Underworld von abgemeldet (Blutfeind 2) ================================================================================ Kapitel 1 Es war eine kalte, sternenklare Nacht, in der Lucian durch die Wälder streifte. Der Wald schien tief schwarz zu sein und rief bei normalen Sterblichen ein tiefes Angstgefühl hervor. In den dichten Laubbäumen saßen Eulen, die ihr unheimliches Lied pfiffen. Sogar ein paar Fledermäuse flogen im Jagdfieber durch die Nacht. Er war immer noch auf der Flucht vor Viktor, der ihn unbedingt tot sehen wollte. Lucian bewegte sich lautlos durch das Unterholz des tiefen Waldes, um potentielle Jäger nicht wissen zulassen wo er sich aufhielt. Seine Gedanken schweiften immer noch um die verhängnisvolle Nacht in der er seine geliebte Sonja verloren hatte. In seinen Gedanken sah er immer die unheilvolle Szene, in der das blonde Haar von Sonja schwarz und ihre makellose, schneeweiße Haut dunkel und brüchig wurde. Und dies alles nur weil sie, die junge Vampirprinzessin und er, der lycanische Diener, ein Liebespaar waren, was streng verboten war und mit dem Tod von beiden bestraft wurde. Sie wurde durch die wunderschöne aufgehende Sonne verbrannt, und er sollte gerichtet werden, konnte aber fliehen. So achtete er wenig auf seine Umgebung und merkte nicht wie der Wald allmählich lichter wurde. Ich muss Viktor dafür bestrafen, dass er meine Sonja, seine eigene Tochter getötet hat. Dachte Lucian vor sich hin. Ich habe mich in einen Werwolf verwandeln können ohne den Vollmond dazu zu brauchen, dies könnte sehr nützlich für meinen geplanten Angriff auf das Schloss Corvinus sein. Ich muss nur noch eine neue Armee aufstellen und ihr das Gleiche beibringen, was ich vor kurzem gelernt habe. Ein plötzlich knackender Ast lies ihn aufhorchen und verdrängte seine Gedanken. Er verschmolz mit den Schatten, obwohl er wusste, dass die gute Nachtsicht der Vampire normalerweise durch die Schatten blicken konnte. Doch zu seiner großen Überraschung kam ein kleiner Junge, den er sofort als Lycaner erkannte, aus dem Schatten gekrochen. Der Junge hatte schulterlanges, braunes, verfilztes Haar und tief braune Augen. Der Welpe hatte für sein junges Alter eine beachtlich kräftige Statur. Er schien schwer verletzt zu sein. Lucian ging aus dem Schatten auf den kleinen Jungen zu um mit ihm zu reden. „Fehlt dir etwas Kleiner?“ Fragte Lucian vorsichtig. Der Junge zuckte merklich zusammen und schrie aus Leibes Kräften, als er Lucian wahrnahm: „Bitte, ich flehe dich an bring mich nicht um, Mensch“. Lucian fühlte sich etwas beleidigt, da er mit dem Pöbel verwechselt wurde, der die Mutter seiner Sonja auf dem Gewissen hatte, auch wenn er mit seinem sauber gestutzten, kurzen Bart und seinem wallenden, schwarzen Haar nicht wie ein Lycaner aussehen mochte. Doch er blieb ruhig und sagte zu dem Jungen: „Hab keine Angst ich bin einer von deiner Art, ich bin auch ein Lycaner. Was tust du denn allein hier draußen?“ Der Junge entspannte sich sichtlich und verriet dem wartenden Werwolf: „Ich wurde von meiner Familie getrennt und dann von einem Menschen angegriffen, der mich so zurichtete. Ich stellte mich einfach tot und glücklicherweise flüchtete der Mensch gleich danach, vielleicht hatte er angst davor meine Eltern könnten auftauchen.“ Lucian antwortete: „Sind deine Verletzungen sehr schwer?“ Darauf hin fing der Junge leise zu lachen an und sagte stolz:“ Ich bin ein Lycaner, die Verletzung ist nicht von Dauer, schon bald bin ich wieder völlig genesen.“ Beeindruckt von dem Mut des kleinen Wolfes fragte Lucian: „kannst du mich in dein Dorf bringen? Ich gehöre zu keinem Clan und suche einen Unterschlupf.“ Der Junge wollte gerade Antworten als Lucian ein Geräusch zu Ohren kam. Es klang wie die Hufe eines Pferdes, nein, die silbernen Hufe eines Pferdes, die auf kleine Äste niedertrampelten, doch das Geräusch ertönte nur einmal, so fing Lucian schon an zu glauben, er hätte es sich eingebildet. Doch auf einmal witterte er einen seltsamen Geruch und gleich danach flog ein silberner Armbrustbolzen aus der schwarzen Nacht, der sich in das Bein des kleinen Jungen bohrte, der einen erstickten Schrei von sich gab. Lucian wusste sofort, das die Menschen in dieser Gegend nicht genug Geld besaßen um sich silberne Armbrustbolzen zu leisten, also mussten seine Gegner Vampire sein. Sofort packte Lucian den kleinen Werwolf um gleich danach im Wald zu verschwinden. Er hörte laute Pferdehufe hinter sich, die sich schon darauf zu freuen schienen auf die zwei Lycaner nieder zu trampeln. Doch das Adrenalin, das durch die Adern von Lucian gepumpt wurde, machte ihn unglaublich schnell. Er gewann immer mehr Abstand zwischen sich und dem Pferd. Lucian rannte eine halbe Ewigkeit durch die Nacht und bemerkte erst sehr spät, dass schon länger kein Pferd mehr hinter ihnen war. Er blieb vor einer kleinen Höhle stehen und streckte seine Nase in die Luft. Er witterte nichts und so entspannte er sich wieder. Von dem kleinen Jungen kam nur noch ein leises Wimmern. Lucian ging in die Höhle und legte den kleinen Werwolf auf den harten Stein. Er wusste, er müsse den Bolzen so schnell wie möglich entfernen, sonst würde sich der Junge eine lebensgefährliche Silbervergiftung zuziehen, also bückte er sich zu dem kleinen Jungen und sagte: „Du musst jetzt ruhig bleiben. Versuche dich zu entspannen.“ Lucian legte seine Hände um den Bolzen und vernahm noch ein Wimmern des Jungen. Mit einem kräftigen Ruck zog er den Bolzen aus dem Bein des Jungen, der einen leisen Seufzer von sich gab. Die Verletzungen des kleinen waren nicht lebensgefährlich, also ging Lucian aus der Höhle um Feuerholz zu suchen. Durch seine ausgezeichnete Nachtsicht fand er relativ einfach ein paar trockene Holzscheite. Als er wieder in der Höhle ankam lag der Junge immer noch regungslos am Boden. Lucian entzündete die sauber aufgestapelten Holzscheite mit seinem Feuerstein, der wie durch ein Wunder immer noch an seinem Gürtel befestigt war. Nach ein paar Stunden sah Lucian aus der Höhle und bemerkte mit gemischten Gefühlen, dass der Tag angebrochen war. Zum einen konnten die Vampire sie jetzt nichtmehr jagen aber zum anderen war der trostbringende Mond nun nichtmehr zu sehen. Lucian ging zurück in die Höhle und lies sich mit einem Seufzer auf den Boden nieder. Nun musste er nichtmehr auf den Jungen aufpassen, weil ihnen am Tage niemand nachstellen würde, so schlief Lucian bald tief und fest. Er träumte von seiner geliebten Sonja und von der verbotenen Beziehung, die die beiden geführt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)