Das Leben und das der anderen von kariyami (suche Betaleser) ================================================================================ Prolog: -------- Prolog Dunkle Wolken waren am Himmel, ein beißender Gestank lag in der Luft, er kam von dem Meer aus Leichen – soweit das Auge reichte - die bis zur Unendlichkeit zerstückelt waren. Mittendrin in diesem Meer stand ein kleiner Junge, er mochte vielleicht drei Jahre alt sein. Wütend starrte er den Säugling an, den er auf dem rechten Arm hielt, seine linke Hand legte sich um den Hals des Babys. Als dieses kleine Geschöpf mit den weißblonden Haaren anfing vergnügt zu lachen hielt er einen Moment inne, aber einen Augenblick später besann er sich wieder und wollte zudrücken als ihn jemand am Arm packte. „Was soll das? Wieso hinderst du mich daran sie zu töten? Es ist doch alles ihre Schuld!“ Er schaute den Mann vor sich an, seine weißen Schwingen hoben sich deutlich vom dunklen Licht der Umgebung ab, aber im Gegensatz zu den anderen Engeln trug er keine Rüstung sondern nur ein einfache Hose und ein Hemd deren ursprüngliche Farbe durch Dreck und Blut nicht mehr zu erkennen war. „Wieso rettest du sie erst wenn du sie dann doch töten willst?“ Was...? Woher wusste der Kerl…? „Da wusste ich doch noch nicht was sie ist! “, schrie er den Engel vor sich an. „Gib mir das Kind.“, sagte er einfach nur. „Wieso willst du es haben?“ „Weil ich will, dass sie lebt.“ „Nein, das darf nicht sein, sie darf nicht leben, sie hätte niemals geboren werden dürfen.“ Unter keinen Umständen durfte er sie kriegen. Er schaute den Engel vor sich genauer an, er war schwer verletzt, mit Sicherheit würde er es schaffen ihn zu besiegen. Plötzlich durchzuckte ihn ein Blitz des Erkennens. „Du hast doch vorhin auf unserer Seite gekämpft. Das ist das erste mal, dass ich einen Engel treffe der auf unserer Seite kämpft. Trotzdem werde ich sie dir nicht geben.“ „Tief in deinem Inneren weißt du doch ganz genau, dass sie nichts dafür kann. In Wirklichkeit suchst du nur einen Sündenbock um das alles hier zu verarbeiten.“ „Das ist nicht wahr!“, schrie er aufgebracht. „Ich…“, er verstummte als das kleine Wesen auf seinem Arm anfing zu schreien. Wortlos überreichte er ihm das kleine Mädchen, dieser nahm es stumm entgegen. „Also los, fliegen wir. Komm kleiner Dämon.“ „Nein, ich laufe lieber.“ Sein Blick war auf das Meer von Leichen gerichtet. Er sah nicht mehr wie der Engel mit dem Kind davonflog. Kapitel 1: Was ich mir am meisten wünsche ----------------------------------------- „Samana, aufstehen, es wird Zeit!“ Verschlafen räkelte sie sich in ihrem Bett, gestern war mal wieder eine lange Nacht gewesen. Ihr Blick fiel auf den Wecker „Aaaaaahhhh warum hast du doofes Ding mich nicht geweckt?“ Sie sprang förmlich aus dem Bett, zog sich an, nahm ihre Schulsachen und rannte direkt nach draußen. Na toll, jetzt würde sie auf alle Fälle zu spät kommen. Es war jedes mal das Gleiche, auch wenn sie noch so früh aus dem Haus ging, Seyji, ihr Schwarm, war jedes mal schon fort, es wäre zu schön mit ihm gemeinsam zur Schule zu gehen. Keuchend kam Samana auf den Schulhof gehetzt. Sie sah Kirian wie er mal wieder eines seiner Opfer traktierte, sie erkannte, dass es mal wieder Tori war, die erst vor ein paar Wochen hierher gezogen ist. Seit sie da ist, ist sie auch sein Lieblingsopfer. Mit ihren blonden, langen Haaren und ihrem Kleid in rosa und weiß gehalten wo überall irgendwelche Rüschen dran waren, und weißen Söckchen dazu, sah sie aus wie ein lebendiges Alles-in-den-Ar…-gekriegt-Püppchen, und so verhielt sie sich auch. Aber Samana hatte keine Zeit für so was, beide ignorierend rannte sie weiter. Gerade noch rechtzeitig mit dem Klingelzeichen und völlig aus der Puste riss Samana die Tür zum Klassenzimmer auf. Der Lehrer warf einen vielsagenden Blick auf die Uhr, sagte jedoch nichts. Wenige Minuten später stürmte ein Junge ins Klassenzimmer, er hatte nicht so viel Glück. Mit einem Kopfschütteln und um einen finsteren Blick bemüht schaute Alex-sensei seinen Schüler an. „Bei dir ist wohl jede Hoffnung verloren. Na gut setz dich auf deinen Platz Natako.“ Kaum hatte sich der Sensei zur Tafel gedreht konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen, das zehnte Mal in folge, er hatte seine Wette gewonnen. Mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht ging Natako wehrenddessen an seinen Platz, direkt neben Tori, die ständig vor sich hin lächelt. Nur wenn sie mal wieder schikaniert wird kommen aus ihren Augen wahre Bäche von Tränen. Aber es scheint nicht so, als ob sie ihren Ernst der Lage überhaupt begriffen hat, so niedlich wie sie auch war, so doof war sie auch. Und Samana war nicht die einzige die so dachte, da war sie sich sicher. Für Seyji war es nichts mehr Besonders wenn er bei einer Arbeit die volle Punktzahl bekommt, das weiß auch Samana, trotzdem konnte sie es sich nicht verkneifen ihm zu gratulieren. Er kommentierte es mit einem kalten „Danke.“ Als er weiter ging schaute sie hinter ihm her, solange sie zurückdenken kann war er schon so, nie ließ er irgendwelche Gefühle zu. Aber gerade das macht ihn für die Mädchen interessant, hat aber bisher jeden Annährungsversuch abgeblockt. „Lass sie in Ruhe!“ Samana schreckte aus ihren Gedanken auf, diese Stimme kannte sie doch. Es war Kaori, sie war bei den Jungs genauso beliebt wie Seyji bei den Mädchen, sie war intelligent, hübsch und freundlich zu jedem. Aber an Tori hatte sie einen besonderen Narren gefressen. Und die 15-Jährige stellte sich schützend zwischen Kirian und der zwei Jahre jüngeren Tori. Als Samana die Szene so sah, war ihr einziger Gedanke, warum Kirian bisher nur eine und Tori noch gar keine Ehrenrunde gedreht hat. Ein wahres Wunder bei dem was die beiden im Kopf haben. Da fiel ihr ein, dass sie ja noch heute Nachmittag zu ihr muss, wegen irgend so einer Hausaufgabe. Sie freute sich schon drauf aber nur weil Seyji auch da sein würde. Erleichtert steckte Alex (ich nenne ihn in einfach mal Alex, Alex-sensei klingt mir einfach zu doof xD) sein Geld ein. Suriel war hingegen stinksauer auf diesen Natako, durch seine Schuld hatte er die Wette verloren. Am meisten machte es ihn wütend, dass er jetzt nichts mit Alex unternehmen kann. Denn er hat nicht nur ein Auge auf ihn geworfen, und er konnte sehr aufdringlich werden. Wortlos drehte Suriel sich um, stieg aufs Fensterbrett. Nachdem er das Fenster aufgemacht hatte ließ er seine blendendweisen Schwingen erscheinen, blieb aber noch hocken. „Ich habe zwar die Wette verloren aber glaub ja nicht dass das unsere Beziehung zueinander verändern wird. Wag es ja nicht irgendetwas mit einem weiblichen Wesen anzufangen. Du gehörst immer noch mir.“ „Du hast kein Recht mich für dich zu beanspruchen.“ „Von welchem Recht redest du? Von deinem oder von meinem? Merk dir eins. Ich lasse es mir von niemanden nehmen!“ Suriel entfaltete seine Schwingen und flog aus seiner eigenen Wohnung davon. Zurück blieben nur ein paar weiße Federn. Alex stieß einen Seufzer aus und machte sich auf den Weg nach Hause. Pink, das ganze Zimmer war pink, wohin Samana auch schaute, der Teppich war pink, die Tapete, selbst dir Möbel waren pink, nur die Türen waren weiß. Samana kniff die Augen zusammen wegen der grellen Farbe die überall in der Wohnung herrschte, es hätte sie nicht gewundert wenn die Stofftiere die überall herumlagen auch diese schreckliche Farbe gehabt hätten. Es wäre besser gewesen, wenn sie sich woanders getroffen hätten. „Du und deine Eltern, ihr habt ja den gleichen Farbgeschmack.“, sagte sie nur um irgendetwas zu sagen. „Nein, die Wohnung habe ich selbst eingerichtet. Schick, nicht?“ Na ja über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten aber Tori litt eindeutig unter Geschmacksverirrung. „Und deine Eltern sind mit dieser Einrichtung einverstanden?“, fragte Samana deshalb ungläubig. „Ich wohne doch hier und nicht sie.“ „Etwa alleine?“ „Ja, alleine.“ Zuerst glaubte Samana, das sei ein Scherz, denn sie konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Tori alleine ohne Eltern zurechtkommen könnte. „Und wo sind deine Eltern?“ Aber bevor sie antworten konnte, klingelte es an der Wohnungstür und Tori stand auf um sie zu öffnen. Sie bat Seyji herein und schloss dann die Tür hinter ihm. Auch ihm stach dieser Farbton direkt ins Auge. Jetzt fehlte nur noch Natako. „Da bist du ja endlich.“ In ihrer Stimme war ein leichter Ton von Vorwurf, obwohl sie das ja, wie jeder eigentlich schon kannte. „Tut mir wirklich leid, habt ihr schon angefangen?“ „Nein, Seyji meinte wir sollten auf dich warten.“ Inzwischen hatte er sich hingesetzt und kramte eine Block und ein paar Stifte aus seiner Tasche. Die gesamte Klasse hatte zur Aufgabe gekriegt einen Aufsatz zu schreiben. Das sollte in Gruppenarbeit erfolgen und die Zusammensetzung wurde per Losverfahren bestimmt, und jede Gruppe sollte jeweils ein Aufsatz schreiben. Das Thema war: Was ich später einmal machen möchte. Seyji wurde als Schreiber ernannt, er schlug vor, dass jeder erst einmal erzählte wie jeder sich seine Zukunft vorstelle.“ Also ich möchte Koch werden.“, rief Natako begeistert. “Und irgendwann eröffne ich dann mein eigenes Lokal!“ Das hatten sich schon alle gedacht, kochen war sine Leidenschaft. Seyji wollte Medizin studieren um Arzt zu werden, wie sein Onkel es ist. Dafür lernte er jeden Tag sehr viel, zu viel fanden seine Tante und sein Onkel, bei denen er lebte. Sie würden es gerne sehen wenn er mehr seine Freizeit genießen würde. „Ich möchte ein ganz normales Leben führen, irgendwann werde ich einmal jemanden kennen lernen und heiraten“, meinte Tori, „und morgens mache ich meinen Kindern und meinem Mann das Frühstück, der dann auch gleich zur Arbeit muss. Nachdem die älteren Kinder zur Schule gegangen sind, schnappe ich mir die Jüngste und bringe sie in den Kindergarten um gleich danach selber zur Arbeit zu fahren. Wir werden alle eine große glückliche Familie.“, schwärmte Tori. Ist ja aufregend, dachte Samana abfällig, und überhaupt was hatte die den für Vorstellungen, ihre Eltern hatten seit Jahren keine Arbeit mehr, und sie kannte so einige bei denen es zu Hause ähnlich ist. „Und du, Samana? Was möchtest du machen?“ Erwischt! Sie hatte nämlich keine Ahnung. „Tja also, ich äh…also ich…ich werde …ääh…ich werde Kopfgeldjäger.“ Es war das erstbeste was ihr einfiel. “Na wirklich überzeugt klangst du ja nicht.“ Trotzdem machte Seyji eine Notiz auf seinem Zettel. „Na ja mir soll’s recht sein. Nach mehreren Stunden waren sie fertig und der Hunger meldete sich. Natako wollte für alle etwas kochen, aber in Toris Kühlschrank herrschte gähnende Leere, also ging Tori einkaufen um die nötigen Zutaten zu besorgen, die Natako ihr auf einen kleinen Zettel geschrieben hatte. Schnell waren die Schuhe angezogen, nahm sie ihre Geldbörse und ging nach draußen. Samana freute sich schon auf das köstliche Essen das Natako zubereiten würde. „Ich bin mal gespannt ob die anderen Zimmer auch alle pink sind.“ Du kannst doch nicht so einfach ihre Wohnung ausspionieren.“ Aber Natako ließ sich nicht aufhalten. „Ich schaue mich doch nur mal um.“, und begab sich auf einen kleinen Rundgang. „Ihre Zimmer sind ja tatsachlich alle pink. Nanu,“, er rüttelte an einer Tür, „diese Tür ist ja abgeschlossen.“ Tori verließ gerade das Geschäft mit den Einkäufen. „Guten Abend Tori, was machst du denn so spät noch hier?“ „Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. „lächelte Tori. „Wir hatten uns getroffen und haben zusammen die Hausaufgaben gemacht.“ „Das ist eine gute Idee, das macht das Lernen einfacher.“ „Oh ja, das stimmt, wir sollten aufschreiben was wir später einmal machen möchten.“ „Ihr auch? Wir mussten das Gleiche machen. Die anderen hatten alle solche spektakulären Vorstellungen wie „Astronaut“ oder so was in der Art. Mir hingegen ist es egal welcher Job, Hauptsache ich verdiene genug Geld damit ich endlich ausziehen kann, weg von ihm.“ Kaori drehte sich rum und streckte sich ein wenig.“ Als kleines Mädchen habe ich immer dafür gebetet, dass ein Engel käme und mich retten würde und das tue ich heute auch noch.“ Plötzlich drehte sie sich lachend wieder um. “Wenn ich so darüber nachdenke wäre doch Nonne nicht schlecht. Oder was meinst du? Komm, ich helfe dir tragen.“ Nachdem das alles angerichtet wurde langten Natako, Tori und Kaori kräftig zu. Samana aß mit weniger Appetit, sie musste an Seyji denken, der gleich nachdem die Arbeit zu Ende geschrieben war nach Hause wollte, es stimmte sie traurig aber es überraschte sie nicht. Sie kannte ihn seit dem Kindergarten, er hatte, wie die anderen auch, gemerkt dass sie nicht wirklich Kopfgeldjägerin werden will. “Noch nie habe ich ihn von Herzen lachen sehen, ihn so zu sehen das ist das was ich mir am meisten wünsche.“, dachte sie. „Schön, dass du wieder da bist.“ Den freundlichen Gruß ihrer Mutter beachtete sie gar nicht, schweigend ging sie ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Es liefen gerade die Nachrichten, schon wieder wurde eine zerstückelte Leiche hier ganz in der Nähe gefunden. „Schrecklich! “, ertönte es hinter ihr, „Siehst du, und deswegen wollen wir nicht, dass du jede Nacht alleine durch die Straßen ziehst!“ Gelangweilt schaltete sie von einem Sender zum Nächsten, macht den Fernseher schließlich ganz aus, und ging wortlos in ihr Zimmer, das wollte sie sich nicht anhören. Endlich das Kapitel ist fertig, vielen Dank, dass ihr bis hierhin gekommen seid. Wer meine Ff liest, der braucht wirklich viel Geduld schon das zweite Kap und erst jetzt kriegt sie etwas Schwung, aber ich werde mich bessern. Versprochen!!! Kapitel 2: Kummerkasten ----------------------- Seit ich klein bin habe ich dafür gebetet, dass ein Engel kommen und mich retten und ihn bestrafen würde. Er, mein Erzeuger, der jede Nacht zu mir kommt. Als dann Alex neu an unsere Schule kam, da war ich fest davon überzeugt dass er mein rettender Engel sein wird. Ich habe nie jemanden von meinem Problem erzählt. Ich bin ja so dumm. Wie kann mir jemand helfen wenn keiner etwas davon weiß, aber ich schäme mich so. Er war heute wieder bei mir, er liegt neben mir und ich ekle mich vor ihm und vor mir selbst. Nur ein einziges Mal habe ich versucht mich zu wehren, das einzige was ich erreichte war, dass er mich schlug und mich anschrie. Ich nehme schließlich die Rolle seiner Frau ein, deshalb sei es meine Pflicht das zu tun. Seit diesem Tag ließ ich es stumm über mich ergehen, weinen tue ich schon lange nicht mehr aber daran gewöhnen werde ich mich nie. Er hat mir verboten die Pille zu nehmen. Ich nehme sie trotzdem! Heimlich! In der Schule bin ich zwar sehr beliebt, aber jemanden den ich als Freund bezeichne, gibt es nicht. Ein Lachen. Ich erkenne es genau. Tori kommt auf mich zu um mich stürmisch zu begrüßen. Immer wenn ich sie so sehe, wie sie lacht, wird mir immer leicht ums Herz, für einen kurzen Moment vergesse ich was zu Hause los ist. Ich kann es nicht ertragen sie weinen zu sehen, das ist wohl der Grund warum ich mich immer schützend zwischen sie und Kirian stelle. Als es das erste mal passierte wunderte ich mich dass sie gleich danach wieder lachen konnte, als ob sie nicht begriff was eben passiert ist oder sie es vollkommen vergessen hätte. Noch heute beneide ich sie dafür. Ich konzentriere mich vollkommen auf den Unterricht, ja nicht an ihn denken lautet die Devise. Heute saß ich in der Mittagspause unterm Kirchbaum, ich hatte den Aufsatz in der Hand, wir mussten ihn erst nachher abgeben. Ich habe ihn verändert und meinen Berufswunsch in Nonne umgewandelt, in einem Kloster würde er nicht reinkommen. Plötzlich kam Wind auf und er wehte ein Foto fort, welches direkt vor Toris Füßen liegen blieb. Sie hob es hoch und schaute es sich an. „Ein hübsches Bild. Wer ist das?“ „Das ist meine Mutter, sie starb als ich sieben war. Sie hat mich immer vor meinen Erzeuger beschützt, meinem Vater der auch gleichzeitig mein Großvater ist.“ Ich erzählte ihr alles, was zu Hause los war, dass meine Mutter eines Tages nicht mehr nach Hause kam und ich die Hoffnung nicht aufgegeben habe dass die noch lebt. Ich war selbst überrascht dass ich ihr das erzählt habe. Sie sah immer noch das Foto an und lächelte. Erst jetzt bemerkte ich dass mir Tränen die Wangen runter liefen. „Hey ihr zwei die Pause ist bald vorbei, geht rein sonst kommt ihr zu spät zum Unterricht.“ Oh nein, das hat gerade noch gefehlt, er sieht mich verheultes Ding. Ich will nicht dass er mich so sieht. In diesem Moment habe ich einen Entschluss gefasst, ich würde heute nicht nach Hause gehen. Ich komme gerade von der Schule, genau wie Tori lebe ich allein. Schon seit Jahren beschränkt sich der Kontakt auf das Nötigste, nur mein kleiner Bruder ruft ab und zu mal bei mir an. Aber immer nur dann wenn er mal wieder die volle Punktzahl gekriegt hat. Ich höre den Anrufbeantworter ab, auch heute hat er wieder angerufen. Ich beschloss einen kleinen Spaziergang zu machen. Irgendwann kam ich auch auf einen Spielplatz, dort sah ich Tori auf einer Schaukel sitzen. Ich setzte mich auf einer Schaukel neben sie und eine ganze Weile beobachteten wir die spielenden Kinder. „Du lebst also allein.“, unterbrach ich die Stille. Sie antwortete nur mit einem Kopfnicken. „Wir werden sicher eine gute Note auf unserer Arbeit kriegen.“ Wieder nur ein Kopfnicken. „Seyji ist ja ganz versessen darauf, die volle Punktzahl zu erreichen. Er erinnert mich an meinen kleinen Bruder, der ist genauso davon besessen. Früher hatte ich mich auch angestrengt, aber ich wurde ihren Erwartungen nicht gerecht und sie redeten meinem Bruder ein ich sei ein niederes Wesen. So wurde ich dann auch von ihnen behandelt. Im Gegensatz zu mir ist er sehr gut in der Schule, oft ruft er mich an: Natako, ich habe mal wieder die volle Punktzahl bekommen oder Natako, Mama und Papa haben mir das geschenkt. Aber gerade deswegen mache ich mir Sorgen um ihn. Anfangs habe ich auch versucht durch lernen Elternliebe zu erkaufen, inzwischen habe ich es längst aufgegeben. So wie ich meine Eltern kenne haben sie nie für ihn zeit, deshalb versuchen sie ihn mit allerlei Geschenken zu kaufen, er soll ja einmal den Familienbetrieb übernehmen. Das färbt natürlich ab und er kauft sich seine „Freunde“ auch mit irgendwelchem Spielzeug. Ich bin schon oft hingefahren mit der Absicht ihn zu mir zu nehmen, denn was geschieht wenn er nicht mehr ihren Erwartungen gerecht wird, aber jedes Mal kam ich nicht in die Nähe des Hauses geschweige denn rein. Sie verjagten mich mit fadenscheinigen Begründungen. Aber irgendwann werde ich ihn da rausholen!“ Ich atmete einmal tief durch, es tat richtig gut es mal jemanden zu erzählen. Das hatte ich vorher noch nie gemacht, und ich hätte nie gedacht dass ich es ausgerechnet ihr erzählen würde. Sie begann zu schaukeln und quietschte dabei vor Vergnügen. Ich muss zugeben ich war etwas verwirrt. Irgendwann hörte sie auf, sprang von der Schaukel drehte sich lachend zu mir, und fragte mich ob wir nicht spielen wollen. Sie rannte einfach los und immer noch verwirrt folgte ich ihr zum Sandkasten in dem die Kleinkinder spielten. Es ist bereits spät geworden, als ich beschloss nicht mehr nach Hause zu gehen habe ich gar nicht daran gedacht, dass ich gar nicht weiß wo ich hin könne. Ich war so müde, dass ich mich auf die nächstbeste Bank legte und einschlief, immerhin war es Sommer und erfrieren würde ich schon nicht. Jemand rüttelte mich an der Schulter. Es war Alex der mich weckte, erst das von heute Mittag und jetzt das hier. „Sensei, kann ich heute bei ihnen schlafen?“ Ich schaute ihm direkt ins Gesicht und sah wie er seine Augenbrauen hochzog. Erschrocken schlug ich mir die Hand auf den Mund. Was hatte ich da eben gefragt? Was war denn nur heute mit mir los? Sein Blick wurde auf einmal ganz sanft und er sagte mir dass er einverstanden sei, aber nur wenn ich zu Hause anrufe. Er gab mir sein Handy und ich wählte die Nummer. Ich ließ es eine weile klingeln, ohne das jemand ranging. Merkwürdig um diese Zeit war er doch immer zu Hause. Alex bot mir an mich nach Hause zu bringen, was ich freudig annahm. Mein Herz raste als ich vor der Tür stand und den Schlüssel nahm um die Tür aufzuschließen und ich betete, dass Alex nicht merken würde dass ich zitterte. Das erste was ich bemerkte als ich reinging, war dass das Fenster offen war. Er schloss es doch immer wenn keiner da war. Ich ging in die Küche und da war er. Tod! Er war jetzt nur ein toter Körper ohne Kopf! Ich war nicht traurig, dass er tot war, im Gegenteil ich fühlte Erleichterung. Aber das konnte ich Alex nicht zeigen der gerade eine Hand auf meine Schulter legte. Schon nach wenigen Minuten war die Polizei da. Sie untersuchten den Tatort, sie konnten aber keine Spur von dem Täter finden, sie fanden nicht mal heraus wie der Kopf abgetrennt wurde. Mit aller Wahrscheinlichkeit war es derselbe Mörder der zurzeit in der Gegend sein Unwesen treibt. Unwillkürlich war ich ihm innerlich dankbar als ob er es für mich gemacht hätte. Gleich darauf schimpfte ich mit mir in Gedanken, das war doch unmöglich. Also dieses Kapitel ist irgendwie etwas düster geworden. Na ja, das ist jetzt auch egal. Mir geht es so dass ihr eine Geschichte im Kopf habt mit der ganzen Handlung und was später im Groben noch passieren wird. Aber ein großes Problem sind die Namen, mir fallen einfach keine ein. Deshalb ist auch Natakos kleiner Bruder auch namenlos geblieben. Ich hoffe es hat euch gefallen, eure kariyami Kapitel 3: Meine Freundin ------------------------- DING DONG! Suriel machte auf und bat Alex herein. Jetzt war er schon wieder hier, er wollte doch eigentlich den Kontakt abbrechen. Er bezeichnete Suriel weder als Freund noch war er in sonst einer Weise von ihm angetan. Als er eintrat fielen ihm sofort zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen auf, beide etwa drei bis vier Jahre. „Sind das etwa…“ Mit einem leisen Lächeln umarmte Suriel den Jungen. „Sind sie nicht schön geworden? Der Junge ist mein bestes Werk, Spielzeug und Diener in einem. Aber bei Puppe Hundert darf man das ja wohl erwarten. Und das Beste ist, dass er mich liebt.“ „Ist das etwa das Wichtige was du mir unbedingt zeigen wolltest als du mich angerufen hast?“ Alex kam gerade von der Beerdigung von Kaoris Vater zurück. Heimlich, im Hintergrund, hatte er ihr zugesehen, keiner hatte bemerkt dass er da war. Während der ganzen Bestattung hatte er sie beobachtet, nicht einmal hatte sie geweint, er sah auch keine wirkliche Trauer in ihrem Gesicht, es war ausdruckslos und stumm. Nach dem Vorfall hat sie die erste Nacht bei ihm übernachtet, und er hatte mehrmals das Bedürfnis sie einfach in die Arme zu nehmen, aber er beherrschte sich. Wie lange das gut gehen würde, wusste er nicht, und überhaupt, eine Schülerin die allein bei einem allein stehenden Lehrer über Nacht bleibt, das geht doch nicht, das wäre ja ein Skandal. Seine Gedanken schweiften immer noch um Kaori als das Telefon klingelte. Er hörte nur halb zu, nur dass es wichtig war und er sofort kommen müsse bekam er mit. „Hey, bist du etwa eifersüchtig?“ Ein wenig Spott und Hoffnung schwang in der Frage mit, die Suriel stellte. Alex schrak auf, er hatte nicht bemerkt wie sein Gesicht entgleist war. „Du hast ja diesmal auch ein Mädchen gebaut.“ Versuchte er abzulenken, gleichzeitig interessierte ihn aber auch der Grund. „Du magst doch keine Mädchen.“ „Stimmt, aber ich wollte gerne mal etwas Neues ausprobieren und das Ergebnis war Nr.101. Wenn sie mir nicht gefällt werfe ich sie halt weg.“ Ja das würde er, wie alle Puppen davor. Schon jetzt war sein Blick verächtlich auf Nr.101 gerichtet, er verachtete, nein, hasste alle weiblichen Wesen, seien es Engel, Menschen oder Dämonen, besonders die, die seinem Alex zu nah kamen. Alex wurde plötzlich bewusst dass er niemals von der Sache mit Kaori erfahren durfte, gar nicht auszudenken was dann alles passieren würde. Aber im Ernstfall würde er sie beschützen, da war er sich sicher. Ich holte einmal tief Luft und versuchte meinem Gesicht einen Trauerausdruck zu verleihen und betrat, mit festem Vorsatz diesen den Rest des Tages zu behalten, in Toris Wohnung ein. Aber das hätte ich mir auch sparen können, sie war nicht da. Ein Zettel lag auf den Tisch: bin einkaufen. Ich brühte mir eine Tasse Tee auf, machte es mir auf dem Sofa gemütlich, und blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift mit Themen und Tipps und Tricks die jedes Mädchenherz höher_schlagen lassen; wenn sie zwölf waren, die überall hier rumlagen. Mir ist allerdings auch aufgefallen, dass sie nur diese Fotostorys liest, die einem eine heile Welt zeigten, genauso wie diese Soaps die sie regelmäßig sieht. Ein wenig geht sie mir zwar damit auf die Nerven, aber ich möchte sie nicht missen. Nachdem ich die erste Nacht, nach dem Vorfall, bei Alex verbracht habe, sagte er zu mir, ich solle doch eine Freundin fragen ob ich bei ihr unterkommen könne. Ich begriff sofort, dass er mich loswerden wollte, aber gleichzeitig glaubte ich ihn auch zu verstehen, schließlich bin ich minderjährig und er hat ja einen guten Ruf zu verlieren. Tori war die einzige die mir einfiel, die ich fragen konnte, und sie nahm mich mit offenen Armen auf. Es tat mir richtig gut bei ihr zu leben, dieses ständige Lachen waren Balsam für meine Seele. Nur an dieses schreckliche Pink werde ich mich nie gewöhnen. Der Tee zeigte so langsam Wirkung und ich verspürte ein gewisses Bedürfnis. Ich war gerade dabei mir die Hände zu waschen als: „ICH BIN WIEDER DAHAA!!“ Ich kam aus dem Badezimmer um sie zu begrüßen. „Was ist denn mit dir passiert?“ Sie war kaum wieder zu erkennen, die Lippen waren aufgeplatzt, ein blaues Auge zierte ihr Gesicht das doppelt wenn nicht sogar dreimal so groß war wie sonst. Mit ihrem typischen Lächeln schaute sie mich an, nahm ihren linken Arm hoch und winkte ab. „Ach nichts weiter. Als ich vom Einkaufen zurückkam da bin ich…AAAAAHHHHHH!!!!!!“, entsetzt hielt sie sich beide Hände seitlich an den Kopf über den Ohren. „Ich habe die Einkäufe liegen gelassen!“ „Na du hast Nerven, die Einkäufe sind doch jetzt unwichtig. Sag mir wer dir das angetan hat!“ Sie fing an zu weinen, erst jetzt wurde mir bewusst dass ich sie grob an den Schultern gepackt habe und sie wütend anstarrte. Ja, in diesem Moment war ich sehr wütend, aber nicht auf sie, sondern auf denjenigen der ihr das angetan hat, ihr, meiner Freundin, die mir mit ihrem Lächeln jeden Tag eine Wohltat bereitet, die mich all diese schrecklichen Dinge vergessen lässt, die ich nie mehr missen möchte. Am meisten jedoch war ich wütend auf mich selbst weil ich sie nicht beschützen konnte, und so was nennt sich Freundin. Inzwischen hat sie sich wieder beruhigt, so als ob nichts gewesen wäre schaute sie mich lächelnd an. „Ich sagte doch schon, es ist nichts weiter, ich hab nur Kirian gesehen wie er….“ Weiter hörte ich nicht zu, das würde er mir büßen. Gerade wollte ich aus der Wohnung stürmen, als Tori mich am Arm festhielt. „Warte, wo willst du hin?“ Ich schaute sie nicht an. „Du bist doch meine Freundin, da kann ich doch nicht so einfach zusehen und nichts tun.“ „Verstehe.“ Sie ließ mich los und ich rannte hinaus. Kirian saß in seinem Zimmer auf dem Boden mit von sich gestreckten Beinen unter dem Fenster und hatte sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt und rauchte. Die Musik voll aufgedreht. Er dachte an das was vorhin passiert ist. Zu viert wollten sie ihn fertig machen, wollten. Mit Leichtigkeit wurde er mit ihnen fertig, nicht einen Kratzer hatte er abgekriegt. Die Leute die gerade in der Nähe waren, machten dass sie weg kamen, er hatte ja nicht umsonst so einen schlechten Ruf. Nur sie, sie ging nicht weiter. BAMM!!! „WAS HAST DU IHR ANGETAN?“ „Oh, Hallo Kaori. Was gibt es denn?“ „Tu doch nicht so, du weißt genau wovon ich rede!“ Sie stand in der Tür und man konnte deutlich sehen dass sie sehr wütend war. „Das Gesicht meiner Freundin ist ganz geschwollen und blau und rot.“ „Tori ist deine Freundin?“ „Häh, ja, wieso?“ Kaori war ein wenig irritiert wegen dieser Frage, „Natürlich ist sie meine Freundin.“ Kirian machte einen Zug: „Ich hatte eben Lust dazu.“ „Lust? Du verprügelst also Menschen aus Spaß. Wenn du ihr noch einmal zu nahe kommst dann kriegst du es mit mir zu tun!“ Darauf verschwand sie. „Hey Alter, ich weiß das du da bist.“ Kirians Vater kam in sein Zimmer: „Du vergreifst dich also auch an wehrlose Mädchen.“ Es war eine Feststellung, er wusste wie Kirian war. Wie oft wurde er schon wegen ihm zur Polizei gerufen, trotzdem liebte er ihn wie ein Vater seinen Sohn halt liebt. Sie sahen sich gegenseitig an und eine unangenehme Stille herrschte zwischen den beiden. Schließlich seufzte der Ältere, drehte sich rum und verließ das Zimmer. Ich hatte eben Lust dazu, hatte ich zu ihr gesagt. Aber so ganz stimmte das nicht. Ich machte das alles nicht nur so zum spaß, ich möchte den Schmerz in den Augen meiner Opfer sehen. Bei Tori sah ich ihn aber noch nie, auch vorhin nicht. Was ist das nur für ein Mädchen? Wieso gelingt es mir bei ihr nicht? Das ist doch nicht normal. Sie hat alles gesehen, aber sie zeigte keinerlei Angst, sie lächelte einfach nur. Ist sie etwa sooo dumm dass sie es nicht begriff? Aber das konnte doch gar nicht sein. Ich wollte den Schmerz, die Angst, die Verzweiflung in ihren Augen sehen. Sie fing an zu weinen, aber ich sah weder Schmerz, Verzweiflung noch Angst. Das machte mich ziemlich wütend und so schlug ich immer weiter auf sie ein, bis ich sicher war das sie sich nicht mehr bewegen konnte. Kaori muss sie gefunden haben, was ich gerade in ihren Augen gesehen habe gefiel mir außerordentlich, also hatte es doch einen Sinn Tori fertig zu machen. Es ist aber irgendwie nicht das Selbe. Da kann mir Kaori soviel drohen wie sie will. Ich werde es in ihren Augen sehen! Kapitel 4: Kopfschmerzen ------------------------ Samana saß in der Kantine auf ihrem Platz, das Essen unangetastet, es war mal wieder eine lange Nacht gewesen und vor allem zu viel Alkohol. „Hallo ihr zwei.“ Kaori setzte sich unaufgefordert neben sie. „Geht es euch nicht gut?“ Ein undefinierbarer Laut entrang sich Samanas Lippen, wenn nur diese Kopfschmerzen nicht wären . Seyji plagte sich auch mit Kopfschmerzen herum aber aus einem anderen Grund, er hatte sich eine kräftige Erkältung geholt, er nippte vorsichtig an seinem Tee, sein Essen hatte er ebenfalls nicht angerührt. „Also wenn ihr mich fragt, gehört ihr zwei ins Bett.“ Aber dich hat keiner gefragt. Was will die denn von uns? Warum spricht sie uns auf einmal an? Ich will doch mit niemanden etwas zu tun haben außer Seyji. Der einzige Grund warum ich sie nicht fortgeschickt habe ist, weil ich Mitleid mit ihr habe, da ihr Vater gestorben ist, aber das geht mich doch eigentlich nichts an. Ich bin zwar auch der Meinung, dass er ins Bett gehört, aber das wird er niemals machen. „Mach dir mal keine Sorgen, mir geht es gut.“, sagte er, was mich nicht sonderlich überraschte. In diesem Punkt hört er auf niemanden, nicht mal auf seinen Onkel und seine Tante, ich kenne ihn gut genug um das zu wissen. Ich versuchte aber trotzdem mein Glück. „Papperlapapp ich sehe es dir doch an, dass es dir nicht gut geht, du musst wieder gesund werden damit du an diesem Schnupperkurs teilnehmen kannst.“ Wenn ich gewusst hätte, dass wir Schnupperkurse in den Berufen kriegen die wir in diesem Aufsatz geschrieben haben, hätte ich mir schnell was anderes überlegt. „Ist das etwa dein Grund warum du nicht zu Hause bist, weil du nicht teilnehmen möchtest?“, fragte er mich als ob er meine Gedanken lesen könne und lenkte gleich auch vom eigentlichen Thema ab. Ich verzichtete jedoch darauf zu antworten, stattdessen bemerkte ich beiläufig, dass Tori heute ja gar nicht da ist. „Oh ihr geht es nicht gut, deswegen kommt sie heute nicht.“ Es interessierte mich nicht wirklich. Die Pause ging dem Ende zu und die Schüler begaben sich so langsam in ihre Klassen. „Wie geht es ihr?“, wurde Kaori von Kirian gefragt. Sie zeigte deutliche Überraschung dass er sich so für Toris Gesundheitszustand interessierte. „Nun ja, ich war ziemlich erschrocken als sie mit diesem geschwollenen Gesicht nach Hause kam, aber anscheinend sieht alles schlimmer aus als es ist, die Schwellungen klingen schon langsam wieder ab.“ Er gab sich mit dieser Aussage zufrieden und nickte nur kurz. „Ich muss nur schnell etwas erledigen, also schlaf ein wenig Nr.100.“ Ja, Meister.“, er schaltete sich selbst in den Standby-Modus und schloss seine Augen. Suriel ging zu Nr.101 legte seine Hand auf ihrem Kopf und murmelte ein paar Worte, sofort sackte sie in sich zusammen. Er hob sie vom Boden auf und flog mit ihr in den Armen aus dem Fenster, darauf bedacht, dass keiner ihn sieht. Es sah wirklich schön aus wie ihre rotbraunen Haare im Wind wehten aber dafür hatte er keinen Blick. Nach einer Weile, irgendwo außerhalb der Stadt über einem dichten Wald, ließ er sie einfach fallen. Er hatte genug von ihr und sie somit entsorgt. Obwohl sie wusste das Seyji es nicht wollte, ließ es Samana sich nicht nehmen ihn nach Hause zu begleiten. Normalerweise erzählte sie ihm in solchen Situationen belanglose Dinge, wo sie nie wirklich wusste ob er ihr überhaupt zuhörte. Vorhin in der Schule hat sie sich gefreut dass er mit ihr gesprochen hat, wie lange ist es her als er das letzte Mal auf ihre Worte reagierte? Aber nun gingen sie schweigend nebeneinander her. Immer wieder setzte sie an was zu sagen, ließ es aber dann doch bleiben. Der Weg war nicht weit gerade mal fünf Minuten zu Fuß, aber heute kam es ihr wie fünf Stunden vor. Damals dachte ich, der hat’s gut, er ist ein Genie, er ist beliebt, kommt aus gutem Hause, so einer wie er hat keine Sorgen, wie sehr man sich doch irren kann. Wie kam es nur, dass ich ihn ansprach, obwohl ich ihn damals nicht leiden konnte? Unbewusst stieß sie einen Seufzer aus als sie endlich an Seyjis Haus ankamen, dabei schielte er kurz unbemerkt zu ihr. Sie waren noch gar nicht durch das kleine Gartentürchen gekommen als seine Tante, eine Frau von etwa 35 Jahren, aus der Haustür gestürmt kam und ihn besorgt ansah. „Geht es dir gut? Warum bist du nicht zu Hause geblieben? Wenn du so weiter machst dann…“ Sie brach in leises Schluchzen aus. Ungeachtet dessen ging er einfach an seiner Tante vorbei ins Haus. Samana hatte diese Szene schweigend beobachtet, jetzt trat sie näher und begrüßte Seiyjis Tante: „Guten Tag Frau Isogara.“ (Das ist der erstbeste Name der mir einfiel, weiß nichtmal ob es den überhaupt gibt^_^) „Oh hallo Samana“, sie bemerkte sie erst jetzt, „möchtest du nicht auf eine Tasse Tee mit reinkommen? Kekse habe ich auch noch wenn du magst.“ Nach kurzer Überlegung nahm sie das Angebot an. Sie saßen wenig später im Wohnzimmer, Samana auf der weißen Ledercouch und Frau Isogara im Sessel ihr gegenüber, den Tee und die Kekse hatte Frau Isogara schon auf den Tisch gestellt. Den Tee und vor allem die Kekse fand Samana sehr lecker: „Mmmhhh so gute Kekse habe ich ja noch nie gegessen.“ „Das freut mich, ich habe sie nämlich selbst gebacken.“, sagte Frau Isogara voller Stolz. „Ich finde du bist ein sehr nettes Mädchen, Seyji bringt so selten Besuch mit, wir hatten schon befürchtet, dass er keine Freunde hat aber nun bin ich beruhigt. Nur schade das er keinen Tee mit uns trinken will.“ „Er wird sich sicher ausruhen wollen.“ Mit diesen Worten wollte Samana sie eigentlich beruhigen, aber eigentlich wusste sie genau, das Frau Isogara weiß, dass er sich nicht ausruht sondern wie ein verrückter büffelte. Es ist spät geworden und in der Zwischenzeit kam auch Herr Isogara nach Hause, er ist Arzt und muss oft Überstunden machen, seine Familie, also seine Frau und Seyji sind für ihn das Wichtigste. Man konnte sagen die Beiden waren ein nettes Ehepaar und die besten Eltern die ein Kind sich wünschen konnte. Mit all ihrer Herzensgüte und Wärme sorgten sie sich um ihren Neffen. Aber trotzdem herrschte zwischen ihnen und Seyji diese Eiseskälte, genauso wie bei mir zu Hause, nicht einmal seine Tante und seinen Onkel lässt er an sich ran. In dieser Hinsicht gibt es zwischen ihm und mir viele Parallelen, meine Eltern lasse ich auch nicht an mich ran, das ist wahrscheinlich der Grund warum ich ihn so mag. Ich sehe es schon vor mir, wenn ich heute Abend wieder nach Hause komme, werden sie wie immer noch wach sein und so tun als ob sie sich Sorgen gemacht haben. Wie ich diese allabendliche Szene immer hasse. Wieso tun die das alles? Versuchen die etwa damit ihre vergangenen Fehler zu übertuschen? Das können die vergessen, egal wie viel die sich Mühe geben, ich werde niemals ihre Elternliebe, was sowieso nur auf Schuldgefühlen beruht, annehmen. Hoffentlich finden sie bald Arbeit damit ich sie nicht andauern sehen muss. Samana war schon fast daheim als sie sich überlegte, sie könne doch ein paar Freundinnen anrufen, sie hatte keine Lust jetzt schon Heim zu gehen. Gesagt, getan. Sie nahm ihr Handy und tätigte einige Anrufe. Ein paar hatten Zeit und sie verabredeten sich am üblichen Treffpunkt zu treffen. Während sie wartete kam Natako an ihr vorbei: „Hallo Natako wo willst du denn um diese Zeit noch hin? „Das gleiche könnte ich dich auch fragen. Ich will nur schnell zu Tori, sehen wie es ihr geht.“ „Aha.“, ein wissendes Grinsen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Kaufe doch noch ein paar Blumen sie wird sich sicher darüber freuen“ „Danke für den Tipp, bis morgen. Ach und noch etwas, ich bin nicht in sie verliebt.“ Bald darauf kamen auch meine Freundinnen und wir zogen los, auch wenn es meine Eltern nicht gutheißen. Aber deswegen mache ich das überhaupt und nur deswegen. Auch wenn ich morgen wieder diese Kopfschmerzen haben werde. Scheiß auf die Kopfschmerzen! Kapitel 5: Der Schnupperkurs beginnt ------------------------------------ Der Teufel muss sie geritten haben, als sie sagte, sie wolle Kopfgeldjägerin werden. Warum ist ihr in diesem Moment nicht irgendwas anders eingefallen, wie Sängerin, Schauspielerin oder Modedesignerin oder auch ganz normale Berufe wie Verkäuferin oder Floristin? Jeder andere Beruf hätte es sein können, aber nein, es musste ja ausgerechnet Kopfgeldjägerin sein. Als sie von diesem Schnupperkurs hörte, war ihr schon ein wenig flau im Magen, die Vorstellung hinter irgendwelchen gefährlichen Verbrechern hinterher zu jagen behagte ihr gar nicht. Wenigsten wird es spannend hatte sie gedacht, ha, von wegen, statt die aufregendsten vier Wochen zu erleben, saß sie hier im Büro als Mädchen für alles und wird hier mit aller Wahrscheinlichkeit die vier langweiligsten Wochen erleben. Zu gefährlich hatten die gesagt, so was sei nichts für ein zartes Mädchen. Samana gähnte vor Langeweile, wenn sie wenigsten irgendwas zu tun hätte aber sie durfte ja nichts anfassen. „Hoffentlich hat es Seyji besser erwischt, ich würde zu gern wissen was er jetzt macht.“ Die Studenten hörten dem Professor mehr oder weniger zu, der vorne seine Vorlesung hielt, unter ihnen saß Seyji und schrieb fleißig mit,(er ist übrigens wieder gesund) ob er verstand was der Professor erzählte, konnte man nicht sagen. Innerlich freute er sich auf morgen, denn morgen wird er den Arzt der ihn für die vier Wochen betreute, begleiten dürfen. Natako arbeitete in einer kleinen Pension, einem Familienbetrieb, und durfte dort den Abwasch machen, aber das machte ihm nichts aus. Er verstand, dass man ihn nicht gleich an die Kochtöpfe lassen kann. Die Pensionsmutter und der Pensionsvater, (nennt man das so?)Sekiguchi mit Namen, waren nette Leute, beide etwa Anfang vierzig, er mochte sie gern. Obwohl er erst ein paar Stunden hier war, hatte er schon erkannt dass sie warmherzig waren und für jeden ein offenes Ohr hatten, alles Eigenschaften die er an seinen Eltern vermisste. Sie hatte ihm erzählt, dass sie noch vor ein paar Wochen bei reichen Leuten gedient habe, sie hat dann aber gekündigt wegen unüberbrückbare Differenzen, wie sie sich ausdrückte. Vor drei Wochen hatte sie dann ihre Jugendliebe wieder getroffen und eine Woche später hatten sie geheiratet, seit zwei Wochen hat sie nun einen Mann und eine Pension. Sie und Natako freuten sich schon aufs Wochenende. Nicht weil sie da frei haben werden, sondern weil das ganze Personal und alle Gäste ins Grüne fahren werden, wie jedes Jahr. Frau Sekiguchi hatte schon so viel darüber schwärmen hören, dass sie es kaum erwarten konnte, vor allem deswegen weil an ihrer alten Arbeitsstelle Freizeitaktivitäten Mangelware waren. „Tschühüüs, bis morgen.“, verabschiedete sich die kleine Kessy von ihren Freunden, denn sie wurde jetzt von Tori aus dem Kindergarten abgeholt. Als man Kessys Mutter das Angebot gemacht hatte, dass Tori für vier Wochen ihre Rolle in der Familie übernehmen könne, war sie zu nächst skeptisch. Der kann ich doch nicht meine Familie überlassen, und ähnliche Bedenken hatte sie. Aber nach ein wenig Überredungskunst von Lehrern und ihrer Tochter, die Tori vom ersten Augenblick in ihr Herz schloss, stimmte sie schließlich doch zu. Ja, sie freute sich, dass sie mal wieder richtig Urlaub machen kann, gestern Nachmittag flogen sie und ihre Freundin zum schönsten Ort der Welt, wie sie sich ausdrückte, welcher Ort das ist hatte sie allerdings nicht gesagt. Kessy und Tori gingen nebeneinander her nach Hause, dabei schaute Tori ständig zu Kessy runter. Mit der Zeit wurde das aber der jüngeren von den beiden lästig: „Was starrst du mich denn andauernd so an?“ „Oh, ich habe nur deine Haare bewundert.“, lächelte sie. „Sie sind so schön schwarz, das gefällt mir einfach.“ „Wenn dir diese Farbe so gefällt, dann färbe sie dir doch einfach.“ „Ich habe sie mir mal schwarz getönt, aber es war nichts für mich. Inzwischen ist fast alles wieder raus gewaschen, an meinem Haaransatz kannst du sehen wie sie richtig aussehen.“ Sie hockte sich hin, damit Kessy auf ihren Kopf schauen konnte. „Du, ich habe das Gefühl wir werden beobachtet.“, flüsterte Kessy ihr zu. „Unsinn, das bildest du dir ein.“ Und wollte ihre Hand nehmen um dann weiter zu gehen. Kessy zog ihre Hand aber schnell weg, noch bevor sie sie ergreifen konnte. „Ich mag es nicht, wenn man mich anfasst, nicht einmal meine Eltern dürfen das.“ „Warum denn nicht? Ich dachte immer es ist normal wenn Eltern ihre Kinder bei der Hand nehmen.“ „Weil …“, sie schaute auf ihre Füße die in zwei Sandalen steckten und bewegte gedankenverloren ihre Füße.“ Muss ich deine Frage unbedingt jetzt beantworten?“ „Nein das musst du nicht. Komm, wir müssen uns beeilen, sonst verpasse ich noch eine meiner Lieblinssendungen.“ So gingen sie weiter nach Hause. Hinter ihnen trat Kirian um eine Häuserecke, als ob er sie die ganze Zeit beobachtet hätte. Kaori atmete den Duft der Umgebung im Kräutergarten des katholischen Nonnenklosters ein. Sie fühlte sich sichtlich wohl. Nachdem sie heute Morgen kurz herumgeführt wurde, wurde sie gleich in den Klosteralltag integriert, mit den Schwestern verstand sie sich gut. Gerade kam eine Schwester zu ihr, um ihr zu sagen dass es Zeit zum stillen Gebet ist. Sie ging in den Raum wo gebetet wird, (weiß einer von euch wie das heißt wo die immer beten?)kniete sich nieder und faltete ihre Hände zusammen. Sie hatte früher schon so oft gebetet aber diesmal wollte ihr es nicht gelingen. Sie konnte einfach nicht anders als an ihn zu denken. Auch jetzt noch nachdem er bereits seit über einem Monat tot war, verfolgte er sie. In solchen Momenten brauchte sie einfach nur in Toris Nähe zu sein damit es ihr besser geht. Das ging für eine Weile aber nicht. „Ich vermisse dich jetzt schon.“, sagte sie ohne zu merken dass sie diese Worte laut aussprach. Alex lehnte sich entspannt zurück, vier Wochen frei, herrlich. Alle Schüler außer Kirian nahmen zurzeit an diesen Schnupperkursen teil. Er hat den Auftrag gekriegt sich um Kirian zu kümmern, aber er kam ja eh nie zur Schule. Also lohnt es sich auch nicht dorthin zu gehen, ihm soll es recht sein, als Lehrer braucht man eben ja auch mal Urlaub. Dennoch musste er seiner Pflicht nachkommen, deshalb beschloss er nach ihm zu sehen. Auf der Straße herrschte viel Verkehr, wie gut, dass man fliegen kann. Nach einer Weile hatte er ihn gefunden. Er war gerade dabei Tori und Kessy zu beobachten. „Was macht er da? Bisher ist er doch noch nie seinem Opfer gefolgt.“ In wenigen Augenblicken ist er gelandet und stellte ihm diese Frage. Kirian schaute nicht einmal zu ihm auf, sondern beobachtete weiter die beiden Mädchen und zeigte mit dem Finger auf Tori. „Sie ist seltsam.“ Alex schüttelte verständnislos den Kopf. „Sie ist eben so wie sie ist. Ich gebe ja zu, dass sie vielleicht ein bisschen komisch ist aber sie deswegen zu beobachten finde ich noch viel seltsamer.“ Doch, sie ist seltsam, sogar sehr. Wer lächelt ständig, obwohl er andauernd schikaniert wird? Das ist doch nicht normal. Sie läuft durch die Gegend als wäre alles in Ordnung, als würde es ihr nichts ausmachen. Sogar damals als ich sie windelweich geschlagen habe, hatte sie zwar geweint aber es war, wie soll ich sagen, wie einstudiert, als ob sie eine Schauspielerin sei die auf Kommando gelernt hat zu heulen. Ich sah weder Angst noch Hass in ihren Augen, ich sah…nichts. Sie ist voller Rätsel. Als ich von Kaori hörte das sie am gleichen Tag nur mit einem geschwollenen Gesicht nach Hause kam war ich doch sehr erstaunt, eigentlich hätte sie sich wochenlang nicht bewegen dürfen. Für heute habe ich meine Beobachtungen abgeschlossen. Ich liege im Bett und versuche zu schlafen aber es will mir nicht gelingen. Ständig muss ich an dieses Rätsel namens Tori denken. Warum genügt es mir nicht einfach nur den Schmerz, die Verzweiflung und die Angst in ihren Augen zu sehen? Wieso habe ich das dringende Bedürfnis den Hintergrund ihres ewigen Lächelns zu ergründen. Es ist mir doch egal was in ihrem Inneren vorgeht. Mein 6. Kapitel ist fertig. Ich freu mich ja so, aber noch mehr freue ich mich über die lieben Kommis die ich bekommen habe. Vielen Dank. Und ich dachte schon meine Geschichte gefällt euch nicht. Das motiviert einen sich für die nächsten Kapitel noch mehr Mühe zu geben. Also bis zum nächsten mal Eure kariyami Kapitel 6: Missratene Kinder? ----------------------------- Samana war nicht ausgelastet, deshalb wurde sie wach noch bevor ihr Wecker klingelte. Besser gesagt; sie wachte für ihre Verhältnisse mitten in der Nacht auf. Sie wälzte sich hin und her und konnte nicht wieder einschlafen. Zum Aufstehen war sie aber zu faul, also blieb sie einfach liegen, starrte die Decke an und dachte an gar nichts. Zum ersten Mal seit Jahren war sie nicht des Nachts unterwegs gewesen. Den Grund konnte sie sich nicht selber erklären. Vom Krach, den der Müllwagen verursachte, wurde sie aus ihrer Trance gerissen. Da entschied sie sich doch aufzustehen, da sie merkte wie trocken ihre Kehle war. Um in die Küche zu kommen musste sie am Schlafzimmer ihrer Eltern vorbei. Die Tür stand einen Spalt offen und sie warf einen kurzen Blick hinein. Da lagen sie, friedlich schlafend. Wenn ich daran denke, was für Gesichter sie gemacht haben als ich gestern zu einer vernünftigen Zeit nach Hause kam, eine Mischung aus Erstaunen und Freude. Mir wäre (!!!) beinah die Galle hochgekommen, es war nicht der Gesichtsausdruck von Eltern, die ihre Kinder begrüßen, weil sie von der Schule kommen oder von einer Party einer Freundin. Als Kintaro immer nach Hause kam, konnte man Stolz in ihren Gesichtern lesen und mich hatte keiner beachtet, ich war einfach nicht da. Eines Tages merkten sie dann doch, dass ich da bin. Seitdem versuchen sie all das Versäumte nachzuholen, aber das will ich nicht. Sie sehen und fühlen aber nicht die Tragweite ihres Verhaltens aus der Vergangenheit. Ihr jetziges Verhalten mir gegenüber entstand doch sowieso nur aus Pflichtgefühl heraus. Sie wollen das doch alles gar nicht tun, warum machen sie dann das alles? Sie könnten doch so sein wie früher. Ist es ihnen ein so großes Bedürfnis den friedlichen Haussegen, der keiner ist, aufrecht zu erhalten? Oder wollen sie damit ihre eigenen Fehler und somit ihre Schuldgefühle unter den Teppich kehren? Sie ging weiter in die Küche und trank dort ein Glas Apfelsaft. Ihr Blick fiel zufällig auf das Telefon und sie kam spontan auf die Idee Seyji anzurufen um ihn zu fragen, wie denn sein erster Tag war. Sie wählte also seine Nummer. „Seyji Isogara.“, erklang es am anderen Ende der Leitung. „Hi, ich bin es nur, ich…“ „krkklick tut tut tut tut tuuut“ Erst jetzt fiel ihr ein, dass es ja quasi mitten in der Nacht war. Klar, dass er da sauer ist. Diese peinliche Aktion hätte sie sich auch sparen können. Gerade saß Seyji mit seinem Onkel und seiner Tante beim Frühstück, sie waren extra früh aufgestanden damit sie mit ihm frühstücken können, obwohl sie wussten, dass er es lieber hätte wenn sie es nicht getan hätten. Wie jede Mahlzeit wurde auch diese schweigend eingenommen, bis Herr Isogara fertig war und sich seinen Mund mit einer Serviette abtupfte. „Wie gefällt dir denn die Arbeit im Krankenhaus?“ „Gut“ „Das glaub ich. Als ich damals angefangen habe, gefiel es mir auch von Anfang an. Weißt du denn schon in etwa, was du heute machst?“ „Ja, heute begleite ich Dr. Tachikawa auf seiner Visite.“ „Von ihm wirst du sicher sehr viel lernen, er ist einer der fähigsten Ärzte in diesem Krankenhaus. Ich schätze ihn sehr.“ Telefonklingeln „Ich gehe schon.“ Er stand auf und ging ins Wohnzimmer, dort nahm er den Hörer ab: „Seyji Isogara.“ „Hi, ich bin es nur, ich…“ Sofort legte er auf, mit ihr wollte er sich jetzt auf keinen Fall unterhalten, damit seine gute Laune, aufgrund der Vorfreude auf die Visite, die er natürlich nicht zeigte, nicht verschwand. Als er ins Esszimmer zurückkam fragten sie ihn wer denn am Apparat war. „Niemand weiter.“ „Soll ich dich mitnehmen? Wir haben ja eh den gleichen Weg“ „Ja, das ist sehr nett von dir Onkel“ Nach einer Stunde Autofahrt kamen sie im Krankenhaus an. Herr Isogara wollte seinen Neffen zum Büro von Dr. Tachikawa bringen, aber meinte er werde es schon alleine finden. Seyji klopfte an und nach einem „Herein!“, betrat er das Büro. Am Schreibtisch saß ein älterer Mann mit weißen Haaren die nur noch an der Seite vorhanden waren, der Rest des Kopfes wo einmal sicher eine prächtige Haarpracht seinen Platz hatte, bestand aus einer fein polierten Platte. Als Seyji das Zimmer betrat, hob er den Kopf. „Ah, guten Tag. Schön, dass du da bist.“ Er stand auf ging um den Tisch herum auf Seyji zu und reichte ihm die Hand. Seyji nahm die angebotene Hand an und es gab ein kräftiges Händeschütteln. „Wie ich hörte bist du der Neffe von Dr. Isogara, ein Mann auf den man stolz sein kann. Du möchtest sicher einmal so werden wie er, habe ich nicht recht?“ „Ich möchte ein fähiger Arzt und ein guter Mensch werden.“ „Hahaha, eine gute Antwort mein Junge. Wir können gleich loslegen, ich erkläre dir alles weitere unterwegs.“ Nachdem der Doktor ihn belehrt hatte wie er sich im Krankenhaus zu verhalten hat ging es mit dem Rundgang los. Bei jedem Patienten schaute der Arzt in seine Unterlagen und untersuchte ihn. Manche waren schwer verletzt, manche weniger. Mit kleineren Dingen durfte Seyji ihm zur Hand gehen. Er freute sich und vor allem machte es ihn stolz den berühmten Dr. Tachikawa helfen zu dürfen. In der Zwischenzeit war auch Samana an ihrem Arbeitsplatz. Die Langeweile und dass sie in der Nacht nicht richtig geschlafen hat, führte dazu dass sie die Müdigkeit übermannte und einschlief. Samana, etwa vier Jahre alt, und alle anderen um sie herum waren in schwarz gekleidet wie es sich auf einer Beerdigung gehörte. „Die armen Eltern, sie haben ihren einzigen Sohn verloren.“ „Zum Glück haben sie ja noch eine Tochter.“ „Das stimmt zwar, aber kein Mensch kann Kintaro ersetzen, schließlich war er ein Genie. Ich bezweifle doch stark, dass diese missratene Göre dazu in der Lage ist ihnen den Schmerz zu nehmen.“ „Jetzt wo du es sagst, sie wird eher nur noch alles schlimmer machen.“ Wussten die denn nicht, dass sie sie hören konnte? „Hey, aufwachen! Bei der Arbeit wird nicht geschlafen!“ Ein unsanftes Rütteln riss mich in die Gegenwart zurück. Ich schaute auf und sah in zwei blassblaue Augen die zu einem gut aussehenden jungen Mann gehörten, aber nichts desto trotz hatte er einen miesen Charakter, wie ich schon am ersten Tag feststellte, ich glaub er heißt Herr Kichi. Aber eigentlich sollte ich ihm dankbar sein, dass er mich geweckt hat. Angeschlagen hielt ich meinen Kopf zwischen den Händen während meine Ellenbogen auf den Tisch gestützt waren. „Ist mit dir alles in Ordnung?“ Herr Kichi legte eine Hand auf meine Schulter und schaute mich mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht an. Das kenne ich ja gar nicht von ihm. „Es geht mir gut, aber danke der Nachfrage. Ich habe einfach zu viel Zeit.“ Das ist wohl auch der Grund warum ich nach langer Zeit mal wieder davon geträumt habe. „Der letzte Patient hat den gleichen Namen wie du. Liegt vielleicht ein Verwandter von dir hier drin?“ „Nein, nicht dass ich wüsste. Es war durchaus möglich, dass jemand aus meiner Verwandtschaft hier im Krankenhaus lag, aber wenn ich gewusst hätte wer hier in diesem Zimmer ist, ich wäre niemals rein gegangen. „Na wie geht es uns den heute, Frau Isogara?“ Was macht sie hier? Ich dachte sie ist im Gefängnis oder in irgendeiner verkommenen Gegend auf der Suche nach Drogen. Hilfe, ich will hier weg. Ich möchte nicht hier sein. Biep, biep „Ein Notfall! Ich muss los. Warte hier Seyji bis jemand kommt!“ Nein, lass mich nicht allein. Nicht mit ihr. Ich will hier weg. Warum kann ich mich nicht bewegen? „Wir werden ihn auf keinen Fall zu uns nehmen.“ „Denkt doch nur daran wer seine Eltern sind.“ Hört auf. Ich bin nicht wie sie. „Seht ihn euch doch an, bei solchen Eltern kann ja nur so was rauskommen.“ Weg, ich will hier weg. Ich möchte raus aus diesem Zimmer. Weg von meiner Mutter. Ich möchte niemals so werden wie sie. „Seyji? Heißt du wirklich Seyji?“ Oh nein sie spricht mit mir. Hat sie mich etwa erkannt. Das ist doch unmöglich. „Ich habe einen Sohn der auch so heißt. Ein Balg wo ich nicht einmal genau weiß ob sein Vater auch wirklich sein Vater ist. Irgendwann habe ich ihn einfach liegen lassen da er nur im Weg war.“ Wieso erzählt sie mir das? Wieso? Abgrund, warum tust du dich nicht auf, dass ich in dir versinken kann? Auf einmal dreht sich alles. Warum wird es denn so finster hier? Meine Beine können mich nicht mehr halten. Also mir persönlich gefällt dieses Kapitel ziemlich gut. Ich hoffe nur es wurde deutlich das Seyji in Ohnmacht gefallen ist. Natürlich würde ich mich weiterhin über Kommis freuen. Jede Art von Kritiken ist mir willkommen. Ich wünsche euch allen Frohen Ostern kariyami Kapitel 7: Trubel im Krankenhaus -------------------------------- Der noch nicht wieder zu Bewusstsein gelangte Seyji lag in einem Zweibettkrankenzimmer. Der Besitzer des zweiten Bettes lag gerade im OP, unterm Messer. Trotzdem war er nicht allein, Samana saß auf einem Stuhl neben seinem Bett, während Tori und die kleine Kessy nichts Besseres zu tun haben, als im Zimmer herumzutoben. Jedes Mal wenn sie sie angebrüllt hat, dass sie damit aufhören sollen, blieb es still, allerdings nur für vielleicht gerade mal eine Minute. Wieso hatte sie sie eigentlich mitgenommen, sie war mit den Nerven am Ende. Ich war nach einem langweiligen und deshalb sehr langen Arbeitstag gerade zu Hause angekommen als das Telefon klingelte. Seyjis Tante war dran, sie hatte mir erzählt, was passiert ist. Natürlich machte ich mich sofort auf ins Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin traf ich Tori und Kessy und aus einer Laune heraus erzählte ich den beiden warum ich ins Krankenhaus wollte und fragte dann auch noch ob sie mitkommen möchten. Warum nur habe ich sie überhaupt gesagt was Sache ist, in solchen Momenten möchte allein ich diejenige sein die für ihn da ist. Und überhaupt, warum ausgerechnet sie? Sie ist doch nun wirklich nicht der Typ dem man seine Sorgen offenbaren könnte. Nun sitze ich hier und warte darauf dass Seyji aufwacht. Wo sind eigentlich seine Tante und sein Onkel? Dinge die Tori anscheinend nicht auffallen, normalerweise würde man sich doch erkundigen wie es ihm geht. Als ich den Arzt danach fragte, meinte er, er dürfe mir es nicht sagen, ärztliche Schweigepflicht und so, aber nicht ein einziges Anzeichen von Interesse hatte sie gezeigt. Stattdessen tobte sie hier herum als ob sie den Ernst der Lage nicht begreifen würde. Vielleicht habe ich sie gerade deswegen angesprochen, weil ich innerlich wusste, dass sie es nicht verstehen kann. Ich sollte aufhören mir Gedanken über ihr Verhalten zu machen, ich bin schließlich wegen Seyji hier. Kurz nachdem Seyji aufgewacht ist kam auch seine Tante. Sie sah, wie er gerade dabei war aufzustehen aber Samana versuchte ihn daran zu hindern, es sei noch zu früh, er müsse sich noch schonen, versuchte sie ihm klar zu machen aber er wollte nicht hören. Auf Toris Hilfe musste sie verzichten, die war, zusammen mit Kessy, irgendwo in den Weiten des Krankenhauses unterwegs. Sofort, als Frau Isogara diese Szene überblickte, lief sie zu ihnen und half Samana ihn davon zu überzeugen sich wieder hinzulegen. Er wehrte sich heftigst dagegen. „Es geht mir gut, ehrlich.“ Schließlich, widerwillig zwar, ließ er sich wenigstens dazu bewegen sich hinzusetzen. Über Samanas Gesicht huschte ein leises Lächeln, offenbar war es ihm doch nicht so ganz egal wenn sich andere, zumindest seine Tante, um ihn Sorgen machten. Es war gut, dass ich saß, denn kurz nachdem ich mich auf den Stuhl drücken ließ wurde es mir schon ein bisschen schummrig. Ich fasste an meinen Kopf, wie um den Schwindel zu vertreiben. Natürlich entging den beiden meine Bewegung nicht. Meine Tante fragte mich auch sofort: „Geht es dir gut? Soll ich einen Arzt rufen?“ „Es geht schon. Ich brauche nur etwas Ruhe. Am besten ich schlafe noch ein wenig.“ Ich stand auf um mich wieder ins Bett zu legen. „Ihr könnt ja in der Zwischenzeit etwas Essen.“ Samana war damit nicht einverstanden: „Aber ich habe doch noch gar keinen Hunger, wer soll denn auf dich aufpassen?“ Zum Glück konnte meine Tante sie überzeugen, dass Ruhe das Wichtigste für mich wäre, außerdem verriet sie ihr knurrender Magen. In Wahrheit wollte ich einfach nur alleine sein, mir schwirrten zu viele Dinge im Kopf herum. Es war ein ziemlicher Schock für mich, als ich meine Mutter nach all den Jahren traf. Ich ging immer davon aus, dass ich mich nicht mehr an ihr Gesicht erinnern kann, das heißt ich wollte es nicht, aber als ich sie sah da kam die Erinnerung wieder hoch wie sie aussah. Sie hatte sich seit damals nicht viel verändert, außer dass sie älter aussieht, sehr viel älter. Ich sollte sie vergessen, weiterleben wie bisher, so als ob ich ihr nicht vor kurzem begegnet wäre. Obwohl mich meine Eltern mein ganzes Leben beeinflussten und beeinflussen werden, ob es mir nun gefällt oder nicht. Das ist etwas, mit dem ich selber fertig werden muss, ich brauche keinen der auf mich aufpasst, besonders nicht Samana. „Ich werde dich immer beschützen.“ Diesen Satz hatte sie vor langer Zeit mal zu mir gesagt, das war wenige Wochen nachdem sie mich angesprochen hat gewesen, vorher hatte ich sie beachtet wie jeden anderen, nämlich gar nicht. Von da an versuchte ich sie auf Abstand zu halten aber ihre Hartnäckigkeit machte mir doch sehr zu schaffen, mehr noch als bei meiner Tante und meinem Onkel, zu denen ich von Anfang an kein Vertrauensverhältnis aufbauen wollte. Schließlich bin ich der Sohn meiner Eltern. Wo ich mir nur noch sicher sein kann, dass meine Mutter auch meine Mutter ist. Jetzt denke ich doch wieder an sie. Ich wünschte mir, ich hätte etwas um mich abzulenken. Mein Wunsch wurde erhört, denn in diesem Moment kam Tori zur Tür herein, mit ihr hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Woher weiß sie denn`, dass ich hier bin? Wieso verspüre ich plötzlich den Drang ihr meine Gedanken, meine Beweggründe mitzuteilen? Ich verstand selbst nicht warum ich dem Drang nachgab und ihr alles erzählte, die Begegnung mit meiner Mutter, was für Leute meine Eltern waren und was die anderen Familienmitglieder über mich reden. Die ganze Zeit spielte sie an dem Blumenstrauß der auf dem Nachtschränkchen vom anderen Bett stand. Hatte sie mir überhaupt zugehört? Aber es tat gut es mal jemandem alles zu erzählen. Kirian stand draußen und beobachtete das Krankenhaus. Er war Tori gefolgt und hat gesehen, wie sie rein ging. Als er ihr folgen wollte wurde er nach draußen verwiesen, er hatte ganz vergessen, dass er ja Hausverbot hat. Erst hatte er sich überlegt, ob er sich anderweitig Zugang verschaffen sollte, aber es würde schon nichts Besonderes passieren, er könnte genauso gut nach Hause gehen. Trotzdem steht er immer noch hier und kann sich nicht davon losreißen das Gebäude zu beobachten. Kessy öffnete die Tür und kam herein, hinter ihr eine wütende Samana und eine wütende Frau Isogara. Als sie Tori sahen, verfinsterten sich ihre Gesichter noch mehr. Frau Isogara baute sich vor Tori auf, stemmte ihre Hände in die Hüften und schaute sie von oben nach unten an. „Was fällt dir eigentlich ein Kessy mutterseelenallein stehen zu lassen?“ Die Schärfe in ihrer Stimme war deutlich heraus zu hören. „Ich wollte einfach nur mal ungestört sein.“ „Junge Dame, du scheinst den Ernst der Lage nicht zu begreifen.“ „Das wird es wohl sein.“, mischte sich Samana ein. „Sie kann es nicht begreifen.“ „Was soll das heißen, sie kann es nicht begreifen? Jeder weiß doch, dass man ein vierjähriges Kind nicht unbeaufsichtigt lässt. Samana hat mir erzählt, dass du die vier Wochen eine Mutter spielst. Aber wenn du mich fragst bist du dafür völlig ungeeignet. Wer seine Kinder im Stich lässt, darf sich keine Kinder anschaffen.“ „Sind sie mit ihrem Urteil nicht ein wenig hart? Sie hat zwar einen Fehler gemacht, aber sie als ungeeignet zu bezeichnen finde ich doch schon ein wenig voreilig.“ „Was ist denn eigentlich passiert?“ „Wir kamen gerade vom Essen zurück, “, fing Samana an zu berichten, „als wir die kleine Kessy allein im Flur stehen sahen. Wir gingen zu ihr hin und ich fragte sie wo Tori sei. Sie erzählte uns, dass sie es nicht wisse, sie war nur mal kurz auf Toilette und als sie wieder raus kam war Tori nicht mehr da.“ „Das Beste ist, wenn ihr diese Aufgabe entzogen wird, allein Kessys Sicherheit Willen.“ „Nein! Ich will nicht, dass sie fort geht.“ Kessy, die bisher geschwiegen hatte, schaute nun flehentlich abwechselnd von Tori nach Frau Isogara. „AAAAAHHHHHHHH!!!!!!“ Als sie den Schrei hörten rannten alle in die Richtung woher der Schrei kam. Dort hatte sich schon eine Menschenansammlung gebildet. „Wie konnte das geschehen?“ „Das ist ein Fall für die Polizei.“ „Hat denn keiner was gesehen?“ Samana versuchte sich durch die Menschenmassen hindurch zu zwängen und als sie es geschafft hatte stockte ihr der Atem. Ich stand immer noch vorm Krankenhaus, als die Polizei mit Sirene und Blaulicht angeprescht kam. Offenbar ist doch etwas Besonderes passiert. Was immer es auch ist, bei diesem Polizeiaufgebot muss es ja ein Mord oder Ähnliches sein. Hat sie etwas damit zu tun? Ich schreckte auf. Wohin liefen denn meine Gedanken? Jetzt geht mir aber meine Phantasie mit mir durch. Ich weiß nicht, wie lange ich gewartet habe, aber es kam mir wie Stunden vor, als die ersten endlich raus kamen. Es wurden immer mehr, die das Gebäude verlassen durften, anscheinend hatte die Polizei die ersten Ermittlungen abgeschlossen. Ich durchspähte die Herauskommenden auf der Suche nach Tori, und da war sie. Sollte ich sie ansprechen? Nein, ich schüttelte den Kopf, das ist nicht der richtige Augenblick. Es ist besser wenn ich sie weiter beobachte. Ich folge ihr weiter bis zu ihrem Gastzuhause. Es ist mir nichts weiter aufgefallen. Ich wollte erst eine Nachtwache einlegen aber dann hielt ich es für übertrieben, so dass ich mich auf den Weg nach Hause machte. Es kam auf allen Kanälen, im Radio, im Fernsehen, überall liefen Sondersendungen, der Mörder, der seit Monaten sein Unwesen treibt, hatte wieder zu geschlagen. Eine Schwester wollte einen Patienten ins Behandlungszimmer rufen. Als er sich nicht rührte, dachte sie, dass er schläft. Sie wollte an seiner Schulter rütteln um ihn zu wecken, aber kaum hatte sie das getan fiel der Körper des Mannes auseinander, woraufhin sie einen Schrei ausstieß. Die Polizei verhörte zwar alle in Frage kommenden Zeugen, aber keiner will etwas gesehen haben. Die Weiten des Krankenhauses existieren wirklich, jedenfalls für mich. Ich war da mal jemanden besuchen und ich habe es doch glatt geschafft mich zu verlaufen. Ich habe nämlich einen ziemlich schlechten Orientierungssinn^_^. kariyami Kapitel 8: Kleine Mädchen ------------------------- Endlich war es so weit, Wochenende, heute würden die Mitarbeiter, der Sekiguchi-Pension und ihre Gäste den Ausflug machen. Voller Vorfreude packte Natako seinen Rucksack. Er nahm auch seine Angel mit, denn angeln war neben dem Kochen seine zweite Leidenschaft. Zuerst wollte man das Ganze ausfallen lassen, aufgrund des jüngsten Ereignisses vor ein paar Tagen, stellte man sich die Frage ob es richtig ist, nachdem so was Schreckliches geschehen ist, einfach fröhlich einen Ausflug ins Grüne zu machen. Man kam jedoch zu dem Schluss, dass man gerade deswegen diesen Ausflug machen muss. Es waren aber diesmal sehr viel weniger als sonst. Samana lag auf ihrem Bett und starrte mal wieder aus Langeweile die Decke an. Eigentlich wollten sie und ihre Eltern zu diesem Ausflug der Sekiguchi-Pension, sie haben sich aber dann doch anders entschieden. Wie sie, hatten viele Angst sich aus dem Haus zu trauen, denn nach der Sache im Krankenhaus wurde jedem bewusst, dass er der nächste sein könnte. Das Ganze wurde auch nicht dadurch besser, dass das von den Medien hoch geputscht wurde. Normalerweise würde sie sich nicht um das Verbot scheren und einfach gehen, aber auch bei ihr blieb das Ganze nicht ohne Wirkung. Die Bilder von der Leiche kamen in ihrem Kopf und sie musste sich unwillkürlich übergeben. Hoffentlich wurden der oder die Täter bald geschnappt. Drei Personen saßen im Wohnzimmer am Tisch und spielten Mensch-ärgere-dich-nicht, es waren Kessy, ihr Vater und Tori. Kessy wollte auch mit zu diesem Ausflug, aber ihr Vater hatte Angst um seine Tochter und so kam es, dass sie seit Tagen nicht mehr draußen war, nicht einmal den Müll ließ er sie rausbringen. Um sie zu beschäftigen schlug er ihr vor dieses Spiel zu spielen, denn er war davon überzeugt das, nachdem sie das gesehen hat, eine Ablenkung brauchte, obwohl der Psychologe gesagt hat, dass alles in Ordnung mit ihr sei. Das ist doch unmöglich hatte er damals zum Doktor gesagt, jedes Kind, besonders in diesem Alter, das so was sehen muss, braucht Zeit um es zu verarbeiten. Da meinte der Doktor, dass sie eben reifer als andere Kinder in ihrem Alter sei. Daraufhin nahm Herr Hammersmith seine Tochter, murmelte etwas von Beruf verfehlt, und verließ die Praxis. Er hatte dann noch weitere Fachkräfte aufgesucht und jeder kam zum gleichen Ergebnis. Er schaute seine Tochter an, konnte nicht glauben was diese ganzen Doktoren gesagt haben, das war absoluter Schwachsinn. Er sah ihr deutlich an, dass sie sich langweilte, kein Wunder, sie spielten dieses Spiel schon seit Tagen. Gerade war Tori dran mit würfeln, sie war wohl die Einzige die Spaß hatte, und ließ den Würfel über den Tisch kullern, dabei hatte er zu viel Schwung bekommen, so dass er vom Tisch auf den Teppich fiel. Tori bückt sich um ihn wieder auf zu heben, beim Aufstehen stieß sie aber so ungeschickt an den Tisch, das der Spielstand verwackelte. Herr Hammersmith wollte schon die Figuren wieder startbereit hinstellen als Kessy sagte sie möchte lieber mit ihren Puppen spielen. Er nickte ihr zu, das war besser als Mensch-ärgere-dich-nicht, wie kam er nur auf diese Idee? Sie waren zwei Stunden gewandert als die Wandergruppe am Ziel ankam. Natako streckte sich, er fand diesen Platz wirklich schön, sie waren auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald. Es kam ihm vor, als würden hier die Vögel lauter als anderswo zwitschern, das Gras war tausendmal grüner und saftiger als im Stadtpark, unweit entfernt hörte er das Rauschen eines Flusses, da würde er nachher angeln gehen. Er setzte sich auf eine Decke die Frau Sekiguchi ausgebreitet hatte, und aß sogleich ein Butterbrot, die Wanderung hatte ihn hungrig gemacht. Nach dem Essen ging er zusammen mit Frau Sekiguchi die Gegend erkunden, sie wollte ihn nicht allein gehen lassen. Sie fanden einen Kaninchenbau und ohne Scheu kamen die Kaninchen auf sie zu, als ob sie Menschen gewohnt waren. Natako kniete sich hin um sie zu streicheln, was sie sich mit Wohlwollen gefallen ließen. Sie war glücklich ihn so zu sehen, in diesem Moment glaubte sie zu wissen, wie man sich als Großmutter fühlt, obwohl sie nicht einmal eigene Kinder hat. „Na mein kleiner Freund “ sprach Natako zum Kaninchen, „wenn du weiterhin so vertrauensselig bist, lebst du nicht lange.“ Wie um seine Worte zu bestätigen, drehte er sich zu Frau Sekiguchi um und fragte: „Wie wäre es denn heute Abend mit Karnickelbraten?“ Scheinbar hatte es ihn verstanden, denn es suchte schleunigst das Weite. Natako schürzte seine Lippen in anbetracht des nicht mehr vorhandenen Abendessens. Sofort machte er aber wieder ein strahlendes Gesicht. „Ein Glück, dass ich meine Angel mitgenommen habe, da kann ich ja ein paar Fische fangen. Ich werde gleich meine Angel holen und zum Fluss gehen. Kommen sie mit Frau Sekiguchi?“ Ohne auf eine Antwort zu warten lief er los. Mitten im Zimmer stand ein kleines Tischchen, auf ihm waren vier kleine Tässchen und Tellerchen gedeckt. Um den Tisch herum standen vier Stühle. Auf zwei der Stühle saßen Puppen, Mama und Papa, die sich gegenübersaßen. Kessy saß zwischen Mama und Papa und goss ihrem Tori, die/der(?) ihr gegenüber saß und die Rolle des Gastes einnahm, den imaginären Tee ein. Unbemerkt hatte Herr Hammersmith die Tür geöffnet um zu sehen was seine Tochter macht. Er sah dass seine Tochter das spielte, was so viele Mädchen in ihrem Alter spielen. Die Darstellung einer in ihren Augen perfekten Familie. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie nicht die Mutter verkörperte. Leise schloss er wieder die Tür, er würde es ihr nie erzählen dass ihre Mutter nicht nur verreist ist um Urlaub zu mache, sondern dass es da noch einen anderen Grund gibt. Kinder sollte man aus solchen Angelegenheiten raushalten, sie würden es nicht verstehen. Ich habe wohl bemerkt wie mein Vater uns zusah und sich gefreut hat als er gesehen hat was wir spielen, aber es ist nicht die Wirklichkeit. Vor mir sitzt mein „Gast“, ich erzähle ihr viel, alles Mögliche eben, wir blödeln halt ein bisschen rum und spielen dieses Spiel das nicht der Wirklichkeit entspricht. Mehrmals ertappte ich mich dabei, wie ich ihr schon mehr erzählen wollte. Der Drang wird immer stärker, die einzige Möglichkeit die ich sehe ist es, dieses Spiel zu beenden. Ich verabschiede meinen Gast, räume den Tisch ab und lege die zwei Puppen wieder an ihren Platz. Heute steht Fisch auf dem Speiseplan. Natako hatte genügend gefangen, dass es für alle reichte. Alle lobten ihn dafür, dass er so tolle Fische gefangen und so lecker zubereitet hat. Natako ließ sich das Essen auf der Zunge zergehen und träumte vor sich hin. Am Fluss war es so friedlich und still, er genoss es. Irgendwann gesellte sich Frau Sekiguchi zu ihm und bot ihm das Du an. Es reicht wenn er sie Nanny nenne. Die Ärmste, dachte er, wie kann man seinem Kind nur so einen Namen geben, und schlug in die dargebotene Hand ein. Nach dem Essen wurde noch schnell der Tisch abgeräumt und ich machte mich fertig um nach Hause zu gehen, als ich meine Angel holen wollte, merkte ich, dass ich sie vergessen hatte. Ich ärgerte mich über mich selbst, vor lauter Freude muss ich sie liegen gelassen haben. Obwohl es schon anfing zu dämmern wollte ich noch schnell zum Fluss gehen und sie holen. Es war mir dann doch schon ein wenig unheimlich im dunklen Wald zumute. Ich redete mir immer ein, es gibt hier Nichts wovor du dich fürchten musst, diese Kinderstimme die ich höre bilde ich mir nur ein. Trotzdem kam ich nicht umhin ihr zu lauschen, es klang so als riefe sie „Meister“. Ich war unendlich erleichtert als ich endlich meine Angel gefunden hatte. „Meister…, Meister“…, die Stimme wurde immer lauter, vielleicht ein Geist? Ach, Unsinn! „Meister…, Meister…,“, es raschelte im Gebüsch, ich blieb vor Schreck wie gelähmt stehen, „Meister,“ und heraus kam … ein kleines Mädchen, etwa vier Jahre alt. „Meister?“ Mit einem tiefen Atemstoß plumpste ich auf meinen Hintern, aber sofort sammelte ich mich wieder. Was machte ein kleines Mädchen hier so ganz allein im Wald, und das auch noch mitten in der Nacht? „Hast du dich verlaufen? Wie heißt du denn meine Kleine?“ „Meister.“, das war das Einzige was sie sagte. Als ich näher trat wich sie kein Stück zurück. „Komm, wir gehen jetzt zu deinen Eltern.“ Ich nahm sie bei der Hand damit wir gehen konnten, aber sie rührte sich nicht vom Fleck. Fragend drehte ich mich zu ihr um. „Was ist denn los?“ „Meister?“ Ich hockte mich zu ihr nieder und sprach beruhigend auf sie ein, sie musste schlimmes erlebt haben, wenn sie so verwirrt war. Als sie immer noch keine Anstalten machte mir zu folgen, nahm ich sie kurzerhand huckepack, sie ließ es willig mit sich geschehen, und immer wieder sagte sie ein und dasselbe Wort. Nach einer Weile wurde sie mir doch ein wenig schwer aber ich wollte sie nicht runterlassen. Eine Zeit lang hatte sie nun nichts mehr gesagt. War sie etwa eingeschlafen? Ich überlegte kurz, was ich mit ihr machen sollte. Am besten ich gehe mit ihr zur Polizei, ihre Eltern werden sie schon vermissen. Sie wurde immer schwerer, es ging einfach nicht mehr. Als ich sie abgesetzt und mich zu ihr umgedreht habe, merkte ich dass sie nicht geschlafen hat. „Meister.“ Da kam mir eine Idee. „Hör mal. Ich bin jetzt dein Meister und ich befehle dir jetzt mit mir zu kommen.“ So ein Schwachsinn. Als ob das funktionieren würde. „Ja Meister.“ Häh, das klappt ja wirklich! „Kannst du mir auch deinen Namen verraten?“ Keine Antwort, also versuche ich es anders. „Ich befehle dir, mir deinen Namen zu sagen!“ „Nr. 101.“ Nr. 101? Es funktioniert wohl doch nicht so wie ich dachte. Immerhin folgte sie mir, meine dargebotene Hand ignorierte sie, in diesem Punkt ähnelte sie meinen Bruder und es tat mir in der Seele weh. In den Ferien werde ich einen neuen Versuch starten ihn zu retten. Die Einzige mit der ich über meine Familienverhältnisse gesprochen habe war Tori, sie würde auch die einzige bleiben. Nanny hat mir zwar das Du angeboten, aber so etwas erzählte man eben nicht jedem. Ich weiß bis heute nicht, wie es über mich kam, es ausgerechnet Tori zu erzählen. Es war spät, ich müsste eigentlich längst im Bett sein, stattdessen stand ich vor ihrer Tür. Sollte ich anklopfen? Vielleicht schläft sie ja schon. Andererseits möchte ich ihr es unbedingt sagen. Es brannte mir auf der Zunge. Zögernd hob ich meine Hand und klopfte zaghaft an, so leise, dass selbst ich es kaum hören konnte. Sie schläft wohl schon, da kann ich ja wieder gehen. „Guten Abend Kessy. Was willst du denn noch so spät von mir? Wieso bist du nicht im Bett und schläfst?“ In ihrem Gesicht stand ihr typisches Lächeln, obwohl ich es sonst gerne sah, machte es mich nun ein bisschen nervös. Vielleicht sollte ich doch wieder gehen. Nein, ich darf nicht zurückweichen, wenn ich es jetzt nicht tue, werde ich es wahrscheinlich niemals schaffen, dann wird es mich auf ewig zerfressen; Meine Erinnerungen, mein Leben damals und heute. „Darf ich kurz mit dir reden?“ Entschlossen schaute ich sie an, innerlich war ich dagegen ziemlich unsicher, wenn sie jetzt „nein“ sagt, dann… „Klar doch, komm rein!“ Ich folgte ihrer Aufforderung und betrat das Zimmer, das Erste was mir auffiel war ein rosafarbener Plüschhase der nicht mir gehörte. Hilflos stand ich im Zimmer und wusste nicht so recht wohin. „Setzt dich doch.“ „Nein danke, ich stehe lieber“ Wie fange ich am besten an? Wenn ich so einfach mit der Sache rausplatze, wird sie das alles womöglich als kindliche Phantasie abtun, oder mich sogar auslachen. Ich brauche Beweise. Mein Blick fiel auf ihr Bett, dort lag eine Fotostory aufgeschlagen. „So einen Schrott liest du? Das ist doch fern jeder Realität, was die als Wirklichkeit verkaufen wollen.“ „Woher willst du das denn wissen? Du kannst doch noch gar nicht lesen.“ Ich begann ihr vorzulesen. „Du kannst es ja doch. Wo hast du das denn gelernt?“ „Vor sehr langer Zeit, denn ich kann mich erinnern.“ „Wie? Ich verstehe nicht.“ „Du weißt doch sicher viele glauben an Wiedergeburten, dass sie irgendwann, irgendwo schon mal gelebt haben. Ich weiß, dass es sie gibt, denn ich kann mich an meine früheren Leben erinnern, sei es als Mensch, als Hund oder sogar als Regenwurm oder Fliege. In jeder Form hatte ich die Fähigkeit mich zu erinnern. Sich erinnern ist wohl falsch ausgedrückt ich hatte immer Bilder im Kopf, es war aber immer so, als würde ich einen Fremden sehen obwohl ich wusste dass ich es bin. Diesmal ist es jedoch anders, ich erinnere mich an meine letzte Daseinsform, so als wäre ich nicht gestorben, als hätte ich nur meinen Körper gewechselt.“ Diese Geschichte ist doch zu unglaublich, sie wird mir niemals glauben. „Was warst du denn das letzte Mal?“ Sie glaubt mir, sie glaubt mir, was für ein Glück. Wie von selbst sprudelten so die Worte aus mir heraus. „Ein Engel, ich bin ein Engel gewesen. Das ist sicherlich auch der Grund warum es mir so an die Nieren geht, wenn meine Eltern sich… sich auseinander leben. Von wegen Mama macht Urlaub, sie ist zu ihrem neuen Lover. Sie geben sich die Mühe es geheim zu halten, schließlich bin ich ja ihr kleines Madchen, das sie vor allem beschützen müssen. Ich finde das nicht richtig, ich werde sie weiterhin in dem Glauben lassen, dass ich keine Ahnung habe und warten bis sie zu mir kommen und mich einweihen. Als Engel hatte ich eine schöne Zeit, ich war dort eine Art Hebamme. Ich habe vielen Babys auf die Welt geholfen. Es gibt da ein Baby das ich niemals vergessen werde, was wohl aus ihr geworden ist? Sie wurde in einem Versteck geboren, das Versteck war aber nicht gut genug, denn kurz nach ihrer Geburt, sie war noch nicht einmal trocken, da hörte ich die Krieger wie sie näher kamen. Draußen im Hof hörte man lautes Kampfgetümmel. Ich wusste nicht was los war, denn ich kümmerte mich nicht um die Verhältnisse der Mütter. Die Mutter schrie mich an, ich solle ihr Kind in Sicherheit bringen. Bevor ich ging wollte ich den Namen des Kindes wissen. Sie wollte gerade etwas sagen, als ein verirrter Pfeil durch das Fenster kam und sie traf. Sie starb bevor sie den Namen des Kindes nennen konnte. In diesem Moment aktivierte das Kind in meinen Armen seine Flügel, sie hatten Federn wie die eines Engels, aber sie waren schwarz wie die eines Dämons. Sollte es DAS Kind sein, DAS Kind das niemals geboren hätte werden dürfen? Ja sie war es, ein Mischling, das Kind eines Engels und eines Dämons. Die Schritte kamen immer näher, kurzerhand floh ich mit dem Kind aus dem Fenster. Ich flog so lang mich meine Flügel trugen, wagte es nicht mich umzusehen. Vor Erschöpfung stürzte ich ab und verletzte mich dabei. Ich war in einer Felsenlandschaft gelandet, ein wahres Labyrinth und ich wusste nicht wie lange ich noch durchhalten würde. Ohne wirkliche Hoffnung auf Rettung lief ich einfach weiter, bis ich auf einen kleinen Dämonenjungen traf, er wollte gerade wegfliegen, als ich ihn anrief blieb er stehen und drehte sich um. Nach mir suchen sie, nach ihm nicht, das kleine Mädchen muss unbedingt gerettet werden, waren meine Gedanken damals. Also flehte ich ihn an, sich um das Kind zu kümmern, ich sagte ihm nicht wer das kleine Mädchen war, sondern drückte es einfach in seine Arme. Ich lief dann einfach davon ohne mich nach den Beiden umzusehen, soweit wie möglich wollte ich mich von ihr entfernen, damit sie sie nicht finden konnten, das kleine Mädchen das schon Monate vor ihrer Geburt Auslöser für große und blutige Schlachten zwischen Engeln und Dämonen war. Danach irrte ich weiter umher, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Mehrmals verlor ich das Bewusstsein und wachte wieder auf. Und dann, als ich mal wieder aufwachte, war alles dunkel, zuerst dachte ich es wäre Nacht aber so dunkel ist es nicht einmal dann, man hatte mir etwas vor die Augen gebunden, nun wurde mir auch bewusst das ich angekettet war. Ich glaub es ist nicht nötig näher darauf einzugehen, aber ich kann dir sagen dass ich gefoltert wurde. Meine Peiniger konnte ich nicht sehen, ich sah ja nichts, hören konnte ich nur Schritte und das Geräusch der Folterinstrumente, denn sie redeten nicht. Tag und Nacht konnte ich nicht mehr unterscheiden und irgendwann bin ich eingeschlafen und wachte in diesem Körper hier auf.“ Nachdem ich geendet habe wartete ich darauf ,dass sie irgendwas sagte, eine Reaktion ob sie mir glaubt oder nicht. Es wäre auch nicht schlimm gewesen wenn sie mich einfach ausgelacht hätte. Es kam mir unendlich vor als: „Wenn du gewusst hast, was das für ein Kind war, das für soviel Leid zuständig war, warum hast du ihr dann geholfen? Hast du es denn nie bereut?“ Ich muss zugeben diese Frage hatte ich nicht erwartet, nicht von ihr. Diese Frage, die sie mit ihrem typischen Lächeln gestellt hat, machte mich ein klein wenig sprachlos. Was sollte ich ihr denn darauf antworten? Die Wahrheit? Nein, dafür bin ich noch nicht soweit. „Ich kann dir deine Frage nicht beantworten, noch nicht. Bist du mir deswegen böse?“ Wie ein kleines Mädchen das ausgeschimpft wurde senkte ich vor ihr den Kopf. „Aber nein, ich werde dich zu nichts zwingen.“ Sie tätschelte meinen Kopf und ich hob in hoch und blickte sie erstaunt an. Sie legte ihren Zeigefinger an ihre Wange und machte ein gespielt ernstes Gesicht. „Aber interessieren würde es mich schon.“ Da konnte ich einfach nicht anders und fing an zu lachen. „Ich werde dann mal wieder in mein Zimmer gehen. Ach ja, und noch was. Findest du, dass ich das kleine Mädchen perfekt spiele?“ „Ich habe vorher nichts gemerkt, ich wäre nie darauf gekommen das du uns etwas vormachst.“ Diese Antwort beruhigte mich, ich öffnete die Tür um hinauszugehen und war wieder ein kleines Mädchen das nicht schlafen konnte. Kapitel 9: Nr. 101 ------------------ Der Beamte blätterte stundenlang in den Unterlagen, so kam es mir jedenfalls vor, als er schließlich brummte: „Sie wurde nicht als vermisst gemeldet, du kannst sie wieder mitnehmen.“ „Moment, gibt es denn niemanden der sich um sie kümmern könnte?“ „Das ist nicht mein Problem.“ Oh doch, es war sein Problem, es war unser aller Problem, welches die Regierung nicht in der Lage zu lösen ist. Kinder, welche ihre Eltern oder ihr zu Hause verlieren kommen meistens bei Verwandten oder Bekannten unter, wer keine hat, hatte eben Pech gehabt. In den Städten wimmelt es nur so von Straßenkinder, man nennt sie auch `Die Verlorenen´. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als dass ich mich um sie kümmerte. Ich nahm sie bei der Hand und wir gingen zu mir nach Hause. Nachdenklich blickte ich sie von der Seite her an. Wenn sie ihren richtigen Namen genannt hätte, dann wäre die Suchewesentlich einfacher gewesen, vielleicht würde man dann auch ihre Eltern finden, falls sie noch lebten. Wir kamen bei mir an und ich machte uns erstmal eine Kleinigkeit zu Essen. Als ich aus der Küche kam stand sie immer noch da, wo ich sie stehen gelassen habe. „Wieso setzt du dich denn nicht hin?“ Sie blieb da stehen wo sie war. „Wie auch immer, das Essen ist fertig. Kommst du?“ Sie bewegte sich nicht. Vielleicht war sie einfach zu schüchtern und traute sich nicht. Kurzerhand hob ich sie hoch, trug sie in die Küche und setzte sie auf einem Stuhl ab. Ich setzte mich auf den anderen Stuhl an den gedeckten Tisch. Hungrig langte ich zu und da kam mir eine Frage in den Sinn. „Was ist eigentlich mit deinen Eltern?“ Warum ist mir das nicht schon früher eingefallen? Keine Reaktion. Dann fiel es mir wieder ein. „Ich befehle dir mir zu sagen was mit deinen Eltern ist!“ „Nr. 101 kennt das Wort `Eltern´ nicht.“ „Wie… Wie bitte?“ Das wurde ja immer verrückter. Jeder kennt doch Eltern, zumindest den Begriff. Ich nippte an meinen Kakao und schielte sie über die Tasse an, sie hatte das Essen vor sich nicht angerührt. „Du musst etwas essen.“ „Ist das ein Befehl?“ „Ja.“ „Nr. 101 kann nicht essen.“ Wie verrückt wurde es denn noch? Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass sie heute nichts mehr zu sich nehmen würde. „Komm, wir gehen uns waschen.“ Beim Waschen bemerkte ich ein paar Wunden in ihrer Haut, die anscheinend nicht so tief waren als dass sie geblutet hätten. Ich schenkte dem weiter keine Beachtung. „So, jetzt wird geschlafen.“ Augenblicklich schlief sie im Stehen ein. Verrückter konnte es nicht mehr werden. Ich trug sie ins Schlafzimmer, legte sie ins Bett und deckte sie zu. Beim Rausgehen warf ich noch einen kurzen Blick auf sie. Was hatte sie nur erlebt, dass sie so geworden ist wie sie ist? Ich schüttelte den Kopf, jetzt würde ich sowieso keine Antworten kriegen. Hundemüde machte ich es mir auf der Couch bequem und schlief sofort ein. Sonntags muss ich nicht arbeiten und ich rief in der Pension an, ob ich für morgen frei bekommen würde, da ich wichtige Dinge klären müsse. Ich nutzte den freien Montag, hetzte von Pontius zu Pilatus, scheiß Bürokratie, und schaffte es schließlich doch, sie im Kindergarten anzumelden. Ich hielt das für eine gute Idee. Bei Gleichaltrigen würde sie, so hoffte ich, auftauen. Außerdem kann ich sie ja schlecht den ganzen Tag alleine lassen. Am Dienstag brachte ich sie in den Kindergarten, ich erzählte der Erzieherin, die sich uns als Frau Kinomura vorstellte, und sich dabei lächelnd zu meinem kleinen Schützling herunterbeugte, die Sachlage. Dass ich sie gefunden habe und nicht wisse wer ihre Eltern sind, bis hin dass sie ihren Namen nicht nennen will. Dass sie sich selbst nur Nr. 101 nennt ließ ich weg, wieso weiß ich auch nicht. Ich verabschiedete mich von ihr und befahl ihr brav zu sein und nichts anzustellen. Herr Hammersmith wurde freudig von seiner Tochter begrüßt als er in die Wohnung eintrat. „Papa, wie schön dass du wieder das bist.“ Sie sprang in seine Arme. „Na mein Buzzlmussl.“ (ist mir gerade erst eingefallen -_-) begrüßte er sie mit ihrem Kosenamen, wo er doch genau wusste, dass sie ihn nicht mochte. Die Reaktion darauf ließ nicht lange auf sich warten. Sie versuchte sich aus seinen Armen zu winden doch er hielt sie eisern fest. „Lass mich runter, du hast mich beleidigt, diese Schmach werde ich nie vergessen.“, rief sie im kindlichen Trotz. „Kommt überhaupt nicht in Frage!“, lachte ihr Papa. „Hilf mir, Tori!“ „Wolltest du deinem Papa nicht von der Neuen erzählen?“, entgegnete sie, die bis eben teilnahmslos zugesehen hatte, nur. Sofort waren alle Beleidigung und Schmach vergessen. „Stimmt ja. Wir haben heute ein neues Mädchen in die Gruppe gekriegt.“ „Soso, ihr habt eine neue Spielkameradin bekommen.“, er ließ sie runter, „Ist sie nett?“ „Das weiß ich nicht.“ „Das weißt du nicht? Habt ihr denn nicht miteinander gespielt oder geredet?“ „Nein. Ich habe sie zwar angesprochen, aber sie hat überhaupt nichts gesagt, sie hat mich nicht einmal angesehen. Und als ich Frau Kinomura fragte wie sie heißt, sagte sie nur, dass das nur ihre Eltern wissen. Daraufhin habe ich sie gefragt ob sie nicht ihre Mama und ihren Papa nach den Namen fragen könne, sie versprach es zu tun wenn sie sie traf.“ „Es scheint, als sei die namenlose Unbekannte sehr geheimnisvoll.“ „Oh ja, das ist sie.“ Grrrorrrrurrrrr (das soll Magenknurren sein) „Hast du denn nichts auf Arbeit gegessen? Tori macht dir bestimmt was Leckeres.“ „Nein, nicht nötig. Ich will ihr keine Mühe bereiten. Was hältst du davon wenn wir heute essen gehen? Gegenüber ist es doch immer wieder lecker.“ Weiter weg traute sich noch keiner. „Das ist eine tolle Idee.“ Herr Hammersmith freute sich schon, er kannte Toris Kochkünste nur zu genüge und die waren gelinde gesagt grauenhaft. Seiner Tochter scheint das aber, was Tori nach stundenlangen herumhantieren in der Küche zustande bringt, das wenn man es aß, nur knapp an einem Vergiftungstod vorbeischlittert, zu schmecken. Verspätet, aber immerhin, kam auch im Kloster die Nachricht von dem erneuten Mord an. Plötzlich waren die dicken Klostermauern ganz dünn. Die Schwestern und auch Kaori redeten sich ein, dass Gott sie vor allen Gefahren beschützen würde, trotzdem konnte keiner von ihnen eine gewisse Angst verbergen. Alle waren frommer als sonst, längst in der Schublade versenkte Gebete wurden wieder rausgeholt, denn alle wollten seinen Schutz. Ich wünschte mir, Tori wäre hier, hier in Sicherheit. Sie hat es mehr verdient hier zu sein und in den Himmel zu kommen. Ich gehöre hier nicht her, allein schon wegen meines Blutes. Wenn die vier Wochen vorbei sind muss ich ja eh wieder raus, aber dafür werde ich Alex wieder sehen und auch Tori, deren fröhliches Lächeln ich hier so schmerzlich vermisse. Wenn ich schon nicht in den Himmel darf, dann möchte ich so viel Zeit wie es geht bei ihnen verbringen und ein glückliches, unbeschwertes Leben führen, bevor ich in die Hölle komme. Aber das ist viel mehr als ich erwarten darf, früh genug werden sich unsere Wege trennen. Es ist alles in Gottes Hand und er will nicht, dass ich es gut habe, er will dass ich ewig leide, denn ich bin eine Sünde, entstanden aus einer Sünde. Ein Mädchen mit rotbraunen Haaren, gekleidet in eine art Nachthemd, ihr Blick war ausdruckslos. „Wach auf!“ Nr. 100 aktivierte sich und das Bild des Mädchens verschwand. „Mach Kaffee und bring ihn mir dann !“, befahl Suriel. Als der Kaffee an den Tisch gebracht wurde, legte Suriel die Tageszeitung beiseite und begann zu trinken, er war so wie er ihn haben wollte, ohne Zucker aber mit viel Milch. Er setzte die Tasse ab und schaute zu seiner Schöpfung die am Bereitschaftsplatz stand um weitere Befehle zu bekommen. „Komm her!“, er kam. Beinah zärtlich strich er ihm über den Kopf. „Weißt du, du bist das Beste was ich jemals geschaffen habe, du bist das neuste Modell, nach dir gab es keinen Anderen.“, und wieder war das rotbraunhaarige Mädchen vor Nr. 101. „Du bist das 99. Exemplar was ich selbst gebaut habe, Nr. 1 habe ich vor -langer Zeit geschenkt bekommen, nichts Besonderes, keine Handarbeit, Fabrikware eben. Ihn und die anderen 98 Stück habe ich entsorgt, sie waren sehr schlecht bis mangelhaft. Aber du, du bist perfekt. Das Beste was ich an dir mag ist, du jammerst nicht, du gehorchst jedem Befehl ohne Widerwillen, ich kann mit dir machen was ich will, denn du bist nicht nachtragend, denn du kannst dich nicht erinnern, morgen wirst du was ich gesagt habe wieder vergessen haben. Das war zwar bei den Anderen auch so, aber bei dir ist es irgendwie anders.“ Er packte ihn am Kragen, Wut spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, er war wütend auf sich selbst, er ließ es an ihn aus und schleuderte ihn in die nächste Ecke. „Jetzt rede ich schon mit einer Puppe. Nnkch (unterdrücktes bösartiges Kichern).“ Ohne Reue auf das was er getan hat, setzte er sich wieder an den Tisch und las die Zeitung, ab und zu nahm er ein Schluck Kaffee. Nr. 100 lag immer noch so wie er gelandet war und dieses Mädchen wollte einfach nicht verschwinden. Das erste was Kessy sagte, als sie in den Kindergarten kam war: „Hallo Frau Kinomura, haben sie ihre Eltern gefragt wie sie heißt?“ „Das ging leider nicht, denn es waren nicht ihre Mama oder ihr Papa die sie hergebracht haben.“ „Aber morgen fragen sie sie, ja? Ich versuche, dass sie es mir sagt.“ Ihre Miene zeigte Entschlossenheit und sie machte sich auf die Neue zu suchen. Sie fand sie am gleichen Platz wie gestern, sie saß einfach nur da und rührte sich nicht, die Augenlider halb gesenkt, die Augen blickten irgendwo hin. „Hallo, ich bin es wieder, Kessy. Ich habe dich gestern schon mal angesprochen. Erinnerst du dich? Verrätst du mir deinen Namen?“, sie machte eine Pause um ihr die Chance zum Antworten zu geben. Als die ausblieb sprach sie weiter. „Warum sagst du denn nichts? Bist du etwa zu schüchtern und traust dich nicht weil du mich nicht kennst? Nun gut, das können wir andern.“, sie räusperte sich und schlug ihre Faust an ihren Brustkorb. „Dass ich Kessy heiße weißt du ja schon, Kessy Hammersmith um genau zu sein. Ich bin vier und ich habe eine Mama und einen Papa. Papa arbeitet in einer Fabrik, ich weiß aber nicht was genau er dort macht. Mama ist zurzeit verreist, zum schönsten Ort der Welt, hat sie gesagt. Bis sie wieder da ist passt Tori auf mich auf, sie ist einfach toll, du musst sie unbedingt kennen lernen. Weißt du was? Ich lade dich einfach zu meiner Geburtstagsparty ein, bald werde ich nämlich fünf.“ Sie kramte ein Einladungskärtchen aus ihrer Hosentasche und hielt sie ihr hin. „Das ist die Einladung, da steht alles drauf, Ort und Uhrzeit. Ist sie nicht schön geworden? Tori und ich haben sie gemeinsam gemacht, wir haben noch mehr gemacht, für die anderen, sooo viele, “, sie machte mit ihren Armen einen weiten Kreis, dabei hielt sie immer noch das Kärtchen in der Hand, „das sind viel mehr wie ich brauche.“ Nun reichte sie ihr wieder die Einladung, aber das Mädchen zeigte keine Anstalten sie zu nehmen. Kessy steckte die Einladung in die Hosentasche ihres Gegenübers. „Ich gebe sie dir trotzdem, vielleicht überlegst du es dir. Ich würde mich jedenfalls freuen wenn du kommen könntest.“ „Kessy was machst du denn da? Hör auf mit der Verrückten zu reden. Komm lieber spielen.“ „Ich komme.“, sie drehte sich noch mal rum, „Also dann, man sieht sich.“, und lief zu den anderen Kindern. Da ich ziemlich lange Arbeitszeiten habe, bin ich einer der ersten der sein Kind, also Nr. 101 in den Kindergarten bringe und einer der letzten der sie wieder abholt. Wie gestern saß sie in derselben Ecke, wie gestern kommt sie nur wenn ich sie auffordere. Scheinbar willenlos folgt sie mir. Zu Hause sage ich ihr, dass sie sich setzen soll, sonst würde sie ja stehen bleiben. Ich bemerkte, dass etwas in ihrer Hosentasche steckte, was schon halb raus gefallen war. Ich sagte ihr, dass sie es mir sagen soll was das ist. „Es ist eine Einladung, Meister.“ „Sag mir, für welchen Anlass diese Einladung ist.“ „Für eine Geburtstagsfeier.“ Eine Einladung zum Geburtstag, das wird ihr sicher gut tun. Ich nahm die Karte und schaute sie mir an, hübsch gemacht ist sie ja. „Du wirst da hin gehen!“ „Ja, Meister.“ „Für die Party brauchst du was Vernünftiges zum Anziehen, das heißt wir gehen jetzt einkaufen. Los komm!“ Ich hatte zwar, an dem Tag als ich die ganzen Amtswege gemacht habe, für sie schnell was geholt, aber nur eine Hose, die ihr etwas zu eng saß, und ein T-Shirt das dafür um so größer war, reichten bei weitem nicht aus, außerdem muss man für eine Party ein bisschen schick sein. Es war wenig los auf der Straße, es gab nur wenige die sich schon raustrauten, unter ihnen Natako und Nr. 101. Sie waren gerade in einem Geschäft und Natako wartete vor der Umkleidekabine. Der Vorhang wurde zur Seite geschoben und Nr. 101 trat heraus, sie trug ein sandfarbenes Röckchen, eine Bluse mit kurzen Ärmeln und eine Weste, mit einem kleinen Kaktus aufgenäht an ihrer rechten Brust, passend zum Rock. „Das steht dir sehr gut. Möchtest du es haben?“ „Natako? Du hier?“ Er drehte sich rum, um zu sehen wer ihn angesprochen hat. „Samana. Was machst du denn hier?“ „Ich habe zuerst gefragt, aber egal. Ich brauche etwas für heute Nacht.“ „Wollt ihr etwa wieder die Nacht unsicher machen?“ „Nur ich, die anderen trauen sich nicht, aber ich werde auch so meinen Spaß haben.“ „Hast du schon Seyji gefragt ob er mit dir mitgeht?“ Sie wurde eine Nuance trauriger. „Nein, habe ich nicht. Er wird sowieso nicht mitkommen, er muss doch bis spät arbeiten. Und außerdem, seit dem Tag wo…“ „Meister.“ Er drehte sich rum, hatte sie wirklich etwas gesagt? „Was hast du denn?“ „Sie wird sich vernachlässigt fühlen, weil du sie einfach stehen gelassen hast.“ Sie beugte sich, mit einem freundlichen Lächeln, zu ihr hinunter. “Du bist ja niedlich, ich bin die Samana, und wie ist dein Name?“ Schweigen. Sie versuchte es weiter. „Das was du an hast steht dir sehr gut. Hast du dir das selbst ausgesucht?“ Schweigen. Sie seufzte und erhob sich. „Besonders gesprächig ist sie ja nicht.“ „Das hätte ich dir gleich sagen können.“, und zu Nr. 101 gewandt, „Zieh dich wieder um.“ Sie ging in die Kabine und Natako zog den Vorhang zu. „Meister?“, flüsterte Samana ihm fragend zu. „Das ist eine lange Geschichte.“ Natako nahm die Sachen von Nr. 101 und die, die auf einem Haufen auf einer Bank lagen und ging Richtung Kasse um zu bezahlen. „Komm!“ Sie folgte ihm. Schwer beladen machten wir uns auf den Weg. Die Sachen haben zwar eine Menge Geld gekostet, trotzdem ist mein Konto nicht leer. Meine Eltern schicken mir jeden Monat Geld, aber es ist viel mehr als ich eigentlich brauche, auch jetzt, wo wir nun zu zweit sind, nicht. Ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass ich nun eine hohe Verantwortung trage. Bin ich ihr überhaupt gewachsen? Wenn ich es geschafft habe meinen Bruder zu holen, muss ich mich ja auch um ihn kümmern, aber ich habe mir nie klar gemacht was das bedeutet. Ob es gut ist, wenn die Beiden sich kennen lernen? Vielleicht sollte ich sie beim nächsten Rettungsversuch mitnehmen. Nein Natako, schlag dir das aus dem Kopf. Das Wichtigste ist erstmal ihre Eltern, oder zumindest Verwandte oder Bekannte zu finden, und dass sie wieder normal wird. Hallo meine treuen Leser, ich freue mich, dass ich wieder Kommis bekommen habe. Vielen Dank. Scheut euch nicht auch zu schreiben welche Fehler ich mache, das ist wichtig, damit ich mich verbessern kann. Ich wollte noch etwas zum Ort der Story sagen. Es ist nicht zwangsläufig Tokyo oder eine andere japanische Stadt, wo das alles spielt. Es ist irgendeine Stadt, in irgendeinem Land, in irgendeiner Welt. Sie haben etwa die gleichen technischen Standards wie wir sie kennen. Jedoch gibt es einige Unterschiede was das Soziale und Gesetze angeht. Deshalb kann Kirian nicht in ein Erziehungsheim geschickt werden, es gibt halt keins. kariyami Kapitel 10: Kindersorgen? ------------------------- Seit ein paar Tagen hatte ich, nach langer Zeit endlich wieder Arbeit bekommen. Ich bin jetzt Hilfsarbeiter, lange Arbeitszeiten, schlecht bezahlt, aber wir waren froh das ich überhaupt einen Job gefunden habe, das war für meine Frau und mich ein Grund zum Feiern. Es war spät in der Nacht, als dann unsere Tochter Samana nach Hause kam und wir ihr die gute Nachricht mitteilten. Es schien nicht so als würde es sie viel interessieren, wie so vieles was mit uns zusammenhängt. Meine Frau und ich haben uns schon Sorgen um sie gemacht weil sie mal wieder auf ihren nächtlichen Streifzügen war. Dazu braucht sie Geld, Geld das wir nicht haben. Lange Zeit haben wir uns gefragt, woher sie das Geld hernimmt, bis ich entdeckt habe das unsere Ersparnisse immer weniger wurden, Ersparnisse die sich angesammelt haben, zu der Zeit als Kintaro noch lebte. Kintaro, lange Zeit kamen meine Frau und ich nicht über seinen Tod hinweg. Samana war damals vier Jahre alt, zu klein um alles zu verstehen. Danach hatten wir uns voll auf unsere Tochter konzentriert, wir wollten aus ihr einen zweiten Kintaro machen, aber sie entwickelte sich nicht so wie wir uns das vorgestellt hatten. Natürlich stellte ich sie wegen dem Geld zur Rede. Sie stritt nicht ab es genommen zu haben, von Reue jedoch keine Spur. „Aber das ist unser ganzes Geld für schlechte Zeiten, das darfst du nicht so einfach nehmen.“ „Was kümmert es mich was ich darf und was nicht, ich brauche es eben.“ „Gehe erstmal richtig arbeiten dann lernst du auch den Wert des Geldes schätzen.“ Sie war gerade im Begriff weg zu gehen und das machte mich wütend, dieses Desinteresse. „Hey, lauf nicht weg wenn ich mit dir rede.“ Als ich ihr diesen Satz hinterher geschrieen hatte, drehte sie sich um und sagte etwas dass ich wahrscheinlich nie vergessen werde. „Ich gehe doch arbeiten und das völlig umsonst auch wenn ich nur rumgammele. Obwohl, heute war es anders, heute durfte ich mitfahren. Wir haben überfällige Steuern eingetrieben, wusste gar nicht dass Kopfgeldjäger so was machen. Die nicht zahlen konnten wurden in Gewahrsam genommen. Also, gute Nacht.“ Ich war etwas verwundert aber gleichzeitig freute ich mich richtig; das erste Mal seit Kintaros Tod hatte sie etwas über sich erzählt, und wie lange ist es her das sie mir `gute Nacht´ sagte. Meiner Frau habe ich nichts von dem Geld erzählt, das würde sie nicht verkraften. Im Gegenteil ich fülle den Geldtopf immer wieder nach, damit sie es nicht merkt. Ich weiß, es ist falsch und nun wirklich nicht der richtige Weg um zur Erziehung beizutragen, aber sie lässt sich eh schon seit Ewigkeiten nicht mehr erziehen. Meine Tochter war nie besonders schmusebedürftig, schon als Kleinkind wehrte sie sich davor auch nur angefasst zu werden. Deshalb war ich auch total überrascht als sie in meine Arme sprang. So etwas kenne ich nicht von ihr. Kurz danach, Kessy und ich waren alleine, schaute sie mich besorgt an. „Geht es dir gut? Ist… ist dir irgendwie komisch?“ Etwas irritiert schaute ich sie an. „Nein, mir geht’s gut. Was soll denn sein?“ „Na ja ich.. ich… also du, na ja du…du “, druckste sie herum, „na ja du… du siehst so blass aus.“, brachte sie endlich hervor. „Blass?“ Ich schaute mich im großen Wandspiegel der im Flur hängt an. „Also ich kann nichts erkennen, ich finde meine Hautfarbe ganz normal.“ Ich drehte mich ihr wieder zu und bemerkte dass sie gerade Luft ausgestoßen hat. Ich arbeite als Stahlarbeiter in einem Großbetrieb, reich wird man nicht, aber man kann sich was leisten. Wir, meine Frau und ich, hatten immer versucht Kessy eine glückliche Kindheit zu geben. Wir haben ihr schöne Sachen gekauft, sind mit ihr in den Park gegangen und haben die Enten und die Schwäne gefüttert und sind Eis essen gegangen, waren mit ihr im Zoo und im Zirkus, kurz, wir haben viel mit ihr unternommen. Irgendwann kam der Tag an dem sich meine Frau und ich nicht mehr so gut verstanden, wir hatten uns einfach auseinander gelebt. Wir stritten uns wegen Kleinigkeiten und waren uns in nichts mehr einig. Einig waren wir nur in einem Punkt: Lass das Kind nichts mitkriegen. Also gingen wir weiterhin in den Park und Eis essen und taten all die anderen Dinge als ob nichts wäre, immer darauf bedacht nicht vor ihr zu streiten . Obwohl wir uns nicht mehr verstehen sind wir bis ans Ende unsere Tage dazu verdammt zusammen zu leben, einmal verheiratet immer verheiratet, bis dass der Tod uns scheidet. Und einfach für immer weggehen kann sie auch nicht, man würde sie finden und sie wegen `Vernachlässigung der ehelichten Pflichten´ verhaften. Wie soll ich das dann Kessy erklären? Es ist gut, dass meine Frau für ein paar Wochen mit ihrer Freundin in den Urlaub geflogen ist. Das bringt uns den Abstand der dringend nötig war, aber bald kommt sie zurück und alles geht wieder los. Ich muss mich zusammenreißen um sie nicht an zu schreien, muss mich zwingen mit ihr beim Essen ein paar nette Worte zu wechseln, so wie wir es immer getan haben. Alles für Kessy. Wie sitzen hier am Tisch und nehmen unser Essen ein, schweigend, Seyji verhält sich so wie immer, freundlich kühl. Seit er bei uns ist, ist er darauf bedacht es uns recht zu machen. Im Kindergarten zeigte er uns Stolz was er gebastelt hat, wie er seinen Namen schreiben konnte, noch bevor die anderen es konnten, und als er dann in die Schule kam hat er in jeder Arbeit hundert Punkte bekommen. Aber egal wie sehr wir ihn lobten, wie sehr wir auch versuchten ihm Wärme und Geborgenheit zu geben, er blieb immer distanziert höflich. Seine Eltern sind Kleinkriminelle und irgendwo im Drogensumpf gelandet, keiner wollte was mit ihnen zu tun haben, man schämte sich und alle wollten verheimlichen mit ihnen verwandt zu sein. Als sie dann eines Tages verhaftet wurden ließen sie ihren kleinen Sohn zurück, von dem bis zu diesem Zeitpunkt keiner wusste. Ich weiß noch genau wie das Telefon klingelte und mich jemand fragte ob ich mit Enrico und Katira Isogara verwandt sei. Ich wollte es erst abstreiten aber aus irgendeinem Grund, vielleicht war es Instinkt, tat ich es nicht. „Ja, Enrico ist der Bruder meines Mannes.“ Und dann erzählte mir der Mann am anderen Ende der Leitung worum es geht. Wegen dem kleinen Jungen wurde damals extra eine Familienkonferenz einberufen. Man war sich einig, dass keiner ihn haben wollte, man hatte Angst sich mit ihm eine Last aufzubürden, immerhin floss in seinen Adern das Blut seiner Eltern. Ich war da nicht anders. Warum ich mich entschieden habe ihn dann doch aufzunehmen? Nun, das kam so. Wir saßen grade da und tranken alle unseren Konferenztee, als bei einem das Handy klingelte, er ging raus um zu telefonieren. Nach einer Weile kam er wieder und entschuldigte sich, dass er kurz weg müsse, seine Tochter hätte ihren Schlüssel verloren. Verloren, dieses Wort war der Ausschlaggeber, ich schaute in die Ecke wo der kleine Junge, unbeachtet von allen, in der Ecke saß. Wenn keiner von uns ihn aufnimmt wird er ein Verlorener und das hat keiner verdient, nicht einmal er, das waren meine Gedanken damals. Nach längerem Zureden brachte ich meinem Mann dazu ihn umzustimmen. Ich ging zu dem Jungen in die Ecke, hockte mich vor ihn hin und fragte übertrieben freundlich nach seinem Namen, er war so verängstigt dass er nicht antwortete. Schon kam eine Stimme von hinten. „Wollt ihr ihn wirklich zu euch nehmen? Wisst ihr worauf ihr euch überhaupt einlasst? Er kann ja nicht mal vernünftig antworten, das ist doch Beweis genug, dass Verbrecherblut in seinen Adern fließt.“ Was für eine Logik, eine Logik die ich, wie ich zu meiner Schande gestehe, damals auch hatte, trotzdem konnte mich keiner von meinen Entschluss abbringen. Seit diesem Tag sind mein Mann und ich bei unserer buckligen Verwandtschaft ins Minus gerutscht, aber das stört uns nicht mehr. Den ganzen Weg nach Hause sagte er kein Wort, aber als dann die Haustür hinter uns ins Schloss fiel, stellte er sich vor uns hin, machte eine Verbeugung und sagte kühl: „Entschuldigt meine Manieren, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Seyji Isogara.“ Seit diesem Tag ist er so. Und eines Tages sagte mein Mann zu mir, dass er es nicht bereut hat sich von mir überreden zu lassen. Am Anfang waren wir erleichtert dass er doch nicht so ein schwieriger Fall war wie zuerst befürchtet. Doch je länger er bei uns war, je mehr schloss ich ihn ins Herz und je mehr wünschte ich mir er würde mehr spielen, Kontakte mit Kindern seines Alters knüpfen, anstatt immer nur zu lernen. Es ist wie... als hätte er eine unüberwindliche Mauer um sich herum aufgebaut. Aber irgendwas ist seit seiner Ohnmacht anders, ich weiß nicht was es ist, aber irgendwas ist definitiv anders. Gelingt es endlich mal jemandem die Mauern einzureißen? Es ist stürmisch und ich fahre Auto, Kirian sitzt neben mir, gerade eben habe ich ihn, nachdem ich die Kaution bezahlt habe, mal wieder von der Polizei abgeholt. Es folgte die übliche Standpauke, danach sagte keiner mehr von uns etwas, bis: „Hey Alter, warum zahlst du eigentlich jedes Mal?“ Ich schaute zu ihm rüber. Er starrte auf die Straße vor sich. Was war denn das für eine Frage? „Na du bist doch mein Sohn. Je…“ „ICH BIN NICHT DEIN SOHN!!!“ Wütend funkelte er mich an, ja er ist wirklich nicht mein richtiger Sohn, meine Frau und ich können keine eigenen Kinder bekommen. Ich weiß noch genau wie wir uns trafen, damals hatte er auf das was meine Frau zu ihm gesagt hat genauso wütend reagiert. Es war schönes Wetter, die Sonne stand hoch am Himmel und alles war trocken, außer uns fuhr niemand auf der Landstraße. Plötzlich verlor ich, mitten auf gerader Strecke, die Kontrolle über das Fahrzeug und fuhr gegen einen Baum. Zum Glück ist uns nichts weiter passiert aber eine Weiterfahrt war unmöglich. Ich nahm mein Handy und rief den Pannendienst an, in einer Stunde wollten sie da sein. Nach ein paar Minuten zogen dunkle Wolken auf und schoben sich vor die Sonne. Erst kamen ein Tropfen und noch einer und dann prasselte es nur so auf uns nieder. Schnell flüchteten wir in das kaputte Auto. Das Geräusch des Regens bewirkte bei meiner Frau dass sie ein gewisses Bedürfnis verspürte also ging sie raus um sich zu erleichtern. „Bärchen.“, hörte ich sie rufen. „Kommst du mal bitte?“ Was wollte sie denn jetzt? Genervt stieg ich aus das Auto raus und trat in den Regen. Es dauerte gar nicht lange bis ich sie gefunden hatte, und jemand war bei ihr, ein kleiner Junge, etwa drei bis vier Jahre alt. Er war verdreckt, seine Kleidung war mit Blut übersät und man sah ihm deutlich an, dass er angst hatte und verwirrt war. Ich bin zwar kein Arzt, aber wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen der Junge stand unter Schock. Meine Frau hatte sich vor ihm hingekniet und fragte freundlich: „Na mein Kleiner, willst du der Tante deinen Namen verraten?“ „Kirian.“ „Bist du ganz allein hier? Wo sind denn deine Eltern?“ „Tot.“ „Bringst du uns zu ihnen?“ „Nein.“ Sie drehte sich ratlos zu mir um. „Können wir ihn nicht behalten? Natürlich nur so lange bis seine Verwandten gefunden worden sind.“ Meine Frau hat immer darunter gelitten dass wir keine Kinder bekommen konnten und ich stimmte ihr zu. Was blieb mir denn auch anderes übrig? Sie drehte sich wieder zu Kirian um. „Hast du gehört? Du kannst jetzt bei uns bleiben. Freust du dich mein kleiner Engel?“ „ICH BIN KEIN ENGEL!!!!“ Sprachlos starrten wir ihn an, nicht fähig irgendwas zu sagen. Wir gingen mit ihm zum Auto damit er erstmal ins Trockene kam. Dann kam auch schon der Pannendienst und holte uns und das Unfallauto ab. Wir erzählten alles und sofort wurde eine Suchaktion nach seinen Eltern gestartet, womöglich hatte sie einen Unfall und lagen irgendwo schwer verletzt und brauchten Hilfe, aber sie wurden nicht gefunden. Kirian wuchs heran und er wurde immer schwieriger. Anfangs waren es nur kleine harmlose Streiche und wir sagten uns dass das jeder Junge in diesem Alter mache. Aber er schwänzte immer öfter die Schule, ein Wunder dass er nicht viel öfter sitzen geblieben ist. Seine Brutalität nahm von Tag zu Tag zu, mittlerweile gibt es kaum jemanden der sich nicht vor ihm fürchtet. Aber egal was er auch anstellen mag, er ist unser Sohn und so wird es auch immer bleiben. Auch wenn uns alle Leute wegen ihm bemitleiden oder den Kopf schütteln weil sie nicht verstehen können, das wir so nachsichtig mit ihm sind. Wie ihr sicher gemerkt habt, habe ich diesmal aus der Sicht der Pflege-(Väter) bzw. Pflege-(Mütter) geschrieben. Ich hoffe es ist mir gelungen ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken. Vielleicht mache ich so was noch mal, ich weiß noch nicht so genau. Bis zum nächsten Mal kariyami Kapitel 11: Ich wollte doch nur beachtet werden ----------------------------------------------- Seit ein paar Tagen sitze ich nicht mehr nur im Büro und langweile mich, sondern ich bin ganze Zeit mit Herrn Kichi unterwegs. Er war es der sich auch dafür eingesetzt hat das ich raus komme. „Wie soll sie denn etwas lernen wenn sie nur hier drinnen hockt?“, hatte er gesagt. Die waren zwar alle erst skeptisch aber schließlich konnte er sie doch überzeugen. Keine Ahnung warum er sich so für mich eingesetzt hat, es ist mir ehrlich gesagt auch egal. Jedenfalls fühle ich mich wohler als vorher. Aber zurzeit fühle ich mich überhaupt nicht wohl. Der Grund ist das Herr Kichi für meinen Geschmack etwas zu schnell fährt. Ich verstehe ja dass wir den Flüchtigen kriegen müssen, aber wenn solche Verfolgungsjagden öfters vorkommen, bin ich für den Beruf der Kopfgeldjägers vollkommen ungeeignet, ich hasse schnelle Autos und ich habe angst vor ihnen. Seit mehr als zwei Wochen begleite ich Herrn Tachikawa auf seiner Visite, aber ich weigerte mich strikt mit in ihr Zimmer zu gehen. Und eigentlich hatte ich das auch nie vor bis: „Seyji, Frau Isogara möchte gerne mit dir reden, sie sagte es sei wichtig.“ Was? Sie wollte was? Was kann denn so Wichtig sein? Da gehe ich nicht hin, das ist unmöglich. Da kriegen mich keine zehn Pferde rein. Ich tat das Unmögliche und jetzt stehe ich vor ihr und warte darauf dass sie aufwacht. Wieso schläft die denn jetzt? Wenn ich noch lange hier stehen muss gehe ich ein. Es macht mich förmlich fertig ihr so nah zu sein, schon allein das Wissen das wir im selben Gebäude sind brachte mir ein mulmiges Gefühl. Eigentlich wollte ich die vier Wochen hier erfolgreich abschließen und dann die Begegnung mit ihr vergessen. Warum habe ich solche Angst vor ihr, selbst wenn sie schläft? Es gibt doch keinen Grund dazu, oder? Es ist doch ehr so dass ich mich kaum an sie erinnere, nur an das Gesicht als sie und Vater damals fort gingen, sein Gesicht habe ich vergessen. Das meiste was ich über sie weiß habe ich aus Erzählungen. Diese Familienkonferenz hat wohl bei mir ziemlich deutliche Spuren hinterlassen. Komisch, obwohl sie nur wenig später stattfand als meine Eltern gingen, erinnere ich mich an jede Einzelheit. Und dennoch, nein genau deshalb ist es lächerlich angst zu haben, ja genau, ich warte einfach. Vielleicht sollte ich sie wecken? Aber heißt es nicht schlafende Hunde soll man nicht wecken? Hund, sie ist doch kein Hund, ich weck sie jetzt auf. Eine Fliege auf ihrer Nase, sehr interessant. Oh, sie wacht auf. „Hallo, schön das du da bist.“„Ja. Sie wollten mich sprechen?“ Nach, wie es Samana vorkam, unendlichen langen Stunden, holten sie den Flüchtigen ein und die jagt war zu ende. Der Verfolgte hatte Pech gehabt, sein Auto bekam einen Platten, er verlor die Kontrolle über das Fahrzeug und bretterte direkt in einen Obst- und Gemüsestand; der Gemüsehändler konnte gerade noch so ausweichen. Der Mann stieg aus dem Wagen und wollte zu Fuß weiter, aber schon war Herr Kichi bei ihm, überwältigte ihn, legte ihm Handschellen und verfrachtete ihn in den Wagen. Samana war inzwischen ausgestiegen und kümmerte sich um den Händler, anscheinend hatte er alles heil überstanden, trotzdem riet sie ihm einen Arzt aufzusuchen, nur für alle Fälle. „So, das hätten wir.“ Er schloss die Autotür und drehte sich rum, um auf Samana zu warten. „Hm, du siehst ziemlich blass aus. Mach doch eine Pause, ich kann ihn auch alleine zur Polizei bringen. Ich hole dich dann hier wieder ab.“ So kam es das sie jetzt hier im Cafe sitzt und bei sommerlichen Temperaturen warme Milch mit Honig trank. Der Schweiß rann ihr aus allen Poren aber es beruhigte sie. Jemand trat an den Tisch und räusperte sich, sie schaute auf um zu sehen wer sie in ihrer Ruhe stört, da sprach er auch schon. „Was machst du denn hier? Wieso bist du nicht auf Arbeit?“ „Ich mache nur eine Pause, mein Betreuer kommt gleich wieder. Aber da mal von abgesehen Sensei, eigentlich müsste ich sie fragen was sie hier machen. Müssten sie nicht um diese Zeit in der Schule sein, um Kirian zu unterrichten?“ „Das tue ich doch, aber was sollen wir zwei da alleine in dem riesigen Gebäude. Und mal ganz ehrlich, er kommt doch eh nicht zur Schule, also wollte ich einen Kaffee trinken gehen, und wie der Zufall so will bin ich ihm hier begegnet. Wir sitzen gleich da vorne, komm doch mit rüber.“ Sie sah in die Richtung in die Alex gezeigt hat, dort saß Kirian und stocherte missmutig mit dem Strohhalm im Glas herum, bei ihm am Tisch saß Tori. Samana zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Was für ein kurioser Anblick wie die beiden so friedlich beieinander sitzen. „MIR REICHTS!“ Brülle plötzlich Kirian, stand auf und war schon durch den Ausgang verschwunden. „Kirian warte!“ Alex folgte ihm. Was war das denn? Aber sie hatte ihre warme Milch mit Honig und ihre Ruhe. Was will man mehr? „Darf ich mich zu dir setzen?“ Das will man jedenfalls nicht. Trotzdem machte Samana einen Wink und Tori setze sich zu ihr. Draußen ging Kirian mit strammem Schritt durch die Straßen, gefolgt von Alex. „Warte, was ist denn los?“ Er drehte sich um und starrte ihn wütend an. „Was los ist? Das weist du doch genau so gut wie ich! Wie konntest du sie nur an den Tisch rufen?“ „Was hast du gegen sie? Samana ist doch…“ „Die mein ich nicht. Du weist doch ganz genau das ich…“ Das du sie …studierst. Ja ich weiß. Ich wollte dir doch nur helfen.“ „Helfen? Wann hab ich gesagt das du mir helfen sollst?“ „Nun sei doch nicht mehr böse. Hier, für dich.“ Kirian schaute auf das, was plötzlich wie von Zauberhand in Alex’ Hand war. „Was ist das denn?“ „Na eine Distel, die magst du doch so gern.“ „Ich weiß dass das eine Distel ist, aber…aber…“ „Aber was?“ „Aber von Engeln nehme ich keine Geschenke. Ich hasse Engel und das weißt du. Schenk sie lieber deiner Freundin.“ „Erstens, habe ich keine Freundin, zumindest noch nicht, zweitens schenkt man einer Frau keine Disteln und drittens, bin ich ein gefallener Engel.“ „Ja, ja, ich weiß. Gib schon her! Ich geh jetzt und wehe du folgst mir!“ Er nahm die Distel und schritt von dannen. Alex ging in eine andere Richtung. Na toll. Jetzt sitze ich hier mit Tori und lass mich von ihr berieseln, dabei wollte ich doch meine Ruhe haben. Noch immer steckt mir das Zittern in meine Glieder, seit damals mag ich keine Autos. „Dabei war es doch meine Schuld.“ „Wie? Hast du etwas gesagt?“ Ich habe gar nicht bemerkt dass ich laut gesprochen habe. „Nein, nein. Das musst du dir eingebildet haben.“ „Bist du dir sicher? Ich hab’s doch gehört.“ „Ich sagte dass es meine Schuld war. Du musst wissen, ich hatte mal einen Bruder.“ „Hatte?“ „Er ist Tod.“ „Oh, tut mir Leid.“ „Schon gut.“ Was passiert hier? Ich muss dieses Gespräch sofort beenden, sonst erzähle ich ihr noch alles, ausgerechnet ihr. In diesem Moment, wo ich das dachte, war es auch schon zu spät. „Sein Name war Kintaro, er war älter als ich und war sehr gut in der Schule, ein kleines Genie könnte man sagen. Alle Leute bewunderten ihn und gratulierten unsere Eltern für diesen gelungenen Sohn. Immer wieder wurde er mit Lob überhäuft, für mich interessierte sich keiner. Es ging nur um Kintaro, Kintaro, Kintaro. Mit der Zeit wurde ein Wunsch in mir immer stärker. Beim Stadtfest am Wunschbrunnen sprach ich ihn aus, `ich wünsche mir, Kintaro würde für immer verschwinden´. Die Wochen vergingen und ich hatte meinen Wunsch schon wieder vergessen, der Alltag ging weiter wie bisher, aber ich wollte auch beachtet werden. Im Kindergarten malten wir gerade Bilder, das Leben am Teich. Ich strengte mich wahnsinnig an, es wurde das Beste von allen, es war mein ganzer Stolz. Zu Hause wollte ich es sofort meinen Eltern zeigen aber die waren gerade bei einer Elternversammlung, also wollte ich es Kintaro zeigen. Ich stürmte in sein Zimmer und rief: `Kintaro schau mal was ich schönes gemalt habe. `Er drehte sich nur wütend um und sagte: `Siehst du denn nicht das ich beschäftigt bin? Verschwinde ´ Ich habe ihn beim lernen gestört, wie schon so oft, aber als er es dieses mal zu mir sagte war ich traurig und wütend zugleich. Ich habe mir solche Mühe gegeben und das einzige was ich wollte war das jemand zu mir sagt, das hast du gut gemacht. Ist das denn wirklich zu viel verlangt? Aber wenn Kintaro nicht mehr so viel lernen könnte, hätte er auch mehr Zeit für mich, das war damals meine Logik, die Logik einer Vierjährigen. Ich nahm das Buch was auf seinem Schreibtisch saß und rannte davon. Er lief hinter mir her und rief ich solle es ihm wieder geben. Doch ich hörte nicht auf ihn, stattdessen rannte ich nach draußen über die Straße ohne auf den Verkehr zu achten. Ich war gerade drüber als, ich hörte Kintaro wie er schrie und dann gab es einen lauten Knall. Ich drehte mich um und da sah ich ihn am Boden liegen, seltsam verkrümmt, in einer Blutlache, ich war nicht in der Lage meine Blicke davon abzuwenden. Schon nach wenigen Minuten kam der Notarzt aber Kintaro starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Ist das passiert weil ich mir gewünscht habe das Kintaro verschwinden soll? Diese Frage stellte ich mir damals und bis heute habe ich nicht damit auf gehört.“ Als ich geendet habe nahm ich einen Schluck von meiner warmen Milch die nun nicht mehr ganz so warm war und stellte sie dann wieder ab. Ich schaute Tori an um zu sehen was für ein Gesicht sie macht, und als ob ich es geahnt hätte, sie lächelte als ob ich ihr gerade etwas Schönes erzählt hätte. Aber dieses Lächeln tat mir besser als es mitleidige Blicke und Worte es je gekonnt hätten. Was soll das? Ich dachte sie wollte mir was Wichtiges sagen. Ich hab gar nicht gewusst das man so viel reden kann, ohne wirklich etwas zu sagen. Komm zum Punkt, red nicht ständig um den heißen Brei herum! Was interessiert mich welche Farbe die Nachttischlampe deiner Oma hatte? Längst habe ich aufgehört zuzuhören und folge gespannt den Bewegungen der Fliege. Ich habe bisher gar nicht gewusst, wie interessant Fliegen sein können. Gab es bei der Biene Maja nicht auch eine Fliege? Wie hieß sie noch gleich? Ich glaube Puck oder so ähnlich. Genau weiß ich das nicht so genau, ich kucke nicht so oft Fernsehen, ich lerne lieber. Auch über Fliegen und andere Insekten habe ich was gelernt, aber es ist schon was anderes sie live zu beobachten. Oh du süße Fliege, ich beobachte dich wie du mit deinem Rüssel über die Oberfläche tastest, wie du deine Vorderbeine aneinander reibst um dann mit ihnen über deine Facettenaugen zu streichen, immer und immer wieder, nur von kurzen Flügen unterbrochen. „Es ist sehr lange her das ich das Wort Mama aus deinem Munde zu mir sagen hörte.“ Dieser Satz rückte mich aus meinen Gedanken. Sie hat also gewusst wer ich bin, das muss wohl ihr letzter kümmerlicher Rest Mutterinstinkt sein. „Wie kommen sie jetzt darauf?“ „Was soll denn noch diese förmliche Anrede? Du weißt doch wer ich bin.“ Das fragt sie noch? Wieso sollte ich das nicht tun? Eine fremde Person duzt man doch nicht und das ist sie nachdem wir so lange keinen Kontakt zu einander gehabt hatten. Da ist es auch egal wenn man Blutsverwandt ist. Wenn sie jetzt `Mama´ spielen und mich als `wieder gefundenen Sohn´ in die Arme schließen will hat sie sich aber geschnitten. Seit der Sache habe ich nachgedacht, ich kann es nicht leugnen dass ihr Blut in meinen Adern fließt, ob es mir nun gefällt oder nicht. Zu dieser Erkenntnis kam ich als ich Tori alles erzählte, und noch etwas hat es in mir ausgelöst; das Bedürfnis sie und so mit auch mich selbst besser kennen zu lernen, aber wer sagt eigentlich das Kinder wie ihre Eltern werden müssen? „Aber eigentlich ist es ja auch nicht verwunderlich, warum solltest du mich Mama nennen? Weißt du, ich war nicht immer so, daran ist nur dein mutmaßlicher Vater schuld. Als ich jung war führte ich zwar ein wildes Leben, aber mit Drogen und Diebstahl hatte ich nie etwas am Hut. Eines Tages lernte ich Enrico kennen, er war viel älter als ich, verdiente schon sein eigenes Geld, das er schneller ausgab als er es kriegte und er ging genauso gerne auf Partys wie ich, es war Liebe auf den ersten Blick, wir hatten viele Gemeinsamkeiten. Genauso wie bei mir schämten sich seine Verwandten für seine Existenz deshalb zogen wir in eine andere Stadt, gleich hier in der Umgebung. Wir litten auf Grund unserer Lebensweise notorisch an Geldmangel, aber wir hatten es immer geschafft über die Runden zu kommen, bis ich eines Tages schwanger wurde. Ich habe den ganzen Tag geheult, ich war doch noch viel zu jung dazu, mit fünfzehn Jahren hatte ich doch noch mein ganzes Leben vor mir. Aber Enrico nahm mich in die Arme und sagte das wir das gemeinsam durchstehen und mit der Zeit akzeptierte ich meine Schwangerschaft und freute mich auch auf das Kind das ich dann zur Welt brachte, man kann sagen wir waren arme aber glückliche und stolze Eltern. Wir taten alles für dich, aber etwa zwei Jahre nach deiner Geburt begann er sich zu verändern, er brachte plötzlich Unmengen an Geld mit nach Hause und benahm sich seltsam, er war irgendwie neben der Spur. Das machte mich stutzig und ich wollte den Grund herausfinden und das tat ich dann auch; Drogen und Diebstahl. Ich stellte ihn zur Rede wie er uns so was antun könne ob er nicht an unseren Sohn denkt. Ich drohte ihn damit zu verlassen aber die Liebe war stärker. Ich weiß nicht mehr wie es kam das Enrico mich ins Geschäft einführte aber ab dem Zeitpunkt begann ich in dem Kind, also dir, eine zusätzliche Last zu sehen, alle Mutterliebe war verschwunden. Das ganze lief so bis du vier warst, wie wurden bei einem Einbruch erwischt und wollten mit einem geklauten Auto fliehen, das du allein in unserer Wohnung warst hat uns nicht interessiert. Unsere Flucht führte uns hierher in unsere Heimatstadt, vielleicht suchten wir unbewusst nach etwas Vertrautem. Ich bin sicher wir wären entkommen wenn dieser Junge nicht gewesen wäre. Ein Mädchen in deinem Alter lief über die Straße, ich erinnere mich ganz genau, sie hatte ein Buch unterm Arm geklemmt, gefolgt von einem Jungen den wir kurzer Hand überfuhren. Wir fluchten erst weil der Unfall uns Zeit gekostet hat aber dann jubelten wir in der Annahme dass die Polizei ja anhalten würde um sich um den Verletzten zu kümmern, aber wir hatten uns getäuscht. Sie schnappten uns und wir wurden wegen Drogenhandel, Diebstahl und Fahrerflucht verurteilt. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen, er kam in ein Gefängnis für Männer und ich in den Frauenknast. Nur damit du es weißt, ich bereue es nicht was ich getan habe, meine Muttergefühle und Zuneigung zu dir starben an dem Tag als ich Enrico zur Rede stellte und sie sind bis heute nicht wieder zum Leben erwacht, aber eins ist seltsam, es ist irgendwie ein gutes Gefühl das endlich los geworden zu sein.“ Ich schaute sie nur an, ich wusste gar nicht was ich davon halten soll. Soll ich jetzt lachen oder weinen? „Wenn das so ist, dann wird es dir wohl nichts ausmachen das ich dich weiterhin nicht Mama nenne.“ Sie riss ihre Augen auf, mit dieser Reaktion habe ich nun überhaupt nicht gerechnet. Ich konnte ihren Anblick nicht länger ertragen und verließ das Zimmer. Da lernte man mal seine Mutter kennen und man wusste schon vorher was für schlimme Sachen sie gemacht und dennoch, dennoch tut es weh so was aus ihrem Mund zu erfahren. Wieso nur? Ich hatte in ihr doch nie eine Mutter gesehen, sie war in meinen Augen immer eine Fremde gewesen. Peng, Peng! Mit Ohrmuscheln auf den Kopf stand ich da und schoss auf eine Zielscheibe die auf einer Pappe die eine Person darstellte gemalt war (ihr wisst doch sicher was ich meine), jedenfalls versuchte ich es, mein Talent war nicht besonders groß. Seit ein paar Tagen versuchte Herr Kichi mir das Schießen beizubringen. Als ich ihn fragte ob das überhaupt in Ordnung war, schließlich bin ich ja erst dreizehn, aber er meinte nur, wenn ich Kopfgeldjägerin werden will muss ich das können. Als ich merkte wie er in den Schießraum kam hörte ich auf zu üben und nahm die Ohrmuscheln vom Kopf die mich vor dem Lärm geschützt haben. Ich fand es ziemlich Verantwortungslos von ihm mich hier, mit einer scharfen Pistole allein zu lassen. „Na wie läufst?“, fragte er mich. Ich seufzte und sah viel sagend aufs Ziel. „Du bist nicht dafür geeignet in einer Kopfgeldjägeragentur wie diese hier zu arbeiten.“ Bitte? Was redet denn der jetzt für ein Unsinn? Nicht das ich so eine Karriere je einschlagen möchte, aber trotzdem. „Du bist mehr der Typ Einzelkämpfer, der auf eigene Faust auf die Jagd geht. Das solltest du beachten wenn du dich entscheiden solltest diesen Berufsweg einzuschlagen.“ „Warum haben sie sich eigentlich für diesen Beruf entschieden?“, fragte ich aus Neugier? „Früher war ich Polizist, doch ich wurde entlassen weil ich mich nicht korrekt verhalten habe. Bei einer Verfolgungsjagd wurde ein Kind überfahren, doch anstatt anzuhalten und Erste Hilfe zu leisten setzte ich die Verfolgung fort. Später erfuhr ich das der Junge gestorben sei. Aber die Verbrecherjagd ist mein Leben, so landete ich bei der Kopfgeldjägeragentur.“ Ich sah noch einen kurzen Moment auf die Tür durch die er verschwunden war nach dem er geendet hat .Was war das denn? Ich stellte mich wieder in Position setzte die Ohrmuscheln auf und setzte meine Übung fort. Obwohl ich noch nicht einmal die Pappfigur traf, genoss ich das Gefühl eine Waffe in der Hand zu haben. Es war ein gutes Gefühl. Herr Kichi stand an einem Grab und sprach mit einem Totem. „Hallo Kintaro, deine kleine Schwester ist zu Zeit Praktikantin bei uns. Heute haben wir jemanden mit dem Auto verfolgt und ich muss ehrlich zugeben, sie hat sich besser verhalten als ich. Sie war es nämlich die sich um den Gemüsehändler gekümmert, offenbar habe ich durch deinen Tod überhaupt nichts gelernt.“ Bei dem Verhältnis zwischen Samana und ihrem Bruder und seinen Tod habe ich mich aus einer Folge aus `Digimon02´inspirieren lassen. Nennt man das schon geklaut? Außerdem habe ich das, ich nenne es das Fliegenphänomen, einfließen lassen. Ich glaub jeder der sich schon mal gelangweilt hat, vor allem im Unterricht, kennt das sicher. Plötzlich ist dieses, ansonsten für lästig befundenes, Insekt hochinteressant. Ich freue mich schon auf eure Kommis, ihr wisst ja jede Art von Kritik ist erlaubt. Kariyami Kapitel 12: Geburtstagsparty ---------------------------- Herr Hammersmith kam in das Zimmer seiner Tochter, er hatte einen Kuchen mit fünf Kerzen in der Hand und sang `Happy Birthday´. „Alle gute zum Geburtstag“, sagte er, während Kessy die Kerzen ausblies. Er stellte den Kuchen auf das Nachtschränkchen ab und wollte Kessy umarmen, aber sie wich vor ihm zurück, das damals war eine absolute Ausnahme gewesen. Herr Hammersmith seufzte aber er ging nicht weiter darauf ein. In diesem Moment stürmte Tori ins Zimmer. „Tut mir Leid, ich hab verschlafen. Los aufstehen, du musst in den Kindergarten.“ Während sie das sagte packte sie hektisch Kessys Sachen zusammen. „Na was ist? Wieso liegst du noch im Bett?“ „Heute ist Samstag.“ „Wie? Oh ja, natürlich. Das wusste ich.“ Sie räusperte sich und setzte ein verlegendes Lächeln auf, das sich sofort in ihr typisches Lächeln umwandelte. „Aber wenn heute Samstag ist dann bedeutet das doch auch, dass heute dein Geburtstag ist. Herzlichen Glückwunsch.“ Sie wollte Kessys Hand schütteln um ihr zu gratulieren aber auch bei ihr wich sie zurück. „Tut mir leid, das hatte ich vollkommen vergessen.“ Kessy hob beschwichtigend ihre Arme. „Schon Gut. Möchtest du auch etwas von der Torte probieren?“ Au ja, liebend gern. Herr Hammersmith schnitt mit einem Messer das er bereits mitgebracht hatte, zwei Stücke heraus. „Das ist ja lecker.“, sagte Tori nach ihrem ersten Bissen, „Haben sie ihn gebacken?“ „Nein, damit kann ich mich leider nicht rühmen. Ich habe ihn beim Bäcker gekauft.“ „Wenn du das schon lecker nennst, dann musst du unbedingt Mamas selbstgebackenen Papageikuchen probieren, der schlägt diese Torte hier um Längen. Bisher hat sie ihn immer zu meinem Geburtstag gebacken aber diesmal werde ich wohl darauf verzichten müssen.“ „Ist es denn so schlimm?“ fragte ihr Vater sie. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich“ „Na da bin ich ja beruhigt.“ Kessy biss vom Tortenstückchen ab, da ihr Vater weder Teller noch Kuchengabel mitgebracht hatte. Inzwischen hatte Tori aufgegessen und wischte sich ihre Finger an ihrem Kleid ab. „Was soll das? Hat dir denn keiner beigebracht das man sich die Hände wäscht?“ fragte Herr Hammersmith leicht erbost. „Tut mir Leid.“ sagte sie fröhlich und verschwand Richtung Bad. „Warum bist du so verärgert Papa? Hast du etwa angst dass ich es ihr nach mache? Keine Angst, ich weis doch was sich gehört.“ Und ging, nachdem sie aufgegessen hatte, ebenfalls ins Bad. Nachdem sie sich fertig gemacht hatte, ging sie in die Küche, wo der Tisch schon fertig gedeckt war und alle begannen jetzt mit dem eigentlichen Frühstück. Natako hatte sich dran gewöhnt auf der Couch zu schlafen, er hat jetzt nicht mehr solche Rückenschmerzen beim aufstehen wie am Anfang. Er gähnte herzhaft und kratze sich an seiner Brust. Noch ein wenig steif tapste er ins Bad, er zog seinen Schlafanzug aus und stieg in die Dusche. Langsam drehte er am Wasserhahn und wartete bis das Wasser warm genug war, die Dusche machte ihn vollends munter. Nachdem er sich angezogen und sich abgetrocknet hatte ging er in das Zimmer von Nr. 101 um sie zu wecken. Sie wurde nie von alleine wach, selbst rütteln half nicht, erst wenn er es ihr befahl erwachte sie. Sie zeigte keine Anzeichen von Schlaftrunkenheit wie es bei jedem Menschen normal gewesen währe. Er befahl ihr sich heute besonders gründlich zu waschen weil ja heute die Geburtstagsparty ist. Nachdem sie gefrühstückt, den Tisch abgeräumt und Natako dann gespült hatte gingen sie zum Blumenladen um schnell noch einen Blumenstrauß zu kaufen, auf Befehl suchte sie sich einen aus. Ob der ihr wirklich gefällt? Manchmal glaube ich das sie gar nicht weis was sie will und das sie sich nur irgendeinen ausgesucht hat und nachher zur Party geht weil ich es ihr befohlen habe. Ich verstehe sie nicht, sie lacht nie, sie weint nie und sie stellt auch keine Fragen oder sagt sonst irgendwas. Ein Kind sollte sich nicht scheuen Fragen zu stellen und man sollte versuchen darauf zu antworten. Damals habe ich meinen Eltern auch viele Fragen gestellt, nicht eine Einzige haben sie mir beantwortet. „Was stellst du nur für dumme Fragen? Weist du das denn nicht selber? Wenn es dich so interessiert dann schlag doch einfach nach und verschwende nicht unsere Zeit.“ „Du kapierst es nicht, nicht wahr? Warum tust du es immer wieder? Durch deine Fragerei gibst du doch nur zu wie unwissent du bist.“ Das sagte mein kleiner Bruder kurz vor meinen Rausschmiss, ich konnte es ihm nicht erklären, mir vielen keine passenden Worte ein. „Ich befehle dir, wann immer du Fragen hast sie zu stellen!“ „Ja, Meister.“ Da war es wieder, Meister. Wann würde sie endlich damit aufhören? „Wieso nennst du mich… Ich befehle dir mir zu sagen warum du mich immer Meister nennst.“ „Meister ist der Meister von Nr. 101.“ „Ich befehle dir mir zu sagen warum ich dein Meister bin!“ „Nr. 101 hat dich dazu auserwählt ihr neuer Meister zu werden.“ Sie hat mich ausgewählt? Sie hat eine Entscheidung getroffen ohne dass es ihr jemand befahl? Aber Moment mal, neuer Meister? „Ich befehle dir mir zu sagen was mit deinem alten Meister ist.“ „Nr. 101 erinnert sich nicht.“ Das währ ja auch zu schön gewesen und ich hatte schon gehofft etwas über sie herausfinden zu können. Gegen 14:00 kamen die ersten Gäste, alles Kinder aus dem Kindergarten, jedes von ihnen hatte ein kleines Päckchen dabei. Sie begrüßten mich indem sie mir die Hand hinhielten, obwohl ich sie nicht annahm, so wie immer. Die Gäste wurden alle mit einem Glas Saft begrüßt, währenddessen wurden die Geschenke auf einen Tisch gelegt, sie wurden erst später geöffnet. Ich weiß gar nicht wieso die alle überhaupt kommen. Sicherlich wir spielen immer mit einander aber als Freunde, so dass man sie zum Geburtstag einladen muss, würde ich sie nicht bezeichnen. Wer ist überhaupt auf die Idee gekommen sie einzuladen? Sonst haben wir doch mein Geburtstag immer nur mit meinen Tanten und Onkels gefeiert. Ach ja. Papa war’s. Die Gäste wurden erstmal mit Keksen versorgt, und als ich zu Tori in die Küche ging um Nachschub zu holen, fragte sie mich: “Hättest du die Feier gern um eine Woche verschoben, wenn deine Mutter wieder da ist?“ „Nein, nicht nötig. Das geht schon in Ordnung.“ Um ehrlich zu sein, ich hasse diesen Geburtstag ich bin doch kein kleines Kind mehr, ich bin viel älter als alle anderen Menschen, nur halt mit unterschiedlichen Körpern. Ich brauche keine Eltern, keinen Papa und keine Mama. Von mir aus kann sie noch viel länger wegbleiben, es macht mir nichts aus. „Und, was macht dein Studienobjekt?“ Kirian schaute über seine Schulter zurück auf den gerade Angekommenen, der hinter ihm auf denselben Ast saß. „Machst du dich etwa über mich lustig Alex?“ „Aber nein, wie kommst du denn darauf. Ich bin nur neugierig.“ „Sie bringt ein paar Kindern Kekse.“ „Aha. Ist das so interessant das du sie dabei ständig beobachten musst?“ Kirian sah wieder nach vorn durch Fenster wo er einen guten Blick ins Wohnzimmer ihrer Wohnung die im 3. Stockwerk lag, hatte. Ständig kamen neue Gäste, die mit einem Begrüßungsgetränk versorgt werden wollten. „Das würdest, glaube ich, nicht einmal du verstehen.“, sagte er nach einer weile. „So, da währen wir. Und, bist du schon aufgeregt?“ Kiran sah nach unten auf ein etwa vier Jahre junges Mädchen und auf einen dreizehn Jahre alten Jungen der soeben die Klingel betätigte. „Das ist doch Natako, das Mädchen wird wohl seine Schwester sein.“ Das würdest nicht einmal du verstehen. Wenn er wüsste das es so einige Dinge gibt, was ihn betrifft, die ich nicht verstehe. Obwohl er der Auslöser war, das ich gefallen bin. Ich weis es noch genau als ich ihn das erste Mal sah, dieses Dämonenkind, dieses kleine Etwas, das in seinem kurzen Leben nicht vergönnt war das Tageslicht zu sehen. „Das ist doch Natako, das Mädchen wird wohl seine Schwester sein.“ Ich schaute ebenfalls nach unten. Aber das ist doch… Er hat sie also schon entsorgt. Aber wie kommt sie zu Natako? Kann es sein das… Es klingelte und Tori betätigte den Drücker und wartete bis der Besuch nach oben kam. „Oh, hallo Tori, wusste gar nicht das du hier wohnst. Ich bringe hier einen Gast für die Party.“ „Nur für die Zeit des Schnupperkurses. Hallo meine Kleine, schön das du kommst.“ „Also dann, ich hole sie nachher wieder ab, bis später.“ Tori nahm das Mädchen bei der Hand. „Na komm, wir gehen zu den anderen.“ „Das ist ja die Verrückte. Was macht die denn hier?“ „Ganz einfach. Ich habe sie eingeladen, schließlich ist es mein Geburtstag.“ „Weist du überhaupt was du da tust?“ „Und ob ich das weiß.“, und an Nr. 101 gewendet, „Nun sag doch auch mal was. Willst du dir das etwa gefallen lassen?“ Doch sie blieb stumm. Es war Zeit für den Kuchen. Kessys Vater kam, wie heute Morgen, mit einem Kuchen in die Stube, nur das er diesmal kein Happy Birthday sang. Dafür sangen die anderen umso eifriger. Herr Hammersmith stellte den Kuchen, in dem fünf brennende Kerzen steckten, auf den von Kindern umlagerten Tisch. „Los, puste sie aus“, Kam es aus der Menge, „dann kannst du dir was wünschen.“ Und Kessy blies die Kerzen mit einem Zug aus. „Was hast du dir denn gewünscht?“ „Sag ich nicht. Das ist ein Geheimnis.“ Nun ging es ans Geschenke auspacken. Die Pakete wurden ohne Rücksicht auf Verluste aufgerissen und der Inhalt begutachtet. Bei jedem riss sie förmlich die Augen und den Mund auf, und ließ Laute des entzücken und des erstaunen erklingen. Es ging weiter mit zahlreichen Kinderspielen, wie Topfschlagen, Blinde Kuh, Reise nach Jerusalem, Ringlein, Ringlein du musst wandern und viele andere. Am späten Nachmittag wurden die Kinder nach und nach abgeholt, bis von den Gästen nur noch Nr. 101 da war. Ziemlich spät kam Natako endlich. „Tut mir leid das ich zu spät bin, kommt nie wieder vor.“ „Meister.“ Sie lief zu Natako und der legte seine Hand auf ihren Kopf. „Na, hat es dir denn gefallen?“ Keine Antwort. „Also dann, man sieht sich, und vielen Dank das ihr sie eingeladen habt.“ Meister? Habe ich das wirklich richtig gehört? Hat sie ihn wirklich Meister genannt? Ich habe zwar nie selbst eine Puppe besessen aber ich habe, als ich ein Engel war einige gesehen. Ist Natako etwa ein Engel und sie seine Puppe? Aber wieso schickt er sie dann in den Kindergarten? Diese Puppen dienen doch nur als Spielzeug oder als Diener. Kein Wunder das sie so ist wie sie ist. Aber wenn sie eine Puppe ist dann lohnt es sich vielleicht bei ihr. Mit erschrecken muss ich feststellen das mir diese ganze Party gefallen hat, vor allem das Spielen mit den Kindern, und mit Tori habe ich mich so gut verstanden wie nie zu vor. In den drei Wochen die wir uns kennen wurde unsere Freundschaft immer enger. Das darf nicht sein, Freundschaft ist etwas was ich mir nicht leisten kann. Für mich ist es besser gar keine Freunde zu haben, ich verliere sie sowieso, das sind die Schattenseiten wenn man so alt werden kann. Mein größter Wunsch wird nicht so einfach in Erfüllung gehen, egal wie viel Kerzen ich auspuste. Es gibt nur eine Möglichkeit. Ich muss sie wieder finden. Ich war erstaunt als ich ihre schwarzen Flügel sah und so froh. Froh darüber das es endlich jemanden gab der mich erlösen konnte. Ich bin ganz sicher das sie noch lebt, das kleine Dämonenkind hat sie sicherlich in Sicherheit gebracht, bestimmt. Diese Überzeugung hat mir bei der Folter sehr geholfen und mir Hoffnung gegeben, Hoffnung, dass mein nächstes Leben mein letztes sein wird. Ich muss sie unbedingt finden damit ich durch ihre Hand sterben kann, denn es heißt wenn man von einem Dämon/Engel-Mischling getötet wird, wird man nie wieder geboren, man kommt auch nicht in den Himmel oder in die Hölle, man verschwindet einfach, nichts ist mehr übrig, kein Körper und auch keine Seele. Eigentlich weiß es keiner so genau, es sind halt auch nur Gerüchte, trotzdem, sie ist mein letztes Funken Hoffnung. Ich will das nicht mehr, ich will nicht mehr leben. Zumal ich in diesem Leben eine neue Gabe gekriegt habe, die ich vorher nie hatte. Mir ist so schlecht, seit einigen Tagen muss ich mich andauernd übergeben, es wird wohl das Klosteressen sein was ich nicht vertrage. Ich hätte gern den Erzählungen der Schwester weiter gelauscht, sie erzählte uns etwas von Dämonen/Engel-Mischlinge, dass solche Kreaturen erst gar nicht entstehen dürfen weil allein ihre Anwesenheit nur Qualen und Leid bringen würden. Ich hätte gerne noch weiter zugehört aber wie gesagt, mir wurde wieder übel. Ich bat zwar zum Arzt gehen zu dürfen, aber mir wurde es verboten, ich dürfe nur allein auf die Kraft und die Güte Gottes vertrauen. Natako und Nr. 101 gingen nicht gleich nach Hause, sondern machten noch einen kleinen Abstecher in den Park. Sie beobachteten ein paar alte Damen die die Schwäne fütterten. Als die Futtertüte lehr war, zerknüllten sie sie und warfen sie in den Papierkorb. „Wollen wir morgen wieder her kommen und auch die Schwäne füttern?“ Keine Antwort. Er schaute sie von der Seite her an, mit weit aufgerissenen Augen starrte sie die Schwäne an, anscheinend hatte sie ihm gar nicht zu gehört. Plötzlich wurden die Schwäne von etwas erschreckt und sie flogen auf, dabei verloren sie ein paar Federn. Eine von ihnen viel in die geöffnete Hand von Nr. 101. „Du hast ja eine Feder gefangen. Ist sie nicht…“ Er brach ab als er merkte dass sie zitterte. Sie fiel plötzlich auf die Knie, presste ihre Finger an ihre Schläfen, und starrte weiterhin auf die Feder die sie vor ihren Füßen fallen ließ und. „KYAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHH“ Kapitel 13: Wunderschöne Distel ------------------------------- Eine Großstadt wie jede andere, mit Autos die sich durch die Straßen zwängen und Lärm und Gestank verbreiten, auf den Bürgersteigen drängeln sich die Menschen auf den Weg zur Arbeit oder nach Hause, immer in eile und umhüllt von den Abgasen. Nicht einmal in der Nacht kehrt Ruhe ein. Doch inmitten dieser Hektik gibt es einen Ruhepol, einen großen Park mit einem See, auf dem Enten, Schwäne und andere Wasservögel sind, von den Bäumen hört man das Gezwitscher der Vögel, die Menschen die den Nachmittag im Park verbracht hatten packten langsam ihre Sachen zusammen da es schon spät wird, ein paar spielen noch mit ihren Hunden, die alten Damen haben bereits ihre Futtertüten geleert und sind gegangen und inmitten dieser friedlichen Ruhe ertönt ein Schrei, so laut das es mir in den Ohren schmerzt. Ich sehe sie wie sie da auf den Boden hockt, die Hände an ihren Schläfen gepresst und Natako wie er hilflos daneben steht und sie vergeblich versucht sie zu beruhigen, genauso hilflos wie ich es bin. In dieser schweren Zeit ist es fast unmöglich ihr zu helfen. Jede Puppe macht diese Phase durch wenn sie lebendig wird, sie beginnen sich zu erinnern, können diese aber noch nicht richtig einordnen. Es sind nur wenige die lebendig werden, die meisten bleiben die ganze Zeit leblose Puppen, doch manchmal passiert es eben doch, nur wollen es die Engel nicht wahrhaben und verstehen es nicht. Was würde Suriel sagen wenn er wüsste dass sie eine davon ist, aber inzwischen hat er sie eh längst vergessen, es ist als ob er sie nie gebaut hat. Aber er hat ja den Jungen, sein Diener und Spielzeug, ob er etwa auch, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering. „Was hast du? Beruhige dich doch!“ Natako stand daneben und rüttelte kräftig an ihrer Schulter, doch sie wollte einfach nicht aufhören. Er hatte noch nicht bemerkt wie sich eine Menschenmasse um sie gebildet hat und tuschelte. Mit einmal kam ein Windstoß und die Feder wurde aus dem Blickfeld des Mädchens geweht, sofort verstummte sie und viel bewusstlos zusammen. „Hilfe, einen Arzt. Was soll ich nur machen?“ Panik schwang in seiner Stimme mit, er war mit der Situation total überfordert. „Wir nehmen sie mit zu mir. Meine Wohnung ist hier ganz in der Nähe.“ Alex trat heran und hatte sie auch schon hochgehoben und die Menschenmenge teilte sich als er mit ihr auf dem davon ging, gefolgt von Natako. „Wie ein Engel“ flüsterte jemand. Wenn die wüssten. „Das macht dann zwanzig Mark.“ Kirian holte das Geld aus seiner Tasche und bezahlte den Schlüsseldienst. Er hätte nicht gedacht dass das so einfach geht. Nach der Geburtstagsfeier kam er spontan auf die Idee Toris Wohnung zu besuchen in der Hoffnung irgendetwas zu finden. Natürlich war sie verschlossen und er rief den Schlüsseldienst an. Ohne zu zögern öffnete er die Tür, er wollte nicht mal einen Ausweis oder so was sehen, ob er überhaupt hier wohnte. Er trat ein, ließ die Tür mit einem eleganten Fußtritt zufallen und schaltete das Licht an. Sofort riss er seine Hände hoch um seine Augen vor dem blendenden Pink zu schützen. Er gewöhnte sich recht schnell an die Farbe und nach kurzer Zeit konnte er wieder normal kucken. Wie konnte man nur so einen schlechten Geschmack haben? Aber unbeirrt von der Farbe begann er die Wohnung zu durchsuchen. Behutsam legte Alex Nr. 101 auf das Sofa. Noch immer war sie nicht zu sich gekommen. Natako stand an der Stirnseite und betrachtete sie sorgenvoll. „Sollte wir nicht lieber einen Arzt rufen?“ „Nein, ich glaube nicht, das geht schon in Ordnung.“ „Aber vielleicht ist es was Ernstes.“ „Sicherlich nicht.“ „Woher wollen sie das wissen? Haben sie etwa Ahnung von Medizin?“ Natako war leicht aufgebracht und er ging drei Schritte zum Telefon, nahm den Hörer ab und begann eine Nummer zu wählen als… Bamm. Alex hatte seine Hand auf das Teil wo man den Hörer drauflegt geschlagen. „Wenn ich nein sage, dann meine ich nein!“ Es war eindeutig Schärfe aus seiner Stimme rauszuhören. „Aber sie braucht Hilfe.“, protestierte Natako, auch er wurde langsam wütend. „Nehmen sie ihre Hand da weg!“ „Natako!“ Er schaute seinem Schüler eindringlich in die Augen, nicht gewillt auch nur ein Stück zurück zu weichen. „Meister.“ Sie lenkten ihre Aufmerksamkeit zum auf dem Sofa liegenden Mädchen, als sie näher traten sahen sie dass sie immer noch nicht wach war. „Sie hat im Schlaf gesprochen. Vielleicht träumt sie etwas.“, meinte Natako. „Vielleicht.“ Alex wandte sich ab und verschwand durch eine Tür, wenig später hörte man von drüben den Wasserkocher und dann kam er mit zwei Tassen wieder. Er stellte die Tassen auf den Tisch, eine für Natako, der es sich inzwischen auf dem Sessel bequem gemacht hat und eine für sich, er nahm mit dem Hocker vorlieb. Schweigend rührten beide in ihrem Tee herum, obwohl sie keinen Zucker drinnen hatten, ab und zu einen Blick zu Nr. 101 werfend. „Woher kennst du sie eigentlich?“ Nichts, aber auch gar nichts ist hier zu finden. Ich habe diese ganze verdammte Wohnung durchsucht, habe mich diesem schrecklichen Pink ausgesetzt. Und wozu das alles? Dafür das ich nichts gefunden habe, aber auch rein gar nichts was mir weiterhelfen könnte und ich nun vor dieser verschlossenen Tür stehe. (es ist übrigens dieselbe an der Natako im zweiten Kapitel gerüttelt hat) Wobei ich nicht einmal weiß wonach ich eigentlich genau suche. Was würde mir denn weiterhelfen? Es überrascht mich selber das ich soweit gehe ihre Wohnung zu durchsuchen um den Schmerz in ihren Augen zu sehen. Als ich sie vorhin sah, kam sie mir so unwirklich vor, dieses ewige Lächeln das sie aufgesetzt hat. Gab es denn nichts was ihr Sorgen bereitet? Und je länger ich sie beobachtete kam es mir immer unsinniger vor was damals geschah. Warum bin ich dann gerade so von ihr besessen? Hoffe ich denn von ihr die Antwort auf meine größte Frage zu bekommen? Wie lächerlich, sie kann es nicht bewirken, sie kann nicht die Bilder verschwinden lassen die mir Tag und Nacht durch den Kopf spuken. Bilder die mich seit dreizehn Jahren verfolgen, Bilder von Sterbenden und Toten. Wie auch immer ich mache mir einfach zu viele Gedanken. Merkwürdig, früher habe ich das nicht getan, erst seit sie da ist, sie beeinflusst mich mehr als mir lieb ist. Verdammt, jetzt mache ich mir schon wieder Gedanken. Ich sollte mir lieber überlegen wie ich diese Tür aufkriege. Hab ich vorhin nicht irgendwo eine Haarnadel gesehen? Ah da ist sie ja. Ich steckte sie ins Schlüsselloch, wackelte ein bisschen herum und… zerbrach die Haarnadel. Na wunderbar. Wie sollte ich denn jetzt da rein kommen? Dann fiel es mir ein, man war ich blöd. Ich habe doch etwas viel stabileres als eine Haarnadel. Ich verformte meine Fingernägel, so wie ich sie im Alltag hatte, zu Krallen und begann von neuem mit der Arbeit. Es kommt mir so vor als würde ich eine halbe Ewigkeit an dieser blöden Tür rumwerkeln, ich mache so was schließlich zum ersten mal und langsam ging mir die Geduld aus. Wahrscheinlich ist dahinter eh nur ein Pinkfarbenes Zimmer. Endlich machte es klick. Ich machte die Tür vollständig auf und konnte nicht glauben was ich sah. Dieses Zimmer war so ganz anders als der Rest der Wohnung. Ich tastete nach einem Lichtschalter, vergeblich. Nach wenigen Sekunden hatten sich meine Augen soweit dran gewöhnt, so das ich größere und kleinere Flecke überall an den Wänden und auf dem Boden, die in einem dunklen, kalten und schmutzigen Grau gehalten wurde, verteilt in allen möglichen Formen sehen konnte. Bei näheren hinsehen erkannte ich das es getrocknetes Blut ist. Vor dem einzigen Fenster war draußen, aus welchen Grund auch immer, eine Mauer hochgezogen. So das selbst bei dem aller schönsten Sonnenschein nur sehr spärlich Licht hineinfiel. Die einzige Lichtquelle bildete das Licht aus dem Wohnzimmer das durch die Tür hereinfiel. Doch wenn diese Tür geschlossen war, dann war es dunkel. Fast so wie … Zwei Männer und ein Junge mit kurzen braunen Haaren. „Wenn sie mir nicht gefällt, dann werfe ich sie halt weg.“ Weiße Federn, überall weiße Federn die sich zu Flügeln vereinen. Und dann fiel sie nur noch und. Wie hell die Federn doch sind, und dann wurde es dunkel. Sie schlug die Augen auf und sah einer der Männer über sich gebeugt. „Ah, du bist wach, endlich.“ Er richtete sich auf und drehte sich um. „Hey Natako, sie ist aufgewacht.“ „Ehrlich?“ Kam es von irgendwo her. Und schon sah sie in das Gesicht eines blonden Jungen. „Hey, wie geht es dir?“ Sie antwortete nicht. Wieso auch? Es war ja kein Befehl den sie befolgen musste und nur dafür war sie da, das ist der ganze Sinn ihrer Existenz. „Es scheint ihr zwar gut zu gehen, aber ich glaube es ist besser wenn ihr heute Nacht bei mir bleibt.“ Natako nickte nur mit dem Kopf und dann begann er seine Beine zusammen Zukniepen „Ach ähm Sensei. Dürfte ich mal ihre Toilette benutzen?“ „Aber natürlich. Sie befindet sich gleich dahinten.“ Wehrend Natako hinter der Tür verschwand, betrachtete Alex das Mädchen. „Hör zu. Du wirst vielleicht nicht verstehen was ich dir jetzt sage, jedenfalls noch nicht, aber ich möchte dass du einst weiß. Ich verstehe wie du dich jetzt fühlst.“ Man hörte das Geräusch der Klospülung und wenig später kam Natako wieder. „Dürfte ich mal ihr Telefon benutzen? Ich müsste mal jemanden anrufen.“ „Klar doch.“ „Haben sie zufällig auch ein Telefonbuch?“ „Natürlich. Warte einen Moment!“ Er verschwand, nur um wenig später mit einem dicken Exemplar wieder zukommen. „Hier bitte.“ „Danke schön.“ Natako nahm das Telefonbuch und ließ die Seiten durch seine Finger gleiten bis er beim richtigen Buchstaben angekommen ist, anschließend blätterte er noch ein paar Seiten zurück und fuhr dann mit dem Zeigefinger über die Namen bis er stoppte. Er schrieb sich die Nummer auf einen Zettel, wobei er sehr darauf achtete nicht in der Zeile zu verrutschen. Wieso müssen die die Schrift in diesen Dingern eigentlich immer so klein machen? Mit dem Zettel ging er zum Telefon und nahm den Hörer ab und begann die Nummer zu wählen. Es klingelte eine weile bis jemand abnahm. „Bei Hammersmith.“ „Tori, ich bin’s, Natako. Ist denn das Geburtstagskind noch wach?“ „Was denkst du denn? Natürlich ist sie das. Einen Moment bitte. KESSY TELEFON FÜR DICH.“ Natako hielt sich den Hörer ein Stück vom Ohr weg. „Ja, hallo?“ „Kessy war dein Name, richtig? Mein Name ist Natako, ich bin derjenige der sich um…“ Er stockte, er wollte sagen dass er sich um Nr. 101 kümmert. Aber wie würde sie reagieren wenn sie sie als eine Nummer bezeichnete? Nein, das war nicht gut. Und ihren richtigen Namen kannte er immer noch nicht. „Mein Schützling, ein Mädchen mit rotbraunen Haaren, war heute auf deiner Geburtstagsparty.“ „Ich weiß wen du meinst. Und was willst du jetzt von mir?“ Gute Frage. Was sollte er denn jetzt sagen? Das hätte er sich vorher überlegen müssen. Die Idee sie anzurufen ist ihm spontan beim Wasserlassen gekommen. „Ähm, nun ja, sie ist, nachdem sie bei dir war, anders geworden.“ „Wie anders?“ „Das ist schwer zu erklären, sie ist halt irgendwie lebendiger.“ „Lebendiger?“ „Ja und ich glaube es liegt daran das sie einfach mal unter Menschen war und an dir.“ „An mir?“ „So ist es. Ihr geht doch in den gleichen Kindergarten, nicht wahr? Ich hätte da nämlich eine bitte. Kannst du dich etwas um sie kümmern?“ „Aber…“ „Versprich mir das du dich um sie kümmerst!“ „Ich verspreche es.“ „Danke. Du hilfst mir damit sehr. Also dann, auf Wiederhören.“ Er legte auf und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. „Ich muss noch mal kurz weg. Kommst du alleine klar?“, fragte Alex, während er sich die Schuhe anzog. „Ist schon in Ordnung.“ „Bis später, bin gleich wieder da.“ Natako sah noch wie er die Tür hinter sich zu zog und wendete dann seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen zu. „Was immer du durch gemacht hast. Es wir alles wieder gut.“ Und er streichelte sie sanft über den Kopf. Ich weiß nicht ob ich dort geboren wurde, aber meine Erinnerungen reichen nicht weiter davor zurück. Es war kalt nass und dunkel. Die Erwachsenen waren mit Ketten am Gemäuer gefesselt die ihre Magie unterdrückte, nur ich konnte mich frei in diesem Loch bewegen. Wer oder ob einer von ihnen meine Eltern war wusste ich nicht. Die Ketten hätten nicht sein müssen, auch so waren sie zu schwach um sich hätten wehren können. Einer von ihnen, er sah so unglaublich alt aus, erzählte mir immer Geschichten. Von dem niemals endenden Stolz der Dämonen den ich immer in mir tragen solle, dass ich niemals vergessen soll zu welcher Art ich gehöre und von den Engeln, durch deren Hand wir hier drinnen steckten. Engel, immer wieder kamen sie zu uns ins Loch, sie machten oft nicht mehr als sich umzuschauen, aber jedes Mal aktivierten sie ihre weißen Flügel, sie waren so hell das sie mich blendeten. Eines Tages kamen sie mal wieder und nahmen mich mit, ich war viel zu schwach mich zu wehren außerdem war es mir egal was sie mit mir machten, von wegen Stolz der Dämonen, ich wusste ja zu diesem Zeitpunkt nicht einmal was das war. Ich bekam nicht mit wo es lang ging, aber irgendwann wurde eine Türe geöffnet und sie brachten mich hinein und die Ketten an der Wand schlossen sich um meine Hand- und Fußgelenke. „Wie schön das du mich mal wieder besuchen kommst. Die Zeit ist zwar etwas ungewöhnlich aber ich freue mich trotzdem.“ „Bilde dir nur nichts darauf ein, du weist genau was ich von dir halte Suriel.“ Suriel riss ein klein wenig die Augen auf, ja, er wusste was er von ihm hielt, aber noch nie hat Alex das so offen gezeigt. „Möchtest du einen Kaffee?“ „Zu solch später Stunde? Ich nehmen einen.“ Wehrend Suriel in der Küche hantierte schaute er sich um. „Wo ist denn deine Puppe?“ „Er putzt das Bad, er müsste jeden Moment fertig sein.“ Da kam er auch schon durch die Türe und blieb mitten im Wohnzimmer stehen und wartete auf neue Befehle. „Nr. 100.“ Er reagierte nicht, warum auch? Er war so eingestellt das er nur auf seinen Meister hörte. „Kennst du vielleicht dieses Mädchen?“ Alex hielt ihm ein Foto von Nr. 101 vor die Augen (Fragt mich nicht woher er das hat) und achtete darauf ob er in irgendeiner weise reagiert. „So der Kaffee kommt gleich.“ „Mir fällt grade in das ich noch dringend etwas zu erledigen habe. Auf das wir uns nicht so bald wieder sehen.“ Nun war auch ich angekettet, genauso wie die anderen, mit dem einzigen Unterschied das ich hier alleine war. Hier traf ich auch zum ersten mal ihn, auf den ersten Blick sah ich das er anders war als die anderen Engel. „Sogar Kinder sperren sie hier ein, das sind vielleicht feine Engel.“ Er kam auf mich zu und hockte sich vor mir nieder. „Na, kleiner Dämon. Mein Name ist Alex, heute ist mein erster Tag hier und wie heißt du?“ „Ich habe keinen Namen.“ „Dann werde ich dir einen geben. Lass mich mal überlegen. Wie währe es mit Kirian?“ „Kirian?“ „Ich finde das passt zu dir. Ab heute heißt du Kirian.“ Woher will er denn wissen ob er zu mir passt? Er kennt mich doch überhaupt nicht. Wie komme ich überhaupt dazu mit ihm zu sprechen? Er ist doch ein Engel. In nächster Zeit kam er immer wieder zu mir und wechselte mit mir ein paar Worte. Erst nachdem er mich mehrmals besucht hat viel mir etwas auf. „Hast du denn gar keine Flügel?“ „Möchtest du sie sehen? Aber nur wenn du mir deine zeigst.“ Also aktivierte ich meine Fledermausartigen Schwingen, damals nicht wissend das ich das normalerweise, dank der Ketten, nicht hätte können dürfen. Daraufhin zeigt er mir seine, sie waren weiß wie es sich für einen Engel gehörte, aber sie waren nicht so glänzend wie bei den anderen, eher matt, ein dreckiges Weiß könnte man fast sagen. Als er diesmal wieder ging merkte ich das die Ketten nicht mehr meine Gelenke umschlossen und die Tür war auch nicht richtig geschlossen. In diesem Moment erwachte meine Neugier, die Neugier auf das Leben außerhalb dieser Mauern. Ich weiß nicht mehr wie ich daraus gekommen bin, jedenfalls gelang mir die Flucht. In der Zeit wo ich hier drinnen war, war der Krieg draußen im vollen Gange und ich bekam die Auswirkungen davon mit. Ständig sah ich Leichen, egal wohin ich auch ging. Frauen und Kinder die um ihre Männer und Väter trauerten. Jedes Mal wenn ich so was sah erinnerte ich mich an die Worte des alten Dämons, zu dieser Zeit begann ich die Engel abgrundtief zu hassen. Aber inmitten dieser schrecklichen Welt fand ich etwas was mich erfreute. Eine Distel, die erste Blume die ich je in meinem Leben gesehen habe, sie war wunderschön. Am schönsten fand ich die Farbe ihrer Blüte, genauso eine Farbe hatten Alex seine Haare. Sie ließ mich alles um mich herum vergessen und wer schuld an dem ganzen war. „Kirian alles O.K.?“ Ich blinzelte kurz und sah ihn an. „Alex was machst du denn hier?“ „Das könnte ich dich auch fragen. Ich habe deine Aura gespürt, sie war so aufgewühlt, da habe ich mir Sorgen gemacht. Ist das ihre Wohnung?“ Ich nickte nur, die Erinnerung immer noch in mir herumtragend. Seit dieser Zeit stellte ich mir immer wieder eine Frage. Der Grund warum ich den Schmerz in den Augen sehen möchte. Kann es soviel Leid im Leben geben, soviel Schmerz das es sich lohnt zu sterben? Endlich fertig. Ich habe ja diesmal ein wenig länger gebraucht. Und bevor ich es vergesse darauf zu antworten, ich weiß nicht wie viel Kapitel es noch geben wird. Als ich damit angefangen habe, glaubte ich das Ganze in nicht mehr als Zwanzig Kapitel abschließen zu können. Doch je mehr ich schrieb desto mehr merkte ich wie unsinnig das war. Zu mal ich die Ereignisse, wie soll ich sagen irgendwie gequetscht find. kariyami Kapitel 14: Der letzte Tag -------------------------- Samana betrat das Büro der Kopfgeldjägerzentrale, heute war der letzte Tag an dem sie hier sein würde. Die vier Wochen waren eine gute Zeit, auch wenn sie sich anfangs mehr gelangweilt hat als alles andere und sie mit dem Beruf Kopfgeldjägerin nichts anfangen konnte, so ist sie jetzt auf den Geschmack gekommen. Besonders das Schießen lag ihr, innerhalb von zwei Wochen ist sie zu einer Meisterschützin geworden, sie hatte selber nichts von diesem Talent geahnt, egal ob feste oder bewegliche Ziele, groß oder klein, sie traf auf jeder Entfernung perfekt. Sollte sie wirklich diesen Berufsweg einschlagen? Vielleicht würde sie sich wenn es so weit ist dann doch anders entscheiden, immerhin war sie doch erst vierzehn, na ja, fast. Vielleicht sahen das, die die Einschätzung schrieben auch anders. Sie würde sie nicht gleich zu Gesicht kriegen. Zuerst bekommt sie die Schule, dann wird jeder Schüler zu einem Gespräch mit einem Lehrer gebeten, es sind die Lehrer die sich die Schüler aussuchen. Sie musste nicht lange warten bis auch Herr Kichi kam um sie abzuholen, er reichte ihr die Hand die sie annahm und sie hörte von ihm diesmal kein Guten Tag oder Ähnliches. Kein Grund die eigenen Manieren zu vergessen und grüßte höflich. Gemeinsam gingen sie dann zum Außendienst. Wie jeden Tag hatte Seyji Dr.Tachikawa auf seiner Visite begleitet obwohl er eigentlich keine Zeit hat. Das Krankenhaus litt, wie alle anderen auch, an notorischen Personalmangel. Es gab zu wenig Schwestern und Ärzte, das führte dazu dass sie immer längere Schichten machen müssen. Seyji kannte das von seinem Onkel, wie oft war er schon übermüdet nach Hause gekommen. Das damit die Sicherheit der Patienten gefährdet ist, wenn eine völlig übermüdete Schwester die Medikamente vertauscht oder ein völlig übermüdeter Arzt der nach einem 48 Stundendienst noch eine Operation machen muss, interessierte anscheinend niemanden. Es hieß immer nur es sei kein Geld da, oder das Krankenhaus hat nicht genügend einnahmen. Dabei ist doch ein Krankenhaus dazu da das die Patienten ordentlich versorgt werden und nicht um Gewinn zu machen. Dr.Tachikawa hatte eigentlich gar keine Zeit sich um einen Praktikanten zu kümmern, aber er nahm sie sich und er erklärte und zeigte Seyji so einiges was ein Arzt können und wissen muss. Alles in Allem fand er die vier Wochen hier sehr gut und er hatte sich bereits entschieden, ganz egal was in der Einschätzung drinnen stehen würde. Heute Morgen, früh beizeiten, wurde seine Mutter entlassen, keiner kam um sie abzuholen. Er ist ihr auf dem Gang begegnet und mit den Worten „Wenn du willst kannst du mich ja mal besuchen kommen.“ Hatte sie ihm einen Zettel in die Hand gedrückt. Seyji faltete ihn auseinander sah das eine Adresse drauf geschrieben stand ohne sie jedoch richtig zu lesen. Er knüllte den Zettel zu einer Papierkugel zusammen und steckte ihn sich in die Hosentasche. Er würde da sowieso nicht hingehen, nahm er sich vor. „Wie sind wieder dahaa.“, rief Kessy zur Türe herein. Ihr Vater, der über irgendeinem Papier gebeugt war das so aussah wie ein Formular oder so, schaute auf und sah seine Tochter fragend an. „Tori hat dich aber zeitig abgeholt, es ist doch noch nicht mal Mittag.“ „Wir wollten doch heute Essen gehen, es war sogar deine eigene Idee. Du hast dir dafür auch extra frei genommen.“ „Stimmt ja das hatten ich ja total vergessen. Also gut, du darfst entscheiden wo wir hin gehen.“ Kessy legte ihren Zeigefinger ans Kinn und schaute überlegend an die Decke. „Ich möchte gerne in die Pension Sekiguchi.“, sagte sie dann fröhlich. „Eine gute Wahl, dort soll es, seit der Pensionsvater geheiratet hat, noch besser geworden sein.“ „Was sind das eigentlich für Papiere da, die da auf dem Tisch liegen?“ „Ich versuche eine Einschätzung über Tori zu schreiben, das hier sind vorgedruckte Formulare dafür.“ „Ich hoffe sie schreiben nur Gutes über mich.“, mischte sich jetzt auch Tori ein, die die ganze Zeit einfach nur daneben gestanden hat. „Natürlich wird er das, er kann gar nicht anders. Aber erst wenn wir wieder zurück sind.“ „Da hast du Recht, ich habe jetzt eh keine Ruhe dazu.“ „Du Papa, wenn ich doch sowieso heute so zeitig aus dem Kindergarten abgeholt werden sollte, warum bin ich denn eigentlich erst dahin gegangen? Das lohnte sich doch nicht.“ „Das liegt daran, das es ein Gesetz gibt, das besagt, das jedes Kind was in einem geregelten Haushalt lebt für eine bestimmte Zeit in den Kindergarten muss, und wenn sie älter sind besteht für sie Schulpflicht.“ „Ach so.“, sie nickte verstehend. „Heißt das, das die Verlorenen nicht in den Kindergarten oder zur Schule gehen?“, kam die Frage von Tori. „Ja vermutlich. Aber wie kommst du jetzt darauf? Du solltest doch eigentlich wissen das man über dieses kleine Problem nicht spricht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Nur so.“ Man muss wohl nicht erwähnen, dass sie die ganze Zeit ihr typisches Lächeln aufgesetzt hatte. Auch wenn es zu ihrer Frage nicht wirklich passte. Kaori ging es immer noch schlecht, kein Tag an dem sie sich nicht übergeben musste. Aber die Regeln der Nonnen verboten es ihr zum Arzt zu gehen oder andere medizinische Hilfe anzunehmen, nicht einmal ein Kräutertee war erlaubt. In Sachen Medizin ist die religiöse Lebensweise wie sie heutzutage ist zurück geschritten. Aufzeichnungen aus früherer Zeit belegen das Nonnen und Mönche einmal ein hohes Fachwissen über Krankheiten, deren Erkennung und wie man sie behandelt, hatten, von der Erkältung über Rheuma, Geburtshilfe, bis hin Herz-Kreislauf-Probleme und Knochenbrüche und Wundheilung. Das alles hat sich sehr verändert, jedes Jahr starben Nonnen und Mönche an Krankheiten oder deren Folgen davon, dessen Behandlung mit dem heutigen Wissensstand kein Problem mehr sind, aber das würden die verbohrten Nonnen und Mönche, die ganz allein auf Selbstheilung des Körpers und Gottes Gnade vertrauen, niemals zulassen. Wenigstens durfte sie eher gehen. Gerade stand sie zu Hause unter der Dusche um sich frisch zu machen. Als sie vor wenigen Minuten die Wohnung betrat fiel ihr auf das Tori noch gar nicht da war, wahrscheinlich kommt sie erst nachmittags. Sie drehte das Wasser zu und rubbelte sich mit einem Handtuch trocken. Danach cremte sie sich noch mit einer Bodylotion ein und zog sich an. Die Haare fönen brauchte sie nicht, bei diesen Temperaturen lies sie sie immer an der Luft trocknen. Mit einer kleinen Handtasche wo sie etwas Geld und alle zu benötigen Ausweise drinnen hatte machte sie sich auf dem Weg. Tori und Kessy und ihr Vater stiegen aus dem Bus aus, der nur wenige Meter entfernt von der Sekiguchipension hält. Es war nicht viel los, nur zwei drei Gäste konnte man draußen sehen. Sie entschieden sich ebenfalls für draußen. Es war eine schöne Atmosphäre, die Vögel zwitscherten, die Sonne schien und von der Ferne hörte man das Bächlein rauschen, außerdem war auf dem Gelände ein kleiner Fischteich angelegt über dem ein kleiner Holzsteg führte. Wenige Augenblicke nachdem sie sich hingesetzt hatten kam eine Kellnerin und fragte ob sie schon was trinken möchten. Sie bestellten das gewünschte: ein Bier für Herr Hammrsmith, ein Apfelsaft für Kessy und ein Eistee für Tori. Die Kellnerin schrieb sich alles auf und ging hinein. Nach einiger Zeit brachte sie die Getränke und nahm die Essensbestellung auf. Sie ging damit rein, blieb vor einem Fenster das in die Küche führt stehen und rief: „die 178, die 265 und die 287.“ „Geht klar.“ Samana und Herr Kichi waren gerade an einem Imbissstand und genehmigten sich etwas. Als sie fertig waren bezahlten sie und gingen zurück zum Auto. Es war bereits Nachmittag und Herr Kichi hat heute noch nicht viel gesprochen, weniger als sonst. Um genau zu sein hatte er heute noch gar nichts gesagt. Deshalb erschrak sie sich als er sie ansprach. „Hier für dich, ein kleines Abschiedsgeschenk.“ Er hielt ihr ein Paket unter die Nase, es war nicht gerade klein. Sie nahm es und stieg damit ins Auto, Herr Kichi ging einmal ums Auto herum und setzte sich auf den Fahrersitz. Samana schüttelte das Paket ein wenig und wog das Gewicht mit den Händen ab. „Was da wohl drinnen ist?“ „Mach es doch auf.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich packe es erst zu Hause aus.“ Und legte das Geschenk nach unten zwischen ihre Füße. Ticktack, ticktack machte die Uhr und Kaori starrte ständig da drauf, schon seit Stunden wartete sie das sie endlich drankommt. Die Praxis war hoffnungslos überfüllt, und die Patienten versuchten sich irgendwie zu beschäftigen, ein paar blätterten gelangweilt in eins der Zeitschriften die da immer rumliegen um sie nach wenigen Minuten wieder hinzulegen. Eine Mutter versuchte ihr quengelndes Kind zu beruhigen, mit nur mäßigem Erfolg allerdings. „Kaori Nemorosa.“ Endlich die erlösenden Worte, sie stand auf und ging hinein. Es hat allen dreien sehr lecker geschmeckt, alles wurde restlos aufgegessen. Die Kellnerin kam, räumte ab und fragte ob sie noch etwas möchten. Sie verlangten nur nach der Rechnung. „Wo willst du denn hin?“ fragte Herr Hammersmith da Kessy gerade aufstand. „Ich muss mal.“ „Warum sagst du denn nichts? Tori wird mit dir gehen.“ „Das ist nicht nötig. Ich bin doch schon groß.“ „Na wenn du meinst, sage ich nichts mehr dagegen.“ Tori und Herr Hammersmith sahen ihr hinterher wie sie rein lief. „Es währe schön wenn du uns weiterhin besuchen könntest. Kessy würde sich freuen.“, sagte er plötzlich. „Ich soll sie besuchen kommen? Heißt das ich habe meine Arbeit gut gemacht?“ „So kann man es sagen, in den vier Wochen in denen du da warst hat sie sich sehr zum positiven verändert. Sie benimmt sich ihrem Alter entsprechend, was sie früher nicht gemacht hat. Ich denke sie sieht dich als Freundin an, wenn nicht sogar als eine Art große Schwester. Ein wahres wunder hast du da vollbracht.“ „Ich mag sie auch aber ich weiß nicht ob ich ihrer Bitte nachkommen kann.“ „Aber wieso denn nicht? Wenn du keine Zeit hast, du musst ja nicht jeden Tag kommen, es reicht wenn sie weißt das du für sie da bist.“ „Ich werde es mir überlegen, trotzdem bin ich mir nicht sicher ob ich es kann.“ Er konnte nichts mehr erwidern denn in diesem Moment kam die Kellnerin mit der Rechnung. Natako war heute ganz alleine in der Küche, so kam es das er nicht nur kochen sondern auch abwaschen musste. Gerade sah er wie ein kleines Kind aus der Richtung wo die Toilette ist an der Küche vorbeigehen. „Kessy?“ Die Angerufene blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Ich habe dich also richtig erkannt, du bist es wirklich.“ Er lief, wehrend er sich die Hände mit einem Geschirrtuch abtrocknete, auf sie zu und legte es dann weg. „Du bist Natako nicht wahr?“ „Ja der bin ich. Wie gut das ich dich treffe, ich wollte nur mal wissen wie es so mit ihr läuft.“ Kessy brauchte nicht nach zufragen um zu wissen was er meinte. „Du hast doch gesagt dass sie lebendiger geworden ist. Ich verstehe überhaupt nicht wie du darauf kommst, es ist eher das Gegenteil der Fall, bisher wusste ich nicht dass das geht. Sie tut nichts anderes als nur dazusitzen und in das Leere zu starren.“ „Ja, jetzt ist sie so. Aber als wir von deiner Geburtstagsparty zurückkamen waren wir noch im Park. Alles schien in Ordnung, doch dann schrie sie auf einmal los, wie wenn sie etwas quälen würde. Und ich stand daneben und konnte ihr nicht helfen.“ Beim letzten Satz nahm seine Stimme einen traurigen Unterton an. „Ich habe gehört wie sie dich Meister nannte. Das finde ich schon ziemlich merkwürdig. Woher kennst du sie eigentlich?“ „Ich war einmal abends im Wald weil ich am Tage dort etwas vergessen habe. Es war ziemlich unheimlich und ich hörte andauernd eine Stimme. Zuerst dachte ich es währe nur Einbildung aber sie wurden immer deutlicher, und ich erkannte was sie rief, sie rief andauernd Meister. Plötzlich kam dieses Mädchen durchs Gebüsch. Ich nahm sie mit nach Hause und hab versucht herauszufinden ob sie noch Eltern oder andere Verwandte hat. Aber da sie keinem ihren Namen sagt ist das schier unmöglich.“ „Kessy wo bleibst du denn? Wir machen uns sorgen und du unterhältst dich hier in aller Ruhe.“ Sie tat beschämt. „Tut mir leid.“ Aber man merkte das sie es nicht wirklich ernst meinte. Tori begrüßte auch Natako. „Hier hast du also deine letzten vier Wochen verbracht. Das passt sehr gut zu deinem Wunsch einmal dein eigenes Restaurante zu eröffnen.“ „Du hast es dir gemerkt?“ fragte er erstaunt. Tori hob ihre Augenbrauen hoch. „Ja wieso denn nicht?“ „Was ist denn das für ein Auflauf? Bist du schon mit der Arbeit fertig Natako? Du weißt doch, erst die Arbeit dann das Vergnügen.“ Eine ältere gemütliche Dame kam auf die Gruppe zu. Natako setzte ein um Verzeihung heischendes Grinsen auf. „Hallo Nanny.“ „Hallo Nanny.“, äffte sie ihn nach. “Glaub ja nicht das du damit durchkommst.“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Tori? Bist du das?“ rief Nanny aus als ihr Blick auf das Mädchen in Rosa fiel. „Ihr kennt euch?“ riefen Natako und Kessy wie aus einem Mund. „Ja, bevor ich hierher kam habe ich bei Toris Eltern zu Hause geputzt. Viel Arbeit war das, das Haus ist nicht gerade klein. Na ja, die sind ja auch schwerreich.“ „Dass deine Eltern so stinkreich sind hast du uns ja gar nicht erzählt. Aber mal was Anderes.“, er wandte sich an Nanny. „Haben denn ihre Eltern auch so einen Schlechten Geschmack?“ „Wie meinst du das?“ „Toris Wohnung ist in der schrecklichsten Farbe gehalten die es gibt, nämlich Pink. Alles dort ist Pink, die Tapete, der Teppich einfach alles.“ „Nein, eigentlich nicht.“, beantwortete sie seine Frage. „Aber mir fällt gerade auf, dass du dich vor der Arbeit drückst.“ „Ich geh ja schon.“ Kessy machte sich ebenfalls auf dem Weg zu ihrem Vater. Als Tori ihr folgen wollte hielt Nanny sie zurück. „Pink? Wieso Pink? Du hasst doch Pink.“ „Eben. Genau deshalb.“ Sie machte sich los und ging ebenfalls. Herr Kichi setzte Samana direkt vor ihrer Haustür ab. Sie nahm das Paket, verabschiedete sich kurz und stieg dann aus. Zu Hause saßen ihre Eltern im Wohnzimmer und warteten auf sie, wie immer. Samana ging nur schweigend vorbei, ohne ein Wort des Grußes, in ihr Zimmer. Dort packte sie mit Vorfreude das Paket aus. Sie riss förmlich das Geschenkpapier ab, öffnete den Karton und, „Eine Pistole? Was für ein Geschenk ist das denn?“ Passende Munition war auch in dem Paket mit enthalten. Samana schüttelte nur den Kopf. Sie packte alles wieder ein und schob den Karton unter ihr Bett. Tori, Kessy und Herr Hammersmith kamen nach Hause, wo bereits die Mutter auf sie wartete. Sie begrüßte ihren Mann mit einem Kuss und ihre Tochter freudig ohne sie zu berühren, darauf achtete Kessy sehr genau. Mit Tori tauschte sie nur eine förmliche Begrüßung aus. Herr Hammersmith half ihr die bereits gepackten Koffer in das Auto zuladen und nachdem sie sich von Kessy verabschiedet hatte brachte Herr Hammersmith sie nach Hause. Natako hatte Nr. 101 vom Kindergarten abgeholt und betrat gerade die Wohnung, dabei die Post durchsehen die er eben mit hoch geholt hatte. „Ein Brief vom Vermieter. Mal sehen was er will.“ Er öffnete den Brief und nachdem er ihn durchgelesen hatte ging er zum Telefon und wählte eine Nummer. Es klingelte mehrere Minuten bis jemand ranging. „Hallo Mutter. Hier ist Natako. Gut das ich dich erreiche.“ „Was willst du? Ich habe nicht ewig Zeit.“ „Ich habe heute eine Mahnung vom Vermieter bekommen, das Geld wurde diesen Monat nicht überwiesen, da wollte ich nur mal fragen ob alles in Ordnung ist.“ „Natürlich ist alles in Ordnung. Du hast doch nicht etwa geglaubt dass wir dich ewig durchfüttern. Sie zu wie du alleine klar kommst!“ Sie legte auf. Natako drückte kurz auf das Ding wo immer der Hörer drauf liegt und wählte erneut eine Nummer. „Pension Sekiguchi.“ „Guten Abend, hier ist Natako. Ihr braucht nicht zufällig noch einen Koch?“ Nachdem der Arzt mich untersucht und mir Blut abgenommen hat, hatte er mich wieder ins Wartezimmer geschickt. Nun stehe ich wieder vor ihm im Behandlungszimmer und wollte mir seine Diagnose anhören. „Sie sind fünfzehn nicht wahr?“ „Ja, das bin ich.“ Was soll die Frage? „Nun, um es kurz zu machen. Sie sind schwanger.“ Schwanger? Stimmt, jetzt wo er es sagt, meine Tage sind schon lange überfällig. Aber wie kann das sein? Ich nehme doch die Pille. „Machen sie es weg.“, schrie ich ihn hysterisch an. „Das geht nicht. Du weist ganz genau das ich das nicht darf. Auf Abtreibung steht die Todesstrafe.“ Ich wollte kein Kind, jedenfalls noch nicht, und schon gar nicht vom ihm. Ich trage eine Sünde in mir, die Sünde in der Sünde. Gott, ist das einst deiner Strafen? Wieso schickst du mich in diese Verzweiflung? Moment mal, ich brauche doch nur nach Hause zu gehen. Genau, ich brauche nur Tori alles zu erzählen und alles wird wieder gut, das war doch bisher immer so. Gleich, gleich bin ich da, es ist nur noch die Tür dich mich von ihr trennt, gleich, nur noch wenige Sekunden. Endlich kann ich eintreten. Auf dem Boden stand ein Koffer, sie war wohl eben erst angekommen. Moment mal. Das ist doch mein Koffer. Wieso steht der hier im Wohnzimmer? „Zieh aus. Ich kann dich nicht hier behalten.“ Was ich da hörte schmetterte mich förmlich nieder. Wieso sagt sie das? Wieso kommen diese Worte aus ihrem Mund. Wieso nimmst du mir ihre Güte? Ist mein Vergehen denn so groß das du mich derart strafen musst Gott? Herr Kichi schloss sein Privatauto ab. Vom Parkplatz zu seiner Wohnung musste er ein Stück laufen. „Haben sie ihr das Geschenk gegeben?“ Er hatte den sprechenden nicht bemerkt, aber er versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie sehr er erschrak. Normalerweise ist er nicht so leicht zu überraschen. Der Mann der ihn angesprochen hat war vielleicht 70 bis 80 Jahre alt. „Ja das habe ich. Aber wie soll das helfen um…“ „Darüber brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. Für die nötige Motivation werden wir schon sorgen.“ Der Fremde begann siegessicher zu grinsen und das Licht der Straßenlaterne spiegelte sich in seinen Augen wieder. Um ehrlich zu sein, ich finde den Titel nicht wirklich berauschend. Der klingt irgendwie dramatischer als er wirklich ist. Außerdem habe ich mehr die Wörtlich Rede verwendet als ich eigentlich wollte.U.U Trotzdem finde ich dieses Kapitel alles in allem gelungen.^^ Kapitel 15: Wohin führt der Weg Teil I -------------------------------------- Es war ein schöner Tag, die Sonne schien direkt durch das Fenster und versuchte Samana zu wecken, was ihr auch kurzzeitig gelang, man konnte ein protestierendes Murmeln hören. Verdammt, sie hätte gestern Nacht doch die Jalousie runter lassen sollen. Aber dann drehte sie sich einfach um und schlief einfach weiter. „Samana, aufstehen!“, rief ihre Mutter. „Es ist schon fast Mittag. Draußen ist es so schön. Oder willst du den ganzen Tag verschlafen?“ Da hat man Ferien und man soll trotzdem so früh am Morgen schon aufstehen? Das kommt überhaupt nicht in die Tüte, gestern war mal wieder ein langer Tag und Samana wollte nach langer Zeit endlich mal wieder so lange schlafen können bis sie ausgeschlafen ist. Das heißt, vor 15:00 wollte sie nicht aufstehen. Nach mehrmaligen hin und herwälzen stand sie dann doch auf, aber auch nur weil die Blase drückte. Danach lohnte es sich eh nicht mehr wieder hinzulegen. Als sie in die Küche kam waren ihre Eltern gerade mit dem Mittagessen fertig geworden. Samana steckte zwei Toasts in den Toaster und während die Toasts vor sich hin toasteten goss sie sich etwas Orangensaft in ein Glas. (Was ist das denn für ein bescheuerter Satz? °`´O) „Wie lief denn eigentlich das Gespräch?“, fragte ihr Vater. „Das war noch nicht, es findet erst nach den Ferien statt.“ Klack. Die Toasts sprangen aus dem Toaster. Samana bestrich sie mit Butter und Marmelade, mehr brauchte sie nicht zum Frühstück. „Ach übrigens, Frau Isogara hat angerufen, sie fragte ob wir nachher alle in den Zirkus gehen. Deine Freunde haben auch schon zugesagt.“ „Von mir aus. Kommt Seyji auch mit?“ „Ja, das ist ja alles zu seinen Ehren. Er hat nämlich die Bezirksmeisterschaften bei der WiSpo gewonnen.“ „Echt? Ich habe gar nicht gewusst das er daran teilgenommen hat.“ „Frau Isogara auch nicht, sie hat es erst über die Gewinnerbekanntgabe aus der Zeitung erfahren.“ Samana ging schnell ins Wohnzimmer und blätterte in der Zeitung die noch auf den Tisch lag. Tatsächlich stand dort sein Name in der Gewinnerspalte, der Zweit- und Drittplatzierte waren ebenfalls erwähnt. Das war typisch für Seyji niemanden etwas davon zu erzählen. Sie schlug die Zeitung wieder zu und legte sie wieder gefaltet auf den Tisch. „O.K., ich komme mit.“ Mit einem Buch und einer Tasse Tee bewaffnet lehnte sich Alex entspannt in den Sessel zurück. Er begann zu lesen, doch nach kurzer Zeit legte er das Buch auch schon wieder hin, er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Der Grund ist eine innere Unruhe die er empfand. Er wollte es sich nicht wirklich eingestehen aber er machte sich Sorgen um Kaori. Vor einer Woche war sie bei ihm aufgetaucht, aufgelöst fragte sie ihm ob sie diese Nacht bei ihm schlafen könne. Daraus wurden noch eine und noch eine. Die erste Nacht hatte sie nur geweint, stand aber am nächsten Morgen mit geröteten Augen aber mit einem Lächeln im Gesicht auf. Sie entschuldigte sich für die Umstände die sie ihm bereiten würde, er meinte es mache ihm nichts aus. Jeden Morgen geht sie zur Bibliothek und kommt erst abends wieder, seit einer Woche. Woher ich weiß wo sie ist? Nun ja ich habe Kirian gefragt ob er ein Auge auf Kaori haben kann, schließlich hatte er ja schon Übung mit Tori, um mir Bericht zu erstatten. Ich weiß, es ist nicht die feine Art, aber was soll ich tun? Als sie so Tränen überströmt vor mir stand war ich verwirrt und ich hatte das Gefühl versagt zu haben. Noch vor kurzer Zeit war alles so einfach, wir hatten eine normale Schüler-Lehrerbeziehung, sahen uns fast täglich in der Schule ohne besondere Notiz von einander zu nehmen. Aber dann fand ich sieh auf der Parkbank liegen. Natürlich konnte ich sie nicht in diesem Zustand lassen und wollte sie wecken. Also rüttelte ich sie, aber sie wachte nicht gleich auf, stattdessen murmelte sie etwas im Schlaf. Erst konnte ich es nicht verstehen aber dann wurde es deutlicher. „Hör auf Vater. Bitte, ich will das nicht mehr.“ Dabei liefen ihr die Tränen unter den Augenlidern hervor. Sie träumte anscheinend von ihrem Vater, es war für mich offensichtlich dass er schlimme Dinge getan hat. Wie aus einem Impuls heraus wischte ich das salzige Nass weg. Danach versuchte ich sie erneut zu wecken, diesmal mit erfolg. Sie schaute mich irgendwie verlegen an und dann fragte sie mich ob sie bei mir schlafen kann. Aber sie schien es sofort zu bereuen was sie gesagt hat, denn sie schlug sich die Hand auf den Mund. Ich weiß nicht warum, aber in diesem Moment wollte ich nicht dass sie wieder zurück geht, deshalb stimmte ich zu. Nur zum Schein sagte ich ihr dass sie zu Hause anrufen soll. Und obwohl ich nicht wollte dass sie geht, wusste ich gleichzeitig dass sie nicht bei mir bleiben kann. Es geht einfach nicht, sie ist meine Schülerin und ich ihr Lehrer, sie ist ein Mensch und ich bin nicht mal von dieser Welt, außerdem gibt es da ja noch Suriel. Letztendlich sind wir dann doch zu ihr gefahren und dort fanden wir ihn, tot. Ich wollte sie trösten. Aber warum eigentlich? Dafür das ihr Vater, der ihr Alpträume beschert gestorben ist? Merkwürdig, aber in der kurzen Zeit bis zur Findung der Leiche habe ich sie besser kennen gelernt als in den Jahren zuvor. Ich nahm sie mit zu mir. Sie verhielt sich normal wenn nichts geschehen währe, aber in Anbetracht dessen was passiert ist war ihr Verhalten anormal. Selbst auf der Beerdigung weinte sie nicht, noch zeigte sie sonst in irgendeiner Art und Weise Trauer. Und dann kam sie heulend bei mir an, sie ließ ihren Emotionen freien lauf, ganz im Gegensatz zu damals, aber nur für eine Nacht. Aber es hatte mich schon etwas verwirrt das sie ihre Gefühle zeigte, es musste etwas Schlimmes passiert sein. Ich weiß zwar nicht was passiert ist, noch kenne ich ihre Freundin bei der sie bisher untergekommen ist. Tja, wie schon gesagt, das ist jetzt eine Woche her. Wie war das noch gleich, sie kann nicht bei mir bleiben? Ich mache mir sorgen um sie. Am liebsten würde ich selber in die Bibliothek gehen. Ja warum eigentlich nicht? Was sitze ich hier eigentlich noch rum? Kaori lief gerade mit ein paar Büchern in den Armen in der Bibliothek zwischen den Regalen als sie mit jemand zusammenstieß. Die Bücher entglitten ihr und fielen zu Boden, sie hatten Titel wie: „Ich bekomme ein Geschwisterchen“, „Fragen die ihr Kind stellen könnte“ oder „In meiner Mama wächst etwas“. Der Fremde hob eines dieser Bücher auf und blickte auf den Titel. „Warum liest du solche Bücher? Bist du etwa schwanger?“ Es sollte eigentlich nur ein schlechter Scherz sein, doch an ihrer Reaktion, sie zuckte leicht zusammen, erkannte er dass er ins Schwarze getroffen hat. „Es stimmt also wirklich.“, brüllte er schon fast, so dass die anderen Besucher sich nach ihnen umdrehten. „Du miese kleine Schlampe aber was will man von einem weiblichen Wesen schon erwarten.“ Mit diesen Worten drückte er ihr das Buch entgegen und schritt mit schlechter Laune Richtung Ausgang. Draußen verbesserte sie sich aber, denn er traf dort jemanden. „Ah, Alex. Wir haben uns ja lange nicht gesehen.“ „Nicht lange genug Suriel. Und jetzt lass mich durch, ich will da rein.“ Er schob sich an ihn vorbei. „Warte doch mal kurz, ich muss dir noch was sagen.“ Alex hatte bereits die Klinke in der Hand, es interessierte ihn nicht was Suriel zu sagen hat, er hatte Wichtigeres zu tun. „Mizel hat nach dir gefragt.“ Alex stockte und lies sie wieder los. Er machte kehrt und wollte wieder gehen. „Ich dachte du wolltest in die Bibliothek.“ „Ich habe es mir anders überlegt.“ Gegen 17:00 trafen sich Samana, ihre Eltern, Natako und sein Schützling, den er mit den anderen kurz bekannt machte, Tori, Seyji und seine Tante an der Bushaltestelle. Als aller erstes wurde Seyji um ersten Platz bei der WiSpo beglückwünscht und er musste sich so einige Schulterklopfer gefallen lassen. „Was ist denn eigentlich die WiSpo?“, fragte Tori unwissend. „Mensch Tori, du lebst wohl hinterm Mond? Wie kann man nicht wissen was das heißt? Das weis doch jedes Kind.“, antwortete ihr Samana. „Aber ich werde es dir gerne erklären. Also WiSpo steht führ Wissen und Sport. Das ist ein Wettbewerb unterteilst nach mehreren Altersstufen. Dort werden sowohl das Wissen verschiedenen Fächern wie Chemie, Physik, Mathe, Deutsch und andere als auch die sportlichen Leistungen getestet. Zunächst wird der Wettbewerb auf Stadtebene dann auf Kreisebene ausgetragen. Das geht dann immer so weiter, bis zum Schluss je einer von jedem Land antritt und dieser Gewinner ist dann der Weltmeister. Hast du dass verstanden?“ „Was bedeutet hinterm Mond?“ Samana rollte nur genervt mit den Augen. „Hinterm Mond bedeutet wenn man nichts mitkriegt was allgemein bekannt ist und jeder andere weis nur man selbst nicht.“, antwortete ihr stattdessen Natako. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt mussten sie noch etwa zehn Minuten laufen bis sie am Zirkus ankamen. Sie waren viel zu zeitig da, die Vorstellung begann erst in etwas mehr als einer Stunde. Also wollten sie sich vorher noch etwas umsehen. Seyjis Tante ging mit Samanas Eltern und die jungen Leute wollten zusammen gehen. Sie gingen so rum und schauten sich um. Es gab unterschiedliche Dinge zu sehen. Stände mit Süßigkeiten wie Zuckerwatte oder glasierte Äpfel, kandierte Nüsse und Zuckerherzen. An einigen Ständen konnte man Lose ziehen und mit etwas Glück etwas gewinnen. Samana war schon bald von Tori genervt, ständig blieb sie überall stehen und fand alles was sie sah so schön und so toll und so niedlich und quietschte vor Vergnügen wie als wenn sie so was zum ersten Mal sah. Gerade stand sie an eines dieser Greifarmautomaten mit dem sie ein Kuscheltier fangen wollte, ohne vorher Geld eingeworfen zu haben. Sie rüttelte und schüttelte das Gerät, trat und schlug dagegen und schimpfte dass dieses Ding kaputt sei. „Kannst du uns mal sagen was das werden soll? Beeil dich lieber! Wir wollten doch noch ins Geisterlabyrinth.“ Nur widerwillig ließ sie vom Automaten ab und richtete, als sie Richtung Geisterlabyrinth gingen, sehnsüchtige Blicke zurück. Bildete sie sich das nur ein oder bekam sie wirklich Kopfschmerzen, dieses Mädchen war heute wieder schlimm. Da war ihr das kleine Mädchen dessen Namen keiner kannte lieber. Sie war ruhig und bescheiden und schrie nicht immer, das will ich haben. Eigentlich ganz untypisch für ein Kind ihres Alters. Merkwürdigerweise hat sie bisher, seit dem sie hier waren, noch nicht ein einziges Mal ihre Mundwinkel auch nur einen Millimeter nach oben bewegt, genau wie damals als Samana sie mit Natako im Kaufhaus getroffen hat. Vielleicht hat sie ja diese Krankheit an deren Namen sie sich nicht mehr erinnern kann? Vor einiger Zeit hatte sie einen Bericht darüber gesehen, durch eine Störung der Nerven, oder war es eine Lähmung bestimmter Muskelpartien im Gesicht, oder so was in der Art, sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, konnten die Menschen die davon betroffen waren nicht ihre Gefühle durch die Veränderung der Mimik zeigen. „Sag mal, warst du mit der Kleinen schon mal beim Arzt?“, fragte Samana sich an Natako gewandt. „Nö, wieso? Wieso sollte ich?“, er schaute sie verständnislos an. „Wieso? Na hör mal. Sieh sie dir doch mal an, sie spricht und sie lacht nicht, sie ist irgendwie in sich gekehrt und du fragst wieso?“ „Alexsensei meinte das alles in Ordnung sei.“ „Hat er denn Ahnung von Medizin?“ „Soviel ich weiß nicht mehr als andere.“ „Na bitte.“, sie verschränkte ihre Arme. „Seyji“, sprach sie an ihn gewandt. „du bist doch zukünftiger Arzt. Findest du nicht auch das ich recht habe?“ „Ja, ich finde auch das sie matt und ausgelaugt wird.“ „Okay, okay, ihr habt gewonnen, ich werde bald mit ihr zum Arzt gehen.“ „Wir sind da, wir sind da.“, rief Tori und hüpfte vor Begeisterung um dann hinein zustürmen, von der Frau die im Kassenhäuschen saß und ihr nachrief das sie doch erst bezahlen möge lies sie sich nicht stören. „Keine Sorge, sie gehört zu uns. Ich werde für sie mit bezahlen.“ Samana griff in ihre Geldbörse um die zwei Karten zu bezahlen. Die zwei Jungs bezahlten auch und dann gingen sie rein. Unverschämtheit, wieso ist das Geisterlabyrinth nicht im Preis mit inbegriffen die sie vorne am Haupteingang bezahlt haben? Das Geld hierfür würde sie sich von Tori wieder zurückholen, ganz sicher. Das hilft mir alles nicht weiter, hier steht zwar alles was wehrend der Schwangerschaft mit dem Körper passiert und wie das Baby sich entwickelt, aber nicht wie man es loswird. Aber es muss doch einen Weg geben. Einen Arzt kann ich auch nicht fragen, der würde es eh nicht machen, eher noch würde er mich Anzeigen. Ich kann froh sein das der, der meine Schwangerschaft festgestellt hat es nicht getan hat. Auch wenn es nicht so ist bleibt aber immer noch das Problem wie ich dieses Ding aus mir herauskriege. Verdammt, es muss doch einen Weg geben. „Geld oder Leben“, sagte plötzlich jemand. Und dieser Jemand stand vor mir mit einem Messer in seiner Hand zusammen mit seinen fünf weiteren Kumpels. Auch das noch, ein Überfall. Der mit dem Messer, wahrscheinlich der Anführer, presste mich an die Wand und hielt mir das Messer vor die Nase. Aus welcher Ecke kamen die denn gekrochen? Nein, umgekehrt. Ich muss die Frage anders stellen. In welche Ecke bin ich gekrochen? In diesem Stadtteil war ich ja noch nie, ganz einfach weil jeder vernünftige Bürger hier nicht herkommt. „Hey Süße, wird’s bald?“ Er hatte offenbar die Geduld verloren und ritzte mir mit seinem Messer über meine rechte Wange. Ich schielte auf besagtem Gegenstand, wenn ich es hätte dann könnte ich diese Sünde in mir einfach raus schneiden. Es ist doch eigentlich ganz einfach. Wieso bin ich nicht eher drauf gekommen? Wenn ich wieder zu Hause bin dann nehme ich ein Messer aus der Küche und werde es tun. Ja, wenn, erstmal musste ich das hier heil überstehen. In allen Büchern die ich bisher gelesen habe wo eine Frau oder ein Mädchen in so einer Situation ist war sie entweder besonders mutig und beförderte ihre Gegner mit ein paar gezielten Tritten und Schlägen, die sie beim Karate oder einer anderen Kampfsportart gelernt hatte, oder es kam ein Retter in der Not um ihr zu helfen. Aber das hier ist keine Geschichte, sondern die Realität. Ich fühle mich weder besonders mutig, es ist mehr das Gegenteil der Fall, noch kann ich Karate und darauf dass man mir hilft darf ich mich auch nicht verlassen. Es hat bestimmt keiner mitgekriegt in welcher Lage ich mich befinde, wir sind schließlich in einer anscheinend ziemlich verlassenen Gegend, außerdem habe ich ja nicht mal geschrieen. Schreien, das ist es, ich werde einfach schreien, vielleicht kommt ja doch jemand. Aber bevor ich dazu ansetzen konnte traf mich etwas Hartes und mir wurde schwarz vor Augen. Das Labyrinth war keine Herausforderungen für Samana, Seyji, Natako und Nr. 101 gewesen, nach weniger als zwei Minuten waren sie wieder draußen. Nur für Tori scheint es ein unlösbares Problem zu sein, sie warteten seit einer geschlagenen halben Stunde auf sie. Nachdem sie in das Labyrinth gestürmt war hatten sie sie nicht wieder gefunden, auch die Dame vom Kassenhäuschen, die sie gefragt hatten ob ein Mädchen in Pinkfarbigen Sachen raus gekommen war hatte sie nicht gesehen, so jemand währe ihr bestimmt aufgefallen. So langsam verloren sie die Geduld und sie beschlossen nicht länger zu warten, sie fragten die Kassendame ob sie ihr bescheit sagen könnte das sie schon zum Hauptzelt gegangen waren. Am Hauptzelt zeigten sie am Eingang ihre Eintrittskarten vor und sie wurden eingelassen. Drinnen war es sehr voll und es gab ein Gedränge und Geschuppse, alle auf der Suche nach ihren Plätzen, die vier nahmen sich bei der Hand um sich nicht zu verlieren. Endlich saßen alle und als der Direktor, ein kleiner dicklicher Mann mit Halbglatze und Zwirbelbart, gekleidet mit einer roten Jacke, weißer Hose und schwarzen glänzenden Stiefeln, begleitet von der Musik des Orchesters, mit einem schwarzen Zylinder in der Hand hin und her schwenkend in die Manege kam, verstummte auch der letzte. Der Direktor hieß die Zuschauer willkommen und bedankte sich das sie so zahlreich erschienen sind und wünschte ihnen viel Freude heute Abend. Nachdem die Begrüßung vollendet war, sie wurde von mehreren Tuschst unterbrochen, begann das eigentliche Programm. Nachdem Kirian Toris Zimmer gesehen hat brauchte er erstmal etwas Abwechslung und vor allem Abstand von ihr. Da er die Beobachtung von Kaori abgeschlossen hat und ihn nicht wirklich befriedigte beschloss er einfach sich zu amüsieren. Was gibt es da besseres als der Zirkus? Auch ihn verschlug es in diesem Geisterlabyrinth, er brauchte nur dreimal um die Ecke gehen und dann sah er sie, Tori. Wie war das mit Abstand halten? Aber er konnte nicht anders und fing wieder an sie zu beobachten und er folgte ihr durchs Labyrinth, seit einer Stunde. Alex schaute an die Uhr an der Wand, 19:15 Uhr. Vor einer Viertelstunde hatte die Bibliothek geschlossen. In wenigen Minuten würde sie da sein. Das Publikum applaudierte als die Pferde mit ihren Reiterinnen die winkend auf ihren Pferden standen, sowohl Pferde und Reiterin mit Federschmuck auf dem Kopf, die Manege verließen. Im fliegenden Wechsel ohne irgendwelche Ansage trat der Nächste, ein Clown in die Manege. Allein sein Watschelgang brachte die Leute zum lachen. Er vollführte sein Programm, später kam auch noch sein Partner dazu. Es waren klassische Gags die sie benutzten die aber deshalb nicht verstaubt oder langweilig waren. (Ich erzähle jetzt nicht was sie im Einzelnen machen, mir fällt nämlich nichts Lustiges ein. ^^° Denkt einfach an euren letzten Zirkusbesuch zurück^^) Die Menge lachte sich scheckig bis zum geht nicht mehr und hatten schon längst tränende Augen. Natako wischte sich grad über die Augen und wandte sich dabei zu seiner Rechten. „Na wie gefällt dir…“ Er stockte, denn der Platz war lehr. Gehetzt schaute er sich um. Dann rüttelte er Samana an, die zu seiner Rechten auf den Übernächsten Platz saß. „Sie ist weck!“ „Wer ist weck?“ Aber als sie sah dass der Platz links von ihr leer war erübrigte sich ihre Frage. Die anderen, also Seyji und die Eltern von Samana hatten es inzwischen auch mitgekriegt. Sofort machte man sich auf die Suche und verteilte sich im ganzen Zelt oder ging nach draußen. Seiyji blieb dort, falls sie zurückkommen sollte. Bei der ganzen Aufregung haben alle vergessen Natako zu fragen wie sie heiße bzw. wie er sie anspricht oder worauf sie reagiert. Also so langsam müsste sie ja mal auftauchen. Ich hätte doch rein gehen sollen, aber dieser Name, ich habe ihn lange nicht gehört. Normalerweise kommt sie doch immer gleich nach Hause, das ist überhaupt nicht ihre Art. Es ist zwar noch hell aber trotzdem. Das Telefon das seit einer halben Ewigkeit ging mir langsam aber sicher auf die Nerven. Ich dachte zuerst wenn ich es lange genug ignoriere höre es von alleine auf, aber dem war nicht so. Wohl oder über nahm ich den Hörer von der Gabel. „Ja bitte?“, meldete ich mich. Ein völlig aufgewühlter Natako war am anderen Ende der Leitung. Woher hat der Kerl eigentlich meine Nummer? Er sprach so schnell und verhaspelte sich so sehr, das ich ihn überhaupt nicht verstand. „Jetzt beruhige dich doch erstmal und fang noch mal von vorne an.“ „Beruhigen? Wie soll ich beruhigt sein wenn sie verschwunden ist?“ „Verschwunden? Wer ist verschwunden? Doch nicht etwa…“ „Ja, genau sie. Was soll ich nur machen?“ „Keine Panik, ich helfe dir beim suchen. Wo hast du sie zuletzt gesehen?“ „Sie saß im Zirkus direkt neben mir und als ich sie etwas fragen wollte war sie plötzlich weg.“ „Verstehe, bin unterwegs. Ich werde in der näheren Umgebung des Zeltplatzes suchen, vielleicht hat sie ja das Gelände verlassen.“ „Ist gut. Danke.“ Er legte auf und ich ebenfalls. Nachdenklich starrte ich aufs Telefon; noch jemand der verschwunden ist. Sie beginnt also immer mehr selbständige Entscheidungen zu treffen. Das freut mich zwar aber wenn sie alleine unterwegs ist kann alles Mögliche passieren. Ich zog mir also meine Schuhe an und machte mich auf dem Weg, vorher schrieb ich aber auf einem Zettel wo ich bin. Falls, wenn Kaori nach Hause kommen sollte sie sich keine Sorgen macht. Nachdem Natako aufgelegt hat begann er mit seinem Handy wieder eine Nummer zu wählen. Er hielt es an sein Ohr und wartete dass jemand ranging. Hoffentlich dauert das diesmal nicht so lange. „Frau Hammersmith.“ „Guten Abend. Entschuldigen sie die Störung. Ist Kessy da?“ „Einen Moment bitte.“ Nach wenigen Augenblicken war die gewünschte Person am Telefon. „Ja?“ „Hier ist Natako. Ich mache es kurz. Mein Schützling ist verschwunden. Es währe nett, falls du sie zufällig sehen solltest, wenn du mir Bescheid sagst. Das war’s dann auch schon, tschüss.“ Er legte auf und setzte seine suche fort. Auf der anderen Seite hatte Kessy den Hörer in die Ladestation gestellt. „Ich geh noch mal raus.“ „Ist gut, aber komme nicht so spät wieder nach Hause.“, sagte ihr Vater. „OK.“ Aber ihre Mutter war anderer Meinung. „Nein du bleibst hier. Es wird bald dunkel und um diese Zeit haben Kinder in deinem Alter nicht alleine draußen rum zulaufen.“ Sie wollte nach ihrem Arm greifen, da Kessy Anstalten machte trotzdem die Wohnung zu verlassen, als sie „FASS MICH NICHT AN“ schrie und ein Schuh nahm den sie dann auf ihre Mutter warf. Dann ging sie raus und machte die Wohnungstür mit einem lauten Knall zu. Frau Hammersmith starrte nur noch perplex drauf. Doch dann drehte sie sich nach ihrem Mann um, der alles gesehen hat und blitzte ihn wütend an. „Das ist alles deine Schuld!“, warf sie ihm vor. „Du hast sie, in den vier Wochen wo ich nicht da war, gegen mich aufgewiegelt.“ Also so langsam wird das richtig lächerlich, seit einer halben Ewigkeit irrt sie schon durch dieses Labyrinth. Allmählich glaube ich sie will den Ausgang gar nicht finden. Wenn das so weiter geht zeige ich mich, nehme sie unter dem Arm und trage sie zum Ausgang. Aber wieso länger warten? Es ist doch nichts dabei sich zufällig zu treffen. „Hallo Tori.“ Sie drehte sich um und schaute mich mit ihrem typischen Lächeln an. „Ich habe mich verlaufen und finde hier mich nicht raus. Kannst du mir vielleicht helfen?“ Das mit unter dem Arm nehmen und zum Ausgang tragen verwarf ich gleich wieder. Denn um diese Zeit waren wir die einzigen Schweine hier drinnen und es würde sich sicherlich eine gute Gelegenheit ergeben. „Aber natürlich. Komm einfach mit.“ Ein sicheres Auftreten hat sie ja, das muss man ihr lassen. „Bist du ganz alleine hier? Warum bist du nicht mit deinen Freunden gekommen?“ „Ich bin mit einigen aus meiner Klasse hier. Aber dann habe ich mich von ihnen abgesetzt. Ich konnte ihre Nähe einfach nicht länger ertragen.“ Allmählich glaube ich sie will gar nicht raus, selbst sie müsste doch merken das wir schon zum hundertsten Mal an dieser Figur vorbei gelaufen sind, und zum hundertsten Mal nimmt sie von hier aus den gleichen Weg. Einmal rechts zweimal links und dann wieder rechts. Oh diesmal nicht, sie geht ein drittes Mal nach links. Als wir um die Ecke bogen sahen wir eine Frau, ihr Alter war schlecht zu schätzen, von 30 bis 100 Jahre war alles möglich. Anscheinend ist das Labyrinth doch größer als ich dachte, denn dieser Frau begegnen wir zum ersten Mal. Unter ihrem roten Kopftuch schauten schwarze Locken hervor, sie trug eine grüne Bluse mit kleinen lila Blumen drauf. Was sie weiter unten trug konnte man nicht sehen da sie hinter einem Tisch saß mit einer Tischdecke in Nachtblau mit lauter Sternen und Monden drauf, die bis auf den Boden ging. „Kommt, kommt zu mir.“ Sie winkte uns zu sich heran, dabei klapperten ihre zig Armreifen die sie um ihre Handgelenke trug. „Mit nur einem Satz verkünde ich euch euer Schicksal, eure Zukunft, euer Weg.“ Aha, eine Wahrsagerin als, das hätte ich mir auch gleich denken können, bei diesem Outfit. Ist eh alles nur Betrug, darauf fällt sowieso keiner rein. „Wirklich? Bitte sagen sie mir meine Zukunft voraus.“ Na ja, bis auf Tori vielleicht. „Aber bevor sie sie mir verraten sagen sie mir vorher was ich will, ich meine das was ich erreichen will. Erst dann entscheide ich letztendlich ob ich meine Zukunft von ihnen hören will.“ Sie klingt so verdammt ernst, das kenne ich gar nicht von ihr. Kommt hier etwa ihr wahrer Charakter ein klein wenig zum Vorschein? Ist sie so wie ihre Wohnung? Die zugänglichen Räume in grellen Farben, genauer gesagt Pink gehalten und das graue, trostlose Zimmer für jeden anderen geschlossen. Sieht es tief in ihrem inneren genauso aus? Spiegeln ihre Augen nur die zugänglichen Räume wieder? Ich möchte diese Türe öffnen und in den Raum sehen was keiner zu Gesicht kriegen darf. Als ich ihr Zimmer sah wurden zwar ein paar Erinnerungen, die ich zwar nicht vergessen aber mehr oder weniger verdrängt habe, wieder aufgefrischt. Gleichzeitig keimte in mir die Hoffnung auf, das ich in ihren Augen das finde was ich seit damals suche. Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, komme ich mir wirklich dämlich vor, Abstand zu ihr nehmen zu wollen war wohl die blödeste Idee die ich je hatte. „Nichts leichter als das mein Kind. Dafür muss ich dich nur einmal kurz berühren. Gib mir bitte deine Hand.“ Tori gab der Frau ihre Hand und diese fasste ihr einmal kurz ums Handgelenk. „Danke, das reicht schon. Also das was du willst, ist ein normales Leben zu führen, wie jedes Mädchen in deinem Alter in die Schule gehen und danach mit deinen Freunden shoppen gehen, im Café sitzen oder auch mal ins Kino gehen. Später, wenn du Älter bist, möchtest du eine Familie gründen, mit einem Mann und Kinder die dich lieben, dabei möchtest du noch Berufstätig sein.“ „Okay, sagen sie mir die Zukunft voraus.“ „Es gibt welche die dir verzeihen werden, andere wiederum nicht.“ Was? Das war alles? Das war ja wirklich nur ein Satz. „Möchte der junge Mann dass ich ihm seine Zukunft auch verkünde?“ „Nein danke, interessiert mich nicht.“ „Sie kann es eh nicht, sie ist nur eine Betrügerin.“, sagte Tori und machte sich auf den Ausgang zu finden, ich ihr folgend. Als wir so liefen merkte ich das die Gänge immer enger wurden, man musste richtig aufpassen um nicht eine der Requisiten umzuhauen. Doch alles aufpassen nützte nichts und es geschah. Tori riss eine der Puppen um so dass diese zu Boden polterte. Sie blieb heil und Tori richtete sie wieder auf. Jetzt währe normalerweise alles in Ordnung gewesen, wenn die Puppe nicht eine Perlenkette um den Hals getragen hätte dessen Perlen sich nun auf den ganzen Fußboden verteilen. Ich währe ja einfach weitergegangen doch sie hockte sich hin und begann die Perlen aufzusammeln. Die Finger verschränkend und auf den Kopf legend beobachte ich sie. Sie hatte zwar immer noch ein Lächeln auf den Lippen aber seit der Wahrsagerin war es nicht mehr ihr typisches Tori-Lächeln. Merkwürdig, irgendwie habe ich das Bedürfnis ihr tröstenden Worte spenden zu müssen. „Sag bloß du nimmst das ganze ernst. Natürlich wird es immer welche geben die dir verzeihen und andere nicht. Das hätte sie zu jedem anderen auch sagen können und es würde zutreffen. Außerdem hast du doch selbst gesagt das sie eine Betrügerin ist.“ „Die Dinge die ich getan habe sind nicht zu verzeihen und trotzdem tue ich sie immer wieder.“ Was war das denn? Wer ist dieses Mädchen, das da auf den Boden hockt und diese Worte sprach? So leise, das ich sie kaum verstehen konnte. Kapitel 16: Wohin führt der Weg Teil II --------------------------------------- Aua, mein Kopf. Wieso pocht mein Schädel so? Warum ist das denn so hart? Bin ich etwa aus dem Bett gefallen und liege jetzt auf den Fußboden? Ich öffnete die Augen und ich musste blinzeln und hielt mir die Hand schützend vors Gesicht da mich der Mond blendete. So langsam gewöhnte ich mich an das Mondlicht und ich schaute mich um. Wo bin ich? Wie komme ich hier her? Ich weis noch, ich war in der Bibliothek und dort war dieser Mann und er sagte mir diese Sachen. Das nächste an das ich mich erinnere ist das ich auf einmal hier war, ja und dann waren da diese Typen die mich überfallen haben. Einer von ihnen hat mir eins über den Schädel gebraten. Das erklärt noch lange nicht wie ich ausgerechnet in dieses Viertel kam. Überall laufen die Ratten umher so als ob sie keine Scheu vor Menschen haben. Der Putz fällt von den Wänden, die Laterne unter der ich stehe spendet schon lange kein Licht mehr. Was soll ich nur tun? Ich kenne mich doch hier überhaupt nicht aus, ich muss doch nach Hause, ich brauche doch ein Messer. Hier zu bleiben und zu jammern bringt mir nichts, ich mache mich lieber auf den Weg. Ein junges Mädchen, etwa 16 Jahre alt hielt eine Zeichnung in den Händen. „Mutter, wer ist dieser Mann?“ „Das ist dein zukünftiger Gemahl.“ Die Mutter, die durch jahrelanger Arbeit älter wirkte als sie ist, sah ihre Tochter nicht an als sie ihr antwortete und rührte weiterhin in der Schüssel, die sie auf den Tisch stehen hatte. Braun und ziemlich groß war der Käfer der sich genüsslich am Blattwerk einer Eiche bediente, aber nur so lange bis ein Vogel kam, ebenfalls in einem schlichten braun wie es bei Weibchen üblich ist, sich auf den Zweig setzte, den Käfer vom Blatt pickte um ihn dann hinunter zu schlucken. Kalt war es und der Schnee hatte der Landschaft einen weißen Anstrich gegeben. Eine Herde Mammuts wanderte durch den Schnee. Unter dem Schnee war ein See auf dem eine dicke Eisschicht war, aber für einen Mammut nicht dick genug. Das Eis gab unter der Last des schweren Tieres nach und es brach. Seine Artgenossen wollten ihm helfen und streckten ihre Rüssel nach den Verunglückten. Aber es gelang ihnen nicht ihm zu helfen. Das Mammut trompetete verzweifelt(gaben die Mammuts eigentlich die gleichen Laute von sich wie unsere heutigen Elefanten? Ich gehe jetzt einfach mal davon aus das es so ist) und versuchte sich so gut es ging über Wasser zu halten doch irgendwann versagten seine Kräfte und er glitt sanft in die Tiefe des Sees hinab. Ein Glück, es hat aufgehört, diesmal waren es nur drei, drei Erinnerungen. Es war nicht ganz so schlimm, es kam auch schon vor das es bis zu dreißig waren. Eine wahre Sturmflut an Erinnerungen und mit jedem Leben, mit jeder Existenz fällt es mir schwerer sie zurück zu drängen. Wehrend dieser Zeit ist mein Kopf so voll das kein Platz mehr für eigene Gedanken bleibt. Aber ich habe keine Zeit für Selbstmitleid, ich muss sie finden, schließlich habe ich es doch Natako versprochen, ja, nur deshalb suche ich sie, aus keinem anderen Grund. Tut mir leid Mutter das ich dich so angeschrieen habe, nein, nein es tut mir nicht leid. Verdammt mein Kopf, das kommt sicher von den Erinnerungen, aber es waren doch nur drei. Ich muss sie finden, ich muss sie unbedingt finden, das Kind mit den Flügeln aus schwarzen Federn. Sie ist hier, ich weiß es, hier in dieser Stadt. Doch die Stadt ist groß und wie sieht sie überhaupt aus? Bitte breite deine Flügel aus, damit ich dich finden kann. Mein Kopf, mir ist so heiß. Wer ist da? „Frau Kinomura? Was machen sie denn hier?“ „Oh mein Gott, Kessy. Du glühst ja richtig.“ Nein, bitte nicht. Lass mich los. Fass mich nicht an, denn sonst, denn sonst wird... Inzwischen machte die Vorstellung Pause und die Leute tummelten sich auf den Platz, das machte es schwerer sie zu finden. In dem Getümmel trafen Samana und Seyji aufeinander. „Hast du sie gefunden?“ fragte sie ihn. „Nein, leider nicht.“ „Vielleicht ist sie ja an unserem Platz zurückgekehrt.“ „Fehlanzeige, da war ich eben.“ „Verdammt wo könnte sie nur sein?“ „Uns bleibt nichts anderes übrig als sie zu suchen. Wir trennen uns besser wieder, O.K?“ „Seyji warte mal kurz!“ Seyji, der schon zwei Schritte gelaufen war, drehte sich zu ihr um. „Was ist denn?“ „Du darfst doch zu den Kreisausscheidungen bei den WiSpo- Meisterschaften jemanden mitnehmen, da wollte ich dich fragen ob ich da mitkommen könnte.“ „Tut mir leid, aber ich habe Natako schon versprochen, das ich ihn mitnehme.“ „Natako? Aber was will er denn da?“ „Das weiß ich nicht, aber jetzt sollten wir die Suche fortsetzen.“ „Einen Augenblick noch. Hättest du mich mitgenommen wenn Natako dich nicht gefragt hätte?“ „Nein.“, war seine ehrliche Antwort. „Warum nimmst du nicht deinen Onkel oder deine Tante mit?“ „Du weist doch ganz genau das ich nur eine Person mitnehmen darf und während dieser Zeit herrscht Reiseverbot. Ich kann sie also nicht mitnehmen.“ „So meinte ich das nicht. Ich meine…“ „Wir sollten jetzt wirklich gehen.“ Er lief davon ohne ihr weiter zu zuhören. Kirian schlenderte durch das abendliche Dunkel der Stadt, es war ihm einfach zu blöd gewesen die Perlen aufzusammeln, ob Tori noch damit beschäftigt war, wusste er nicht. Er fühlte sich irgendwie nicht so gut und suchte nach einem Opfer. Tori währe zwar perfekt gewesen, doch er wollte sie noch schonen und das kleine Mädchen mit den rotbraunen Haaren da vorne wird ihre Funktion auch erfüllen. Er baute sich bedrohlich vor ihr auf. Bei näheren hinsehen erkannte er das sie eins von den Kindern war die auf dieser Geburtstagsparty waren, die er beobachtet hatte, Natako hatte sie hingebracht. „Hey Kleine. Was machst’s du denn so spät noch hier? Wenn dir etwas passieren sollte kann Natako dir nicht helfen“ Er grinste sie mit einem fiesen Grinsen an bei dem jeden anderen die Knie schlottern würden. Doch sie reagierte nicht und schaute durch ihn hindurch, in dieselbe Richtung in die sie schon bei seiner Ankunft geschaut hatte. „Hat es dir vor Angst die Sprache verschlagen?“ Keine Reaktion. Es wurmte ihn das sie ihn offensichtlich ignorierte und folgte ihrem Blick um zu sehen was sie die ganze Zeit beobachtete. Sein Blick fand ein Fenster das tiefer angesetzt war als normal, so dass es für einen Jungen, der im gleichen Alter wie das Mädchen war, kein Problem bereitete durch die Glasscheibe nach draußen zu sehen. Die Gardine hatte er etwas zur Seite geschoben. „Ist das etwa dein Freund da oben den du da so anhimmelst? Der sieht mir aus als ob er kein Mumm in den Knochen hat.“(das klingt irgendwie gar nicht bedrohlich was Kirian da von sich gibt) „Nr. 100“, sagte sie auf einmal. „Was? Was hast du gesagt?“ Er schaute verwirrt zwischen dem Jungen und dem Mädchen hin und her, um dann schließlich „Puppenengel“ zu flüstern, „Ihr beiden seit Puppenengel.“ Kirian hatte das zuletzt gesagte lauter gesprochen, so dass der nun herannahende ihn verstehen konnte. „Ja das sind sie. Habe ich dich endlich gefunden.“, sagte Alex an Nr. 101 gewannt. „Warst du die ganze Zeit hier? Wir haben uns schon alle Sorgen um dich gemacht. Komm, wir gehen erstmal zu mir nach Hause.“ Alex streckte ihr lächelnd seine Hand hin, die sie aber ignorierte. „Warum bist du so nett zu ihr? Sie ist ein Engel.“ „Sie ist ein Puppenengel.“ „Aber immer noch ein Engel.“ „Wieso bist du dann nett zu mir?“ „Na du bist doch ein gefallener Engel.“ „Aber immer noch ein Engel.“ Darauf konnte Kirian nichts mehr erwidern. „Mach doch was du willst. Ich jedenfalls helfe ihr nicht.“ Alex sah ihm hinterher wie er davon ging und seufzte lautstark als Kirian seine Wut an eine Mülltonne ausließ. „Du must verstehen, er hasst Engel. Und nachdem was er erlebt hat kann man es ihm auch nicht verübeln. Aber er hat sich bisher nie gegen mich gestellt, und er wird es auch nie tun, selbst wenn ich einem Engel helfe. Aber jetzt kümmern wir uns erstmal um dich. Ich werde Natako anrufen und ihm sagen dass ich dich gefunden habe. Ein Glück das ich seine Mitgesendete Nummer, die auf dem Display meines Haustelefons erschien, auf mein Handy gespeichert habe.“ Ein lauter Jubelschrei erschallte über das Zirkusgelände. Natako sprang in die Luft und schlug dabei die Hacken zusammen. „Er hat sie gefunden. Er hat sie gefunden.“, brüllte er immer wieder. Sein Geschrei machte auch Seyji und Samana aufmerksam und wenig später waren sie bei ihm. „Was ist denn los? Wieso schreist du so?“ „Alexsensei hat sie gefunden. Sie ist bei ihm. Nach der Vorstellung hohle ich sie bei ihm ab.“ „Warum denn nicht gleich?“ „Das war seine Idee, er meinte ich sollte mir den schönen Abend nicht verderben. Außerdem glaube ich dass sie bei ihm gut aufgehoben ist. Wir sollten uns beeilen um wenigstens die zweite Hälfte zu sehen, in ein paar Minuten ist die Pause vorbei.“ Auch die Erwachsenen waren erleichtern als sie von der frohen Nachricht hörten. Sie hätte doch einen Pullover mitnehmen sollen, aber wer konnte auch ahnen dass sie sich heute in diesem Viertel verläuft. Inzwischen ist sie zwar in einer belebteren Gegend und sie dachte schon daran jemanden zu fragen, aber die Menschen hier sahen ihr wenig Vertrauens erweckend aus. Beim Anblick der abgemagerten und herumlungernden Leute fröstelte sie etwas und zog die nicht vorhandene Jacke enger um sich. „Hey du.“, sprach sie ein etwa neunjähriger Junge an. „Bist du trächtig?“ Trächtig? Sie ist doch keine Hündin. Und überhaupt, wie kommt der Bengel dazu sie so etwas zu fragen. „Bitte? Wie kommst du denn darauf?“ „In diesem Punkt habe ich mich noch nie getäuscht, außerdem schleppst du ja diese komischen Bücher mit dir herum.“ Bücher? Ach ja, die Bücher aus der Bibliothek. Warum hatte sie sie eigentlich noch bei sich? „Gehe ich recht in der Annahme dass du das Kind loswerden willst?“ Woher weiß der Rotzlöffel das nur? Bloß nichts anmerken lassen. „Dein Schweigen ist schon Beweiß genug. Ich habe ein Blick für welche wie dich, schließlich verdiene ich ja damit mein Geld.“ „Wie meinst du das? Womit verdienst du dein Geld?“ „Das sage ich erst wenn du mir sagst ob du es loswerden willst oder nicht.“ Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Immerhin weiß er es doch eigentlich schon. „Ähem ja. Du hast recht.“ „Das wollte ich von dir hören. Los komm mit, ich bringe dich zu jemanden der dir dein Problem wegmachen kann, ganz anonym.“ Ohne zu zögern folgte sie ihm, ihr war wirklich jedes Mittel recht um es loszuwerden. Nur noch wenige Meter war Frau Kinomura von Kessys Wohnung entfernt, dabei dieselbige immer noch in den Armen tragend. „Lassen sie mich runter. Ich kann alleine Laufen.“, protestierte sie schon zum wiederholten male. „Das kommt nicht in Frage, immerhin bist du vorhin zusammen gebrochen.“, erwiderte nun Frau Kinomura zum wiederholten male. „Aber das ist peinlich, die drei Schritte wird es schon gehen.“ „Haha, na gut, überredet.“ Sie ließ sie runter, nahm sie aber dafür bei der Hand. Kessy wollte sich ihrer Hand ihr entreißen, doch der Griff von Frau Kinomura war zu stark. Mit einem Seitenblick erkannte Kessy das Frau Kinomura irgendwie abwesend war. „Frau Kinomura? Frau Kinomura?“ „Was? Wie? Entschuldige bitte, hast du was gesagt?“ „Sie zerquetschen meine Hand.“ „Oh, entschuldige, das wollte ich nicht. Ich muss vor lauter Tagträumerei meine Umgebung vergessen haben. Merkwürdig, normalerweise neige ich gar nicht zu Tagträumen, es kam einfach so über mich.“ „War es schön? Was haben sie geträumt?“, sie schaute Frau Kinomura erwartungsvoll an. „Also wenn du unbedingt willst, werde ich es dir erzählen. Da war ein Mädchen, etwa in deinem Alter und eine junge Frau. Die Frau fragte das Mädchen, `Bist du ein Engel? ´ `Nein, ich bin kein Engel. Ich kann kein Engel sein. ´, antwortete das Mädchen.“ „Und weiter?“, fragte Kessy nach als sie merkte dass nicht weitererzählt wurde. „Wie, und weiter? Das war alles.“ „Der Traum war wirklich nicht länger? Und auch keine weiteren Träumereien die nicht in diese Szene passten?“ „Nein, nur das kurze Stück. Wieso fragst du?“ „Puh, noch mal Glück gehabt.“, murmelte Kessy. „Wie bitte? Was hast du gesagt?“ „Ach nichts.“, winkte sie ab. „Schauen sie. Wir sind da.“ Frau Kinomura drückte auf den Klingelknopf wo Hammersmith drunter geschrieben stand. „Ja bitte?“, erklang es aus der Wechselsprechanlage. „Entschuldigen sie die späte Störung, mein Name ist Frau Kinomura, ich bringe ihnen ihre Tochter nach Hause.“ „Kessy? Einen Augenblick bitte.“ Nur wenige Augenblicke später hörte man ein leises surren das signalisierte dass sie Tür geöffnet wurde. Oben an der Tür wurden die beiden von Herr und Frau Hammersmith empfangen. Während sich Frau Kinomura mit aller Höflichkeit vorstellte, trat Kessy einfach wortlos an ihren Eltern vorbei in die Wohnung. An der Röte die ihrer Mutter ins Gesicht stieg, merkte man wie peinlich es ihr war, so eine unerzogene Tochter zu haben. Frau Kinomura tat so als hätte sie nichts bemerkt und sah irgendwo anders hin. „Möchten sie noch kurz mit reinkommen?“, fragte Frau Hammersmith, wie es die Höflichkeit erforderte. Insgeheim hoffte sie aber dass sie die Einladung abschlagen würde, immerhin musste sie ihrer Tochter eine Standpauke die sich gewaschen hat verpassen. Doch sie wurde enttäuscht: „Oh danke, gerne doch.“ Mit einem freundlichen Lächeln trat sie ein und schaute sich neugierig in der Wohnung um, nett eingerichtet, fand sie. „Möchten sie vielleicht was trinken? Wein, Saft oder einen Tee?“ „Danke, ein Saft hätte ich gern.“ „Kessy, holst du bitte drei Gläser aus dem Schrank?“, fragte sie ihre Tochter die gerade vom Zähneputzen aus dem Bad kam, während sie selbst den Saftkrug aus dem Kühlschrank holte. Kessy wollte sich gerade neben Frau Kinomura auf die Couch setzen. „Du, junge Dame, gehst sofort auf dein Zimmer. Mit dir habe ich noch ein Wort zu reden.“ „Aber…“ „Keine Widerrede Fräulein.“, sagte sie streng und zeigte mit gestrecktem Arm, mit den dazugehörigen gestreckten Zeigefinger Richtung Kessys Zimmertür. Doch die schaute ihre Mutter nur trotzig an, gewillt keinen Schritt zur Seite zu weichen. Ihr Vater, der die ganze Zeit teilnahmslos im Sessel saß und Zeitung las, legte diese nun beiseite. „Was hältst du davon wenn wir Frau Kinomura dein Zimmer zeigen, aber danach musst du auf dein Zimmer bleiben.“ Sie legte den Kopf schief und schien zu überlegen. „In Ordnung. Kommen sie Frau Kinomura.“, und sie verschwand mit ihr in ihr Zimmer. Frau Hammersmith warf ihrem Mann einen Blick zu der besagte: Erst hetzt du sie gegen mich auf und jetzt zerstörst du mir meine Erziehungsmethoden. „Ein schönes Zimmer hast du.“, sagte Frau Kinomura nachdem sie einen ersten Blick hineingeworfen hatte. „Danke, das haben Mama, Papa und ich gemeinsam eingerichtet. Die Tapete habe ich mir selbst ausgesucht.“ „Ja, sie ist wirklich sehr hübsch.“ Es war keine Handelsübliche Tapete mit gewöhnlichem Muster wie man sie im Baumarkt kauft, sondern eine Spezialanfertigung. Ein Freund von ihrem Vater ist künstlerisch begabt und fertigte sie nach Kessys Vorstellungen an. Nun schmückte eine rote Sonne die gerade auf oder untergeht die eine Wand, das rot strahlte zu rotorange bis orange werdend auch auf die angrenzenden Wände aus, wehrend an der gegenüberliegenden Wand die Farbe in ein Dämmerungsblau mündete, passend dazu gab es auch noch Wolken in den jeweils passenden Farben. Es könnte so eine schöne Stimmung sein, wenn man das Geschrei der Eltern aus dem Wohnzimmer nicht höhren würde. „Wenn du irgendwelche Probleme hast Kessy, kannst du es mir ruhig sagen.“, begann sie plötzlich. „Wie kommen sie denn jetzt darauf? Ich habe keine Probleme.“ „Ich bin Kindergärtnerin und es gehört zu meinen Job meinen Kindern zu helfen.“ „Aber ich habe wirklich keine, und wenn ich welche hätte, am ehesten würde ich sie noch Tori erzählen.“ „Tori? Ist das nicht das Mädchen welche dich eine zeitlang in den Kindergarten gebracht hat?“ „Ja, genau sie. Sie wirkt zwar immer als würde sie nichts verstehen, aber wenn man ihr sein Herz ausgeschüttet hat fühlt man sich unendlich leicht. Das sollten sie auch mal versuchen.“ „Na wenn du meinst.“, sagte sie lächelnd. „Aber jetzt ab ins Bett mit dir. In deinem Alter braucht man viel Schlaf, außerdem musst du dein Fieber auskurieren.“ Sie hob die Decke an, damit Kessy, die bereits im Nachthemd war, hineinschlüpfen konnte. Sie deckte sie ordentlich zu, so das Kessy glaubte vor Wärme zerfließen zu müssen, besonders bei diesen Temperaturen. Nachts kühlte sich die Luft draußen zwar ab, aber es reichte bei weitem nicht aus, um die von der Hitze des Tages aufgeheizten Wohnungen abzukühlen. „So, gute Nacht. Schlaf schön.“, und Frau Kinomura machte die Nachttischlampe aus. So das sie im Dunkeln zur Tür gehen musste. Sie hatte sie schon erreicht und war gerade im Begriff sie zu öffnen. „Frau Kinomura?“ „Ja was ist denn?“ „Vergessen sie nicht. Wenn irgendwas ist, Tori ist die erste Adresse.“ „Danke, ich werde es mir merken.“ Sie öffnete die Tür, rief schon verdächtig laut, „Gute Nach Kessy.“, und machte die Tür mit einem lauten ´RUMMS` zu, so das das Geschrei von Kessys Eltern verstummte. Frau Kinomura blieb nicht lange, und schon bald verabschiedete sie sich. „Ihr müsst nicht unbedingt mitkommen.“ „Wir wollen aber.“ Natako, Samana und Seyji standen nun vor dem Hauseingang in dem Alex wohnt. Nach der Vorstellung sind sie gleich hierher gekommen, zuvor aber sind sie noch schnell zum Geisterlabyrinth gegangen um sich nach Tori zu erkunden. Die Kassiererin meinte dass sie noch nicht raus gekommen sei. Samanas Eltern wollten schon nach Hause gehen und sind somit auch nicht mitgekommen. Alex hatte Nr. 101 zu sich nach Hause gebracht, nun saß sie auf der Couch vor einem unangerührten Glas Saft. Er wusste dass sie es nicht anrühren würde. Der gefallene Engel kam derweil aus einem angrenzenden Zimmer zurück und hielt ein Photo in der Hand. Er hielt es ihr direkt in ihr Blickfeld, so dass sie automatisch das Bild betrachtete. „Kennst du diesen Jungen?“ Als er es eine weile hochgehalten hatte und sie nichts gesagt hat, nahm er es wieder runter. „Weist du“, er zeigte auf das Bild, „ich habe ihm auch dein Photo gezeigt. Er hat ähnlich wie du reagiert. Mittlerweile glaube ich dass ich es bei ihm zu früh gemacht habe. Doch jetzt glaube ich dass es bei dir der richtige Zeitpunkt war. Vor kurzer Zeit war es noch undenkbar dass du die Entscheidung triffst alleine irgendwo hinzulaufen und dich der Weg zu deinem Bruder führt. Ich habe gesehen wie du ihn angeschaut hast, alles um dich herum vergessend. Aber eins muss ich dir sagen, du bist immer noch eine Puppe. Komm mal mit, ich muss dir was zeigen.“ Er packte sie am Arm und zog sie in die Küche. Dort angekommen nahm er ein Messer aus der Schublade und schnitt ihr damit einmal über den Unterarm. „Kannst du irgendetwas sehen? Nein, kannst du nicht. Denn es ist nichts da, nicht ein Tropfen Blut. Ich kenne bisher nur ein Puppenengel der es geschafft hatte zu bluten. Ich war dabei als er das erste Mal blutete. Wie er sich freute ist nicht zu beschreiben und er rief: ich lebe, ich lebe.“ Es klingelte an der Tür. Als Alex sie öffnete standen Natako, Samana und Seyji vor der Tür. „Guten Abend.“, grüßte der Erstgenannte. „Wir wollten nur meinen Schützling abholen und nicht lange stören.“ „Aber ihr stört doch nicht. Kommt doch kurz mit rein.“ „Gerne aber nur kurz, es ist schon ziemlich spät.“ Sie ist dem Bengel gefolgt, der sie zu jemanden brachte der ihr helfen könne. Er ging einfach durch eine Tür und rief: „Hey Enrico. Hier ist Kundschaft für dich.“ Der Angesprochene hat bisher auf einen Stuhl gesessen und seine Beine auf den Tisch gelegt und döste kippelnd vor sich hin. Als die Zwei rein kamen schaut er erst nur lustlos auf, nahm aber dann doch die Füße vom Tisch und setzte sich grade hin. Er kramte eine Münze aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Der Bengel steckte sie sich schnell ein und ließ Kaori mit Enrico allein. Diese stand unschlüssig in der Tür und betrachtete das Zimmer. Es war recht klein, außer einem Tisch und vier Stühle standen keine weiteren Möbel drinnen. Der Putz fiel von den Wänden und einen Besen oder einen Putzlappen schien der Raum auch lange nicht mehr gesehen zu haben. Der Mann war mager und seine Augen wirkten müde. Wenigstens schien er sich regelmäßig zu waschen, aber die Alkoholfahne roch sie aus Meterweiter Entfernung. Und so jemanden sollte sie sich anvertrauen? Entgegen aller Skepsis entpuppte er sich doch als recht umsichtig. „Bist du dir sicher dass du es tun willst?“ „Aber natürlich bin ich mir sicher.“ „Hast du denn genügend Geld um mir die Summe die ich verlange bezahlen zu können?“ „Eh, aber ja. Na natürlich.“ „Das klang aber nicht überzeugend. Gibt es denn keinen der dir was pumpen könnte?“ Kaori schüttelt den Kopf. „Nein, leider nicht. Jeder würde mir irgendwelche Fragen stellen wofür ich das Geld brauche, und ich glaube nicht dass ich ausreichend genug lügen kann. Die Einzige die mir wahrscheinlich keine Fragen stellen würde, “, sprach sie mit gesengtem Kopf weiter, „hat mich aus der Wohnung geschmissen.“ „Ich würde trotzdem vorschlagen das du sie fragst und dann kommst du wieder hierher und wir machen einen Behandlungstermin aus. Sollte ich nicht da sein brauchst du nur nach mir zu fragen.“ „O .k . Also bis dann. Vielen dank für ihre Hilfe.“ Kaori wollte schon die Tür hinter sich schließen als ihr noch was einfiel. „Wenn ich sie finden soll wehre es hilfreich wenn ich ihren Namen erfahren würde.“ „Ich bin Enrico, Enrico Isogara.“ Kaori bedankte sich noch mal und ging dann wirklich, aber nach kurzer Zeit kam sie wieder zurück. „Was gibt es denn noch?“ „Ich traue mich nicht allein zu ihr zu gehen. Außerdem weiß ich nicht was ich sagen soll, damit sie mich nicht abweist. Deswegen wollte ich sie fragen ob sie nicht mitkommen können.“ In der kurzen Zeit wie sie ihn kannte hatte sie so ein großes Vertrauen zu ihm gewonnen das ihre Bitte ihr nicht unangebracht vorkam. „Meinetwegen, aber dieser Service kostet extra.“ So kam es das sie sich auf den Weg machten. Nach wenigen Minuten hatte Enrico sie aus dem Viertel geführt. Von hier aus wollte Kaori sie zu Toris Wohnung führen, als die besagte gerade um die Ecke trat. Geschockt vom ihren plötzlichen Auftauchen wusste Kaori erst nicht was sie sagen sollte. Bis ihr dann irgendwann einfiel das sie die Beiden ja bekannt machen sollte. Doch als sie sich nach Enrico umdrehte, merkte sie dass er seltsam blass um die Nase war und zitterte. „Was haben sie denn? Geht’s ihnen nicht gut? Das ist die von der ich ihnen erzählt habe. Darf ich vorstellen? Enrico, das ist Tori, Tori, das ist Enrico.“ „Es freut mich sie kennen zu lernen.“ Mit ihrem typischen Lächeln trat Tori einen Schritt heran um ihm die Hände zu schütteln. Aber sofort taumelte Enrico panisch mehrere Schritte zurück und stolperte über seine Beine sodass er auf seinen Hosenboden fiel. Immer noch kroch er vor Tori zurück: „Uuuaaah. Komm nicht näher, komm nicht näher!“ rief er mit eindeutiger Panik in der Stimme. „Bitte tu mir nichts!“, er versuchte sich aufzurappeln, was ihm aber scheiterte. Er begann vor Angst zu weinen und er konnte nicht verhindern das sich seine Blase entleerte. „Verschwinde, verschwinde du Kreatur des Unglücks. Aaaaaaaahhhh!“ Er schlug sich die Arme über den Kopf und begann hemmungslos zu schluchzen. Kaori war diese Szene irgendwie peinlich. „Ich glaube wir gehen besser. Kommen sie Enrico!“ Sie zog ihn hoch und er stolperte hinter ihr her. Nach einer weile hatte er sich anscheinend beruhigt, nur seine Gesichtsfarbe hat sich noch nicht normalisiert. „Es ist kostenlos.“ „Bitte?“ Sie schaute ihn verwirrt an. „Die Umstände haben sich geändert. Die Behandlung ist kostenlos.“ Er schrieb was auf einen Zettel, riss ihn von seinem Block ab, „Komme um diese Zeit zu mir!“ und gab ihn ihr. Alex verabschiedete sich von den Kindern, jetzt war es seltsam ruhig in seiner Wohnung. Doch wenige Minuten nachdem sie verschwunden waren, schloss jemand die Tür auf und Kaori kam herein. „Entschuldigen sie das ich so spät komme.“, sagte sie mit ehrlicher Reue. Alex starrte sie nur an, der ganze Trubel hatte ihn seine Sorgen um sie vergessen lassen, was ihn sofort ein schlechtes Gewissen einbrachte. „Oh man o man, was für ein Tag. Aber zum Glück haben wir meinen Schützling wieder.“ „Wieso nennst du sie eigentlich immer Schützling“, fragte Samana. „Na weil sie keinen Namen hat. „Na dann gib ihr doch einen.“, schlug Seyji vor. Nach einer Weile verabschiedete sich Samana von den Anderen, da sie in eine andere Richtung gehen musste. Als sie nach Hause kam sah sie dass ein Zettel auf den Tisch lag. Sie nahm ihn und las: `Hallo Schatz, es ist so ein schöner Abend, da haben wir beschlossen noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Mach dir keine sorgen wir sind gleich zurück. ´ Es war spät, aber nicht so spät um nicht noch in die Disco zu gehen. Gesagt getan ohne dass sie sich noch umzog nahm sie sich etwas Geld aus der Spardose ihrer Eltern und ging nach draußen. Auf den Weg zur Disco sah sie eine Menschentraube auf der Straße stehen. Neugierig nährte sie sich ihr um zu sehen was los sei. Sie drängte sich durch die Massen damit sie in Erfahrung bringen konnte was sie Leute so in Aufruhr versetzte. „Nein, bitte nicht.“, sie konnte nicht glauben was sie da sah. Ihre Eltern lagen in einer Blutlache ohne ihre Köpfe, die lagen daneben. Aber die Köpfe waren nicht abgeschlagen sondern förmlich abgerissen worden(kann ein Leihe überhaupt so was erkennen?). „Mama, Papa.“ Schrie sie und sackte weinen neben die Leichen ihrer Eltern nieder. Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, doch in letzter Zeit verstanden wir uns immer besser. Erst jetzt merkte ich dass ich euch eigentlich ziemlich gut leiden konnte, vielleicht habe ich euch sogar geliebt. Wieso merke ich das erst bei eurem Anblick? Ich wünsche mir plötzlich dass aus uns eine glückliche Familie wird, dass wir alle unsere Differenzen hinter uns lassen und noch mal ganz von vorne anfangen. Doch jetzt ist es zu spät dafür. Eigentlich habe ich mir fest vorgenommen nach jedem Kapitel einen kleinen Kommentar meinerseits zu schreiben, aber ich weis nicht immer was ich schreiben soll. Zumindest habe ich diesmal den Platz hier gefüllt, indem ich euch dies hier gesagt habe.^^ Kann es sein das ich nur Blödsinn rede?^^° Kapitel 17: Abschied -------------------- Gestern Nacht wurde ein Doppelmord verübt, es handelt sich mit aller Wahrscheinlichkeit um den oder die Täter die in der vergangenen Zeit schon mehrmals zugeschlagen haben. Den Opfern wurden Grausam die Köpfe abgerissen. Bei Hinweisen über den Verbleib der Täter und oder deren Identität rufen sie bitte die unten eingeblendete Telefonnummer an oder wenden sie sich an ihre örtliche Polizeidienststelle. Der „Kabelsalat“ wird aus aktuellem Anlass eine Sondersendung zeigen, der Abendspielfilm fällt aus. Und nun das Wetter… Sehr geehrtes Fräulein Samana Kuttsúku, wir haben von Ihrem Verlust gehört und möchten Ihnen unser aufrichtiges Beileid mitteilen. Nach §X Absatz Y des Gesetzbuches ist die Wohnung für eine Person entsprechend Ihres derzeitigen Einkommens der Kategorie 0 nicht angemessen. Wir möchten Sie daher bitten innerhalb der gesetzlichen Frist von acht Wochen sich eine neue Unterkunft zu suchen. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zu Verfügung. Ihre Wohnungsgenossenschaft. „Danke das ihr gekommen seid.“ Samana wurde von jeden ihrer Freunden umarmt die ihr damit Trost spenden wollten. Sie konnte ein leises Schluchzen nicht verhindern. Ihre Tante, ihre einzige noch lebende Verwandte, legte ihr von hinten eine Hand auf ihre Schulter. Es waren nicht viele gekommen, nur ihre Tante Elsa, Seyji, Natako und Nr. 101. Nach einer weile kam ein Mann in einem schwarzen Anzug und bat sie ihm zu folgen. “Weist du eigentlich warum Tori nicht hier ist?“, fragte Seyji Natako ins Ohr flüsternd. „Frau Sekiguchi sagt das sie nach Hause wollte, also zu ihren Eltern nach Hause. Angeblich müsse sie da irgendwas Wichtiges klären.“ „Was gibt es Wichtigeres als einer Freundin beizustehen?“ „Da fragst du mich zu viel.“ Der nette Herr im Anzug geleitete sie in den Feierraum(Ich weiß nicht ob das auf anderen Friedhöfen auch so heißt aber bei uns schon. Ein ziemlich unpassender Name wenn ihr mich fragt.) wo sie auf den aufgestellten Stühlen platz nahmen. Der Trauerredner begann mit seiner Rede. Er erzählte einen Querschnitt des Lebens über die beiden Toten, aus den Reihen der Zuhörer war ab und zu ein Schniefen oder Schluchzen zu hören. Nach ende der Trauerrede gingen alle zum Grab. Ein Mann im schwarzen Anzug schritt voran mit einem Trauergesteck, bestehend aus blauem Rittersporn und weißen Rosen, schönem Blattgrün ausgesteckt und passender Seidenschleife, auf den Armen. An der vorher schon ausgehobenen Grube, wo eine Urne mit ihrer beider Asche, so wie sie es sich gewünscht haben drinnen stand, blieben sie stehen. Das Trauergesteck, wurde an den Grabstein gelegt und jeder warf eine Handvoll Erde und Blütenblätter die in einer Schale bereitstanden in die Grube und verweilte dort ein wenig. Samana war gar nicht davon wegzutrennen, ihre Freunde und ihre Tante warteten geduldig. „Meint ihr es ist gut wenn sie da so lange steht? Ich würde bei meinen Eltern nicht so lange am Grab stehen.“ „Natako bitte, etwas mehr anstand, vergiss nicht wo du dich befindest. Lass ihr Zeit sich zu verabschieden, sie hat schließlich lange genug darauf gewartet, die ganzen Autopsien die gemacht wurden um den Täter auf die Spur zu kommen. Es muss bedrückend für sie sein das man trotz allem nichts gefunden hat.“ „Ja du hast recht, tut mir leid. Ich hoffe dass sie mit der Beerdigung einen Schlussstrich ziehen kann. Sie war ja die ganzen Tage nicht aus dem Haus zu kriegen und hat sich verbarrikadiert.“ Tante Elsa schnäuzte gerührt in ihr Taschentuch: „Ihr zwei seid so liebe Jungs. Solche wahren Freunde findet man selten, sie kann froh sein euch zu haben.“ Aber auch ihr kam es bald zu lange vor wie Samana am Grab stand. Sie ging zu ihr und stellte sich seitlich neben sie. „Kindchen, “, sagte sie leise zu ihr, „komm wir müssen los.“ Erst sah es so aus als würde sie gar nicht reagieren, aber dann sah sie auf und man sah ihr rot geweintes, mit Tränen benetztes Gesicht. „Ist gut.“, sagte sie einfach nur. Am Friedhofstor verabschiedeten sich die zwei Jungs und Nr. 101 von Samana und ihrer Tante, die gerade in das Auto einstiegen, wehrend sie mit dem Bus in die andere Richtung fahren mussten. Samana würde von heute an bei ihrer Tante wohnen, die Koffer waren schon gepackt und fertig im Auto verstaut, um die Möbel würde sich später gekümmert werden. „Tante Elsa?“ „Ja was ist denn Kindchen?“ „Können wir noch mal nach Hause fahren? Ich würde gerne da etwas hohlen.“ „Aber natürlich.“ Sie bog nach links ab um zu Samanas altem zu Hause zu fahren. „Macht es dir was aus vorher noch woanders vorbei zu fahren?“ „Wo sollst denn hingehen?“ Es dauerte noch eine weile eh der Bus kam und so beschlossen Natako und Seyji bei Tori anzurufen. „Ein glück das ich ihre Handynummer habe.“ Und Natako suchte im Menü nach den gespeicherten Nummern. Dann hielt er es sich ans Ohr und Seyji hielt sein Ohr ebenfalls nah dran damit er mithören konnte. „Ja? Was gibst denn?“, meldete sie sich. „Was es gibt? Was es gibt fragst du?“, schrie Natako schon fast förmlich aufgebracht. „Samanas Eltern sind gestorben und du hast nichts Besseres zu tun als einen schönen Urlaub bei deinen Eltern zu verbringen. Ich hoffe er ist erholsam.“ Der letzte Satz war mit einem sarkastischen Ton ausgesprochen. Allerdings schien sie das zu überhören. „Ich bin doch noch gar nicht da.“ „Wie, du bist noch nicht da?“, fragte Natako überrascht. „Wie weit weg wohnst denn du?“ „Nun ja, ich fand mit der Bahn bin ich zu schnell, deswegen dachte ich mir das laufen auch ganz schön währe. Ab und zu nimmt mich einer mit.“ „Was ist das denn für ein krach?“ Tatsächlich war im Hintergrund Gejohle und Gegröle zu hören. „Ach das. Ich sitze grade hier hinten mit noch ein paar anderen auf einen Laster, und die singen die ganze Zeit. Es sind auch schöne Lieder dabei. Singen kann ich zwar nicht aber eins hab ich mir aufgeschrieben. Wenn du willst lese ich es die Mal kurz vor. Wo hab ich’s denn jetzt? Ah hier. Also…“ „Natako.“ „Warte mal kurz Tori.“ Er nahm das Handy vom Ohr und blickte fragend zu Seyji. „Was ist denn?“ „Vergiss nicht weswegen du sie angerufen hast.“ „Ist klar.“, nickte er ihm zu, und seine Aufmerksam zu Tori gewandt, „Hör mal das ist nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt…“ „War das nicht gerade Seyjis Stimme? Ist er bei dir?“ „Ja, wir waren doch grade auf der Beerdigung. Wir habe nämlich Feingefühl genug um zu kommen. Moment, ich gebe ihn dir mal.“ Er übergab Seyji, der die Hand schon zum Empfang bereitgehalten hatte, das Telefon. „Hallo.“, sagte er kühl. „Hallo.“, sagte sie mit einer besten Laune die man sie vorstellen kann. „Es überrascht mich dass du da warst.“ Dabei betonte sie das du besonders. „Warum?“ „Ich hätte nicht gedacht dass dir das Schicksal von jemand so zu Herzen geht.“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Das weiß ich nicht, dazu habe ich zu wenig Erfahrung um es erklären zu können.“ „Ach so.“ Aus seinem Mund klangen diese Worte so als würde er das Thema, seine Beziehungen zu anderen Leuten abhaken wollen. „Warum warst du eigentlich nicht hier?“ „Ich? Was soll ich denn da? Es ist doch egal ob ich da bin oder nicht. Davon wird keiner wieder lebendig.“ Jetzt wurde er aber langsam wütend. „Das wissen wir selbst, aber sie hätte sich sicher gefreut wenn du dabei gewesen wärst als sie sich von ihren Eltern verabschiedet hat.“ „Verabschiedet? Bei wem soll man sich denn bei einer Beerdigung verabschieden? Sie sind doch eh schon fort. Ich versteh nicht weswegen man eigentlich immer so ein Trara machen muss um die Toten unter die Erde zu bringen. Ein Loch buddeln, Leiche rein, zu schütten, fertig.“ „Du hast keinen Respekt vor den Verstorbenen und den Hinterbliebenen! Aber anscheinend ist bei dir Hopfen und Malz verloren.“, schrie er so laut das es die Menge die mit ihr auf dem Laster sitzt hören konnten. „Hopfen und Malz?“ „Lass es dir von denen die ich da im Hintergrund höre erklären. Wiederhö…“ „Warte. Kannst du mir noch kurz Natako wiedergeben?“ „Ja?“, fragte dieser ungehalten, da er sein Ohr auch nah am Telefon hatte und somit dem ganzen Gespräch folgen konnte, auch er war fassungslos. „Ich wollte dir nur noch schnell das Lied aufsagen. Wer wohnt da im Nebelstreif? Ist ein Geist so bleich wie Seif, Augen funkeln grün hervor, wenn du trittst durchs weiße Tor. Dichte Schwaden hüll'n dich ein, läuten zarte Glöcklein fein, führen dich zur Nebelfrau, Haar glitzert von Morgentau. Nebelfrau die spinnt ein Garn, spinnt es schon seit tausend Jahr' n, Geist der wiegt sie in den Schlaf singt das Lied vorn Nebelschaf. Nebelschaf das schwebt vorbei, frisst viel Graß dann sind es zwei, als sie drei zählt schläft sie ein, träumt von Licht und Sonnenschein.“ Sie hat aufgelegt und die beiden Jungs sahen sich mit einem was-war-das-denn-Blick an. Ich sagte meiner Tante wo sie lang fahren musste. Sie bog noch einmal nach links ab um dann vor einem Mietshaus wie es viele in dieser Gegend gab zu parken. Während ich mich abschnallte fragte ich sie ob sie warten könne, da es nicht lange dauern wird. Ich weiß selbst nicht was mich geritten hat hierher zukommen, zu ihr. Ein unerklärliches Handeln, wie damals als ich ihr die Geschichte vom Tod meines Bruders erzählte. Da die Haustür unten offen war ging ich gleich hoch ins Stockwerk wo sie ihre Wohnung hat. Mir graute es schon vor dem ganzen Pink. Dennoch klingelte ich, denn ich wollte ihr Aufwidersehen sagen. Aufwidersehen, nicht Lebwohl. Lebwohl das klingt so nach für immer, Aufwidersehen klingt da mehr so wie der Name schon sagt nach einem Widersehen. Ich habe sie vorhin vermisst, wenn sie da gewesen währe dann währe das ganze nicht so… deprimierend gewesen. Unwillkürlich muss ich lächeln, mit aller Wahrscheinlichkeit währe sie dann nicht in schwarz sondern in Knallpink aufgetaucht und hätte gelacht und die Blumen bewundert. Sie hatte ein Talent dafür sich immer unpassend zu verhalten und gerade das macht sie so liebenswert. Da sieht man gerne über ein paar Fehler hinweg. Noch vor kurzem habe ich anders über sie gedacht, wie sehr man doch die Meinung über eine Person ändern kann wenn sie nicht mehr da ist. Sie scheint wohl nicht da zu sein, dabei hätte ich gerne ein paar aufmunternde Worte von ihr gehört, etwas was ich mitnehmen kann. Ich ging also unverrichteter Dinge wieder nach unten und stieg ins Auto ein und wir fuhren zu mir nach Hause. Denn dort ist etwas was ich unbedingt mitnehmen will. Wieder bat ich meine Tante auf mich zu warten und ging nach oben. Zielstrebig ging ich in mein Zimmer und fasste unterm Bett und holte dort ein Päckchen hervor. Ich blies den Staub weg und betrachtete es kurz, einen Moment wollte ich es öffnen, entschied mich aber dann doch anders. An der Bushaltestelle stiegen Seyji, Natako und sein Schützling aus dem Bus. Natako hob zum abschied die Hand „Also dann, man sieht sich.“ „Musst du denn nicht in die gleiche Richtung?“, fragte Seyji verwundert. „Ich wollte noch schnell zum Arzt, mir einen Termin geben lassen, damit mein kleiner Schützling hier“, er deutete auf Nr. 101, „mal ordentlich durchgecheckt wird.“ „Eine gute Idee.“ „Ihr habt mich halt überzeugt.“ Sie verabschiedeten sich und jeder ging seiner Wege. Zu Hause angekommen begrüßte mich meine Tante mit gewohnter Herzlichkeit ich grüßte formell kühl zurück. Sie hatte gerade einen Korb Wäsche in den Armen und ging damit in den Keller wo sich der Waschraum befand. Ich ging in mein Zimmer, nahm ein Buch über die Anatomie des Menschen zur Hand und begann zu lesen. „Ich hätte nicht gedacht dass dir das Schicksal von jemanden so zu Herzen geht.“ Die Worte halten durch mein Ohr. Sie hatte ja recht mit dem was sie sagte. Ich bereue es mittlerweile das ich auf die Beerdigung gegangen bin, wir sind doch keine Freunde, auch wenn Samana das anders sieht. Sie war es die mich damals ansprach und nicht umgekehrt. Es war einer der wenigen Momente wo ich nicht von den anderen Kindern umringt war. Jeder versuch ihrerseits sich mir anzunähren blockte ich jedoch ab. Die ganzen Jahre tänzelte sie ständig um mich herum ohne das ich ihr großartige Beachtung schenkte. Das heißt aber nicht das ich sie nicht bemerkt habe. Damals habe ich sie wohl gespürt, ihre abweisenden und hasserfüllten Blicke, doch mit einemmal begann sich ihr Verhalten mir gegenüber zu verändern und sie näherte sich mir. Wie schon gesagt sie tänzelte um mir herum und versuchte Freundschaft mit mir zu knüpfen, aber ich hielt sie auf Abstand. Mein Gang zur Beerdigung passte jedoch nicht in dieses Schema, es fehlte die Distanziertheit, ich hätte es wie Tori machen sollen. Aber ist es denn jetzt nicht egal? Denn sie wird wahrscheinlich nie wieder um mich herumtänzeln. „Seyji? Kann ich dich kurz stören?“ Ich schaute vom Buch, in dem ich eh nicht gelesen hab, auf. „Komm ruhig rein.“ „Ich wollte dir nur diesen Zettel geben.“ Sagte sie als sie eintrat. „Den habe ich gefunden als ich deine Hose in die Waschmaschine tun wollte und ich die Hosentaschen nach Zellstofftaschentüchern durchsucht habe.“ Ein Zettel? Wie kommt der denn in meine Hosentasche? Ach ja, das muss der sein den mir meine Mutter im Krankenhaus gegeben hat. Das hatte ich vollkommen vergessen. „Leg ihn einfach irgendwo hin.“ Seit Tagen, genauer gesagt seit dem sie in der Bibliothek war herrschte Schweigen zwischen Alex und Kaori, was beide sehr belastet. Während sich noch Alex bemühte wenigstens ab und zu ein Gespräch anzufangen, ging der Großteil des Siechanschweigens von Kaori aus. Er merkte sehr wohl dass sie Probleme hat. Sie ißt nichts, sie schläft schlecht und das sah man ihr auch an; große Ringe hatten sich unter ihren Augen gebildet. Mit jedem Tag war es für ihn schmerzhafter sie so zu sehen. Dennoch wollte er sie nicht drängen und wartet dass sie von selbst zu ihm kommen würde. Sie war gerade im Bad und betrachtete sich im Spiegel. „Warum er wohl geschrieen hat?“, fragte sie ihr Spiegelbild. „Anscheinend hatte er Angst, sogar Panik vor ihr. Dabei kann sie doch keinem was zu leide tun.“ Das sie von ihr rausgeschmissen wurde vergas sie im Moment. „Wenn ich ihn das nächste mal treffe werde ich ihn danach fragen. Wenn ich ihn treffe. Denn ich bin mir nämlich nicht mehr sicher ob ich das ihr“, sie legte die Hand auf ihren Bauch, „wirklich loswerden will. Irgendwie kann ich es nicht über mich bringen es töten zu lassen. Wenn Gott das erfährt dann, und er wird das erfahren dann wird er mir sehr zürnen und ich falle bei ihm in Ungnade. Aber bin ich das nicht schon längst durch mein Blut? Kannst du mir nicht sagen was ich machen soll?“ Natürlich erhielt sie keine Antwort. „Gut siehst du heute übrigens aus.“, und grinste sich schief an. Ich und mein Schützling kamen gerade zu Tür herein. „So da wären wieder. Ich werde uns erstmal was zu Essen machen.“ Ich wusch mir die Hände und band mir dann eine Schürze um. Aufgrund der mangelnden Zeit würde es heute was Schnelles geben, Spaghetti in Tomatensauce. Ich nahm einen Topf aus dem Schrank und ließ Wasser hinein. „Wasser.“ „Wie?“ Ich hatte gar nicht bemerkt das Nr. 101 neben mir stand. „Was hast du gesagt? Wasser? Was ist damit?“, fragte ich verständnislos. Dann meinte ich zu begreifen: „Ach so du möchtest ein Glas Wasser haben.“ Ich drehte den Wasserhahn wieder zu und stellte den Topf auf die Herdplatte und machte sie an. Nachdem ich einen Deckel auf den Topf getan habe holte ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und goss etwas davon in ein Glas. „Hier bitte.“ Ich gab es ihr, aber anstatt zu trinken sagte sie einfach nur, „Wasser“, und steckte den Zeigefinger ins Wasserglas. „So was macht man aber nicht. Nimm deinen Finger da raus.“ Aber sie rührte weiterhin darin herum. „Das ist ein Befehl.“ Sofort nahm sie den Finger heraus und betrachtete ihn sich. Es freut mich zwar das sie wieder agiler geworden ist und ich nicht mehr jedes Mal `Ich befehle.´ sagen muss. Freilich passiert es immer noch das sie manchmal noch ins alte Schema zurückfällt und sie die ganze Zeit nichts macht außer einfach nur dazusitzen und ins Nichts zu starren. In solchen Momenten erinnert sie mich immer an eine Puppe, mit dem einzigen Unterschied das eine Puppe auch dann sitzen bleiben würde wenn ich `Ich befehle die das und das.´ sagen würde. Sie muss aber auch wissen wie sie sich zu benehmen hat und lernen was sie darf und was nicht. Immer noch betrachtet sie ihren nassen Zeigefinger. „Wasser.“, sagte sie wieder. Was hatte sie nur mit ihrem Wasser? „Warum kam Wasser aus den Augen?“ Ich verstand nicht erst wirklich was sie meinte aber dann viel mir ein das Samana ja am Grab geweint hat. „Das nennt man Tränen, sie hat geweint. Meistens weint man wenn man traurig ist aber es gibt auch Freudentränen, in ihrem Fall war es aber eindeutig Traurigkeit.“ „Traurig?“ „Traurig ist man wenn man z.B. einen geliebten Menschen verliert, wie in diesem Fall ihre Eltern.“ Es schmerzt mich zu sehen dass sie nicht mal so einfache Gefühle kennt. „Warum kann Nr. 101 nicht weinen?“ Wie sie kann nicht weinen? Es stimmt schon das ich sie noch nie habe weinen sehen aber das sie es nicht kann, das überhaupt jemand es nicht kann, an diese Möglichkeit habe ich nie gedacht. Wieso auch? Und zu wiederholten male frage ich mich was man ihr angetan hat. Von traumatischen Erlebnissen wie Missbrauch über Kopf gestoßen bis hin zur Gehirnwäsche durch Außerirdische, wobei mir letzteres mir doch zu sehr der Phantasie entsprungen zu sein scheint, ging ich alles Mögliche durch. Wer weiß ob ich jemals die Wahrheit wissen werde. „Warum kann Nr. 101 nicht traurig sein?“ Ich nahm ihr das Glas ab was sie immer noch in der Hand hatte und stellte es auf den Küchentisch. Danach holte ich eine Packung Nudeln aus dem Schrank und öffnete sie, tat die Nudeln aber nicht hinein da das Wasser noch nicht kochte. Mir viel ein das ich noch gar kein Salz drangemacht habe und holte dies nach. Während ich das tat überlegte ich fieberhaft was ich auf ihrer Frage antworten sollte. Eins war klar, ich konnte sie nicht einfach so stehen lassen. „Ich glaube nicht das du nicht traurig sein kannst. Weinen ist nur eine Art diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Außerdem ist Weinen keine Frage des Könnens, es kommt einem so über sich.“ Insgeheim war ich stolz auf mich wegen dieser Antwort, zumal ich mich mit solchen Dingen vorher noch nie beschäftigt habe, ich bin doch kein Philosoph. Doch dann kamen mir Zweifel weil sie nichts sagte und ich wusste auch nicht mehr so richtig weiter. „Möchtest du zusehen wie das Wasser kocht?“, kam es dann schließlich von mir, ich weiß gar nicht wie ich eigentlich gerade darauf komme. Ohne eine Antwort abzuwarten hob ich sie hoch damit sie reingucken kann, natürlich habe ich vorher den Deckel abgenommen. Nach einer weile merkte ich jedoch das sie mir zu schwer wurde und ich stellte einen Stuhl mit dem nötigen Sicherheitsabstand vor dem Herd und gemeinsam beobachteten wir wie das Wasser kochte, wie zuerst kleine Bläschen aufstiegen bis es letztendlich blubberte. Ich saß auf dem Beifahrersitz neben meiner Tante und wir fuhren auf der Landstraße Richtung Norden, das Fenster habe ich heruntergekurbelt und meine Haare flogen mir vom Fahrtwind um die Ohren. „Mach’s du bitte das Fenster zu? Es ist etwas laut. Außerdem lässt du die warme Luft herein.“ Wortlos drehte ich an der Kurbel und die Scheibe ging hoch. Das Auto das meine Tante fuhr war schon ein älteres Modell aber in Punkto Klimaanlage konnte es locker mit den modernen Schlitten aufnehmen. Sie funktionierte sogar besser als sonst, denn so langsam begann es mir kalt zu werden. Gerade wollte ich sie etwas herunterdrehen. „Puh.“, stöhnte meine Tante, „Die Klimaanlage macht es auch nicht mehr lange, ich muss dringend in die Werkstatt fahren, man kommt ja beinah um vor Hitze.“ Wie bitte? Ich frier hier mir fast den Arsch ab und sie beschwert sich das die Klimaanlage nicht funktioniert? Immerhin sind es hier drinnen nur… Moment wie kalt ist es eigentlich? Das haben wir gleich. Ich nahm das Thermometer was vom Mittelspiegel baumelte runter. Andere hängen sich da Duftbäume oder anderen Klimperkram dran, meine Tante Elsa hat da eben ein Thermometer hängen. „Aber Tante Elsa, es sind doch nur…“ Ein kurzer Blick aufs Thermometer. 32°C ??? Warum ist mir dann so kalt? „Was wolltest du sagen?“ „Nichts. Schon gut.“ Hier drinnen ist sommerliche Hitze aber ich fühle mich als währe hier winterliche Kälte. Werde ich etwa krank? Das fehlte mir noch. „Hast du dich eigentlich bei allen deinen Freunden verabschiedet?“ Bei dem Gedanken das ich das gerade nicht bei allen gemacht habe fror ich noch mehr. „Nein, eine habe ich nicht erreicht.“ „Dann ruf sie doch an. Das Telefon liegt im Handschuhfach.“ Gar keine schlechte Idee. Ich hing das Thermometer wieder dran und nahm das Telefon und rief bei Tori zu Hause an. Eine weile ließ ich es bimmeln, sie scheint wohl immer noch nicht da zu sein. Als versuchte ich es auf ihrem Handy. „Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen sie es später wieder.“ Komisch, jetzt wird es mir wieder etwas kälter. Nie hätte ich gedacht das ich so eine starke Bindung zu ihr aufbaue. Lange Zeit gab es für mich nur Seyji, alles andere interessierte mich nicht. Aber warum ausgerechnet Tori? Ich erinnere mich noch genau als sie im Frühling neu in unserer Klasse kam. Sie stand da vorne in einem rosafarbenen Kleidchen, ihre blonden Haare umrahmten ihr zugegebenermaßen ihr schönes Gesicht. Schnell bildete ich mir ein Urteil über sie. Ein Modepüppchen mit dem dazugehörigen verstand. Ich bin immer noch der Meinung das sie das ist. Aber irgendwann begann ich, von mir selbst unbemerkt, eine Bindung ja sogar Freundschaft aufzubauen. Wann hat es begonnen? Zu dem Zeitpunkt als ich merkte dass sie mir bei der Beerdigung fehlte? War es da wo ich ihr vom Tot meines Bruders erzählte? Oder noch eher? Vielleicht auch schon da als ich damals auf den Schulhof gehetzt kam und sah wie Kirian sie traktierte und ich einfach weiterlief. Das war nur wenige Wochen nachdem sie in unsere Stadt gezogen ist, dass ich mich daran noch erinnern kann. Da war es ein Ding der Unmöglichkeit das wie was zusammen unternehmen. Jetzt sind wir gemeinsam in den Zirkus gegangen, auch wenn das anders abgelaufen ist wie ich es mir vorgestellt habe. Zirkus, an diesem Tag habe ich meine toten Eltern gefunden. Ein Schmerz von Trauer überkam mich und das Telefon glitt aus meinen Händen. Es landete zwischen meinen Füßen wo noch etwas anderes war. Das Telefon ließ ich links liegen und hob stattdessen das Päckchen auf meinen Schoß. Ich betrachtete es und sogleich wurde mir wieder etwas wärmer. Ich weiß nicht wann und ob ich wiederkomme, aber so lange ich fort bin habe ich etwas woran ich mich festhalten kann und es ist da drinnen. Wenn ich erst weiß wer der Mörder ist dann wird mir der Inhalt dieses Päckchen eines Tages sehr gute Dienste leisten. Ich freue mich das es doch einige gibt die meine Geschichte mögen, sonst hätten sie sie ja wohl kaum in ihre Favo - Liste. Oder? °´`° Obwohl es ruhig noch einpaar mehr sein können.^^ Aber warum schreibt mir eigentlich keiner mehr einen Kommi? Das ist irgendwie deprimierend und das kurz vor Weihnachten. Ich glaube kaum das ich bis dahin noch ein Kapitel hoch lade, also wünsche ich schon jetzt allen meinen Lesern Frohe Weihnachten, eure Kariyami P.S. Das Lied bzw Gedicht habe ich aus dem Internet, die schönsten Kinderlieder. Ich habe nur grad vergessen wer es geschrieben hat. Kapitel 18: Genieße die Ferien ------------------------------ Entschuldigt bitte dass es so lange gedauert hat, aber hier ist es Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten ihr Morgenlied und Frau Isogara saß aufrecht im Bett, reckte sich und streckte sich und gähnte nach Herzenslust. Daraufhin stand sie auf um das Frühstück vorzubereiten, ihren Mann ließ sie noch schlafen denn er ist erst spät in der Nacht von Arbeit gekommen. Nachdem der Tisch gedeckt war, die Brötchen und die Eier bald fertig sein werden, ging sie hoch zu Seyji um ihm zu sagen dass das Frühstück fertig ist. Sie klopfte dreimal mit dem gekrümmte Zeigefinger an die Tür und ohne auf eine Antwort zu warten machte sie sie auf. Ihr bot sich das Bild was sie jeden Morgen sah; Seyji über Bücher und Hefte gebeugt. „Warum musst du denn immer so viel lernen? Das ist nicht gut für dich.“ „Nun ja ich möchte bei der WiSpo den ersten Platz belegen und dafür muss ich eben sehr viel wissen.“ „Du weißt auch so schon viel genug, außerdem sind sie erst in drei Wochen, bis dahin solltest du die Ferien genießen.“ „Wenn ich gut sein will muss ich eben sehr hart arbeiten.“, sagte er und wollte sich wieder seinen Büchern zuwenden. „Aber jetzt machst du erstmal Pause und kommst gemütlich frühstücken.“ Er legte den Stift bei Seite und ging mit ihr nach unten. Von „gemütlich“ frühstücken konnte überhaupt keine Rede sein. Seyji legte sich gerade eine Scheibe Käse auf seine Brötchenhälfte und machte dann einen großen Bissen, so das die Hälfte des halben Brötchens verschwunden war. Frau Isogara indessen hörte gar nicht mehr auf in ihrem Kaffee rumzurühren, sie überlegte krampfhaft worüber sie sich mit ihm unterhalten könnte, die WiSpo hatte sie schon tausendmal angesprochen. Wieder einmal wurde ihr bewusst wie wenig sie doch über ihren Neffen wusste. Ihr musste doch was einfallen, irgendein belangloses Thema. Wie lange ist es her das sie sich in ruhe unterhalten haben? Schnell er isst gerade sein Ei, gleich würde er wieder hoch gehen, schnell. „Was war das eigentlich neulich für ein Zettel?“ Ja das war gut, dachte sie, ein belangloses Thema, jedoch reagierte er ganz anders wie sie das erwartet hatte. Normalerweise würde er höflich lächeln und sagen dass es nichts Besonderes währe, aber stattdessen sieht er sie mit großen Augen an. War es Angst was darin zu erkennen ist? Schließlich wurde er wieder so wie immer, sagte das es nichts Besonderes sei und verschlang den Rest seines Eis. Er stürzte seine Tasse Kakao runter, erhob sich mit den Worten, „Ich bin fertig, ich werde wieder weiter lernen.“, von seinem Stuhl und verschwand nach oben. Frau Isogara räumte den Tisch ab und stellte das dreckige Geschirr in die Spülmaschine wo bereits schon welches drinnen war. Soso der Zettel ließ ihn nicht ganz kalt. Sie wollte unbedingt wissen was es damit auf sich hat. Wenig später kam ihr Mann in die Küche und wünschte ihr einen guten Morgen. „Warum bist du denn schon auf? Du solltest dich wirklich noch mal hinlegen.“, sagte sie besorgt. „Ach!“, winkte er ab. „Ich habe lange genug geschlafen. Ich bin fit wie ein Turnschuh.“ Sein Erscheinungsbild strafte seiner Worte lügen. Er konnte kein Fuß vor dem anderen heben und schlurfte mit seinen Pantoffeln über den Boden, seine Augen waren ganz klein und unter ihnen befanden sich Augenringe, selbst der kalte Kaffee den er im wahrsten Sinne des Wortes herunterstürzte half da nicht viel. „Das sehe ich aber anders, ab ins Bett! Du musst nachher wirklich fit sein wenn du dann Seyji mitnimmst.“ Mit leichten aber bestimmten Druck schob sie ihn wieder ins Schlafzimmer. Am frühen Nachmittag stand er jedoch wieder auf um mit Seyji ins Krankenhaus zu fahren, als Vorbereitung auf den Wettbewerb. Sie nutzte die Gelegenheit und ging Zielstrebig in sein Zimmer und fand auch gleich was sie suchte. Der Zettel lag noch da wo sie ihn hingelegt hatte. Sie nahm einen Stift und ihren Notizblock zur Hand und schrieb die Adresse ab die dort draufstand. Man weiß ja nie. Sie redeten wieder miteinander, nicht das es eine Aussprache gab, aber der Umgangston zwischen Kaori und Alex hat sich normalisiert, dennoch gibt es Dinge die nicht angesprochen werden. Den ganzen Vormittag wuselte sie in der Wohnung herum, putzte das Bad, hing die Wäsche auf u.s.w. Zurzeit saßen beide beim Mittagstisch und stocherten lustlos in das aufgewärmte Essen aus dem Tiefkühlregal im Supermarkt was es schon zum ixten mal gab. Die Alternaiven waren Mikrowellen-Essen oder auch mal eine Bratwurst. Denn kochen konnten sie beide nicht. „Lass mich raten.“, grinste Alex, nachdem er sich etwas Zitrone auf seine Fischstäbchen geträufelt hat. „In eurer kleinen Wohngemeinschaft hat deine Freundin immer gekocht.“ Er hätte sich Ohrfeigen können wegen seiner unbedachten Worte als er ihre Reaktion sah. Sie hat sich plötzlich versteift und die Marmelade tropfte vom Löffel den sie in der Luft hielt, außerdem ist sie etwas blass geworden. Dann schlich sich ein trauriges Lächeln auf ihr Gesicht. „Dort habe ich das beste Essen seit langer Zeit gegessen.“ Und sie schmierte sich die Marmelade breit. Wer kann denn auch ahnen dass ihr das immer noch so nah geht? „Noch etwas Senf?“, fragte er um abzulenken und schob ihr das Glas näher zu. „Ja, danke.“ Sie nahm es und bestrich ihre Fischstäbchen mit Senf. Etwas angeekelt schaute er auf ihren Teller; erst hatte sie sich Zitrone auf den Fisch drauf gemacht, was ja noch normal war, aber dann legte sie Limburger drauf, weiter ging es mit Salami, dann kam die Marmelade dran und jetzt klatschte sie auch noch Senf drauf, den extra scharfen, und vermischte es mit der Marmelade. „Also ich muss schon sagen in letzter Zeit hast du aber ein seltsames Essverhalten. Man könnte meinen du bist schwanger.“ Sie wurde förmlich kreidebleich. „Ja, nicht? Ich kann mir das auch nicht erklären.“, lachte sie hilflos. Er merkte sehr wohl dass er sie in eine unangenehme Lage gebracht hat. Verdammt, sagte er etwa heute nur das Falsche? „Vergiss was ich gesagt habe. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen oder dich irgendwie verletzen. Immerhin hast du Ferien und ich möchte das du sie genießt.“ „Schon gut.“, winkte sie ab. “Ich werde den Tisch abräumen.“ Ungeachtet dessen das sie beide noch gar nichts gegessen haben, nahm Alex seinen Teller und schnappte den ihren förmlich unter der Nase weg und trug sie in die Küche. Er war irgendwie verwirrt, das ist ihm schon häufiger passiert seit sie bei ihm wohnt, selbst bei den kleinsten Dingen. Es klingelte an der Tür. „Ich geh schon.“, rief Kaori. Mit wenigen schritten war sie da und öffnete. „Du hier? Ich wollte eigentlich zu Alex.“ „Wer ist denn das?“, rief Alex aus der Küche und lugte hinter der Wand hervor, „Ach du bist es Kirian. Was verschafft mir die Ehre?“ Ohne Kaori weiter zu beachten schmiss er mit dem Fuß die Tür zu und trat näher zu Alex. „Ich wollte eigentlich nur wissen ob du weißt wo Tori ist. Sie scheint verreist zu sein, jedenfalls ist sie nicht da.“, kam Kirian gleich zum Thema. „Woher soll ich das denn wissen?“ „Ich dachte nur, schließlich bist du doch ihr Klassenlehrer.“ Du? Er duzt ihn? Warum sind die beiden denn so vertraut? Aber da war doch noch was anderes. Verreist? Warum wusste sie davon nichts? „Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun. Ich werde dir erstmal was zu trinken holen.“ „Nicht nötig, ich geh gleich wieder. Tschüß.“, und er wandte sich zum gehen. „Momentmahl.“, mischte sich nun Kaori ein, „Sie ist nicht da?“ Erstaunt sah sich Kirian zu ihr um. „Huh? Wusstest du das nicht? Sie ist doch deine Freundin.“ Nun war es an Alex erstaunt zu ihr zu blicken. „Ist sie etwa bei der…?“ Kaori begann mit ihrem T-Shirt zu spielen. „Ich muss noch mal kurz weg.“, sagte sie hastig und war im nächsten Augenblick auch schon verschwunden. „Die hat es aber eilig.“, wunderte sich Kirian und machte die Tür zu. „Was wollte sie eigentlich von dir?“ „Sie wohnt hier.“ „Ist nicht war?“ Das überraschte ihn, doch dann grinste er wissend. „Ach ich versteh schon.“ „Nicht das was du denkst.“ Alex konnte nicht verhindern dass er leicht errötete. „Was denk ich denn?“ feixte Kirian. Das wurde nach Alex Geschmack ein bisschen zu heikel. Er brauchte irgendwas um abzulenken. „Sie wird einmal sehr hübsch werden.“ „Findest du sie nicht jetzt auch schon hübsch? Sie ist immerhin deine Auserwählte.“ „Ich meine nicht Kaori sondern Tori.“ „Tori und hübsch? Sie ist ein Kind.“, lachte Kirian auf. Anscheinend hat es funktioniert. „Sie ist dreizehn.“ „Sag ich doch, ein Kind.“ „Du bist in sie verliebt.“, kam es frei heraus aus Alex. „Was redest du denn da?“, Kirian war wirklich entsetzt angesichts solch einer Behauptung. „Das ist doch völliger Blödsinn. Ha! Ich und verliebt, also wirklich.“ „Du hast Recht, als Liebe kann man das nicht bezeichnen.", wurde Alex ein wenig ernster. "Wenn man jemanden hinterher spioniert, sie auf schritt und tritt verfolgen und bei allem was sie tut beobachten möchte, dann nennt man das wohl eher Besessenheit.“ „Das ist doch absoluter Schwachsinn, ich kann nicht besessen sein, schließlich bin ich ein waschechter Dämon, solche Gefühle sind mir fremd.“ „Bist du dir da ganz sicher?“ „Natürlich!“, sagte er fest, vielleicht mehr deshalb um sich selbst davon zu überzeugen. „Also, ich muss los.“, verabschiedete er sich. „Wo willst du denn noch hin?“ „Na was wohl, Tori suchen!“, antwortete er. „Besessenheit.“, nuschelte er dann noch in seinen nicht vorhandenen Bart. Plötzlich hielt er inne, wie als ob ihm noch etwas einfiele und er drehte sich noch mal rum. „Ach ja noch was, ich kann Kaori nicht leiden. Ich weiß, es geht mich nichts an wen du auswählst aber…“ „Ich sagte doch das es nicht das ist.“, wurde er von Alex unterbrochen. Wollte er etwa schon wieder damit anfangen? „Wie gesagt, ich kann sie nicht leiden.“, sprach er ungerührt weiter. „Und willst du auch wissen warum? Weil sie als sehr Gottesfürchtig bekannt ist. Du solltest ihr sagen was du bist, bevor es ein andere tut. Ich möchte nämlich nicht das dir was passiert.“ Bei solchen Worten konnte Alex nur noch auf die leere Tür starren. Seit wann war Kirian denn so „Menschlich“? Aber ob er es nun wollte oder nicht, musste er zugeben das Kirian die Wahrheit gesprochen hatte. Was würde passieren wenn Kaori von jemand anderen erfahren würde das er, Alex, ein gefallener Engel ist, das er sich von Gott losgesagt hat? Wie würde sie reagieren wenn er es ihr selbst sagt? Er hatte Angst sie zu verlieren, das wurde ihm gerade schmerzhaft bewusst. Es ist doch egal von wem sie es erfährt, sie wird ihn hassen, wenn nicht sogar verachten. Ist es da nicht besser, wenn sie niemals etwas davon weiß? KRAWUMM! Kirian trat voller Wut gegen eine Mülltonne, so dass sie umkippte und sich der Inhalt auf dem Gehweg verteilte. Eine rundliche Frau, mittleren Alters, schrie erschrocken auf und ließ ihre Einkäufe fallen. „Hey du.“, packte er die Frau am Kragen als er sie bemerkte. „Bin ich etwa besessen?“ Die Ärmste wusste gar nicht was mit ihr geschieht. „Ich…ich…ich wei…weiß… ich weiß n…nicht.“, brachte sie stotternd hervor. „Hmm?“ Wie er sie ansah, bekam sie gleich noch mehr Angst. „N… Nein, bist du nicht.“, beeilte sie sich deshalb zu sagen. Das war es was er offenbar hören wollte. „Wusste ich’s doch. Er behauptet nämlich ich sei es. Kannst du dir das vorstellen? Ich und besessen. Was bildet der sich überhaupt ein? So weit geht unsere Freundschaft nun auch wieder nicht!“ Kirian merkte gar nicht wie er sie in seiner Raserei schüttelte, die Frau war einer Ohnmacht nahe. Doch als er etwas warmes und feuchtes spürte hielt er inne, die Frau hatte vor Angst ihre Blase entleert. Voller Ekel ließ er sie achtlos fallen und sprang ein Stück zurück. Die Frau rappelte sich auf und hastete und stolperte davon, ihre Einkäufe ließ sie liegen. Verwirrt schaute Kirian ihr nach. Was hatte sie denn? Er hatte ihr doch gar nichts getan. Erst jetzt bemerkte er dass sich eine Ansammlung von Menschen sich um ihn versammelt hatte, da hörte er auch schon ein, „Sie sind verhaftet!“ und Handschellen legten sich um seinen Gelenke. Anscheinend hatte jemand die Polizei gerufen. Aber was soll’s? Sein Vater, halt nein, sein Erziehungsberechtigter, würde die Kaution bezahlen und spätestens heute Abend ist er wieder auf freiem Fuß. Die Praxis war stoppendvoll und obwohl sie ein Termin hatten saßen Natako und Nr. 101 schon seit Stunden im Wartezimmer des Kinderarztes. Er hatte sich extra heute frei genommen und Nanny hat ihm vorgeschlagen doch die ganzen Ferien über frei zu nehmen und lieber die Ferien genießen soll. Natako wollte davon aber nichts hören, er brauchte das Geld. Dafür, dass sie ihm diesbezüglich nie Fragen gestellt hat, war er sehr dankbar. Normalerweise war Kinderarbeit verboten, aber da schaute keiner so genau hin. Nach langem hin und her kamen sie endlich überein dass er nur Halbtags arbeitet. Wenn die Schule wieder anfängt hätte er ja sowieso nicht mehr Zeit. Das bedeutete aber auch dass er die derzeitige Wohnung nicht halten könne und sich eine kleiner, billigere suchen müsse. Die Mütter, deren Kinder quengelten was das Zeug hielt, kein Wunder wenn man vier Stunden und noch länger warten muss, schauten eifersüchtig auf Natako, dessen offenbar jüngere Schwester ruhig und brav neben ihm saß. „Mama mir ist langweilig.“, kam es von einem Jungen aus einer Ecke „Wir sind ja gleich dran.“, das sagte die Mutter, allerdings schon seit zwei Stunden. „Ich will aber nicht mehr warteten, ich will nach Hause.“, und er ließ sich von der gepolsterten Bank herunter flähtzen. „Benimm dich.“, ermahnte sie ihn. „Schau dir das Mädchen da vorne an.“, sie sah zu Nr. 101, „Warum kannst du nicht genau so artig sein wie sie?“ Das der Junge neben dem Mädchen sich wünschte das sie eben nicht so artig währe und sie lieber quengeln hörte, konnte sie ja nicht wissen. Endlich wurden sie und das artige Mädchen mit dem Jungen aufgerufen, während sie noch in diesem Vorzimmer warten mussten gingen Natako und Nr.101 ins Behandlungszimmer. Der Arzt stellte allerlei Untersuchungen an. Sie musste tief ein- und ausatmen und er hörte sie mit seinem Stethoskop ab. Merkwürdig, dachte er sich, ich höre ja gar nichts. Natako, der das Gesicht, mit in Runzeln gefaltete Stirn, vom Arzt sah, machte sich schon sorgen. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er daher nach. „Nein, nein es ist alles in Ordnung.“ Beim Blutdruckmessen erlebte er wieder eine Überraschung. „Die Flüssigkeit in diesem Röhrchen bewegt sich ja überhaupt nicht, Dr. Kagoshima.“, wunderte sich Natako. „Das Gerät muss kaputt sein.“, und er ging los um ein Neues zu holen aber auch das funktionierte nicht. Das Blutabnehmen gestaltete sich ebenfalls schwierig. Dr. Kagoshima stach mit der Nadel in ihre Haut und zog den Kolben der Spritze zurück. „Wieso kommt da kein Blut?“ „Wahrscheinlich habe ich die Blutgefäße nicht richtig getroffen, ich werde es noch einmal versuchen.“ Aber auch ein zweites Mal und drittes Mal ging es nicht. Natako betrachtete unterdessen seinen Schützling. Was Alex damals etwa deswegen so strikt dagegen weil er es gewusst hatte? Er schüttelte lächelnd den Kopf, das war dann doch zu weit hergeholt, oder etwa doch nicht? Warum war ich so schnell davongelaufen? Weil Alex jetzt weiß wer diese Freundin ist? So ein Blödsinn, deswegen läuft man doch nicht weg. Ist es nicht eher so das ich an Tori erinnert wurde und das, wenn wir noch Freundinnen währen, was in mir heranwächst nur halb so schlimm währe? Ich klatschte mir mit meinen Händen ins Gesicht und beschloss nicht länger darüber nachzudenken. Den Weg zu Enrico kannte ich schon in und auswendig, in den letzten Tagen war ich schon öfters bei ihm gewesen, nur um zu sagen das ich mich noch nicht entschieden hat. Es ist schon seltsam, noch vor kurzer Zeit wollte sie es unbedingt loswerden das ich sogar bereit dazu war mir selbst den Bauch aufzuschlitzen und jetzt dieser Mangel an Entscheidungskraft. Dabei wollte ich es doch unbedingt loswerden und das will sie immer noch. Warum um Himmels willen machte ich da den so ein Drama draus und alles viel komplizierter als es ist? Es hätte schon längst weg sein können, dann würden auch nicht mehr solche Peinlichkeiten wie heute am Mittagstisch vorkommen. Er wird es nie erfahren. Wozu auch? Schließlich ging ich mit festem Willen zu Enrico um es los zu werden. Ich seufzte, den festen Willen hatte ich bei den letzten Malen auch gehabt. Und was ist dabei herausgekommen? Als ich bei ihm ankam war er gerade dabei eine Frau zu verabschieden die gerade dabei war sich eine verlängerte Zigarette mit einer mindesten zwanzig cm langen schwarzen Zigarettenspitze anzuzünden. Wie alt mochte sie sein? Jedenfalls hatte sie Zentimeter dicke Schminke auf ihrem Gesicht und der Ausschnitt ihres Kleides war so großzügig dass ihr Busen heraus zu fallen drohte. „Aufwidersehen Enrico.“, sagte sie mit rauchiger Stimme die wohl erotisch klingen sollte, sie nahm einen Zug und pustete den Rauch direkt in mein Gesicht so dass ich einen Hustenanfall bekam. Es war die gleiche Marke wie mein Erzeuger sie geraucht hat. Normalerweise fand ich dass alle Zigaretten gleich stanken, aber diesen Gestank würde ich unter Millionen von verschiedenen Gerüchen wieder erkennen. „Dürfen wir spazieren gehen?“ hatte meine Mutter jedes Mal gefragt wenn er mal wieder eine nach der anderen qualmte. Die Antwort war jedes Mal die gleiche, sie durften es nicht. „Darf ich wenigstens ein Fenster öffnen?“ Auch das war nicht gestattet. Wir durften nicht mal das Zimmer verlassen. Schon bald konnte man nur noch blauen Dunst sehen und wenn sie husten musste hielt meine Mutter mir den Mund zu um ihn zu ersticken und schaute dann jedes Mal mit angstvollen Augen zu ihm. Ihren eigenen Hustenreiz unterdrückte sie, trotzdem konnte sie ein leichtes Hüsteln nicht verhindern und irgendwann brach er mit aller Macht hervor. An solchen Tagen schrie sie am Abend besonders laut. Und eines Tages hatte sie Blut gespuckt. „Kaori, du weist doch das deine Mama krank ist und deshalb fahre ich zur Kur nach Bad Frischlufthausen damit es mir bald wieder besser geht. Der Ort ist berühmt für seine frische Luft.“ Ich klammerte mich weinend an das Bein meiner Mutter „Ich will aber nicht das du gehst. Bleib hier! Ich will nicht mit ihm alleine sein.“, schluchzte sich „Das weis ich doch mein Schatz, aber du möchtest doch sicher dass deine Mama schnell wieder gesund wird.“, sprach sie beruhigend auf mich ein. Immer noch an ihr Bein geklammert nickte ich. „Sei stark und pass auf dich auf. Es dauert auch nicht lange. Ich bin bald zurück.“ Ihre Stimme und der letzte Satz prägten sich tief in mein Gedächtnis ein. Doch wie lange ist bald? Ein paar Tage, ein paar Wochen oder noch länger? Nicht eine einzige Nachricht hat sie geschickt. Und dann kam der Anruf der alles veränderte! „Hör zu Kaori. Die Kurklinik hat angerufen. Deine Mutter ist verschwunden!“ Von diesem Augenblick an hat er aufgehört zu rauchen, dafür kam er jetzt jede Nacht zu mir. Bis heute habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben dass sie eines Tages vor mir steht. Was würde sie sagen wenn sie wüsste dass ich sein Kind in mir trage? Die Frau beachtete mich nicht weiter und ging mit wiegenden Hüften scharwenzelnd auf zwei schmierige Typen zu, anscheinend war sie eine Stammkundin von Enrico. Auf keinen Fall möchte ich so werden wie diese Frau, alle paar Monate zu jemand wie Enrico gehen zu müssen. „Na los, komm schon rein!“, hörte ich ihn auf einmal sagen. Drinnen schaute ich mich um, obwohl ich wusste dass sich nichts verändert hat. „Wie hast du dich entschieden?“ Wie immer die gleiche Frage mit der darauf folgenden gleichen Antwort. „Ich habe mich noch nicht entschieden, ich brauche noch Zeit zum nachdenken.“ „Überlege nicht zu lange sonst kann ich nicht mehr helfen und es ist unumgänglich.“ Auch das war jedes Mal dasselbe. Wie immer nickte ich daraufhin leicht mit dem Kopf um dann nach draußen zu gehen. „Warte!“, wurde ich aufgehalten, „Wie lange willst du dich noch vor der Entscheidung drücken? Was machst du wenn es soweit ist, wenn es wirklich unumgänglich ist? Wirst du es dann bekommen oder dich umbringen?“ Diese Fragen waren neu! Und es schockte mich. Nicht dass ich noch nie darüber nachgedacht hätte, sondern weil mir die Entscheidung bisher noch in weiter Ferne gerückt schien und jetzt mir aber bewusst wurde dass der Zeitpunkt immer näher rückt. „Wieso fragen sie?“ Ich drehte mich zu ihm um, vermied es aber ihn direkt anzusehen. „Es ist ja sehr nett das sie sich sorgen um mich machen Enrico, aber das lassen sie mal meine Sorge sein.“, winkte ich leichtfertig ab. „Es geht mir ausschließlich nur um das Kind!“ „Um das Kind? Sie haben gut reden, sie sind ein Mann, sie werden niemals in meine Lage kommen. Also hören sie auf solche Töne zu spucken!“ Was bildet sich dieser Fatzke überhaupt ein? Er war doch nur dazu da um das Ding in ihr weg zu machen und kein drittklassiger Psychiater der mir neugierige Fragen stellt. „Du hast Recht, ich werde niemals in deine Lage kommen. Aber die Frage die du dir stellen musst ist doch folgende: Bin ich in der Lage mein Kind zu lieben?“ Es zu lieben? War ich wirklich dazu in der Lage es zu lieben? Die Antwort war einfach; Nein, das konnte ich nicht. Das sah man doch schon allein deshalb weil ich es als Ding bezeichne. Ich sprach diese Antwort jedoch nicht laut aus. „Erinnerst du dich an die Frau von vorhin? Sie ist eine meiner Stammkunden. Kannst du dir vorstellen das sie ein Kind großzieht?“ „Nein.“, sagte ich ehrlich. „Sie nämlich auch nicht. Man kann von ihr halten was man will, aber sie ist klug genug zu erkennen das man das einem Kind nicht antut.“ „Aber das ist einfach nur Mord!“, rief ich aufgebracht. „Einfach nur Mord? Warum bist du dann hier?“ Ja, warum war ich hier? Hatte ich nicht selbst versucht es einfach raus zu schneiden? Wie kann ich mir da das Recht heraus nehmen über andere zu urteilen? „Was glaubst du, wie ein menschliches Wesen sich fühlt wenn es einfach liegen gelassen wird?“ Liegen gelassen? Hatte meine Mutter mich nicht auch bei ihm liegen gelassen? Ist sie deswegen nicht wiedergekommen? Hätte meine Mutter mich abgetrieben wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte? Nein, halt! Diese Gedankengänge führen zu nichts. So was stelle ich mir lieber erst gar nicht vor. „Entschuldige bitte.“, sagte er dann und hielt sich die Hand vors Gesicht wie als ob er Kopfschmerzen hätte, „Ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Aber tu mir ein Gefallen und komm erst dann wieder wenn du dich wirklich entschieden hast.“ „Bevor ich gehe hätte ich da noch eine Frage.“, erst jetzt sah ich ihn an. „Und die währe?“ „Warum haben sie eigentlich so geschrieen als sie Tori gesehen haben?“ „Meinst du das Mädchen von neulich? Du erwartest doch jetzt sicher nicht dass ich dir meine halbe Lebensgeschichte erzähle, aber eins kann ich dir sagen. Vor dreizehn Jahren fand ich ein Neugeborenes das jagte mir eine Heidenangst ein, so eine große Angst hatte ich noch nie gespürt, ich dachte ich sterbe und ich habe es mir auch gewünscht das ich es tue.“ „Ein Baby?“, lachte ich belustigt, „Babys sind doch völlig hilflos.“ „Lach nur.“, schnaubte Enrico beleidigt und setzte sich mit verschränkten Armen auf einen Schemel, von mir abwendend und schob seine Unterlippe nach vorne. Schon bald drehte er sich aber wieder um. „Jedenfalls war dieses Baby der Grund dafür warum ICH meinen Sohn liegen gelassen habe.“ Diese Worte sprach er so ernst aus das ich keinen Zweifel hatte dass er glaubte die Wahrheit zu sprechen und es nicht erfunden hatte. Ich lehnte mich an die Wand und verschränkte ebenfalls die Arme, meine Beine hatte ich dabei über Kreuz. „Das verstehe ich nicht. Wie kann das denn sein?“ „Wenn ich das wüsste.“, schüttelte er den Kopf. „Was hat das ganze denn jetzt mit Tori zu tun?“, es interessierte mich wirklich. „Ich weiß es ist schwer zu glauben aber dieses Mädchen erinnert mich an dieses Baby.“ „Das ist doch lächerlich!“, Ich trat mit ausgebreiteten Armen einen Schritt auf ihn zu, „Das bildest du dir ein. Genauso gut könnte es jeder andere sein.“ „Sie ist es.“, war er fest davon überzeugt und kippelte ein wenig mit dem Schemel, „Ich habe bei ihr die gleiche Angst gespürt wie damals. Wenn ich dir einen Tipp geben darf. Halte Abstand zu ihr!“ Abstand halten? Mir blieb doch gar nichts anderes übrig. Tori sorgte doch schon selbst dafür dass wir uns nicht zu nah kommen. „Ich glaube immer noch das sie ein friedfertiger Mensch ist und schon gar nicht eine Kreatur des Unglücks.“ Ein größeres Dorf, fast schon eine Kleinstadt, um den Ort herum erstreckte sich Wald wohin das Auge reicht nur ab und zu von freieren Flächen unterbrochen wo dann Wiese und Busch ihren Platz fanden. Etwas weiter weg erhob sich wie aus dem Nichts heraus ein Hügel. Auf ihm stand eine mittelalterliche Burg in der einst Fürsten oder sogar Könige gehaust haben. Wer jetzt denkt, da wohnt keiner mehr und auf ihr würden sich nur noch Touristen tummeln, der irrte sich. Diese Burg war schon immer eine Festung gewesen und bis heute hat sich nichts Großartiges daran geändert. Natürlich ging man mit der Zeit und die Verteidigungsanlagen wurden modernisiert. Der neuste technische Schnickschnack, von der Überwachungskamera bis hin zum Wärmesensor, hatte hier seinen Platz, ohne das die Burg ihren mittelalterlichen Charakter verloren hat. Vor dem Tor aus Massivholz saß ein Mann, er war etwa 70 bis 80 Jahre alt und wenn man genau hinsah konnte man erkennen das es der gleiche Mann ist der Herrn Kichi auf dem Parkplatz das Paket überreicht hatte (siehe Kapitel 15). Er schaute einem Mädchen, gekleidet in einem pinkfarbenen Kleid mit weißen Rüschen und blonden Haaren die es offen trug, welches auf ihm zukam, entgegen. Sie blieb vor ihm stehen und man hatte den Eindruck dass es ihr schwer fiel ihn direkt anzusehen. „Hallo Tori, “, begrüßte er sie, „du bist ja ganz in rosa, welch ungewöhnlicher Anblick. Fühlst du dich da drin überhaupt wohl?“ Sie antwortete ihm nicht, das sonst so für sie typische Lächeln ist aus ihrem Gesicht verschwunden, so als ob es nie da gewesen war, stattdessen konnte man eine Mischung aus Verzweiflung und Entschlossenheit darin erkennen. „Es überrascht mich nicht wirklich dass du wieder da bist. Wir haben es dir alle gesagt, du kannst kein normales Leben führen, du bist überhaupt nicht in der Lage dazu. Ich hoffe du hast deine Lektion gelernt.“ Sie senkte ihren Kopf, richtete ihre Augen schräg nach unten, wich somit seinem Blick aus. „Wie auch immer, mein Sohn wollte dich sprechen sobald du wieder da bist.“ „Ja, Großvater.“ Dinge die keinen interessieren die ich aber trotzdem hier hin schreibe: Ich habe eigentlich überhaupt keine Ahnung von Gott Engeln, Dämonen, Teufeln und all dieses Zeug, sprich von Religion. Nur das sich da keiner wundert. Da das aber in einer alternativen Welt spielt muss es ja nicht alles richtig sein, wie es in der Bibel steht oder so, denke ich. Nur das die Engel als die guten und die Dämonen als bösen gelten ist bei mir gleich. Obwohl *grübel grübel* mir ist aufgefallen das die Engel in meiner Geschichte in dieser Beziehung nicht ganz so gut wegkommen, muss dringend versuchen das zu ändern. Also bis zu nächsten Mal Eure kariyami Kapitel 19: Der Titel folgt sobald mir einer eingefallen ist ------------------------------------------------------------ Es sind einige Wochen seit den letzten Ereignissen vergangen. Seyji und Natako sind zur WiSpo gefahren, ersterer als Teilnehmer und letzterer als Begleitperson. Das Komitee hat keine Kosten und Mühen gescheut und die Fahrtkosten übernommen, ebenso Kost und Logis. Das Hotel in dem sie untergebracht wurden konnte sich sehen lassen, fast schon zu verschwenderisch für die beiden. Zusätzlich hat noch jeder etwas Taschengeld gekriegt was sie in ihrer wenigen Freizeit ausgeben konnten. Natako bestaunte ihr Zimmer und testete sein Bett während Seyji schon dabei war seine Sachen auszupacken und in den Schrank zu räumen, dabei hörte er ein Knurren aus Richtung des Bettes. „Wenn du willst können wir gleich was essen gehen sobald ich hier fertig bin.“ „Das ist eine tolle Idee, ich sterbe vor Hunger.“ Nachdem Seyji seine Sachen ausgepackt hatte stellte er seine Reisetasche unter sein Bett. „Hast du eigentlich klären können wo dein kleiner Schützling unterkommt, während du hier bist?“, fragte er ihn als sie auf dem Weg zum Hotelrestaurante waren. „Na klar. Was denkst du denn? Alex-sensei kümmert sich um sie. Er hat sich förmlich danach gerissen. Ich glaub er hat ein Narren an ihr gefressen.“ „Na dann ist sie ja bei ihm gut aufgehoben.“ Beim Hotelrestaurant angekommen wurden sie von zwei Männern in schwarzen Anzügen aufgehalten die ihre Hoteltickets sehen wollten. Leider hatten sie sie in ihrem Zimmer liegen gelassen da sie nicht wussten dass sie sie brauchen. „Ich werde sie schnell holen gehen.“, bot Natako an und er machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Ich steckte die Schlüsselkarte in den vorgesehenen Schlitz und wollte gerade die Nummer eingeben als ich inne hielt. „Shintaoyama! Trödel nicht so! Komm endlich!“, hörte ich eine strenge Stimme die ich nur zu allzu gut kannte, ebenso die andere Stimme, „Ja Mutter.“, diese klang eher lustlos. Konnte es sein? Konnte es wirklich sein? Ich lugte um die Ecke um mich zu vergewissern. Sie waren es tatsächlich; meine Mutter und mein kleiner Bruder Shintaoyama. Shin, wegen ihm wollte ich unbedingt hier her. Ich dachte mir schon dass er auch teil nimmt aber das ich ihn so schnell treffe hätte ich nicht gedacht. Zuerst überlegte ich ob ich ihnen folgen sollte, ließ es dann aber doch bleiben, es würde sich schon noch eine Möglichkeit ergeben wo ich mit ihm allein sprechen konnte. Ich holte unsere Karten aus unserem Zimmer und lief dann damit zu Seyji zurück. „Ah, da bist du ja.“, stellte Seyji fest als Natako mit den Hoteltickets wieder kam. „Ihr könnt hier nicht rein.“, sagte einer der Männer als ihnen die Karten gezeigt wurden. „Teilnehmer der WiSpo und ihre Begleitperson speisen nur im Speisesaal.“, fügten sie hinzu bevor einer noch was sagen konnte. Sie bedankten sich und machten sich auf den Weg dorthin. Schon vor der Tür die zum Speisesaal führte konnte man die Geräusche einer Menschenmenge hören. Waren denn etwa alle in diesem Hotel untergebracht? Einige Köpfe drehten sich zu ihnen um als sie eintraten um zu sehen wer denn komme. Aber das Interesse hielt sich in Grenzen und die meisten gingen wieder ihren Beschäftigungen nach. Nur die Augen von Natakos Mutter blieb etwas länger an ihnen haften ohne das die Beiden etwas davon mitkriegten, bevor sie sich wieder Shintaoyama zu wandte, der so mit seinem Essen beschäftigt war das er gar nicht realisierte was um ihn herum geschah. Die beiden Jungs ließen ihre Blicke kurz übern Saal schweifen, wobei Natako auch Shintaoyama und seine Mutter entdeckte und blieben bei einem prächtigen Büffet hängen. Was es da nicht alles gab; Salate jeglicher Art, Supen, Geflügel und Fleisch in allen möglichen Varianten zubereitet, Obst und Gemüse raffiniert hergerichtet, Fisch ob geräuchert oder gekocht oder was auch immer man damit machen kann, verschiedene Süßspeisen, sei es Quark, Pudding oder Kuchen und allerlei Sachen die keiner von ihnen vorher schon mal gesehen hatte und manches konnten sie auch nicht richtig einordnen. Sie nahmen sich je ein Tablett und taten sich einen Teller und Besteck darauf und bedienten sich an den Köstlichkeiten, während Seyji bei dem alt bewerten blieb und nur das nahm was er kannte und wo er wusste das ihm das auch schmeckte, nahm Natako gerade das unbekannte- nach dem Motto: Das muss ich doch ausnutzen, wann habe ich schon mal die Gelegenheit so was zu probieren? Bei den Getränken entschied sich Seyji für stinknormalen Orangensaft. „Ich geh schon mal vor und suche uns einen Platz.“, sagte er da Natako noch etwas länger brauchen würde. Der sah sich das Angebot, natürlich nur das dessen Namen ihm überhaupt nichts sagte, an und konnte sich nicht entscheiden. Schon mehrmals hatte er seine Hand an einen Zapfhahn gelegt sich dann aber dann doch anders entschieden. Irgendwann nahm er jedoch irgendwas und eine hellblaue, cremeartige Flüssigkeit, es roch irgendwie süßlich, ergoss sich in sein Glas. Schnell nahm er sein Tablett mit den Speisen, ging durch die Tischreihen und schaute wo Seyji ist. Als er ihn fand steuerte er ziel gerichtet auf ihn zu, erstarrte aber gleich wieder. Es gab wer weiß was wie viele Tische in diesem Saal aber warum musste sich Seyji an den gleichen setzen wie Shin und seine Mutter? Sofort wollte Natako sich umdrehen und sich einen andern Platz suchen, doch da wurde er auch schon Seyji entdeckt und wurde heran gewunken. Er nahm ihm gegenüber Platz und bemerkte das Seyji noch gar nichts angerührt hat, offenbar hatte er extra auf ihn gewartet. Wie gut er doch erzogen war, er war es jedenfalls nicht und hätte an seiner Stelle schon mal angefangen. Sie wünschten sich noch einen guten Appetit und begannen dann zu essen. Vorsichtig schlürfte Seyji sein Pilzcremesüppchen und aß etwas Brot dazu. Auch die anderen waren mit Essen beschäftigt. Während der Mahlzeit wechselten sie ein paar belanglose höfliche Worte. Nur Natako nippte an seinem eklig süßen Getränk, doch der Geschmack war jetzt Nebensache. Konzentriert starrte er in sein Glas immer darauf bedacht möglichst nichts anderes zu sehen, schon gar nicht eine Gewisse Person die mit ihm am Tisch sitzt „Entschuldigen sie mich.“, Seyji tupfte sich als er fertig war mit einer Serviette die Mundwinkel sauber, „Aber ich würde jetzt gerne aufstehen, ich wollte noch etwas lernen.“ „Das ist eine gute Idee.“, sagte sie. „Shintaoyama, warum gehst du nicht auch noch etwas lernen?“ „Ja Mutter.“ Seyji und Shintaoyama standen auf, schoben ihre Stühle ran und nahmen ihr dreckiges Geschirr. Der Jüngere blieb einen Moment stehen. „Kommst du nicht mit Mutter?“ „Geh schon mal vor, ich wollt mich noch mit Natako ein wenig unterhalten.“ Besagter, der ebenfalls aufstehen wollte, stieß einen kaum hörbaren Fluch aus und sah Shin hinterher wie er Seyji zu den Abstellwagen folgte. „Ich bin überrascht so einen Versager wie dich hier anzutreffen.“ Klar das sie jetzt damit anfängt, ich habe schon damit gerechnet und fürchtete mich davor allein mit ihr zu sein. „Bist du etwa ein Freund von dem Jungen Mann? Wenn ja dann tut er mir leid das er sich mit so was wie dir abgeben muss. Halte dich von meinem Sohn fern! Haben wir uns verstanden?“ Ich habe nicht erwartet dass sie sich geändert hat und netter zu mir ist. Schon lange sehe ich in ihr nicht mehr die Mutter. Warum tut es dann aber trotzdem so weh diese Worte aus ihrem Mund zu hören? „Wie geht es Papa?“ „Er hat viel zu tun.“ Wie kalt ihre Augen sind. Sie hat ein hübsches Gesicht aber durch die strengen Züge wirkt sie um Jahre älter. „Kann ich ihn mal besuchen kommen?“ „Du kennst doch die Bedingungen wann du wieder zurückkommen darfst. Vorher setzt du mir kein Fuß in unser Haus.“ Sie nahm ihre Handtasche und verließ den Tisch, das Geschirr ließ sie stehen. Ja die Bedingung, ich muss einen Notendurchschnitt von 1,0 erreichen. Auch wenn ich es wollte würde ich es niemals erreichen. Wer will schon in diesem Haus leben? Verdammt, ich muss Shin da unbedingt rausholen bevor er zu spät ist. Das ist das Einzige was zählt. „Sag mal, bist du ein Freund von Natako?“ Shintaoyama und ich gingen einen Flur entlang und ich drehte mich zu ihm um als er mich ansprach. „Könnte man so sagen. Aber woher kennst du ihn?“ „Na Natako ist doch mein Bruder.“ Er sagte es mit einer solchen Selbstverständlichkeit als ob es jeder wissen müsste. „Ich hab gar nicht gewusst dass er einen Bruder hat, er hat nie dergleichen erwähnt.“ „Nicht? Dann man muss er es wohl vergessen haben. Mama sagt immer dass er sehr dumm sei und er es nicht wert ist groß über ihn nach zu denken. Dagegen bin ich ganz anders, ich bin klug und deswegen kriege ich lauter Geschenke von meinen Eltern. Sie bewundern mich und sind stolz auf mich und damit das so bleibt muss ich hier der Beste werden.“ Diese Worte musste ich erstmal verdauen und blieb stehen. Irgendwie erinnerte mich das an meine eigenen Ambitionen. Er stoppte als er realisierte das ich nicht mehr neben ihm lief und drehte sich zu mir um der fünf Schritte hinter ihm stand. „Was ist denn los? Wieso bleibst du stehen?“ „Bist du nur deswegen hier? Bist du nur hier weil deine Mutter es so will?“ „Ja, was sollte es denn noch für einen Grund geben?“ Mit was für eine Selbstverständlichkeit er das sagt, als sei es das Natürlichste der Welt. Er ist wie ich, alles was er tut macht er nur um anderen zu gefallen. Sicher, ich mache es aus eigenem Entschluss, er hingegen hat keine Wahl. Aber habe ich die wirklich auch? Worin besteht der Unterschied zwischen ihm und mir? Alles was ich tue, tue ich doch eigentlich auch nur für meine Umgebung, dafür das sie in mir nicht meine Eltern sehen, ein selbst auferlegter Zwang. Wenn wir aufhörten unser Bestes zu geben, währen dann die Folgen nicht die Gleichen? „Was ist mit dem was du willst?“ „Was ich will spielt keine Rolle. Es ist unwichtig, hauptsache Mama und Papa sind da.“ Er lachte mich an als er das mit einer gewissen kindlichen Naivität zu mir sagt. Was würde passieren wenn er aufhörte sein Bestes zu geben? Was würde passieren wenn ich aufhörte mein Bestes zu geben? „Shintaoyama was trödelst du hier draußen herum? Du solltest doch schon längst beim lernen sein.“ „Ja Mutter.“ „Komm beeil dich!“ Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn unsanft mit sich fort. Herrje, warum ließ sie ihn nicht einfach Kind sein? Ich ging in mein eigenes Zimmer, nahm ein Buch zur Hand, legte mich auf mein Bett und begann darin zu lesen. Da sein Freund jetzt bestimmt lernte und er ihn nicht stören wollte, beschloss Natako sich ein bisschen in der Stadt um zu sehen. Was sollte er auch anderes machen? Nicht das es im Hotel an Freizeitmöglichkeiten mangelte aber in dem schicken Schuppen fühlte er sich wirklich unwohl. Die Stadt war nichts besonderes, sie war wie jede andere auch. Wie überall gab es Geschäfte und größere Einkaufszentren, auf den Straßen fuhren die Autos und auf den Fußwegen gingen die Menschen. Gegen den Strom der Menschenmenge lief Natako irgendwo hin, ohne Ziel. Wo sollte er auch schon hin? Er kannte sich hier nicht aus, hatte also keine Ahnung wo die ganzen Touristenattraktionen sich befanden und er hatte auch nicht wirklich Lust auf so was. Um ehrlich zu sein, er wusste vor Langeweile überhaupt nicht was er machen sollte so das er in eine Art Dämmerzustand verfiel. So setzte er weiter seinen Weg fort, wie ein Fisch der gegen die Strömung schwamm, nicht merkend was um ihn herum geschieht. So merkte er auch nicht dass die Leute um ihn herum immer weniger wurden. Erst als er einen Hund bellen hörte erwachte er und stellte erstaunt fest dass er sich in einem Park befand. Wie kam er denn hierher? Na ja, wenn er schon mal hier war konnte er auch eine weile bleiben. Er setzte sich auf eine Bank und begann die verschieden Menschen zu beobachten. Angefangen mit dem älteren Herrn der neben ihm saß. Die Hitze machte ihn sehr zu schaffen, kein wunder wenn man bei den Temperaturen einen dunkelgrauen Anzug an hatte. Auf seinem Schoß befand sich ein Laptop auf dessen Tastatur er gnadenlos einhämmerte. Natako ließ sein Blick über die Wiese schweifen und entdeckte ein älteres aber noch rüstiges Pärchen die mit ihrem Hund Stöckchen hohlen spielten. Aber der Hund interessierte sich mehr für den Frisbee mit dem einige jung gebliebene Greise spielten, als für das Stöckchen, doch die Männer ließen sich nicht beirren. Nun warf einer der Männer die Scheibe viel zu weit daneben. Der Hund sah seine Chance gekommen und spurtete kräftig drauf zu. Er hat jedoch nicht mit dem greisen Opa gerechnet für den das Objekt der Begierde bestimmt war. Wie ein junger Hüpfer hechtete der schätzungsweise 95 Jährige zur Frisbeescheibe, mit einem letzten Sprung fing er sie und ließ sich dann abrollen. Aus der Rolle heraus ging er gleich in den Stand um dann so gleich die eben gefangene Scheibe zum nächsten zu werfen. Bei dieser Vorstellung wurde Natako die Kinnlade schwer, das war ja schon mehr als rüstig. Ein Klackgeräusch ließ ihn da hinsehen woher es kommt. Der Mann neben ihn hatte sein Laptop zugeklappt, offenbar war er fertig mit arbeiten. Er packte den Laptop in die Tasche und holte sich ein kleines Buch raus und begann zu lesen. Nun betrachtete Natako ihn etwas genauer; er war etwas beleibt und sein Haar war ergraut, wobei man noch erkennen konnte das sie einmal schwarz gewesen waren, auf seiner Nase saß eine schwarze Hornbrille die ihm recht gut stand. Ein Ruf ließ ihn jedoch seine Betrachtung abbrechen. „Großvater.“ Der ältere Herr sah von seinem Buch auf und da kam auch schon seine Enkelin angerannt. Er legte das Buch beiseite um sie zu empfangen die sogleich in seine Arme sprang. „Großvater, toll das du gekommen bist.“ „Wie könnte ich denn den Geburtstag meiner Enkeltochter vergessen? Alles Gute.“ Er hielt ihr ein kleines Päckchen hin und ihre Augen wurden sofort größer. „Danke.“, sagte sie und umarmte ihn, „Du bist der beste Opa den es gibt.“ Sie löste sich von ihm und zerrte an seiner Hand. „Los komm. Wir wollten doch heute in den Zoo gehen.“ „Ho ho ho!“, lachte er großväterlich, „Immer langsam mit den jungen Pferden. Ein alter Mann ist doch kein D-Zug.“ `Alter Mann´ war aber jetzt der falsche Begriff, durch die Anwesenheit des Mädchens schien er um Jahre jünger geworden zu sein. „Außerdem möchtest du deiner Mama bestimmt noch Tschüss sagen.“ Schnell lief sie zu einer Frau mit dunkelbraunen Haaren, die etwa einen Meter entfernt stand, blieb kurz vorher stehen und sagte einfach nur: „Tschüss, bis nachher.“, und wollte dann wieder zu ihrem Opa. Doch damit gab sich ihre Mutter nicht mit zufrieden. Kurzerhand nahm sie ihre Tochter hoch, gab ihr einen dicken fetten Kuss auf die Wange und setzte sie dann wieder ab. „Bäh“, Die Kleine wischte sich mit der Hand über jene Wange, „wie eklig!“, und verzog angewidert das Gesicht. Die Frau fand das alles nur lustig und konnte nur lachen. Ein fröhliches Lachen, das das Mädchen und den Großvater gleich mit ansteckte. Wenig später trennten sich ihre Wege und der Opa ging mit seiner Enkeltochter anlässlich ihres Geburtstags zum Zoo. Wann haben eigentlich meine Eltern mir das letzte Mal zum Geburtstag gratuliert? Haben sie es überhaupt schon mal getan? Ich kann mich nicht daran erinnern. Dabei war doch früher alles in Ordnung. Früher, das war bevor ich in die Schule kam. Ab da begann meine Welt in mich zusammen zu brechen. Sicherlich, meine Klassenkameraden haben mir gratuliert, „Herzlichen Glückwunsch.“ „Alles Gute.“, aber nie die Menschen von denen ich es hören wollte. Eifersüchtig sah ich auf die anderen Kinder wenn sie Geburtstag feierten, wenn ich auf den Kinderpartys eingeladen wurde und ich zu sehen musste wie sich die Eltern und Großeltern sich mit dem Geburtstagskind freuten, sie schienen eine Menge spaß zu haben. „Na, wie alt werden wir denn heute?“ „Sieben.“ „Dann bist du ja schon ein großer Junge.“ So ein Gespräch hatte ich noch nie geführt. Wer sollte es denn auch machen? Meine Oma? Die kenne ich ebenso wenig wie meinen Opa. Meine Mutter? Warum sollte sie so was tun. Sie hat mir ja nicht mal heute gratuliert. Ja, heute ich mein Geburtstag. Ich werde heute vierzehn Jahre alt. Und sie hat nichts Besseres zu tun als mir zu drohen dass ich Shin nicht zu nahe komme. Ob sie wenigstens mit ihm feiert? Etwas Hartes traf mich am Kopf und ich blinzelte verwirrt. Erst jetzt merkte ich das ich in den Himmel gestarrt hatte wie Hans guck in die Luft. Ich rieb mir den Kopf und da kam schon der alte Greis angerannt um die Frisbeescheibe zu holen die meine Kopfschmerzen verursacht hatte. Es war der gleiche den ich vorhin beobachtet hatte wie er die Frisbeescheibe fing. „Ist alles in Ordnung mit dir Junge?“, erkundete er sich besorgt. „Ja, keine Sorge. Mir geht es gut.“ Ich stand auf und hüpfte zwei dreimal um das zu bestätigen. Der alte Greis stand vor mir, mit der knallroten Scheibe in den Händen und lachte mich an. „Na, das trifft sich doch gut. Wir“, er zeigte auf eine Gruppe von Opas, “ wollen ein kleines Turnier veranstalten, aber uns fehlt noch ein Mitspieler. Hättest du Lust?“ Das Angebot kam mir gerade recht. Etwas Bewegung würde mir gut tun, dann würde ich auch nicht mehr so leicht in Gedanken versinken können. „Klar doch! Mein junges Blut brodelt schon vor Aufregung. Wenn ich euch zu viel zu mute müsst ihr nur bescheid sagen. Gegen mich seht ihr alle alt aus“, sagte ich Siegessicher. „Aber wir sind alt.“, entgegnete er und ich folgte ihm zu den anderen Opas. Vor dem Spiegel stehen betrachtete sich Kaori kritisch im Spiegel. Sie hatte ihr weites T-Shirt bis unter die Brust hochgeschoben so das ein kleiner Bauch freigelegt wurde. Würde sie nicht solche weiten Sachen tragen könnte aller Welt sehen das sich mit ihrem Körper was verändert. Sie seufzte kurz und spritzte sich dann etwas kaltes Wasser ins Gesicht und ohne sich ab zu trocknen ging sie wieder aus das Bad raus, wo ihr ein freundlich lächelnder Alex entgegenblickte der gerade dabei war den Tisch zu decken. Für drei Personen, da Natakos Schützling für ein paar Tage bei ihnen wohnen würde. Wie eine kleine Familie, dachte sie unwillkürlich. Kaori kannte Natako nicht näher, sie trafen sich im Gang in der Schule aber das ist auch schon alles. Deswegen hatte sie zuerst gedacht die kleine sei seine Schwester bis Alex sie aufgeklärt hat das Natako sie gefunden hat und sich nun um sie kümmert. Ein merkwürdiges Mädchen, fand sie, aber sie war hübsch. Wenn sie erstmal etwas älter ist wird sie einmal eine Schönheit werden und die Jungs ihr nur so hinterher pfeifen. Pünktlich auf die Minute klingelte der Pizzabote an der Tür und lieferte die gewünschte Bestellung ab. Als sie das Mädchen vorhin fragten was sie denn haben möchte sagte sie gar nichts. Alex hatte das schon erwartet aber wie gesagt, Kaori kannte sie nicht. Also hatten sie für sie irgendwas bestellt. Sie hatten wohl die falsche gewählt denn die Kleine saß jetzt vor ihrer Pizza ohne sie anzurühren. „Schmeckt es dir etwa nicht?“, fragte Kaori. Doch die Kleine schaute nur auf das Stück Pizza vor ihr auf dem Teller und baumelte mit ihren Beinen, ihre Hände hatte sie unter ihren Oberschenkeln vergraben. Kaori seufzte: „Hör mir mal zu, wenn du es uns nicht sagst können wir nicht wissen was du gerne haben möchtest.“ „Es hat doch keinen Sinn.“, mischte sich Alex ein. „Sie wird dir nicht antworten. Es währe vielleicht anders wenn Natako hier währe, aber so.“ Sie löste ihren Blick von Nr.101 und sah stattdessen zu Alex. „Nun gib doch nicht gleich auf. Hast du zufällig ein Foto von Natako?“ Sie merkte nicht dass sie ihn geduzt hatte. „Ja, ein vom Schulfotographen.“ „Kann ich es mir mal kurz ausleihen?“ Alex wusste nicht was sie damit wollte, trotzdem holte er es. Als er ihr das Bild reichte hielt sie es vor dem Mädchen hin so dass sie es sehen musste. „Kennst du diesen Jungen hier?“, fragte sie mit einem schon fast mütterlichen. Sie wartete eine weile ob sie einen Antwort erhielt. Tatsächlich folgte nach einer weile ein kaum wahrnehmbares Nicken. „Wir haben ihm versprochen uns um dich zu kümmern und dafür zu sorgen dass es dir gut geht.“, fuhr sie dann fort, „Er wird sehr traurig sein wenn du nichts isst. Ich hab’s, wenn du nur etwas von der Pizza zu dir nimmst kriegst du morgen das was du am liebsten isst. Was hältst du davon? “ Sie machte ihre Sache gut, fand Alex, ein leises Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet. Oder woran lag es das die Kleine so Mitteilungsbedürftig war? „Hat er mich nicht weggeworfen?“ Die Frage überraschte ihn und er sah an Kaoris Reaktion dass sie es auch war. Mit einem fragenden und verwirrten Blick hatte sie sich zu ihm gedreht. Gleich darauf wandte sie sich wieder Nr.101 zu. „Aber warum sollte er denn so etwas tun? Er hat dich viel zu gern als das er dich einfach wegwerfen würde.“ „Gemüsesuppe.“ Konnte es wirklich sein das ihre Augen jetzt mehr leuchteten? Doch bevor Kaori sich darüber sicher sein konnte war das Leuchten wieder verschwunden, sie waren wieder starr und glanzlos. Fast wie bei einer Puppe, dachte sie bei sich. Sie konnte ja nicht Ahnen wie nah sie der Wahrheit war. Ich kam nicht umhin zufrieden vor mich her zu Grinsen. Meiner Meinung nach ist gerade etwas Wunderbares passiert. Erstens habe ich wieder eine gute Eigenschaft von Kaori herausgefunden, was ich in letzter Zeit irgendwie recht häufig tat und mich dazu brachte sie noch mehr zu lie… zu mögen und zweitens: Nr. 101 hat sich seit meiner letzten Begegnung mit ihr sehr weiterentwickelt. Lag es an Natako oder an Kaori? Womöglich sogar an beide. Oder was ist sonst der Grund das sie sich schneller Entwickelt als alle anderen Puppen die ich kenne die sich von ihrem Dasein als solche langsam lösen? Wie lange hat er wohl gebraucht? „Ich wollte gerne mal etwas Neues ausprobieren und das Ergebnis war Nr.101. Wenn sie mir nicht gefällt werfe ich sie halt weg.“ Natürlich, das muss es sein, Suriel hatte sie weggeworfen und sie erinnert sich daran, wenn wahrscheinlich auch nur im Unterbewusstsein, aber das war der Auslöser gewesen. Womöglich währe es sonst nie so weit gekommen. Dinge die keinen interessieren: Ich habe lange darauf gewartet Shintaoyama endlich einzuführen. Lange habe ich überlegt welchen Namen ich ihm geben sollte aber keine Überlegung war zufrieden stellend. Als es dann schließlich so weit war habe ich mich kurz entschlossen für den jetzigen den er gerade hat entschieden. Manchmal ist es halt besser nicht zuviel darüber nach zu denken. Eine Frage hätte ich noch. Könnt ihr euch die Schauplätze gut vorstellen oder soll ich sie detaillierter beschreiben? Es währe nett wenn ihr euch diesbezüglich äußern könntet. Bis zum nächsten mal kariyami Kapitel 20: Die richtige Anrede ------------------------------- Von wegen, gegen mich seht ihr alle alt aus. Genau das Gegenteil ist passiert, die Greise haben ihn fertig gemacht. Natako lag auf der Wiese und rührte sich nicht mehr, jeder seiner Muskeln schmerzten, sein Gesicht war gerötet und glühendheiß, er atmete stoßweise, sein Brustkorb hob und senkte sich im gleichen Rhythmus gewaltig und in seinen Ohren hörte er seinen Puls. Auf seiner Stirn haben sich Schweißperlen gebildet die in Bahnen herunter laufen. „Du solltest nicht so hier herumliegen sondern zusehen wie du aus deinen verschwitzten Sachen raus kommst, sonst wirst du noch krank.“, wurde er von einem der Opas angesprochen. Mühsam richtete er sich auf und sah dass man ihm einen Becher Wasser entgegen hielt, dankend nahm er es an. Mit zitternden Händen setzte er den Becher an seine Lippen und wollte das Wasser in einem Zug trinken als er auch schon kräftig zu husten anfing. „Hey hey, nicht so hastig junger Freund.“, und der Opa griff schnell nach dem Becher und klopfte Natako auf den Rücken. „Geht’s?“, erkundete er sich als der Husten abgeklungen war. „Ja, danke.“, antwortete Natako tief Luft holend. „Denk dran, immer schön langsam.“, gab der Opa ihm den Becher wieder. Der rechte Ärmel vom T-Shirt des alten Mannes ist etwas nach oben gerutscht so das Natako auf seinen Oberarm eine Tätowierung in Form einer Zahl, einer Vier, erkennen konnte. Als der Greis merkte worauf Natakos Blick gerichtet war zog er ihn schnell wieder runter. „Eine Jugendsünde.“, murmelte er dabei. „Kommst du Paul?“, wurde er in diesem Moment gerufen. „Ich komme gleich.“, rief er zurück. „Also, es war nett dich kennen zu lernen.“, sagte er an Natako gewandt und ging dann zu seinen Freunden. Natako selber blieb noch eine weile auf der Wiese sitzen bis er, wegen des verdunsten des Schweißes auf seiner Haut, fror. Er ging Richtung Sonnenuntergang ins Hotel zurück, das was er jetzt dringend brauchte war eine heiße Dusche. Eigentlich hatte er keine Lust zum lernen, sogar der Versuch scheiterte. So war kam es das Natako seinen Freund auf dem Bett liegend und die Decke anstarrend sah, das Lehrbuch aufgeschlagen mit der beschriebenen Seite auf der Brust. Er muss erschöpft sein vom vielen lernen, dachte Natako bei sich, nicht ahnend das Seyji noch keine einzige Zeile gelesen hat. Besagter befand sich gerade geistlich woanders und bekam überhaupt nicht mit das jemand ins Zimmer gekommen ist, es war als ob er mit offenen Augen tief und fest schlafen würde ohne zu träumen. Aus dem Badezimmer drang das gleichmäßige Rauschen der Dusche an sein Ohr aber es war wohl Natakos schräger und lautstarker Gesang der ihn erwachen ließ. Warum ist es denn so Dunkel? Es war doch gerade noch Mittag. Noch etwas benommen und taumelig stand er auf und lief barfuss zur Badzimmertür da er so einen gewissen Drang verspürte. Mist, abgeschlossen! Er klopfte an die Tür und rief, aber gegen die Lautstärke von Natakos Gesang kam er nicht an. Ach was sollst, unten gab es schließlich auch noch eine Toilette. Dummerweise vergaß er sich die Schuhe anzuziehen aber die Blicke die ihm die Gäste in ihren feinen Garderoben, viele mit Cocktailgläsern in der Hand, zuwarfen beachtete er nicht weiter oder schien sie gar nicht zu bemerken. Unter den Gästen befanden sich auch Shintaoyama und seine Mutter. Als sie ihn in der Toilette verschwinden sah schüttelte sie den Kopf. „Siehst du mein Junge? Das passiert wenn man sich zu sehr mit ihm abgibt.“ Der Siebenjährige und somit jüngster Teilnehmer hörte ihr nicht zu, es war offensichtlich das er sich langweilte unter all den Erwachsenen, er war kurz davor im stehen einzuschlafen. „Mama können wir nicht hoch gehen? Ich bin müde.“ „Reiß dich zusammen! Was sollen denn die Leute von uns denken? Außerdem heißt es Mutter und nicht Mama.“, schimpfte sie mit ihm. Vorhin hatte sie ihn in einen hellgrauen Anzug geschmissen und sich selbst sich in ein elegantes weinrotes Abendkleid. Es ist in klassischer A Linie gearbeitet und aus Satin und schwarzer Spitze die glitzerte. Halt findet es durch die Spaghettiträger so dass der Schulterbereich frei war. Auf dem Rücken wurde sowohl ein Reisverschluss, damit die Dame das Kleid bequem an und aus ziehen kann, als auch etwas zu schnüren, für einen perfekten Sitz, eingearbeitet. Für weiten Schwung sorgt der ebenfalls eingearbeitete Tüllunterrock. Passend dazu trug sie einen feinen schwarzen Schal. Nachdem sie entsprechend gekleidet waren hatte sie ihn runtergeschleift. Sie fand es eine gute Gelegenheit ihn in der Gesellschaft einzuführen, man wisse ja nie was später auf einen zukam und darum war es wichtig schon jetzt Kontakte zu knüpfen die in seinem späteren Geschäftsleben einmal sehr nützlich sein würden. Nichts desto trotz war er müde und er lehnte sich an das Tischbein um ein bisschen ausruhen zu können und sackte in eine art Halbschlaf, seine Mutter war inzwischen in einem Gespräch mit einigen älteren Herrschaften vertieft. Der von der Toilette kommende Seyji sah den Jungen in diesem Zustand. Sich nicht um die Blicke kümmernd die ihm aufgrund seines Erscheinungsbildes zugeworfen wurden, steuerte er geradewegs auf Shintaoyama. „Was machst du denn noch hier? Warum bist du nicht längst im Bett?“ Es dauerte eine Weile bis Shin wieder einigermaßen wach wurde und realisierte wer ihn angesprochen hatte und was er von ihm wollte. „Ich kann nicht eher gehen bis meine Mutter es mir erlaubt. Alleine komme ich nicht rein.“ „Na komm. Du schläfst heute Nacht einfach mal bei uns. Was hältst du davon?“ „Das geht nicht. Ich darf nicht in Natakos nähe.“ Unbewusst sah Seyji zu Frau Shishido, die Familiensituation war ja schwieriger als er angenommen hatte. Er wandte sich wieder Shin zu und da bemerkte er dass der Junge eingeschlafen war. Kurzerhand nahm er ihn auf die Arme und trug ihn davon. Die, die sie so sahen dachten, es müsse so sein. Anscheinend ein Diener oder Babysitter als Aushilfe, schlecht, vielleicht auch gar nicht, ausgebildet. Ein richtiger Diener würde mehr benehmen zeigen und nicht barfuss durch die Gegend laufen. Aber Frau Shishido war ja in diesen Kreisen weithin als Geizkragen bekannt. Mit Shin in den Armen betrat er das Zimmer und legte ihn vorsichtig aufs Bett. Aus dem Badezimmer ertönte immer noch der Gesang von Natako. Wie müde musste Shin sein das er nicht von dem Lärm aufwachte? Vorsichtig zog er ihm das Jackett, die Schuhe und die Hose aus und deckte ihn zu. Gutgelaunt kam Natako aus dem Badezimmer, Handtuch um die Hüften und sich die Haare trocken rubbelnd, als er Seyji sah wie er seinen Zeigefinger an seinen Mund hielt als Zeichen das er ruhig sein sollte. Er verstand erst nicht was der andere von ihm wollte da zeigte Seyji auf den Schlafenden. „Shin, aber was…“, begann er, doch da wurde er unterbrochen, „Komm mal kurz mit, ich erkläre dir alles.“, und Seyji schob ihn einfach vor die Tür. So langsam könnte Kaori doch mal kommen, dachte Alex und er schaute wohl zum dutzenden male auf die Uhr. Nachmittags wollte sie schnell noch einkaufen gehen, sie war der Meinung für die Gemüsesuppe brauche man frische Zutaten. Auf keinen Fall wollte sie Tiefkühlkost nehmen, wegen der Vitamine. Wo bleibt sie denn nur? Nun gut, er als übernatürliches Wesen hatte schnellere und einfachere Methoden um sich fort zu bewegen und hatte in dieser Beziehung nicht so das richtige Zeitgefühl. Aber so lange? Zuerst hatte er noch versucht sich mit Nr. 101 zu beschäftigen und mit ihr zu spielen. Aber soweit reichte ihr Fortschritt dann doch nicht. Also beschränkte er sich darauf sie zu beobachten, er hatte ja sonst nichts zu tun. Wieder ein Blick auf die Uhr. Die Zeit würde schneller vergehen wenn das Mädchen wenigstens etwas machen würde, aber sie tat nichts. Der Blick zu Uhr; der Zeiger hat sich überhaupt nicht von der Stelle bewegt. Doch da die Erlösung. Endlich kam Kaori schwer bepackt durch die Tür. Was hatte sie denn da alles angeschleppt? War das alles etwa für die Gemüsesuppe? Und was war denn das für eine große Schachtel die sie unter dem Arm geklemmt hatte? Kein Wunder das sie so spät kam. Eilfertig ging Alex zu ihr und nahm ihr die Einkäufe ab, worauf sie sich mit einem Lächeln bedankte. Mit der Schachtel, die sie ihm nicht gegeben hatte ging sie in ihr Zimmer. Dort machte sie sie auf, nahm den Inhalt heraus und betrachtete es. Ein Korsett. Bevor sie die Zutaten für die Suppe geholt hat war sie noch bei Enrico gewesen. Sie wusste nicht warum aber sie war sich vollkommen sicher dass sie es nicht zur Welt bringen möchte, diesmal war sie es wirklich doch, „Tut mir leid, aber du kommst zu spät. Ich kann dir nicht mehr helfen, jedenfalls nicht mit den Mitteln die ich zur Verfügung habe.“, sie kam zu spät. Enrico hatte sie davor gewarnt dass sie nicht zu lange warten soll, hätte sie nur auf ihn gehört. Jetzt ist es nicht mehr zu ändern und deshalb hatte sie sich dieses Korsett gekauft um das Baby einzuschnüren, damit es nicht zu groß wird und der Bauch dadurch auch nicht. Sie legte ihn sich an und zog ihn fest zu, noch nicht fest genug, fester, fester, ja so ist richtig. Zum Glück war sie sehr gelenkig so das sie mit einem Blick in den großen Wandspiegel ihn sich hinten allein zuschnüren konnte.(Kann man so ein Ding überhaupt alleine anziehen?oOWenn nicht, sie kann es jedenfalls) Sie konnte kaum atmen als sie wieder aus ihrem Zimmer ging. In der Küche hatte Alex schon alles ausgepackt und an die dafür vorgesehenen Orte verstaut. Er lehnte an der Arbeitsplatte des Küchenschrankes und hatte seine Nase in ein buntes Buch gesteckt. „Leicht und lecker kochen- Meine ersten Rezepte“ Die Suppe soll ja auch schmecken und da wollte sie nicht einfach irgendwas zusammenwürfeln. Im Laden hatte sie schon darinnen rumgestöbert und schon eine passendes Rezept entdeckt. „Warte, ich zeig dir mal was ich kochen möchte.“, sagte sie und lies sich das Buch von ihm geben. Sie hatte es wieder getan, sie hatte ihn geduzt und das heute zum zweiten Mal. Er sollte ihr vielleicht lieber sagen dass es sich nicht gehört, dass sie doch ihm gegenüber bei dem Sie bleiben soll, schließlich sind sie ja nur Lehrer und Schülerin. Kaori blätterte in dem Buch bis sie die gewünschte Seite gefunden hat. „Schau das hier, das habe ich mir ausgesucht. Na wie findest des?“, und sie schaute ihn erwartungsvoll um Antwort bittend an. Da, schon wieder, sie hat es schon wieder getan. Doch dann bemerkte er das sie ja eine Antwort auf ihre Frage wollte. „Ich weiß nicht, bisher konnte ich ja nur einen kurzen Blick in das Buch werfen. So gut kenne ich die Rezepte da drinnen nicht.“ „Warte, ich lese es dir mal kurz vor. Also erstmal die Zutaten, das sind: …, Oh nein!“, schrie sie dann plötzlich auf. „Ich habe was Wichtiges vergessen. Ich muss noch mal schnell los bevor die Geschäfte zu machen.“ Etwas bedröppelt stand Alex in einer Staubwolke die Kaori zurückgelassen hat. Warum hat sie es denn so eilig? Sie kann doch auch morgen früh noch gehen. Außerdem wird sie es sowieso nicht vor Ladenschluss schaffen. Fünf Minuten, nur fünf Minuten eher dann hätte sie es noch geschafft. Verzweifelt hämmerte Kaori an der geschlossenen Ladentür, aber die Frau die da noch aufräumte kannte kein Pardon. So was engstirniges, die könnten doch ruhig mal eine Ausnahme machen. „Sie können so viel Radau machen wie sie wollen, das einzige was sie damit erreichen ist das sie die Tür kaputt machen.“ Kaori drehte sich um, um die Person zu sehen die sie rügte, wobei ihre Worte nicht wirklich unfreundlich klangen. War sie es wirklich? „Frau Kinomura?“ Tatsächlich, sie war es; ihre alte Kindergärtnerin. Wie lange ist das jetzt her? Fast zehn Jahre. „Erinnern sie sich noch an mich? Ich bin’s, Kaori.“ „Du bist aber groß geworden. Aus dir ist ja eine richtige Dame geworden.“ Sie war geschmeichelt und lächelte verlegen. „Danke.“ Welche Pflegeprodukte sie wohl verwendet? Seit damals ist sie ja kaum um nicht zu sagen gar nicht gealtert. Zehn Jahre gehen doch nicht Spurlos an einem vorbei. Aber wahrscheinlich liegt es daran das sie damals vier oder fünf war und eine andere Sichtweise hatte. „Es ist zwar schön das wir uns mal wieder gesehen haben aber ich muss einen Laden finden der noch offen hat. Kennen sie vielleicht einen?“ Frau Kinomura tippte sich mit ihrem Zeigefinger an das Kinn und schaute nach oben. „Mal überlegen. Der in der Strohgasse hat doch immer eine halbe Stunde länger offen. Nein das ist zu weit weg.“ „Vielleicht schaffe ich es noch. Aufwidersehen.“, winkte sie und rannte von dannen. Strohgasse, warum war sie nicht gleich dahin gelaufen? Das könnte knapp werden aber wenn sie die Abkürzung durch das Viertel der Verlorenen nimmt müsste es klappen. Im besagten Viertel wurde sie aus einer Seitenstraße heraus jedoch plötzlich gepackt. Eine Hand presste sich auf ihrem Mund und ein starker Arm klammerte sich um ihren Bauch. „Wenn du schreist stirbst du!“, flüsterte ihr der Angreifer ins Ohr. Seine Hand löste sich vom Mund und wanderte nach unten zu ihrer Kehle. „Na wen haben wir denn da? Ich hoffe für dich das du diesmal mehr bei dir hast.“, und er drückte ihr ein wenig die Kehle zu. Diesmal? Moment, diese Typen kannte sie doch, sie wurde doch schon mal von ihnen überfallen. Seine Kumpels, fünf an der Zahl, hatten sie schon längst durchsucht. Das Portemonnaie wurde schnell gefunden und der Inhalt durchsucht. „Mehr hast du nicht bei dir? Dein Pech, das ist mir zu wenig, diesmal bin ich nicht so gnädig wie beim letzten mal.“, raunte er in ihr Ohr und verstärkte den Druck so dass sie kaum noch Luft bekam. Kaori geriet in arge Bedrängnis zumal sie ja noch von ihrer Rennerei außer Atem war. Sie sah schon lauter schwarze Punkte vor ihren Augen als sie merkte das der Druck von ihrer Kehle wich, sie musste husten und versuchte gleichmäßig zu atmen, was ihr aber nicht so recht gelingen wollte. Jemand hatte sie von dem Würger befreit und verpasste ihm eine tracht Prügel. Wie kam Alex denn jetzt so schnell her? Eigentlich war das ja im Augenblick egal, sie freute sich das er da ist. Alex lief im Zimmer hin und her, ein ungutes Gefühl hat ihn beschlichen. Sie ist doch nur einkaufen, redete er sich ein, wenn sie merkt das der Laden zu hat wird sie wiederkommen. Mal wieder, wie schon so oft heute, schaute er auf die Uhr. Warum war er denn so Nervös? Sie kann doch noch gar nicht zurück sein. Etwas Ablenkung würde ihm sicher gut tun, ein Buch vielleicht. „Mal sehen was wir so haben.“, überlegte er als er ans Bücherregal getreten war. Mit den Fingern fuhr er an den Büchern lang und entschied sich dann für ein dünneres Exemplar. Richtung Sessel gehend schlug er es schon auf und setzte sich hin. Nichtmahl eine Zeile hatte er gelesen als er das Buch auf den Tisch warf und wieder begann im Zimmer hin und her zu laufen, nicht bemerkend das Nr. 101, die beinah reglos auf dem Sofa saß, seine Bewegungen die ganze Zeit mit den Augen folgte. Sie wird bald kommen, es ist alles in Ordnung, flüsterte er unentwegt zu sich. „Ach verdammt, wie leichtsinnig von mir.“, schrie er sich irgendwann selbst an, da ihm etwas einfiel. Das letzte Mal als er so lange auf Kaori gewartet hat ging es ihr nicht gut und sie hat sich irgendwie verändert. Bis heute, hatte er das Gefühl, ist sie noch nicht darüber hinweg, was immer auch damals passiert ist. So wie er war stürmte er raus, vergaß aber nicht in seiner Eile die Tür abzuschließen, man weiß ja nicht was Nr. 101 für Eigenaktivitäten entwickeln kann. Besagte hatte den Kopf Richtung Tür gedreht als sie das Geräusch des zuschließenden Schlosses vernahm. Es hat gewisse Vorteile fliegen zu können, so konnte er Kaori besser finden. Er flog über die Dächer und hielt nach ihr Ausschau. Wo ist sie denn nur? So weit kann sie doch nicht weg sein. Ah, da ist sie ja. Was ist denn das? Was wollen denn die Typen von ihr? Im Sturzflug raste er auf die Gruppe zu und rammte einige der Kerle, so das sie einige Meter weit mitgeschleift wurden und das Bewusstsein verloren. Der Rest hatte panisch die Flucht ergriffen, nur einer war noch übrig der dabei war Kaori zu würgen. Eile war geboten denn sie war schon blau angelaufen. Mit einem Ruck riss Alex ihn von ihr weg und schlug gnadenlos auf ihn ein. Er rührte sich kaum noch als Alex von ihm abließ und sich zu Kaori wandte. Sie war an der Mauer eingesackt und japste in kurzen und unkontrollierten Atemzügen nach Luft. So geht das nicht gut, stellte Alex fest und ging zu ihr. Kaoris T-Shirt war ihr etwas nach oben gerutscht und da sah er das sie ein Korsett an hatte. Er zog ihr es aus damit sie besser atmen konnte. Kaoris schwache Versuche ihn davon abzuhalten ignorierte er einfach. Was war das denn? Seit wann hat sie denn diesen Bauch? Darüber nach zu denken hatte er später noch Zeit, andere Dinge waren jetzt wichtiger. Er richtete sie auf das sie gerade saß um der Luftröhre den Druck zu nehmen. „Ruhig, langsam tief ein und ausatmen.“, sprach er beruhigend auf sie ein. Sie beruhigte sich wieder und versuchte seinen Anweisungen zu folgen. Erleichtert stellte er fest dass sie bald wieder eine gesunde Farbe bekam und ihre Atemzüge regelmäßiger wurden. Doch schon erinnerte er sich daran was er vor wenigen Augenblicken bei Kaori bemerkte. Sein Blick fiel demonstrativ auf ihren Bauch. „Wolltest du es umbringen?“, schrie er sie an, seine Erleichterung ist dem Gefühl von Wut gewichen. Kaori zuckte merklich zusammen, nicht Fähig auch nur ein vernünftiges Wort hervorzubringen. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Du bist schwanger und trägst ein Korsett?“ Mit aufgerissenen Augen und bebenden Lippen starrte sie ihn an. „Ich dachte das…“, begann sie. „Nun? Was dachtest du?“, forderte er sie auf weiter zu sprechen. Diese ganze Situation behagte Kaori gar nicht. Warum musste das nur passieren? „Ich wollte es ganz sicher nicht umbringen“, beteuerte sie, „das musst du mir glauben.“ „Hör endlich auf mich zu duzen!“, schrie er sie noch lauter als vorhin an. Kaum das dieser Satz seinen Lippen entwich bereute er es auch wieder. „Was fällt dir ein mich zu duzen?“ Das hatte vor langer Zeit mal jemand zu ihm gesagt und es hatte ihn verletzt. Mit einemmal wandelte sich seine Wut auf Kaori auf sich selbst. „Es ist wohl besser wenn wir nach Hause gehen.“, murmelte er und ging ohne darauf zu achten ob Kaori ihm folgen würde. Kaori verstand seine Worte dennoch aber nicht was mit ihm los war. Gerade noch kochte er und jetzt war er so unheimlich ruhig, das es schon fast beängstigend war. Damit dass er böse auf sie sein würde wenn er es raus findet, hatte sie schon insgeheim gerechnet und sich innerlich drauf eingestellt, dennoch hatte sie sich hilflos gefühlt. Aber das hier überfordert sie völlig, beinah hatte sie den Wunsch dass er wieder wütend auf sie sei und sie anschreien würde. BAMM, BAMM, BAMM; machte es. Jemand hämmerte gnaden los an der Tür. Wusste derjenige nicht wie spät es ist? Schlaftrunken drehte sich Seyji rum in dem Versuch den Krach zu ignorieren, einer der beiden anderen würde schon selber gehen wenn es ihnen stört. Doch die schliefen tief und fest. „Macht sofort die Tür auf! Ich weiß das Shintaoyama bei euch ist.“, rief eine wütende Frauenstimme von draußen. Beim Klang seines Namens wurde er so fort hellwach und saß aufrecht im Bett. „Mama.“ Auf dem Weg zur Tür stolperte er fast über den schlafenden Natako der es sich auf den Fußboden bequem gemacht hat. „Guten morgen Mama. Mutter.“, korrigierte er sich. Grob griff sie nach seinen Arm und wollte ihren nur im Schlüpfer bekleideten Sohn mit sich fort zerren. „Einen Moment, Frau Shishido.“, hielt Seyji sie auf. „Wo wollen sie so schnell mit ihm hin? Lassen sie ihn sofort los!“ Frau Shishido warf einen kurzen abschätzenden Blick auf den Jungen im dunkelblauen Pyjama. „Ich kann nicht riskieren das mein Sohn noch länger bei euch pädophilen Schwachköpfen bleibt.“ „Nun hören sie mir mal zu!“, sagte Seyji in leicht erhöhter Stimmlage. „Shin war eindeutig müde das er sogar im stehen einschlief, jeder konnte sehen das er in ein Bett gehörte, aber sie haben ja für die Bedürfnisse ihres Sohnes kein Interesse.“ „Was fällt dir ein mir vorschreiben zu wollen was gut ist für Shintaoyama und was nicht? So eine Unverschämtheit!“ Sie hatte ihre Augen und ihren Mund zusammengekniffen und ist in wütender bis spitzer Tonlage verfallen. „Aber das ist ja bei solchen Eltern ja auch kein Wunder.“ „Wie? Sie kennen meine Eltern?“ Es kam ihm so vor als würde ein kalter Wind ins Zimmer wehen. „Natürlich, wer kennt sie nicht? Zumindest in unseren Kreisen. Du bist ihr Sohn und hast demzufolge ihre Gene geerbt und was dabei raus gekommen ist sieht man ja an deinem Verhalten.“ Verdammt, sie hatte vollkommen recht, er hatte sich gehen lassen. Sei brav, beruhige dich. Du bist nicht wie sie und das wirst du jeden beweisen. Genau, er wird die anderen nicht enttäuschen. Sein Onkel und seine Tante sollen sich nicht für ihn schämen müssen. „Er hier“, fuhr sie fort und deutete mit ihrem Kopf auf den schlafenden Natako. „Bei ihm ist es genauso, er hat eindeutig die Versagergene seines Vaters geerbt. Ach ja, mein Sohn heißt nicht Shin sondern Shintaoyama. Angemessener ist es wenn man ihn Herr Shishido nennt.“ Brüsk drehte sie sich um und stakste mit Shin im Schlepptau davon. Ihr Zimmer war nur ein paar Türen weiter und verschwanden darin. „Mutter.“, sagte Shin ganz leise und betrachtete seine Füße, aber dann fiel ihm ein dass man ihm beigebracht hatte nicht so unterwürfig zu sein. „Mutter.“, kam es nun mit festerer Stimme und versuchte sie dabei anzusehen, „Habe ich auch die Genen meines Vaters geerbt?“ Frau Shishido die dabei war ihren ganzen Schmuck abzulegen, drehte sich um und strich ihren Sohn schon fast liebevoll übers Haar. „Nein mein Sohn, du hast meine Gene geerbt. Mit dir bin ich enger verbunden als mit irgendjemanden sonst. In dir steckt alle Hoffnung unserer Familie.“ Wie interessant doch eine Decke sein kann. Seit einigen Wochen tat Kirian nicht anderes als auf der Erde zu liegen und sie anzustarren, jeden Fleck, jeden Spinnweben kannte er auswendig. Es ist gar nicht so lange her wo er diese Frau ein wenig eingeschüchtert hat. Gut, er war vielleicht ein bisschen grob gewesen; aber ihn deswegen gleich in den Knast werfen? Widerstandslos hatte er sich von der Polizei abführen lassen; so wie immer. Der Alte würde ihn schon da raus holen, er bezahlt die Kaution und auf der fahrt nach Hause hört er sich sein Gemecker an; so wie immer- Er hatte es nicht getan! Das war es doch was er immer wollte, das der Alte endlich kapiert das er ein hoffnungsloser Fall ist. Wie lange er wohl noch hier bleiben muss? An der Decke gab es schließlich nichts mehr Neues zu entdecken. Da ist ja so ein kleines schwarzes Vieh, das war aber vorhin noch nicht da. Vielleicht ließe es sich doch noch ein wenig länger hier drin aushalten. Kirian erwachte aus seiner Trance als ein Wärter mit lautem Geklapper die Zellentür öffnete. „Du hast besuch.“ Besuch? Um diese Zeit? Der Alte ist doch im Büro. Es war nur ein flüchtiger Gedanke und Kirian folgte dem Wächter durch die Gänge, hinter ihm folgte ein weiterer Wächter. Es war mir überhaupt nicht recht dass mich jemand besuchen kommt. Wer immer es ist, ich werde so unfreundlich wie möglich sein und ihn gleich wieder weg schicken. Die Tür zum Besucherraum wurde geöffnet und ich sah einen Mann im mittleren Alter an einen Tisch sitzen, bei meinem eintreten erhob er sich und gab mir die Hand die ich gekonnt ignorierte. Ich kannte diesen Mann nicht, das heißt ich wusste nicht wer er war aber ich wusste was er war- ein Dämon. Von Geburt an haben sowohl Dämonen als auch Engel die Gabe ihresgleichen an der Aura zu erkennen ohne dass die Flügel gezeigt werden mussten. Also ein Dämon erkannte einen Dämon und ein Engel einen Engel. Aber ein Engel konnte keinen Dämon und umgekehrt erkennen. Der Mann machte ein Zeichen das man uns allein lassen möge und die Wärter folgten der Aufforderung widerstrebend. „Ich will mich nicht lange aufhalten und komme sofort zum Punkt. Geh sofort ins Dämonenreich, so schnell wie möglich! Das ist ein Befehl von ganz hoher Stelle.“ „Worum geht es denn?“ Ich habe seit ich den Alten und die Alte damals im Wald traf die Erde nicht mehr verlassen. Kein Dämon hatte sich ein Dreck darum geschert was ich tat. Und jetzt sollte ich so einfach mir nichts dir nichts angekrochen kommen? Da wollte ich doch wenigstens den Grund erfahren. „Das hat man mir nicht gesagt.“, wurde ich enttäuscht. Er stand auf um an die Tür zu treten, sofort wurde sie geöffnet. Fast gleichzeitig kamen zwei Wärter herein und brachten mich zurück in meine Zelle. Warum sollte ich gerade jetzt dorthin? Die können warten bis sie schwarz werden. So lange man mir keinen vernünftigen Grund nennen kann bleibe ich hier. Dinge die keinen interessieren Als bei der Szene mit dem erwürgen. Ich wollte nur sagen das ich keinerlei auf medizinische Richtigkeit poche und die ein oder anderen Symptome nicht ganz richtig sein könnten. Außerdem glaube ich kaum dass man danach so schnell wieder aufspringt wie Kaori es getan hat. Auf jeden fall sollte man sofort ärztliche Hilfe holen und nicht einfach nach Hause gehen. Bis dann kariyami Kapitel 21: Reisepläne ---------------------- Die Zahlen der Digitalanzeige von Seyjis Funkwecker sprangen auf 6 Uhr und sofort begann er zu piepen. Es dauerte eine weile ehe Seyji sich regte und mit seiner Hand danach tastete. Verdammt, wo war denn jetzt der Knopf zum ausschalten? Er richtete sich auf und machte die kleine Nachttischlampe an um besser sehen zu können. Endlich ruhe. Das Natako davon nicht aufgewacht ist. Er ging ins Bad und machte sich frisch. Nachdem er sich angezogen hatte ging er runter in den Speisesaal zum frühstücken. Seyji aß gerade seine letzten Bissen als er auf die Uhr sah und bemerkte dass er ja gleich los muss. Da Schilder den Weg wiesen war es kein Problem das richtige Zimmer zu finden. Aus der geöffneten Tür drangen Geräusche heraus. Das war kein Zimmer mehr, eher ein kleinerer Saal. In mehreren Reihen waren hintereinander mehrere Tische mit je einem Stuhl aufgestellt, alle nummeriert. Auf der anderen Seite des Saales war eine art langer Pult mit Mikrofonen aufgebaut, offenbar saß dort das Präsidium. Wie jeder andere hat auch Seyji eine Nummer bekommen und er ging zum passenden Tisch. Der Tisch war recht klein und man fühlte sich ein wenig beengt, fand Seyji. Rechts oben lagen mehrere versiegelte große Umschläge in verschiedenen Farben. Man hatte ihnen schon vorher gesagt das das vorzeitige öffnen die Disqualifikation bedeutete. In einer Rinne oben war Schreibzeug vorhanden. Um 7:15 Uhr bat man alle Platz zu nehmen, die die sich bis eben noch irgendwo rum standen und sich unterhalten haben gingen zu ihren Plätzen. Ein Mann begann vorne in das Mikro zu sprechen. „Zunähst möchte ich euch alle beglückwünschen das ihr bis hier hin gekommen seid. Zu den Regeln. Ihr kennt sie ja schon vom Vorausscheid, ich werde sie trotzdem noch mal wiederholen. Ihr seht auf euren Tischen farbige Umschläge, in ihnen ist Papier mit den Aufgaben in den jeweiligen Farben drinnen. Wenn ihr sie nachher öffnet werdet ihr sehen dass neben den Aufgaben eine Zahl steht. Das ist die Zeit die ihr für diese Aufgabe verwenden dürft. Wenn die Zeit um ist ertönt ein akustisches Signal.“ Ein `Möööp´ war zu hören. „Sollte jemand schon vor Ablauf der Zeit fertig werden darf nicht mit der nächsten Aufgabe vorzeitig angefangen oder zu einer Vorherigen zurückgekehrt werden. Seid ihr mit einer Farbe fertig dann packt wieder alles in den Umschlag und legt in links oben auf euren Tisch hin. Es dürfen nur die Materialien verwendet werden die auf dem Tisch liegen. Gibt es noch Fragen?“ Während noch einige Fragen beantwortet wurden spürte Seyji wie er beobachtet wird. Er drehte sich um und sah gerade noch wie Shin, der schräg hinter im saß, hastig weg sah. Er drehte sich wieder nach vorn und lauschte den Erklärungen. Schließlich war er fertig und als dieses akustische Signal ertönte nahmen alle einen blauen Umschlag zur Hand, holten ein paar Blätter in gleicher Farbe heraus und legten es sich fein säuberlich vor sich hin. Ein weiters `Möööp´ signalisierte das sie anfangen durften. Am frühen morgen ist Kaori noch mal losgegangen und hat die fehlenden Zutaten gekauft. Nun stand sie in der Küche und bearbeitete das Gemüse, von dem kleinen Mädchen um das sie und Alex sich übers Wochenende kümmerten, genauestens beobachtet. Es war das erste Mal in ihrem Leben das sie kochte, dementsprechend ungeschickt stellte sie sich an. Sie fluchte innerlich das Sensei in manchen Dingen nicht mit den Fortschritt mitgegangen ist, so hatte er zum Beispiel keinen Universalzerkleinerer das sie alles mit dem Messer schneiden musste, nicht mal einen Sparschäler hatte er, stattdessen versuchte sie mit einem stumpfen Küchenmesser zu hantieren. Schwupp, flutsche ihr die Kartoffel aus der Hand und kullerte über den Küchenboden. Wie peinlich, die Kleine muss sie ja für völlig unfähig halten, was sie ja auch war. Schnell hob Kaori die Kartoffel wieder auf und spülte sie mit Wasser ab und begann dann weiter zu schälen. Aua!!! Die Kartoffel kullerte mal wieder über den Küchenboden, an ihrem Finger hatte sich ein Blutstropfen gebildet. „Verdammt!“, fluchte sie und steckte sich den blutenden Finger in den Mund und lutschte daran. Aus einem kleinen Schränkchen an der Wand holte sie sich ein Pflaster und wickelte es sich drum. „So müsste es reichen, weiter geht’s. Wo ist denn das Messer?“ Sie erschrak als sie sah dass das Mädchen das Messer vom Boden aufgehoben hat und es nun in den Händen hielt. „Gib sofort das Messer her! Das ist nichts für kleine Kinder.“, und nahm es ihr aus der Hand. „So was ist sehr gefährlich.“, sprach sie belehrend auf sie ein und hielt ihr demonstrativ den Finger hin. „Schau, wenn du nicht aufpasst dann ergeht es dir wie mir.“ Behutsam, als wäre er aus zerbrechlichem Glas, nahm das Mädchen Kaoris Finger in die Hand und betrachtete ihn von allen Seiten. „Du lebst.“ „Wie?“, machte Kaori verwirrt. Glaubte die Kleine etwa das sie so schwer verletzt war. „Es ist doch nur ein kleiner Schnitt. Sieh nur“, die bewegte ihren Finger, „es tut auch gar nicht weh.“, wollte Kaori sie beruhigen. „Also mach die keine Sorgen um mich. Was hältst du davon wenn du Natako ein schönes Bild malst und es ihm schenkst wenn er wieder kommt.“ Sie wollte weiter Kartoffeln schälen und Gemüse schneiden, deshalb musste sie die Kleine anderweitig beschäftigen. „Was ist malen?“ Das wusste sie nicht? Dann musste sie es ihr wohl zeigen. „Sensei.“, rief sie ohne die Küche zu verlassen, „hast du…haben sie Papier und Buntstifte im Haus?“ „Einen Moment, ich schau mal.“ Nach einiger Zeit kam er mit dem gewünschten in die Küche. Kaori nahm es und setzte sich mit Nr. 101 an den kleinen Ecktisch an der Wand. Alex sah zu wie Kaori Papier und Stift zur Hand nahm um darauf einige Striche zu setzen bis ein kleines Bild entstand. „Siehst du? Das ist malen. Du kannst viele verschiedene Bilder malen. Versuch es doch auch mal.“ Kaori gab ihr den Stift in die Hand. Erstmal tat sie nichts doch dann begann sie wahllos lauter Striche über das Papier zu ziehen. Während Kaori sich wieder an die Arbeit machte beobachtete Alex eine Weile das Mädchen am Tisch, dann drehte er sich um, hob die Kartoffel auf und trat er an die Arbeitspatte neben Kaori. „Soll ich dir helfen?“ „Ja, danke. Sie können sie Kartoffeln schälen.“ Sie reichte ihm das Messer und sah zu wie er begann die Kartoffel die er bereits in seiner Hand hielt zu bearbeiten. Warum hat er denn gesagt er kann nicht kochen? Er stellte sich doch gar nicht so ungeschickt an. Heißt dass diese ewige Tiefkühlkost hätte gar nicht sein müssen? Und genauso schlimm ist das er besser kochen kann als sie, als Mann. Los, fall ihm schon aus der Hand, los, dachte sie gehässig. „Was hältst du davon wenn wir für ein paar tagen wegfahren? Nur wir zwei.“, sagte er ohne mit der Arbeit aufzuhören. Sie sah ihn erstaunt an. Erst macht er so ein Theater weil sie ihn geduzt hat und jetzt wollte er mit ihr irgendwo hinfahren, nur sie beide? Warum tat er so als wäre überhaupt nichts vorgefallen? „Wann soll es denn losgehen?“ „ Sobald die WiSpo zu Ende ist und wir sie“, er blickte zum Ecktisch, „sicher abgeliefert haben.“ Schon so bald. Warum denn so plötzlich? „Was für ein Reiseziel haben sie sich denn vorgestellt? „Frischlufthausen?“ Fragend sah ich meinen Vater an. Mein Name ist Kessy und so eben hat mein Vater verkündet das wir alle drei in den Urlaub fahren, übermorgen. „Ja, was haltet ihr von meinem Vorschlag? Ich habe schon alles gebucht. Sobald die WiSpo zu Ende ist geht’s los.“ Wie findet man denn das? Erst buchen und dann fragen. „Ich finde es ja toll Papa das wir in den Urlaub fahren, aber muss ich denn nicht in den Kindergarten?“ „Das ist alles geregelt.“ Frau Hammersmith die bisher in einer bunten Zeitschrift geblättert hat sah nun auf. „Tut was ihr nicht lassen könnt, ich komme jedenfalls nicht mit. Mein Chef gibt mir sowieso kein Frei.“ „Aber Honigmäulchen, wir brauchen doch alle etwas Erholung, selbst du.“ „Können wir später darüber diskutieren? Ich muss jetzt zur Arbeit.“ Da stand sie auch schon auf und nahm ihre Handtasche. „Zur Arbeit? Heute ist doch Samstag Mama.“, wunderte ich mich. „Es lässt sich nun mal nicht ändern mein Spatz. Wie es aussieht werde ich in Zukunft wohl öfters samstags arbeiten müssen. Bis später Bärchen.“, winkte sie Papa zu. „Findest du das wirklich eine so gute Idee Papa?“, fragte ich ihn als sie weg war. „Warum denn nicht? Dem Alltag entfliehen, Zeit für sich und füreinander. Das ist es was wir brauchen.“ Zugegeben, sie machen wirklich wenig zusammen, aber sie sorgen doch selbst dafür dass es so ist. Für längere Arbeitszeiten können sie beide nichts, aber wie lange ist es her dass sie ihre Freizeit zusammen allein verbracht haben? Immer nur wenn ich dabei war. Fast kommt es mir vor das sie nur kommunizierten wenn ich dabei war. Es ist vollkommen egal ob sie mitkommt oder nicht. Honigmäulchen, Bärchen, das sie sich Kosenamen geben täuscht nicht darüber hinweg das ihre Ehe ein Scherbenhaufen ist. Da hilft auch kein gemeinsamer Urlaub mehr. Das hatte es bisher noch nie getan, in all den Familien in denen ich bisher war. Mir soll’s ja egal sein, ich habe schon so viele zerrüttete Ehen miterlebt als das mir das was ausmacht. Ich habe andere Sorgen. Was geht mich da das Leid anderer, fremder Leute an? Fremde Leute, das sind sie, nicht mehr und nicht weniger und es darf auch nie anders sein. Vermeide zu enge Bindungen, nur so ist es dir egal, wenn sie sterben und dich für immer verlassen. Setzen sie die Zeichen so ein dass die Gleichungen stimmen, las ich leise die Aufgabenstellung vor mich her. Normalerweise ist diese gar kein Problem aber im Moment bin ich nicht so ganz auf der Höhe. Verdammt. Wieso musste nur diese Frau mitten in der Nacht bei uns auftauchen? Konzentrier dich Seyji, mahnte ich mich. Konzentrier dich! Was sollen denn die anderen denken wenn du hier schlecht abschneidest. Ob Shin ähnliche Probleme hat? Ich riss mich zusammen und setzte die richtigen Zeichen in die Kästen ein. Zur Sicherheit überprüfe ich lieber noch mal ob auch alles richtig ist. `Mööp´. Nächste Aufgabe: Finden sie die Fehler im Text und übersetzen sie ihn! Nun denn, beginnen wir mal. Mein Tief war nur vorübergehend. Ich suchte gründlich nach den Fehlern und der Text war schnell übersetzt. Ich habe nur die hälfte der dafür vorgegebenen Zeit benötigt. Voller Eifer konnte ich gar nicht erwarten dass endlich dieses Signal kommt. Ich kann mir ja schon mal die nächste Aufgabe durchlesen. Ah, fünf Fragen, hier muss ich einfach nur das richtige ankreuzen. Seit wann ist der Schwangerschaftsabbruch unter Todesstrafe gestellt? Wie hoch ist der durchschnittliche Erdgasverbrauch pro Kopf dieses Landes? Welche Temperatur hat eine normale Kerzenflamme einer Honigkerze? Wie viel Eier legt ein Kuckucksweibchen maximal pro Brutsaison? Fünfte und letzte Frage. Welcher Wissenschaftler hat als erstes herausgefunden, das die Kinder dank der Gene immer nach mindesten einem Elternteil kommt und dessen Charaktereigenschaften zwangsläufig übernehmen? Das ist einfach, schließlich vergeht kein Tag an dem dessen Name nicht zumindest erwähnt wird. Olaf Sombrero. In diesem Jahr, wo er seinen hundertsten Geburtstag feiert, ist es sogar noch schlimmer geworden. Ein unfähiger Mann wie ich finde. Und so einer hat auch noch den Nobelpreis gewonnen. Wie kommt er nur auf so was? Ich bin doch ein Beispiel dafür dass er falsch liegt. Und wenn doch? Was ist wenn er doch Recht hat? Nach seinen Erkenntnissen würde ich meine Kinder auch einfach liegen lassen wenn ich welche hätte. Besagter Wissenschaftler hat ja vorgeschlagen das man Kinder aus solchen Verbindungen zwangskastriert bzw. zwangssterilisiert damit keine Kinder entstehen die dann liegen gelassen werden können. Von seitens der Politiker wurde dieser Vorschlag bejubelt, denn so erhofft man sich mit dem Problem der Verlorenen fertig zu werden. Als ob ich so was tun könnte. Ich sehe noch deutlich ihr Gesicht bevor sich die Tür schloss. An sein Gesicht kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Wenn ich Papa auf der Straße sehen würde, würde ich ihn nicht wieder erkennen, selbst wenn er direkt vor mir steht. Papa? Seit wann nenne ich ihn denn Papa? `Möööp´. Endlich das Signal. Ich wollte gerade meine Kreuze hinsetzen, als ich merkte das etwas auf mein Papier tropfte. Ich schaute nach oben ob vielleicht das Wasser von der Decke kommt. Da war aber nichts zu sehen. Es dauerte eine Weile bis ich begriff das das mein eigener Schweiß war. Wieso schwitze ich denn? Es ist doch gar nicht so warm hier drinnen? Es war doch etwas unbequem auf dem Fußboden zu schlafen. Allein der Erschöpfung des Frisbeespiels ist es zu verdanken das Natako die ganze Nacht durchgeschlafen hat und den halben Tag. Sein Rücken dankte es ihm mit Schmerzen. Als er aus das Bad kam bemerkte er das Shin und Seyji schon weg sind. Kein Wunder, es war ja auch schon nach Mittag. Irgendwie wusste er nichts mit seiner Zeit etwas anzufangen, so ging er mal wieder spazieren. Vielleicht waren im Park wieder diese Opas. Unwillkürlich musste Natako daran denken das Herr Sekiguchi ja auch noch ganz schön fit ist. Er war zwar noch nicht so alt wie die Opas im Park aber auch er war in dem Alter wo schon lange die ersten Wehwehchen aufgetaucht hätten sein müssen. Aber im Park war nichts außer ein paar gewöhnlichen Passanten. Was hatte er denn erwartet? Das sie jeden Tag da sind? Hier war weiter nichts Interessantes, kein Grund länger hier zu bleiben. Er ließ sein Blick noch mal über die Wiese schweifen und bemerkte vier Telefonzellen. Sie waren ihm gestern schon aufgefallen, hatte es aber wieder vergessen. Er dachte sich er könne ja mal bei seinem Sensei anrufen und sich nach seinem Schützling erkundigen. Kurzerhand ging er in die Zelle und suchte in seinen Taschen nach Kleingeld und breitete die Münzen auf dieser kleinen Ablage aus. Ein paar Münzen steckte er in den dafür vorgesehenen Schlitz. Leider hatte er vergessen vorher den globigen Hörer abzunehmen. Also das ganze noch mal von vorn. Diesmal machte er es richtig. Das Telefon war nicht mehr das neuste Modell und war noch mit einer Drehscheibe ausgerüstet. Bei jeder Nummer die er wählte ratterte das Ding wieder zurück. Kaori hat viel länger gebraucht wie es im Rezept stand um die Gemüsesuppe zu kochen. Aber nun ist das Essen fertig und der Topf steht auf dem Tisch. Fürsorglich füllte sie etwas auf den Teller von Nr. 101 ehe sie Alex sein Teller füllte und dann ihren. Etwas besorgt starrte sie auf den Teller vor sich. Die Suppe sah ja gut aus und roch auch appetitlich aber es war nun mal ihr erstes Mal. Was ist wenn es nicht schmeckte? Nicht das sie noch Schuld hätte an den Tod von Sensei und der Kleinen weil sie sie vergiftet hat. „Willst du nicht anfangen?“ Kaori hob den Kopf und schaute zu Alex. Der aß gerade genüsslich die Suppe, es schien ihn zu schmecken und er sah auch gesund aus. Sie schielte weiter zu dem Mädchen sie löffelte die Suppe in ihren Mund. Endlich aß sie und das ohne Tamtam. Nun ja den anderen geht’s gut und keiner hatte irgendwie das Gesicht verzogen. Nur mut Kaori, es ist nur eine Gemüsesuppe. Behutsam tauchte sie die die Spitze des Löffels hinein so dass sie nur etwas Brühe aufnahm. Kritisch betrachtete sie die Brühe auf ihrem Löffel, langsam führte sie ihn zum Mund nur noch wenige Millimeter von ihren Lippen entfernt, nur zögerlich öffnete ihre bis dahin zusammengepressten Lippen. Bald war es geschafft nur noch ein ganz kleines Stückchen. `Drrriinnng, drrriinnng´. Vor Schreck hätte Kaori beinah den Löffel fallen lassen. „Entschuldige mich bitte.“ Er wollte doch jetzt nicht wohl ans Telefon gehen? Was sind denn das für Tischsitten? Beim essen telefoniert man doch nicht. Wenn es was Wichtiges ist wird er später noch mal anrufen. Alex brauchte nur wenige Schritte zum Apparat. „Hallo?“ „Ja hier ist Natako. Wie geht es Nr. 101?“ „Es geht ihr gut. Wir essen grade.“ „Oh, dann stör ich euch wohl.“ „Nein das geht schon in Ordnung. Übrigens hat Nr. 101 ein paar Bilder gemalt.“ „Sind sie schön geworden?“ „Das weiß ich nicht. Um ehrlich zu sein habe ich sie mir noch gar nicht angesehen. Warte ich schau mal.“ Alex ging in die Küche. „Hier haben wir ja ein paar. Also, wirkliche Bilder sind das nun nicht gerade. Hauptsächlich nur Striche und Linien, Kreuz und Quer über das Blatt gezo…“ Er stockte als er eines von den Bildern sah. „Sensei? Ist mit ihnen alles in Ordnung?“ „Ja, mit geht’s gut. Ich muss Schluss machen. Wiederhören.“ „Wiederhören.“ Alex nahm das Bild zur Hand und hielt es sich in Augenhöhe. Kein Mensch hätte jetzt sagen können was er dachte. „Sensei? Kommen sie! Die Suppe wird kalt.“ Kaori steckte die Nase durch die Tür. „Ist das von ihnen. Ich wusste gar nicht das sie so gut zeichnen können.“ „Es ist nicht meins, es ist von…“ Alex warf einen viel sagenden Blick zu Nr. 101. „Von ihr? In dem alter zeichnet man schon solche guten Bilder? Der Junge hier springt ja bald heraus, so lebendig sieht er aus.“ „Sie hat eben Talent.“ „Ja, das hat sie. Aber das ändert nichts daran das die Suppe kalt wird.“ Und wieder saß sie vor ihrem Teller mit Suppe, es war der gleiche wie vorhin. Inzwischen muss sie schon kalt geworden sein. Das ist doch lächerlich. Es ist nur selbst gekochte Gemüsesuppe. Selbstgekochtes, genau darin liegt das Problem. „Was hältst du davon wenn wir sie mitnehmen?“ „Was?“ Kaori schaute auf und sah Alex an wie er in seiner Suppe rumrührte. „Ich bin sicher ein wenig zu verreisen würde ihr gut tun. Natürlich müssen wir vorher Natako fragen.“ „Wir sollten sie hier auch fragen. Was ist? Möchtest du mit uns in den Urlaub fahren?“ Doch die Angesprochene antwortete nicht und löffelte sich weiterhin die Suppe hinein. Es war schon ihr zweiter Teller. „Ist das jetzt ein ja oder ein nein? Aber wenn Natako einverstanden ist dann bin ich auch dafür.“ Bevor sie sich wieder ihrem Teller zuwandte schielte sie noch mal unauffällig zu ihrem Sensei. Der rührte immer noch in seiner Suppe rum. Vorhin hat es ihm doch noch geschmeckt. Sie konnte ja nicht ahnen dass er mit den Gedanken bei diesem Bild war. Der Junge sah wirklich so aus als ob er jeden Moment raus springen würde. So lebendig, so detailgetreu war er gezeichnet. Und er hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit Nr. 100. Dinge die keinen Interessieren Man hat mir gesagt dass diese Sichtwechsel manchmal etwas verwirrend sind. Ich werde also deshalb bei einem Sichtwechsel die Absätze jetzt größer machen. Zusätzlich werde ich mich bemühen dass es besser aus dem Text zu ersehen ist aus welcher Perspektive etwas geschrieben ist. Was ich aber strikt ablehne ist es hinzuschreiben das das die Perspektive von XY ist. In einem richtigen Buch macht das der Autor auch nicht, jedenfalls kenne ich keins bei dem das so ist. Es kann auch vorkommen dass sich die Sicht mehrmals in einem Textblock wechselt. Falls jemand bei so was nicht durchblickt, möge er mir doch bescheid sagen. Es lässt sich aber nicht immer vermeiden. kariyami P.S. Es hat sich nichts daran geändert das ich gerne Kommis haben möchte. Kapitel 22: Gespräche --------------------- Natako war wirklich nicht zufrieden mit sich selbst. Heute war schon Sonntag und er hatte immer noch nicht mit Shin unter vier Augen gesprochen. So hatte es doch alles keinen Sinn hier her gekommen zu sein. Aber wenigstens wollte er ihm beim Sportteil zu sehen. Dort wurde die körperliche Fitness getestet. Hauptsächlich waren es Disziplinen in der Leicht- und Schwerathletik, aber auch andere wie Schwimmen, Rad fahren oder verschiedene Turnübungen. Die Teilnehmer wurden in mehreren Gruppen aufgeteilt um ein Gedränge zu vermeiden. Alle hatten einheitliche Sportkleidung an, die extra für diesen Tag für jeden Maßgeschneidert wurde. Völliger Schwachsinn, fand Natako. Es hätte sich doch jeder sein Sportzeug von zu Hause mitbringen können. Hinter einer Absperrung standen die Angehörigen und Freunde die die Telnehmer begleiten durften und sahen dem Ereignis zu. Es sind auch einige Leute aus der Stadt gekommen. An diesem Tag war das Aufgebot an Sicherheitskräften besonders hoch. An strategischen Punkten und unter den Massen verteilt konnte man Uniformierte einer Security- Firma und einfache Polizisten sehen. Natako war sich sicher das auch welche in Zivil anwesend waren. Wer jetzt aber glaubt dass es laute Anfeuerungsrufe und Jubelgeschrei gibt der hatte sich getäuscht. Das war verboten, mit der Begründung das würde die Leistung der Teilnehmer beeinflussen. Jemand der mehr angefeuert wird, wird mehr angespornt und das könnte das Ergebnis beeinflussen. So standen alle hinter der Absperrung oder saßen auf der Tribüne, wenn man denn das Geld hatte, und drückten ihrem Favoriten die Daumen. Natako wusste vom Sportunterricht her das Seyji ein Sportass ist, was ihn interessierte war jedoch Shin. Dieser schlug sich auch ganz gut, konnte aber mit den Älteren nicht mithalten. Ein Siebenjähriger kann nun mal nicht so schnell laufen oder so hoch springen wie ein elf- oder sogar fünfzehnjähriger. Das man nicht nach Altersklassen und Geschlechtern getrennt hat war ziemlich unfair. Trotzdem oder gerade deshalb gab Shin sein Bestes. Er wusste schon jetzt das Shin etwas bevorsteht, denn seine Mutter hatte dafür kein Verständnis, für sie zählte nur das Ergebnis. Sie waren alle sehr gut, jeder gab sein Bestes und wollte gewinnen. An die Leistung der Greise im Park kamen sie aber nicht mal ansatzweise ran. Von Teamgeist oder Freundschaft zwischen den Teilnehmern keine Spur. Sie waren alle Konkurrenten. Auch die zu Hause gebliebenen dachten an sie. „Heute ist doch der Sporttag. Im Wetterbericht haben sie doch gesagt dass es dort sehr heiß ist. Ich hoffe nur Seyji hält das durch.“, meinte Seyjis Tante besorgt. „Der Junge ist Zäh, der hält das schon durch. Außerdem sind da doch lauter Sanitäter die im Notfall eingreifen können. Ich geh jetzt zum Dienst. Aufwidersehen.“, versuchte ihr Mann sie zu beruhigen und verabschiedete sich dann. Sie wusste das er was aushielt, trotzdem währe es ihr lieber gewesen wenn er erst morgen kommen würde und er sich erstmal richtig ausruht. Sie hatten es ihm zwar vorgeschlagen aber er wollte unbedingt heut Abend schon kommen. Wenigstens würden die Jungs ganz bequem mit dem Taxi nach Hause gebracht werden. Sie holte einen Zettel aus ihrer Hosentasche, knüllte ihn auseinander und glättete ihn auf der Tischplatte. Das Papier war schon ganz weich, wie als ob man es schon oft längere Zeit in den Händen gehabt hatte. Sobald ihr Neffe heute Abend hier ist musste sie unbedingt mit ihm reden. Oder sollte sie das doch auf morgen früh verschieben? Vielleicht machen sie dann noch einen kleinen Ausflug. Gestern war sie bei der Adresse gewesen die auf dem Zettel stand. Sie hatte ewig gesucht bis sie sie gefunden hatte. In der nobelsten Gegen der Stadt. Den Namen kannte sie nicht und sie hatte sich auch nicht getraut zu klingeln. Was sollte sie denn sagen? `Hallo mein Name ist Frau Isogara. Ich habe bei meinem Neffen ein Zettel mit ihrer Adresse gefunden und wollte kurz mal vorbeischauen.´? Nicht jeder war bei dem Sportereignis dabei. Einige genossen die Ruhe in der Stadt. So auch elf alte Männer die draußen in einem Café saßen. Jeder von ihnen hatte vor sich ein Kännchen Kaffee stehen. „Das ist doch auch mal was schönes, einfach nichts tun und seinen Kaffee genießen.“, sagte einer von ihnen und goss sich etwas von der schwarzen Brühe in eine Tasse. „Da muss ich dir Recht geben, aber wenn ich mich nicht auspowern kann bin ich auch nicht glücklich. Das Frisbeespiel am Freitag war ja auch nur eine Aufwärmübung.“, meinte ein anderer. „Ach, hör doch auf zu jammern. Du warst doch derjenige der gesagt hat wir sollen uns wegen den blonden Jungen zurücknehmen.“, ergriff ein dritter das Wort, „Der Junge war nach dem Spiel vollkommen fix und fertig. Die Jugend heutzutage hält auch nichts mehr aus. Als ich jung war…“ „Als wir jung waren haben wir den größten Fehler unseres Lebens begannen.“, wurde er von einen vierten unterbrochen. Mit diesem Satz war die friedliche und gemütliche Stimmung die unter den alten Männern herrschte wie weggeblasen. „Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte dann würde ich meine Entscheidung von damals rückgängig machen.“, sprach der vierte weiter, „Aber es lässt sich nun mal nicht ändern. Wir bleiben bis an unser Lebensende Diener.“ Der fünfte der am Tisch saß hatte in seinem Kaffe gerührt und leckte sich nun den Löffel ab, legte ihn auf die Untertasse und sprach dann: „Einer von uns hat ja sein Lebensende schon erreicht.“, er nahm sich die Tasse und trank ein Schluck, dann fuhr er mit Ironie in der Stimme fort, „Wenn er sich nicht hätte umbringen lassen dann hätten wir ein vernünftiges Spiel spielen können.“ „Ob es Ersatz für ihn geben wird?“, fragte der zweite, „Dann währen wir wieder zwölf.“ „Dreizehn.“, korrigierte ihn der erste. „Kannst du nicht rechnen? Sechs Diener für die Engel und sechs für die Dämonen macht nach Adam Riese Zwölf.“ „Und einer für diesen Mischling.“ „Die zählt nicht, möglicherweise sind sich die beiden nicht mal begegnet. Und wenn doch wussten sie nichts von einander.“ Ein sechster fragte: „Warum kriegt denn dieses Kind überhaupt einen Diener? Ich meine sie hätte niemals geboren werden sollen und jeder macht so ein Geschrei das sie unbedingt vernichtet werden soll, und dann gibt man ihr einen Diener?“ „Willst du etwa diese Entscheidung kritisieren?“, rügte ihn ein weiterer Opa, „Ich hörte dass er nicht mal in unserer Generation ist. Fast noch ein junger Hüpfer.“ „Der dreizehnte ist jetzt nicht wichtig.“, sprach der fünfte, „Vielmehr würde es mich interessieren wie einer von uns so einfach getötet werden konnte. Wir haben dank unserer Stellung übermenschliche Kräfte, ein Mensch kann uns doch nicht so einfach umbringen.“ „Wer sagt denn dass es ein Mensch gewesen war?“, stellte der erste ihm die frage. „Du meinst es ist durchaus möglich dass es ein Dämon war?“ „Ja, oder ein Engel.“ „Ein Engel? Das glaube ich nun nicht.“ „Warum ist das so abwegig? Immerhin hat er mit seiner eigenen Tochter ein Kind gezeugt. Er hatte mir mal Babyfotos von seiner Enkelin bzw. Tochter gezeigt. Er hatte sogar ihren Namen erwähnt. Wie war der noch gleich? Ach ja, sie hieß Kaori. Genau, Kaori Nemorosa.“ „Das mag schon sein das er aktiven Inzest betrieben hat, aber die Engel haben das doch sonst auch toleriert. Er war einfach ein zu guter Diener als das sie ihn verlieren wollten.“ „Hört doch auf Leute. Wir sind hier um unseren Kaffee zu trinken und die Ruhe zu genießen.“, warf der siebente ein. „Er hat recht.“, meldete sich der achte zu Wort, „Wir sollten die Ruhe genießen. Damit wird es wahrscheinlich bald vorbei. Die bereiten eine neue Großoffensive vor um das Mädchen mit den schwarzen Flügeln aus Federn zu finden. Diesmal wollen die Engeln und die Dämonen zusammenarbeiten.“ „Was heißt denn bald?“, fragte der neunte, „Die bereiten doch diese Großoffensive doch schon seit Jahren vor.“ „Oh nein. Ihr zwei nicht auch noch.“, stöhnte der siebente. Einer von den Beiden die noch nichts gesagt haben setzte gerade seine Tasse ab. „Warum stöhnst du denn so? Wenn diese Kreatur nicht gefunden wird dann wird es nie Ruhe und Frieden geben. Allein schon ihre Existenz bringt Unglück. Es hat gute Gründe warum Kinder aus solchen Verbindungen sofort umgebracht werden.“ „Auf jeden Fall muss sie so schnell wie möglich gefunden werden bevor sie zu stark wird. Es gelang ja schon einmal sie zu finden. Mizel hatte sie doch damals schwer verletzt. Jeder beglückwünschte ihn weil alle dachten er habe sie getötet. Aber dann berichteten die Propheten dass sie überlebt hat. Solange die Propheten ihren Tod nicht bestätigen glaube es ich nicht mal wenn ich ihre Leiche im Sarg sehe und wisse dass es sie ist. Wie auch immer, jedenfalls wenn sie Mizels Angriff überlebt hat dann war ihre Stärke schon damals beachtlicht. Womöglich war das die einzige Chance die es je gab.“, ernst schaute er in zehn von Falten durchfurchten Gesichter. „Aber was bringt es wenn wir uns hier Gedanken drüber machen.“, fuhr er erheitert fort, „Lasst uns den Tag genießen. Auf Kaffee habe ich allerdings keine Lust mehr. Ich bevorzuge ein kühles Bier.“ Unbemerkt von der Seniorentruppe hatte sich eine Gewitterwolke gebildet die nun begann ihre Ladung abzulassen. Schnell liefen alle hinein wo es trocken ist, begleitet von Blitz und Donner. Kaori hatte genug von der Suppe gekocht so dass es für zwei Tage reichte. Gerade kratzte sie sie letzten Reste auf den Teller von Nr. 101. Sie selber hatte nur wenig davon gegessen. Und wieder einmal kam Alex nicht umhin für sich zu bemerken dass sie sehr liebevoll war. Nach dem Essen kam der Abwasch und in diesem Moment wünschte er sich eine Geschirrspülmaschine zu haben. Schließlich war es geschafft, Alex ließ das Wasser aus dem Becken und machte es sauber, er trocknete sich die Hände ab und hing das feuchte Küchentuch über eine Leine. Er ging ins Wohnzimmer und von dort aus konnte er in Kaoris Zimmer sehen da sie die Tür offen gelassen hat. Sie war gerade dabei ihre Koffer für die Reise zu packen. „Ich gehe mal kurz weg. Kommst du alleine klar?“ „Ja, gehen sie nur.“ Kaori würde schon allein ihre Koffer packen können, schließlich war sie ja kein kleines Kind. Viel war es ohnehin nicht was sie hatte, ihre Sachen waren noch bei Tori. Das was sie hier besaß hatten sie neu gekauft. Seine Koffer wollte er packen wenn er wieder zu Hause war. Ansonsten war alles geklärt, die Unterkunft war gebucht, die Fahrkarten für den Zug waren besorgt und Natako wusste das Nr. 101 mit kommt. Er hatte heute Vormittag angerufen und er war der Meinung dass es der Kleinen gut tun würde. Alex hatte sich nicht gerade übergessen aber dieser kleine Spaziergang tat seinem Magen trotzdem gut. Er könnte ja mal Kirian im Gefängnis besuchen, überlegte er. Kaum hatte er das gedacht lenkte er seine Schritte dorthin. Er konnte nicht sagen ob Kirian sich freute ihn zu sehen, er ging einfach mal davon aus das es so ist, auch wenn seine Begrüßungsworte ein abfälliges, „Was willst du denn hier Alex?“, waren. Nachdem ein Wärter die Tasche durchsucht hatte die Alex bei sich trug, setzten sie sich an einem kleinen Tisch im Besucherraum. Die Wärter hatten sie auf bitten beider allein gelassen. „Ich wollte dich einfach mal besuchen kommen. Freu dich doch.“ „Was ist der Grund?“, gab Kirian mürrisch von sich. „Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Du bist ja heute besonders schlecht gelaunt. Es muss doch keinen Grund geben um dich zu besuchen.“ „Dann kann ich ja wieder in meine Zelle gehen.“ Er war drauf und dran aufzustehen. Doch Alex hielt ihn zurück. „Warte doch, wir können uns doch ein wenig unterhalten.“ „Worüber denn? Alles was du mir sagen willst kannst du mir auch erzählen wenn ich wieder hier raus bin.“ „Wie lange musst du eigentlich noch hier drinnen bleiben?“ „Woher soll ich das wissen? Mir sagt man ja nichts. Es kann aber gut sein das ich hier noch eine Weile bleiben muss.“ „Schade.“, Alex machte ein gekünstelt bedauerliches Gesicht, „Dann kannst du ja gar nicht mit nach Frischlufthausen kommen.“ „Frischlufthausen? Machst du dort Urlaub?“ „Ja, zusammen mit Kaori und dem Puppenengel den wir damals getroffen haben.“ „Warum kümmerst du dich so um die Beiden?“, fragte Kirian mit einer verächtlichen Handbewegung. „Glaub ja nicht das du alles von mit weißt.“, antwortete ihm Alex mit belehrenden Ernst in der Stimme, fuhr dann aber versöhnlich fort. „Ich scheine aber auch nicht alles von dir zu wissen. Dass du noch hier bist überrascht mich ehrlich gesagt. Dabei ist es doch für dich ein Leichtes hier auszubrechen und ich dachte dass du das auch tun wirst. Nicht das ich nichts dagegen hätte das du so friedlich deine Strafe absitzt aber es passt irgendwie nicht zu dir.“ „Warum sollte ich ausbrechen? Tori ist nicht da.“ Ob er ihm sagen sollte das Frischlufthausen die Heimatstadt von Tori ist? Nein, lieber nicht das ist keine so gute Idee. „Ich hatte gestern Morgen besuch gehabt, besser gesagt mitten in der Nacht. Es gibt doch tatsächlich welche die kein Anstand haben.“, regte Kirian sich auf. „Ich habe zwar nicht geschlafen aber trotzdem.“ „Du bist ja auch grad derjenige der bei anderen auf Anstand pochen darf.“, meinte Alex mit leichter Ironie in der Stimme, gleichzeitig überlegte er wer denn Kirian besucht hatte. Sein Vater vielleicht? Der würde aber nicht um diese Zeit kommen. „Es war ein Dämon.“, bereitete Kirian seinen Grübeleien ein Ende, „Er sagte ich solle ins Dämonenreich kommen. Angeblich ein Befehl von ganz oben.“ Kirian lehnte sich zurück und kippelte etwas mit dem Stuhl, dabei winkelte er seine Arme an so dass sie schräg vorne standen, die Handflächen nach oben gerichtet,(ich hoffe ihr könnt euch vorstellen welche Geste ich meine^^) „Aber ich kann hier nun mal nicht weg.“, sagte er mit gespielten Bedauern. Ein Grinsen breitete sich auf Alex Gesicht aus und er holte die Tasche hervor. „Da du ja mit aller Wahrscheinlichkeit noch eine weile eine menge Zeit haben wirst habe ich dir was mitgebracht.“, und er holte ein paar Lehrbücher und Hefte heraus, dazu etwas zum schreiben. „Damit es dir hier nicht so langweilig wird kannst du ja ein bisschen lernen.“ Kirian schaute mit einem viel sagenden Blick zwischen dem ganzen Zeug und Alex hin und her als die Tür geöffnet wurde und ein Wärter ihnen sagte dass die Besuchszeit zu Ende ist. Zuerst sah es nur wie ein Sommergewitter aus doch es hatte sich richtig eingeregnet. Die Regentropfen prasselten am Toilettenfenster und liefen in langen Nasen herab. Draußen war es stockduster, nur die Blitze begleitet vom Donnergroll erhellte die Umgebung. Natako hatte sich hier her begeben weil er glaubte das das der einzige Ort war den Shin ohne seine Mutter betreten würde. Er hatte sich in eine der Kabinen verschanzt damit man ihn nicht gleich sieht. Gerade kam jemand zur Tür herein. Natako bückte sich um unter die Tür durch zu sehen. Es war nicht Shin also richtete er sich wieder auf. Er hörte wie die Sachen des Jungen raschelten und kurz darauf vernahm er von Gegenüber wo die Pinkelbecken sind ein Plätschern. Wenig später raschelten wieder seine Sachen und dann konnte man das Rauschen der automatischen Spülung hören. Natako spitze die Ohren ob sich der Junge die Hände wusch. Das Wasser das aus dem Hahn floss verriet ihm das er es tat. Es kamen in der folgenden Zeit noch andere um ihr kleines oder großes Geschäft zu machen. Dabei zählte Natako mit wie viele sich die Hände waschen und wie viele nicht. Damit es ihm nicht so langweilig wird. Er zählte fünf die sich die Hände gewaschen haben und 27 die es nicht getan haben als er endlich Shin reinkommen sah. Doch jetzt da zögerte er. Was sollte er ihm sagen? Es ist Jahre her das sie miteinander gesprochen haben. Aber dann nahm Natako allen Mut zusammen, so eine Gelegenheit kommt wahrscheinlich nie wieder. Shin hatte sich gerade seine Hose wieder hoch gezogen als Natako die Tür seines Kabuffs aufmachte und raus trat. Wie alle anderen war auch Shin pitschnass, man hatte es nicht für nötig gehalten trotz dieser Sturzbäche den Sportwettbewerb abzubrechen schließlich musste ja der Zeitplan unter allen Umständen eingehalten werden. Dass die Kinder und Jugendlichen krank werden könnten interessierte wohl keinen. Shin drehte sich um so das Natako ihn von vorne sehen konnte, sein nasses Haar das an seinem Kopf angeklatscht war tropfte auf seine Schulter und auf den Boden. Sein Gesicht war gerötet und er sah auch ansonsten völlig fertig aus, ein Zeichen das er sich angestrengt hat. Doch wie sah er Natako an? Was war da in seinem Blick? Etwa Angst? Was zum Teufel hatte sie ihm erzählt das er Angst vor ihm hatte? Als Natako einen Schritt auf ihm zu trat nahm er sofort eine instinktive Abwehrhaltung ein, so das Natako stockte. „Wie geht’s dir?“, fragte er seinen kleinen Bruder. Er wusste nicht woher diese Worte kamen, doch obwohl es nur so eine einfache Frage war, oder gerade deshalb, war die Wirkung gigantisch. Shins Abwehr lockerte sich und seine Angst wechselte in Erstaunen um. Der Junge sah so aus als ob man ihm diese Frage zum ersten Mal gestellt hat, eine exotische Wortzusammenstellung. Mit dieser Frage völlig überfordert wusste er zunächst nicht was er antworten sollte. „Ich muss jetzt gehen.“, nuschelte er mit gesenkten Blick und war auch schon an der Tür die nach draußen führte. „Shin.“ Er stockte und verkrampfte sich als Natako seinen Namen rief und drehte leicht seinen Kopf so das er ihn aus den Augenwinkeln sah. „Willst du dir nicht die Hände waschen?“ Er lockerte sich etwas und ging dann zum Waschbecken um sich die Hände zu waschen. Natako half ihm als er merkte das Shin zu klein war um an diesem Papiertuchspender ran zu kommen. Er rupfte eins zwei Papiertücher raus und gab sie seinen kleinen Bruder damit er sich die Hände abtrocknen konnte. „Danke.“, murmelte er. „So was tun doch große Brüder.“, legte Natako seine Hand auf Shins Kopf und wuschelte einmal drüber, „Viel spaß noch.“ Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen ging Shin nun endgültig nach draußen. Natako sah ihm nach und er überlegte ob dieses „Gespräch“ nun gut war oder nicht. Die Zeit würde es zeigen. Es war halb zwei in der Nacht als das Taxi vor die Auffahrt der Isogaras fuhr. Die Tante ist die ganze Zeit wach geblieben so lief sie raus um ihren Neffen zu begrüßen der gerade aus das Taxi stieg. Sie nahm die Reisetasche und trug sie neben Seyji herlaufend hinein. „Es ist schön das du wieder da bist mein Junge. Komm erst mal rein. Hast du vielleicht Hunger? Wenn du willst mache ich dir schnell was zu Essen.“ „Danke Tante, aber ich bin müde und möchte gerne ins Bett.“ Während Seyji sich einen Schlafanzug anzog und ins Bad ging um sich die Zähne zu putzen packte Tante Isogara die Tasche aus und tat die dreckigen Sachen gleich in die Wäsche und während sie das tat hatte sie einen Entschluss gefasst. Nach wenigen Minuten kam Seyji mit sauberen Zähnen aus dem Badezimmer. „Wie lief es denn so? Ging alles gut?“ „Ich habe den ersten Platz belegt.“ „Fein.“, lobte sie ihn und schlug die Hände zusammen, „Kann ich mal die Urkunde sehen?“ „Sie ist in meinem Zimmer. Ich werde sie kurz holen.“ Er ging in sein Zimmer und kam wenig später mit einem zerfledderten stück Papier zurück. „Was ist das denn?“, rief seine Tante aus, „Was ist denn damit passiert?“ „Es hat sehr stark geregnet und bei der Siegehrung ist sie ziemlich nass geworden.“ „Aber warum hat man sie denn nicht nach drinnen verlegt?“ Das hatte er sich auch schon gefragt. Die ziemlich unfeierliche Zeremonie ging schnell von statten wo die Sieger, berechnet aus dem Gesamtwert beider Tage, ihre Urkunden bekommen haben. Nachdem das ganze zu Ende war ging Seyji sich schnell duschen, warf dann seine Sachen in die Reisetasche und wartete dann mit Natako aufs Taxi das sie beide nach Hause bringen sollte. Zuerst wurde Natako abgesetzt und dann Seyji. „Das weiß ich nicht. Die Veranstalter werden sich schon was dabei gedacht haben“, beantwortete er ihre Frage. „Können wir morgen darüber reden? Ich würde gerne zu Bett gehen.“, bat er sie höflich. „Einen Moment noch bitte. Ich muss dir noch etwas Wichtiges sagen.“ „Was gibt es denn?“, fragte er in seinem kühlen und distanzierten Ton den er schon seit seiner Rückkehr drauf hatte ein wenig gereizt. Warum ließ sie ihn nicht einfach schlafen gehen? Es kann doch nicht so wichtig sein das es nicht bis morgen Zeit hätte. „Neulich habe ich doch in deiner Hosentasche einen Zettel gefunden den ich dir dann gegeben hatte.“ Hatte sie das? Er kann sich gar nicht an einen Zettel erinnern. „Ich dachte mir das dir dieser Zettel sehr wichtig sei da du dich zu diesem Zeitpunkt so…, “, sie stockte kurz um die richtigen Worte zu finden, „so merkwürdig benommen hast. Ich wurde neugierig und wollte wissen was drauf stand. Also las ich es und schrieb mir die Adresse ab.“ So langsam dämmerte es ihm was das für ein Zettel war. Er hatte ihn von dieser Frau gekriegt und ihn inzwischen ganz weit hinten in die Schublade getan. „Ich ging dann dorthin weil ich wissen wollte wer da wohnt.“ Sie hat was? „Aber ich habe mich nicht getraut zu klingeln.“, fügte sie schnell hin zu als sie sein entsetztes Gesicht bemerkte. „Darf ich fragen wer dir diese Adresse gegeben hat?“ „Es war…“, Schweiß brach ihm aus, es war ja auch so verdammt schwül hier drinnen, „Ich habe ihn von meiner Mutter.“ „Von deiner Mutter? Hast du denn wieder Kontakt zu ihr? Besuchst du sie ab und zu mal?“, bombardierte sie ihn mit Fragen so das er völlig erschlagen wurde. „Nein, ich habe keinen Kontakt und ich werde auch nie zu dieser Adresse gehen.“, schrie er ihr aufgebracht entgegen und verschwand mit einer laut knallenden Tür in sein Zimmer. Frau Isogara seufzte, sie hätte es doch wissen müssen das er so oder so ähnlich reagieren würde, sonst war sie doch auch nicht so unsensibel. Zur gleichen Zeit klingelte in einem Büro das Telefon. „Kopfgeldjägerzentrale, Herr Kichi am Apparat. Was kann ich für sie tun?“, sprach er geschäftsmäßig in den Hörer. „Ich hab’s gesehen.“, entgegnete ihm eine aufgeregte Stimme von der anderen Seite. „Nun beruhigen sie sich erstmal und erzählen mir alles in Ruhe. Oder wollen sie lieber her kommen?“ „Nein ich… Es war keine gute Idee hier anzurufen.“ „Nun ja es ist ihre Entscheidung. Sie sollen wissen das sie jederzeit zu uns kommen können.“ „Ja ich weiß. Sie müssen mir glauben, ich hab’s gesehen.“ Inzwischen hatte sich der Mann am anderen Ende immer mehr erregt und Herr Kichi glaubte dass sein Gesprächspartner kurz vor einem Herzkasper stand. „Was haben sie denn nun gesehen?“ „Das muss unter uns bleiben, ja?“, er machte eine kurze Pause wie um sich zu sammeln und flüsterte dann, „Ich habe den Mord, an das Ehepaar Kuttsúku vor ein paar Wochen, gesehen.“ Schnell legte er auf wie als wenn er sich selbst über das gesagte erschrocken hat und es jetzt bereut gesagt zu haben. Herr Kichi hörte nur noch ein `tuut tuut tuuut´, und legte ebenfalls auf. Kaum hatte er das getan klingelte das Telefon schon wieder. „Kopfgeldjägerzentrale, Herr Kichi am Apparat. Was kann ich für sie tun?“, versuchte er geschäftsmäßig zu klingen was ihm nur schwer gelang. Diesmal war eine Männerstimme am anderen Ende wo Herr Kichi genau wusste wem sie gehört. „Ich habe alles mit angehört. Sie wissen was sie zu tun haben.“ Dinge die keinen Interessieren Bei der Unterhaltung der alten Männer bin ich ja fast verzweifelt. Ich wollte nicht jedes Mal `sagte der andere´ schreiben. Aber auch nicht `sagte der erste, der zweite usw. ´. Dann kam ich auf die Idee einfach nur die Wörtliche Rede aufzuschreiben aber da sah das ganze irgendwie so leer aus. Letztendlich ist das herausgekommen was ihr oben gelesen habt. Ich finde es zwar nicht wirklich zufrieden stellend aber akzeptabel. Bis bald kariyami Kapitel 23: Das Flüstern des Windes ----------------------------------- Ein bisschen kurz geraten, aber hier ist es. Es gibt fast nichts was ich nicht sehen oder hören kann. Ich kann einem so viele Geschichten erzählen aber niemand versteht mich. Niemand versteht mein Flüstern außer dir. Ich weiß du willst es nicht hören aber du bist nun mal die einzige, ob es dir nun gefällt oder nicht. Hör mir also zu dann hast du es schneller hinter dir. Wie schon gesagt ich kriege fast alles mit so auch dieses hier. Es mag ein paar Jahre her sein ich weiß nicht mehr wie lange da gab es einen Jungen der hieß Enrico und war etwa sechs Jahre alt. Enrico war ein ganz gewöhnlicher Junge der mit seinen Eltern in einer Mietswohnung lebte. Er tobte draußen rum, spielte mit seinen Freunden Räuber und Gendarm, stellte häufig auch mal was an, seine Eltern liebten ihn sehr. Aber über seine Eltern will ich dir nicht erzählen, die sind in dieser Geschichte nebensächlich. Die Wohnung neben ihnen stand lange Zeit lehr bis sie eines Tages wieder bezogen wurde. Es war ein Vater mit seiner Tochter. Die Möbelpacker schleppten allerlei Kisten und anderes Zeugs in die neue Wohnung. Durch die geöffnete Tür drang blauer Zigarettendunst in das Treppenhaus. Enrico konnte so einen kurzen Blick auf das Mädchen erhaschen, sie schien ständig zu husten. Sie war in etwa genauso alt wie er. Wenige Tage später konnte man den Namen „Nemorosa“ auf dem Klingelschild lesen. In der Zeit nach ihrem Einzug hat Enrico versucht mit ihr Freundschaft zu schließen, aber das war gar nicht so einfach wie er sich das vielleicht vorgestellt hat. Er wusste praktisch nichts von ihr außer das sie eine Klassenstufe höher geht. Auf dem Pausenhof steht sie allein und spricht mit niemanden, alle bisherigen Versuche ihrer Klassenkameraden sie zu integrieren scheiterten. Das erinnert mich irgendwie an dich. Du standest zwar nicht alleine als du neu an deiner Schule warst aber… Was sagst du? Es geht mich nichts an? Na ja, auch egal. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Also dieses Mädchen stand immer alleine und jeden Versuch mit ihr zu sprechen blockte sie ab. Selbst wenn er bei ihr zu Hause klingelte, hat ihr Vater immer gesagt sie sei nicht da und ihm die Tür vor die Nase zugeknallt. Das kam ihm schon merkwürdig vor denn er wusste ganz genau dass sie nicht weg war. Ihre Abgeschiedenheit änderte sich auch in den nächsten Monaten nicht und die Nachbarn begannen schon über sie zu reden, wie seltsam sie doch sei und so. Die Gerüchteküche brodelte und die Nachbarn stellten die abenteuerlichsten Theorien an, um dann zu ihren Tagesgeschäften über zu gehen. Sag doch so was nicht. Du magst Recht damit haben das es welche gibt die nur an sich selbst denken aber viele helfen ihren Mitmenschen. Ja, ich weiß was du für Erfahrungen gemacht hast. Meinst du nicht dass du da was reininterpretiert was es nicht gibt? Immerhin hast du in der kurzen Zeit Freunde gefunden. Warum wirst du so wütend wenn ich sie Freunde nenne? Du kannst deinen Traum nicht verwirklichen wenn du dich vor der Wahrheit verschließt. Ach auf einmal willst du unbedingt die Geschichte hören. Glaub ja nicht dass unser Gespräch damit beendet ist. Wir werden es später fortsetzen. Sie war Monatelang fast gar nicht zu sehen und die Nachbarn zerrissen sich die Mäuler. Es vergingen zwei Jahre bis Enrico die Gelegenheit fand mit ihr ein paar Worte zu wechseln. Hör mir doch einfach mal zu. Wie soll ich dir alles erzählen wenn du mich andauernd unterbrichst? Wenn du Fragen hast rück damit raus wenn ich mit erzählen fertig bin. Also weiter. An diesem Tag hatte Enrico die letzte Stunde frei, er musste aber noch eine Strafarbeit verrichten. Er war gerade dabei das Laub zu harken als die Stunde zum Ende läutete. Die Kinder die jetzt Schluss hatten kamen nur einige Augenblicke danach aus dem Gebäude. Sie war die letzte die raus kam und trödelte etwas. Er lies den Laubbesen fallen und lief zu ihr. „Hallo ich bin Enrico Isogara, wir sind Nachbarn. Wie ist denn dein Name?“, sprach er sie an als währe sie erst gerade hinzu gezogen. Sie schien in Gedanken versunken gewesen zu sein, denn sie zuckte zusammen als er sie ansprach. Sie sah auf und schaute ihn mit großen Augen an. Dann wollte sie ihren Weg fortsetzen doch er stellte sich vor ihr hin und breitete seine Arme aus wie ein rotes Ampelmännchen um sie am weitergehen zu hindern. „Hey was soll das? Du kannst mir doch wenigstens antworten du arrogante Ziege.“ Auch wenn seine Wortwahl etwas unglücklich war glaube ich nicht dass er es böse gemeint hat, doch sie wirkte eingeschüchtert. „Ich darf nicht mit dir reden.“, flüsterte sie wie ein scheues Reh. „Was soll denn der Blödsinn? Nun gut, aber sag mir wenigstens deinen Namen.“ Er wartete eine weile und als er schon glaubte das sie ihren Namen nicht verraten würde, „Katha…“, sie wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. „Geht es dir gut?“ fragte er besorgt und wollte sie an der Schulter fassen. Doch sie trat schnell ein Schritt zurück. „Katharina. Ich heiße Katharina Nemorosa.“, brachte sie hastig hervor und lief schnell an ihm vorbei. Das war das erste Mal das sie miteinander gesprochen haben und lange Zeit auch das Einzigstemal. Jedoch in der Zeit darauf war etwas anderes zu spüren wenn sie sich zufällig sahen. Wo sie vorher getan hat das sie ihn nicht kannte und ihm bewusst auswich hatte sie jetzt ein Kopfnicken oder ein einfaches Lächeln für ihn parat. Aber nur wenn sie sicher war das sie keiner sieht. Diese Freundschaft brauchte einfach keine Worte. Die Zeit verging und mit der Zeit wurde Enrico fauler in der Schule. Gedanken über seine Noten machte er sich nicht. Ich übertreibe nicht wenn ich sage dass er doppelt so viel fehlte wie es Anwesend war. Dabei war der Junge nicht dumm, es fehlte ihm nur der richtige Antrieb. Aber der war nicht da. Womöglich währe er hingegangen wenn Katharina es getan hätte. Immer seltener war sie überhaupt zu sehen, geschweige denn in der Schule. Der Vertrauenslehrer war mehrmals bei ihr zu Hause, jedes Mal kam ihm eine Blaugeschwängerte Luft entgegen als ihm die Tür geöffnet wurde, aber ihr Vater hat ihn nicht rein gelassen und ihn mit einer fadenscheinigen Begründung abgewimmelt. Doch wenn man sie doch sah viel allen Nachbarn auf das sie zugenommen hatte. Babyspeck, sagten die einen, eine Nebenwirkung der Pubertät, sagten die anderen. Egal welche Erklärung sie sich ausdachten, sie dienten nur dazu das Offensichtliche zu verdrängen. Irgendwann wurde ihr Bauch so dick das es auch jeder Blinde bemerkt hätte. Statt Babyspeck und Pubertät, kamen nun Wörter wie Freund, Hure oder sitzen gelassen. Enrico war der Einzigste der zu ihr hielt. Er brauchte es ihr nicht zu sagen, sie wusste es auch so. Aber auch wenn sie wusste das es jemanden gab der zu ihr hielt. Was nützte es wenn derjenige unerreichbar war und sie niemanden zum reden hatte? Es blieb nur ein Ausweg. Enrico dachte derweil über seine Freundin nach. Es war eins der vielen Tage an denen er sie Schule schwänzte. Hatte sie etwa einen Freund? Woher sollte sie ihn denn haben? Sie war doch nie unter Leuten. Aber irgendwer muss doch der Vater sein. Glücklich über ihren Zustand schien sie ja nicht zu sein, eher im Gegenteil. Noch wusste sie nicht dass er in wenigen Tagen wegen beruflicher Gründe seiner Eltern, umziehen würde. Woher auch? Viel wichtiger war die Frage, ob sie ohne ihn zu Recht kommen würde. Sie hat doch sonst niemanden. Am Rande der Stadt grenzte ein kleines Wäldchen wohin ihn seine Schritte führten während er grübelte. Das Wäldchen war an schönen Tagen ein beliebtes Ausflugziel, es war aber kein schöner Tag. Es war mitten im November und das Wetter war nasskalt. Alle machten es sich zu Hause gemütlich. Außer er und ein vierzehnjähriges hochschwangeres Mädchen. „Katharina.“, rief Enrico als er sie sah. Doch sie schien ihn nicht gehört zu haben. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, sie saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt auf den kalten und feuchten Waldboden, die Beine hatte sie in Grätsche von sich gestreckt. Zwischen ihren Beinen war ein Messer bis zum Schaft in den Boden gerammt, den Kopf nach hinten gestreckt murmelte sie etwas Unverständliches. „Katharina.“, versuchte er es noch einmal. „Es ist lange her das wir miteinander gesprochen haben.“, sagte sie ohne ihn anzusehen. „Es wird auch eine lange Zeit bis wir es wieder tun, vielleicht auch nie mehr, denn in ein paar Tagen ziehe ich mit meinen Eltern von hier weg.“, polterte er mit der Wahrheit raus. Da senkte sie ihren Blick und legte ihre Hand auf ihren Bauch. „Ich hasse dieses Kind. Aber es kann doch nichts dafür dass sein Vater auch sein Großvater ist. Deshalb werde ich ihm all diese Liebe schenken die ich nicht für ihn empfinde. Es wird sicher ein Mädchen werden, ich weiß es einfach, und wenn es soweit ist werde ich sie Kaori nennen. Es muss ja schließlich etwas geben was gut riecht. Versprichst du mir was? Lerne fleißig und studiere Medizin, vor allem wie man eine Abtreibung vornimmt, helfe denen es so geht wie mir. Auf das nie mehr so ein Kind zur Welt kommen muss.“ „Ich verspreche es.“ Und sie besiegelten es mit einem Handschlag. Dann war es soweit, er zog um und war nicht mehr wieder zu erkennen. Er war fleißig, lernte immer für die Schule, seine Noten verbesserten sich fast schlagartig. Doch er wollte nicht warten bis er studieren konnte, also brachte er sich seine medizinischen Kenntnisse autodidaktisch bei. So löblich sein Ehrgeiz auch war, hatte er doch ein Laster: Das Glücksspiel. Wahrscheinlich kommt es daher das er Geld fürs spätere Studium brauchte. Bei so einer Gelegenheit lernte er auch Katira kennen. Mit ihr zeugte er dann Seyji. Naja, um genau zu sein kann keiner wissen ob er wirklich sein Vater ist, mit wie viel Männern sie es schon getrieben hat. Aber das ist eine andere Geschichte, die erzähle ich dir vielleicht beim nächsten Mal. So, jetzt kannst du deine Fragen stellen. Das ist aber keine Frage zur Geschichte, ich werde sie dir trotzdem beantworten. Was fragst du mich nach deinem Namen? Du weist doch das deine Mutter starb bevor sie ihn über ihre Lippen brachte. Nein, ich weiß nicht ob deine Eltern über dich sprachen. Ich sagte nicht das ich alles sehen und hören kann sondern fast alles. Das ist ein Unterschied. Auch wenn ich der Wind bin kann ich nicht überall sein. Du willst meine Geschichten nicht hören, schon klar, und deswegen kommst du auch hierher, den einzigen Ort an dem du mich verstehen kannst. Als du das letzte mal hier warst, konnte ich durch deine Haare wehen aber das geht ja jetzt nicht mehr. Zu schade dass sie ab sind. Deinen Freunden sagst du nie dass sie aufhören sollen dir etwas zu erzählen. Schon gut, ich weiß, das sind nicht deine Freunde, auch wenn ich da anderer Meinung bin. Einige deiner Nichtfreunde machen hier übrigens Urlaub. Kaori ist auch unter ihnen. Wenn du dich beeilst, kannst du sie ja vom Bahnhof abholen. Du solltest es auch so machen wie sie und jemanden von deinen Problemen, Ängsten und Wünschen erzählen oder das was du getan hast. Ich werde auch nicht zu hören wenn du es tust. Friss nicht alles in dich hinein. Es gibt kein Grund so zu tun als ob alles in Ordnung ist, Tori. Dinge die keinen interessieren Früher habe ich mich immer aufgeregt wenn jemand mal etwas länger gebraucht hat um seine Fanfiktion weiter zu schreiben. Bis ich selbst damit angefangen habe. Jetzt weiß ich dass es nahezu unmöglich ist jeden Tag ein neues Kapitel zu schreiben. Schließlich hat man ja auch noch was anderes zu tun. Bis bald kariyami Kapitel 24: Auto? Ein Handwagen reicht völlig aus. -------------------------------------------------- Tut mir leid. Jetzt hat es schon wieder so lange gedauert. Dabei wollte ich mich doch bessern. Konstruktive Kritik hätte ich aber trotzdem gern. *auf Knien rutsch und nach Kommis anfleh* „Es fährt ein. Die Regionalbahn von Grünwalde auf der Weiterfahrt nach Primarode. Vorsicht bei der Einfahrt des Zuges.“ Der Zug hielt am Bahnsteig und die Türen öffneten sich, so dass die Fahrgäste aussteigen konnten. Während der Urlaubszeit stieg die Einwohnerzahl um das dreifache und dementsprechend voll war der Zug da war jeder froh aus dem engen und stickigen Wagon raus zukommen. Einer der Fahrgäste, mit Badelatschen, Bermudahosen und einem Hawaiihemd bekleidet stand auf dem Bahnsteig mit dem Rücken zum Zug und zog einmal kräftig die Luft ein. „Da währen wir, Frischlufthausen. Hab ich euch nicht zuviel versprochen?“ Kessy fand es peinlich, in welchem Aufzug ihr Vater rum läuft, sie sind hier in einer Waldgegend und nicht am Strand. „Der Bahnhof ist ja schon mal ganz nett. Aber ich warte lieber mit dem Urteil bis wir bei der Unterkunft sind. Du wolltest uns ja unbedingt überraschen und hast nichts dazu gesagt. Nachher ist es eine billige Absteige die unterm Strich doppelt so teuer wird wie ein gutes Hotel.“, sagte Kessy ein wenig arrogant und schielte zu ihrem Vater. Der hob beschwichtigend die Hände. „Sag bloß du traust mir so was zu. Keine angst, es ist schon was Anständiges.“ „Ich persönlich habe ja nichts dagegen wenn es ein bisschen luxuriös ist. Aber dürfte ich darauf Aufmerksam machen das das Gepäck nicht von alleine aus dem Zug springt?“ Die beiden drehten sich um und sahen wie Frau Hammersmith sich mit einem schweren Koffer abplagte. „Tut mir leid. Warte Honey, ich helfe dir.“ Doch da kam schon jemand vom Bahnpersonal herangeeilt und griff ihr unter die Arme. Von ihm ließ sie sich gerne helfen, trotz das er ihr Vater hätte sein können und einen unansehnlichen Bierbauch hatte. Aber er hatte so eine charmante Ausstrahlung, außerdem hat ihr Mann sie Honey, Honig genannt. Sie hasste Honig und noch mehr hasste sie es so genannt zu werden, in all den Jahren hatte er es nie begriffen. In dem kleinen Bahnhofsgebäude ging die Familie zur Rezeption die nur in der Urlaubszeit besetzt ist. „Verzeihen sie junge Frau.“, sprach der Familienvater die Dame hinter dem Tresen an und legte ihr ein Papier hin. „Können sie mir sagen wie wir am besten dahin kommen?“ Sie warf einen kurzen Blick drauf und runzelte die Stirn. „Das wird schwierig, dorthin fährt kein öffentlicher Nahverkehr.“ „Können sie uns dann ein Taxi rufen?“ „Tut mir leid, die Taxifahrer befinden sich zurzeit im Streik.“ Der Urlaub fängt ja gut an. „Kann man sich hier ein Auto mieten?“ Das bedeutete zwar Mehrkosten, aber was soll man machen. „Warten sie bitte einen Moment. Ich frage nach.“ Sie telefonierte kurz und sprach mit jemand am anderen Ende der Leitung. Immer wider machte sie `mhm´ oder `aha´. Kurze zeit später legte sie auf. „Tut mir leid junger Mann aber die Mietwagen sind für die nächsten drei Wochen komplett ausgebucht.“ „Wie bitte?“, jetzt wurde er aber langsam ungehalten, die Dame konnte von Glück sagen das er so ein ruhiges Gemüt hat. Ganz im Gegensatz zu seiner Frau die die ganze Zeit schon brodelte. „Das ist ja unerhört. Sie haben wohl ihren Job verfehlt?“, wurde sie unsachlich. „Da will man sich hier erholen und dann wird alles von einer unkompetenten Person wie ihnen alles zunichte gemacht.“ Bei jedem Wort ist sie etwas lauter geworden und hat sich Stück für Stück weiter über den Tresen zu der Frau gelehnt. Diese wich ein wenig eingeschüchtert zurück, riss sich aber dann zusammen. „Wir haben halt nur eine begrenzte Anzahl. Sie vergessen wohl das wir nur ein kleiner Provinzbahnhof sind und kein internationaler Großflughafen?“ „Beruhige dich doch Honey.“, versuchte Herr Hammersmith sie zu beschwichtigen als er merkte das sie zu einem heftigen Konter ansetzen wollte. „Mich beruhigen? Ich brauche mich nicht beruhigen! Ich bin die Ruhe in Person.“ „Danach sieht es aber nicht so aus.“, nuschelte Kessy dazwischen was eigentlich kein anderer hören sollte. „Wie war das? Ist ja klar das du zu deinem Vater hältst du freche Göre.“ „Sprich nicht so mit ihr, sie ist deine Tochter.“ Der gute Familienvater ist zweifelsfrei mit der ganzen Situation überfordert. „Gerade weil sie meine Tochter ist kann ich so mit ihr Reden.“ So setzte sich der Streit immer weiter fort, er hatte schon gar nichts mehr mit dem eigentlichen Anlass zu tun. Die Dame hinter dem Tresen verfolgte das alles interessiert mit. So was Spannendes ist hier schon lange nicht mehr passiert, mal was anderes als die ewige Tagesroutine, wenn sie Feierabend hat muss sie das unbedingt ihren Freundinnen erzählen. Allerdings tat ihr das Kind leid, die Ärmste muss ja völlig fertig sein. Höchste zeit etwas tu unternehmen. Sie räusperte sich um Gehör zu verschaffen, doch ohne Erfolg. Sie räusperte sich etwas lauter, wieder hörte ihr niemand zu. Beim dritten Mal war es kein Räuspern mehr und sie versuchte mit einem „Hallo“, Aufmerksamkeit zu erregen. „Meine Eltern sind gerade beschäftigt. Wenn sie etwas sagen möchten dann können sie es aber auch mir sagen.“ Jetzt war sie aber überrascht, sie hätte eher erwartet dass die Kleine verängstigt daneben steht. Und jetzt scheint es ihr so als ob es ihr völlig gleichgültig ist. Die Dame schüttelte den Kopf, das war völlig unmöglich. Es ist halt nur ihre Art das alles zu verarbeiten, war ihre Vermutung auch wenn sie nichts von Kinderpsychologie verstand. „Kannst du deinen Eltern ausrichten, das es und leid tut für die Unannehmlichkeiten die wir ihnen bereitet haben und das wir ihnen einen Handwagen für euer Gepäck zur Verfügung stellen würden?“ Kessy schaute sich nach hinten zu den beiden Streithähnen um. „Das würde ich gerne machen, es wird aber noch eine Weile dauern bis sie ansprechbar sind. Aber sie können mir ja schon mal den Handwagen zeigen so das ich das Gepäck drauf laden kann.“ „Das muss du nicht alleine machen. Ein Kollege wird dir helfen.“, und sie winkte dem Bahnmitarbeiter zu der ihnen vorhin auf dem Bahnsteig schon geholfen hatte. Der holte den Handwagen und lud die Fünf riesigen Koffer ein, zusätzlich hatten die drei Urlauber noch jeder einen Rucksack die sie aber auf ihren Rücken behielten. Alles war fertig beladen und es konnte losgehen. Wie automatisch nahm Herr Hammersmith den Wagen und schob ihn vor sich her, seine Frau und seine Tochter folgten ihm ohne das das Ehepaar aufhört zu streiten. An der Tür drehte sich Kessy noch einmal um und bedankte sich mit einem fröhlichen Winken bei den beiden Bahnmitarbeitern. Die Beiden winkten mit einem Lächeln im Gesicht zurück bis die dreiköpfige Familie hinter der Tür verschwunden ist. „Ist sie das? Ist sie die Frau mit der du am schönsten Ort der Welt warst?“, fragte sie und wurde ernst. „Ja, ist sie nicht bezaubernd?“ „Denk daran, du bist verheiratet und sie ist es auch.“ „Na und? Was kümmert mich das? Diese Ehe ist eh im Eimer. Mich ärgert es nur das sie mich nicht wieder erkannt hat.“ Heiß ist es heute, sehr heiß und ausgerechnet auf diesem Weg standen die Bäume, in der ansonsten Waldreichen Gegend, etwa 500 Meter beiderseits vom Weg entfernt so das die Sonne gnadenlos auf die dreiköpfige Familie niederbrennen konnte die dort entlanggeht. Die Mutter keifte, meckerte und zeterte in einer Tour, ohne Pause seit sie vom Bahnhof losgegangen sind. Er hingegen hatte keine Kraft mehr auch nur irgendwas zu erwidern. Seit zwei Stunden waren sie unterwegs. Schweißgebadet zog er den Handwagen hinter sich her. Mit jedem Schritt wurden die Füße schwerer. Irgendwann war der Punkt erreicht an dem er einfach nicht mehr konnte. An Ort und Stelle stellte er den Wagen ab und setzte sich auf den Hosenboden. „Du willst doch jetzt nicht etwa hier in der sengenden Hitze halt machen?“ „Aber ich kann einfach nicht mehr.“, stöhnte er gequält. „Von wegen, du bist ein Mann. Ein Schlappschwanz bist du. Willst du etwa das wir hier unter der Sonne verbrennen?“, begann sie ihre Schimpftirade von neuem, doch weder Kessy noch Herr Hammersmith hörten ihr wirklich zu. Erst, „Was hast du überhaupt für einen Ort ausgesucht? Wie gern würde ich jetzt in der Südsee unter Palmen liegen und aus einer Kokosnuss trinken. Stattdessen lass ich mich von dir hierher schleppen.“, kriegte zumindest Kessy wieder mit. „Die Südsee hätte auch nichts gebracht.“, sagte Kessy dann. Aber ihre Mutter hörte ihr nicht zu, sie war zu sehr beschäftigt. Dafür tat es ihr Vater. „Was meinst du damit?“ „Das hätte ich euch gleich sagen können. Eine…“ „Nicht mal den Anstand haben mir zuzuhören.“, wurde sie von ihrer Mutter unterbrochen als diese bemerkte dass sich Vater und Tochter sich miteinander beschäftigen. „Honey, unsere Tochter wollte mir was sagen.“ „Damit kann sie warten wenn ich fertig bin. Das verlangt einfach die Höflichkeit.“ Kessy legte die Finger verschränkend auf ihren Kopf. „Gut, dann warte ich. Sag mir bescheid wenn du fertig bist.“ „Kessy.“, hörte sie eine Kinderstimme sagen. Ein Mädchen ihres Alters mit rotbraunen Haaren saß in einem kleinen Wagen, gezogen wurde er von Alex und Kaori. Dir drei sind mit einem Zug später im Bahnhof angekommen und hatten sich dort ebenfalls einen kleinen Wagen ausgeliehen. Sie hatten sich aber ein Tandem besorgt, so dass sie nicht laufen mussten und brauchten auch nicht so viel schleppen. Ihr Gepäck bestand lediglich aus zwei Reisetaschen die sie hinten bei dem Mädchen mit verfrachtet haben. Sie hielten sofort an als sie sie dahinten das Mädchen sprechen hörten. „Kennst du das Mädchen etwa?“, wurde sie von Kaori gefragt. „Wir gehen zusammen in den Kindergarten.“, antwortete stattdessen Kessy, da sie wusste dass sie es nicht tun wird. „Das ist aber schön.“, lächelte Kaori freundlich. „Vielleicht treffen wir uns mal wieder, dann könnt ihr ja zusammen spielen.“ „Sind sie eigentlich ihre Eltern?“, fragte Kessy unvermittelt. Kaori wurde unwillkürlich rot. „Sehen wir denn so aus?“ und drehte ihren Kopf ganz schnell woanders hin. „Wir dachten nur das ein Urlaub für sie genau das richtige ist.“, übernahm Alex die Antwort, „Nebenbei tun wir jemanden einen Gefallen damit?“ „Ist dieser Jemand zufällig Natako? Hat er ihr inzwischen einen Namen gegeben?“ „Nein, noch nicht. Also denn, wir machen uns mal weiter. Auf wieder sehen.“ Mit lautem Geklingel radelten sie davon. Kessy widmete ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Eltern zu. Waren die denn immer noch nicht fertig? Dann konnte sie ja genauso gut ein kleines Nickerchen machen. Aber das war keine so gute Idee gewesen denn Erinnerungen kommen auch in Form von Träumen. Sie war eine Waldameise, eine von vielen Arbeiterinnen im Ameisenstaat. Scheinbar durcheinander gingen alle ihren geordneten Tätigkeiten nach. Damals konnte sie sich auch erinnern, wenn sie ein Regenwurm ist kann sie sich erinnern, ja sogar wenn sie nur eine Amöbe oder eine Bakterie ist. Das widerspricht vollkommen den Naturgesetzen, da hat sich aber jemand viel mühe gegeben. Sie hasste es zu träumen, sie hasste solche Nächte in denen sie nicht zur Ruhe kam. „Kessy komm. Wir gehen weiter.“ Wer ruft sie denn da? Sie muss doch die Königin füttern. Jemand berührt sie am Arm. Was? Panisch stieß sie die Hand ihrer Mutter fort. „Komm beeil dich. Ich will hier nicht die Nacht verbringen.“ Sie hatte sie angefasst. Eine Katastrophe. „Willst du hier Wurzeln schlagen? Alles wartet nur auf dich.“ Kessy sah auf, als ihre Mutter das sagte und da sah sie schon ihren Vater mit dem Handwagen bereit stehen. Wortlos ging sie hinter ihren Eltern hinterher. Unauffällig schielte sie zu ihrer Mutter. Geht es ihr gut? Passiert mit ihr das gleiche wie mit Frau Kinomura? Sieht nicht so aus. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Frau Hammersmith deutete ihr Schweigen jedoch anders. „Bist du jetzt etwa bockig weil ich dich angefasst habe?“ „Du weist doch genau das sie das nicht mag Honigmäulchen.“, mischte sich der Vater ein. Honigmäulchen, das war genauso schlimm wie Honey. Mit blitzenden Augen schickte sie einen bösen Blick in Richtung ihres Mannes. Und wollte wieder zu einer Tirade ansetzen die sie erst vor wenigen Minuten beendet hatte. „Seid ihr jetzt fertig?“ wurde sie unterbrochen bevor sie beginnen konnte. „Fertig? Womit?“, fragte sie ihre Tochter. „Na du hast doch vorhin gesagt ich soll warten bist du fertig bist ehe ich etwas sagen kann.“ Ach das? Stimmt sie wollte ihrem Vater ja was erzählen. Wahrscheinlich ein Vater-Tochter-Gespräch. „Dann werde ich euch Zwei mal kurz alleine lassen.“, sagte sie schnippisch, eine Spur von beleidigt sein und Eifersucht war auch in ihrem Tonfall zu hören. „Das ist nicht nötig. Das was ich zu sagen hab ist auch für deine Ohren bestimmt“ Sie sagte es so dass beiden Elternteile unwillkürlich dachten wie Erwachsen doch ihre Tochter ist, zu erwachsen. „Was möchtest du uns denn sagen?“, gerade darum bemühte sich Frau Hammersmith wie zu einem kleinen Kind zu sprechen. Das sie ja auch war mit ihren fünf Jahren. „Das hätte ich euch gleich sagen können.“ „Was hättest du uns gleich sagen können?“ „Es ist eh egal wohin man in den Urlaub fährt.“ „Dir ist es egal? Du meinst wir hätten uns in einer Beautyfarm verwöhnen lassen oder im Schneebedeckten Hochgebirge campen können und dir währe es egal? Also hätte es doch die Südsee sein können.“ Beim letzten Satz schickte sie wieder einen blitzenden bösen Blick zu ihrem Mann der einfach alles sagte. „Ich sagte nicht dass es mir egal ist sondern dass es egal ist, dass es überhaupt egal ist. Du hast recht, es hätte auch die Südsee sein können.“ Frau Hammersmith sah ihren Gatten triumphierend an der immer kleiner wurde und so schnell wie möglich einen schattigen und kühlen Ort aufsuchen möchte. Wieso sind sie eigentlich wieder stehen geblieben als seine Tochter ihnen was erzählen wollte? „Eine Ehe lässt sich nun mal nicht mit einem Urlaub retten.“ Entsetzt blickten sie, die bis eben nur sich gegenseitig angesehen hatten, zu ihrer Tochter. „Wie kommst du darauf dass wir Urlaub machen um unsere Ehe zu retten? Das ist doch gar nicht nötig.“, sagten beide Elternteile gleichzeitig. „Es ist das erste Mal das ihr euch vor mir gestritten habt. Sonst tut ihr es ja immer heimlich, wenn ihr glaubt ich bemerke es nicht. Ist euch denn nie aufgefallen das die Wände in unserer Wohnung ziemlich dünn sind?“ Ihre Eltern warfen sich wieder einen Blick zu, dann hockte ihre Mutter sich vor ihr hin und lächelte ihr beruhigend zu. „Da musst du was falsch verstanden haben Schätzchen. Bei uns ist alles in Ordnung. In jeder guten Ehe streitet man sich eben ab und zu.“ „Was gibt es denn da falsch zu verstehen? Ab und zu ist doch noch stark untertrieben. Seit Zwei Jahren könnt ihr kein vernünftiges Wort miteinander reden, seit zwei Jahren schweigt ihr euch beim Essen an. Selbst als wir den Zoo oder in den Zirkus gingen oder uns sonst wie amüsierten klangen eure Worte die ihr miteinander gewechselt habt wie auswendig gelernt. Ist es wegen…“ Kessy war immer lauter geworden doch beim letzten Satz wurde sie wieder ganz leise. „Wegen was?“, fragte ihre Mutter nach. „Ach nichts, vergiss es! Kommt lass uns weitergehen.“ Sie brauchten nur noch ein paar Minuten zu laufen als sie eine beeindruckende Burg sehen konnten. Als dann schließlich direkt davor standen waren sie schier überwältigt von ihren Ausmaßen. „Na, hab ich euch nicht zuviel versprochen?“, fragte Herr Hammersmith triumphierend, alle Müdigkeit wahr wie weggeweht. „Das ist ja umwerfend.“, antwortete ihm seine Frau mit zuckersüßer Stimme. Kessy dachte sich nur ihren Teil und ging schon mal voran zum Burgtor, dort wurde sie von der Wache aufgehalten. Sie steckten in einem Kettenpanzer und hielten in mittelalterlicher Manier Hellebarden überkreuz um ihr den Weg zu versperren. „Wer seit ihr? Was wollt ihr hier?“, wurde sie von ihnen gefragt. „Wir sind Familie Hammersmith um hier Urlaub zu machen.“, antwortete ihnen ihr Vater der näher gekommen war. Sofort schickte sich einer der beiden Wachmänner an die Koffer zu untersuchen. „Hey was soll das?“ erregte sich Frau Hammersmith. „Ruhig Blut mein Honigmäulchen. Der junge Mann will nur kontrollieren ob wir auch keine Atombombe in unserm Gepäck haben.“ „Das ist mir egal. Kein Fremder wühlt in meinen Sachen rum.“ „Es tut uns leid, aber es ist unsere Pflicht alles Ungute von hier fernzuhalten.“, erklärte der eine nüchtern während der andere weitermachte das Gepäck zu durchsuchen. „Bei Gott, was haben wir denn da?“, rief er aus und hielt etwas an den Fingerspitzen in die Höhe. „Was für ein merkwürdiges Kleidungsstück, das muss ein Werk des Teufels sein.“ „Das ist ein BH sie Trottel. Jede Frau trägt so was heutzutage. Geben sie das her und hören sie endlich auf in meinen Sachen rumzuwühlen.“ „Ihr habt es ja gehört.“, setzte er unbeirrt fort die Sachen durcheinander zu bringen, „Es ist unsere Pflicht alles Ungute von hier fernzuhalten. Dazu müssen wir nun mal den Befehl befolgen.“ „Wessen Befehl müsst ihr befolgen?“ Wie von der Tarantel gestochen nahmen die Wachmänner wieder Haltung an. „Willkommen zurück, Herr.“, sagte der der nicht in den Sachen gewühlt hat mit fester Stimme zu dem etwa 70 bis 80 Jahre alten Mann der vor dem Tore stand, die Arme hinterm Rücken. „Ich frage euch zwei noch mal. Wessen Befehl müsst ihr befolgen?“ „Den eurer/s Enkelin/Sohnes.“, antworteten beide zugleich. „Was denn nun? Von meiner Enkeltochter oder von meinen Sohn?“ „Von beiden.“, waren die beiden sich einig. „Macht euch nicht lächerlich.“, zeterte jetzt der alte los. „Was fällt euch an unsere Kunden mit eurem Humbug zu verkraulen? Dann auch noch mein Sohn damit hineinziehen zu wollen. Er würde niemals so was verlangen. Wie kam meine Enkeltochter nur auf die Idee euch beide einzustellen?“ Je mehr er weiter schimpfte desto mehr mussten sich die beiden das Lachen verkneifen. Unsere Familie indes wusste nicht so recht wie sie sich verhalten sollte und alle ihre Mitglieder tippelten unruhig vor sich hin. Die Umgebung war ja auch ganz interessant. Schließlich drehte sich der Mann zu ihnen um. „Wenn ihr mir bitte folgen würdet?“ machte er einen Diener um dann voranzuschreiten, gefolgt von seinen Gästen, nicht ohne noch einen giftigen Blick zu den Wachmännern zu werfen. Kaum waren sie weg konnten sie ihr Lachen nicht mehr zurückhalten und ließen es frei heraus. Offenbar mussten sie sich das schon mehrmals anhören. Es sind Studenten und indem sie hier Wache schieben verdienen sie sich was für ihr Studium. Sie arbeiten erst seit kurzem hier und in der Zeit haben sie den alten Mann als verkorksten, immer zeternden Väterchen kennen gelernt den man nicht unbedingt ernst nehmen muss. Alte Leute sind halt so, denken die zwei sich und können sich nur über ihn amüsieren. In der Zwischenzeit hat sich die Familie angemeldet und das Väterchen führte sie zu ihrem Zimmer. „Ich möchte mich nochmals bei euch entschuldigen.“, tat er unterwürfig. „Die Zwei vergraulen uns noch alle Gäste bevor sie überhaupt einen Fuß hier rein gesetzt haben. Es war die Idee meiner Enkeltochter da zwei Wachen hinzustellen. Das würde echter wirken, hatte sie gesagt. Ich verstehe nicht warum sie nicht schon gegen anderes Personal ausgetauscht wurden. So da währen wir.“ Er machte eine Tür auf und er führte die Familie hinein. „Seht euch nur um. Im Raum nebenan steht ein Zuber. Wenn jemand baden möchte braucht man nur diese Glocke bimmeln, natürlich auch wenn ihr andere Wünsche habt.“ Der Alte nahm den Schlüssel der an der Innenseite der Türe steckte und gab ihn dem Familienvater. „Hier bitte, ich wünsche noch einen schönen Aufenthalt.“ Herr Hammersmith bedankte sich und wendete sich stolz seiner Frau und seiner Tochter zu. „Ist es nicht herrlich hier? Was wollen wir als erstes machen?“, fragte er enthusiastisch. „Heute mache ich gar nichts mehr außer die Koffer auspacken. Nach dem langen Marsch bin ich zu nichts mehr in der Lage.“, erwiderte seine Frau darauf. „Von was bist du denn geschafft? Ich musste doch den Wagen ziehen, nicht du.“ „Ist das jetzt etwa meine Schuld?“ „Das habe ich nicht gesagt.“ „Aber so gemeint.“ „Nun verdreh mir doch nicht die Worte in den Mund.“ „Ich möchte ein Bad nehmen.“, unterbrach Kessy den Streit noch ehe er richtig begann. Während Kessy noch warten muss bis der Zuber mit Wasser gefüllt wurde, lässt es sich in einem anderen Teil der Burg jemand gut gehen. „Herrlich, es geht doch nichts über ein heißes Bad.“ Nun ja. So heiß war das Wasser nun auch nicht mehr. Es war schon lauwarm und Kaori würde bald anfangen zu frieren wenn sie noch lange drin bleibt. Erst vor zwei Minuten hatte Alex an die Tür geklopft und gefragt ob das Wasser nicht langsam kalt wird und dass sie nicht zu lange drin bleiben soll da sie sonst krank werden könnte. Aber noch hatte sie keine Lust aufzustehen. Trotzdem, es bereitete ihr ein wohliges Gefühl zu Wissen das er besorgt um ihre Gesundheit ist. „Kaori?“, klopfte es an der Tür. „Ich geh kurz mit der kleinen ein bisschen Spazieren und wir sehen uns ein wenig die Gegend an.“ Alex brauchte kein Bad, da er merkwürdigerweise nicht ins Schwitzen gekommen war und Körpergeruch hatte er auch nicht. Sie wusste ja nicht dass er ein übernatürliches Wesen war und auch seine Kondition um Welten besser ist als der eines sterblichen Menschen. Nr. 101 hatte vor ihr gebadet. Sie wollte nicht das das Mädchen sie nackt sieht und somit auch ihren dicklichen Bauch. Damit wollte Kaori verhindern das die Kleine rum erzählt das sie ein Baby kriegt, auch wenn sie sie so nicht einschätzt, sicher ist sicher. Darüber hinaus wird es ja eh jeder bald sehen können. Nicht mehr lange, dann kann auch ein weites T-Shirt die Kugel nicht mehr verbergen. Dinge die keinen interessieren: Irgendwie gelingt es mir nicht mehr so viel Spannung rein zubringen wie ich es gerne hätte. Der Weg vom Bahnhof zur Burg sollte ursprünglich auch gar nicht so lange dauern. Und die wörtliche Rede erst, viel zu viel. kariyami Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)