Station 92 von Rici-chan (RenxHoro! ~abgeschlossen~) ================================================================================ Kapitel 16: Vorsicht -------------------- Kapitel 16: Vorsicht >16. … sie können den Schmerz des anderen stillen…< Ren war zu warm, als er aufwachte. Seine Gedankten waren verwirrt und driftete immer wieder ab wenn er diese fast zu fassen bekam. Seine Glieder waren schwer, so schwer, dass er sie mit Mühe bewegen konnte. Kurz gesagt fühlte er sich grässlich. Er schlug die Augen auf und nahm alles erst verschwommen war. In seinem Kopf drehte sich daraufhin alles, woraufhin er die Augen wieder schloss. Er versuchte lange und tiefe Atemzüge zu machen, was auch gelang. Allerdings nützten diese ihm recht wenig – er spürt je weiter sich sein Brustkorb hob einen stechenden Schmerz der mit der Tiefe des Atemzugs zunahm. Das kam davon wenn man seine Tabletten nicht nahm. Kurz danach erinnerte er sich auch an das, was sonst passiert war. Diese Tatsachen fügten ihm abermals Schmerz hinzu, der ihn kaum atmen ließ. Aber diese Schmerzen taten auch noch etwas anderes. Wenn er sterben würde, dann höchstwahrscheinlich mit diesen Schmerzen. Und das war kein schöner Gedanke. Er richtete sich auf, aber schaffte es nur da er sich mit beiden Händen abstützte. Diese zitterten furchtbar und er musste sich in das Kissen verkrallen, auf dem er bis vor kurzem lag. Er spürte die kühle Nachtluft um ihn herum, denn eine leise Brise kam durch das abgekippte Fenster herein. Der Mond brachte nur einen schwachen Lichtschein in das Zimmer, obwohl die Vorhänge zur Seite gezogen worden waren. Er öffnete die Augen erneut und spürte einen Schmerz bei der linken Schläfe, als hätte er Migräne. So eine Scheiße! Wenn er sterben wollte, wobei er darüber jetzt nicht großartig nachdachte, dann nicht in diesem Zustand. Er nahm nun auch noch ein anderes Geräusch war, das die Stille durchbrach. Das Atmen des Ainus. Er war also hier. Und so wie es sich anhörte schlief er wirklich. Hätte er bemerkt das Ren wach war, würde er sich sicher aufrichten und ihm zusehen, oder fragen wie es ihm ginge. Da er das aber nicht tat musste er schlafen, simple Logik. Ren stützte nun auch die Beine auf und drehte sich, weshalb er dann normal mit gestreckten Beinen im Bett saß. Danach musste er erst einmal Luft holen. So eine schreckliche Nacht hatte er ewig nicht gehabt. Er schwang die Beine mit Schwung aus dem Bett. Als er ebenso schnell aufstand hatte er kurz schwarze Flecken vor den Augen, blieb aber stehen. Tja, was nun? Er war sich nicht sicher wie spät es war, vielleicht zwei oder drei Uhr nachts. Wenn er zu der nächsten Krankenschwester ging würde er zwar Schmerzmittel bekommen, aber wie er seinen Körper kannte wäre das wie ein Schlag in das Gesicht und er würde erst noch aufgeputscht, bis er dann vielleicht zwei Stunden später endlich Ruhe finden würde. Lieber blieb er auf, als das er dann nach einer knappen halben Stunde Schlaf aus dem Bett gejagt wurde. Aber was sollte er nun weiter machen? Die Luft tat ihm gerade gut, der Schweiß an seinen Schläfen trocknete, aber so alleine im Raum zu stehen, war nicht das wahre. Er kam sich auch irgendwie einsam vor. Duschen konnte er auch nicht, hätte das doch den Ainu geweckt. Apropos, er war bei diesem eingeschlafen, wann war er den in sein eigenes Bett zurückgekehrt? Sicher als eine Schwester rein kam oder er bemerkte das Ren schlief statt heulte. Mehr einen intuitiven Impuls folgend ging er die nächsten Schritte zu Horos Bett und konnte im Mondenschein gerade so ein Halbprofil erkennen. Er schlief wirklich, auch wenn sein Gesichtsausdruck leicht gequält wirkte. Ren fragte sich unwillkürlich was er wohl hatte. Träumte er? Hatte er Schmerzen? Weder das eine noch das andere wären verwunderlich gewesen im Moment. Er hatte ja geweint als er das mit Run erzählte. Er hatte sie auch gern gehabt, da er weis wie es ist eine Schwester zu haben. Auf einmal kam ihm Horo nicht mehr so entfernt vor. Als hätten seine Worte und Taten sein Herz endlich erreicht. Horo hatte mit ihm gestritten, geneckt und alles andere Mögliche. Niemand hat ihn dazu gezwungen sich mit ihm abzugeben – er hatte es von sich selbst und aus freien Willen gewollt. Diese Gedanken dämpften den Schmerz aber nicht wirklich. Aber Ren konnte es ertragen, wie so vieles. Die Verachtung seines Vaters, die fehlende Liebe seine Mutter, sogar Runs Tod – das aber eine ihm vorher fremde Person so eine Verwirrung stiftete, war mehr als nur ein Wunder. Auch wenn Ren sich nicht offen beklagte, konnte er nicht mehr allzu lange so stehen bleiben. Er ging auf nackten Fußsohlen, und die Kälte des Bodens kroch in seinen überhitzten Körper. Seine Hände zitterten nun mehr aus Kälte, weniger aus Schmerz oder verlierender Kontrolle. Er ging ganz zu der Seite des Bettes von Horo, der weiterhin zu schlafen schien. Ren lüftete auf der einen Seite die Decke etwas, aber auch das schien ihn kaum zu kümmern. Obwohl das was Ren jetzt tat, ihm wohl nur allzu recht gewesen wäre. Schließlich liebte er den Chinesen, folglich möchte man ja mit der Person zusammen sein, die man liebt, oder? Kaum auf seine weitere Umgebung achtend setzte Ren sich auf die Bettkante, wobei die Matratze sich leicht senkte. Horo schlief wie ein Stein. Vorsichtig, dennoch, legte sich Ren mit unter die Decke. Es war hier weder zu warm noch zu kalt, gerade richtig. So konnte er direkt in das Gesicht des Ainus sehen, welcher einen ruhigen Atem hatte. Immer noch unfähig zu schlafen beobachtete Ren ihn. Vorsichtig, als könnte er diese besondere Situation mit einem falschen Handgriff zerstören, legte er seine kalte Hand auf die Wange des Größeren, welcher nur kurz zuckte. Unter der Hand fühlte sich die Haut fast heiß an. Aber es war eine angenehme Hitze. Er wollte nicht über die Konsequenzen seines Handelns nachdenken, dazu blieb später genug Zeit in der ewigen Langeweile des Krankenhauses. Wichtig erschien ihm gerade, und das war keine Lüge, das er sich her besser fühlte. Nicht nur wegen der anderen Temperatur. Es war auch, das neben ihm eine Person war die ihn mochte – ihn von allen ausgewählt hatte. So unglaublich das doch war, es war einfach wahr. Und das war das, was zählte. Der nächste Morgen kam wie erwartet viel zu zeitig – kurz nachdem Ren wirklich eingeschlafen war, und das sogar so das er die meisten Schmerzen fast komplett ausblenden konnte, kam gegen 6.30 Uhr, wie immer, eine Schwester fast krankhaft fröhlich in das Zimmer hineingestürmt. „Aufwachen! Die Sonne scheint und es ist schönes Wetter!“ Als sie um die Ecke war und zuerst zu Horos Seite schaute, entdeckte sie wie der Ainu bereits wach war, mit den Armen wedelte, aber sonst keinen Laut von sich gab. Dann legte er einen Finger auf die eigenen Lippen. Das sollte bedeuten, dass sie still sein sollte. Die Schwester blinzelte über dieses komische Verhalten, für wen sollte sie leise sein? Und wozu? Alle müssten aufstehen. Das war Regel und Gesetz hier. Aber der Blauhaarige Junge sah so ernst aus, als würde es um Leben und Tod gehen. Als sie nach rechts blickte, fand sie dort ein leeres Bett. Trotz seiner unfreundlichen Art war der Chinese bekannt wie ein bunter Hund, weshalb sie erschreckt zuckte. Als sie schnell wieder den Blick zu Horo wandte, entdeckte sie einen schwarzen Haarschopf, der aus der Decke ragte. Erst einmal war sie froh das Ren da war. Dann begann sie sich zu wundern weshalb er im falschen Bett lag. Als sie dann Horos verwuschelte Haare sah und das jener kein Stirnbandtrug (was er seit seiner Ankunft hier immer tat, es sei denn er duschte) weiteten sich ihre Augen als sie begriff. Oder anscheinend begriff. Sie ging einen Schritt rückwärts und dann stürmte sie aus dem Zimmer hinaus. Horo konnte sich zwar erst nach einem Moment denken was das sollte, dann fiel es ihm aber wie Schuppen von den Augen; das ganze war ja aber auch mehr als eindeutig gewesen. Er war gestern froh gewesen, als er, nachdem er Rens Schlaf etwas überwachte, endlich auch seine Ruhe fand. Am nächsten Morgen, diesen Morgen, wurde er eher wach als sonst – normalerweise musste ihn die Schwester wecken. So nicht heute. Er hatte sich seltsam ausgeruht gefüllt, fast leicht und richtig munter. Allerdings war da auch etwas anders als sonst. Jemand war bei ihm. Horo riss die Augen auf und sah sofort das ebenmäßige Gesicht des Kleineren. Und er hatte diesen im Arm. Sein erster Gedanke war erst einmal, das er weis Gott nicht wach werden sollte, schließlich hang der Ainu noch an seinem Leben. Er wusste vor allem ja nicht wie sie in diese Situation bekommen sind. War er daran schuld oder war der Chinese von sich aus zu ihm gekommen? Beides schien ihm möglich, nach stand der Dinge. Er löste sich aus dem Geklammer, was die beiden unabsichtlich in der Nacht zustanden gebracht hatten. Er konnte immer noch nicht fassen, das Ren so bei ihm lag. Horo war zwar bewusst, das er im Schlaf redete, aber schlafgewandelt hatte er weis Gott noch nicht. Er blickte sich um und sah, dass er in seinem eigenen Bett lag. Wenn also war der Chinese zu ihm gekommen, nicht umgekehrt. Aber wieso sollte dieser das machen? Wenigstens hatte Ren sich nicht umgebracht, wenn er die Nacht wach gewesen war. Nun saß Horo hier, und sah der Schwester nach. Oder eher zur Tür. Die Schwester musste das gedacht haben, woran er selbst gerade dachte als er sich so mit Ren vor sich sah: Es sah aus als hätten die beiden miteinander geschlafen. Diese Vorstellung brachte seinen Kopf zum erröten, sodass er es mit einer Tomate aufnehmen konnte. Zugegeben hatte er sich schon so manches gedacht, aber erst seitdem er Ren geküsst hatte. Auch wenn der Schwarzhaarige das zu anfangs doch überhaupt nicht wollte. Gut, bis jetzt würde er das auch nicht wollen, er hatte doch überhaupt keine Antwort auf sein Geständnis bekommen, stattdessen nur eine weitere Frage: Wieso er? Der Chinese hatte anstatt ihn zu schlagen, wegzulaufen, zu weinen oder auf die Straße zu rennen einfach gefragt wie man ihn lieben konnte? Besaß der Typ Minderwertigkeitskomplexe oder so etwas? Welcher normale Mensch fragt so etwas? Horo konnte er sich weder erklären noch nachempfinden. Er sollte eigentlich eine gewaltige innerliche Unruhe spüren. Er sollte sich winden und flehen, weinen, aber genau das tat er nicht. Genauer gesagt lag das von all seinen Gefühle am weitesten entfernt im Moment. Er fühlte sich leicht aufgedreht, nervös, und etwas unruhig, was aber weder mit seinen Schmerzen oder mit seinem warmen Körper zusammenhing. Er ahnte, wusste, dass jemand da war, der sich um ihn sorge, den es kümmerte, dass er lebte. Und gerade diese Person war da. Und das machte ihn zu einem gewissen Teil glücklich. Er öffnete die Augen und sah die Welt wie durch die Augen eines Neugeborenen. Die Sonne blendete schrecklich, auch wenn sie schwach hinter bleiernen Wolken hing. Er schloss die Augen wieder und ließ sich zuerst die Sonne ebenfalls weiter in das Gesicht strahlen, was ihm eine unglaubliche Wärme schenkte. Nur Körperwärme wäre noch schöner. Das ganze machte ihn wieder träge, und er wäre auch fast wieder eingeschlafen, wären da nicht die leichten Schmerzen, und das Gefühl das er noch etwas zu erledigen hatte, etwas sehr wichtiges. Und die Erinnerung, die ihn mehr und mehr in die Realität zurückzehrte. Jemanden zu verlieren den man liebte war schrecklich, und man fühlte sich einsam. Vor allem wünschte er sich dennoch jetzt mit seiner Schwester die Plätze zu tauschen – hatte sie das Leben doch viel mehr verdient als er selbst, wie er meinte. Ren konnte und wollte es erst nicht nachvollziehen, aber inzwischen konnte er jedes Gefühl einer Person nachempfinden, so glaubte er es doch zumindest. Horo hatte ihm ein Liebesgeständnis gemacht, das hatte er. Und Ren hatte eine Entscheidung gefasst. Diese wollte er auch gleich mitteilen, leider fehlten ihm noch die Kraft und der Wille sich aus dem warmen kuscheligen Bett zu erheben. Es war zu angenehm, er fühlte sich auf einmal als wäre er zuhause. Aber etwas störte das traute Bild. Etwas war nicht da, was vorher aber da war… Er schlug die Augen auf und richtete ruckartig den Oberkörper auf, was die Person, die sich gerade versuchte aus dem Bett zu steigen sicher den Schrecken seines Lebens einjagte. „Ahh!“, schrie der Blauhaarige auf und sah Ren mit großen, schreckgeweiteten Augen an. Dann schien sein Gehirn jedoch schnell zu schalten und er fing schnell an zu plappern; Rens Gesichtsausdruck, welcher leicht ungeduldig und seltsam verärgert wirkte, konnten aus seiner Sicht ja auch nur eins bedeuten. „Es ist nicht wie du denkst! Ich bin eingeschlafen und als ich aufgewacht bin warst du auf einmal da, ich hab keine Ahnung wie du hier her kommst oder was auch immer-…“ Doch zu seinem verblüffen murrte der Chinese nur und sah auf einmal wieder nur müde aus, wie ein Kind das zu spät ins Bett gegangen war. Statt etwas zu sagen zehrte Ren an Horos Shirt was dieser trug, und legte sich wieder hin. Horo, unfähig sich zu wehren oder die Situation einzuschätzen. Erlebte er so etwas doch auch nur zum ersten Mal. Ren zog die Decke etwas über sie beide, lehnte sich an Horo und schien die Wärme erneut aufzunehmen, als hätte er Angst, dass er erfrieren würde. Horo wurde erneut rot – schien es doch als wäre der Chinese nicht richtig bei sich, aber dann doch wieder – und er liebte den Schwarzhaarigen, welcher sich gerade freiwillig in seiner Nähe, in so einer intimen Nähe befand. Vorsichtig, um die Situation nicht zu unterbrechen, legte er die Arme um den Kleineren, welcher sofort noch näher rückte. Etwas bestärkt in seinem Entschluss blieb er so. Aber bevor Ren wieder in den Schlaf versank, wollte er ihn etwas fragen. „Ren…?“ „Was… sei ruhig…“ Die Antwort war halb gemurmelt, sodass es Horo abermals an ein Kind erinnerte. Schmunzelnd beließ er es dabei. Die zarten Gefühle die sich hier vielleicht entwickelten, sollte man mit Vorsicht sein lassen. Es war gerade einfach nur zu süß und zu schön, als das er die schreckliche Realität aufrollen wollte. Vielleicht aber war es auch das erste Zeichen das Ren sich entschieden hatte – in diesem Fall für das Leben. Ein Leben mit ihm. +-+-+ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)