Dämonen, Engel und ein Drache von goldenchie (Fortsetzung zu "Enthüllungen und Geständnisse") ================================================================================ Kapitel 2: Ein schöner Abend ---------------------------- „........“ = wörtliche Rede >.......< = Gedanken [.........] = persönliche Kommentare der Autorin kursive Worte sind betont ___________________________________________________________________________ ... „Na und?“ Rens Grinsen wird breiter, während er seiner Freundin zuzwinkert. „Es ist unser erstes richtiges Rendez-vous und dafür kann gar nichts gut genug sein; ich möchte dich beeindrucken. – Außerdem will ich dich endlich mal für mich allein haben.“ „Na, wenn du meinst...“, gibt Kyoko seufzend zurück ... und ergibt sich lächelnd in ihr Schicksal. ___________________________________________________________________________ Ein schöner Abend Als sie ein paar Minuten später am Eingang des traditionell japanischen Restaurants von dessen Okami- san begrüßt werden, kann Kyoko gerade noch verhindern, unwillkürlich die Augen zu verdrehen. Das Ambiente ist derart edel, dass das Mädchen [völlig zu Recht ^^] vermutet, dass die Speisen auf der Karte gar nicht erst mit Preisen versehen sind. [Um genau zu sein, ist das Restaurant so vornehm, dass es nicht mal eine Karte gibt . – Man kann also alles bestellen, was das Herz – bzw. der Magen - begehrt... ^^] „Guten Abend, Tsuruga-sama, ... Mogami-sama.“ Die Okami-san verbeugt sich tief. „Verzeihen Sie bitte, dass wir so spät sind.“, entschuldigt sich Ren lächelnd, nachdem sie die Begrüßung erwidert haben. „Das macht überhaupt nichts.“, meint die Dame im dunkelgrünen Kimono daraufhin freundlich. „Das hatten wir uns schon gedacht. – In der Küche steht nämlich ein Fernseher, weil die Küchenhilfen unbedingt die Diskussionsrunde live mithören wollten. – Nach allem, was ich davon mitbekommen habe, waren Sie beide heute Abend das absolute Highlight der Sendung, ... neben Ogata-sama natürlich.“ „Freut mich, wenn es Ihnen gefallen hat.“, sagt Ren und lässt seinen Gentleman-Charme spielen. „Da weiß man doch, wofür man arbeitet.“ Leicht grinsend wendet er sich an seine Begleiterin, die schon wieder rosa angelaufen ist. „Nicht wahr, Mogami-san?“ Das Mädchen zuckt unmerklich zusammen ... und setzt blitzschnell ihr schönstes Lächeln auf. „Ja, natürlich.“ „Folgen Sie mir bitte, ich bringe Sie zum Kranich-Zimmer, das wir heute für Sie reserviert haben.“ Als die Wirtin kurz darauf die Shoji [Das sind die japanischen, papierbespannten Schiebetüren.] zum Speiseraum öffnet, bleibt Kyoko beinahe die Luft weg, ... obwohl sie sich schon auf einiges gefasst gemacht hatte. Die Wand auf der rechten Seite ist nahezu vollständig von einem prächtigen, teils vergoldeten Landschaftsgemälde mit eleganten, balzenden Kranichen bedeckt. Der niedrige Tisch in der Mitte des Raumes, auf dem ebenhölzerne Platzteller mit rot lackierten Stäbchen auf roten Porzellanbänkchen liegen, ist aus glänzend lackiertem Mahagoniholz, ebenso wie die Zeisus [= japanische Stühle ohne Beine], die zusätzlich mit roten, golddurchwirkten Polstern bezogen sind. Obwohl man Kyoko das Staunen gar nicht so sehr ansieht, kommt sie erst wieder richtig zur Besinnung, als sie bereits am Tisch Platz genommen hat. Ren, der sich zu ihrer Rechten niedergelassen hat ... und in dessen Blick sich eine gewisse Zufriedenheit abzeichnet, wendet sich lächelnd an die Okami-san. „Ich denke, nach dem anstrengenden Arbeitstag würde uns eine Kanne von Ihrem köstlichen Chamong vor dem Essen gut tun. – Was meinst du, Mogami-san?“ Leicht verwirrt sieht sie ihn an und lächelt verlegen. „Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich verspannt nach dem langen Tag ... da ist ein guter Tee wirklich eine verlockende Vorstellung.“ „Wie Sie wünschen.“ Die Wirtin verbeugt sich zuvorkommend, „Möchten Sie, dass ich die Türen zum Garten öffne? Warm genug wäre es draußen noch.“ „Ja, gerne.“, meint Ren ... und grinst verstohlen in sich hinein. Die Okami-san schiebt die Shojis zur Seite und so fällt der Blick ihrer Gäste auf den kleinen Garten, der von flackernden Steinlaternen und versteckt angebrachten Scheinwerfern mit erstaunlich weichem Licht effektvoll in Szene gesetzt wird und in dem auf der linken Seite im Hintergrund ein kleiner Steinbrunnen vor sich hin plätschert. Als sie allein sind, schließt Kyoko für einen Moment die Augen und atmet tief durch. Dann seufzt sie leise und sieht leicht errötet zu Ren auf. „O.K., du hast gewonnen. – Das hier ist beeindruckend ... und wahrscheinlich jeden einzelnen Yen wert. – Allein die Aussicht...“ Ren greift lächelnd nach ihrer Hand und drückt sachte einen Kuss auf den Handrücken. „Für dich nur das Beste, Hime-chan. – Und hör endlich auf, dir wegen Geld Gedanken zu machen. Ich hab genug davon ... und sowieso kaum Gelegenheit, es auszugeben.“ Kyoko lächelt weich und streicht ihm mit der gerade erst geküssten Hand über die Wange. „Wenn das mal so einfach wäre.“, seufzt sie. „Ich habe mir wirklich Mühe gegeben in den letzten Wochen, ... aber ... dieser Sparsamkeits-Tick steckt eben ganz tief in mir drin. – Und ich fürchte, das wird sich vorerst auch nicht ändern...“ Ren grinst plötzlich von einem Ohr zum anderen. „Tja, ... dann wirst du eben noch viel, viel üben müssen. – Ich sorge schon dafür, dass du genügend Gelegenheiten dazu bekommst.“ Noch bevor Kyoko stöhnend die Augen verdrehen kann, öffnet sich die Schiebetür zum Gang und die Okami-san erscheint mit dem Tee. Der junge Schauspieler reagiert ebenso schnell wie souverän und beginnt übergangslos, über den frühen Abend zu sprechen. „Ogata-sensei sah richtig glücklich aus heute Abend. – Mit dem Erfolg von ‚Dark Moon’ ist er endgültig aus dem Schatten seines Vaters getreten. – Ich finde, er hat viel an Selbstbewusstsein gewonnen seit Beginn der Dreharbeiten.“ „Da hast du völlig Recht. – Und ich finde, dass sich das positiv auf seine Arbeit auswirkt.“, antwortet Kyoko fast automatisch. „M-hm, ... schon allein deshalb, weil er jetzt besser weiß, was er will.“ Die Wirtin hat inzwischen Tassen und Tee vor ihnen platziert. „Ich komme dann gleich mit dem Essen.“, sagt sie in die entstehende, kleine Gesprächspause. „Ich hoffe, Sie sind auch hungrig.“ „Vielen Dank.“, sagt Ren und greift nach der Teekanne, um seiner Begleiterin die Tasse zu füllen. „Hungrig bin ich jedenfalls definitiv.“ Kyoko hebt skeptisch die Augenbrauen. „Ich hatte heute nicht viel Gelegenheit, mir den Bauch zu füllen.“, fährt er lachend fort, als er den Blick neben sich bemerkt. „Na, dem werden wir dann jetzt Abhilfe schaffen.“, schlägt die Wirtin lachend vor, verlässt darauf diensteifrig den Raum und schließt sorgfältig die Shoji hinter sich. Stirnrunzelnd mustert Kyoko ihren Freund, während sie ihm nun ihrerseits den Tee eingießt. „Du hast schon wieder den ganzen Tag nichts gegessen?“, fragt sie schließlich in einer Mischung aus Entsetzen und Resignation. „Doch schon.“, grinst Ren verschmitzt, „Aber nicht viel. – Ich wusste ja, was mich heute Abend erwartet. Schließlich habe ich ja das Menü vorbestellt ... und es wäre doch wirklich ein Jammer, von diesen ganzen - sündhaft teuren – Köstlichkeiten die Hälfte nicht mal anzurühren. – ...zumal du das sowieso nicht zulassen würdest.“ Er zwinkert ihr breit grinsend zu. „Und wenn ich heute ein ‚anständiges’ Mittagessen zu mir genommen hätte, hätte ich mir vermutlich den freien Tag morgen verdorben..., weil ich wegen der Magenschmerzen die ganze Nacht nicht geschlafen hätte...“ Kyoko seufzt, doch ihr Blick ist warm und ihre Augen lächeln. „Du findest auch immer irgendeine Ausrede.“, brummt sie hlabherzig,während sie ihre Tasse aufnimmt. Während Ren sie gespannt beobachtet und immer breiter grinst, trinkt das Mädchen mit geschlossenen Augen einen genießerischen Schluck von ihrem Tee. Unvermittelt reißt sie die Augen wieder auf und sieht ihren Freund ebenso fassungslos wie ungläubig an. „Das...“, beginnt sie, hält jedoch inne und nimmt erneut einen Schluck. Unwillkürlich entspannen sich ihre Gesichtszüge und ein seliges Lächeln breitet sich in ihrem ganzen Gesicht aus. „Das ist der beste Tee, den ich je getrunken habe.“, flüstert sie schließlich ehrfürchtig. „Dass etwas so sanft die Kehle hinunter gleiten kann... Meine Güte, tut das gut.“ Zufrieden grinsend nippt nun auch Ren an seinem Tee. „Stimmt.“, sagt er schlicht und sieht ihr zärtlich in die Augen. „Ich wusste, dass er dir schmecken wird. Außerdem tut Chamong besonders nach einem langen Tag wahre Wunder. Egal wie stressig der Tag war, dieser Tee zaubert einem ganz einfach ein Lächeln aufs Gesicht.“ Kyoko schüttelt mit einem halbherzigen Seufzen den Kopf. „... nach dem Preis frage ich wohl besser nicht...“ Mit festem Blick sieht sie ihm plötzlich geradewegs in die Augen. „Wo wir gerade davon reden... Lass mich noch mal auf deine Geschenke zurückkommen. – Es ist ja lieb gemeint, dass du mir ständig irgendwas schickst...“ „Na, wenn ich schon nicht mit dir zusammen sein kann...“ „Ja“, unterbricht sie ihn sofort, „ich verstehe das vollkommen. – Es ist ja auch nicht so, dass ich mich nicht darüber freuen würde, ... aber du solltest mir wirklich keine Rosen mehr in die Garderobe stellen lassen.“ „Warum?“ Ren ist offensichtlich enttäuscht. „Ich hatte doch nie eine Karte beigelegt, es konnte also gar nichts passieren... Du wusstest ja auch so, von wem sie waren... Das will ich jedenfalls hoffen.“ Kyoko muss unwillkürlich lächeln; irgendwie freut sie seine hilflose Eifersucht. „Es könnte trotzdem rauskommen. – Es gibt nämlich nicht viele Leute, die wissen, wann ich mich wo aufhalte. Wenn du also nicht vorzeitig auffliegen willst, solltest du das lieber lassen, Koon.“ Rens Gesicht hat sich mehr und mehr verdunkelt, inzwischen schmollt er wie ein kleiner Junge, dem man sein liebstes Spielzeugauto weggenommen hat. Kyoko ist schon fast versucht nachzugeben, als ihr mit einem Mal etwas Besseres einfällt. „...oder denk dir wenigstens etwas Unauffälligeres aus. – Ich möchte schließlich nicht daran schuld sein, wenn deine Karriere meinetwegen einen Knick bekommt.“ „Hmmm...“, überlegt Ren laut, „...unauffälliger...“ Aus dem kindlichen Schmollen wird plötzlich ein verschmitztes Grinsen. „Gute Idee! – Es gibt eine Menge Dinge, die wesentlich unauffälliger als Blumensträuße, Handtaschen oder Kleider sind... und wesentlich teurer...“ Noch ehe Kyoko Gelegenheit hat, irgendetwas zu erwidern ... oder auch nur einen entsetzten Blick aufzusetzen, erscheint die Okami-san mit einer bildhübschen, jungen Bedienung und bringt das Essen. Binnen kürzester Zeit haben sie die vielen, kleinen Köstlichkeiten so auf dem Tisch ausgebreitet, dass das Ganze eher einem Kunstwerk gleicht, denn einem festlichen Abendessen. Der junge Schauspieler greift beherzt zu einem der kostbaren Porzellanschüsselchen und reicht sie Kyoko, die ihn zwar ein wenig verdutzt ansieht, sich jedoch ansonsten jeglichen Kommentars enthält. Ren hingegen wendet sich mit einem freundlichen Gentlemanlächeln an die Wirtin. „Vielen Dank, Okami-san, das sieht alles überaus köstlich aus.“ „Das ist nicht der Rede wert.“, erwidert diese lächelnd und gibt ihrem Mädchen ein Zeichen, sich zu erheben. „Sie kommen sicher allein zurecht, Tsuruga-sama. Wenn Sie Hilfe benötigen oder noch einen Wunsch haben, betätigen Sie einfach die Schelle an der Tischseite, ich werde mich dann darum kümmern.“ Mit einer tiefen Verbeugung verlassen die beiden Frauen mit den Tabletts das Speisezimmer und schließen sorgfältig die Schiebetüren hinter sich. „Na endlich.“, stöhnt Ren, als die Schatten der Beiden hinter der Papierwand verschwunden sind. „Manchmal bist du unmöglich, Koon.“, bemerkt Kyoko grinsend, während sie ihm eine kleine Auswahl der gesündesten Köstlichkeiten vor die Nase setzt. Ren hebt mit dem Zeigefinger ihr Kinn an, damit sie ihn ansieht ... und grinst breit zurück. „Warum? – Ich warte schon seit mindestens vier Wochen darauf, endlich mal mit dir allein zu sein; da wird ein bisschen Ungeduld ja wohl gestattet sein.“ Kyoko senkt verlegen den Blick ... und ehe sie sich versieht, spürt sie seine Lippen sanft und warm auf ihren. „Kleine Vorspeise.“, murmelt er grinsend, als er sich wieder von ihr löst, ... was in Kyokos Gesicht natürlich erneut ein heftiges Erröten auslöst. [^__^] „Du bist sehr süß.“, fügt er noch mit einem warmen Lächeln hinzu. „Itadakimasu.“ „Itadakimasu.“, erwidert das Mädchen verlegen. „Warum sind wir hinausgegangen, Okami-san?“, fragt das Serviermädchen leise. „Es war Tsuruga-samas ausdrücklicher Wunsch, dass sie allein speisen.“ „Oh.“, macht das Mädchen überrascht. Nach ein paar Sekunden Stille sieht sie ihre Okami-san forschend an und ergreift – noch leiser als zuvor – wiederum das Wort. „Haben die beiden etwas miteinander?“, flüstert sie. „Das glaube ich nicht.“, kommt es ebenso leise zurück. „Es ist ja schließlich nicht ungewöhnlich, dass Filmleute unter sich bleiben wollen, um beim Essen etwas Wichtiges zu besprechen.“ „Aber es ist doch gar kein Produzent oder Manager anwesend...“, überlegt das Mädchen verwirrt. „Das nicht“, erklärt die Okami-san, „aber ich weiß von Tsuruga-samas Manager, dass die beiden für dieselbe Agentur arbeiten ... und dass er Mogami-samas Sempai ist.. – Und da heute Abend die letzte Folge von ‚Dark Moon’ und die letzte dazugehörige Diskussionsrunde ausgestrahlt wurden, wird es sicher zum Abschluss einiges an Manöverkritik geben.“ „Ich glaube nicht, dass es da viel zu kritisieren gibt.“, flüstert die junge Kellnerin skeptisch. „Mogami- sama hat ihre Rolle wirklich gut gespielt und bei den Live-Auftritten war sie einfach cool ... und gleichzeitig ungeheuer sympathisch.“ „Oh, es gibt sicher einiges, was uns als Laien gar nicht so auffällt ... und außerdem...“ Die Wirtin lächelt verschmitzt. „...wird ein bisschen Feiern bei diesem Erfolg ja wohl auch erlaubt sein.“ Für einen Moment ist es still zwischen ihnen, beide Frauen lächeln vor sich hin... „Aber sie wären sicher ein schönes Paar...“, seufzt das Mädchen schließlich leise. „Hm, ... ja, das denke ich auch.“, stimmt die Okami-san unvermittelt zu, ... sieht die junge Kellnerin jedoch plötzlich streng an. „Aber das wirst du schön für dich behalten. – Ich will nicht, dass hier irgendwelche Gerüchte in die Welt gesetzt werden.“ Das Mädchen lächelt. „ Selbstverständlich .“ „...Koon...“ Zum dritten Mal setzt Kyoko jetzt an, etwas zu sagen, ... doch zum dritten Mal schiebt ihr Ren unbeeindruckt eine weitere, kleine Köstlichkeit mit den Stäbchen in den Mund. Und zum wiederholten Mal schließt das Mädchen unwillkürlich kurz die Augen, um den exzellenten Geschmack voll auszukosten. >Wie es scheint, kann sie gar nicht anders.<, überlegt Ren im Stillen und lächelt plötzlich warm. >Meine Güte, ist das niedlich !< Kyoko runzelt seufzend die Stirn und strafft sich ein wenig. Entschlossen öffnet sie die Augen wieder. „Würde es dir etwas ausmachen, mich endlich mal ausreden zu lassen?“ Ren hat den Ellenbogen auf dem Tisch abgelegt und stützt den Kopf mit der Hand ab, während er sie ein bisschen verträumt mustert. „Natürlich nicht. Nur zu, Prinzessin, sprich dich aus.“ Grinsend nimmt er mit den Stäbchen ein Stück Fisch auf und schiebt es sich in den Mund, während er den Blick keinen einzigen Moment von ihr abwendet. [Die Frage ist ja, was er da gerade in seiner Vorstellung vernascht... ^^] Kyoko wird mit einem Mal irgendwie heiß, und so dauert es einen Augenblick, bis sie einen erneuten Versuch starten kann, ihre Frage zu stellen. „Was hast du morgen vor, Koon? – Du hattest irgendwas von einem Ausflug gefaselt...“ Ein bisschen widerwillig setzt Ren sich wieder gerade hin. „Ich geh mit meiner Liebsten in den Rikugien. Dort ist es nicht nur sehr schön, es gibt da auch einige sehr hübsche Teehäuser.“ „Aber...“, beginnt das Mädchen verblüfft, „in einem Landschaftspark mitten in Tokyo ist die Gefahr, erkannt zu werden doch viel zu groß! – Ich möchte nicht...“ „Mach dir keine Sorgen.“, unterbricht er sie ruhig und streicht mit einer Hand über ihren Arm. „Es ist eigentlich ein bisschen schade, dass bisher nur ein paar einzelne Blätter rot gefärbt sind, aber dafür werden wir dort im Park ziemlich unter uns sein. Die Leute warten mit dem Besuch, bis das Herbstlaub geradezu in der Sonne leuchtet ... und das dürfte noch zwei bis drei Wochen dauern. – Die tun grad so, als gäbe es außer roten Blättern nichts Sehenswertes in diesem Landschaftsgarten. Dabei ist er wirklich grandios. ... Du wirst schon sehen.“ „Na, wenn du meinst...“ Kyoko zuckt kaum merklich mit den Schultern ... und hat plötzlich Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. Ren legt die Stirn ein wenig in Falten. „Wie viel hast du in der letzten Woche geschlafen?“, fragt er ernst. Das Mädchen sieht ihn verblüfft an. „Im Schnitt ungefähr drei Stunden.“, antwortet sie schließlich. „Ich muss wegen des vollen Terminkalenders der letzten Wochen einige Prüfungen in der Schule nachholen, darum habe ich die letzten zwei Wochen in jeder freien Minute gelernt.“ Verlegen lächelnd zuckt sie mit den Schultern. „Kein Wunder, dass du so müde bist.“ „Ach, halb so schlimm.“, winkt das Mädchen lässig lächelnd ab. Eine Viertelstunde später ist Kyoko am Tisch eingeschlafen. Glücklicherweise hatte Ren es bereits bemerkt, als ihr die Augen zufielen und sie sachte aufgefangen. Jetzt lehnt sie – noch immer selig schlummernd – an seiner Schulter und hat sich in seinen Arm gekuschelt. Ren schaut seufzend auf seine Armbanduhr. Einen langen Moment beobachtet er sie in ihrem Schlaf, dann rüttelt er sie sachte und küsst sanft ihre Stirn. „Aufwachen, Hime-chan.“, sagt er leise. „Es ist Zeit, dass ich dich nach Hause bringe.“ Kyoko reißt erschrocken die Augen auf und sieht ihn – reichlich desorientiert – an. „Oh, entschuldige. Bin ich eingeschlafen?“ „Ja, Schatz. – Ich denke, wir machen für heute Schluss und ich fahre dich heim; es ist ohnehin spät genug. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.“ Als sie wenig später im Wagen sitzen und sich auf den Weg zum Daruma-ya machen, dauert es kaum drei Minuten, bis Kyoko erneut eingeschlafen ist. Zärtlich streicht Ren ihr über die Wange ... und das Mädchen lächelt leise seufzend in ihrem Schlummer... ___________________________________________________________________________ Nachwort Gemerkt? Ren hat ein neues Hobby: Geschenke für Kyoko besorgen. Dass er dabei eine völlig neue Form von Mobbing erfunden hat, war zwar nicht von ihm beabsichtigt, aber er kann nicht leugnen, dass es ihm Spaß macht, seine Liebste dadurch jedes Mal ein wenig in Verlegenheit zubringen. ^__^ ...Mobbing durch möglichst teure Geschenke... ^^ Eine Form von Quälerei, die ausschließlich bei sehr bescheidenen Menschen funktioniert... Oder hättet ihr damit Probleme? Lasst mich noch ein paar kleine Bemerkungen zu dem oben erwähnten Tee machen. ^^ Der Chamong (Ja, es gibt ihn wirklich! ^^) ist ein außergewöhnlich blumiger, chinesischer Darjeeling, der tatsächlich ganz sanft die Kehle hinunter gleitet. Na ja, er ist nicht ganz so teuer wie Kyoko meint (ca. 10 € für 100 Gramm), aber sie selbst hätte sich niemals einen so teuren Tee gegönnt (und in einem Teehaus oder Restaurant schlagen sie ja noch mal ordentlich was auf den Einkaufspreis drauf. ^^). Es lohnt sich wirklich, ihn mal zu probieren, selbst, wenn man sonst kein Teetrinker ist. (Man kann ihn sich ja für besondere Gelegenheiten aufbewahren. ^^) *schwärm* Ich muss allerdings sagen, dass es auch noch weit kostspieligere Tees gibt; insbesondere die exklusiven, japanischen (Bio)Grüntees sind durchaus auch schon mal dreimal so teuer. So, das war’s für diesmal. Ich hoffe, ich hab euch mit dem Nachwort nicht gelangweit. ^^’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)