Abschlussprüfung, von der Chronos gesprochen hat. “ „Ja, verstehe ich. So wie ich ihn und sein Ebenbild der Gegenwart kenne, wird er sich was besonders fieses ausgedacht haben.“

Am nächsten Morgen wurde Jaden unsanft geweckt, als plötzlich der Vorhang des Fensters zurückgezogen wurde und den Weg für die strahlende Helligkeit des anbrechenden Tages frei machte. „Was soll das denn? Es ist doch noch so früh!“, maulte er und wollte sich gerade wieder umdrehen, als ihm jemand einfach die Zudecke wegzog. „Wenn du nicht sofort aufstehst, soll ich dir einen Krug Wasser über den Kopf kippen. Also überleg es dir, Papa!“ Aliz grinste ihn an und hielt demonstrativ einen gefüllten Tonkrug in die Höhe. „Und wer ist auf diese geniale Idee gekommen?“ Jaden blinzelte ein paar Mal und setzte sich schließlich gähnend auf. „Mama.“ Die kleine grinste den Braunhaarigen an und hob noch einmal den Krug. „Also. Was ist nun? Stehst du freiwillig auf?“ „Lässt du mir denn eine Wahl?“, fragte Jaden zurück und musterte sie fragend, was Aliz Grinsen noch breiter werden ließ. „Nein.“

Nachdem das geklärt war, machte sich Jaden auf den Weg ins Bad und schließlich war er in Rekordzeit fertig, da Aliz immer wieder drängelte und meinte, er müsse sich beeilen. Als er zum Frühstücksraum rannte und die Tür öffnete, erwartete ihn jedoch eine Überraschung. Der Raum war fast leer. Nur Alexis saß alleine auf einem der Stühle und lächelte ihn an, was ein komisches Gefühl in seiner Magengegend entstehen ließ. „Bin ich so spät?“, fragte er rundheraus und ging um den Tisch herum. „Nein, nein. Alles okay.“, versicherte Alexis noch immer lächelnd. „Aliz hat ihre Sache wohl sehr gut gemacht.“ „Viel zu gut, wenn du mich fragst.“ Jaden setzte sich Alexis gegenüber hin. „Raus mit der Sprache! Warum musste ich jetzt so früh aufstehen?“ Das Lächeln auf dem Gesicht der Blondhaarigen erlosch und machte einem etwas verlegenen Ausdruck platz. „Na ja, ich...ähm...dachte, wir könnten vor der Prüfung nachher noch gemeinsam frühstücken.“ Jaden schaute sie etwas erstaunt an, während Alexis seinem Blick auszuweichen versuchte. „Dafür wäre doch aber später noch Zeit gewesen, oder?“ Er gähnte demonstrativ, entschied sich dann aber doch dafür, sich etwas zu essen zu nehmen. „Ja, schon, aber ich wollte mit dir frühstücken und nicht mit Chazz und den anderen.“ Der junge Slyfer schaute die Blondhaarige nur noch verwirrter an, sagte aber nichts mehr, sondern nickte nur.

Nach einer geraumen Weile, in der eine beklemmende Stille im Raum herrschte, brach Alexis das Schweigen. „Jay?“ „Hm? Was gibt`s, Lex?“ „Erinnerst du dich noch an unseren Besuch im Karnak-Tempel?“ „Sicher. Warum fragst du?“ Wie hätte er auch diesen Tag - und vor allem die Nacht - vergessen können? Er erinnerte sich sogar ziemlich genau an alle Einzelheiten…
 

Theben, 2 Monate früher

„Mann, bin ich fertig!“ Jaden seufzte und setzte mühsam einen Fuß vor den anderen. Nie hätte er gedacht, dass es etwas anstrengenderes als Crowlers- oder Chronos- Unterricht gab, aber er war eines besseren belehrt worden. Wie jeden Tag waren sie noch vor dem Sonnenaufgang aufgestanden und hatten mit Anukis gefrühstückt. Das war aber auch der angenehmste Teil des Tages gewesen, denn dann hatten sie den Auftrag bekommen, die Lagerbestände von verschiedenen Kräutern und Tinkturen in einer der zahlreichen kleineren Tempelanlagen zu prüfen. Sie hätten nie im Traum daran gedacht, dass sie sich kaum eine halbe Stunde später in einem Raum wiederfinden würden, der bis unter die Decke mit Regalen eingerichtet war, in der fein säuberlich aufgereiht Hunderte von kleinen Töpfchen und Schalen standen. Diese waren sehr fein gearbeitet und mit Hieroglyphen versehen, die sowohl den Inhalt als auch einen Teil der Verwendungsmöglichkeiten preisgaben. Es gab nur ein Problem: Die Hieroglyphen waren zwar sauber gearbeitet, aber fast ebenso winzig und in dem Raum gab es kein einziges Fenster, nur einen kleinen Belüftungsschacht in einigen Metern Höhe. Schnell hatte sich die Temperatur im Raum aufgeheizt und das Arbeiten wurde immer mühsamer. Gerne hätten sie eine Pause eingelegt, aber der Hohepriester des Tempels wachte ständig mit einer Unnachgiebigkeit die Jaden und Alexis noch nie erlebt hatten über jede einzelne ihrer Bewegungen, dass keine Chance bestand, das Tempo etwas zu drosseln. Erst als der Raum vor Alexis Augen zu verschwimmen begann, durften sie eine Mittagspause einlegen. Doch was für die blondhaarige Studentin galt, war noch nicht selbstverständlich für Jaden. Als er sich gerade auf eine kleine Mauer sinken lassen wollte, trat ein Soldat auf ihn zu. „Jaden Yuki?“ „Ja, ich denke schon, obwohl ich gerade nicht ganz ich selbst bin.“ Der Braunhaarige grinste und schaute die Wache fragend an, die jedoch keine Mine verzog. „Mitkommen.“ „Moment mal! Ich hab Pause!“, protestierte der junge Slyfer, doch der Mann kümmere sich gar nicht um ihn, sondern schob ihn einfach vor sich her. Alexis schaute ihnen verdutzt nach.

„Was soll das?“ Jaden war nach einem kurzen, unfreiwilligen Spaziergang in einer Art Hof gelandet, der von hohen Mauern umgeben war. Neben ihm stand eine Gruppe junger Männer, die sich angeregt unterhielten, doch bevor Jaden sich zu ihnen gesellen konnte, verstummten sie plötzlich und stellten sich in einer Reihe auf. Nur der Braunhaarige stand etwas abseits und beobachtete das Schauspiel verwundert.

Es war kaum eine Minute vergangen, da öffnete sich eine schwere Holztür und ein kräftig gebauter Mann, dessen Alter Jaden nicht schätzen konnte, betrat den Raum. Zahlreiche Narben zierten sein Gesicht und die Oberarme. Er trug einen kurzen Schurz und einen Umhang darüber, was wohl darauf schließen ließ, dass er eine höhere Stellung bekleidete. Sein Blick huschte durch die Reihen der Männer und musterte dabei jeden so gründlich, dass man die Anspannung fast greifen konnte. Schließlich fiel sein Blick auf Jaden, der noch immer etwas abseits stand und ihn unverhohlen neugierig anstarrte, während die anderen Jungs den Blick ehrfürchtig gesenkt hielten.

„Hey, du da! Wie heißt du?“, fragte er mit donnernder Stimme. Kam das nur Jaden so vor, oder erzeugten die Mauern ein echo, dass ihn noch lauter klingen ließ? Der Braunhaarige wandte sich zur Sicherheit noch einmal kurz um, was jedoch fast nicht nötig gewesen wäre. Er war der Einzige, der gemeint sein konnte. „Jaden, Jaden Yuki. Und Sie?“ Ein undefinierbarer Ausdruck huschte über das Gesicht des Mannes, bevor er die Entfernung zwischen ihnen mit wenigen Schritten überbrückte. „Du bist neu hier. Das will ich dir zugute halten. Regel Nummer eins: Sprich niemals, wenn du nicht nach etwas gefragt wurdest. Regel Nummer zwei: Antworte nur auf die Frage. Klar?“ „Ja, aber ich wüsste jetzt trotzdem zu gerne, warum ich hier bin und wer Sie sind!“ Der Blick des Mannes verfinsterte sich. „Man hat mich ja schon vorgewarnt. Du bist wirklich unmöglich.“ Der Mann schaute ihn noch einen Moment lang finster an, doch dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Du bist wie ich, als ich jung war. Also gut: Mein Name ist General Nesmontu und du bist hier, weil ein hoher Würdenträger des Hofes es für angebracht hielt, dich in der Kriegskunst unterweisen zu lassen.“ „Und was ist, wenn ich das nicht für angebracht halte, General?“ Jaden schaute ihn herausfordernd an, aber im Gesicht Nesmontus erschien nur ein spöttisches Lächeln. „Wenn du meinst, dass du hier raus kommst, bevor ich es gestatte…“ Er deutete mit dem Kopf eine nickende Bewegung an und Jaden hatte kaum genug Zeit, um zu begreifen, was geschah, als die jungen Männer, die vorher ordentlich, ohne sich zu rühren, in einer Reihe gestanden hatten, sich vor dem Tor postierten und ihre Waffen gezogen hatten. Die Speere und Dolche funkelten bedrohlich im Sonnenlicht. „Ich glaube, ich bleibe noch ne Weile. Ist so schön hier. Diese Gastfreundschaft muss man einfach genießen.“

Der General lächelte verzeihend und gab den anderen mit einem Wink zu verstehen, wieder auf ihren Platz zurückzukehren. „Reihe dich da ein. Beim nächsten Widerspruch machst du zwanzig Liegestütze. Beim darauffolgenden wird verdoppelt!“, fügte er noch hinzu, als er sah, wie Jaden den Mund öffnete, um zu protestieren.
 

Tja, da hat Jay aber wirklich nichts zu lachen. Ihr könnt ja mal raten, wie viele Liegestütze er machen muss^^ Und wie es dann weitergeht und was in „der Nacht“ ist, was Jaden nicht vergessen kann... Ihr werdet es erfahren^^

Heal

Eure Asuka

Im Karnak-Tempel

Hi Leute^^ Ich bin es mal wieder^^ Also: Ich hab ne ganze Menge geschrieben und könnte theoretisch sofort mindestens zwei Kaps hochladen, aber es gibt eine Bedingung^^: Ich will zu diesem hier mindestens 15 Kommis haben^^ Also, strengt euch an^^

Heal

Eure Asuka
 

Im Karnak-Tempel
 

Jaden hatte nicht widersprochen, zumindest nicht an dieser Stelle. Trotzdem hatte es Ärger gegeben, reichlich Ärger und seine Arme fühlten sich irgendwie nicht mehr nach einem Teil seines Körpers an, als er etwa zwei Stunden später zum Tempel zurückkehrte. Bei 400 Liegestützen hatte er aufgehört zu zählen, aber wenn der General wirklich ernst gemacht hatte, hatte er nun 620 Liegestützen hinter sich. „Die haben doch hier alle ne Macke!“ Jaden schüttelte den Kopf, was ihm wieder schmerzhaft in Erinnerung rief, wohin er den ersten Schlag eines Gegners bekommen hatte, den er nicht schnell genug pariert hatte. Überhaupt war seine Hautfarbe zur Zeit mehr blau als braun oder gesund und er hatte das ungute Gefühl, dass sich das nicht zum besseren verändern würde. Als er an einigen Tempeldienern vorbeilief konnte er ihre schadenfrohen Blicke fast spüren. Ihm war ja klar, dass die alten Priester des Tempels es nicht gerne sahen, wenn ein paar junge Fremde kamen und ihnen erzählen wollten, wie und wo sie ihre Vorräte zu lagern hatten, damit keine Unstimmigkeiten auftraten, aber war das ein Grund, sie so zu behandeln? Definitiv nicht!

Als er in den Raum trat, in dem sie gearbeitet hatten, erschlug ihn die hier herrschende Hitze fast. Das Kampftraining mochte hart gewesen sein, aber es hatte wenigstens an der frischen Luft stattgefunden. Der Braunhaarige trat vorsichtig einen weiteren Schritt vor und suchte Alexis. Es dauerte einige Augenblicke, bis er sie zwischen den ganzen Regalen gefunden hatte. „Na, kommst du voran?“ „Ja, geht schon“, erwiderte sie kurz und wandte sich ab. „Hey! Was ist denn los?“ „Ach nichts. Ich finde es nur nett von dir, dass du mich hier alleine schuften lässt!“ „Aber…das war doch nicht meine Schuld!“ „Sicher.“ „Wie kommst du denn überhaupt auf so einen Schwachsinn?“ „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht und hab die Priester gefragt, wo dich dieser komische Typ hinbringt! Ist ja schön für dich, wenn du eine Runde verschnaufen und mit ein paar schönen Mädchen baden gehen konntest!“ Die letzten Worte hatte sie fast geschrieen. „WAS?“ Jaden legte der Blondhaarigen eine Hand auf die Schulter und wollte sie zu sich umdrehen. „Fass mich nicht an!“ Wütend fuhr sie herum und wollte gerade zu einem weiteren Satz ansetzen, als sie plötzlich stockte. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihren Gegenüber betrachtete. „Oh mein Gott! Jaden, was hast du gemacht?“

„Das versuche ich dir ja die ganze Zeit zu erzählen, aber du lässt mich ja nicht einmal zu Wort kommen!“, gab er etwas schärfer als beabsichtigt zurück. Alexis starrte ihn noch immer an.

Nach einiger Zeit fing er dann etwas ruhiger an, zu erzählen. „Meinst du wirklich, ich hätte dich hier alleine schuften lassen, wenn ich eine Wahl gehabt hätte? Was denkst du eigentlich von mir?“ Die Blondhaarige sah ihn etwas zerknirscht an. „Na ja, ich…ähm…konnte mir einfach nicht vorstellen, dass mich die Leute hier so anlügen würden, wo wir sie doch kaum kennen und ich ihnen auch nichts getan habe.“ „Das mag ja sein, Lex, aber hast du wirklich nicht bemerkt, wie feindselig uns die meisten hier begegnen? Und wenn ich ehrlich bin, kann ich es ihnen noch nicht einmal verdenken. Sie arbeiten seit Jahren hier und tun ihr Bestes, um ihre Aufgaben zu erfüllen und dann werden wir hierher beordert, um zu prüfen, ob auch alle Angaben richtig sind. Mich würde das ziemlich nerven.“ „Ja, schon, aber das ist doch kein Grund…“ „Nur weil dir jemand was erzählt, ist es auch kein Grund, dem zu glauben, oder?“ Jaden bereute die Worte sofort, als er sie ausgesprochen hatte, denn Alexis ließ noch mehr den Kopf hängen. „Tut mir Leid. Ich war nur so…sauer. Lässt mich hier einfach die ganze Zeit alleine arbeiten.“ „Schon gut.“ Der Braunhaarige stand nur wenige Zentimeter von Alexis entfernt, die noch immer zu Boden schaute. Sie wirkte wie das personifizierte schlechte Gewissen und Jaden wusste, dass es im Moment eine Trennung zwischen ihnen gab, die ihre Freundschaft belasten würde. Aber genauso sicher wusste er, dass diese unsichtbare Barriere nicht durch Worte, sondern nur durch Taten gebrochen werden konnte. Aber was sollte er tun?

Ohne richtig zu verstehen, was er eigentlich tat, trat er einen Schritt auf Alexis zu und legte vorsichtig die Arme um sie, während er sie an sich drückte. „Tut mir Leid, Lex.“ „Mir auch. Ich weiß auch nicht, warum ich das einfach so geglaubt habe“, flüsterte die Blondhaarige. „Das war doch aber nicht alles, oder Lex?“ Alexis zuckte leicht zusammen, was sie im nächsten Moment auch schon bereute, denn Jaden musste das einfach gespürt haben. Und wenn er nun eins und eins zusammenzählte… . „Doch. Was soll denn noch gewesen sein?“ Sie hätte sich für diese Antwort verfluchen können. Warum hatte sie sich auch keine bessere Ausrede einfallen lassen können? Wenn Jaden bis jetzt noch nicht misstrauisch geworden war, dann hatte sie ihn jetzt ganz gewiss darauf gebracht. Es dauerte einen kleinen Augenblick, bis der Braunhaarige antwortete. Die kurze Zeitspanne dehnte sich für Alexis aber zu Stunden. Wie würde Jaden reagieren? Zudem musste sie zugeben, dass sie die „freundschaftliche“ Umarmung genoss. Sie brauchte keinen Spiegel um zu wissen, dass sie rot geworden war und trotzdem spürte sie so ein angenehmes Prickeln in ihrem Bauch und auf ihrer Haut. Sie hätte sich wirklich gewünscht, dass dieser Moment nie endete, aber Jadens Stimme holte sie plötzlich unbarmherzig wieder in die Realität zurück. Und vermutlich musste sie ihm dafür dankbar sein, denn sonst wären ihre Gedanken wohl völlig abgedriftet.

„Okay, wenn du meinst. Ich dachte ja nur. Aber wenn dich irgendetwas bedrückt, kannst du es mir ruhig erzählen, ja?“ Jadens Worte waren kaum mehr als ein Flüstern gewesen. Trotzdem hätte Alexis am liebsten laut gelacht. Ausgerechnet Jaden- derjenige, der für ihre komplizierte Gefühlslage verantwortlich war- bot ihr seine Hilfe an. Was sollte sie gerade ihm denn bitte erzählen? Sie merkte, wie ihre Gedanken schon wieder abschweiften und schüttelte nur leicht den Kopf. „Nein, danke. Alles bestens.“

„Na dann!“ Er trat einen Schritt zurück, grinste sie breit an und griff nach ihrer Hand. „Kommst du?“ „Wohin?“, fragte eine völlig perplexe Alexis. „Na wohin wohl? Du hast mich auf eine gute Idee gebracht. Ich werde jetzt mit einem wirklich hübschen Mädchen baden gehen!“ Alexis war viel zu verwirrt, um im ersten Moment zu widersprechen und folgte dem Braunhaarigen einfach, aber als sie das Tor des Tempels passierten, meldete sich ihr schlechtes Gewissen. „Meinst du nicht, dass das Folgen haben wird, wenn wir jetzt einfach abhauen?“ „Na und wenn schon! Welche, die so fiese Lügen erzählen, können auch noch warten. Außerdem ist die Luft in diesem Raum nachher bestimmt etwas besser!“
 

Alexis hatte keine einzige Minute des Nachmittags bereut, zumindest nicht bis zu der Sekunde, als sie vor dem Oberpriester standen und dazu verpflichtet wurden, so lange zu arbeiten, bis sie die versäumte Zeit aufgeholt hätten. Missmutig gingen die beiden zurück an die Arbeit. Trotzdem hatte Jaden Recht behalten. Die Temperatur im Raum war nun deutlich erträglicher, da die Sonne untergegangen war. Es dauerte noch einige Stunden, bis sie auch die letzten Töpfe geprüft und auf den schier endlosen Listen vermerkt hatten, aber schließlich verließen sie kurz vor Mitternacht endlich den Tempel.

„Anukis wird sich Sorgen um uns gemacht haben.“ „Ja, kann sein, aber sie wird sich schon denken können, dass wir noch etwas zu erledigen hatten. Mann, bin ich erledigt!“ Er seufzte demonstrativ und ließ die Schultern etwas hängen. „Schade.“ „Was „Schade“?“ „Na ja, ich hatte überlegt, ob wir noch einen kleinen Umweg machen könnten.“ „Und wo ist da das Problem?“ „Du meinst...?“ „Klar. Du würdest ja schließlich nicht fragen, wenn du das nicht unbedingt machen wollen würdest.“ Jaden grinste. „Super!“ Alexis lotste ihn zielstrebig durch die engen Gassen, wobei Jaden sich mehr als einmal fragte, ob Alexis diese Unternehmung nicht schon lange geplant hatte. So gut konnte sie sich hier- trotz ihres guten Orientierungssinns- einfach nicht auskennen.

Eine Viertelstunde später verlangsamte sie ihre Schritte endlich, bis sie stehen blieb. „Und was wollen wir hier?“ Jaden sah sich suchend um, konnte aber in der schmalen Gasse wirklich nichts außergewöhnliches feststellen. Er wollte sich gerade mit einer entsprechenden Bemerkung an Alexis wenden, stockte dann aber, als er in ihr Gesicht blickte. Ihre Augen spiegelten den Glanz der Sterne wider und fast schien es ihm, als würden sie selbst strahlen. Einen Moment lang verschlug es ihm fast die Sprache und sein Herzschlag beschleunigte sich. <Alexis ist wirklich hübsch.> Er musste alle Willenskraft aufbringen, um sie nicht noch weiter anzustarren, trotzdem gelang es ihm auch als er die Augen kurz schloss nicht, Alexis freudestrahlendes Gesicht aus seinen Gedanken zu vertreiben. Worauf freute sich Alexis hier so? Er unterzog die Gegend noch einer zweiten, kritischeren Musterung, was allerdings auch jetzt ohne Erfolg blieb.

„Du kommst nicht drauf, oder?“ Alexis sah ihn grinsend an, fuhr jedoch auch gleich fort, bevor er eine Antwort geben konnte. „Kein Wunder. Uns trennen nämlich noch etwa 10 Schritte von unserem eigentlichen Ziel. Ich wollte nur wissen, ob du ahnst, wo wir hingehen.“ Sie lächelte den nun völlig verwirrten Braunhaarigen an, nahm seine Hand und ging einige Meter weiter, bis sie um eine Hausecke bogen. Das Bild, was sich ihnen bot, war einfach fantastisch.

Sie standen auf einem gepflasterten, weitläufigen Platz, der auf drei Seiten von Häuserfassaden begrenzt wurde. Die vierte Seite wurde von einem riesigen Tor eingenommen. Davor erstreckte sich eine Sphinxen-Allee. Vor jeder Statue und vor den Toren waren Fackeln angebracht, die ein warmes Licht verströmten und den behauenen Sandstein in eine lebendige Materie zu verwandeln schienen. Die Schatten huschten über den Stein und wechselten sich mit dem orangerot der Flammen in einem beeindruckenden Schauspiel ab. Trotz der Dunkelheit standen die Tore des Karnak-Tempels weit offen und man konnte die Achse entlang bis in den Säulenhof blicken. Einige Priester verrichteten noch ihren Dienst und blickten verwundert auf, als die beiden Stundenten an ihnen vorbei gingen. Alexis hielt noch immer Jadens Hand. Sie hatten nicht vergessen, sie los zu lassen, aber in Anbetracht der gewaltigen Steinbauten, die sie durchschritten, und der Erfurcht, die sie bei diesem Anblick empfand, fühlte sie sich einfach wohler, wenn sie Jadens Nähe und Wärme spürte. Und so lange er nichts sagte, schien es für ihn ja auch okay zu sein.

Sie passierten ein weiteres Tor und gelangten in die Säulenhalle, die von Ramses II erbaut worden war. Überall zierten Reliefs die Wände und Säulen. Es waren zahlreiche Götter, unter anderem die heilige Triade von Karnak – Amun, Mut und Chons- dargestellt, denen auch die Seitenkapellen geweiht waren. Durch zwei Öffnungen in der Decke viel das silbrige Mondlicht auf den Hauptweg und bildete so einen silbernen Pfad, der direkt auf das Hauptheiligtum zuführte.

Als Alexis und Jaden ihren Weg fortsetzen wollten, vertrat ihnen ein mürrisch aussehender alter Mann in einem Leopardenfell den Weg. „Hier haben nur einige ausgewählte Personen Zutritt. Weist euch als solche aus oder kehrt um.“ Alexis zog wortlos einen sorgsam zusammengerollten Papyrus aus der Tasche und reichte ihn dem Oberpriester. Dieser überflog die wenigen Zeilen, wobei seine Mundwinkel sich merklich nach unten bewegten und machte schließlich einen Schritt zur Seite, so dass sie weitergehen konnten. „Sag mal, was hast du...?“, fing Jaden an, wurde jedoch sofort unterbrochen, als Alexis ihm mit einer Geste bedeutete, ruhig zu sein. Er sah sie zwar verwundert an, zuckte jedoch dann mit den Schultern und so gingen sie wortlos weiter. Jetzt war er sich aber definitiv sicher, dass Alexis Idee kein spontaner Einfall gewesen war.

Nach wenigen Minuten standen sie vor einer kleinen Kapelle, deren Türen geöffnet waren, so dass sie einen Blick hinein werfen konnten. In ihr befand sich eine schwarze Barke aus Holz, auf der sich eine goldene Figur des Gottes Amun befand. Diese Barke wurde nur zu besonderen Anlässen aus dem Allerheiligsten des Tempels geholt, beispielsweise zum jährlichen Opet-Fest. Einige Sekunden betrachteten sie den Schrein einfach nur sprachlos. Sie waren wahrscheinlich die einzigen Menschen, die so etwas seit ewigen Zeiten sehen konnten. Schließlich hatte man die goldenen Statuen der Götter aus den Tempelheiligtümern nie gefunden. Sie waren schon in früheren Zeiten Räubern in die Hände gefallen.

Nach einiger Zeit rissen sie sich von dem faszinierenden Anblick los und gingen weiter. Ihr Weg führte an den beiden Obelisken der Hatschepsut vorbei, die jeweils aus einem einzigen Granitstein gehauen worden waren. In der Gegenwart war einer dieser beiden meterhohen Kolosse umgestürzt und lag zerbrochen da, aber hier ragten die Spitzen beinahe trotzig in den Sternenhimmel empor. Auch hier empfanden die beiden wieder diese tiefe Ehrfurcht vor den Werken der alten Ägypter. Sie konnten kaum glauben, dass sie sich gerade mitten in ihrer Zeit aufhielten.

Ihr Weg führte zurück in die Säulenhalle. Sie schlugen einen weiteren Pfad ein, der sie in einen anderen Bereich des Tempels bringen musste. Während sie an den Reliefs vorbeigingen, betrachteten sie diese aufmerksam.

„Schau mal!“ Alexis deutete auf eine bestimmte Wandpassage und Jaden folgte ihrem Blick.
 

„Mein Herz ist dir zugeneigt,

ich will dir tun, was es möchte,

wenn ich in deinen Armen liege“,

begann Alexis den alten Text zu zitieren. Jaden sah sie einen Moment lang erstaunt von der Seite an, wandte sich dann jedoch auch wieder den Hieroglyphen zu, als sie fortfuhr. Warum hatte er das komische Gefühl, dass es hier um mehr ging als einen alten Text?
 

„Mein Wunsch ist´s, der mein Auge schminkt,

dich zu sehen macht meine Augen hell.“

Alexis wandte sich zu ihm um. Er spürte die Bewegung mehr, als dass er sie sah, aber auch er drehte den Kopf und ihre Blicke trafen sich. Tief schauten sie sich gegenseitig in die Augen und sie hätten in denen des jeweils anderen versinken können, hätte Alexis nicht die unsichtbare Spannung zwischen ihnen gebrochen, in dem sie sich wieder dem Text zuwandte.
 

„Ich schmiege mich an dich, um deine Liebe zu spüren,

du großer Schatz meines Herzens!“

Bildete Jaden sich das nur ein, oder verstärkte Alexis den Griff um seine Hand tatsächlich? Erst jetzt fiel ihm auf, das sie Hand in Hand durch den Tempel gelaufen waren. War das bloß Zufall, hatte Alexis auch vergessen, seine Hand loszulassen? Er zögerte einen Moment. Sollte er sie loslassen? Aber dafür war das Gefühl, ihre Wärme zu spüren, einfach zu schön. Auch er verstärkte den Druck seiner Hand und wandte sich dann wieder dem Text zu, der sie beide auf fast mystische Weise in seinen Bann zu ziehen schien.
 

Tja, beim nächsten Mal geht es dann weiter^^ Es tut mir wirklich Leid, wenn ich euch mit meinen Beschreibungen dieses Tempels langweile, aber ich fand das so toll da^^ Wer wissen möchte, wie es da wirklich aussieht, muss nur was sagen. Dann lad ich ein Foto in die Charabeschreibung oder schicke es euch per ICQ^^

Tja und bitte meine Bedingung nicht vergessen, ja? Doppelkommis zählen nicht^^

Heal

Eure Asuka

Erinnerungen

So, und nachdem ich ja sooo gemein war und vor der schönsten Stelle aufgehört habe, kommt hier nun die Fortsetzung.^^ Vielen Dank übrigens an die Kommi-Schreiber! Ich hab euch ganz doll lieb^^

Eure Asuka
 

Erinnerungen
 

„Wie köstlich ist diese Stunde mit dir,

möge die Stunde zur Ewigkeit werden!

Seit ich mit dir geschlafen habe,

hast du mein Herz erhoben.“

Jaden zögerte einen kurzen Moment, die Worte auszusprechen. Er wurde rot und beobachtete Alexis aus den Augenwinkeln, die sich genau in diesem Moment zu ihm umdrehte. Wieder trafen sich ihre Blicke und diese sonderbare Spannung baute sich zwischen ihnen auf. Irgendetwas war da zwischen ihnen, etwas, das Jaden nicht erklären konnte, etwas, das ihm bis vor kurzem noch nicht einmal aufgefallen war. Eine schier endlos lange Pause trat ein, in der sie sich nur gegenseitig ansahen. Wie viel hätte Jaden dafür gegeben, wären die Worte des Gedichts Wirklichkeit geworden und die Zeit hätte sich wirklich zu einer Ewigkeit gedehnt. Gemeinsam und ohne den Text lesen zu müssen, zitierten sie die letzten Zeilen des Gedichts, wobei sie sich noch immer tief in die Augen sahen. Es war, als würden sie die letzten Worte kennen.
 

„Ob in Leid oder Freude-

verlass mich nicht!“

Schweigend standen sie nebeneinander, als die Worte verklungen waren. Keiner wusste, was er tun sollte und keiner wagte es, das Schweigen zu brechen und diesen Moment durch ein Wort zu stören. Sie sahen sich einfach nur tief in die Augen und genossen die Zweisamkeit. Fast war es, als würde die Zeit tatsächlich stehen bleiben. <Wie hübsch Alexis ist und ihre Augen sehen mich so…> Er fand keine Worte für den Ausdruck in ihren Augen. Liebevoll hätte es wohl am ehesten getroffen, aber daran dachte er im Moment wirklich nicht. Alexis Gedanken gingen in eine ganz ähnliche Richtung. <Ist jetzt der richtige Moment, es ihm zu sagen? Ich liebe ihn, aber was empfindet er für mich? Ist da überhaupt mehr als Freundschaft? Seine Augen haben einen so warmen Ausdruck.> Ehe sie jedoch zu einer Entscheidung gelangen konnte, erklang ein Poltern hinter ihnen. Erschrocken fuhren sie herum und erblickten einen alten Priester, der gerade dabei war, einige Papyri aufzusammeln, die ihm aus der Hand gerutscht zu sein schienen und nun über den Boden verstreut waren.

„Warten Sie, wir helfen ihnen!“ Alexis ging hinüber und ließ sich in die Hocke sinken, um dem Mann zu helfen. Auch Jaden half beim Einsammeln der Schriftrollen. Nach kurzer Zeit hatten sie es fast geschafft und beide griffen im gleichen Moment nach der letzten Rolle. Ihre Hände berührten sich und wieder trafen sich ihre Blicke. Schon wieder entwickelte sich diese Spannung zwischen ihnen, ohne dass sie genau wussten, warum. Nach wenigen Sekunden löste sich Jaden jedoch aus der Erstarrung und reichte dem Priester die Schriftrolle, der ihn nur etwas belustigt angeschaut hatte. Nun maß er beide mit einem durchdringenden Blick, lächelte dann aber.

„Im Aufblühen begriffene Knospen besonderer Blumen muss man auch besonders gut pflegen und schützen.“ Der Alte griff nach dem Papyrus und wandte sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen.

„Was bitte?“ Jaden legte den Kopf schief und sah dem Priester verwirrt nach. „Hast du kapiert, was das bedeuten sollte, Lex?“ Alexis schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich hab das Gefühl, dass wir es hätten verstehen müssen.“ Eine weitere, schier endlose Sekunde herrschte Stille, bevor sie sich wieder auf den Weg machten.

Sie gingen einen schmalen Gang zwischen den Säulen entlang, der sie nach wenigen Metern bis zu einem reich verzierten Tor führte, durch welches sie in den Innenhof des Tempels treten konnten. Beeindruckt sah sich Alexis um. Vor ihnen erstreckte sich ein riesiger See, dessen Oberfläche die Sterne und die Lichter der unzähligen Fackeln, die das Gelände erleuchteten, widerspiegelten. Sie trat einige Schritte weiter vor und setzte sich dann ans Ufer des Sees. Ehrfürchtig sah sie sich um. Nie hätte sie gedacht, dass sie einmal hier sein würde. Nie hätte sie es für möglich gehalten, den Karnak-Tempel einmal in seiner vollen Pracht bewundern zu können. Wie viele Archäologen hätten ihre Seele verkauft, um nur einen Blick auf die komplette Anlage werfen zu können und nicht auf die an einigen Stellen zerstörte Anlage der Gegenwart. „Das ist großartig. Einfach fantastisch.“ Alexis lächelte, während sie sich umschaute und dann die Oberfläche des Wassers betrachtete, die an einigen Stellen ruhig dalag und den Himmel widerspiegelte, an anderen aber durch sachte Wellen aufgewühlt wurde, die langsam zum Ufer hin ausliefen. Der frische Nachtwind fuhr der Blondhaarigen durch die Haare. „Ich kann es kaum glauben. Wir sind wirklich hier, hier am heiligen See von Karnak, der von den Priestern für rituelle Waschungen benutzt wird.“

Jaden stand einige Meter hinter Alexis und war tief in Gedanken versunken. Sollte er es tun? Aber was würde Alexis sagen? War jetzt der richtige Augenblick dafür? Er wusste es nicht. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? Entschlossen holte er noch einmal tief Luft und ging dann ein paar Schritte vor, bis er direkt neben Alexis stand. „Lex?“ „Hm?“ Die Angesprochene schaute auf und zum wiederholten Male an diesem Abend trafen sich ihre Blicke. Jaden fühlte, wie schon wieder dieses eigenartige Gefühl in ihm aufstieg.

„Ich…ähm…wollte…dir etwas geben.“ Die Blondhaarige schaute ihn fragend an, als er einen ordentlich in Leinen eingeschlagenen Gegenstand aus seiner Jackentasche zog und ihr reichte, ohne dabei den Blickkontakt zu unterbrechen. Sie wickelte das kleine Päckchen aus und sog erstaunt die Luft ein. „Aber…woher? Warum…?“ Sie war viel zu erstaunt, um eine ihrer Fragen ausformulieren zu können, als sie auf das kleine Schmuckstück in ihrer Hand starrte. „Weil du den Schmuck in Qena so schön fandest und ich dir eine Freude machen wollte.“ Jaden grinste sie an. „Das hast du also noch gemacht. Jetzt hab ich ein ganz schlechtes Gewissen.“ „Warum?“ Der Braunhaarige sah sie fragend an. „Na weil du deswegen von dem Skorpion gestochen wurdest!“

„So ein Quatsch! Sag so was bloß nicht noch einmal!“, erwiderte Jaden gespielt sauer. „Schon gut.“ Alexis lächelte ihn an, was sein Herz wieder dazu brachte, schneller zu schlagen. Was war nur mit ihm los?

Alexis hielt das Pektorale in beiden Händen und betrachtete es mit gesenktem Kopf. Eine einzelne Träne fiel zu Boden. „Hey, Lex! Was ist denn? Gefällt es dir nicht? Hab ich irgendwas falsch gemacht?“, fragte Jaden in besorgtem Ton und wollte sich gerade zu Alexis hinunterbeugen, als sie plötzlich aufsprang und ihn stürmisch umarmte. „Nein, ganz im Gegenteil! Ich bin so glücklich! Tut mir Leid, aber ich musste vor Freude weinen“, meinte sie leise, während sie sich an ihn drückte.

Jaden stand völlig perplex da. Es dauerte eine Sekunde, bis er sich überhaupt wieder bewegen konnte, doch dann legte er seine Arme um Alexis und drückte sie sanft an sich. Wieder spürte er, wie er rot wurde. Was war nur in letzter Zeit mit ihm los? Sein Herz schlug heftig und er war fast sicher, dass man seinen Herzschlag bis nach Memphis hören konnte. Er fühlte sich so wohl, ohne genau beschreiben zu können, woher dieses Gefühl kam. Irgendetwas war da zwischen ihnen, etwas, was man weder greifen, noch erklären konnte, eine unsichtbare Spannung. Es war etwas, was vor kurzem noch nicht da gewesen war. Irgendetwas hatte sich zwischen ihnen verändert, aber Jaden konnte beim besten Willen nicht sagen, was das war. So etwas hatte er noch nie gefühlt.
 

„Sicher erinnere ich mich. Wie könnte ich diese Nacht auch vergessen?“, wiederholte Jaden noch einmal. Er hatte seinen Ellenbogen auf den Tisch gestützt und stützte mit der Hand seinen Kopf, während seine Gedanken abgeschweift waren, doch nun sah er Alexis wieder direkt an. Er war noch immer nicht weiter gekommen. Weder mit der Frage, was mit ihm los war noch warum.

„Erinnerst du dich noch an das Gedicht?“ „Sicher. Warum fragst du?“ Jaden schaute etwas verlegen zur Seite, als er sich den genauen Wortlaut ins Gedächtnis rief. „Weil mir jemand erzählt hat, dass Chronos in seinen Prüfungen mit Vorliebe Gedichttexte aufschreiben lässt.“ Alexis sah ihn lächelnd an, was ihn nun auch noch rot werden ließ.

„Ich schmiege mich an dich, um deine Liebe zu spüren, …“, zitierte Alexis noch einmal und sah in wieder ganz merkwürdig an.
 

„Lass mich sofort los!“, zischte Chazz und versuchte verzweifelt, Atticus Griff zu entkommen. Der Braunhaarige warf ihm einen mahnenden Blick zu. „Sei leise! Gerade jetzt, wo es spannend wird! Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen, um zu verhindern, dass du da reinplatzt!“ „Ja, gerade jetzt wo es spannend wird, muss ich da rein, um zu verhindern, dass es spannend wird!“ Chazz trat Atticus mit voller Wucht auf den Fuß, so dass dieser seinen Griff lockerte und ihn los ließ. Sofort riss der Schwarzhaarige die Tür auf und stürmte in den Essensraum.

„Was zum Teufel hast du mit Alexis gemacht, du Niete!?“ Chazz packte Jaden am Kragen und sah ihn zornig an. „W-wo kommst du denn her?“, fragte dieser nur verdutzt, bekam aber keine Antwort, sondern wurde nur einmal kräftig geschüttelt. „Ich mach dich fertig, du Loser!“ Sofort kam auch Atticus in den Raum gestürzt und versuchte, Chazz von Jaden wegzuzerren. „Sorry, Leute, ich hab die Leine wohl im Zimmer vergessen!“, witzelte er, während er Chazz festhielt, der sich immer noch heftig wehrte.

„Warum überrascht es mich nur nicht, dass du auch hier bist?“ Alexis sah ihren Bruder mit verschränkten Armen kritisch an und seufzte. „Mit dir hat man echt keine Privatsphäre!“ Atticus grinste nur, wohingegen Chazz blass wurde. <Privatsphäre? Heißt das, sie wollte mit der Slyfer-Niete ALLEINE sein? Das kann nicht sein…>

„Nun kommt mal alle wieder runter!“, versuchte Jaden die Situation zu beruhigen, was ihm auch einigermaßen gelang, was aber vielleicht auch vielmehr an Alexis Worten lag, denn Chazz senkte einfach nur verletzt den Blick und verließ den Raum. „Was war das denn jetzt?“ Jaden schaute ihm verwirrt nach, während Alexis nur den Kopf schüttelte und Atticus Jaden mit einem erstaunten Blick bedachte. <Hat Jaden wirklich keine Ahnung? Dann ist da ja noch mehr zu tun, als ich dachte.>
 

Nach diesem etwas anders verlaufenen als geplanten Start in den Morgen wurde es wieder etwas ruhiger. Gegen Mittag machten sich Atticus, Alexis, Zane und Jaden auf den Weg zu Chronos Arbeitszimmer, um die Prüfung abzulegen. Ganz wie Alexis gesagt hatte, diktierte Chronos ihnen wirklich einen Gedichtstext und als zweite Aufgabe mussten sie einen Teil eines Gedichtes ihrer Wahl aufschreiben.

Jaden überlegte fieberhaft, ob er nicht irgendein anderes Gedicht wusste, als jenes, an das Alexis ihn erinnert hatte. Er konnte sich schon genau vorstellen, was ihr Lehrer sagen würde, sollte er diesen Text aufschreiben. Zumindest wusste er, was Crowler getan hätte und er bezweifelte irgendwie, dass sein antikes Ebenbild anders handeln würde. Aber trotz aller Bemühungen kamen ihm immer wieder diese Hieroglyphen in den Sinn, zusammen mit Alexis lächelndem Gesicht. Und als wäre er nicht schon nervös genug, beschleunigte sich sein Herzschlag und ihm wurde warm, als ob er Fieber hätte. Was war mit ihm los?

Es half einfach nichts. Er konnte den Text nicht aus seinen Gedanken verbannen und schrieb ihn schließlich auf. Dann musste er sich also schon einmal einen guten Spruch einfallen lassen, den er Chronos entgegenschleudern konnte, sollte er versuchen, ihn vor den anderen lächerlich zu machen.

Als sie endlich alle ihre Papyri abgegeben hatten, wurden sie aus dem Raum geschickt. Chronos wollte sich in aller Ruhe daran machen, die Arbeiten durchzusehen. Verlassen durften sie den Gebäudetrakt nicht, aber es war auch genauso klar, dass Chronos sich Zeit lassen würde und so schleppten sich die Stunden dahin, während sie in der Mittagshitze standen und darauf warteten, endlich die Ergebnisse zu bekommen.

„Ich dachte, das ist eine Schreiber-Prüfung und kein Ausdauertest!“ Atticus lehnte den Kopf gegen die Wand, während er durch eines der kleinen Fenster hinausblickte. Jaden und Alexis saßen ein kleines Stück weiter und spielten die zwanzigste Runde Duelmonsters, was natürlich Jadens Idee gewesen war. Zane lehnte cool an der Wand und hatte noch keinen einzigen Ton von sich gegeben, seit sie aus dem Raum gekommen waren. Auch er blickte zu den beiden anderen hinüber. „Was meinst du erwartet uns in Abydos?“ „Hm? … Tja, wenn du mich fragst, jede Menge Arbeit und mindestens genauso viele Probleme. Wäre es der einfachste Teil unserer Aufgabe, hätten sie bestimmt nicht so einen Wirbel darum gemacht.“ Gerade, als Zane etwas erwidern wollte, wurde die Tür geöffnet und Chronos rief sie wieder zu sich hinein.

Angespannt saßen alle vier Studenten auf ihren Sitzen. Chronos verzog keine Mine, während er anfing, ihnen eine lange Rede über den Beruf des Schreibers zu halten. Das die vier diesen Beruf nie ergreifen wollten, schien ihm dabei völlig unwichtig zu sein, denn auf eine Bemerkung von Jaden hin, verzog er nur herablassend das Gesicht und fuhr fort. Nach dem allgemeinen Teil folgte die Auswertung des Textes und die möglichen Fehlerquellen, wobei Chronos mit keinem Wort erwähnte, wie sie selbst dabei abgeschnitten hatten. <Antiker Psychoterror, na wunderbar. Wo bin ich hier nur gelandet? Ich dachte, gefoltert wurde man erst im Mittelalter?> Jaden warf Alexis einen hilfesuchenden Blick zu, wurde aber enttäuscht, da diese wohl entschieden hatte, das es besser war, zumindest so zu tun, als ob sie den Worten ihres Lehrers lauschen würde. Auch Atticus und Zane hatten stillschweigendes Erdulden scheinbar bevorzugt und so blieb dem Braunhaarigen nichts anderes übrig, als es ihnen gleich zu tun. Mit jedem Wort wurde die Anspannung im Raum größer. Hatten sie überhaupt bestanden oder würden sie noch einmal den ganzen Unterricht mitmachen müssen? Jaden, der sich zuerst ziemlich sicher gewesen war, überkamen immer mehr Zweifel. Hatte er an der einen oder anderen Stelle nicht doch die falsche Hieroglyphe gezeichnet? Hatte er den einen Haken vergessen?

„Nun reicht es aber! Ich will endlich wissen, was ich nun wirklich geschrieben habe!“ Jaden hatte die Arme verschränkt und schaute Chronos herausfordernd an. De wiederum starrte ihn nur missbilligend und auch ein wenig spöttisch an. „Wie du meinst. Wenn du nicht wissen möchtest, was du beim nächsten Mal besser machen kannst…“ <Soll das etwa heißen, ich bin durchgefallen?> Geschockt schaute der Braunhaarige zu dem fies grinsenden Lehrer auf, der sich dann aber abwandte und die Schriftrollen von seinem Schreibtisch nahm. „Ich muss wirklich sagen, das mich jeder von euch auf seine Weise überrascht hat. Sehr gut, Alexis. Du hast keinen einzigen Fehler gemacht, wirklich gut, aber ich aber auch nicht wirklich etwas anderes erwartet.“ Alexis starrte ungläubig auf die beiden Schriftrollen, die Chronos ihr eben gegeben hatte. Die eine war ihre Arbeit, die andere eine Art Zertifikat, die sie als Schreiberin auswies. Chronos verteilte inzwischen die andern Schriftstücke. Als letztes blieb er vor Jaden stehen. „Da du ja vorhin schon lautstark bekundet hast, dass du deine Arbeit wiederhaben möchtest, wird es dir ja wohl auch nichts ausmachen, noch eine Minute zu warten. Ihr anderen könnt gehen, ich möchte gerne alleine mit Mr. Yuki sprechen. Alexis und ihr Bruder tauschten beunruhigte Blicke, verließen dann jedoch nach einer zweiten Aufforderung den Raum. Was wollte Chronos nur von Jaden?
 

So. Ihr kennt das Ganze ja schon^^ Ich höre dann mal wieder an einer spannenden Stelle auf, ja? Macht euch doch nichts aus, oder? *grins*

Bis zum nächsten Kapitel!

Heal

Eure Asuka

Auf nach Abydos!

So und hier kommt wieder mal ein neues Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr schreibt mir wieder ein Kommi. Viel Spaß!

Heal

Eure Asuka
 

Auf nach Abydos!
 

„Also? Was gibt es denn nun so Wichtiges?“ Jaden sah Chronos demonstrativ gelangweilt an. „Das hier.“ Der Verwalter des königlichen Siegels hielt ihm seinen Test unter die Nase. Der Braunhaarige überflog den Text schnell, konnte aber nur einige wenige Fehler entdecken. „Soll das etwa heißen, dass ich wegen den paar Fehlern nicht bestanden habe?“ „Ich wünschte, es wäre so. Nein, du hast bestanden, aber viel wichtiger ist, was du geschrieben hast.“ „Hm? Was soll damit sein? Sie haben doch den Text diktiert!“ „Bist du so blöd oder tust du nur so? Es geht um das Gedicht!“ Jaden schluckte schwer. <War ja klar, dass er dazu was sagt. Aber so?> „Was soll damit sein? Das Gedicht steht im Karnak-Tempel und auf garantiert 100 Schriftrollen! Und Alexis hat es schließlich auch aufgeschrieben. Also: Was ist das Problem?“ „Du“, antwortete Chronos geradeheraus. Jaden starrte ihn einen Moment lang verständnislos an und wollte schon zu einer wenig respektvollen Antwort ansetzten, aber Chronos schnitt ihm das Wort ab.

„Ich weiß, dass Alexis das gleiche Gedicht aufgeschrieben hat und mit dem Gedicht ist auch alles okay, aber du machst mir Sorgen, Jaden. Ich weiß, dass du mich nicht gerade leiden kannst und das beruht auf Gegenseitigkeit, glaub mir, aber ich werde nicht zulassen, dass du mit deiner unbedachten Art den Pharao gefährdest.“ „Aber was hat den Atemu mit meinem Test zu tun?“ Chronos seufzte. Dieser Junge wollte ihn einfach nicht verstehen. „Ganz einfach: Du kannst mir nicht erzählen, dass es normal für einen Jungen deines Alters ist, solch ein Gedicht auszuwählen- egal woher ihr kommt.“ Jaden wollte abermals protestieren, wurde jedoch mit einem zornigen Blick zurechtgewiesen und schwieg lieber. „Ja, Alexis hat das gleiche geschrieben, das sagtest du schon, aber Alexis starrt dich im Unterricht auch nicht die ganze Zeit lang an.“ „Ich starre Alexis doch nicht an!“ Jaden war nun endgültig wütend geworden und ballte die Hände zu Fäusten. Was glaubte dieser Crowelerverschnitt eigentlich, wer er war? „Ja, ja, schon klar und mir ist auch egal, was ihr in eurer Freizeit macht und was du für gewisse Freunde empfindest. Aber trotzdem bitte ich dich, das nicht so offen zu zeigen. Ihr seid Freunde des Pharaos und damit der Punkt, den die Widerständler am ehesten angreifen. Sollten sie also herausfinden, wo eure Schwachstellen sind- und das würde bei dir ein Blinder sehen- werden sie euch attackieren. Nicht, dass ich mir um dich Sorgen mache, aber das würde dem Pharao schaden.“

Jaden kochte förmlich vor Wut, während er Chronos Vortrag lauschte und trotzig auf den Boden starrte. Was sollte das denn bitte heißen? Er starrte Alexis doch nicht an! Und diese ganzen Andeutungen! Was sollte das überhaupt? Als wenn er eine Gefahr für Atemu wäre, nur weil er ein Gedicht aus dem Karnak-Tempel abgeschrieben hatte! Was sollte dieser ganze Mist? Alexis war nicht mehr als eine gute Freundin und es war doch normal, wenn man Freunde hatte! Was sollte dieses ganze Theater? Als ob sich Widerständler darum Gedanken machen würden, ob er nun mit einem aus der Gruppe besser oder schlechter befreundet war! „War es das jetzt?“ Jaden nahm seinen Test, drehte sich ruckartig um und verließ den Raum.

„Und?“ Alexis hatte draußen auf ihn gewartet und sah ihn nun fragend an. „Bestanden“, antwortete er kurz angebunden und noch immer in Gedanken. „Was wollte er denn von dir?“ Die Blondhaarige hatte Mühe, das schnelle Schritttempo mitzuhalten, das Jaden angeschlagen hatte. „Ach nichts. Ich glaube, der hatte lange keine Therapiestunde mehr und musste seinen Frust an jemandem auslassen“, erwiderte der Braunhaarige ausweichend. „Bin ich froh. Ich dachte schon, du könntest nicht mit nach Abydos!“ Alexis lächelte ihn an und schon wieder begann sein Herz schneller zu schlagen.

Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Sie hatten sich mit ihren Freunden, Atemu und Mana zum Abendbrot verabredet und erreichten den Garten als letzte. „Und?“ Bastion sah die beiden fragend an. „Beide bestanden!“ „Glückwunsch. Ich würde auch so gerne nach Abydos reisen, aber ich muss ja leider hier bleiben.“ Der Ra-Yellow-Student sah sie ein wenig traurig an, schüttelte dann aber leicht den Kopf, als müsste er sich von dem Gedanken befreien. „Ach, egal. Jetzt feiern wir euch erst mal. Schließlich können wir ohne euch nicht in unsere Zeit zurück!“ „Sag mal, Bastion, wo ist Sy eigentlich? Ich hab ihn, seit wir zurück sind, kaum gesehen.“ Der Angesprochene grinste vielsagend. „Ich glaube, er ist mal wieder mit Mana unterwegs. Man sieht die beiden ja kaum. Morgens ist Sy der erste, der mit dem Frühstück fertig ist und fast aus dem Raum rennt und abends sieht man ihn meistens gar nicht. Muss Liebe schön sein.“ Jaden und Alexis setzten sich zu den anderen und es wurde ein langer und lustiger Abend.

Iset kochte vor Wut. Sie war keinen Schritt weiter gekommen. Es war wie verhext. Seit diese komische Prüfung stattgefunden hatte, wurden nun selbst die Fremden abgeschirmt und man konnte nicht einmal ohne triftigen Grund mit ihnen sprechen und nun auch noch das. Sie zerknüllte das Stück Papyrus, das sie eben gelesen hatte. Wie sollte sie das machen? Bakura verlangte von ihr, dass sie die Fremden beseitigte. Aber sie konnte ja noch nicht mal in ihre Nähe gelangen! Warum musste ausgerechnet sie diesen Auftrag bekommen? Noch einmal nahm sie den kleinen Kasten von ihrem Bett und schaute auf den Inhalt. Neben dem kleinen Papyrus hatten in ihm noch ein kleines Fläschchen und ein Dolch Platz gefunden. „Beseitige die Fremden, nimm Kontakt zu unserem Verbündeten auf, überreiche ihm den Dolch und wage es nicht, mich zu enttäuschen“, zitierte sie die knappen Anweisungen Bakuras. Wäre die Situation nicht so kompliziert gewesen, hätte sie gelacht. Das war so absurd! Sie konnte das nicht einfach so schaffen, es sei denn… Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Man musste sie ja nicht für die Schuldige halten…

Iset kannte sich inzwischen gut genug im Palast aus, um den Weg zur Palastküche zu finden. Um diese Uhrzeit waren die Gänge wie ausgestorben. Wenn sie Glück hatte, würde niemand etwas bemerken und sie würde doch entkommen. Endlich hatte sie dich Küche erreicht. Vorsichtig öffnete sie die Tür und zuckte zusammen, als sie knarrte. Innerlich machte sie sich schon darauf gefasst, gleich gefragt zu werden, was sie hier suche, aber als sie in den Raum spähte, war niemand dort. Erleichtert machte sie sich an die Arbeit. Sie suchte einen Behälter mit frischem Wasser und zog das kleine Fläschchen aus ihrer Tasche. Vorsichtig und ohne einen Tropfen zu verschütten, leerte sie seinen Inhalt in das Wasser. „Wohl bekomm`s, Jaden“, flüsterte sie, während sie sich wieder umdrehte. Nie würde sie diesem unverschämten Bengel verzeihen, dass er sie zurückgewiesen hatte. Auf dem Rückweg machte sie noch einen Abstecher in eines der Zimmer und deponierte den Dolch unter dem Kopfkissen. Erleichtert atmete sie aus. Sie hatte ihren Auftrag erfüllt. Der Dolch mit dem eingravierten Schakalkopf, dem Zeichen des Widerstandes, war an seinem Platz. Schnell machte sie sich auf den Weg aus dem Palast.

„Anukis? Hohlst du bitte noch etwas Wasser aus der Küche?“ „Ja, natürlich.“ Anukis lächelte und machte sich auf den Weg. Sie war so glücklich wie lange nicht mehr. Morgen würden sie nach Abydos aufbrechen, ja sie. Alexis und Jaden hatten mit dem Pharao gesprochen und ihre Fähigkeiten als Schreiberin so hoch gelobt, dass er erlaubt hatte, dass sie mit durfte. Ihr Lebenstraum würde endlich in Erfüllung gehen! Noch nie hatte jemand so viel für sie getan. Das würde sie ihnen niemals vergessen. Sie betrat die Küche und stockte. Hatte sie da nicht gerade eben eine Bewegung wahr genommen? Sie wollte gerade nach Hilfe rufen, als etwas weiches um ihre Beine streifte und miaute. „Ach du bist es nur, Bastet.“ Die Katze sah sie, wie sie meinte, spöttisch an und miaute noch einmal. „Du hast wohl Durst, hm?“ Sie füllte der Palastkatze, von der niemand wirklich wusste, woher sie kam, eine Schale mit dem Wasser, das auf dem Tisch stand. Dann füllte sie einen weiteren Behälter und wollte gerade zu den anderen zurückkehren, als sie etwas stutzig machte. Bastet fauchte, ja, sie fauchte das Wasser an und ihre Nackenhaare standen zu Berge. „Was hast du denn?“ Dann verstand Anukis. Ein trauriger Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. „Es hat also begonnen.“ Sie nahm die Schale und schüttete seinen Inhalt weg. Dann ging sie zurück in den Garten.

„So, da bin ich wieder!“ Anukis lächelte, als sie näher an die Tafel trat. Sie wollte gerade das Tablett abstellen, als sie einen falschen Schritt machte und umknickte. Erschrocken riss sie die Augen auf und versuchte, das Gleichgewicht wieder zu finden. Das Tablett fiel ihr aus der Hand und das Wasser ergoss sich über den Boden. „Das tut mir Leid. Ich bin so ungeschickt.“ <So, damit wäre das erledigt. Dieses Gift wird niemandem mehr schaden.>

„Schon okay, Anukis. Es ist sowieso spät und ihr müsst morgen früh raus. Wir sollten jetzt alle schlafen gehen“, meinte Atemu lächelnd und auch die anderen nickten zustimmend.

Mit dem Sonnenaufgang versammelte sich die ganze Gruppe am Hafen. Während Jaden, Alexis, Atticus, Anukis und Zane sich von ihren Freunden verabschiedeten, bereiteten die Matrosen alles für die Abreise vor und brachten die letzten Vorräte an Bord. Als die Sonne dann ihre ersten Strahlen über das Land schickte standen die fünf schon oben an der Reling und winkten ihren Freunden zum Abschied. Sie hatten keine Ahnung, was sie in Abydos erwarten würde und wie lange sie brauchen würden, um die Informationen in der Bibliothek zu finden. Außerdem wussten sie nicht einmal, wie sie überhaupt etwas finden sollten, was für sie wichtig war.
 

Trotz günstiger Winde benötigten sie mehrere Tage, um ihr Ziel zu erreichen. Die Fahrt verlief ruhig und es gab keine Probleme. Trotzdem ließen die Wachen keinen Moment in ihrer Aufmerksamkeit nach. Anukis erzählte den vier Studenten alles, was sie über Abydos wusste, auch wenn das ziemlich wenig war. Abydos war eine der heiligsten und wichtigsten Stätten des alten Ägyptens und hütete seine Geheimnisse gut.

An einem Abend kam endlich der Tempelkomplex in Sicht. Alle versammelten sich am Bug des Schiffes und schauten der immer größer werdenden Stadt entgegen. „So, damit hat die ruhige Zeit ein Ende. Nach allem, was Anukis uns erzählt hat, wird die Zeit hier nicht gerade erholsam.“ Atticus grinste, schaute jedoch genauso besorgt wie die anderen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, die sich aber alle in einem Punkt ähnelten: Würden sie ihre Aufgabe erfüllen können?

Als das Schiff anlegte, hatte sich bereits eine Menschenmenge am Steg versammelt. Jeder wollte wissen, wie die neusten Nachrichten aus Memphis lauteten und wer die Passagiere waren. Einige Wachen sorgten dafür, dass alles ruhig blieb und ein Weg für die Neuankömmlinge freigehalten wurde. Ein Bote des Tempels trat sofort auf Zane und die anderen Studenten zu und befahl ihnen mit knappen Worten, ihm zu folgen. Sie schritten unter den neugierigen Blicken des Volkes durch die Menge und Alexis fühlte sich mit jedem Schritt unbehaglicher. Sie hasste es, die Augen der vielen Leute zu spüren, die jeden ihrer Schritte feindselig und kritisch musterten und eigentlich nur darauf warteten, dass sie etwas falsch machten. Jaden, der neben ihr ging, schien das alles ganz locker zu nehmen. Er sah sich neugierig um und achtete nicht einmal auf die vielen Menschen. Wie gerne wäre sie auch so ruhig geblieben.

Als sie den größten Teil der Menschentraube hinter sich gelassen hatten, atmete Alexis erleichtert auf. Auch wenn noch ab und zu jemand am Straßenrand stand und sie neugierig musterte, war es, als wäre eine große Last von ihren Schultern genommen worden. „Was ist denn Lex?“ Jaden schaute sie fragend an, aber sie schüttelte nur leicht den Kopf. „Nichts. Alles okay.“ „Sicher?“ „Ja, ich bin nur froh, dass hier nicht mehr so viele Leute sind. Ich mag diese neugierigen Blicke nicht.“ Jaden lächelte sie an. „Echt? Da bin ich aber froh. Ich dachte schon, ich wäre der Einzige, dem das unangenehm ist.“ „Was? Ich dachte, dir würde das überhaupt nichts ausmachen.“ Die Blondhaarige sah ihn verwundert an. Das hätte sie nun wiederum gar nicht erwartet. „Wie kommst du denn darauf? Ich hab nur versucht, mir das so wenig wie möglich anmerken zu lassen. Übung hab ich ja darin.“ „Wie meinst du das?“ „Na ja, an der Akademie wird man als Slyfer auch ständig angestarrt. Es ist, als warteten alle nur darauf, dass du einen Fehler machst, damit sie dich verspotten können. Aber wenn du jemandem zeigst, dass dich so was bedrückt, machen sie damit noch viel lieber weiter. Du musst einfach so tun, als würdest du das gar nicht bemerken. Dann gibt sich das irgendwann.“ Alexis schwieg. Sie hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, ob es Jaden eventuell schwer fiel, mit solchen Situationen umzugehen. Schließlich hatte er nie den Eindruck gemacht, dass ihn das Verhalten der Obelisken – ja, leider der Obelisken- verletzte.

„Hey, nun mach dir mal keine Gedanken! Und schau vor allem nicht so traurig vor dich hin! Mir geht es bestens!“ Jaden schien ihre Gedanken erraten zu haben. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie langsamer geworden war und während sie in Gedanken gewesen war, auf den Boden gestarrt hatte. Der Rest der Gruppe war schon ein gutes Stück vorausgegangen, nur Jaden hatte auf sie gewartet. „J-ja.“ Sie beeilte sich, die kurze Entfernung zu ihm aufzuschließen und dann gingen sie gemeinsam weiter. „Sollen wir ein Stück schneller gehen, um die anderen einzuholen?“ „Ach Quatsch! Die könnten auch mal auf uns warten!“ Der Braunhaarige grinste sie an. „Außerdem finde ich es ganz schön, mit dir alleine zu laufen.“ Alexis dachte im ersten Moment, sie hätte sich verhört, aber ein Blick in das verlegene Gesicht des jungen Slyfers sagte ihr etwas anderes. Beide waren rot geworden und liefen schweigend nebeneinander her.

„Sag mal, Lex, was weißt du eigentlich über die Priester hier?“, brach Jaden endlich das Schweigen. Er hatte sich in Gedanken schon tausendfach dafür verflucht, dass ihm die Worte einfach so herausgerutscht waren, aber ihm war kein passendes Gesprächsthema eingefallen. „Na ja, nicht besonders viel. Nur das, was wir in Geschichte hatten und das, was ich gelesen habe, aber das war nicht viel. Eher Spekulationen“, fing sie nachdenklich an. „Eigentlich weiß ich nur, dass die Priester in Abydos ihre Pflichten besonders sorgfältig erfüllen mussten, weil hier das Heiligtum des Osiris ist. Außerdem mussten sie wohl harte Prüfungen bestehen, um in der Hierarchie nach oben zu steigen. Zudem gab es wohl ständige und zeitweilige Priester. Die zeitweiligen Priester durften nur tagsüber in den Tempelbereich, erledigten dann ihre Aufgaben und verließen den Tempel abends wieder, während die ständigen Priester hier Quartiere hatten. Mehr weiß ich leider auch nicht. Tut mir Leid.“ „Was soll dir da Leid tun? Ich kenne wirklich wenige Leute, die sich so gut mit der altägyptischen Geschichte auskennen. Wahnsinn.“ Der Braunhaarige lächelte sie an, was schon wieder einen Rotschimmer auf Alexis Gesicht rief. „Dafür habe ich noch nie jemanden getroffen, der sich so für Duelmonsters begeistert“, erwiderte sie, um das Thema zu wechseln. „Das kann man aber nun wirklich nicht vergleichen!“, protestierte Jaden lachend. So ging es einige Zeit hin und her, wobei die beiden gar nicht merkten, dass sie zu dem Rest der Gruppe aufgeschlossen hatten und der Priester ihnen böse Blicke zuwarf, da sie sich so laut unterhielten. Er blieb vor einem hohen Holztor stehen.
 

Das war es auch schon wieder. Nächstes Mal lest ihr dann etwas von einem stressigen Tagesablauf und Problemen mit der Zimmeraufteilung! Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Pflichten

Hi Leute! Ich hab mal wieder ein neues Kap für euch! Hoffe, es gefällt euch und ihr hinterlasst mir wieder ein Kommentar!

Heal

Eure Asuka
 

Pflichten
 

„Ich möchte euch nun bitten, leise zu sein und mir schweigend zu folgen. Ihr stört sonst die Spiritualität dieses heiligen Bezirks!“ Die Studenten warfen sich verwunderte Blicke zu, folgten den Anweisungen aber, während Anukis schon die ganze Zeit über schweigsam gewesen war. Sie hatte furchtbare Angst, dass das alles nur ein wunderschöner Traum war, aus dem sie durch eine einzige falsche Bewegung aufwachen konnte, um festzustellen, dass sie sich immer noch in Theben befand. Allein, ohne Hilfe, ohne Schutz, ohne Freunde. Sie verdrängte die Gedanken. Selbst wenn dies alles hier nur ein Traum war: Sie würde ihn so lange es ging genießen. So lange, bis er sein wahres Gesicht zeigte und zu einem Alptraum wurde, was unweigerlich irgendwann geschehen musste.

Der Priester hatte inzwischen an das Tor geklopft und mit einer Wache gesprochen. Nun wurde ihnen der Eintritt gewährt und der Mann führte sie durch einen langen Korridor. Die Wände waren mit Zeichnungen überdeckt, aber es war zu dunkel, als das man die Zeichen hätte entziffern können. Nach etwa 100 Metern machte der Gang eine Biegung nach links. Schweigend liefen alle hinter dem Priester her. Die Dunkelheit und die Stille wirkten langsam bedrohlich. Alexis fühlte sich mehr und mehr unbehaglich, wie ein Eindringling an einem heiligen Ort, einem Ort, an dem sie nicht sein sollte. Sie hätte zu gerne einige aufmunternde Worte von Jaden oder einem der anderen gehört, aber sie konnte nicht einmal die Gesichtszüge von Anukis erkennen, die schräg hinter ihr lief. Die Dunkelheit hinter und vor ihnen schien fast greifbar zu sein und Alexis hatte außerdem das Gefühl, beobachtet zu werden. Sicher gab es in diesem Gang zahlreiche Nischen, in denen jemand stehen konnte und sie konnte sich auch nur zu gut ausmalen, dass alle schon davon unterrichtet worden waren, das sie kommen würden.

Endlich hatte der Gang ein Ende und sie traten in eine Säulenhalle. Diese war auch nicht mehr ganz dunkel, sondern von vielen Fackeln erleuchtet. Erleichtert atmete Alexis auf, während sie weiterging. Sie durchquerten die Halle zügig und betraten durch eine Seitentür einen weiteren Raum.

„Ab hier dürft ihr wieder sprechen, aber ich bitte euch, eure Lautstärke zu regulieren. Dies ist ein heiliger Bereich und ihr…“ „würdet die Ruhe stören. Schon klar, Kumpel. Wir haben es verstanden. Wir sind schließlich nicht völlig bescheuert“, ergänzte Jaden den Satz flüsternd zu Alexis gewandt. Ihm war nicht entgangen, dass sie erleichtert gewesen war, als sie endlich aus der Dunkelheit gekommen waren und er konnte das auch nur allzu gut nachvollziehen. Sein Verhalten erzielte in zweifacher Form das vielleicht nicht gewünschte, aber erwartete Ergebnis: Zum einen warf der Priester ihm einen beleidigten und wütenden Blick zu, da er ihn, wenn auch leise, unterbrochen hatte, zum anderen lächelte ihn Alexis an. Und das war ihm wichtiger als ein Minuspunkt auf der ohnehin wahrscheinlich schon endlosen Strichliste der Priester. Und die würde eh noch länger werden, daran hatte er keinen Zweifel.

Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung und machte sich auf den Weg zum Verwaltungsgebäude des Tempelkomplexes. Der ständige Priester, der sie die ganze Zeit über begleitet hatte, wies sie an, vor dem Gebäude auf ihn zu warten. Nach etwa einer halbe Stunde kam er in Begleitung eines zweiten Mannes zurück. Dieser stellte sich ihnen als Sebek vor. Auch er war einer der ständigen Priester und unter anderem für die Feier der geheimen Mysterien des Osiris und auch für die Ausbildung der Novizen zuständig. Sebek war groß gewachsen und schien etwa 40 Jahre alt zu sein. Sein Körper war sehr muskulös. Wie die meisten Ägypter hatte er schwarze Haare und wirkte auf den ersten Blick ziemlich streng, doch seine Augen hatten einen freundlichen Ausdruck, der ihn den Studenten sofort sympathisch machte.

„Folgt mir bitte. Ich werde euch eure Wohnung zeigen.“ Mit diesen Worten ging er mit schnellen Schritten voraus und sie hatten Mühe, ihm zu folgen. Er lotste sie quer über das Tempelgelände zu einer Ansammlung kleinerer, aus Nilschlammziegeln erbauter, Häuser. Alle Gebäude waren gleich gebaut. Sie hatten alle einen streng quadratischen Grundriss und schienen sich äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden. Nach kurzer Zeit gelangten sie auf einen Platz, auf dem ein Brunnen stand. Hier hatten sich einige Leute versammelt und standen in kleinen Gruppen zusammen. Sebek grüßte einige von ihnen freundlich, führte sie jedoch wieder vom Platz weg in eine kleinere Straße. Auch hier unterschieden sich die Häuser auf den ersten Blick nicht von den anderen. Nach weiteren fünf Minuten machten sie endgültig Halt.

„So, da wären wir. Euer neues zu Hause!“, verkündete der Priester und schob mit einer Bewegung den Vorhang bei Seite, der als Tür diente. Nacheinander traten sie ein. Sie standen in einem relativ großen Raum, der als einzige Möblierung einen Tisch und fünf Hocker enthielt. Eine Treppe führte in ein zweites Geschoss. „So, ihr habt drei Zimmer zur Auswahl. Einigt euch und dann sehen wir uns in einer Stunde vor dem Verwaltungsgebäude. Ich werde euch in eure Pflichten einweisen.“ Bevor jemand etwas sagen konnte, war er auch schon verschwunden. „Was? Habt ihr das gehört? Wir sollen heute schon anfangen zu arbeiten!“ Jaden seufzte. „Wollen die uns denn keine Pause gönnen?“ „Also ich freue mich drauf!“ Anukis strahlte förmlich, während sie durch das Zimmer ging und sich alles genau besah. „Na ja, wenigstens einer gefällt es. Wie steht es mit den Zimmern?“ „Also ich würde vorschlagen, wir lassen Anukis das Einzelzimmer. Sie hat viel durchgemacht und möchte vielleicht auch mal ihre Ruhe haben.“ Alexis Blick ruhte auf Anukis, die noch immer durch den Raum ging und noch gar nicht recht zu begreifen schien, dass das alles wirklich Realität war. Die anderen drei nickten zustimmend. „Also ich gehe auf jeden Fall mit Zane in ein Zimmer!“ Atticus verschränkte die Arme. <D-das bedeutet ja, dass ich mit…> Alexis wurde augenblicklich rot und sah ihren Bruder sauer an. „Und warum das bitte?“ „Ganz einfach Lexi: Ich tue dir nur einen Gefallen.“ Atticus grinste vielsagend und warf auch noch einen Blick auf Jaden, bevor er sich wieder an seine Schwester wandte, die ihn zornig anfunkelte. „Du würdest bestimmt keine ruhige Minute mit mir haben. Du kennst doch meine Ordnung. Dann würdest du rummeckern und ich hätte auch keine Ruhe. Das wird nichts, Lexi. Tut mir ja Leid. Und außerdem kannst du Jaden weder mit mir, noch mit Zane auf ein Zimmer stecken. Das würde nicht gut gehen. Duelle bis nach Mitternacht- du verstehst? Am nächsten Tag ist dann keiner mehr da, der dir hilft. Das kann ich als verantwortungsvoller großer Bruder natürlich nicht zulassen“, beendete der Braunhaarige seinen Vortrag grinsend. Alexis wusste nicht, ob sie ihren Bruder umarmen oder verfluchen sollte. Wie kam er auf diese bescheuerte Idee?

„Ach komm schon, Lex! So schlimm wird es schon nicht!“, mischte sich nun auch Jaden ein. So sicher wie seine Stimme klang, war er sich aber ganz und gar nicht. In ihm tobte ein wahrer Orkan an Gefühlen, von denen er die wenigsten einordnen oder gar verstehen konnte.

Sie verstauten ihre Sachen in den Zimmern und machten sich sofort wieder auf den Rückweg zum Verwaltungsgebäude.

Als sie dort ankamen, erwartete Sebek sie schon. „Gut, ihr seid pünktlich. Lasst uns schnell beginnen, um so schneller sind wir dann auch fertig.“ Sie überquerten den Hof des Tempels, der von allen Seiten von Tempelgebäuden eingeschlossen war und gelangten zu einem künstlich angelegten Garten. Der Wind trug leise Harfentöne zu ihnen hinüber, aber sie hatten keine Zeit, um ihnen zu lauschen, da Sebek sie unerbittlich weiterführte. Sie gingen an einer Gruppe alter Akazien vorbei. „Dies sind Akazien, die heiligen Bäume des Gottes Osiris“, erklärte Sebek ihnen. Dann traten sie auf eine Lichtung. In Richtung Westen war der Eingang eines Gebäudes zu sehen, vor welchem ein Wächter stand. „Diese Tür darf nur vom Pharao und vom Oberpriester persönlich in einer Notsituation geöffnet werden. Jeder der das Siegel zu brechen versucht, wird von den Göttern bestraft. Haltet euch also am besten von der Tür fern!“, riet der Priester und deutete dann in Richtung Osten. Vor ihnen erstreckte sich ein weites Feld mit Altären, auf denen jeweils ein Krug Wasser und eine Opfergabe stand.

„Das sind 365 Opferaltäre. Für jeden Tag gibt es einen. Ihr werdet in Schichten die Aufgabe übernehmen, euch um die Opfer zu kümmern.“ Anukis nickte ernst, während die anderen keinen Ton hervorbrachten. „365 Altäre? Und das jeden Tag?“ Jaden seufzte. Zum ersten Mal bedauerte er fast, dass er ein Duell gewonnen hatte. „Ach, wird schon werden“, versuchte Alexis ihn aufzumuntern. Sie hatte nur leider das ungute Gefühl, dass das nicht alles sein würde. Sie gingen weiter und erreichten schließlich ein langes Gebäude. „Dies ist die Vorratskammer. Hier werden nicht nur die Lebensmittel für die ständigen Priester gelagert, sondern auch die Gefäße und Gegenstände für Rituale. Ihr werdet eine Bestandsaufnahme machen und die Ritualgegenstände reinigen. Besonders die Ölschalen müssen sauber werden.“

Alexis versuchte gar nicht erst zu schätzen, wie lang das Haus war und wie viele Gegenstände von der Größe einer Ölschale es wohl darin geben könnte. Besser, man machte sich keine Gedanken darüber. „Wenn ihr mit euren täglichen Aufgaben fertig seid, werdet ihr zum Unterricht erscheinen. Wenn ich der Meinung bin, dass ihr genug gelernt habt, müsst ihr eine Prüfung bestehen. Je nachdem, wie ihr diese besteht, werde ich euch dann in den Rang eines höheren Priesters erheben. Damit kommen natürlich andere, schwierigere Pflichten auf euch zu, aber euch wird auch der Zugang zur Bibliothek gewährt, die ihr dann in eurer Freizeit aufsuchen dürft. Man erzählte mir, ihr seid besonders an diesem Teil unseres Tempels interessiert. So, nun will ich euch aber nicht länger belästigen. Geht zum Abendessen und dann früh ins Bett. Morgen werde ich euch bei Sonnenaufgang am Verwaltungsgebäude erwarten. Und nehmt die Aufgaben bloß nicht zu leicht!“ Sebek verabschiedete sich mit einem freundlichen Lächeln und verschwand.

„Sagt mal, habe ich mich verhört oder meinte er wirklich, wir können in unserer Freizeit in die Bibliothek? Wo soll denn da noch Freizeit bleiben?“ Jaden hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lehnte an der Wand ihres Hauses, während die anderen am Tisch saßen oder die Essensreste vom Tisch räumten. „Ich weiß es auch nicht. Vielleicht hat Sebek auch ein bisschen übertrieben, als er von den Aufgaben erzählt hat. Ich meine, vielleicht ist es ja gar nicht so viel.“ Atticus versuchte, überzeugend zu klingen. „Nein, ich glaube eher, er hat untertrieben. Wir werden wohl immer mal die Arbeit von vieren auf drei aufteilen müssen, um einem Gelegenheit zu geben, sich in der Bibliothek umzusehen.. Aber ich würde vorschlagen, darüber machen wir uns Gedanken, wenn wir die Erlaubnis erhalten haben, die Bibliothek überhaupt zu betreten.“ Zanes Worte verhallten und schienen einen bitteren Nachgeschmack zu hinterlassen. Er hatte so nüchtern gesprochen und allen war klar, dass er Recht hatte, aber das machte die Situation nicht gerade besser.
 

Die Halle war dunkel. Die Decke, die sich etwa vier Meter über dem Boden befand, bestand aus massiven Steinen und wurde durch ebenso massive und dicke Säulen gehalten. Alle Reliefs waren ausgehauen worden. Seth versuchte, nicht darauf zu achten. Festen Schrittes ging er voran, den Blick immer nur auf den Thron gerichtet, der am anderen Ende stand. Dort befand sich die einzige Lichtquelle. Zwei Fackeln waren an der Wand dahinter befestigt und flackerten bedrohlich als er sich nährte. Wie er diesen Ort hasste. Aber was sein musste, musste nun mal sein. Er kniete in gebührendem Abstand nieder.

„Nun, Seth, was hast du zu berichten?“ Bakura saß auf dem Thron und hatte sich etwas vorgelehnt. Über sein Gesicht huschten die Schatten und gaben ihm einen noch bedrohlicheren Ausdruck. „Es ist, wie Ihr gesagt habt. Ein Teil der Fremden ist auf dem Weg nach Abydos. Zu ihnen ist noch ein Mädchen namens Anukis gestoßen. Der Rest ist im Palast und weicht entweder nicht von Atemus Seite oder ist kaum zu sehen. Atemu erfreut sich bedauerlicher Weise noch immer bester Gesundheit und ahnt zum Glück nichts von meinem Verrat. Das Gift wurde leider verschüttet, aber niemand hat etwas bemerkt. Iset ist ungeschoren davon gekommen und hat ihren Auftrag erfüllt.“ „Tja, ich habe es mir fast gedacht. Aber dafür funktioniert sonst alles nach Plan. Bald werden wir uns keine Sorgen mehr um Atemus Freunde machen müssen. Ich leite alles in die Wege und du wirst auf meine Anweisungen achten. Verhalte dich so lange ruhig und achte darauf, dass niemand etwas von deiner Verbindung zu mir erfährt. Bald wird der Thron Ägyptens uns gehören. Wir benötigen nur noch etwas Geduld.
 

Der erste Tag war der anstrengendste gewesen. Nachdem sie früh und überpünktlich am Verwaltungsgebäude erschienen waren, hatte Sebek sie eingeteilt. Alexis und Anukis sollten sich zuerst um die Altäre kümmern, während die Jungs sich die Vorratskammer vornahmen. Die beiden jungen Frauen genossen ihre Arbeit fast. Sie waren einige Stunden an der frischen Luft beschäftigt und füllten die Altäre auf. Dazu mussten sie an jedem ein kurzes Gebet für eine Gottheit sprechen. Alexis fiel das am Anfang sehr schwer, da sie den Text nicht kannte und auch nicht wirklich daran glaubte, aber nach einer Weile gewöhnte sie sich daran. Trotzdem war es bereits Nachmittag, als sie mit der Arbeit fertig waren. Sie machten sich gemeinsam auf den Weg zum Vorratsraum um den anderen zu helfen. Schon mit dem Öffnen der Tür hatten sie Probleme. Der Raum war in einer solchen Unordnung gewesen, dass Jaden, Atticus und Zane erst einmal angefangen hatten, Ordnung zu machen, wobei sie jedoch zeitweise die Tür verstellt hatten.

Im Raum roch es staubig, muffig und modrig. Es war dunkel und voll. Die fünf arbeiteten noch eine Weile, bis sie das größte Chaos beseitigt hatten und machten sich dann, wie verabredet auf den Weg zum Unterricht. Sebek erwartete sie schon, als sie eintraten und wies sie an, gleich Platz zu nehmen. Danach folgte die erste Stunde über die Religion der Ägypter. Der Priester erzählte ihnen die verschiedenen Schöpfungsgeschichten, die im Laufe der Jahre von den Priestern der Hauptheiligtümern der Hauptgötter entwickelt worden waren und erklärte ihnen außerdem die verschiedensten Provinzgötter und ihre Aufgaben. Zum Schluss bekamen sie noch die Aufgabe, den Text der Rechtfertigung vor dem Totengericht auswendig zu lernen. Für Anukis war der Vortrag kein Problem gewesen. Sie beschäftigte sich seit ihrer frühen Kindheit mit dieser Thematik, da es ja ihr Traum gewesen war, irgendwann einmal hierher zu kommen, aber die Studenten waren mehr als überfordert. Es bedurfte vieler Tage, bis sie durch viele Wiederholungen und Übungen die Grundlagen der vielfältigen Götterwelt verstanden hatten und es dauerte fast eben so lange, sich an den strengen Tagesablauf zu gewöhnen, aber schließlich machte ihnen das frühe Aufstehen und die harte Arbeit kaum noch Probleme.

„Oh Mann! Ich will nichts weiter, als endlich mal wieder ausschlafen!“ Jaden hatte sich zwar so gut es ging mit der Situation abgefunden und es bereitete ihm auch nicht mehr solche Schwierigkeiten, früh aufzustehen, aber er vermisste das Leben an der Akademie. Dort hatte man wenigstens ein Wochenende gehabt, an dem man sich erholen konnte, aber hier… „Ja, ich verstehe das nur zu gut, aber wir müssen wohl noch eine Weile durchhalten. Immerhin hat Sebek uns ja Hoffnungen gemacht, dass wir bald zur Prüfung zugelassen werden.“ „Ja, du hast schon Recht Lex, aber ich weiß nicht, ob ich das hier noch lange durchhalte.“ „Wirst du schon, keine Sorge.“ Alexis lächelte, als sie sah, dass Jaden das Gesicht zu einem Schmollen verzog. „So schlimm ist es doch gar nicht.“ „Nein, da hast du Recht. Schlimm ist es nicht, nur wahnsinnig langweilig. Ich weiß gar nicht, wohin mit meiner Freizeit“, antwortete der Braunhaarige sarkastisch und ließ sich auf sein Bett fallen. „Gute Nacht!“ Er drehte sich um und war innerhalb weniger Augenblicke eingeschlafen.

Alexis betrachtete ihn eine Weile lang stumm. <Er sieht so friedlich aus, wenn er schläft. Wie ein Baby.> Alexis grinste, machte einige Schritte auf Jadens Bett zu, zögerte dann jedoch. Was, wenn er plötzlich aufwachte? Schließlich überwand sie dann jedoch ihre Zweifel und kniete sich neben den Schlafenden. Sie betrachtete noch eine Zeit lang sein Gesicht und strich ihm dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ach Jaden…“, murmelte sie leise, ohne zu bemerken, wie sich die Tür hinter ihr öffnete.
 

Tja, jetzt dürft ihr raten, wer da rein kommt^^ Das verrate ich dann erst beim nächsten Mal^^

Heal

Eure Asuka

PS: Ich freu mich auf eure Kommis^^

Das Ende der Reise?

Hi^^ Ich bin es mal wieder mit nem neuen Kap für euch^^ Ich hoffe, es gefällt euch und ihr schreibt mir wieder liebe Kommis^^ Es ist übrigens echt doof, wenn ihr mich so leicht durchschauen könnt. Ihr ratet zu gut oder ich bin zu durchschaubar. Das muss sich ändern...*entschlossen ist, besser zu schreiben*

Heal

Eure Asuka
 

Das Ende der Reise?
 

„Wusste ich es doch!“, erklang plötzlich eine Stimme hinter der Blondhaarigen. Erschrocken fuhr sie herum und versuchte in der gleichen Bewegung noch einen Schritt in die Mitte des Zimmers zu machen, was allerdings darin endete, dass sie umknickte, um ihr Gleichgewicht kämpfen musste und sich einem sich sehr darüber amüsierenden älteren Bruder gegenübersah. „Hast du schon mal was von anklopfen gehört?“, fuhr sie ihn an, was ihr im selben Moment aber auch schon wieder Leid tat, denn Atticus konnte ja wirklich nichts für ihre Blödheit. „Ja, einen ganz kurzen Moment, aber dann wäre ja der Überraschungseffekt hin gewesen“, erwiderte der Braunhaarige mit einem noch breiteren Grinsen. Alexis schüttelte den Kopf, musste aber trotzdem grinsen. „Du bist echt unverschämt!“ „Ich weiß!“, kam auch prompt die Antwort. Atticus setzte sich auf Alexis Bett und musterte sie von oben bis unten. „Ihr seid immer noch nicht zusammen, wie?“, fragte er geradeheraus. „Atticus!“ Alexis musste sich stark beherrschen, um ihren Bruder nicht anzuschreien. „Sag mal spinnst du? Was ist denn, wenn Jaden das hört?“ Sie zerrte ihren Bruder vor die Tür. „Also so wird das nie was.“ Atticus legte den Kopf schief und sah seine kleine Schwester bedauernd an. „Was wolltest du eigentlich?“, versuchte Alexis das Thema zu wechseln. „Ach ja. Morgen früh beginnt die Arbeit etwas später. Die Priester müssen irgendein Ritual vorbereiten und in dieser Zeit darf sich kein „Uneingeweihter“ dem heiligen Bezirk nähern.“ „Gut, danke für die Info. Gute Nacht!“ Bevor Atticus noch einmal auf ein unliebsames Thema zu sprechen kommen konnte, war Alexis im Zimmer verschwunden, hatte die Tür verschlossen und sich hingelegt. Dann löschte sie die kleine Öllampe, die dem Raum noch Licht spendete. Sofort wurde es duster.

„Oh je…das wird ja nie was!“ Atticus stand vor der Tür und überlegte angestrengt. Irgendetwas musste er sich doch einfallen lassen können…

Mitten in der Nacht schlug Jaden plötzlich die Augen auf. Er wusste nicht, was es gewesen war, aber irgendetwas hatte ihn geweckt. Vorsichtig drehte er sich um und spähte in der Dunkelheit des Zimmers umher. Alexis lag auf der anderen Seite des Raumes in ihrem Bett und schlief seelenruhig. Auch draußen war alles still. Der Braunhaarige lauschte angestrengt. Gerade, als er sich wieder umdrehen und weiterschlafen wollte, erklang ein Kratzen. Zu seiner Beunruhigung stellte er fest, dass das Kratzen von der gegenüberliegenden Seite seiner Zimmertür kam. Jemand versuchte, das Schloss aufzubrechen! Es würde nur noch wenige Sekunden dauern, bis derjenige hereinkam und Jaden hatte das ungute Gefühl, dass das dann kein gutes Ende nehmen würde. Aber zur Flucht war es jetzt zu spät. Das Zimmer hatte keinen zweiten Ausgang und er konnte auch Alexis nicht einfach hier lassen, für Erklärungen würde allerdings die Zeit nicht reichen.

„Attacke Avian!“, rief er plötzlich. „Greif an mit Federkaskade! Und jetzt du Sparkman!“ Er lauschte noch einmal. Das Kratzen hatte aufgehört und er hörte Schritte, die sich entfernten. Erst einmal waren sie sicher, doch wie lange? Der Angreifer würde sicher zurückkommen. Jaden überlegte hin und her. Wahrscheinlich würde der Unbekannte es in der nächsten Nacht wieder versuchen und sich am Tag erst einmal umhören, was losgewesen war und ob die Fremden etwas von einem Angreifer erzählten. Aber den Gefallen würde er ihm nicht tun.

Jaden schob leise den Tisch vor die Tür und legte sich dann wieder hin. Es war unwahrscheinlich, dass in den nächsten Stunden bis zum Morgengrauen noch etwas passieren würde, aber man konnte ja nie wissen. Eigentlich wollte er auch wach bleiben, aber nach einiger Zeit übermannte ihn dann doch die Müdigkeit.

„Jaden! Wach auf!“, drang Alexis Stimme irgendwann in Jadens Unterbewusstsein durch. Erschrocken setzte er sich auf und sah sich verwirrt um. <Mist. Ich bin wohl eingeschlafen.> Alexis stand neben seinem Bett und sah ihn nachdenklich an. „Alles okay?“ „J-ja, geht schon.“ Er brauchte noch einen Moment, um vollends zu sich zu kommen, aber dann war die Erinnerung an den nächtlichen Besucher wieder da. „Alexis! Wir müssen aufpassen! Wir hatten ungebetenen Besuch.“ „Hm? D-du hast mitbekommen, dass Atticus hier war?“ Die Blondhaarige wurde rot und überlegte krampfhaft, wie sie die Situation erklären konnte.

„Was? Atticus? Nein, das glaube ich eher nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Atticus sich mitten in der Nacht an unserem Türschloss zuschaffen macht. Ich meinte einen Einbrecher!“ „Einen Einbrecher?“ Jaden erzählte von der vergangenen Nacht und Alexis Augen weiteten sich mit jedem Wort, das er sprach. „Du meinst…jemand war hier…und wollte uns…umbringen?“ „Ich glaube nicht, dass er mit uns Tee trinken wollte.“ „Deshalb also auch der Tisch vor der Tür.“ Jaden nickte bestätigend. „Wir müssen Atticus, Zane und Anukis warnen!“ Die beiden zogen sich schnell um und liefen nach unten, doch sie fanden nur einen Zettel von Atticus vor.

„Sind ein paar Besorgungen für Sebek machen. Kommen morgen wieder! Viel Spaß!

Zane, Anukis & Atticus“

„Das kann doch nicht wahr sein! Sie könnten in Gefahr sein!“ „Ja. Aber ich glaube, wir sind schlimmer dran. Immerhin ist es leichter, einen Angriff auf ein Ziel vorzubereiten als einen Angriff auf eine Gruppe, die unterwegs ist und das auch noch spontan entscheidet. Oder hast du davon gewusst?“ „Nein. Gestern hat mir Atti noch erzählt, wir könnten später aufstehen, wegen einem Ritual oder so.“

Mit einem mehr als unguten Gefühl verließen die beiden schließlich das Haus. Ständig hatten sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie hatten jedoch vorher besprochen, sich auf gar keinen Fall etwas anmerken zu lassen und so widerstanden sie dem Reflex, sich umzudrehen. Sie gingen gemeinsam ihren täglichen Pflichten nach und kümmerten sich nicht weiter um den Schatten, der ihnen überallhin zu folgen schien. Beim Mittagessen berichtete Jaden ausführlich über den Traum, den er angeblich letzte Nacht gehabt hatte und als wäre dies die Information gewesen, die er haben wollte, verschwand der unsichtbare Begleiter. Die Frage war nur, wann er wiederkommen würde. Und das würde er.

Der Tag verging wie jeder andere auch. Nachdem sie ihre anderen Pflichten erfüllt hatten, gingen die beiden zusammen zum Unterricht, der bis spät in den Abend dauerte, was ihnen jedoch ausnahmsweise nichts ausmachte, denn so mussten sie noch nicht in das Haus zurück, welches nicht mehr wirklich sicher war. Aber was konnten sie schon tun? Nachts hatten hier nur ständige Priester Zutritt und eine Anklage gegen den nächtlichen Einbrecher wäre einer Anklage gegen die Priester gleich gekommen. Was also sollten sie tun?

„Wir brauchen einen Beweis“, meinte Alexis, als sie wieder in ihrem Zimmer waren. Obwohl es noch nicht einmal ganz dunkel draußen war, lauschten sie auf jedes Geräusch. Es war denkbar unwahrscheinlich, dass der Angreifer diesmal so früh kommen würde, doch die Anspannung lag in der Luft wie ein schwerer Nebel, der fast greifbar war. „Ja, ich weiß.“ Auch Jaden wirkte nervös. Immer wieder lief er unruhig im Zimmer hin und her. „Aber wenn ich mit meiner Vermutung Recht habe, müssen wir uns um einen Beweis keine Sorgen mehr machen, sollten wir diese Nacht überhaupt überleben.“ „Vermutung?“ Alexis schaute ihn nachdenklich an. „Ja. Es gab genügend Situationen, in denen es sicher tausendmal leichter gewesen wäre uns zu beseitigen und dies wie einen Unfall aussehen zu lassen. Aber das haben sie nicht getan. Sie haben darauf gewartet, dass wir hier her kommen, nach Abydos.“ „Du meinst…?“ „Genau. Sie wollen uns nicht nur loswerden, sondern das Ganze auch noch allen präsentieren. Überleg doch mal! Ein Mord und das auch noch mitten in einer der heiligsten Stätten Ägyptens! Das kann der Pharao nicht ignorieren oder vertuschen! Die ganze Bevölkerung wird in Aufruhr sein, nicht zu vergessen die Priester! Diese werden sich hier unsicher fühlen und Angst haben. Somit erfüllen sie ihre Pflichten nicht mehr richtig. Die Bürger werden geschockt sein und sich unsicher fühlen.“ „Und Atemu muss das alles erklären, was er nicht kann, da er keine Ahnung hat, wer das getan hat. Er wird sich vor dem Volk und seinen Beratern nicht rechtfertigen können und ihre Unterstützung verlieren, nachdem er auch einige Freunde verloren hat“, beendete Alexis den Gedankengang. „Genau. Dadurch wird die Ordnung im Land empfindlich gestört und der Verfall Ägyptens beginnt, noch bevor der Widerstand richtig gehandelt hat. Das alles scheint ein toller Plan zu sein.“ Jaden schaute grimmig zu Boden. Noch hatte er keine Idee, wie sie entkommen konnten, ohne die Aufmerksamkeit des Feindes zu erregen, der sie sicher beschattete.

Die Minuten vergingen und schienen sich unbarmherzig zu dehnen, während die beiden stumm in ihrem Zimmer saßen und auf eine rettende Idee warteten. Sie konnten das Haus nicht verlassen, das war ihnen spätestens am Nachmittag klar geworden, als sie die Gestalt bemerkt hatten, die ihnen gefolgt war. Sie saßen in der Falle. Es war, als würden sie nur auf ihr Ende warten. Was konnten sie schon tun?

„Jaden?“ „Hm?“ „I-ich muss dir noch etwas sagen. Ich meine, bevor wir…du weißt schon.“ Die Blondhaarige schluckte schwer. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass es so enden würde. Sie hatte immer gedacht, sie würde wahnsinnige Angst vor dem Tod haben, aber nun fühlte sie nur eine große Leere in sich und eine tiefe Traurigkeit. Sie würde wahrscheinlich nie wissen, was Jaden wirklich für sie empfand.

„Und?“, riss sie die Stimme des jungen Slyfers wieder aus den trüben Gedanken, in die sie abzurutschen drohte. „Also…ich…ähm…weißt du, es ist so… Jaden, ich… ich bin wirklich froh, dass wir Freunde sind.“ Sie war so blöd. Nicht einmal jetzt, in den letzten ihr verbleibenden Stunden, schaffte sie es, ehrlich über ihre Gefühle für ihn zu reden. Sie hätte sich ohrfeigen können. „Ich auch Lex, ich auch.“ Der Braunhaarige grinste sie an und Alexis fragte sich, wie er in dieser Situation überhaupt grinsen konnte. „Aber nun mal mal nicht gleich den Teufel an die Wand. Vielleicht irren wir uns ja und wir werden gar nicht…“ Er ließ den Satz unvollendet, denn er wusste genauso gut wie sie, wie gering ihre Chancen waren. Wer auch immer sie in der vergangenen Nacht besucht hatte, es war kein Amateur gewesen und diesmal würde er sich bestimmt nicht durch einen vorgetäuschten Traum verjagen lassen.

Mitternacht war gerade vorbei, als die Wolkendecke aufriss und der Halbmond am Himmel erschien. Sein blasses Licht tauchte die Landschaft um Abydos in gespenstisches Licht. In der kleinen Stadt, in der die ständigen Priester untergebracht waren, war alles still und dunkel. Nur eine einzige Gestalt schlich durch die Straßen. Verbittert dachte der Mann an die vergangenen Nacht zurück. Wie konnte er sich auch nur von dem Gerede eines Halbwüchsigen im Schlaf erschrecken lassen? Noch einmal würde ihm das nicht passieren! Diesmal würde er seinen Auftrag ordnungsgemäß erfüllen und von Bakura reich belohnt werden. Immerhin war es ja auch nicht einfach, jemanden im Herzen Abydos zu ermorden.

Ohne einen weiteren Gedanken an seinen Auftrag zu verschwenden, schlich er weiter. Als er vor dem Gebäude angekommen war, spähte er vorsichtig um die Ecke, doch alles war ruhig. Vorsichtig ging er weiter, darauf bedacht, keine unnötigen Geräusche zu verursachen. Er nährte sich dem Eingang und schob den Vorhang zur Seite, um hinein zu schlüpfen.

Auch hier war alles ruhig. Kein Laut war zu hören. Leise atmete er aus. Auch wenn das nicht sein erster Mord war, hatte er doch immer Angst davor, ertappt zu werden. Morde waren ein schlimmes Vergehen und wurden mit der Auslöschung des Namens bestraft, einer grausamen Strafe, die es dem Ka, der Seele unmöglich machte, wiedergeboren zu werden. Entschlossen drängte der Mann den Gedanken zurück. Schließlich hatte Bakura ihm eine hohe Belohnung geboten, mit der er sich ein hübsches Haus im Delta kaufen konnte und endlich sein eigenes Land bewirtschaften konnte. Er ging zur Treppe hinüber. Den Weg kannte er ja schon. Heute hatte er eh nur zwei Ziele. Die andern würden später dran glauben müssen, wenn die Zeit reif war. Er tastete sich langsam an der Wand entlang, ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen. Dafür war er schließlich ausgebildet worden: schnell und lautlos töten. Ungern erinnerte er sich an seine Kindheit. Seine Eltern waren früh gestorben und hatten ihn alleine mit seinen Geschwistern zurückgelassen. Er besaß nichts mehr. Irgendwann war er dann Bakura begegnet. Er hatte ihm geholfen. Er hatte ihm ein Dach über dem Kopf geboten und ihm und seinen Geschwistern etwas zu essen gegeben. Nun musste er sich wohl oder übel revangieren.

Er zog den Dolch aus seinem Umhang hervor. Es war ein Dolch, wie ihn jeder Widerständler trug, kunstvoll gearbeitet mit einem eingravierten Schakalkopf. Dieser Dolch würde heute nacht zwei Leben beenden, zwei unschuldige Leben, dessen war er sich bewusst, aber er gestattete sich kein Mitleid. Wer hatte damals mit ihm Mitleid gehabt? Niemand. Er steckte die Spitze des Dolches in das primitive Türschloss und drehte ihn leicht hin und her. Das leise Kratzen würde seine Opfer nicht warnen. Endlich gab die Tür nach und ließ sich öffnen. Im Raum war es dunkel. Nur ein wenig Mondlicht fiel durch das Fenster in den Raum und ließ nur Schemen erahnen. Trotzdem fand sich der Mann dank seinen Informationen sofort zurecht. An den beiden gegenüberliegenden Seiten des Raumes standen die Betten seiner Opfer. Sie schienen beide zu schlafen, wie die Erhebungen unter den Decken verrieten. Schon wieder kamen dem Mann Zweifel. Es tat ihm Leid um die beiden Jugendlichen, die ihr gesamtes Leben noch vor sich hatten. Entschlossen schüttelte er den Gedanken ab, trat vor und hob den Dolch.

Bedrohlich funkelte sie einen Moment lang im fahlen Mondlicht, bevor sie hinuntersauste und sich mit dem hässlichen Geräusch von zerreißendem Leinen tief in den Körper unter der Decke bohrte. Mit einer heftigen Bewegung riss der Mann die Klinge wieder heraus, betrachtete die blutgetränkte Klinge und lächelte zufrieden. Dann wandte er sich dem anderen Bett zu.
 

To be continued
 

So, hier endet es erst mal^^ (Den Satz wollte ich schon immer mal schreiben^^) Tja, was wird denn nun aus Jay und Lex? Für denjenigen unter der ersten Bettdecke sieht es nicht gut aus... Bis zum nächsten Mal^^ Ich freu mich auf eure Kommis^^

Heal

Eure Asuka

Der Schakalkopf

Hi ihr^^ Ich hoffe, ihr habt Weihnachten alle gut überstanden und habt ein bisschen Zeit zum Lesen^^ Viel Spaß mit dem neuen Kap!^^

Heal Eure Asuka
 

Der Schakalkopf
 

Alexis zitterte vor Angst, als sie die schweren Schritte des Mannes auf sich zukommen hörte. Hätte sie nicht den warmen Körper neben sich gespürt, wäre sie in Panik geraten und hätte geschrieen, was sicherlich das dümmste gewesen wäre, was sie in dieser Situation hätte tun können. Sie sah den Angreifer nicht, aber dafür schien sie seine Bewegungen in dem dunklen Zimmer umso besser hören zu können. Erst als der Mann nur noch einen Schritt von ihrem Bett entfernt war, konnte sie seine Beine erkennen. Sie hielt die Luft an. Was, wenn er die Täuschung durchschaute und sie unter dem Bett entdecken würde? Unwillkürlich rückte sie noch ein Stück näher an Jaden heran. Wie war er nur auf die Idee gekommen, sie könnten sich hier verstecken? Das war purer Selbstmord! Ein blöder Zufall und sie wären erledigt! Sie hätten doch fliehen sollen, als sie noch die Zeit dazu gehabt hatten. Alexis wusste selbst, dass dieser Gedanke lächerlich war. Sicher wurde das Haus bewacht und sie wären nicht einmal hundert Meter weit gekommen, aber alles wäre besser, als jetzt hier zu sein und dem sicheren Tod ins Auge zu blicken.

2 Stunden früher…

„Hm…ja, das könnte klappen!“ Jaden war aufgesprungen und grinste Alexis an. „Was könnte klappen?“ Sie sah ihn fragend an. „Wir haben keine Chance, zu entkommen, also besteht unsere einzige Chance darin, unserem Gegner das Gefühl zu geben, dass er gewonnen hat.“ „Ja, hört sich logisch an. Und weiter?“ „Ganz einfach! Wir haben doch drüben den Raum mit den ganzen Lebensmitteln und ein paar anderen Dingen. Da finden wir bestimmt irgendetwas, was man zu einer roten Flüssigkeit verarbeiten kann. Wir füllen irgendwelche Beutel damit und stopfen sie unter die Decken, so dass es aussieht, als würden wir darunter liegen. Das muss dem Einbrecher dann in der Dunkelheit so vorkommen und wenn er dann seinen Dolch betrachtet, sieht er die rote Flüssigkeit und hält sie für Blut. Er denkt, er hat seinen Auftrag erfüllt und haut ab!“ „Und wo sollen wir bleiben? Uns neben das Bett stellen und hoffen, dass er uns nicht sieht?“ Der Sarkasmus in der Stimme der Blondhaarigen war schwer zu überhören, aber Jaden ignorierte es einfach. „Nein. Wir verstecken uns unter den Betten. Da wird er uns ja wohl nicht gleich suchen, oder?“ „Nein.“ „Was „nein“?“ „Nein, du wirst nicht unter dieses Bett kriechen! Schau doch mal genau hin! Hier ist die Tür und wenn man so hereinkommt, schaut man zuallererst in diese Richtung und wenn der Typ kein Riese von mehr als zwei Metern ist, kann er auch im Dämmerlicht ohne Probleme genau den Raum unter deinem Bett einsehen und dann fliegt unsere Tarnung schneller auf, als wir aus unserem Versteck wieder herauskommen. Dann sind wir endgültig verloren.“ „Ja, da hast du wohl Recht.“ Jaden schwieg.

„Es sei denn…“, setzte Alexis an, unterbrach sich jedoch selbst. „Es sei denn…was?“, hakte der Braunhaarige nach. „Wir verstecken uns beide unter meinem Bett. Der Raum liegt genau im Schatten und wenn wir ruhig sind und alles glatt geht, könnte der Plan sogar funktionieren. Und wenn nicht…“ „Abgemacht. So machen wir es! Und wenn es nicht klappt, dann werde ich dich beschützen, versprochen!“ Jaden lächelte sie an und wieder einmal wurde der blondhaarigen Studentin ganz warm ums Herz, auch wenn das, wie sie sich selbst sagte, der unpassendste Zeitpunkt dafür war.
 

Sie hatte eigentlich keinen einzigen Moment daran geglaubt, dass ihre Täuschung lange unbemerkt bleiben würde, doch bisher schien alles gut zu gehen. Der Mann war inzwischen am Bett angelangt und hatte den Dolch ein zweites Mal erhoben. Dann stach er zu und das mit so einer Wucht, dass er nicht nur den unter den Laken verborgenen Körper durchbohrte, sondern auch noch die aus Schilfmatten bestehende Unterseite des Bettes. Die Spitze des Dolchs befand sich nicht einmal zwei Zentimeter vor Alexis Nasenspitze. Erschrocken weiteten sich ihre Augen und sie wollte schreien, als sie spürte, wie sich eine Hand auf ihren Mund legte. Jaden blickte sie beschwörend an und drückte sie zugleich noch an sich, um ihr ein wenig das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein. Alexis zitterte, während sie noch immer auf die leicht vibrierende Klinge starrte, die sie fast getroffen hätte. Beruhigend strich Jaden ihr über die Haare und sie entspannte sich etwas. Sie war ihm so unendlich dankbar für das Gefühl der Wärme und der Geborgenheit, das er ihr gab. Sie lauschte angestrengt, während sie versuchte, ihre Gefühle zurückzustellen und sich auf die bedrohliche Situation zu konzentrieren. Trotzdem spürte sie, wie sie rot wurde und sich ihr Herzschlag beschleunigte, was ganz gewiss nicht auf die Gefahr zurückzuführen war. Dafür war das Kribbeln in ihrem Bauch zu angenehm. Immerhin hatte sie jetzt einen Vorwand, sich in Jadens Arme zu kuscheln.

Der Mann betrachtete sein Werk noch einmal prüfend. Es konnte kein Zweifel darin bestehen, dass diejenigen, die ins Zimmer kamen, den Dolch sofort sehen mussten, der noch in dem einen der leblosen Körper steckte. Es war außerdem sicher, dass sie den eingravierten Schakalkopf entdecken und auch richtig interpretieren würden. Somit war sein Auftrag hier erfüllt. Er wandte sich um und verschwand lautlos aus dem Haus.

Jaden und Alexis warteten noch einige Zeit, nachdem der Mann aus dem Zimmer gegangen war mit angehaltenem Atem. Jedes Geräusch, das von außen an ihr Ohr drang, klang merkwürdig fremd und feindselig. Trotzdem krochen sie nach einer halben Stunde unter dem Bett hervor und sahen sich vorsichtig, ohne Licht zu machen, im Haus um. Alle Räume waren leer, das Haus verlassen.

„Wir müssen überlegen, was wir jetzt machen. Ich meine, lange wird es nicht unbemerkt bleiben, dass wir überlebt haben. Und dann werden sie sicher schnell etwas unternehmen wollen, um ihren Fehler wieder auszumerzen. Außerdem mache ich mir sorgen um Atticus und die anderen. Vielleicht sind sie ja absichtlich weggelockt worden.“ Alexis ging unruhig im Zimmer auf und ab. „Du meinst Sebek…?“ „Wer weiß. Vielleicht gehört er ja auch zu den Widerständlern und hat die anderen absichtlich weggeschickt.“ „Dann wären Atticus, Anukis und Zane in allergrößter Gefahr!“ Jaden sprang auf uns ballte die Hand zur Faust. „Verdammt! Und wir können gar nichts machen!“ Ein lautes Poltern ertönte und ließ die beiden zusammenfahren. Erschrocken fuhren sie herum und starrten in Richtung Tür. Das war keine Einbildung gewesen. Das Geräusch war von unten gekommen. Sie nahmen all ihren Mut zusammen und öffneten die Tür. Gemeinsam schlichen sie die Treppe hinunter, wobei Alexis Jadens Hand umklammert hielt. Sie hielten sich eng an der Wand, um nicht sofort entdeckt zu werden. Langsam tasteten sie sich weiter und konnten schließlich den unteren Raum einsehen. Im dämmrigen Licht konnten sie nicht viel erkennen, doch genau in diesem Moment wurden zwei Lichter angezündet und erhellten den Raum.

Die plötzliche Helligkeit blendete Alexis, so dass sie die Augen schließen musste. Als sie sie wieder öffnete, konnte sie ihr Staunen nicht verbergen. „Ihr?“ „Ja, wen hast du denn erwartet? Einbrecher?“ Ihr Bruder grinste die blondhaarige Studentin schadenfroh an. Sein Gesicht verfinsterte sich jedoch, als er den Blick sah, den Alexis und Jaden miteinender wechselten. „Was ist passiert?“ Als er zunächst keine Antwort erhielt, musterte er die beiden von oben bis unten. „Super! Ihr seid zusammen! Dann hat der kleine Trip ja doch was gebracht!“, platzte es aus dem Braunhaarigen heraus, woraufhin er einen verwirrt-empörten Blick von Jaden und einen wütenden Blick von Alexis bekam. „Du hast diesen kurzen Ausflug geplant?“ Alexis ließ Jadens Hand los und war innerhalb von zwei Sekunden die Treppe herunter gerannt und hatte sich vor ihrem Bruder aufgebaut. „Sag mal weißt du eigentlich, was wir uns für Sorgen gemacht haben? Wir hatten heute Nacht nämlich wirklich einen Einbrecher hier!“ Sie deutete auf dem Dolch, den Jaden mitgenommen hatte. „Und jetzt stellt sich heraus, dass das ganze nur eine deiner dummen Ideen war! Wir haben gedacht, ihr wurdet vielleicht auch bedroht oder absichtlich weggelockt und seid tot!“ Die Blondhaarige musste sich stark beherrschen, um den Tränen, die ihr in den Augen brannten, nicht nachzugeben.

„Tut mir Leid, Lexi. Ich dachte ja nur...na ja...“ Atticus machte ein zerknirschtes Gesicht und schaute zu Boden. Zane, der bis jetzt wie Anukis nur schweigend gelauscht hatte, ging auf Jaden zu und nahm den Dolch an sich. Aufmerksam betrachtete er ihn. „Das ist komisch. Ich hab noch nie so einen Dolch gesehen. Schaut mal auf diese Gravur hier!“ „Ein Schakal, glaube ich.“ Alexis hatte sich wieder etwas gefangen und sprach jetzt mit ruhiger Stimme. Anukis stand in einer Ecke des Zimmers und riss erschrocken die Augen auf. Ihr Blick wurde leer, als sie sprach. „Der Schakal ist eigentlich das heilige Tier des Anubis. Er gilt als Beschützer der Gräber, aber seit kurzem hat der Widerstand ihn zu seinem Zeichen gemacht...“ Alexis und Jaden tauschten noch einen vielsagenden Blick. Sie hatten also Recht gehabt mit ihren Vermutungen.

„Was machen wir denn jetzt?“, durchbrach Atticus Stimme die Stille. „Ich weiß es nicht. Ich schätze, wir müssen Sebek einweihen“, meinte Jaden nachdenklich. „Und was ist, wenn er zum Widerstand gehört?“, wandte Anukis ein. „Ich glaube, das Risiko müssen wir eingehen. Eine andere Chance haben wir nicht“, sagte Alexis nach einer kurzen Pause. Zane nickte zustimmend. Alexis und Jaden nahmen die Umhänge, die sie in ihrem Gepäck verstaut hatten und versuchten, ihre Gesichter so gut es ging unter den Kapuzen zu verbergen. Ihre Feinde sollten nicht gleich wissen, dass ihr Plan fehlgeschlagen war. Zu fünft machten sie sich noch vor Sonnenaufgang auf den Weg zum Verwaltungsgebäude, wo sie Sebek zu treffen hofften.

Wie jeden Morgen erwartete der Priester sie schon. Sein Gesicht verdüsterte sich, als er die beiden Gestalten in den Umhängen bemerkte. „Was...?“ Zane bedeutete ihm mit einer Geste, still zu sein und ins Haus zu gehen. Von drinnen verschlossen sie die Tür und die beiden Studenten schlugen ihre Kapuzen zurück. „Was soll die ganze Maskerade? Alexis, Jaden?“ Sebek verschränkte die Arme vor der Brust.

Alexis und Jaden erzählten von dem Einbrecher und zeigten den Dolch. Mit jedem Wort weiteten sich Sebeks Augen mehr und es dauerte eine Weile, bis er seine Sprache wieder fand. „Ihr meint...es gibt hier einen Widerständler? Hier in Abydos? Unter den ständigen Priestern?“ Sebek musste sich auf einen Hocker setzen. Die Nachricht hatte ihn tief erschüttert. Nie hatte er daran geglaubt, dass so etwas möglich sein könnte und sein Inneres sträubte sich noch immer dagegen, die offensichtlichen Tatsachen zu akzeptieren, die sein Weltbild erschütterten. „Das kann nicht wahr sein! Jeder der Priester wurde von Osiris persönlich auserwählt! Jeder von ihnen hat dem Pharao die Treue geschworen!“ Ein unangenehmes Schweigen breitete sich im Raum aus, während der Hüter der Mysterien darüber nachdachte, was er mit seinen Schützlingen machen sollte. Wie sollte er sie vor einem Feind verteidigen, der überall sein konnte? Wie sollten sie die restliche Zeit bis zu ihrer planmäßigen Prüfung überstehen?

„Gut. Dann bleibt mir keine andere Wahl. Kommt!“ Nach einer schier endlosen Zeit erhob sich der Ägypter schließlich. Er zog seinen langen Umhang enger um sich, als müsste er sich vor einer bedrohlichen Kälte schützen, die ihm gefährlich werden könnte. Dann verließen sie den Raum.

Sie gingen in scharfem Tempo, ohne irgendwelche Umwege zu machen, direkt in den hinteren Bereich des Tempels, in den Bereich, zu dem sie normalerweise keinen Zutritt gehabt hatten. Ein bedrückendes Schweigen lastete auf der Gruppe. Nach etwa 10 weiteren Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie standen vor einem gewaltigen, in den Stein gemeißelten Tor, das Alexis unwillkürlich an den Eingang zu einem Grab im Tal der Könige erinnerte. Sie erschauderte bei der Vorstellung. Sebek klopfte an eine Holztür, die sich gleich daneben befand. Nach kurzer Zeit wurde diese geöffnet und der Priester, der sie am ersten Tag in Empfang genommen hatte, trat heraus. Sein blick glitt über die kleine Gruppe, und verharrte dann schließlich auf Sebek.

„Was wollt ihr hier in diesem heiligen Bezirk?“ „Sie müssen die Prüfung ablegen, heute noch“, lautete die kurze Antwort des Ägypters. Der andere Priester musterte ihn aufmerksam, dann ließ er seinen Blick wieder über die Studenten schweifen, wobei er jedem von ihnen einen eisigen Blick schenkte. „Bei aller Achtung, Sebek, meint Ihr wirklich, dass sie dafür bereit sind?“ Die Stimme des Mannes verriet kein bisschen die Achtung, die er angeblich vor seinem Gegenüber hatte. Der Angesprochene erwiderte den Blick des Priesters fest und ließ sich nicht beirren. „Uns bleibt keine andere Wahl.“ Der Priester nickte. „Ich verstehe. Es ist egal, wie sie sterben.“

Jaden glaubte, sich verhört zu haben. <Egal, wie sie sterben? Das kann doch nicht ihr Ernst sein! Was soll das?> Er blickte sich um und konnte den Schock auch in den Gesichtern seiner Freunde lesen. Selbst Zane wirkte etwas verstört. Dieser Priester war ihm seit ihrer Ankunft hier unheimlich und einfach nur fies erschienen. Ständig hatte er ihnen wegen den kleinsten Dingen haufenweise zusätzliche Arbeiten aufgegeben und nun sprach er über ihren Tod, als wäre er etwas erfreuliches und in der nächsten Zeit unumgängliches! Gehörte er zum Widerstand? Das würde zumindest sein Verhalten ihnen gegenüber erklären. „Der Typ ist mir nicht geheuer. Ob er zum Widerstand gehört?“ Jaden hatte geflüstert, damit der Priester sie nicht hörte. Zane und die anderen nickten. Ihre Gedanken waren anscheinend ähnlich gewesen. Sie würden ihn auf jeden Fall im Auge behalten, jeden seiner Schritte genau beobachten und ihm nicht einfach so in die Falle laufen.
 

To be continued

So, das war es erst mal^^ Ich wünsche euch allen schon mal einen guten Rutsch ins Neue Jahr! Bis dann! (und bitte nicht das Kommi vergessen^^)

Heal

Eure Asuka

Die Prüfung beginnt

Hi Leute^^ Das ist also das letzte Kapitel, dass ich in diesem Jahr hochladen werde^^ Ich hoffe, ihr lest auch im nächsten Jahr weiter^^ So, jetzt aber genug und viel Spaß beim Kap^^

Heal

Eure Asuka
 

Die Prüfung beginnt
 

Die beiden Priester sprachen noch etwa 5 Minuten miteinander, bevor sie sich anscheinend endlich geeinigt hatten. Dann kam Sebek zu ihnen herüber, gefolgt von dem anderen Mann. „Folgt mir bitte. Wir gehen jetzt zum heiligen See dieses Tempels. Dort werdet ihr einer nach dem anderen einer rituellen Reinigung unterzogen, die unerlässlich ist, damit ihr den vor euch liegenden Weg beschreiten könnt.“ Er ging voraus, doch die Studenten zögerten. Sollten sie ihm wirklich folgen? Als Sebek ihr Zögern bemerkte, drehte er sich mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck um. „Beeilt euch! Wir haben keine Zeit für Pausen!“ Zane nickte und sie machten sich auf den Weg. Noch konnten sie nichts unternehmen, um aus dieser Situation zu entkommen. Alles andere hätte den Priester, der hinter ihnen lief und sie die ganze Zeit über kalt ansah nur misstrauisch gemacht.

Sie folgten ihm einen schmalen Pfad entlang, der in einer Akazienallee endete. Diese führte direkt auf einen kleinen Fluss zu, der anscheinend den angesprochenen See speiste. Sie wurden angewiesen, unter einer großen Akazie zu warten, während Sebek einige andere Priester und Priesterinnen verständigte. Einer nach dem anderen wurde dann zu dem See geführt.

Alexis war als erste an der Reihe. Zwei Priesterinnen, die im Tempel der Hathor dienten, begleiteten sie. Sie wurde angewiesen, ihr Kleider abzulegen und in das klare Wasser des Sees zu steigen. Als sie auch nur einen Fuß hineinsetzt, dachte sie, ihr Herz würde stehen bleiben. Das Wasser war wirklich eisig. Nie hätte sie gedacht, dass das Wasser hier so kalt sein könnte. Sicher, es war noch früh am Morgen, aber den ganzen vorigen Tag über war es warm gewesen und die Sonne hätte doch auch das Wasser erwärmen müssen. Dem jedoch war nicht so. Sie fror. „Weiter! Du musst ganz ins Wasser, sonst können wir nicht mit dem Ritual beginnen!“ Alexis schluckte schwer, holte tief Luft und tauchte unter. Es brachte schließlich nichts, wenn sie hier unnötig Zeit vertrödelte, die sie nicht hatten. Zitternd kam sie wieder an die Oberfläche. Die Priesterinnen reichten ihr Seife und anschließend wohlduftende Öle, bevor sie ihr dann ein neues Kleid gaben. „Vergiss nicht! Das war erst der erste Schritt der Prüfung. Du hast nun rituell deine alten Sachen abgelegt, doch um die Prüfung zu bestehen, musst du vielleicht noch mehr von deinem alten Leben aufgeben. Manchmal muss man sterben, um von vorne zu beginnen und mehr zu erreichen.“

Nachdem alle Studenten diese Prozedur über sich ergehen lassen hatten, standen sie schließlich wieder vor Sebek. „Sehr gut. Dann können wir jetzt mit der eigentlichen Prüfung beginnen. Wenn ihr sie besteht, dürft ihr die Bibliothek betreten und könnt euch die Informationen besorgen, die ihr braucht, um Abydos dann wieder verlassen zu können, was sicherlich das beste für euch wäre. Ich will euch nicht verschweigen, dass die Prüfung schwer ist und ich nicht weiß, ob ihr gut genug vorbereitet seid. Es war eigentlich nicht vorgesehen, dass ihr schon so bald zur Prüfung antretet. Es kann sein, dass einige von euch nicht überleben. Wollt ihr die Herausforderung trotzdem annehmen?“

Ein betretenes Schweigen breitete sich aus. Die Zeit schien sich endlos zu dehnen, während jeder über die eben gesprochenen Worte und ihre Bedeutung nachdachte. „Na sicher mache ich mit! Ich habe noch nie eine Herausforderung abgelehnt, sei es nun zu einem Duell oder zu so einer komischen Prüfung!“ Jaden trat entschlossen vor. Auch Anukis machte einen Schritt vorwärts. „Das war immer mein Traum und wenn ich jetzt bei dem Versuch sterbe, ihn zu erfüllen, ist das besser, als es nie zu versuchen!“ „Wir haben ja auch keine andere Chance, wenn wir zurück wollen.“ Zane trat vor. „Einer für alle und alle für einen! Ich lasse euch doch jetzt nicht im Stich!“ Alexis lächelte, während sie sich neben Jaden stellte. Sie hatten schon so viel zusammen überstanden. Wenn es hier enden sollte, dann konnte sie auch nichts daran ändern. Eine grimmige Entschlossenheit machte sich in ihr breit. Nein, sie würde es versuchen.

„Hey, Moment mal, Lexi! Ich bin doch der Mutige in unserer Familie! Da kannst du mir doch nicht einfach die Show stehlen! Das ist unfair! Da muss ich ja jetzt wohl auch mitmachen!“ Atticus grinste, während er sich neben die anderen stellte. Sebek nickte. „Gut. Ich hatte auch nichts anderes erwartet. Nun denn!“ Er wandte sich dem Tor zu, schloss die Augen und bewegte stumm die Lippen, als würde er einen lautlosen Spruch aufsagen. Dann öffnete sich das schwere Steintor und machte den Blick auf einen dunklen Steingang frei, der von einigen Fackeln erleuchtet wurde, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden befestigt waren.

„Da das Tor sich für euch geöffnet hat, haben die Götter anscheinend beschlossen, euch eine Chance zu gewähren. Ich hoffe, ihr schafft es. Geht bitte voraus. Wir werden euch noch ein kleines Stück begleiten, doch dann müsst ihr alleine weiter.“

Die Studenten nickten einer nach dem anderen und gingen voraus. Vorsichtig betraten sie durch das Tor das Innere des Berges. Die beiden Priester folgten ihnen und die Dunkelheit umfing sie.

Plötzlich beschleunigte einer der beiden seine Schritte. Sebek zog ein Messer unter seinem Gewand hervor und stürmte auf die ahnungslos vor ihm laufenden zu. Zu spät bemerkte Jaden die Gefahr, in der er sich befand. Sebek hatte ihn fast erreicht, als er den Kopf wandte. Erschrocken weiteten sich seine Augen, als er den wahren Charakter ihres Lehrers erkannte und die pure Mordlust in seinem Blick bemerkte. Sebek erhob den Dolch und ließ ihn auf den Slyfer niedersausen, der wie gelähmt dastand, unfähig, sich zu rühren. Er sah die Klinge auf sich zukommen und machte sich auf den Schmerz bereit, den er gleich empfinden würde, doch so weit kam es nicht. Von einem Moment auf den anderen stand plötzlich der andere Priester schützend vor ihm. Auch er hatte einen Dolch in der Hand, mit dem er Sebeks Angriff abgefangen hatte. Mit aller ihm zur Verfügung stehender Kraft hielt er dem Angriff stand, doch die Frage war, wie lange er das noch konnte, denn Sebek war nicht nur gut einen Kopf größer als er, sondern ganz eindeutig auch besser trainiert und was noch viel schlimmer war: kampferprobter.

„Nun macht schon! Geht! Ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch aufhalten kann!“, stieß der Priester an Jaden gewandt hervor. „Aber…Sebek…warum?“ Der Braunhaarige stand noch immer wie versteinert da. Seine Gedanken bewegten sich träge und noch dazu im Kreis. Sebek war ihm vom ersten Moment an sympathisch gewesen und nun trachtete er ihnen nach dem Leben? Das konnte nicht sein!

„Sebek gehört zum Widerstand! Und nun lauft! Vertraut mir! Ich bin einer von Atemus engsten Freunden!“ „Lächerlich! Wie lange willst du das noch aushalten, Ptahhotep? Du weißt genau, dass du mir unterlegen bist! Warum riskierst du dein Leben für diese Gören? Lass mich vorbei und dir wird nichts geschehen. Ich sorge dafür, dass Bakura dich verschont!“ Sebek lächelte siegesgewiss. „Niemals! Ich werde Atemu nie verraten. Ich bin kein so feiger Verräter wie du, der seine Seele einfach so dem Bösen verkauft!“, schrie Ptahhotep und stieß Sebek mit all seiner Kraft zurück, so dass dieser auf den Boden fiel. Er wandte sich kurz nach den Studenten um. „Nun macht schon! Lauft!“

Endlich kam Bewegung in die fassungslose Gruppe. Atticus schnappte Anukis Handgelenk und rannte los, gefolgt von Zane. Auch Jaden konnte sich endlich aus seiner Erstarrung befreien und nahm Alexis Hand. Gemeinsam eilten sie den anderen hinterher. In einiger Entfernung machte der Gang eine lange Biegung. Alexis schaute noch einmal zurück und was sie sah, ließ ihr fast das Blut in den Adern gefrieren. Ptahhotep hatte ihnen anscheinend einen Moment zu lange seine Aufmerksamkeit gewidmet, denn Sebek hatte sich hinter ihm aufgerichtet. „Achtung!“, schrie Alexis. Ptahhotep wandte den Kopf und erkannte seinen Fehler zu spät. Der Dolch grub sich in seinen Magen und er sackte zusammen. „Lauft!“, flüsterte er. Seine Stimme hatte nicht mehr die Kraft zu einem Schrei. <Es tut mir Leid, Atemu. Ich konnte sie nicht beschützen.> Dann wurde sein Blick leer.

„Dummkopf!“ Sebek versetzte der am Boden liegenden Leiche einen Tritt. Dann machte er sich auf den Weg, seinen Opfern hinterher. Sie würden es eh nicht schaffen, die geheime Pforte vor ihm zu erreichen. Dafür kannten sie sich hier zu wenig aus. Ein eiskaltes Lächeln zierte sein Gesicht.

Die fünf Jugendlichen stürmten weiter durch die Gänge. Kein Geräusch war zu hören, außer dem Echo ihrer eigenen Schritte. Alexis und Jaden hatten inzwischen zu den anderen aufgeschlossen. Die Fackeln waren weniger geworden, so dass es noch schwieriger war, etwas zu erkennen. Alexis wagte es nicht, einen Blick zurück zu werfen, in der Angst aus den Schatten ihren Verfolger auftauchen zu sehen, dem sie nicht entrinnen konnten. Wie konnte man sich nur so in einem Menschen täuschen?

Plötzlich prallte sie mitten im Laufen gegen etwas. Atticus war stehen geblieben und sie war in ihn hineingelaufen. „Hey, Atticus! Warum bleibst du stehen?“ Die Blondhaarige erschrak beim Klang ihrer Stimme. Sie klang nicht nur verzerrt durch die Felswände, sondern auch eindeutig mehr als hysterisch. „Deswegen!“ Atticus deutete auf den Gang vor ihnen. Sie standen vor einer Gabelung. „Welchen Weg nehmen wir?“ „Egal! Irgendeinen, sonst müssen wir uns gleich nicht mehr entscheiden!“ „Ja, aber was, wenn es eine Sackgasse ist?“ Die Stimme des Braunhaarigen klang ähnlich panisch.

Auch Jaden blickte gehetzt von einem Gang zum anderen, als plötzlich eine braune Fellkugel neben ihm erschien und zum rechten Weg flog. <Du meinst, wir sollen da lang, geflügelter Kuriboh?> Das kleine Wesen nickte und flog weiter in den Gang hinein. <Okay.> „Nach rechts, Leute!“, meinte Jaden und lief voraus, seinem kleinen Freund folgend. „Und warum?“, hörte er hinter sich Zane fragen. „Bleibt uns denn eine Wahl? Vertraut mir! Beeilt euch!“, rief er. „Wird schon schief gehen.“ Alexis rannte hinter dem Braunhaarigen her, wobei sie längst nicht so zuversichtlich war, wie sie sich anhörte. Schließlich setzten sich auch die anderen wieder in Bewegung. Sie passierten noch einige Weggabelungen. Es schien hier ein wahres Labyrinth innerhalb der Felsen zu existieren, doch der geflügelte Kuriboh führte sie ohne zu zögern hindurch. Von ihrem Verfolger war noch nichts zu sehen. Trotzdem glaubte Jaden nicht daran, dass sie ihn abgehängt hatten. Wahrscheinlich holte er sogar eher auf und sie konnten ihn nur aufgrund der Dunkelheit noch nicht sehen.

Sie folgten einem langen Gang, der sie geradewegs tiefer in den Berg hinein führte. Seit der letzten Abzweigung waren sie bestimmt zwei Minuten gerannt. Im Vorbeirennen bemerkte Jaden, dass sich die Wände verändert hatten. Zuerst war es nur unbehauener Stein gewesen, der nun allmählich zu richtigen Wänden überging, die mit Hieroglyphen bemalt waren. Dann wurde es auch heller und die Abstände zwischen den Fackeln wurden kürzer, bis sie schließlich in einem kreisrunden Raum landeten. Hektisch sahen sie sich um, doch sie konnten keinen weiteren Gang entdecken. Sie saßen in der Falle und zurück konnten sie auch nicht. An der gegenüberliegenden Wand war nur ein kurzer Hieroglyphentext geschrieben.

„Was machen wir denn jetzt?“ Atticus sah sich um und erwartete, jeden Moment Sebek zu erkennen, der sie jagte. „Ich weiß es nicht!“, gab Zane zurück. Auch er wirkte entgegen seiner Gewohnheit äußerst angespannt. „Hier muss es doch irgendetwas geben! Irgendeinen Hinweis, einen Trick!“ Alexis unterzog die Wände noch einmal einer eingehenden Prüfung, aber außer dem Hieroglyphentext fiel ihr nichts auf. „Was steht da?… Halle der…“, fing Jaden an, wurde jedoch von Atticus unterbrochen. „Wir haben jetzt wirklich keine Zeit fürs Lesenüben, Jaden!“ „Moment mal! Vielleicht ist das ja des Rätsels Lösung!“, rief Alexis und sah sich den Text genauer an. „Da steht „Halle der vollständigen Wahrheit“! Das kennen wir doch!“

Als Alexis den Namen ausgesprochen hatte, ging eine Veränderung mit dem Saal vor sich. An den Wänden bildeten sich 42 Nischen, die jeweils eine Statue beherbergten. „Und jetzt?“ „Wir müssen um Einlass bitten! So wie vor dem Totengericht!“, rief Alexis. Plötzlich ergab der Rat der Priesterinnen einen Sinn! <Manchmal muss man sterben, um von vorne zu beginnen und mehr zu erreichen.> Sie mussten durch das Totengericht gehen, um symbolisch zu sterben! Sie stellten sich im Kreis auf und begannen, den Spruch zu zitieren, den sie gelernt hatten. Erst jetzt fiel Alexis wieder ein, wie sehr Ptahhotep einmal mit Jaden geschimpft hatte, als er gemeint hatte, dass man so etwas nicht lernen müsste. Sie schluckte schwer an den so grimmig erscheinenden Mann, der für sie sein Leben geopfert hatte und es anscheinend doch nur gut mit ihnen gemeint hatte.

„Gruß dir, du Größter Gott, Herr der vollständigen Wahrheit!

Ich bin zu dir gekommen, mein Herr,

Ich bin geholt worden, um deine Vollkommenheit zu schauen.

Ich kenne dich und ich kenne deine Namen,

ich kenne die Namen dieser 42 Götter,

die mit dir sind in dieser Halle der vollständigen Wahrheit,

die von denen leben, die zum Bösen gehören, …“

Als wenn er auf sein Stichwort gewartet hätte, näherten sich nun Schritte und als Jaden aufblickte, erkannte er Sebek, der nicht einmal mehr 50 Schritte entfernt war und schnell näher kam.

„… und sich von ihrem Blut nähren

an jenem Tag, an dem Rechenschaft abgelegt wird vor Wennefer (Osiris).“

Sebeks Augen verengten sich vor Zorn. Wie hatten diese Gören es nur geschafft, so schnell hier zu sein und mit dem Ritual zu beginnen? Er beschleunigte seine Schritte und erreichte die Halle. Mit einem Satz war er die Stufen hinunter gesprungen. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von seinem Ziel. Jetzt würden sie ihm nicht mehr entkommen.

„...“Der, dessen beide Augen seine Töchter sind, Herr der vollständigen Wahrheit“ ist dein Name.

Ich bin zu dir gekommen, ich habe dir das Recht gebracht und ...“

Nicht nur Jadens Stimme zitterte, als sie Sebek auf sich zukommen sah, aber sie hatte keine andere Chance, als den Spruch zu ende zu sprechen. Für einen Augenblick fühlte er sich gar nicht dazu in der Lage, weiterzusprechen. Seine Stimme wollte versagen und sein Herz hämmerte in seiner Brust, als er Sebek auf Alexis zurennen sah, die dem Eingang am nächsten stand. Der Widerständler streckte die Hand aus und wollte nach Alexis Hals greifen. Nur wenige Millimeter fehlten noch und die Zeit schien sich unendlich grausam zu dehnen.

„...habe dir das Unrecht vertrieben“, zitierten sie in diesem Moment synchron die letzten Worte und in diesem Augenblick bildete sich um sie herum eine hell schimmernde Halbkugel. Sebek fluchte. Es schien, als würde er einen Moment gegen eine unsichtbare Barriere ankämpfen, doch dann verlor er diesen Kampf und wurde zurückgeschleudert. Er prallte gegen die Wand und fluchte noch lauter. Taumelnd richtete er sich auf und versuchte einen weiteren Angriff, doch auch dieser misslang. Wieder wurde er zurückgeschleudert, doch das sahen Jaden und die anderen schon gar nicht mehr. Die Welt um sie herum verschwamm. Das Licht wurde immer intensiver und blendete sie, so dass sie die Augen zusammenkneifen mussten. Dann wurde es plötzlich wieder dunkel.

Als Alexis die Augen wieder öffnete, standen sie noch immer in dem Raum. Das dachte sie zumindest zuerst, aber als sie sich umschaute, stellte sie fest, dass Sebek und der Eingang verschwunden waren. Statt dessen befanden sich nun in einem ähnlich aussehenden Raum, der allerdings drei Türen aufwies.

„Ich schätze mal, wir müssen uns jetzt für eine der Türen entscheiden.“ Jaden trat ein paar Schritte vor und blieb genau vor ihnen stehen. Aber so sehr er sich auch bemühte, er konnte keinen noch so winzigen Unterschied zwischen ihnen entdecken. „Na dann. Entweder wir stehen hier jetzt ewig rum, oder wir versuchen es einfach!“ Er drehte sich um, grinste seine Freunde an und streckte dann die Hand nach dem nächstbesten Türgriff aus. Entschlossen drückte er sie auf und schritt hindurch. Es war, als würde sich vor der Tür eine Art Membran befinden, die ihn hindurchließ und sich dann hinter ihm wieder schloss, ohne die Sicht auf den dahinter liegenden Raum preis zu geben. „Nein, Jaden! Du kannst doch nicht…“, setzte Alexis an, aber sie merkte, dass sie keine Antwort mehr bekommen würde. Jaden war verschwunden und die Membran schimmerte undurchsichtig, während die weit offen stehende Tür sich langsam wieder schloss. Wieder einmal machte sich in Alexis ein merkwürdiges Gefühl breit. Ohne darüber nachzudenken, was sie eigentlich tat, rannte sie los, auf die sich nun immer schneller schließende Tür zu. <Verdammt! Ich schaffe es nicht!> Sie machte einen letzten, verzweifelten Satz und fühlte plötzlich, wie etwas kaltes, unheimliches über ihre Haut strich. Es war wirklich, als würde sich die Membran ihrem Körper anpassen und ihr dabei gleich noch alle Wärme aus dem Körper ziehen. Ihr fröstelte und sie schloss die Augen.

„Lexi! Halt! Du weißt doch gar nicht, was dich da erwartet!“ Auch Atticus rannte los, um seiner Schwester zu folgen, doch nachdem seine Schwester das Tor passiert hatte, fiel die Tür mit einem dumpfen Hall wieder ins Schloss. Verzweifelt rüttelte der braunhaarige Student daran, doch sie ließ sich nicht mehr öffnen. Schließlich gab er es auf. „Und was machen wir jetzt?“ Er sah die anderen beiden übriggebliebenen fragend an. Zane zuckte die Schultern und betrachtete nachdenklich die anderen beiden Türen. „Auf jeden Fall sollten wir zusammen bleiben. Wer weiß, was uns dahinter erwartet.“ Zane wandte sich der linken Tür zu und zog sie mit einem Ruck auf. „Nach dir!“ Atticus hob skeptisch eine Augenbraue, schritt dann jedoch mutig hindurch. Zane winkte Anukis hinüber, vergewisserte sich, dass die Tür weit offen war und trat hinter Atticus durch die Tür. Anukis wollte ihnen gerade folgen und versuchte, durch die Membran zu gelangen, aber sie ließ sie nicht eintreten. Sie versuchte es noch einmal, doch mit dem gleichen Ergebnis. Panik befiel sie. „Ihr…könnt mich doch nicht einfach so…alleine lassen.“ Tränen rannen über ihre Wangen, doch sie wischte sie schnell weg. Es half schließlich nichts. Sie musste hier alleine durch. Entschlossen trat sie zur letzten Tür und öffnete sie. Diesmal hielt die Membran sie nicht zurück.
 

So, das war es erst mal^^ Weiterlesen könnt ihr dann erst 2007^^

Beim nächsten Mal gibt es dann noch eine Überraschung. Wer glaubt, die Prüfung wäre hier vorbei, täuscht sich. Sie hat gerade erst angefangen...

Heal

Eure Asuka

PS: Ich freu mich auf eure Kommis!!

PPS: Guten Rutsch und gesundes neues Jahr!!!

Geheime Ängste

Hi^^ Ja, ihr werdet mich auch im neuen Jahr nicht so schnell los.^^ Vielen, vielen Dank erst mal für die ganzen Kommis!! Ihr seid echt klasse! Macht bitte weiter so! Jetzt aber viel Spaß mit dem Kap!

Heal

Eure Asuka
 

Geheime Ängste
 

Atticus erstarrte fast vor Angst. Er stand wieder in der verlassenen Unterkunft. Wie damals war er ganz alleine. Kein anderer Student war zu sehen. Irgendwo hinter ihm raschelte es. Als er sich umdrehte, sah er eine Ratte, die ihn kurz beäugte und sich dann durch die Dunkelheit davonstahl. Er schluckte, atmete noch einmal tief durch und setzte seinen Weg fort. Warum hatte Professor Banner ihn auch an solch einen unheimlichen Ort bestellt? Sicher, früher war es hier einmal wirklich toll gewesen, aber dann hatten diese Dinge begonnen. Immer mehr Schüler waren verschwunden und man hatte die Unterkunft geräumt. Das alles war jetzt ein halbes Jahr her und schon machte sich der Verfall bemerkbar. Überall war eine dicke Staubschicht zu sehen und außerdem roch es bereits moderig. Der Braunhaarige ging weiter den Gang entlang, bis er im ehemaligen Gemeinschaftsraum angekommen war. Er wollte seine Hand auf das Treppengeländer legen, zuckte jedoch im letzten Moment zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er blickte zurück. Die Dunkelheit des Ganges erschien ihm fast lebendig. Wie eine finstere Masse, die sich bewegte und nur auf eine Unachtsamkeit seinerseits lauerte, um hervor zu kommen und ihn zu verschlingen. Es kostete ihn einige Mühe, diese Gedanken zurück zu drängen. <So was Albernes!> Entschlossen drehte er sich wieder um und stieg die Stufen hinab. Wo war nur Banner?

Als er unten angekommen war, glitt sein Blick flüchtig durch das Zimmer. Es war dunkel, aber er konnte den Kamin genau erkennen und das Bild darüber. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Ja, er war nun einmal einer der Besten und Beliebtesten. Kein Wunder, dass hier ein Bild von ihm hing. Er wollte gerade hinüber gehen, um den Bilderrahmen wieder gerade zu rücken, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Erschrocken fuhr er herum. Sein Herz raste.
 

„W-was ist das?“ Alexis stand am Rande einer Klippe. Sie schienen sich in einer riesigen unterirdischen Halle zu befinden. Die Felswände waren unbehauen und glitzerten feucht. An einigen Stellen tropfte Wasser hinunter und verschwand in dem riesigen Abgrund vor ihr. Jaden stand neben ihr und hielt einen kleinen Stein in der Hand, den er hinunter warf. Gespannt warteten sie auf das Geräusch des Aufschlags. Den Boden des Abgrund konnten sie durch den dichten Nebel nicht erkennen. Sie horchten eine ganze Weile, doch nichts geschah. Alles blieb still. Der Nebel schien jedes Geräusch zu verschlucken. „Tja, damit wissen wir wohl, dass wir da nicht runter wollen.“ Jadens Blick schweifte durch die Halle. „Schau mal! Das da sieht ja fast aus wie ein Weg!“ Alexis wandte sich um und verzog das Gesicht. „Das meinst du jetzt nicht ernst, oder? Das ist kein Weg, das ist Suizid!“, platzte sie heraus, als sie den „Weg“ genauer in Augenschein nahm. Es handelte sich dabei um einen etwa zwei Fuß breiten, an einigen Stellen bröckligen Pfad. Es schien, als hätte jemand eine unglaublich hohe, wacklige Mauer errichtet, um den Abgrund überqueren zu können, sich dabei jedoch nicht besonders viel Mühe gegeben oder aber doch, wenn er es darauf angelegt hatte, jeden vernünftigen Menschen am Überwinden der etwa 50 Meter breiten Schlucht zu hindern. Damit nicht genug: Knapp 10 Meter hinter dem sicheren Boden verzweigte sich der Weg auch noch so sehr, dass er an ein wahres Labyrinth erinnerte.

„Na los! Gehen wir rüber! Hier kommen wir nicht weiter!“ Jaden deutete auf die hohen Felswände, die den Felsvorsprung, auf dem sie sich befanden, einrahmten. Selbst die Tür war verschwunden. „Das ist nicht dein Ernst!“, wiederholte die Blondhaarige trotz besseren Wissens noch einmal. „Oh doch! Na komm schon!“ Jaden ging voraus und setzte einen Fuß auf den Felsgrad. Er machte noch einen Schritt und wollte gerade etwas zu Alexis sagen, als sich seine Augen erschrocken weiteten. Es schien, als habe ihm etwas die Sprache verschlagen. Alexis drehte sich um in der Erwartung, gleich etwas schreckliches hinter sich zu entdecken, doch da war nichts. „Hey, Jaden! Das war nicht lustig!“, schimpfte sie. „Lex? W-wo bist du? I-ich kann dich nicht sehen! Ich kann gar nichts mehr sehen!“ Jaden drehte panisch den Kopf, doch in welche Richtung er auch immer blickte, er sah nur Dunkelheit. Er versuchte, den Weg zurück zu gehen, doch er verschätzte sich in der Richtung und verfehlte den Boden um eine Winzigkeit. Sein Fuß trat ins Nichts und er fiel. Alexis Schrei hallte durch den Raum.
 

Atticus starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Katze. „Pharao! Was machst du denn hier?“ Professor Banners Katze miaute einmal und rannte dann davon. „Hey! Warte! Der Professor ist garantiert sauer, wenn ich dich hier einfach so herumstreunen lasse!“ Atticus lief hinter dem Kater her durch die dunklen Gänge. Fast schien es ihm so, als wollte Pharao, dass er ihm folgte, denn wenn der Anstand zwischen ihnen zu groß geworden war, hielt das Tier an und wartete einen Moment. So ging es eine ganze Weile, bis sie schließlich in einen unterirdischen, kreisrunden Raum gelangten.

„Wo sind wir hier?“ Atticus stellte sich in die Mitte und sah sich um. Die Wände waren mit Darstellungen der legendären sieben Millenniumsgegenstände bedeckt. Und irgendwie kam es ihm so vor, als wäre er hier schon einmal gewesen. „Es ist unwichtig, wo du hier bist. Du wirst eh nicht mehr lange hier sein“, erklang plötzlich eine bekannte Stimme hinter ihm. Atticus fuhr herum und entdeckte Banner. Er hatte seine Katze im Arm und lächelte ihn an, obwohl seine Worte und seine Haltung sein so freundlich scheinendes Gesicht Lügen strafte. „Was wollen Sie von mir? Was soll das Ganze?“ Atticus wich instinktiv einen Schritt zurück. Banner kam ihm mit einem Mal mehr als unheimlich vor. „Erinnerst du dich denn nicht, Atticus? Oder sollte ich besser Nightsthroud sagen?“ Atticus wich noch einen Schritt zurück. Er hatte ein mehr als ungutes Gefühl. Irgendwie kam ihm das Ganze bekannt vor und dieser Name… Plötzlich hatte er ein Bild vor Augen: Ein Duellmonster, das aussah wie die Kreuzung einer Mumie mit einer etwas rundlichen Frau. Das Monster griff ein ihm sehr bekanntes Monster an, einen schwarzen Drachen, den er in seinem Deck hatte. Die Erinnerung durchzuckte den Braunhaarigen wie ein Blitz. Er blickte den immer noch näher kommenden Professor ungläubig an. „Was soll das?“ „Erinnerst du dich denn immer noch nicht?“

Während der Professor sprach löste sich der Raum um sie herum in wabernde Dunkelheit auf. Atticus glaubte, in seinem Kopf hundert Stimmen zu hören, die nach ihm riefen. Er presste die Hände auf die Ohren. „Aufhören!“ Sein Kopf schmerzte. „Aber, aber. Die Schatten fordern nur das, was ihnen zusteht! Du hast deine Seele in diesem Duell gesetzt und du glaubst doch nicht, dass sie sich das so einfach nehmen lassen!“ „Aber ich…muss noch etwas erledigen…Ich…ich hatte…einen Auftrag!“, versuchte Atticus zu widersprechen. Er war inzwischen auf die Knie gesunken. Sein Körper fühlte sich schwach an und sein Kopf hämmerte. „Hat dich das denn beim letzten Mal interessiert? Du hast deine Freunde im Stich gelassen. Na und?“ Banner lächelte noch immer. „Nein, das habe ich nicht…“ „Und ob du das hast! Erinnerst du dich nicht? Du hast verloren! Du wolltest stärker werden! Du wolltest die Macht der Dunkelheit, die Macht der Schatten!“ „Aber Lexi…sie wartet auf mich…“ „Das hat sie beim letzten Mal auch! Und du hast sie im Stich gelassen! Du hast dich nur für deine Stärke interessiert! Du hast sie verraten und alleine gelassen! Sie hasst dich!“ „Aber das…das stimmt…nicht.“ Atticus atmete schwer. Seine Augen hatten einen merkwürdig leeren Ausdruck angenommen und er stützte sich mit letzter Kraft vom Boden ab. „Du wolltest die Macht der Schatten und hast deine Schwester verraten! Warum sollte sie dich nicht hassen? Sie hatte niemanden außer dir! Sie war ganz alleine! Und du warst an ihrem Elend Schuld! Sie wird dir nie verzeihen können!“ „Ich war…Schuld…“ „Genau! Du warst besessen von der Macht! Du hast deine Seele verkauft! Also gib sie nun auch her!“ „Meine Seele…“ „Sie gehört uns!“ Dunkle Hände erhoben sich aus den Schatten und griffen nach Atticus, der nicht mehr in der Lage war, sich dagegen zu wehren.

„Hör auf, solchen Mist zu labern, Atticus!“, drang Zanes Stimme bis in seine Gedanken vor. „Aber ich…habe sie verraten…alleine gelassen…“ „Du konntest nichts dafür! Das war ein linkes Spiel, genau wie dieses hier jetzt!“ „Was willst du Störenfried hier?“ Mit diesen Worten fuhr Banner herum und funkelte Zane an, der plötzlich vor ihnen stand. „Meinen Freund aufrütteln! Also, Atticus! Reiß dich zusammen!“ Der Angesprochene wandte langsam den Kopf in Richtung der Stimme, doch seine Augen konnten nichts als grauen Dunst erkennen. „Wer…wer ist da?“, fragte er. Seine Stimme klang brüchig und schleppend. „Atticus! Steh auf!“ „Ich…kann nicht…ich bin zu …schwach.“ „Unsinn!“, Zanes Stimme wurde nun endgültig ungeduldig. Nun mischte sich auch Banner wieder ein. „Verschwinde von hier!“ Er nahm eine seiner Spielkarten in die Hand und schon erschien neben ihm das Monster, das auch gleich einen riesigen Feuerball in Zanes Richtung schleuderte.
 

Jaden merkte nur noch, wie sein Fuß ins Leere trat und er begann, zu fallen. Geistesgegenwärtig griff er in die Richtung, in der er den Felsen vermutete und er hatte Glück. Er bekam den Rand des Weges zu fassen und konnte sich daran festhalten. Vorsichtig, ohne sich unnötig zu bewegen, tastete er mit den Füßen nach Halt, denn er auch fand. Dann versuchte er, sich mit Hilfe der zweiten Hand hochzuziehen.

Alexis war auf die Knie gefallen. Ungläubig starrte sie vor sich hin. <Das kann nicht wahr sein. Er ist weg. Einfach weg. Jaden.> Eine unbeschreibliche Leere machte sich in ihrem Herzen breit. Wie sollte sie das hier denn alleine schaffen? Sie schlug mit der Faust auf den Boden und schluchzte. Zwei Tränen fielen zu Boden.

„Hey, Lex! Nicht weinen! Mir geht es gut!“, hörte sie plötzlich eine Stimme. „Jaden?“, fragte sie zaghaft und hob den Kopf. Der Braunhaarige war gerade dabei, sich wieder auf den Felsgrad hochzustemmen. Alexis wollte aufspringen und zu ihm laufen, um ihm zu helfen, doch er kam ihr zuvor. „Bleib da, wo du bist! Ich denke, das gehört alles zur Prüfung! Ich kann nichts mehr sehen, aber wir müssen zur anderen Seite gelangen und das geht nur, wenn du mir sagst, wo ich langgehen muss. Wenn ich Recht habe, kann ich dir dann von drüben helfen.“ „Aber das ist Wahnsinn! Du wärst eben schon fast…“ Sie konnte es einfach nicht aussprechen. „Ja, ich weiß. Lex, aber das war ganz alleine meine Schuld! Ich war zu unvorsichtig! Außerdem haben wir keine andere Wahl! Wenn wir da auf dem Vorsprung bleiben, verhungern wir früher oder später und das will ich ganz bestimmt nicht! Das ist schlimmer, als hier abzustürzen!“ Jaden hatte sich inzwischen auf die Knie hochgearbeitet, richtete sich nun vorsichtig auf dem schmalen Weg auf und grinste sie an. „Beschreibst du mir den Weg, Lex? Ich verlass mich auf dich!“ Er schenkte ihr noch ein aufmunterndes Lächeln und drehte sich dann entschlossen um, die Arme ausgebreitet, um die Balance besser halten zu können. Alexis wollte erst widersprechen, dann jedoch atmete sie nur noch einmal tief durch und begann, ihn durch das Labyrinth zu lotsen.

Alles verlief gut. Jaden setzte immer vorsichtig einen Fuß vor den anderen und befolgte Alexis Anweisungen, bis er schließlich die andere Seite der Schlucht erreicht hatte. Er ließ sich in die Hocke sinken und atmete ein paar Mal tief durch, bevor er die Augen wieder öffnete. Zu seinem Erstaunen erschien ihm die Dunkelheit der Halle auf einmal blendend hell und er musste einen Augenblick warten, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Dann schaute er zu Alexis hinüber. Er konnte sie wieder ohne Probleme erkennen. „Hey, Lex! Es ist, wie ich es mir gedacht habe! Das ist nur eine Prüfung! Nun komm schon! Keine Angst! Jetzt bist du dran!“, rief er hinüber.

Die Blondhaarige nickte nur. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Sie hatte Angst, riesige Angst. Trotzdem ging sie entschlossen auf den Anfang des Weges zu. Sie war darauf vorbereitet, gleich nichts mehr sehen zu können, doch trotzdem wankte sie kurz, als die Dunkelheit sie umhüllte. Sollte sie nicht doch besser zurückgehen? Sie verbannte diesen Gedanken aus ihrem Kopf und ging weiter. „Gut so! Weiter! Noch zwei Schritte! Ja, gut! Stop! Jetzt nach links drehen! Noch ein kleines Stück! Okay!“, hörte sie Jadens Stimme, von der anderen Seite. Sie wusste, wie absurd das Ganze war, doch sie hatte das Gefühl, dass Jaden sich immer weiter von ihr entfernte. Mit jedem Schritt den sie machte, kam es ihr so vor, als würde die Stimme leiser werden. Sie merkte, wie die Angst übermächtig zu werden drohte und die Dunkelheit sie immer enger umhüllte.

„Du hast Angst, nicht wahr?“ <Wer…wer ist da?> Alexis hörte die Stimme in ihren Gedanken. „Du hast Angst, furchtbare Angst. Und du hast Recht damit! Du hältst sie alle nur auf, wie immer!“ <Aber…d-das stimmt doch nicht!>, verteidigte sich die Blondhaarige in Gedanken. Die fremde Stimme hallte unerbittlich in ihrem Kopf wieder. „Oh doch. Es stimmt und das weißt du! Du hättest dein Duell gegen Isis verlieren sollen. Das wäre besser gewesen. Dann wäre Jaden jetzt schon längst hier weg. Er hätte die Prüfung bestanden und wäre in Sicherheit, aber so…Wusstest du, dass ihr beide für immer hier gefangen seid, in der Dunkelheit, wenn auch nur einer von euch es nicht schafft?“ <Dann muss ich es halt schaffen!>, erwiderte Alexis trotzig, doch die Stimme gab nicht auf. <Du bist schwach. Gib lieber gleich auf. Was du auch tust, du wirst es niemals schaffen. Das ist dein Schicksal! Du bist nun mal die Schwächste der Gruppe! Du konntest nicht einmal gegen Jaden gewinnen! Immer verlässt du dich auf die Hilfe der anderen! Du wärst schon gar nicht hier, wenn sie dir nicht ständig geholfen hätten!“ <D-das stimmt nicht. Du lügst!> Alexis traten Tränen in die Augen. „Und ob es stimmt! Denke nur einmal an den Weg über die Hängebrücken in der Steinzeit! Das hättest du alleine nie geschafft. Du bist viel zu ängstlich! Oder in Theben! Du hättest dich nicht verteidigen können, als du angegriffen wurdest! Du standst da und warst vor Angst wie gelähmt!“ <J-ja. Das stimmt…Ich hatte…Angst.> „Warum sind Jaden und du denn befreundet? Wer hat sich denn einfach immer eingemischt? Meinst du etwa, Jaden hätte deine Freundschaft gesucht? Bestimmt nicht!“ <Ich… aber…wir wären doch keine Freunde, wenn er das nicht wollte…> „Stell dich nicht so naiv! Wer schreibt denn die guten Noten? Wer wird denn bei Hausaufgaben um Rat gefragt? Jaden nutzt dich aus!“ <D-das stimmt nicht!> Die ersten Tränen kullerten über das Gesicht der Blondhaarigen.
 

So, hier mache ich jetzt erst mal wieder Schluss^^

Hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir wieder ein Kommi^^

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Du bist nie alleine!

Hi Leute!^^ Ich wollte euch noch ein neues Kap schicken, bevor die Schule wieder los geht und ich dann weniger Zeit habe. Ich hoffe, es gefällt euch wieder^^

Sagt mal, hat einer von euch vielleicht eine Idee, was ich für das 500. Kommentar vorbereiten könnte? Ich will demjenigen der es schreibt, irgendetwas gutes tun, hab aber keine Ahnung, was... Könnt ihr mir ja vielleicht schreiben^^

Aber jetzt erst mal viel Spaß beim Lesen^^

Heal

Eure Asuka
 

Du bist nie alleine!
 

„Warum sollte er dann mit dir befreundet sein? Du bist schwach! Schwach und unnütz! Warum traust du dich dann nicht, ihm zu sagen, was du empfindest? Meinst du nicht, eine so gute Freundschaft würde das überstehen? Du verschließt die Augen vor der Wahrheit!“ <Ich weiß nicht.> „Du bist feige! Schwach! Ängstlich! Du hältst die anderen immer nur auf! Ohne dich wären sie viel besser dran! Du bist ihnen nur im Weg!“, fuhr die Stimme mit ihren Anschuldigungen fort. <Ich…bin schwach…ich bin…ihnen im…Weg.> Alexis sackte auf die Knie. Tränen tropften vor ihr auf den Boden.

„Ergib dich in dein Schicksal! Es ist dein Schicksal, hier zu sterben. Bleib hier, in der Dunkelheit! Niemand würde dich vermissen! Sie wären froh, wenn du weg wärst!“ <Sie…wären froh…?> In Alexis Kopf erschien das Bild ihrer Freunde. Alle saßen sie lachend da. Keiner achtete auf sie. Sie stand allein am Rand. Niemand schien von ihr Notiz zu nehmen. Dann legte sich eine unsichtbare Hand um sie und zog sie weg. Sie wollte schreien, aber ihr Stimme versagte. Niemand kümmerte sich um sie. Zwar schauten einige sie ab und zu an, doch niemand machte sie die Mühe, ihr zu helfen. Sie unterhielten sich einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Schließlich gab sie es auf.
 

Der Feuerball explodiere und hüllte Zane in eine Staubwolke ein. „Ha! So viel zu diesem Störenfried!“ Banner wendete sich wieder Atticus zu. „Glaubst du nicht, du bist etwas voreilig?“, ertönte da wieder die Stimme. Banner fuhr herum und wurde rot vor Zorn. Zane war unversehrt. Er hatte im letzten Moment die Karte des Cyber-End-Drachen gezückt und diesen beschworen. Der Drache war mächtig genug gewesen, den Angriff abzuwehren. „Atticus! Hör mir jetzt genau zu! Krieg dich endlich wieder ein! Damals hast du einen Fehler gemacht und dich überlisten lassen! Ja, du hast Alexis alleine gelassen, aber du konntest nichts dafür! Wenn du jetzt aber aufgibst, lässt du sie erst richtig im Stich! Könntest du dir das verzeihen?“

Die Worte hallten in Atticus Kopf wieder. „Nein...das könnte... ich mir nie verzeihen! Ich habe vielleicht einmal den Fehler gemacht und aufgegeben, aber noch mal passiert mir das nicht!“ Entschlossen richtete sich der Braunhaarige auf. Er wankte und atmete schwer, aber sein Blick war klar. „Hörst du? Nie wieder werde ich so einfach aufgeben! Nie wieder!“ Die Dunkelheit um ihn herum löste sich auf. Der Raum unterhalb der verlassenen Unterkunft wurde sichtbar, doch auch das dauerte nicht lange an, denn dann erschien ein anderer runder Raum, von dem aus eine Tür nach draußen führte.

Atticus atmete tief durch. „Danke, Kumpel. Alleine hätte ich das nicht geschafft.“ „Schon gut.“ Zane lächelte. „Dafür sind Freunde doch da, oder? Komm, wir haben noch etwas zu erledigen.“ Gemeinsam gingen sie auf die Tür zu, die sich kurz bevor sie sie erreichen öffnete.
 

„Ich bin ihnen egal. Völlig egal. Sie würden mich nicht vermissen. Ich bin ihnen nur im Weg. Es wäre besser, wenn ich nicht da wäre.“ Alexis Stimme war tonlos und ihre Augen leer. „Genau. Immer brauchst du Hilfe. Beispielsweise bei dem Duell gegen den Schattenreiter! Den hättest du alleine nie besiegt! Auch da mussten andere kommen, um dich erst mal wieder aufzubauen! Du bist schwach!“ „Aufhören! Hör auf! Ich...ich kann nicht mehr!“ Alexis hielt sich den Kopf, der sich anfühlte, als würde er gleich zerspringen. Dann wurde alles bedeutungslos. Alles um sie herum wurde schwarz und sie war erleichtert über die fast spürbare Dunkelheit, die jeden Ton verschluckte und eine Kälte verbreitete, die sich langsam in allen Gliedern einnistete.

„Du bist am Ende. Du willst nicht mehr. Du kannst nicht mehr. Steh auf und gehe deinem Schicksal entgegen!“ Als wäre sie eine Marionette, erhob sich Alexis und taumelte weiter den Weg entlang, der eine Biegung nach links machte. „Geh weiter, geradeaus“, hörte sie wieder die Stimme in ihrem Kopf. Sie hob den Fuß und war nahe daran, den letzten Schritt zu machen, doch etwas in ihr sträubte sich noch immer.

„Lex! Stopp! Was machst du denn da? Du musst nach links!“ Jaden war bis zum äußersten Ende des Felsvorsprungs gelaufen und schrie aus Leibeskräften. Warum hörte Alexis ihn nur nicht? Was war mit ihr los?

<Jaden...> Die Blondhaarige stoppte mitten in der Bewegung und zog den Fuß langsam wieder zurück. <Ich...soll...nach...links.> „Nein, hör nicht auf ihn! Er will dich loswerden! Du bist ihm nur im Weg! Er will nicht mehr mit dir befreundet sein und will, dass du in die Tiefe stürzt! Er belügt dich, so wie er dich immer nur belogen hat! Eure Freundschaft war eine einzige große Lüge!“ Es war, als würde etwas in Alexis zerspringen. Sie wollte endgültig aufgeben und in der Dunkelheit bleiben.

„Alexis! Stopp! Was soll das denn? LEX!“ Erst schien es, als würde sie überhaupt nicht reagieren, doch dann wandte die Obeliskin den Kopf und sah Jaden direkt an. Ihr Blick war leer und kalt. Unwillkürlich wich der Braunhaarige einen Schritt zurück. So hatte er seine Freundin noch nie erlebt. „Lass mich in Ruhe! Ich weiß jetzt endlich, dass du mich die ganze Zeit belogen hast!“, rief sie. „Belogen? Lex, wie kommst du denn auf solchen Mist?“ „Sei still!“ In ihren Augen blitzt es gefährlich auf, während sie sich noch etwas vorlehnte. Gleich würde sie den Halt verlieren. „Lex, hör mir zu, bitte! Ich habe dich nie belogen, hörst du? Du bist meine beste Freundin, egal, was auch immer passiert!“ „Hör auf!“ Die Blondhaarige schrie fast während ihr noch mehr Tränen über die Wangen liefen. „Ihr hasst mich. Ihr hasst mich alle, weil ich so schwach bin. Nichts kann ich alleine. Ich bin euch nur im Weg!“ In Alexis Gedanken tauchte wieder das Bild von ihren Freunden auf. Sie saßen immer noch fröhlich zusammen, während sie in der Dunkelheit gefangen war. Sie hörte, wie sich ihre Freunde über sie unterhielten, sich über sie lustig machten und über sie lästerten. Sie wollte sich die Ohren zuhalten, konnte sich jedoch nicht bewegen.

„Alexis! Hör auf, solchen Unsinn zu reden! Ich bitte dich!“ Jaden war dem Verzweifeln nahe. Was auch immer er versuchte, nichts schien zu helfen. Alexis stand immer noch bedrohlich nahe am Abgrund. Eine falsche Bewegung und sie würde fallen. Bei dem Gedanken war ihm, als würde sein Herz in tausend Stücke zerspringen. Nein, das durfte nicht passieren. „Lex! Ich bitte dich, du musst mir einfach glauben!“ „Vergiss es! Ihr hasst mich, alle. Ihr seid doch froh, wenn ich endlich weg bin. Ich halte euch doch immer nur auf!“ Weitere Tränen bahnten sich den Weg über ihr Gesicht. „Es tut mir Leid, aber ich bin halt zu schwach“, setzte sie mit etwas leiserer Stimme hinzu. „Ich hab gegen dich verloren und ich würde auch gegen all die anderen verlieren. Ihr hasst mich und ich bin ganz alleine. Ich…“ „Nun hör aber auf, Lex! Sicher, du hast mal verloren! Na und? Du bist eine Spitzenduellantin! Und was auch immer du selbst meinst, du bist nicht schwach, ganz und gar nicht! Wer hat denn den Schattenduellanten besiegt? Wer hat denn ein fast aussichtsloses Duell gegen Isis gewonnen, hm? Und da willst du mir erzählen, du hältst uns auf? Ohne dich wären wir doch nie so weit gekommen! Und mutig bist du auch noch! Wer hat sich denn dafür eingesetzt, dass wir Aliz mitnehmen? Da gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, sich mit Chazz anzulegen!“ „Aber…ich…das hätte ich doch alles niemals ohne euch geschafft.“ Alexis hielt den Kopf gesenkt und hatte die Hände zu Fäusten geballt.

„Na und? Dafür sind Freunde doch schließlich da! Meinst du, ich hätte jemals etwas zu Stande gebracht, wenn ich nicht gewusst hätte, dass jemand auf mich zählt, dass mich jemand unterstützt? Glaub mir Lex, ich war schon so oft nahe am Aufgeben, aber der Gedanke an euch, an dich, hat mir immer wieder Kraft gegeben! Und jetzt gibt es auch jemanden, der auf uns zählt! Also komm schon! Alleine schaffe ich das nicht!“

Alexis war noch immer in der Dunkelheit gefangen, doch als sie nun aufblickte, sah sie, wie ihre Freunde sie auffordernd anschauten. Wollten sie, dass sie zu ihnen kam? Unmöglich. Dann erhob sich Jaden plötzlich von seinem Platz. Er ging um den Tisch herum und kam auf sie zu. Er hatte die Hand nach ihr ausgestreckt und sah sie lächelnd an. Seine Lippen bewegten sich, als wollte er etwas sagen, doch sie konnte ihn nicht verstehen. Sie wand sich innerlich. Irgendetwas in ihr wollte den Widerstand nicht so einfach aufgeben, während ein anderer Teil nur allzu bereit dazu war. „Lex…“, drang nun eine bekannte Stimme an ihr Ohr. „Na komm. Wir schaffen das, zusammen, okay? Wir sind Freunde, egal, was auch passiert, abgemacht? Ich lass dich nicht alleine.“ Die Blondhaarige konnte keinen Ton sagen. Sie nickte einfach nur stumm. Dann löste sich die Dunkelheit um sie herum auf und sie fand sich in dem Raum wieder. Sie war noch einige Schritte von ihrem Ziel entfernt, doch plötzlich veränderte sich der Boden. Der Abgrund verschwand und sie befand sich plötzlich wieder auf festem Untergrund. Erschöpft ließ sie sich auf die Knie fallen. Sie atmete schwer, als hätte sie gerade einen Sprint hinter sich. Jaden kam auf sie zugelaufen und kniete sich neben sie. „Alles okay? Was war denn los?“ „Ich weiß nicht. Da war plötzlich diese Stimme. Sie wollte mir einreden, dass ich alleine wäre, schwach, ohne Freunde. Und ehrlich gesagt hätte sie das auch fast geschafft.“ Die blondhaarige Studentin blickte schuldbewusst zu Boden. „Tut mir Leid.“ „Ach Lex,…“ Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf Jadens Gesicht. „Wie kannst du so was nur glauben? Du bist nie alleine.“ Zaghaft legte der Braunhaarige seine Arme um Alexis und drückte sie an sich. „Ich werde immer bei dir sein, versprochen“, flüsterte er gerade laut genug, dass sie ihn verstehen konnte.

Nach einer Weile standen die beiden auf und gingen weiter. Der Gang, der in den Felsen gehauen war, schien endlos zu sein, doch nach einer Weile standen sie vor einem großen Tor. Jaden war gerade im Begriff, das Tor zu öffnen, als Alexis ihn zurückhielt. Sie legte eine Hand auf seine Schulter. „Warte bitte. …Jaden…ich habe nachgedacht. Ich glaube, dass uns in dieser Prüfung unsere größte Angst gezeigt wurde. Nur eins kommt mir seltsam vor. Du hast zwar einen kleinen Moment so ausgesehen, als wenn dich etwas bedrücken würde, aber dann hast du dich wieder gefangen. Hast du denn gar nichts gesehen?“ Der Braunhaarige antwortete nicht gleich. Er stand noch immer mit dem Rücken zu der Blondhaarigen. „Nein. Du musst dich irren. Wovor sollte ich denn Angst haben? Davor, dass ich mein Deck verliere? Ich glaube, das eignet sich nicht so gut zum Angsteinjagen.“ Er blickte zu Boden.

Warum hatte er gelogen? Ja, sicher, auch er hatte etwas gesehen, als er über den Felsgrad balanciert war, aber er hatte es ignoriert, hatte nicht geglaubt, dass das wahr werden könnte, hatte nicht verstanden, warum er DAS gesehen hatte. Wahrscheinlich wäre auch er auf die Illusion hereingefallen, wäre der geflügelte Kuribo nicht gewesen. Jaden nahm sich vor, sich bei Gelegenheit noch einmal bei seinem kleinen Freund zu bedanken. Was hätte er nur ohne diesen Helfer gemacht? Trotzdem hämmerte eine Frage weiter in seinem Kopf. Warum das? Warum dieses Bild, das er nie wieder aus seinem Kopf würde verbannen können und das ihn so tief getroffen hatte. Warum hatte die Stimme gemeint, sie zeige ihm die Zukunft? War das auch nur eine Lüge gewesen, um ihn zu verwirren? Er hoffte es.

Gemeinsam gingen sie schließlich weiter. Die Tür öffnete sich vor ihnen und ein gleißendes Licht umfing sie.
 

Vor ihnen erstreckte sich ein weiterer großer Raum, in den drei Türen mündeten. Als sie den Raum betraten, sahen sie schon Atticus und Zane auf sie warten. Sie gingen auf die anderen zu, die auch etwas mitgenommen aussahen. In diesem Moment öffnete sich die dritte Tür und Anukis kam heraus. Stockend lief sie auf die anderen zu. „Ich schätze, wir haben die Prüfung damit alle bestanden, oder?“, meinte Zane schließlich. Die anderen nickten zustimmend. „Gut, dann lasst uns mal sehen, wie wir hier wieder rauskommen!“ Wie auf Kommando erschien im gegenüberliegenden Teil des Raumes eine weitere Öffnung, durch die mattes Tageslicht schimmerte. „Scheint so, als wäre das das einfachste heute.“ Atticus grinste und ging voraus. Die anderen folgten ihm und sie traten hinaus ins Freie.

„Gut. Dann würde ich mal sagen, dass wir gleich zur Bibliothek gehen, oder? Ich denke, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wer weiß, wie viele Leute es vom Widerstand noch gibt. Sebek wurde vielleicht durch dieses komische Kraftfeld erledigt, aber sicher sind wir hier bestimmt nicht. Wir müssen zusehen, dass wir hier schnell wegkommen“, sprach Alexis die Gedanken aller aus. Sie machten sich gleich auf den Weg zur Bibliothek. Als sie vor dem Gebäude ankamen, staunten sie nicht schlecht. Sie hatten gedacht, die Vorratshalle, in der sie gearbeitet hatten, wäre groß gewesen, doch anscheinend hatten sie sich getäuscht. Dieses Haus war noch viel größer. Beunruhigt gingen sie hinein. Es war fast so, wie sie es erwartet hatten. Überall in den Wänden waren Vertiefungen, in denen Papyrusrollen steckten. Dazu kamen unzählige Regale, die alle gut gefüllt waren.

„Oh Mann, da brauchen wir ja ewig für!“, platzte es aus Jaden heraus. „Das Problem ist nur, dass wir nicht ewig Zeit haben. Ich schlage vor, wir teilen uns auf und suchen erst mal jemanden, der uns eventuell einen Hinweis geben kann.“ Die Gruppe stimmte Zanes Vorschlag zu und sie teilten sich auf. Jaden befasste sich mit dem hintersten Teil der Bibliothek. Staunend lief er durch die Gänge. Nie hätte er es früher für möglich gehalten, dass es in dieser Zeit eine so große Sammlung von Schriften gab. Vor ihm entdeckte er einen kleinen Schemel. Ohne lange zu überlegen, zog er ihn nahe an das nächstbeste Regal heran und stieg hinauf. Er wollte gerade nach einer Papyrusrolle greifen, als hinter ihm ein Schrei ertönte. „Nein! Tu das nicht!“ Jaden zuckte zusammen und fuhr erschrocken herum, wobei er das Gleichgewicht verlor und ziemlich unsanft auf dem Boden landete. „Was sollte das denn?“ Der Braunhaarige warf einen verärgerten Blick auf den Fremden. Er war schon ziemlich alt und sein Gesicht zeigte dies auch. Eine Menge feiner Falten hatten sich um Mund und Augen gebildet. Das Haar war schon fast gänzlich weiß. Aber am meisten irritierten Jaden die Augen. Sie waren blau-grau und waren genau auf ihn gerichtet, aber trotzdem schien es so, als würde der Mann durch ihn hindurchblicken.

„Ja, mein Junge. Du siehst richtig. Ich bin blind“, erklärte der Mann, als ob er Jadens Gedanken erraten hätte. „Und ich wollte dich nur warnen. Die Schriftrolle, die du dir ansehen wolltest, beinhaltet einen mächtigen Zauber. Es ist nur hochrangigen Persönlichkeiten erlaubt, sie zu studieren. Die Gefahr ist einfach zu groß!“ „Oh, das tut mir Leid. Aber...woher wussten sie, dass ich gerade diese Schriftrolle nehmen wollte?“ „Das ist nicht einfach zu erklären. Nur so viel: Es gibt mehrere Arten, zu sehen. Ich bin einer der Wächter dieser Bibliothek und kenne mich hier eben sehr gut aus.“ Der Mann lächelte und wollte sich zum gehen wenden, doch Jaden hielt ihn zurück. „Warten Sie! Bitte! Ich suche...“ „Ich weiß. Vor einiger Zeit kam schon mal jemand hierher. Auch er gehörte nicht an diesen Ort, genau wie du und deine Freunde. Ihr werdet das, was ihr sucht aber nicht alleine hier finden. Im Tal des Schattens gibt es noch eine kleinere Schriftensammlung. Geht dorthin. Der andere Teil befindet sich hier, in dieser Bibliothek, in einem versteckten Raum.“ „Danke vielmals!“ Jaden grinste. „Ach ja. Grüße Syrus schön von seinem Onkel. Sie werden sich wiedertreffen, aber nicht hier und nicht jetzt.“ Der Braunhaarige sah den Fremden verblüfft an. Woher kannte er Syrus und dessen Onkel? Aber ehe er eine entsprechende Frage stellen konnte, war der Mann verschwunden.

„Ins Tal der Schatten also?“ Jaden nickte zustimmend. Er hatte seinen Freunden kurz von der Begegnung mit dem alten Mann erzählt. Danach hatten sie sich zusammen auf die Suche nach diesem gemacht, ihn aber nirgends entdecken können. Es war, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden. „Hat irgendjemand von euch schon mal was von diesem Tal gehört?“ Jaden sah seine Freunde fragend an, doch diese schüttelten nur die Köpfe. „Ich weiß, wo das ist“, meinte Anukis plötzlich. „Das ist eine eher alte Bezeichnung für ein Tal, das ganz hier in der Nähe liegt. Wenn wir sofort aufbrechen, könnten wir es heute noch erreichen.“ „Super! Dann teilen wir uns auf! Anukis und ich werden zum Tal der Schatten reiten, während ihr hier nach diesem versteckten Raum sucht, abgemacht?“ „Gut. Bis dann!“
 

So, das war es erst mal wieder^^ Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr schreibt mir wieder was, ja? Nächstes Mal geht es dann auch endlich mal wieder um Syrus und Mana^^

Heal

Eure Asuka

In Gefahr

So, wie versprochen geht es jetzt erst einmal mit Sy weiter^^ Viel Spaß beim Lesen!^^

Heal

Eure Asuka
 

In Gefahr
 

Syrus glaubte, in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen zu sein. Nie hätte er gedacht, dass es so schön sein konnte, verliebt zu sein. Er hoffte fast, dass Jaden und die anderen noch lange in Abydos bleiben würden, denn so sehr er es auch zu verdrängen versuchte, er wusste, dass sie nicht ewig hier bleiben könnten und tief in seinem Inneren wusste er auch, dass Mana sie nicht begleiten konnte. Aber er hatte beschlossen, die Zeit, die ihnen noch blieb so gut es eben ging zu genießen. Etwas anderes konnte er eh nicht tun. Der Wind raschelte sanft in den Baumkronen und die Sonne tauchte die Umgebung in strahlendes Licht. Wie fast jeden Tag hatten Syrus und Mana sich schon früh getroffen. Heute waren sie wieder einmal mit dem Kahn unterwegs. Der kleine Türkishaarige stakte das Boot vorwärts, während Mana es sich im Bug bequem gemacht hatte und die Landschaft beobachtete. „Sy?“ „Ja?“ „Wollen wir nicht langsam mal eine Pause machen?“ „Okay.“ Der Angesprochene lächelte das braunhaarige Mädchen an und änderte die Richtung des Bootes, so dass sie jetzt auf das Ufer zuhielten. Noch bevor sie dieses erreichten, sprang Mana aus dem Boot und watete an Land. Gemeinsam zogen sie den Kahn ans Ufer und vertäuten ihn. „Und was machen wir jetzt?“ Mana grinste den Türkishaarigen an und legte ihm die Arme um den Hals. „Tja, ich weiß nicht“, erwiderte dieser und tat so, als müsste er angestrengt überlegen. Die Braunhaarige rückte noch ein bisschen näher zu ihm und küsste ihn, erst sanft, dann immer leidenschaftlicher und fordernder. Syrus legte seine Arme um ihre Taille und drückte sie an sich. Gemeinsam ließen sie sich zu Boden sinken. Der Türkishaarige streifte Mana die Träger ihres Kleides über die Schultern, während sie sich immer noch küssten, doch plötzlich löste sich Mana von dem Slyfer.

„W-was ist denn? Hab ich irgendetwas falsch gemacht?“, fragte dieser verunsichert, doch Mana bedeutete ihm nur rasch, still zu sein. Langsam und ohne ein Geräusch zu verursachen, erhob sie sich. „Da war irgendwas“, flüsterte sie und machte ein paar Schritte auf das Gebüsch zu, welches das Ufer von dem Landstrich dahinter abtrennte. „Bestimmt nur irgendein Tier.“ Syrus war auch aufgestanden und folgte Mana vorsichtig. Er wollte es nur ungern zugeben, aber er hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Was konnte dort drüben sein? Auf sie warten? Auf sie lauern...? Syrus merkte, wie sich seine Gedanken in eine Richtung verselbstständigen wollten, die er ganz und gar nicht mochte. Er schüttelte leicht den Kopf und konzentrierte sich ganz darauf, Mana so leise wie möglich zu folgen. Zusammen schlichen sie weiter. Die Braunhaarige schob einige Äste beiseite und spähte hindurch.

„Da ist nichts.“ Sie drehte sich zu Syrus um und lächelte erleichtert. „Ich muss mich wohl verhört haben. Tut mir Leid.“ „Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen! Ist schon okay!“ Auch Syrus grinste erleichtert. <Ich und meine Fantasie. War doch klar, dass da nichts schlimmes ist!> „Wo waren wir gerade stehen geblieben?“ Mana trat einen Schritt auf ihn zu und wollte ihn umarmen, doch sein Gesichtsausdruck machte sie stutzig. „Sy? Was ist denn? Lass die Witze! Darauf falle ich nicht rein!“ Sie versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben, doch sie merkte selbst, dass es nicht ganz funktionierte. „Mana, p-pass auf...hinter...!“ Syrus war vor Angst wie gelähmt. Eine Gestalt hatte sich aus dem Schatten eines Baumes gelöst und war hinter Mana getreten. Sie hatte eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, so dass man das Gesicht nicht erkennen konnte. Sie war nur noch einen Schritt hinter dem braunhaarigen Mädchen. Da endlich konnte sich Syrus aus seiner Erstarrung befreien. Er schnappte Manas Hand und machte auf dem Absatz kehrt, wobei er sie einfach hinter sich her zog. Die Braunhaarige konnte nur einen kurzen Blick zurück auf die Gestalt werfen, die nun einen Säbel gezogen hatte und sich an die Verfolgung machte. „Schnell, wir müssen uns beeilen, dann schaffen wir es vielleicht noch zum Boot!“, keuchte der Türkishaarige. In Windeseile kletterten sie über einen umgestürzten Baumstamm und erreichten das Ufer. Wie angewurzelt blieben sie stehen. Ein Mann stand vor ihnen. Syrus wich einen Schritt zurück. Krampfhaft suchte er nach einem Fluchtweg, fand jedoch keinen. Zurück konnten sie auch nicht. Plötzlich lächelte Mana.

„Du brauchst doch keine Angst zu haben, Syrus! Das ist Neshi, einer der Männer, die den Dienst der Palastwachen verrichten! Bin ich froh, dass wir dich hier treffen! Du kannst uns bestimmt helfen! Wir werden verfolgt!“ Die Braunhaarige machte ein paar Schritte auf den Krieger zu, blieb dann jedoch stehen. „Was ist denn? Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Was machst du überhaupt hier draußen, Neshi?“ Ein schrecklicher Verdacht keimte in ihr auf.

„Ich erfülle meinen Auftrag.“ Die Stimme des Mannes hatte einen seltsam ausdruckslosen Tonfall, seine Augen wirkten eiskalt. „Syrus! Lauf!“ Mana fuhr herum und wollte fliehen, doch der Soldat war schneller. Er hatte ihr Handgelenk gepackt und hielt sie mit eisernem Griff fest. Sie versuchte verzweifelt, sich loszureißen, doch sie war nicht kräftig genug. „Lauf, Sy!“, rief sie noch einmal. „Aber…was ist denn….?“ „Mach dir keine Sorgen um mich! Geh!“ Der Türkishaarige wandte sich widerstrebend um und wollte weglaufen, als er gegen ein Hindernis prallte. Er kämpfte um sein Gleichgewicht und wäre gestürzt, hätte eine Hand nicht nach seinem Kragen gegriffen und ihn in die Höhe gezogen. Der Mann, vor dem sie vorher geflohen waren, hatte sie eingeholt. „Was wollt ihr von uns?“, hörte er Mana hinter sich schreien. Sie versuchte anscheinend noch immer vergeblich sich zu wehren. „Aua!“, erklang nun auch die Stimme Neshis. Mana hatte ihm in den Finger gebissen, in der Hoffnung er würde sie dann loslassen, doch der Soldat war zu gut ausgebildet, um dem ersten Impuls nachzugeben und seinen Griff zu lockern. Auch Syrus versuchte, sich zu befreien, doch so sehr er sich auch wehrte, er konnte weder den Boden mit den Füßen erreichen, noch seinem Gegner ernsthaften Schaden zufügen. Als es seinem Gegenüber zu lästig wurde, verpasste er dem Türkishaarigen einfach einen Kinnhaken. Die Welt um Syrus herum verschwamm und wurde durch ein undurchdringliches Schwarz abgelöst.

Irgendwo raschelte es. Das Geräusch schien näher zu kommen und irgendwann drang es auch in Syrus Bewusstsein ein. Er stöhnte und öffnete langsam die Augen. Dann setzte er sich auf. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann blickte er sich verwundert um. Er war, wie es schien, in einem unterirdischen Gewölbe. Das einzige Licht stammte von einer Fackel, die einige Meter entfernt war. Er selbst befand sich in einem durch eine vergitterte Tür abgegrenzten Raum, der mit Stroh ausgelegt war. Das Rascheln stammte anscheinend von einer Ratte, die nun durch seine plötzliche Bewegung aufgeschreckt worden war und sich in den hinteren Teil des Raumes zurückgezogen hatte und durch ein Loch in der Wand verschwand. Syrus sah sich weiter um und entdeckte Mana im Schatten. Sie schien auch bewusstlos zu sein. Schnell kroch er zu ihr hinüber und nahm sie in die Arme. „Mana…es tut mir so Leid. Wenn ich doch nur besser auf dich aufgepasst hätte“, flüsterte er und hatte Tränen in den Augen. Er blinzelte ein paar Mal, um diese zu vertreiben und drückte die Braunhaarige fester an sich. „Noch einmal wird das nicht passieren. Das verspreche ich dir. Ich hole uns hier raus.“
 

„Wo bleiben sie denn so lange? Mir ist langweilig!“ Aliz saß auf einer kleinen Mauer im Palastgarten und warf Steine in den Teich. Sie seufzte gelangweilt. „Dabei haben Mana und Syrus mir doch versprochen, heute Nachmittag mit mir zu spielen!“ Die Kleine seufzte noch ein weiteres Mal und sah zum Himmel hinauf, der sich schon dunkelrot verfärbte. Bald würde die Sonne untergehen. „Seit Mama und Papa nicht mehr hier sind, ist es echt langweilig geworden“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu irgendwem anders. „Bastion sitzt die ganze Zeit in seinem Zimmer oder besucht irgendwelche Leute in der Stadt, um zu sehen, wie ´fortschrittlich und zivilisiert die Technik` hier wirklich ist. Ich hab keine Ahnung, was das soll! Und ich sitze hier alleine rum! Echt gemein! Dabei wäre ich auch so gerne mitgefahren, wenn die anderen Urlaub machen!“ Aliz warf noch einen weiteren Stein in den Teich, doch dann erhellte sich ihr Gesicht. Und sie sprang auf. Sie grinste. „Aber ich hab ja immer noch Onkel Chazz!“, rief sie und lief in den Palast um ihn zu suchen.

Sie brauchte nicht lange, um ihn zu finden. Der Schwarzhaarige war in seinem Zimmer und stand am Fenster. Sehnsüchtig blickte er in Richtung Süden, dorthin, wo Alexis sich befinden musste. Er folgte dem Lauf des Nils mit seinen Augen und seufzte. Warum war er nicht mit nach Abydos gefahren? Es konnte ihm doch egal sein, was diese Regeln besagten! Er war schließlich Chazz Princeton! Und garantiert für sämtliche Aufgaben besser geeignet als eine gewisse Slyfer-Niete es je sein könnte! Und zu allem Überfluss waren die beiden auch noch zusammen mit diesem gemeinen Kuppler Atticus unterwegs! Chazz raufte sich die Haare. So viel Pech konnte man doch gar nicht haben! Er hörte die Tür hinter sich quietschen und berichtigte sich in Gedanken. Man konnte sogar noch mehr Pech haben, und zwar dann, wenn man sich auch noch um das kleine, verzogene, unhöfliche und freche Adoptivkind dieser Slyfer-Niete kümmern musste. Wäre es nach ihm gegangen hätten sie diesen Klotz am Bein in der Wüste gelassen. Woher hatte er nur geahnt, dass schließlich wieder die ganze Arbeit an ihm hängen bleiben würde?

„Verschwinde! Ich habe keine Zeit, mit dir zu spielen! Hau ab!“, meinte er, ohne sich umzudrehen. Aliz zuckte zusammen, als sie die kalte Stimme hörte. Dabei hatte sie Chazz doch erschrecken wollen! Blitzschnell änderte sie ihren Plan. „Warum denn? Was machst du denn gerade?“ Der Schwarzhaarige seufzte. „Nichts, was dich etwas angehen würde!“ „Ah! Du beobachtest den Nil, um zu sehen, wann Mama wiederkommt!“ Ein fieses Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht der Kleinen, während sie die Arme verschränkte. „Also ich an ihrer Stelle würde ja gar nicht zurückkommen!“ „Ach ja? Und warum?“, fragte Chazz gelangweilt. „Na ja… also ich denke, dass sie es dort viel schöner findet. Immerhin ist sie da mit Papa völlig alleine und ungestört…Ich weiß ja nicht, was man da so macht, wenn man erwachsen ist, aber meine richtige Mama und mein richtiger Papa haben dann immer…“ Chazz Augen weiteten sich mit jedem Wort der Kleinen immer mehr. Vor seinem inneren Auge spielten sich tausende mögliche Szenarien ab, deren Ende er gar nicht erst kennen wollte. „Das ist mir verdammt egal, was deine Eltern machen oder gemacht haben! Und jetzt hau ab!!“ Chazz zitterte vor Wut. Dabei hatte er sich doch eigentlich gar nicht erst auf diese Provokation einlassen wollen! Nun änderte Aliz ihren Tonfall. Chazz war ihr in die Falle gegangen. „Kein Wunder, wenn Mama Papa mehr mag als dich! Du bist immer so eklig zu allen! Und gemein! Ich hoffe, Mama holt mich ganz schnell auch nach Abydos! Dann kann ich ihr erzählen, wie fies du bist!“ Sie drehte sich um und wollte gehen. Der Schwarzhaarige schluckte schwer. Wenn diese kleine Nervensäge ihre Drohung wahr machen würde, hätte er bei Alexis endgültig verspielt. Er zwang sich zu einem ruhigeren Tonfall und wandte sich endlich zu der Kleinen um.

„Tut mir Leid, okay? Ich weiß nur eben nicht so richtig, was ich mit dir machen könnte!“ „Du brauchst dich jetzt gar nicht zu verstellen! Das ändert meine Meinung nicht! Außerdem kannst du machen, was du willst. Mama wird Papa immer lieber mögen als dich. Immerhin hat Papa ihr ja auch etwas geschenkt und ich glaube, dass macht man nur, wenn man einander sehr mag!“ <Jaden hat Alexis etwas geschenkt?> „Ach ja? Ich glaube, da täuscht du dich! Außerdem was sollte die Slifer-Nie…äh…Jaden... Alexis schon tolles geschenkt haben? Eine Duellmonsterskarte?“ Er lachte nervös, während es in seinem Kopf arbeitete. Wie konnte er denn erwarten, dass Alexis ganz von alleine auf ihn aufmerksam werden würde? Er musste sich etwas einfallen lassen. „Ich weiß nicht. Irgend so ein komisches Ding halt. Das hat gefunkelt! Und Mama hat das die ganze Nacht lang angeguckt!“ Aliz lächelte fröhlich.

„Geht es noch ein bisschen präziser?“ Chazz war vorgetreten und rüttelte Aliz. „Nun spuck`s schon aus! Was war es?!“ „Hab ich doch gesagt! Ich weiß nicht, wie es heißt! Aber…“ „Was aber?“ „Na ja…ich könnte es dir ja zeigen, wenn wir zusammen in die Stadt auf den Markt gehen…“ „Du kleines…!“ „Was denn nun? Willst du es sehen oder nicht?“ Chazz seufzte resigniert. „Du hast gewonnen. Gehen wir auf den Markt!“ „Super!“ Aliz sprang in die Luft und stellte sich dann so hin, wie Jaden, wenn er ein Duell gewonnen hatte. „Ich wusste, dass du das sagen würdest! Gewonnen!“ Chazz starrte sie verständnislos an. <Die Kleine bringt mich noch zum Verzweifeln! Sie muss einfach mit Jaden verwandt sein!> „Du hängst eindeutig zu oft mit Jaden rum! Ich glaube langsam, diese Art von Blödheit ist ansteckend!“ Ehe sie protestieren konnte, hatte er Aliz Arm gepackt und sie aus dem Zimmer geschleift.

„Schau mal, Onkel Chazz, das möchte ich auch haben!“ Aliz zeigte auf ein paar Süßigkeiten und grinste ihre Begleitung dann an. „Meinetwegen. Dann bist du aber endlich still und zeigst mir dieses Ding, ja?“ „Okay!“ Während Chazz mit der Verkäuferin verhandelte, schaute Aliz sich auf dem Markt um. Dabei fiel ihr Blick auf eine der zahlreichen Gestalten, die sich auf dem Markt tummelten. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor. Ohne nachzudenken ging sie los und verfolgte die Person, die in diesem Moment in eine Seitengasse einbog.

„So, da hast du deinen Süßkram! Jetzt gehen wir aber!“ Chazz wollte Aliz das Gebäck reichen, doch sie war verschwunden. Suchend schaute er sich um und drohte, in Panik zu geraten. Das würde ihm Alexis nie verzeihen! Dann entdeckte er sie endlich, als sie gerade in eine Seitengasse abbog. Was machte dieses Kind nur ständig! „Schlimmer als ein Sack Flöhe!“, schimpfte er und drängelte sich durch die Menschenmassen hindurch, um ihr zu folgen. Als er um die Ecke bog, sah er gerade noch, wie sich eine Tür schloss. Fluchend rannte er hinterher und betete, dass die Tür offen sein würde und er hatte Glück. Vorsichtig spähte er hinein, sah jedoch nur eine lange Treppe, die in die Dunkelheit hinab führte. „Na ganz toll. Das gibt Ärger, Aliz! Das verspreche ich dir!“ Vorsichtig stieg er die Treppenstufen hinab.
 

Oh, ja, Chazz weiß gar nicht, wie Recht er damit hat. Nur: Ob er es sein wird, der den Ärger machen wird? Lasst euch überraschen!^^

Heal

Eure Asuka

Tochter der Nilquelle

Hi^^ Vielen, vielen Dank noch einmal für eure vielen Kommis! Ich hoffe, euch gefällt dieses Kap auch wieder^^ Viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Tochter der Nilquelle
 

Aliz traute ihren Augen kaum. Vor ihr im Raum stand die Gestalt, die sie verfolgt hatte. Nun war das Tuch, das vorher das Gesicht bedeckt hatte, entfernt und sie erkannte ihn. „Seth!“, murmelte sie leise. Aber da war noch ein anderer Mann im Raum, ein Mann, den sie bisher nicht kannte. Sie hielt den Atem an. Irgendetwas an ihm war ihr unheimlich. Der Feuerschein tanzte auf dem braungebrannten Gesicht mit der Narbe, das von weißen Haaren eingerahmt wurde. „Da bin ich, Bakura. Was gibt es denn so dringendes?“ Seths Stimme hallte in dem Raum wieder. „Ich wollte mich nur erkundigen, ob alles nach Plan läuft. Wir wollen doch nicht, dass der Pharao durch einen dummen Zufall noch seinem Schicksal entfliehen kann!“ „Keine Sorge! Alles verläuft so, wie wir es geplant haben! Bald ist der Pharao ganz alleine und ehe er es sich versieht, ist er tot!“

Aliz sog scharf die Luft ein, während sie hinter der Steinsäule kauerte und ungläubig auf die Szene starrte. Der Pharao sollte sterben? Verraten von einem seiner engsten Vertrauten? Dann spürte Aliz plötzlich jemanden hinter sich. Eine Hand legte sich von hinten auf ihren Mund und ein anderer Arm um ihre Taille, um sie hochzuheben. Sie strampelte verzweifelt in der Luft herum, um sich zu befreien. „Psst! Wirst du wohl still sein? Ich bin es doch nur!“, flüsterte Chazz. „Warum erschreckst du mich dann so?“, presste sie mühsam hervor. „Na damit du still bleibst und hier nicht wie verrückt rumschreist!“ „Ich schreie doch gar nicht!“ „Das ist mir hier echt zu blöd! Komm jetzt! Wir gehen!“ „Nein! Warte noch, Onkel Chazz! Die wollen den Pharao umbringen!“ Sie deutete auf die beiden Männer hinüber. „Was sagst du da?“ Chazz ließ sich neben Aliz hinter der Steinsäule nieder und lauschte.

„Mana und dieser Syrus sind also in unserer Gewalt?“ Bakura beugte sich etwas auf seinem Steinthron vor. „Genau. Neshi hat sie gefangen genommen, wie befohlen.“ „Sehr gut. Was ist mit denen in Abydos?“ „Ich habe leider noch keine genaueren Informationen von Sebek, aber selbst wenn sie, was ich nicht glaube, zu diesem Zeitpunkt noch am Leben sind, werden sie dies nicht mehr lange sein. Unsere Verbündete macht keine Fehler. Das darf sie sich nicht erlauben und das weiß sie auch.“ „Schon traurig. Die Tochter der Nilquellen wurde zur Tochter des Schwerts.“ Bakuras schallendes Gelächter echote durch den Raum.

„Tochter der Nilquellen? Wer soll das sein?“ Aliz sah Chazz fragend an, der ihr allerdings auch keine Antwort geben konnte und nur mit den Schultern zuckte. „Ich glaube, wir sollten jetzt verschwinden und den Pharao warnen.“ Er wandte sich zum Gehen. „Warte noch!“ „Worauf denn? Dass sie uns schnappen? Nein, danke!“ „Aber wir wissen doch noch gar nichts darüber, wie Seth Atemu verraten will!“ „Nervensäge!“, zischte Chazz und ließ sich wieder neben dem kleinen Mädchen nieder.

„Also können wir dann mit dem letzten Schritt unseres Plans beginnen, ja?“ Seth nickte zustimmend. „Gut. Wir warten noch einen Monat, bis die Nachricht des Todes aus Abydos in den Palast getragen wurde. Atemu wird verzweifelt sein und wahrscheinlich jede noch so kleine Möglichkeit nutzen wollen, Rache zu üben. Dann wirst du ihm die langersehnte Nachricht überbringen, dass ich irgendwo alleine in der westlichen Wüste gesehen wurde. Er wird sich schnell auf den Weg machen wollen und nur ein paar ausgewählte Soldaten mitnehmen. Deine Aufgabe besteht natürlich auch darin, die Soldaten auszuwählen. Es sind dann natürlich nur die Soldaten, die mir genauso treu ergeben sind wie du. Der Pharao wird in die Wüste kommen und hoffen, mich gefangen nehmen zu können, doch meine treuen Diener werden ihm in den Rücken fallen. Ich freue mich jetzt schon auf den Ausdruck tiefer Erschütterung und Entsetzen in seinem Gesicht, wenn er bemerkt, dass er mir in die Falle gegangen ist! Und dann gehört Ägypten uns!“ Wieder schallte das Lachen durch den Raum. Seth verneigte sich. „Ich werde in den Palast zurückkehren und alles vorbereiten!“

Plötzlich verengten sich Bakuras Augen und er starrte aus den Augenwinkeln zu dem Pfeiler hinüber, den Aliz und Chazz als Versteck genutzt hatten. „Ach und Seth...“, hielt er den Hohepriester zurück, der sich gerade zum Gehen gewandt hatte. „Ja?“ „Achte doch bitte das nächste Mal darauf, dass dir kein Ungeziefer folgt.“

Chazz und Aliz schreckten beide gleichzeitig zurück und sprangen auf. Chazz packte Aliz Hand und zog sie mit sich in Richtung Ausgang. So schnell sie konnten liefen sie die Treppen hinauf. Hinter sich hörten sie Schritte, doch endlich sahen sie das Licht des Ausgangs vor ihnen. Der Schwarzhaarige beschleunigte seine Schritte noch einmal und stieß die Tür auf, die mit einem Krachen an der Hauswand landete. Ohne sich weiter umzuschauen rannte er weiter und drängelte sich mit Aliz durch die Menschenmenge. Als er sicher war, dass ihre Verfolger sie aus den Augen verloren hatten, schlüpfte er in eine der zahlreichen Seitengassen. Aliz war völlig außer Atem und keuchte schwer. Chazz ließ sich in die Hocke sinken, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein und sah sie durchdringend an. „Alles okay mit dir?“, fragte er so nett er konnte. „Ja...aber wenn du nicht so gerannt wärst und mich die ganze Zeit hinterhergezerrt hättest, würde es mir jetzt besser gehen!“, erwiderte sie trotzig. Sie hatte fest beschlossen, kein gutes Haar an Chazz zu lassen. „Na hör mal! Hättest du es lieber gehabt, wenn sie uns erwischt hätten?! Undankbares Gör!“ Chazz hatte sich wieder aufgerichtet und die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich hätte dich auch dalassen und alleine abhauen können!“ „Hättest du es doch gemacht! Dann wärst du mich gleich los gewesen! Wäre dir doch eh Recht gewesen, oder?“ „Das hätte ich wahrscheinlich machen sollen, ja!“ „Das hast du nur wegen Mama gemacht! Du brauchst mich, um dich bei ihr einzuschleimen! Aber das funktioniert nicht, weil Papa...!“ „Sag mal, geht es noch? Ich bin Chazz Princeton! Ich brauche niemanden, und schon gar nicht ein so unverschämtes, vorlautes Balg!“ „Na schön! Dann kann ich ja zu Mama fahren und ihr das erzählen!“ „Mach doch!“ Aliz wollte sich abwenden und gehen, doch plötzlich ertönte ein schallendes Gelächter hinter ihnen und beide fuhren herum. Aus dem Schatten trat der weißhaarige Mann hervor, den Seth Bakura genannt hatte. „Wie schön, euch hier anzutreffen, so munter und gesund.“ Die Art, wie er die Wörter betonte, jagte den beiden einen eiskalten Schauer über den Rücken. „Ich hoffe, ich störe euch bei eurer kleinen Unterhaltung nicht.“ „Und ob Sie stören und jetzt verschwinden Sie!“ Chazz stellte sich zwischen Bakura und Aliz. „Das tut mir furchtbar Leid, aber ich hatte gehofft, dass ich heute Abend etwas Gesellschaft haben würde.“ Ein fieses Grinsen zeigte sich auf Bakuras Gesicht. „Lauf, Aliz! Renn so schnell du kannst zum Palast!“, rief Chazz. Die Kleine nickte und wirbelte herum. Sie war noch nicht weit gekommen, als sie sich umdrehte, um nach Chazz zu sehen. Er ging gerade in die Knie und schien durch einen Schlag das Bewusstsein verloren zu haben. Aliz biss sich auf die Lippen, um einen Schrei zu unterdrücken. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie schmeckte Blut. Wie blind lief sie weiter und rempelte immer wieder ein paar Leute an, die sie zu spät gesehen hatte. Doch dann ging es plötzlich nicht mehr weiter. Starke Hände hielten sie gepackt und zogen sie aus dem Lauf so unbarmherzig und ruckartig zurück, dass sie sich fast die Schulter ausgekugelt hätte. Sie schrie auf und versuchte, sich loszureißen, doch sie hatte keine Chance. Der Mann packte sie, nahm sie hoch und schien sich gar nicht daran zu stören, dass sie schrie, kratze und trat. Er verschwand mit ihr in einer weiteren Seitengasse. Durch eine andere Tür gelangten sie wieder in die unterirdischen Gänge der Stadt, in denen sich der Widerstand eingenistet hatte.
 

„Hier also soll es sein, ja? Das Tal der Schatten.“ Jaden blickte sich um und ließ seinen Blick über die Felswände schweifen, die das Tal einrahmten. „So schattig sieht es hier gar nicht aus.“ Er grinste und stieg von seinem Pferd ab. Sie waren sofort in scharfem Tempo losgeritten, nachdem sie in der Bibliothek gewesen waren. Jetzt dämmerte es schon. „Ja, aber hier ist es. Ganz sicher.“ Auch Anukis glitt von ihrem Pferd. Ihr Blick war traurig und ihre Hand zitterte, als sie unter ihr Gewand griff und den Dolch hervorholte, den sie in ihrem Zimmer im Palast gefunden hatte, bevor sie abgereist waren. Der Schakalkopf schien sie hämisch anzugrinsen. Aber sie hatte keine Wahl. Sie musste es tun. Langsam ging sie auf Jaden zu, der ihr den Rücken zugewandt hatte. Ihr tiefstes Innerstes sträubte sich gegen das, was sie tun sollte, tun musste. Sie drehte den Dolch einmal in der Hand und holte aus. Tränen rannen über ihr Gesicht. <Es tut mir Leid, Jaden. Verzeih mir, Alexis.>

„Warum, Anukis?“ Jadens Stimme ließ sie mitten in der Bewegung erstarren. Er hatte sich nicht zu ihr umgedreht, wofür sie ihm dankbar war. Sie hätte es nicht ertragen, ihrem Freund in die Augen zu blicken. „Es tut mir Leid“, murmelte sie. „Ich habe keine Wahl.“ Ihre Stimme zitterte. Mit einem Schlag waren all die verdrängten Erinnerungen wieder da. Die Bilder stürmten regelrecht auf sie ein.

Sie sah die Sonne, die sie blendete. Sie war noch ein Baby. Ein schattenhafter Umriss beugte sich über sie. Ein Tropfen fiel auf ihre Nasenspitze. War es eine Träne? Dann schaukelte plötzlich der ganze Boden und die Szene wechselte. Sie wusste nicht, ob dies Bilder ihrer tatsächlichen Erinnerung waren, oder ob es eher das war, was sie sich zusammengereimt hatte. Zwei andere Gesichter erschienen in ihren Gedanken. Ihre Eltern! Bei dem Gedanken an diese beiden traten Anukis wieder Tränen in die Augen. Es waren nicht ihre richtigen Eltern. Sie hatten ihr später einmal erzählt, dass sie sie eines Tages am Nil gefunden hatten. Sie war wohl ausgesetzt worden. Deswegen hatten sie sie auch Anukis genannt, nach der Tochtergöttin der Triade von Elephantine, die über den Nil wachte. Sie hatten sich so gut um ihre Ziehtochter gekümmert und Anukis war glücklich gewesen. Langsam waren die Wunden geheilt, die die Tatsache in ihr Herz gerissen hatte, dass sie ihr richtigen Eltern ausgesetzt hatten. Sie hatte Freunde gehabt, doch dann hatte ein einziger schrecklicher Tag alles verändert. Bakura war in ihr Dorf gekommen. Er hatte die Leute bedroht und sie für den Widerstand gewinnen wollen. Irgendwie hatte er von Anukis besonderem Talent als Schreiberin erfahren. Wer ihm davon erzählt hatte, konnte sie nicht sagen. Auf jeden Fall war er zu ihrer kleinen Hütte gekommen. Ihre Eltern hatten sich geweigert, ihm zu gehorchen und er hatte sie schrecklich zurichten lassen. Diese Bilder waren in Anukis Gedanken so klar und scharf. Sie glaubte, sie niemals wieder vergessen zu können. Bakura hatte gedroht, ihre Eltern umzubringen, wenn sie nicht tat, was er wollte. Sie hatte sich in dieses Schicksal ergeben, um ihre Eltern zu retten. Von da an wurde alles anders. Die Leute im Dorf mieden sie, weil sie wussten, dass Anukis nun auf der Seite des Widerstands war. Ihre Eltern hatte Bakura entführt und ihre Freunde hatten sich von ihr abgewandt. Überall erntete sie nur böse Blicke. Es war furchtbar gewesen. Niemand sprach mit ihr und so zog sich auch Anukis von allen zurück. Dann eines Tages hatte sie den Befehl erhalten, nach Theben zu gehen, um dort auf Jaden und Alexis zu treffen. Die beiden hatten ihr geholfen, auch wenn sie sie kaum gekannt hatten.

Endlich hatte sie wieder Freunde gehabt. Sie war so glücklich gewesen und als sie nichts weiter von Bakura gehört hatte, hatte sie gehofft, er hätte sie vergessen. Sie hatte die Zeit mit ihren neuen Freunden genossen und die Wunden in ihrem Inneren hatten wieder angefangen, zu heilen. Doch dann hatte sie den Dolch gefunden und war aufgewacht. Wie hatte sie nur so naiv sein können, zu glauben, dass sie in ihrem Leben einmal nicht einsam sein würde? Nie würde sie von der Last, die auf ihren Schultern lag, befreit werden.

„Ich habe keine Wahl“, sagte sie noch einmal. „Unsinn! Und das weißt du genau, Anukis! Man hat immer eine Wahl!“ „Eben nicht!“, schrie die Angesprochene nun. „Du verstehst gar nichts!“ Jaden wandte sich nun doch um und sah sie durchdringend an. „Dann erklär es mir!“ „Bakura…er hat meine Eltern. Er hat sie entführt und wird sie töten, wenn ich nicht tue, was er sagt.“ „Das war es also. Das hast du während der Prüfung gesehen, stimmt`s?“ „Woher…?“ „Ich bin doch nicht blind. Du warst kreidebleich, als wir uns in diesem komischen Raum getroffen haben und hast kaum einen Ton gesagt! Da musste doch irgendetwas passiert sein!“ „Das ist jetzt auch egal! Du musst sterben!“ Anukis hob erneut den Dolch, den sie hatte sinken lassen und ein kalter Ausdruck trat in ihre Augen. Wozu hatte sie so lange trainieren müssen? Sie würde das Schicksal ihrer Familie nicht aufs Spiel setzen, nicht jetzt, wo das Ziel fast erreicht war.

Sie ließ den Dolch auf Jaden niedersausen, doch dieser wehrte den Angriff mit seinem rechten Arm ab. Er packte ihr Handgelenk und hielt sie fest. Zu seiner Überraschung leistete sie keinen großen Widerstand. Noch immer liefen bittere Tränen über ihr Gesicht.

„Das hättest du uns doch auch gleich sagen können! Dann hätte es gar nicht so weit kommen müssen.“ „W-was meinst du?“ „Na ganz einfach! Wir hätten dir doch helfen können!“ „Ich…muss da alleine durch. Alle, die mit mir zu tun haben, bekommen nur Probleme!“ Jaden lächelte sie an. „Mann, bist du stur. Außerdem gibt es keine Probleme, nur Lösungen! Und genau dafür sind Freunde doch da, um die Lösungen gemeinsam zu finden! Wir werden deinen Eltern helfen, wir alle zusammen! Und wir werden Bakura gemeinsam besiegen!“ „Freunde? Ihr…wollt immer noch meine Freunde sein?“ „Na klar! So schnell wirst du uns nicht wieder los!“

Anukis starrte den jungen Slyfer vor ihr an. Dann sackte sie in die Knie. Die Tränen tropften vor ihr auf den Boden und der Dolch fiel ihr aus der Hand. Jaden kniete sich neben sie. „Schon gut. Beruhige dich.“ „Danke“, flüsterte Anukis und erhob sich schließlich. „Können wir dann zum richtigen Tal der Schatten?“, fragte Jaden und stieg wieder auf sein Pferd. „Woher weißt du, dass das hier nicht der richtige Ort ist?“ „Ich bin vielleicht nicht so schlau wie Bastion oder Alexis, aber wenn du mir erklärst, dass wir nach Westen reiten müssen und wir dann während des Rittes plötzlich nicht mehr dahin reiten, wo die Sonne untergeht, merke selbst ich das!“ Jaden lachte und setzte sein Pferd in Bewegung. Anukis stieg auch auf und schloss schnell zu ihm auf. „Tut mir Leid. Ich dachte nur, wenn sie nach uns suchen…“ „Ist schon okay. Lass uns das einfach vergessen, ja?“ Anukis nickte dankbar.

Es war dunkel, als sie ihr eigentliches Ziel erreicht hatten. Suchend sahen sie sich um, konnten jedoch auf den ersten Blick nichts entdecken, was irgendwie auffällig gewesen wäre. Erst auf den zweiten Blick entdeckte Anukis eine kleine Öffnung in einem großen Felsen, der in der Mitte des Tals lag. Als sie diese berühre setzte sie einen Mechanismus in Gang und ein geheimes Fach öffnete sich im Fels. In ihm befanden sich etwa ein Dutzend Schriftrollen, doch nur eine von ihnen war aufgebrochen. „Schau mal! Da steht etwas drauf!“ „Ja“, stimmte Jaden zu und untersuchte die Zeichen. Es waren keine Hieroglyphen sondern japanische Schriftzeichen. „Da steht: „Tor der Zeit Schriftrolle 1“ “, stellte er zufrieden fest. „Das muss es sein, was wir suchen!“, rief er begeistert und verstaute sie in einem kleinen Beutel. Dann machten sie sich auf den Rückweg.
 

So, das war es für dieses Mal auch schon wieder^^ Wie es mit Lex, Atticus und Zane weitergeht erfahrt ihr dann beim nächsten Mal^^

Heal

Eure Asuka

Verratener Verräter

Sorry, Leute! Ich hab lange nichts mehr von mir hören lassen. Tut mir Leid, aber ich hatte wenig Zeit. Euch geht es ja sicher ähnlich... (Schule-.-) Na ja, bald sind ja Ferien und vorher gibt es „Giftblätter“, wie mein Opa so schön zu sagen pflegt. Ich freu mich drauf^^ Ach so, ja, wem es bisher noch nicht aufgefallen ist: Ja, ich bin verrückt^^“

Na ja, egal, zurück zum Thema^^

VIELEN, VIELEN DANK für über 500 Kommis!! Ihr seid echt spitze! Ich finde das so toll, dass ihr die ganze Zeit weiterlest. *euch alle knuddel* Danke! Ich freu mich riesig!^^

So, jetzt aber wirklich genug der Vorrede^^ Viel Spaß beim Lesen!

Heal

Eure Asuka
 

Verratener Verräter
 

Alexis, Zane und Atticus hatten fast die gesamte Bibliothek auf den Kopf gestellt, aber nichts gefunden. Erschöpft ließ sich Atticus auf einem Stuhl nieder, der an einer Wand stand und seufzte. „Was soll der Mist? Wir suchen jetzt schon den ganzen Tag und haben nichts gefunden! Wahrscheinlich hat sich dieser alte Kerl nur einen Scherz erlaubt und beobachtet unsere verzweifelte Suche, während er sich fast totlacht!“ Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf, lehnte sich zurück und fing an, mit dem Stuhl zu kippeln. „Also ich rühre keinen Finger mehr, um etwas zu suchen, was es eh nicht gibt!“, meinte er mit geschlossenen Augen. Der Stuhl kippte gegen die Wand. Einer der Steine gab nach und eine Geheimtür öffnete sich. Atticus kippte nach hinten. Erschrocken riss er die Augen auf, konnte das Gleichgewicht jedoch nicht mehr rechtzeitig zurückgewinnen und landete schmerzhaft auf dem Boden. „Sieht so aus, als müsstest du auch gar keinen Finger mehr rühren, Atti!“, meinte Alexis grinsend. „Ja, wir haben es gefunden.“ Zane trat durch die Geheimtür und griff nach der Schriftrolle, die dort aufgebahrt war. „Dann können wir ja zurück, sobald Anukis und Jaden wieder hier sind!“ Die Geschwister nickten zustimmend.
 

„Mana?“ Die Angesprochene nickte leicht, veränderte aber an sich ihre Haltung nicht. Sie hatte die Beine angezogen und ihre Arme darauf gelegt. Traurig starrte sie auf den Boden vor sich. „Ich glaube, ich weiß jetzt, wie wir hier raus kommen, aber du musst mir dabei helfen...“ Ein Hoffnungsschimmer leuchtete in den Augen der Braunhaarigen auf. „Und wie?“ Syrus rückte ein Stück näher zu ihr und begann, zu erzählen.

Ein gellender Schrei hallte durch das unterirdische Verließ. Die Wache fuhr erschrocken herum und versuchte, den Ursprung zu lokalisieren. Verärgert über die unerwartete Störung machte er sich auf den Weg, die Gänge zu inspizieren. Als noch einmal ein Schrei durch die Gänge schallte, merkte er, dass er in die richtige Richtung gelaufen war und erkannte auch die Ursache: Eine der Gefangenen lag auf dem Boden ihrer Zelle und schien sich in unerträglichen Schmerzen zu winden. Der Mann trat an die Tür. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. <Verdammt.> Bakura hatte doch gesagt, dass diese Gefangenen unversehrt bleiben müssen. Er will sie, falls sein Plan schief geht, als Geiseln benutzen. Fluchend öffnete er die Tür und trat auf Mana zu. Er beugte sich über sie, um zu sehen, was ihr fehlte. In diesem Moment wurde er von hinten angegriffen.

Syrus hatte sich im Schatten an die Wand gedrückt und gehofft, der Wächter möge ihn nicht entdecken. Nun war er vorgesprungen und trommelte mit all der ihm zur Verfügung stehenden Kraft auf den Mann ein, was ihm jedoch bei den stahlharten Muskeln, die seinen Körper zierten, nichts auszumachen schien. Das einzige, was der kleine Slyfer mit seiner Aktion erreichte war, dass der Mann vor Zorn kochte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während er sich schrecklich langsam umwandte und Syrus ins Visier nahm. „Du hältst dich wohl für besonders schlau, wie? Pech, mein Kleiner. Das hier ist das letzte, was du sehen wirst. Bakura wird wohl mit einer Geisel auskommen müssen!“ Er packte den Türkishaarigen und drückte ihn mit einer Hand gegen die Wand. Syrus Füße hingen in der Luft. Dann begann die Wache, ganz langsam und mit eisernem Griff, Syrus Kehlkopf zu zerquetschen. Der kleine Slyfer wollte schreien, doch alles, was er hervorbrachte, war ein furchtbarer, rasselnder Laut.

„Und das letzte, was du siehst, sind Sterne!“ Mana stand plötzlich hinter dem Wächter und hatte ein massives Holzbrett in der Hand, das sie ihm mit aller Kraft auf den Kopf schlug. Einen Moment lang sah es so aus, als würde gar nichts passieren, doch dann lockerte sich der Griff um Syrus Kehle und der Slyfer glitt auf die Füße. Schwer atmend stützte er sich an der Wand ab. Die Wache taumelte und schlug dann der Länge nach auf dem Boden auf. Mit einem Satz war Mana bei Syrus und half ihm aus der Zelle. Dann griff sie den Schlüsselbund und mit einem lauten Krachen fiel die Tür wieder ins Schloss. Sie verriegelten die Tür. Syrus stützte sich auf Mana und so machten sie sich auf den Weg durch die unterirdischen Gänge des Verließes.
 

„Ich will hier raus!“ Aliz rüttelte vergeblich an der Tür. „Meinst du, ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als hier drinnen zu versauern?“ Chazz saß an der gegenüberliegenden Wand, hatte ein Bein angewinkelt und eins ausgestreckt und beobachtete Aliz Bemühungen missbilligend. „Das ist völlig umsonst. Du verschwendest nur deine Energie...“ „Lass mich doch!“, fuhr Aliz ihn an. „Alleine wäre es hier drinnen bestimmt weniger furchtbar!“ „Glaubst du, ich lege Wert auf deine Gesellschaft? Nervensäge!“ „Ich bin keine Nervensäge!“ „Natürlich! Und jetzt halt die Klappe!“ Aliz kochte vor Wut. „Vergiss es! Du bist echt schrecklich! Mich würde es nicht wundern, wenn du nie eine Freundin findest! Und Mama sowieso nicht! Dich kann man ja nur hassen!“, schrie sie. „Pass auf, was du sagst! Ob es uns gefällt oder nicht, wir werden hier wohl noch `ne Weile sitzen bleiben müssen!“ „Mir doch egal! Ich sage, was ich will, wie ich will und so laut ich will!“ „Halt die Klappe!!“

Plötzlich ertönte ein Geräusch von der Tür aus. Sofort verstummten die beiden und lauschten. Chazz erhob sich und Aliz machte ein paar Schritte in den Raum zurück.

Schließlich öffnete sich die Tür und Mana schaute herein. „Sy! Ich hab sie gefunden!“ „Mana? Syrus?“ Chazz schaute die Braunhaarige verdutzt an, während Aliz ihre Freude gar nicht erst zu verstecken versuchte und auf Mana zulief. „Ich freue mich so, euch zu sehen! Ich dachte schon, ich müsste ewig hier bleiben!“ Sie grinste über das ganze Gesicht. Auch der Schwarzhaarige sah erleichtert aus, doch dann wurde er wieder ernst. „Wie kommt ihr eigentlich hierher? Wie habt ihr uns gefunden?“ „Das ist ganz einfach! Wir haben euch streiten gehört!“, erklärte Mana lachend und half Syrus, der sich inzwischen gegen die Wand gelehnt hatte, wieder hoch. „Wir müssen hier raus und zwar schnell. Alles andere könnt ihr uns unterwegs erzählen!“

Die Gruppe machte sich auf den Weg nach draußen.
 

„Mein Pharao?“ Atemu stand am Fenster und drehte sich um. In seinem Blick lag große Besorgnis. Was gibt es denn, Seth?“ „Einer unserer Spähtrupps hat Bakura entdeckt. Er ist alleine in der westlichen Wüste unterwegs, einige Tagesritte von hier. Die Späher beobachten ihn.“ „Sehr gut. Suche ein paar gut ausgebildete Soldaten heraus! Wir brechen in einer Stunde auf!“ Seth nickte und ging aus dem Raum.
 

„Was? Seth will den Pharao verraten?“ Mana schrie fast, als Chazz erzählte, was sie gehört hatten. „Und du sagst, das ganze ist schon so lange her? Dann sind sie wahrscheinlich schon auf dem Weg! Wir müssen Atemu warnen!“ Entschlossen schwang sich die junge Frau auf eines der Pferde, die sie gekauft hatten. „Ihr macht euch auf den Weg, um Atemu zu warnen! Ich mache einen Umweg zum Palast und verständige einige Wachen, die den Pharao nie verraten würden. Ich hoffe, wir kommen nicht zu spät!“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von den anderen, die auch auf die Pferde stiegen. Aliz ritt bei Chazz mit. „Los! Beeilen wir uns! Vielleicht erreichen wir Atemu noch rechtzeitig, um ihn zu warnen!“ Sie trieben ihre Pferde zur Eile an und schon bald konnten sie die Stadt nicht mehr erkennen.
 

„Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät, um Atemu zu retten! Wir haben schon viel zu viel Zeit mit der Schifffahrt verloren!“ Anukis ließ ihr Pferd noch schneller werden und setzte sich an die Spitze der Gruppe. Sie biss die Zähne zusammen. Das war alles ihre Schuld, sie hätte Atemu viel früher warnen müssen, aber nun war es zu spät. Sie konnte nur hoffen, dass sie rechtzeitig da sein würden, um den Pharao zu beschützen. Sie würde es sich nie verzeihen, würde Bakuras Plan Erfolg haben. „Meinst du, wir kommen noch rechtzeitig?“, sprach Atticus die Frage aus, die allen im Kopf herumschwirrte. Anukis biss sich auf die Lippe. „Wir müssen einfach! Wir sind die einzigen, die ihm helfen können! Weit kann es nicht mehr sein!“ Noch einmal beschleunigten sie ihr Tempo.

„Schaut mal! Da vorne! Da sind noch andere Reiter!“, rief Zane plötzlich. Er deutete in die Ferne, wo sich eine Staubwolke abzeichnete. Jaden hob eine Hand über die Augen, um besser sehen zu können. „Ich glaube, du hast Recht! Hey! Das sind doch Sy und Chazz!“, rief er. Nach einiger Zeit hatten auch die beiden anderen Reiter die Gruppe bemerkt und ihr Tempo etwas verlangsamt. „Hey! Sy!!“, rief Jaden von weitem und winkte seinem Freund zu. Sie hielten kurz vor den anderen an. „Was macht ihr denn hier?“ „Atemu retten! Aber wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen! Wir müssen Seth aufhalten!“, rief Chazz und wendete sein Pferd. „Was? Warum Seth?“, fragte Alexis verblüfft, während auch sie ihr Pferd wieder in Bewegung setzte. „Weil er Atemu verrät!“, lautete die knappe Antwort und sie setzten sich zusammen wieder in Bewegung.
 

Atemu zügelte sein Pferd am Rande eines Tales. Von seiner etwas erhöhten Position aus konnte er das Gelände ziemlich gut einsehen. Der Wind wehte einige Sandkörner auf und spielte mit seinem Umhang. Er kniff die Augen gegen die Helligkeit zusammen, die die untergehende Sonne hervorrief. Vor ihm stand, etwa 200 Meter entfernt eine einsame Gestalt im Tal. „Bakura“, murmelte der Pharao.

„Ah, Atemu! Wie schön, dass du zu meiner kleinen Party erschienen bist! Ohne dich wäre es wirklich langweilig gewesen!“, rief Bakura und ein hinterhältiges Lächeln umspielte seine Lippen. „Nimm den Mund nicht zu voll, Bakura! Ich werde dich vernichten und mit dir die Bedrohung für die zwei Reiche!“ „Du bist es, der lieber vorsichtig sein sollte, Atemu! Die beiden Reiche, wie du dich so vornehm ausdrückst, werden mir gehören!“ Er brach in schallendes Gelächter aus.

„Das reicht! Seth! Lass ihn gefangen nehmen!“ Der Hohepriester nickte nur. „Bakura, dein Spiel ist hier und jetzt vorbei! Wie konntest du nur annehmen, ich würde den Pharao verraten? Du bist uns in deiner Überheblichkeit unwissend in die Falle gegangen und nun wird Maat dich bestrafen! Nehmt ihn fest!“, befahl Seth in gebieterischem Tonfall und deutete mit seinem Millenniumsstab in die Richtung des Widerständlers.
 

„Ich fürchte, ihr irrt euch!“ Anukis blickte schuldbewusst zu Boden. „Wir müssen uns beeilen und Bakura aufhalten! Seth würde Atemu niemals verraten und das weiß er! Er hat Seth nur benutzt und den Plan des Pharaos gegen ihn selbst gerichtet! Bakura würde den Thron doch niemals freiwillig mit jemandem teilen! Das ganze ist eine gemeine Falle!“ Anukis Augen füllten sich mit Tränen, während ihr immer wieder eine böse Stimme zuflüsterte, dass sie das alles hätte verhindern können.
 

Einen Moment lang verharrte Seth in dieser Position und wartete darauf, dass etwas passierte. Dann wandte er sich um. Seine Wachen richteten ihre Speere nicht gegen Bakura, sondern gegen ihn. Seth sog scharf die Luft ein, während er sich wieder Bakura zuwandte, der inzwischen in ein böses Lachen ausgebrochen war. „Hast du echt gedacht, ich würde auf eure billige Show hereinfallen? Ich, Bakura, Anführer des Widerstandes und zukünftiger Pharao?! Regel Nummer eins: Vertraue niemandem!“ Er lachte noch lauter, während die Wachen Seth und Atemu umzingelten. Es machte keinen Sinn, zu zweit gegen die zehn Wachen antreten zu wollen.
 

„Da vorne! Da muss es sein! Ich sehe eine Gruppe von Leuten!“, rief Anukis und deutete nach vorne. Noch einmal trieben sie die Tiere zur Eile an und hielten erst kurz vor den Männern. Die Soldaten wichen erschrocken einen Schritt zurück, senkten ihre Waffen aber nicht. „Lasst Atemu sofort frei!“, schrie Jaden. Bakura sah ihn einen Moment lang verblüfft, dann spöttisch an. „Sonst was?“ Er lachte. „Du wirst eh nie ein legitimer Pharao sein, Bakura!“, meldete sich nun auch Seth zurück, der den ersten Schreck überwunden hatte. „Ach? Und warum das bitte?“ „Der Pharao ist die Verbindung zwischen dieser Welt und den Göttern! Nur die Götter Ägyptens können ihren Vertreter wählen und du bist garantiert nicht dazu ausersehen!“ „Ach?“ Bakura fuhr herum. Seine Augen funkelten zornig. „Dann werde ich euch mal etwas sagen! Die Götter können umgestimmt werden! Mit Opfergaben starker Seelen! Und die werde ich finden! Und dann werde ich zum Pharao!“

„Na dann kannst du gleich mit dem Suchen anfangen! Ich fordere dich zu einem Duell heraus! Wenn du verlierst, lässt du den Pharao frei und verschwindest!“ Jaden hatte sich vom Pferd gleiten lassen und seine Duelldisk auf seinen Arm geschoben. Er kramte sein Deck aus der Tasche. „Jaden! Nein, das darfst du nicht!“, schrie Alexis. „Na gut! Und was bekommen ich, wenn ich gewinne?“ „Meine Seele!“ Jadens Blick war ernst und auf seinen Gegner gerichtet. Er würde nicht verlieren, ganz sicher! „Sehr gut! So soll es sein!“ Bakura starrte auf seinen Gegner und lachte. Eine seltsam schimmernde Aura umgab diesen Jungen. <Das muss daran liegen, dass die Fremden nicht aus dieser Zeit kommen. Ihre Seelen haben schon viele Leben hinter sich und sind daran gewachsen! Das wird das ideale Opfer für die Götter sein!>

„Gut, fangen wir an! Duell!“, riefen die beiden Kontrahenten und zogen ihre Karten, wobei Alexis bemerkte, dass auch Bakura eine ähnlich wie Atemus gefertigte, antike Duelldisk besaß. Sie schluckte schwer. <Jaden, sei vorsichtig, ich bitte dich.>
 

So, das war es erst einmal schon wieder^^ Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr schreibt mir wieder was Nettes^^ Ich freu mich drauf^^ Nächstes Mal erfahrt ihr dann, was im Duell passier und vor allem, wie es ausgeht. Bis dann!!^^
 

Wichtig!

Ich hatte da neulich zusammen mit einer Freundin^^ eine Idee, wollte aber zuerst euch fragen. Schreibt mir eure Antwort doch bitte ins Kommi mit rein, ja? Wie würdet ihr es finden, wenn ich die Geschichte um ein Pairing erweitere: Aliz/Chazz. Beim Schreiben ist mir aufgefallen, dass die beiden zusammen irgendwie niedlich sind. Ich habe sowieso vor, Aliz altern zu lassen. Das wäre also gar kein Problem. Was meint ihr???

Heal

Eure Asuka

Schattenduell

So^^ Ich hab mal wieder ein neues Kap für euch^^ Ich hoffe, es gefällt euch^^

Viel Spaß!

Heal

Eure Asuka
 

Schattenduell
 

„Okay! Ich fange an!“, rief der Braunhaarige und zog eine Karte. Sein Blick glitt über die Karten in seiner Hand. Okay, ich spiele erst einmal ein Monster im Verteidigungsmodus und dann noch diese Karte hier verdeckt! Damit beende ich meinen Zug!“

„Sehr schön! Bereit für deinen Untergang?“ Bakura grinste, während er seine Karten betrachtete. „Sehr gut! Dann spiele ich zuerst diese Zauberkarte hier: Card Destruction! Jetzt müssen wir alle unsere Karten zum Friedhof schicken und ziehen, bis wir wieder genauso viele auf der Hand haben! So! Und jetzt habe ich hier noch eine nette Zauberkarte! Shield Crash! Sie zerstört ein Monster meiner Wahl, das sich im Verteidigungsmodus befindet! Tja, welches nehme ich da bloß? Ah, ich weiß! Dein einziges Monster!“ Er grinste diabolisch, während sich der verdeckte Elementarheld Avian (ATK 1000/DEF 1000) in tausend Funken auflöste. „So und jetzt beschwöre ich ein Monster! Decayed Commander (ATK 1000/ DEF 1500), zeig dich! Und weißt du, welchen tollen Effekt er hat? Ich darf einen Zombie Tiger (ATK 1400/ DEF 1600) aus meiner Hand rufen, wenn ich ihn beschwört habe! Und was haben wir da ganz zufällig? Na, magst du raten ?“ „Nein, will ich nicht! Ich habe keine Lust auf solche Spielchen!“ „Dann halt nicht! Ich rufe ihn aber trotzdem, meinen Zombie Tiger! Und jetzt: Direkte Attacke auf seine Lebenspunkte!“ „Da habe ich aber auch noch ein Wörtchen mitzureden! Ich aktiviere meine Fallenkarte! Negate Attack! Sie stoppt den Angriff und beendet deine Kampfphase!“ „Von mir aus! Ich habe Zeit!“ Wieder lachte der Weißhaarige.

<Verdammt! Ich muss mir schnell etwas gutes einfallen lassen, sonst verliere ich dieses Duell noch!> „Okay, mein Zug!“, rief der Braunhaarige mit fester Stimme. „Gut. Ich spiele meinen Bubbleman (ATK 800/ DEF 1200) im Angriffsmodus! Und wenn er die einzige Karte auf meiner Seite des Feldes ist, darf ich gleich noch einmal zwei Karten ziehen! Und dann aktiviere ich auch gleich eine davon! Bubble Shuffle! Jetzt muss ich ein Monster auf meiner und eins auf deiner Seite des Feldes in den Verteidigungsmodus switchen lassen! Und dann kann ich Bubbleman opfern, um einen anderen Elementarhelden aufs Feld zu rufen! Und hier kommt er, mein Elementarheld Sparkman (ATK 1600/ DEF 1400)! Und jetzt kommt noch diese Karte! Tribute to the Doomed! Ich muss jetzt eine Karte aus meiner Hand ablegen und kann eines der gegnerischen Monster zerstören! Verabschiede dich schon mal von deinem Decayed Commander! So und jetzt, Sparkman, greife seinen Zombie Tiger an!“ Das Monster schleuderte einen Blitz auf die Raubkatze, woraufhin diese sich in ihre Einzelteile auflöste und Bakuras Lebenspunkte auf 7800 sanken. Eine kleine, blutige Schramme bildete sich auf seiner Wange. <Verdammt. Das wirst du mir noch büßen, Junge!>

„Bist du endlich fertig? Dann mache ich mal weiter! Ich spiele meinen Pot of Greed, damit ich zwei neue Karten ziehen kann! Dann spiele ich ein Monster verdeckt im Verteidigungsmodus und lege noch zwei Karten verdeckt ab! Dein Zug!“

„Okay! Hm...“ Jaden überlegte kurz, doch dann zeigte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Na klasse! Ich spiele diese Zauberkarte hier! Polymerization! Dann schicke ich Clayman (ATK 800/ DEF 2000) und Sparkman zum Friedhof und erhalte dafür meinen Elemental Hero Thunder Giant (ATK 2400/ DEF 1500)! Greif seine verdeckte Karte an!“ Auch diese Karte löste sich in einem Funkenregen auf. Bakura knirschte mit den Zähnen. <Verdammter Bengel. Du wirst mich nicht um meine Bestimmung bringen!>

„Super, Jaden! Weiter so! Du schaffst das!“, schrieen Aliz und Syrus um die Wette. Alexis hatte die Hände ineinander verschränkt und beobachtete das Duell ängstlich. Irgendwie hatte sie ein ganz schlechtes Gefühl. Und sie hatte Angst, Jaden zu verlieren, was unweigerlich geschah, wenn er das Duell verlor.

„Gut. Mein Zug! Ich aktiviere diese nette Zauberkarte hier: Change of Heart! Und dann noch Premature Burial! Diese Karte erlaubt es mir, gegen Zahlung von 800 Lebenspunkten ein Monster von meinem Friedhof zurück zu holen! Tja, und was haben wir da? Ach ja, deinen alten Freund Decayed Commander. Sehr gut! Dann schlucke mal deine eigene Medizin! Thunder Giant, direkte Attacke!“ Jaden wich instinktiv einen Schritt zurück, als er das riesige Monster auf sich zurasen sah. Dann spürte er, wie die Elektrizität in Wellen durch seinen Körper jagte. Er schrie auf, während seine Lebenspunkte auf 5600 sanken. Er sackte auf die Knie und keuchte schwer. Sein Körper zitterte und er war nicht in der Lage, sich aufrecht zu halten. „Du machst jetzt schon schlapp? Es wird doch gerade erst lustig! Und ich bin noch lange nicht mit dir fertig! Decayed Commander, Attacke!“, befahl Bakura, wobei man deutlich die auflodernde Freude in seinen Augen erkennen konnte. Das Monster rannte auf ihn zu und hob das Schwert. Dann ließ es es auf Jaden niedersausen. Eine tiefe Wunde zeigte sich auf Jadens Rücken. Er keuchte noch einmal auf und musste nun wirklich alle Willenskraft aufbringen, um sich noch einmal aufzurichten. Blut tropfte in den Sand, so dass sich an der Stelle, an der der Braunhaarige stand, schon bald eine große Lache bildete. Jadens Lebenspunkte sanken auf 4600. „So und dann muss ich dich noch bitten, eine Karte abzulegen. Der besondere Effekt meines Monsters, du verstehst? Jetzt spiele ich noch schnell zwei Karten verdeckt und das war es auch schon.“

Der junge Slyfer wankte, während er eine Karte auswählte und auf den Friedhof schickte. „Nein, Jaden! Bitte! Hört mit diesem Duell auf!“, schrie Alexis. Sie wusste selbst, dass der Braunhaarige nie auf sie hören würde, aber es schien ihr fast das Herz zu zerreißen. <Alexis...> „K-keine Sorge...Lex, ich...pack das...schon!“, brachte er stockend hervor und versuchte, sich trotz seiner Schmerzen etwas gerader aufzurichten. „Ich bin dran!“ Eine kurze Pause folgte, in der nur Jadens schweres Atmen zu hören war. „Als erstes aktiviere ich Pot of Greed, um zwei weitere Karten ziehen zu können. Und dann spiele ich die Zauberkarte Giant Trunade! Sie lässt alle Zauber- und Fallenkarten auf dem Feld in unser Blatt zurückkehren! Dann beschwöre ich meine Burstinatrix! (ATK 1200/ DEF 800) So, und nun, greif seinen Commander an, Thunder Giant!“ Bakuras Lebenspunkte sanken auf 5800, doch dem Weißhaarigen schien das nichts aus zu machen. „Und jetzt du, Burstinatrix!“ Bakuras Lebenspunkte sanken noch einmal um 1200 Punkte, auf 4600. „Das war es erst mal.“

Man sah Jaden überdeutlich an, dass er fast am Ende seiner Kräfte war, doch er hielt sich wacker auf den Beinen.

„Wirst du etwa müde? Und du schimpfst dich Duellant?“, höhnte Bakura. „Ihr verzogenen Gören wisst doch allesamt nicht, wie es ist, immer alleine zu sein, weil irgend so ein Idiot, der Pharao genannt wird, auf die Idee kommt, ein Dorf dem Erdboden gleich zu machen! Ihr habt doch keine Ahnung, wie es ist, auf sich gestellt zu sein und Schmerzen zu ertragen! So, jetzt aber genug der Rede! Mein Zug! Zuerst setze ich meine verdeckten Karten wieder! Dann spiele ich dieses Monster, verdeckt im Verteidigungsmodus! Und dann setze ich noch diese Karte verdeckt! Du bist dran, wenn du dich traust!“

„Okay. Ich spiele meine Zauberkarte Card of Sanctity! Jetzt können wir beide so lange ziehen, bis wir sechs Karten in der Hand haben! Und jetzt das hier: Wunderfusion! Damit kann ich Elementarhelden von meinem Feld mit denen von meiner Friedhof vereinigen und so rufe ich ... Elemental Hero Flame Wingman (ATK 2100/ DEF 1200)! So…na dann…attackiere sein verdecktes Monster!“ Bakura sah dem Angriff gelassen entgegen. „Vielen Dank auch! Du hast gerade Poison Mummy (ATK 1000/ DEF 1800) zerstört! Und dank dem besonderen Effekt dieser Karte, kannst du dich jetzt von weiteren 500 Lebenspunkten verabschieden!“

„AHH!“ Jaden schrie erneut auf, als seine Lebenspunkte auf 4100 sanken. Es fühlte sich an, als würde sein Herz zerspringen. Blut rann ihm aus dem Mundwinkel. <Mist! Reiß dich zusammen, Jay!>, sagte er sich selbst. „D-dann h-hab ich noch...den Effekt von...Flame Wingman...für dich! Dir werden die Angriffspunkte deines ...Monsters von den Lebenspunkten abgezogen!“, stieß er keuchen hervor. Der Braunhaarige hatte nicht mehr die Kraft, sich aufrecht zu halten. Er musste ich auf einem Knie abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mehrere blutende Wunden zierten seinen Körper. <Ich hätte nicht gedacht, dass ein Spiel der Schatten so anstrengend sein kann! Dagegen waren die an der Akademie ja fast Kinderkram!>

Auch diesmal verzog der Anführer des Widerstandes keine Miene, als sich ein tiefer Schnitt über seinen Oberarm bildete. Die Lebenspunkte sanken auf 3600. „So, jetzt noch eine verdeckte Karte. Du bist dran!“

„Mit Vergnügen!“ Wieder verzog sich Bakuras Gesicht zu einem diabolischen Grinsen. Er mochte diese spezielle Art der Schattenduelle, bei denen dem Gegner mit jedem verlorenen Lebenspunkt Schmerzen zugefügt wurden. „So! Und jetzt spiele ich Monster Reborn! Damit rufe ich einen alten Freund vom Friedhof zurück! Hier kommt King of Skull Servants! Er bekommt für jeden Skull Servant, der sich auf meinem Friedhof befindet, 1000 zusätzliche Angriffspunkte! Und da das drei sind, gibt es satte 3000 Angriffspunkte!“, rief Bakura triumphierend. „3000? Aber ich habe...doch...“ Jadens Blick drohte zu verschwimmen und ihm war schwindelig. „Ja! Du hast nur einen vernichtet, aber mit Card Destruction habe ich zwei zum Friedhof geschickt!“ Also los, King of Skull Servants! Vernichte Thunder Giant!“ Wieder sanken Jadens Lebenspunkte um 600 Punkte. Er konnte nicht einmal mehr schreien. Ein schwaches Stöhnen kam aus seinem Mund und er drohte einen Moment lang, in Ohnmacht zu fallen. „So, jetzt noch ein paar verdeckte Karten...Du bist dran!“

„Jaden! Nein! JADEN!“ Alexis liefen nun endgültig die Tränen über die Wangen, als sie Jaden dort so sah. Sie wollte zu ihm rennen und ihm helfen, doch ihr Bruder hielt sie zurück. Er schüttelte nur wortlos den Kopf. Die Blondhaarige schluckte die bitteren Anschuldigungen hinunter, die ihr auf der Zunge lagen. Sie wusste selbst, dass sie Jaden im Moment nicht helfen konnte und er es nicht verstanden hätte, wenn sie das Duell unterbrochen hätte...aber es durchbohrte ihr einfach das Herz.

„Mein Zug!“ Jaden bewegte mehr die Lippen, als dass er wirklich etwas sagte. „Sky Scraper...“ Anukis und Aliz sahen die anderen fragend an. “Diese Karte erhöht die Angriffspunkte von Jadens Monster während des Angriffs um 1000 Punkte, wenn es schwächer ist als das Monster des Gegners!”, erklärte Chazz den beiden. „Klasse! Dann kann Papa ja doch noch gewinnen!“ Chazz nickte abwesend. So sehr er Jaden auch immer hasste, er hasste es noch mehr, ihn so zu sehen. Er durfte nicht verlieren! Schließlich hatte er ihn, Chazz Princeton, geschlagen! Außerdem... wie sollten sie seine Seele zurückholen? Trotzdem schaute der Schwarzhaarige mit einem mulmigen Gefühl auf das Duellfeld herab. Bakura hatte zu viele verdeckte Karten...

„Attacke, Flame Wingman!“ „Nichts da! Ich aktiviere meine Fallenkarte: Negate Attack!” „Da...muss ich dich...enttäuschen! Seven Tools of the Bandit!” Jaden verzog noch einmal das Gesicht, als ihm weitere 1000 Punkte abgezogen wurden. Er spürte, dass sein Kopf glühte, als würde er Fieber haben. Mit einem Keuchen sank er zu Boden. Mit dem Ellenbogen konnte er sich abfangen. Er zitterte immer stärker. „Nein...ich darf...jetzt nicht aufgeben!“

„Sorry, Kleiner, aber da musst du wohl noch üben! Ich habe auch eine Fallenkarte! Seven Tools of the Bandit! Dafür opfere ich doch gerne 1000 Lebenspunkte! Bakuras Lebenspunkte waren nun auf dem Stand von 2600, Jadens dagegen bei 2500.

„Gut! So wie es aussieht, bin ich dran!“ Bakura grinste wieder, während Jaden sich verzweifelt abmühte, auf die Beine zu kommen. Endlich stand er wieder, jedoch sehr wackelig. „Okay! Los geht es! Zuerst spiele ich noch ein paar Karten verdeckt, dann aktiviere ich diese Zauberkarte! Heavy Storm! Sie vernichtet alle Zauber- und Fallenkarten auf dem Feld! Und jetzt habe ich noch das hier für dich! Dark Hole! Diese Karte vernichtet alle Monster auf dem Feld!“ Ein mächtiger Sandwirbel erhob sich, der alle Karten des Feldes in sich verschluckte. Jaden kniff die Augen zusammen. <Verdammt!>

„So! Und jetzt rufe ich dieses Monster hier! Theban Nightmare (ATK 1500/ DEF 500)! Und wenn ich keine Karten mehr in meiner Hand habe, wie es jetzt der Fall ist, steigen die Angriffspunkte dieses Monsters um 1500 Punkte! Los! Attacke! Beende das Spiel!”

Jaden konnte sich nicht einmal mehr rühren, als das Monster auf ihn zukam. Er spürte einen grauenhaften Schmerz, der alles in ihn zu zerreißen schien.

„JADEN!“ Alexis kämpfte immer heftiger gegen ihren Bruder an, der Mühe hatte, sie zu halten. Eine riesige Staubwolke hüllte das Tal ein. Dann endlich lichtete sich der Schleier. Zuerst erkannte Alexis nur Schemen, doch dann formten sie Gestalten. Eine riesige Erleichterung machte sich in ihr breit. „Sieh doch nur, Atticus! Es ist Jaden! Er steht noch!“ „Aber...das geht doch nicht...“ Tatsächlich stand Jaden noch immer. Eine merkwürdig golden schimmernde Aura hatte sich um ihn gebildet. Sein Kopf war gesenkt. Dann plötzlich hallte Bakuras schallendes Gelächter durch die Stille.
 

Tja...was da wohl los ist? Ihr werdet es im nächsten Kapitel erfahren! Bis dann! Ich hoffe, ihr schreibt mir wieder was liebes!

Heal

Eure Asuka

Seelenlos

Hi Leute!^^ Ich hab mal wieder was für euch^^ Und ich hoffe, dass euch das neue Kapitel wieder gefällt.^^ Mein persönlicher Favorit (bis jetzt^^) kommt ja erst später, aber ich finde es ist ganz gut geworden. Ich freue mich schon auf eure Kommis^^ Ich krieg doch welche, oder? Viel Spaß!! Ach und: Ihr seid echt spitze!^^

Heal

Eure Asuka
 

Seelenlos
 

„Glaubt ihr echt, jemand könnte sich den Schatten entziehen? Ihr seid so naiv! Das, was ihr dort seht, ist nur eine seelenlose Hülle!“ Die goldene Aura löste sich von Jaden und schwebte ein Stück über ihm in der Luft. „Jaden!“, rief Alexis, doch der junge Slyfer schien sie nicht zu hören. „Na dann, Jaden, komm doch mal her!“ Bakuras Grinsen wurde noch breiter, als sich der Angesprochene tatsächlich langsam in Bewegung setzte und unter den entsetzten Blicken der anderen zu Bakura hinüber ging. „Jaden...was...?“ Alexis schluchzte. Sie hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben und wagte kaum, die unheimliche Szene, die sich dort abspielte, zu beobachten. „Tja, euer kleiner Freund hier ist jetzt nur noch eine seelenlose Hülle, eine willenlose Marionette, gesteuert durch meinen Willen! Ich dachte, so könnt ihr euch noch eine Weile länger sehen!“ Wieder grinste Bakura. „Du Monster!“ Alexis hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sie zitterte und starrte den Weißhaarigen zornig an. „Oh, ist das Püppchen etwa sauer?“ Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Das Püppchen wird dir jetzt in den Hintern treten! Ich fordere dich zum Duell!“

Auch Alexis schnallte ihre Duelldisk um und schob ihr Deck hinein. „Was ist nun? Wolltest du nicht noch mehr Seelen haben?“, fauchte sie, während sie ihren Gegner nicht aus den Augen ließ. „Nein, Lexi! Ich werde mich mit ihm duellieren!“ Atticus trat vor, sein Deck in der Hand haltend und auch Chazz machte wortlos einen Schritt nach vorne. Allen war der Zorn deutlich anzusehen.

„Nein! Ich mache das! Ich kann und will die Verantwortung dafür nicht übernehmen, wenn einem von euch auch noch etwas passiert!“ Zane ging mit ruhigen Schritten ins Tal hinab. „Aber...!“ „Nein, gerade du solltest nicht antreten, Alexis!“, unterbrach er die Blondhaarige. „Du bist im Moment nicht ganz du selbst! Du kannst dich nicht duellieren, wenn dein Herz eigentlich ganz wo anders ist!“ Er warf einen Blick auf Jaden, der neben Bakura stand. Alexis biss sich auf die Lippe, nickte dann jedoch schließlich.

„Na dann, Bakura! Du kennst den Einsatz! Meine Seele oder Jadens Seele und du verschwindest, abgemacht?“ Der Widerständler nickte. „Soll ich dir sagen, wie das Duell ausgehen wird?“ Er grinste hämisch. „Nein, danke! Das weiß ich selbst! Fang an!“

„Mut hast du ja, das muss man dir lassen! Okay! Ich spiele ein Monster im Verteidigungsmodus und dazu noch eine Karte verdeckt! Das war es erst mal!“ „Mein Zug!“ Zane überblickte seine Handkarten. „Sehr schön! Als erstes spiele ich meinen Cyber Dragon (ATK 2100/ DEF 1800)! Dann spiele ich diese Karte hier! Polymerization! Damit verbinde ich meinen Cyber Dragon vom Feld mit dem aus meiner Hand und erschaffe so Cyber Twin Dragon (ATK 2800/ DEF 2100)! Attacke! Vernichte sein verdecktes Monster!“ Die Karte löste sich in ihre Einzelteile auf und Bakura fluchte. „Ich bin noch nicht fertig! Die besondere Fähigkeit meines Draches erlaubt es mir, dich zwei Mal in einer Kampfphase anzugreifen! Also los, mein Cyber Twin Dragon! Greife ihn direkt an!“ Der Drache schoss auf den Widerständler zu und schleuderte eine Energiekugel gegen den Weißhaarigen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als seine Lebenspunkte auf 5200 sanken. <Verdammt!>

„So, jetzt noch eine Karte verdeckt. Du bist dran!“, rief Zane von der anderen Seite des Spielfeldes.

„Tja, wie ich sehe, hat euch das mit eurem kleinen Freund schon ganz schön getroffen, oder?“ Bakura grinste erneut, während er einen Schritt auf den Braunhaarigen zu machte. „Tja, also, da wir ja jetzt so gut Freunde sind, sollte ich mir dich mal anschauen, Jaden...“ Er hob den Kopf des Braunhaarigen ein Stück weit an und drehte ihn hin und her. „Tja, ganz hübsches Gesicht, aber irgendwas stimmt da nicht, oder?“ Er wandte sich an die Studenten. „Irgendwie...na ja...sein Blick ist so leer... Ist das immer so?“ Wieder grinste Bakura. „Oh, ich vergaß! Ich habe ihm ja seine Seele geraubt! Vielleicht liegt es ja daran!“ Aus dem Grinsen wurde ein teuflisches Lachen. Er ging auf seinen Platz zurück und wendete sich wieder dem Duell zu.

„Du Monster!“ Alexis Augen spiegelten den blanken Zorn wieder. Sie riss sich von Atticus los und rannte zu Jaden hinüber. „Oh, Verzeihung, habe ich da etwa was schlimmes angestellt? Hab ich da etwa das junge Glück zerstört? Das tut mir aber Leid!“ „Dafür wirst du bezahlen!“, schrie Alexis ihn an. „Oh, jetzt habe ich aber Angst! Wer sollte mich denn zur Rechenschaft ziehen? Der gestürzte, verratene Pharao dort, oder der Milchbubi da drüben, der auch gleich verloren haben wird?“ Die Blondhaarige strafte ihn noch mit einem vernichtenden Blick, bevor sie sich Jaden zuwandte. Langsam trat sie auf ihn zu und blieb einige Schritte vor ihm stehen. „Jay...“, flüsterte sie.

„Na gut, lassen wir das! Ich habe ja nachher noch genug Zeit, mein neues Eigentum zu betrachten! Weiter geht es, ich bin am Zug! Ich spiele ein Monster im Verteidigungsmodus und noch zwei Karten verdeckt! Du bist dran!“

„Gut. Mach dich auf was gefasst! Attacke, Cyber Twin Dragon!“ Und wieder löste sich ein Monster von Bakura in Funken auf. „So und jetzt der zweite Angriff! Los!“ „Da muss ich dich enttäuschen! Ich aktiviere meine Fallenkarte Sakuretsu Armor! Sie zerstört das angreifende Monster!“ „Ha! Von wegen! Ich habe auch eine Fallenkarte! Seven Tools of the Bandit! Ich opfere 1000 Lebenspunkte, um den Effekt deiner Fallenkarte zu annullieren! Auch Zane verzog das Gesicht, als er 1000 Lebenspunkte verlor. <So sehr schmerzt das schon bei 1000 Punkten? Wie fühlt man sich dann erst, wenn man verliert?>, schoss es dem Grünhaarigen durch den Kopf. „Ich muss dir leider noch einmal widersprechen! Ich habe noch eine Falle! Negate Attack!“ „Dann beende ich meinen Zug!“, meinte Zane grimmig.

„Jaden...kannst du mich hören?“ Alexis streckte die Hand aus, verharrte dann aber mitten in der Bewegung. Der junge Slyfer starrte sie mit kaltem Blick an, so dass ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken lief. Wieder musste sie die bitteren Tränen verdrängen, die ihr bei diesem Anblick in die Augen stiegen. Nie war ihr so bewusst aufgefallen, wie viel Lebensfreude sich in seinen Augen spiegelte, wie viel Wärme sie ausstrahlten. Doch nun war davon nichts mehr zu sehen. „Oh Jaden...“

„Gut! Ich spiele diese Karte hier! Tribute to the Doomed! Nun schicke ich eine Karte von meiner Hand zum Friedhof und rufe meinen King of Skull Servants! Da sich jetzt insgesamt zwei Skull Servants auf meinem Friedhof befinden, steigen seine Angriffspunkte auf 2000! Jetzt aktiviere ich noch dies nette Karte hier! Big Bang Shot! Sie erhöht die Angriffspunkte meines Monsters um 400 und sorgt gleichzeitig dafür, dass dir, wenn ein Monster im Verteidigungsmodus angegriffen wird, die Differenz zwischen den Angriffspunkten meines Monsters und den Verteidigungspunkten deines Monster als direkter Schaden aufgebrummt wird! So und zum Schluss noch diese Zauberkarte: Book of Moon! Damit switche ich deinen Cyber Twin Dragon in den Verteidigungsmodus! Und jetzt: Attacke, King of Skull Servants!” Zanes Drachen löste sich in seine Einzelteile auf und seine Lebenspunkte sanken auf 6600. Ein Einschnitt bildete sich auf seinem Unterarm. Der Türkishaarige gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen, aber es gelang ihm nicht ganz.

„Großer Bruder! Alles in Ordnung?“, rief Syrus. Auch er war der Panik nahe. Nachdem er nun schon seinen besten Freund verloren hatte, wollte er nicht auch noch seinen Bruder verlieren. „Ja, geht schon, Sy!“

„Gut, Bakura! Ich bin dran! Ich aktiviere die Karte Graceful Charity! Nun kann ich drei Karten ziehen, muss aber zwei wieder ablegen! Und gleich darauf noch diese hier: Pot of Greed! So, dann aktiviere ich diese Zauberkarte hier: Time Fusion! Ich muss jetzt eine Karte von meiner Hand aus dem Spiel entfernen und kann dafür im nächsten Zug ein Fusionsmonster von meinem Friedhof beschwören! Dann spiele ich noch dieses Monster hier im Verteidigungsmodus!“

„Mein Zug! Ich aktiviere diese Zauberkarte hier! Sie reduziert die Sterne der Monster für diesen Zug um 2, so dass ich ihn hier rufen kann: Dark Dust Spirit (ATK 2200/ DEF 1800)! Und jetzt! Attacke!“ Bakuras Monster machten sich zum Angriff bereit. King of Skull Servants zerstörte Zanes verdecktes Monster, Cyber Phoenix. Sofort wurden ihm weitere 400 Lebenspunkte abgezogen und er biss die Zähne zusammen, während sich sein Körper unter den Schmerzen verkrampfte. So, und jetzt Dark Dust Spirit, direkte Attacke! Zane krümmte sich zusammen, als seine Lebenspunkte auf 4000 sanken. „So, jetzt muss Dark Dust Spirit aber leider dank seines Effektes in meine Hand zurückkehren!“ „Ver...verdammt tut das weh!“ Zane keuchte. „Na gut! Du erinnerst dich doch noch an meine Time Fusion, oder? Jetzt kann ich ihren Effekt nutzen und meinen Cyber End Dragon rufen, den ich in der letzten Runde auf den Friedhof geschickt habe! Jetzt spiele ich noch eine verdeckte Karte. Und nun los, Cyber End Dragon (ATK 4000/ DEF 2800)! Greife seinen King of Skull Servants an!” Zum ersten Mal seit dem Beginn des Duells wankte auch Bakura, als seine Lebenspunkte nun auf 3200 sanken. Eine breite Wunde bildete sich quer über Bakuras Brust.

„Jaden! Ich...ich bitte dich... werde wieder normal! Ich ertrage das nicht!“ Alexis ging noch ein paar Schritte auf Jaden zu und legte ihm die Hände auf die Schultern. Sein Blick erschreckte sie noch immer. „Was kann ich nur tun? Jaden...bitte...komm zurück!“, flehte sie.

„Ha! Zwecklos! Er kann dich nicht hören!“, lachte Bakura. „Seine Seele ist in meiner Gewalt und er tut, was ich sage!“ Er gab Jaden einen knappen Wink und er erwachte aus seiner Erstarrung. Sein Blick verfinsterte sich noch mehr, wenn dies überhaupt noch möglich war. Er fixierte ihr Gesicht, aber kein Funken des Erkennens war sichtbar. „Verschwinde!“, zischte er, wobei sich auch seine Stimme merkwürdig fremd und verzerrt anhörte. Dann stieß er sie grob weg, so dass sie stürzte. Ungläubig schaute sie ihren Freund an. Sie konnte nicht glauben, dass er sie wirklich nicht mehr erkannte. „Jaden...“ Sie presste die Hände zusammen und Tränen liefen über ihre Wangen.

„So...und jetzt kommen wir zum unterhaltsamen Teil des Duells!“, ertönte wieder Bakuras Stimme. Er warf einen Dolch zu Jaden hinüber, den dieser geschickt auffing. „Schönes Monster hast du da, Zane! So war doch dein Name, nicht? Falls du es schaffen solltest, mich doch zu besiegen, habe ich eine schlechte Nachricht für dich! Du wirst zwar die Seele deines Freundes zurückkriegen, aber sie wird dir nichts nutzen, so ganz ohne Körper!!!“ Wieder lachte er schallend. Ich setzte ein Monster verdeckt und noch eine Karte verdeckt! Du bist dran! Überlege dir gut, was du tust!“

Jaden drehte den aufgefangenen Dolch in der Hand herum und hielt sich die Klinge gegen den Hals. Erschrocken sog Alexis die Luft ein. „Jaden...bitte...NEIN!“ Ihre Worte verhallten wirkungslos. Der Braunhaarige Student drückte das Messer nur noch mehr an seine Kehle, so dass einige Bluttropfen hervortraten. „Bitte, tu das nicht! Du hast mir doch versprochen, dass wir immer zusammen bleiben!“ Wieder kullerte eine Träne über die Wange der Blondhaarigen. Dann veränderte sich etwas. Tränen traten in Jadens ausdruckslose Augen. Seine Hand zitterte. „...Lex...“ „Jaden!“ Alexis war aufgesprungen und wollte zu dem jungen Slyfer rennen, doch Bakura war schneller. Er murmelte eine Beschwörungsformel und ein Stromschock durchlief Jadens Körper. Er schrie auf und noch einmal trat ein bisschen dieser goldenen Aura aus Jadens Körper hervor. „Na so was. Da war wohl noch der letzte Rest der Seele!“, Bakura grinste boshaft. „Keinen Schritt weiter, Blondschopf, oder du wirst niemanden mehr haben, den du rufen kannst!“ Alexis verharrte mitten im Schritt und sah besorgt zwischen Bakura und Jaden hin und her. Dunkle Ränder hatten sich unter Jadens Augen gebildet und er war noch blasser als vorher.

„Ich bin dran!“, rief Zane. „Ich spiele diese Zauberkarte hier: Limiter Removal! Sie erhöht die Angriffspower meines Drachens auf das doppelte, also auf 8000 Punkte! Attacke!“ Bakura grinste. “Ha! Ich aktiviere meine Fallenkarte! Mirror Force! Sie zerstört dein Monster!“ „Glaubst du! Ich habe auch noch eine verdeckte Karte! Trap Jammer! Sie vernichtet deine Fallenkarte!“ „Ah ja...das würde ich mir aber noch mal überlegen!“ Bakura deutete auf Jaden der sich den Dolch nun so sehr an die Kehle drückte, dass ein dünner Blutstrom über die Klinge lief und in den Sand tropfte. <Verdammt. Ich kann ihn nicht angreifen, aber sonst verliere ich noch!>

Zane war hin und her gerissen. „Verzeih mir, Alexis, aber ich kann nicht unser aller Leben für das von Jaden aufs Spiel setzen!“, rief er schließlich. „Es tut mir Leid, Jaden! Ich aktiviere die Falle! Und dank der besonderen Fähigkeit meines Drachen wird dir die Differenz zwischen den Angriffspunkten meines Drachen und den Verteidigungspunkten deines verdeckten Monsters abgezogen! Was hattest du denn da? Ah, Poison Mummy! Dann sind das insgesamt 6200 Punkte! Du hast verloren!“

Bakura sackte zusammen. Zorn war in seinem Blick zu lesen. Ich bin nicht der einzige, der verloren hat! Jaden! Bring es zu Ende! Der Braunhaarige holte mit dem Dolch aus, doch in diesem Moment traf ihn eine Energiekugel und warf ihn zu Boden. Der Dolch fiel ihm aus der Hand. Die Studenten fuhren erschrocken herum. „Mana!“ „Ja, ich hab doch gesagt, ich komme nach!“ Die Zauberschülerin grinste sie an. Hinter ihr hatten sich etwa 20 Palastwachen versammelt. „Verhaftet die Verräter!“, befahl sie. Die anderen Soldaten und Bakura wurden festgenommen.

Die goldene Aura, die die ganze Zeit in der Luft geschwebt hatte, schwebte zur Erde und drang wieder in Jadens Körper ein. Alexis hatte sich aus ihrer Erstarrung befreit und war zu dem am Boden Liegenden gerannt. Schluchzend ließ sie sich neben ihm auf die Erde sinken und nahm seinen Kopf in den Schoß. Tränen kullerten über ihr Gesicht. „Ach...Jaden! Warum musst du dich auch immer in Gefahr stürzen?“ Der Braunhaarige hatte die Augen geschlossen, aber er atmete. Sie tastete nach seinem Puls. Auch der war zwar schwach, aber vorhanden. Sie seufzte erleichtert. Dann stand sie schnell auf und ging zu ihrem Pferd hinüber. So weit sie sich erinnern konnte, hatte sie ein dünnes Leinentuch dabei. Das musste erst einmal für das Verbinden der Wunden genügen. Sie hatte Glück. Schon nach wenigen Augenblicken hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte. Damit ging sie zurück zu Jaden, riss das Tuch in schmale Streifen und wickelte es um die Verletzungen, um die Blutungen zu stillen.

Währenddessen saßen die anderen zusammen. Anukis kramte in ihrer Tasche. „Seht mal! Das haben wir in Abydos gefunden!“ Sie gab Mana die beiden Schriftrollen. „Ist ja interessant. Schaut mal! Hier steht eine Beschwörungsformel!“ „Und was kann man damit machen?“ Aliz beugte sich neugierig vor. „Ich weiß nicht“, gestand Mana. „Aber es scheint so, dass dieser Spruch sowohl von einem Magier als auch vom Pharao gelesen werden muss!“ „Vielleicht kommen wir ja so endlich zurück!“ Atticus grinste. „Ja, vielleicht...“ Syrus schaute traurig vor sich auf den Boden.

„Wir sollten es auf jeden Fall schnell ausprobieren! Wir gehören nicht hier her und Jaden braucht dringen richtige Hilfe! Nichts gegen eure Ärzte, Atemu, aber mir wäre es lieber, wenn wir ihn in unsere Zeit bringen könnten. Mana, wärst du so nett, es zu versuchen?“ Zane stand auf. „Ich werde unsere Sachen aus dem Palast holen! Bastion bringe ich auch mit. Wenn ich mich beeile, kann ich morgen wieder hier sein!“ Der Grünhaarige schwang sich auf sein Pferd und ritt davon.

Schweigen breitete sich in der Gruppe aus. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach, wobei sie alle noch sehr mitgenommen von den letzten Ereignissen waren. Syrus sprach sowieso kein Wort. Er hatte viel zu sehr mit seinem Inneren zu kämpfen.

Am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages kehrte Zane zurück. Er hatte die wenigen Sachen, die sie bei sich hatten dabei und wirkte angespannt. Auch Bastion sagte keinen Ton. Er schien die Geschichte von Zane schon zu kennen, denn er stellte keine Fragen. Auch Mana und Atemu waren nicht untätig gewesen. Sie waren die Beschwörungsformel ein paar Mal durchgegangen, um im entscheidenden Moment nichts falsch zu machen.

„Okay, wir wären dann so weit!“, meinte Mana schließlich. Die Studenten nickten. Atticus ging zu Alexis und Jaden hinüber. Die ganze Zeit über war die blondhaarige Studentin nicht von der Seite des Slyfers gewichen. „Wie geht es ihm?“, fragte Atticus vorsichtig, doch Alexis schüttelte nur den Kopf. „Er ist noch nicht wieder aufgewacht. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist.“ „Lass ihm einfach ein bisschen Zeit. Das muss alles ganz schön viel gewesen sein.“ „Ja, aber...es...tut so weh, ihn so zu sehen...“ Atticus legte seiner Schwester einen Arm um die Schulter. „Ja, schon klar. Wir bringen ihn jetzt in ein Krankenhaus. Mana und der Pharao sind so weit.“ Gemeinsam richteten sie Jaden auf und verfrachteten ihn auf Atticus Rücken. Dann gingen sie zu den anderen hinüber, die sich inzwischen im Halbkreis aufgestellt hatten. Mana und Atemu begannen gerade mit der Beschwörungsformel. Langsam wurde es dunkel. Die Sonne verschwand hinter den Bergen im Westen. Der Sand verfärbte sich orange. Dann mischte sich plötzlich ein Grünton hinein.

„Es geht los“, murmelte Bastion. Alle sahen in den dunkler werdenden Himmel, den jetzt ein schimmernder grünlicher Lichtstreifen durchzog, der rasch größer wurde. Eine Art Sog entwickelte sich, der allerdings nur die Studenten und Aliz zu erfassen schien. Einer nach dem anderen verloren sie den Boden unter den Füßen und wurden in die Luft gehoben. Nur Syrus kämpfte tapfer gegen den Wind an. „Mana!“ Er schaffte es, zu der Braunhaarigen zu gelangen. Sie öffnete die Augen, die sie um sich zu konzentrieren geschlossen hatte. „Sy...“ „Ich...ich bleibe hier!“, stieß der Türkishaarige hervor und griff Manas Hand, doch diese schüttelte nur traurig den Kopf. „Das geht nicht, Syrus und das weißt du auch! So Leid es mir tut, aber du gehörst nicht hierher. Du musst zurück“, sagte sie mit sanfter Stimme. Eine Träne rann über ihre Wange. „Dann komm du mit, Mana! Ich will nicht ohne dich leben müssen! Ich liebe dich!“ „Ich weiß, Sy, ich weiß... aber das ist unmöglich! Mein Platz ist hier und nicht in deiner Welt!“ „Aber ich...!“ „Syrus... bitte geh jetzt!“ Sie drückte ihm etwas in die Hand und löste seine Hand dann von ihrer. Der kleine Slyfer konnte dem Wind nicht länger entgegenhalten. Verzweifelt streckte er noch einmal die Hand nach Mana aus, dann wurde er in die Luft gehoben. „Ich werde dich nie vergessen, Mana!“, schrie er. „Ich dich doch auch nicht! Ich werde immer bei dir sein, hörst du? Vergiss das nicht!“, rief sie. Dann war sie aus Syrus Blickfeld verschwunden.

Einen Moment lang schwebte die Gruppe in einem grünlichen Licht. Dann erschien wieder Land unter ihnen und sie begannen zu fallen.
 

So, das war es fürs erste mal wieder^^ Das nächste Mal geht es dann in einer neuen Zeit weiter. Und falls es euch interessiert: Ein gewisser Slyfer hat mal wieder eine große Klappe, mit der er sich nicht gerade Freunde macht. Ich hoffe, ihr schreibt mir jetzt was Nettes^^

Bis bald!

Heal

Eure Asuka

Neue Zeit!

So, nun endlich wieder ein neues Kapitel. Sry Leute, aber letzte Woche hatte ich echt keine Zeit zum online kommen... *verbeug* Hoffe, es gefällt euch trotzdem^^ Ich freu mich auf die Kommis!!!

Heal

Eure Asuka
 

Neue Zeit!
 

Irgendetwas stimmte nicht. Dieser Gedanke durchdrang nach langer Zeit endlich das Schwarz in den Gedanken des jungen Mannes. Er blinzelte und schloss dann schnell die Augen wieder. Die Sonne hatte ihn geblendet. Noch immer hatte er ein überaus merkwürdiges Gefühl. Es schien ihm, als würde sich der Boden unter ihm bewegen. Oder war das alles eine Sinnestäuschung, hervorgerufen durch die letzten Ereignisse? Jaden versuchte, sich zu erinnern, was geschehen war, nachdem er das Duell verloren hatte, doch in seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Er unternahm noch einen Versuch, die Augen zu öffnen. Zeitgleich versuchte er, sich aufzusetzen. Wenn ihn seine Sinne nicht völlig im Stich gelassen hatten, befand er sich in einer liegenden Position. Im nächsten Augenblick verfluchte er sich schon für seine Idee, denn ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Körper, so dass ihm fast wieder schwarz vor Augen wurde. Er stöhnte, biss jedoch die Zähne zusammen und kämpfte das in ihm aufsteigende Gefühl der Übelkeit nieder. Er musste wissen, wo er hier war. Im Reich der Schatten?

Er blinzelte noch ein paar Mal und sah sich dann um. Wenn dies das Schattenreich war, wusste er nicht, was daran so schlecht sein sollte. Er befand sich auf einer weiten Ebene. Der Himmel war strahlend blau und die Sonne schien. In weiter Ferne konnte er das Meer erkennen. Trotzdem störte ihn etwas. Ein weiteres Rucken verlief durch den Boden und wieder fuhr ein entsetzlicher Schmerz durch ihn. <Verdammt.> Der Braunhaarige sah sich noch einmal genauer um. Kein Zweifel, er bewegte sich oder viel mehr: er wurde bewegt. Er befand sich nämlich auf einem kleinen, mit Waren vollgestellten Karren, der auf einer unebenen Straße oder einem Feldweg, wie Jaden sich in Gedanken berichtigte, von einem Esel gezogen wurde. Der junge Slyfer wandte sich um. Neben dem Esel lief ein Mann, der das Tier ab und zu durch einen Stockschlag zur Eile antrieb. Auch weiter vorne entdeckte er noch eine ganze Menge Karren und auch bewaffnete Männer. <Soldaten>, schoss es ihm durch den Kopf. <Aber…das sind keine Ägypter…> Er kramte verzweifelt in seinem Gedächtnis. Wo hatte er solche Rüstungen nur schon einmal gesehen? Nicht zum ersten Mal seit Beginn ihres Abenteuers verfluchte er es, dass er so viele Geschichtsstunden von Banner verschlafen hatte. <Sind das Römer?>

„Papa!“, erklang plötzlich ein aufgeregter Schrei. Jaden lächelte und drehte sich vorsichtig um, damit er nicht schon wieder spürte, dass ihn das Schattenduell sehr mitgenommen hatte. Ein kleines Mädchen hatte sich aus der Reihe der hinter ihm laufenden gelöst und rannte auf ihn zu, ohne auf das Schimpfen der Männer zu achten. Sie stützte sich auf den Karren und fiel ihm um den Hals. „Endlich bist du wach, Papa!“ „Aliz?!“ Jaden musste erst einmal blinzeln. „Du bist gewachsen, oder?”, fragte er verdutzt. „Ja!“, verkündete sie stolz. „Ähm…wie lange war ich denn nicht bei Bewusstsein?“ Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. „Tja, ich weiß nicht so genau. Vielleicht zwei Wochen?“ Er sog scharf die Luft ein. „Was? So lange? Wo sind Lex und die anderen?“ Aliz schaute traurig zu Boden. „Ich weiß es nicht. Als ich zu mir kam, waren sie nicht da.“

Jaden strich ihr beruhigend über den Kopf, da er sah, dass sich Tränen in ihre Augen stahlen. „Schon okay. Wir werden sie schon wieder finden!“ Er lächelte ihr aufmunternd zu. „Hey, du! Hier wird nicht gequatscht! Wenn es dir so gut geht, kannst du auch laufen und brauchst nicht unnötig den Karren zu belasten!“, ertönte eine Stimme hinter ihnen. Angstvoll blickte sich Aliz um und versteckte sich kurz darauf hinter Jaden. Der Soldat setzte sich mit seinem Pferd neben den Karren und starrte finster auf sie hinab. Jaden jedoch dachte gar nicht daran, zu gehorchen. „Und warum das bitte? Wer gibt dir denn das Recht, uns etwas vorzuschreiben?“ Der Krieger sah ihn ungläubig an. „Wer mir das Recht gibt…? Was erlaubst du dir, Sklave?!“ „Sklave? Ich hör ja wohl nicht richtig!“ Jaden straffte die Schultern und versuchte, nicht einen so jämmerlichen Eindruck abzugeben, wie er nach dem, wie er sich fühlte, tat. Dem Soldat reichte es anscheinend. Er zog ein kurzes Schwert und richtete es auf den Braunhaarigen. „Aufstehen!“ „Wie wäre es mal mit einem netten „Bitte“?“ Jaden hielt dem zornigen Blick des Soldaten stand, bis dieser sein Schwert erhob und es auf ihn niedersausen ließ. Geistesgegenwärtig zog Aliz ihn im letzten Moment zur Seite, da er sich kaum bewegen konnte. „Entschuldigung!“, sagte sie schnell und zerrte Jaden von dem Karren hinunter. Als der Braunhaarige den Boden berührte, zuckte er wieder zusammen und keuchte erschrocken auf. Zu sitzen und ab und zu einmal den Kopf zu drehen und zu stehen waren zwei unterschiedliche Dinge, wie er sehr schnell merkte. Ihm wurde schwindelig. <Kein Wunder, wenn ich wirklich zwei Wochen bewusstlos war.>

Aliz stützte ihn so gut es ging und zusammen reihten sie sich in die Menschenmenge ein, die den Abschluss der Reihe bildete. „Aliz…was soll das ganze hier?“, stieß Jaden schließlich mühsam hervor. Das Mädchen sah ihn traurig an. „Ich weiß es auch nicht. Am besten, ich fange an dem Punkt an, als du das Duell verloren hast. Also: Zane hat sich dann mit Bakura duelliert und schließlich gewonnen. Mana kam mit einigen Soldaten und hat ihn festgenommen. Dann hat Anukis ihnen die Schriftrollen gegeben, die ihr mitgebracht habt und dann hat sich dieses Tor am Himmel geöffnet. Kurze Zeit später habe ich dann nur noch mitbekommen, wie wir gefallen sind. Atticus, der dich bis dahin getragen hat, konnte dich nicht mehr halten. Ich hab dann versucht, zu dir zu kommen, was ich anscheinend auch geschafft habe. Die anderen wurden irgendwie auseinandergerissen. Besser kann ich das nicht beschreiben. Auf jeden Fall sind wir dann alle gefallen. Wir hatten Glück, weil wir in einem Gebüsch gelandet sind. Wir hätten uns übel verletzen können. Ich wusste nicht, was ich machen sollte und war froh, als ich Stimmen gehört habe, aber ich hätte lieber versuchen sollen, uns zu verstecken. Wir sind an Sklavenhändler geraten, wie sie sich selbst nennen. Sie sagen, sie bringen uns nach Rom. Ich war nur froh, dass sie sich um dich gekümmert haben“, beendete Aliz ihren Bericht.

„Verstehe. Dann sind wir also wirklich im antiken Rom.“ Jaden seufzte. „Und ich hatte mich schon auf die Slyferunterkunft gefreut!“ Aliz sah ihn verständnislos an, doch er grinste. „Keine Sorge, wir schaffen das schon irgendwie!“ Dann wurde er wieder ernst. <Ich habe nur leider keine Ahnung, wie. Und warum ist Aliz plötzlich so gewachsen?> Er schaute auf das kleine Mädchen, das neben ihm ging. Er würde sie jetzt etwa auf sieben schätzen, zumindest ihrer Größe nach. <Das muss mit dem Buch zu tun haben. Aliz stammt eigentlich nicht aus unserer Zeit. Sie war nicht dabei, als wir das Buch geöffnet haben.> Er fuhr sich durch die Haare, wobei ihm etwas weiteres auffiel. <Seit unsere Reise begonnen hat, müssten mindestens einige Monate vergangen sein. Vielleicht ist es auch schon ein Jahr, aber… dann müssten meine Haare doch gewachsen sein…> Er rief sich die Bilder seiner Freunde ins Gedächtnis, doch auch bei ihnen hatte er keine nennenswerten Unterschiede feststellen können. Dann fiel sein Blick wieder auf Aliz. Die schulterlangen Haare des Mädchens waren inzwischen noch länger geworden. <Seltsam.> „Aliz?“ „Ja?“ Sie sah ihn fragend an. „Sag mal…hat dir jemand im Palast ab und zu die Haare geschnitten?“ „Hm? Ja, wie kommst du darauf? Das letzte Mal eine der Frauen hier, kurz nachdem wir hier her gekommen sind.“ Er nickte. <Für Aliz scheint die Zeit ganz normal zu vergehen, während sie für uns fast stehen bleibt. Und während des Zeitsprungs scheint Aliz noch einmal ein gutes Stück gealtert zu sein.> Er nahm sich vor, Syrus beim nächsten Mal, wenn sie sich sahen zu fragen, ob er sich das erklären könnte oder er einen Hinweis darauf in dem Buch fand. Sein Blick wanderte zum Himmel, während er wie automatisch einen Fuß vor den anderen setzte und versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Wo konnten seine Freunde nur sein? Ob es ihnen gut ging?

Sie wanderten den ganzen Tag über, bis am Abend endlich eine Stadt in Sicht kam. Man merkte deutlich, wie die Tiere und Menschen, die die Strecke kannten, ihre Schritte beschleunigten. Jaden fiel es immer schwerer, das Tempo mitzuhalten, das die Soldaten vorgaben. Er strauchelte und stürzte schließlich. Aliz ließ sich neben ihm in die Hocke sinken und versuchte, ihm hoch zu helfen, bevor einer der Wächter auf sie aufmerksam wurde, doch zu spät. „Aufstehen! Sofort!“, kam der Befehl von dem Soldaten, mit dem Jaden vorher schon aneinander geraten war.

Der Braunhaarige schwankte. Seine Sicht drohte zu verschwimmen und Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Er nahm alles um ihn herum nur noch schemenhaft war. Er keuchte schwer und hielt sich mit einer Hand die Rippen. Auch wenn er bis jetzt keine äußerlichen Verletzungen mehr an sich hatte ausmachen können, so schien doch etwas nicht zu stimmen. Er starrte auf das leuchtende Rot seiner Jacke. <Moment mal… wann…hab ich die Jacke wieder angezogen?> Der Gedanke hämmerte in seinem Kopf, aber sein Verstand wollte anscheinend nicht mehr richtig arbeiten. In seinem Gedächtnis waren mehr Lücken, als ihm lieb war und außerdem drehten sich seine Gedanken in einem Kreis. Mühsam richtete er sich mit Aliz Hilfe wieder auf und wankte weiter. In diesem Zustand konnte er es sich unmöglich leisten, sich mit dem Soldaten anzulegen.

Jaden konnte später nicht mehr sagen, wie er die letzten Meter zur Stadt geschafft hatte. Selbst an die Umgebung hatte er keinerlei Erinnerung mehr. Wie in einem Fiebertraum sah er ab und zu Gestalten vorbeiziehen, die sich über ihn beugten, ihn untersuchten oder versuchten, mit ihm zu sprechen, aber das alles kam ihm sonderbar gleichgültig vor. Es schien noch einmal eine geraume Zeit vergangen zu sein, als er wieder zu klarem Bewusstsein gelangte. Das erste, was er spürte, war sein Magen, der sich zu Wort meldete. Er schlug die Augen auf und war erstaunt, sich in einem schummrigen Licht wiederzufinden.

<Wo bin ich denn jetzt schon wieder?> Aus einer bitteren und vor allem schmerzhaften Erfahrung lernend, versuchte er diesmal sehr vorsichtig, sich aufzusetzen und umzusehen. Zu seiner Überraschung schien jemand sich diesmal sehr sorgfältig um ihn gekümmert zu haben, denn er spürte einen Verband um seinem Oberkörper, der ihm zwar einerseits fast die Luft abschnürte, seinen Körper aber andererseits auch weitgehend stabil hielt, so dass nicht die Gefahr durch hektische Bewegungen verursachter Schmerzen bestand.

Der Braunhaarige setzte sich auf und schaute sich um. Er befand sich in einem Raum, dessen Fenster mit leichten Vorhängen verdunkelt worden waren. Außerdem waren die Wände aus Stein. Er entdeckte seine Jacke, die jemand anscheinend achtlos über einen niedrigen Schemel geworfen hatte. Neugierig sah er sich weiter um. Der Raum war mehr als notdürftig eingerichtet und der einzige Zugang war eine schwere Holztür. Das Lager auf dem er erwacht war, bestand aus einem aufgehäuften Strohhaufen. Ein Verdacht keimte in ihm auf, nun, da er wieder klarer denken konnte. Er warf einen prüfenden Blick hinauf zu dem kleinen Fenster. Ein Lufthauch ließ die Vorhänge etwas zur Seite flattern und bekräftigte seinen Verdacht. Er schluckte, als er auf das vergitterte Fenster starrte. Er war ein Gefangener. Ihm kamen die Worte des Soldaten wieder in den Sinn. <Sklave…> Er schloss die Augen und versuchte, sich alles ins Gedächtnis zu rufen, was er irgendwann schon einmal über das alte Rom und vor allem die Sozialstrukturen gehört hatte.

<Okay, reiß dich zusammen, Jaden. Was weißt du? Hm…wenn ich mich nicht irre, beherrschte Rom in der Antike fast ganze Europa.> Soweit er sich erinnern konnte, hatte das Reich seine größte Ausdehnung unter Kaiser Augustus erreicht. Später waren nur noch kleine Teile eingegliedert worden. Einige Namen schwirrten ihm durch den Kopf. <Ah…verdammt! Hätte ich doch nur ein mal besser zugehört!> Er wollte gerade aufstehen, um doch zu probieren, ob er die Tür öffnen konnte, als er hörte, wie sich jemand von außen daran zu schaffen machte und einen Riegel zurück schob. Die Tür wurde aufgestoßen und ein älterer Mann kam herein. Er lächelte freundlich, doch in seinen Augen erkannte Jaden eine so tiefe Traurigkeit, dass er sich besorgt fragte, was man diesem Mann wohl angetan haben konnte.

Der Alte kam näher und setzte sich auf einen Hocker neben der Lagerstatt. „Ah schön. Du bist wach.“ Er Lächelte, doch auch diese Geste schien nicht von Herzen zu kommen. Jaden nickte nur, während er weiter überlegte, wie er sich verhalten sollte. Schließlich hatte er sich entschieden. „Wo bin ich hier?“, fragte er geradeheraus. Der Mann schüttelte traurig den Kopf. „Ich wünschte, ich könnte dir bessere Neuigkeiten überbringen, aber du befindest dich im Haus des Sklavenhändlers Marcus Pescennius.“ „Sklavenhändler?“ Jaden sah den Alten fragend an. „Ja“, bestätigte dieser mit einem Kopfnicken. „Mein Name ist Lucius. Ich bin auch einer seiner Sklaven.“ Er deutete auf ein Brandzeichen, das seinen Unterarm zierte. Jaden sog erschrocken die Luft ein, während er panisch seine eigenen Arme absuchte. „Nein, keine Sorge“, erklärte Lucius ruhig. „Du bekommst erst von deinem neuen Herren ein Brandmal.“ „Und da soll ich mir keine Sorgen machen?“, fuhr Jaden auf und wollte aufstehen, um eine Flucht zu versuchen, doch der alte Mann drückte ihn sanft zurück auf das Lager. „Tut mir Leid. Ich kann dich nicht gehen lassen und das aus zwei Gründen: erstens würde ich dann hart bestraft werden … und zweitens würdest du es in deinem Zustand nicht weit schaffen!“, fuhr er fort, nachdem er einen weiteren Versuch Jadens, sich aufzurichten verhindert hatte. „Aber mir geht es gut!“, versicherte der Braunhaarige ärgerlich. Er wollte hier auf keinen Fall bleiben. So weit er wusste, waren Sklaven das Eigentum ihres Herren und mussten tun, was dieser befahl. Sie hatten weder Rechte noch Freiheiten und das würde bedeuten, dass er hier festsitzen würde und keine Chance hätte, seine Freunde zu finden. Er musste einfach hier weg! Er musste dem Greis ja Recht geben, dass ihm so einiges weh tat, aber gegen die Schmerzen der Wanderung war das nichts und der Verband, der um seinen Oberkörper gewickelt war, würde schon noch eine Weile ausreichen. Was war nur mit seinen Freunden? Das Bild seiner Freunde erschien in seinen Gedanken, doch gleichzeitig bedrängten ihn auch die Gedanken an zahllose Gefahren, in denen sie sich befinden konnten. Er machte sich Sorgen um sie und ganz besonders um Alexis.

Der Braunhaarige versuchte noch einmal, all seine Kraftreserven zu mobilisieren und schaffte es diesmal sogar, sich dem Griff des Arztes zu entwinden und aufzustehen. Schnell griff er nach seiner Jacke und war auf dem Weg zur Tür.
 

So, das war es erst einmal wieder. Wenn ich ein paar Kommis habe, kriegt ihr das nächste Kapitel^^ Da geht es dann richtig los. Jaden und Aliz sollen verkauft werden. Ob Jaden das so einfach hinnehmen wird? Lasst euch überraschen! *fg*

Heal

Eure Asuka

Verkauft!

So und schon wieder mal ein Kap für euch^^

Ich hoffe auf viele Kommis^^

Heal

Eure Asuka
 

Verkauft!
 

„Warte! In diesem Zustand hilfst du keinem und am allerwenigsten dem kleinen Mädchen, das bei dir war!“ Jaden stockte mitten in der Bewegung. „Wo ist Aliz?“ Wütend fuhr er herum. Was hatten diese Verrückten mit der Kleinen gemacht? „Bei den anderen. Noch geht es ihr gut, aber befreien wirst du sie so nicht können. Dort sind überall Wachen. Zu diesem Zeitpunkt kannst du ihr nicht helfen. Aber wenn du jetzt gehst, wirst du sie vielleicht nie wieder sehen. Morgen ist eine große Auktion angesetzt, zu der aber nur Römer Zutritt haben. Du würdest also nie erfahren, wo man sie hingebracht hat. Gehe ich Recht in der Annahme, dass du das nicht willst?“ Die Hände des Braunhaarige zitterten vor Zorn. So ungern er es auch zugeben mochte, der Alte hatte wohl Recht. Er konnte Aliz in Rom unmöglich wiederfinden, schon gar nicht, wenn er selbst auf der Flucht war. Er biss die Zähne zusammen und ging wieder zu seinem provisorischen Lager. Der Alte beobachtete jeden seiner Schritte genau. Der junge Slyfer setzte sich, verschränkte die Arme und starrte Lucius finster an. Es verging etwa eine Minute, bis der Arzt schließlich seufzte. „Ich verstehe dich ja. Als ich hierher kam, wollte ich auch fliehen, aber glaub mir: Sie finden dich. Und tot nützt du deinen Freunden am wenigsten. Die Gesetze zum Umgang mit Sklaven wurden in den letzten Jahren noch einmal gelockert und bei der derzeitigen Situation hat man wenig zu befürchten. Kaiser Nero tyrannisiert das ganze Volk. Jeder hat mit sich zu tun und da kümmert sich gewiss keiner um die Einhaltung von irgendwelchen Gesetzen gegenüber Besitztümern. Man versucht nur, durch nichts den Unmut des Imperators zu erregen.“ Der alte Sklave seufzte. Ein Schatten hatte sich über die Augen des Alten gelegt. Betrübt starrte er auf den Boden. „Wie sehr wünschte ich mir, frei zu sein“, murmelte er vor sich hin.

Jaden plagte das schlechte Gewissen, als er den Arzt jetzt in dieser verzweifelten, gebeugten Haltung vor sich sah. Sein Zorn war verflogen. Er empfand nur noch Mitleid für den Alten. Sicher hatte er nicht gerade ein einfaches Leben gehabt. Der Mann hatte ihm nur helfen wollen. Wahrscheinlich wäre er wirklich nicht weit gekommen, hätte er versucht, jetzt zu fliehen. Sie versanken in einem unangenehmen Schweigen. Schließlich räusperte sich Lucius. „Zieh deine Jacke und dein Hemd aus. Ich muss die Wunden untersuchen. Was hast du da eigentlich gemacht? Das muss schlimm ausgesehen haben, aber das sind keine typischen Verletzungen, wie sie Waffen hervorrufen.“ Jaden streifte sich das T-Shirt über den Kopf und warf es zusammen mit der Jacke über einen Hocker. Zum ersten Mal begutachtete er den Verband. Wie er schon gedacht hatte, war sein ganzer Oberkörper eingewickelt. An einigen Stellen war der Stoff dunkelrot gefärbt. Der Arzt löste die Bandagen vorsichtig und begutachtete die Wunden. „Merkwürdig. Bei dem Zustand, wie du hier angekommen bist, hätte ich gedacht, du würdest erst in einigen Monaten wieder fit sein, aber so wie es schein, sind deine Verletzungen schon fast verheilt. Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht.“ Er tastete vorsichtig einige noch etwas geschwollene Stellen ab. Jaden verzog zwar ab und zu das Gesicht, gab aber keinen Ton von sich. Der Arzt nickte zufrieden. „Sehr gut. Ich kann mir das zwar nicht erklären, aber das vereinfacht die ganze Sache erheblich.“

„Was kannst du dir nicht erklären, Lucius?“, erklang eine fremde Stimme hinter dem Arzt, der nur einen Augenblick lang das Gesicht verzog, sich jedoch dann unterwürfig umdrehte. In der Tür stand eine kleine, korpulente Gestalt. Sie war in eine Tunika gehüllt, die wohl aus ziemlich feinem Stoff bestand. Der fremde Mann trat ins Zimmer und musterte Jaden unverhohlen neugierig. „Herr…“ Lucius verbeugte sich noch einmal tief, bevor er es wagte, dem Römer zu antworten. „Eure neuste Ware scheint wieder hergestellt zu sein. Aber ich würde mit der Auktion noch etwas…“ „Seit wann hast du das Recht, mir Vorschläge zu unterbreiten?“, unterbrach Marcus Pescennius den Arzt scharf, der sofort wieder den Blick senkte. „Dieses Verhalten wird Konsequenzen haben, Lucius. Dessen bist du dir doch wohl bewusst, oder?“ Der Angesprochene nickte nur stumm. „10 Peitschenhiebe, denke ich“, beendete der Römer seine Gedanken laut. Ungläubig starrte Jaden zuerst den Mann und dann den Arzt an. Das konnte doch nicht wahr sein! Was hatte Lucius denn schlimmes getan? Er wollte gerade eine entsprechende Bemerkung machen und hatte den Mund schon halb geöffnet, als er einen warnenden Blick von Lucius auffing. Er entschied sich, den Arzt später noch einmal darauf hin anzusprechen und erst einmal zu schweigen. Vielleicht sollte er sich wirklich einmal angewöhnen, erst zu denken und dann zu sprechen.

Der Sklavenhändler begutachtete Jaden unterdessen von oben bis unten. „Sehr gute Arbeit, Lucius. Ich bin zufrieden. So wie es aussieht können wir den Jungen hier doch schon morgen auf dem Markt anbieten.“ Mit diesen Worten machte der Römer auf dem Absatz kehrt und verschwand durch die Tür. Lucius atmete auf. „Jaden war doch dein Name, oder? So hat dich zumindest das Mädchen genannt“, wandte sich der Alte nun wieder an den jungen Slyfer. „Ich weiß nicht, aus welchem …Land…du kommst, aber hier, im Zentrum der Welt, ist es von höchster Bedeutung, sich nicht allzu viele Feinde zu machen. Und schon gar nicht welche, die in einer höheren sozialen Schicht stehen, als du. Und im Moment bist du ganz unten Du scheinst aber ein Talent dafür zu haben, dich durch unbedachte Äußerungen in Schwierigkeiten zu bringen. Aber zum Wohle des Mädchens solltest du aufpassen, was du sagst. Wie gesagt, tot nutzt du keinem.“ Lucius stand auf und ließ Jaden alleine. Die Worte hallten mit einem schalen Nachgeschmack in seinem Kopf wider. Er konnte doch nicht einfach alles mit sich machen lassen, oder?

In dieser Nacht fand Jaden so gut wie gar keinen Schlaf. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass er die letzten Tag über geschlafen hatte oder daran, dass seine Gedanken ständig um seine Freunde kreisten. Als er dann doch endlich eingenickt war, suchten ihn wirre Träume heim, in denen er und seine Freunde durch eine gänzlich unbekannte Gegend irrten, in der hinter jedem Baum und jedem Strauch eine Gefahr zu lauern schien. Als der Morgen endlich graute, war Jaden schon lange munter. Er lief unruhig im Zimmer auf und ab. Es dauerte nicht lange, und zwei Männer kamen herein. Sie sprachen kein Wort mit Jaden, sondern führten ihn nur aus dem Zimmer in einen anderen Raum, in dem noch etwa 50 Personen warteten. Sie alle waren ziemlich abgemagert und sahen ausgezehrt aus. Ihre Kleidung war schmutzig und Jaden schnappte Fetzen vieler verschiedener Sprachen auf, die er aber zu seiner Überraschung ausnahmsweise nicht alle verstehen konnte, was ihn nach seinen letzten Erfahrungen mit Latein und Altägyptisch schon etwas nachdenklich stimmte. Dann jedoch schob er den Gedanken beiseite. Er hatte wirklich erst einmal wichtigeres zu tun. Suchend sah er sich nach Aliz um und entdeckte sie schließlich zusammen mit einigen anderen Kindern in einer Ecke des Zimmers. Er durchquerte den Raum und drängelte sich an den vielen anderen Menschen vorbei. Sie schienen aus allen möglichen Gegenden der Welt zu kommen. Einige waren hellhäutig, andere sahen aus wie Afrikaner. Als Jaden Aliz erreicht hatte, breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Kleinen aus. „Papa!“, rief sie und sprang auf. Freudig umarmte sie ihn. „Ich hatte schon Angst, du würdest das nicht überleben! Ich bin so froh!“, rief sie und drückte sich an ihn. „Schh. Schon gut, Aliz“, versuchte der Braunhaarige sie zu beruhigen. Dabei war er sich selbst gar nicht mal so sicher, ob wirklich alles gut werden würde. Immerhin sollten sie gleich verkauft werden.

Etwa eine halbe Stunde später erschien der Mann vom Vortag wieder, diesmal aber in Begleitung mehrerer Soldaten. Er inspizierte die einzelnen Gruppen sehr kritisch und gab dann Anweisungen, wie sie sich zu ordnen hatten. Die Soldaten sorgten dafür, dass seine Anordnungen auch eingehalten wurden. Dann wurde ein großes Tor geöffnet und die Gäste trafen ein, ebenfalls von einer Gruppe Soldaten eskortiert. Die Leute gingen mit kritischen Blicken durch die Reihen. Sie schienen ausnahmslos aus den besten Schichten der Gesellschaft zu kommen. Das schloss Jaden zumindest aus ihrer Kleidung und dem Schmuck, den einige trugen. Es waren auch einige feine Damen und selbst Kinder unter den Besuchern. <Wie kann man nur Menschen kaufen wollen und das dann auch noch zum Familienausflug ausdehnen?>, fragte sich Jaden entgeistert. Er zog sich mit Aliz in eine der hintersten Ecken des Raumes zurück. Er wusste nicht, wie er es schaffen sollte, hier herauszukommen. Überall waren Wachen verteilt und die potentiellen Käufer stöberten immer weiter durch die Reihen. Er musste unter allen Umständen verhindern, dass er und Aliz getrennt wurden.

„Vater? Was ist mit dem hier?“, ertönte plötzlich eine Stimme direkt neben Jaden. Erschrocken wandte er den Kopf und blickte direkt in das Gesicht eines etwa gleich alten Römers, dessen braune Augen ihn kalt abschätzend maßen. Ein etwas älterer Mann, der anscheinend bei der Armee gedient hatte, was zumindest seine Rüstung verriet, kämpfte sich durch die Menschenmassen zu ihnen durch. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Es konnte nur der Vater des Jungen sein. Auch er musterte Jaden nun. „Du hast einen guten Blick, Vectis“, lobte er seinen Sohn. „Wie heißt du?“, fragte er. Jaden erwiderte den Blick des Römers herausfordernd, sagte jedoch nichts. Er hatte nicht vor, sich hier als Ware behandeln zu lassen. „Ich habe dich etwas gefragt, Sklave!“, fuhr ihn der Mann nun an, wobei sich seine Augenbrauen zusammenzogen. Jaden starrte ihn immer noch stumm an. „Es tut mir Leid, Senator Tutius!“, mischte sich nun Marcus Pescennius wieder in das Gespräch ein. Er warf Jade einen zornigen Blick zu, den dieser jedoch stur ignorierte und begann, heftig auf den Mann einzureden. <Senator also. Das muss ein ziemlich mächtiger Mann sein. Soweit ich weiß war der Senat die höchste politische Institution, die gleich nach dem Kaiser stand.>

„Es tut mir wirklich Leid, Herr! Dieser Junge ist erst seit kurzem hier. Er hat die nötigen Lektionen noch nicht gelernt, aber er ist jung und stark. Er kann arbeiten und ist sehr lernfähig. Außerdem ist er kerngesund und wird noch lange leben! Ich mache Ihnen einen ganz besonderen Preis für ihn!“, redete der Sklavenhändler auf den Senator ein. <Kerngesund?> Jaden dachte an seine gerade erst verheilten Verletzungen. <Na wenn das keine Lüge ist, weiß ich nicht, was man so bezeichnen kann.> Dann endete das Gespräch abrupt und bei Jaden begann eine Alarmglocke zu schrillen, als der Senator dem Händler einige Goldmünzen in die Hand drückte und ihm auffordernd zuwinkte. „Nun komm schon. Du bist jetzt mein Eigentum!“ Der Tonfall von Tutius hatte sowohl etwas befehlendes, als auch etwas ungeduldiges und sehr verständnisvoll schien er auch nicht zu sein. Trotzdem musste Jaden jetzt alles auf eine Karte setzen.

„Nein!“, sagte er laut und deutlich. „Ich gehe hier keinen Schritt weg… ohne Aliz!“ Er deutete auf die Kleine, die sich ängstlich hinter ihm versteckt hatte. Einen kurzen Moment lang herrschte eisiges Schweigen und der Blick des Senator verdunkelte sich vor Zorn. Ihm war deutlich anzusehen, dass seine Geduld bald am Ende war. „Was war das, Sklave?“, fragte er in schneidendem Ton, aber das war dem Braunhaarigen inzwischen egal. Er konnte nicht zurück. „Ich habe gesagt, dass ich hier ohne Aliz nicht weggehen werde“, wiederholte er noch einmal. „Ich glaube, du weißt nicht, mit wem du redest, Junge!“ „Kann sein, aber es ist mir auch egal! Ich habe versprochen, mich um Aliz zu kümmern und ich halte meine Versprechen. Ich habe gesagt, dass ich die Verantwortung für sie übernehme und da kann ich sie unmöglich alleine lassen. Ich bitte Sie! Aliz ist doch noch ein Kind! Sie wird so hart arbeiten wie sie kann, das verspreche ich und wenn es sein muss, werde ich auch mein Essen mit ihr teilen, damit keine Mehrkosten entstehen. Bitte!“ Jaden legte einen Arm um die Schulter des Mädchens und drückte sie an sich.

Der Senator musterte ihn abschätzend, während sein Sohn Vectis ihn nur kalt anstarrte. „Ein Versprechen, sagst du?“ Der Senator sah ihn forschend an., während der Braunhaarige nickte. „Gut. Aber nur unter den Bedingungen, dass sie keine Probleme macht und ich wirklich nicht mehr Kosten habe!“ Jaden nickte erleichtert. „Aber Vater! Ihr könnt euch doch nicht von einem Sklaven Vorschriften machen lassen!“, mischte sich Vectis ein. Er schien empört. „Ich lasse mir keine Vorschriften machen, Vectis! Aber ich schätze Männer, die ihre Versprechen halten, ob Römer oder Fremde!“, beschied ihn sein Vater und machte kehrt. Jaden und Aliz folgten ihm, während sein Sohn den Abschluss bildete. Vectis biss sich auf die Lippe. Er hatte seinen Vater verärgert und der hatte ihn vor aller Öffentlichkeit bloß gestellt und das alles wegen dieses Sklaven! Das würde er büßen!

Als Jaden ins Sonnenlicht trat, musste er erst einmal blinzeln, um überhaupt etwas erkennen zu können. Ihm war gar nicht aufgefallen, wie dunkel es in dem Raum gewesen war. Staunend sah er sich um. Sie befanden sich anscheinend mitten in der Stadt. Überall waren Stände aufgebaut und die Menschen unterhielten sich. Es war ein unglaublicher Lärm. Der Senator stieg auf ein Pferd, das vor dem Laden angebunden gewesen war. Sein Sohn tat es ihm gleich, während die Soldaten, Jaden und Aliz laufen mussten. Sie kamen in der Menschenmenge aber eh nicht so schnell voran, so dass sie auch zu Fuß mit den Pferden mithalten konnten. Die kleine Gruppe bewegte sich einige Zeit lang gerade aus, dann jedoch bogen sie in eine größere, gepflasterte Straße ab, die aus der Stadt hinaus führte. Von weitem konnte Jaden einige Tempel und andere große Gebäude erkennen, doch sie befanden sich anscheinend doch weiter auswärts des Zentrums, als er zuerst gedacht hatte. Die Straße stieg leicht an und führte nach Norden.

„Hier machen wir kurz Halt. Ich muss mit einem anderen Senator etwas besprechen. Du wartest hier und passt auf die Sklaven auf!“, wies Tutius seinen Sohn an und ließ sich vom Pferd gleiten. Kurz darauf war er in einem Gebäude verschwunden, das man schon als Villa bezeichnen konnte.

„Papa?“ „Ja?“ „Was machen die jetzt mit uns?“ Aliz und Jaden hatten es sich im Schatten eines Baumes bequem gemacht und schauten in Richtung des Stadtzentrums. „Ich weiß es nicht, Aliz“, musste Jaden gestehen. Er hatte noch immer keine Ahnung, wie sie entkommen sollten, da hörten sie plötzlich ein Lachen hinter sich. Die beiden drehten sich um und erblickten Vectis. „Also echt! Ich glaube, mein Vater wird langsam senil! Wie kann man nur so viel Geld für einen Schwächling wie dich“, er deutete in Jadens Richtung, „und ein dreckiges kleines Gör wie dich ausgeben?“ Er grinste fies, während er auf Aliz hinabsah. „Was fällt dir…?“, begann Aliz, doch Jaden schüttelte nur den Kopf. Auch wenn er vorhin selbst sehr wagemutig gehandelt hatte, er konnte nicht riskieren, dass Aliz sich hier um Kopf und Kragen redete. Die Kleine schaute ihn schuldbewusst an und schwieg, was Vectis nur noch mehr zu ärgern schien. Er lief rot an. Wofür hielten sich diese Sklaven eigentlich?

„Papa, ja? …Wie kann man nur so blöd sein?“, fuhr er fort. „Erst lässt du dich mit einer dreckigen Schlampe ein und dann lässt du dir auch noch das Balg aufschwatzen und musst dich darum kümmern! Volltrottel! Und ich wette die Hure ist mit einem anderen abgehauen!“, stichelte er weiter. „Halt die Klappe!“ Jaden war aufgesprungen. „Oh, hab ich dich verletzt? Kann ja keiner ahnen, dass du dieses Miststück noch liebst!“ Vectis lachte böse, was ihm jedoch im Halse stecken blieb, als sich Jadens Faust in seine Magengrube bohrte. „Wehe, du sprichst noch einmal so über Lex!“ Der Braunhaarige hatte sich fest vorgenommen, sich auf keinerlei Provokationen einzulassen, aber er hatte einfach nicht anders gekonnt und eingreifen müssen. Er zitterte vor Wut. Er wusste selbst, dass er gerade einen Fehler gemacht hatte, der ihn nun zum Handeln zwang. Er konnte nicht hier bleiben, ohne Aliz Leben zu riskieren. Schnell packte er Aliz Hand und zog sie hinter sich her, die Straße die sie eben gekommen waren, zurück.
 

Das war es erst ein mal von mir^^ Jetzt seid ihr mit dem Schreiben dran, wenn ihr wissen wollte, wie es weiter geht und ob Jay und Aliz das überleben^^

Bis dann! Ich freu mich auf die Kommis!

Heal

Eure Asuka

Glück im Unglück?

Und weiter geht es mal wieder mit nem neuen Kapitel^^

Ich hoffe, es gefällt euch wieder. Jetzt taucht ja auch Lex endlich wieder auf^^

Viel Spaß, ich freu mich auf eure Kommis^^

Heal

Eure Asuka
 

Glück im Unglück?
 

Vectis keuchte erschrocken auf und japste nach Luft. Als er wieder aufblickte, sah er die Sklaven, die auf der Flucht waren. „Fangt sie wieder ein!“, befahl er den Soldaten, die bis jetzt nur untätig dagestanden hatten und auf einen Befehl gewartet hatten. Sofort setzten sich diese in Bewegung und machten sich and die Verfolgung der Beiden.

Ohne auf seine Umgebung zu achten, lief Jaden weiter. Sie konnten sich keine Pause leisten, auch keine noch so kurze, um sich zu orientieren. Auf ihrer Flucht rempelten sie einige Passanten an, die sich empört nach ihnen umwandten, doch Jaden dachte gar nicht daran, sein Tempo zu verlangsamen. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn sie wieder eingefangen werden würden. „Halt! Haltet sie!“, ertönten hinter ihnen die Rufe der Soldaten. Doch bevor die Leute rings um sie herum reagieren konnten, waren sie schon an ihnen vorbei gestürmt. Doch plötzlich versperrte eine Art Prozession den Weg. Jaden versuchte, sich einen Weg durch die Menschen zu bahnen, doch das war unmöglich. Sie konnten nicht vor und nicht zurück. Sie saßen in der Falle.

Der junge Slyfer versuchte, Aliz so gut es ging, hinter sich in Sicherheit zu bringen und wandte sich entschlossen um. Schnell wandten die Leute ihre Aufmerksamkeit nicht mehr der Veranstaltung auf der Straße zu, sondern bildeten eine Traube um den jungen Mann und das Kind, die von Soldaten bedroht wurden. „Ergebt euch und kommt mit zurück!“ „Vergesst es!“, hielt Jaden dagegen. „Ich weiß ja nicht, wie das hier so läuft, aber der Typ wird nicht gerade erfreut sein, wenn er mitkriegt, dass sein Sohn…na ja, etwas lädiert ist.“ „Wir haben einen Befehl und den werden wir auch ausführen!“

„Was ist denn hier los?“, mischte sich nun eine weitere Stimme ein. Jaden wandte sich um. Die Menschenmasse hinter ihm hatte sich geteilt. Die Stimme kam wohl von einem etwa 18-jährigen Mann, der den Vorhang seiner Sänfte zur Seite geschoben hatte und etwas ärgerlich auf die Szene starrte, immerhin wurde ihm hier gerade die Show gestohlen. „Kaiser Nero!“ Die Wache, die Jaden eben noch bedroht hatte, ging in die Knie und verbeugte sich vor dem jungen Mann. Jaden starrte den Mann verdutzt an. „Nero?“, murmelte er vor sich hin. Den Kaiser, der solch eine tyrannische Herrschaft geführt haben soll, hatte er sich immer ganz anders vorgestellt. Der Kaiser wiederum starrte auch interessiert auf den jungen Fremden mit den merkwürdigen Kleidern. „Wer bist du?“, fragte er schließlich. „Jaden. Mein Name ist Jaden Yuki!“ „Warum jagt ihr diesen Jungen?“, wandte der Imperator sich nun wieder an die Wachen, ohne Jaden jedoch aus dem Blick zu lassen. „Er ist ein Sklave und er ist geflohen, nachdem er den Sohn des Senators Tutius verletzt hat!“ „So, so… ein Sklave.“ Nero überlegte einen kleinen Moment, dann schien er sich zu irgendetwas entschieden zu haben. Er winkte einem seiner Diener und flüsterte ihm einen Befehl zu, woraufhin dieser das Gesicht verzog, jedoch dann in einen kleinen Stoffbeutel griff und einige Münzen hervorholte, die er dem Anführer der Soldaten in die Hand drückte. „Überbringt dem Senator meine Grüße. Sollte der Preis nicht angemessen sein, soll er sich bitte mit meinem Verwalter in Verbindung setzen!“ Die Soldaten rührten sich nicht und blickten den Kaiser ungläubig an. „Ihr dürft gehen!“, rief er verärgert und gab ihnen mit einem Wink zu verstehen, dass ihre Anwesenheit nicht länger erwünscht war. Schließlich wandten sich die Soldaten verärgert zum Gehen.

„Hey, vielen Dank, Alter!“ Jaden grinste den Herrscher an. „Alter?“, fragte dieser verwirrt. „Ja! Du weißt schon… Kumpel, Freund.“ Nero zuckte mit den Schulter, entschied sich dann jedoch dafür, der merkwürdigen Ausdrucksweise des Jungen nicht weiter auf den Grund zu gehen. „Steigt ein!“, meinte er und hielt den Vorhang der Sänfte ein Stück bei Seite. Die beiden folgten der Aufforderung und ließen sich in die Kissen sinken.
 

„Wow!“ Jaden traute seinen Augen nicht. Er hatte gedacht, Atemus Palast in Ägypten wäre eines der großartigsten Bauwerke der Antike gewesen, aber er musste zugeben, dass auch dieser Palast großartig war. Er war grundsätzlich wie ein normales römisches Haus aufgebaut, war aber um ein vielfaches größer und reicher ausgestattet. Der Boden bestand aus Marmor. Wandmalerein zeigten Szenen der Mythologie und die korinthischen Säulen waren kunstvoll in die Wände eingearbeitet, so dass nur die Voluten hervortraten.

„Ist das der berühmte Domus Aureus?“ Der Braunhaarige konnte sich daran erinnern, dass Syrus ihm einmal schwärmend von diesem Palast des Kaisers Nero erzählt hatte. „Domus Aureus?“ Der junge Herrscher stand schräg hinter ihm und lächelte. „Nein, davon habe ich noch nie gehört !“ <Verstehe. Dann müssen wir uns hier in der Zeit vor dem großen Brand in Rom befinden, also vor 64 nach Christus. Aber nach 54 n. Chr., weil Nero in diesem Jahr erst Herrscher geworden ist>, überlegte der Braunhaarige, während er sich weiter umsah. Hier schien es wirklich an nichts zu fehlen. Nero führte Aliz und ihn weiter, einen Gang entlang, der an einem riesigen Atrium vorbei führte, in dem sich das Impluvium, ein Auffangbecken für das Regenwasser befand.

„Ihr seid von eurem kleinen Abenteuer sicher erschöpft. Wenn ihr wollt, könnt ihr ein Bad nehmen und euch dann umziehen. Diese Sachen sehen sehr unschicklich aus.“ Nero deutete auf Jadens rote Jacke und Aliz ägyptisches Kleid. „Das Bad für die Männer findet ihr dort drüben. Das Frauen-Bad ist auf der anderen Seite. Meine Diener werden euch hinführen“, erklärte der Kaiser weiter. „Ich stelle euch auch gerne diese beiden Zimmer hier zur Verfügung.“ Er deutete auf zwei Türen hinter ihnen. „Entschuldigt mich nun bitte, auch ich bin erschöpft und werde mich ausruhen.“ Damit verließ Nero die beiden.

„Wahnsinn!“ Jaden sah sich in dem riesigen Zimmer um, das ihm zugeteilt worden war und ließ sich erst einmal auf das Bett fallen. Er streckte sich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. <So kann`s gehen. Eben noch Sklaven…jetzt…> Er unterbrach sich in Gedanken. Ja, was waren sie denn nun eigentlich? Nero hatte sie im Prinzip gekauft, auch wenn er sie freundlich behandelt hatte. Außerdem war gerade dieser Kaiser für seine Unberechenbarkeit bekannt. Und was hatte den jungen Herrscher überhaupt dazu gebracht, sich für sie einzusetzen? Jaden erschrak vor seinen eigenen Gedanken. Konnte er denn nicht einfach einmal jemandem vertrauen, ohne daran zu denken, was dieser vielleicht im Schilde führte? <Nein>, sagte er sich in Gedanken. Dazu hatten schon zu viele Gefahren und Verräter ihren Weg in diesen Zeiten gekreuzt. Sie konnten hier niemandem vertrauen.
 

Alexis schlenderte über den Markt. Eigentlich, so sagte sie sich zumindest, hatte sie Glück gehabt. Sie war irgendwann mitten in dieser fremden Umgebung aufgewacht und schien Glück gehabt zu haben, weil sie in einem Strohhaufen gelandet war. Sie hatte zwar einige blaue Flecken davongetragen, aber an sich ging es ihr gut, wären da nicht diese ständigen Bewacher. Sie warf einen unauffälligen Blick über die Schultern und erblickte zwei Soldaten, die sie begleiteten. Sie seufzte. Warum hatte sie auch mitten im kaiserlichen Palast landen müssen? Der Stiefbruder des Kaisers, Britannicus, hatte sie schließlich gefunden, als er eines seiner Pferde für einen Ausritt vorbereiten wollte und sie sofort, da sie keine römische Staatsbürgerschaft nachweisen konnte, zu einer Spionin und Sklavin erklärt. Sie kannte ja die Sitten im alten Rom und hätte sich nicht wundern dürfen, aber es war schrecklich, als Eigentum betrachtet zu werden. Und vor allem: Wie sollte sie ihre Freunde wiederfinden? Was, wenn Jaden etwas passiert war? Er hatte schwere Verletzungen gehabt. Gedankenverloren ging sie weiter in Richtung des Palastes. Sie hatte alle ihre Einkäufe erledigt und musste die Dinge nun schnellstmöglich in die Küche bringen. Außerdem musste sie überlegen, wie sie von hier fliehen konnte, was sich mit dem Begleitschutz, den sie immer mitbekam, wenn sie das Haus verließ, allerdings schlecht bewerkstelligen ließ. Sie seufzte noch einmal. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als geduldig zu sein und abzuwarten, bis sich eine passende Situation ergab.

Sie betrat den Palast durch eine kleine Seitentür, die direkt in die Küche führte. Einige andere Sklaven wandten bei ihrem Eintreten neugierig die Köpfe in ihre Richtung, arbeiteten dann jedoch rasch weiter. Sie würden hart bestraft werden, wenn das Essen nicht rechtzeitig fertig war. Sie stellte den Korb mit den Einkäufen auf einen niedrigen Tisch und wollte einer älteren Frau bei ihrer Arbeit helfen, aber diese schüttelte den Kopf. „Britannicus war hier. Er hat nach dir gefragt und gesagt, du solltest zu ihm kommen, sobald du wieder da seiest.“ Alexis hob verwundert die Augenbrauen, zuckte dann jedoch mit den Schultern und machte sich auf den Weg. Was wollte der Stiefbruder des Kaisers nur von ihr? Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, während sie die Gänge entlang lief.

Schließlich blieb sie vor einer großen Flügeltür stehen. Zaghaft klopfte sie und wartete, bis die Tür geöffnet wurde. Dann trat sie ein. Die Privatgemächer des jungen Römers waren kaum weniger prunkvoll eingerichtet als die des Kaisers. Eigentlich hätte nach der Erbfolge ja Britannicus seinem Vater auf den Thron Roms folgen müssen, doch dieser überging ihn zu Gunsten seines Adoptivsohnes Nero, den er auch bei jeder Gelegenheit bevorzugte. So kam es schließlich, dass Nero nach dem Giftmord an Claudius I. den Thron bestieg. Alexis hatte den Kaiser nur einmal kurz von Weitem gesehen, aber im Palast kursierten die schlimmsten Gerüchte und auch das, was sie im Geschichtsunterricht gelernt hatten, war nicht gerade zuträglich für den guten Ruf des Kaisers. Britannicus dagegen erschien ihr zwar etwas naiv und nicht zum Herrschen geboren, aber trotzdem aufrichtig und ehrenhaft. Sie bedauerte es beinahe, dass er in den nächsten Monaten von seinem Stiefbruder ermordet werden würde. Sollte sie ihm das erzählen? Würde sie damit den Lauf der Geschichte verändern? Sie verdrängte die Fragen, als sie nun einige Schritte in den abgedunkelten Raum machte. Am Fenster stand der junge Mann, der nun dem Diener, der die Tür geöffnet hatte, einen Wink gab, sich zurückzuziehen.

„Setz dich doch, Alexis!“ Er deutete auf sein Bett. Alexis zögerte einen Moment, folgte der Anweisung dann aber. Sie hatte keine Lust, den jungen Aristokraten gleich zu verärgern, zumal sie noch nicht wusste, was er eigentlich von ihr wollte. Eine Weile herrschte Schweigen, bis sich Britannicus endlich zu ihr umdrehte. „Weißt du, warum ich dich hierher rufen lassen habe?“ Sie schüttelte den Kopf, ließ ihn dabei jedoch nicht aus den Augen. Die Situation war ihr unangenehm und sie hatte das Gefühl, das das noch schlimmer werden würde. Er trat auf sie zu und setzte sich neben sie, woraufhin sie ein Stückchen von ihm wegrutschte. Er sah sie forschend an. „Du willst doch sicher gerne frei sein, oder?“, begann er. „Ja, na sicher. Warum?“, erwiderte sie überrascht. „Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit.“ Er ließ diesen Satz einfach im Raum stehen, ohne weiter darauf einzugehen. Die Nerven der Blondhaarigen waren bis aufs Äußerste angespannt. <Frei.> Wie sich das anhörte! Sie könnte den Palast verlassen und nach ihren Freunden suchen! Und dann würden sie endlich nach Hause kommen! „Welche Möglichkeit?“, hakte sie nach, als sie sicher war, dass Britannicus von sich au keine Erklärung mehr geben würde. „Werde meine Frau!“

Alexis sog scharf die Luft ein. Warum hatte sie nur gewusst, dass da ein Haken sein würde? Darauf konnte sie auf keinen Fall eingehen, aber wie sollte sie die Bitte ablehnen, ohne den Römer vor den Kopf zu stoßen? Soweit sie wusste, waren Römer sehr stolz und würden so etwas nicht einfach so hinnehmen, aber… <Jaden.> Ihre innere Qual musste ihr anzusehen sein, denn Britannicus seufzte. „Ich bitte dich, Alexis! Niemand außer dem Kaiser persönlich kann dir ein besseres Leben bieten! Du würdest eine eigene Villa bekommen und würdest eine Römerin sein! Nirgendwo auf der Welt kannst du ein besseres Leben führen! Ich verspreche dir, dich immer gut zu behandeln! Im Tausch für dieses Leben, das ich dir bieten kann, ist es doch nicht zu viel verlangt, wenn du es ab und zu einige Stunden mit mir aushältst! Ich verlange nicht viel von dir, bin aber bereit, viel zu geben! Du kannst nichts verlieren, nur gewinnen!“ Mit den letzten Worten rutschte er ein Stück näher an die Studentin heran, die bisher geschwiegen hatte, aber nicht dazu in der Lage war, ihm in die Augen zu schauen. Er legte ihr einen Arm um die Schulter und zog sie zu sich. „Werde meine Frau, ich bitte dich!“, hauchte er ihr ins Ohr. „Das geht nicht. Es tut mir Leid!“, stieß sie schließlich hervor und wollte sich von ihm lösen, doch er hielt sie fest. „Du musst nicht schüchtern sein. Ich meine das Angebot ernst! Ich liebe dich, Alexis, seit ich dich das erste Mal gesehen habe!“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und versuchte, sie zu küssen. „Ich habe nein gesagt!“, fuhr Alexis ihn an. Ihre Augen funkelten zornig, was auch der Römer zu bemerken schien, denn er wich ein Stück zurück. In seinem Gesicht spiegelten sich Trauer und Enttäuschung, sowie verletzter Stolz.

„Ich verstehe“, meinte er schließlich nach einer geraumen Weile und starrte unschlüssig auf den Boden. „Es gibt schon jemanden.“ Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. Auch Alexis starrte auf den Boden und nickte schließlich. <Verrückt. Noch vor ein paar Wochen…> Sie stutzte innerlich. Wochen? Waren wirklich schon Wochen vergangen, seit sie die Akademie so unfreiwillig verlassen hatten? Sie überlegte. Nein…es konnten keine Wochen sein. Es mussten inzwischen schon einige Monate vergangen sein! Schon alleine in Abydos hatten sie mehrere Wochen zugebracht! Ganz zu schweigen von der Zeit, die sie im Palast gelebt hatten!

Britannicus Stimme holte sie aus ihren Gedanken. Sie schreckte auf und sah ihn verwirrt an. Was hatte er eben gesagt? Der Römer lächelte. „Du scheinst ja gerade sehr weit weg gewesen zu sein!“ „Ähm…ja.“ „Wie es scheint, sind wir uns sehr ähnlich.“ Er stand auf uns ging zu einer kleinen Kommode hinüber, auf der zwei Becher standen. Er nahm sie und füllte dann eine rötliche Flüssigkeit in sie, bevor er wieder zu Alexis ging und ihr den einen unter die Nase hielt. „Wie kommen Sie darauf?“ Alexis nahm den Becher entgegen, musterte den Inhalt jedoch kritisch.

„Britannicus. Du kannst mich ruhig mit Du anreden!“ Er lächelte sie noch immer an. „Na ja…du siehst so traurig aus. Daraus schließe ich, dass du deinen Mann sehr vermisst. Das ist übrigens erstklassiger römischer Wein. Keine Sorge, er ist nicht vergiftet.“ Er lachte. Die Blondhaarige setzte vorsichtig den Becher an die Lippen. Sie wusste, dass die Römer fast ausschließlich Wein tranken, vor allem die Adeligen. „Jaden ist nicht mein Mann. Nur…ein Freund“, erwiderte sie stockend. „Unerwiderte Liebe, ich verstehe. Dann sind wir uns sogar noch ähnlicher, als ich dachte.“ Ein kurzes Schweigen folgte. „Ich…vermisse ihn so. Ich vermisse meine Freunde.“ „Wo sind sie? Leben sie in Griechenland? In Gallien? Sind sie hier in Rom? Ich könnte sie auch kaufen lassen!“ Alexis schüttelte traurig den Kopf. „Das ist es ja. Ich…habe keine Ahnung, wo sie sind!“ „Wie das? Ich denke, sie sind deine Freunde!“ Alexis seufzte. Dann betrachtete sie den Römer vor sich abschätzend. Konnte sie ihm vertrauen? Würde er das, was sie erzählte überhaupt glauben? Aber sie konnte sich auch keine Lüge ausdenken. Das wäre zu unglaublich. Unglaublich? Als wenn es die Wahrheit nicht wäre!

„Also gut.“ Sie holte tief Luft. „Vielleicht wirst du mir das, was ich dir jetzt erzähle, nicht glauben, aber ich bitte dich, mir bis zum Ende zuzuhören“, fing sie an und erzählte von der Akademieinsel und dem merkwürdigen Buch, mit dem alles begonnen hatte. Sie endete erst mit ihrer Landung im Heuhaufen.
 

So, das war es erst mal wieder. Ich hoffe, ich bekomme ein paar Kommis von euch^^. Ach so, nur zur Info: Die Zahlen und Fakten, die ich in diesem und auch im nächsten Kapitel geschrieben habe, stimmen so weit, aber das, was im nächsten Kapitel über Nero gesagt wird, entspringt meiner Fantasie und einem Buch, das ich mal gelesen habe. Also nicht so für bahre Münze nehmen, ja? XD

Bis zum nächsten Mal dann^^

Heal

Eure Asuka

PS: Diesmal will ich 10 Kommis, sonst schreib ich nicht weiter...

In der Falle

Vielen Dank für die 10 Kommentare! *g* Also von mir aus können wir diese Bedingung noch etwas beibehalten, was meint ihr? So, jetzt aber erst einmal viel Spaß mit dem Kapitel!

Heal

Eure Asuka
 

In der Falle
 

Britannicus hatte ihr schweigend gelauscht, während seine Augen vor Erstaunen größer und größer geworden waren. Nun herrschte Stille. „Die Zukunft! Duelle! Zeitreisen!“ Das ist wirklich die großartigste Geschichte, die ich je gehört habe!“ Er lachte. Doch nach einer Weile verstummte er. „Alexis… das….das war doch eine Geschichte, oder?“ Er schaute sie verunsichert an, doch sie schüttelte nur stumm den Kopf. „D-dann kommst du wirklich aus der Zukunft?! Bei den Göttern!“ Er wich ein Stück zurück. Die Studentin biss sich auf die Lippe. Sie hätte es ihm nicht erzählen dürfen! Aber…sie brauchte Unterstützung, wenn sie ihre Freunde je wiederfinden wollte!

„Bitte! Du musst mir helfen! Ich weiß nicht, inwiefern wir Einfluss auf die Vergangenheit nehmen, aber eins ist sicher: Wir gehören nicht hierher, also müssen wir schnell wieder in unsere Zeit zurück. Bitte!“, flehte sie. Britannicus nickte stumm, ohne sie aus den Augen zu lassen. Er hatte längst geahnt, dass irgendetwas mit der jungen Frau nicht stimmte und die Sachen, die sie getragen hatte, hatten für sich gesprochen. Aber das war so unglaublich! Die Götter mussten ihre Finger im Spiel haben! Anders war das nicht zu erklären. Aber das wiederum bedeutete, dass er ihr helfen musste, um die Götter nicht gegen sich aufzubringen. „Gut. Ich werde einige Leute mit Nachforschungen beauftragen. Wenn dem wirklich so ist, wie du sagst, müssten die Fremden ja irgendjemandem im Reich aufgefallen sein. Und was dich betrifft: Mach dir keine Sorgen. Ich werde noch heute ein Schriftstück verfassen lassen, dass dich als Römerin ausweist. Du wirst dich natürlich auch frei bewegen können. Aber ich bitte dich, bleibe so lange bei mir, bis ich deine Freunde gefunden habe! Rom ist eine schöne Stadt, doch jede Medaille, so sehr sie auch glänzt, hat zwei Seiten! Rom kann gefährlich sein, wenn man alleine unterwegs ist. Nimm dich in Acht!“

Sie nickte glücklich. Es gab doch noch Hoffnung! Mit Britannicus Hilfe würde sie ihre Freunde früher oder später sicher finden! Und so lange konnte sie hier bleiben und zwar nicht als Sklavin, sondern als Gast!
 

Obwohl sie nun ein Gast im Palast war, hatte Alexis darauf bestanden, trotzdem einige Arbeiten verrichten zu können. Sie wollte nicht den ganzen Tag über untätig herumsitzen und auf eine Nachricht von ihren Freunden warten. Das hätte sie wahnsinnig gemacht! Somit ging sie nach dem Gespräch mit Britannicus in die Küche und fragte dort nach einer Aufgabe. Die Bedienstete, die ihr zuvor schon mehrmals aufgetragen hatte, Einkäufe zu erledigen, meinte, sie könne aus einer der Vorratskammern neue Tücher holen. Alexis nickte und machte sich auf den Weg. Unterwegs betrachtete sie aufmerksam die Umgebung. Es war schon wahnsinnig interessant, in welchem Reichtum die Familie des Kaisers lebte, während in anderen Teilen der Welt, zum Beispiel in Gallien, die Menschen noch in primitiven Hütten wohnten und sich am Fluss wuschen. <Kein Wunder, dass Rom einmal die halbe Welt beherrscht hat.> Sie war vor einer Holztür angekommen und ging in den Raum. Die Dunkelheit überraschte sie, aber sie fand keine Kerze oder Lampe. Sie wartete, bis ihre Augen sich etwas an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, bevor sie sich vorwärts tastete.
 

„Na toll.“ Jaden verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Nachdem er sich etwas erholt hatte, hatte er eigentlich dem Rat Neros folgen wollen und ins Bad gehen wollen, doch Aliz, der er Bescheid sagen wollte, war eingeschlafen. <Sie braucht den Schlaf wahrscheinlich dringend.> Ein Lächeln stahl sich auf Jadens Gesicht, als er die Kleine schlafen sah. Er deckte sie zu und verließ dann so leise wie möglich das Zimmer. Es war schon irgendwie komisch. Er hatte nie daran gedacht, wie es war, kleinere Geschwister, oder gar Kinder zu haben und er hätte sich sich selbst auch nie in solch einer Rolle vorstellen können, doch er fühlte sich für die Kleine einfach verantwortlich. Er lächelte bei diesen Gedanken und nahm dann eines der Gewänder, die in seinem Zimmer gelegen hatten und machte sich auf den Weg zum Bad. Das würde bestimmt gut tun.

Er öffnete eine Tür am Ende des Ganges und eine große Dampfwolke kam ihm entgegen. Er trat ein und genoss die Wärme, die ihn sofort umhüllte. Er machte ein paar Schritte vorwärts und staunte nicht schlecht, als er durch den Nebel hindurch ein großes Wasserbecken entdecken konnte, von dem Dampf aufstieg. Er zog seine Sachen aus und stieg in das warme Wasser. Dann setzte er sich an den Rand und schloss die Augen. „Das tut gut“, murmelte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Das habe ich dir doch vorhin schon gesagt!“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Erschrocken fuhr der Braunhaarige auf und erblickte den Kaiser, er sich über ihn gebeugt hatte und ihn anlächelte. „Man, Alter! Hast du mich erschreckt!“ Der junge Slyfer ließ sich zurücksinken und genoss weiter das warme Wasser, während der Kaiser sich neben ihn setzte.

„Sag mal, dieses Mädchen, sie hat dich doch Papa genannt, oder?“ „Ja.“ Jaden nickte bestätigend und konnte sich auch schon vorstellen, welche Frage als nächstes kommen würde. Er musste Aliz das abgewöhnen. Er hatte keine Lust, ständig allen Leuten diese Geschichte zu erzählen. „Aber ich bin nicht ihr richtiger Vater. Wir…haben sie eher adoptiert.“ „Wir?“, hakte der Herrscher nach. „Ja, Lex- das heißt Alexis- und ich.“ „Wer ist diese Alexis? Ist sie deine Frau?“ „Nein, wo denkst du hin! Lex ist…eher eine gute Freundin!“ Jaden lachte nervös. Warum kam ihm diese simple Feststellung wie eine Verleumdung vor? Er hatte keine Ahnung. Er wusste nur, dass ihm diese ganze Fragerei langsam lästig wurde. Außerdem: Was hatte das eigentlich einen wildfremden zu interessieren? Er hatte ein komisches Gefühl dabei und gleichzeitig kam es ihm so vor, als würde er irgendetwas vergessen. Hatte Sy ihm nicht einmal irgendetwas wichtiges über Nero erzählt? Aber worum war es gegangen? Und in welchem Zusammenhang? Irgendetwas stimmte hier nicht. Und warum rückte Nero immer näher?

Tatsächlich war der junge Herrscher immer näher zu seinem „Gast“ gerückt. Die Auskünfte, die er bisher erhalten hatte, freuten ihn. Er legte freundschaftlich seinen Arm um den Jüngeren. „Du weißt aber schon, dass du in meiner Schuld stehst, oder? Ich meine, ich möchte nicht wissen, was der Senator mit dir gemacht hätte.“ „Ja, da hast du wahrscheinlich Recht, Kumpel! Das möchte ich auch lieber nicht wissen. Ich sollte mir wirklich angewöhnen, mich besser unter Kontrolle zu halten. Das hier ist schließlich alles kein Spiel.“ „Du spielst wohl gerne, hm?“ „Ja… “Jaden grinste erneut, aber langsam wurde ihm die Situation wirklich unangenehm. Irgendetwas an der Atmosphäre hatte sich geändert. Das hier war kein freundschaftliches Gespräch mehr. „Aber woher weißt du das?“ Der Braunhaarige versuchte, ein Stück von seinem neuen Freund wegzurutschen, ohne diesen zu beleidigen. „Das war nicht schwer. Du hattest da so komische Karten in deinem Gepäck!“ „M-moment mal! Du hast meine Sachen durchsucht?“, fuhr Jaden auf. „Nein, ich habe sie durchsuchen lassen“, berichtigte ihn der junge Kaiser. „Das macht doch keinen Unterschied!“ Er versuchte nun endgültig, mehr Abstand zwischen sich und seinen Gegenüber zu bringen. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er sich in Acht nehmen musste.

„Wie gesagt, du bist fremd hier. Ich wollte nur wissen, mit wem ich es zu tun habe und es ist ja nicht so das mir das, was ich gesehen habe, nicht gefällt. Außerdem musst du nicht gleich beleidigt sein. Ich denke, wir sind Freunde!“ Der Kaiser kam wieder näher und Jaden rutschte rückwärts, ohne ihn aus den Augen zu lassen, bis er an eine Wand stieß. Er bemerkte ein irres Flackern in den Augen Neros. <Der Typ ist gefährlich. Ich hätte mich vom ersten Anschein nicht täuschen lassen dürfen.> „Tja, ich würde sagen, ich habe das Spiel gewonnen, oder?“, meinte er. „Spiel?“, fragte Jaden verständnislos. „Ja, genau. Du bist in meine Falle getappt und kannst nicht mehr entkommen. Ich dachte, du magst Spiele und würdest längeres Vergnügen garantieren. Aber so ist es auch okay.“ Nero seufzte gespielt. „Vergnügen? Ich kapier gerade gar nichts! Wenn du eine Runde Duelmonsters mit mir spielen willst, erklär ich dir gerne die Regeln!“ „Dummkopf! Ich bin nicht an deinem komischen Kartenspiel interessiert! Aber mit dir spielen ist schon das richtige Stichwort!“ Der Römer watete durch das Wasser auf Jaden zu, postierte sich so vor ihm, dass der braunhaarige Student nun wirklich in der Falle saß und stützte seine Arme rechts und links von Jaden gegen die Wand. Dann beugte er sich zu dem jungen Slyfer hinunter. „Du bist mein Eigentum und ich kann mit dir machen, was ich will! Und ich will dich!“, flüsterte er. Der Braunhaarige spürte den Atem des Kaisers auf seiner Haut. Er war unfähig sich zu bewegen, während er seinen Gegenüber fassungslos anstarrte.

Mit einem Mal fiel ihm auch wieder ein, was Sy gesagt hatte. Sie hatten damals über Chrowler gelästert, der in seinem komischen Outfit mehr als merkwürdig wirkte.

„Entweder er will Aufmerksamkeit, oder er ist schwul“, hatte Syrus bemerkt. Er selbst hatte gelacht und geantwortet, dass Chrowler wahrscheinlich in einer anderen Zeit als Hofnarr herumgeturnt wäre, woraufhin Syrus ihm erzählt hatte, dass das nur für die erste Möglichkeit eine denkbare Version war. Würde die zweite zutreffen, hätte er genauso gut römischer Kaiser sein können. Er hatte seinen türkishaarigen Freund verständnislos angeschaut, woraufhin dieser ihm erklärt hatte, dass einigen römischen Kaisern, unter anderem Nero, der Ruf anhaftete, junge Männer bevorzugt zu haben.

Jaden drehte sich der Magen um, als er sich die tragweite dieses Gedankens, gekoppelt mit seiner augenblicklichen Situation, vor Augen rief. Er wollte weiter zurückweichen, doch hinter ihm befand sich nur eine kalte Wand. Er saß wirklich in der Falle. Zudem beugte sich der Kaiser nun noch weiter zu ihm und strich ihm durch das Haar. Als die Hände des Römers dann begannen, abwärts zu wandern, wurde ihm endgültig schlecht. Das war eindeutig mehr, als Jaden ertragen konnte. Er versuchte, sich der Situation zu entwinden, doch das Wasser schien seine Bewegungen unendlich langsam zu machen. Er schlug mit der Faust auf die Wasseroberfläche, in der Hoffnung, Nero würde etwas ins Auge bekommen und einen Moment von ihm ablassen, doch er hatte sich getäuscht. Das einzige, was diese Aktion brachte, war ein erfreutes Lächeln des Kaisers. „Und ich dachte schon, du würdest dich gar nicht wehren. Mach ruhig weiter. So mag ich das!“ Jaden verzog angeekelt das Gesicht. Aber er konnte nicht mitten im kaiserlichen Palast den Kaiser Roms verletzen! Das würde er nicht überleben!

Als die Hand des Kaisers unter Wasser seine Lendengegend erreichte, war ihm das aber mit einem Mal völlig gleichgültig. Er drehte sich zur Seite, sammelte alle seine Kraft, zog das rechte Bein an und trat dann mit aller Kraft zu. Er traf Nero in etwa in Höhe des Solarplexus. Der Römer wankte einen Schritt zurück, doch er hatte anscheinend eine militärische Ausbildung genossen, so wie fast alle Römer, oder aber das Wasser hatte die Bewegung zu sehr verlangsamt. Auf jeden Fall fing er sich schnell wieder. Seine Augen leuchteten vor Freude auf. „Sind wir etwa schüchtern?“, säuselte er. „Nein, aber du bist echt pervers!“ rief Jaden, während er sich umdrehte und auf den Beckenrand stützte, um sich aus dem Wasser zu ziehen. Unglücklicherweise war Nero schneller. Bevor er sich in Sicherheit gebracht hatte, ergriff dieser seinen rechten Fuß und hielt ich fest. „Du willst doch nicht jetzt schon gehen, oder?“ „Und ob! Das ist mir hier echt zu krank!“ Der Braunhaarige, der sich schon halb aufgerichtet hatte, ließ sich auf sein rechtes Knie fallen, fing den Sturz aber rechtzeitig mit beiden Händen ab und nutzte den Schwung des Falls, um sich um die eigene Achse zu drehen und Nero den Hacken seines linken Fußes ins Gesicht zu rammen. Sofort lockerte sich der Griff um seinen Fuß und Jaden sprang auf. Er griff schnell nach seinen Sachen, schlang sich einen Teil der Kleidung, die er aus seinem Zimmer mitgenommen hatte um die Hüfte und rannte aus dem Bad. „Die sind hier doch alle irre!“, keuchte er, während er die Gänge des Palastes entlang rannte und hinter sich die Schreie Neros hörte. Gleich würde es hier vor Wachen wimmeln. Er musste sich erst einmal verstecken und abwarten, bis die Luft rein war. Dann konnte er versuchen, Aliz zu holen und so schnell es ging zu verschwinden. Er riss die nächstbeste Tür auf und stolperte in den Raum. Hinter sich schlug er die Tür zu und lehnte sich schwer atmend dagegen.
 

Alexis erschrak, als sich die Tür hinter ihr plötzlich mit einem Ruck öffnete und dann wieder zugeknallt wurde. Jemand war in den Raum gekommen. Aber wer? Und warum in solch einer Eile? Sie lugte hinter einem Regal hervor. Sie musste vorsichtig sein. Wer wusste schon, was der Typ angestellt hatte, der in den Raum gekommen war? So wie er gerannt war, war es bestimmt nichts triviales. Ihre Augen weiteten sich, als sie die vertrauten Umrisse erkannte. Diese Gestalt kannte sie doch! Zaghaft machte sie ein paar Schritte vorwärts. „Jaden?“, fragte sie in die Stille hinein. Der Angesprochene zuckte zusammen und starrte sie fassungslos an. „Lex?!“ Sie standen sich schweigend gegenüber. „Was machst du denn hier?“, setzten sie beide gleichzeitig an und mussten dann grinsen. Einen weiteren Moment herrschte Stille, bevor Alexis realisiert hatte, dass der Braunhaarige wirklich vor ihr stand. Ihr Herz machte Sprünge. In dem Bruchteil einer Sekunde hatte sie die Distanz zwischen ihnen überwunden und umarmte den Slyfer stürmisch. Sie drückte sich an ihn, während eine Träne über ihre Wange lief und sich dann mit den Wassertropfen auf seiner Haut vermischte. „Ich hatte solche Angst um dich. Ich habe gedacht, ich würde dich nie wieder sehen“, brachte sie mühsam hervor und drückte ihn noch fester an sich.

„Tut mir Leid, Lex“, stammelte er und wurde etwas rot um die Nasenspitze. Die plötzliche Nähe von Alexis löste ein merkwürdiges Kribbeln in ihm aus, das er nicht erklären konnte. Außerdem spürte er ihre Wärme. Sie standen einige Zeit eng beieinander, ohne dass jemand einen Ton sagte. Sie genossen einfach nur die Nähe des jeweils andern. „Du bist ja ganz nass“, stellte Alexis nach einer Weile fest. Der Braunhaarige nickte und schlagartig wurde ihm auch die Gefahr wieder bewusst, in der sie sich befanden. „Lex, wir müssen hier weg! Hast du einen der anderen hier im Palast gesehen?“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Schade. Aber okay. Dann müssen wir nur Aliz holen und so schnell wie möglich von hier fliehen! Die haben hier alle eine Macke!“, meinte er. Alexis nickte zustimmend, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, was Jaden zugestoßen war, dass er dieser Meinung war.

Der Braunhaarige wandte sich zur Tür, um diese einen Spalt breit zu öffnen und nach draußen zu spähen, doch Alexis hielt ihn zurück. „Ich…bin froh, dass es dir gut geht. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde“, flüsterte die Obeliskin. Etwas an ihrer Stimme verunsicherte Jaden. Er wandte den Kopf und ihre Blicke begegneten sich im Halbdunkel des Raums. Eine merkwürdige Spannung schien zwischen ihnen zu entstehen, wie damals im Tempel von Karnak. Ohne zu wissen, was er eigentlich tat, trat der Braunhaarige einen Schritt auf Alexis zu und legte ihr seinen Arm um die Hüfte. Wie verzaubert starrte er sie an, unfähig seinen Blick von ihren Augen zu lösen. Ohne nachzudenken beugte er sich noch ein Stück näher zu ihr. Ihre Gesichter kamen sich immer näher, bis Alexis seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte, was ein prickelndes Gefühl auslöste. Ihr Herz schlug immer schneller. Sie schluckte und drohte, in seinen schokoladenbraunen Augen zu versinken. <W-was hat er vor…?>, hämmerte eine einzige Frage in ihrem Kopf. Instinktiv nährte auch sie sich seinem Gesicht. Ihre Lippen trennten nur wenige Zentimeter...
 

Fortsetzung folgt...
 

XP Ich weiß, ist gemein, jetzt aufzuhören, aber ihr kennt mich ja XD. Tja, was soll ich groß dazu sagen, was ihr nächstes Mal zu lesen bekommt... Ich hoffe, das könnt ihr euch denken^^.

Bis dann!^^ Und nochmals vielen Dank für eure Kommis!!

Heal

Eure Asuka

Wiedersehen in der Gladiatorenschule

Sorry!! Tut mir furchtbar Leid, dass ich euch so lange hab warten lassen. Das hat mehrere Gründe, vor allem, dass ich keine Zeit hatte, auch nur an diese Story zu denken. Hab in den Ferien Fahrstunden genommen wie ne Irre... Entschuldigung!! Jetzt geht es aber wieder weiter^__^ Versprochen.

Heal

Eure Asuka

Viel Spaß beim Lesen!!
 

Wiedersehen in der Gladiatorenschule
 

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und strahlendes Licht fiel in die dunkle Kammer. Sofort schossen Jaden und Alexis auseinander. Beide waren so rot wie Tomaten. „Wir haben ihn!“, rief ein Soldat und schon kamen mehrere Wachen angerannt und umzingelten die Tür. Einen weitern Ausgang gab es nicht und gegen die schwer bewaffneten Wachen hatten sie keine Chance. Schließlich erschien auch Nero in der Tür. Er schien vor Wut zu kochen und ein blauer Fleck zierte seine Schläfe. Seine Augen blitzten zornig und ein weiteres Funkeln zeigte sich in ihnen, als er Jaden bei Alexis stehen sah. Ohne zu zögern schob der braunhaarige Student die Blondhaarige hinter sich. Er würde nicht zulassen, dass Alexis etwas geschah, so lange er etwas dagegen unternehmen konnte. „So, so. Da versteckt sich der flüchtige Sklave wie eine Ratte in einem dunklen Loch! Ich weiß schon, wo es dir genauso gut gefallen wird! Bringt ihn in eine der Gladiatorenschulen der Stadt!“, befahl er. Zwei der Soldaten traten vor und richteten ihre Speere auf den Braunhaarigen. Zwei weitere traten hinter ihn und fesselten ihm die Arme. Dann wurde er abgeführt. Seine Versuche, sich zu befreien, halfen nichts.

Alexis blieb mit weit aufgerissenen Augen zurück. Was würde nun geschehen? Der Kaiser starrte sie feindselig an, obwohl sie nicht sagen konnte, was sie ihm getan hatte. Und was war mit Jaden? Gladiatorenschule? Sie zitterte. Jaden war schwer verletzt gewesen. Waren seine Wunden schon so weit verheilt, dass er das überstehen konnte? Wie sollte er das nur überleben, gegen ausgebildete Kämpfer anzutreten? Die Verzweiflung drohte Besitz von ihr zu ergreifen. „Das könnt ihr doch nicht machen!“, rief sie verzweifelt und wollte hinter den Wachen, die Jaden in ihre Mitte genommen hatten, herlaufen, doch andere Krieger hielten sie zurück. „Und ob ich das kann! Ich bin schließlich Nero, der Kaiser Roms!“ Die Blondhaarige wollte etwas erwidern, doch eine Geste des Kaisers brachte sie zum Schweigen. „Und außerdem weiß ich nicht, warum ich einer kleinen Sklavin wie dir Rechenschaft ablegen sollte!“ „Ich bin keine Sklavin! Ich bin genauso römische Bürgerin, wie jede andere auch! Britannicus hat mir die römische Staatsbürgerschaft verliehen!“, meinte sie zornig. Sie durfte auf keinen Fall zulassen, dass dieser Tyrann sie erst einmal als Sklavin betrachtete. Dann wäre sie verloren. Sklaven zählten schließlich rein gar nichts! „Imperator? Was soll mit dem Mädchen geschehen?“ „Bringt sie zu Britannicus zurück. Soweit ich weiß, gehört sie ihm, ob Sklavin oder nicht.“ Nero machte eine abwinkende Geste und bedeutete seinen Wachen damit, dass er sich zurückziehen wollte.

Nero lächelte böse, während er sich mit der Hand über seine geschwollene Schläfe fuhr. Das würde der Junge noch bitter bereuen. Man legt sich nicht ungestraft mit dem Kaiser Roms an. Er erinnerte sich an das Schreiben, welches einer seiner Sekretäre ihm vorhin gezeigt hatte. Darin war es um eine Sklavin namens Alexis gegangen, die ihr Bruder unbedingt freilassen wollte. Es war also doch gut gewesen, ihn überwachen zu lassen für den Fall, dass er Dummheiten machte. <So, so…Alexis alias Lex also…> Als er einen Blick auf das Mädchen warf, reifte ein Plan in seinem Kopf. Das würde ein Spaß werden. Das Lächeln auf Neros Gesicht wurde zu einem breiten Grinsen.
 

Alexis starrte auf den Boden. Sie wusste nicht mehr weiter. Seit einer halben Ewigkeit stand sie nun hier, in den Gemächern des Britannicus und wartete auf ein Wort von ihm. Der Römer hatte ihr den Rücken zugekehrt und noch kein einziges Wort mit ihr gewechselt. Sie grub die Hände in den Stoff ihrer römischen Tunika, um das Zittern ihrer Hände zu verbergen. Sie hatte furchtbare Angst und immer wieder reisten ihre Gedanken um Jaden und das Schicksal, das ihn nun erwartete. Was hatte er nur angestellt, dass der Kaiser so einen Groll gegen ihn hegte? Und noch etwas beschäftigte sie: Was hatte Jaden vorhin eigentlich vorgehabt. Hatte er sie wirklich küssen wollen oder spielte ihre Fantasie ihr einen Streich?

Endlich räusperte sich Britannicus und holte sie damit aus ihren Gedanken. Sie schaute auf und begegnete seinem Blick, der tiefes Mitgefühl ausdrückte. Jaden musste irgendetwas schlimmes getan haben, doch sie las in dem Blick des Römers keine Wut, nicht einmal Verärgerung. Was war geschehen?

„Es tut mir aufrichtig Leid, was mit deinem Freund passiert ist, aber ich kann nichts unternehmen. Nero ist ein Monster, aber er ist auch der Kaiser. Eines Tages wird er nicht nur mich, sondern auch seine Mutter töten und ganz Rom ins Verderben führen, aber ich kann nichts tun. Er ist der Herrscher.“ Alexis schluckte. Woher wusste der Römer das alles? Waren die Berichte der Geschichtsschreiber etwa falsch, die Britannicus als etwas beschränkt darstellten? Hatte Nero etwas nachgeholfen, um seinen Herrschaftsanspruch zu legitimieren? Dieser Gedanke drängte sich regelrecht auf.

„W-wo ist Jaden?“, fragte sie schließlich zögernd. „In einer der Gladiatorenschulen der Stadt. Soweit ich weiß bereitet mein Stiefbruder ein großes Blutvergießen zum Vergnügen des Volkes vor. Er wird es sich nicht nehmen lassen, ihn dort antreten zu lassen. Und ich habe das Gefühl, dass er noch mehr plant.“ „Kann ich zu Jaden?“ Britannicus überlegte einen Augenblick. „Ich weiß nicht recht. Der Herrscher dürfte nach dieser…Aktion…einen ziemlichen Groll auf ihn hegen. Wenn er herausfindet, dass ich…“ Er blickte in Alexis flehendes Gesicht und seufzte. „Ich schaue, was ich machen kann. Aber erwarte nicht zu viel! Vor allem musst du geduldig sein! Es kann eine Weile dauern, bis ich etwas organisiert habe“, setzte er hinzu, als er das Aufglimmen von Hoffnung in den Augen der Blondhaarigen entdeckte.
 

Jaden stöhnte auf, als er erneut einen Schlag abbekam. Sein ganzer Körper schien mit blauen Flecken übersäht zu sein. Er konnte von Glück reden, dass sie bisher nur übten und dafür Holzschwerter benutzten. Andernfalls wäre er wohl schon lange nicht mehr am Leben. Er stützte sich auf die Hände und erhob sich prustend. Er wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn und hob sein Schwert auf. Ihm gegenüber stand ein Mann, der fast doppelt so groß war wie er und mindestens auch doppelt so viel wog. Außerdem schien er schon länger hier zu sein, denn er beherrschte alle Techniken einwandfrei. Jaden hatte Mühe, überhaupt einige seiner Schläge zu parieren. Er musste sich selbst aber eingestehen, dass er mit der Zeit besser wurde. Am Anfang hatte er meistens nicht einmal den ersten Hieb abwehren können. Er grinste ob dieses geringen Trostes und bereitete sich auf eine erneute Attacke seines Gegenübers vor, die auch sofort kam. Der Braunhaarige wich zurück und wehrte einen Schlag knapp über seinem Kopf ab. Dann parierte er einen Schlag, der zu seinem Herzen geführt worden war. Dann jedoch verließ ihn das Glück. Er musste zurückweichen und stolperte. Er landete im Staub und hustete. Sein Gegner ließ sich davon jedoch nicht abhalten, noch einmal einen Schlag auszuführen. Er traf Jaden mit der flachen Seite seines Schwertes in die Seite. Der Braunhaarige glaubte fast zu hören, wie seine Rippen ein krackendes Geräusch von sich gaben. Er stieß einen Schrei aus und sackte zusammen. Seine Seite brannte wie Feuer.

Einer der Ausbilder wandte sich nach ihm um und kam herüber. Er musterte ihn kalt. „Aufstehen!“, befahl er und als Jaden nicht reagierte, zog er ihn grob auf die Beine. Der Student hielt sich die Seite und taumelte. „Du gehst zum Arzt!“, entschied der Ausbilder und winkte einen Soldaten heran, der Jaden beaufsichtigen sollte, während er sich selbst wieder den anderen Schülern zuwandte. „Seht ihr, was passiert, wenn ihr nicht aufpasst und zu unkonzentriert seid? Ihr seid Gladiatoren Roms! Ihr kämpft für Ruhm, Ehre und die Freiheit! Da könnt ihr euch weder Schwäche noch Unachtsamkeit leisten! Wer bei den großen Gladiatorenspielen nicht aufpasst, verspielt sein Leben! Aber denkt daran: Noch ist das hier Training, dann in der Arena ist es kein Spiel mehr, es ist tödlicher Ernst! Nur wenige von euch werden überleben und das werden die Stärksten sein!“ Weiter konnte Jaden die Worte des Römers nicht hören, da er von der Wache in ein großes steinernes Gebäude geführt wurde. Nach seinen Kenntnissen würde das Kolosseum erst rund dreißig Jahre später erbaut werden, doch dieses Gebäude ähnelte ihm in gewisser Weise nicht nur in Funktion, sondern auch im Aufbau. Es war nur eben nicht ganz so groß. Trotzdem musste es ja eine Arena geben, da sich Gladiatorenkämpfe schon seit Generationen größter Beliebtheit bei der römischen Bevölkerung erfreuten.

Jaden schüttelte innerlich den Kopf. Wie konnte man nur so große Freude daran finden zu sehen, wie sich beste Freunde in der Arena gegenüberstanden und auf Leben und Tod miteinander kämpften. Wie konnte man sich daran erfreuen zu sehen, wie Menschen gegen Tiere kämpften und zerfetzt wurden? Bei der Vorstellung lief es ihm eiskalt den Rücken herunter. Was würde ihn erwarten, wenn er in ein paar Tagen die Arena betrat? Es war ja nicht gerade so, dass er freiwillig hier war wie einige andere, die nach Ruhm strebten.

Der Braunhaarige wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als die Wache mit ihm vor einem kleinen Raum stehen blieb. Er klopfte an und trat ein. In dem Raum befand sich ein kleiner Tisch mit zwei Hockern und eine Liege. Durch ein kleines Fenster trat schummriges Licht. Auf dem Tisch befand sich eine Bienenwachskerze, wie die alten Römer sie zu benutzen pflegten. Jaden schlenderte in den Raum und setzte sich, während er auf den Arzt wartete. Ob er ihn überreden konnte, ihn für den Rest des Trainings krank zu melden? Immerhin hatte er nun einen Sport gefunden, den er mehr hasste als Tennis. Er lächelte. Wie kam ihm jetzt nur dieser blöde Gedanke? Wenn er Pech hatte, würde er nie wieder an die Akademie zurückkehren. Da brauchte er sich nun wirklich keine Gedanken über Tennis zu machen!

Die Tür öffnete sich und er blickte auf. Seine Augen weiteten sich überrascht. „Sy?! Was machst du denn hier?“, rief er und sprang auf die Füße, was ihm jedoch schmerzlich bewusst werden ließ, dass er nicht nur so hier war. Seine Seite durchzuckte ein heftiger Schmerz, der ihn kurz aufkeuchen ließ. „Jaden?“ Auch der kleine Türkishaarige schaute seinen Freund überrascht an. Schnell schloss er die Tür und lief auf den Braunhaarigen zu. „Jay! Du bist es wirklich!“ „Ja, na sicher! Dachtest du, ich wäre ein Geist?“ Er betastete seine Seite. „Nein, dafür tut das hier zu sehr weh! Aber was machst du denn hier?“ „Das ist `ne ziemlich lange Geschichte.“ „Die Kurzform bitte, ja?“ Jaden setzte sich wieder hin, um nicht Gefahr zu laufen, doch noch das Bewusstsein zu verlieren und umzukippen.

„Okay!“, begann der Türkishaarige und schob seine Brille ein Stückchen höher. „Also, soweit ich mich erinnern kann, bin ich gefallen und dann irgendwie in einem See gelandet. Beim Aufprall muss ich wohl ohnmächtig geworden sein. Auf jeden Fall wäre ich fast ertrunken. Zum Glück haben mich ein paar Bauern aus dem Wasser gefischt. Sie haben mich mitgenommen und gepflegt, bis ich wieder zu Bewusstsein kam. Dann wollten sie wissen, wer ich bin und ich habe erzählt, ich sei der Sohn eines reichen Patriziers. Natürlich wollten sie einen Beweis, also habe ich ihnen zuerst eine Rede auf Latein gehalten, dann ins altgriechische gewechselt und schließlich noch einige berühmte Philosophen zitiert, unter anderem Cicero. Das scheint sie sehr beeindruckt zu haben.“ Der kleine Slyfer grinste. „Sie haben mir ein paar Sachen geschenkt und mir eine gute Reise gewünscht. Dann bin ich nach Rom gekommen und habe überlegt, was ich machen kann, um euch zu finden. Da ich aber kein Geld hatte, hab ich mir gedacht, dass ich zuerst einmal eine Arbeit finden muss. Da ist mir das hier gerade Recht gekommen. Selbst mit dem bisschen, was ich über die menschliche Anatomie weiß, hab ich die beeindruckt!“ Er grinste noch breiter, doch dann wurde er ernst. „So, nun zeig mal her, was du da hast!“, verlangte er. „Vergiss es! Ehe ich dich an mir rumdocktorn lasse, mache ich das lieber selbst! Hast du irgendwo eine Art Verband?“ Syrus wirkte leicht gekränkt, deutete dann jedoch auf ein niedriges Regal. Während Jaden sich den Verband um die den Oberkörper wickelte, berichtete auch er kurz, was sich seit ihrer Ankunft hier zugetragen hatte.

„Du hast also Alexis getroffen?“ Syrus schaute ihn forschend an. „Ja, hab ich. Ich hoffe, Aliz ist noch bei ihr. Dann wissen wir wenigstens von zweien, wo sie sind.“ Der Türkishaarige nickte zustimmend. „Nur so eine Frage Jay… was hast du denn schlimmes gemacht, dass die dich gleich hierher geschickt haben? Ich meine, das hast du dir doch nicht ausgesucht, oder?“ Jaden seufzte. „Natürlich nicht! Aber… mir blieb gewissermaßen keine andere Wahl. Mehr will ich dazu eigentlich nicht sagen.“ Syrus grinste fies. „Ich kann mir schon genau vorstellen, was passiert ist!“ Zögernd drehte sich Jaden zu seinem Freund um und maß ihn abschätzend. Das Grinsen in seinem Gesicht gefiel ihm gerade überhaupt nicht. „Und zwar?“, fragte er trotzdem, was er auch sofort bereute.
 

Was Sy sich da wohl gerade vorstellt? Ihr werdet es, genau wie Jaden, im nächsten Kapitel erfahren! Bis dahin!

Heal

Eure Asuka

PS: Vielen Dank noch mal für eure ganzen Kommis!! Ihr seid die Besten!

Verrat

Ich glaube, ich muss mich mal wieder entschuldigen, aber im Moment schreiben wir so viele Klausuren... Sry... ich hoffe, es wird wieder besser... auf jeden Fall vielen Dank an die lieben Kommi-Schreiber!

heal

Eure Asuka
 

Verrat
 

„Na ganz einfach!“ Syrus schloss die Augen, um sich die Szene besser vorstellen zu können. Dazu hob er einen Zeigefinger, wie ein Lehrer, der versuchte, einem Schüler noch einmal das offensichtliche zu erklären. „Du hast gesagt, du hast Alexis „getroffen“. Also ich kann mir schon ganz genau vorstellen, was da passiert ist: Ihr steht am Tiber und duelliert euch. Du gewinnst und Alexis ist traurig. Die Sonne verschwindet langsam hinter dem Horizont und der Himmel färbt sich rot. Du gehst zu ihr, um ihr Mut zu machen. Sie hockt auf dem Boden und schaut dich mit Tränen in den Augen an. Du gehst in die Knie und legst ihr eine Hand auf die Schulter. Eure Blicke treffen sich und durch eine magische Anziehungskraft könnt ihr eure Blicke nicht mehr voneinander lösen. Langsam näheren sich eure Gesichter. Dein Herzschlag beschleunigt sich und du hast ein wunderbares Kribbeln im Bauch. Dann treffen sich eure Lippen vor der Kulisse des antiken Rom. Ihr küsst euch, erst sanft und vorsichtig, dann immer leidenschaftlicher. Der augenblickliche Kaiser, Nero, sieht das und wird eifersüchtig, weil er weiß, dass sein neustes Spielzeug ihm gerade entrissen wird. Er wird sauer und verbannt dich hierher, um dich leiden zu sehen und um zu warten, bis du ihn anflehst, zu ihm zurückkehren zu dürfen“, endete Syrus seine Vorstellungen mit einigen dramatischen Gesten.

„W-was liest du eigentlich für einen Mist?“ „Hm? Warum?“ „Na solchen Stuss kannst du doch nur aus irgendeinem Buch haben!“, behauptete der Braunhaarige. Ob Syrus überhaupt ahnte, wie nahe er der Wahrheit gerade gekommen war? Sein Herz klopfte schnell vor Aufregung und er war rot um die Nasenspitze. Er betete, dass Syrus das jetzt nicht bemerken würde. Wäre die Szene wirklich so geendet, wenn die Soldaten einen Augenblick später gekommen wären? Er schluckte. Was war nur mit ihm los? Und warum sah er ständig Alexis Gesicht vor sich… und…ihre wunderschönen Augen. Er schüttelte energisch den Kopf. Was dachte er da bloß?

„Sorry, Jay. Das konnte ich mir jetzt wirklich nicht nehmen lassen!“, ertönte neben ihm Syrus Stimme. Mit größter Mühe wandte er sich an seinen kleinen Freund und grinste. „Schon gut, Sy. Ich weiß ja, dass das nicht ernst gemeint war!“ Syrus sah den Braunhaarigen nachdenklich an. <Irgendetwas stimmt da nicht. Lag ich vielleicht doch gar nicht so falsch?>
 

Zuerst vergingen die Tage, dann die Wochen. Alexis fühlte sich in dem Palast mehr und mehr wie in einem goldenen Käfig. Außer Britannicus schien niemand von ihr Notiz zu nehmen und sie hatte niemanden, mit dem sie sich unterhalten konnte. Zu allem Überfluss musste dieser in dieser Woche auch noch in eine nördliche Provinz reisen, um dort irgendetwas zu verhandeln. Mehr hatte er ihr nicht erzählen wollen. Auch auf die Frage, was Jaden getan hatte, schwieg er beharrlich. Er hatte wohl Angst, dass noch jemand davon erfahren könnte, denn alle Diener, die sie fragte, schüttelten nur unwissend den Kopf. Was war hier los? Sie ging zum Fenster hinüber und ließ ihren Blick über die Stadt schweifen. Überall ragten Säulen in die Höhe, die zu Tempeln gehörten und von der Macht Roms kündeten. Sie seufzte. So etwas hätte sie sich immer gewünscht! Ein Mal die längst vergangene Schönheit des antiken Roms bewundern! Doch nun? Sie schluckte schwer, während sie an einen der vergangenen Abende dachte. Sie hatte Britannicus überreden können, sie zu einem Fest mitzunehmen. In der Villa eines der Senatoren hatten sich alle wichtigen Persönlichkeiten Roms getroffen. Die Männer hatten sich irgendwann ausschließlich über politische Themen unterhalten und so gerne Alexis auch gelauscht hätte, hatte es die Vorsicht doch geboten, dass sie sich zu den anderen Römerinnen gesellt hatte. Sie wollte nicht unbedingt negativ auffallen. Sie hatte genug Schwierigkeiten.

„Ich bin ja schon so gespannt auf die diesjährigen Spiele!“, hatte eine Frau gerade bemerkt. Wie es römische Sitte war, trug sie eine ordentliche Tunika und hatte ihre Haare hochgesteckt. Ein aufdringlicher Parfümgeruch kam Alexis entgegen, als sie sich zu der Gruppe gesellte.

„Oh ja! Die letzten waren schon beeindruckend! Ich bin gespannt, was sich Nero dieses Jahr einfallen lässt! Er will sicher die Erwartungen erfüllen!“ Die zweite Frau kicherte. „Man sagt, der Kaiser hätte keine Kosten und Mühen gescheut! Es gebe so viele exotische Tiere, wie lange nicht und die Gladiatoren seien die besten überhaupt!“, wusste eine andere Frau zu berichten. „Ich hoffe, sie sind so gut gebaut wie die des letzten Jahres! Man will ja schließlich nach den Spielen auch noch Spaß haben! Hoffentlich überleben ein paar!“, meldete sich eine andere zu Wort.

Wie konnte man nur Menschen in den Tod schicken und dann an so was denken! Jaden hatte Recht. Die waren wirklich alle krank! Angewidert wollte sich Alexis gerade abwenden, als die erste Frau noch einmal das Wort ergriff. „Man munkelt sogar, dass unter den Gladiatoren ein Sklave aus dem Palast sein wird! Man sagt, er habe den Kaiser so sehr verärgert, dass er ihn in die Gladiatorenschule verbannt hat!“ Ein erstauntes Raunen ging durch den Kreis. Alexis hielt den Atem an. Ging es etwa um Jaden? „Das war ja klar, dass einer von denen mal so endet! Das wird Nero aber einen ungeheuren Spaß bereiten, den Sklaven in der Arena leiden zu sehen!“ Alexis horchte auf.

„Der wird nicht lange durchhalten, glaub mir!“, warf eine schwarzhaarige Frau ein. „Ach? Und warum nicht? Hast du ihn etwa gesehen?“ Die Angesprochene nickte, während die anderen näher zusammenrückten. „Ich habe mich gleich nach ihm erkundigt und einer der Aufseher – ein Verwandter meines Mannes – hat ihn mir dann gezeigt. Das ist noch ein halbes Kind! Schwächlich! Fast schade um ihn. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass unser Kaiser…“ Sie brach mitten im Satz ab und schaute sich um, als würde sie beobachtet werden.

Alexis platzte fast vor Neugierde. Warum sprach die Frau denn nicht weiter? Hatte sie Angst? Aber wovor? Sie hoffte, noch mehr zu hören, doch die Frauen tauschten noch einen Blick und ein wissendes Lächeln, bevor sie sich verabschiedeten. Entschlossen ging Alexis der Frau nach, die als letztes gesprochen hatte und wollte sie ansprechen, als sich plötzlich ein Gesicht zwischen die Römerin und sie schob. Sie wich erschrocken zurück.

„Guten Tag, junge Dame! Dürfte ich Sie auf ein Glas Wein einladen?“ „Nein, danke!“ Alexis versuchte, sich an dem jungen Mann vorbeizuschieben, aber er verstellte ihr unnachgiebig den Weg. „Entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit! Mein Name ist Livius!“ Alexis verdrehte genervt die Augen und versuchte, über den jungen Römer – sie schätzte ihn etwa auf ihr Alter- hinwegzuspähen und zu erfahren, wohin die Frau gegangen war, doch sie war verschwunden. Die Studentin seufzte.

„Es tut mir Leid, aber es ist besser so, glauben Sie mir!“, bemerkte Livius, der Alexis Blick gefolgt war. „Ach ja? Und warum das bitte? Ich wollte doch nur…“ „Psst!“ Er legte den Zeigefinger auf den Mund und bedeutete ihr, zu schweigen. Sie starrte ihn verwundert an. Wer war der Typ? Livius führte sie etwas abseits der anderen Gäste, bevor er leise fortfuhr. „Sehen sie diese Männer dort?“ Er zeigte auf mehrere Römer, die anscheinend angeregt in Gespräche verwickelt waren. „Ja? Und?“ Alexis Stimme klang leicht genervt. „Das sind getarnte Spitzel! Enge Verbündete des Kaisers, Sie verstehen?“ „Und was hat das mit mir zu tun?“ „Das, wonach sie fragen wollten, soll eigentlich niemand wissen! Es schadet dem Ruf des Kaisers und somit seiner Macht! Würde Nero mitkriegen, dass jemand es weiß, würde er alles tun, um diesen zum Schweigen zu bringen!“ Alexis schluckte. „Wirklich? Wer sind Sie?“ „Das sagte ich doch bereits! Mein Name ist Livius. Ich bin Diener im Palast und einer der engsten Freunde von Britannicus. Er meinte, ich solle mich nach Ihnen umsehen und Sie davor bewahren, Dummheiten zu machen!“ Er lächelte sie vorsichtig an.

„Oh. Dann sollte ich mich wohl besser bei Ihnen bedanken, Livius!“ „Schon gut. Und bitte sprechen Sie mich nicht mit „Sie“ an, das gehört sich für eine Dame gegenüber einem Diener nicht!“ „Dann gilt für dich aber das gleiche! Ich bin Alexis!“ Sie lächelte ihn an. Warum hatte sie nur das Talent, sich ständig in Schwierigkeiten zu bringen? Der Abend endete besser, als er angefangen hatte. Livius wich nicht von Alexis Seite und sie unterhielten sich über vieles. Sie sprachen über Rom, über Nero, über die Götter und die anstehenden Spiele. Schließlich sprach Alexis das heikle Thema noch einmal an. „Livius?“ Er nickte, um ihr zu signalisieren, dass sie fortfahren solle. “Wird…Jaden wirklich bei diesen Spielen antreten müssen? Ich meine, er hat doch gar keine Chance!“ Sie war den Tränen nahe und suchte verzweifelt nach einem Zeichen in Livius Gesicht, das ihr Hoffnung gab, doch dieser wich ihrem Blick aus.

„Ich fürchte, ja.“ „Das darf nicht sein!“ Eine Träne rann über ihre Wange. „Was hat dieser verrückte Kaiser nur gegen Jaden? Er hat ihm doch nichts getan!“ Livius schaute zu Boden. „Ich fürchte, er hat den Stolz des Kaisers getroffen.“ „Aber wie denn? Ich verstehe das alles nicht! Du musst mir alles erzählen, was du weißt, Livius! Bitte!“, flehte sie. Dem Gesicht des Römers nach zu urteilen kämpfte er mit sich, bevor er resigniert seufzte. „Also gut. Aber wenn etwas ist, hast du das nicht von mir, verstanden?“ Sie nickte. „Es…es wird gemunkelt, dass der Kaiser…nun ja, dass er junge Männer seiner Frau Octavia vorzieht! Das ist einer der Gründe, warum sie nicht im Palast lebt…“ Ängstlich sah sich Livius um. „Aber ich bitte dich! Sage niemandem etwas davon! In Rom gibt es viele Leute, die sich solchen Vergnügungen hingeben, aber niemand spricht offen darüber! Und der Kaiser… er denkt ständig, seine Macht wäre bedroht! Wenn er erfahren würde, was die Leute über ihn reden… ich glaube, er würde wahnsinnig werden und halb Rom ermorden lassen!“

Alexis verschluckte sich an dem Wein, an dem sie gerade genippt hatte. Sie hustete. <Das war es also! Sie erinnerte sich an die Verletzung an Neros Schläfe und Jadens Worte. Ganz klar! Der Kaiser hatte Gefallen an Jaden gefunden. Nur hatte der damit anscheinend ein Problem gehabt. Das würde auch die harte Bestrafung erklären und vor allem die giftigen Blicke Neros in ihre Richtung! Es ergab plötzlich alles einen Sinn! Warum hatte sie nicht früher daran gedacht! Sie wusste ja genug über Roms Geschichte.

„Alexis?“ Livius nahm ihre Hände in seine und starrte sie flehentlich an. „Ich bitte dich, erzähle niemandem davon! Das kann mich meinen Kopf kosten!“ Sie nickte und versicherte ihm zu schweigen. Wem sollte sie auch etwas erzählen? Sie kannte hier ja niemanden!

Seit diesem Abend musste Alexis nun ständig an Jaden denken. Was sie gehört hatte, beunruhigte sie zutiefst. Die groß angekündigten Spiele rückten immer näher und sie hatte keine Chance, Jaden zu sehen oder ihn zu befreien. Aber diese Spiele wären sein Todesurteil! Sie zitterte. Es klopfte an der Tür und Livius trat ein. Was hätte sie nur ohne ihn gemacht? Schnell hatte sich zwischen den beiden eine enge Freundschaft entwickelt, für die Alexis sehr dankbar war. Die Blondhaarige genoss die Gespräche mit dem Römer. Ohne ihn wäre sie vor Sorge schon längst wahnsinnig geworden.

„Alexis?“ „Ja?“ „Ich habe eine Überraschung für dich!“ „Hm?“ Sie wandte sich dem Römer zu, der sie fröhlich angrinste. „Was für eine Überraschung denn?“ „Wir gehen jemanden besuchen!“ Alexis sah ihn verständnislos an, doch dann zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. „Du meinst…?“ „Ja!“ Er grinste noch breiter. „Nun komm schon! Wir müssen uns beeilen, sonst hast du weniger Zeit mit Jaden!“ Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Blondhaarigen aus. Britannicus hatte sein Wort gehalten.

Alexis folgte Livius ohne zu zögern. Ihr Herz klopfte. Sie würde Jaden sehen können! Dann könnten sie überlegen, wie sie von hier wegkommen würden. Mit Britannicus war alles vereinbart. Er würde ihnen helfen, Aliz aus dem Palast zu holen.

Sie schlichen vorsichtig durch die leeren Gänge, darauf bedacht, keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Es war zwar nicht wirklich verboten, was sie machten, aber sie wollten auf keinen Fall Aufsehen erregen. Seit einigen Tagen hatte der Kaiser besonders schlechte Laune gehabt und ließ diese auch gnadenlos an seinen Untergebenen aus. Nicht selten sah man einige der Sklaven zum letzten Mal. Alexis schluckte schwer bei dem Gedanken, einem Tyrannen wie Nero so schutzlos ausgeliefert zu sein. Sie hatte sich immer für die Antike begeistern können und die Bauwerke bewundert, aber das Leben hatte sie sich hier nie so schrecklich vorgestellt, was wahrscheinlich daran lag, dass das Leben der Sklaven in den wenigsten Erzählungen und Büchern ausführlich behandelt wurde. Es wurden zwar die Zustände geschildert, aber das ganze am eigenen Leib zu erfahren, war noch schlimmer. Kein Text konnte beschreiben, wie man sich fühlte, wenn man so hilflos war. Sie war zwar offiziell keine Sklavin mehr, aber sie war sich trotzdem nicht sicher, ob Nero das auch so sah. Plötzlich stieß Alexis mit dem Kopf gegen etwas. Sie bemerkte, dass sie mit ihren Gedanken abgedriftet war und fuhr zusammen. Livius sah sie etwas verärgert an. „Du musst aufpassen!“, flüsterte er und sie nickte nur.

Vorsichtig öffnete der Römer eine der zahlreichen Seitentüren des Palastes und spähte hinaus. Dann gab er der Blondhaarigen ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie mussten nicht weit über den Hof schleichen, da sich dort eine Sänfte befand. „Steig ein!“, meinte Livius, als Alexis zögerte. „Nun mach schon!“ „Aber…fallen wir damit nicht etwas sehr auf?“, fragte sie vorsichtig. „Nein, ganz im Gegenteil! Niemand sieht uns, bis wir da sind und Sänften sind ein ganz normales Fortbewegungsmittel der reichen Patrizier. Und die sind auch öfter in den Gladiatorenschulen zu Gast. Es ist also mehr als unauffällig, wenn wir uns so bewegen! Und nun steig endlich ein!“ Alexis nickte und verschwand im Inneren. Livius folgte ihr.

Die Fahrt verlief großteils schweigend. Alexis war ganz in Gedanken versunken und starrte auf einen kleinen Gegenstand in ihrer Hand. Livius beobachtete sie unauffällig. „Entschuldige, wenn ich neugierig bin, aber was hast du da eigentlich die ganze Zeit?“, brach er das Schweigen. Die Angesprochene hob den Kopf und überlegte einen Moment. Wie weit konnte sie diesem Fremden eigentlich vertrauen? Sie schüttelte unmerklich den Kopf. Sie wurde ja schon langsam paranoid! Livius war ein Freund von Britannicus, der sich in den letzten Tagen sowohl als guter Freund, als auch als nützlicher Verbündeter erwiesen hatte. Außerdem war er selbst ein Sklave und nahm selbst ein großes Risiko auf sich, um ihr zu helfen. Wie konnte sie da nur so etwas denken?

Sie streckte die Hand aus und zeigte Livius den Gegenstand. Er nahm ihn in die Hand und begutachtete ihn von allen Seiten. „Was ist das?“ „Ein Pektorale.“ Alexis lächelte traurig. „Ein altägyptisches Schmuckstück“, fügte sie hinzu, als sie Livius fragenden Blick bemerkte. „Das ist so etwas wie eine Brosche, oder?“ Die Studentin nickte zustimmend.“ Es scheint dir ja sehr viel zu bedeuten, wenn du es die ganze Zeit bei dir trägst.“ „Na ja…vielleicht ist es weniger der Gegenstand an sich, als die Person, die ihn mir geschenkt hat…“ Sie wurde rot um die Nasenspitze und ließ den Satz so im Raum stehen, ohne auf die fragenden Blicke und die Neugierde in Livius Augen zu reagieren.

Tödliche Eifersucht

So, nach einer langen, langen Pause geht es endlich mal wieder ein bisschen weiter… Tut mir Leid, aber ich hatte irgendwie nie Zeit online zu kommen und das on zu stellen. Fertig ist es schon ne Weile ^^“

Na ja, ich geb mir Mühe, jetzt wieder etwas flinker zu sein. Sind ja auch bald wieder Ferien XD

Hel

Eure Asuka

PS: Viel Spaß beim Lesen!!
 

Tödliche Eifersucht
 

Endlich waren sie an ihrem Ziel angelangt. Alexis rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. Livius war ausgestiegen und sah nach, ob der Weg auch wirklich frei war. Endlich schob er die Vorhänge zur Seite und gab ihr ein Zeichen. „Schnell!“, flüsterte er. Sie schlüpften durch einen Seiteneingang in das Gebäude. Dann stiegen sie eine Treppe hinunter, die nur ab und zu von Fackeln erleuchtet wurde. Je tiefer sie stiegen, umso mehr wehte Alexis ein ekelerregender Gestank entgegen. Es roch leicht süßlich und sie hatte das Gefühl, als würde sie ersticken. Das schlimmste aber war, dass sie wusste, was es war. Das war der Geruch langsam verwesenden Fleisches. Ihr wurde übel und sie musste sehr um ihre Selbstbeherrschung kämpfen. Sie beschleunigte ihre Schritte.

Zum Glück hatten sie die Kellergewölbe bald hinter sich gelassen. Der Gang führte eine schmale Treppe hinauf, bis er in einen Gang mündete. „Hier sind die Quartiere der Gladiatoren“, erklärte Livius flüsternd. „Komm!“ Er führte sie weiter, bis er schließlich vor einer der Türen stehen blieb. Er holte aus einem kleinen Lederbeutel einen Schlüssel hervor und öffnete die Tür. „Hier!“ Er drückte ihr einen Wasserschlauch und zwei Becher in die Hand. „Ich hole dich dann rechtzeitig wieder ab, ja? Bis dann!“ Mit diese Worten wandte er sich um und verschwand.

Alexis drückte die Tür auf und erschrak. Jadens befand sich in einem schlimmen Zustand. Er saß auf dem Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Sein ganzer Körper war mit größeren und kleineren Schnittwunden überzogen, die notdürftig verbunden waren. Er schien zu schlafen, doch als sie einen Schritt auf ihn zumachte, öffnete er die Augen. „Lex! Was machst du denn hier?“ Er wollte aufstehen, doch Fesseln um seine Füße hinderten ihn daran. Alexis wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie ging auf ihn zu und ließ sich neben ihm auf die Knie sinken. Tränen standen ihr in den Augen. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“ Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und klammerte sich an ihn. Jaden merkte, wie er schon wieder rot wurde, als er Alexis vorsichtig über die Haare strich. Wie weich sie waren! Er lächelte sanft. „Keine Sorge Lex, mir geht es gut!“ Er versuchte, so überzeugend wie möglich zu klingen.

„Ja, sicher! Das glaubt man dir auch sofort, so wie du aussiehst!“ Sie sah ihn zweifelnd an. Er versuchte zu grinsen, was jedoch misslang. „Warte! Ich mache erst einmal die Fesseln los. Und dann müssen wir hier weg!“ Sie löste die Stricke um seine Füße. „Danke!“ „Schon gut!“ „Wie willst du hier wegkommen, Lex? Und wie bist du überhaupt hier reingekommen?“ „Ein Freund hat mir geholfen.“ Sie lächelte. „Britannicus, der Stiefbruder von Nero, hat mir geholfen. Er hat sogar einige Leute losgeschickt, um nach unseren Freunden zu suchen! Wir warten jetzt nur noch auf den Sonnenuntergang. Dann holt Livius, ein anderer Freund, uns hier ab. Er bringt uns außerhalb der Stadt in einem Landhaus unter, das seit Generationen nicht genutzt wird. Britannicus bringt Aliz dann nach!“

„Super!“ Ein Funken von Hoffnung kehrte in Jadens Augen zurück. Alexis erschrak. Noch nie hatte sie Jaden so gesehen… so traurig und verzweifelt. Das war ihr erst jetzt aufgefallen. „Und ich dachte schon, ich müsste übermorgen bei den Spielen sterben.“ Er hustete und sein ganzer Körper verkrampfte sich. Alexis holte den Wasserschlauch hervor und füllte etwas in die Becher. Einen reichte sie Jaden. „Hier. Trink das!“

Gierig trank Jaden. Erst jetzt spürte er, wie ausgetrocknet er sich fühlte. Seine Lippen waren rissig. „Danke. Was würde ich nur machen, wenn ich dich nicht hätte?“ Er lächelte sie an, so dass ihr ganz warm ums Herz wurde. „Ich weiß nicht… verdursten?“ „Ja, also Vollpension stelle ich mir auch irgendwie anders vor. Ich glaub, ich werde das Hotel hier verklagen.“ „Wie kannst du nur in so einer Situation Späße machen?“ „Weiß nicht. Irgendwie muss ich ja meine gute Laune bewahren, oder?“ Er grinste. „Wir haben jetzt noch etwa eine Stunde. Ruh dich noch etwas aus, ja? Wir müssen uns dann beeilen.“ Er nickte. „Syrus ist übrigens auch hier. Er arbeitet als Arzt.“ „Echt? Dann gehe ich ihn suchen! Er kann uns gleich begleiten!“ Sie wollte aufstehen, doch Jaden hielt sie zurück. „Lex?“ „Ja?“ „Würdest du…noch ein bisschen hier…bei mir bleiben?“ Ein leichter Rotschimmer zeigte sich auf den Wangen des Braunhaarigen, als er verlegen zur Seite schaute. „Ich meine…du kannst Sy doch auch in zehn Minuten suchen gehen, oder?“ „Ja…sicher“, erwiderte sie etwas verlegen und setzte sich neben ihn. Auch sie trank ein paar Schlucke, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Irgendwie schmeckte das Wasser merkwürdig. Sie merkte, wie ihre Augenlider schwer wurden. Irgendetwas stimmte nicht. Sie fühlte sich benommen. Sie merkte nicht mehr, wie sie zur Seite sank, während sie einschlief.
 

„So haben wir sie heute morgen gefunden!“ Nur langsam drangen die Worte in Alexis Bewusstsein durch. Ihr Kopf dröhnte. Was war passiert? Sie öffnete die Augen und schrak zusammen. Vor ihr standen mehrere Soldaten und Nero! „Wie konnte das passieren?! Wie konnte sie die Wachen überlisten und sich hier einschleichen?“ Die Stimme des Kaisers verriet Wut. Er zeigte anklagend auf die Wachposten, die schuldbewusst zu Boden blickten.

Alexis setzte sich etwas auf, wobei ihr eine Decke von den Schultern rutschte und stöhnte. Ihr Kopf fühlte sch an, als wäre eine ganze Horde Elefanten darüber getrampelt.

Dann erschrak sie. Warum zum Teufel hatte sie nur ihre Unterwäsche an? Schnell zog sie die Decke wieder bis zum Hals rauf und starrte die Männer an, die nun anscheinend auf sie aufmerksam geworden waren und sie anstarrten. Die Blondhaarige wurde augenblicklich rot, vor allem, als sie eine Bewegung neben sich spürte. <Jaden!> Er sah sie verschlafen an und hielt sich den Kopf. „Lex? Was… ist den passiert?“

„Ach, sind die beiden Herrschaften doch einmal aufgewacht, ja?“, spottete Nero. Jaden blinzelte ein paar Mal und sah sich verständnislos um. Was wurde hier gespielt? Er verstand die Welt nicht mehr, während sein Kopf höllisch schmerzte. Sein Blick fiel auf Alexis, die neben ihm saß. Sie hielt krampfhaft eine Decke umklammert und sah genauso verwirrt aus, wie er sich fühlte. Dann ergriff Nero wieder das Wort.

„Diese Römerin“, er deutete auf Alexis, „ hat sich hiermit des Hochverrats schuldig gemacht! Sie ist widerrechtlich in ein Gebäude eingedrungen und steht im Verdacht, ein Verhältnis mit einem Sklaven zu haben! Des weiteren hat sie versucht, seine Flucht zu planen! Diese Punkte alleine rechtfertigen schon ihre Hinrichtung aber ich will Gnade vor Recht ergehen lassen! Führt sie ab! Sie verliert ihre Bürgerrechte und wird versklavt!“ Alexis war zu verblüfft, um etwas zu sagen, oder sogar zu widersprechen. Die Wachen traten auf sie zu und nahmen sie mit. Jaden wollte aufspringen und protestieren, doch seinem Körper fehlte jegliche Kraft. Er schwankte und sank auf die Knie. Ihm war schwindlig. Die Soldaten verließen den Raum, während Nero in der Tür stehen blieb und amüsiert auf ihn hinabstarrte. Er machte ein paar Schritte, bis er genau vor dem Braunhaarigen stand und ließ sich dann in die Knie sinken. „Kannst du dich etwa nicht bewegen? Du Armer…Willst du deinen Kaiser nicht wenigstens anschauen, wenn ich mit dir rede?“ Er grinste und hob Jadens Kopf, so dass er ihm genau in die Augen sehen konnte.

„Das…war doch alles…ein abgekartetes Spiel, oder?“ „Und wenn es so wäre?“ Nero grinste hinterlistig. Sein Plan gefiel ihm immer besser. Was er in den Augen des jungen Studenten las, versetzte ihn in Hochstimmung. „Du Monster! Lass Alexis da raus!“ Jaden starrte seinen Gegenüber hasserfüllt an. „Aber, aber! Wer wird denn gleich ausfallend werden? Dabei hast du dir das alles selbst zuzuschreiben! Wer musste denn unbedingt den Aufstand proben? Dabei hätte es mit uns so schön werden können!“ „Na toll! Jetzt ist mir nicht nur schwindlig, sonder auch schlecht!“ Nero grinste noch fieser. „Pass auf, was du sagst! Noch vor Ende des nächsten Tages wirst du mich anflehen, gnädig zu sein! Du wirst darum betteln, bei mir sein zu dürfen, verlass dich drauf! Aber dann wird es zu spät sein!“ Er lachte. Dann erhob er sich und ließ Jaden alleine.

Alexis traute ihren Augen nicht. Als sie aus dem Raum geführt wurde, sah sie Livius vor sich stehen. „Livius! Hilf mir!“, rief sie verzweifelt, doch er wandte den Kopf ab. Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! „Livius! Wir…ich dachte, wir sind Freunde!“ Der Römer sah sie kalt an. „Ich brauche keine Freunde! Ich habe in Nero alles, was ich brauche!“ Ihr blieb fast die Luft weg. Livius hatte sie verraten! Das war alles geplant gewesen! Er hatte nicht nur sie, sondern auch Britannicus hinters Licht geführt! Deswegen hatte das Wasser so komisch geschmeckt. Er hatte etwas hineingemischt! Sie konnte es nicht fassen. Wie dumm sie doch gewesen war, ihm zu vertrauen! Und jetzt hatte sie nicht nur sich, sondern auch noch Jaden tiefer in Schwierigkeiten gebracht! „Warum Livius? Sag mir wenigstens, warum!“ „Weil ich nicht zulassen kann, dass so ein dahergelaufener Sklave mir meinen Platz an der Seite Neros streitig macht! Und weil selbst der Kaiser einen Grund braucht, um eine Römerin, die in der Gunst seines Bruders steht, zu versklaven.“ Alexis starrte ihn ungläubig an. Das konnte doch nicht wahr sein! Dieser Schwachkopf liebte Nero und war eifersüchtig auf Jaden! Und für diesen tyrannischen Kaiser machte er alles! Er verriet seinen besten Freund und sie dazu! Alexis wollte ihm so viel an den Kopf werfen, doch die Soldaten führten sie weiter.
 

Dieser Tag verging für Jaden in einer Art Dämmerzustand. Als er dann das nächste mal die Augen aufschlug, war es noch dunkel. Vorsichtig setzte er sich auf und stellte erfreut fest, dass sich seine Kopfschmerzen gebessert hatten. Er stand auf und spähte durch eine kleine Ritze im Mauerwerk nach draußen. Es dämmerte bereits. <Verdammt. Dann ist es heute also so weit. Die Spiele beginnen.> Er trat einen Schritt zurück und versuchte, sich etwas zu dehnen. Zu seiner Überraschung waren seine Wunden gut verheilt. Und das an zwei Tagen! <Das muss auch etwas mit dem Buch zu tun haben.> Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Tür hinter ihm öffnete und eine Wache eintrat. „Mitkommen! Die Vorbereitungen beginnen!“

Immer mehr Menschen strömten zu dem Amphitheater. Es war nicht so groß, wie das Kolosseum, welches ein paar Jahrzehnte später errichtet werden sollte, bot aber dennoch einer beträchtlichen Menschenmenge Platz. Die Sonne war kaum aufgegangen und schon waren die meisten Plätze besetzt. Auf den unteren Reihen hatten die Senatoren und die reichen Patrizier Platz genommen. Weiter oben befanden sich einige Vertreter des einfachen Volkes. Händler liefen zwischen den Reihen auf und ab und boten rufend ihre Waren – Honigbrote, Wein und andere Köstlichkeiten – an.

Der Kaiser saß in einem eigens für ihn hergerichteten Areal, über dem sich ein Sonnensegel befand, das verhindern sollte, dass es ihm in der Mittagshitze zu warm wurde. Livius saß neben ihm. Nero lächelte. Diese Spiele würden wirklich einmalig werden. Er hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, um dem Volk ein außergewöhnliches Ereignis zu bieten. Das würde die Stimmung heben und ihm unbegrenzte Macht sichern! Er überflog noch einmal das Programm und Lächelte. Der eigentliche Höhepunkt, eine Nachstellung der Schlacht um Karthago, war erst am Nachmittag angesetzt, doch seinen persönlicher Favorit waren die Zweimannkämpfe, die um die Mittagszeit herum stattfinden würden. Er freute sich diebisch. Das würden die besten Kämpfe aller Zeiten werden!

Dann wurde die Aufmerksamkeit des Kaisers auf die Arena gelenkt. Trommeln hatten eingesetzt, während die diesjährigen Gladiatoren in die Arena marschierten, um sich den Publikum vorab schon einmal zu präsentieren. Ihre Rüstungen glänzten im Licht. Die Gesichter derjenigen, die keine Helme trugen, waren ernst. „Ave. Imperator, morituri te salutant“, erklang der Gruß der Todgeweihten. Jeder von ihnen wusste, dass heute sein Leben auf dem Spiel stand.
 

Jaden stand hinter einem Gitter. Von seiner Position aus konnte er die Arena bestens überblicken, was ihm im Moment aber gar nicht gefiel. Nachdem sie den Kaiser begrüßt hatten, waren die Gladiatoren wieder aus der Arena marschiert. Nur einige wenige waren geblieben, da sie an der ersten Veranstaltung teilnehmen mussten. Nun standen sie in einem kleinen Kreis in der Mitte des Platzes. Einige Helfer öffneten Tore und heraus kamen Löwen. Jaden wich einen Schritt zurück. <Das ist doch wirklich abartig! Die armen haben doch keine Chance mit ihren kurzen Schwertern gegen die Löwen! Deswegen also die „Todgeweihten“. Man hat von vornherein keine Chance.>

Die vier Raubkatzen hatten inzwischen ihre Opfer erreicht und umkreisten sie lauernd, ohne den Blick von ihnen zu wenden. Die Männer hatten sich Rücken an Rücken gestellt und die Schwerter erhoben. Wenn sie sich tapfer hielten… würde der Kaiser dann Gnade walten lassen?
 

So, das war es dann erst mal. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Die nächsten Kappis werden dann etwas spannender^^

Vielen Dank für die Kommis! (die bisherigen und schon mal im Voraus ^__^)

Hel

Eure Asuka

Schwere Entscheidung

Schwere Entscheidung
 

Endlich wagte einer der Löwen einen Ausfall. Er sprang auf die Gruppe in der Mitte zu. Der Mann, der ihm am nächsten stand riss verzweifelt sein Schwert in die Höhe und holte zu einem Schlag aus, doch als wollte der Löwe nur testen, wie er reagierte, stoppte er seinen Angriff und umkreiste seine Beute weiter. Nun wagten auch die anderen Löwen ähnliche Täuschungsmanöver, die langsam aber sicher an den Nerven und Kräften der Gladiatoren nagten. Die Menge auf den Zuschauerplätzen johlte.

Dann nach einer schier endlos langen Zeit machte einer der Männer den entscheidenden Fehler. Er war gerade dabei, einen der Angriffe zu parieren, als er umknickte. Die Löwen zögerten nicht und fielen gnadenlos über ihn her. Die anderen Gladiatoren beobachteten das Geschehen. Keiner rührte sich, um ihrem Kameraden zu helfen. Jeder dachte nur an sein Überleben.

Jaden starrte auf die Szene. Unfassbar! Und das Publikum applaudierte, während vor ihnen ein Mensch zerfetzt wurde! Er spürte eine Übelkeit in sich aufsteigen angesichts dieser barbarischen Verhältnisse. Wie konnten Menschen zulassen, dass anderen so etwas angetan wurde? Er wandte den Blick ab. Auch wenn er für einen der Zweimannkämpfe aufgestellt war, hatte er wenig Hoffnungen, diesen Tag zu überleben. Er wollte sich gerade einen Weg durch die hinter ihm stehenden anderen Kämpfer bahnen, als ein Beifallsturm ihn noch einmal zurückschauen ließ. Er verzog angeekelt das Gesicht. Die anderen Männer waren nun auch gefallen. Einer der Löwen zerrte einen Gladiator, der noch zu leben schien, hinter sich her. Der Sand der Arena hatte sich blutrot gefärbt. Wie konnte man so etwas nur dulden und sogar noch mit Beifall belohnen? De Braunhaarige schüttelte den Kopf und ging in den hinteren Teil des Raumes. Er hoffte, Syrus irgendwo zu finden, um sich von ihm zu verabschieden. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr.

Schließlich fand er den Türkishaarigen. Er kümmerte sich um die Verletzungen eines der Gladiatoren. Als Jaden zu ihnen trat, war er gerade fertig. „Jay.“ Syrus Stimme schwankte und ihm war die Sorge deutlich anzusehen. „Es tut mir Leid. Ich wollte dich hier rausholen, aber da waren überall Wachen und…“ Er brach ab und starrte auf den Boden. „Schon okay, Sy. Das ist nicht deine Schuld. Ich…wollte mich nur von dir verabschieden. Das war ne tolle Zeit mit dir an der Akademie!“ Er grinste, während dem Türkishaarigen die Tränen in die Augen stiegen. „Du darfst da nicht rausgehen! Das ist dein Todesurteil! Wir…wir können das hier raus schaffen! Die meisten Wachen sind abgelenkt! Das kriegen wir hin!“

„Nein, Sy.“ Jaden schüttelte den Kopf. „Das kriegen wir ausnahmsweise nicht hin. Das einzige, was wir dann erreicht haben ist, dass du gleich nach mir in die Arena kommst und das kann ich nicht zulassen. Ich…würde dich nur um eines bitten…Pass ein bisschen auf Aliz und…Lex auf, ja?“ Syrus nickte stumm. Dann wandte sich Jaden ab und ging auf die eisernen Tore zu, die sich in diesem Moment öffneten, um ihn in die Arena zu lassen. Es war so weit. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand fast erreicht und es war Zeit für die Zweikämpfe. Als der Braunhaarige hinaus in die Arena trat, setzte er seinen Helm auf. Seine Hand wanderte zu dem Schwert an seiner Seite. Nun gab es kein Zurück mehr. Sieg oder Niederlage – Leben oder Tod.

Von der anderen Seite der Arena aus kam eine Gestalt auf ihn zu. Sein Gegner schien nicht viel größer als er selbst zu sein. Eher vielleicht sogar etwas kleiner. Etwas an seinem Gang war merkwürdig. War die Rüstung zu schwer für ihn? Er wirkte irgendwie steif.

„Pugnate! Kämpft!“, ertönte das Signal. Jaden packte sein Schwert fest mit beiden Händen. Vielleicht hatte er doch eine Chance. Er musste seinen Gegner ja nicht töten. Vielleicht konnte er ihn entwaffnen und ihn zur Aufgabe zwingen? Sie umkreisten sich vorsichtig, wobei Jaden seinen Blick nicht von seinem Gegner löste. Er durfte keinen Fehler machen. Es könnte sein letzter sein.

Dann, wie auf ein unsichtbares Kommando hin, stürmte der andere Gladiator plötzlich auf ihn zu. Auch er hatte sein Schwert mit beiden Händen gepackt und ließ es nun unbarmherzig auf Jaden niedersausen, der alle Mühe hatte, die Schläge zu parieren. Er wurde zurückgedrängt. <So kann das nicht weitergehen. Ich muss was unternehmen!> Jaden biss die Zähne zusammen. Er duckte sich unter dem nächsten Schlag des anderen weg, und wollte gleichzeitig selbst zum Angriff übergehen, als sein Gegner herumwirbelte und ihm erst den Schwertgriff in die Rippen rammte und dann noch einmal ausholte. Jaden keuchte erschrocken auf, als er die Klinge auf sich zurasen sah. Instinktiv ließ er sich fallen und entkam dem tödlichen Schlag um Haaresbreite. Trotzdem streifte die Klinge seinen linken Oberarm und hinterließ eine lange, blutige Schramme.

Jaden rollte sich über die andere Schulter ab und kam keuchend einen Meter von dem Gladiator entfernt wieder auf die Beine. Blut tropfte in den Sand. <Verdammt. Der ist besser, als ich dachte.> Er versuchte, den brennenden Schmerz zu ignorieren und sich auf den Kampf zu konzentrieren. Schon setzte sein Gegenüber zu einem neuen Angriff an und das Spiel begann von neuem. Der Braunhaarige musste wieder zurückweichen. Der andere holte weit aus und zielte auf Jadens Kopf. Im letzten Moment konnte der junge Slyfer die Attacke abfangen. Fast konnte er dem Druck des Angriffs nicht Stand halten, doch dann merkte er, dass er die Oberhand gewann. „Hör auf, Alter! Ich will dich nicht umbringen! Du willst doch genauso wenig sterben wie ich, oder? Lass uns einfach aufhören! Was meinst du? Das ist doch so was von sinnlos hier!“, presste er zwischen geschlossenen Zähnen hervor. Der Kopf seines Gegenübers war kaum 10 Zentimeter von dem seinen entfernt. Er musste ihn gehört haben, aber es kam keine Antwort. Nicht ein einziger Ton. Jaden mobilisierte seine Kraftreserven. <Jetzt oder nie.> Er verstärkte seinen Druck und machte einen Schritt auf seinen Gegner zu Gleichzeitig beschrieb er mit seinem Schwert einen Bogen und führte so auch das des anderen Gladiatoren in Richtung Boden. Mit seinem rechten Fuß machte er noch einen Schritt vorwärts, so dass er nun im Rücken des Gegners stand. Dann riss er ihn an der Schulter zurück, so dass er auf dem Boden landete. Wenigstens jetzt hätte er irgendein Anzeichen des Erstaunens erwartet, doch nichts geschah. Es war, als kämpfte er mit einer Marionette. Sein Gegner landete unsanft auf dem Boden und der Helm, der sein Gesicht verdeckt hatte, rollte über den Boden. Jaden hatte das Schwert wieder erhoben, um seinen Gegner in Schach halten zu können, doch nun ließ er es sinken. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Er trat einen Schritt zurück, während er auf das blonde Haar und die braunen Augen seines Gegenübers starrte.

„Lex“, flüsterte er tonlos. Die Studentin richtete sich ohne ein Wort zu verlieren auf und richtete die Schwertspitze auf ihn. „Warte Lex! Ich bin es doch! Jaden!“, rief er und nahm seinen Helm ab, so dass sie sein Gesicht erkennen konnte, doch es kam keine Reaktion. Sie starrte ihn aus leeren Augen an. <Was ist nur mit ihr los?> Er ließ sein Schwert in den Sand fallen und ging einige Schritte auf sie zu. Im Stadion war es ruhig geworden. „Hey, Lex! Hör auf mit dem Mist!“ Er grinste sie an. „Jaden…“ Ihre Lippen bewegten sich kaum und es kam nur ein Flüstern über ihre Lippen. Der Braunhaarige lächelte und kam weiter auf sie zu. „Bleib…weg! Hau….ab! Ich…werde …dich…sonst umbringen!“ Er erstarrte. „Lex? W-was soll das? W-wir sind doch Freunde!“ Seine Stimme zitterte.

Nero hatte sich interessiert vorgebeugt. Das alles übertraf seine Erwartungen bei weitem. Eigentlich hatte er gehofft, Jaden würde seinen Gegner töten und im Nachhinein erfahren, wen er vor sich hatte, aber so schien das Ganze noch viel interessanter zu werden! Er beglückwünschte sich innerlich zu seinem Plan. Es war eine großartige Idee gewesen, Alexis zu benutzen, um Rache an diesem Jungen zu üben, der ihn so gedemütigt hatte. „Livius! Die Idee, Alexis zu hypnotisieren war einfach wunderbar! Genial! Dafür hast du dir eine Belohnung verdient!“ Er tätschelte über die schwarzen Haare des Sklaven.

<Jaden. Renn weg, ich bitte dich!> Es war, als wäre Alexis in ihren eigenen Körper gefangen. Sie wusste nicht, was Livius und der Kaiser mit ihr gemacht hatten, aber sie hatte keine Gewalt mehr über ihren Körper. Hilflos musste sie mit ansehen, wie sie den rechten Arm mit dem Schwert hob und wieder auf Jaden zurannte, weit ausholend, um ihn diesmal mit aller Kraft zu treffen. Sie wollte stehen bleiben, die Waffe wegschmeißen und ihn um Verzeihung bitten, doch nichts von alledem war möglich. Sie sah Jadens entsetztes Gesicht immer näher kommen. Er hatte nicht mal mehr sein Schwert in der Hand, um den Schlag abzufangen. <Jaden!>

Jaden konnte es kaum fassen. Was war mit Alexis los? Er sah sie auf sich zurennen, das Schwert erhoben, aber er war unfähig, sich zu bewegen. War das Neros Rache? Dieses Monster! Im letzten Moment, bevor Alexis ihn erreichte, sprang er zur Seite. Der Schwerthieb verfehlte ihn nur um wenige Millimeter. Was sollte er machen? Die Blondhaarige bereitete inzwischen einen weiteren Angriff auf ihn vor. Warum tat sie das? Und ihre Worte vorhin…es schien so, als wollte sie das gar nicht, hatte aber keine andere Wahl. Er duckte sich unter einem weitern Schwerthieb ihrerseits weg und war nun direkt vor ihr. Er packte sie an den Schultern. „Lex! Bitte! Hör doch endlich auf mit dem Schwachsinn! Ich bitte dich! Was ist denn los?“ Noch immer kam keine Reaktion von ihr. Es war, als hätte sie ihn gar nicht gehört.

<Jaden, lauf weg! Schnell! Beeil dich! Ich will dir nicht weh tun! BITTE!>, schrie sie innerlich, doch sie konnte nichts dagegen unternehmen, dass ihre linke Hand an die Hüfte wanderte und einen kurzen Dolch hervorzog.

Plötzlich spürte Jaden einen stechenden Schmerz. Er sah an sich hinunter. Alexis hatte ihm einen Dolch in die Seite gestoßen. Weiteres Blut tropfte zu Boden. Ungläubig starrte er sie an. Sie zog den Dolch zurück und wollte erneut zustoßen, doch diesmal war er schneller. Er machte einen Satz rückwärts, um sich aus ihrer Reichweite zu bringen. Er atmete schwer, während er die Hand auf die blutende Wunde presste. Er ließ den Kopf hängen. Die Haare fielen ihm ins Gesicht. <Was…ist hier nur los? Warum greift Alexis mich an?>

Das Publikum klatschte und rief Beifall. Nero sonnte sich in der Bewunderung der Menge. „Panem et circenses“, murmelte er. „Siehst du, Livius? Das Volk liebt mich! Man muss ihnen nur ein paar kleine Vergnügungen bereiten und schon bewundern sie einen!“ Er lachte. „Aber nun ist es genug!“ Er blickte hinunter in die Arena. Jaden hatte es aufgegeben, mit Alexis reden zu wollen. Er wich ihr nur noch Schlag um Schlag aus, in der Hoffnung, ihm würde etwas einfallen. Nero erhob sich von seinem Platz. „Ich möchte euch nicht zu sehr langweilen, meine Untertanen! Dieser Kampf dauert schon ziemlich lange! Eigentlich sollte es nur einen Sieger geben, dem ich dann die Freiheit schenken wollte, als Zeichen meiner Gnade.“ Er lächelte, während das Publikum ihm gespannt zuhörte. Auch der Kampf in der Arena war kurz zum Stillstand gekommen. „Aber sollte es in den nächsten fünf Minuten keinen Sieger geben, sehe ich mich gezwungen, beide töten zu lassen.“ Riesiger Beifall erhob sich. Das Volk tobte. Nun würde der Kampf erst richtig interessant werden.

Jaden stand wie versteinert. Fünf Minuten, sonst würden sie beide sterben? Das konnte nicht sein! Das durfte er nicht zulassen! Aber was sollte er tun? Er rannte zu der Seite der Arena hinüber, die der kaiserlichen Loge am nächsten war. „Nero!“, rief er. Der Kaiser lehnte sich amüsiert vor, um ihn besser verstehen zu können. Hatte der Junge nun doch Angst bekommen und wollte um sein Leben flehen? Sollte er dem Betteln nachgeben und ihn zu sich holen? Er würde ihm für sein Leben ewig dankbar sein. Schon spann sich die Fantasie des Kaisers die schönsten und aufregendsten Szenen aus.

„Nero!“, wiederholte Jaden, schwer keuchend. Er konnte fast nicht mehr. Wer wusste, ob er die letzten fünf Minuten dieses Kampfes noch überstehen würde? „Meinst du das ernst? Gibst du mir dein Wort, dass der Gewinner dieses Kampfes freigelassen wird und unversehrt bleibt?“ „Natürlich. Ich schwöre es bei den Göttern, dass dem Gewinner kein Haar gekrümmt wird.“ Er lächelte triumphierend. Und wie der Junge Angst hatte! Er fürchtete um sein Leben und würde alles mit sich machen lassen! Vorfreude ergriff von Nero Besitz.

„Gut!“ Jaden wandte sich ab und ging langsam wieder auf Alexis zu. Noch einmal riss er sich zusammen und hob das Schwert auf. Er musste es tun. Etwa zwei Schritte vor Alexis blieb er stehen. Er schaute ihr tief in die Augen, doch was er sah, ließ ihn erschaudern. Diese Leere und Kälte! Er holte noch einmal tief Luft.

„Alexis…“ Er stockte. Innerlich hatte er auf irgendetwas gehofft…wenigstens ein Zeichen, dass sie ihn hörte, aber da war nichts. Sie starrte ihn nur unverändert an. „Ich…habe versprochen, immer bei dir zu bleiben, Lex. Aber ich fürchte, ich kann dieses Versprechen nicht halten.“ Er hob das Schwert. <Jaden. Es tut mir so Leid. Du tust das einzig richtige. Töte mich endlich. Ich kann das hier nicht mehr ertragen!> „Aber…ich habe auch noch etwas anderes versprochen.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er senkte den Kopf, so dass sie seine Augen nicht sehen konnte. Er zitterte.

Dann hob er den Kopf noch einmal und ihre Blicke trafen sich. Er schien eine Entscheidung getroffen zu haben, so schwer es sie ihm auch gefallen war. Sie konnte in seinen braunen Augen so viel lesen…so viel Wärme und Sorge um sie, aber auch eine unendlich große Trauer. Er lächelte sie an, aber in seinen Augen standen Tränen. Dann begriff sie.

Offene Worte

So, da bin ich wieder^^ *aus dem Urlaub zurück ist* Urlaub ist schon was tolles. Da bekommt man so viele schöne Ideen… Na ja, ich will euch nicht langweilen. Nur noch so viel: Ich würde mich über Kommis sehr freuen^^

Heal

Eure Asuka
 

Offene Worte
 

„Ich habe dir geschworen, dich zu beschützen. Nur einer von uns beiden kann das hier heute überleben. Ich möchte, dass du frei bist, Alexis, auch wenn ich dann nicht mehr bei dir sein kann.“ Er drehte das Schwert einmal in der Hand herum, so dass die Klinge nun gegen ihn selbst gerichtet war.

<Es tut mir Leid, Lex. So unendlich Leid. Ich habe immer gedacht, es gäbe nur zwei Dinge, die mir wirklich wichtig sind: Meine Karten und Essen, aber ich habe mich getäuscht. Nicht einmal mein eigenes Leben ist mir so wichtig wie du. Das hätte ich nie gedacht. Seit einiger Zeit…wenn ich dich sehe, dich berühre, dich in meiner Nähe spüre… habe ich dieses Gefühl… erst unterschwellig, dann immer deutlicher. So etwas habe ich noch nie zuvor gefühlt. Mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich an dich denke. Ich dachte, du bist nur eine gute Freundin, aber heute habe ich gemerkt, dass du die wichtigste Person in meinem Leben bist. Ich…kann dieses Gefühl weder beschreiben noch einordnen. Es tut mir Leid, dass ich dir das alles nicht mehr sagen kann, aber das wäre jetzt nicht fair. Werde glücklich, Alexis, und mach dir bitte keine Vorwürfe. Ich will, dass du glücklich wirst. Ich liebe dich, Lex.>

Er lächelte sie immer noch traurig an, während eine einzelne Träne über seine Wange rann und in den Sand tropfte. „Es tut mir Leid, Lex! Lebe wohl!“ Er schloss die Augen und spannte seine Armmuskeln noch einmal an. Er wollte wenigstens gleich sterben, ohne noch lange Schmerzen zu haben.

<NEIN! JADEN!>, schrie Alexis innerlich auf. Sie versuchte, ihren Körper zu bewegen, aber es funktionierte nicht. Sie musste untätig mit ansehen, wie Jaden das Schwert gegen sich selbst richtete. Ihr standen Tränen in den Augen, während sie versuchte, gegen die unsichtbaren Fesseln anzukämpfen, die sie gefangen hielten. <Nein, Jaden! Du darfst das nicht tun! Nein!> Dann spürte sie es plötzlich. Es war, als würde sie Jadens Herzschlag fühlen. Sie blickte an sich hinunter. Das Pektorale, das er ihr geschenkt hatte, schimmerte in einem matten Licht. Es kam ihr vor, als könnte sie Jaden direkt neben sich spüren und in sein innerstes blicken. <Du bist die wichtigste Person in meinem Leben>, hörte sie ihn flüstern. <Ich will, dass du glücklich wirst.> Sie bemerkte eine unbeschreibliche Wärme, die von ihm auszugehen schien. Es war, als würde er sie umarmen. Sie fühlte, wie sich ihr eigener Herzschlag beschleunigte und es kam ihr so vor, als läge ihm noch etwas auf dem Herzen, doch er schwieg. Die Wärme vertrieb langsam die Kälte, die sie gefangen hielt. <Ich liebe dich, Lex>, hörte sie ihn flüstern.

„Was macht der Idiot da?“ Nero war aufgesprungen und hielt das Geländer mit beiden Händen fest umklammert. Das lief gar nicht nach Plan! Er hatte Jaden doch um Gnade winseln hören wollen! Doch nun? Opferte sich dieser Schwachkopf wirklich für das Mädchen? Er kochte vor Wut.

Jaden wollte sich gerade das Schwert in die Brust rammen, als er plötzlich spürte, wie ihn jemand umarmte und dabei fast von den Füßen riss. Erschrocken öffnete er die Augen. „Nicht.“ Alexis Stimme war zittrig und es war kaum mehr als ein Flüstern gewesen, doch er hatte es gehört. Langsam ließ er das Schwert sinken, bis er es dann ganz fallen ließ und seine Arme um Alexis legte. Er drückte sie fest an sich. „Willkommen zurück, Lex“, flüsterte er gerade laut genug, dass sie ihn hören konnte. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. „Es tut mir so Leid. Ich konnte nichts machen.“ „Psst. Schon gut, Lex.“ Er strich ihr über die Haare. Es fühlte sich an, als würde ein riesiger Stein von seinem Herzen fallen.

Nero schäumte vor Wut, als er die beiden so sah. Wie hatte sich das Mädchen aus der Hypnose befreien können? Zornig wandte er sich Livius zu, der genauso geschockt aussah, wie er. Er packte ihn am Kragen. „Wie konnte das passieren?“, zischte er. „Ich…ich weiß es nicht, Herr!“ „Muss man denn hier alles selbst machen?“ Mit einer groben Bewegung stieß er Livius zurück in seinen Sitz und stand auf. „Die fünf Minuten sind um!“, rief er. „Wachen! Tötet sie!“

Ein Murmeln erhob sich in der Menge. Zuerst waren es vereinzelte Stimmen, doch dann schrieen immer mehr Leute nach Gnade. Neros Augen funkelten vor Zorn. Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Wie sollte er sich aus dieser Situation befreien?

„Also gut! Ihr habt große Tapferkeit gezeigt! Hiermit verleihe ich euch beiden die römische Staatsbürgerschaft! Leider ist diese schöne Stadt bedroht. Deshalb würde sich ganz Rom freuen, wenn ihr euer…einmaliges Talent und euren Mut in den Dienst des Kaiserreichs stellt und in den Legionen dient!“ Das Volk applaudierte ob dieser Ehrenbezeugung, während die Senatoren sich erst fragend ansahen und dann in den Applaus einfielen. Was konnten sie schon tun, wenn der Kaiser diesen Vorschlag für gut befand?

Alexis und Jaden schauten sich an. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie mussten ihre Freunde finden und nicht irgendwo in den Provinzen umherziehen und Krieg spielen! Aber was blieb ihnen anderes übrig? Sie konnten dem Kaiser schlecht wiedersprechen. Nachher überlegte er es sich noch ganz anders. Sie verließen die Arena durch ein weiteres Tor. Als sie in den Schatten traten, sahen sie schon Syrus, der auf sie zugelaufen kam. Er wirkte erleichtert. „So ein Glück! Ich habe schon gedacht, ich würde euch nie wieder sehen!“ „So schnell wirst du uns nicht los, Sy! Du weißt doch: Unkraut vergeht nicht!“ Jaden grinste, obwohl ihm eigentlich gar nicht danach zu Mute war. „Blödmann!“, erwiderte Syrus und dann lachten sie alle.

„Mama! Papa!“, erklangen da hinter ihnen aufgeregte Rufe. Sie wandten sich um und sahen Aliz, die ihnen zuwinkte und dann auf sie zurannte. Britannicus folgte ihr etwas langsamer. Er lächelte. „Ich bin froh, dass es euch gut geht!“ Er warf einen Blick in die Runde, wobei seine Augen einen Moment lang auf Jaden ruhten. Dann wandte er sich an Alexis. „Es tut mir Leid. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Livius…“ Er brach ab. „Das muss dir nicht Leid tun! Ich meine, ich hätte das auch nicht gedacht…“ „Trotzdem möchte ich euch heute Abend gerne zum Essen einladen. So weit ich erfahren habe, müsst ihr morgen früh schon aufbrechen. Und ich habe gute Nachrichten für euch! Einer meiner Kundschafter hat in Erfahrung gebracht, dass eine Gruppe von Fremden in Gallien gesichtet wurde! Sie sollen komische Sachen getragen haben. Und dann habe ich für heute Abend noch einen Überraschungsgast für euch!“ Er grinste sie an.

„Essen!“ Jaden blickte Alexis flehend an, die den Kopf hängen ließ. „Oh Mann, wenn es ums Essen geht, schaltet bei dir echt der Verstand ab, oder? Wir könnten im Palast Nero über den Weg laufen!“ Jaden verzog das Gesicht. Da hungerte er lieber ein paar Monate, als diesem Bastard einmal mehr als nötig zu begegnen.

„Keine Sorge, mein Stiefbruder wird heute Abend nicht im Palast sein. Er hat anderweitige Verpflichtungen“, erklärte Britannicus. „Lex?“ Jaden grinste, und auch die Obeliskin musste lächeln. „Na gut, wenn das so ist…“
 

Alexis starrte an die Decke. Sollte sie oder sollte sie nicht? Sie lag auf dem Bett in ihrem Zimmer und dachte über die vergangenen Stunden nach. Ihre Hand glitt zu dem Pektorale, das sie immer noch an ihrer Tunika trug. Sie war sich inzwischen fast sicher, dass sie es diesem kleinen Schmuckstück zu verdanken hatte, dass sie aus der Hypnose befreit worden war. Aber wie? Alles, was sie wusste war, dass die Ägypter in solchen kleinen Dingen oft Schutzzauber verarbeitet hatten. Aber Magie? Sie verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Sie lag hier mitten im Palast des Kaisers Nero! Und warum? Wegen einem Buch! Wie konnte sie da nicht an Magie glauben? Ein Traum konnte doch nicht so lange dauern! Und schon gar nicht so realistisch sein.

Hatte sie das wirklich gefühlt oder hatte sie sich das eingebildet? Waren das Jadens Gedanken gewesen? Sie wusste es nicht. Aber…sie hatte seinen Blick gesehen. So schaute man keine gute Freundin an… so…voller Wärme… und…Liebe? War es das gewesen? Sie drehte sich auf die Seite. Was sollte sie nur tun? Aber wenn sie nicht mit Jaden sprach, würde sie es nie wissen! Sie musste es einfach riskieren! Sie stand auf und ging aus dem Zimmer, auf dem Weg zu Jadens Raum.

Unschlüssig stand sie vor der Tür. Sie musste nur noch Klopfen! Ein dicker Kloß schien in ihrem Hals zu stecken. Sie würde keinen einzigen Ton hervorbringen! Zaghaft streckte sie die Hand aus. „Sy! Nun lass mich doch einfach mal damit in Ruhe!“, hörte sie plötzlich Jadens Stimme. Statt zu klopfen, ging sie näher an die Tür heran und lauschte.

Der Braunhaarige lief im Raum auf und ab, während Syrus ihn besorgt und belustigt zu gleich mit den Augen verfolgte. „Nun gib es doch wenigstens zu! Du bist total in Alexis verliebt!“ Alexis Herzschlag beschleunigte sich. Sie hielt den Atem an, um bloß kein Wort zu überhören. Was würde Jaden antworten?

„Bin ich nicht!“ „Und ob! Das sieht ein Blinder mit `nem Krückstock auf zehn Meter Entfernung!“ Der Türkishaarige grinste, als er merkte, dass sein Freund rot wurde. „Was weißt du denn schon, Sy?“ „Anscheinend eine ganze Menge mehr als du!“, gab er scharf zurück. „Immerhin habe ich die große Liebe meines Lebens getroffen und gleich wieder verloren!“ Er dachte an Mana, während seine Hand unauffällig in seine Jackentasche wanderte und das Stückchen Papyrus umklammerte, das sie ihm kurz vor ihrem Abschied gegeben hatte. Es war eine Zeichnung des schwarzen Magiermädchens, das allerdings dort noch etwas mehr Ähnlichkeit mit Mana selbst hatte. Er schluckte die bitteren Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen. Er wollte nicht mit seinem besten Freund streiten, sondern ihm endlich einen kleinen Anschub geben, um ihm zu helfen!

„Jaden, du erzählst mir doch immer, dass ich mich beim Duellieren auf mein Herz verlassen soll“, fing er noch einmal an. „Ich soll an mich selbst glauben, und auf meine Intuition vertrauen. Nein, unterbrich mich bitte nicht, sondern lass mich ausreden!“, setzte er noch hinzu, als er sah, wie Jaden etwas erwidern wollte. „Das sagst du mir doch immer! Also: Warum kannst du deine eigenen Worte nicht auch mal von diesem Spiel lösen und sie auf das wirkliche Leben übertragen? Verdammt noch mal! Du machst nicht nur dir, sondern auch Alexis das Leben unnötig schwer! Höre doch einmal auch auf dein Herz!“

„Du…verstehst das nicht, Sy.“ Jaden dreht seinem kleinen Freund den Rücken zu. „Was gibt es denn da zu verstehen?“ „Alexis…ist für mich…einer der wichtigsten…nein, DER wichtigste Mensch in meinem Leben, aber…“ Alexis traute ihren Ohren kaum. Ihr Herz raste. Konnte das wirklich sein? War das wirklich Jaden, der da sprach? Sie wollte nun doch endlich klopfen, aber etwas hielt sie zurück.

„Aber was?“, fragte Syrus etwas lauter, da Jaden bei seinen letzten Worten immer leiser geworden war. „…aber das…das einzige, was mir wirklich wichtig ist, ist das Duellieren und mein großer Traum, König der Spiele zu werden!“ „Sag mal, aber sonst geht es dir gut, oder? Wo ist denn da das Problem? Alexis hat bestimmt nichts dagegen, wenn du….“ „Darum geht es nicht. Sicher hätte Lex nichts dagegen, wenn ich weiter an meinem Traum festhalte, aber ich…kann das nicht!“ Er schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Er konnte Syrus und wahrscheinlich nicht mal sich selbst in die Augen schauen, als er fortfuhr. „Das ist mein großer Traum, der für mich immer über allen anderen Dingen stehen wird, auch über Lex. Aber dann ist das für mich keine Liebe! Darunter stelle ich mir nämlich vor, dass diese Person mir wichtiger ist als alles andere! Aber…wenn ich wählen müsste, ob ich einen Nachmittag mit Lex verbringe, oder mich mit Yugi Muto duelliere, würde ich das Duell wählen! Und das…könnte ich Lex nicht antun. Sie hat etwas besseres verdient. Deswegen kann ich niemals mit ihr zusammen sein, selbst wenn sie das auch wollte. Also noch einmal: Lex ist mir sehr wichtig, aber ich liebe sie nicht.“

Seine Kehle war wie zugeschnürt. Warum fühlte sich das alles so sonderbar falsch an? Er hatte seit dem Mittag so unzählige Male über die Situation nachgedacht und immer war er zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Alexis sollte glücklich werden, richtig glücklich und nicht an zweiter Stelle stehen. Das hatte sie nicht verdient und genau aus diesem Grund war er nicht der richtige für sie, auch wenn ein anderer Teil in ihm etwas anderes behauptete.

Alexis ließ den Kopf sinken. Sie spürte regelrecht, wie etwas tief in ihr zerbrach. Wie konnte das sein? Hatte sie sich so getäuscht? War das Duellieren Jaden wirklich so wichtig? Sie war ratlos. Er hatte anscheinend zugegeben, dass sie ihm wichtig war, aber er würde sie niemals lieben. Sie starrte auf den Boden. Plötzlich erschien ihr ihre ganze Umgebung kalt und unnahbar. Sie hätte traurig sein müssen, aber sie spürte nur eine gähnende Leere. <Das kann nicht sein!>, schrie es in ihr, doch ein anderer Teil hatte längst aufgegeben. Was hatte sie auch erwartet? Jaden blieb nun mal Jaden, ob nun an der Akademie oder hier. Sie schüttelte den Kopf. Wie hatte sie nur so dumm sein können zu glauben, dass er sie lieben könnte? Er, der nur seine Karten im Kopf hatte und zu keinen weitern Gefühlen fähig schien? Sie spürte, wie sich Verbitterung und Zorn in ihr breit machten. Sie wusste, dass das unfair war, aber sie konnte nichts dagegen tun. Ohne, dass sie es richtig merkte, lenkte sie ihre Schritte zurück zu ihrem Zimmer.

Syrus starrte Jaden einen Augenblick lang fassungslos an. „Idiot!“ „Warum das denn?“ “Weil du dich wie einer benimmst! Soll ich dir was sagen? Ich glaube, du hast einfach nur Angst!“ Der kleine Slyfer klang mehr als zornig, was Jaden nun doch endlich einmal dazu bewegte, sich umzudrehen. „Angst? Was soll das, Sy? Wovor soll ich denn bitte Angst haben?“ Er setzte ein selbstsicheres Grinsen auf, das eigentlich gar nicht zu dem passte, was er fühlte: Ein heilloses Chaos von miteinander kämpfenden Gefühlen. „Du hast Angst davor, dass du dich veränderst. Aber soll ich dir mal was sagen? Wir alle verändern uns! Das gehört zum Leben dazu! Und diese Veränderungen machen uns erst zu dem, was wir sind! Sicher gehen sie langsam voran, so dass man sie zuerst nicht merkt, aber dann spürt man es plötzlich, hier drinnen!“ Er deutete auf sein Herz. „Klar, ist im ersten Moment ist man verunsichert, aber das ist doch ganz normal!“ „Ich habe keine Angst!“, erwiderte der Braunhaarige trotzig. „Oh doch! Die ganze Zeit über hast du ein großes Ziel vor dir und meinst, alles dafür tun zu können, um es auch zu erreichen und dann merkst du plötzlich, dass es andere Dinge gibt, die dir genauso wichtig sind, dir aber mit der Zeit immer wichtiger werden! Du kannst doch nicht dein ganzes Leben lang einem Kartenspiel mehr Bedeutung beimessen als den Menschen in deiner Umgebung, als deinen Gefühlen!“

„Hör auf, hier so blöd rumzulabern, Sy! Es reicht!“ „Nein, es reicht nicht, wenn du immer noch nicht begreifen willst! „ „Aber ich….“ „Nein, du hörst mir jetzt mal zu! Die ganze Zeit über warst du für mich da, hast mir geholfen und mich aufgebaut. Jetzt bin ich mal dran, dir zu helfen.“ Jaden war viel zu perplex wegen dem scharfen Ton des Türkishaarigen. Er konnte gar nicht mehr protestieren, sonder hörte ihm schweigend zu. „Würdest du etwa für eine Karte dein Leben opfern?“ Jaden schüttelte zögernd den Kopf. „Dann für ein Duell mit Yugi?“ Wieder ein Kopfschütteln. „Siehst du! Aber für Lex hast du schon mehrmals dein Leben aufs Spiel gesetzt! Nun erzähl mir noch einmal, dass sie dir nicht wichtiger ist!“ „Aber das ist doch was ganz anderes!“

„Du bist echt stur, Jaden! Okay, noch anders… Schließe die Augen! … So und jetzt denke an Lex! Und jetzt sag mir, was du fühlst!“ „Freundschaft“, kam prompt die Antwort. „So? Ist das wirklich das Gleiche, was du auch für Chazz, Bastion und mich übrig hast, ja?“ Jaden schwieg. Was sollte er auch dazu sagen? Sicher war das nicht das Gleiche, auch wenn es das vielleicht hätte sein sollen. Gab es Unterschiede zwischen Freundschaften? „Und? Könntest du das, was du vorhing gesagt hast wiederholen, und mir dabei in die Augen sehen? Oder noch besser: Könntest du dir selbst in die Augen schauen? Wenn du das nicht kannst, hast du gelogen!“ Syrus ging in Richtung Tür, drehte sich dann jedoch noch einmal um. „Na, Lust auf eine Runde Duellmonsters?“ Der Braunhaarige starrte den kleineren geschlagene zehn Sekunden verständnislos an. „Wie kommst du denn jetzt darauf? Meinst du, ich habe jetzt Lust, mich zu duellieren?!“ Syrus grinste und verließ das Zimmer mit den Worten: „Denk mal darüber nach!“ Er ließ einen total verwirrten Jaden zurück.
 

Tja, das wars schon wieder mal von mir^^ Beim nächsten Mal dürft ihr dann lesen, was so dabei herauskommt, wenn man einen total verwirrten Jaden alleine zurücklässt XD

Bis dann!

Heal

Eure Asu

PS: Die Kommis bitte nicht vergessen!! *sich ganz doll drauf freu*

PPS: Demnächst werde ich auch das erste Kap von „Duellakademie 2“ hochladen^^ Würde mich freuen, wenn ihr das auch lesen würdet^^

Freundschaft, nichts weiter

So, wie versprochen hab ich mich etwas beeilt^^ Vielen Dank noch mal an die lieben Kommi-Schreiber! Für euch lohnt es sich wirklich, die Story zu Ende zu schreiben!

Also viel Spaß beim Lesen! Und auch diesmal das Kommentar nicht vergessen, ja? *lieb guck*

Heal

Eure Asuka
 

Freundschaft, nichts weiter
 

<Was soll das?> Jaden dachte an den Kampf zurück. Er hatte sich gefühlt, als wollte jemand ihm das Herz bei lebendigem Leibe herausreißen, als er begriffen hatte, dass entweder er oder Alexis sterben sollten. Umso mehr hatte es ihn erstaunt, wie leicht es ihm gefallen war, zu entscheiden sein Leben für Alexis zu opfern. Das einzige, was in diesem Moment für ihn gezählt hatte, war der Gedanke gewesen, dass Lex frei und glücklich sein sollte. Ging das über normale Freundschaft hinaus? Eigentlich wusste er, wie die Antwort lautete. Ja. In Gedanken tauchte Alexis lächelndes Gesicht vor ihm auf und er merkte, wie sich eine wohlige Wärme in ihm ausbreitete. Sein Herz klopfte. War das Liebe?

War das, was er in der Arena gedacht und gefühlt hatte, vielleicht die Wahrheit gewesen und nicht nur eine Übertreibung, hervorgerufen durch die extreme Situation? War es wirklich Angst? Konnte er sich nur nicht eingestehen, dass Lex ihm wichtiger war als Duellmonsters? Er wusste, dass Chazz vor einiger Zeit fast das Duellieren für Alexis aufgegeben hätte und damals hatte er sich gefragt, wie er das nur hatte tun wollen. Es war für ihn unverständlich gewesen, aber nun… Es würde ihm denkbar schwer fallen, aber… <Was fühlst du, wenn du an Alexis denkst?>, kamen ihm Syrus Worte in den Sinn. Er zögerte. <Kannst du dir selbst dabei in die Augen blicken?> <Nein, Sy. Ich dachte, ich könnte es und vor einer Weile wäre das wahrscheinlich auch so gewesen, aber jetzt kann ich es nicht mehr. Ich glaube, du hattest Recht. Ich habe Angst, weil ich nicht weiß, was ich auf diese Frage antworten soll. Es ist… ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, kenne keine Worte, die es treffen. Ich kannte es früher nicht, aber du hast wohl Recht, Sy. Ich darf nicht an der Vergangenheit festhalten, sondern muss mich den Veränderungen stellen. Die Entwicklung macht uns zu dem, was wir sind, zu Lebewesen.> Er lächelte. <Syrus hatte Recht. Ich…habe mich wohl wirklich in Lex verliebt.>

Der Abend war schneller gekommen, als Alexis gehofft hatte. Sie warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Sie sah verweint aus und hatte Kopfschmerzen. Kein Wunder, so viele Tränen, wie sie vergossen hatte. Was sollte das? Was hatte sie denn erwartet? Die Blondhaarige schüttelte den Kopf. Nein, sie durfte nicht schon wieder daran denken. Sie musste sich damit abfinden. Sie musste Jaden aus ihrem Kopf verbannen – für immer, sonst würde sie sich selbst nur immer wieder weh tun. Entschlossen drehte sie sich um und verließ das Zimmer.

Schweigend saßen sie an der gedeckten Tafel. Es herrschte gedrückte Stimmung. Syrus blickte immer von Jaden zu Alexis und wieder zurück. Britannicus wusste nicht, was er sagen sollte. Alexis wiederum tat so, als wäre sie wahnsinnig intensiv mit ihrem essen beschäftigt, das sie jedoch eigentlich nur von einer Seite der Schüssel zur anderen schob, wobei sie es unter allen Umständen vermied, zu Jaden hinüberzusehen. Der Braunhaarige wiederum hatte Mühe, seinen Blick überhaupt einmal von Alexis zu lösen. Immer wieder drifteten seine Gedanken ab und er ertappte sich dabei, Alexis einfach nur anzustarren. Aliz war zum Glück nicht dabei. Sie hatte es vorgezogen, längst überflüssigen Schlaf nachzuholen. Nach etwa einer halben Stunde, die allen Anwesenden wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen war, räusperte sich Britannicus schließlich.

„Ich denke, es ist Zeit für meine kleine Überraschung.“ Er gab einem der Diener ein Zeichen und dieser verschwand im Nebenraum. Kurz darauf kam er in Begleitung einer weiteren Person zurück. „Chazz!“, rief Syrus erstaunt aus. Alexis hob den Blick und starrte auf die Person neben Britannicus. Tatsächlich! Es war Chazz. Jaden sagte zur Überraschung aller gar nichts. „Was ist das denn hier für eine Trauerfeier? Hat die Niete mal verloren?“ Chazz grinste fies und erwartete anscheinend eine ebenso provozierende Antwort, doch die blieb aus. „Hallo? Freut ihr euch denn gar nicht, den guten Chazz zu sehen?“ „Doch, natürlich.“ Alexis zwang sich zu einem Lächeln, warf dabei jedoch einen traurigen Blick in Richtung Jaden, der dem Schwarzhaarigen nicht verborgen blieb. <Was ist denn hier los?>

Schon nach kurzer Zeit erhob sich Alexis mit der Ausrede, sie sei müde. Sie verließ den Raum und lehnte sich von draußen gegen die Wand. Sie atmete tief durch. Wie sollte das nur weitergehen? Sie wusste, dass sie nicht so tun konnte, als wäre nichts passiert, aber wie sollte sie ihr Benehmen erklären? Sie zuckte zusammen, als sie hörte, wie sich die Tür ein weiteres Mal öffnete. Jemand trat zu ihr. „Was ist los, Alexis?“ Sie hob den Kopf und sah Chazz an. „Nichts.“ „Das kannst du deiner Großmutter erzählen! Ich habe doch Augen im Kopf!“ „Schön für dich.“ Sie wandte sich ab und wollte gehen, doch Chazz hielt sie zurück. „Alexis. Ich sehe doch, dass dich etwas beschäftigt.“ Sie kämpfte einen Augenblick lang mit sich. Was sollte sie tun? Von Chazz konnte sie keine Hilfe erwarten, oder doch?

„Chazz…? Kann ich…dich um etwas bitten?“ Sie wagte nicht, sich zu ihm umzudrehen. Was sie gleich verlangen würde, war einfach zu viel. „Warum denn mich? Frag doch deine Niete oder den Zwerg!“ Er wusste selbst, dass der Ton, den er angeschlagen hatte, verletzend klingen musste, aber das war die einzige Möglichkeit, seinen Stolz zu überwinden. „Das würde ich ja gerne, aber…Syrus würde nicht lange dicht halten und Jaden….nun ja, ich kann nicht…es geht um ihn.“ Chazz seufzte. „Alexis, ich glaube wirklich nicht, dass ich der richtige…“ „Aber..“ Sie wandte sich um und hatte Tränen in den Augen, was Chazz mehr berührte, als er gedacht hätte. „Du bist der Einzige, der mir helfen kann!“, rief sie verzweifelt. „Aber…“ „Bitte!“ Einen Moment lang herrschte Stille auf dem Flur. Alexis vergrub die Finger in ihrer Tunika. Sie hätte Chazz da nicht mit reinziehen dürfen, das war ihr klar, aber was sollte sie sonst machen? Sie wusste nicht mehr weiter.

Schließlich nickte der Schwarzhaarige bedächtig. „Gut. Also: Was ist passiert?“ Alexis berichtete ihm kurz von den Ereignissen und er hörte schweigend zu. Schon nach kurzer Zeit wurde ihm klar, dass er endgültig verloren hatte. Alexis liebte Jaden wirklich. Er hatte es eigentlich immer gewusst und nur verleugnet, aber nun war es nicht mehr zu überhören. Was ihn aber noch mehr überraschte war, dass es ihm nicht so viel ausmachte, wie er gedacht hatte. Es war eher sein Stolz, der verletzt war. Was ihn viel mehr bedrückte war, Alexis so zu sehen. „Du willst einen Rat? Vergiss diese Niete! Der wird sich nie ändern und dich nur unglücklich machen!“, meinte er schließlich in ernstem Tonfall, ohne jeglichen Anflug von Spott oder Sarkasmus in der Stimme. „Das kann ich nicht. Außerdem…ich weiß, es hört sich bescheuert an, aber…ich bin mir sicher, dass ich das gefühlt habe, was er fühlt. Und das war keine bloße Freundschaft! Bitte! Ich glaube das nicht!“

„Alexis, es bringt aber auch nichts, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen.“ Er sah sie ernst an. „Ich weiß, aber könntest du mir nicht trotzdem helfen?“ „Ich weiß nicht, ob es etwas bringen wird, aber…“ Er musterte sie einen Moment lang kritisch, „…wenn es dir dann besser geht. Okay.“ „Danke!“ Sie lächelte ihn an.
 

Die Sonne war kaum aufgegangen, als die Studenten und Aliz aufbrachen. Sie hatten von Britannicus Pferde erhalten und sollten ein Stück alleine Reisen, bevor sie sich dann in Gallien, um genauer zu sein in Lutetia, mit einer römischen Legion treffen sollten, die sie dann mit nach Britannien nehmen sollte, wo sie in die äußeren Grenzgebiete des Reiches vordringen sollten.

Die ersten Tage der Reise verliefen relativ ereignislos. Die Gruppe sprach kaum miteinander. Jeder spürte die Spannung zwischen Alexis und Jaden, doch keiner wollte darüber reden. Die einzige, die sich nicht um irgendetwas scherte, war Aliz, die munter drauflos plapperte.

„Kannst du nicht einmal die Klappe halten?“ Chazz warf der Kleinen böse Blicke zu. „Wir sind jetzt fast fünf Wochen unterwegs und haben Gallien bald erreicht, aber langsam halte ich das nicht mehr aus! Sei doch einfach mal still!“, rief der Schwarzhaarige genervt. „Lass mich doch einfach! Du hättest ja auch in Rom bleiben können! Dich würde hier eh keiner vermissen!“, gab sie zurück, während sie sich im Sattel hinter Jaden, der sich erst gar nicht in die immer wieder aufkeimenden Streiterein zwischen den beiden einmischte, umdrehte. „Aliz! Jetzt ist aber gut! Natürlich würden wir Chazz vermissen!“, meinte Alexis und lenkte ihr Reittier neben Chazz. Aliz starrte sie verblüfft an. <Seit wann ergreift Alexis in solchen Streitereien denn Partei für Chazz?> Auch Jaden warf einen Blick über die Schulter und musterte seine beiden Freunde kritisch. <Was ist denn da los?>

Alexis warf Chazz einen Blick zu, den dieser mit einem leichten Nicken beantwortete. Dann griff die Blondhaarige nach seiner Hand. „Aliz, Chazz und ich sind jetzt ein Paar und ich will nicht, dass du meinen Freund beleidigst, ja?“, erklärte sie in einem so ruhigen und natürlichen Tonfall wie möglich. Ihr Herz klopfte, während ihre Augen auf Jaden ruhten. Wie würde er reagieren? Vielleicht würde er eifersüchtig werden und dann endlich sagen, was er wirklich fühlte.

Jaden saß da wie versteinert. Hatte er sich auch nicht verhört? Chazz und Alexis ein Paar? Sein Herz fühlte sich an, als würde es in tausend Stücke zerspringen. Er starrte mit leerem Blick vor sich hin. Warum tat das so weh? Er schluckte schwer und biss sich auf die Lippe, bis er blut schmeckte. Er durfte sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn das traf. Das wäre unfair Alexis gegenüber. Sie hatte sich entschieden und sollte glücklich werden, außerdem würde es ihre Freundschaft belasten, wenn er ihr jetzt sagte, was er fühlte.

Als es dunkel wurde, hielten sie an. Syrus holte eine Landkarte aus seinem Rucksack. „Schaut mal. Wir sind jetzt hier, in der Nähe von Alesia, also schon in Gallien. Und hier…“, er fuhr mit dem Finger über die Karte und blieb ein wenig nördlich von ihrem jetzigen Aufenthaltsort entfernt stehen, „…hier haben die Kundschafter die Fremden gesehen.“ „Gut. Dann werden wir ab morgen das Gebiet hier in der Nähe genauer unter die Lupe nehmen und nach unseren Freunden suchen“, schlug Jaden vor und die anderen nickten zustimmend. „Wir sollten ein Feuer machen, findet ihr nicht? Das hält dann wenigstens die wilden Tiere fern“, meinte Chazz. „Jaden und ich suchen das Feuerholz und ihr anderen probiert am besten, irgendeinen Unterstand zu bauen. Es sieht nach Regen aus.“ Der Schwarzhaarige deutete auf die dunklen Wolken, die den Himmel bedeckten. Alexis trat auf ihn zu und legte ihre Arme um ihn. „Bleib nicht zu lange weg, ja?“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihre Gesicht näherte sich dem von Chazz. Abrupt wandte sich Jaden ab. Das konnte und wollte er sich nicht ansehen. Allein der Gedanke schien unerträglich zu sein. Alexis beobachtete Jaden aus den Augenwinkeln. Sie stoppte die Bewegung, als sie sah, wie er davonging. Was brachte dieses Theater, wenn er nicht einmal hinsah! Bedeutete das vielleicht, dass es ihn doch nicht ganz kalt ließ? Sie hoffte es.

Jaden stapfte vor Chazz durch den Wald. Er hatte schon einen ganzen Arm voll Zweigen gesammelt und brauchte eigentlich keine mehr, doch er genoss die Stille um sich herum und wollte nicht zum Lager zurück. Er konnte immer noch nicht fassen, dass Chazz und Alexis jetzt zusammen waren. Er fühlte sich schrecklich. Außerdem war da noch etwas, was er schlecht in Worte fassen konnte. Zum einen verspürte er eine Art Traurigkeit, zum anderen wollte er nur zu gerne mit Chazz tauschen und ein anderer Teil in ihm sagte, dass es gut war, wenn Alexis glücklich war. Aber er konnte es kaum aushalten! War er etwa eifersüchtig? Er verdrängte den Gedanken. Jetzt war es eh zu spät. Er war selbst Schuld. Er hätte Alexis ja auch früher von seinen Gefühlen für sie erzählen können, aber nun…sollte Alexis glücklich werden, auch wenn es ihm schwer fiel. Sein Entschluss stand fest.

„Jaden? Warte mal kurz!“, ertönte plötzlich Chazz Stimme hinter ihm. Überrascht fuhr der Braunhaarige herum. Chazz hatte ihn ein Mal nicht mit „Loser“ oder „Niete“ angeredet. Er musste etwas wichtiges zu sagen haben. „Sag mal, was empfindest du für Alexis?“ „Hm? Wie kommst du denn jetzt da drauf?“ Er grinste nervös. Was sollte er denn jetzt sagen? Die Wahrheit? Ausgeschlossen!

„Freundschaft, nichts weiter“, log er. „Und da bist du ganz sicher?“ „Ja, natürlich! Und ich finde das echt schön für euch, dass ihr jetzt zusammen seid! Hauptsache, Lex ist glücklich!“ <Und das ist wahrscheinlich das Beste für sie. Chazz würde ohne jeden Kompromiss alles für sie tun.> Alexis würde glücklich werden und das war das Wichtigste. „Ja, na sicher! Und morgen ist Weihnachten!“ Chazz schüttelte resignierend den Kopf. „Echt?“ „Nein, du Volltrottel! Aber du bist wirklich kein ganz kleines bisschen eifersüchtig?“ „Nein! Wie kommst du denn auf die Idee? Ihr könnt von mir aus machen, was ihr wollt! Das ist mir völlig gleichgültig!“ Er lachte und wandte sich ab. Sein Blick wurde traurig. Das war alles so kompliziert! Er konnte doch jetzt nicht sagen, was er wirklich fühlte! Chazz würde ihm Alexis kaum freiwillig überlassen.

Alexis senkte den Kopf. Sie stand im Schatten eines großen Baumes und beobachtete die beiden schweigend. Sie hatte sich also doch getäuscht. Jaden empfand nichts, rein gar nichts für sie, was über Freundschaf hinaus ging. Eine Träne kullerte über ihre Wange. Hatte sie sich das alles wirklich nur eingebildet? Wie konnte das Leben nur so unfair sein?! Sie ballte die Hände zu Fäusten. Warum konnte dieser Idiot auch nichts anderes im Kopf haben, als seine Karten? Sie biss die Zähne zusammen, um den Zorn niederzukämpfen, der sich in ihr breit machen wollte. Sie wusste, dass das nicht gerecht war, aber was sollte sie tun? Sie konnte Jaden schlecht dafür verantwortlich machen, dass er nicht das für sie empfand, was sie fühlte. Sie musste sich damit abfinden.
 

Ob man sich mit so etwas einfach „abfinden“ kann? Man vielleicht, Alexis nicht. Im nächsten Kapitel gibt es dann…wie soll ich sagen…ein Gespräch XD

Bis dann!

Heal

Eure Asuka

Das Seelenmedaillon

So, hier kommt mal wieder ein neues Kapitel^^ Ich hoffe es gefällt euch. Und um es schon mal vorauszunehmen: ja, ich weiß, ich bin fies xP

Trotzdem viel Spaß beim Lesen!

Eure Asuka
 

Das Seelenmedaillon
 

Am nächsten Tag brachen sie früh auf. Sie ritten etwa zwei Stunden, bis sie an eine Gabelung kamen, die zu zwei größeren Dörfern der Gegend führte. „Ich würde vorschlagen, wir teilen uns hier auf und fragen in beiden Dörfern nach unseren Freunden. So haben wir größere Chancen auf Erfolg. Wir können uns ja dann heute Abend hier wieder treffen“, meinte Jaden. Syrus und Chazz nickten zustimmend. „Also. Lex und ich suchen im östlichen Dorf, Syrus, Chazz und Aliz im anderen, ja?“ Wieder ein zustimmendes Nicken von den beiden anderen. „Ach? Und wie kommst du auf die Idee, dass du das entscheiden kannst?“, fragte Alexis trotzig. Sie hatte absolut keine Lust, den ganzen Tag mit Jaden alleine zu sein. „Ich weiß nicht, aber das ist doch nicht schlimm, oder?“ Der Braunhaarige grinste sie an. „Nein, aber es nervt! Ständig meinst du, alles alleine machen zu können! Und dann manövrierst du uns alle in schwierige Situationen!“ Der Braunhaarige wollte protestieren, doch Alexis fuhr ungerührt fort. „Das sieht man doch an deinem Duell gegen Bakura! Dir war es völlig egal, was aus uns wird, Hauptsache du!“ „Nun hör aber mal auf! Wie hättest du denn gegen die ganzen Soldaten antreten wollen? Außerdem hatte Bakura ja wohl alle Trümpfe in der Hand! Wir hatten also gar keine andere Möglichkeit!“ „Keine andere Möglichkeit, als ihm noch einen Trumpf in Form deiner Seele in die Hand zu geben, ja?“ Alexis wusste, dass die Vorwürfe, die sie Jaden machte, ungerecht waren, doch sie hatte das Gefühl, sich einfach irgendwie abreagieren zu müssen.

Syrus, Chazz und Aliz starrten ihre beiden Freunde schweigend an und verfolgten den Streit. „Hab ich was verpasst?“, raunte Chazz Syrus zu, der aber nur fassungslos den Kopf schüttelte. Das sah beiden gar nicht ähnlich, einfach so einen Streit anzufangen.

„Was ist denn in dich gefahren? So zickig kenn ich dich gar nicht, Lex!“ „Ich bin nicht zickig! Ich habe dich nur etwas gefragt!“ „Ach! Ich glaube, dann habe ich die Frage zwischen den ganzen Vorwürfen überhört!“ „Stimmt, ich vergaß ja, dass du nicht besonders gerne zuhörst!“ „Jetzt reicht es aber! Glaubst du echt, das ist der beste Moment zum Streiten?“ „Fällt dir dazu nichts mehr ein, ja? Sicher, da ist es natürlich besser, vom Thema abzulenken!“ „Na wenn du willst! Dann teile du doch die Gruppen ein! Ist mir doch egal! Von mir aus kannst du ruhig mit deinem Chazz zusammen nach unseren Freunden suchen – solange ihr das Suchen nicht vergesst, während ihr mit euch beschäftigt seid!“, erwiderte Jaden patzig. „Ja, das ist auch wieder so typisch! Da läuft mal etwas nicht so, wie es soll und schon ist es dir egal! Bloß nicht diskutieren müssen und sich Gedanken machen!“ Sie drehte sich abrupt um. Was sollte das? Dieser Streit war doch total überflüssig gewesen! Warum hatte sie ihn einfach so heraufbeschworen und Jaden so unfaire Dinge an den Kopf geworfen? Etwa nur, weil sie verletzt war? Weil er ihre Gefühle nicht erwiderte? Hoffentlich hatte sie jetzt nicht ihre Freundschaft aufs Spiel gesetzt.

Sie lenkte ihr Pferd in die eine Richtung. Chazz zuckte mit den Schultern und folgte ihr, während Syrus, Jaden und Aliz zurück blieben. Jaden starrte Alexis verständnislos nach. „Was war das denn eben?“, warf er die Frage in die Runde. „Ich habe keine Ahnung“, antwortete Syrus wahrheitsgemäß. So kannten sie Alexis beide nicht. Sie warteten noch ein paar Minuten, bis sie sich in den Weg in das andere Dorf machten.

Sie befragten fast alle Dorfbewohner nach Fremden, die ähnliche Sachen trugen wie sie, doch sie ernteten oft nur misstrauische Blicke. Die Leute hier mochten wohl keine Fremden, die neugierige Fragen stellten. Während sie unterwegs waren, bewölkte sich der Himmel mehr und mehr. Dicke graue Sturmwolken zogen auf. Es würde bald anfangen zu regnen. Schließlich kamen sie ans Ende des Dorfes. „Meinst du, das hat hier überhaupt noch einen Sinn? Vielleicht sollten wir besser zurück? Es wird bestimmt bald dunkel“, meinte Syrus. Jaden nickte traurig. Zum einen war er unzufrieden, weil sie Bastion, Atticus und Zane nicht gefunden hatten, zum anderen wollte er nicht auf Alexis treffen. Ihr Streit machte ihm mehr zu schaffen, als er zugeben wollte.

Als sie zurückkamen, warteten Alexis und Chazz schon auf sie, aber sie waren nicht allein. Neben ihnen standen drei weitere Personen. „Jaden! Schau mal! Da sind sie!“, rief Syrus aufgeregt und ließ sein Pferd in einen schnelleren Gang fallen. Als er die Gruppe erreicht hatte, glitt er sofort von dem Tier und lief zu Zane und den anderen. „Da seid ihr ja! Bin ich froh, euch zu sehen! Ihr glaubt gar nicht, was alles passiert ist!“ „Doch, Syrus. Wir haben die ganze Geschichte schon gehört“, erwiderte Zane mit einem kurzen Lächeln. Auch er freute sich, seinen Bruder endlich wieder zu sehen. Er hatte sich Sorgen gemacht. Der Türkishaarige blinzelte einige Tränen weg und grinste. „Dann können wir ja jetzt endlich weiter!“ Er zog das Buch aus seinem Rucksack und schlug eine der letzten Seiten auf. „Hier steht es.“

„Alexis?“ Die Angesprochene drehte sich um und erblickte Jaden. Er schaute etwas verlegen zur Seite. „Ich glaube, wir müssen mal miteinander reden“, erklärte er stockend. Sie nickte und die beiden gingen ein Stück abseits. Schweigend standen sie sich gegenüber. „Weißt du, Lex, ich…ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich wollte mich heute morgen nicht mit dir streiten, aber ich fand die Vorwürfe, die du mir gemacht hast, einfach unfair! Ich meine, du musst doch zugeben, dass wir uns nicht immer so aufteilen können, dass du und Chazz… zusammen gehen könnt.“ Er sah sie hilfesuchend an.

<Darum geht es also. Er will sagen, dass er keine Lust hat, darauf Rücksicht zu nehmen. Und ich habe schon gedacht, er würde mir vielleicht doch etwas anderes sagen wollen.> „Ach? Jetzt bin ich Schuld oder was?“ Ihr taten die Worte Leid, sobald sie sie ausgesprochen hatte. „Natürlich! Ich wollte nicht unbedingt mit Chazz gehen!“, erwiderte der Braunhaarige heftig gestikulierend. „Mann, du kapierst aber auch gar nichts!“, fuhr sie ihn an. „Dann erkläre es mir doch!“ „Wozu? Ist doch reine Zeitverschwendung!“ „Ich will aber verstehen, was mit dir los ist! So kenn ich dich gar nicht, Lex! Das bist nicht du!“ Er trat einen Schritt auf sie zu und wollte ihr eine Hand auf die Schulter legen, doch sie schlug sie weg. „Lass mich!“ Er schaute sie verständnislos an.

„Woher willst du denn wissen, wie ich bin? Meine Gefühle sind dir doch total egal!“, schrie Alexis Jaden an. „D-das stimmt doch gar nicht! Wie kommst du denn auf diesen Mist?“ „Ganz einfach: Dir war es völlig gleichgültig, was ich gesagt habe. Der Herr musste sich ja unbedingt mit Bakura duellieren!“ „Was fängst du denn ständig damit an? Mein Gott! Ist doch alles noch mal gut gegangen!“ „Du willst es nicht verstehen, oder? Wir sind in einer Ausnahmesituation! Da müssen wir als Gruppe zusammenhalten und entscheiden. Es geht nicht, dass einer immer einfach das macht, was er will! Und schon gar nicht in so gefährlichen Situationen!“ „Ach, aber Zane darf das, ja? Vertraust du ihm etwa mehr als mir? Chazz hätte das bestimmt auch gedurft. Den liebst du ja schließlich, also vertraust du ihm auch!“ Der junge Slyfer ballte die Hände zu Fäusten. Warum hatte er das gesagt? Er war doch sonst nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen! Aber jetzt…jetzt fühlte er sich so…verwundbar, so verletzlich.
 

„Schaut mal. Hier steht es!“ Syrus deutete auf einen Absatz auf einer sonst leeren Seite. „Das ist Latein, oder?“ Bastion beugte sich über die Schulter des Türkishaarigen, um die Schrift besser lesen zu können. „Übersetzt heißt das in etwa: Zusammen, hinter der Grenze, zur Geburt des Mondes.“ Die Studenten sahen sich einen Moment lang ratlos an, bis Bastion einen Zettel und einen Stift aus seiner Tasche holte und ein paar Formeln aufschrieb. „Was machst du da?“, fragte Zane schließlich nach einer Weile. „Ich berechne die Umlaufgeschwindigkeiten von Erde und Mond. Und dann…“, überlegte er einen Augenblick und schrieb dann weiter. „Und dann?“, hakte diesmal Chazz nach. „Dann haben wir es!“ Bastion grinste seine Freunde an. „Kann mich mal bitte jemand aufklären?“ Syrus schaute die anderen fragend an, erntete aber nur einen abschätzenden Blick von Bastion. „Nein, ich glaube damit warten wir noch bis wir wieder an der Akademie sind. Aber nun zu unserem Rückfahrschein nach Hause! Ich glaube, der Text soll einfach nur sagen, dass wir alle zusammen außerhalb Roms sein müssen und zwar dann, wenn der Neumond aufgeht. Und das dürfte in ein paar Augenblicken der Fall sein!“ Er grinste die anderen an und deutete auf seinen Zettel. „Was? Du hast das jetzt eben ausgerechnet? Gib mal her!“ Chazz riss Bastion den Zettel aus der Hand und überflog die Zeilen. „Ja…ähm…klar, das hätte ich natürlich auch ohne Weiteres hinbekommen!“ Bastions Grinsen wurde noch breiter. „Na klar hättest du das!“
 

„Volltrottel!“, schrie Alexis. Das Klatschen der Ohrfeige, die sie Jaden gegeben hatte, hallte durch die Stille. Ein paar Vögel flogen auf und ganz entfernt konnte man den Donner eines nahenden Gewitters hören. Erstaunt riss er die Augen auf und hielt sich die Wange.

„Du verdammter Vollidiot…“, flüsterte die Blondhaarige. Tränen standen ihr in den Augen. „Wie kommst du nur auf so was? Natürlich vertraue ich dir, aber ich…hab mir Sorgen gemacht! Furchtbare Sorgen! Ich habe mir um dich Idioten mehr Sorgen gemacht, als ich mir jemals um irgendjemand anderen machen könnte!“ Ein Tropfen fiel auf die Erde vor ihnen. Dann wurden es mehrere und schließlich regnete es in Strömen, doch den beiden war es egal. „Ich wolle selbst gegen Bakura antreten, weil ich deine Seele um jeden Preis wiederhaben oder selbst sterben wollte, aber das ist dir ja anscheinend auch egal!“

Es herrschte eisiges Schweigen. Nur das Prasseln der Regentropfen auf den Blättern war zu hören. „Lex… ich…es tut mir Leid. Ich…hätte das nicht sagen dürfen.“ „Das fällt dir aber früh ein!“ „Ich weiß auch nicht, Lex. Irgendwie hat sich etwas verändert, aber ich will, dass wir trotzdem Freunde bleiben.“ „Freunde! Freunde! Immer nur Freunde! Soll ich dir mal was sagen? Ich kann es nicht mehr hören! Entweder du sprichst von deinen Karten oder von Freunden! Aber ich weiß nicht, ob ich das kann! Ich…will mehr als Freundschaft, aber…das ist wohl nicht möglich.“ Die Tränen kullerten nun endgültig über ihre Wangen und vermischten sich mit den Regentropfen.

„Wie…meinst du das?“ Jadens Herzschlag beschleunigte sich. Sollte das heißen…? „Na so, wie ich es gesagt habe! Ich liebe dich, du Idiot, aber du willst das ja nicht begreifen! Bist du überhaupt zu so einem Gefühl fähig?“, fuhr sie ihn unter Tränen an. „Lex…“ Jadens Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich glaube, ich muss…dir… was gestehen.“ „Nein, ich will es gar nicht hören! Ich will nicht hören, dass du sagst, dass wir Freunde bleiben sollen, dass ich dir wichtig bin, du aber deine Karten an erster Stelle siehst! Das hast du schon gesagt. Ja, ich habe alles gehört, was du mit Syrus besprochen hast und jetzt…sollten wir wieder zu den anderen gehen.“ Sie wandte sich ab und ging mit schnellen Schritten auf die anderen zu. Jaden stand wie versteinert. <Lex liebt mich!>, hämmerte diese eine Feststellung immer in seinem Kopf. „Warte Lex! Es ist…wichtig!“, rief er hinter ihr her. Endlich konnte er sich aus seiner Erstarrung lösen. Er rannte hinter ihr her. Er musste es ihr einfach sagen! Jetzt oder nie! Vielleicht würde er nie wieder so eine Chance bekommen! <Ich liebe dich doch auch, Alexis!> Er hatte sie fast erreicht, als plötzlich alles um sie herum grün leuchtete. Verwundert blieben die beiden Studenten stehen und sahen sich um. Der Regen schien in Zeitlupe zu fallen. Man konnte jeden einzelnen Tropfen beobachten. Dann merkte Jaden, wie das Gesetz der Schwerkraft aufgehoben wurde. Seine Füße lösten sich vom Boden und sie wurden in die Luft gehoben. <Nein! Nicht jetzt! Ich muss Lex doch noch was sagen!> „Lex! Warte! Ich muss dir unbedingt noch was sagen!“, schrie er verzweifelt. Die Blondhaarige wandte den Kopf in seine Richtung, schaute dann jedoch wieder weg. Sie war tief verletzt.

Es herrschte nun völlige Stille. Die Studenten schwebten alle in der Luft, die Regentropfen mit ihnen, doch dann fingen diese an, eine Art Wirbel um sie zu bilden. Auch die Studenten wurden mitgerissen.

Der Papyrusfetzen glitt aus Syrus Tasche. „Nein!“ Der Türkishaarige schrie auf, doch seine Worte wurden vom Geräusch des Wirbels um sie herum verschluckt. Verzweifelt versuchte er, das Blatt zu greifen, doch dabei lockerte er den Griff um das Buch, welches ihm aus der Hand flog. „Mist!“, fluchte er.

Jaden versuchte immer noch, näher an Alexis heranzukommen. Er durfte sie nicht verlieren! Nicht so! Wer wusste, wann sie sich das nächste Mal sehen würden? Er streckte seine Hand nach ihr aus, doch sie machte keinerlei Anstalten, ihn zu beachten. Aus den Augenwinkeln registrierte der Braunhaarige eine Bewegung und wandte den Kopf. Das Buch flog mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zu! Gerade noch rechtzeitig konnte Jaden sich herumdrehen und es fangen, bevor es ihn am Kopf traf. Er hatte es kaum in der Hand, als das grünliche Licht immer intensiver wurde und schließlich so hell war, dass es sie alle blendete. Jaden schloss die Augen und presste das alte Buch fest an sich. Dann hörte das Rauschen plötzlich auf und auch das grelle Licht verschwand.

Der junge Slyfer öffnete die Augen wieder. Sie schwebten noch immer in der Luft, aber die Landschaft hatte sich verändert. In der Ferne konnte er mehrere Dörfer erkennen. Er wandte sich zu seinen Freunden um, doch was er sah, ließ ihn zutiefst erschrecken. Sie waren alle von einer seltsam goldenen schimmernden Aura umgeben, die anscheinend aus ihren Körpern kam. Sie schienen allesamt bewusstlos zu sein. <Sind das ihre Seelen?!> Plötzlich fing das Buch in Jadens Hand wieder an zu leuchten und es war, als würde es die Seelen absorbieren. Dann erschien vor dem Braunhaarigen eine Art Medaillon, welches eine kleine Glaskugel beinhaltete. Die goldenen Ströme formierten sich zu sieben kleinen Lichtbällen, die einer nach dem anderen um ihn herumschwirrten und dann in dem Medaillon verschwanden. Jaden glaubte, die Stimmen seiner Freunde zu hören. Dann war alles still.

Als er seinen Blick endlich von dem Medaillon vor ihm, welches immer noch golden glühte, lösen konnte, setzte sein Herzschlag für eine Sekunde aus. Die Körper seiner Freunde lösten sich vor seinen Augen in Luft auf. Er wollte schreien, doch kein Ton kam ihm über die Lippen. Dann waren seine Freunde unwiderruflich verschwunden. Er schloss die Augen und alles um ihn herum begann, sich zu drehen.
 

So, das war es erst mal wieder^^ Ihr könnt ja raten, in welche Zeit sie kommen^^ Und ich verspreche, dass ich jetzt langsam zum Höhepunkt komme *g *

Also bis dann!

Heal

Eure Asu

Der Hüter des Buches und der Seelen

Ich hab mal wieder ein neues Kapitel für euch^^

Ich hoffe, es gefällt euch. Vielen, vielen Dank noch einmal für eure Kommentare. Ich weiß ja selbst, dass es gemein ist, die beiden so lange zappeln zu lassen, aber… das macht irgendwie Spaß xP

Ob das mit den drei Kapiteln was wird? *sich vorsichtshalber schon einmal versteck* Ich schreibe dann lieber aus dem Ausland weiter… hier bin ich zu nahe an…*hust* ich will ja keine Namen nennen ^__^

In diesem Kapitel erfahrt ihr endlich etwas mehr über das „Buch der Zeit“.

Aber genug der Vorrede^^ Ihr seid klasse Leser und ich wünsche euch wieder viel Spaß beim Lesen!!

Heal

Eure Asuka
 

Der Hüter des Buches und der Seelen
 

Jaden schreckte aus dem Schlaf hoch. Um ihn herum war es dunkel. <War das…alles nur ein verrückter Traum?> Er wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und atmete ein paar Mal tief durch. <So ein Unsinn. Meine Freunde lösen sich doch nicht einfach in Luft auf!> Er blickte sich um. Er war in einem dunklen Raum. War er etwa in der Umkleide der Sporthalle eingeschlafen? Er setzte sich auf, wobei ein Gegenstand auf den Boden fiel. Er bückte sich und hob diesen auf. Erschrocken sog er die Luft ein, als er das merkwürdige Leuchten wiedererkannte. <Das Medaillon!> Er sprang auf und lief zu einer Seite des Raumes, an der etwas Licht in den Raum drang. Hier musste sich die Tür befinden. Er riss sie auf und erstarrte.
 

Vor ihm erstreckte sich ein Hof. In einiger Entfernung konnte man Getreidefelder erkennen. Ein paar Hühner und Schweine waren in abgetrennten Bereichen untergebracht. Zwei Frauen und ein alter Mann standen unter einer knorrige Eiche und unterhielten sich. Nun schauten sie auf und der Mann kam zu ihm hinüber. <Es war wohl wirklich kein Traum. Und ich bin auch nicht an der Akademie. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass unsere Reise hier noch nicht zu Ende ist.> Jaden seufzte innerlich und beobachtete den Mann, der auf ihn zukam misstrauisch. <Was kommt jetzt schon wieder?>

„Wie ich sehe, bist du wach, Jaden.“ „Woher...?“ „Sagen wir es so: Du bist wie ein offenes Buch für mich.“ Der Mann lächelte geheimnisvoll, was Jaden dazu veranlasste, ihn etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Seine Haare mussten früher einmal braun gewesen sein, doch nun waren sie größten Teils ergraut. Ein Dreitagebart zierte sein Gesicht. Um seine Augen herum waren kleine Fältchen zu erkennen. Sonst wirkte der Mann noch gar nicht so alt, wie er wahrscheinlich war. Eigentlich hatte er ein sehr freundliches Gesicht und die grünen Augen spiegelten Intelligenz wider.

„Komm erst einmal mit ins Haus. Ich denke, du wirst einige Fragen haben.“ Der Mann gab Jaden mit einem Wink zu verstehen, dass er ihm folgen sollte. Sie gingen gemeinsam über den Hof bis zu einem kleinen Haus, das aus Steinen errichtet worden war und mit einem Strohdach bedeckt war. Sie betraten das Innere des Gebäudes durch eine etwas schiefe Tür, die gerade groß genug war, dass Atticus oder Zane hindurchgepasst hätten, ohne sich bücken zu müssen. Im Inneren war es schummrig. Das einzige Licht fiel durch ein kleines Fenster in den Raum, der für alle alltäglichen Dinge genutzt zu werden schien. Es gab eine Feuerstelle, die in einen Rauchabzug mündete und an der anderen Seite des Raumes war ein Arbeitsbereich mit einem Tisch zu erkennen. Neben der Feuerstelle gab es einen schlicht gezimmerten Schrank, in dem sich wohl Haushaltsgegenstände befanden. Eine Tür führte in einen angrenzenden Raum. „Setzt dich doch!“, forderte der Mann Jaden auf und nahm selbst auf einem der Holzstühle Platz. „Tja…wo kann ich anfangen?“ „Wer sind Sie? Und woher wissen sie, wie ich heiße?“, platzte Jaden heraus, was den Mann wieder zu einem Lächeln veranlasste. „Du bist sehr direkt. Na gut. Mein Name ist Thomas Chatterton.“ „WAS? Sie sind Chatterton?“ Jaden starrte den Mann vor ihm entgeistert an. „Ja. Hast du etwa schon von mir gehört?“ In den Augen des Mannes spiegelten sich Belustigung und Neugierde gleichermaßen wieder. „Ja! Wir haben mal eine Geschichte über sie gelesen! Von Ernst Penzoldt! Aber…ich dachte, Sie hätten im Alter von 17 Jahren in London Selbstmord begangen!“ Thomas schüttelte sanft den Kopf. „Nein, so war es nicht. Ich hatte schon immer einen Faible für das Mittelalter und vor allem für die Dichtungen dieser Epoche. Ich hörte von einem Buch, in dem einige sehr gelungene Poesien stehen sollten, also setzte ich alles daran, dieses zu bekommen. Am 24. August des Jahres 1770 war es dann so weit. Ich hielt es endlich in meinen Händen. Ich war so aufgeregt, als ich die ersten Zeilen überflog, doch ich merkte schnell, dass ich viele Seiten gar nicht lesen konnte. Etwas enttäuscht blätterte ich weiter. Schließlich fiel mein Blick auf einen Vers und ich konnte nicht anders, als ihn zu zitieren. Dann wurde alles um mich herum grün und ich war plötzlich hier. Das einzige, was ich noch aus meiner Heimat mitgenommen hatte, war das hier.“ Er holte ein kleines Stück Papier aus seiner Manteltasche.

„Das ist doch ein Stück von einer Buchseite, oder?“ Jaden blickte neugierig auf den Mann ihm gegenüber. Er nickte. „Genau. Das ist eine Seite aus dem Buch der Zeit, dem Buch, das mich hierher gebracht hat.“ „Das Buch, das uns auch hierher gebracht hat?“ Chatterton nickte wieder. „Aber…wie ist das möglich? Ich meine, wir waren zuerst in der Steinzeit, dann in Ägypten und in Rom und jetzt hier…“ „…im Mittelalter“, beendete Thomas den Satz des Braunhaarigen. „Um genauer zu sein, haben wir gerade das Jahr des Herrn 1147.“ „1147“ Jaden lehnte sich enttäuscht zurück. „Also konnten wir wieder nicht nach Hause.“ Er seufzte, grinste dann jedoch. „Aber wenn ich es mir richtig überlege, ist das schon cool! Ich meine, wann hat man schon mal die Möglichkeit, im Mittelalter rumzuspazieren?“ Auch Chatterton lächelte. „Ich war früher genauso, aber mit der Zeit hat sich meine Freude gelegt. Ich kann nie wieder nach Hause zurück.“ „Warum das denn? Wir können doch auch weiterreisen! Dann kommen Sie eben einfach mit!“ „Das geht nicht. Durch dieses Stück Papier“, er deutete auf die zerfetzte Seite, „..bin ich gewissermaßen ein Teil dieses Buches geworden. Ich lebe zwischen den Zeilen. Ich gehöre nicht richtig in diese Zeit, was bedeutet, dass ich nicht so schnell altere wie die Menschen hier, aber ich gehöre auch nicht mehr richtig in meine Zeit, da ich überhaupt älter werde.“ Er lächelte traurig. „Ich hatte viel Zeit… und habe so einige Sachen über das Buch der Zeit herausfinden können. Wusstest du, dass es schon seit Jahrhunderten existiert, aber eigentlich noch nicht gemacht wurde?“

Jaden blickte seinen Gegenüber verwirrt an. „Wie meinen Sie das? Es existiert schon ewig, wurde aber noch nicht hergestellt?“ „Ja. Das Buch wurde gedruckt, der Buchdruck wurde jedoch erst 1453 mit der Erfindung beweglicher Lettern revolutioniert. Wann genau das Buch entstanden ist, weiß keiner, aber es tauchte immer und immer wieder in verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten auf. Das kann nur durch Zeitreisende geschehen, die das Buch, so wie ihr, mitgenommen haben. Andere, so wie ich, sitzen in den Zeiten fest, die für sie durch das Schicksal auserkoren wurden.“ „Es gibt noch mehr Zeitreisende?“, fragte der junge Slyfer neugierig. „Natürlich! Jetzt, wo ich von der Macht dieses Buches weiß, ist es so klar, so einfach! In fast jeder Zeit gab es kluge Köpfe, Menschen, die ihrer eigentlichen Zeit weit voraus waren! Wie meinst du, haben sie das geschafft? Richtig! Sie waren ihrer Zeit ganz einfach voraus, weil sie nicht in ihrer Zeit waren! Pythagoras hat lange vor seinen Mitmenschen die Beziehungen innerhalb rechtwinkliger Dreiecke entdeckt! Archimedes hat die unendliche Zahl Pi für die Berechnung des Umfangs eines Kreises schon annährend festgelegt! Imhotep revolutionierte die ägyptische Gesellschaft sowohl in ihrer Religion, als auch in der Baukunst! Galileo Galilei stellte die These auf, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums sei sondern die Sonne, obwohl die Menschen seiner Zeit dies als Gotteslästerung ansahen. Es gibt noch viele weitere Beispiele, aber das sind die bekanntesten. Diese Menschen waren ihrer Zeit einfach voraus. Sie besaßen das Buch der Zeit!“

Jaden hatte schweigend zugehört, wobei seine Augen sich vor Erstaunen geweitet hatten. „Sie…meinen, wir verändern die Zukunft indem wir hier herumlaufen?“ Thomas seufzte und überlegte einen Augenblick. „Ich weiß es nicht“, gestand er schließlich. „Ich habe viel über das Buch herausgefunden, aber darüber habe ich widersprüchliche Aussagen gefunden. Die einen meinen, es sei wie ein ewiger Kreislauf. Man weiß von den berühmten Personen, weil sie zurückgereist sind und das war schon immer vorgesehen. Im Prinzip taten sie also nur das, was sowieso schon geschehen war. Andere sagen, man kann sein Schicksal beeinflussen und somit ist jede Aktion, die man macht eine Reaktion auf andere Aktionen, die man unmöglich alle voraussagen kann. Ich weiß nur, dass es anscheinend einen entscheidenden Einfluss hat, in welcher Zeit man sich befindet, beziehungsweise, wer über diese Zeit geschrieben hat.“ „Wer darüber geschrieben hat?“ „Genau. Dir ist sicher aufgefallen, dass dieses Buch verschiedene Autoren hat. Jeder hat über eine andere Zeit geschrieben und somit seine Ansichten und seine Fähigkeiten mit denjenigen verwebt, die durch die Zeit reisen.“ „Was? Ich verstehe gerade nur Bahnhof!“ „Gut“, Thomas lächelte erneut. „Lass mich es anders erklären. Ich wusste, dass du kommst, weil ich es gelesen habe und zwar auf der Seite, die ich mitgenommen habe. In diesem Text werden du und deine Freunde erwähnt. Du wirst als „Hüter des Buches und der Seelen“ bezeichnet.“ „Hüter des was?“ Jaden sah seinen Gegenüber verzweifelt an. „..des Buchs und der Seelen.“ „Aber…was für Seelen denn?“ „Ich denke, das müsstest du eigentlich wissen.“

„Nein, das kann nicht sein!“ Jaden stand auf und umklammerte mit einer Hand das Medaillon, das inzwischen um seinen Hals hing. „Doch, ich fürchte schon. Du musst gut auf die Seelen deiner Freunde aufpassen, sonst haben sie keine Chance.“ „Aber…warum? Ich meine, wir haben doch gar kein Schattenspiel verloren!“ „Ich weiß. Und es tut mir auch wahnsinnig Leid für dich, aber du kannst der Verantwortung, die du trägst, nicht entkommen. Wie gesagt, der Autor des Kapitels bestimmt die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Reisenden. Ist der Autor also der lateinischen Sprache mächtig, könnt ihr euch dort auch verständigen, glaubt der Autor, dass Neandertaler sprechen konnten, dann können sie es auch. Und der Autor dieses Kapitels…nun ja, er war Buddhist. Wie du weißt, glauben die Buddhisten an die Seelen, die in jedem Gegenstand, in jedem Tier und in jeder Pflanze wohnen. Außerdem glauben sie an die Wiedergeburt dieser Seelen. Der Autor meinte also, dass eure Seelen in dieser Zeit hier auch existieren. Sie könnten theoretisch in allen möglichen Gegenständen sein, aber natürlich auch in menschlichen Körpern. Ich weiß nicht, wie es ist.“ „Das heißt…meine Freunde…sind irgendwo hier?“ Thomas nickte. „Dann ist das doch gar kein Problem! Ich muss sie nur finden!“

„Ich fürchte, so einfach wird es nicht. Du weißt schließlich nicht, in welcher Gestalt sie sich befinden. Außerdem kann es sein, dass sie dich nicht erkennen.“ „Aber…warum das denn nicht?“ „Weil ihre Seele sich im Prinzip in einem früheren Zustand befindet. Das heißt, dass sie dich da noch nicht kannten und wahrscheinlich denken, dass sie in diese Zeit gehören. Du musst also dafür sorgen, dass sie sich wieder erinnern. Eigentlich dürfte das nicht schwer sein, wenn du in ihre Nähe kommst, müsste das Medaillon mit der Seele desjenigen darin reagieren. Die zukünftige Seele müsste theoretisch stärker sein, also dürfte es kein Problem sein, sie dazu zu bringen sich zu erinnern, aber ich weiß es nicht genau. Seelen sind unberechenbar.“

„Warum haben Sie und ich unsere Seelen nicht verloren?“ Jaden starrte auf das Medaillon, das noch immer leicht golden glänzte. „Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich gibt es keine entsprechende Seele in dieser Zeit. Wir haben also gewissermaßen Glück gehabt, so wie Toshikatsu.“ „Sie kennen Sys Onkel? War er hier? Wie geht es ihm?“ Jaden war aufgesprungen und sah Thomas neugierig an. „Ja, er war hier und meinte, er müsste unbedingt zurück, um seinem Neffen von dieser Reise zu berichten. Und es ging ihm gut, als ich ihn gesehen habe.“ „Das ist ja klasse! Sy wird sich freuen, wenn er das hört!“ Jaden grinste, doch dann wurde er wieder ernst. „Ich muss also meine Freunde finden und irgendwie versuchen, ihnen ihre Seelen wiederzugeben, ja?“ Chatterton nickte zustimmend. „Das wird keine leichte Aufgaben, Jaden.“ Der junge Syfer nickte. „Ich habe irgendwie das Gefühl, dass einer von der Gruppe ganz in der Nähe ist.“ Er blickte gedankenverloren auf den Anhänger. „Das kann gut sein. Deine Freunde sind dir sehr wichtig. Da würde es mich nicht verwundern, wenn du eine Art Bindung zu ihnen hättest. Du musst einfach deinem Gefühl vertrauen. Dann kannst du gar nicht falsch liegen!“ Jaden lächelte und nickte dann. <Keine Sorge Leute, ich werde euch finden und dann gehen wir alle zusammen nach Hause!>
 

„Du kannst so lange hier bleiben, wie du willst. Wirklich.“ Thomas unterstrich seine Worte mit einigen Gesten. „Ja, vielen Dank. Vielleicht werde ich später darauf zurückkommen und deine Gastfreundschaft noch einmal in Anspruch nehmen, aber ich habe so ein komisches Gefühl. Ich kann einfach nicht länger hier bleiben. Irgendeiner meiner Freunde ist hier ganz in der Nähe und ich will unbedingt ein bekanntes Gesicht sehen!“ Der junge Slyfer grinste. „Schon okay, ich verstehe dich ja.“ „Vielen Dank noch mal für die neuen Sachen und das essen!“ Jaden sah an sich hinunter. Thomas hatte gemeint, in seinen roten Sachen würde er zu sehr auffallen und so hatte er Jaden ein altes graues Hemd gegeben, das im Stil dieser Zeit gearbeitet war. Der Braunhaarige hatte die Ärmel etwas gekürzt und trug sein schwarzes Shirt darunter. Auch seine Schuhe hatte er gegen etwas unauffälligere Stiefel gewechselt. Zu guter Letzt überreichte ihm Chatterton noch ein Schwert. „Hier. Es sind unruhige Zeiten. Ich hoffe zwar nicht, dass du es brauchen wirst, aber sicher ist sicher.“ Jaden nahm es dankend an, schnallte sich den Schwertgürtel um die Hüfte und verstaute seine Jacke, das Buch und seine anderen Habseligkeiten in seinem Rucksack. „Danke für alles und bis bald!“ Er winkte noch einmal, bevor er sich auf den Weg nach Osten machte. Hoffentlich würde er seine Freunde bald finden… und hoffentlich war ihnen nichts geschehen.
 

So, das war es für dieses Mal. Ob Jaden dieser Aufgabe auch gewachsen ist? Ihr werdet es sehen, oder besser lesen. Und ich werde mich dann mal wieder verstecken… XP Ich will ja keine „Haue“…

Also bis zum nächsten Mal!

Heal

Eure Asuka
 

PS: Schaut doch bitte auch in meine neue FF "Duellakademie 2" rein^^ Ich würde mich sehr freuen. Danke!

Teufelswerk

Hey! Ja, ich lebe noch, auch wenn ihr es nicht glaubt… ;) Tut mir Leid, dass ihr so lange nichts von mir gehört habt…

Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß beim Lesen!

Hel

Eure Asuka
 

Teufelswerk
 

Die Tage vergingen wie im Flug. Jetzt kamen schon die kalten Herbstwinde auf. Aliz erschauderte, als wieder ein kalter Windstoß über das Feld fegte und die Getreideähren zu Boden presste. <Verdammt. Wir müssen noch so viel abernten, bevor die ersten großen Regenfälle kommen und das Getreide verdirbt.> Sie nahm wieder ihre Sense in die Hand und machte sich an die Arbeit. Wieder kamen ihr diese komischen Gedanken. <Was mache ich hier eigentlich? Ich sollte...irgendwo anders sein.> Sie schüttelte energisch den Kopf. <So ein Unsinn! Wo sollte ich denn sein? Ich wurde hier geboren und lebe hier! Ich sollte aufhören, so undankbar zu sein. Immerhin haben mich die Dorfbewohner aufgenommen, nachdem meine Eltern gestorben sind. Mama...Papa...> Ein leichter Anflug von Kopfschmerzen war bei dem Klang dieser Worte zu spüren. Warum? War es für sie nach fast elf Jahren immer noch so schlimm, an Personen zu denken, die sie nicht einmal kannte? Keiner wollte ihr eine Beschreibung ihrer Eltern geben, fast als gäbe es dort ein Geheimnis. Sie selbst wagte nicht, danach zu fragen. Mädchen durften in dieser Zeit nicht einfach ungefragt den Mund aufmachen, sie waren nichts wert. In Aliz stieg Trotz auf. Das war so unfair! Dabei wollte sie doch so gerne etwas über ihre Eltern erfahren! In ihrem Kopf spukten verschwommene Bilder herum. Das komische war, dass diese Personen viel zu jung erschienen! Und dann diese Träume! Seit einiger Zeit wurden sie immer schlimmer. Sie sah sich selbst in einer Höhle, aber irgendwie war sie kleiner. Und dann waren dort ganz viele Menschen, fremde Menschen, die sie aber doch irgendwie kannte und ein Wettlauf... ihr Vater, wenn er es denn war, hatte gewonnen... und dann kam eine blondhaarige Frau...sie umarmte ihn... Wieder durchzuckte ein heftiger Schmerz ihren Kopf und sie fasste sich an die Stirn.

<Ist das irgendein dunkler Zauber? Ein Werk des Teufels? Ich darf niemandem davon erzählen.> Sie richtete sich auf und seufzte. Es wurde schon dunkel und sie hatten noch nicht einmal die Hälfte des Feldes geschafft. Morgen mussten sie schneller sein! Sie schaute sich nach den anderen Frauen um, die sich ebenfalls erhoben hatten und ihre Sachen zusammenpackten, um ins Dorf zurückzukehren. Ein Stückchen weiter entdeckte sie Elena, ihre beste Freundin. Sie winkte ihr zu und lief zu ihr hinüber. Gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg. <Es stimmt nicht, was ich vorhin gedacht habe. Elena kann ich alles erzählen. Wir kennen uns schon so lange.> „Elena? Kann ich dir vielleicht etwas anvertrauen?“ Elena sah sie verwundert an. Sie hatte ihre blonden Haare zu zwei Zöpfen geflochten. Ihre blauen Augen blitzen schelmisch auf. „Na sicher kannst du, Aliz. Um wen geht es?“ „Um wen…? Ich verstehe nicht…“ „Na du wolltest mit mir doch über einen Jungen reden, oder?“ „Nein, wollte ich eigentlich nicht!“ Aliz verdrehte die Augen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihrer Freundin von ihren Gedanken erzählen zu wollen, aber jetzt konnte sie schlecht zurück. Elena legte die Stirn in Falten. „Nicht? Und ich dachte schon…“, setzte sie enttäuscht an, wurde jedoch von Aliz sofort wieder unterbrochen. „Dann hast du halt falsch gedacht. Soll ja mal vorkommen! Außerdem…ich könnte mich im Moment gar nicht verlieben! Ich…habe das Gefühl, als wäre ich nicht wirklich hier…als würde ich hier zwar leben, aber eigentlich woanders hingehören. Es ist, als würde ein Teil von mir irgendwo anders sein.“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern. Sie wusste nicht, wie sie ihre Gefühle besser in Worte fassen sollte. „Außerdem habe ich seit geraumer Zeit diese Träume. Es wird immer schlimmer. Ich glaube, bald wird etwas geschehen.“ „Träume?“ „Ja! Ich sehe mich selbst, aber ich bin kleiner und…nicht wirklich hier, sondern irgendwo anders. Und dann sehe ich noch meine Eltern, das heißt, ich weiß nicht, ob es wirklich meine Eltern sind. Ich kann ihre Gesichter nicht erkennen, aber ich habe zumindest das Gefühl, als würde ich ihnen sehr nahe stehen.“

„Du redest wirres Zeug! Pass bloß auf, dass das keiner hört! Diese Träume verwirren dich nur und lenken dich vom richtigen Weg ab!“ Elena schlug ein Kreuzzeichen vor der Brust. „Sie sind vom Teufel gesandt!“, flüsterte sie eindringlich. „Du musst das ganz schnell vergessen, hörst du?“ „Aber ich…!“ „Kein aber!“ „Kannst du nicht endlich mal aufhören, alles, was fremd ist, immer gleich als Werk des Teufels zu bezeichnen? Das nervt! Außerdem glaubst du echt, dass es einen Gott gibt?“ Aliz Augen funkelten zornig. Warum konnte Elena nicht einmal diese ganzen höheren Mächte aus dem Spiel lassen? Das war doch furchtbar! Die Kirche war definitiv zu mächtig, wenn man sich schon vorstellte, was für riesige Einnahmen sie hatte! Und es schien, als würden alle Menschen hier blind alles glauben, was die Mönche und Bischöfe erzählten!

Wieder bekreuzigte sich Elena. „Du kannst doch nicht so reden, Aliz! Das ist Gotteslästerung! Irgendwann kommt deine Seele dafür noch mal ins Fegefeuer! Und jetzt will ich nichts mehr davon hören!“ Die kleine Blondhaarige beschleunigte ihre Schritte. Den Rest des Weges redeten sie kein Wort mehr miteinander. Aliz verfluchte sich selbst innerlich dafür, dass sie mit dem Thema angefangen hatte, aber mit irgendjemandem musste sie doch reden!

Als sie im Dorf angekommen waren, brachten sie ihre Arbeitsgeräte weg und versammelten sich zusammen mit den anderen Dorfbewohnern, die nicht auf dem Feld gearbeitet hatten, zur abendlichen Messe in der kleinen Dorfkirche. Aliz ließ sich neben einer älteren Frau auf die Knie sinken. Sie hasste diesen Teil des Tages. Schon nach wenigen Minuten schmerzten ihre Glieder und sie sehnte das Ende der lateinischen Texte herbei. Sie glaubte nicht an das, was gepredigt wurde, aber sie musste an der Messe teilnehmen, wenn sie nicht den Zorn der Dorfbewohner auf sich ziehen wollte. Ihre Lippen formten fast automatisch die Worte des Gesanges, während ihre Gedanken abschweiften. Sie hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Irgendetwas würde geschehen, schon sehr bald. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, aus dem Dorf fortzugehen. Sicher, alle hier waren nett zu ihr, doch sie fühlte sich nicht richtig zu den Leuten gehörig. Sie fühlte sich nicht in dieses Leben gehörig. Und sie vermisste jemanden.

Endlich läuteten die Glocken und verkündeten somit das Ende der Messe. Aliz stand erleichtert auf. Sie würde nun Abendbrot essen und sich dann gleich schlafen legen. Morgen würde wieder ein anstrengender Tag werden. Sie würde bei Sonnenaufgang aufstehen und dann den ganzen Tag auf den Feldern zubringen. Sie lächelte bei dem Gedanken daran. Eigentlich machte ihr diese Arbeit sogar Spaß, auch wenn es anstrengend war.

„Aliz!“ Eine Stimme rief sie zurück. Sie seufzte und drehte sich um. „Ja? Was gibt es denn?“ Sie musste sich zusammenreißen, um freundlich zu lächeln, als der Pfarrer in Begleitung einiger Bauern auf sie zukam. Er machte ein sehr ernstes Gesicht. Seine Stirn lag in Falten. Alleine schon sein korpulenter Bau machte ihn zu einer furchteinflößenden Erscheinung. Seine Augen waren klein wie die eines Schweins und genauso schaute er auch. Er schien sehr erbost zu sein. „Aliz! Stimmt es, dass du von Alpträumen heimgesucht wirst?“ In seiner Stimme schwang ein lauernder Unterton mit. Aliz hatte ihn nie ausstehen können, was anscheinend auf Gegenseitigkeit beruhte.

„Ja“, gab sie zu. Was sollte sie auch leugnen? Es war doch nichts schlimmes - oder? „Dann stimmt es auch, dass du über Gott, unseren Herren, schlecht geredet hast?“ Aliz sog scharf die Luft ein. Elena! Hatte sie etwa etwas ausgeplaudert? Eine unbändige Wut machte sich in ihr breit. Warum sollte sie nicht sagen dürfen, was sie dacht? Diese Menschen mussten doch akzeptieren, wenn sie nicht so dachte, wie sie! „Nein, ich habe nicht schlecht über Gott geredet. Ich… weiß nur nicht, ob es ihn wirklich gibt…Ich meine, wie könnte er sonst zulassen, dass arme Kinder, die niemandem etwas getan haben, sterben?“ Aliz bereute ihre Worte sofort. Das Gesicht des Pfarrers lief dunkelrot an und sein Blick schien sie fast zu durchbohren. „Häresie! Der Teufel ist in dieses Kind gefahren! Treibt ihn aus ihr heraus!“, befahl er den Bauern, die zuerst etwas verunsichert schauten, dann jedoch auf Aliz zukamen. Das Mädchen versuchte, zurückzuweichen, bis sie mit dem Rücken gegen die kalte Mauer der Kirche stieß. <Na wunderbar. Jetzt sitze ich in der Falle.> Sie schluckte, als sie sah, wie einer der beiden Männer ein Messer zückte. „Wir werden sie von ihrem Elend befreien! Möge Gott, der Herr, ihrer Seele gnädig sein und sie trotzdem ins Himmelreich aufnehmen!“

Aliz fing an zu zittern. Sie wollte nicht sterben, schon gar nicht hier und jetzt auf Grund der Laune eines fanatischen Pfarrers! Der erste Mann kam in ihre Reichweite und rechnete anscheinend nicht mit Gegenwehr. Aliz trat ihm mit aller Wucht gegen das Schienbein und versuchte, zu entkommen, doch der zweite Mann packte sie unsanft an ihren Haaren und riss sie zurück. Das Messer blitzte bedrohlich nahe vor ihrem Kopf auf. Aliz nahm noch einmal all ihren Mut zusammen und rammte dem Bauern ihren Ellenbogen in den Magen, doch anscheinend war ihr Angriff nicht einmal annährend so stark gewesen, wie sie gehofft hatte, denn das einzige, was sie damit erreichte war, dass der Mann fluchte und ihr eine schallende Ohrfeige verpasste, die sie zu Boden warf. Sie schmeckte Blut und ihr Blick war verschwommen. Sie versuchte, sich wieder aufzurappeln, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht so schnell. <Das war es dann wohl. Ich werde nie herausfinden, wer ich bin und wohin ich gehöre.>

„Aufhören!“, rief da plötzlich eine Stimme, die Aliz wage bekannt vorkam. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und es war, als würde sie ihren eigenen Puls außerhalb ihres Körpers spüren. Sie versuchte, in die Richtung zu schauen, aus der der Ruf gekommen war, doch sie konnte nur Schemen erkennen. Sie blinzelte. Doch, da kam jemand. Eine verschwommene Gestalt rannte auf sie zu. Das Gesicht konnte sie nicht erkennen, da die Sonne in diesem Moment hinter ihr unterging. Aber…wieder dieses Gefühl…so…bekannt.

Als Jaden erkannte, was vor ihm in dem Dorf geschah, rannte er los. <Aliz! Bitte, lass mich nicht zu spät kommen!> „Aufhören!“, schrie er immer wieder. Tatsächlich wandten sich die drei Männer, von denen einer ein Geistlicher zu sein schien von dem am Boden liegenden Mädchen ab und starrten ihn an. „Aliz! Warte! Ich bin gleich bei dir!“

Aliz Herzschlag ging immer schneller. <Diese…diese Stimme….Was ist das? Was ist mit mir los?> Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie kniff die Augen zusammen, um vielleicht doch etwas erkennen zu können. <Papa?> Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte Aliz Körper und ließ sie noch einmal zusammenfahren. <Mein Kopf…es tut so weh…> Sie blickte dem Fremden, der auf sie zugerannt kam, entgegen. Dann schien es, als leuchtete etwas an ihm golden auf. Plötzlich materialisierte sich neben ihm eine zweite Gestalt, die auch auf sie zukam, aber diese Gestalt war kleiner und irgendwie…genauso bekannt. Aliz richtete sich taumelnd auf, wobei sie ihren Blick nicht von den beiden Gestalten wenden konnte. Bildete sie sich das nur ein? War das wirklich ein Werk des Teufels?

Jaden bemerkte, wie das Amulett um seinen Hals anfing, zu leuchten. Etwas goldenes trat daraus hervor und bildete eine golden schimmernde, fast durchsichtige Gestalt. <Aliz Seele!> Er hatte die kleine Gruppe nun fast erreicht und zog ohne zu zögern sein Schwert. <Wozu habe ich den in Ägypten und Rom trainiert, wenn ich noch nicht einmal mit zwei Bauern und einem Mönch fertig werde, um Aliz zu retten? Ich trage die Verantwortung für sie!> Er packte das Schwert mit beiden Händen und schwang es über dem Kopf.

Erschrocken wichen die Männer ein paar Schritte zurück. Wer war dieser Fremde, der plötzlich aufgetaucht war? Und was wollte er? Woher kannte er Aliz? War er vielleicht ein Abgesandter des Teufels? Der Mönch bekreuzigte sich. Kurz bevor er Aliz erreicht hatte, verlangsamte Jaden seine Schritte, den Blick nicht von den drei Männern wendend, die ihn anstarrten, als würden sie einen Geist vor sich sehen. „Aliz? Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er vorsichtig, doch die Angesprochene reagierte nicht. Sie starrte wie gebannt auf die zweite Gestalt, die nun vor ihr stand. Das war sie, aber kleiner! Sie traute ihren Augen kaum. Die Kleine starrte sie ebenso an, dann lächelte sie. Auch auf ihre Lippen stahl sich ein Lächeln. Das konnte kein Werk des Teufels sein, das wusste sie irgendwie. Sie ging zögerlich auf ihr kleines Ebenbild zu, welches es ihr gleich tat. Mit jedem Schritt wurde die kleine Aliz etwas größer und schließlich standen sie sich völlig gleich gegenüber. Aliz streckte die Hand aus, genau wie ihr Ebenbild. Ihr Hände berührten sich und verschmolzen miteinander. Dann machten sie noch einen Schritt aufeinander zu und wurden gänzlich zu einer Person. Viele verschiedene Bilder waren plötzlich in Aliz Kopf und wirbelten wild durcheinander, bevor sich der Ansturm endlich legte. Sie sackte auf die Knie. Sofort kniete Jaden neben ihr nieder und versuchte, ihr zu helfen.

„Aliz? Hörst du mich? Alles in Ordnung?“ Seine Stimme war besorgt. „Ja, ich denke schon…Papa.“ Aliz grinste ihn an und auch Jaden lächelte. „Es scheint wirklich alles okay mit dir zu sein!“ Er half ihr beim Aufstehen und wandte sich dann den drei Männern zu, die ihn verunsichert anstarrten. „Was fällt euch eigentlich ein, Aliz so zu behandeln? Habt ihr sie nicht alle?“ Der Mönch fand als erstes seine Sprache wieder. „Lass uns in Ruhe, du Ausgeburt der Hölle! Verschwinde und nimm dieses andere Geschöpf des Teufels gleich mit! Ihr bringt nur Unheil über dieses Dorf!“ Seine Schweinchenaugen starrten die beiden finster an. „Na hört mal! Was erlaubt ihr euch eigentlich? Ihr kennt uns doch gar nicht!“ Der Braunhaarige schüttelte ungläubig den Kopf. <So was aber auch!> „Papa…ich glaube, wir sollten jetzt wirklich gehen. Hier werden wir keine Freunde mehr finden. Die Menschen in diesem Dorf hier vertrauen blind auf die Worte dieses Mannes und den haben wir uns gerade eben zum Feind gemacht.“ Jaden nickte. Aliz hatte Recht.

Sie waren etwa eine halbe Stunde vom Dorf entfernt, als plötzlich ein seltsamer Geruch in der Luft lag. Jaden hielt an und wandte sich um. Sie befanden sich auf einer kleinen Anhöhe und hatten einen guten Blick auf die nähere Umgebung. „Das ist der Geruch von Feuer. Das Dorf! Es brennt!“ Er deutete auf eine Rauchsäule, die zwischen den Bäumen aufstieg. Aliz starrte geschockt auf den immer dichter werdenden Qualm. „Elena! Papa…wir müssen zurück!“ Der Braunhaarige nickte zustimmend und sie rannten so schnell sie konnten, den Weg zurück. Kurz bevor sie das Dorf erreicht hatten, hielt Jaden Aliz jedoch zurück und zog sie von der Straße weg, in den Wald hinein. „Was soll das, Papa? Wir müssen…ihnen helfen!“ In den Augen des Mädchens standen Tränen und sie versuchte, sich zu befreien. „Das können wir jetzt nicht mehr.“ Jaden deutete durch ein Gebüsch und gab Aliz zu verstehen, leise zu sein.

Vor ihnen auf der Lichtung befand sich eine Gruppe von Reitern in schwarzen Rüstungen. Ihre Schwerter hatten sie noch in der Hand. Die Klingen waren blutgetränkt. „Überlebende?“, fragte der eine Mann. „Keine“, antwortete ein anderer und hielt noch einen Beutel in die Höhe. „Das Kirchenzehnt! Wie es aussieht konnten die Leute hier nicht rechnen! So viel kann ein so kleines Dorf normalerweise nie aufbringen!“ Die Männer lachten. Dann treiben sie ihre Pferde wieder an und verschwanden kurze Zeit später aus dem Blickfeld. Jaden trat durch die Büsche auf die Straße. „Thomas hatte Recht. Das sind wirklich gefährliche Zeiten.“ „Wer waren die und warum…?“ Aliz Stimme brach. Sie konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Sie hatte die Leute im Dorf vielleicht nicht unbedingt geliebt, aber jetzt waren sie tot…alle…und das ohne Grund.

„Entweder eine Diebesband oder Raubritter. Ich weiß es nicht“, gab Jaden zu. Er wandte sich zu Aliz um und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Komm. Wir müssen hier weg. Wer weiß, wer hier noch alles so durch die Gegend läuft.“ Aliz nickte und so machten sie sich wieder auf den Weg. <Es sieht so aus, als würde ich Thomas doch schneller einen zweiten Besuch abstatten, als ich vorgehabt hatte.>
 

So, das war es schon wieder mal. Ich hoffe, dass ich das nächste Kapitel innerhalb der nächsten zwei Monate on stellen kann…

Seid bitte nicht böse, wenn ich euch nicht Bescheid sage, aber ich hab wirklich viel zu tun im Moment. Klausuren ohne Ende ><

Also dann!

Hel

Asuka

Alexander

Hey! Ich wollte euch nicht wieder so lange warten lassen^^ Vielen, vielen Dank übrigens an diejenigen, die mir immer so lieb Kommentare schreiben! Ihr seid echt die Besten!

Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass es euch gefällt! Schreibt ihr mir dann bitte wieder was? Ich freue mich drauf! Bis dann!

Heal

Eure Asuka
 

Alexander
 

„Das ist unfair! Ich will auch nach den anderen suchen! Du kannst nicht einfach alleine gehen!“, schrie Aliz empört. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah Jaden zornig an. „Es muss aber sein, Aliz. Nun sei doch vernünftig.“ Er beugte sich etwas zu Aliz hinunter und legte ihr beide Hände auf die Schultern. „Aliz, du hast doch selbst gesehen, was mit dem Dorf passiert ist. Ich weiß nicht, ob ich immer auf dich aufpassen kann. Hier bist du auf jeden Fall sicherer. Ich verspreche dir, dass ich so schnell es geht zurückkomme. Wenn wir etwas mehr Leute sind, holen wir dich ab, dann können wir zusammen auf dich aufpassen!“ „Behandle mich nicht, als wäre ich fünf!“, fuhr sie ihn an. „Sorry, Macht der Gewohnheit!“ Jaden grinste sie an, was dazu führte, dass ihr Zorn verflog. „Ich will doch nur nicht schon wieder alleine sein! Bitte!“, flehte sie. „Es tut mir Leid, Aliz, aber das ist wirklich das Beste für dich! Versteh mich doch! Ich will nicht, dass dir etwas passiert!“ „Aber Papa!“ „Du willst, dass ich dich nicht behandle, als wärest du fünf? Dann hör auf, mich Papa zu nennen. Langsam geht das wirklich nicht mehr. Du bist jetzt elf oder so!“ Der Braunhaarige grinste sie erneut an, woraufhin Aliz nur schmollte. „Geht klar, Dad!“ Sie steckte Jaden die Zunge raus. „Besser so?“ „Nicht wirklich.“ „Atticus meinte, dass du das sagen würdest!“ Sie lachte, während Jaden die Augen verdrehte. „Hatten wir nicht gerade ein ernstes Gespräch? Aliz, ich meine das ernst! Du bleibst hier!“ „Man, du bist echt eine Spaßbremse!“ „Es geht hier nicht um Spaß! Das ist todernst! Ich will nicht, dass dir was passiert. Du bist wie eine kleine Schwester für mich. Außerdem würde Lex mir nie verzeihen, wenn dir was passiert! Ich habe schließlich gesagt, dass ich mich um dich kümmere!“ Aliz verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Aha! Daher weht also der Wind! Du willst Alexis finden und mit ihr alleine sein!“

„D-das stimmt doch gar nicht!“ Jaden wurde rot um die Nasenspitze. „Du wirst immer frecher. Kommst du etwa in die Pubertät?“ Aliz sah ihn genervt an. „Wenn hier einer ein Problem mit seinen Hormonen hat, dann ja wohl du!“ Jaden seufzte. „Okay, du hängst zu viel mit Atticus und auch mit Bastion ab. Ich glaube, das müssen wir ändern, sobald wir alle wieder zusammen sind.“ Aliz lachte. „Dann beeile dich wenigstens, wenn ich schon nicht mit darf! Und stellt nichts nicht-jugendfreies an, ja?“ Aliz grinste, als sie den Ausdruck auf Jadens Gesicht sah. Noch am selben Tag brach Jaden auf.
 

Mit einem lauten Klirren und einem Funkenregen prallten die beiden Schwertklingen aufeinander. Die Kontrahenten kämpften erbittert und keiner von ihnen dachte daran, auch nur einen Millimeter zurückzuweichen. Schließlich gewann einer der Beiden die Oberhand und drängte den anderen Kämpfer langsam aber sicher zurück. Er grinste unter seinem Helm.

„Du bist wohl heute nicht ganz so in Form, wie?“, höhnte er und legte noch etwas an Druck zu. Nun wankte sein Gegner wirklich und wich immer schneller zurück. „Das hättest du wohl gerne, oder?“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte, wieder einen einigermaßen sicheren Stand zu bekommen, was allerdings nicht gelang. Er wurde weiter zurückgedrängt und stolperte schließlich. Unsanft landete der junge Ritter auf dem Boden. Sein Gegner stand über ihm und hielt ihm die Schwertklinge an den Hals. Er klappte das Visier seines Helms hoch und grinste. „Du warst echt schon mal besser in Form, Alexander. Du kannst doch nicht ernsthaft vor haben, so am Herbstturnier teilzunehmen!“ Er nahm seinen Helm nun endgültig vom Kopf und klemmte ihm unter den Arm. Die andere Hand reichte er seinem Gegenüber, um ihm aufzuhelfen, doch der winkte ab und richtete sich selbst auf. „Nun schmoll doch nicht gleich, Alexander! Ich kann nichts dafür, dass du heute gekämpft hast, als wärest du eine Frau!“ Das Grinsen des Jungen wurde noch breiter, während sein Gegenüber weiterhin beharrlich schwieg und ihn durch die Augenschlitze aus braunen Augen anschaute. <Wenn du wüsstest, mein Lieber.>

„Hey, Arne!“, erklang da eine andere Stimme. Ein blondhaariger junger Mann näherte sich dem Kampfplatz im Burghof. Der Gerufene wandte sich grinsend um, erstarrte dann jedoch mitten in der Bewegung. Sein Lächeln verschwand. „Alexander? Du? Wie? Wer?“, stotterte er verwirrt und schaute von seinem Gegenüber zu dem blonden jungen Mann mit den braunen Augen hinüber und wieder zurück. Er machte einen schnellen Schritt rückwärts und zog sein Schwert. „Sprich! Wer bist du?“ Er fixierte den Jungen, mit dem er gerade gekämpft hatte feindselig. Dieser stand ganz gelassen da und musterte ihn spöttisch. Dann hob er ganz langsam die Hände und nahm sich den Helm ab. Lange, blonde Haare kamen darunter zum Vorschein.

„Alexandra!“, keuchte Arne erschrocken auf und der vermeintliche Junge lächelte. „Genau.“ Alexandra strich sich durch die Haare. „Ich gebe doch einen guten Ritter ab, findet Ihr nicht, Arne? Immerhin hätte ich Euch fast besiegt!“ Sie grinste noch breiter, als sie das fassungslose Gesicht des jungen Ritters bemerkte. „Alexandra!“, erklang da eine tadelnde Stimme hinter ihr. Die Blondhaarige wandte sich um. „Was gibt es denn, Bruderherz?“ „Also wirklich! Du bist eine Prinzessin, Alexandra! Da gehört es sich wirklich nicht, hier auf dem Übungsplatz zu stehen und dem armen Arne den Schock seines Lebens einzujagen! Überleg doch mal, was passiert wäre, wenn er verloren hätte!“ Alexander konnte die Belustigung in seiner Stimme kaum unterdrücken. Auch er lächelte nun, doch dann wurde er wieder ernst. „Du musst aufpassen, Lex! Ich meine, du weißt doch, was passiert, wenn Vater dich hier sieht, oder? Er würde das bestimmt nicht so gut aufnehmen wie ich, dass meine Zwillingsschwester in Männersachen herumläuft und Ritter spielt! Du kennst ja seine Auffassung.“

Arne schaute noch immer etwas verwirrt zu den beiden Geschwistern hinüber. Es war wirklich so. Er hatte nicht gegen Alexander, den Sohn Johannes von Hohensteins und Erben des Throns, gekämpft, sondern gegen dessen Zwillingsschwester Alexandra. Die beiden sahen sich aber auch verdammt ähnlich! Beide hatten genau die selben dunkelblonden Haare, nur dass die Alexandras etwas länger waren. Auch die Augenfarbe war die Gleiche und Alexander war vielleicht zwei Zentimeter größer als seine Schwester. Aber trotzdem! Wie hatte er nur seinen besten Freund nicht erkennen können? Und wie hatte er nur fast gegen eine Frau verlieren können?

Die beiden Geschwister verabschiedeten sich von Arne und gingen in die Burg, die seit nunmehr fast 16 Jahren ihr zu Hause war. Alexandra erschienen die dicken Mauern jedoch zunehmend nicht als schützend, sondern als bedrohlich und finster. Es war, als würden sie ihr die Freiheit und die Luft zum Atmen rauben. Sie wusste, dass das eine geradezu lächerliche und absurde Vorstellung war, aber sie konnte sich dagegen nicht wehren.

„Ehe ich es vergesse: Vater wollte dich sehen. Ich habe ihm gesagt, dass du bei deinen Freundinnen bist. Du weißt ja, was er von deinen kleinen Ausflügen halten würde, oder? Wenn er erfahren würde, dass ich dir ab und zu Unterricht im Schwertkampf gegeben habe…“ „Ja, ich weiß. Er würde es verurteilen.“ „Ich wollte dich nur vorwarnen, Alexandra. Nicht, dass du dich verplapperst!“ Alexander grinste seine Schwester an und ließ sie dann vor der schweren Eichenholztür, die zum Thronsaal führte, alleine.

Sie holte tief Luft und trat dann ein. Ihr Vater auf der anderen Seite des Saales auf seinem Thron, der etwas erhöht stand. Er winkte sie zu sich heran und beugte sich leicht vor. „Alexandra! Da bist du ja endlich! Wo hast du dich nur schon wieder herumgetrieben?!“ „Ich war bei meinen Freundinnen…“ „Ja, das hat Alexander auch schon gesagt.“ Der König sah sie stirnrunzelnd an. „Egal. Alexandra, du wirst bald 16 Jahre alt. Du weißt, was das bedeutet, oder?“ Sie nickte zögernd. Natürlich wusste sie, was das bedeutete! Sobald sie 16 wurde, sollte sie, nach alter Tradition, verheiratet werden! Wie hätte sie das vergessen können? „Alexandra, ich möchte, dass du die letzten Wochen vor deinem Geburtstag in einem Kloster verbringst, um dich auf dein späteres Leben vorzubereiten. Ich möchte nicht, dass du mir Schande bereitest!“ „Wie bitte? Ich soll in ein Kloster?“ „Genau.“ Er nickte bekräftigend. „Aber…ich will nicht!“, stieß die Blondhaarige hervor. Sie hatte schon viel zu viel über das harte und langweilige Leben im Kloster gehört, als dass sie dort hin wollte, nur um dann, endlich wieder in Freiheit, verheiratet zu werden. „Es ist mir egal, ob du das willst oder nicht! Ich dulde keinen Widerspruch! Morgen wirst du abreisen! Das war mein letztes Wort.“ Alexandra zitterte vor Wut. Sie wusste, dass es keine Sinn machte, ihrem Vater zu widersprechen, aber sie wollte nicht ins Kloster! Das war nicht das Leben, welches sie sich wünschte! Sie schaute zu Boden und nickte knapp, bevor sie so schnell wie möglich den Raum verließ.

Sie lief durch die Gänge, ohne richtig zu bemerken, wohin sie ging. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Was sollte sie nur tun? Gab es überhaupt eine Lösung? Sie seufzte und lehnte sich gegen die Wand. Sie genoss die Dunkelheit, die nur von einigen flackernden Fackeln durchbrochen wurde. Irgendwie spiegelte sie ihr Innerstes wider. Sie ließ den Kopf sinken und eine Haarsträne fiel ihr in Gesicht. Wie automatisch strich sie diese zurück, doch dann verharrte sie mitten in der Bewegung, als sie sich durch die langen Haare fuhr. Ihre Hand zitterte. <Verdammt. Warum…warum musste ich nur als Mädchen zur Welt kommen? Das ist nicht fair! Ich…würde so gerne mit Alexander tauschen!> Ihre Augen weiteten sich, als sie sich des Gedanken richtig bewusst wurde. So absurd war es gar nicht! Sie könnte es! Schließlich hatte sie heute schon Alexanders bestem Freund vorgespielt, dass sie er war! Warum sollte es dann bei anderen nicht funktionieren?

Sie stieß sich leicht von der Wand ab und lief weiter, den Gang entlang, der zu ihrem Zimmer führte. Sie riss die Tür auf und stürmte hinein. Sie durchquerte das Zimmer in wenigen Schritten und öffnete eine Holztruhe. Dann zerrte sie einige Sachen heraus und stopfte sie zusammen in einen Beutel. Nachdem sie alle Sachen, die sie mitnehmen wollte, eingepackt hatte, griff sie nach einem kleinen Dolch. Sie nahm ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und setzte den Dolch an. Einen Augenblick lang zögerte die Blondhaarige. Wenn sie das jetzt tat, gab es kein zurück mehr. Dann musste sie ihr Vorhaben durchziehen und konnte nicht mehr zurückkehren. Aber was war die Alternative? Die Haarsträhnen flogen auf den Boden. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und straffte die Schultern. Sie durfte nicht zögern, unter gar keinen Umständen. Sonst war sie verloren! Sie nahm ein altes Tuch, wickelte es sich straff um die Brust und kramte dann ein paar alte Sachen von ihrem Bruder hervor, die er ihr einmal überlassen hatte, weil sie meinte, damit besser den Schwertkampf üben zu können. Sie zog sie an und begutachtete sich dann noch einmal prüfend von oben bis unten. Dann nahm sie ihren Beutel und verließ ihr Zimmer. Sie schlich den Gang entlang, ohne einen Ton zu verursachen. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, waren irgendwelche Leute, die sie aufhielten. Als sie sich einer Weggabelung näherte, verlangsamte sie ihre Schritte, weil sie Stimmen gehört hatte. Sie drückte sich im Schatten eng gegen die Wand und hoffte, dass man sie nicht entdecken würde. Als sie hörte, wie sich Schritte entfernten, atmete sie erleichtert auf. <Gerade noch einmal gut gegangen.> Sie ging geradeaus weiter, auf dem Weg zu den Pferdeställen. Dann überlegte sie es sich jedoch anders und ging ein Stück zurück. Sie öffnete die Tür des Arbeitszimmers ihres Vaters und trat ein. Es würde auf jeden Fall nicht schaden, wenn sie ein offizielles Schreiben bei sich trug, das ihre Identität bestätigte, wenn jemand Zweifel haben sollte. Sie ging zum Arbeitstisch, auf dem viele Schriftstücke und auch ein Siegelring lagen. Sie lächelte, als sie einige Dokumente durchsah und die Wörter heraussuchte, die sie benötigte, um sie dann abzuschreiben.

Als sie fertig war, begutachtete sie ihr Werk noch einmal zufrieden und überflog noch einmal die Zeilen, in denen der König erklärte, dass er seinen Sohn Alexander zu einem befreundeten Ritter, der gerade in der Nähe war, in die Lehre geben wolle. Sie drückte das Siegel des Königs auf das Pergament, nachdem sie es mit Kerzenwachs bestrichen hatte und steckte die Schriftrolle in ihre Tasche. Sie wollte sich gerade umwenden. Als eine Berührung sie zusammenzucken ließ. Eine Hand hatte sich auf ihre Schulter gelegt. „Was machst du hier, Schwesterchen?“, erklang die Stimme ihres Bruders hinter ihr. Sie schluckte. <Was nun?> Würde ihr Bruder ihren Plan gutheißen? Vermutlich nicht. Würde er sie verraten? Sie wusste es nicht. Trotzdem entschloss sie sich dazu, ihm die Wahrheit zu sagen.

„Ich werde fortgehen. Wie du weißt, will Vater mich ins Kloster schicken und mich dann verheiraten, aber das…ist nicht das, was ich mir vom Leben erwünsche! Ich… will frei sein! Verstehst du das, Alexander?“ Sie sah ihren Bruder flehend an. „Du wirst mich nicht verraten, oder?“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Nein, das werde ich nicht. Aber…pass gut auf dich auf, ja?“ Er öffnete seinen Schwertgürtel und reichte ihr die Waffe. „Die wirst du brauchen können, wenn du dich als Ritter durchschlagen willst.“ Er lächelte sie traurig an. „Wir werden uns wohl nicht wiedersehen, oder?“ Sie schüttelte zaghaft den Kopf. „Nein, vermutlich nicht.“ „Mach dir wegen Vater keine Sorgen. Er wird in regelmäßigen Abständen eine Nachricht aus dem Kloster bekommen, in der steht, dass es dir gut geht und du deine Aufgaben mit großer Sorgfalt erfüllst.“ „Das würdest du wirklich tun?“ Alexandra starrte ihren Bruder verblüfft an. „Na sicher doch. Ich muss doch auf dich aufpassen, Schwesterchen.“ Er nickte bekräftigend. „Danke“, flüsterte sie und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Ja, ja, schon gut! Nun mach, dass du wegkommst, sonst überlege ich es mir noch anders!“ Sie nickte, schnallte sich das Schwert um die Hüfte und verließ den Raum.

Diesmal nahm sie wirklich den kürzesten Weg zu den Stallungen. Soweit sie wusste, wurden um diese Zeit gerade die Wachposten gewechselt. Sie hatte also eine kurze Zeitspanne zur Verfügung, in der sie unbemerkt aus der Burg fliehen konnte. Diese Chance musste sie nutzen. Tatsächlich begegneten ihr auf ihrem Weg durch die Burg nur wenige Leute und es bereitete ihr keine Probleme, ein Zusammentreffen zu vermeiden. Sie erreichte unbemerkt den Stall, griff einen der Sattel und legte ihn auf den Rücken ihres Pferdes. Dann zog sie den Riemen straff und befestigte ihre Tasche an der Seite. Sie schwang sich auf den Rücken des Pferdes und verließ in scharfem Galopp die Burg. Sie musste sich so weit wie möglich von dem Bollwerk entfernen, bevor ihr Verschwinden bemerkt wurde. Dann konnte Alexander erzählen, dass sie auf dem Weg zum Kloster war und niemand würde sich die Mühe machen, sie einholen zu wollen, um sie zu begleiten. Alexandra lehnte sich im Sattel noch etwas weiter vor und trieb ihr Pferd noch mehr an.

Sie hatte die weite Fläche vor der Burg schneller überquert, als sie gedacht hatte. Kurz bevor sie in den Wald ritt, zügelte sie ihr Pferd und sah noch ein letztes Mal zurück. Sie würde ihr zu Hause nie wieder sehen, dessen war sie sich bewusst, aber die Trennung fiel ihr nicht so schwer, wie sie gedacht hatte. Dann wandte sie sich abrupt wieder um. Sie hatte keine Zeit für sentimentale Gedanken. Sie musste an ihre Zukunft denken. Sie durfte keinen Fehler machen und sich durch eine unbedachte Tat oder Äußerung verraten, sonst war alles aus. Das, was sie hier tat, grenzte an Gotteslästerung und würde mit dem Tode bestraft werden, wenn es jemand herausfand. Sie verdrängte diesen Gedanken und machte sich auf den Weg.
 

So, das war’s erst einmal wieder. Ihr könnt euch sicher alle schon denken, was Alexandra mit unseren Zeitreisenden zu tun hat, oder? Und dass sie (oder „er“) bald auf einen Bekannten trifft muss ich sicher auch nicht extra erwähnen^^

Also bis dann! Man liest sich!

Eure Asu

Wiedersehen?

Ich weiß, ich habe euch schon wieder ziemlich lange warten lassen. Es tut mir Leid! Und ich kann noch nicht mal sagen, dass es demnächst wieder besser wird! Die Klausur-Zeit ist zwar erst einmal vorbei, aber in den nächsten Wochen (und Monaten) hab ich vorraussichtlich auch ziemlich viel zu tun, beziehungsweise bin nicht einmal zu Hause. (Skilager!!!!!! Yeah!!! -^__^- Paris!!!! Juhuuuu!! Hesinki ich komme! xD) Na ja, wie dem auch sei. Ich geb mir Mühe zwischendurch noch etwas hochzuladen, versprechen kann ich aber nichts.

Vielen Dank noch einmal für eure Kommentare! Das ist echt klasse^^ Macht bitte weiter so! =)

hel

Eure Asuka
 

Wiedersehen?
 

Alexandra ritt mehrere Tag lang durch den Wald, ohne einem anderen Menschen zu begegnen. Mehrmals stellte sich ihr in der Stille der Einsamkeit die Frage, ob sie nicht einfach umdrehen und doch den Anweisungen ihres Vaters folgen und Richtung Kloster reiten sollte, doch dann machte sich ein unbändiger Trotz in ihr breit. Nein! Sie wollte über ihr Leben selbst bestimmen! Sie wollte frei sein und nicht den stumpfsinnigen Anweisungen der Nonnen folgen! Je näher sie jedoch dem Lager der Abgesandten des Staufernkönigs Konrad III kam, desto unruhiger wurde sie. Immerhin war Lothar, der ranghöchste Ritter des Trupps, ein guter Freund ihres Vaters. Er hatte sie oft besucht. Was, wenn er sie erkannte? Sie mochte sich die Konsequenzen gar nicht erst vorstellen, da sie wusste, dass Lothar sehr streng sein konnte, auch wenn er an sich ein eher freundliches Gemüt hatte. Sie schauderte, zwang sch dann jedoch zur Ruhe. Sie durfte ihre Nervosität unter keinen Umständen zeigen, was auch immer passierte. Das konnte ihr Todesurteil sein.

Am späten Nachmittag lichtete sich der Wald endlich und sie konnte eine weite Ebene überblicken. In einiger Entfernung konnte sie an einem kleinen Flusslauf das Lager der Ritter ausmachen. So weit sie wusste, reisten diese gerade nach Osten, um an dem Kreuzzug teilzunehmen, zu dem Abt Bernhard von Clairvaux vor zwei Jahren aufgerufen hatte. Mehrere bedeutende Herrscher waren in den letzten Monaten mit den Vorbereitungen beschäftigt gewesen.

Alexandra zügelte ihr Pferd und ließ ihren Blick über die Ebene schweifen. Die Sonne stand schon tief und so musste sie die Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden. Der Himmel verfärbte sich bereits rötlich und bald würde die Nacht hereinbrechen. Ein auffrischender Wind fuhr ihr durch die kurzen Haare. <Das ist das, was ich immer wollte. Entweder ich bestehe diese Herausforderung und kann mein Leben so leben, wie ich will, oder aber ich werde sterben.> Sie schluckte, doch eine grimmige Entschlossenheit machte sich in ihrem Inneren breit. <Jetzt gibt es eh kein Zurück mehr. Und lieber sterbe ich bei dem Versuch, über mein Schicksal selbst zu bestimmen, als immer vor ihm davonzurennen und andere die Entscheidungen für mich treffen zu lassen. Auf wiedersehen, Bruder. Ich bin dir dankbar für alles, was du für mich getan hast. Sei dessen gewiss. Aber nun endlich ist der Singvogel aus seinem Käfig entkommen und kann die Flügel entfalten.> Sie straffte die Schultern und trieb ihr Pferd an. In scharfem Galopp flog sie dem Lager entgegen.
 

„Ein Reiter nährt sich dem Lager!“, rief einer der Wachposten und lief zum Zelt des Truppenführers. Er schob den schweren Ledervorhang zur Seite und trat ein. Lothar schaute erstaunt von seinen Unterlagen auf. „Was gibt es denn?“ „Ein Reiter kommt auf uns zu, Mylord. Er trägt das Emblem von Hohenstein.“ „Ein Abgesandter meines Freundes Johannes?“ Lothar erhob sich lächelnd und trat aus seinem Zelt, um den Ankömmling zu begrüßen.

Alexandra gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben, als sie in das Lager ritt. Anscheinend hatte sich die Nachricht ihrer Ankunft schnell verbreitet, denn die Männer hatten sich versammelt und erwarteten sie schon. In der Menge erkannte sie auch Lothar, der nun einen Schritt vortrat, um sie zu begrüßen. Sie ließ sich von dem Rücken ihres Pferdes gleiten und kniete nieder. „Ich überbringe Euch die herzlichsten Grüße meines Vaters, Johannes von Hohenstein. Er hofft, ihr seid bei bester Gesundheit und wünscht Euch ein erfolgreiches Gelingen Eurer Mission!“ Sie wagte nicht, aufzublicken. Ihr Herz hämmerte und sie spürte, wie ihre Hände anfingen zu zittern. Schnell ballte sie diese zur Faust, um ihre Nervosität so gut es ging zu verbergen. Welcher Ritter zitterte schon, wenn er dem engen Freund seines Vaters gegenüberstand? Sie durfte unter keinen Umständen Aufmerksamkeit erregen. Aber dauerte die Stille, die auf ihre Worte gefolgt hatte nicht eh schon viel zu lange? Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte eine unbedachte Geste sie verraten? Hatte Lothar sie an ihrer Stimme erkannt? Oder verriet schon ihre Erscheinung, dass sie nicht der war, für den sie sich ausgab? Die Stille wurde für Alexandra langsam aber sicher unerträglich. <Verdammt. Nun sag schon etwas!> Sie beobachtete die Soldaten um sie herum aus den Augenwinkeln, konnte jedoch nicht erkennen, dass sie sich dazu bereit machten, sie anzugreifen. Endlich beendete Lothars Stimme das Schweigen.

„Alexander! Wie schön, dich zu sehen! Du bist groß geworden, mein Junge, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben!“ Alexandra schaute zögernd auf. „Du kannst dich wieder erheben, mein Junge!“ Lothar strahlte sie an und legte ihr dann einen Arm um die Schulter, während er dem vermeintlichen Sohn seines Freundes den Weg zu seinem Zelt wies. „Du bist sicher erschöpft, aber bitte berichte mir doch noch etwas von meinem alten Freund! Wie geht es deinem Vater?“ Eine unendlich große Erleichterung machte sich in Alexandra breit. Sie unterdrückte jedoch rasch den Reflex aufzuatmen, um sich nicht doch noch zu verraten. Stattdessen gab sie sich die größte Mühe, weiterhin wachsam zu bleiben. Sie versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben und begann zu erzählen, während sie in das Innere des Zeltes traten. Lothar deutete auf einen Schemel, auf den sie sich setzen durfte, während er selbst wieder auf seinem Stuhl Platz nahm. Er hörte ihr interessiert zu, während sie alles erzählte, von dem sie annahm, dass es Lothar interessieren könnte. Im Stillen dankte sie Alexander noch einmal dafür, dass er so viel Zeit mit ihr verbracht hatte und mit ihr auch über die Dinge gesprochen hatte, die sie sonst als Frau niemals erfahren hätte. Langsam fühlte sie sich besser. Der Ritter schien keinen Verdacht zu schöpfen.

„Wie geht es eigentlich dieser wundervollen Stute, die mir dein Vater bei meinem letzten Besuch so stolz präsentiert hat? Morgenröte, so weit ich mich erinnere. Sie war doch für dich bestimmt, oder irre ich mich?“ Ein Funkeln war in den Augen des Mannes zu erkennen. Alexandra lächelte bei der Erinnerung an ihr Lieblingspferd. „Morgenröte geht es sehr gut. Zur Zeit wird sie als Zuchtstute genutzt!“, erklärte sie nicht ohne Stolz auf ihr Pferd, doch dann traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Sie war nicht sie selbst, sondern Alexander! Die Stute gehörte ihm also nicht! Das war eine Falle und sie war direkt hineingetappt! Sie versuchte, ihren Fehler so schnell wie möglich wieder auszubügeln. „Allerdings muss ich sagen, dass diese schöne Stute leider nicht mir gehört, sondern meiner Zwillingsschwester Alexandra.“ Sie beobachtete ihren Gegenüber genau. War das ein unbeabsichtigter Fehler oder eine geschickt gestellte Falle gewesen? Ahnte er etwas von dem Schwindel? Sie musste nun alles auf eine Karte setzen. Sie griff in ihre Manteltasche und zog das gefälschte Dokument hervor und reichte es Lothar. Er erbrach das Siegel und überflog die Zeilen, ohne eine Miene zu verziehen.

Alexandra wartete gespannt. Würde er ihr glauben? Schließlich legte der Ritter das Dokument zur Seite und blickte sie durchdringend an. „Willst du das wirklich, Alexander? Du könntest ein schönes Leben führen. Du musst bedenken, dass vielleicht der Tod am Ende unserer Reise wartet. Wir werden noch einige Wochen hier in der Gegend umherziehen und einige Mitstreiter werben, doch dann geht es auf ins Heilige Land. Viele werden es niemals erreichen, andere werden nie lebend zurückkehren. Hast du dir das genau überlegt?“ Sie nickte entschlossen und ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht ihres Gegenübers. „Gut. Wie du willst. Sei aber davon überzeugt, dass wir dich nicht schonen werden, auch wenn du vermutlich eine edlere Abstammung hast, als die meisten anderen hier. Im Krieg sind alle gleich. Da fragt keiner danach, woher du kommst. Alles, was zählt ist, wohin du gehst.“ Sie nickte abermals. „Gut. Ab morgen beginnt das Training. Und nun geh schlafen. Ich habe dir bereits ein Zelt aufstellen lassen.“ Sie blickte ihn verblüfft an und er lächelte. „Ich bin davon ausgegangen, dass du den Dickkopf deines Vaters geerbt hast.“ „Vielen Dank, Mylord.“ Sie verbeugte sich noch einmal leicht und verließ das Zelt. Der erste Schritt war also geschafft.
 

Die Tage vergingen schnell. Lothar hatte nicht zu viel versprochen. Niemand schonte sie und sie hütete sich davor, auch nur das geringste Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Sie wollte niemandem den geringsten Zweifel an ihrer Identität ermöglichen. Im Training schlug sie sich tapfer, doch von Tag zu Tag zierten mehr blaue Flecken und Prellungen ihren Körper. In Punkto Kraft konnte sie sicher mit keinem der anderen mithalten, doch was ihr dort fehlte, machte sie schon nach kurzer Zeit durch Schnelligkeit und saubere Technik wett. Sie gab sich alle Mühe, schnell zu lernen, was ihr auch gelang. Mit der Zeit fühlte sie sich im Lager immer sicherer, doch mahnte sie sich trotzdem immer wieder zur Vorsicht. Ein einziger falscher Satz, eine merkwürdige Geste, konnten ihre Identität und somit ihr Leben gefährden. Oft lag sie in der Nacht stundenlang wach und hatte Angst davor, am nächsten Tag enttarnt zu werden. Trotz aller Schwierigkeiten, die sich im Umgang mit den anderen Männern ergaben, fühlte sie sich hier besser, als in ihrem behüteten zu Hause auf der Burg. Das war das Leben, welches sie sich gewünscht hatte.
 

Jaden starrte gedankenverloren ins Feuer. Nun war er schon Wochen auf der Suche nach seinen Freunden, aber er hatte keinen einzigen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort gefunden. Nachdem er Aliz so schnell gefunden hatte, hatte er gehofft, dass er auch die anderen schnell aufspüren würde, doch er hatte sich geirrt. Statt dessen zog er nun schon ewig alleine durch das Land. Er fühlte sich einsam. Er vermisste seine Freunde und ganz besonders eine Person, der er noch unbedingt etwas sagen wollte. Aber wie sollte er das anstellen, wenn er nicht einmal wusste, wo sich Alexis zur Zeit aufhielt? Er seufzte und schob noch einen Zweig in das Feuer. Er zog die Knie an und legte den Kopf darauf. Das Feuer spiegelte sich in seinen Augen, während er es traurig anstarrte, als könnte es ihm Antworten liefern. <Alexis…wo bist du nur? Ich vermisse dich so…Ob es dir wohl gut geht? Ich hoffe, ich finde dich bald…> Er legte sich auf die Seite und versuchte, zu schlafen. Am nächsten Tag wollte er weiterziehen.

Er wurde schon mit dem Sonnenaufgang wach. Ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft und der junge Slyfer sprang sofort alarmiert auf. <Rauch. Das ist Rauch!> Er schnallte sich das Schwert um, packte schnell seine wenigen Sachen zusammen und rannte los. Die Bilder von dem niedergebrannten Dorf, in dem Aliz sich aufgehalten hatte, kamen ihm in den Sinn. <Oh nein, bitte nicht!> Er beschleunigte seine Schritte noch einmal, bis er endlich ein kleines Dorf sehen konnte. Eines der Häuser stand in Flammen. Die Bewohner liefen panisch durcheinander. Ein Kind schrie lauthals nach seiner Mutter. Am anderen Ende des Dorfes war eine kleine Reiterschar zu erkennen. Sie umzingelten eine kleine Gruppe von Dorfbewohnern und bedrohten sie mit ihren Schwertern.

Der junge Slyfer zog sein eigenes Schwert und rannte auf die Angreifer zu, ohne nachzudenken, wie er gegen die Übermacht ankämpfen sollte. Das einzige, was ihm im Moment durch den Kopf ging war, dass er die Dorfbewohner nicht so einfach ihrem Schicksal überlassen konnte. Einer der Reiter wendete sein Pferd und galoppierte auf eine junge Frau zu, die ein Kind eng an sich presste. Sie war starr vor Schreck und konnte sich nicht bewegen, als der Reiter sich ihr näherte und sein Schwert hob. Sie schloss die Augen und wartete auf das Unausweichliche, doch es kam nicht. Statt dessen hörte sie, wie Metall auf Metall prallte. Funken sprühten. Sie öffnete zaghaft die Augen und sah einen Fremden vor sich stehen, der den Angriff mit einem Schwert abgewehrt hatte. „Lauft weg und versteckt euch!“, rief er ihr zu und drängte den Angreifer ein Stück zurück. Sie nickte und zog das Kind auf die Beine. So schnell sie konnten, flüchteten sie in den Wald.

Jaden beobachtete sie aus den Augenwinkeln und als sie mit dem Kind weit genug entfernt war, beschrieb er mit der Schwertspitze einen Kreis und lenkte so das Sachwert des Angreifers zu Boden. Mit einer schnellen Bewegung entwaffnete er seinen Gegner. Dieser schrie wütend auf, weil er sich hatte übertölpeln lassen und glitt vom Pferd. Er griff nach einer Heugabel, die an eine Hauswand gelehnt hatte, und ging mit dieser Waffe auf Jaden los, der die Angriffe nur äußerst mühsam parieren konnte. Er wurde immer weiter zurückgedrängt. Hinter ihm spürte er die Hitze des brennenden Gebäudes. <Mist. Weiter zurück kann ich nicht, sonst verbrenne ich!> Verzweifelt hob er erneut sein Schwert und fing einen Angriff seines Gegners ab. Dieser jedoch drehte seine Waffe herum du versetzte Jaden mit dem Schaft einen schmerzhaften Schlag gegen die Rippen, der ihn taumeln ließ. Der Braunhaarige keuchte erschrocken auf und wankte. Sein Gegenüber richtete sich siegesgewiss vor ihm zu all seiner Größe auf, und hob die Heugabel. In den Zinken spiegelte sich unheimlich der Schein des Feuers wieder. Jaden starrte seinen Gegner an und überlegte verzweifelt hin und her. Von der anderen Seite des Dorfes drangen immer mehr Schrei zu ihnen herüber. Die Räuber hatten wohl entschieden, dass sie keine Überlebenden haben wollten und nun begann das Gemetzel. Die Dorfbewohner hatten keine Chance. Einige wenige versuchten, sich mit einfachen Werkzeugen , Knüppeln oder Steinen zur Wehr zu setzen, doch gegen die Schwerter stellten sich diese Waffen sehr schnell als nutzlos heraus. Jaden fühlte eine riesige Wut in sich aufsteigen. Er wollte den Leuten hier unbedingt helfen, aber ihm fehlte einfach die Kraft es mit diesen kampferprobten Gegnern alleine aufzunehmen. Was sollte er bloß tun?

<Nein, ich werde hier nicht sterben. Nicht, bevor ich Alexis gesagt habe, was ich wirklich fühle!> Dieser Gedanke gab ihm noch einmal Kraft. Er schnellte vor und wich geschickt der auf ihn zurasenden Waffe aus, die nun unbrauchbar im Boden steckte. Schon war er direkt vor seinem Gegner, hob den Ellenbogen und traf ihn direkt zwischen Hals und Kinn. Von der Wucht des Schlages fiel dem überraschten Raubritter der Helm vom Kopf und rollte über den Boden. Der Mann selbst wankte, fing sich aber wieder. Bevor er jedoch wieder zum Angriff ansetzen konnte, hatten Jaden sein Schwert gezückt und ihm die Kehle durchstoßen. Der Raubritter gab ein seltsam blubberndes Geräusch von sich und kippte dann nach hinten. Jaden wandte den Blick ab und eilte dann zu den anderen Dorfbewohnern hinüber, die sich tapfer gegen die anderen Reiter zu behaupteten versuchten.

Er kämpfte mit ihnen gegen die Übermacht an, doch schließlich wurde einer nach dem anderen überwältigt. Die letzten noch kämpfenden fanden sich in einem engen Kreis zusammen. Die Hitze der brennenden Gebäude um sie herum nahm zu und wurde mit der Zeit unerträglich. Die Strohdächer der Hütten gaben einen beispiellos guten Nährboden für die Flammen ab, die sich schnell weiter ausgebreitet hatten. Die gesamte Umgebung war in ein orangerotes Licht getaucht „Nicht aufgeben! Wir können es noch schaffen!“, rief Jaden den anderen zu, um ihnen Mut zu machen, auch wenn die Situation ausweglos erschien.. Einer der Angreifer lachte und kam auf ihn zu. „Du bist ja mutig, Kleiner! Dann wollen wir mal sehen, wie große Töne du noch spuckst, wenn du dem Tod ins Auge siehst! Stirb!“ Er hob sein Breitschwert und ließ es auf Jaden niedersausen, der den Hieb nur mit aller seiner ihm noch zur Verfügung stehenden Kraft abblocken konnte. Er keuchte. <Mist. Ich kann nicht mehr.> Er sah einen neuerlichen Schlag auf sich zukommen. Er wollte seine Arme in die Höhe reißen, doch das Gewicht seines Schwertes schien plötzlich so unglaublich groß zu sein. So sollte es also enden. Er biss die Zähne zusammen. Die Zeit schien sich unendlich zu dehnen. <Dabei wollte ich Alexis doch nur noch ein letztes Mal sehen.> Die Klinge näherte sich mit ungeheurer Geschwindigkeit seinem Herzen, doch dann stockte sie auf einmal. Jaden blickte auf und sah, dass der Blick seines Angreifers leer geworden war. Er kippte nach vorne und der Braunhaarige konnte sich nur durch einen Satz zur Seite davor retten, unter ihm begraben zu werden. Hinter dem Raubritter kam eine andere Gestalt zum Vorschein, die nun ihr Schwert wieder in die Scheide steckte und ihm eine Hand zum Aufstehen reichte. „Komm hoch, Junge. Du hast tapfer gekämpft. Den Rest erledigen wir.“ Jaden nickte dankbar und richtete sich auf. Er ließ seinen Blick durch das Dorf schweifen und musste feststellen, dass die Raubritter nun in der Unterzahl waren und von den aufgetauchten Rittern in die Enge getrieben wurden, bis sie sich ergaben.

„Danke für die Hilfe.“ „Keine Ursache“, winkte der Ritter ab. „Gehörst du hier zum Dorf?“ Jaden schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab nur zufällig gesehen, dass sie angegriffen wurden.“ „Und dann hast du einfach mal so dein Leben riskiert, um zu helfen? Entweder du bist wahnsinnig mutig oder wahnsinnig dumm.“ Jaden lächelte gequält. „Na danke für die kurze Einschätzung. Manchmal liegt beides gar nicht so weit auseinander!“ Der Ritter lachte und klopfte ihm auf die Schulter. „Trotzdem gut gemacht, Junge. So waren wir noch rechtzeitig zur Stelle, um die Gauner zu fangen.“ Ein Schmerz durchzuckte bei der Berührung Jadens Schulter und er keuchte erschrocken auf. „Du bist ja verletzt!“ Jaden schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf, bemerkte jedoch dann, wie etwas warmes seinen Arm hinunterrann. Blut tropfte auf den Boden. „Komm mit, wir werden dich erst einmal verarzten, bevor wir weiterreden.“ Jaden nickte dankbar und verfolgte gespannt, wie schnell die Ritter die letzten Räuber gefangen nahmen. Außerdem organisierten sie, sobald die größte Gefahr gebannt war, eine Eimerkette vom Fluss zum Dorf, um die Flammen zu löschen. Der Ritter ging zu einer Gruppe Dorfbewohner, redete kurz mit ihnen und führte den jungen Slyfer dann in eines der Häuser, welches noch nicht in Flammen gestanden hatte und somit größten Teils unversehrt geblieben war. Das Einzige, was hier an den eben stattgefundenen Kampf erinnerte waren einige auf dem Boden verstreute Scherben von Tongefäßen.

„Ich würde deine Wunden ja selbst versorgen, aber ich muss mich jetzt erst einmal um die übriggebliebenen Räuber kümmern. Keine Sorge, du bist in guten Händen, wahrscheinlich sogar in besseren als bei mir!“, versprach Lothar mit einem Grinsen und war verschwunden. Kurze Zeit später trat ein anderer, jüngerer Ritter ein. Er kam ein paar Schritte auf Jaden zu und nahm dann seinen Helm ab. Erstaunt weiteten sich die Augen des Braunhaarigen. „Alexis!“
 

So, das war es auch schon wieder von mir =) Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. ^^ Lasst euch überraschen, was da noch so alles auf Jaden zukommt ;) Ihr wisst ja, dass ich ziemlich fies sein kann *g* Also dann! Man liest sich!!

Eure Asu

Weggefährten wider Willen

So, und auch zu dieser FF noch ein Kapitel, bevor ich wieder Schule hab ;)

Ich hoffe, es gefällt euch und ihr hinterlasst mir wieder ein Kommi!

hel

Eure Asu
 

Weggefährten wider Willen
 

Schweigend standen sich die beiden Jugendlichen einen Moment lang gegenüber. Dann verdüsterte sich das Gesicht des jungen Ritters. „Was fällt dir ein? Mich mit einem Weibernamen anzureden! Weißt du überhaupt, wen du vor dir hast?!“ Jaden wollte zu einer Antwort ansetzen, kam aber nicht dazu. „Mein Name ist Alexander, Alexander von Hohenstein, Sohn des Johannes von Hohenstein, und Erbe des Thrones! Wie kannst du es wagen, mich mit einer Frau zu verwechseln?“ Der junge Ritter starrte ihn feindselig an und Jaden schluckte. Wie gebannt hing sein Blick an seinem Gegenüber. <Diese Ähnlichkeit…. Die gleichen Augen, die gleichen blonden Haare, die gleichen Gesichtszüge! Kann das Zufall sein? Aber…das ist doch ein Junge! In Ritterorden wurden keine Frauen aufgenommen, so viel weiß selbst ich! Kann Alexis Seele denn in dem Körper eines Jungen wiedergeboren worden sein? Geht so was? Aber….müsste dann nicht das Amulett reagieren?> Jaden starrte den jungen Ritter verständnislos an, besann sich dann jedoch eines besseren. Er wandte den Blick ab. „Ähm…Entschuldigung…du…siehst nur jemandem sehr ähnlich, den ich kenne….“, murmelte er etwas enttäuscht. Natürlich konnte das nicht Alexis sein. Schließlich würde sonst das Amulett reagieren, so wie bei Aliz.

Der junge Ritter wartete noch eine Sekunde, dann wandte er sich abrupt ab und begann, in seinen Sachen zu kramen. „Ich soll dich verarzten. Also zieh dein Hemd aus, damit ich das tun kann. Ich habe keine Lust, länger als nötig hier zu bleiben!“ Alexandras Herz klopfte wie verrückt. Kannte dieser Junge sie irgendwoher? Hatte er ihre Tarnung durchschaut oder hatte er sie wirklich nur verwechselt? Das war egal. Sie musste nur so schnell wie möglich von ihm weg, ehe er noch eine blöde Bemerkung gegenüber Lothar machte und sie aufflog! Das durfte auf keinen Fall passieren und sie würde dafür sorgen, dass dieser Junge gar nicht erst genug Zeit dafür hatte. Sie musste ihn nur schnell verarzten, dann würden sie weiterziehen und ihn nie wieder sehen.

Sie nahm ein Stück Stoff und wickelte es um seine Schulter. Dann zog sie es fest und fixierte es, wobei sie nicht gerade sanft vorging, so dass Jaden das Gesicht verzog, als die Schmerzen zu groß wurden.

„Aua!“ „Memme! Das musst du doch mal abkönnen! Und so was fuchtelt mit einem Schwert rum, als wäre es ein Ritter!“ Sie schenkte ihm und seinem Schwert einen verächtlichen Blick und gab sich größte Mühe ihre Worte so abfällig wie möglich klingen zu lassen. „Also echt! Was hast du denn gegen mich? Nur weil ich dich verwechselt habe? Das ist doch wirklich etwas übertrieben, oder?“ In Alexandra kochte die Wut hoch. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie so eine Antipathie gegen diesen Jungen hatte. Sie schob es darauf, dass er eine Gefahr für ihre Identität sein könnte. „Muss dich denn jeder leiden können? Ich denke nicht!“ Sie zog den Verband mit Absicht noch etwas fester, so dass Jaden wieder die Zähne zusammenbeißen musste. „So, fertig.“ Sie ging mit schnellen Schritten zur Tür. „Lex?“ Wie automatisch blieb sie stehen und drehte sich um. Der Klang dieser Stimme…dieses Wortes…so vertraut. Sie schalt sich Innerlich einen Dummkopf und fuhr Jaden an: „Was fällt dir ein, mich mit einem Spitznamen anzureden, als wären wir gute Freunde?“ Dann ließ sie ihn stehen und ging hinaus.
 

Jaden starrte unentwegt auf die Tür, durch die Alexander gerade verschwunden war. <Diese Ähnlichkeit…kann das Zufall sein? Ich muss dem auf den Grund gehen. Anders geht es nicht.> Er merkte, dass sein Herz schnell schlug. <Krieg dich ein, du Idiot! Sie…sehen sich zum Verwechseln ähnlich, aber…das ist nicht Lex…das…ist…ein Junge…oder?> Er lehnte sich zurück. Wie konnte er es schaffen, bei diesen Rittern zu bleiben? Würde sich das überhaupt lohnen? Nachher jagte er einem Hirngespinst hinterher und verlor nur Zeit… Ein seltsames Leuchten holte ihn aus seinen Gedanken. Er zog das Amulett hervor und betrachtete es eingehend. „Na endlich reagierst du auch mal. Aber worauf? Auf diesen Alexander? Aber…warum dann vorhin nicht?“ Die Glaskugel in der Mitte des Kleinods schimmerte golden und ein kleiner goldener Schimmer löste sich aus ihr und trat durch die Wand nach draußen, was Jaden nicht merkte.
 

Vor dem Haus blieb Alexandra stehen. Ihr Herz raste. <W-was soll das? Ich kenne diesen Jungen doch gar nicht… warum…wird mir dann so komisch? Und warum bin ich so gereizt? Das ist doch sonst nicht meine Art…> Sie atmete tief ein und aus und genoss dabei die kühle Herbstluft. Sie musste hier weg…und zwar ganz schnell… Der kleine goldene Schimmer umkreiste die junge Frau einmal und verschmolz dann mit ihrem Körper. <Ich muss mich von Jaden fernhalten.> Sie machte einen Schritt vorwärts, erstarrte dann jedoch. <Jaden?> Sie überlegte fieberhaft, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er ihr seinen Namen genannt hatte. <Okay, langsam wird das unheimlich.> Sie schluckte und widerstand dem Impuls sich noch einmal umzudrehen. Statt dessen ging sie auf schnellstem Weg zu ihrem Pferd und versorgte dieses. Es gab nur eine Möglichkeit, um Gedanken, die zu nichts führten und somit überflüssig waren zu verdrängen: Arbeit!
 

Jaden war noch eine Weile in dem Haus geblieben. Er hatte etwas Ruhe gebraucht, um seine Gedanken zu ordnen, aber je länger er darüber nachgedacht hatte um so klarer war ihm die Lösung seines Problems erschienen. Er hatte keine Ahnung, wo er seine Freunde suchen sollte. Er wusste ja nicht einmal, ob sie hier in der Nähe waren oder in einem anderen Land. Er musste also so oder so reisen. Alleine schien ihm das nach den heutigen Erlebnissen ziemlich gefährlich, schließlich hatte er ja vor lebend zu Aliz zurückzukehren um sie zu holen und mit den anderen wieder in ihre Zeit zu kommen. Also bot es sich an, sich einer Gruppe anzuschließen. Die Ritter erschienen ihm vertrauenswürdig, zumal sie ja den Dorfbewohnern geholfen hatten. Außerdem konnte er, wenn er bei ihnen blieb diesen Alexander im Auge behalten. Er wusste zwar nicht warum, aber irgendwie sagte ihm sein Gefühl, dass da etwas nicht stimmte. Jaden nickte, als er mit seinen Gedanken an diesem Punkt angelangt war und erhob sich. Er bemerkte einen leichten Anflug von einem Schwindelgefühl und musste husten. Anscheinend hatte er doch mehr Rauch eingeatmet, als er zunächst angenommen hatte. Er nahm sein Schwert und säuberte es. Er konnte es nicht ertragen, die Klinge blutbefleckt zu sehen. Immerhin war er dafür verantwortlich. Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass er jemanden getötet hatte und das, ohne mit der Wimper zu zucken. Er wischte nur noch energischer mit einem Tuch über die Schneide, um auch das letzte Bisschen rot zu entfernen und gab sich erst zufrieden, als wirklich nichts mehr davon zu sehen war. Anschließend ließ er das Schwert in die Scheide gleiten und machte sich auf die Suche nach dem Anführer der Ritter.

Als Jaden nach draußen trat, musste er erst einmal die Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden. Erstaunt registrierte er das geschäftige Treiben um ihn herum. Er hatte gar nicht das Gefühl gehabt, dass so viel Zeit vergangen war, doch die Sonne neigte sich schon wieder dem Horizont zu. Jaden blickte sich suchend um. Von einigen Häusern war nicht mehr viel übrig geblieben. Aus einigen Ruinen stiegen noch ein paar dünne Rauchfahnen empor, doch alles in allem war das Dorf in einem besseren Zustand als er es erwartet hätte. Er schlenderte zu einem nahegelegenen Feld hinüber, wo er die meisten Ritter entdeckt hatte. Auf dem Weg dorthin überlegte er sich, wie er seine Bitte am Besten vortragen könnte.

„Mylord?“ Lothar wandte sich um. Über sein Gesicht huschte ein Lächeln, als er Jaden erkannte. „Ah der kleine wahnsinnige Held des Tages!“ Jaden nickte zögernd und hoffte nur, dass er diesen Spitznamen nicht lange tragen würde. „Ja, genau der.“ Er machte eine kleine Pause. „Mylord, ich würde Euch gerne um etwas bitten!“ Lothar legte die Stirn in Falten und sah nachdenklich auf ihn hinab. „Was kann ich für dich tun, mein Junge?“ „Mylord…wie ich Euch vorhin schon erzählt habe, gehöre ich nicht zu diesem Dorf hier.“ Lothar nickte kurz, um Jaden dazu zu ermuntern, weiterzusprechen. „Um genau zu sein, gehöre ich nirgendwo wirklich hin, Sir.“ Jaden versuchte, seine Geschichte so glaubhaft wie möglich klingen zu lassen. <Genaugenommen stimmt das ja auch. Ich gehöre wirklich nicht in diese Zeit!> „Es war im vergangenen Jahr. Meine Familie besaß ein kleines Landgut. Mein Vater schickte mich in die nächst größere Stadt, um einige Dinge zu erledigen. Als ich nach Hause zurückkehrte war alles verwüstet. Es muss eine Räuberbande gewesen sein, so wie diese hier. Sie haben niemanden verschont.“ Jaden biss die Zähne zusammen und starrte ins Leere. Die Erinnerung an das Dorf in dem Aliz gelebt hatte stieg in ihm auf. „Sie haben das ganze Dorf niedergebrannt und alle Menschen getötet. Selbst die Leichen wurden geschändet.“ Er brach ab und hoffte, nicht zu dick aufgetragen zu haben, doch in Lothars Gesicht las er nur aufrichtiges Mitgefühl. „Alles, was mir von zu Hause geblieben ist, ist dieses Schwert hier“, fuhr Jaden fort, „und die Rache, die ich beim Namen meines toten Vaters geschworen habe!“ Er blickte Lothar in die Augen. „Bitte, Mylord, könnte ich mich wohl Eurer Gefolgschaft anschließen? Ich bin noch nicht sehr geschickt im Umgang mit dem Schwert und ich weiß nicht, ob ich die Räuberbande jemals finden werde, aber ich möchte andere Menschen vor diesem Schicksal bewahren! Ich möchte etwas Gutes tun, aber wenn ich so weitermache wie bisher nütze ich niemandem etwas! Ich bitte Euch, lasst mich mit Euch ziehen! Ich werde auch niemandem zur Last fallen! Und wenn Ihr es wünscht, kann ich auch die Arbeiten eines Knappen übernehmen!“ Der junge Slyfer schaute den Ritter flehend an, auf dessen Gesicht keine Regung zu erkennen war. Hatte er ihm nicht geglaubt? Oder hatte er einfach keine Lust, noch jemanden durchfüttern zu müssen?

Lothar verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Jaden von oben bis unten. „Du hast Mut, Junge, und dein Herz sitz am rechten Fleck. Du hast alle Eigenschaften, die ein Ritter benötigt. Außerdem“, er warf einen Blick in Richtung Alexander, „haben wir sowieso gerade jemanden in deinem Alter, den wir ausbilden müssen. Wenn ihr eure Kräfte miteinander messen könnt, lernt ihr sicherlich viel schneller.“ Jaden lächelte. „Heißt das…?“ „Ja, du kannst mit uns ziehen!“ „Danke Mylord!“ Der Braunhaarige verneigte sich.
 

Unruhig wartete Alexandra den Abend ab. Sie konnte es gar nicht erwarten, diesen Ort und damit Jaden hinter sich zu lassen. Als die anderen Ritter sich endlich zum Aufbruch bereit machten, sattelte auch sie ihr Pferd wieder auf und führte es zu der Gruppe. Doch dann erstarrte sie. Bei Lothar stand eine bekannte und nicht unbedingt willkommene Person. Sie schluckte ihren Ärger hinunter und ging weiter auf die beiden Personen zu, als wäre nichts gewesen.

„Was macht der denn noch hier?“, fragte sie in einem mühsam beherrschten Tonfall und deutete mit dem Kopf Richtung Jaden, der sie nur angrinste. „Der Junge hat keine Familie mehr und ist mutig. Er hat gezeigt, dass er gut kämpfen kann. Also habe ich beschlossen, dass er sich unserer Gruppe anschließen darf. Er wird ab heute mit uns reisen.“ Alexandra starrte fassungslos von einem zum anderen. Das konnte doch nicht sein! „…Alexander?“ Sie brauchte einen Moment, um zu bemerken, dass sie gemeint gewesen war. „Ähm…ja?“ „Ich hab gefragt, ob du damit irgend ein Problem hast!“ Lothar lachte, als er ihr verdutztes Gesicht sah. „Nein, warum sollte ich?“, log sie schnell und versuchte, zu lächeln, doch innerlich kochte sie. Warum konnte sich dieser idiotische Bauernjunge nicht aus ihrem Leben raushalten? Sie drehte sich abrupt wieder um und ging ans andere Ende der Gruppe. Sie wollte bloß so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diesem Typen haben. Sie schwang sich auf den Rücken ihres Pferdes und wartete darauf, dass sie endlich losreiten würden. Sie betrachtete die langsam vorbeiziehenden Wolken und spürte regelrecht, wie ihr Zorn verrauchte. Warum war sie nur so empfindlich? Eigentlich hatte Jaden ihr doch gar nichts getan! Aber irgendwie… Sie verdrängte jeglichen Gedanken an den Braunhaarigen und versuchte, sich abzulenken.

„Alexander?“ Sie stöhnte innerlich auf, als sie die Stimme hörte. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Sie wandte äußerst widerwillig den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und blickte direkt in zwei schokoladenbraune Augen. Jaden lächelte sie an „Was willst du denn hier?“, fuhr sie ihn schon wieder eine Spur zu unfreundlich an, was sie auf ihre Nervosität schob. „Lothar hat gesagt, dass ich bei dir reiten soll. Du sollst gewissermaßen auf mich aufpassen!“ Er grinste sie breit an und zeigte dabei auf ein Pferd, welches er von einem der Ritter geliehen bekommen hatte. Alexandra verdrehte die Augen und stöhnte. <Bleibt mir denn auch nichts erspart?> „Na los, nun steig schon auf oder willst du da ewig so blöd rumstehen?“, brachte sie so freundlich, wie es eben ging hervor. „Nein, natürlich nicht, aber…“ Er stieg auf und musterte sie von der Seite nun kritisch, wobei Alexandra alle ihr zur Verfügung stehende Willenskraft aufbringen musste, um ruhig zu bleiben. „…warum bist du immer so giftig? Ich hab dir doch gar nichts getan! Wir kennen uns doch gar nicht richtig! Mein Name ist übrigens Jaden!“ Er lächelte und streckte ihr eine Hand entgegen, die sie jedoch nicht ergriff. Er sah sie fragend an, aber sie wandte nur den Kopf ab. „Es ist mir herzlich egal, wie du heißt! Und glaub bloß nicht, dass wir Freunde werden! Es muss dich doch wohl nicht jeder mögen, oder?“ Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, setzte sich die Truppe in Bewegung und machte sich auf den Rückweg zu ihrem eigenen Lager.

Den ganzen Weg über ritten sie schweigend nebeneinander her. Alexandra dachte nicht einmal daran, auch nur ein Wort an den Braunhaarigen zu richten, der sie hingegen verstohlen aus den Augenwinkeln musterte. Wieder fiel ihm die große Ähnlichkeit zwischen Alexander und Alexis auf, doch er sagte kein Wort, um den jungen Ritter nicht noch mehr gegen sich aufzubringen.
 

Also unter einem glücklichen Wiedersehen könnte man auch etwas anderes verstehen. Armer Jaden! Irgednwie lasse ich ihn zur Zeit nur leiden ^^"

Und das hier war erst der Anfang. Der Arme kommt noch ganz schön in Schwierigkeiten zwecks Gefühlen!

Na ja, ihr werdet es lesen!

Hel

Asu

Verwirrende Gefühle

Hey Leute! Da ich ja jetzt schon zwei Wochen krank zu Hause bin habe ich es endlich geschafft, mal wieder ein Kapitel fertig zu stellen. (Eigentlich bin ich ja schon etwas weiter beim Schreiben, aber dann habe ich mir überlegt, dass ich noch ein Kapitel dazwischenfüge xD)

Na ja, ich hoffe es gefällt euch und ich verspreche, dass ich jetzt auch bald mal zum Höhepunkt kommen werde =)

Also bitte schön fleißig weiterlesen und kommentieren, ja? Ich glaube, die Kommis sind der einzige Grund, aus dem ich überhaupt noch schreibe ^^"

Na ja, man liest sich!

Bis danne =)

heal

Eure Asuka
 

Verwirrende Gefühle
 

Als sie endlich bei den Zelten ankamen, war es schon dunkel. Sobald es möglich war, verabschiedete sich Alexandra von den anderen und ging zu ihrem Zelt, das sie zum Glück alleine bewohnen durfte, ein Vorteil, den ihr ihre geliehene Identität eingebracht hatte. Sie streckte sich auf ihrer Schlafstatt aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, um nachzudenken. Sie konnte selbst nicht genau sagen, was ihr an Jaden nicht passte, aber sie wusste irgendwie, dass es mit ihm noch Probleme geben würde. Schon alleine, wie er sie ansah! Als ob sie das nicht merken würde! Er vertraute ihr nicht und das beruhte auf Gegenseitigkeit! Sie würde in Zukunft noch vorsichtiger sein müssen, bis sie eine Möglichkeit gefunden hatte, ihn wieder los zu werden. Mit diesem Gedanken schlief sie endlich ein.
 

Am nächsten Morgen schlugen sie endlich ihr Lager ab und bewegten sich Richtung Osten. Ihr Ziel war eine kleine Komturei des Ordens der Tempelritter. Dort wollten sie Halt machen und eine etwas größere Streitmacht der Templer dann bis ins Heilige Land begleiten. Immerhin war es ihr Ziel, am Kreuzzug teilzunehmen. Als Jaden diese Nachrichten hörte, wurde ihm mulmig zu Mute. Wenn es etwas in der Geschichte gab, was ihn von Anfang an fasziniert hatte, dann die Tempelritter, aber er hatte in diesem Zuge auch erfahren müssen, dass viele von denen, die den Aufrufen zu den Kreuzzügen gefolgt waren, nie in Jerusalem angekommen und schon gar nicht wieder zurückgekehrt waren. Er suchte mit dem Blick den Platz vor den Zelten ab, unbewusst auf der Suche nach einer bestimmten Person. Als er sie gefunden hatte, trat ein Lächeln auf sein Gesicht, um gleich wieder zu erlöschen, als er den kalten Blick von Alexander auffing, der anscheinend bemerkt hatte, dass er ihn beobachtete. <Das ist nicht Lex>, versuchte er sich in Gedanken klar zu machen, doch etwas in ihm sträubte sich noch immer gegen diese nüchterne Erkenntnis. Er hatte die anderen Mitglieder des Trupps nach Alexander gefragt und sie alle hatten bestätigt, was er nur schon wusste: Alexander war wirklich der Sohn eines Adeligen aus der Gegend und ganz bestimmt kein Zeitreisender und schon gar keine Frau, da er kämpfen konnte. Warum konnte er sich also nicht einfach damit abfinden? Er würde hier nur seine Zeit verschwenden!

„Warum interessierst du dich eigentlich so für Alexander?“, fragte einer der anderen Ritter schließlich. „Wieso ich…was heißt denn interessieren?“ Jaden versuchte die Frage mit einem Lächeln zu entschärfen, aber ihm war nicht entgangen, dass auch einige der anderen Ritter sich umgewandt hatten. <Mist. Ich hätte wissen müssen, dass es keine gute Idee ist, so viele Fragen zu stellen. Das hab ich nun davon!> Jaden rutschte unruhig auf seinem Schemel hin und her. „Na ja, meinst du etwa, dass es niemandem auffällt, wenn du jeden fragst, was er über Alexander weiß?“ Der Mann strich sich über den blonden Bart und lächelte. Jaden griff nach dem Becher, der vor ihm auf dem Tisch stand und trank einen Schluck Bier, um etwas Zeit zu gewinnen. Angeekelt verzog er das Gesicht. Was auch immer dieses Gebräu sein mochte, es schmeckte ihm definitiv nicht. Das Problem war nur, dass die Männer kaum etwas anderes tranken. <Es war keine gute Idee, mitzugehen!>, stellte Jaden zum wiederholten Male an diesem Abend fest. Hätte er geahnt, worauf er sich einließ, als ihn einer der Männer, Mathias – ein eigentlich immer sehr freundlicher Mann, der Jaden immer gerne mit Rat zur Seite stand, ihn fragte, ob er nicht mit ein paar anderen zusammen an diesem Abend in eine Schenke in der nahegelegenen Stadt reiten wollte, wäre er sicherlich Alexanders Beispiel gefolgt und hätte abgelehnt. Aber nun saß er nun einmal hier und konnte schlecht nach ein paar Minuten wieder gehen.

„Ich will nur wissen, mit wem ich es zu tun habe!“, meinte er betont lässig und trank noch einen Schluck. Die neugierigen Blicke der anderen Ritter waren immer noch auf ihn gerichtet. „Er ist halt irgendwie komisch! Ich soll mit ihm trainieren, aber irgendwie hasst er mich, obwohl ich ihn nicht kenne. Da dachte ich nur, jemand von euch könnte mir die Lösung dieses Rätsels geben!“ Er lächelte. Gottfried, der Mann mit dem blonden Haar, nickte schließlich. „Ja, ich weiß, was du meinst! Alexander ist schon manchmal etwas komisch! Es ist fast so, als würde er unsere Gesellschaft meiden. Hält sich wohl für was besseres!“ Jaden gefiel die Wendung, die das Gespräch so plötzlich genommen hatte, ganz und gar nicht. „Ja, kann schon sein! Der Hochwohlgeborene ist sich wohl zu fein für uns!“, rief ein anderer, hob einen Krug Bier in die Höhe und leerte ihn in einem Zug. „Er benimmt sich wie eine Frau!“, setzte ein anderer drauf und die Runde grölte.

Jaden lehnte sich etwas zurück. Er fand es zwar nicht gerade toll, wie nun über Alexander gesprochen wurde, aber immerhin war er nicht mehr Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Er starrte in den Becher, der vor ihm auf dem Tisch stand und überlegte, ob er doch noch einen Schluck hinunterwürgen sollte. Wasser würde er hier nicht bekommen – geschweige denn Cola, Fanta, Sprite oder etwas ähnliches.

In der Schenke wurde es immer lauter. Das Bier, das in Mengen geflossen war, hatte die Zungen der meisten gelöst , aber auch die Gemüter erhitzt. Hier und da kam es zu kleineren Auseinandersetzungen. Erst jetzt bemerkte Jaden die leicht bekleideten Frauen, die die Bedienung übernommen hatten. Er hatte schon öfter von den wenig ritterlichen Szenen gehört, die sich im Mittelalter in Gasthäusern abgespielt haben sollten, aber leibhaftig daneben zu sitzen war etwas anderes. Er überlegte, wie er sich möglichst unbemerkt davonstehlen konnte. Es reichte ihm. Warum war er überhaupt mit den Rittern unterwegs? Er wollte Alexis finden! Bei diesem Gedanken wurde sein Blick noch trauriger. „Lex… wann sehe ich dich nur endlich wieder?“, flüsterte er. „Das solltest du dir ganz schnell aus dem Kopf schlagen, Junge!“ Jaden fuhr erschrocken auf und blickte in Gottfrieds ernstes Gesicht. „Was meinst du damit?“, fragte er alarmiert. Wusste der Mann etwas über Alexis? „Wir haben vorhin nur Spaß gemacht, Kleiner! Alexander ist ein Mann, keine Frau! Oder hast du schon mal von einem Weib gehört, dass ein Schwert zu führen weiß?“ Jaden blickte ihn verständnislos an. „Deine…“ Der Ritter rang sichtlich mit sich die Worte auszusprechen. „Als Mann Gefühle einem anderen Mann gegenüber zu haben ist widernatürlich!“ Gottfried hatte die Stimme gesenkt und sah ihn eindringlich an. „Ich hoffe für dich, dass ich mich bei dem, was ich gehört habe, verhört habe, denn vor Gott“, er deutete nach oben und senkte die Stimme zu einem ehrfürchtigen Flüstern, „kann man nichts verbergen! Er weiß alles und das, an was du gedacht hast, ist eine Sünde! Möge Gott dir verzeihen!“ Er bekreuzigte sich und legte Jaden eine Hand auf die Schulter. „Hast du das verstanden, Junge? Wir sind auf dem Weg zu einem Kreuzzug – im Namen Gottes! Und ich werde nicht zulassen, dass unsere Mission, das heilige Land von den Ungläubigen zu befreien, in Gefahr gerät, weil Gott uns wegen dir zürnt! Also halte dich zurück oder ich werde dich Lothar melden. Hast du das verstanden?!“ „Aber ich…“, setzte der Slyfer an und überlegte, wie er Gottfried am Besten davon überzeugen konnte, dass das ganze ein Missverständnis war, doch ein Blick von dem Ritter ließ ihn verstummen. „Ja ,Sir…“, erwiderte er nur und stand auf. Er legte ein paar Münzen auf den Tisch und verließ das Gasthaus.

Draußen blieb er kurz in der Dunkelheit stehen. <Alexis…ich vermisse dich so sehr. Ich will dich wiedersehen und dir endlich sagen, wie sehr ich dich liebe!!> Er schaute in den Himmel hinauf und betrachtete die Sterne. <Ob du wohl auch gerade die Sterne betrachtest?> Er spürte etwas feuchtes auf seiner Wange und wischte sich schnell mit dem Ärmel übers Gesicht. Das brachte jetzt auch nichts.
 

Alexandra drehte sich von einer Seite zur anderen, aber sie konnte einfach nicht schlafen. Schließlich stand sie auf, warf sich schnell einen Umhang über und trat vor das Zelt. Sie schaute sich verstohlen um, ob auch niemand außer ihr noch wach war und lief in die Richtung des Sees, an dem sie heute ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie schaute sich noch einmal suchend um, aber nachdem sie auch dieses Mal niemanden hatte entdecken können, legte sie ihren Umhang ab. Schließlich löste sie das Leinentuch um ihre Brust und atmete einmal tief durch. Sie hatte die Männer schon am Nachmittag neidisch beobachtet, als sie im See baden gewesen waren. Sie selbst hätte sich nichts sehnlicher gewünscht, was jedoch ziemlich unmöglich gewesen war, so lange die anderen Ritter sie hätten beobachten können. Sie trat näher zum Ufer und erschauderte leicht, als das kalte Wasser ihre Haut berührte. Sie brauchte einen kurzen Moment der Überwindung, bevor sie den Mut aufbrachte, weiter ins Wasser zu waten und schließlich sogar unterzutauchen. Als sie wieder auftauchte, zitterte sie zwar, aber es fühlte sich auch ungemein belebend an, den Schmutz der Reise einmal abwaschen zu können. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und schwamm dann ein paar Züge, bevor sie entschied, dass sie lieber wieder ans Ufer zurückkehren sollte, wenn sie sich keine Erkältung holen wollte.

Sie setzte sich ans Ufer und genoss die Stille der Nacht. Endlich einmal musste sie nicht auf der Hut sein, etwas falsch zu machen. Sie wusste, dass die anderen Ritter sie nicht sonderlich leiden konnten und ihr mit Misstrauen begegneten, doch so brauchte sie wenigstens nicht länger als nötig in ihrer Nähe sein. Irgendwann, wenn sie sich an ihre neue Identität gewöhnt hatte, würde sie auch dieses Problem aus der Welt schaffen.

Ein Windhauch fuhr über ihre Haut und ließ sie erschaudern. Es war doch kälter, als sie gedacht hatte. Sie stand auf und hob ihren Umhang auf, in den sie sich wieder hüllte. <Die Bandage lasse ich jetzt für die paar Meter ab. Hier sieht mich eh keiner und ich kann dann gleich mal ein neues Stück Stoff verwenden.> Sie lächelte und machte sich auf dem Weg zurück zu ihrem Zelt.

Sie hatte den Eingang schon fast erreicht, als sie plötzlich ein Geräusch hörte. <Oh nein! Ein Reiter! Und er kommt näher!“ Sie versteckte sich hinter einem Baum und presste sich dicht an den Stamm in den Schatten. <Hoffentlich sieht er mich nicht!> Ihr Herz schien fast zu zerspringen, so schnell schlug es. Endlich konnte sie den Reiter sehen. Er zügelte sein Pferd und ließ sich von dessen Rücken gleiten. Alexandra trat einen Schritt vor, um besser sehen zu können. <Oh nein! Nicht der!> Sie seufzte genervt, trat aber noch einen Schritt weiter um den Baum herum, weil sie wissen wollte, was Jaden so spät in der Nacht alleine gemacht hatte. War er mit den anderen in der Schenke gewesen? Aber warum kehrte er dann alleine zurück? Sie bog einen kleinen Zweig nach unten, der ihr die Sicht versperrte, verfluchte sich jedoch in Gedanken sofort selbst, da er mit einem zwar leisen, in der Stille jedoch viel zu lauten Knacken zerbrach. <Verdammt!> Sie wich schnell etwas in den Schatten zurück. Mit bis zum Zerreißen angespannten Nerven horchte sie auf jedes Geräusch, aber nichts schien sich zu rühren. Sie atmete erleichtert aus und schob sich wieder ein Stück vorwärts, um Jaden beobachten zu können.

„Was suchst du denn hier?“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihr. Erschrocken fuhr sie herum und blickte Jaden direkt in die Augen. „Ich…ähm…gar nichts!“, erwiderte sie hastig und versuchte, dabei so auszusehen, als wäre die Frage völlig überflüssig gewesen. Sie versuchte, sich einfach umzudrehen und zu ihrem Zelt zu gehen, als wäre nichts gewesen, doch Jaden versperrte ihr den Weg, indem er seine rechte Hand neben ihr an den Baumstamm stemmte. „Und das soll ich glauben? Erst durchbohrst du mich mit Giftblicken, als wolltest du mich umbringen, dann sprichst du kein Wort mehr mit mir und jetzt spionierst du mir auch noch hinterher oder wie soll ich das verstehen? Was hast du eigentlich gegen mich, Alexander?“ Er sah sie forschend an. Alexandra spürte seinen Atem auf ihrer Haut, die dort leicht anfing zu prickeln. Was sollte das? Bildete sie sich das ein oder sah sie einen Funken Traurigkeit in Jadens Blick?

Jaden schaute tief in Alexanders Augen. Er hoffte irgendwie noch immer, ein kleines Zeichen von Erkennen darin zu finden, aber es schien hoffnungslos. <Das ist nicht Alexis!!>, versuchte er sich immer wieder einzutrichtern. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sein Herz schneller schlug, als er sich der Nähe seines Gegenübers bewusst wurde. <Verdammt. Was ist nur mit mir los?> Für einen kurzen Augenblick bildete er sich ein, Alexis vor sich zu sehen. Wie sie ihn ansah. Ihre Augen strahlten so viel Wärme aus – und Liebe. Wie hatte er Volltrottel nur nicht merken können, was er für sie empfand. Unwillkürlich trat er noch einen Schritt auf Alexander zu. Er schloss seine Augen und sah Alexis vor sich. Er beugte sich ein Stück vor, um sie zu küssen.

Jadens Gesicht kam Alexandras immer näher. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. <Verdammt! Was hat dieser Volltrottel vor? Er will doch nicht…?> Sie versuchte, ein Stück zurückzuweichen, aber in ihrem Rücken spürte sie nur die Rinde des Baumes. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie musste hier verschwinden! Sofort!

„Nimm sofort deine Hand da weg, du Bauerntrampel!“, fuhr Alexander ihn an. Jaden zuckte zusammen, weil er so plötzlich aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er schaute wieder in Alexanders kalte Augen, die vor Zorn Funken zu versprühen schienen. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, was er gerade hatte tun wollen. Er wich einen Schritt zurück und schaute betreten zu Boden. „V-verzeihung… ich… es ist nur so…“, stammelte er verlegen und wusste nicht, wie er die Situation erklären sollte. „Spar dir deine Entschuldigungen, du Bastard!“ Alexandra funkelte ihn noch immer zornig an, bevor sie sich schließlich aus ihrer Erstarrung löste und sich an Jaden vorbeischob, um zu ihrem Zelt zu gelangen. Sie versuchte, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und möglichst selbstbewusst aufzutreten, um keinen Verdacht zu erregen. Das war das letzte, was sie jetzt noch gebrauchen konnte! Als sie auf der gleichen Höhe war, wie Jaden, rempelte sie ihn absichtlich mit der Schulter an. „Und geh mir demnächst lieber aus dem Weg, wenn ich vorbei will! Bauerntrampel! Gewöhn dir besser schnell den nötigen Respekt vor mir an, sonst werde ich den anderen erzählen, was heute vorgefallen ist!“ Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging zu ihrem Zelt hinüber.

Jaden starrte ihr fassungslos nach. Sein Gesicht glühte förmlich. Er war dankbar für den kühlen Wind, der in diesem Moment aufkam, die Blätter der Bäume rascheln ließ und ihm durch die Haare fuhr.

Alexander hatte inzwischen den Eingang seines Zeltes erreicht und schlug die Plane nach hinten. Sein Umhang, den er sich um die Schultern geworfen hatte, wehte im Wind und umspielte seinen Körper. Jaden riss erschrocken die Augen auf. Er hatte es nur einen Moment lang sehen können und er war sich bei den Lichtverhältnissen auch keineswegs sicher, aber seit wann hatten Männer denn einen Brustansatz? Er legte sich eine Hand auf die Stirn und schloss die Augen. <Du bist echt ein Idiot, Jaden!> Sicher hatte ihm seine Fantasie einen Streich gespielt, wie vorhin auch. „Alexander ist nicht Alexis!“, flüsterte er und ging ebenfalls zu seinem Zelt hinüber.

In dieser Nacht lag Jaden noch lange wach. Er hatte die Arme ausgebreitet und starrte an die Zeltplane über seinem Kopf. Er dachte an Gottfrieds Worte und seine Begegnung mit Alexander. Hatte dieser Ritter vielleicht am Ende sogar Recht? Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Schließlich schüttelte er energisch den Kopf. Er hatte schließlich an Alexis gedacht! Dann war das doch etwas ganz anderes, oder? Er seufzte und bemerkte unglücklich, dass sein Herz schon wieder schneller schlug, als er an Alexander dachte. Wo sollte das bloß enden?
 

Gute Frage, Jaden. Ich könnte es ja verraten, aber das mache ich natürlich nicht XD

Im nächsten Kapitel muss Jaden mal wieder zeigen, was in ihm steckt. Er muss nicht nur mit seinen Erinnerungen an Rom fertig werden, sondern auch noch sein ganzes biologisches Wissen herauskramen xDDD Was das wird könnt ihr dann im nächsten Kapitel lesen ^^

Bis dann! Und die Kommentare nicht vergessen!!

hel

Eure Asuka

Wunderheilung

So, und auch hier noch mal ein neues Kapitel^^ Hoffe es gefällt euch. Viel Spaß beim Lesen und bitte nicht sauer sein, wenn ich jemandem nicht Bescheid sage^^

heal

Eure Asuka
 

Wunderheilung
 

Kurz nach dem Sonnenaufgang brachen sie auf. In einer langen Reihe bewegte sich der Zug vorwärts, Lothar an der Spitze. Wieder hatte Alexandra die Anweisung erhalten, neben Jaden zu reiten und ihm, wenn nötig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sie hatte nicht im geringsten vor, das auch zu tun, falls es zu solch einer Situation kommen würde. Mit jeder Minute, die sie gezwungen war, neben Jaden zu reiten, wurde ihre Antipathie gegen den Braunhaarigen stärker. Hatte er sie als Frau erkannt? Aber warum sagte er dann nichts? Machte es ihm Spaß, sie im Unklaren zu lassen? Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass er niemals so schlau sein würde, etwas zu bemerken, was den anderen Rittern seit Wochen unbemerkt geblieben war. <Aber warum dann dieses Verhalten gestern? Hat er sich am Ende vielleicht in Alexander verliebt?> Sie zog die Stirn in Falten. Wie dem auch war. Sie musste aufpassen und ihm aus dem Weg gehen. Und wenn es sich nicht vermeiden ließ, musste sie ihm zeigen, dass er sie in Ruhe lassen sollte. So einfach war das.

Schweigend ritten sie den ganzen Tag über nebeneinander, bis Lothar am späten Nachmittag das Halten befahl. Erleichtert ließ sich Alexis von ihrem Pferd gleiten und machte sich daran, ihr Zelt aufzubauen. Sie war gerade fertig geworden und betrachtete zufrieden ihr Werk, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie zusammenfahren ließ. Erschrocken drehte sie sich um und erblickte Lothar. Der ältere Ritter sah sie forschend an, zuckte dann jedoch mit den Schultern. „Zeit für das Training, meinst du nicht?“ „Training?“ Sie sah ihn fragend an. „Genau. Du bist einer der jüngsten und wie ich denke unerfahrendsten Kämpfer hier. Wenn du die Mission, auf die wir uns begeben erfolgreich meistern willst, musst du noch viel üben. Aber das wirst du schon schaffen. Immerhin hast du ja jetzt einen gleichwertigen Trainingspartner!“ „Trainingspartner?“ Alexandra schwante übles. <Nein, nicht auch noch das! Wie viel Pech kann ein einzelner Mensch denn bitte haben?> „Willst du weiter jedes meiner Worte wiederholen? Oder kommst du mit und trainierst?“ Die Blondhaarige seufzte resignierend und folgte Lothar, der sie quer durch das Lager führte, um dann vor einer großen freien Fläche stehen zu bleiben. Der Wind frischte mit der einsetzenden Dunkelheit auf und ließ das trockene Herbstlaub der Bäume rascheln. Jaden kam über den Übungsplatz auf sie zu und lächelte sie an. „Was macht der denn hier?“ Alexandra konnte den Ärger in ihrer Stimme kaum verbergen. „Ich habe doch gesagt, dass ich einen Trainingspartner für dich gefunden habe. Oder hast du ein Problem damit?“ Lothar hob fragend eine Augenbraue. „Nein!“, versicherte die Angesprochene eine Spur zu hastig und schüttelte energisch den Kopf. Egal, wie sehr sie auch versuchte, diesem Idioten aus dem Weg zu gehen, er schien sie irgendwie zu verfolgen! Aber sie durfte auch nicht durch auffälliges Benehmen Argwohn erwecken. Je weniger man sie beachtete, um so geringer war die Chance, dass ihre wahre Identität aufgedeckt wurde. Sie runzelte die Stirn und zog dann ihr Schwert, dass sie in der Scheide an ihrem Gürtel trug.

„Von mir aus können wir gleich loslegen!“ <Ob es Probleme für mich gibt, wenn ich diese Nervensäge einfach in Stücke hacke? Ich könnte sagen, dass es ein Unfall war…> Sie verwarf den unsinnigen Gedanken wieder und konzentrierte sich auf ihren Gegenüber. Dann verstärkte sie den Griff um ihr Schwert etwas und sprintete los, auf Jaden zu. Der Braunhaarige stand da wie angewurzelt. Selbst wenn er gewollt hätte, er konnte sich nicht rühren. Unangenehme Erinnerungen kamen in ihm auf. Derjenige, der da gerade auf ihn zustürmte, war nicht mehr Alexander, es war Alexis und sie befanden sich auch nicht mehr im Mittelalter, sondern wieder in der Arena in Rom. Seine Hand, die das Schwert hielt, fing an, zu zittern, während er noch immer mit seinen Erinnerungen haderte. <Reiß dich zusammen! Wie oft denn noch? Das ist NICHT Alexis!!>, versuchte er sich in Gedanken klar zu machen, doch es ging einfach nicht. Er konnte sich nicht rühren.

Alexandra ließ ihren Gegner nicht aus den Augen. Sie würde Lothar beweisen, dass sie besser war als dieser Bauernjunge. Dann würde sie ihm erklären, dass sie gerne einen anderen Trainingspartner hätte, da sie so nichts lernte und schon wäre sie Jaden los… aber dafür musste sie ihm erst einmal eine vernichtende Niederlage zufügen. <Warum bewegt sich der Trottel nicht? Ist das eine Falle?> Sie stoppte kurz vor ihrem Gegner abrupt ab und machte einen seitlichen Ausfallschritt, um einem eventuellen Angriff auszuweichen, der allerdings nicht kam. Sie stutzte, doch dann entschied sie sich, keine Rücksicht zu nehmen. <Für Mitgefühl habe ich nun wirklich keine Zeit!> Sie hob ihr Schwert und zielte auf seinen Kopf. <Er wird schon ausweichen. So blöd kann er nicht sein… oder?> Sie zögerte noch einen kleinen Moment, legte dann jedoch alle Kraft in den Schlag.

<Beweg dich, Jaden! Oder willst du als Hackfleisch enden? Wer soll dann die anderen suchen? Wer soll sich dann um Aliz kümmern? Und wer soll Alexis beschützen, wenn sie in Gefahr ist? … Aber… ich kann nicht… er…sie…sie sind sich so ähnlich!> Er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. <Ich muss Alexis finden!> Eine grimmige Entschlossenheit machte sich in ihm breit und er fuhr herum, gerade noch rechtzeitig duckte er sich unter dem Angriffsschlag hinweg und machte einen Schritt auf Alexander zu, so dass er nun in seinem Rücken stand. <Ich will ihn nicht verletzen.> Jaden ließ sein Schwert zu Boden fallen, machte mit dem rechten Fuß noch einen Schritt vorwärts, so dass er nun fast direkt neben Alexander stand, packte mit der linken Hand seine Schulter, verstärkte den Griff mit der Rechten und riss ihn nach hinten. Ehe der junge Ritter wusste, wie ihm geschah, lag er auf dem Rücken und starrte in den Himmel. Jaden hatte sich über Alexandra gebeugt und grinste sie an, bevor er ihr seine Hand als Hilfe zum Aufstehen reichte, die sie jedoch zornig wegschlug. „Bilde dir darauf bloß nichts ein! Das war ziemlich unehrenhaft! Wahre Ritter kämpfen mit dem Schwert und nicht mit solchen albernen Tricks!“, schimpfte sie. „Ja, sicher!“, gab er lachend zurück. „In einem richtigen Kampf zählt dann aber nicht, wie ehrenhaft und fair du bist, sondern dass du überlebst!“ Sie verzog schmollend das Gesicht und wendete sich ab. „Grins nicht so dämlich! Das nächste Mal werde ich nicht auf diesen Trick hereinfallen!“

Noch bevor sie ausgesprochen hatte, hatte sie das Schwert wieder erhoben und sie blitzschnell umgedreht. Jaden sah den Schlag zu spät kommen und konnte sich nur noch durch einen Hechtsprung retten. Er rollte über die Schulter ab und ergriff dabei sein auf dem Boden liegendes Schwert. „Das war jetzt aber auch nicht fair!“ Er wischte sich Blut, das aus einer kleinen Schramme auf seiner Wange quoll weg und richtete sich auf. „Wie du mir, so ich dir!“ Alexandra drehte das Schwert ein paar Mal in der Hand und sah ihn herausfordernd an, bevor sie zu einem neuen Angriff ansetzte. Diesmal war Jaden besser vorbereitet und wehrte die Schläge ab, doch auch Alexandra parierte alle seine Attacken. Es ging hin und her und keiner der beiden konnte die Oberhand gewinnen. Alexandra biss die Zähne zusammen. Sie würde auf keinen Fall verlieren!

„Ich glaube, ihr könnt für heute aufhören!“, rief Lothar nach einer Weile. Alexandra und Jaden standen sich in einigen Metern Entfernung gegenüber. Beide keuchten erschöpft, aber keiner der beiden hatte aufgeben wollen. „Glaub ja nicht, dass du gewonnen hast. Morgen mache ich dich fertig! Heute war nur nicht ganz so mein Tag!“ Alexandra drehte sich um, ließ ihr Schwert in die Scheide gleiten und ging davon. Jeder einzelne Schritt fiel ihr schwer und sie hatte Mühe, sich gerade zu halten. Ihr Körper zitterte, auch wenn ihr eigentlich warm war. Ihre Sicht drohte, zu verschwimmen und alles um sie herum fing an, sich zu drehen. Sie taumelte und merkte, wie sie zur Seite kippte. Der Erdboden kam immer näher, doch der erwartete harte Aufprall blieb aus. Mühsam hob sie den Blick. Es dauerte einen Moment, bis sie die verschwommenen Umrisse zuordnen konnte. <Jaden…> Der junge Slyfer hatte sie gerade noch rechtzeitig auffangen können. „Alles okay mit dir?“ Er schaute sie besorgt an und sie nickte. Dann verschwamm wieder alles vor ihren Augen. Jaden hob sie behutsam hoch und wandte sich dann an Lothar. „Wo ist denn sein Zelt? Ich bring ihn dorthin. Dann kann er sich etwas ausruhen.“ „Bist du nicht selbst ganz schön erschöpft?“ „Nein, nein, das geht schon!“ Er grinste. „Da hinten. Am anderen Ende des Lagers!“ Lothar zeigte in die entsprechende Richtung. „Und du brauchst wirklich keine Hilfe?“ Der Braunhaarige schüttelte den Kopf und machte sich dann zusammen mit der bewusstlosen Alexandra auf den Weg.

<Irgendwie… ist es hier warm.> Die Schleier, die Alexandras Bewusstsein umklammert gehalten hatten, begannen langsam, sich zu lichten. Sie öffnete langsam die Augen. Ein Wassertropfen rann ihre Wange entlang. Sie wollte ihn gerade wegwischen, als das bereits jemand anderes für sie erledigte. Schwach drehte sie den Kopf und spannte sofort ihren ganzen Körper an. <Nicht der schon wieder!> „Was…machst du hier?!“ Sie erschrak bei dem Klang ihrer Stimme. Sie klang heiser und kratzig. Sie fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen. Ihr Mund war trocken und brannte. Sie versuchte, sich aufzusetzen, wurde jedoch mit eine Schwindelgefühl belohnt. Sanft drückte Jaden sie zurück auf das Lager. „Bleib liegen. Du bist noch zu schwach!“ „Finger weg, du Idiot!“ Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch der verletzende Unterton war nicht zu überhören. „Nun bleib mal locker! Ein kleines Dankeschön wäre auch nicht schlecht!“ „Warum sollte ich mich bei dir bedanken? Dafür, dass du mir ständig auf die Nerven gehst? Na schönen Dank auch!“ Sie drehte sich auf die Seite und zog sich die Bettdecke bis unter die Nase. Jaden seufzte hinter ihr. „Nein, aber dafür, dass ich dir das Leben gerettet hab!“ Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Die Luft schien plötzlich so dick zu sein, dass man sie fast greifen konnte. Alexandra starrte die Zeltwand vor sich an, bevor sie den Kopf dann halb wieder zu dem jungen Mann umwandte. „Was soll das heißen?“ „Dass du vermutlich tot wärst, wenn ich dir nicht geholfen hätte.“ „Kannst du mal Klartext reden? Ich…ich war doch nach unserem Kampf nur etwas müde!“ Jaden zog die Augenbraue zusammen und schaute sie mit einem merkwürdigen Blick an. „Kann ja sein, dass du müde warst, aber das war nicht der Grund, warum du umgekippt bist! Du hättest ruhig früher sagen können, dass du bei dem Kampf gegen die Banditen verletzt wurdest. Die Wunde an deinem Bein hat sich nämlich entzündet. Hast du schon mal was von einer Blutvergiftung oder auch Sepsis gehört? Sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Na gut, dann erkläre ich es dir kurz: Eine Sepsis wird durch Pilze oder Bakterien, insbesondere gramnegative Bakterien, hervorgerufen. Diese können durch eine offene Wunde – wie die an deinem Bein – in den Körper und den Kreislauf gelangen. Typische Symptome dieser Erkrankung sind Erschöpfung, Fieber und Schüttelfrost. Später kann es ohne Behandlung auch zu einer Infektion der inneren Organe kommen. Außerdem kann ein lebensbedrohlicher septischer Schock auftreten, der durch Blutdruckabfall und Erhöhung der Herzfrequenz gekennzeichnet ist. Das kann dann zu einem Multiorganversagen führen. Aber keine Angst“, fügte er mit einem Blick in ihr erschrockenes Gesicht hinzu, „ich hab dir rechtzeitig Antibiotika verabreicht. Es müsste dir bald wieder besser gehen.“

„Anti-was?“ „Antibiotika. Das ist eine Art Medikament, das gegen Bakterien wirkt. Da gibt es dann verschiedene Möglichkeiten. Entweder sie hindern die Bakterien-Chromosomen an der Entspiralisierung, als somit an der Verdopplung der DNA und somit an der Vermehrung, oder aber sie zerstören die Zellwand des Bakteriums, so dass dieses ungeschützt ist. Sie können auch in die Eiweißsynthese eingreifen und so den gesamten Stoffwechsel der Bakterien lahm legen. Cool, was?“ Er grinste sie zufrieden an. „Ich versteh rein gar nichts von dem, was du da gerade erzählt hast!“ <Stimmt ja…in dieser Zeit gibt es das Wissen noch nicht.> „Egal. Ist alles nicht so wichtig. Hauptsache, dir geht es bald wieder besser und wir können die anderen einholen.“ „Die anderen einholen? Was soll das heißen?“ Alexandra setzte sich nun doch auf. „Na ja, Lothar meinte, dass er nichts mehr für dich tun könnte, als er deine Wunde gesehen hat. Er meinte, wir sollten dich zurücklassen, da du uns nur aufhalten würdest. In diesem Stadium wärest du so gut wie tot. Ich wollte das nicht wahrhaben und hab gesagt, dass ich bei dir bleibe, um dir zu helfen. Er hat mich angesehen, als wäre ich irre und hat dann den Befehl zum Aufbruch gegeben.“

<Jaden…> Alexandra sah ihn einen Moment lang dankbar an. Tränen schimmerten in ihren Augen, doch sie verbarg diese. <Ohne ihn…wäre ich jetzt tot…Danke…Jaden.> „Heißt das etwa, dass ich jetzt ganz alleine mit dir hier rumhänge?!“ „Ähm…ja? Sieht wohl ganz danach aus.“ Der junge Slyfer kratzte sich verlegen am Kopf und sah sie dann gespannt an. „Ist das so schlimm?“ „Und wie! Du bist nervig und ein Klotz am Bein! Die Zeiten sind gefährlich und du scheinst das Unglück magisch anzuziehen! Das kann ja heiter werden!“ Sie seufzte auf. „Du hörst dich an, wie ein kleines, verängstigtes Mädchen!“, stichelte Jaden. „Vollidiot! Wie oft denn noch?! Mein Name ist Alexander von Hohenstein und wenn du mich noch einmal ein Mädchen nennst, werde ich dir eigenhändig den Kopf abschlagen!“ „Ja, sicher, aber dafür müsstest du erst einmal wieder aufstehen können! Das kann nämlich noch eine Weile dauern!“ Er drehte sich lachend um und wollte gehen. „Danke…Jay.“ Alexandra hatte ihm wieder den Rücken zugekehrt und ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch auf Jadens Gesicht zauberten sie ein warmes Lächeln. Das hatte sich wieder ganz nach Alexis angehört. „Keine Ursache.“ Das Medaillon um seinen Hals fing wieder an zu leuchten.
 

In den darauffolgenden Tagen besserte sich Alexandras Gesundheitszustand zusehends. Die Wunde an ihrem Bein verheilte langsam und sie konnten ihr Training langsam wieder aufnehmen. Jaden kümmerte sich rührend um sie und selbst Alexandra musste sich eingestehen, dass ihre Antipathie ungerechtfertigt war, auch wenn sie sie noch nicht ganz ablegen konnte.

„Ich denke, morgen können wir uns daran machen, hinter den anderen her zu reiten, was meinst du?“, fragte Jaden schließlich beim Abendessen. Alexandra nickte eifrig, während sie kaute. Plötzlich lachte Jaden. Sie sah ihn verständnislos an, während er näher zu ihr kroch. „Du hast da was“, meinte er grinsend. Er streckte die Hand nach ihrem Gesicht aus und strich ihr sanft über die Wange. Augenblicklich beschleunigte sich Alexandras Pulsschlag. <W-was soll das? Was macht dieser Volltrottel da?> Ihre Augen weiteten sich, während sie einfach nur dasaß, unfähig sich zu bewegen. Sie spürte, wie sie leicht rot wurde. <Aber warum? Wegen diesem Idioten?> Sie schluckte, als sie merkte, dass Jaden noch näher rückte. <Was mach ich hier? Steh auf, Mädel! Du darfst nicht vergessen, dass du nicht du bist! Du bist Alexander! Tu was!> Sie räusperte sich und stand entschlossen auf. „Es ist spät. Ich würde jetzt gerne schlafen, damit ich morgen fit bin.“ „J-ja…schon klar.“ Jaden schaute etwas verlegen zur Seite und stand dann auch auf. Er verließ das Zelt. In den letzten Tagen hatte er genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Er war sich sicher, dass irgendetwas mit Alexander nicht stimmte. Und er war auch zu dem Ergebnis bekommen, dass er seiner Intuition vertrauen musste, wenn er die anderen überhaupt finden wollte. Also hatte er beschlossen, gar nicht erst zu viel über das, was er tat nachzudenken, sondern es einfach geschehen zu lassen.

Die schwere Plane fiel hinter ihm zu und Alexandra ließ sich erleichtert auf ihre Lagerstatt sinken. Ihre Beine zitterten. <Verdammt. Was sollte das? Er…er muss doch denken, dass ich ein Junge bin… Oder war es gar nicht das, was ich dachte? Oder ist es ihm am Ende egal, ob ich ein Junge bin? Vielleicht hat er meine Tarnung aber auch durchschaut…nein, das kann nicht sein. Dann wäre er nicht zurückgeblieben und hätte mir geholfen. Dann hätte er mich höchstwahrscheinlich selbst getötet. Was soll das also?> Sie legte sich auf ihr Bett und zog die Beine an. Wenn es doch nur irgendjemanden gegeben hätte, dem sie sich anvertrauen könnte. Aber es war niemand da, der ihr helfen konnte. Sie war auf sich allein gestellt. Sie grübelte noch lange über Jaden nach, bevor der Schlaf sie endlich übermannte.

Verdacht

So meine Lieben! Ich habe ENDLICH Ferien und das heißt, dass ich auch endlich mal ein bisschen Zeit habe =) Na gut...so viel ist es auch nicht.... Ich bin 4 von 6 Wochen unterwegs... aber ich werde mich trotzdem bemühen meine FFs etwas weiter zu bringen. Schon einmal einen riesengroßen Dank an alle, die sich das hier (immernoch) antun. Und auch an die Kommentierer. ^^

Na gut, lange Rede kurzer Sinn: Viel Spaß beim Lesen!!

hel

Eure Anne
 

Verdacht
 

Am nächsten Tag ritten sie noch vor dem Sonnenaufgang los. Sie folgten zuerst den Spuren der anderen Ritter, die trotz der langen Zeit noch deutlich sichtbar waren, bis sie auf einen Fluss stießen, an dem sie weiter entlang ritten. Die Landschaft veränderte sich allmählich. Die Bäume wurden weniger und das Land wurde felsiger. Schon mussten sie durch die ersten kleinen Hügel reiten. Sie folgten dem Flusslauf weiter, bis zum Mittag. Dann legten sie eine kurz Pause ein, um die Pferde trinken zu lassen. Schließlich stiegen sie wieder auf und ritten weiter, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Am späten Nachmittag fühlte Alexandra sich plötzlich unruhig. Sie drehte den Kopf und sog scharf die Luft ein. <Oh nein, was ist das denn?> Hinter ihnen auf der Straße war eine Staubwolke zu sehen, die sich langsam aber sicher näherte. „Was ist denn, Alexander?“ Jaden hatte sein Pferd angehalten und blickte sie fragend an. Alexandra deutete mit dem Finger auf den Horizont. „Das muss eine ganze Gruppe von Reitern sein! Ich weiß nicht, was sie wollen, aber wenn sie unsere Feinde sind, haben wir ein Problem, wenn sie uns finden. Wir sollten uns verstecken!“ Jaden nickte und sie lenkten ihre Pferde von dem kleinen Weg hinunter, ins Gelände. Sie banden die Pferde hinter einem großen Felsbrocken fest und kletterten dann einen Felshang hinauf, so dass sie von oben sowohl die Pferde als auch den Weg in Blick hatten. Es gab genügend Steinbrocken, die sie vor den neugierigen Blicken der Fremden schützen konnten. Sie brauchten nicht lange zu warten, bis die Reiter in Sicht kamen. Alexandra und Jaden duckten sich hinter ihre Deckung und spähten vorsichtig hinab. Genau unter ihnen hielten die Reiter an. Sie schienen sie verfolgt zu haben, denn nun sahen sie sich suchend um.

„Verdammt! Wo sind die hin? Das kann doch nicht wahr sein! Dabei sollte das doch einfach sein!“ Einer der Reiter schimpfte vor sich hin, während er unruhig im Sattel hin und her rutschte. „Sie sind bestimmt weiter dem Fluss gefolgt! Wenn wir uns beeilen, holen wir sie noch vor Einbruch der Dämmerung ein und dann haben wir leichtes Spiel! Immerhin sind sie nur zu zweit unterwegs! Vielleicht haben wir Glück und sie haben etwas Wertvolles bei sich!“ Die Männer johlten und gaben ihren Pferden ein Zeichen, weiterzulaufen. „Puh, das war knapp!“ Jaden sprang auf und sah den Reitern nach. „Das sind Diebe, oder?“ „Sag mal, willst du uns umbringen?“, fuhr ihn Alexandra an und riss ihn wieder zu Boden. Dabei lösten sich aber einige der Steine, die den Hang säumten, und sie rutschten beide mit ihnen hinunter. Die beiden Jugendlichen überschlugen sich einige Male, bevor sie endlich liegen blieben. „Wieso umbringen? Das hast ja, wenn dann du geschafft, oder?“ Jaden stützte sich etwas auf und hielt sich den Kopf, der an einigen Stellen etwas abbekommen hatte. „Was wäre denn gewesen, wenn sie sich noch einmal umgedreht hätten und dich da oben stehen gesehen hätten?“ Sie funkelte ihn zornig an. „Und?“ Jaden beugte sich dichter zu der unter ihm liegenden hinunter, der in diesem Moment erst klar wurde, in was für einer Situation sie sich befand: Jaden kniete über ihr, die Hände links und rechts von ihrem Kopf abgestützt. Sein Gesicht war kaum mehr als eine Handbreit von ihrem entfernt. Sie schluckte, als sie direkt in seine braunen Augen sah, die sie unentwegt mit einem so merkwürdigen Blick anschauten. Ihr wurde auf einmal ganz warm. <Nicht schon wieder. Was soll das?!> Sie versuchte, sich aus dieser Lage zu befreien, doch sie konnte sich nicht bewegen…oder wollte sie es vielleicht gar nicht? Wollte sie einfach nur abwarten, was passierte? Ihr Herz schlug schneller.

„Meinst du, ich lasse zu, dass dir was passiert?“ Er sah sie lächelnd an, und sie hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, einfach nur Alexandra zu sein. Wieder leuchtete das Amulett um Jadens Hals auf, was die beiden jedoch nicht sehen konnten, da es unter seinen Sachen verborgen war. Zwei etwa kirschgroße Kugeln lösten sich daraus und schwebten auf Alexandra zu, bis sie mit ihrem Körper verschmolzen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich noch einmal. Es fühlte sich so an, als würde sie Jaden schon ewig kennen, als wären sie Freunde… oder sogar mehr? Sie konnte es beim besten Willen nicht sagen, aber sie wusste, dass sie in den schokoladenbraunen Augen des jungen Mannes zu versinken drohte. Sein Blick spiegelte so viel Wärme und Geborgenheit wider. Jaden beugte sich noch ein Stück weiter über sie. Er wusste nicht, was er tun sollte, als folgte er einfach seiner Intuition. <Alexis.> Diese Ähnlichkeit konnte doch kein Zufall sein. Seine Lippen näherten sich immer mehr den ihren. Alexandra hing noch immer wie verzaubert an seinen Augen. Am liebsten hätte sie ihn einfach umarmt, doch bevor sie etwas in der Richtung tun konnte, gewann ihr Verstand wieder die Kontrolle über ihre Gefühle.

„Ja, du würdest für deine Karten doch sogar deine Großmutter verraten!“ Sie stieß ihn unsanft zurück und rappelte sich auf. Dann klopfte sie ihre Sachen ab und wandte sich um. „Was hockst du da noch so rum? Wir müssen weiter, schon vergessen?“ Sie ging weiter den Hang hinab, darauf bedacht, nicht noch einmal auszurutschen und band ihr Pferd los. Irgendetwas stimmte nicht… nicht mit ihr, nicht mit diesem Jungen und schon gar nicht mit der Situation… Aber was war so sonderbar falsch? Ihre widersprüchlichen Gefühle? Ja…aber da war noch etwas anderes.

<Karten?> Jaden blickte Alexander nach, bis er um den Felsen herum aus seinem Blickfeld verschwunden war. <Woher weiß er von meinen Karten? Ich…hatte sie doch nicht einmal draußen, seit ich hier bin.> Er ging dem anderen grübelnd nach. <Irgendwie ist das seltsam. Das kann er doch eigentlich gar nicht wissen…es sei denn…> Er grinste. <Gut! Und ich dachte schon, ich bin verrückt geworden!> Ohne weiter über das Vorgefallene zu sprechen, machten sie sich wieder auf den Weg.

Der Tag verging schnell. Sie mussten immer wieder Halt machen, um die Spuren der Diebe zu untersuchen und sicher zu gehen, dass sich der Abstand zwischen ihnen nicht vergeringerte, aber zu ihrer Beruhigung war das Gegenteil der Fall. Sie rasteten bei Einbruch der Nacht und brachen am nächsten Morgen wieder früh auf. Der Tag verlief ähnlich wie der vorherige zu Ende gegangen war. Sie sprachen wenig miteinander, aber der Ton, der zwischen ihnen herrschte, hatte sich etwas entspannt. Mittags machten sie wieder eine Pause, um sich und die Pferde etwas erholen zu lassen.

Sie setzten sich ans Ufer des Flusses, in den Schatten eines vereinzelt stehenden Baumes. Jaden verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zufrieden zurück, während er die Wolken beobachtete, die langsam über ihnen über den Himmel zogen. Man konnte an dem frischen Wind leicht erkennen, dass es bald Winter werden würde, doch an diesem Tag schien die Sonne und so war es noch einmal relativ mild.

„Jaden?“ „Ja?“ Der Angesprochene drehte den Kopf in die Richtung, aus der Alexanders Stimme gekommen war. Er saß am Ufer und blickte auf das Wasser hinaus. Die Beine hatte er angezogen und die Arme darumgelegt. Er wirkte irgendwie angespannt. „Gibt es…eigentlich jemanden…für den du alles tun würdest? Du hast mal von deinen Freunden gesprochen. Wo sind sie?“ „Das weiß ich leider selbst nicht so genau. Zumindest bei den meisten. Aliz ist sicher bei einem Bekannten untergebracht.“ <Hoffe ich zumindest.> „Aliz?“ „Ja.“ Er lächelte bei dem Gedanken an die Kleine. „Die hat uns auch schon ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Und immer wieder muss ich sie dran erinnern, dass sie mich nicht „Papa“ nennen soll!“ Er grinste. „Papa? Bist du etwa…?“ „Nein, natürlich nicht! Wir haben sie nur adoptiert…aber sie will das einfach nicht lassen. Ich glaube, sie macht das nur, um mich zu ärgern!“ „Aha.“ Alexandra lehnte sich etwas zurück. „Und um zu deiner eigentlichen Frage zurückzukommen: Ja, es gibt so jemanden. Für diese Person würde ich ohne zu zögern mein Leben opfern, weil sie der wichtigste Mensch in meinem Leben ist. Leider habe ich das zu spät bemerkt. Ich hoffe, ich kann ihr das noch irgendwann sagen.“ Er lächelte traurig, während er mit den Augen weiter dem Lauf der Wolken folgte.

Alexandra wandte den Blick ab. <Wie konnte ich auch so blöd sein? Wie konnte ich auch glauben, dass wir eventuell…> Sie unterbrach sich in Gedanken. Nein, sie würde jetzt nicht in Selbstmitleid verfallen! Es konnte nur gut für sie sein, wenn Jaden schon jemanden hatte. Dann würde er vielleicht nicht so schnell auf die Idee kommen, sich für sie und ihre wahre Identität zu interessieren. Das hoffte sie zumindest. Oder war es dafür vielleicht schon zu spät? Sie unterdrückt den Impuls, ihn zu beobachten und fixierte stattdessen das Wasser.

Jaden beobachtete Alexander aus den Augenwinkeln. <Diese Person, für die ich ohne zu zögern mein Leben geben würde…diese Person, die ich liebe…bist du… ALEXIS.>
 

„Anscheinend holen wir nur sehr langsam auf. Die scheinen ohne Pause weiter zu marschieren.“ Jaden beugte sich über die Spuren der anderen Ritter und stand nach abschließender Begutachtung wieder auf. „Dann müssen wir halt schneller reiten!“ Alexandra starrte auf den Weg vor ihnen. Sie wollte so schnell es ging zu den anderen aufschließen. Sie hatte wirklich keine Lust, noch länger alleine mit Jaden zu sein, zumal ihr diese Blicke, die er ihr manchmal zuwarf, wirklich zu schaffen machten. „Ich glaube, wir müssen aber in Kauf nehmen, dass sie noch einen größeren Vorsprung bekommen. Unser Proviant ist fast alle. Wir müssen irgendwo neuen kaufen.“ Der junge Slyfer sah sie fragend an. „Da hinten…hinter dem Wald ist eine Stadt“, sagte sie zögernd. „Gut, dann lass uns dahin reiten!“ „Nein!“, wehrte sie entschieden ab. „Aber…warum denn nicht?“ Jaden verzog verständnislos das Gesicht. „Das hat schon einen Grund!“ „Aha…“ Er zuckte mit den Schultern. „Na gut, aber kannst du mir dann verraten, wo wir was zu Essen herbekommen sollen? Ich hab nämlich Hunger!“ Sie seufzte. „Mir doch egal! Ich gehe da nicht hin!“ „Du kannst aber vergessen, dass ich dich hier irgendwo alleine lasse! Wer weiß, ob diese Diebe noch in der Nähe sind? Das ist zu gefährlich!“ „Ich werde aber nicht in diese Stadt gehen!“ „Du benimmst dich wie ein Kleinkind! Dann sag mir doch wenigstens, was los ist!“ „Vergiss es, das geht dich nichts an! Und ich sage es jetzt zum letzten Mal: Entweder, du gehst alleine, oder wir gehen gar nicht!“

Eine halbe Stunde später betraten sie beide zusammen die Stadt. Alexandra schmollte. <Warum hab ich mich nur überreden lassen? Das kann nicht gut gehen!> Jaden warf ihr immer wieder einen besorgten Blick zu, was ihre Nervosität nur noch steigerte. „Gut, dann machen wir es wie abgesprochen, ja? Du gehst zum Markt und besorgst ein paar Dinge und ich besuche einen Bekannten. Wenn du fertig bist komm einfach wieder hier her, okay?“ Er nickte und Alexandra ging zu der Tür eines kleinen, etwas schief gebauten Hauses. Sie klopfte erst, als sie sich vergewissert hatte, dass Jaden weitergegangen war und sie nicht mehr sehen konnte. Sie musste eine Weile warten, bevor die Tür geöffnet wurde. Eine junge Frau, die etwa im gleichen Alter wie sie war, starrte sie verwundert an. „Alexander? … Nein…warte mal… Alexandra? W-was machst du denn hier? Und warum trägst du Männersachen?“ Alexandra presste ihrer Freundin schnell die Hand auf den Mund, da sie befürchtete, dass diese zu laut werden könnte, so dass jemand sie hören könnte. „Psst, Mindy… darf ich reinkommen?“ „J-ja, sicher. Aber dann will ich eine Erklärung! Du hast Glück, Jasmin ist auch gerade da!“ „Echt? Das ist ja schön!“ Sie lächelte gequält. <Oh nein, das fehlt mir noch!>

Die Tür fiel hinter ihnen zu und Alexandra stand etwas verloren im Raum, der zwar nicht besonders groß war, aber dafür sehr ordentlich aussah. In der Mitte gab es einen Tisch mit einigen Stühlen. Auf einem saß ein weiteres Mädchen mit rotbraunen Haaren. Sie sah Alexandra neugierig an. „Alexandra? Was machst du denn hier? Und dann noch in diesem Aufzug?“ Die Angesprochene seufzte, während sie von Mindy zum Tisch geschoben wurde und sich gezwungener Maßen setzen musste. „Also? Wir warten!“ Die beiden grinsten ihre Freundin erwartungsvoll an. <Ich wusste, es war ein Fehler in diese Stadt zu kommen, in der ich so viel Zeit meiner Kindheit verbracht habe.>

Alexandra begann, zu erzählen und mit jedem Wort weiteten sich die Augen ihrer Freundinnen mehr und mehr. „Und das hast du wirklich gemacht?“ Sie nickte. „Aber…ich verstehe nicht, was an einem Kloster und einer Heirat mit einem Edelmann so schlimmes ist!“ „Darum geht es doch gar nicht!“, wehrte Alexandra ab. „Ich will über mein Leben selbst bestimmen können, will frei sein und ich will irgendwann wieder an die DA zurück!“ Sie stockte. <DA? Was ist das?> Ein plötzlicher Kopfschmerz befiel sie. „DA? Was soll damit gemeint sein, Alexandra?“ Ihre beiden Freundinnen starrten sie verständnislos an. „Ach das!“ Sie lachte. „Das ist die Abkürzung für eine Schule…für…ähm…Heilkräuter!“ „Heilkräuter?“ „Ja, genau!“ „Und wofür stehen dann die Buchstaben?“, fragte Jasmin argwöhnisch. „Das hab ich vergessen! Und jetzt lasst uns das Thema wechseln!“ „Gut. Dann erzähl mal weiter! Bist du etwa den ganzen Weg allein gereist?“ „Ja, genau!“, log sie schnell. <Die beiden dürfen nichts von Jaden erfahren. Sonst nimmt das Ganze erst Recht ein schlimmes Ende. Ich hätte gar nicht erst herkommen dürfen, so sehr wie ich mich freue, die beiden zu sehen. Aber es ist einfach zu gefährlich!>

Jasmin grinste gemein. „Und wer war dann der junge Mann, mit dem du unterwegs warst?“ „W-was? Woher?“ Alexandra machte große Augen. „Ha! Ertappt! Das war ein Bluff!“ Die Blondhaarige verfluchte sich selbst in Gedanken. <War ja klar, dass so was kommt! Und du fällst auch noch drauf rein, Idiotin!> „Das war nur…einer der Stallburschen von uns! Er war so nett, mich zu begleiten!“ Was sollte sie auch sonst sagen? Dass der Typ ihr nicht ganz geheuer war, sie zu kennen schien, obwohl sie ihn nie zuvor gesehen hatte, dass sie das Gefühl hatte, er hätte ihre Tarnung durchschaut und dass er neulich irgendwas von komischen Bakterien und einem unbekannten Heilmittel dazu erzählt hatte? Nein, danke. Damit würde sie nicht nur sich selbst sondern auch ihn in einem nicht sehr angenehmen Licht dastehen lassen. „Ach so“, meinten die beiden im Chor. Sie schienen enttäuscht zu sein. „Ja, mehr gibt es da nicht zu sagen. Er denkt ja, ich bin ein Junge!“ Sie grinste. „Kann ich dann so lange hier bleiben, bis er zurückkommt?“ „Ja, klar.“ Mindy nickte. „Aber dann musst du was anderes anziehen. Das… ist irgendwie zu seltsam.“ „Abgemacht. Es kann ja noch eine Weile dauern, bis er zurückkommt.“ Mindy lächelte zufrieden und zog sie mit in ein kleines Nebenzimmer, wo sie eines ihrer Kleider aus einer Truhe holte und es Alexandra reichte.

Die Stunden vergingen für die drei Mädchen relativ schnell. Sie hatten sich eine ganze Weile nicht gesehen und so gab es genügend Gesprächsstoff. Plötzlich klopfte es an der Tür und bevor Mindy aufgestanden war, kam jemand herein. „Mindy, ich habe hier eine Botschaft vom Fürsten…Alexandra! Was machen Sie denn hier? Warum sind Sie nicht auf die Burg Ihres Onkels gekommen?“ Ein blondhaariger junger Mann mit feinen Zügen war eingetreten und musterte sie neugierig. <Oh nein, nicht auch noch der!> „Hallo Léon. Wie schön, dich zu sehen.“ Der Junge kam noch näher und sah sie mit seinen blauen Augen freudig an. „Wie schön Euch zu sehen, Prinzessin Alexandra. Und es ist eine Ehre, dass ihr Euch sogar an den Namen eines unbedeutenden Kammerdieners erinnert!“ „Wie könnte ich dich denn so einfach vergessen?“ Sie versuchte zu lächeln. <Wo du doch deinen Dienst letzten Sommer fast jeden Tag vernachlässigt hast, um mir nachzustellen…und mich zu nerven.> „Aber warum habt Ihr denn nun Euren Onkel noch nicht aufgesucht? Er wird bestimmt hocherfreut sein!“ „Ich war etwas erschöpft von der Reise und wollte nicht in den schmutzigen Sachen vor ihn treten“, log sie und warf ihren beiden Freundinnen einen hilfesuchenden Blick zu, den diese jedoch gekonnt ignorierten. Alles, was sie in diesem Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte, war ein Treffen mit ihrem Onkel! Dieser Fanatiker würde sie ohne auch nur mit der Wimper zu zucken hinrichten lassen, sollte er erfahren, wie sie wirklich hierher gelangt war! Und das würde er spätestens dann, wenn er den nächsten Brief an ihren Vater schrieb und eine Antwort auf diesen bekam.

Léon hakte sich bei ihr unter. „Ihr seht hinreißend aus wie immer, Alexandra. Ich denke, es sollte kein Problem sein, nun Euren Onkel zu besuchen. Er würde sicher erbost sein, wenn er herausfände, dass Ihr in der Stadt weiltet und ihn nicht besucht habt!“ <Er wird noch über ganz andere Dinge erbost sein, mein Lieber…und du Plappermaul würdest schon dafür sorgen, dass er herausfinden würde, dass ich hier war…> Sie wandte sich noch einmal zu ihren Freundinnen um, die ihr mitleidig nachsahen. Dann wurde sie gezwungener Maßen von Léon zur Burg eskortiert.
 

So, das war es auch schon wieder. Wie ihr euch vielleicht schon denken könnt, spitzt sich Alexandras/Alexis Lage langsam zu. Ihr dürft gespannt sein^^

Bis zum nächsten Kapitel!!

Hab euch lieb!!!

Anne

Hallo Leute! Es tut mir wirklich Leid...ich hatte mir so sehr vorgenommen, diesmal schneller zu sein...statt dessen werde ich immer langsamer ><

Na ja, ich hoffe ihr könnt mir verzeihen. Hab wirklich vie zu tun im Moment. Abi, Schule generell, Winterurlaub planen, mein Freund ^^

Ich gebs ja zu einige Dinge in der Aufzählung klingen nicht sooo schlimm... xD

Okay, aber zurück zur Story! Ich hoffe, dass ich vor Weihnachten noch was hochladen kann. Aber erstmal viel Spaß mit diesem hier^^

hel

Eure Anne
 

Treffende Erkenntnis
 

Jaden wartete schon seit mehr als einer halben Stunde auf Alexander. Langsam wurde er unruhig. War etwas passiert? Er versuchte, sich zu erinnern, zu welchem der Häuser er gegangen war, aber er musste zugeben, dass er es nicht mitbekommen hatte. <Verdammt.> Plötzlich öffnete sich eine der Türen und eine junge, schwarzhaarige Frau kam heraus. Sie lächelte ihn an. <Mindy?!> „Bist du Jaden?“ <Sie scheint mich auch nicht zu kennen. Wahrscheinlich ist das auch eine frühere Inkarnation von ihrer Seele.> Er nickte. „Gut. Dann komm mit!“. Forderte sie ihn mit einer Handbewegung auf. Sie betraten zusammen das Haus. <War das etwa „der Bekannte“, den Lex besuchen wollte?> „Du suchst sicher nach Alexander, oder?“ Jaden nickte. „Das könnte ein kleines Problem geben…“ „Warum denn das? Wir müssen weiter…“, protestierte der junge Slyfer. „Ich weiß, …er hat mir alles erzählt. Du musst wissen, der Burgherr ist sein Onkel und er musste ihn besuchen gehen, obwohl er nicht wirklich wollte.“ „Aber das ist doch kein Problem! Dann geh ich ihn einfach abholen!“ Jaden grinste selbstsicher. „N-nein! Heute Abend wird ein Ball stattfinden, an dem er auf jeden Fall teilnehmen muss! Das wäre wirklich kein guter Zeitpunkt. Bleib einfach hier. Morgen könnt ihr dann weiter, denke ich!“ <Verdammt, Alexandra! Ich rede mich hier für dich um Kopf und Kragen! Dafür hab ich bei dir was gut!> „Also wenn ihr mich fragt, wäre es gar nicht schlecht, wenn du auch zu dem Ball gehen würdest, Jaden!“, meldete sich nun eine andere Stimme zu Wort. Der Student fuhr herum und entdeckte eine weitere junge Frau, die rotbraune Haare hatte. <Jasmin!> Mindy gestikulierte heftig hinter Jadens Rücken und versuchte, ihrer Freundin klar zu machen, dass das eine ganz schlechte Idee war, aber diese ließ sich nicht beirren. „Weißt du, er würde sich bestimmt freuen, einen guten Freund dort zu treffen. Immerhin kann so ein Fest schon mal ganz schön langweilig werden!“ Sie lächelte. „Ja, das kann ich mir vorstellen!“, lachte Jaden. „Gut. Könnt ihr mir sagen, wie ich da hin komme?“ Jasmin grinste, während Mindy resignierend den Kopf hängen ließ. Kaum eine Viertelstunde später machte sich Jaden auf den Weg zur Burg.

„Alexandra bringt uns eigenhändig um!“ Mindy schüttelte den Kopf. „Ach, warum denn?“ Jasmin grinste noch immer. „Na weil sie Jaden erzählt hat, dass sie ein Junge ist! Dort wird sie aber als Mädchen auftreten müssen! Kurz: Ihre Tarnung fliegt auf, wenn der Typ nicht total begriffsstutzig oder blind ist!“ „Na und?“ „Wie „na und“? Alexandra ist unsere Freundin! Da können wir sie nicht in solch eine Situation bringen!“, protestierte Mindy. „Ach Quatsch, sie wird uns noch dankbar sein! Hast du nicht gemerkt, wie sie geschaut hat, als sie von ihm erzählt hat? Da läuft bald was…aber dafür muss er erst einmal rausfinden, dass sein Kumpel eine Frau ist!“ Mindy ließ den Kopf sinken. „Du bist unverbesserlich! Alexandra bringt uns um!“

Alexandra ließ sich auf ihr Bett sinken und seufzte. <Verdammt! Wie komme ich hier jetzt bloß schnell wieder weg? Jaden wartet doch!> Nicht nur, dass ihr Onkel mehr als misstrauisch gewesen war, als sie ihm ihre – durch und durch erfundene – Geschichte erzählt hatte, er hatte auch noch darauf bestanden, dass sie eine Weile hier blieb und sich von der Reise erholte! Sie hatte versucht, zu widersprechen, aber wenn er eines nicht hören wollte, dann dass er in irgend etwas falsch lag. Nun saß sie also hier fest. Und zu allem Überfluss sollte heute Abend auch noch ein Fest stattfinden! Wie sie es hasste! Von innerer Unruhe getrieben stand sie wieder auf und ging ans Fenster, um die Stadt zu überblicken. Sie konnte den Marktplatz sehen und versuchte unbewusst, eine bestimmte Person zu finden, was auf die Entfernung natürlich unmöglich war. Dann ließ sie sich wieder auf das Bett fallen. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und versuchte das zu tun, wozu ihr Onkel ihr geraten hatte: sich ausruhen, aber irgendwie funktionierte das nicht richtig. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, erschien das Gesicht eines gewissen braunhaarigen Jungen vor ihr. <Was soll das! Warum sehe ich ständig diesen Schwachkopf vor mir?! Eigentlich könnte es mir doch egal sein, wo er bleibt! Er ist doch sowieso nur eine Last für mich! Es ist besser, wenn ich ohne ihn weiterreise! Aber…> Sie verbot sich, weiter darüber nachzudenken und suchte statt dessen lieber eine Beschäftigung, um sich abzulenken.

Mehr aus Langeweile als aus wirklichem Interesse probierte sie einige der Kleider an, die ihr Onkel ihr mitgeben lassen hatte und suchte sich dann eines für den Ball am Abend aus. Sie seufzte und zog sich dann nach einer geraumen Weile endlich um. Sie wusste, dass das Fest vermutlich schon angefangen hatte, aber sie hatte wirklich keine Lust, von Anfang bis Ende daran teilzunehmen, wo sie doch eigentlich anderes zu tun hatte! Sie musste weiter! Immerhin wollten Jaden und sie… nein wollte sie alleine…doch Lothar einholen! Die Vorstellung, alleine weiterreisen zu müssen, stimmte sie traurig, was sie sich allerdings nicht eingestehen wollte. Also verdrängte sie diese Gedanken einmal mehr und machte sich auf den Weg in die große Halle. Schon von weitem konnte sie die Musik hören, die durch die leeren Gänge hallte.

Unbewusst verlangsamte sie ihre Schritte, bis sie stehen blieb. Sie befand sich kurz vor der Tür. Noch schien die Dunkelheit des Ganges sie schützend zu umfangen, doch sobald sie in den Saal trat, konnte sie sich nicht mehr verstecken, konnte für die nächsten paar Stunden nicht entkommen. <Du spinnst dir totalen Unsinn zusammen!>, schalt sie sich in Gedanken. <Was ist schon so schlimm an einem Fest?> Sie seufzte. Wenn man einmal davon absah, dass sie solche Veranstaltungen hasste und sie unerklärlicherweise heute noch weniger in der Stimmung für so was war, gab es eigentlich keine weiteren Argumente, die dafür sprachen, dass sie sofort umkehrte und ihre Sachen packte, um von hier zu verschwinden. Dagegen sprachen jedoch so einige, wobei das wichtigste wohl war, dass ihr Onkel sie suchen lassen würde und sie früher oder später finden würde, wobei dann unweigerlich ihre Tarnung als Junge auffliegen würde. Sie hatte also eigentlich keine andere Wahl. „Warum geht es mir eigentlich so mies? Sicher, ich mag Feste nicht, aber das eine hat nichts mit dem anderen zu tun...“, überlegte sie laut. „Liegt es etwa an ihm?“ Sie biss die Zähne zusammen, als sie an Jaden dachte. „Er ist doch nur ein Trottel, den ich zufällig getroffen habe! Warum mache ich mir solche Gedanken über ihn! Außerdem...was soll das Ganze schon?“ Mit diesen Worten atmete sie noch einmal tief durch und betrat den Festsaal.

Wie sie erwartet hatte, war der Raum voll – zu überfüllt für ihren Geschmack. Egal, wohin man schaute, überall schienen einen die Farben der prächtigen Gewänder fast zu erdrücken. Alexandra kämpfte sich durch die Menschenmenge, bis sie einen etwas ruhigeren Platz gefunden hatte, an dem sie wenigstens etwas Luft zum Atmen hatte. Sie lehnte sich auf das Geländer, das ihren etwas erhöhten Standort von der Haupthalle abgrenzte. Ihr Blick glitt suchend über die Menschen unter ihr. Ohne dass es ihr richtig bewusst war, suchte sie nach einem braunen Haarschopf. Als sie das bemerkte, zuckte sie leicht zusammen. Was war nur mit ihr los? Warum musste sie ständig an diesen Idioten denken? Es war ganz gut, wenn er nicht mehr da war, schließlich hatte er sie von Anfang an nur in Schwierigkeiten gebracht und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sie schon einmal sehr verletzt hatte, auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, ihn schon einmal früher getroffen zu haben. Sie seufzte. Wahrscheinlich nannte man das „weibliche Intuition“. Sie sollte froh sein, dass sie ihn nie wieder sehen würde... – aber warum tat das dann so weh? Warum konnte sie den Gedanken an ihn nicht aus ihrem Kopf verbannen? Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen steigen wollten. Sie biss die Zähne zusammen und kämpfte dagegen an. Sie würde keine Träne wegen diesem Idioten vergießen – nein, ganz sicher nicht! Außerdem, was machte sie sich etwas vor? Er hatte ihr schließlich selbst gesagt, dass es schon jemanden in seinem Leben gab. Was sollte sie da noch? Zudem hielt er sie ja noch immer für einen Jungen. Es wäre wirklich das Beste, wenn sie ihn einfach vergessen würde. „Die Zeit heilt schließlich alle Wunden“, flüsterte sie und drehte sich um, damit sie gar nicht erst weiter in die Verlegenheit geriet, nach Jaden Ausschau zu halten.

Erschrocken fuhr sie zusammen, als sie plötzlich in ein paar braune Augen blickte. <Verdammt! Was macht DER denn hier?> Sie wusste nicht, ob sie sich freuen sollte oder ob der Ärger übermächtig werden würde. Was zum Teufel machte Jaden hier? Und was war, wenn er nun allen von ihrer Verkleidung erzählte? Panisch sah sie sich nach einem Fluchtweg um, den sie nicht finden konnte. Hinter ihr war das Geländer und neben ihr standen viel zu viele Leute, als dass sie schnell hätte entkommen können.

Jaden machte einen Schritt auf Alexandra zu und lächelte sie warm an. „Darf ich um diesen Tanz bitten?“ Intuitiv wollte die Angesprochene einen Schritt zurückweichen, aber ihre Beine bewegten sich nicht. Sie stand wie angewurzelt da und starrte in Jadens schokoladenbraune Augen, die sie so warm ansahen. Ihr Herz fing an, schneller zu schlagen. <Was soll das? Warum gebe ich ihm keine Abfuhr und mache, dass ich von hier weg komme? Warum wünsche ich mir, mit ihm zu tanzen? Ich muss völlig verrückt sein! Der Typ bringt mich nur in Schwierigkeiten! Beweg dich, Alexandra! Sag was! Mach, dass du hier wegkommst!!> „Ich…ähm…wollte eigentlich gerade…“, setzte sie an, wurde jedoch von Jaden unterbrochen. „Für einen einzigen Tanz wirst du doch noch Zeit haben, Alexandra!“ <Er hält mich für meine Zwillingsschwester!> Ein riesiger Stein fiel von ihrem Herzen. Vielleicht hatte dieser Jaden ihre Verkleidung doch nicht durchschaut sondern war einfach nur naiv. <Angriff ist die beste Verteidigung!> „Woher kennst du meinen Namen? Ich habe dich noch nie hier gesehen! Bist du ein Freund meines Zwillingsbruders Alexander?“ „Ja, genau. Ich kenne deinen Zwillingsbruder. Weißt du zufällig, wo er ist?“ Die Art und Weise, wie er das Wort „Zwillingsbruder“ betonte, jagte Alexandra einen Schauer über den Rücken. Ahnte er doch etwas und spielte das Spiel nur mit, um sie in einer viel brenzligeren Lage auffliegen zu lassen? Das war jetzt egal. Nun musste sie weitermachen. „Er ist schon wieder weg. Er hat gesagt, er müsste irgendeinem Ritter hinterher.“ Sie zucke mit den Schultern und wollte sich zum Gehen wenden. „Ich empfehle mich…“ „Warte, Alexandra!“ Er griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie zurück. Sie drehte sich um und begegnete wieder seinem Blick. Unfähig, sich von diesem zu lösen, drohte sie in seinen Augen zu versinken. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet!“ „Was für eine Frage?“ Wie gebannt hing sie an seinen Augen, die sie so zärtlich ansahen, als würden sie sich schon lange kennen…als wäre da etwas zwischen ihnen… etwas unausgesprochenes… Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihren Kopf, begleitet von einem Gefühl der Übelkeit. Sie verlor einen Moment das Gleichgewicht und taumelte. Sie sah den Boden näher kommen, doch jemand fing sie auf. Einen Moment lang drohte es ihr schwarz vor Augen zu werden, doch sie kämpfte erbittert dagegen an. Sie wollte vor Jaden keine Schwäche zeigen.

Als sie die Augen wieder öffnete schaute sie in Jadens besorgtes Gesicht. „Lex! Alles in Ordnung mit dir?“ Der Schock stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er war ganz weiß um die Nasenspitze geworden. Die Blondhaarige nickte kurz und hielt sich den Kopf. Irgendwas stimmte mit diesem Jungen nicht. „Fass mich nicht an!“, fuhr sie ihn an und befreite sich aus seinen Armen. Erschrocken wich Jaden einen Schritt zurück. Warum war da so viel Wut in Alexandras Blick? Die junge Frau richtete sich auf und starrte ihn feindselig an. „Verschwinde von hier! Lass mich in Ruhe! Geh doch zu deinen verdammten Karten, wenn sie dir so wichtig sind! Duelliere dich doch mit Yugi! Das ist mir eh egal!“ „Lex?! Es…es tut mir Leid…“ „Vergiss es! Das kannst du jedem erzählen, aber nicht mir!“ Tränen rannen über die Wangen der Blondhaarigen. „Du hast dich nun einmal entschieden, daran kann man nichts mehr ändern! Werde glücklich mit deinen Papierfetzen!“ Sie drehte sich um und wollte davonlaufen, nur weg von dem Braunhaarigen, der in ihr so widersprüchliche Gefühle hervorrief. Wie passte das alles zusammen? Was hatte sie da gerade von irgendwelchen Karten gesprochen? Was war vorgefallen? Anscheinend hatte sie diesen Jungen einmal geliebt… aber warum konnte sie sich dann nicht an ihn erinnern? Und wie hatte er sie so sehr verletzt, dass es fast wirklich weh tat? Sie verstand das alles nicht. Plötzlich fühlte sie, wie jemand sie von hinten umarmte und sie so am Gehen hinderte. Sie spürte Jadens Wärme und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Gleichzeitig spürte sie ein Kribbeln in ihrer Magengegend. Was auch immer zwischen ihnen vorgefallen war, sie hatte auf jeden Fall noch Gefühle für ihn.

Der Braunhaarige zog sie an sich und hielt sie fest. „Es tut mir Leid, Lex. Ich war so ein Idiot. Du hast Syrus und mich gehört, oder?“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. In ihrem Kopf tanzten Umrisse von gewaltigen Gebäuden und Menschen, die ihr eigentlich vertraut sein sollten, wirr durcheinander und riefen schon wieder einen heftig pochenden Schmerz in ihrer Schläfe hervor. Das Medaillon um Jadens Hals schimmerte unter seinen Sachen. „Lass mich in Ruhe, Jaden! Es ist zu spät! Du hast mich verletzt, tief verletzt und ein zweites Mal halte ich das nicht aus. Es tut schon genug weh. Verschwinde einfach und lass mich in Ruhe. Hier habe ich wenigstens meinen Frieden und muss nicht immer an dich denken! Und irgendwann werde ich dich vergessen. Warum musstest du überhaupt hier auftauchen und alles kaputt machen? Ohne dich wäre ich viel besser dran!“ Die Worte trafen Jaden wie ein Schlag, aber er war nicht bereit, einfach aufzugeben. „Deswegen also… du wolltest dich gar nicht an mich erinnern. Deine Seele will nicht zurück in ihren eigentlichen Körper…. Du wolltest das Ganze vergessen…wolltest mich vergessen…“ Auf einmal war Jaden klar, warum Aliz sich relativ schnell wieder an ihr Leben und an ihn erinnert hatte, Alexis aber nicht. Sie wehrte sich einfach dagegen, weil sie zu verletzt war.
 

Ja ja, Jaden hats nicht leicht. Hat er sich aber auch selbst zuzuschreiben... (oder mir =P)

Ich hoffe euch hats gefallen^^

Bis zum nächsten Kapitel! (Hoffe mal ihr wisst überhaupt noch, dass es diese FF gibt...)

Wahrheit

Wahrheit
 

„Verzeih mir, Alexis! Ich habe mich wie ein Idiot benommen und das weiß ich jetzt. Bitte! Ich habe einen Fehler gemacht und es tut mir Leid! Du hast nur die Hälfte von meinem Gespräch mit Syrus gehört! Ich…ich habe etwas wichtiges begriffen…ich…“ „Hör auf!! Hör verdammt noch mal damit auf!“, schrie Alexis auf und befreite sich aus Jadens Umarmung. „Warum kannst du es nicht einsehen? Du hattest deine Chance und hast alles kaputt gemacht! Ich will nicht noch einmal so verletzt werden. Es tut zu sehr weh. Noch einmal überstehe ich das nicht…“ Mit den letzten Worten wurde sie immer leiser und ballte die Hände zu Fäusten. „Bitte geh…“ Sie sah Jaden mit verweinten Augen an. „Das geht nicht, Lex. Ich habe einmal den Fehler gemacht, dich alleine zu lassen. Das werde ich nicht noch einmal machen. Ich habe gemerkt, dass das die falschen Entscheidung war. Meine Karten sind mir wichtig, das stimmt. Aber für sie würde ich niemals mein Leben aufs Spiel setzen. Für dich jeder Zeit. Es tut mir Leid, wenn ich dich verletzt habe. Das wollte ich nicht. Ich habe einen Fehler gemacht und wenn ich von dir keine Chance bekomme, ihn wieder gut zu machen… ist es okay. Aber ich werde trotzdem immer für dich da sein und ich werde dich beschützen. Deswegen kann ich auch nicht einfach mit ansehen, wie du in dieser Zeit hier bleibst und ein Leben lebst, das nicht das deine ist. Lex, man kann vor seinen Problemen nicht davonlaufen, man muss sich ihnen stellen. Das habe ich von Syrus gelernt. Bitte komm mit mir…nach Hause…“ Er griff nach ihrer Hand und hob ihr Kinn mit der anderen Hand etwas an, so dass sie seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte. „Alexis… sieh mir in die Augen und sag, dass du nichts mehr für mich empfindest… sag mir, dass du mich hasst und ich verschwinde.“ „Ich…ich…hasse dich…nicht.“ Alexis Wangen rannen weitere Tränen hinunter. Sie suchte in Jadens Blick verzweifelt nach etwas, dass ihr zeigte, dass er sie anlog, dass er nicht die Wahrheit sprach, nach etwas, dass sie dazu befähigen könnte, an seinen Worten zu zweifeln und ihn doch zu hassen, aber sie fand nichts, außer einer tiefen Wärme und Zuneigung für sie. Wie gebannt starrte sie in seine Augen und fühlte, wie eine unbeschreibliche Wärme in ihr aufstieg. Sie liebte ihn, sie liebte ihn noch immer.

„Meinst du das wirklich ernst?“ „Ja.“ Er lächelte sie warm an. Dann trat er noch etwas näher zu ihr. Er schaute ihr tief in die Augen, ebenso gebannt von ihrem Blick wie sie von seinem. Langsam näherte er sich mit seinen Lippen ihren. <Will er das wirklich machen?> Alexis zögerte einen Moment, doch dann schloss sie die Augen, bereit für den Kuss. Ihre Lippen trennten nur noch wenige Millimeter. Sie spürte Jadens Atem auf ihrer Haut, der dort ein angenehmes Prickeln auslöste.

„Alexandra!“ Die Stimme ihres Onkels ließ sie zurückzucken. Schnell brachte sie einen Schritt Abstand zwischen sich und Jaden, der sie nur verdutzt anstarrte. Das Leuchten des Medaillons erlosch. „Ja, Onkel?“ Der groß gewachsene Mann mit schwarzem Schnauzbart funkelte Jaden erbost an und wendete sich dann seiner Nichte zu. „Alexandra! Wie schön, dich endlich wieder einmal hier zu sehen! Aber was hast du denn mit deinen Haaren gemacht? Sie waren doch so schön lang! Das sieht ja schrecklich aus!“ Sie lächelte gequält. „Das war ein dummer Streich meines Bruders. Es ist aber auch schön, Euch wieder zu sehen, Onkel.“ Der Mann drängelte sich unsanft zwischen sie und Jaden und bot ihr seinen Arm an. Würde sie das nun ausschlagen, würde er es als Beleidigung auffassen. Sie musste mitgehen. Ihr Onkel führte sie davon, um sie einigen seiner Gäste vorzustellen. Im Gehen wandte sie sich noch einmal um und tauschte einen Blick mit Jaden, der ihr traurig nachsah.

Als sie außer Hörweite von Jaden waren, hielt ihr Onkel an. „Du wirst ihn nicht wiedersehen.“ „Was? Aber warum…?“ „Du weißt sehr wohl, dass es Schande über die Familie bringt, wenn du dich mit einem Bauernjungen einlässt! Du musst standesgemäß heiraten, um deine Familie zu unterstützen. Das bist du ihnen als Frau schuldig. Und das wiederum geht nicht, wenn du dich vorher mit so einem einlässt!“ „Aber…!“ „Widersprich mir nicht! Das ist ein Befehl und ich will jetzt nichts mehr davon hören, verstanden?“ Alexandra biss sich auf die Lippe, um nicht etwas zu erwidern, dass ihr später erstens Leid tun und zweitens nur noch mehr Probleme bereiten würde. „Ja, Onkel. Darf ich dann jetzt auf mein Zimmer gehen?“ „Aber du hast doch noch gar nicht alle Gäste begrüßt!“ „Ich fühle mich nicht gut…“ „Wie du meinst.“

In ihrem Zimmer angekommen ließ sich Alexandra aufs Bett fallen. Wieder liefen ihr Tränen über die Wange. <Verdammt. Was ist nur mit mir los? Warum kann ich ihn nicht einfach vergessen?> Sie dachte an Jaden und augenblicklich wurde ihr warm ums Herz. <Er hat davon gesprochen, dass er einen Fehler gemacht hat… und von einem Syrus und einem Gespräch, das ich belauscht habe. Was soll das alles? Wer bin ich eigentlich? Und warum nennt er mich immer Alexis?> Sie trat ans Fenster und schaute in den Nachthimmel. <Ich darf ihn nicht mehr wiedersehen, aber vorher muss ich noch ein paar Antworten auf diese Fragen bekommen. Anders geht es nicht. Sonst finde ich nie Ruhe.> Sie ging zu einem kleinen Pult hinüber und kritzelte eine Nachricht auf ein Stück Papier, das sie dann zusammenrollte und versiegelte. Sie verließ ihr Zimmer mit dem Brief in der Hand und machte sich auf die Suche nach Léon.

Sie fand ihn schließlich in der Küche der Burg, wo er sich mit einigen anderen Bediensteten unterhielt. Als sie eintrat verstummte das Gespräch und alle wendeten sich schnell wieder ihren Aufgaben zu. Léon sah sie fragend an. „Alexandra? Was machst du denn so spät hier? Hast du Sehnsucht nach mir?“ „Nein, aber einen Auftrag.“ Sie ignorierte Léons gespielt enttäuschte Miene und gab ihm die Schriftrolle. „Kannst du das bitte zu Mindy bringen? Du weißt doch, wo sie wohnt? Richte ihr bitte aus, dass es für einen Freund meines Bruders bestimmt ist.“ „Einen Freund deines Bruders? Kann dein Bruder seinen Freunden nicht selbst schreiben?“, fragte Léon misstrauisch. „Doch, aber es ist ein Brief für ihn angekommen und er ist doch nicht mehr hier. Das wollte ich diesem Freund nur ausrichten.“ Alexandra versuchte, ein überzeugendes Lächeln aufzusetzen. „Na gut, aber nur, weil du es bist.“ Léon griff nach seinem Umhang und verschwand mit dem Brief zur Tür hinaus. Alexandra atmete erleichtert auf. Teil 1 war geschafft.

„Du hast Alexander nicht getroffen, aber seine Schwester?“, fragte Mindy noch einmal nach. „Ja, habe ich doch gerade gesagt.“ Mindy grinste, während sie Jaden aus den Augenwinkeln beobachtete. Irgendwie machte er einen geknickten Eindruck. „Sie ist hübsch, oder?“, hakte sie nach. „Wer?“ „Alexandra natürlich, wer sonst?“ „Hmhm…“ „Was ist denn los?“ „Nichts. Was soll los sein?“ „Irgendwas hast du doch!“ „Nein!“ Er wich dem Blick der Schwarzhaarigen aus. Bevor diese zu weiteren Fragen ansetzen konnte, wurde sie durch ein energisches Klopfen an der Tür unterbrochen. Sie stand auf und öffnete. „Léon! Was machst du denn so spät hier?“ Der Blondhaarige spähte neugierig an Mindy vorbei ins Hausinnere. „Ich habe hier eine Nachricht von Alexandra… für einen Freund von Alexander. Ist er das?“ Er deutete auf Jaden. Mindy nickte. „Ja, ich denke, dass er gemeint ist…. Danke, dass du den Brief extra so spät noch vorbeigebracht hast.“ Sie bugsierte den etwas verdutzt aussehenden Léon wieder zur Tür und schlug ihm diese dann auch prompt vor der Nase zu. „Den wären wir los!“ Sie grinste Jaden an, der sich neugierig umgedreht hatte und den Brief in Mindys Hand anstarrte. War vielleicht doch noch nicht alles verloren? „Hier. Scheint ja wirklich für dich zu sein.“ Mindy übergab ihm das Schreiben und beugte sich dann über Jadens Schulter, um mitlesen zu können.

„Ähm…findest du das nicht unhöflich?“, fragte der Braunhaarige nach kurzer Zeit, in der er den verschlossenen Brief nur angestarrt hatte. „Nein, eigentlich nicht. Ihr kennt euch ja kaum, also kann es nichts sonderlich privates sein. Und wenn doch, dann hast du mich angelogen und dann muss ich Alexandra als ihre beste Freundin erst Recht davon in Kenntnis setzen und sie vor dir warnen! Aber dafür muss ich wissen, was da drin steht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du weißt aber schon, warum der Teufel seine Großmutter erschlagen hat, ja?“, fragte Jaden leicht genervt. „Der Teufel hat eine Großmutter?“ Mindy grinste ihn frech an. „Nun diskutiere hier nicht ewig rum, sondern mach endlich den Brief auf!“ Jaden seufzte resignierend und erbrach das Siegel. Zögernd rollte er das Papierstück aus und begann, die Zeilen zu lesen.

„Alexander bittet um ein Treffen, um die weitere Reise zu besprechen… Ich dachte, er wäre schon weitergezogen…“ „Dann hat er es sich wohl anders überlegt“, meinte Mindy mit einem Grinsen. <Ach Alexandra, willst du immer noch nicht mit diesem Versteckspiel aufhören? So wird das nie was!> „Und wann wollt ihr euch wo treffen?“ „Morgen früh, am See… wo ist das denn?“ Jaden blickte Mindy fragend an. „Nicht weit von hier, etwas von der Stadt entfernt. In südlicher Richtung, so weit ich weiß. Eigentlich kannst du ihn gar nicht verfehlen, wenn du nur dieser Straße hier folgst.“ <Also kein Treffen in der Stadt. Du willst in deiner Verkleidung nicht gesehen werden, Alexandra. Wenigstens scheinst du noch halbwegs bei klarem Verstand zu sein.> Mindy seufzte. „Gut, ich denke, wir sollten dann langsam mal schlafen gehen. Es ist spät. Du kannst im Gästezimmer bleiben, wenn du willst.“ „Danke.“

Am nächsten Morgen war Jaden schon - ganz entgegen seiner Gewohnheit - vor Sonnenaufgang auf den Beinen. Unruhig lief er im Zimmer auf und ab und überlegte sich, wie er Alexis dazu bringen konnte, ihm wieder zu vertrauen. <Das bringt alles nichts. Ich muss einfach abwarten, wie sich die Situation so entwickelt.> Mit einem etwas mulmigen Gefühl packte er seine wenigen Sachen und stopfte sie in seinen Rucksack. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er hierher nicht zurückkehren würde. Was sollte er tun, wenn Alexis nicht bereit war, mit ihm zu kommen? Er konnte sie schlecht zwingen, aber zurücklassen konnte er sie auch nicht. „Am besten, ich denke gar nicht darüber nach und hoffe auf das beste.“ Mit diesen Worten zog er die Tür hinter sich zu und machte sich auf den Weg.

Alexandra schlich sich durch die dunklen Gänge der Burg. In einer Tasche hatte sie die Sachen, die sie für ihre Verkleidung als Alexander benötigte. Die wenigsten Leute waren schon auf den Beinen und es war kein Problem, den meisten von ihnen irgendwie aus dem Weg zu gehen. Endlich hatte sie es geschafft. Den kurzen weg zum Stall rannte sie beinahe und holte dann ihr Pferd. Sie stieg auf und ließ das Tier in einen scharfen Galopp fallen, um noch genug Zeit zu haben, sich umziehen zu können. Als sie ein gutes Stück des Weges hinter sich gebracht hatte, hielt sie an und stieg ab. Dann band sie ihre Stute an einem Ast fest und duckte sich hinter ein großes Gebüsch, um die Kleidung zu wechseln. Sie überprüfte ihre Verkleidung einige Male und erst als sie ganz sicher war, dass alles perfekt saß, schwang sie sich wieder in den Sattel und ritt weiter, diesmal in etwas gemächlicherem Tempo. Als sie den See erreichte war noch niemand da. Kein Wunder, da sie ja auch zu früh war. Sie setzte sich unter eine große Eiche und betrachtete das stille, klare Wasser, in dem sich die Umgebung spiegelte.

Der Weg war kürzer, als Jaden gedacht hatte und nach etwa einer Stunde erreichte er sein Ziel. Der See lag etwas von der Stadt entfernt, in einem kleinen Wald gelegen. Als er den Teich erreichte, kam die Sonne gerade hinter den Bäumen hervor. Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf das Wasser und tauchten es in einen türkisen Glanz. Die Wasseroberfläche funkelte wie ein Lichtermeer. Der junge Slyfer blieb einen Augenblick stehen, um das Schauspiel zu genießen. Dann fiel sein Blick auf Alexis, die unter einem Baum gesessen hatte und sich nun erhoben hatte. Ihre Blicke trafen sich. Ein kleiner Windhauch fuhr durch ihre Haare, während es im Wald ungewöhnlich still war. Nicht einmal Vogelgezwitscher war zu hören. Jaden registrierte, dass Alexis wieder Alexanders Sachen trug. Sie wollte diese Scharade also wirklich weiter fortsetzen. Langsam ging er auf Alexis zu. Das Amulett um seinen Hals begann wieder zu leuchten.

„Hi.“ „Hallo.“ Beide schwiegen einen Augenblick und Alexandra schaute verlegen zur Seite, nachdem sie sich gesetzt hatten. Sie wollte um keinen Preis riskieren, dass sie einen Fehler machte. „Du…hast gestern mit meiner Zwillingsschwester gesprochen.“ „Ja, mit Alexandra.“ Jaden tat ihr den Gefallen, noch ein Weilchen mitzuspielen. „Sie…hat mir erzählt… du hättest sie Alexis genannt. Warum?“ Jaden schwieg. Was sollte er sagen? „Weißt du… das lässt sich schwer in Worte fassen…“ Jaden griff nach Alexis Hand. Diese starrte einige Sekunden stumm auf ihre Hand, bevor sie sich dann doch einmal dazu aufraffte, Jaden anzusehen. <Wieder dieser Blick…> Einmal mehr drohte Alexis in Jadens braunen Augen zu versinken, die sie so warm ansahen. <Nein, bitte nicht.> Sie wollte sich losreißen, war jedoch wie gelähmt. Ihre Haut prickelte angenehm und wieder begann ihr Herz zu rasen. Jaden rutschte ein Stück näher zu ihr und zog sie dann an sich, so dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Er schaute Alexis tief in die Augen und zu seiner Freude konnte er darin keine Spur von Zorn lesen, nur Unsicherheit. Er legte seine linke Hand an Alexis Wange und strich vorsichtig über ihre Haut. Dann beugte er sich vor und küsste sie sanft.

Alexis Augen weiteten sich vor Erstaunen. <Jaden….> Eine Träne floss langsam ihre Wange hinab. <Ich hoffe, du meinst es wirklich ernst.> Zaghaft erwiderte sie den Kuss und legte dann vorsichtig die Arme um Jadens Nacken. Der junge Slyfer umarmte sie sanft und zog sie noch näher an sich, während sie sich immer noch küssten. Er strich Alexis durch die Haare und genoss ihre Nähe. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust. Schließlich lösten sie den Kuss und Jaden nahm Alexis in die Arme und drückte sie fest an sich. „Am liebsten würde ich dich nie wieder loslassen, Lex.“ „Danke. Halt mich einfach nur ganz fest.“ Sie vergrub ihre Finger in seiner Kleidung, so dass es schon fast weh tat. In ihrem Kopf waren immer noch so viele offene Fragen und so viele Dinge, an die sie keine Erinnerung hatte, doch sie hatte das Gefühl, dass sich das alles klären würde und im Moment auch eher nebensächlich war. Sie spürte Jadens Wärme und wie er ihr seicht durch das Haar strich. Nie wieder wollte sie sich hier wegbewegen. „Alexis…ich…l…“

„Alexandra!“, erklang plötzlich eine scharfe Stimme hinter ihr, die sie zusammenzucken ließ. Sie wandte sich um und entdeckte ihren Onkel, der wutentbrannt hinter ihr stand, einige Männer seiner Leibgarde hinter sich. Sofort sprang sie auf. „Es ist nicht so, wie…“ „Überlass es bitte mir, die Situation zu beurteilen! Ich habe dich gestern gewarnt, Alexandra. Du entehrst deine Familie! Du triffst dich heimlich mit diesem…“, er warf einen verächtlichen Blick auf Jaden „…diesem Hurensohn und trägst dazu auch noch Männersachen! Warum hat Gott deinem Vater nur ein so sündhaftes Kind wie dich gegeben. Nehmt sie mit!“ Die Wachen führten den Befehl augenblicklich aus und führten Alexis ab. „Nein, das könnt ihr nicht machen! ALEXIS!!“ Jaden wollte hinter ihr herrennen, um sie zu befreien, doch zwei weitere Wachen verstellten ihm den Weg und packten ihn. „Und nun zu dir! Hängst du an deinem Leben?“ Alexandras Onkel beugte sich zu Jaden hinunter und grinste fies. „Wenn es ein Leben ohne Alexis ist? Nein. Denn dann ist es nicht lebenswert!“ Der bärtige Mann funkelte den jungen Slyfer bedrohlich an, gab dann ein grunzendes Geräusch von sich und drehte sich um. „Mal sehen, ob ein paar Tage im Kerker deine Meinung ändern!“

Sorry, egal wie sehr ich es verspreche ich werde wohl nicht mehr viel Zeit zum Schreiben/Hochladen haben. Und ich glaube inzwischen habe ich das Gefühl für die Charas verloren. Ich werde immer mal hochladen, was ich noch geschreiben habe... mal sehen, wie weit ich komme. Mit Unterstützung durch Kommis bestimmt noch weiter also ohne =)

Also dann viel Spaß!
 

Entscheidung
 

Tropf…Tropf…

Jaden erkannte den Ursprung dieses Geräusches nicht. Es war so dunkel, dass er kaum die eigene Hand vor Augen erkennen konnte und er konnte auch nicht danach tasten, wo das Wasser herkam, denn der ganze Untergrund in diesem Kerker war feucht und moderig. Der junge Student war fast froh, dass er nicht viel mehr als Schemen erkennen konnte. Er wollte gar nicht wissen, wie es hier aussah. Es roch schimmelig, so dass ihm fast die Luft wegblieb. Er hatte keine Ahnung, wie lange er nun schon in diesem Gefängnis war. Tag und Nacht schienen zu einer schier endlos langen Dunkelheit zu werden. Waren es Tage, Wochen oder schon ein Monat? Er wusste es nicht. Das einzige, was er außer einer schleppend an ihm empor kriechenden Kälte, die sich langsam in seinen Gelenken einnistete spürte, waren die schweren Ketten, die seine Fuß – und Handgelenke schon längst wund gescheuert hatten. Er hätte sich gerne einmal aufgerichtet und sich die Beine vertreten, doch auch das war ihm unmöglich, so straff wie die Fesseln gespannt waren. Andererseits war er sich auch gar nicht sicher, ob seine Füße ihn überhaupt noch tragen würden. Er war in einem erbärmlichen Zustand. Um das zu wissen brauchte er kein Licht. Das einzige Geräusch in diesem Kellergewölbe war, abgesehen von dem Piepsen einiger Ratten und dem Stöhnen anderer Gefangener, das monotone Tropfen das Wassers, das sich langsam in Jadens Kopf einzubrennen drohte. Seit er hier war, hatte er kein Auge zugetan. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn er bald Halluzinationen gehabt hätte. Langsam aber sicher konnte er nicht mehr klar denken. Das einzige, was immer und immer wieder durch seinen Kopf schwirrte, war der Gedanke an Freiheit… oder Tod. So wollte er nicht leben, bei lebendigem Leibe in einem Kerker verrottend.

Tropf…Tropf

Die Stunden reihten sich wie eine schier endlose Kette aneinander, in der Jaden sich in einem merkwürdigen Zustand zwischen wach sein und Dämmerschlaf befand. Ein Mal wurde die Schwere, die sich über seine Gedanken gelegt hatte für kurze Zeit aufgehoben, als eine eiserne Tür geöffnet wurde und kurz darauf wieder mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. Schritte hallten in den gemauerten Gängen wieder, ohne dass Jaden genau sagen konnte, ob sie in seine Richtung kamen, oder sich von ihm entfernten. Er versuchte, in die Dunkelheit zu lauschen, doch es gelang ihm nicht, die Richtung zu identifizieren aus der das Geräusch kam. Er kroch auf allen Vieren, so weit es seine Ketten zuließen, an den Gang heran und versuchte, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Er starrte in die Dunkelheit und wollte fast aufgeben, weil er sowieso nichts erkennen konnte, als plötzlich ein kleiner Lichtschimmer auf die Steine des Bodens fiel. Jaden wartete gespannt, bis sich der Lichtkegel vergrößert hatte. Kein Zweifel. Irgendjemand kam in seine Richtung und dieser jemand hatte eine Lampe oder Fackel dabei. Dann wurde es hell. Jaden musste die Augen schließen, um nicht geblendet zu werden. Er hatte ganz vergessen, dass seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sich erst einmal an das helle Licht anpassen mussten. Nach kurzer Zeit versuchte er vorsichtig die Augen zu öffnen und zu sehen, wer der Fremde war.

Er sah einen breitschultrigen Mann mit etwa schulterlangen rotbraunen Haaren. Er schien zu den Wachen zu gehören, denn er trug eine schwere Rüstung. Eine Schwertscheide hing an seinem Gürtel. In der Linken hielt er die Fackel und leuchtete vor sich den Raum aus. Jetzt erkannte Jaden auch den Grund für die plötzlich einsetzende Helligkeit. Der Gang machte etwa 10 Meter von seiner Zelle entfernt einen scharfen Knick nach links, so dass er das Licht nicht sofort hatte sehen können. Der Mann schaute ihn einige Sekunden lang mit einem schwer deutbaren Blick an. Dann wandte er sich um und zog einen Schlüssel aus der Tasche, die ebenfalls an seinem Gürtel hing. In Jaden keimte Hoffnung auf. War der Fremde gekommen, um ihn zu befreien? War er ein Freund? Hatte Alexis ihn vielleicht geschickt? Ungeduldig wartete der junge Student darauf, dass der Mann einen Schritt zu seiner Tür hin machen würde, doch seine Hoffnung wurde schlagartig zu Nichte gemacht, als der Wächter zu einer anderen Tür ging und in die Kammer neben Jaden trat. Der Braunhaarige hielt den Atem an um zu lauschen, was wohl dort drüben vor sich ging.

Zuerst war es still. Dann wurde die Tür neben ihm wieder zugeschlagen. Es folgte eine weitere schier endlos dauernde Stille. <Was geht da nur vor sich?> „Gestehst du deine Tat?“, hörte er schließlich eine Stimme, die gedämpft zu ihm hinüber drang und sich an den gewölbten Decken tausendfach zu brechen schien, so dass sie merkwürdig verzerrt klang. Jaden zuckte innerlich zusammen. Mit einem Mal war er froh, dass der Wächter nicht auf dem Weg zu ihm gewesen war. Er drückte sich näher an die Wand, um die Antwort des anderen mitzubekommen. „Ich…ich habe nichts getan!“, hörte er eine schwache Stimme. „Wirklich?“ „Ja, nun glauben Sie mir doch endlich, Sir! Ich habe nichts unrechtes getan!“ „Dann werde ich deinem Gedächtnis wohl etwas auf die Sprünge helfen müssen!“ Jaden glaubte fast, das Gesicht des Mannes vor sich sehen zu können, wie es sich zu einem fiesen Grinsen verzog, als er diese Worte sprach. „N-nein! Bitte! Nicht das!!“, winselte die andere Stimme. „Du lässt mir keine andere Wahl. Wirklich. Ich bedauere das sehr. Du bräuchtest nur nicht so stur zu sein.“ „Bitte…ich muss für meine Geschwister sorgen! Meine Eltern sind tot…sie haben sonst niemanden!!“ „Das hättest du dir früher überlegen müssen…“ Der Wächter war unerbittlich. „ Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder du bist ruhig und ich werde dich nicht zu lange quälen, oder du bleibst stur und es wird mir eine Freunde sein, deinen Schmerz zu verlängern!“ „Bitte! Ich habe doch nichts getan!“ „Leg deine Hand dort auf den Stein!“ „Nein! Nein! Nicht!!“ „Sei still!“

Jaden hörte den dumpfen Aufprall, mit dem die Faust des Wächters, die zweifellos in einem mit Eisen verstärkten Handschuh steckte, den Gefangenen neben ihm traf. Dieser stöhnte auf und hustete. „Bitte Sir…es waren doch nur Äpfel. Meine Schwester…wäre sonst verhungert. Bitte…“ „Leg deine Hand dort auf den Stein!“ Der Mann schien wirklich kein Erbamen zu kennen. Diesmal schien der andere zu gehorchen. „Sir? Was soll das?“ „Das wirst du schon sehen…“

Jaden hielt den Atem an. Es war plötzlich so still. Ein bedrohlicher Schatten schien über dem Kerker zu hängen und nun senkte er sich noch ein Stück tiefer auf Jaden hinab, um ihn ganz einzuhüllen. Dann hörte Jaden, wie etwas durch die Luft zischte. Kurz darauf folgte ein merkwürdiges Geräusch, dass er nicht sofort einordnen konnte…wie Eisen auf Stein… <Nein, es IST Eisen auf Stein.> Plötzlich wurde es ihm klar, im gleichen Moment, wie der andere Gefangene anfing zu schreien. „Ahhh!“ „Ich habe es dir gesagt, Junge. Du hättest gleich vernünftig sein sollen. Jetzt wirst du leiden, bis du elendig verblutest. Ich hätte dich auch gleich töten können.“ Der Mann hatte nicht laut gesprochen, aber Jaden konnte trotz der Schmerzensschreie, die durch das ganze Gewölbe hallten, jedes einzelne Wort deutlich verstehen. Entsetzt riss er die Augen auf und starrte in die Dunkelheit vor sich. Sein Körper begann zu zittern. Egal, für wie mutig er sich immer gehalten hatte, das war einfach zu viel. Sein Blick drohte zu verschwimmen und er sackte gegen die kalte Mauer hinter sich, die wenigstens in diesem Moment verhinderte, dass er ganz das Bewusstsein verlor. Er konnte es nicht fassen. Wie grausam konnten Menschen mit anderen Menschen umgehen?

Er wusste nicht, wie lange er so dagesessen hatte, gegen die Mauern gelehnt, in einer Art Schockzustand. Nach einer Weile spürte er einen Blick auf sich ruhen. Er wusste, wer ihn ansah. Er unterdrückte ein weiteres Zittern mit aller Mühe und wandte sich um. Da stand er, als wäre nichts gewesen, der Mann, der gerade einen anderem Menschen zu einem qualvollen Tod verurteilt hatte – und lächelte. Ja, er lächelte ihn an!

„Sie Monster!“, stieß der junge Slyfer zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Der andere musterte ihn durch die Gitterstäbe belustigt. „Er hat nur bekommen, was er verdient. So, wie wir alle bekommen, was wir verdient haben.“ „Das ist krank!!“ „Ich nenne es gerecht.“ „Sie sind total irre!“ „Pass auf, was du sagst Junge. Irgendwann werde ich dich noch einmal besuchen. Und dann solltest du nicht so unverschämt sein.“ „Was hatte der andere getan?! Er hat gesagt, er ist unschuldig!“ „Darüber wird Gott richten, nicht ich. Was er getan hat? Er hat seine Finger nicht bei sich behalten. Deswegen dachte ich, ich erlöse ihn davon und nehme sie an mich.“ Er hielt einen Gegenstand in die Höhe, den Jaden unter Schaudern als abgetrennte Hand erkannte. Er starrte den Wächter entsetzt an und drückte sich instinktiv enger an die Wand. Der Mann trat noch eine Schritt näher an die Zelle heran. „Aber da du ja auch ein Talent dafür hast, deine Finger nicht bei dir zu behalten…hier, ich schenk sie dir. Als kleines Souvenir!“ Er warf die Hand direkt vor Jaden auf den Boden. Dann wandte er sich um und ging. „Wir sehen uns wieder. Versprochen!“ Mit diesen Worten verschwand das Licht der Fackel. Jaden war fast froh darüber, denn so musste er den Gegenstand vor sich auf dem Boden nicht länger sehen. Trotzdem hing sein Blick an der Stelle, wo sie liegen musste.

Er rutschte auf dem Boden in den hintersten Teil seiner Zelle, zog die Beine an und legte die Arme darum. Dann begann er, leicht vor und zurück zu schaukeln, wie um sich etwas zu beruhigen. Tränen bahnten sich den Weg über seine Wangen, während er mit leerem Blick vor sich hin starrte und versuchte, die Schmerzensschreie aus der Nachbarzelle zu überhören. Es funktionierte nicht. Sie drangen durch Mark und Bein, bis sie endlich, nach unzähligen Stunden immer schwächer wurden und verstummten. Der andere war tot. Vielleicht war es besser so.

In den folgenden Tagen schien sich irgendjemand einen Spaß daraus zu machen, in den Kerker zu kommen. Jedes Mal, wenn Jaden die Schritte in den Gängen hallen hörte, verkrampfte er sich, bereit darauf, einen qualvollen Tod zu sterben. Doch wie durch ein Wunder – oder einen schrecklichen Streich – kamen die Schritte nie bis zu ihm. Immer hielten sie kurz vorher an und drehten schließlich um. Jaden wusste, dass das alles zum Spiel gehörte. Es machte diesem Irren einfach noch mehr Spaß, ihn vor seinem Tod etwas zu foltern. Einen anderen Grund konnte auch das Theater neben ihm nicht gehabt haben. Er wusste es. Schließlich hatte er schon oft von Foltermethoden und dergleichen gehört, ob im Mittelalter oder in anderen Zeiten. Aber wer konnte sich das schon vorstellen, wenn man davon hörte?

Manchmal ertappte sich Jaden bei dem Gedanken, dass er sich den Tod wünschte. Er ertappte sich dabei, wie sein Blick durch die Dunkelheit glitt, auf der suche nach einem Gegenstand, der ihm helfen könnte. An eine Flucht glaubte er nicht.

Dann näherten sich die Schritte wieder. Aber diesmal war es anders. Es kamen mehrere Leute. Sie näherten sich Jadens Zelle und blieben vor dieser stehen. Ein Schlüssel wurde im Schloss herumgedreht und die Tür schwang knarrend auf. Eine Person trat ein und blickte sich angewidert um. Dann ruhte ihr Blick auf Jaden, der nur langsam den Kopf hob. Mit leeren Augen starrte er die Menschen an, die ihm eher wie Teufel erschienen. Es dauerte noch eine geraume Weile, bis sein Gedächtnis sich an die Gesichter erinnerte. Den Mann, der ihm am nächsten stand, identifizierte er als Alexandras Onkel. Hinter ihm wartete der Wächter ungeduldig darauf, dass er seine blutige Arbeit aufnehmen konnte. Unwillkürlich fiel Jadens Blick auf das Schwert an seiner Seite und auf die Hand am Boden. Sie fing an zu verfaulen.

„Hallo Jaden. Wie geht es dir?“, fragte Alexandras Onkel im Plauderton. „Beschissen“, erwiderte Jaden wahrheitsgemäß. Der Fürst zog die Stirn in Falten. „Einen anderen Ton bitte. Ich verstehe wirklich nicht, was meine Nichte an dir finden konnte.“ „Was heißt „konnte“?“ „Stimmt. Du kannst es ja noch gar nicht wissen. Alexandra ist vernünftig geworden. Ich soll dir ausrichten, dass sie dich nie mehr wiedersehen will. Sie hat sich entschieden, ein paar Jahre ins Kloster zu gehen, um Vergebung für ihre Sünden zu erbitten. Dann wird sie einen angesehenen Mann adeligen Geblüts heiraten.“ Er lächelte zufrieden. „Sie hat den richtigen Weg gefunden.“ Er schwieg eine Weile, wobei er Jaden musterte. „Nun, ich weiß wirklich nicht, was sie an dir mochte, aber du kannst dich glücklich schätzen. Sie hat sich für dich eingesetzt. Und da ich sie liebe, als wäre sie meine eigene Tochter, möchte ich ihrem Wunsch gerne entsprechen. Ich lasse dich frei, aber unter einer Bedingung: Betritt nie wieder dieses Fürstentum!“ Die Worte hallten in Jadens Kopf wieder. <Alexis geht ins Kloster? Freiwillig? Sie will mich nie wieder sehen? Ich könnte frei sein?> Der Gedanke an die Freiheit war verlockend. In Jadens Kopf erschien das Bild einer frischen grünen Wiese. Der Wind raschelte sanft in den Bäumen. Fast schien es ihm, als könnte er ihn auf seiner Haut und in seinen Haaren spüren. Ein paar weiße Wolken zogen über den ansonsten strahlend blauen Himmel.

Ungeduldig trat der Fürst von einem Fuß auf den anderen. „Vielleicht sollte ich noch etwas nachhelfen, damit du dich schneller entscheiden kannst. Entweder du wirst in wenigen Sekunden frei sein und dein Leben genießen können und Alexandra nie wieder sehen, oder du wirst in wenigen Momenten eine sehr schmerzhafte Erfahrung machen. Wie sieht es aus? Was wählst du? Welchen Weg wirst du gehen?“ Jadens Blick schweifte unruhig durch den Raum und blieb schließlich an dem Wächter hängen, der ihn lächelnd ansah. Er zitterte. Nein, so wollte er nicht sterben. Nicht hier, nicht so. <Ich werde Alexis so oder so nicht wiedersehen. Aber ich könnte frei sein…>

„Ich möchte frei sein.“
 

*fies grins* So, erstmal bis hierher =)

Hoffe es hat euch gefallen?

lg



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Von:  momito-chan
2010-11-08T17:11:28+00:00 08.11.2010 18:11
PS: Hab glatt den Link zum Fanart vergessen^^°
http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/226611/1800158/
Von:  momito-chan
2010-11-08T17:10:12+00:00 08.11.2010 18:10
Hi^^ *wink*
Ich lese deine FF schon von Anfang an mit und ich finde sie toll!*__*
Ich freue mich immer wie ein kleines Kind auf jedes neue Kapitel xD
Ich hätte dir schon viel früher einen Kommi schreiben sollen^^°
Es ist bestimmt nicht mal ansatzweise ein Ausgleich für all meine ungeschriebenen Kommis, aber ich habe zu deiner FF ein Fanart gezeichnet. Und zwar die Schlussszene aus Kapitel 62 ^__^
Das Fanart ist dir gewidmet^^
Ich hoffe, es gefällt dir^^
momi^.~
Von:  fahnm
2010-04-06T00:30:38+00:00 06.04.2010 02:30
Da muss ich ihm recht geben.
Das dauert echt lange.
An dann an so einer Stelle aufhören.
Schäm dich.
Mach bitte schnell weiter.
Ich hoffe das Jaden Alexis finden und mit ihr wieder verschwinden kann.
Freue mich schon aufs nächste kapi.

mfg
fahnm
Von:  MoD366
2010-04-05T15:36:33+00:00 05.04.2010 17:36
*auf das andere Kommi starr*
*Kopf schüttel*
Dass manche Menschen sich schlicht weigern, wichtige Anmerkungen zu lesen...

Egal, ich bin eigentlich hier, um dir ein Kommi zu schreiben, nicht um mich über die der anderen zu wundern^^

Ich weiß nicht, ob mein Eindruck mich täuscht, aber die Story wird diesmal scheinbar nicht so wirklich vorangetrieben, außer natürlich, der Junge mit der abgeschlagenen Hand spielt im weiteren Verlauf noch eine Rolle... Sonst wäre die eigentlich wichtige Handlung auf die letzten beiden Absätze beschränkt, was für deine Verhältnisse recht mager ist^^

Der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen, auch wenn ich nicht weiß, wo du "Slifer" mit y her hast. Früher dachte ich, das wäre die englische Schreibweise, aber das ist es auch nicht... aber wahrscheinlich ist's nur ein Rechtschreibfehler, der sich bei dir eingenistet hat und den du noch nicht aus dem Kopf bekommen hast, weil dich keiner darauf aufmerksam gemacht hat^^

Aber um das jetzt nicht noch weiter breit zu treten: Ich hoffe natürlich, dass wir nicht wieder neun Monate auf ein neues Kapitel warten müssen, wobei ich aber verstehen kann, wenn es lange dauert, da man von dir ja auch nicht erwarten kann, dass du außer diese FF zu schreiben nichts weiter zu tun hast^^

Ich bleibe der FF definitiv treu, egal, wie lang es dauern mag^^

Als denn,
MoD366
Von:  Lilly-Drackonia
2010-04-05T14:46:25+00:00 05.04.2010 16:46
Das ist ein tolles Kapi
Ich bin schon gespannt wie es weiter gehen wird.
Bitte schreib ganz schnell weiter ich freu mich schon darauf.
Lilly-Drackonia;)
Von: abgemeldet
2009-07-30T07:39:55+00:00 30.07.2009 09:39
Bin schon gespannt wie Jaden fliehen und alexis retten will =)
Tolle Kaps.
Hoffe es geht bald weiter.

lg Prongs (blueeice)
Von:  Akami_
2009-06-27T16:51:48+00:00 27.06.2009 18:51
Super Kapitel 1^^

Da gehts ja jetzt richtig zur sache xD
*gg*
Ich bin gespannt wie es weiter geht ^^
Von:  Lilly-Drackonia
2009-06-26T08:27:40+00:00 26.06.2009 10:27
Das ist ein tolles Kapi.
Ich nin schon gespannt wie es weter gehen wird und ob sich Alexis sich wider erinnerin wird.
Bitte schreib ganz schnell weiter ich freu mich schon darauf.
Lilly-Drackonia:)
Von:  fahnm
2009-06-26T01:50:51+00:00 26.06.2009 03:50
Da geht es ja ab.
Ich hoffe das Jaden und Alexis sich irgendwie befreihen können.
Ich freue mich schon auf das nächste kapi.

mfg
fahnm
Von:  MoD366
2009-06-25T15:02:13+00:00 25.06.2009 17:02
Yay neues Kapitel! Und Alexis scheint Jaden verziehen zu haben... auch wenn sie sich scheinbar zeitweise nicht ganz genau daran erinnern kann, was sie ihm verzeihen müsste...
Naja jedenfalls gefällt mir das Kapitel echt gut, meine Lieblingsstelle war "Jaden [...] erbrach das Siegel" (als er den Brief von "Alexandra" öffnete xD Tippfehler sind herrlich, besonders, wenn sowas dabei rauskommt^^

Freue mich schon auf's nächste Kapitel (und hoffentlich muss ich darauf nicht ganz so lange warten xD Aber diesbezüglich sollte ich meine Klappe halten, meine aktuelle FF hat auch seit 3 Monaten kein neues Kapitel gesehen... das liegt gerade beim Beta^^)

Liebe Grüße
MoD366


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