Das Leben und das der anderen von kariyami (suche Betaleser) ================================================================================ Kapitel 17: Abschied -------------------- Gestern Nacht wurde ein Doppelmord verübt, es handelt sich mit aller Wahrscheinlichkeit um den oder die Täter die in der vergangenen Zeit schon mehrmals zugeschlagen haben. Den Opfern wurden Grausam die Köpfe abgerissen. Bei Hinweisen über den Verbleib der Täter und oder deren Identität rufen sie bitte die unten eingeblendete Telefonnummer an oder wenden sie sich an ihre örtliche Polizeidienststelle. Der „Kabelsalat“ wird aus aktuellem Anlass eine Sondersendung zeigen, der Abendspielfilm fällt aus. Und nun das Wetter… Sehr geehrtes Fräulein Samana Kuttsúku, wir haben von Ihrem Verlust gehört und möchten Ihnen unser aufrichtiges Beileid mitteilen. Nach §X Absatz Y des Gesetzbuches ist die Wohnung für eine Person entsprechend Ihres derzeitigen Einkommens der Kategorie 0 nicht angemessen. Wir möchten Sie daher bitten innerhalb der gesetzlichen Frist von acht Wochen sich eine neue Unterkunft zu suchen. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zu Verfügung. Ihre Wohnungsgenossenschaft. „Danke das ihr gekommen seid.“ Samana wurde von jeden ihrer Freunden umarmt die ihr damit Trost spenden wollten. Sie konnte ein leises Schluchzen nicht verhindern. Ihre Tante, ihre einzige noch lebende Verwandte, legte ihr von hinten eine Hand auf ihre Schulter. Es waren nicht viele gekommen, nur ihre Tante Elsa, Seyji, Natako und Nr. 101. Nach einer weile kam ein Mann in einem schwarzen Anzug und bat sie ihm zu folgen. “Weist du eigentlich warum Tori nicht hier ist?“, fragte Seyji Natako ins Ohr flüsternd. „Frau Sekiguchi sagt das sie nach Hause wollte, also zu ihren Eltern nach Hause. Angeblich müsse sie da irgendwas Wichtiges klären.“ „Was gibt es Wichtigeres als einer Freundin beizustehen?“ „Da fragst du mich zu viel.“ Der nette Herr im Anzug geleitete sie in den Feierraum(Ich weiß nicht ob das auf anderen Friedhöfen auch so heißt aber bei uns schon. Ein ziemlich unpassender Name wenn ihr mich fragt.) wo sie auf den aufgestellten Stühlen platz nahmen. Der Trauerredner begann mit seiner Rede. Er erzählte einen Querschnitt des Lebens über die beiden Toten, aus den Reihen der Zuhörer war ab und zu ein Schniefen oder Schluchzen zu hören. Nach ende der Trauerrede gingen alle zum Grab. Ein Mann im schwarzen Anzug schritt voran mit einem Trauergesteck, bestehend aus blauem Rittersporn und weißen Rosen, schönem Blattgrün ausgesteckt und passender Seidenschleife, auf den Armen. An der vorher schon ausgehobenen Grube, wo eine Urne mit ihrer beider Asche, so wie sie es sich gewünscht haben drinnen stand, blieben sie stehen. Das Trauergesteck, wurde an den Grabstein gelegt und jeder warf eine Handvoll Erde und Blütenblätter die in einer Schale bereitstanden in die Grube und verweilte dort ein wenig. Samana war gar nicht davon wegzutrennen, ihre Freunde und ihre Tante warteten geduldig. „Meint ihr es ist gut wenn sie da so lange steht? Ich würde bei meinen Eltern nicht so lange am Grab stehen.“ „Natako bitte, etwas mehr anstand, vergiss nicht wo du dich befindest. Lass ihr Zeit sich zu verabschieden, sie hat schließlich lange genug darauf gewartet, die ganzen Autopsien die gemacht wurden um den Täter auf die Spur zu kommen. Es muss bedrückend für sie sein das man trotz allem nichts gefunden hat.“ „Ja du hast recht, tut mir leid. Ich hoffe dass sie mit der Beerdigung einen Schlussstrich ziehen kann. Sie war ja die ganzen Tage nicht aus dem Haus zu kriegen und hat sich verbarrikadiert.“ Tante Elsa schnäuzte gerührt in ihr Taschentuch: „Ihr zwei seid so liebe Jungs. Solche wahren Freunde findet man selten, sie kann froh sein euch zu haben.“ Aber auch ihr kam es bald zu lange vor wie Samana am Grab stand. Sie ging zu ihr und stellte sich seitlich neben sie. „Kindchen, “, sagte sie leise zu ihr, „komm wir müssen los.“ Erst sah es so aus als würde sie gar nicht reagieren, aber dann sah sie auf und man sah ihr rot geweintes, mit Tränen benetztes Gesicht. „Ist gut.“, sagte sie einfach nur. Am Friedhofstor verabschiedeten sich die zwei Jungs und Nr. 101 von Samana und ihrer Tante, die gerade in das Auto einstiegen, wehrend sie mit dem Bus in die andere Richtung fahren mussten. Samana würde von heute an bei ihrer Tante wohnen, die Koffer waren schon gepackt und fertig im Auto verstaut, um die Möbel würde sich später gekümmert werden. „Tante Elsa?“ „Ja was ist denn Kindchen?“ „Können wir noch mal nach Hause fahren? Ich würde gerne da etwas hohlen.“ „Aber natürlich.“ Sie bog nach links ab um zu Samanas altem zu Hause zu fahren. „Macht es dir was aus vorher noch woanders vorbei zu fahren?“ „Wo sollst denn hingehen?“ Es dauerte noch eine weile eh der Bus kam und so beschlossen Natako und Seyji bei Tori anzurufen. „Ein glück das ich ihre Handynummer habe.“ Und Natako suchte im Menü nach den gespeicherten Nummern. Dann hielt er es sich ans Ohr und Seyji hielt sein Ohr ebenfalls nah dran damit er mithören konnte. „Ja? Was gibst denn?“, meldete sie sich. „Was es gibt? Was es gibt fragst du?“, schrie Natako schon fast förmlich aufgebracht. „Samanas Eltern sind gestorben und du hast nichts Besseres zu tun als einen schönen Urlaub bei deinen Eltern zu verbringen. Ich hoffe er ist erholsam.“ Der letzte Satz war mit einem sarkastischen Ton ausgesprochen. Allerdings schien sie das zu überhören. „Ich bin doch noch gar nicht da.“ „Wie, du bist noch nicht da?“, fragte Natako überrascht. „Wie weit weg wohnst denn du?“ „Nun ja, ich fand mit der Bahn bin ich zu schnell, deswegen dachte ich mir das laufen auch ganz schön währe. Ab und zu nimmt mich einer mit.“ „Was ist das denn für ein krach?“ Tatsächlich war im Hintergrund Gejohle und Gegröle zu hören. „Ach das. Ich sitze grade hier hinten mit noch ein paar anderen auf einen Laster, und die singen die ganze Zeit. Es sind auch schöne Lieder dabei. Singen kann ich zwar nicht aber eins hab ich mir aufgeschrieben. Wenn du willst lese ich es die Mal kurz vor. Wo hab ich’s denn jetzt? Ah hier. Also…“ „Natako.“ „Warte mal kurz Tori.“ Er nahm das Handy vom Ohr und blickte fragend zu Seyji. „Was ist denn?“ „Vergiss nicht weswegen du sie angerufen hast.“ „Ist klar.“, nickte er ihm zu, und seine Aufmerksam zu Tori gewandt, „Hör mal das ist nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt…“ „War das nicht gerade Seyjis Stimme? Ist er bei dir?“ „Ja, wir waren doch grade auf der Beerdigung. Wir habe nämlich Feingefühl genug um zu kommen. Moment, ich gebe ihn dir mal.“ Er übergab Seyji, der die Hand schon zum Empfang bereitgehalten hatte, das Telefon. „Hallo.“, sagte er kühl. „Hallo.“, sagte sie mit einer besten Laune die man sie vorstellen kann. „Es überrascht mich dass du da warst.“ Dabei betonte sie das du besonders. „Warum?“ „Ich hätte nicht gedacht dass dir das Schicksal von jemand so zu Herzen geht.“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Das weiß ich nicht, dazu habe ich zu wenig Erfahrung um es erklären zu können.“ „Ach so.“ Aus seinem Mund klangen diese Worte so als würde er das Thema, seine Beziehungen zu anderen Leuten abhaken wollen. „Warum warst du eigentlich nicht hier?“ „Ich? Was soll ich denn da? Es ist doch egal ob ich da bin oder nicht. Davon wird keiner wieder lebendig.“ Jetzt wurde er aber langsam wütend. „Das wissen wir selbst, aber sie hätte sich sicher gefreut wenn du dabei gewesen wärst als sie sich von ihren Eltern verabschiedet hat.“ „Verabschiedet? Bei wem soll man sich denn bei einer Beerdigung verabschieden? Sie sind doch eh schon fort. Ich versteh nicht weswegen man eigentlich immer so ein Trara machen muss um die Toten unter die Erde zu bringen. Ein Loch buddeln, Leiche rein, zu schütten, fertig.“ „Du hast keinen Respekt vor den Verstorbenen und den Hinterbliebenen! Aber anscheinend ist bei dir Hopfen und Malz verloren.“, schrie er so laut das es die Menge die mit ihr auf dem Laster sitzt hören konnten. „Hopfen und Malz?“ „Lass es dir von denen die ich da im Hintergrund höre erklären. Wiederhö…“ „Warte. Kannst du mir noch kurz Natako wiedergeben?“ „Ja?“, fragte dieser ungehalten, da er sein Ohr auch nah am Telefon hatte und somit dem ganzen Gespräch folgen konnte, auch er war fassungslos. „Ich wollte dir nur noch schnell das Lied aufsagen. Wer wohnt da im Nebelstreif? Ist ein Geist so bleich wie Seif, Augen funkeln grün hervor, wenn du trittst durchs weiße Tor. Dichte Schwaden hüll'n dich ein, läuten zarte Glöcklein fein, führen dich zur Nebelfrau, Haar glitzert von Morgentau. Nebelfrau die spinnt ein Garn, spinnt es schon seit tausend Jahr' n, Geist der wiegt sie in den Schlaf singt das Lied vorn Nebelschaf. Nebelschaf das schwebt vorbei, frisst viel Graß dann sind es zwei, als sie drei zählt schläft sie ein, träumt von Licht und Sonnenschein.“ Sie hat aufgelegt und die beiden Jungs sahen sich mit einem was-war-das-denn-Blick an. Ich sagte meiner Tante wo sie lang fahren musste. Sie bog noch einmal nach links ab um dann vor einem Mietshaus wie es viele in dieser Gegend gab zu parken. Während ich mich abschnallte fragte ich sie ob sie warten könne, da es nicht lange dauern wird. Ich weiß selbst nicht was mich geritten hat hierher zukommen, zu ihr. Ein unerklärliches Handeln, wie damals als ich ihr die Geschichte vom Tod meines Bruders erzählte. Da die Haustür unten offen war ging ich gleich hoch ins Stockwerk wo sie ihre Wohnung hat. Mir graute es schon vor dem ganzen Pink. Dennoch klingelte ich, denn ich wollte ihr Aufwidersehen sagen. Aufwidersehen, nicht Lebwohl. Lebwohl das klingt so nach für immer, Aufwidersehen klingt da mehr so wie der Name schon sagt nach einem Widersehen. Ich habe sie vorhin vermisst, wenn sie da gewesen währe dann währe das ganze nicht so… deprimierend gewesen. Unwillkürlich muss ich lächeln, mit aller Wahrscheinlichkeit währe sie dann nicht in schwarz sondern in Knallpink aufgetaucht und hätte gelacht und die Blumen bewundert. Sie hatte ein Talent dafür sich immer unpassend zu verhalten und gerade das macht sie so liebenswert. Da sieht man gerne über ein paar Fehler hinweg. Noch vor kurzem habe ich anders über sie gedacht, wie sehr man doch die Meinung über eine Person ändern kann wenn sie nicht mehr da ist. Sie scheint wohl nicht da zu sein, dabei hätte ich gerne ein paar aufmunternde Worte von ihr gehört, etwas was ich mitnehmen kann. Ich ging also unverrichteter Dinge wieder nach unten und stieg ins Auto ein und wir fuhren zu mir nach Hause. Denn dort ist etwas was ich unbedingt mitnehmen will. Wieder bat ich meine Tante auf mich zu warten und ging nach oben. Zielstrebig ging ich in mein Zimmer und fasste unterm Bett und holte dort ein Päckchen hervor. Ich blies den Staub weg und betrachtete es kurz, einen Moment wollte ich es öffnen, entschied mich aber dann doch anders. An der Bushaltestelle stiegen Seyji, Natako und sein Schützling aus dem Bus. Natako hob zum abschied die Hand „Also dann, man sieht sich.“ „Musst du denn nicht in die gleiche Richtung?“, fragte Seyji verwundert. „Ich wollte noch schnell zum Arzt, mir einen Termin geben lassen, damit mein kleiner Schützling hier“, er deutete auf Nr. 101, „mal ordentlich durchgecheckt wird.“ „Eine gute Idee.“ „Ihr habt mich halt überzeugt.“ Sie verabschiedeten sich und jeder ging seiner Wege. Zu Hause angekommen begrüßte mich meine Tante mit gewohnter Herzlichkeit ich grüßte formell kühl zurück. Sie hatte gerade einen Korb Wäsche in den Armen und ging damit in den Keller wo sich der Waschraum befand. Ich ging in mein Zimmer, nahm ein Buch über die Anatomie des Menschen zur Hand und begann zu lesen. „Ich hätte nicht gedacht dass dir das Schicksal von jemanden so zu Herzen geht.“ Die Worte halten durch mein Ohr. Sie hatte ja recht mit dem was sie sagte. Ich bereue es mittlerweile das ich auf die Beerdigung gegangen bin, wir sind doch keine Freunde, auch wenn Samana das anders sieht. Sie war es die mich damals ansprach und nicht umgekehrt. Es war einer der wenigen Momente wo ich nicht von den anderen Kindern umringt war. Jeder versuch ihrerseits sich mir anzunähren blockte ich jedoch ab. Die ganzen Jahre tänzelte sie ständig um mich herum ohne das ich ihr großartige Beachtung schenkte. Das heißt aber nicht das ich sie nicht bemerkt habe. Damals habe ich sie wohl gespürt, ihre abweisenden und hasserfüllten Blicke, doch mit einemmal begann sich ihr Verhalten mir gegenüber zu verändern und sie näherte sich mir. Wie schon gesagt sie tänzelte um mir herum und versuchte Freundschaft mit mir zu knüpfen, aber ich hielt sie auf Abstand. Mein Gang zur Beerdigung passte jedoch nicht in dieses Schema, es fehlte die Distanziertheit, ich hätte es wie Tori machen sollen. Aber ist es denn jetzt nicht egal? Denn sie wird wahrscheinlich nie wieder um mich herumtänzeln. „Seyji? Kann ich dich kurz stören?“ Ich schaute vom Buch, in dem ich eh nicht gelesen hab, auf. „Komm ruhig rein.“ „Ich wollte dir nur diesen Zettel geben.“ Sagte sie als sie eintrat. „Den habe ich gefunden als ich deine Hose in die Waschmaschine tun wollte und ich die Hosentaschen nach Zellstofftaschentüchern durchsucht habe.“ Ein Zettel? Wie kommt der denn in meine Hosentasche? Ach ja, das muss der sein den mir meine Mutter im Krankenhaus gegeben hat. Das hatte ich vollkommen vergessen. „Leg ihn einfach irgendwo hin.“ Seit Tagen, genauer gesagt seit dem sie in der Bibliothek war herrschte Schweigen zwischen Alex und Kaori, was beide sehr belastet. Während sich noch Alex bemühte wenigstens ab und zu ein Gespräch anzufangen, ging der Großteil des Siechanschweigens von Kaori aus. Er merkte sehr wohl dass sie Probleme hat. Sie ißt nichts, sie schläft schlecht und das sah man ihr auch an; große Ringe hatten sich unter ihren Augen gebildet. Mit jedem Tag war es für ihn schmerzhafter sie so zu sehen. Dennoch wollte er sie nicht drängen und wartet dass sie von selbst zu ihm kommen würde. Sie war gerade im Bad und betrachtete sich im Spiegel. „Warum er wohl geschrieen hat?“, fragte sie ihr Spiegelbild. „Anscheinend hatte er Angst, sogar Panik vor ihr. Dabei kann sie doch keinem was zu leide tun.“ Das sie von ihr rausgeschmissen wurde vergas sie im Moment. „Wenn ich ihn das nächste mal treffe werde ich ihn danach fragen. Wenn ich ihn treffe. Denn ich bin mir nämlich nicht mehr sicher ob ich das ihr“, sie legte die Hand auf ihren Bauch, „wirklich loswerden will. Irgendwie kann ich es nicht über mich bringen es töten zu lassen. Wenn Gott das erfährt dann, und er wird das erfahren dann wird er mir sehr zürnen und ich falle bei ihm in Ungnade. Aber bin ich das nicht schon längst durch mein Blut? Kannst du mir nicht sagen was ich machen soll?“ Natürlich erhielt sie keine Antwort. „Gut siehst du heute übrigens aus.“, und grinste sich schief an. Ich und mein Schützling kamen gerade zu Tür herein. „So da wären wieder. Ich werde uns erstmal was zu Essen machen.“ Ich wusch mir die Hände und band mir dann eine Schürze um. Aufgrund der mangelnden Zeit würde es heute was Schnelles geben, Spaghetti in Tomatensauce. Ich nahm einen Topf aus dem Schrank und ließ Wasser hinein. „Wasser.“ „Wie?“ Ich hatte gar nicht bemerkt das Nr. 101 neben mir stand. „Was hast du gesagt? Wasser? Was ist damit?“, fragte ich verständnislos. Dann meinte ich zu begreifen: „Ach so du möchtest ein Glas Wasser haben.“ Ich drehte den Wasserhahn wieder zu und stellte den Topf auf die Herdplatte und machte sie an. Nachdem ich einen Deckel auf den Topf getan habe holte ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und goss etwas davon in ein Glas. „Hier bitte.“ Ich gab es ihr, aber anstatt zu trinken sagte sie einfach nur, „Wasser“, und steckte den Zeigefinger ins Wasserglas. „So was macht man aber nicht. Nimm deinen Finger da raus.“ Aber sie rührte weiterhin darin herum. „Das ist ein Befehl.“ Sofort nahm sie den Finger heraus und betrachtete ihn sich. Es freut mich zwar das sie wieder agiler geworden ist und ich nicht mehr jedes Mal `Ich befehle.´ sagen muss. Freilich passiert es immer noch das sie manchmal noch ins alte Schema zurückfällt und sie die ganze Zeit nichts macht außer einfach nur dazusitzen und ins Nichts zu starren. In solchen Momenten erinnert sie mich immer an eine Puppe, mit dem einzigen Unterschied das eine Puppe auch dann sitzen bleiben würde wenn ich `Ich befehle die das und das.´ sagen würde. Sie muss aber auch wissen wie sie sich zu benehmen hat und lernen was sie darf und was nicht. Immer noch betrachtet sie ihren nassen Zeigefinger. „Wasser.“, sagte sie wieder. Was hatte sie nur mit ihrem Wasser? „Warum kam Wasser aus den Augen?“ Ich verstand nicht erst wirklich was sie meinte aber dann viel mir ein das Samana ja am Grab geweint hat. „Das nennt man Tränen, sie hat geweint. Meistens weint man wenn man traurig ist aber es gibt auch Freudentränen, in ihrem Fall war es aber eindeutig Traurigkeit.“ „Traurig?“ „Traurig ist man wenn man z.B. einen geliebten Menschen verliert, wie in diesem Fall ihre Eltern.“ Es schmerzt mich zu sehen dass sie nicht mal so einfache Gefühle kennt. „Warum kann Nr. 101 nicht weinen?“ Wie sie kann nicht weinen? Es stimmt schon das ich sie noch nie habe weinen sehen aber das sie es nicht kann, das überhaupt jemand es nicht kann, an diese Möglichkeit habe ich nie gedacht. Wieso auch? Und zu wiederholten male frage ich mich was man ihr angetan hat. Von traumatischen Erlebnissen wie Missbrauch über Kopf gestoßen bis hin zur Gehirnwäsche durch Außerirdische, wobei mir letzteres mir doch zu sehr der Phantasie entsprungen zu sein scheint, ging ich alles Mögliche durch. Wer weiß ob ich jemals die Wahrheit wissen werde. „Warum kann Nr. 101 nicht traurig sein?“ Ich nahm ihr das Glas ab was sie immer noch in der Hand hatte und stellte es auf den Küchentisch. Danach holte ich eine Packung Nudeln aus dem Schrank und öffnete sie, tat die Nudeln aber nicht hinein da das Wasser noch nicht kochte. Mir viel ein das ich noch gar kein Salz drangemacht habe und holte dies nach. Während ich das tat überlegte ich fieberhaft was ich auf ihrer Frage antworten sollte. Eins war klar, ich konnte sie nicht einfach so stehen lassen. „Ich glaube nicht das du nicht traurig sein kannst. Weinen ist nur eine Art diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Außerdem ist Weinen keine Frage des Könnens, es kommt einem so über sich.“ Insgeheim war ich stolz auf mich wegen dieser Antwort, zumal ich mich mit solchen Dingen vorher noch nie beschäftigt habe, ich bin doch kein Philosoph. Doch dann kamen mir Zweifel weil sie nichts sagte und ich wusste auch nicht mehr so richtig weiter. „Möchtest du zusehen wie das Wasser kocht?“, kam es dann schließlich von mir, ich weiß gar nicht wie ich eigentlich gerade darauf komme. Ohne eine Antwort abzuwarten hob ich sie hoch damit sie reingucken kann, natürlich habe ich vorher den Deckel abgenommen. Nach einer weile merkte ich jedoch das sie mir zu schwer wurde und ich stellte einen Stuhl mit dem nötigen Sicherheitsabstand vor dem Herd und gemeinsam beobachteten wir wie das Wasser kochte, wie zuerst kleine Bläschen aufstiegen bis es letztendlich blubberte. Ich saß auf dem Beifahrersitz neben meiner Tante und wir fuhren auf der Landstraße Richtung Norden, das Fenster habe ich heruntergekurbelt und meine Haare flogen mir vom Fahrtwind um die Ohren. „Mach’s du bitte das Fenster zu? Es ist etwas laut. Außerdem lässt du die warme Luft herein.“ Wortlos drehte ich an der Kurbel und die Scheibe ging hoch. Das Auto das meine Tante fuhr war schon ein älteres Modell aber in Punkto Klimaanlage konnte es locker mit den modernen Schlitten aufnehmen. Sie funktionierte sogar besser als sonst, denn so langsam begann es mir kalt zu werden. Gerade wollte ich sie etwas herunterdrehen. „Puh.“, stöhnte meine Tante, „Die Klimaanlage macht es auch nicht mehr lange, ich muss dringend in die Werkstatt fahren, man kommt ja beinah um vor Hitze.“ Wie bitte? Ich frier hier mir fast den Arsch ab und sie beschwert sich das die Klimaanlage nicht funktioniert? Immerhin sind es hier drinnen nur… Moment wie kalt ist es eigentlich? Das haben wir gleich. Ich nahm das Thermometer was vom Mittelspiegel baumelte runter. Andere hängen sich da Duftbäume oder anderen Klimperkram dran, meine Tante Elsa hat da eben ein Thermometer hängen. „Aber Tante Elsa, es sind doch nur…“ Ein kurzer Blick aufs Thermometer. 32°C ??? Warum ist mir dann so kalt? „Was wolltest du sagen?“ „Nichts. Schon gut.“ Hier drinnen ist sommerliche Hitze aber ich fühle mich als währe hier winterliche Kälte. Werde ich etwa krank? Das fehlte mir noch. „Hast du dich eigentlich bei allen deinen Freunden verabschiedet?“ Bei dem Gedanken das ich das gerade nicht bei allen gemacht habe fror ich noch mehr. „Nein, eine habe ich nicht erreicht.“ „Dann ruf sie doch an. Das Telefon liegt im Handschuhfach.“ Gar keine schlechte Idee. Ich hing das Thermometer wieder dran und nahm das Telefon und rief bei Tori zu Hause an. Eine weile ließ ich es bimmeln, sie scheint wohl immer noch nicht da zu sein. Als versuchte ich es auf ihrem Handy. „Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen sie es später wieder.“ Komisch, jetzt wird es mir wieder etwas kälter. Nie hätte ich gedacht das ich so eine starke Bindung zu ihr aufbaue. Lange Zeit gab es für mich nur Seyji, alles andere interessierte mich nicht. Aber warum ausgerechnet Tori? Ich erinnere mich noch genau als sie im Frühling neu in unserer Klasse kam. Sie stand da vorne in einem rosafarbenen Kleidchen, ihre blonden Haare umrahmten ihr zugegebenermaßen ihr schönes Gesicht. Schnell bildete ich mir ein Urteil über sie. Ein Modepüppchen mit dem dazugehörigen verstand. Ich bin immer noch der Meinung das sie das ist. Aber irgendwann begann ich, von mir selbst unbemerkt, eine Bindung ja sogar Freundschaft aufzubauen. Wann hat es begonnen? Zu dem Zeitpunkt als ich merkte dass sie mir bei der Beerdigung fehlte? War es da wo ich ihr vom Tot meines Bruders erzählte? Oder noch eher? Vielleicht auch schon da als ich damals auf den Schulhof gehetzt kam und sah wie Kirian sie traktierte und ich einfach weiterlief. Das war nur wenige Wochen nachdem sie in unsere Stadt gezogen ist, dass ich mich daran noch erinnern kann. Da war es ein Ding der Unmöglichkeit das wie was zusammen unternehmen. Jetzt sind wir gemeinsam in den Zirkus gegangen, auch wenn das anders abgelaufen ist wie ich es mir vorgestellt habe. Zirkus, an diesem Tag habe ich meine toten Eltern gefunden. Ein Schmerz von Trauer überkam mich und das Telefon glitt aus meinen Händen. Es landete zwischen meinen Füßen wo noch etwas anderes war. Das Telefon ließ ich links liegen und hob stattdessen das Päckchen auf meinen Schoß. Ich betrachtete es und sogleich wurde mir wieder etwas wärmer. Ich weiß nicht wann und ob ich wiederkomme, aber so lange ich fort bin habe ich etwas woran ich mich festhalten kann und es ist da drinnen. Wenn ich erst weiß wer der Mörder ist dann wird mir der Inhalt dieses Päckchen eines Tages sehr gute Dienste leisten. Ich freue mich das es doch einige gibt die meine Geschichte mögen, sonst hätten sie sie ja wohl kaum in ihre Favo - Liste. Oder? °´`° Obwohl es ruhig noch einpaar mehr sein können.^^ Aber warum schreibt mir eigentlich keiner mehr einen Kommi? Das ist irgendwie deprimierend und das kurz vor Weihnachten. Ich glaube kaum das ich bis dahin noch ein Kapitel hoch lade, also wünsche ich schon jetzt allen meinen Lesern Frohe Weihnachten, eure Kariyami P.S. Das Lied bzw Gedicht habe ich aus dem Internet, die schönsten Kinderlieder. Ich habe nur grad vergessen wer es geschrieben hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)