blühendes Dorf von _Ayame_ (Die Geschichte des Leids) ================================================================================ ein Zeugenbericht ----------------- Der Himmel ist schwarz, dunkle Wolken verdecken den blauen Himmel und das Licht der Sonne. Der Winter ist vorbei nun naht der Frühling- die Zeit der Natur. Eine frische Brise weht durch unser Dorf und bringt den Duft des nahen Waldes mit. Jeder Mensch hätte ihn womöglich genossen, doch nicht wir, denn er erinnert uns an unsere Schuld und das es Zeit wird wieder ein Teil von ihr zu begleichen. Der Wind weht durch das ganz Dorf, in jeder Gasse verkündet sein Duft das kommende Unheil. Die Tiere begrüßen den Wind, die Vögel kommen aus dem Wald und setzen sich auf unsere Telefonleitungen, als wollten sie unserer spotten. Der Wind trägt leichte Pollen durch das Dorf. Jene, die eine Allergie haben, sind davor nicht sicher und kämpfen um ihre Luft. Allen anderen wird mit jeder Stunde banger. Der Himmel ist schwarz, dunkle Wolken stehen über unserem Dorf und verdecken die Sonne. Bis zu den Talrändern scheinen sie sich zu erstrecken. Bald wird das dämmrige Licht nicht mehr ausreichen um meine Notizen zu vervollständigen. Uns läuft die Zeit davon. Menschen stehen auf den Straßen und beweinen das traurige Schicksal, das wir damals hervor gerufen hatten. Als könnten diese Narren mit ihren heuchlerischen Tränen den Fluch brechen! Die meisten sitzen in ihren Häusern und vegetieren dem Unausweichlichen entgegen. Selbst die Kinder, die noch keine Ahnung haben was ihnen blüht, sind aufgeregt. Sie sind gereizter und prügeln sich wegen jeder Kleinigkeit. Bald wird der Regen kommen. Bis dahin werden alle Einheimischen in ihren Häusern sein. Als würde ein Dach uns Narren davor schützen! Die Fenster stehen offen, der Wind bläst hinein. Mir tun die ahnungslosen Leid, die in unser Dorf gezogen sind und keine Ahnung haben was mit uns ist. Mir tun die Halbblüter leid, die das Pech hatten sich in einen von uns zu verlieben, denn sie und ihre Kindeskinder werden unseren Fluch teilen. Es ist nicht wie das Blut, das mit jeder Generation dünner durch unsere Adern fließt, dieser Fluch bleibt gleich, egal wie viel in uns ist von jenen Menschen, die diese Sühne ereilte. Ich höre ein Flugzeug über der Wolkendecke. Diese unbeteiligten wissen nicht, was gleich unter ihnen geschehen wird, aber es ist schon fort. Die letzten grauen Schleier im Himmel verdecken sich. Mir bangt auch diesmal vor dem Augenblick, der mich lähmen wird. Unser Dorf wird in Starre fallen und wir werden das Leid teilen, das wir einst zufügten. Der Himmel ist schwarz, dichte Wolken stehen vor der Sonne. Scheint die Sonne dahinter? Mir ist, als werde das Dämmerlicht mal stärker, mal schwächer. Der Duft der Pollen hat sich verzogen, bald werden wir den Regen riechen können. Ich denke zurück in jene Zeit, als unser Dorf gegründet wurde. Mir ist nicht viel davon überliefert, aber den groben Hergang weiß ich immer noch. Hier war Wald. Überall. Er erstreckt sich auch heute noch über die Talwände. Oh ja, dieses Tal. Ich liebe dieses Tal und beneide die Nachbardörfer um jeden Quadratzentimeter den sie davon haben. Denn die umliegenden Dörfer teilen unseren Fluch nicht. Es scheint unsere alleinige Verschuldung zu sein. Rauch steigt aus den Häusern und vermischt sich mit dem grau der dunklen Wolken. Sie heizen in ihren Feuern, um der Kälte zu entfliehen. Es ist die letzte Brise des Winters, die durch unser Dorf bläst, danach wird es Frühling sein und schließlich wird der Sommer kommen. Aber wir bangen, wir bangen, als ginge es um unser Leben. Was fällten wir Törichten auch damals den Wald? Was legten wir die scharfe Schneide unserer Äxte auch an die Bäume? Was erzählen die Vögel? Was sagen sie? Auch heute noch singen sie von unserer Sühne, von unserer Schuld, von unserem Fluch. Sie zwitschern, spotten uns. Oh, hätte ich ein Gewehr, ich nähme es und legte eine zweite Schuld auf mich, indem ich diese Piepmätze zum schweigen brächte! Ihre Stimmen schallen durch das Dorf, leise zwar, aber sie schallen. Unsere Haustiere schert unser Schicksal kein bisschen. Sie leben ihren Rhythmus wie gewohnt und lassen sich durch unser Leid nicht stören. Bei ihnen finden wir keinen Trost. Der Wind ebbt langsam ab. Nun stehen die Bäume still. Sie stehen und warten auf ihre Rache. Groß und imposant sind ihre Schatten, die sich gegen den düsteren Himmel abzeichnen. Wir werden uns zu ihren Füßen winden und sie werden Genugtuung verspüren wie jedes mal aufs Neue. Doch es lässt sich nicht ändern. Die Holzerei in unserem Dorf steht immer noch, aber sie arbeitet vorsichtiger als alle anderen auf der Welt. Der Großteil des Holzes kommt gar nicht aus unserem Tal, eigentlich kommt er nicht einmal mehr aus unserem Land. Kein einziges Stück um genau zu sein. Nicht mehr. Oh, diese Welt! Was schert sie die Idylle, die hier herrscht? Es schert sie genauso wenig wie das Leid, das wir nun durchleben werden! Ich spüre bereits den ersten Funken Angst in meiner Brust. Er glimmt wie ein Glimmstengel und es gibt zu viel Sauerstoff, als das ich ihn erlöschen könnte. In der Ferne höre ich den Zug. Wer jetzt versucht zu fliehen wird es auch nicht besser haben. Selbst das Auswandern verschafft unseren Leiden keine Linderung. Sie werden sich schlapp fühlen und letzendlich in ihre Betten sinken, um zu schlafen. Und es wird kein erquickender Schlaf sein, den sie haben werden! Was laufen sie davon? Es bringt ihnen doch nichts, und sie wissen es! Vor langer Zeit, da hätten sie gehen sollen! Gehen, bevor das Harz der Bäume an ihren Äxten klebt wie sonst Blut an Händen. Ja, es waren unsere Ahnen, unsere Vorfahren, doch wir hassen sie dafür nicht. Und nein, wir verurteilen sie nicht. Stumm und aufrecht werden wir ihr Leiden ertragen. Der Himmel ist grau, dichte Wolken verhängen die Sonne. Ich muss meine Augen bereits sehr anstrengen, um mit der Feder noch die richtigen Stellen des Papieres zu treffen. Wie um unser Leiden durch Hohn zu steigern scheint die Sonne auf die Dörfer der Talkuppe. Doch über unserem liegt ein Schatten. Ein undurchdringlicher Schatten. Ein dunkler Schatten unserer Vergangenheit. Er liegt selbst über den Feldern, den Feldern, die sich auf jenem Boden befinden, auf welchem früher die Bäume standen. Wir haben dem Wald den Boden geraubt. Wir haben die Bäume gefällt und aus ihrem Holz unsere Siedlung gebaut. Und es ging weiter, bis es ein Dorf war. Zu weit sind wir in den Wald vorgedrungen, zu viele Bäume haben wir geholzt. Unsere Häuser werden uns nicht schützen. Denn sie sind aus dem Holz der Bäume, der Bäume des Waldes. Mein Haus liegt zu nah am Wald... es gibt Häuser die noch näher daran liegen. Wäre da nicht die Autobahn, die sich wie ein Wall zwischen uns und die Grenze des Waldes spannt, ich wüsste nicht, was mit uns geschehen würde. Dieser Wald, der uns friedlich stimmt und uns erquickt lüstet gleichzeitig nach uns. Auch der Fluß, der breit durch unser Dorf fließt und die Bäume ebenso nährt wie uns, wird uns nicht beschützen. Er wird die Kunde nicht in andere Dörfer tragen, denn die Kunden, die wir ihm anvertrauen verlieren sich in seinen Strömen. Die Sonne bescheint den Talrand. Es wirkt wie ein Ring aus Feuer, der unser schattenhaftes Dorf umgibt. Zumindest habe ich nun wieder Licht. Es scheinen kleine Tropfen durch die Luft zu wehen. Der Regen setzt ein. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit; Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, der Außenwelt von unserem Kummer zu berichten, denn es ist unklar ob uns jemand helfen kann. Uns wurde gesagt was auf uns zukommt, doch nicht, wie wir es abwenden können. Die Sonne scheint fast übernatürlich. Ihr Licht scheint durch den Schleier der Dunkelheit zu dringen, doch es scheint nur so. Nähert sich die Lichtgrenze unserem Dorf? Zieht es sich hindurch? Über die Häuser, über den Fluß, zu mir, zu dem Waldrand? Ich wünschte, es wäre so, doch es ist eine Schlinge, die sich um uns zuzieht. Die Wolken stehen tief. Die Vögel verstummen und suchen Unterschlupf vor dem kommendem Regen. Ja, geht nur, geht! Wir brauchen euer Geplärre nicht, es macht unsere Schuld auch nicht besser! Sie fliegen in den Wald... ja, fliegt nur, fliegt! Ihr wart es, die auf uns aufmerksam gemacht hatten! Auf unser machtgieriges Treiben! Auf unsere Rodung im Wald! Die Straße ist nass, es sind Pfützen im Straßengraben die es gar nicht geben dürfte. Ich spüre, wie mich die Kraft langsam verlässt. Meine Finger bewegen sich nicht mehr so schnell, meine Haut wird klamm. Wie Staub fallen die Pollen aus meiner Kleidung. Die blosse Luft nimmt sie auf und treibt sie aus der Stube hinaus ins Dorf. Ein leichter Regen setzt ein. Er nässt meine Fensterscheibe, dass die Tropfen daran hinabgleiten. Und wie die Tropfen von der Scheibe rinnen, so rinnen auch meine Tränen über meine Wangen. Der Funken der Angst hat sich in ein klammes Gefühl verwandelt. Ich spüre, wie sich die rindige Hand des Waldes um mein Herz, mein Innerstes, um mich legt. Weiß er, was ich tue? Weiß er, was ich schreibe? Wird er mich hindern? Ich weiß es nicht, doch ich wage nicht daran zu denken, dass es unser Leiden schlimmern könnte. Zu wenige haben schon das Schicksal von zu vielen bestimmt, es soll nicht noch einmal geschehen! Doch ich sehe keine Hoffnung für uns. Wir werden leiden. Nein. Die Bäume leiden. Und wir leiden mit den Bäumen. Die Elster ist wieder da und sitzt auf dem Nachbarbaum. Es ist der höchste in der Umgebung. Durch ihr Geschnatter will sie meine Aufmerksamkeit, doch ich weiß ihre Botschaft auch so zu deuten: Großes Leid wird über uns kommen. Endlich fliegt sie davon. Vor langer Zeit... als hier nur eine Siedlung stand... fällten wir die Bäume und machten aus ihrem Holz unsere Häuser. Wir waren wie jede andere Siedlung und wurden bald ein Dorf. Es war ein schönes Dorf und das Wachstum vollzog sich rasch. Rascher als in anderen Dörfern, denn das Holz war gut. Und es wurde eine Idylle, denn wir waren zufrieden. Weil unsere Siedlung so schnell wuchs, und weil sie so schön und die Menschen zufrieden waren, gaben wir ihm den Namen "blühendes Dorf" Auch heute noch pflanzen wir prächtige Blumen in unsere Gärten und hegen und pflegen sie. Auch heute noch wachsen heilende Kräuter im Wald, die die wenigen Kundigen unter uns zu verwenden wissen. Der Regen geht stark, die Wolkendecke ist vollkommen und taucht alles in ein düsteres schwarz. Es bringt nichts eine Kerze anzuzünden, der unsichtbare Wind wird sie wieder löschen. Das Wasser plätschert auf das Dach, fließt durch die Rinne und rauscht durch das Rohr in die nächste Regenrinne. Kein Schmutz, kein Staub ist darin. Doch unsere Pollen. Ich merke, wie mein Blut seine Konsistenz verändert. Meine Haut verfärbt sich dunkler. Ich muss mich beeilen, die Stunde ist nah. Die Pfützen auf den Straßen sind gefüllt mit unseren gelben Pollen. Oh ja, fragt euch nur Unwissende, was das ist! Das ist die Kunde, das wir bald leiden werden, leiden; Leiden mit dem Wald! Das ist unser Fluch; dafür, dass wir die Bäume so eifrig fällten müssen wir Leiden. Jedes Jahr, wenn der Winter geht und der Frühling kommt erfasst uns das Leid. Baumgeist, Waldgeist, Erdgott, Tierfee, wer du auch bist, was du auch bist, du gabst uns das. WIR drangen ein in den Wald. Und ER verfluchte unser Treiben. Und damit verfluchte er uns. Wir hatten dem Wald damals sehr große Schmerzen bereitet, vielleicht auch ihm, ich kann es nicht sagen, doch er lässt uns dieses Leiden spüren, das wir zufügten. Und es ist ein grausiges Leiden. Bereits die ersten Jahre nach eintreten des Fluches haben wir unsere Hände nicht mehr an die Bäume gelegt. In allen anderen Teilen des Jahres sind wir in einem stummen Geben und Nehmen und lieben uns und verehren uns gegenseitig, doch in diesem einen Teil des Jahres nimmt der Hass des Waldes alles ein. Es ist die Narbe, die wir ihm zugefügt hatten. Seine Narbe ist unser Dorf. Und so lange diese Narbe besteht, heißt es, so lange werden die Menschen, die das Übel verbrochen haben, leiden. Meine Hände werden langsamer, meine Muskeln erschlaffen und verhärten sich. Meine Haare fallen nicht mehr leicht wie Schnee, sondern sind hart wie Harz. Langsam werden meine Augen getrübt. Wie ein grauer Schleier umfängt mich langsam Dunkelheit. Jetzt wird es schwer meine Gedanken zu konzentrieren, denn sie wandern unweigerlich immer wieder ab zu den schweren Taten. Mit jedem anderem von uns passiert dasselbe. Dieses Leiden, diese alte Schuld wirft tiefe Falten in mein nun grüngraues Gesicht. Moos fällt mir in Flechten von der Schulter. Meine Kleider werden braun und hart. Ich spüre, wie meine Organe vertrocknen. Der Regen spielt eine plätschernde Trauermelodie zu unserem Leiden. In manchen Jahren fällt er auch aus, doch wenn er kommt verhöhnt er uns mit seinem falschen Mitleid. Die Feder zwischen meinen dicken Fingern lässt sich kaum noch bewegen. Meine Füße spüre ich schon nicht mehr. Sie sind wie die Wurzeln der Bäume. Mein linkes Auge ist schon dem Fluch verfallen und ich sehe wie die Menschen mit den Äxten kommen. Ich stehe im Wald, ein hoher Riese zwar, doch ein kleiner Zwerg zwischen all den anderen Bäumen. Ich bin unfähig mich zu bewegen, ich kann nicht schreien, die Vögel tanzen auf meinen Zweigen während die Menschen einen Geeigneten aussuchen. Argh, wie nah ist jedes mal dieses Ereignis! Auch mein rechtes Auge wird langsam trüb, trüb wie einer der sumpfigen Teiche, die sich zwischen den Wurzeln der Bäume unseres Waldes finden. Unseres Waldes.... unser Fluch... doch wir holzen ihn nicht weiter! Wenn der Wald stirbt sterben wir mit ihm so lautete damals seine Warnung! Er sagte uns bis ins Kleinste, was geschehen würde, wenn der Winter geht und der Frühling kommt. Mit einem Streich, so sagte er, wische er den Winter weg und ziehe den Frühling über uns. Doch bevor dieser Streich kommt würde er uns, uns Sühner, lähmen und zu einem seiner Geschöpfe machen. Doch zu keinem edlen Tier, sondern zu den Wesen aus denen wir unsere Siedlung haben blühen lassen. Mein Kopf fühlt sich bereits an wie eine ausgehöhlte Holzperle. Wenn der Moment kommt, ich weiß es, dann wird mein Bewußtsein in sich gekehrt sien und ich werde erleben, wie alle anderen, was wir taten. Aber von der anderen Seite der Medaillie. Obwohl er uns rügte, warnte, letzendlich verfluchte hassen wir ihn nicht. Und wir werden ihn nicht töten. Und versuchte es doch jemand anders würden wir uns wie die Bäume und Tiere schützend vor ihn werfen. Würde wir doch, oder, Leute, würden wir doch? Aber wir lieben ihn auch nicht. Er liebt uns genauso wenig. Doch wir haben großen Respekt vor ihm, seit er uns seine Macht mit dem Fluch zeigte. Und er respektiert unser Leben trotz allem in seinem ehemaligen Wald. Wacht er sogar über uns? Meine Knochen knarzen wenn ich mich bewege. Jede Bewegung fällt mir schwerer. Bis zur Hüfte habe ich bereits kein Gefühl mehr. Wie viel hätte ich ebend noch schreiben können! Wie schwer fällt es mir jetzt! Unbefugte, Unwissende, macht, marsch, das ihr fortkommt! Wenn wir leiden ist hier kein Platz für Euch! Ah... ich sehe die Menschen auf beiden Augen. Sie schlagen in den Baum neben mir. Mehrere Male. Und immer wieder. Und, oh, sie kommen zu mir. Ach nein, ich halte doch noch die Feder in meiner Hand! Aber ich kann sie kaum mehr bewegen... die Geschichte des Leids... ist geschrieben... mein Körper wird nich zeugen von meinen Schmerzen, doch die Menschen ... die geschärfte Axt ... nicht ... ... 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