Das Leben und das der anderen von kariyami (suche Betaleser) ================================================================================ Kapitel 7: Trubel im Krankenhaus -------------------------------- Der noch nicht wieder zu Bewusstsein gelangte Seyji lag in einem Zweibettkrankenzimmer. Der Besitzer des zweiten Bettes lag gerade im OP, unterm Messer. Trotzdem war er nicht allein, Samana saß auf einem Stuhl neben seinem Bett, während Tori und die kleine Kessy nichts Besseres zu tun haben, als im Zimmer herumzutoben. Jedes Mal wenn sie sie angebrüllt hat, dass sie damit aufhören sollen, blieb es still, allerdings nur für vielleicht gerade mal eine Minute. Wieso hatte sie sie eigentlich mitgenommen, sie war mit den Nerven am Ende. Ich war nach einem langweiligen und deshalb sehr langen Arbeitstag gerade zu Hause angekommen als das Telefon klingelte. Seyjis Tante war dran, sie hatte mir erzählt, was passiert ist. Natürlich machte ich mich sofort auf ins Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin traf ich Tori und Kessy und aus einer Laune heraus erzählte ich den beiden warum ich ins Krankenhaus wollte und fragte dann auch noch ob sie mitkommen möchten. Warum nur habe ich sie überhaupt gesagt was Sache ist, in solchen Momenten möchte allein ich diejenige sein die für ihn da ist. Und überhaupt, warum ausgerechnet sie? Sie ist doch nun wirklich nicht der Typ dem man seine Sorgen offenbaren könnte. Nun sitze ich hier und warte darauf dass Seyji aufwacht. Wo sind eigentlich seine Tante und sein Onkel? Dinge die Tori anscheinend nicht auffallen, normalerweise würde man sich doch erkundigen wie es ihm geht. Als ich den Arzt danach fragte, meinte er, er dürfe mir es nicht sagen, ärztliche Schweigepflicht und so, aber nicht ein einziges Anzeichen von Interesse hatte sie gezeigt. Stattdessen tobte sie hier herum als ob sie den Ernst der Lage nicht begreifen würde. Vielleicht habe ich sie gerade deswegen angesprochen, weil ich innerlich wusste, dass sie es nicht verstehen kann. Ich sollte aufhören mir Gedanken über ihr Verhalten zu machen, ich bin schließlich wegen Seyji hier. Kurz nachdem Seyji aufgewacht ist kam auch seine Tante. Sie sah, wie er gerade dabei war aufzustehen aber Samana versuchte ihn daran zu hindern, es sei noch zu früh, er müsse sich noch schonen, versuchte sie ihm klar zu machen aber er wollte nicht hören. Auf Toris Hilfe musste sie verzichten, die war, zusammen mit Kessy, irgendwo in den Weiten des Krankenhauses unterwegs. Sofort, als Frau Isogara diese Szene überblickte, lief sie zu ihnen und half Samana ihn davon zu überzeugen sich wieder hinzulegen. Er wehrte sich heftigst dagegen. „Es geht mir gut, ehrlich.“ Schließlich, widerwillig zwar, ließ er sich wenigstens dazu bewegen sich hinzusetzen. Über Samanas Gesicht huschte ein leises Lächeln, offenbar war es ihm doch nicht so ganz egal wenn sich andere, zumindest seine Tante, um ihn Sorgen machten. Es war gut, dass ich saß, denn kurz nachdem ich mich auf den Stuhl drücken ließ wurde es mir schon ein bisschen schummrig. Ich fasste an meinen Kopf, wie um den Schwindel zu vertreiben. Natürlich entging den beiden meine Bewegung nicht. Meine Tante fragte mich auch sofort: „Geht es dir gut? Soll ich einen Arzt rufen?“ „Es geht schon. Ich brauche nur etwas Ruhe. Am besten ich schlafe noch ein wenig.“ Ich stand auf um mich wieder ins Bett zu legen. „Ihr könnt ja in der Zwischenzeit etwas Essen.“ Samana war damit nicht einverstanden: „Aber ich habe doch noch gar keinen Hunger, wer soll denn auf dich aufpassen?“ Zum Glück konnte meine Tante sie überzeugen, dass Ruhe das Wichtigste für mich wäre, außerdem verriet sie ihr knurrender Magen. In Wahrheit wollte ich einfach nur alleine sein, mir schwirrten zu viele Dinge im Kopf herum. Es war ein ziemlicher Schock für mich, als ich meine Mutter nach all den Jahren traf. Ich ging immer davon aus, dass ich mich nicht mehr an ihr Gesicht erinnern kann, das heißt ich wollte es nicht, aber als ich sie sah da kam die Erinnerung wieder hoch wie sie aussah. Sie hatte sich seit damals nicht viel verändert, außer dass sie älter aussieht, sehr viel älter. Ich sollte sie vergessen, weiterleben wie bisher, so als ob ich ihr nicht vor kurzem begegnet wäre. Obwohl mich meine Eltern mein ganzes Leben beeinflussten und beeinflussen werden, ob es mir nun gefällt oder nicht. Das ist etwas, mit dem ich selber fertig werden muss, ich brauche keinen der auf mich aufpasst, besonders nicht Samana. „Ich werde dich immer beschützen.“ Diesen Satz hatte sie vor langer Zeit mal zu mir gesagt, das war wenige Wochen nachdem sie mich angesprochen hat gewesen, vorher hatte ich sie beachtet wie jeden anderen, nämlich gar nicht. Von da an versuchte ich sie auf Abstand zu halten aber ihre Hartnäckigkeit machte mir doch sehr zu schaffen, mehr noch als bei meiner Tante und meinem Onkel, zu denen ich von Anfang an kein Vertrauensverhältnis aufbauen wollte. Schließlich bin ich der Sohn meiner Eltern. Wo ich mir nur noch sicher sein kann, dass meine Mutter auch meine Mutter ist. Jetzt denke ich doch wieder an sie. Ich wünschte mir, ich hätte etwas um mich abzulenken. Mein Wunsch wurde erhört, denn in diesem Moment kam Tori zur Tür herein, mit ihr hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Woher weiß sie denn`, dass ich hier bin? Wieso verspüre ich plötzlich den Drang ihr meine Gedanken, meine Beweggründe mitzuteilen? Ich verstand selbst nicht warum ich dem Drang nachgab und ihr alles erzählte, die Begegnung mit meiner Mutter, was für Leute meine Eltern waren und was die anderen Familienmitglieder über mich reden. Die ganze Zeit spielte sie an dem Blumenstrauß der auf dem Nachtschränkchen vom anderen Bett stand. Hatte sie mir überhaupt zugehört? Aber es tat gut es mal jemandem alles zu erzählen. Kirian stand draußen und beobachtete das Krankenhaus. Er war Tori gefolgt und hat gesehen, wie sie rein ging. Als er ihr folgen wollte wurde er nach draußen verwiesen, er hatte ganz vergessen, dass er ja Hausverbot hat. Erst hatte er sich überlegt, ob er sich anderweitig Zugang verschaffen sollte, aber es würde schon nichts Besonderes passieren, er könnte genauso gut nach Hause gehen. Trotzdem steht er immer noch hier und kann sich nicht davon losreißen das Gebäude zu beobachten. Kessy öffnete die Tür und kam herein, hinter ihr eine wütende Samana und eine wütende Frau Isogara. Als sie Tori sahen, verfinsterten sich ihre Gesichter noch mehr. Frau Isogara baute sich vor Tori auf, stemmte ihre Hände in die Hüften und schaute sie von oben nach unten an. „Was fällt dir eigentlich ein Kessy mutterseelenallein stehen zu lassen?“ Die Schärfe in ihrer Stimme war deutlich heraus zu hören. „Ich wollte einfach nur mal ungestört sein.“ „Junge Dame, du scheinst den Ernst der Lage nicht zu begreifen.“ „Das wird es wohl sein.“, mischte sich Samana ein. „Sie kann es nicht begreifen.“ „Was soll das heißen, sie kann es nicht begreifen? Jeder weiß doch, dass man ein vierjähriges Kind nicht unbeaufsichtigt lässt. Samana hat mir erzählt, dass du die vier Wochen eine Mutter spielst. Aber wenn du mich fragst bist du dafür völlig ungeeignet. Wer seine Kinder im Stich lässt, darf sich keine Kinder anschaffen.“ „Sind sie mit ihrem Urteil nicht ein wenig hart? Sie hat zwar einen Fehler gemacht, aber sie als ungeeignet zu bezeichnen finde ich doch schon ein wenig voreilig.“ „Was ist denn eigentlich passiert?“ „Wir kamen gerade vom Essen zurück, “, fing Samana an zu berichten, „als wir die kleine Kessy allein im Flur stehen sahen. Wir gingen zu ihr hin und ich fragte sie wo Tori sei. Sie erzählte uns, dass sie es nicht wisse, sie war nur mal kurz auf Toilette und als sie wieder raus kam war Tori nicht mehr da.“ „Das Beste ist, wenn ihr diese Aufgabe entzogen wird, allein Kessys Sicherheit Willen.“ „Nein! Ich will nicht, dass sie fort geht.“ Kessy, die bisher geschwiegen hatte, schaute nun flehentlich abwechselnd von Tori nach Frau Isogara. „AAAAAHHHHHHHH!!!!!!“ Als sie den Schrei hörten rannten alle in die Richtung woher der Schrei kam. Dort hatte sich schon eine Menschenansammlung gebildet. „Wie konnte das geschehen?“ „Das ist ein Fall für die Polizei.“ „Hat denn keiner was gesehen?“ Samana versuchte sich durch die Menschenmassen hindurch zu zwängen und als sie es geschafft hatte stockte ihr der Atem. Ich stand immer noch vorm Krankenhaus, als die Polizei mit Sirene und Blaulicht angeprescht kam. Offenbar ist doch etwas Besonderes passiert. Was immer es auch ist, bei diesem Polizeiaufgebot muss es ja ein Mord oder Ähnliches sein. Hat sie etwas damit zu tun? Ich schreckte auf. Wohin liefen denn meine Gedanken? Jetzt geht mir aber meine Phantasie mit mir durch. Ich weiß nicht, wie lange ich gewartet habe, aber es kam mir wie Stunden vor, als die ersten endlich raus kamen. Es wurden immer mehr, die das Gebäude verlassen durften, anscheinend hatte die Polizei die ersten Ermittlungen abgeschlossen. Ich durchspähte die Herauskommenden auf der Suche nach Tori, und da war sie. Sollte ich sie ansprechen? Nein, ich schüttelte den Kopf, das ist nicht der richtige Augenblick. Es ist besser wenn ich sie weiter beobachte. Ich folge ihr weiter bis zu ihrem Gastzuhause. Es ist mir nichts weiter aufgefallen. Ich wollte erst eine Nachtwache einlegen aber dann hielt ich es für übertrieben, so dass ich mich auf den Weg nach Hause machte. Es kam auf allen Kanälen, im Radio, im Fernsehen, überall liefen Sondersendungen, der Mörder, der seit Monaten sein Unwesen treibt, hatte wieder zu geschlagen. Eine Schwester wollte einen Patienten ins Behandlungszimmer rufen. Als er sich nicht rührte, dachte sie, dass er schläft. Sie wollte an seiner Schulter rütteln um ihn zu wecken, aber kaum hatte sie das getan fiel der Körper des Mannes auseinander, woraufhin sie einen Schrei ausstieß. Die Polizei verhörte zwar alle in Frage kommenden Zeugen, aber keiner will etwas gesehen haben. Die Weiten des Krankenhauses existieren wirklich, jedenfalls für mich. Ich war da mal jemanden besuchen und ich habe es doch glatt geschafft mich zu verlaufen. Ich habe nämlich einen ziemlich schlechten Orientierungssinn^_^. kariyami Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)