Im Schatten der Nacht von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 3: Tag und Nacht ------------------------ Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 3 - Tag und Nacht Nystala Dymaris starrte, die Stirn gerunzelt und die Augen zusammengekniffen, auf ihr Bild-Comgerät, und langsam spürte sie die Wahrheit hinter den Worten von Meister Yoda. Der Junge war wütend, das sah sie an jeder seiner Bewegungen, und mit einem Seufzten zog sie ihre Stiefel an und erhob sich. Es war Zeit, zu ihm zu gehen und mit ihm zu sprechen, bevor er sie rundheraus abweisen würde, und sie packte ihr Comgerät, prüfte seine Position und schlug sich durch die Büsche. Ihr lautes Knacken hätte sie eigentlich verraten sollen, doch er bemerkte sie nicht, selbst als sie aus dem Unterholz trat und auf ihn zuging. „Padawan Adian Milanon?“ Er schrak hoch und fuhr herum, Zorn in seinen Augen, doch er prallte an ihrer kühlen Ruhe ab. „Ja...“ Sein Versuch, aufmüpfig zu klingen, scheiterte kläglich, und sie zeigte die Andeutung eines Lächelns. „Ich bin Jedi Nystala Dymaris. Meister Yoda bat dich, mich hier zu treffen.“ Ihre ruhigen Worte trafen ihn, das spürte sie, aber gleichzeitig flammte seine Wut wieder auf, und er funkelte sie an. „Aber Ihr wart nicht hier... Ihr hattet euch versteckt.“ Er konnte seinen empörten Ton nicht verbergen, aber sie lächelte nur ruhig. „Ja, ich habe mich versteckt.“ Die Überraschung über ihr Eingeständnis zeichnete sich deutlich auf seinem Gesicht ab, und sie fand, dass dies ein guter Zeitpunkt für weiteren Schrecken war. „Meister Yoda hat mich geben, dich als Padawan anzunehmen, und dies war meine Prüfung für dich.“ Ihre Ankündigung zeigte Wirkung, denn Nervosität und Verwirrung machten sich auf seinem Gesicht breit, und sie fragte sich unwillkürlich, was er denn eigentlich über sie gehört hatte. „Leider muss ich dir mitteilen, dass du auf allen Ebenen versagt hast.“ Sie zwang sich, einen ernsten Blick aufrechtzuerhalten, während er diesen Schlag in den Magen verdaute, und in ihrem Innersten wusste sie, wie unfair war, was sie gerade tat, und wie sehr sie es gehasst hätte, wäre sie selbst die Padawan gewesen. „Nicht nur, dass du keine Idee hattest, wie du mich denn – selbst in einem so kleinen Areal wie diesem – finden könntest, du hast meine Prüfung auch nicht als solche erkannt, aber trotzdem darauf verzichtet, die Schritte einzuleiten, die angebracht gewesen wären, wäre ich wirklich nicht erschienen. Es gibt nicht viele gute Gründe, die einen Jedi dazu bringen, sich mehr als eineinhalb Stunden zu verspäten, aber einer davon ist, dass er – oder sie – in ernster Gefahr schweben könnte, und dann ist schnelles Handeln angebracht.“ Er sah erschrocken aus, aber nicht so, als ob er ihre Rüge wirklich akzeptierte, und fast unwillkürlich kniff sie ihre Lippen zusammen, während sie ihn abwartend ansah. Er schien unschlüssig, ob er etwas dazu sagen sollte, doch schließlich gewann sein Stolz die Oberhand. „Aber Ihr habt Euch in der Macht verborgen, wie hätte ich Euch da finden können...?“ Frost trat in ihre dunklen Augen, doch er schien es nicht zu bemerken, bis ihre kühle Stimme ihn zusammenzucken ließ – offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass sie solche Geringschätzung in ihre Worte legen konnte. „Jeder Nicht-Jedi, der auch nur ein bisschen Ahnung von Computern und die Mittel des Tempels zur Verfügung hat, hätte mich finden können. Auch ein Elfjähriger.“ „Aber wie...?“ Die Verwirrung in seiner Stimme brachte sie trotz allem dazu, schief zu lächeln, und die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Nun, das herauszufinden wird deine erste Aufgabe als mein Padawan sein.“ „Aber ich dachte... aber ich dachte, dass ich die Prüfung nicht bestanden habe...?“ Der Schrecken und die plötzliche, unerklärliche Furcht in seinem Gesicht und seiner Seele verwirrten sie, doch dann traf die Erkenntnis sie wie ein Schlag – man hatte wohl wenig Gutes über sie gesprochen in den Jahren ihrer Abwesenheit, und sicher hatte er wohl einige Gerüchte über sie gehört, die ihr nicht gerade schmeichelten. Und doch zwang sie sich, einen neutralen Ausdruck in ihrem Gesicht zu behalten, jene Miene, die sie früher – es schien Leben her zu sein – für diplomatische Missionen benutzt hatte. „Nein, du hast nicht bestanden – aber meine Entscheidung hing nie davon ab, ob du bestehst oder nicht. Meister Yoda hat mich gebeten, deine Ausbildung zu übernehmen, und ich bin der Ansicht, dass das der beste Weg für uns beide ist – wenn du allerdings Einwände hast, so möchte ich dich bitten, sie jetzt zu äußern.“ Die Erwähnung Yodas schien ihn zumindest etwas zu beruhigen, aber er sah doch so aus, als ob er etwas erwidern wollte, also wartete sie geduldig - und doch blieb er still. Ihr leichtes Nicken konnte vieles bedeuten, aber ihr Lächeln zeugte von echter Freude. „Wenn das so ist, solltest du jetzt vielleicht frühstücken... es ist schon spät, und ich denke, du hast noch nichts gegessen...“ Den Ausdruck in seinen Augen schienen alle Elfjährigen an ihrem Geburtstag überreicht zu bekommen, und sie verschluckte ein leichtes Grinsen. „Wir treffen uns nach dem Abendessen, ich denke, wir haben einiges zu besprechen.“ Nystala Dymaris lag auf ihrem Bett und starrte nach oben an die Wände ihres Raumes, der nicht mehr ihrer war, schmiegte ihren Kopf in ein Kissen, das sich fremd anfühlte und ungewohnt roch, das viel zu weich war für die Verhältnisse, die sie gewohnt war. Sie wollte nicht daran denken, an was für Plätzen sie in den letzten zwei Jahren übernachtet hatte, geplagt von Alpträumen und dunklen Erinnerungen, und fast unbewusst zog sie die weiche Decke fester um sich, die viel zu warm und zu dick war. Sie fühlte sich hier fehl am Platz, fast wie ein Eindringling, denn dieser Raum gehörte nicht ihr, sondern einer anderen, fremden Frau, die damals mit zwei besonderen Menschen gestorben war. Mit abwesendem Blick musterte sie das Zimmer, die Bilder, die sie fast zu verhöhnen schienen, die Trophäen von kleinen Triumphen, die sich auf ihrem Regal stapelten, Erinnerungen an eine Zeit, der sie nicht mehr angehörte, an fast unschuldige Gedanken und Gefühle, denen sie auf brutale Weise entwachsen musste. Sie zitterte, als ihr Blick auf das Portrait ihres Meisters fiel, das ihn in seiner Jedi-Robe zeigte, jenes gütige Lächeln auf den Lippen, dessen Abklatsch versucht hatte, sie am Ende noch zu trösten, und frischer Schmerz durchflutete sie. Und plötzlich durchweichte Blut den braunen Stoff, der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase, und sie sprang auf, taumelte fast zum Regal und fegte mit einer Handbewegung den Holowürfel auf den Boden. Mit einem dumpfen Geräusch schlug er auf den Boden auf, und sie zitterte so unendlich, sank auf dem Boden zusammen und barg ihren Kopf an ihren Knien. Steif griff sie nach dem Bild, betrachtete es und schluchzte auf, schloss die Augen und ließ die Tränen fließen, wehrte sich nicht gegen all den Schmerz, der in ihrer Seele tobte, und irgendwann versiegten die Ströme, und sie stand zitternd auf und kuschelte sich in ihr Bett. Es tat weh, unendlich weh, und doch fühlte sie sich nun besser, so, als ob wieder ein kleines Stück ihrer Seele geheilt worden wäre, so, als ob sie nun ein wenig besser akzeptieren konnte, dass er fort war, für immer, und nie wieder zu ihr zurückkehren würde. Sie seufzte leise und wischte sich mit dem Ärmel ihrer Robe übers Gesicht, dann stand sie auf und nahm vorsichtig, eines nach dem anderen, die Erinnerungsstücke aus dem Regal, Ketten, Anhänger, Statuetten, alles Kleinigkeiten, die sie von ihren früheren Missionen mitgebracht hatte, verstaute sie in ihrer großen Kiste, und seufzte erleichtert, als all der Ballast aus ihrer Vergangenheit, die ihr so fremd und unwirklich vorkam, verschwunden war. Allein den Holowürfel ließ sie stehen, räumte ihm einen Ehrenplatz ein in der Mitte eines Faches, und irgendwie schaffte sie es nun, das Lächeln ihres Meisters zu erwidern, als sie ihn ansah. Mit einem knappen Befehl stellte sie die Bildprojektion auf ihre Wand ab und sah sich für einen Moment in dem nun fast dunklen Raum um, dann griff sie nach ihrer großen Reisetasche, deren Inhalt über zwei Jahre hinweg ihr einziger Besitz gewesen war, und öffnete sie. Jene Vergangenheit, die sie nun verbarg, mochte nicht mehr ihre sein, aber sie war herumgereist und nicht untätig gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)