Im Schatten der Nacht von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 1: Die Jedi ------------------- Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 1 - Die Jedi Die beiden Meister waren gegangen, verbrachten den ersten Abend mit ihren neuen Padawanen, und auch die anderen Jungen und Mädchen, enttäuscht davon, nicht erwählt worden zu sein, hatten sich in ihre Kammern zurückgezogen. Nur eine schmale, fast ausgemergelt wirkende Frau saß noch auf ihrem Stuhl in der letzten Reihe in den Schatten der Kampfarena, blickte gedankenverloren in den Ring, die dunklen, tiefen Augen auf eine Szene gerichtet, die niemand sonst sehen konnte. Ein kleiner Schatten gesellte sich zu ihr, kletterte auf einen der Stühle und wartete geduldig, bis sie aus ihrer Erinnerung erwachte und sich ihm zuwandte, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Meister Yoda.“ „Jedi Dymaris.“ Er starrte sie für einen Moment an, und in ihr stieg das Gefühl auf, dass er in ihrer Seele lesen konnte wie in einem offenen Buch, doch sie zwang sich dazu, sich nicht zu verschließen. Nach einem Moment fuhr er fort, und sie hatte wohl seine Prüfung bestanden, denn seine Stimme klang bedeutend weicher als zuvor, und der Vorwurf war aus ihr verschwunden. „Lange her es ist, Nystala. Sehr lange. Als wir euch gaben Urlaub, wir euch früher zurückerwartet hätten.“ Sie lächelte ruhig und stellte ihre Füße, die auf dem Sitz in der Reihe vor ihr geruht hatten, auf den Boden, dann strich sie sich ihren dunklen Schal über die Schulter nach hinten und musterte nun ihrerseits Yoda, mit einem weichen, traurigen Blick. „Die Wunden des Körpers können leicht geheilt werden, doch Bacta für die Seele hat noch niemand erfunden...“ „Auch Leid in die Dunkelheit führen kann, ja... aber nichts davon ich bei Euch spüre.“ Er zögerte einen Moment, betrachtete sie, doch sie machte keinen Versuch, ihre Gefühle zu verstecken. „Der Stachel des Verlusts Euch quält, und immer tun er wird es, aber er Euch nicht beherrscht. Trauer und Schmerz ich spüre, aber akzeptiert Ihr habt, was geschehen ist.“ Ein sanftes Lächeln strich über ihr Gesicht, als sie seine Worte hörte, und sie schloss für einen Moment die Augen. „Ja... und deswegen bin ich zurückgekommen... trotz allem bin ich eine Jedi, und ich werde nicht mehr vor der Verantwortung weglaufen.“ „Darauf ich gezählt hatte, als ich bat um Urlaub für Euch.“ Sie sah wieder zum Kampfplatz, und er folgte ihrem Blick. „Ihr gesehen die Padawane habt?“ Ein knappes Nicken antwortete Yoda, und mit einer Kopfbewegung forderte er sie zum Weitersprechen auf. „Sie waren jung und ungestüm, wie es Kinder nun sind... aber... ich fand sie beeindruckend, ja. Besonders den Jungen, der am Ende kämpfte... ich hätte gedacht, dass einer der Meister sich für ihn entscheidet.“ „Adian Ihr meint?“ Yodas Ohren zuckten kurz, doch sie schien es nicht zu bemerken. „Ja, ich denke, das war sein Name. Mit einigen Jahren Ausbildung wird er ein besserer Kämpfer sein als manche Meister, und seine Verbindung zur lebendigen Macht ist stark...“ „Als Ihr, Ihr wohl meint.“ Die sanfte Rüge schien sie nicht zu treffen, und sie legte nur den Kopf schief, als sie antwortete. „Beispielsweise.“ Yoda blickte für einen Moment nach unten in die Arena, so als ob er die Schatten der Kämpfe noch erkennen konnte, dann bemerkte er abwesend. „Bald er einen Meister braucht.“ Sie legte den Kopf schief und verbarg ihren Schreck, als ihr eine Ahnung durch den Kopf fuhr. „Warum habt Ihr dann nicht Meister Sha’lan oder Meisterin Poe gebeten, ihn anzunehmen? Nach allem, was ich gehört habe, sind beide ausgezeichnete Ritter, und Meister Sha’lan hat bereits zwei Padawane ausgebildet.“ Yoda zögerte, obwohl er jene Frage erwartet haben musste, dann blickte er ihr in die Augen. „Was Ihr fühltet, als Ihr saht ihn?“ Vor Konzentration runzelte sie die Stirn, als sie nach unten auf den Kampfplatz blickte, und ihre abwesende Stimme gab keine Gefühle Preis. „Er war fähig... ein sehr guter Kämpfer, und sein Instinkt für die Macht ist stark, das merkte sogar ich... aber wenn man tiefer blickte... er ging nicht an seine Grenzen, fast so, als wäre es allzu leicht für ihn, seine Kameraden zu besiegen... er kam mir arrogant vor, überheblich, so als ob es keine Herausforderung für ihn wäre... und er ist stolz und abweisend gegenüber den anderen Kindern...“ Sie sah nicht Yodas Zufriedenheit, als er ihre Worte hörte, und als sie sich ihm wieder zuwandte, blickte er sie ernst an. „Viele Fehler dies sind für einen Padawan, doch die beiden Meister sie nicht sehen. Sein Herz die Ausbildung benötigt, seine Fähigkeiten nicht.“ Als sie die nächste Frage stellte, konnte sie ihr Unbehagen nicht länger verbergen. „Und wer soll diese Pflicht übernehmen?“ „Ihr.“ Sie seufzte leise, als ihre Ahnung sich verfestigte, und setzte zu einem Widerspruch an. „Ich hatte gehofft, hier bleiben zu können und mich wieder einzuleben, bevor ich einen größeren Auftrag bekomme – aber darunter hatte ich mir keinen Padawan vorgestellt, und auch nicht so schnell.“ „Aber Ihr in sein Herz sehen könnt – Eure Gabe dies ist, und bald einen Meister er braucht.“ „Wird er nicht auf jemanden mit überragenden Fähigkeiten und Ruf hoffen, und dann enttäuscht sein, mich zu treffen – eine Jedi, die einen großen Fehler gemacht hat und versucht, damit klarzukommen?“ „Enttäuscht sein er wird.“ Sie wusste nicht, ob ihr ihre Sinne einen Streich spielten, aber war da ein amüsiertes Funkeln in den Augen des Meisters? „Aber das gut für seine Ausbildung ist.“ Sie ersparte sich einen Kommentar über die Person, die jenen enttäuschten, schlecht gelaunten und widerspenstigen Padawan dann am Hals haben würde, und seufzte resigniert. „Ich werde mit ihm sprechen.“ Sie bemerkte Yodas Blick und fügte resigniert hinzu: „Morgen früh, im Saal der tausend Quellen.“ „Gut das ist.“ Er hüpfte von seinem Stuhl und bahnte sich seinen Weg durch die Zuschauerplätze, und sie blickte ihm hinterher, bis sie ihn nicht mehr erkennen konnte, dann erhob sie sich selbst und verschwand in ihre alte Kammer. Kapitel 2: Zwei Seiten einer Sache ---------------------------------- Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 2 - Zwei Seiten einer Sache Die morgendliche Stille schlängelte sich zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurch und umfing Nystala Dymaris wie eine wohltuende Decke, trennte sie von der Hektik und dem Trubel des Jedi-Tempels, der in wenigen Stunden wieder voll ausbrechen würde. Sie hatte sich an die Einsamkeit gewöhnt in den Jahren ihrer Abwesenheit und fühlte sich erschlagen und bedrängt von den vielen Menschen und Nichtmenschen, die sich durch die Korridore drängten, die Speisesäle füllten und deren Gefühle sie als vages, pulsierendes Echo in ihrem Geist wahrnehmen konnte. Aber nun schliefen die meisten von ihnen, und die von der Klimakontrolle erzeugte Kühle des frühen Morgens erlaubte ihr, sich zu entspannen und zu beruhigen und Klarheit in ihre Gedanken zu bringen. Es war eine gute Idee gewesen, noch einmal über Meister Yodas Vorschlag nachzudenken, und nachdem sich ihre erste Empörung verflüchtigt hatte, erkannte sie, dass durchaus Sinn hinter seiner Argumentation steckte. Sie mochte keine überragenden Machtfähigkeiten besitzen, und auch um eine ausgezeichnete Schwertkämpferin zu werden, war sie zu klein und zu schwach, aber diese Tatsachen waren ihr schon seit ihrer Ausbildung klar, und zum Ausgleich hatte sie ein Talent erhalten, das nicht jedem vergönnt war: In die Seelen anderer zu blicken, die verborgenen Absichten hinter ihren Handlungen zu ergründen und mit ihnen zu fühlen. Und jener Junge benötigte diese Fähigkeiten mehr als alles andere, denn seine Arroganz und sein Mangel an Empathie machten ihn blind für jene, die er eigentlich beschützen sollte, und der Zorn darüber, dass ihm eine Ausbildung verwehrt blieb, die seinen Fähigkeiten – wie er meinte – entsprach, zeigte einen beängstigenden Weg zur dunklen Seite der Macht auf. Nystala war klar, dass der zweite, ungenannte Grund, weswegen Yoda sie gebeten hatte, seine Ausbildung zu übernehmen, mit dieser Tatsache zu tun hatte – und damit, dass sie genau wusste, wie knapp sie damals der Dunkelheit entronnen war. Manche Jedi waren noch immer der Ansicht, dass man sie damals aus dem Orden hätte ausschließen sollen, doch nach ihrer Rückkehr fanden diese Stimmen weniger und weniger Unterstützung. Die meisten im Tempel spürten, dass sie zwar noch voll Schmerz war, aber die Bitterkeit und der Zorn von damals sie nicht mehr quälten. Ihre Schritte trugen sie bis zu dem großen künstlichen See, dessen Oberfläche still und glatt vor ihr lag, und sie lächelte weich, als sie das Wasser sah. Wie von selbst schlug sie einen Weg zur Seite ein, durch dichte Büsche, bis sie eine Stelle erreichte, an der ein kleiner Fels ins Wasser ragte. Sie grinste – fast ein wenig hinterhältig -, zog ihre Stiefel aus und streckte ihre nackten Füße ins Wasser, während sie es sich bequem machte und damit begann, sich in der Macht zu verbergen. Wenn sie Recht hatte und der Junge sich wirklich so sehr auf sein besonderes Talent verließ, dann würde er eine heilsame Überraschung erleben – sie hatte aber eine längere Wartezeit vor sich. Mit einem Lächeln zog sie ein kleines Bild-Comgerät hervor, das ihr die Daten von den Überwachungssystemen des Tempels übertrug, legte es sich auf den Schoß und begann zu warten. Nach vielleicht zwei Stunden – der Tempel erwachte gerade und einige der Jedi begannen mit ihren morgendlichen Übungen – trat eine schlaksige Gestalt in der Robe eines Padawans in den Saal der tausend Quellen, und Nystala Dymaris lächelte und richtete ihren Blick auf den Aufzeichner. Adian Milanon war sauer, sobald er den ausgedehnten Grünbereich betrat. Von der Jedi, wegen der Meister Yoda ihn zu dieser nachtschlafenden Zeit aus dem Bett gejagt hatte, war weit und breit nichts zu sehen, und frustriert stemmte er die Hände in die Hüften. Er konnte zwar einige Padawane erkennen, die ihre Morgenübungen machten, aber von einer Frau, wie er sie suchte – klein, blass, schmal und dunkelhaarig, so hatte Meister Yoda sie beschrieben – war weit und breit nichts zu sehen, und auch mit seinen noch unausgebildeten Machtsinnen konnte er keine Aura finden, die zu ihr gehören konnte. Er ließ sich ins Gras sinken und starrte hinaus aufs Wasser, wartete, ohne dass er die elektronischen Augen spürte, die sich auf ihn richteten und ihn beobachteten. Die Minuten verrannen, und mit der Zeit wurde ihm immer unbehaglicher zumute, und irgendwann stand er auf und begann rastlos auf- und abzulaufen, während er auf sein Chronometer starrte. Bald war eine Stunde vergangen, und er hatte sie noch immer nicht entdeckt – vielleicht war ihr etwas geschehen und er sollte zu Meister Yoda gehen und ihn informieren, dass sie nicht erschienen war. Weitere Minuten verstrichen ungenützt, und endlich hatte er sich dazu durchgerungen, Bescheid zu geben, da trat ein kleiner Junge, ein Padawan von vielleicht vier oder fünf Jahren, auf ihn zu. „Adian Milanon?“ Er schrak hoch, da er ihn nicht kommen gehört hatte, und setzte zu einer wütenden Erwiderung an, doch der junge Zabrak erklärte mit großem Ernst: „Ich soll von Jedi Dymaris bestellen, dass sie bereits hier ist und darauf wartet, gefunden zu werden.“ „Und wo ist sie?“ Er fauchte fast und der Kleine schrak zusammen, doch er ließ sich nicht einschüchtern. „Sie sagte, das darf ich nicht verraten.“ Er sah ihn noch einmal ernst an, dann verschwand er in Richtung Tür, offenbar froh, sich aus seiner Nähe entfernen zu können. Und das zu Recht, denn Adians Wut kochte hoch und überschlug sich in seinem Kopf. Er hatte andere Jedi flüstern gehört über eine Nystala Dymaris, dass sie der dunklen Seite der Macht verfallen war und im Zorn jemanden getötet hatte, doch die Gerüchte im Jedi-Tempel breiteten sich genauso schnell und mit derselben Ungenauigkeit aus wie überall sonst auch. Und eines musste man ihr lassen: sie hatte sich einen sehr schwierigen Ort ausgesucht, um sich vor ihm zu verstecken, denn die künstliche Landschaft und die Bäume und Sträucher des Saales der tausend Quellen machten es schwierig bis unmöglich, hier jemanden zu finden. Sie spielte ihre Spielchen mit ihm, stellte er säuerlich fest, aber irgendwo musste er anfangen, sie zu suchen, denn sie verbarg sich außerdem in der Macht. Er kehrte zurück zu einem der Eingänge, durchsuchte die Umgebung, ohne einen genauen Plan oder eine Idee zu haben, und die Zeit verging. Eigentlich hatte er bald eine Stunde und hatte noch nicht gefrühstückt, doch sein Zorn verhinderte, dass er aufgab. Sie spielte mit ihm. Sie spielte einfach mit ihm. Kapitel 3: Tag und Nacht ------------------------ Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 3 - Tag und Nacht Nystala Dymaris starrte, die Stirn gerunzelt und die Augen zusammengekniffen, auf ihr Bild-Comgerät, und langsam spürte sie die Wahrheit hinter den Worten von Meister Yoda. Der Junge war wütend, das sah sie an jeder seiner Bewegungen, und mit einem Seufzten zog sie ihre Stiefel an und erhob sich. Es war Zeit, zu ihm zu gehen und mit ihm zu sprechen, bevor er sie rundheraus abweisen würde, und sie packte ihr Comgerät, prüfte seine Position und schlug sich durch die Büsche. Ihr lautes Knacken hätte sie eigentlich verraten sollen, doch er bemerkte sie nicht, selbst als sie aus dem Unterholz trat und auf ihn zuging. „Padawan Adian Milanon?“ Er schrak hoch und fuhr herum, Zorn in seinen Augen, doch er prallte an ihrer kühlen Ruhe ab. „Ja...“ Sein Versuch, aufmüpfig zu klingen, scheiterte kläglich, und sie zeigte die Andeutung eines Lächelns. „Ich bin Jedi Nystala Dymaris. Meister Yoda bat dich, mich hier zu treffen.“ Ihre ruhigen Worte trafen ihn, das spürte sie, aber gleichzeitig flammte seine Wut wieder auf, und er funkelte sie an. „Aber Ihr wart nicht hier... Ihr hattet euch versteckt.“ Er konnte seinen empörten Ton nicht verbergen, aber sie lächelte nur ruhig. „Ja, ich habe mich versteckt.“ Die Überraschung über ihr Eingeständnis zeichnete sich deutlich auf seinem Gesicht ab, und sie fand, dass dies ein guter Zeitpunkt für weiteren Schrecken war. „Meister Yoda hat mich geben, dich als Padawan anzunehmen, und dies war meine Prüfung für dich.“ Ihre Ankündigung zeigte Wirkung, denn Nervosität und Verwirrung machten sich auf seinem Gesicht breit, und sie fragte sich unwillkürlich, was er denn eigentlich über sie gehört hatte. „Leider muss ich dir mitteilen, dass du auf allen Ebenen versagt hast.“ Sie zwang sich, einen ernsten Blick aufrechtzuerhalten, während er diesen Schlag in den Magen verdaute, und in ihrem Innersten wusste sie, wie unfair war, was sie gerade tat, und wie sehr sie es gehasst hätte, wäre sie selbst die Padawan gewesen. „Nicht nur, dass du keine Idee hattest, wie du mich denn – selbst in einem so kleinen Areal wie diesem – finden könntest, du hast meine Prüfung auch nicht als solche erkannt, aber trotzdem darauf verzichtet, die Schritte einzuleiten, die angebracht gewesen wären, wäre ich wirklich nicht erschienen. Es gibt nicht viele gute Gründe, die einen Jedi dazu bringen, sich mehr als eineinhalb Stunden zu verspäten, aber einer davon ist, dass er – oder sie – in ernster Gefahr schweben könnte, und dann ist schnelles Handeln angebracht.“ Er sah erschrocken aus, aber nicht so, als ob er ihre Rüge wirklich akzeptierte, und fast unwillkürlich kniff sie ihre Lippen zusammen, während sie ihn abwartend ansah. Er schien unschlüssig, ob er etwas dazu sagen sollte, doch schließlich gewann sein Stolz die Oberhand. „Aber Ihr habt Euch in der Macht verborgen, wie hätte ich Euch da finden können...?“ Frost trat in ihre dunklen Augen, doch er schien es nicht zu bemerken, bis ihre kühle Stimme ihn zusammenzucken ließ – offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass sie solche Geringschätzung in ihre Worte legen konnte. „Jeder Nicht-Jedi, der auch nur ein bisschen Ahnung von Computern und die Mittel des Tempels zur Verfügung hat, hätte mich finden können. Auch ein Elfjähriger.“ „Aber wie...?“ Die Verwirrung in seiner Stimme brachte sie trotz allem dazu, schief zu lächeln, und die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Nun, das herauszufinden wird deine erste Aufgabe als mein Padawan sein.“ „Aber ich dachte... aber ich dachte, dass ich die Prüfung nicht bestanden habe...?“ Der Schrecken und die plötzliche, unerklärliche Furcht in seinem Gesicht und seiner Seele verwirrten sie, doch dann traf die Erkenntnis sie wie ein Schlag – man hatte wohl wenig Gutes über sie gesprochen in den Jahren ihrer Abwesenheit, und sicher hatte er wohl einige Gerüchte über sie gehört, die ihr nicht gerade schmeichelten. Und doch zwang sie sich, einen neutralen Ausdruck in ihrem Gesicht zu behalten, jene Miene, die sie früher – es schien Leben her zu sein – für diplomatische Missionen benutzt hatte. „Nein, du hast nicht bestanden – aber meine Entscheidung hing nie davon ab, ob du bestehst oder nicht. Meister Yoda hat mich gebeten, deine Ausbildung zu übernehmen, und ich bin der Ansicht, dass das der beste Weg für uns beide ist – wenn du allerdings Einwände hast, so möchte ich dich bitten, sie jetzt zu äußern.“ Die Erwähnung Yodas schien ihn zumindest etwas zu beruhigen, aber er sah doch so aus, als ob er etwas erwidern wollte, also wartete sie geduldig - und doch blieb er still. Ihr leichtes Nicken konnte vieles bedeuten, aber ihr Lächeln zeugte von echter Freude. „Wenn das so ist, solltest du jetzt vielleicht frühstücken... es ist schon spät, und ich denke, du hast noch nichts gegessen...“ Den Ausdruck in seinen Augen schienen alle Elfjährigen an ihrem Geburtstag überreicht zu bekommen, und sie verschluckte ein leichtes Grinsen. „Wir treffen uns nach dem Abendessen, ich denke, wir haben einiges zu besprechen.“ Nystala Dymaris lag auf ihrem Bett und starrte nach oben an die Wände ihres Raumes, der nicht mehr ihrer war, schmiegte ihren Kopf in ein Kissen, das sich fremd anfühlte und ungewohnt roch, das viel zu weich war für die Verhältnisse, die sie gewohnt war. Sie wollte nicht daran denken, an was für Plätzen sie in den letzten zwei Jahren übernachtet hatte, geplagt von Alpträumen und dunklen Erinnerungen, und fast unbewusst zog sie die weiche Decke fester um sich, die viel zu warm und zu dick war. Sie fühlte sich hier fehl am Platz, fast wie ein Eindringling, denn dieser Raum gehörte nicht ihr, sondern einer anderen, fremden Frau, die damals mit zwei besonderen Menschen gestorben war. Mit abwesendem Blick musterte sie das Zimmer, die Bilder, die sie fast zu verhöhnen schienen, die Trophäen von kleinen Triumphen, die sich auf ihrem Regal stapelten, Erinnerungen an eine Zeit, der sie nicht mehr angehörte, an fast unschuldige Gedanken und Gefühle, denen sie auf brutale Weise entwachsen musste. Sie zitterte, als ihr Blick auf das Portrait ihres Meisters fiel, das ihn in seiner Jedi-Robe zeigte, jenes gütige Lächeln auf den Lippen, dessen Abklatsch versucht hatte, sie am Ende noch zu trösten, und frischer Schmerz durchflutete sie. Und plötzlich durchweichte Blut den braunen Stoff, der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase, und sie sprang auf, taumelte fast zum Regal und fegte mit einer Handbewegung den Holowürfel auf den Boden. Mit einem dumpfen Geräusch schlug er auf den Boden auf, und sie zitterte so unendlich, sank auf dem Boden zusammen und barg ihren Kopf an ihren Knien. Steif griff sie nach dem Bild, betrachtete es und schluchzte auf, schloss die Augen und ließ die Tränen fließen, wehrte sich nicht gegen all den Schmerz, der in ihrer Seele tobte, und irgendwann versiegten die Ströme, und sie stand zitternd auf und kuschelte sich in ihr Bett. Es tat weh, unendlich weh, und doch fühlte sie sich nun besser, so, als ob wieder ein kleines Stück ihrer Seele geheilt worden wäre, so, als ob sie nun ein wenig besser akzeptieren konnte, dass er fort war, für immer, und nie wieder zu ihr zurückkehren würde. Sie seufzte leise und wischte sich mit dem Ärmel ihrer Robe übers Gesicht, dann stand sie auf und nahm vorsichtig, eines nach dem anderen, die Erinnerungsstücke aus dem Regal, Ketten, Anhänger, Statuetten, alles Kleinigkeiten, die sie von ihren früheren Missionen mitgebracht hatte, verstaute sie in ihrer großen Kiste, und seufzte erleichtert, als all der Ballast aus ihrer Vergangenheit, die ihr so fremd und unwirklich vorkam, verschwunden war. Allein den Holowürfel ließ sie stehen, räumte ihm einen Ehrenplatz ein in der Mitte eines Faches, und irgendwie schaffte sie es nun, das Lächeln ihres Meisters zu erwidern, als sie ihn ansah. Mit einem knappen Befehl stellte sie die Bildprojektion auf ihre Wand ab und sah sich für einen Moment in dem nun fast dunklen Raum um, dann griff sie nach ihrer großen Reisetasche, deren Inhalt über zwei Jahre hinweg ihr einziger Besitz gewesen war, und öffnete sie. Jene Vergangenheit, die sie nun verbarg, mochte nicht mehr ihre sein, aber sie war herumgereist und nicht untätig gewesen. Kapitel 4: Ein Anfang --------------------- Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 4 - Ein Anfang Adian Milanon stützte sich für einen Moment auf seinen Knien ab, um sein erschöpftes Keuchen zu beruhigen, doch schon öffnete sich die Tür, und seine noch allzu neue Meisterin blickte auf ihn herab. „Du bist spät dran.“ „Ich... ich war noch bei meinen Freunden...“ Schärfe trat in ihre dunklen Augen, so als ob sie ahnen würde, was er eben wirklich getan hatte – nämlich über sie zu lästern Aber dann verschwand das Misstrauen, und sie winkte ihn herein und lächelte sogar dabei. „Wartest du einen Moment?“ Sie huschte in die Miniaturküche neben ihrem Wohnraum, und Adian begann fast verstohlen, sich umzusehen, betrachtete das Stück dunklen Stoffs, das wie ein Himmel über ihrem Bett hing und trat einen Schritt näher. Kleine Metallstücke funkelten ihn an wie Sterne, und fast hastig trat er zurück, gebannt von der merkwürdig düsteren Aura, die dieses Zimmer ausstrahlte. Er wandte sich dem schmalen Regal hinter ihm zu und überrascht bemerkte er, dass dort ein Portrait stand, das einen hageren, rothaarigen Jedi zeigte, der eine Kette um den Hals trug. Der Anhänger lag nun neben dem Holowürfel, säuberlich drapiert und das lange Band, das ihn hielt, zeigte dunkle Flecken, doch sein blick wanderte weiter zu den Steinen und Metallstücken, die das Fach füllten. Ein leises, fast unhörbares Klirren von Porzellan auf Holz ließ ihn hochschrecken, und er registrierte, dass sie bereits damit beschäftigt war, den kleinen Tisch neben der Küchentür zu decken. Sie konnte offenbar schleichen, besser, als er ihr zugetraut hätte, und anscheinend war sie schwer damit beschäftigt, ein Lächeln zu unterdrücken, während sie eine kleine Kanne auf den Tisch stellte. „Gefällt es dir?“ Er nickte nur, unschlüssig, ob „gefallen“ wirklich das richtige Wort war, denn davon konnte man eigentlich nicht sprechen, nicht bei einer so düsteren Zusammenstellung. Ihr Blick blieb an einem der Metallstücke hängen, von dem rote Farbe abblätterte, und für einen Moment schien sie in der Vergangenheit zu versinken, dann blickte sie ihn plötzlich an und lächelte. „Setz dich doch.“ Er nahm scheu ihr gegenüber Platz und wunderte sich, wie sie es schaffte, ihre Beine so abzuwinkeln, dass sie ihre Füße auf die Sitzplatte des Stuhles stellen konnte und es dabei auch noch schaffte, so auszusehen, als ob diese Position äußerst bequem wäre. „Magst du Kakao?“ Ihre Frage klang so, als ob sie keine wäre, und als er nickte, schenkte sie ihm und sich selbst jeweils einen Becher ein. Still schob sie ihm seinen zu und schlang dann ihre Finger um den ihren, so als ob ihr kalt wäre, und er spürte, wie sie ihn verstohlen beobachtete. Er begann, nervös zu werden, als das Schweigen sich hinzog, doch als sie ihm den Teller mit den Keksen hinschob und ein wenig lächelte, beruhigte er sich wieder und nahm sich einen. Doch ihre Geste konnte seine Ungeduld nicht lindern, verstärkte nur das Gefühl, dass das hier ein verschwendeter Abend war, an dem er doch genauso gut mit seinen Freunden herumlaufen konnte. Hinter dem schmalen, hohen Fenster ging die Sonne unter und Coruscants grelle Lichter stachen aus der zunehmenden Dunkelheit hervor, und trotzdem wartete er noch, zwang sich, still sitzen zu bleiben. Zu stark war noch der Eindruck von seiner letzten Standpauke, die sich eingebrannt hatte wie starke Säure, und während sein Kakao kalt wurde, traf er den Entschluss, diesmal gegen sie zu gewinnen, sich diesmal keine Blöße zu geben. Ein lauter Knall, und er zuckte so stark zusammen, dass er fast von seinem Stuhl fiel und sein leerer Becher hart au dem Boden aufschlug. Er konnte sie nur anstarren und bemerkte abwesend, dass ihre kleine, schmale Hand mit den langen, zierlichen Fingern flach auf dem Tisch lag, und distanziert fragte er sich, wie dieses Händchen ein solches Geräusch hervorrufen konnte. Mit einer knappen Bewegung schaltete sie das Licht ein, und zu seiner Überraschung grinste sie ein wenig. „Das war schon sehr viel besser als heute morgen... aber anstatt wütend unaufmerksam zu werden ist auch keine Lösung.“ Sie wartete einen Moment, und er schluckte hart, bemüht, nicht zu zeigen, wie sinnlos er diese Proben und Prüfungen fand, doch anscheinend bemerkte sie seinen Widerwillen. „Wenn ich nicht weiß, dass du dich über lange Zeiträume konzentrieren kannst, kann ich dich zum Beispiel nicht bitten, einen Verdächtigen zu verfolgen... die halten sich nämlich meist nicht an bestimmte Regeln oder Zeitpläne oder Aufmerksamkeitsspannen.“ Sie lächelte sanft, im Gegensatz zu ihren Worten, und schenkte ihm Kakao nach. „Eigentlich habe ich dich hergebeten, weil ich mit dir über deine Zeit als Padawan bei mir sprechen wollte.“ Er nahm einen Schluck und blickte sie interessiert an. „Wir werden die nächste Zeit im Tempel verbringen, du musst dich also noch nicht von deinen Freunden trennen.“ Sie lächelte freundlich, und er schwieg, erklärte nicht, dass er seine Freunde meist nicht als Freunde empfand, sondern nur als Speichellecker, die von seinen Fähigkeiten profitieren wollten. Doch sie schien etwas zu bemerken – wie fast immer, wie er resigniert feststellte - , denn in ihre Augen trat jene Tiefe, von der er mittlerweile wusste, dass sie nichts Gutes für seine Lügen und Unterlassungen bedeutete. „Du willst also nicht hier bleiben?“ Er nickte stumm, und sie machte eine aufmunternde Handbewegung. „Ich... ich will weg von hier, ja...“ Sie kniff die Augenbrauen zusammen. „Es... es wirkt so, als ob man mich unter einer Käseglocke hält und nicht will, dass ich eine richtige Mission bekomme... und ich werde unter den Padawanen hergezeigt wie eine Trophäe, nur weil ich jetzt eine Meisterin habe.“ Er erschrak, war sich nicht sicher, ob er das hätte sagen sollen, doch ihr mitfühlendes Lächeln zeigte ihm, dass er die richtigen Töne angeschlagen hatte. „Ich werde sehen, ob wir vielleicht ein paar Aufträge auf Coruscant bekommen können, und mit dem Jedi-Rat sprechen, um ihnen zu erklären, dass wir auch noch da sind.“ Er spürte, wie seine Augen sich weiteten, als sie diesen Vorschlag machte, sie wollte doch tatsächlich... „Sieh nicht so drein wie ein Fisch auf dem Trockenen!“ Sie zwinkerte. „Es ist ja nicht so, dass ich einen Aufstand vorbereite...“ Diese Ankündigung konnte ihn nicht beruhigen, denn irgendwie klang sie so, als ob diese Idee ich eigentlich zusagte, aber da sie sehr von sich und ihren Verhandlungskünsten überzeugt schien, sagte er nichts. „Übrigens wollte ich dich noch bitten, den Mund aufzumachen, wenn du eine Idee hast oder dir irgendetwas auffällt – aber ich denke, damit werden wir keine Probleme haben.“ Irgendwie klang sie so, als ob sie erwartete, als ob das das einzige war, das ihnen keine Probleme bereiten würde, doch er ging nicht darauf ein. „Wenn sonst nichts mehr ist, dann sehen wir uns morgen früh um halb acht im Trainingsraum.“ Sie lächelte liebenswürdig, und er unterdrückte ein Stöhnen. Kapitel 5: Vorwärts, Abwärts ---------------------------- Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 5 - Vorwärts, Abwärts Nystala Dymaris hatte festgestellt, dass ihre Alpträume fast aufgehört hatten, und ihr fielen nur zwei Gründe ein, aus denen das geschehen sein konnte: Entweder ging es ihr wirklich besser, oder, einen unermüdlichen Padawan abends drei Stunden lang durch einen Trainingsraum zu hetzen hatte eine sehr beruhigende Wirkung. Sie war noch immer überrascht davon, über welche Energie der Junge verfügte, und beschäftigte sich oft mit der Frage, ob das an ihm lag oder ob es eine allgemeine Eigenschaft von enthusiastischen Elfjährigen war, ihre Meister an den Rand der Erschöpfung zu treiben und trotzdem noch weitertrainieren zu wollen, obwohl sie eigentlich keinen Muskel mehr bewegen können sollten. Und sie bemerkte auch, wie sehr es ihm gefiel, mit ihr Trainingsprogramme zu absolvieren, für die er eigentlich noch zu jung war, Aufgaben zu lösen, die ihn an und für sich überfordern sollten. Was ihr allerdings Sorgen bereitete – und Meister Yoda ebenfalls, da hatte er sich sehr klar ausgedrückt - , war die Tatsache, dass seine Arroganz durch dieses Training zunahm und langsam Höhen erreichte, die ihn einmal zu einem ausgesprochen unangenehmen Jedi-Ritter machen würden. Denn leider gab es keine vorgefertigten Parcours für Mitgefühl und Menschlichkeit, und daher fand sie, dass es wirklich Zeit war für einen echten Auftrag, aber obwohl sie nun schon zwei Wochen zusammenarbeiteten, schien der Jedi-Rat nicht besonders begeistert zu sein von der Idee, ihnen auch nur die klitzekleinste Mission zuzuteilen. Frustriert wälzte sie sich auf ihrem Bett auf die andere Seite, als ihr Komterminal piepte und so anzeigte, dass sie eine Nachricht erhalten hatte. Missmutig fragte sie sich, ob sie sie überhaupt lesen sollte, aber Nystala kannte sich gut genug, um zu wissen, dass aufgeschoben bei ihr meistens „Ich mach’s nie!“ bedeutete, und so befahl sie, die Textnachricht anzuzeigen. Doch als sie die wenigen Zeilen zu Ende gelesen hatte, leuchteten ihre Augen – das war fast schon zu perfekt - , und nach einer hastig abgesandten Antwort rief sie ihren Padawan an. „Wir treffen uns am Haupteingang für einen Ausflug!“ Sie hatte ihn zweimal zurück in sein Zimmer schicken müssen, damit er sich etwas anzug, das nicht so aussah, als ob er zu einem diplomatischen Empfang beziehungsweise einem Date wollte, doch als er endlich in einer abgetragenen Robe aus grobem, braunem Stoff erschien, grinste sie zufrieden. Ohne ein Wort zu sagen führte sie ihn wenig vom Jedi-Tempel, über eine der zahllosen Brücken zwischen den Gebäuden Coruscants, und dann weiter in einen Lift, der in die Tiefe des Dschungels führte, den die Gebäude jener planetenweiten Stadt darstellten. Als sie schweigend dastand und nachdenklich die Metallwand ihr gegenüber anstarrte, hielt er es nicht mehr aus und platzte los: „Wohin fahren wir?“ Sie grinste trocken. „Wie oft hast du den Jedi-Tempel schon verlassen?“ Er druckste einen Moment herum, dann erklärte er kleinlaut: „Noch nicht besonders oft...“ „Also hast du wohl keine Idee, wo es hingehen könnte, hm?“ Eine Herausforderung wie diese konnte er sich nicht entgehen lassen. „Na ja, wir fahren nach unten, aber ich denke, so schlimm kann es nicht werden, auch wenn sie uns Padawanen immer sagen, wir sollen da nicht...“ Seine Stimme erlahmte, als er ihren Blick auf sich spürte, und er schluckte hart, als sie ihn anfunkelte. „Du wirst nicht on meiner Seite weichen, es sei denn, ich erlaube es dir.“ Noch nie hatte er ihren kalten, harten Befehlston zu hören bekommen, und er reagierte vollkommen reflexartig darauf. „Ja, Meisterin.“ „Du wirst dein Lichtschwert weder ziehen noch benutzen, es sei denn, ich erlaube es dir.“ „Ja.“ Sie griff unter die Robe in ihre Umhängetasche und holte eine Blasterpistole samt Oberschenkelholster heraus, reichte sie Adian. „Du wirst auch nicht schießen, es sei denn, ich erlaube es dir. Und du wirst dich bemühen, jeden Ärger zu vermeiden.“ Er schluckte. „Ja.“ Sie betrachtete ihn zufrieden und lächelte sogar ein bisschen, doch er schien ausgesprochen beunruhigt. „Wird es wirklich so schlimm?“ „Ich denke nicht, dass wir in wirklicher Gefahr sein werden – aber schlimm... ja, schlimm wird es. Sehr schlimm.“ Der Lift gab ein leises „Pling“ von sich, und sie zog sich die Kapuze über Kopf und bedeutete ihm, dasselbe zu tun, dann traten sie nach draußen auf den Weg unter Coruscants Straßen, der schon lange kein Sonnenlicht mehr gesehen hatte. Der unangenehme Geruch traf sie, doch sie konnte es vermeiden, die Nase zu rümpfen – allerdings schien es ihrem Padawan deutlich schlechter zu gehen, und sie gab ihm einen vorsichtigen Schubs, so dass er weiterging, an Müll- und Schrotthaufen vorbei, während der Gestank sich in ihre Kleidung fraß. Sie beobachtete die Reaktion des Jungen, spürte sein Entsetzen, seinen Schock, und große grüne Augen starrten sie fassungslos an. „Hier... hier lebt doch niemand mehr, oder?“ Sie unterdrückte ein trockenes Lachen, schrumpfte es auf ein Hüsteln zusammen, und dann sah sie ihn an. „Natürlich lebt hier noch jemand... Damit auf Coruscant jemand Wohnraum nicht nutzt, muss schon etwas ziemlich fieses draufsitzen – so etwas wie ein Rancor, würde ich schätzen.“ Er starrte sie an, und sie klopfte ihm so unauffällig wie möglich auf die Schulter. „Komm weiter, wir haben noch ein schönes Stück vor uns.“ Sie bemerkte, wie seine Augen suchend umherwanderten, in die Schatten neben der Straße, und sie schmunzelte freundlos. „Du wirst schon noch jemanden treffen, wohl sogar in deinem Alter.“ Sie hörte langsam auf, den penetranten Geruch wahrzunehmen – wie immer –, und auch ihr Padawan schien sich ein wenig zu beruhigen, denn er begann, ein paar Fragen zu stellen. „So etwas gibt es doch nur in diesem Viertel, oder?“ Sie hatte das Gefühl, dass ihre Antworten sehr an seinem Bild der Galaxis rütteln würden. „Nein, unter so gut wie jedem Wohnblock gibt es Slums wie diese. Darunter befinden sich Servicesysteme oder Wasseranschlüsse und Kanalisation, in denen sich meistens recht unangenehme Zeitgenossen herumtreiben.“ Seine Augen erreichten langsam die Größe von Desserttellern. „Dort wohnt auch jemand?“ Sie nickte. „Ja. Verstoßene, oder Verbrecher, die sich der Justiz entziehen, und Kopfgeldjäger legen ihre Verstecke dort an.“ Ein Bettler erhob sich aus seiner Ecke und kroch auf sie zu, die Hände flehend erhoben, doch die Meisterin würdigte ihn keines Blickes und zog Adian mit einer unauffälligen Bewegung weiter, ohne auf seine unzufriedene Reaktion einzugehen, und erst, als sie außer Hörweite waren, wagte er, nachzuhaken. „Warum habt Ihr ihm nicht geholfen?“ Sie seufzte leise und blickte ihn an, die gesenkten Schultern, die enttäuschte Haltung, und erklärte ruhig: „Ich habe mindestens drei Gruppen von Banditen gesehen, die ihm die Credits sofort wieder weggenommen hätten, abgesehen davon, dass sie versucht hätten, uns zu überfallen. Ich hätte ihm nichts Gutes getan damit, Adian.“ Sie spürte, dass er gegen ihre Worte aufbegehren wollte, aber als er schlussendlich schwieg, verbuchte sie diese Tatsache als positiven Punkt für diese Methode der Ausbildung, und sie gingen still nebeneinander her, während er die Gegend aus dem Schatten seiner Kapuze heraus beobachtete. Langsam tauchten kleine Geschäfte und Cantinas auf, manche mehr, manche weniger schmutzig und heruntergekommen, doch ihre Neonschilder erleuchteten unverdrossen den schmalen Weg, den sie entlangschritten. „Wie ist es auf den anderen Welten der Republik?“ Er schien Angst vor der Antwort zu haben, und nach einem sanften Blick ihrerseits erklärte er: „Ich meine... als Jedi sehen wir Senatoren und Politiker und Diplomaten... und jetzt zeigt Ihr mir das hier...“ Sie legte eine Hand auf seine Schulter. „Du musst beides kennen und respektieren... denn beides ist die Republik, die du beschützten wirst. Die Menschen hier, sie sind die Republik, genauso wie die Senatoren oder der Kanzler.“ Seine Augen schienen zu fragen, und sie lächelte nur. „Aber... braucht man hier unten unsere Hilfe nicht viel mehr?“ Sie seufzte leise, doch im Grunde war sie auf merkwürdige Weise zufrieden – er sah die Not, und seine Bestürzung schwappte durch die Macht auf sie über. „Ja, diese Leute brauchen Hilfe – aber das ist nicht unsere Aufgabe, sondern die der Politik. Und indem wir die Republik als Ganzes schützen, schützen wir alle hier...“ „Und im Zweifelsfall?“ Sie schmunzelte nur. „Im Zweifelsfall musst du tun, was du für richtig hältst – das ist deine Verantwortung als Jedi.“ Er dachte über ihre Worte nach, das spürte sie, obwohl er sich nicht sicher zu sein schien, ob er den letzten Satz als Lob auffassen konnte, und selbst als sie in eine schmale, dunkle Seitengasse einbogen, sah er nicht auf, bis sie abrupt anhielt. Ein grellgelbes Neonschild beleuchtete seine Kapuze und hielt sein Gesicht in den Schatten, und sie verkniff sich ein Grinsen. „Da wären wir. Das Night-Bistro.“ Kapitel 6: Das Night-Bistro --------------------------- Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 6 - Das Night-Bistro Nystala Dymaris öffnete die Tür und fiel fast einige Stufen hinab, die unmittelbar nach unten führten, doch sie fing sich rechtzeitig am Treppengeländer ab und schaffte es, mit einiger Würde durch den schweren Perlenvorhang in den Schankraum zu treten. Sie spürte die Belustigung ihres Padawans, doch diese wich schnell der Überraschung, als sie die grau-schwarz gefleckte Bothan hinter der Bar entdeckte, die gerade ein Glas dunkel schimmernden Brandys vor einem Gast abstellte. „Syrar!“ „Nystala!“ Ihr Grinsen, das gefährliche Fangzähne sehen ließ, wirkte in diesem Moment ausgesprochen freundlich, und sie stürmte nach vorne und schien die kleine Jedi förmlich zerquetschen zu wollen. „Schön, dass du kommen konntest!“ Nystala grinste. „Schön, dass wir kommen durften!“ Sie schnappte ihren Begleiter, der gerade dazu ansetzte, die Bar zu erforschen, und zog ihn nach vorne. „Das ist mein Padawan Adian Milanon. Adian, die charmante Lady hier ist Syrar Ley’bar, eine alte Freundin.“ Syrar zeigte wieder ihr gewöhnungsbedürftiges Lächeln und winkte sie zu zwei leeren Hockern an der Theke. Alles in allem war die Bar ziemlich leer, und so hatte die Bothan genug Zeit, die sie auch nutzte. „Seit wann seid ihr unterwegs? Ihr habt sicher Hunger, und vom Mittagsmenü ist noch etwas übrig. Wollt ihr etwas trinken?“ Ihre Eigenschaft, zehn Gesprächsthemen g leichzeitig zu verfolgen, schien Adian ziemlich zu überwältigen, genauso wie die wilde Stärke, die sie ausstrahlte. Nystala entschied sich, die Fragen der Reihe nach zu beantworten. „Eineinhalb Stunden, ja und gerne. Wie geht’s der Rasselbande?“ Sie brüllte etwas in die Küche und holte zwei lange, schlanke Gläser heraus, füllte sie mit einer orangefarbenen Flüssigkeit. „Geht auf’s Haus, und die Rasselbande ist lebendig wie immer, die drei Älteren kommen dann aus der Schule nach Hause, und Dini und Mallae sind gleich in der Küche fertig und haben Zeit. Ich glaube, sie wollen sich gemeinsam mit Hrarraar ein Wrack weiter unten ansehen.“ Nystala konnte förmlich spüren, wie ihr Padawan vor Neid grün anlief, doch sie zwang sich, keine Reaktion zu zeigen, und ein schnelles Zwinkern in Syrars Richtung brachte diese dazu, wie immer unvermittelt auf ein anderes Thema umzuschalten. „Was hast du eigentlich gemacht, nachdem wir uns getrennt haben?“ „Ich bin noch ein wenig herumgereist und dann relativ bald nach Coruscant gekommen... und was hast du gemacht?“ „Ach...“ Wieder das furchterregende Grinsen. „Wir sind auf einem Frachter nach Coruscant gereist und haben dann diese Bar organisiert. Und seitdem auch der letzte Vollidiot in dieser Gegend begriffen hat, dass es eine dumme Idee ist, einen Wookie zu nerven, läuft es eigentlich ziemlich gut, auch mit unseren Nebenjobs.“ Zwei schwebende Sphären, von Repulsorfeldern gehalten, trugen ihre Teller aus der Küche, und Syrar lachte laut, als vier erwartungsvolle Mädchenaugen sie anstarrten. „Meine Güte, kommt doch endlich raus...“ Ein blond gelockter kleiner Engel trat aus dem Türrahmen und zog eine eher missmutig dreinsehende, graue Twi’lek hinterher. Beide mochten sie wohl in Adians Alter sein, sie waren allerdings deutlich kleiner, und die Bothan zog sie zu sich. „Das sind Dini und Mallae, unsere Küchenfeen, die ihren großartigen Sinn für Humor eben unter Beweis gestellt haben...“ Sie stellte die beiden Teller vor ihren Gästen ab und wuselte dann zu einem Ecktisch, um eine Bestellung entgegenzunehmen. „Ich bin Padawan Adian Milanon.“ Dini prustete los, was ihre Freundin dazu veranlasste, sie in die Seite zu knuffen und auf deren wütenden Blick hin ihre Lekku elegant um ihren Hals zu wickeln. Nystala erstickte ein Kichern in ihrem Gemüse und schob eine Gabel mit undefinierbarem Fleischersatz hinterher, um ihre Reaktion weiter zu verbergen, während sie beobachtete, wie er rot anlief. „Was gibt’s denn da zu lachen?“ Syrar bemerkte aus dem Augenwinkel, wie die Kinder anfingen sich zu streiten, und als sie zurückkehrte und begann, einen Drink zu mixen, rollte sie mit den Augen und meinte zu der Jedi: „Typisch. Kennen sich noch gar nicht und fauchen sich schon an.“ Zumindest auf die beiden Mädchen schien die sanfte Rüge Eindruck zu machen, denn sie hörten auf zu grinsen und verschwanden samt der beiden kleinen Droiden wieder in der Küche. „Wir müssen noch aufräumen!“ Eilig servierte Syrar die neuen Getränke und lehnte sich danach wieder zu ihren Gästen an die Bar. „Schmeckts?“ Lachend wedelte Nystala mit der Gabel herum, während sie hastig kaute und schluckte. „Wirklich wundervoll!“ Ihr Padawan hingegen stopfte mit verzücktem Gesichtsausdruck Nahrungsmittel in sich hinein, und sie musste ihm im Schutz der Theke gegen das Schienbein treten, damit er ein undeutliches „Scher gud!“ von sich gab, nur um gleich darauf weiterzuessen. Die Bothan schien an Reaktionen wie diese gewohnt zu sein, denn sie grinste nur und überließ ihn seiner Nahrungsaufnahme, indem sie sich der Jedi zuwandte. „Meine Güte, alle Jungs in diesem Alter sind gleich!“ „Oh ja, zumindest wenn es um Dinge wie regelmäßige Mahlzeiten geht. Aber erfahrungsgemäß gibt sich das, wenn sie anfangen, hinter den ersten Röcken herzustarren.“ Sie lachten beide, und auch die beiden Mädchen, die nun wieder aus der Küche aufgetaucht waren, schienen voll und ganz mit dieser Aussage übereinzustimmen. „Die Küche ist fertig und das Essen für die anderen steht schon da. Können wir jetzt?“ „Klar, aber geht euch umziehen, bevor ihr versucht, unsere Werkstatt oder etwas anderes in die Luft zu jagen.“ Dini gab einen Laut des Entzückens von sich und schnappte ihre Freundin am Arm, um sie eine Treppe nach oben zu zerren. „Wir sind gleich wieder da!“ Adian hatte seinen Teller inzwischen leergeräumt – seine Meisterin suchte nach der Vase, in der er die Hälfte seiner Portion hatte verschwinden lassen – und taxierte sie mit jenem bittend-vorwurfsvollen Blick, den alle Padawane bis zur Perfektion trieben und der besagte: „Darf ich mitgehen?“ Sie ließ sich nicht stören und aß weiter, bis ein Wookie-Kopf, gefolgt von drei Jugendlichen, durch die Küchentür fuhr. Eine junge Frau, vielleicht sechzehn oder siebzehn, hielt einen kleinen Jungen, fast noch ein Baby, in ihrem Arm, der mit riesengroßen Augen durch die Bar blickte, während die beiden fast erwachsenen Männer – ein dunkelhäutiger Mensch und ein blasser, gutaussehender Echani – sich sofort breit machten und etwas zu trinken holten. „Wir sind wieder hier? Wo sind die kleinen Ladies?“ Syrar grinste trocken. „Ziehen sich gerade um für eine weitere Runde Ruß, Schrott und Explosionen. Hattet ihr Probleme, Hrarraar?“ Er brüllte etwas, und sie lachte laut. „Ja, ich glaube auch, dass sie langsam wissen, von welchen Kindern sie besser die Finger lassen sollten.“ Währenddessen bauten sich der Echani und sein Freund links und rechts von der Jedi-Meisterin auf. „Na, wen haben wir denn da?“ Sie grinste nur und stellte sich auf die Fußstütze ihres Barhockers, doch noch immer erreichte sie nicht die Größe der beiden jungen Männer. „Also, ich hoffe doch, dass du das noch weißt, Yanar.“ Der Echani boxte gegen ihre Schulter und sie verlor das Gleichgewicht und krachte auf die Sitzfläche zurück. „Natürlich kann ich mich an dich erinnern. Und da wir dich so lange vermisst haben, wird dein armer Padawan auf deine geschätzte Aufmerksamkeit verzichten müssen, weil wir dich nämlich gnadenlos nerven werden.“ Beide grinsten, und sie schüttelte resigniert den Kopf. „Hrarraar, wolltest du nicht mit den Ladies nach Schrott suchen?“ Er brüllte eine Zustimmung und sie grinste. „Wenn es dir nichts ausmacht, könnte Adian dich dann begleiten? Ich glaube verstanden zu haben, dass er das möchte.“ Der Padawan errötete unter dem wohlwollenden Sarkasmus und dem Gelächter, hielt sich aber zurück. „Du musst aber ein Auge auf ihn haben!“ Hrarraar gab etwas von sich, das nach „Ich werde ihn schon ganz zurückbringen!“ klang, aber sie konnte sich auch täuschen, denn ihr Wookie war ein wenig eingerostet, und sie grinste zufrieden die beiden Jugendlichen an. „Na, was habt ihr schon wieder angestellt?“ Kapitel 7: Stolz ---------------- Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 7 - Stolz Er blickte seiner Meisterin hinterher, wie sie in eine Nische verschwand, und irgendwie konnte er sich über den Ausflug, den er sich eigentlich so sehr gewünscht hatte, nicht so besonders freuen. Natürlich war es toll, dass er jetzt in der Unterstadt von Coruscant herumstreifen durfte, aber er hätte sich sicherer gefühlt, wenn sie ihn begleitet hätte. Offensichtlich vertraute sie dieser Gruppe hier zwar vollkommen, aber allein war er noch nie in Gefahr geraten, und auch wenn ein Wookie ein beeindruckender Schutz war... Moment. „Äh... Syrar?“ Er hoffte inständig, dass er sich ihren Namen richtig gemerkt hatte, aber anscheinend war die Macht auf seiner Seite, denn die Bothan wandte sich ihm zu. „Ja?“ „Ich verstehe kein Wookie.“ Sie lachte auf, Hrarraar ebenfalls, und er spürte, wie er errötete. Das war ganz bestimmt nicht lustig! „Dini wird für dich übersetzen, sie ist wirklich gut. Also kein Problem. Willst du etwas zu Essen mitnehmen?“ Er nickte, noch immer schlecht gelaunt, und sie drückte ihm eine kleine Dose in die Hand, die er sich an seinen Gürtel hängte. „Und jetzt ab in die Werkstatt mit euch, ich bin mir sicher, die beiden warten schon.“ Der Wookie scheuchte ihn mit einer Handbewegung zur Eingangstür, und auf eine unbestimmte Weise war er froh, von Syrar wegzukommen. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn bemutterte und wie ein Baby behandelte, das man unbedingt beschützen musste, und das, obwohl er doch ein Jedi-Padawan war. Gegenüber den anderen Kindern legte sie diese Verhalten nicht an den Tag, aber er konnte doch viel besser auf sich aufpassen als diese beiden kleinen Mädchen, die er in der Bar getroffen hatte und die jetzt wohl allein losziehen würden, hätte man ihnen nicht den Wookie mitgegeben, der doch eigentlich nur auf ihn achten sollte. Sie gingen einige Meter nach rechts, nur um die heruntergekommene Straße sofort wieder zu verlassen und eine kleine, schäbige Werkstatt zu betreten, die von grellem Neonlicht erhellt wurde. In einer Ecke beugten sich die Twi’lek und ihre Freundin gerade über ein Werkstück, das er nicht erkennen konnte, beide in abgetragenen und geflickten Overalls, die, obwohl sie gekürzt und enger genäht worden waren, noch immer viel zu groß wirkten. Mallae wandte sich um, als sie das Türgeräusch hörte, und grinste. „Hey Hrarraar. Wir sehen uns gerade den kaputten Servierdroiden an. Wahrscheinlich stimmt etwas mit seinen Annäherungssensoren nicht, deswegen ist er wohl gegen diesen Gamorreaner gekracht...“ Sie verkniff sich ein Prusten bei der Erinnerung an diese Szene, dann richteten sich ihre rötlichen Augen auf Adian, und sie schoss einen finsteren Blick auf ihn ab. „Kommst du etwa mit?“ Hrarraar brüllte etwas, das sogar er als Zustimmung erkannte, und sie funkelte wütend. „Na toll.“ Sie glitt fast auf ihn zu und musterte ihn prüfend, und er spürte, wie die Wut in ihm hochkochte. „Verdammt! Warum behandelt ihr mich alle wie ein Baby und nicht wie einen Jedi-Padawan!“ Er brüllte sie an, doch die Tatsache, dass sie nicht einmal mit einem Lekku zuckte, fühlte sich an wie ein Guss Wasser über seinen Kopf. Nur ihre Augen verfinsterten sich, glommen wie rote Kohlen. „Warst du schon einmal in einer Schießerei? Einer echten, in der man stirbt, nicht in einer dieser Simulationen. Einem Kampf mit Vibroklingen? Einer Kneipenprügelei?“ Er musste den Kopf schütteln. „Wir werden davon ferngehalten...“ „Ich weiß. Und trotzdem denkst du, vorbereitet zu sein – aber du bist es nicht, die Realität ist immer anders... hier unten ist ein harter Ort, selbst für jemanden mit der Macht als Verbündeter, und wenn du eine Dummheit machst, sind wir alle in Gefahr.“ Sie warf einen undeutbaren Blick zu Dini, die hinten an der Werkbank lehnte, dann fragte sie: „Kommst du damit klar?“ Er starrte sie nur an, erkannte zwar die Wahrheit in ihren Worten und schämte sich, war aber nicht in der Lage, das zuzugeben. Sie zuckte nur die Schultern, als sie seine Reaktion sah, und verzog sich in eine Ecke, offensichtlich auf der Suche nach irgendeinem Bauteil oder Ähnlichem. Doch er starrte nach vorne, konnte sich nicht entscheiden, ob er wütend oder beschämt sein sollte, bemerkte aus dem Augenwinkel, wie die Freundinnen lachten und alberten, während sie das kaputte Sensorpack reparierten. Offenbar waren die beiden unzertrennlich, und auf eine Weise, die er nicht verstand, schienen sie immer zu wissen, welches Bauteil oder Werkzeug die andere gerade benötigte. Auch wie sie gemeinsam arbeiteten, war ihm vollkommen fremd – wenn einer der anderen Schüler im Tempel einen Auftrag mit ihm erledigen sollte, fühlte er sich immer behindert und überfordert, denn er musste ihm Dinge erklären, die er selbst im Schlaf erledigen konnte. Hier schien es anders, gemeinsam arbeiteten sie effizienter, und fasziniert sah er zu, wie sie den Droiden wieder zusammensetzten und aufsteigen ließen. Dini schlug nach ihm, doch er wich ihrem Arm aus, und sie grinste zufrieden. „So, der läuft wieder!“ Die Mädchen tauschten einen Blick, dann meinte Mallae: „Kommst du damit klar, dass du auf uns hören musst, wenn’s gefährlich wird, Adian?“ Er nickte so knapp und widerwillig wie nur möglich, doch sie schienen sich nicht an seinem fehlenden Enthusiasmus zu stören und packten ihn von links und rechts an den Armen. „Gut, dann spielen wir jetzt mal Schrottsammler!“ Der Padawan, der seine Meisterin am Abend zurück in den Tempel begleitete, konnte zwar kaum seine Augen offen halten und sah aus, als ob der Schmutz auch in zwei Wochen nicht verschwunden sein würde, doch sie lächelte trotzdem zufrieden. Es war ein Tag gewesen, an dem er sicher viel dazugelernt und vielleicht auch ein paar echte Freunde gefunden hatte. Kapitel 8: Der Beginn --------------------- @DINO2011: Gesammelt, zu allen Kommentaren... erstmal: Danke! Ist schön zu wissen, dass die Fanfiction hier gelesen wird und nicht irgendwo im Mülleimer der Fanfiction-Sektion versauert... hab sie zwar zuerst nicht gesehn, weil ich zu der Zeit auf Urlaub war, aber nachträglich ist die Freude genauso groß ;) Itüpfelchen reiten ist bei mir sogar erwünscht, hier ist noch nichts gebetat, und ich selbst überseh beim Durchlesen manchmal etwas... also danke :) Was Nystala angeht, so muss ich bei dem, was du sagst, mal nachlesen, ob es wirklich so schlimm ist, aber ich hab mir den Punkt jetzt mal zu meinen Überarbeitungsnotizen geschrieben... Und Kakao... öhm, ich war mir recht sicher, dass es Kakao heißt, aber ich kann gerne mal in dem Buch nachsehn, ich glaub ich habs hier irgendwo rumfliegen... ^^ *** Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 8 - Der Beginn Es war ein anstrengender Tag gewesen, zwar noch mehr für ihren Padawan, aber auch für sie, und Nystala Dymaris wollte nichts mehr, als nach einer heißen Dusche in ihr Bett zu fallen und sich richtig auszuschlafen. Leider klopfte es nach dem ersten Teil ihres Abendprogramms an der Tür, und missmutig öffnete sie, nur um nach einem kurzen, suchenden Blick Meister Yoda zu entdecken. Sie verkniff sich ein ausgiebiges Gähnen. „Guten Abend.“ „Hereinkommen ich darf?“ Mit einem missmutigen Gesichtsausdruck sah sie nach hinten, wo sich ihre Robe über den halben Raum verteilt hatte, dann entschloss sie sich, diese Tatsache zu ignorieren – bei Überraschungsbesuchen konnte niemand erwarten, dass man aufgeräumt hatte. „Natürlich.“ Verkniffen lächelnd bot sie Yoda einen Stuhl an und rollte sich in der Decke auf ihrem Bett ein, in ihrem dünnen Nachthemd fror sie. „Gut verheilt sie ist.“ Für einen Augenblick war sie verwirrt von seiner Aussage, dann bemerkte sie, dass man die lange Narbe an ihrem Oberarm sah, dort, wo sie vor zwei Jahren verwundet worden war. „Ja. Aber deswegen seid Ihr sicher nicht hier, Meister.“ Egal, ob sie jetzt höflich und taktvoll war oder nicht, sie wollte schlafen, und das funktionierte am Besten, wenn sie ihren ungewollten Besuch so schnell wie möglich wieder loswurde. „Von Eurem Ausflug ich gehört habe.“ Sie unterdrückte ein Augenrollen – wenn jetzt ein nerviger Vortrag über die passenden Erziehungsmethoden für arrogante Padawane auf sie wartete... „Es ihm geholfen zu haben scheint.“ Sie verkniff sich einen Kommentar, zu müde, um eine Diskussion zu beginnen, und ein Datapad legte sich, von der Macht geführt, auf ihr Bett. „Der Jedi-Rat einen Auftrag für Euch hat.“ Sie griff danach, die Apathie völlig weggewischt, und überflog die dürftigen Anweisungen. Laanar, eine Welt im Mid-Rim, von Menschen bewohnt und von einem König regiert. Leider von einem König, der Probleme mit der intriganten Opposition hatte und dessen Leben von wiederholten Mordanschlägen bedroht wurde. Ein weiterer Jedi mit seinem Padawan befand sich schon auf dem Planeten, allerdings gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den Behörden schwierig, und so wurde Verstärkung notwendig. „Bei Eurer Ankunft Ihr weitere Informationen erhalten werdet. Der Passagierliner morgen früh abreist.“ Sie warf einen Blick auf die Abflugzeit und verhinderte knapp ein angestrengtes Stöhnen, sie würde nicht besonders viel Schlaf bekommen, und packen musste sie auch noch – aber das störte sie nicht besonders. Sie hatten einen Auftrag. „Danke, Meister.“ „Ihr Euch nicht zu früh bedankt. Und die Macht mit Euch sein möge.“ Nach einer kurzen Nacht und einem stressigen Morgen – aufstehen, Padawan wecken, packen, Padawan zum Packen bringen, zum Raumhafen fahren, das Schiff finden, an Bord gehen, Kabine finden – war Nystala ausgesprochen froh, sich in ihrer Kabine ausruhen zu können – zumindest ein bisschen. Denn sie hatte nicht mit Adian gerechnet, , der bei ihrer Anreise zum Raumhafen geschlafen hatte wie ein Stein, allerdings faszinierende Energie an den Tag legte, sobald sie das – für ihn – ungewohnte Terrain der Fähre, die sie in den Orbit brachte, erreichten. Seine kindliche Neugier war ansteckend gewesen, wie er den Kopf reckte und nicht still sitzen konnte, weil er ja nichts verpassen wollte, und mehr als einmal hatte sie ihn gegen die missmutigen Bemerkungen von Mitreisenden verteidigen müssen. Er war ein Kind, verdammt, und er sollte auch eines bleiben und kein zu heiß gewaschener Jedi-Meister werden – selbst wenn man die Tatsache bedachte, dass gegen seine Neugier nicht einmal ein Turbolaser geholfen hätte. Wenigstens schlief er jetzt seit zwei Stunden – sie hatte ihm sehr ernst versprechen müssen, dass sie ihn zum Start weckte – doch dieser Zeitpunkt nahte nun heran, und lächelnd erhob sie sich von ihrem Bett und streckte ihre schlaffen Muskeln. Der Schlafmangel machte sich bemerkbar, aber sie hatte das Gefühl, dass ihr Padawan nicht eher ruhen würde, bis er jede Wartungsluke und jeden Müllschacht des Liners erkundet hatte und wenn er dabei im Stehen einschlief. Grinsend öffnete sie die Verbindungstür zur Nachbarkabine und fand ihn wirklich schlafend vor, halb hatte sie damit gerechnet, dass er sich davongeschlichen hatte. Mit einer kurzen Bewegung schaltete sie das Licht ein und rüttelte an seiner Schulter. „Adian?“ Er drehte sich auf die andere Seite. „Adian? Du musst aufstehen. Du verpasst sonst den Start.“ Er schreckte hoch und sie verkniff sich einen unpassenden Gesichtsausdruck. „Beeil dich, wir gehen gleich hinunter in eine Bar.“ „Bar?“, murmelte er verhalten und ein wenig enttäuscht. „Warum gehen wir nicht in einen der Beobachtungsräume?“ Sie lachte. „Weil sich dort alle auf die Zehen treten und die Sicht versperren. Du wirst schon merken, warum ich nicht dorthin will.“ Er fuhr zerstreut durch seine braunen Haare und versuchte, seine Tunika zu glätten, doch sie schubste ihn sanft zur Tür. „Komm. Dafür ist später auch noch Zeit.“ Sie führte ihn durch das Schiff, durch elegant geschwungene, luxuriöse Gänge und schmalere Seitenwege, vorbei an vielen anderen Passagieren, die sich zu den Beobachtungsräumen drängten, bis in eine eher abgelegene Sektion des Schiffes erreichten. „Findet Ihr auch wieder zurück?“ Sie schmunzelte über seine etwas bange Frage, denn es war offensichtlich, dass er selbst nicht dazu in der Lage war. „Natürlich – und du schaffst das auch bald, du musst dich nur daran gewöhnen.“ Sie öffnete eine unscheinbar wirkende Tür und ein Barkeeper, der gerade Gläser poliert hatte, schreckte hoch, offensichtlich überrascht davon, dass jemand während eines so wichtigen Augenblicks hier hereinkam. Nystala lächelte gewinnend. „Hi.“ Die Gaststätte war völlig leer und öffnete sich in den freien Weltraum, die Sterne schimmerten faszinierend durch die Plastahlscheiben und die wunderschöne Scheibe Coruscant’s unter ihnen leuchtete hinauf. Adian drückte sich fast an die Scheibe und starrte nach draußen, gebannt von dem faszinierenden Anblick, der sich ihm bot und der doch so zum Anfassen nah schien, so als ob man nur die Hand ausstrecken musste, um den Planeten weiterzudrehen. Sie sah ihm lächelnd zu und bestellte sich eine große Tasse Kaf, dem Barkeeper einen wissenden Blick zuwerfend, und verkroch sich damit in einen großen, weichen Stuhl, während sie ihren Padawan dabei beobachtete, wie er die Galaxis bewunderte. Und dann ruckte der Koloss von einem Passagierliner an, sanfter, als man es ihm zugetraut hätte, und sie waren unterwegs zu ihrer ersten gemeinsamen Mission. Kapitel 9: Die Vergangenheit im Rücken -------------------------------------- Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 9 - Die Vergangenheit im Rücken "Meisterin?" Nystala Dymaris blickte von den letzten Resten ihrer gebackenen Yonafrüchte mit Honig auf und legte den Kopf schief - immer während den Mahlzeiten auf dem Schiff, wenn sie sich sahen, sprach ihr Padawan ausgesprochen wenig, und sobald sie aufgegessen hatten, bat er sie, wieder den Passagierliner erkunden zu dürfen. Sie musste zugeben, sie war neugierig, warum sich das nun geändert hatte. "Ja?" "Könntet Ihr mir etwas über unsere Mission verraten?" Sie legte ihren Löffel zur Seite und griff nach dem Weinglas auf dem Tisch, schwenkte es und betrachtete die dunkelrote Flüssigkeit. "Leider nicht viel, wir werden den Hauptteil unserer Einweisung von den beiden Jedi erhalten, die sich bereits auf Laanar befinden. Anscheinend gibt es Probleme bei der Zusammenarbeit mit dem Monarchen und dem Regierenden Rat, aber ich weiß nicht, wieso. Abgesehen davon: Hast du eine politische oder diplomatische Grundausbildung erhalten?" Er zog die Augenbrauen nach oben, und sie ahnte, dass er die beiden Worte wohl nur aus dem Lexikon kannte - die Jedi-Grundausbildung hatte wohl noch dieselben Schwächen wie zu ihrer Zeit. "Der Crashkurs wird auch nicht schaden. Zumindest hat er bei Generationen von Jedi vor dir funktioniert." Sie grinste ein wenig, nicht sicher, ober ihren trockenen Humor als Angriff auffasste, doch offensichtlich war dem nicht so. "Und der besteht aus...?" Nun lachte sie offen. "Sehr vielen todlangweiligen diplomatischen Fünfunddreißig-Gänge-Menüs, bei denen man lernen muss, seinen Magen unter Kontrolle zu halten. Abgesehen davon solltest du dich damit abfinden, dass die Hälfte aller Sätze nutzlos, zwei fünftel glatte Lügen und der Rest auch nur halb wahr ist, und du höllisch vorsichtig sein musst, wem du vertraust." Sie warf ihm einen ermutigenden Blick zu, als sie sein Entsetzen bemerkte. "Du wirst es lernen, glaub mir, und die Macht kann dich leiten. Hab keine Angst." Ihr Padawan schien etwas aufgebaut, aber noch immer nicht sehr zuversichtlich, doch sie besann sich nun auf seine eigentliche Frage. "Was Laanar angeht: Hast du deine Einweisung gelesen?“ Er nickte. „Laanar im Xolxal-System, zweiter von fünf Planeten, unterdurchschnittliche Größe, kein Mond, Systembevölkerung zwei Milliarden, Regierungsform Monarchie, einzige intelligente Lebensform Mensch, lebt hauptsächlich von Rohstoffabbau in den Asteroidenfeldern.“ Er sah erwartungsvoll zu ihr hoch, und Nystala nickte anerkennend, er hatte die wichtigsten Fakten aus dem Dossier gepickt. „Und was schließt du daraus?“ Er kaute nachdenklich auf seinem Löffel herum, nahm das Metall anscheinend nicht wahr, und sie musste ein Grinsen unterdrücken, als er daran vorbei seine unsicheren Schlussfolgerungen nuschelte. „Die Bevölkerungsdichte ist gering, aber ich weiß nicht, wieso. Die Umweltbedingungen sind eigentlich sehr gut.“ Er sah nicht besonders glücklich aus, offenbar schmeckte es ihm nicht, zugeben zu müssen, dass er etwas nicht wusste. „Ein guter Ansatz. Irgendwelche Ideen, wieso?“ Er schien verwirrt zu sein von dieser Art des Gedankenaustauschs und sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sich fühlte wie in einer Prüfung. „Vielleicht wurde der Planet erst kürzlich besiedelt?“ Sie legte den Kopf schief und dachte über sein Argument nach, ging die Fakten noch einmal durch. „Aber wenn du einen hübschen neuen ressourcenreichen Planeten hättest, würdest du dann nicht zuerst in bodengestützte Infrastruktur investieren als in teure Schürfschiffe und Plattformen?“ Er blickte sie misstrauisch an, vielleicht auch ein wenig gekränkt, und sie lächelte aufmunternd. „Ein Gegenargument deinerseits?“ Man sah ihm an, dass ihn die Aufforderung, seiner Meisterin zu widersprechen, überraschte, und sie lächelte ein wenig melancholisch – seit ihrer eigenen Ausbildung hatte sich wirklich nicht viel verändert. „Ich meine, es ist doch möglich, dass es auf diesem Planeten starke Erdbeben gibt oder die Rohstoffe sehr tief liegen oder dass sich ein Teil der Fauna gerne in Schächten einnistet und Minenarbeiter frisst, und dann wäre meine ganze schöne Theorie kaputt.“ Sie zog ein gespielt trauriges Gesicht, und sofort musste er sich das Lachen verbeißen, was sie ebenfalls zum Prosten brachte. Er schien allerdings ein wenig unsicher zu sein, was er nun tun sollte, doch schließlich wirkte ihre Heiterkeit ansteckend, und er löste sich ein wenig, auch wenn sie spürte, wie sein Verstand hinter den Kulissen arbeitete. „Meisterin?“ Sie hatte sich gerade wieder ihrer Nachspeise zugewandt und vernichtete nun den letzten Bissen, nickte daher nur. „Im Tempel... dort hatten die Meister immer Recht. Aber Ihr klingt so, als ob Ihr das nicht hättet...“ Nystala blickte von ihrem leeren Teller auf, in dieses so junge Gesicht, in dem sich nun eine Unsicherheit spiegelte, die ihr so bekannt vorkam, so vertraut... Sie verbannte alten Schmerz, nicht sicher, ob man ihn in ihrem Gesicht gesehen hatte, und lächelte sanft und weich, voll Melancholie. „Ich kann nur auf das hören, was ich weiß, was mein Instinkt sagt und was die Macht. Das ist sehr oft richtig, doch es kann genauso falsch sein, wenn Informationen fehlen oder... ja, wenn ich mich irre.“ Der Schmerz wallte wieder auf, gemeinsam mit dem Echo längst verklungener Worte, und sie blickte ihren Padawan an, ernst und voller Sorge. „Niemand kann immer Recht haben, Adian, nicht du, nicht ich, nicht Meister Yoda, nicht der Rat der Jedi. Die Kunst dabei ist, das Vertrauen nicht zu verlieren und die Zweifel nicht gewinnen zu lassen. Stillstand ist schlimmer als ein Fehler, denn er bedeutet, nie etwas ändern zu können. Und diese Galaxis ist ein Ort, der viel Hilfe benötigt.“ Sie zwinkerte ihm zu, als sie spürte, wie seine Sicherheit zurückkehrte, nicht wegen ihrer Worte, sondern wegen des Tons, in dem sie gesprochen wurden, der Ruhe und die Gewissheit trug, dass sie niemals leichtfertig entscheiden würde. „Danke.“ Er wirkte immer noch ein wenig erschüttert, doch er würde akzeptieren, dass die Galaxis nicht perfekt war, so wie jeder es früher oder später tat – aber hoffentlich nicht auf die harte Art, auf die sie es gelernt hatte. Kapitel 10: Ankunft auf Laanar ------------------------------ Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 10 - Ankunft auf Laanar Der Gurt in ihrer Tasche schnitt in Nystala Dymaris’ Schulter, doch sie verzog keine Miene, als sie im Shuttlehangar auf ihren Transport zur Oberfläche von Laanar warteten. Ihr Padawan hingegen tapste unruhig um seinen eigenen Rucksack herum, konnte sich nicht entscheiden, ob er seinen Sachen oder den angedockten Schiffen mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. Aber die Gefahr eines Diebstahles war relativ gering, denn außer den beiden Jedi wollte nur eine Hand voll Reisender zum Planeten selbst, verständlich, denn dort bestand die Gefahr von Unruhen – allerdings hatten viele Arbeiter und Verwalter die Shuttles zu den Abbaustationen im Asteroidengürtel genommen. „Nystala Dymaris und Adian Milanon?“ Sie wandte sich der fast scheuen Stimme zu, und ihre Robe raschelte über den Boden. „Ja?“ Nun hatte sie auch die Aufmerksamkeit ihres Padawans erregt. „Würden Sie mich zu Ihrem Shuttle begleiten?“ Sie zog ihre Augenbraue hoch, sagte aber nichts, sondern bedeutete dem Jungen, seine Sachen zu nehmen. Das Crewmitglied, das sie angesprochen hatte, führte sie bis zum Ende des Hangars, wo ein kleiner Personentransporter angedockt hatte, dem man auf den ersten Blick ansah, wie teuer er war. Davor warteten zwei Bedienstete, ein Mann und eine Frau, doch ihre dunkelroten Livreen zeigten deutlich, dass sie nichts mit dem Passagierliner zu tun hatten, auf dem sie sich noch befanden. „Meisterin Nystala Dymaris? Darf ich Euch Euer Gepäck abnehmen?“ Sie lächelte freundlich, aber abweisend. „Danke, wir tragen selbst.“ Mit einem Ruck rückte sie den Gurt ihrer Tasche zurecht, verbarg Überraschung und Misstrauen über diesen Empfang hinter einer Miene von Jedi-Gelassenheit und betrat die Rampe, dicht gefolgt von ihrem Padawan, der sich anscheinend nicht vom Zipfel ihrer Robe entfernen wollte. Der geräumige Innenraum des Shuttles mit dem sündhaft luxuriösen Dekor war vollkommen leer, und Nystala suchte sich für sich und Adian eine Reihe aus, von der aus man einen guten Blick auf den Planeten hatte, während die gesichtslose Frau in der Livree zu einem Tisch mit Getränken huschte. „Eine Erfrischung, Meisterin?“ „Danke, aber nein.“ Sie behielt die Bedienstete einen Moment lang im Blick, um sich ihre Züge einzuprägen, dann lächelte sie andeutungsweise und blickte aus dem Fenster. Weiter draußen, im freien Raum, formierte sich eine Ehrengarde aus Jägern, und als sie mit einem sanften Ruck von dem Passagierliner ablegten und beschleunigten, bildete sich ein dichter Schirm um ihr Shuttle. Nystala kannte den Typ der kleinen Schiffe nicht, aber sie sahen durchaus recht solide und gefährlich aus, und in einem Duell wollte sie ihnen eigentlich nicht gegenüberstehen. Sie warf einen Blick auf ihren Padawan, der mit leuchtenden Augen um sich starrte, und schüttelte leicht den Kopf. Er war ein Junge, der gerade das erste Mal die Galaxis sah, und sie konnte nicht erwarten, dass ihn das alles nicht interessierte – aber sie befürchtete, dass seine offensichtliche Bewunderung für die Einrichtung des Shuttles falsche Signale an ihre Gastgeber senden konnte. Mit einer knappen Geste wies sie auf das Fenster, während sie sich zu seinem Ohr beugte. „Sieh nach draußen. Alles hier drin ist egal. Du bist ein Jedi, und die Macht und die Gerechtigkeit sind wichtig, nicht der Besitz.“ Er richtete seinen Blick auf den Planeten, und sie lächelte zufrieden, als er sie nach den Schiffen befragte, die sie sahen, nach den Städten, nachdem sie in die Atmosphäre eingetreten waren. Etwas später näherten sie sich einem Landefeld neben dem Palast, denn etwas anderes konnte dieses große, weitläufige Gebäude mit den Gärten und hohen Mauern eigentlich nicht sein, und ihre Augen erspähten einen Schildgenerator hinter einem Dach. Aber dann senkte sich ihr kleines Schiff, und bevor sie ihn näher betrachten konnte, verschwand er aus ihrem Blickfeld, doch allein die Tatsache, dass er da war, führte zu interessanten Schlüssen. Durch das Fenster sah sie weiter unter auf dem Ferrobeton, wie ihr Empfangskomitee, noch bestehend aus kleinen Punkten, sich formierte, doch ihr Landeanflug ließ die Gestalten größer werden, und sie erkannte Menschen. Und zwar nur Menschen. Einer von ihnen war zweifellos König Nalenaton, gemeinsam mit seinen Beratern, und auch der Regierende Rat sowie eine militärische Eskorte beehrten sie mit ihrer Anwesenheit. Im Hintergrund hielten sich hingegen zwei Gestalten in braunen Roben, eine sehr hochgewachsene und eine kleinere, und Nystala griff fast automatisch in die Macht, suchte die Präsenzen des Jedi und seines Padawans, doch was sie auffing, verwirrte sie. Der Mann kam ihr bekannt vor, allerdings wusste sie nicht, wer er war, auch wenn sie ihn schon einmal getroffen hatte... Sie riss sich los, sie würde noch früh genug herausfinden, wer ihr Partner sein würde, aber im Moment hatte der Empfang höhere Priorität. Das Shuttle wechselte auf Repulsorantrieb und setzte weich und punktgenau auf seinem Landeplatz auf, sie hievte sich ihre Tasche auf die Schulter und erhob sich aus ihrem Sitz. Langsam senkte sich die Passagierrampe und ein Marsch, vielleicht die planetare Hymne, erklang, und Nystala unterdrückte den reflexartigen Impuls, sich die Ohren zuzuhalten – die Musik klang absolut schrecklich, doch sie blendete sie aus und trat ins Freie. Vage war sie sich der Tatsache bewusst, dass ihr Padawan hinter ihr ging, doch sie konnte nicht auf ihn achten, so sehr fokussierten sich ihre Sinne auf das, was sie erwartete, während sie auf die Rampe trat. Plötzlich strömte eine Fülle von Wahrnehmungen auf sie ein, die sie beinahe erschlugen, doch sie schob sie zur Seite, konzentrierte sich ganz auf das Gesicht des Königs, auf dem sich für einen flüchtigen Moment Verachtung und Begierde gespiegelt hatten, bevor diese Gefühle sich wieder hinter einer formellen Maske versteckten. Aber in seinem Echo in der Macht blieben sie erhalten, schienen sie zu verhöhnen, während sie die Rampe hinabschritt und Nalenaton sich oberflächlich gesehen respektvoll erhob. Die Kapelle in militärischer Uniform würgte einen Tusch hervor und verstummte, und Nystala verbarg ihre Erleichterung hinter einem Paar dunkler Augen und einem ausdruckslosen Gesicht. „König Nalenaton von Laanar und der Regiernde Rat begrüßen Meisterin Nystala Dymaris.“ Sie verbeugte sich tief und respektvoll, als die Stimme des Mannes erklang, der wohl so etwas wie ein Haushofmeister sein musste, erklang, ließ Blick und Machtsinn flüchtig über die Mitglieder des Gremiums wandern, deren Stimmung nur um Nuancen weniger feindlich war als die des Herrschers, dann lächelte sie. „Ich grüße Euch und das Volk von Laanar und fühle mich geehrt von dem freundlichen Empfang. Dies hier“, sie legte eine Hand auf seine Schulter und zog ihn ein wenig nach vorne, „ist mein Padawan Adian Milanon, der mich bei meinen Aufgaben unterstützen wird.“ Ihre Aussage wurde von einem Reigen von Vorstellungen quittiert, der vom Premierminister über verschiedene Ratsmitglieder bis zum Oberkommandierenden der Systemverteidigung reichte, und sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich die Namen zu merken, als dass sie Auren prüfen konnte. Doch was ihr auffiel war die Tatsache, dass der Blick des Königs auf ihr ruhte, intensiver, als eigentlich angebracht gewesen wäre, und dass er kein Wort sprach. Aber dann wurde sie durch den Austausch ganzer Brocken von Höflichkeiten von ihrer Beobachtung abgelenkt, und danach setzte sich die ganze Prozession in Bewegung, Nalenaton auf seinem Repulsorthron an der Spitze. Die Soldaten, die ihren Weg flankierten, salutierten, und Nystala reihte sich ganz am Ende ein, neben dem zweiten Jedi-Meister und seinem Padawan, um ein paar schnelle Worte zu wechseln. Sie blickte zu ihm hinüber, in den Schatten seiner Kapuze, und wieder verstärkte sich das Gefühl, diesen Mann zu kennen, und zwar gut. Und dann hob er seine Hände und zog den Stoff nach hinten, seine Augen musterten sie, und ihr Herz fiel frei über zweihundert Stockwerke. Kapitel 11: Freund oder Feind? ------------------------------ Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 11 - Freund oder Feind? Adian spürte den Schock seiner Meisterin wie einen kleinen Schubs in der Macht, und verwundert blickte er zu ihr hoch – doch in ihren Zügen zeigte sich keinerlei Hinweis darauf, was sie so erschreckt hatte. Er rechnete auch nicht ernsthaft mit einem Hinweis, denn seit sie die Fähre verlassen hatten, fühlte er sich vollkommen ignoriert, nun umso mehr, da sie den fremden Jedi kühl abschätzte. „Dar Khel.“ Ihre Stimme hatte jeden Anklang von Emotion verloren, und der Junge fragte sich, was sie dazu veranlasste, einem – vermeintlichen – Freund die kalte Schulter zu zeigen. Doch weder in ihrem Gesicht noch in ihrer – für ihn nur schwach fühlbaren – Aura fand er einen Grund, und so versuchte er, an ihr vorbei einen Blick auf den Fremden zu erhaschen. Er beugte sich so unauffällig wie er vermochte nach vorne und erkannte einen blassen Zabrak mit den typischen Hörnern auf seinem kahlen Schädel, und als dieser sich seiner Meisterin zuwandte, konnte er auch das charakteristische Faltenmuster in seinem Gesicht erkennen. „Nystala Dymaris. Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns wiedersehen.“ Adian wusste nicht, was an diesen Worten so verletzend war, dass sie zusammenzuckte, allerdings mehr in der Macht als in ihrer Körpersprache, denn ihre bemerkenswerte Selbstkontrolle verhinderte jede weitere Regung. Zwar hatte er die versteckte Bedeutung bemerkt, vermochte aber nichts mit ihr anzufangen, doch er wusste nicht, ob es an seiner mangelnden Menschenkenntnis lag oder seinem fehlenden Wissen über die Vergangenheit seiner Meisterin. Der Zabrak kam ihm zwar bekannt vor, doch damit konnte er nichts anfangen – es war sehr wahrscheinlich, dass er ihm während seiner Ausbildungszeit im Jedi-Tempel über den Weg gelaufen war, und damit konnte er keine Verbindung zu seiner Meisterin herstellen. „Nein, ich hätte auch nicht erwartet, Euch wiederzusehen.“ Ihre Stimme klang unruhiger als zuvor, wenn auch noch immer kühl, und er hatte das Gefühl, dass sie Distanz zwischen sich und Khel schieben wollte. Wieder lugte Adian hinter dem Robensaum seiner Meisterin hervor, nur um diesmal in ein grünes Gesicht mit flacher Nase und großen schwarzen Augen zu starren, das sofort wieder aus seinem Blickfeld verschwand. Offensichtlich war der Padawan des Zabrak, ein Nautolaner, genauso neugierig wie er, und, wenn er seinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte, ebenso verwirrt von der Tatsache, dass die beiden Jedi sich offensichtlich nicht besonders leiden konnten. Aber anscheinend hatten sie ihren Disput auf später verlegt, denn das Schweigen hielt an, bis sie den Rand des Landefeldes erreichten und der König samt Gefolge auf ein prunkvoll verziertes Eingangstor in einer recht wehrhaft aussehenden Mauer zuhielt. „Im gesamten Palast sind Wanzen angebracht“, erklärte Meister Khel in einem Tonfall, als ob er gerade festgestellt hätte, dass es ein wenig bewölkt war, „Ihr solltet keine sensiblen Fakten fallen lassen, bis wir uns in meinem Quartier befinden.“ Nystala nickte ruhig und warf auch ihrem Padawan einen bedeutsamen Blick zu, sagte allerdings kein Wort – ihre Abneigung dem anderen Jedi gegenüber reichte offensichtlich so weit, dass sie nicht bereit war, unnötige Höflichkeiten an ihn zu verschwenden. Doch dann hatte Adian keine Zeit mehr, sich über die Sympathieverteilung seiner Meisterin Gedanken zu machen, denn das Portal, das sie durchschritten, stellte alles in den Schatten, was er bis jetzt gesehen hatte. Der Jedi-Tempel mit seiner schlichten Eleganz war eine Sache, doch hier hatte man weder mit Prunk noch mit Protz gespart, und der Gedanke, dass dieser Eingang eigens dafür angelegt sein könnte, Gäste zu beeindrucken, konnte sich nicht durch den Schleier seiner Bewunderung kämpfen. Er schaffte es gerade noch, sich davon abzuhalten, auffällig um sich zu starren, da er sich sicher war, dass neben Abhörgeräten auch Überwachungskameras vorhanden waren, und warf einen hilfesuchenden Blick zu seiner Meisterin, die allerdings sehr konzentriert die Bodenkacheln fixierte – von ihr war keine Hilfe zu erwarten. Doch dann erreichten sie das Ende des mit Gold überladenen Durchgangs, und der Garten, der daran anschloss, leitete eine willkommene Erholungspause für den Padawan ein – hier war etwas, das er kannte und dessen Eindrücke ihn nicht erschlugen, ein Ort, an dem er sich wohler fühlte. Dieser Friede hielt allerdings nicht lange, denn sie durchquerten den kleinen Park auf kürzestem Weg und betraten das Hauptgebäude durch einen schmalen Seiteneingang. Zu seiner Überraschung hatte die lange Kolonne ihres Empfangskomitees sich gleich dahinter um den Thron des Königs postiert, und derselbe Mann, der schon zuvor gesprochen hatte, erklärte: „König Nalenaton von Laanar entbietet den Jedi seine Grüße und wünscht, dass sie in ihre Quartiere gebracht werden.“ Nystala verbeugte sich tief, und einem Impuls folgend tat Adian es ihr gleich. „Wir fühlen uns geehrt und bedanken uns für Eure Gastfreundschaft.“ Der Herrscher wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und nahm sein Gefolge mit, entfernte sich in einem endlos erscheinenden Gang, bis sie unvermittelt um eine Ecke bogen und verschwanden. „Adian? Kommst du?“ Er wirbelte herum und starrte seine Meisterin an, die ein paar Schritte entfernt neben einer Dienerin stand und auf ihn wartete – er hatte nicht bemerkt, dass sie und die beiden anderen Jedi sich von seiner Seite entfernt hatten, und er schüttelte den Kopf. „Natürlich.“ Mit einigen hastigen Schritten holte er sie ein und folgte der jungen Frau, die dieselbe Livree trug wie die Angestellten an Bord des Shuttles und die sie offensichtlich zu ihren Quartieren führte. Hier, wo er nicht mehr neben Nystala hergehen musste, hatte er auch Zeit, den zweiten Padawan ein wenig näher zu betrachten. Seine langen, grünen Kopftentakel hielt er unter der Kapuze seiner Robe verborgen, und auch von seinen weichen Zügen konnte man nicht viel erkennen, doch er war sich sicher, dass der Nautolaner seine Unsicherheit riechen konnte. Für einen Jedi auf diplomatischer Mission war dies sicher ein praktisches Talent, aber es passte Adian einfach nicht, dass der andere einfach seine Stimmungen und Gefühle erkannte, ohne dass er eine Möglichkeit hatte, sich dagegen zu wehren. Sie erreichten plötzlich eine Tür, von der er sich sicher war, dass er sie auf dem Weg hierher nicht gesehen hatte, und während die Bedienstete ihnen die Schlüsselkarten aushändigte, fragte er sich abwesend, wie dieser Effekt entstand. „Wünscht Ihr, Eure Räume zu sehen?“ Nystala lächelte freundlich, aber ablehnend – er fragte sich, wie oft sie schon auf diplomatischen Missionen gewesen war, um diesen Gesichtsausdruck so perfekt zu beherrschen. „Danke, wir kommen zurecht.“ „Einen angenehmen Aufenthalt.“ Sie entfernte sich unauffällig, und die Jedi warf einen Blick zu Khel. „Wo liegen Eure Quartiere?“ „Direkt neben Euren.“ Sie nickte kühl und zog den Türchip durch den Schlitz. „Adian?“ Er nickte und trat in ihr Zimmer. Kapitel 12: Das Ende eines Zimmers ---------------------------------- Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 12 - Das Ende eines Zimmers Die Suite der Jedi und ihres Padawan erwies sich als groß genug, um im Aufenthaltsraum einen Lichtschwertkampf auszutragen, und selbst das kleinere Schlafzimmer, das der Junge sofort bezogen hatte, war größer als ihre Kammer im Tempel auf Coruscant. Kopfschüttelnd griff sie in ihre Tasche und zog ihre formelle Tunika aus weichem, glänzend braunem Stoff hervor und breitete sie auf ihrem Bett aus – Falten bekamen dem Erscheinungsbild einer Jedi nicht besonders gut, und dieses spezielle Gewebe neigte sehr... Die Warnung in der Macht kam zu spät, als dass sie noch irgendetwas damit anfangen konnte, denn noch während sie sich aufrichtete, warf die Erschütterung sie zu Boden und ließ Staub von der Decke herabrieseln. Noch bevor sie realisierte, dass sie gefallen war, griff sie reflexartig nach ihrem Lichtschwert und sprang auf die Füße, hastete nach draußen in den Salon, wo sie einen verwirrten Adian antraf, der sich gerade wieder aufrappelte. „Komm!“ Er nickte verwirrt und folgte ihr auf den Gang, wo sie fast in Dar Khel hineinrannte. „Was ist passiert?“ Aufregung und Sorge ließen sie vergessen, dass sie sich den Zabrak eigentlich ans andere Ende der Galaxis wünschte, und für einen Augenblick war ihre Miene nicht von verletzter Feindseligkeit beherrscht. Ihm schien es ähnlich zu gehen, denn er setzte ohne zu zögern zu einer Antwort an. „Ich denke, es war wieder eine...“ Erneut erzitterte der Boden unter ihren Füßen, doch diesmal war Nystala besser vorbereitet und konnte sogar ihren Padawan stützen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. „Gut, zwei Bomben“, korrigierte Khel seine vorherige Aussage fast genervt, die Attentate schienen ihn nicht mehr besonders aus der Ruhe zu bringen. „Die Sicherheitskräfte haben die Situation im Griff, da bin ich sicher...“, er warf einen bedeutungsvollen Blick zur Decke, „Ihr solltet Euch vielleicht unsere Suite ansehen.“ Einen Moment musterte sie ihn – seine Ruhe hatte sie angesteckt und ihre Vorbehalte wieder an die Oberfläche geholt, doch sie musste zugeben, dass sein Vorschlag Sinn machte. Misstrauisch beobachtete sie ihn, während sie in den Vorraum traten, und so bemerkte sie auch, wie seine ganze Haltung sich entspannte, nachdem die Tür sich geschlossen hatte. „Hier können wir frei sprechen, auf den Gängen werden wir abgehört und auch in Euren Räumen sind sicher Wanzen angebracht.“ Nystala nickte resigniert und folgte Khel in den Salon, wo dieser sich ohne Umschweife in einen der sündhaft bequemen Stühle sinken ließ und einen Blick zu seinem Padawan warf, der fast im technischen Equipment auf den drei Tischen um ihn herum unterging. „Lis, hat du etwas herausgefunden?“ Ohne aufzublicken schüttelte der Nautolaner den Kopf, sodass seine Tentakel herumwirbelten. „Die Sicherheitsleute ändern sofort nach jedem Anschlag ihre Codes, und ich brauche noch einen Moment, um sie zu knacken.“ Statisches Rauschen erfüllte den Raum, als er einen kleinen Lautsprecher einschaltete, und Nystala nahm sich die Zeit, kurz zu ihrem Padawan zu blicken, der wie verloren an der Tür stand und offensichtlich nicht wusste, was er tun sollte. Nystala unterdrückte ein leises Seufzen und winkte ihm, Platz zu nehmen, sie hatte so viele Krisen alleine bewältigt, dass sie fast vergessen hatte, wie es war, Hilfe zu haben. „...Brand in Suite C-4-22 unter Kontrolle, Sprengsatz geborgen...“, plärrte es aus dem Lautsprecher, doch was danach folgte, nahm sie nicht mehr bewusst war, so sehr lenkt sie die Reaktion Khels ab. In der Macht spürte sie seinen Schrecken, noch bevor er es schaffte, körperlich zu reagieren. „Sithspucke...“ „Was?“, fauchte sie ungehalten, sie war es leid, nicht zu erfahren, was eigentlich auf diesem verdammten Felsball passierte. Khels Gesicht verzog sich misstrauisch und ärgerlich, doch enthielt er sich jeder Reaktion auf ihren Ausbruch, beantwortete nur ihre Frage. „In dieser Suite solltet Ihr mit Eurem Padawan untergebracht werden...“ Seine Kälte erschreckte sie, half ihr, das wütende Funkeln in ihren Augen zu kontrollieren und es aus ihrer Stimme zu halten. „Und weiter?“ Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu. „Nun, jemand oder etwas hat offensichtlich beschlossen, die Anwesenheit von Jedi auf diesem Planeten nicht länger zu ignorieren, sondern als Bedrohung wahrzunehmen.“ Nystalas Reaktion beschränkte sich auf ihre Augenbrauen, die nach oben wanderten. „Ich denke, es wäre vorteilhaft, wenn Ihr am Anfang beginnen würdet – wir haben, bevor wir hier ankamen, keinerlei Informationen erhalten.“ Sie verkniff sich ein missgelauntes „Danach auch nicht.“, doch er schien es trotzdem zu hören, nickte allerdings – anscheinend hatte er den Grund für ihren Ärger erkannt. „Nun, seit wir angekommen sind, hat man uns bestenfalls ignoriert, Lis sogar offen beleidigt. Wir werden zwar zu Banketten und Empfängen eingeladen, aber von den – offensichtlich stattfindenden – Verhandlungen zwischen Regierung und Rebellen vollkommen ausgeschlossen. Und das sowohl vom König und seinen Ratsherren, als auch von den Abgesandten der Rebellen.“ „Man legt also Wert darauf, seine Probleme selbst zu lösen.“ Trocken grinste sie. „Warum sind wir also hier?“ „Weil nach einer Reise quer durch die halbe Galaxis eine Botschaft im Jedi-Tempel ankam, in der die unterdrückten Bergvölker Laanars um Hilfe baten. Allerdings haben sie sich seit unserer Ankunft nicht gemeldet, und als wir ihren Abgesandten ansprachen, erklärte er nur, dass sie keine Hilfe brauchten. Als wir ihnen einen Besuch abstatten wollten, hat man uns alle Steine in den Weg gelegt, die man finden konnte.“ Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und murmelte etwas, das nicht für die Ohren der beiden Padawane bestimmt war. „Und was machen wir jetzt?“ Er zuckte mit den Schultern. „Für heute Abend ist ein Bankett angesetzt, wie fast immer, und Ihr solltet vielleicht teilnehmen, um die Gesellschaft und den König kennen zu lernen.“ Sie nickte und dachte unbehaglich an die Landung zurück. „Ich denke, Ihr solltet mich begleiten.“ „Und zwei Padawane, bei denen ich von zumindest einem weiß, dass er großes Talent hat, Chaos zu erzeugen, in meiner Suite lassen? Danke, ich will hier auch noch morgen wohnen“, meinte er mit einem trockenen Grinsen, und irgendwie schien sich die Spannung zwischen ihm und der Jedi zu lösen. Sie wollte gerade zu einem beschwichtigenden Kommentar ansetzen, als sich ein hinterhältiger Gedanke in ihren Geist schlich, und richtete ihren Blick prüfend auf die beiden Jungen. Ihr Lächeln hätte fünfundzwanzig Jahre zuvor bei jedem einzelnen Jedi-Meister im Tempel sämtliche Alarmglocken schrillen lassen, und ihre Augen trafen die des Zabrak. „Während des Bankettes sind doch alle schwer beschäftigt, oder? Wäre das nicht eine perfekte Gelegenheit für die beiden, sich hier umzusehen? Inoffiziell?“ Er musterte die Jungen abschätzend. „Wenn wir sagen, sie sind fürchterlich müde und wollten unbedingt ins Bett... und noch dazu so tun, als ob wir es glauben... dann stehen wir zwar wie vollkommene Idioten da, wenn sie mitten in der Nacht in einem Kontrollraum erwischt werden... aber für Idioten werden wir sowieso gehalten.“ „Und wenn sie uns erwischen?“ Adian schien von dem Plan nicht besonders begeistert, auch wenn er förmlich darauf brannte, ein richtiges Abenteuer zu erleben, machten ihm die möglichen Konsequenzen Angst. Khel dachte einen Moment nach. „Sie behandeln uns seit drei Monaten wie Thermaldetonatoren, die jeden Moment hochgehen können – es gibt keinen Grund, warum die Palastwachen ihr Verhalten nun ändern und zwei Padawane verschwinden lassen sollten.“ Nystala grinste über ein Erlebnis, das offenbar lange in der Vergangenheit lag, dann schüttelte sie sich und blickte den anderen Jedi an – die Spannung zwischen ihnen hatte sich gelegt, beide hatten ihre Vorbehalte auf eine persönlichere Ebene verbannt, auf der sie ihre Zusammenarbeit nicht beeinflussen konnte. „Ich finde, es ist eine gute Idee.“ Sie blinzelte, trotzdem überrascht über seine Zustimmung, dann lächelte sie. „Und nachdem die Sicherheitsleute jetzt mein ganzes Zimmer durchsucht haben, sollte ich mich wohl fertig machen... Adian, bleibst du einstweilen hier und besprichst mit Meister Khel, was ihr euch heute Abend ansehen könntet?“ Der Junge nickte und sie warf ihm einen aufmunternden Blick zu, sie war sich sicher, dass er mit der neuen Situation zurechtkommen würde. „Bis dann.“ Dann trat sie hinaus auf den Gang und machte sich auf den Weg in die Nachbarsuite. Kapitel 13: Eine Ungereimtheit ------------------------------ Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 13 - Eine Ungereimtheit Nystala Dymaris strich ihre Galarobe noch einmal glatt, während sie neben Dar Khel herging und dem Diener folgte, der sie zum Bankett führte. Nun, da sie ihre Einsatzplanung abgeschlossen hatten, senkte sich wieder drückendes Schweigen über sie, und die Vergangenheit baute sich wie eine Mauer zwischen ihnen auf – aber nach Smalltalk war ohnehin keinem der Beiden zumute. Ihr Lichtschwert hing als beruhigendes Gewicht an ihrer Seite, auch wenn ihr klar war, dass es ihr gegen die subtilen Angriffe des diplomatischen Parketts nicht helfen würde, hätte sie sich ohne die Waffe verletzbar und unwohl gefühlt. Fast verstohlen warf sie einen Blick zu Khel, der allerdings vollkommen ruhig wirkte, so als ob er die Bankette schon längst gewohnt war und wusste, dass dort nichts geschehen würde. Sie schüttelte den Kopf, zu lange hatte sie keinen diplomatischen Auftrag gehabt und stattdessen Sklavenjäger von ihrem Beruf abgebracht, Verbrechersyndikate aufgerollt und Piraten gesucht. Wie oft hatte sie sich damals einen gemütlichen Abend in einer Suite oder todlangweilige Verhandlungen gewünscht, nur um jetzt festzustellen, dass es ihr eigentlich mehr behagte, wenn jemand auf sie schoss. Nun, man wollte immer das, was man nicht bekommen konnte. Immer. Durch eine große Flügeltür drangen gedämpfte Stimmen und der dezente Klang von Musik, wohl einer einheimischen Richtung, denn Nystala kannte sie nicht, und sie warf einen stummen Blick zu Khel, der ihn aber ignorierte. Eine Dienerin begleitete sie zu ihren Plätzen am unteren Ende der Tafel der Ratsherren, wo man zwei gegenüberliegende Stühle für sie bereithielt, und beide setzten sich unentschlossen. Die meisten anderen Gäste waren noch nicht hier, nur ab und an eine geflüsterte Unterhaltung durchbrach den Fluss der Musik, und Nystala lächelte gezwungen – jetzt musste sie Smalltalk führen, etwas, das die Jedi-Meisterin schon seit jeher verabscheute. „Die armen Jungs sind fürchterlich müde, wenn sie sich das alles nicht ansehen wollen.“ Khel nickte ebenso unbehaglich. „Ja, Adian ist sicherlich erschöpft von der Reise, und ich wette, Lis hat die ganze letzte Nacht irgendwelche Spiele auf seinem Datapad zum Rauchen gebracht.“ Nun grinste sie natürlicher, mit echtem Amüsement. „Welcher Padawan hält sich schon an Schlafenszeiten...“ Eine Kopfbewegung seinerseits lenkte sie ab, ließ sie einen flüchtigen Blick zur Tür werfen, durch die nun mehr oder weniger gesammelt ein großer Teil der Ratsherren eintrat, meist in Begleitung weit jüngerer Frauen, und Nystala schaffte es nur mit Mühe, einen gehässigen Kommentar zu unterdrücken. Stattdessen lauschte sie Khel, der ihr mit gedämpfter Stimme verriet, was er über die einzelnen Männer und ihre jeweilige Position herausgefunden hatte. Kurz darauf nahm eine junge Frau neben ihr Platz, und das Gespräch, das sie mit der Jedi begann, überzeugte diese schon bald von den beiden Kriterien, nach denen die Ratsherren ihre Begleitungen aussuchten: Gutes Aussehen und das Fehlen jeglicher Intelligenz. Doch bald verlor sich ihr Gesprächsfaden, und das Mädchen wandte sich wieder seinen Freundinnen zu, während Nystala ihren Blick auf Khel richtete. „Hilfe!“, murmelte sie, in der Hoffnung, dass niemand sie hören würde, doch der Zabrak grinste nur ein wenig hämisch. Sie überlegte, ob sie ihm etwas Gehässiges an den Kopf werfen sollte, doch sein Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war, und sein Blick richtete sich nach Innen. Hastig griff sie in die Macht und war überrascht, wie klar sie seine Gefühle spürte, seine Angst, seinen Schrecken, und sie beugte sich über den Tisch vor. „Was ist?“ Er schüttelte hastig den Kopf. „Ich weiß es nicht... irgendetwas ist mit Lis...“ Doch der Rest seiner Erklärung wurde von König Nalenaton abgewürgt, der kalt und prunkvoll gekleidet den Saal betrat, und während sich alle hastig erhoben, wusste sie, dass sie mit ihrer Angst noch lange allein bleiben würde. Lis Kissoto grinste zufrieden, als sein Meister mit wehender Galarobe auf den Gang trat, und räkelte sich gemütlich in seinem Stuhl. „Meine Güte, mir quellen bald die Ohren über vor guten Ratschlägen...“ Adian zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts, sondern rückte sein Lichtschwert am Gürtel zurecht. Doch dem Nautolaner schien seine Reaktion nicht aufzufallen, denn er blickte schon wieder angestrengt auf seine Displays und ließ die grünen Hände über die Tasten fliegen. „Der Zentrale Überwachungsraum ist voll besetzt, genauso die Nebenstelle beim Bankettsaal...“ Er schaltete die Sicherheitskameras durch, und Adian beugte sich nach vorne, um seine Bildschirme betrachten zu können. „Ah! Die Zentrale in unserem Flügel ist leer!“ Lis’ Finger huschten über die Tastatur und eine verwirrende Fülle von Befehlen schien auf, verschwand sofort wieder und verschob sich. Adian musste zugeben, er verstand kein Wort von dem, was der andere Junge da machte, aber er würde sich hüten, das zuzugeben. „So.“ Lis erhob sich von seinem Platz und stieg über die zahlreichen Kabel, die seinen Sitzplatz umrahmten, hinweg. „So was?“ Der dunkelhaarige Padawan ärgerte sich sofort über seinen gereizten Tonfall, doch er konnte ihn nur schwer verhindern, so sehr störte es ihn, etwas nicht zu wissen. „Ich habe eine hyperparabolanitisatische Konstruktion eingesetzt, was denn sonst.“ Langsam fragte Adian sich wirklich, ob der Nautolaner ihn in den Wahnsinn treiben wollte, doch der Gedanke verschwand sofort, als dieser über die Teppichkante stolperte und eine nicht besonders elegante Landung auf dem Boden hinlegte; zu sehr war er damit beschäftigt, sich das Grinsen zu verbeißen. „Sithbrut.“ Lis rappelte sich auf und kontrollierte die Funktion seines vergrößerten Datenblocks, den er auf ihren Ausflug mitnehmen wollte, dann kam er auf die Füße. „Gehen wir...“, brummte er missmutig, als er Adians Gesichtsausdruck entdeckte. Die Tür der Suite öffnete sich auf einen kurzen Befehl des älteren Jungen zwar nur zögerlich, aber dafür ohne dass ein Signal an die Wachkräfte des Palastes gesandt wurde, und die beiden Padawane traten auf den Gang. „Überwachen die uns nicht?“, murmelte Nystalas Schüler beunruhigt und blickte nervös nach links und rechts; man merkte ihm an, dass dies seine erste Mission war und dass er sich unsicher fühlte. „Nein, ich hab eine Endlosschleife geschaltet, die leere Gänge zeigt. Irgendwann werden sie das natürlich bemerken, aber wenn wir zu professionell wirken, glaubt uns niemand, dass wir zwei arme, unschuldige Padawane auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer sind.“ Ihm blieb nichts übrig außer zu nickten und dem Nautolaner zu folgen, der sich offensichtlich auf den Weg in die zuvor entdeckte Sicherheitszentrale machte. Irgendwie fühlte er sich unnötig und fehl am Platz, so als ob er Lis mehr behindern würde als ihm zu helfen, ihren Auftrag auszuführen, trotzdem hoffte er, dass er sich noch irgendwie nützlich machen würde können. Seine beanspruchten Nerven gaukelten ihm vor, dass sie stundenlang durch die Gänge schlichen, doch in Wirklichkeit handelte es sich nur um Minuten, dann erreichten sie einen unscheinbaren, rechteckigen Umriss in der Wand. Lis drückte ein paar Knöpfe auf seinem Datapad und grinste dann zufrieden, als die Tür zur Seite aufglitt. Seine großen schwarzen Augen leuchteten fasziniert, als er die vielen Bildschirme entdeckte, und nachdem Adian eingetreten war und er den Eingang wieder verschlossen hatte, warf er sich in einen Stuhl und begann, die Systeme auszukundschaften. „Behalte einfach so viele Bildschirme wie möglich im Auge, und sag mir, wenn du etwas Ungewöhnliches entdeckst.“ Trotzdem verging die Zeit für den Jungen nur schleppend, nach der fünften leeren Suite nahm auch die Aufmerksamkeit ab, denn so prunkvoll sie auch eingerichtet waren, irgendwann hatte man sich sattgesehen. Lis hingegen schien eher lebhafter zu werden, je länger ihr kleiner Ausflug dauerte und je tiefer er in die Sicherheitssysteme der Anlage eindrang, doch verhielt er sich schweigsam und konzentrierte sich auf die Bildschirme. „Hey! Adian! Komm und sieh dir das an!“ Er schreckte hoch und schüttelte den Kopf, er ärgerte sich, dass er weggedöst war, doch als er neben den Nautolaner trat, konnte er nichts besonderes entdecken, abgesehen von einem hochgewachsenen Mann, der in reichlich wenig Kleidung einen Drink kippte. „Und?“ „Das ist der Abgesandte der Bergvölker, oder zumindest sollte er das angeblich sein.“ „Naja, wenn das seine Suite ist, dann ist es doch wahrscheinlich, dass er auch der Bewohner ist, oder?“ Er zog die Augenbrauen hoch, doch Lis schüttelte den Kopf. „Sieht er für dich so aus wie ein wettergegerbter, dunkelhäutiger Nomade?“ „Nein...“ „Na, was macht ihr beide denn hier?“ Adian schreckte hoch und wirbelte herum, vor ihnen stand ein hochgewachsener, bärtiger Soldat, der mit einem Blastergewehr bewaffnet war und nicht unbedingt freundlich aussah. „Wir... äh...“, stotterte der Nautolaner und warf versehentlich seinen Datenblock zu Boden, doch der Jüngere trat nach vorne und blickte unsicher zu dem Mann hoch. „Wir... wir wollten doch nichts anstellen, Sir.“ Offensichtlich hatte er den richtigen Ton angeschlagen, denn dessen grimmiger Blick verlor etwas von seiner Schärfe, und er schien erleichtert, nur zwei Jungen erwischt zu haben und keine wirklichen Unruhestifter. „Und was macht ihr dann hier?“ „Naja...“, er druckste herum und schaute nervös nach oben, mit einem Blick, den die Ausbilder des Tempels zur Genüge kannten, „uns war doch so langweilig... immer nur im Zimmer sitzen, da gibt es doch nichts zu tun... und da dachten wir uns, dass wir mal etwas erleben wollten und uns hier umsehen... und weil wir nicht wussten, wo wir hingehen sollen, sind wir erst mal hierher gekommen, um einen interessanten Platz zu suchen... wir wollten doch nichts anstellen...“ Eine unauffällige Bewegung mit der Hand verstärkte seine Worte, denn auch wenn er mit seinen Fähigkeiten niemanden überzeugen konnte, der sich nicht überzeugen lassen wollten, schienen sie ihm hier doch recht nützlich zu sein. „Na dann raus mit euch. Ihr habt ja nichts umgestellt, oder?“ „Nein, Sir. Wir haben uns nur umgesehen...“, erklärte Adian kleinlaut und ließ sich aus der Kammer scheuchen, während er dem Nautolaner zuzwinkerte. „Und jetzt kommt ihr mit zu euren Zimmern, nicht, dass ihr euch auf dem Weg dorthin noch verlauft.“ „Danke, Sir. Und... ähm... könnten Sie unseren Meistern bitte nichts erzählen? Die denken nämlich, wir würden im Bett liegen und schlafen, und na ja...“ Er schüttelte den Kopf, versprach aber, den Mund zu halten, und nachdem sich die Tür ihrer Suite hinter ihm geschlossen hatte, konnte keiner der beiden sein Lachen zurückhalten. „Wow. Das müssen wir öfter machen!“ Kapitel 14: Alkohol ------------------- Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 14 - Alkohol Das Bankett zog sich dahin wie eine ekelhafte, zähflüssige Masse, Platte um Platte, Gang um Gang, und obwohl das Essen ausgezeichnet schmeckte, fühlte sie sich schon bald zu vollgestopft, um noch etwas davon genießen zu können. Wenigstens hatte Khel ihr vor wenigen Minuten zugewispert, dass es seinem Padawan wieder besser ging, und auch wenn sie sich noch Sorgen machte, trug diese Tatsache sehr dazu bei, ihre Stimmung zu verbessern. Trotzdem wurde ihr Widerwille gegen das Protokoll dadurch nicht geringer, und sie fühlte sich erleichtert, als die Höflichkeit es den beiden Jedi erlaubte, in die Suite des Zabrak zurückzukehren. Eigentlich hatte sie erwartet, dass die beiden Jungen sie begrüßen würden, also war sie überrascht, die Beiden im großen Bett des anderen Jedi zu finden, augenscheinlich tief schlafend. Sie grinste. „Nun, ich glaube, du musst heute auswandern.“ Lachend warf er einen Blick über ihre Schulter. „Oh, das denke ich auch. Aber im Moment ist mir sowieso nicht danach zumute.“ Sie schloss die Tür und sah nicht mehr, wie zwei Padawane synchron zu grinsen begannen und nach einem Paar Kopfhörer griffen, sondern ließ sich in einen Stuhl sinken. „Bin ich froh, diese Idioten endlich loszusein... das nächste Mal stelle ich mich krank.“ Sie spürte den Alkohol in ihrem Blut, sie vertrug ihn nicht und die vielen Toast beeinträchtigten langsam ihre Handlungen. „Willst du auch einen?“ Khel hatte sich einen Drink eingeschenkt, die Eiswürfel klimperten in seinem Glas, und er lächelte matt. „Du weißt doch, du sollst mich das nicht fragen, wenn ich betrunken bin.“ „Also ja?“ „Ja!“ Sie trat zu ihm und nahm ihm das Glas aus der Hand, betrachtete einen Moment lang die schwappende Flüssigkeit, dann meinte sie: „Darauf, dass ich heute Abend keine Diplomaten mehr sehe.“ „Eine gute Idee.“ Ihre Gläser gaben einen klingenden Ton von sich, als sie aneinander stießen, und Nystala nahm einen kräftigen Schluck. „Ich kann ohnehin nicht schlafen...“ Er blickte sie an, und sie spürte, dass er diesmal nicht die Frau sah, die ihn damals enttäuscht hatte, sondern sie... sie selbst. „Heute Nacht oder immer?“ Der Alkohol machte sie empfindlich für dieses Flimmern, das nun zwischen ihnen in der Luft lag und sich in ihrem Körper fortsetzte, und plötzlich merkte sie, dass sie lächelte. „Oft... ich hab Alpträume von... von damals...“ Seine Verachtung war verschwunden und durch Sorge ersetzt worden, und plötzlich wirkte er verlegen. „Es tut mir leid...“ Sie lächelte Matt und trank einen Schluck. „Ich denke, wir werden heute nicht mehr erfahren, was unseren Padawanen zugestoßen ist...“ „Das denke ich auch...“ Unruhe trieb ihn aus seinem Stuhl, ließ ihn durch den Raum wandern, und sie lächelte wehmütig. „Wir sind wohl beide keine Muster-Jedi, was?“ Er war hinter sie getreten und sie spürte seine Hand neben ihrer Schulter wie eine Flamme. „Nein, wirklich nicht... aber ist das schon irgendjemand?“ Ein Kribbeln wanderte über ihre Wirbelsäule, als sie seine Stimme hörte, vermischte sich mit einer Erinnerung, die schon so lange zurücklag, und sie hatte sich schon halb aus dem Stuhl erhoben, als sie mit einem perlenden Lachen zurückfiel. „Was ist?“ Er wirkte verwirrt und ein wenig gekränkt, doch sie musste sich ein weiteres Grinsen verkneifen. „Tut mir leid... aber... mir ist eben sehr bildhaft ein Grund vor Augen gestanden, wieso Yoda kein perfekter Jedi-Meister sein könnte...“ Sie lachte wieder und er stimmte ein, als er ihrem Gedankengang gefolgt war, ließ sich in einen Stuhl sinken. „Du bist wirklich betrunken, Nystala.“ „Natürlich.“ Wie zur Bestätigung nahm sie einen weiteren Schluck Alkohol und ließ ihren Kopf in den Nacken sinken. „Bereust du es eigentlich?“ Seine Frage durchschnitt die Stille, sie schreckte hoch und blickte ihn an, suchte nach Anzeichen einer Falle, doch da war nur Neugier. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Sollte ich? Was passiert ist, ist passiert, und es hat mir gefallen... warum sollte ich mich damit quälen... dafür gibt es genug Anderes...“ Sie schwiegen beide, und Nystala leerte ihr Getränk in einem letzten Zug. „Ich... ich denke, ich gehe jetzt schlafen... danke.“ Sie blieb einen Moment stehen, um ihr Glas an der Minibar abzustellen, und fixierte einen schlanken Flaschenhals. „Es tut mir leid, Dar... ich hätte mich bei dir melden sollen, nach der Sache mit meinem Meister... ich hatte Angst... ich konnte mich nicht einmal meinem Urteil stellen, wie hätte ich es bei deinem vermocht?“ Sie zitterte und schüttelte sich kurz, dann trat sie nach draußen. „Gute Nacht, Dar.“ Der kühle Gang nahm sie auf, und sie spürte, wie die Anspannung von ihr abfiel und die Tränen zu fließen begannen. Kapitel 15: Der Verdacht erhärtet sich -------------------------------------- Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 15 - Der Verdacht erhärtet sich Nystala schlief unruhig und schlecht, die Träume voll von einer Sith mit ihrem Gesicht und der Erinnerung an ihren Meister, und sie erwachte im Morgengrauen, das Kissen nass – sie wusste nicht ob von Schweiß oder von Tränen. Ihr Kopf fühlte sich schrecklich aufgebläht an, trotzdem schälte sie sich aus der Decke, die sich um ihre Beine gewickelt hatte, und schenkte sich ein großes Glas Wasser ein. Hastig leerte sie es und kämpfte die aufsteigende Übelkeit nieder, dann schloss sie die Augen und begann mit einer Serie von Morgenübungen, durch die sie sich quälte, bis das angenehme Gefühl körperlicher Erschöpfung ihren Schmerz und einen Teil der Auswirkungen des Alkohols fortwusch. Als sie sich schließlich besser fühlte und ihr Bewusstsein wieder an die Oberfläche tauchte, stand Dar Khel in der Tür und lehnte sich gegen den Rahmen. „Hallo.“ Sie musste nicht fragen, ob er sie beobachtet hatte – die Antwort war offensichtlich. „Guten Morgen.“ Er zögerte und betrachtete interessiert das Muster des Teppichbodens. „Ich... die Padawane sind aufgewacht, und ich dachte, du möchtest ihren Bericht hören...“ Sie streckte sich und wischte sich über die Stirn, feine Schweißperlen bedeckten ihre Haut und hinterließen einen dünnen Film auf ihren Fingern. „Natürlich.“ Unruhig zupfte sie an ihrer Jedi-Robe, doch die Neugier war stärker als das Bedürfnis nach einer Dusche, und so lächelte sie schwach und ein wenig unsicher. „Gehen wir.“ Die beiden Jungen warteten schon, Lis hatte sich wieder hinter seiner elektronischen Ausrüstung verkrochen und Adian saß neben ihm auf dem Fußboden, den Rücken an den Stuhl des Nautolaners gelehnt. „Morgen.“ Nystala konnte ein Gähnen nicht unterdrücken und ließ sich in einen der bequemen und zweifellos auch teuren Stühle der Suite fallen, während Dar Khel auf den Beinen blieb und unruhig mit dem Fuß auf den Teppich tappte. „Also...“ Er räusperte sich und warf einen Blick auf den anderen Padawan, doch dieser blickte nicht einmal von seinen Bildschirmen auf, offensichtlich mit anderen Dingen beschäftigt. „Eigentlich ist nichts besonderes passiert, wir sind in den Kontrollraum eingedrungen und haben uns die Überwachungskameras angesehen... und dann hat Lis entdeckt, dass der Abgesandte der Bergvölker gar nicht wie einer der Nomaden aussieht, sondern vollkommen anders. Aber bevor wir weiter nachforschen konnten, hat uns dieser Wachmann entdeckt... zum Glück ist er darauf hereingefallen, als wir ihm erklärt haben, dass wir zwei kleine Jungen auf der Suche nach einem Abenteuer sind...“ Nun konnte Nystala ein spontanes Prusten nicht unterdrücken, und auch wenn sie sich die Hand vor den Mund hielt drang ein erstickter, aber trotzdem amüsierter Laut nach Draußen. „Ihr? Unschuldig? Nie und nimmer.“ Für einen Moment hielt sie den Blick ihres Padawanes fest, ein stummes Lob, das durch das amüsierte Funkeln in ihren Augen drang, doch dann ergriff Dar das Wort. „Habt ihr auch Aufzeichnungen von dem Mann?“ Adian nickte und warf einen Blick zu Lis, doch dieser reagierte nicht, und der Junge seufzte gereizt. „Ja, er hat mitgeschnitten, was wir gesehen haben. Lis?“ „Was?“ Der Nautolaner schreckte hoch und blinzelte verwirrt. „Kannst du unseren Verdächtigen auf einen der Bildschirme legen?“ Er schien einen Moment zu benötigen, um den Satz zu verstehen, denn seine Finger hörten nicht auf, die Tasten zu bearbeiten, doch dann starrte er wieder auf seinen Bildschirm, und Adian stöhnte genervt auf. „Hey? Hörst du mir überhaupt zu?“ Lis hielt für einen Moment inne, erstarrte, dann drehte er in einer langsamen Bewegung den Kopf und funkelten den anderen Padawan aus seinen schwarzen Augen an. „Um genau zu sein: Nein. Ich arbeite.“ Mit einer heftigen Bewegung drehte er einen kleinen Seitenschirm in die Richtung der Jedi, erstickte ein wütendes Schnauben und programmierte weiter. Überrascht blinzelte Nystala und warf einen Blick zu Dar, der allerdings eher schmunzelte, als sich über seinen Padawan zu ärgern. Die Reaktion Adians fiel allerdings stärker aus, als sie eigentlich erwartet hatte, er glühte fast vor Wut - ihre sehr verbesserte Zusammenarbeit täuschte über sein empfindliches Temperament hinweg, außerdem nahm er sich anderen gegenüber mehr heraus als bei ihr. Allerdings würde er sich gedemütigt fühlen, wenn sie ihn hier und jetzt herunterputzte, und sicherlich nicht auf sie hören. „Ist das der Mann?“ Der Junge nickte unwillig, doch sie wusste, dass sein Ärger nichts mit ihr zu tun hatte. Blass und ruhig starrte der Mann in die Kamera, das breite Gesicht offen und freundlich... und doch, irgendetwas an ihm störte sie. „Dar? Weißt du, wer das ist?“ Während er begann, unruhig auf und abzugehen, schüttelte der Zabrak abwesend den Kopf, ein deutliches Zeichen dafür, dass er sich mit seinen Gedanken beschäftigte. „Nein... nein, ich habe ihn noch nie gesehen...“ „Hm...“ Lis blickte für einen Moment auf. „Ich habe ihn mit allen bekannten Stammeshäuptlingen und einflussreichen Persönlichkeiten der Bergvölker verglichen und niemanden gefunden, der auch nur annähernd aussieht wie er. Die Liste ist zwar nicht sehr vollständig, aber jemand mit seinem Verhalten wäre wohl... hm... aufgefallen.“ Nystalas Augenbrauen zogen sich misstrauisch zusammen. „Was meinst du?“ Doch der Junge beschäftigte sich schon wieder mit seinen Datenbanken, und Dar antwortete für ihn: „Nun, er hat es geschafft, innerhalb von zwei Tagen jeden möglichen Verhandlungspartner zu beleidigen, und er hört nicht damit auf. Fast, als ob er es auf eine Eskalation des Konfliktes anlegt...“ Die Jedi schüttelte den Kopf. „Aber wenn er sich benimmt wie ein Kraytdrache mit Zahnschmerzen, warum wird er dann nicht abberufen? Falls es zum offenen Kampf kommt, können sie nicht gewinnen, also...“ „Vielleicht haben sie etwas, das sie überzeugt, gewinnen zu können?“ „Oder sie wissen einfach nicht, wie gravierend die Fehler sind, die ihr Vermittler begeht, weil sie keine Ahnung von Diplomatie haben?“ Adians Zorn war so weit abgeflaut, dass er sich an der Diskussion beteiligte, und Nystala nickte. „Was es auch ist... es gefällt mir gar nicht.“ Dar schüttelte den Kopf. „Dann will ich nicht wissen, was du dazu sagst, dass ein Teil des Kronrates auf eine sofortige militärische Intervention drängt, weil sie nie wieder einen so guten Vorwand bekommen, um das Minderheitenproblem zu lösen.“ „Sithbrut! Und wir können nichts dagegen tun, weil wir keine Beweise haben, mit denen wir auch nur einen Ewok überzeugen könnten.“ Ein Moment bedrückten Schweigens folgte, der allerdings bald von Lis unterbrochen wurde: „Meister Khel! Er ist in der Einreise-Datenbank!“ Die beiden Jedi wirbelten herum und starrten Lis an, der ihnen einen der Bildschirme präsentierte. „Mein Algorithmus hätte ihn fast übersehen...“ Andere Haarfarbe, andere Nase, andere Augenfarbe und diesmal mit Bart – aber er ist es, schoss es Nystala durch den Kopf. „Hier heißt er Tlako Ren, aber ich bin mir recht sicher, dass es ein falscher Name ist. Ich schicke eine Anfrage nach Coruscant, vielleicht können sie in den Jedi-Datenbanken Näheres herausfinden.“ „Gut gemacht, Großer!“ Dar lächelte voll Stolz, etwas, das sie bis jetzt nur selten an ihm wahrgenommen hatte. „Und jetzt wissen wir wenigstens, dass unsere Anwesenheit hier einen guten Grund hat.“ Kapitel 16: Aus Mangel an Beweisen ---------------------------------- Im Schatten der Nacht Teil 2 Kapitel 16 - Aus Mangel an Beweisen Die folgenden Stunden brachten immer mehr interessante Details über Tlaco Ren zum Vorschein, vor zwei Jahren hatte er seinen Fuß zum ersten Mal auf den Planeten gesetzt, einige Zeit in der Hauptstadt verbracht und war dann in die Berggebiete gereist. Danach verlor sich seine Datenspur, bis er kurz vor der Ankunft Meister Khels als Vermittler in den königlichen Palast geschickt worden war. Und in den Informationen aus der Jedi-Datenbank, die sie erhalten hatten, war zwar der wirkliche Name des Fremden nicht enthalten, da sie ihn unter all seinen Tarnidentitäten nicht finden konnten, aber er arbeitete für eine Firma namens Dalak Mining. „Uh...“ Lis Augen nahmen ungeahnte Größen an, und Adian vergaß seinen Groll und beugte sich zu dem anderen Padawan. „Ach du... Meisterin?“ Nystala schreckte vom Sofa hoch, auf dem sie gedöst hatte, doch jetzt galt ihre gesamte Aufmerksamkeit den Jungen. „Was ist?“ „Dalak Mining hat Schürfrechte für das Berggebiet der Nomaden gekauft, kann sie aber wegen deren Widerstand nicht wahrnehmen.“ „Oh, wunderbar. Wir haben auch noch eine galaxisweite Firmengruppe am Hals und nicht nur einen notgeilen König, einen Haufen unfähige Berater und Nomaden, die sich nicht entscheiden können, was sie wollen.“ Ein tauber Hutt hätte den Sarkasmus in ihrer Stimme bemerkt, und Adian zog fast reflexartig den Kopf ein. „Da weiß man wieder, wieso man diesen Job so liebt.“ „Soweit ich mich erinnere, ist es genau das, wofür wir ausgebildet wurden.“ Fast fauchend wirbelte sie zu Dar herum und skalpierte ihn mit ihrem Blick, doch er sah sie nur an, aus kühlen Augen, und ihr Zorn verschwand so schnell, wie er gekommen war. „Ja. Ja, du hast wohl Recht... tut mir leid.“ Er nickte nur, und sie schüttelte sich, so als ob sie ihren Zorn loswerden wollte, dann lehnte sie sich zurück. „Die Frage ist nur: Was machen wir gegen unseren Haufen von ausbeuterischen Managern und unfähigen Regenten?“ Der andere Jedi ließ sich resigniert in einen der Stühle fallen. „Das ist das Problem. Jedem Dreijährigen ist klar, dass das, was sie machen, illegal ist – allerdings haben wir keinen einzigen verdammten Beweis dafür.“ „Sithspucke.“ „Aber warum suchen wir dann nicht nach etwas, das sie ein für allemal festnagelt?“ Dem jüngeren Padawan war anzumerken, wie sehr die erzwungene Untätigkeit auch an seinen Nerven rüttelte, und Nystala honorierte seine Bemühungen, ruhig zu bleiben damit, dass sie ihn nicht ihrerseits anfuhr. „Ich wüsste nicht einmal wo... und wie sollen wir aus diesem Gefängnis mit Goldausstattung ausbrechen, ohne dass sie es bemerken?“ Dar zuckte die Schultern und wand sich unbehaglich in seinem Stuhl umher. „Wo... ich würde sagen, wenn die Nomaden-Clanführer bezeugen können, dass sie den Mann, der für sie verhandelt, noch nie gesehen haben, dann wären der König und seine Berater in gewissen Erklärungsnöten... sicher sogar.“ „Und wo finden wir einen von ihnen? Ich denke nicht, dass du einen im Badezimmerschrank versteckst, oder?“ „Eher nicht, Nystala... aber ich dachte daran, in den Berggebieten nach ihnen zu suchen...“ Die Jedi verdrehte die Augen. „Du vergisst, dass du das schon einmal versucht hast... erfolglos.“ „Ich hätte da eine Idee...“, warf Lis aus seinem Nest von Ausrüstung ein und verriet damit, dass er eigentlich nicht so beschäftigt war wie er vorgab zu sein. „Ja?“ Die Unruhe seines Meisters war abgeebbt und der Resignation gewichen, und er bemühte sich, sich nicht anstecken zu lassen. „Ich habe die Holokameras dieses Zimmers angezapft und die Aufnahmen verändert, und deswegen sehr viel Bildmaterial von uns allen. Wenn Ihr eine Ausrede findet, warum Ihr Eure Zimmer nicht verlassen könnt, dann kann ich Eure Anwesenheit glaubhaft simulieren.“ Nystala nickte, die Augen voll frischer Hoffnung. „Klingt gut. Wir verlangen einfach irgendeine Unverschämtheit von ihnen, die sie uns einfach nicht geben können, und wenn sie nein sagen, dann verschanzen wir uns schmollend in unserer Suite. Immerhin bin ich eine Frau, und dieser Haufen...“ Sie verbiss sich den Schluss des Satzes, doch ihr lebendiger Gesichtsausdruck erklärte alles weitere. „Nun, auf jeden Fall werden sie es glauben. Da bin ich mir sicher.“ „Gut.“ Die Erregung trieb Dar wieder auf die Beine, und er lehnte sich gegen den Türrahmen. „Wer geht?“ Dunkle Augen musterten Khel mit einem schiefen Grinsen. „Das ist die Frage. Lis muss auf jeden Fall hier bleiben, da er der einzige mit genug technischer Erfahrung für unser kleines Manöver ist.“ Sie spürte Adians erwartungsvolle, junge Augen auf sich, und ihre Machtsinne verrieten ihr, wie sehr er darauf brannte, gemeinsam mit ihr auf diese Mission zu gehen. Trotzdem zwang sie sich, ruhig zu bleiben, und blickte Dar an. „Was denkst du?“ „Ich denke, dass das eine Tour durch Schlamm und die lokale, bodenbedeckende Flora wird, und dass ich deinen Padawan lieber hier hätte.“ Sie nickte, zwang sich, die Enttäuschung des Jungen zu ignorieren, wissend, dass der Zabrak Recht hatte und er im Palast wirklich besser aufgehoben war. „Also wir beide?“ „Ja. Lis, kannst du eine offizielle Anfrage senden? Über...“ Der Nautolaner wedelte mit einer Flossenhand, auf der Suche nach einer Idee. „Wir könnten sie um vollständigen Zugang zu ihrer Geheimdienstdatenbank bitten.“ „Eine ausgezeichnete Idee, und schick es bitte schnell weg. Ich möchte noch heute Abend aufbrechen.“ Nun, da er einen Weg gefunden hatte, seine rastlose Energie einem sinnvollen Zweck zuzuführen, schien Dar nicht mehr zu bremsen zu sein, und fast sofort begann er, seine Ausrüstung zusammenzupacken. Schnell wurde klar, dass sie wohl den Großteil kaufen mussten, da keiner von ihnen damit gerechnet hatte, auf einer diplomatischen Mission durch die Wildnis marschieren zu müssen, aber ihr Budget würde es verkraften – und wenn sie es zwingen mussten. Auch sie machte sich an ihre Vorbereitungen und an ihre Verkleidung, und als sie schließlich in die andere Suite zurückkehrte, weil Lis eine offizielle Antwort erhalten hatte, war von der Jedi-Meisterin, die den Raum verlassen hatte, nicht mehr viel zu sehen. „Du siehst... gut aus“, schluckte Dar, während sie sich wieder in ihrem angestammten Stuhl niederließ und die Beine, die plötzlich um so viel länger wirkten, übereinander schlug. „Solange ich nicht so aussehe wie ich...“ Sie grinste und strich sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, dunkle Wellen quollen über ihre Schultern wie exotische Pflanzen, und erst jetzt realisierte sie, wie lang ihre Haare eigentlich waren. „Was haben unsere Freunde geantwortet?“ „Oh...“ Lis lenkte seine Aufmerksamkeit von der überraschenden Wandlung der Jedi-Meisterin auf seinen Bildschirm und unterdrückte ein Auflachen. „Ich denke, sie waren kurz davor, uns zu fragen, ob die Macht jetzt endgültig unsere letzten Gehirnzellen zerfressen hat...“ „Sehr gut.“ Der Zabrak blickte aus dem Fenster, musterte die Dunkelheit kritisch, so als ob er überlegte, ob sie ihnen schon genug Schutz bieten würde, dann nickte er. „Sende bitte unsere Antwort.“ „Ist ’raus.“ „Gut. Ich denke...“ Zwei Jedi traten nach draußen in eine schmale Seitengasse des königlichen Viertels, doch kein unbeteiligter Beobachter hätte sie erkannt, und nicht einmal, als die Frau sich noch einmal umdrehte und resignierte die hohe, abweisende Mauer betrachtete, hätte jemand die beiden Abgesandten der Republik erkannt. „Möge die Macht mit euch sein“, murmelte sie, dann wandte sie sich abrupt um und folgte ihrem Begleiter zur nächsten belebten Straße. Kapitel 17: Die hohe Mauer -------------------------- Im Schatten der Nacht Teil 3 Kapitel 17 - Die hohe Mauer Nystala Dymaris nippte an ihrem Drink, das Gesicht verzogen, und fixierte den Händler auf der anderen Seite des Tisches mit einem Raubtierblick, der dem Dar Khels um nichts nachstand. „Und Sie denken wirklich, dass diese Notrationen zweihundert Credits wert sind? Ich nämlich nicht.“ Die Finger des Zabrak gaben einen unruhigen Rhythmus vor, trappelten über die Tischplatte, und er grinste spöttisch. „Geht mir genauso.“ „Nun gut, einhundertfünfzig.“ „Wirklich?“ Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und musterte den Mann abschätzend, während Dar unter seinem schwarzen Kopftuch die Stirn runzelte und ihr eine blasse Hand auf die Schulter legte. „Ruhig, Liebes, sonst tust du ihm noch weh, und das wollen wir ja doch nicht.“ „Hundert.“ „Angenehm, mit Ihnen Geschäfte zu machen.“ Nystala fischte zwei Creditchips aus der Innentasche ihrer Jacke und schob sie über die Tischplatte, als Dar die Notrationen schon in seinen Rucksack packte. „Einen wunderbaren Abend noch.“ Sie traten aus dem Hinterzimmer der Bar hinaus in den Schankraum, legale und illegale Drogen, deren Rauch in der Luft lag, ließen sie Husten, und mit einem Creditchip bezahlte sie ihre Getränke. „Ich denke, wir haben alles, was wir brauchen.“ Nystala nickte auf seine Feststellung hin, ihre Unruhe war nicht zu übersehen – nachdem sie in der letzten Nacht nicht alle Ausrüstungsgegenstände, die sie benötigten, erhalten hatten, befanden sie sich merklich im Verzug mit ihrem Zeitplan. „Gehen wir.“ Sie quetschten sich zwischen den anderen Gästen der Bar hindurch, und die Jedi-Meisterin zog einige neugierige Blicke von männlichen Humanoiden auf sich, denn ihre knappe Kleidung betonte ihre weiblichen Attribute. Ein zufälliger Beobachter hätte sie eher für eine Tänzerin oder Kopfgeldjägerin gehalten denn für ein Mitglied des Ordens, und auch ihr Begleiter sah nicht wie ein Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit aus, sondern eher wie ein notorischer Unruhestifter. Trotzdem machte Nystala sich keine Illusionen darüber, wie lange ihre Tarnung gegen die moderne Überwachungstechnik Bestand haben würde, und Schnelligkeit war ihr bester Schutz gegen eine zu frühe Entdeckung. Irgendwie schafften sie es, den drängenden Massen zu entkommen und in die Nacht hinauszutreten, und Dar schüttelte heftig den Kopf. „Faszinierend, wie viele illegale Drogen man kombinieren kann...“ Nystala lachte leise, trotzdem hallte das Geräusch in der fast leeren Straße wider. „Angst um deine Gehirnzellen?“ „Ich hab genug Reserve.“ Trotzdem schien er erpicht, das Thema zu wechseln, und sie spürte, dass ihr kleiner Aufheiterungsversuch nicht wirklich geholfen hatte. Sie erreichten ihren neu gekauften Speeder, ein altes, klappriges Modell, das eher aussah wie aus der Werkstatt eines schlampigen Bastlers als wie etwas, das noch flugtüchtig war, und der Zabrak lud seinen Rucksack auf den Rücksitz. „Kommst du?“ Sie nickte und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen, während er im Versuch, ihn zu starten, den Motor zum Husten brachte. Doch schließlich sprang das Gefährt an, erhob sich auf seinen Repulsorkissen über den Boden, und Dar brachte sie auf ihren Weg in die Berge. Langsam ließen sie die Hauptstadt hinter sich und der rötliche Schein, den ihre Lichter am Himmel hinterließen, verschwand ebenfalls, gab den Platz frei für Tausende von Sternen, die wie kleine Augen am Himmel hingen und weich auf sie herabblickten. Das Fehlen eines Mondes ließ die Szenerie ungewohnt wirken, doch die fernen Sonnen leuchteten nur noch heller, und Nystala lehnte sich in ihrem Sitz zurück, spürte fast nicht, wie ihr die Augen zufielen. Doch sie hatte noch nicht lange gedöst, da rüttelte ihr Begleiter an ihrer Schulter, und sie fuhr nun, während Dar sich eine Portion Schlaf holte. Mittlerweile hatte sich die Landschaft verändert, hügeliges Gelände hatte die weiten Ebenen in der Nähe des Regierungssitzes abgelöst, und im langsam einsickernden, grauen Licht des frühen Morgens zeigten sich die Berge in der Ferne als hohe, schroffe Schatten. Der Zwang, ein trotz allen Fortschritten noch bodengebundenes Fahrzeug zu verwenden, um nicht entdeckt zu werden, zerrte an ihren Nerven, und während sie beobachtete, wie ihr Ziel mit quälender Langsamkeit näherrückte, begann auch der Himmel, heller zu werden, und schließlich schob sich die rötliche Sonne dieser Welt als feurige Scheibe über den Horizont. „Dar.“ Ihre Stimme wurde fast davongetragen vom Heulen des Fahrtwindes, und sie wagte es, kurz eine Hand vom Steuer des Speeders zu nehmen, um seine Schulter zu rütteln. Der Zabrak schreckte hoch und blickte sich um, die hellen Augen voller Verwirrung, doch dann besann er sich darauf, wo er war, und entspannte sich sichtlich. „Einen guten Morgen.“ „Für dich ebenfalls.“ Sie lächelte und spürte die Müdigkeit ihres Körpers, doch zwang sie sie mit einer Jedi-Technik zurück und nickte kurz nach vorne. „Ich denke, das ist die Stadt, die wir suchen.“ Die schroffen, bewaldeten Hänge der Berge waren merklich nähergerückt, und schon konnte man mit bloßem Auge die Streifen kahlen Landes auf den Flanken entdecken, die die Grenze zu den Reservaten markierten. Sie drosselte die Geschwindigkeit, um sich in den morgendlichen Verkehr einzureihen, der mit jedem Klick dichter wurde, und ihre Augen fuhren suchend über die zahllosen Hinweisschilder, die ihnen von neben der Straße entgegenleuchteten. Doch trotzdem war es der Zabrak, der entdeckte, was sie suchten, und der auf ein Schild mit der Aufschrift „Schrotthandel“ deutete. Sie folgte den Hinweisen in immer kleinere Seitengasse am Rande der Stadt, wo sich Fabriksareale aneinander reihten und schwere Lastentransporter Frachten aufnahmen oder abluden. Sie erreichten den Schrottplatz und sahen zu, wie der Besitzer, ein großer, dunkelhaariger Mensch, ihnen das schwere Tor aus Durastahl öffnete und sie mit einer unwirschen Handbewegung hereinwinkte. „Kann ich Euch helfen?“ Er ignorierte Dar und blickte nur Nystala an, die noch immer ihre knappe Kleidung trug und sich unter seinen wandernden Augen ausgesprochen unwohl fühlte. „Wir würden gerne diesen Speeder verkaufen.“ Der Mann zog die Augenbrauen hoch und unterdrückte ein Lachen, das sich in ein bemühtes Hüsteln verwandelte. „Nun, da werdet Ihr nicht viel Glück haben. Wenn er in so schlechtem Zustand ist, wie er aussieht...“ Ihre kühlen, dunklen Augen fixierten ihn, und sie stieg langsam aus, machte einen Schritt auf ihn zu. „Ich bin hier, um Geld zu bekommen, nicht, um mich mit Euch zu unterhalten.“ Er schien nun plötzlich der Ansicht, dass die Jedi doch kein so erstrebenswertes Ziel seiner Flirtfähigkeiten sei, und so zog er eine Handvoll Credits aus der Tasche seines abgewetzten Overalls. „Wärt Ihr mit dreihundert zufrieden?“ „Nein.“ Eigentlich war sie froh, den Speeder los zu sein, aber nicht zu feilschen hätte sie verdächtig gemacht. „Eher nicht. Wie wäre es mit tausend?“ „Seid Ihr verrückt? Vierhundert, und nicht mehr.“ „Achthundert Credits, und keinen weniger. Ihr wollt nicht wissen, was ich für dieses Modell gezahlt habe.“ „Und Ihr wollt nicht wissen, wie viel ich dafür bezahlt habe. Fünfhundert, mein letztes Gebot.“ Sie nickte und scheuchte Dar mit einer Handbewegung aus dem Speeder, er zog ihre beiden schweren Rucksäcke mit sich und reichte ihr mit einer schnellen Handbewegung die Zugangskarte. „Hier.“ Das Misstrauen des Mannes war erwacht, als er ihr schweres Gepäck sah, und Nystala tauschte mit einem eindeutigen Blick zu ihrem Begleiter ihr Fahrzeug gegen die Creditchips ein. „Ihr werdet vergessen, dass wir hier waren.“ Der Zabrak schulterte seinen Rucksack, und die Jedi tat es ihm gleich. „Ich werde vergessen, dass Ihr hier wart.“ „Ihr werdet alle Aufzeichnungen von uns löschen.“ Eine erneute, subtile Handbewegung. „Ich werde alle Aufzeichnungen von Euch löschen.“ Ohne weitere Aufmerksamkeit zu erregen verließen sie das Gelände über den Hinterausgang, der direkt auf einen Feldweg hinausführte. Neben ihnen wogten Getreideähren im Wind, doch die Gegend wirkte verlassen, und Dar fischte eine kleine Holokarte aus der Tasche seiner Pilotenmontur. „Dorthin.“ Er wies in Richtung der Berge, den Feldweg entlang, und Nystala entledigte sich hastig ihrer unbequemen, hochhackigen Schuhe, schlüpfte stattdessen in ein Paar Jedi-Stiefel. „Wir müssen unsere Verkleidung loswerden“, gab sie zu bedenken, und er nickte. „Wenn unsere Karte stimmt, dann liegt dort drüben ein kleiner Moorsee. Meist du, es wäre den Umweg wert?“ „Hm... wie weit?“ „Zwei, vielleicht drei Klicks.“ „Ich würde sagen, es zahlt sich aus – so wirken wir wohl doch ein wenig merkwürdig.“ Er grinste, ihre Rucksäcke waren zu groß und zu unhandlich, um als Teil ihrer Raumfahrerkleidung durchzugehen, und so wirkte ihr Aussehen unpassend genug, um sie auf den ersten Blick zumindest als ungewöhnlich abzustempeln – und Aufmerksamkeit war das letzte, was sie in ihrer Situation brauchen konnten. Sie spürte in sich den Wunsch, schneller zu gehen, die Phase der Verwundbarkeit zu verkürzen, doch Eile hätte den verdächtigen Eindruck nur verstärkt, und so zwang sie sich, ihre Schritte gemessen zu halten, so als ob sie nicht mehr als einen Morgenspaziergang vorhatte. Dar schien es allerdings weitaus schwerer zu fallen, seine rastlose Energie zu zähmen, und während ihres Weges hatte sie das Gefühl, dass er am liebsten vorausgestürmt wäre, um sich mit seiner gesamten Kraft der Lösung ihres Problems zu widmen. Noch immer konnte sie nicht verstehen, wieso der Jedi-Rat ausgerechnet diesen rastlosen Mann auf eine diplomatische Mission geschickt hatte, schon in ihrer Zeit als Padawane hatten sie sich gekannt, und er war nie derjenige gewesen, der Schwierigkeiten durch Geduld und Gespräche meisterte. Doch wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann bestand für ihn auch nicht besonders viel Grund dazu – talentiert und geschickt, wie er war, zog er den direkten Weg jenem der Verhandlung vor, ganz im Gegensatz zu ihr. Allerdings hatte Nystala auch kaum eine Wahl, außer, sich auf List und Tücke zu verlegen – weder der offene Kampf noch die Benutzung der Macht waren ihre Stärken, vielmehr erfühlte sie instinktiv die Absichten ihrer Gegner und versuchte, danach zu handeln. Bereits vor vielen Jahren, während ihrer ersten gemeinsamen Mission, und auch danach, hatten diese konträren Eigenschaften aneinander gerieben, während sich gleichzeitig ihre Fähigkeiten ergänzten, und vielleicht hatte das... nein, machte das die Anziehung zwischen ihnen... Der Waldrand erstickte den Rest ihres Gedankenganges, schlanke Baumstämme reckten sich nun links und rechts des Weges empor, ihr Blätterdach bildete eine Kuppel, durch die das grünlich getönte Licht des Vormittages schimmerte, und sie war froh, die Vergangenheit aus ihrem Geist verbannt zu haben. „Wir sind gleich da.“ Sie lächelte und bog um die nächste Ecke, dichtes Gebüsch hatte ihnen den Ausblick versperrt, und ein kleiner See mit schlammig braunem Wasser schmiegte sich in die Senke zwischen zwei kleinen Anhöhen. Zu ihrer Überraschung war die Gegend vollkommen verlassen, obwohl das warme Wetter sicherlich zum Baden einlud, doch keiner der beiden Jedi war in der Stimmung, sich Fragen über nützliche Zufälle zu stellen. Aufmerksam umrundeten sie den See, bis sie eine Bucht entdeckten, die ihnen geeignet erschien, da sie auf beiden Seiten von hohem Schilf vor neugierigen Blicken geschützt wurde. Nystala setzte ihren Rucksack ab und streckte sich, genoss das Gefühl der Sonnenstrahlen, die ihre Haut streichelten, doch Dar zog eine finstere Miene. „Wir sollten uns beeilen.“ Sie nickte und beide entledigten sich ihrer Kleidung, Nystala schlüpfte hastig in die robuste Tunika, die sie mitgebracht hatte, obwohl sie den anderen Jedi eigentlich gut genug kannte, dass es keinen Unterschied machen sollte, was er sah und was nicht. Ihn schienen keine Bedenken in diese Richtung zu plagen, denn er fischte seelenruhig ein Atemgerät aus seinem Rucksack und sammelte alle Überreste ihrer Verkleidung ein, die er in einem Stoffsack deponierte. Dann watete er mit langsamen, behäbigen Bewegungen hinaus in den See, und Nystala blickte ihm gedankenverloren hinterher, sie bemerkte erst jetzt die breite Narbe, die sich über seine rechte Schulter zog und dann weiter seine Wirbelsäule hinunterwanderte. Er musste die Verletzung nach ihrer letzten Begegnung erlitten haben, und unwillkürlich fragte sie sich, wie er verwundet worden war, denn irgendwie... irgendwie hatte sie das Gefühl gehabt, die einzige gewesen zu sein, die in den letzten Jahren gelitten hatte. Vor ihr tauchte der Beweis ins Wasser, dass dem nicht so war, und sie schüttelte mit einem leisen Seufzen den Kopf. Ihr eigener Schmerz hatte sie blind gemacht für den der Anderen, und sie nahm sich vor, später mit ihm darüber zu sprechen. Doch im Moment begnügte sie sich damit, sich im noch ein wenig feuchten, duftenden Gras auszustrecken, die Augen zu schließen und sich von der Vormittagssonne wärmen zu lassen. Der lange Aufenthalt im Königspalast und in ihrer Suite hatte sie noch blasser werden lassen, als sie ohnehin schon war, und nun genoss sie die Natur, das Leben, das in der Macht um sie herum pulsierte. Kalte Wassertropfen trafen ihr Gesicht und sie schreckt hoch, neben ihr schlüpfte der tropfnasse Zabrak in seine Tunika, und sie schreckte mit einem Geräusch hoch, das einem Quieken nicht unähnlich war. „Hey!“ Er lachte leise über sie und strich sich das Wasser von seinem kahlen Schädel, dann griff er in seinen nun erleichterten Rucksack und zog einen der Notrationswürfel heraus. „Ich denke, es ist Zeit für Frühstück.“ Sie nickte und tat es ihm gleich, ließ sich mit überkreuzten Beinen ins Gras fallen und musterte Dar, dann lächelte sie. „Und?“ Er zuckte die Schultern. „Trübe Suppe dort unten, ich konnte fast nichts sehen – aber das gilt dann wohl auch für alle, die nach unseren Sachen suchen.“ Sie kaute weiter an ihrem Konzentratwürfel, der schmeckte wie gekochte Raumschiffisolierung, während sie mit sich selbst rang, nicht wusste, ob sie ihn auf ihre Gedanken ansprechen sollte, doch auf gewisse Weise nahm er ihr die Entscheidung ab, indem er sich erhob und seinen Rucksack packte. „Gehen wir?“ „Ja.“ Sie stopfte sich den letzten Rest ihres wenig ansprechenden Frühstücks in den Mund und sprang kauend auf, griff nach ihrem Gepäck und schulterte es. Gemeinsam marschierten sie weiter, nun in schnellerem Tempo, allerdings führte keiner der Waldwege zur Grenze zu den Gebieten der Bergnomaden, und so waren sie gezwungen, querfeldein durch den Wald zu laufen. Dies verlangsamte ihr Fortkommen sehr, besonders, weil die Gegend zunehmend verwilderte, trotzdem belebte die freie Natur um sie herum ihre Sinne und ließ beide Jedi freier atmen, je weiter sie sich von den feindselig gesinnten Laanari entfernten. Während des Tages begann die Steigung, ihnen zu schaffen zu machen, immer schroffer zogen sich die Hänge in die Höhe, nur um danach in eine Senke abzufallen, von der aus man den nächsten, höheren Hügelkamm erklimmen musste. Mittags machten sie eine Pause, verzehrten, auf einem umgestürzten Baumstamm sitzend, einige Notrationen, und Nystala musste sich eingestehen, dass ihre Ausdauer gegen die unbändige Energie und Kondition des Zabraks nicht ankam. Immer öfter blieb sie hinter ihm zurück, und die Tatsache, dass nur Geschwindigkeit die Erfolgschancen ihrer Mission erhöhen konnte, nagte zusätzlich an ihr. Falls ihre Abwesenheit im Palast bemerkt wurde, würde der König sicherlich nach ihnen suchen lassen – und wenn sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht im unwegsamen, unkontrollierbaren Gebiet der Nomaden befanden, würde man sie entdecken. Und danach standen ihre Chancen, noch einmal entkommen zu können, schlechter als die eines Schiffes, das den Hyperraum im Herzen einer Sonne verließ. Schweigend sah sie zu, wie Dar einen Teil ihrer Ausrüstung in seinen Rucksack packte, sie spürte, wie die Situation an ihrem Stolz kratzte, und wusste genau, dass sie ihn bei nur einem Wort von ihm wütend angefaucht hätte. Doch so hielt sie den Mund, auch, weil sie feststellen musste, dass der Zabrak sie noch immer gut genug kannte, um sie zu den Reaktionen zu bringen, die er sich wünschte. Sie unterdrückte ein erschöpftes Seufzen und knabberte weiter an ihrem Mittagessen, eigentlich war sie auch viel zu müde, um sich mit ihm zu streiten, und so ließ sie ihn gewähren, irgendwie doch erleichtert, nicht mehr so viel Gewicht schleppen zu müssen. „Gehen wir weiter?“ Dar sah von ihrem Rucksack, den er gerade zugeschnürt hatte, auf, und sein schräges Grinsen blitzte zu ihr hoch; sie lächelte zurück, nickte. „Ja.“ Die nächsten Stunden verschwanden in einem Wirbel aus Schmerz und Steigung, sie schleppte sich Hang um Hang hinauf, ohne zu bemerken, wie Dunkelheit sich zwischen den Stämmen und im Unterholz des Waldes breit machte. Für die Abenddämmerung war es noch zu früh, und erst, als der Zabrak stehen blieb und misstrauisch den viel zu dunklen Himmel musterte, blickte sie vom Boden auf und starrte Dar an. Sie fühlte die Erschöpfung in jedem einzelnen ihrer Knochen, und ihre Augen waren schwer, obwohl sie es erst jetzt bemerkte – zuvor war sie viel zu sehr darauf fixiert gewesen, nicht einfach stehen zu bleiben. Er bemerkte ihre Verwirrung, noch bevor sie Zeit fand, sie zu kaschieren. „Laut Karte ist es nicht mehr weit bis zur Absperrung. Und wenn das Unwetter uns wirklich erreicht, dann stört es sicherlich die Sensoren.“ Offensichtlich war er auch erschöpft, und so beschränkte sie ihre Reaktion auf ein knappes Nicken, dann kämpfte sie sich weiter den Hang hoch, und er folgte ihrem Beispiel. Jeder einzelne ihrer Muskeln schmerzte, und zwischen ihren düsteren Gedanken flog der Vorsatz mit, sobald sie wieder im Jedi-Tempel war, ihr Training zu intensivieren. Nicht einmal ihr Padawan hatte es geschafft, sie so ans Ende ihrer Kräfte zu bringen, aber das sprach eigentlich nicht für ihre Kondition... Zwischen den Bäumen vor ihnen tauchten graue Schemen in der fallenden Dunkelheit auf, eine Mauer, mehr als doppelt so hoch wie der Zabrak groß war ragte auf, und wie auf ein stummes Signal hin blieben sie beide stehen. „Eine Mauer. Warum hab ich mir das nicht gedacht?“ Nystala grinste matt auf seinen Kommentar hin, und sie bewegten sich weiter vorwärts, nun leiser und darauf bedacht, möglichst wenig Geräusche zu machen, bis sie kurz vor der weiten, gerodeten Fläche Halt machten, die sich vor der Absperrung erstreckte. Schon mit freiem Auge konnte sie allerlei Holocams und Sensoren entdecken, die die Grenze überwachten, und sie schüttelte leicht den Kopf. „Wird auch mit Sturm nicht einfach, dort hinüberzukommen. Immerhin ist es kein Gewitter, und die Entladungen der Blitze hätten vielleicht die Elektronik gestört.“ Dar zuckte die Schultern. „Reden wir nicht über Dinge, die wir nicht haben. Ruhen wir uns lieber aus.“ Sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht ruhen, die Erschöpfung hatte die ersten, schwachen Linien des Alters um Augen und Mund noch vertieft, und sie nickte schwach. Doch auch der Zabrak schien erschöpft zu sein, denn mit müden Bewegungen zog er ihre beiden Decken aus seinem Rucksack und ließ sich unter einem großen Baum mit ausladenden Ästen und purpurn getönten Blättern auf den Boden sinken. Altes Laub der vergangen Jahre raschelte, als Nystala sich neben ihm niederließ. „Du schläfst zuerst.“ Ohne zu antworten streckte sie sich auf dem harten Boden aus, zog ihre Decke über sich und konzentrierte sich noch ein letztes Mal, um Jedi-Trance über ihren erschöpften Geist zu legen, dann verschwand sie in der Tiefe. Das Prasseln von Regen weckte sie, der Baum über ihnen gab das Wasser in kleinen Schwallen auf sie ab, und trotz ihrer warmen Tunika und der beiden starken Arme, die sich um sie geschlungen hatten, fror sie. Für einen Moment sandte ihr schlaftrunkenes Unterbewusstsein Bilder an die Oberfläche, helle, weiche Lippen, die sich an die ihren schmiegten, der Mann neben ihr, starke Hände, die über ihren Rücken strichen, tiefer, tiefer... Sie schrak hoch, schüttelte den Zabrak, der neben ihr lag und sie festhielt, grob ab, blickte um sich, in eine Dunkelheit, die nun wirklich von der hereinbrechenden Nacht herrührte und nicht nur von den Sturmwolken. Sie war nass, so schrecklich nass, und der Wind zerrte an ihren Haaren, ihren an ihr klebenden Kleidern, ließ sie noch mehr frösteln. „Du hast mich nicht geweckt.“ Ihr rauer, vorwurfsvoller Ton tat ihr im Nachhinein leid, doch sie konnte es nicht mehr ändern, und Dar richtete sich auf. „Du hast den Schlaf gebraucht.“ „Du auch.“ Ihr störrischer Teil machte sich breit, jener, der sich dagegen wehrte, beschützt zu werden, doch wieder einmal zeigte sich, dass der andere Jedi sie viel zu gut kannte. „Beim nächsten Mal übernimmst du die Wache.“ Sie beschloss, seine Reaktion zu ignorieren und blickte sich um, Böen trieben Blätter und Äste über den Boden hinweg, und die Bewegungsmelder an der Mauer waren jetzt sicherlich nutzlos. „Wir sollten gehen.“ Er nickte und rollte seine durchnässte Decke zusammen, Wasser lief von seinem haarlosen Kopf mit den kleinen Hörnern weiter über sein Gesicht bis in seine Tunika, und sie spürte, dass es ihr nicht viel besser erging. Blinzelnd packte sie ihre Sachen in ihren Rucksack, während sie hastig einen Notrationswürfel zerkaute, dann erhob sie sich und spürte, welchen Unterschied jene zwei oder drei Stunden Jedi-Trance ausgemacht hatten. Sie fühlte sich erfrischt wie nach einer durchgeschlafenen Nacht, doch ein Blick auf Dar verriet ihr, dass es ihm nicht besonders gut ging – sobald sie die Grenze hinter ihnen hatten, musste sie ihm unbedingt eine Pause gönnen. Vorsichtig krochen sie durchs Unterholz, behindert durch die nasse Vegetation und die schweren Tropfen, die fast wie Hagelkörner auf ihren Rücken schlugen, bis sie einen klaren Blick auf die Mauer und ihre Schutzeinrichtungen hatten. Die meisten von ihnen waren durch das Unwetter nutzlos, aber die Holocams filmten unbeirrt weiter, und eine von ihnen zeigte in ihre Richtung. Nystala schloss ihre Augen, ließ sich in die Macht fallen, gestärkt von dem freien Leben um sie herum, und mit einem Gedanken drehte sich die Kamera in eine andere Richtung, sodass sie unbeobachtet hervortreten konnten. Sofort schloss der Sturm seinen Griff um die beiden Jedi, ließ sie einige Schritte zur Seite taumeln, bevor die heftigste Böe abgeflaut war und sie es schafften, nach vorne zu hasten, auf die Mauer zu. Beide schossen sie ihre Seilkatapulte ab, die Magnetköpfe hefteten sich an das kalte Metall der Brüstung, und für einen Moment hielten sie beide inne, warteten, ob ein Alarm ausgelöst wurde. Bei all den Stöckchen und Blättern, die gegen die breite Fläche prasselten, sollte man sie eigentlich nicht bemerken, aber trotzdem... Doch alles blieb ruhig, und sie ließen sich nach oben ziehen, überwanden vorsichtig die mit Stacheln versehene Kante, nur um sich auf der anderen Seite vier Meter in die Tiefe fallen zu lassen. Die Macht bremste Nystalas Aufprall, doch Dar stürzte, und mit einer hastigen Bewegung zog sie sein Gewicht hoch, so gut sie es vermochte. Er stolperte weiter, ein Windstoß trieb ihn zur Seite, Regen schlug auf sie ein wie Tausende kleine Steinchen, und dann waren sie unter dem schützenden Blätterdach des Waldes. Der Zabrak wirkte erschöpft, ausgelaugt, und trotzdem hatten sie keine Wahl, als weiterzugehen, weg von der Grenze, weiter ins Dickicht der Wildnis, wo man sie nicht so einfach finden konnte. Trotz allem hatte sie noch immer Bedenken, dass man sie nicht vielleicht doch entdeckt haben könnte, die moderne Überwachungstechnik sorgte immer wieder für Überraschungen, auch für jene, die sie normalerweise verwendeten. Die Dunkelheit intensivierte sich, während sie weitergingen, und durch das Rauschen des Windes und das Trommelfeuer des Regens drang manchmal schwach der Ruf eines Waldtieres. Langsam wurde es schwer, auf dem unebenen Waldboden nicht zu stolpern, und Wurzeln und kleine Löcher machten es zusätzlich schwer, nicht umzuknicken, während es zunehmend schwieriger wurde, zu sehen, wohin man seinen Fuß setzte. Und dann stolperte Dar in der nun fast absoluten Schwärze, und Nystala schüttelte den Kopf. „Hat keinen Zweck mehr, weiterzugehen.“ „Nein“, murmelte er zur Antwort und sie hörte, wie seine Tunika raschelte, als er seinen Rucksack abnahm, doch... da war noch etwas anderes. „Shht.“ Der Zabrak erstarrte, gab kein Geräusch mehr von sich, doch außer dem allgegenwärtigen Hintergrundrauschen des nun schwächer gewordenen Regens vermochte sie kein Geräusch zu erkennen. Und trotzdem wusste sie, dass dort draußen jemand war, der sie beobachtete, der... sie ließ sich in die Macht fallen, lauschte mit ihrem sechsten Sinn, und ein Schemen tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, wurde klarer, nachdem sie ihn nun erfasst hatte. Helligkeit färbte ihre geschlossenen Lider rötlich, und sie riss die Augen auf, erhaschte gerade noch den letzten, verblassenden Rest eines bläulichen Blasterschusses, und ihr Lichtschwert kam hoch, die violette Klinge zündete und prasselte im Regen. Doch ihre Reaktion erfolgte einen Herzschlag zu spät, und ohne Chance auf Abwehr wurde auch sie getroffen, sank in die Dunkelheit. Kapitel 18: Das bittere Ende ---------------------------- @Nochnoi: *mir nen keks freu über den Kommentar* Danke für das viele Lob, freut mich wirklich sehr, dass es hier ja doch jemanden gibt, der meine Geschichten auch liest... Im Schatten der Nacht Teil 3 Kapitel 18 - Das bittere Ende Adian Milanon war langweilig. Es war nicht die Art Langeweile, wie er sie von einem eintönigen Vortrag kannte, oder von den manchmal sinnlosen Aufgaben, die man ihm im Jedi-Tempel aufgetragen hatte. Dies hier ging tiefer, viel tiefer, und zehrte in einem Maß an seiner ohnehin schon nicht übermäßig vorhandenen Geduld, das er sich niemals hatte vorstellen können – denn er hatte absolut nichts zu tun. Er saß bloß so regungslos wie möglich in einem der luxuriösen Stühle der Suite, während Lis Kissoto damit beschäftigt war, ein digitales Abbild von Nystala Dymaris zu verfeinern und mit seinen Bewegungen zu synchronisieren. Doch es war nicht nur die Regungslosigkeit, zu der er verdammt war, etwas anderes, viel schwerwiegenderes zerrte an seinen Nerven, ein Gefühl, das er in diesem Ausmaß nicht gekannt hatte – das Wissen, dass dort draußen womöglich seine Meisterin in Gefahr war, und dass er nichts, absolut gar nichts dagegen tun konnte. Diese Hilflosigkeit brachte ihn schier um den Verstand, vor allem, weil er sie sich nicht erklären konnte – zumindest oberflächlich nicht. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war - auch wenn er das, was diesen Punkt anging, nur selten schaffte – dann wusste er, warum ihm die Situation die Nerven raubte: Er mochte Nystala Dymaris. Noch irrlichterte sein Verstand um diese Tatsache herum, die sein Herz schon lange ohne weitere Hilfe beschlossen hatte, doch Fakt war Fakt, und er würde damit fertig werden müssen, bevor sie schlussendlich zurückkam. Und, verdammt noch mal, er wollte, dass sie zurückkam, und zwar so bald wie möglich – das erste Mal in seinem ganzen Leben auf sich allein gestellt zu sein, ohne jemanden, der seine Fehler für ihn ausbügeln konnte, behagte ihm ganz und gar nicht. Denn wenn er ehrlich war, traute er Lis Kissoto nicht zu, auf ihn aufzupassen, wenn es hart auf hart kam, der Nautolaner wirkte, sobald er sich von seinen Konsolen entfernte, tollpatschig und merkwürdig unbeholfen, und Adian hatte das Gefühl, dass er im Zweifelsfall eher den älteren Padawan beschützen musste. „Linker Arm ab Schulter.“ Geistesabwesend drang die Stimme des anderen zu ihm herüber, und Adian gehorchte schon fast reflexartig, gestikulierte, zuerst vage, dann entschlossen, nachdrücklich, vehement. Trotzdem schien die computergenerierte Illusion zu funktionieren, denn kein entnervter Aufschrei unterbrach ihn, und er ließ sich wieder in die sündhaft bequemen Kissen sinken. Die Sprachübersteuerung funktionierte perfekt, und so hatten sie während der vierundzwanzig Stunden, die ihre Meister nun fort waren, mehrere Male mit der Palastverwaltung gesprochen, dem Vorsitzenden des Regierenden Rates, mit mehreren Beratern des Königs, die immer teurer gekleidet waren, um ihren höheren Status zu signalisieren... Er hatte nicht die Hälfte der Namen behalten, die man ihm vorgelesen hatte, und hoffte einfach nur, dass die beiden Jedi bald zurückkamen, denn Diplomatie war wirklich nicht sein Fachgebiet, das hatte er gemerkt, denn die Quote der beleidigten Gesprächspartner betrug ungefähr zwei Drittel. Doch der vage Zeitplan, den sie mit ihren Meistern abgesprochen hatten, machte ihm Sorgen, denn eigentlich sollte Nystala Dymaris schon weit weit weg von hier sein – trotzdem spürte er ihre Präsenz wie ein leichtes Ziehen an seinem Geist, wie ein schwaches Echo von Fußschritten in der Nacht, das, wenn man hinhört, schon verschwunden ist. Und er war sich sicher, dass er dazu nicht in der Lage sein konnte, wenn die andere Hälfte ihrer noch zögerlichen Verbindung weiter entfernt war als wenige Kilometer. „Ganzkörpertest.“ Etwas in ihm wollte sich darüber beschweren, dass Lis Kissoto sogar die grundlegenden Regeln der Höflichkeit außer Acht ließ, doch sein Verstand bremste ihn noch rechtzeitig ein – der Nautolaner hätte es ohnehin nicht gehört, geschweige denn darauf reagiert, und so schlug er die Beine übereinander, lächelte, schnitt Grimassen, wedelte mit den Armen, erhob sich sogar halb aus seinem Stuhl, und sprach dabei pausenlos sinnlose Worte. „Nun, ich denke, das funktioniert.“ Der grüne, tentakelbewehrte Kopf, den er in den letzten vier Stunden nur hin und wieder als Schemen zwischen den Displays gesehen hatte, erhob sich über der Oberkante des Hauptbildschirmes, und überrascht stellte Adian fest, dass der andere Padawan doch Muskeln hatte, die sich verkrampfen konnten, denn er räkelte sich genüsslich und tapste von seinem Arbeitsplatz nach draußen auf den Teppich. „Zufrieden?“ Der Jüngere hatte es fragend klingen lassen wollen, doch überrascht stellte er fest, dass der Hunger und die Müdigkeit seiner Stimme einen genervten Unterton verliehen, und er schüttelte entschuldigend den Kopf. Allerdings war die Geste ohnehin verschwendet, denn der Nautolaner hatte sich schon in einen der Sofastühle fallen lassen und die Augen geschlossen. „Ja... ich denke, das nächste Comgespräch konnen wir mit Bildverbindung annehmen, als Zeichen unseres guten Willens.“ Das feine Grinsen auf seinem Gesicht sah nicht halb so nett aus, wie Adian gedacht hatte, und überrascht stellte er fest, dass Lis anscheinend auch eine gewisse Abneigung gegenüber der Regierung von Laanar hegte. „Bestellen wir uns etwas zu essen?“ Nach einem weiteren Blick auf den anderen Padawan hatte er trotzdem beschlossen, das Thema fallen zu lassen, denn diese verzogenen Mundwinkel wirkten wirklich nicht sehr freundlich. Der Nautolaner nickte. „Ja... und, was isst die figurbewusste Jedi-Meisterin heute abend?“ Adian prustete. „Hoffentlich nicht wieder diese lokale Gemüseplatte – Raumschiffisolierung ist eine Delikatesse dagegen...“ Trotz all seiner Vorbehalte genoss der jüngere Padawan einen Aspekt der Tatsache, dass sie sich nun allein in ihrer Suite befanden, ohne jeden Zweifel: dass sie sich so viel und was sie wollten beim Zimmerservice bestellen konnten, ohne dass jemand sich wunderte. Schon nach einem Tag hatte er das Gefühl, dass Nystala Dymaris bald zurückkommen sollte, wenn sie nicht wollte, dass er mehr als fünf Kilo zunahm. Was diesen Punkt anging, schien der Nautolaner ganz auf einer Linie mit ihm, denn auch er stopfte sich mit allen möglichen Gerichten voll und liebte es, sich durch die Speisekarte zu kosten. Doch während des Essens legte Lis plötzlich sein Besteck auf den Teller und starrte einen Moment ins Leere, dann fixierte er den jüngeren Padawan. „Sie sind weg.“ „Wus?“, erwiderte dieser gedämpft durch eine Gabel voll Reis, die sich gerade in seinem Mund befand. Er schluckte hastig. „Ich meine, wer?“ „Meister Khel und Meisterin Dymaris. Ich kann ihn nicht mehr in meiner Nähe spüren, also sind sie wohl endlich abgereist.“ „Das ist reichlich spät, meinst du nicht auch?“ Das Menü war plötzlich vergessen, und Adian blickte besorgt seinen Teller an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. „Einen Tag hinter dem Zeitplan – natürlich ist das spät...“, murmelte der Nautolaner gedämpft, ganz offensichtlich bemüht, sich den „Das merkt doch jeder Idiot“-Unterton zu verkneifen, doch er hörte ihn. Deutlich. Für einen Moment wallte Wut in ihm auf, und mit einem Klirren, das eindeutig zu laut klang, legte er seine Gabel auf den Teller zurück. Schon holte er Luft, um seiner Empörung nicht gerade höflich Ausdruck zu verleihen, da klang der leise Laut der internen Kommunikationsanlage des Palastes durch die aufgeheizte Stimmung. Während Adian sich noch bemühte, das Geräusch zu identifizieren, sprang Lis hoch und fiel mehr in den Stuhl hinter seinen Konsolen, als dass er sich setzte, und als der Jüngere schließlich aufstand und sich an seinen für Gespräche vorgesehenen Platz setzte, hämmerten die schnellen grünen Finger schon auf die Tasten. „Ich denke, wir werden es riskieren, eine Bildverbindung herzustellen.“ Adian nickte abgehackt, noch immer wummerte der dumpfe Bass seines Zornes in ihm, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben, so ruhig, wie er damals geblieben war, als Meisterin Dymaris in ihrem Quartier gesessen war und so provokant nichts getan hatte. Ruhig und aufmerksam, schoss es ihm durch den Kopf, als er sich zurechtsetzte, die Füße in einer jener unmöglichen Haltungen auf dem Stuhl abgelegt, die die Jedi so gerne einnahm. „Bereit?“ „Ja.“ Er richtete seinen Blick auf das kleine Display an seiner Armlehne, das noch schwarz und unbewegt dastand, aber gleich zum Leben erwachen würde. „Die Hologrammschaltung steht. Drei, zwei, eins, jetzt.“ Auf dem kleinen Bildschirm erschien das Gesicht des Vorsitzenden des Regierenden Rates, eines ältlichen Mannes mit einigen Falten und grauem Haar, die versuchten, das scharfe Feuer in seinem Blick zu kaschieren – ohne Erfolg. „Ich verlange, Meisterin Dymaris zu seh...“ „Verlangen Sie das?“ Adian legte so viel Verachtung in seine Stimme wie möglich und reckte sein Kinn hoch, eine Geste, von der er sich sicher war, dass sie an ihm absolut lächerlich gewirkt hätte – doch das Abbild seiner Meisterin strahlte so arrogante Überheblichkeit aus, das wusste er. Hinter seinen Displays reckte Lis die Daumen nach oben und grinste. „Nun... wie ich sehe, ist meine Bitte schon erfüllt worden. Sie sprechen also mit mir?“ „Offensichtlich tue ich das.“ Er war sich nicht sicher, ob er das „Sie Idiot!“ nicht besser doch dazugesagt hätte, aber der Gesichtsausdruck des Mannes zeigte, dass er es am Unterton erkannt hatte. Irgendwie machte es Spaß, reihenweise Politiker beleidigen zu dürfen. Und das sogar zu einem guten Zweck. „Wie stehen Sie also zu Ihren Forderungen?“ „Unverändert, selbstverständlich.“ Die ungesagten, unflätigen Bezeichnungen erreichten neue Höhen – der Blutdruck des Vorsitzenden allerdings auch. „Und wie steht Meister Khel zu Ihren Forderungen?“ Ein schwaches, schmales Lächeln huschte über seine Lippen, doch bevor er dazu kam, es wieder zu unterdrücken, befand er, dass es eigentlich passte, und versah es mit einer giftig-ironischen Unterströmung. „Dahinter.“ Langsam war er froh über die vielen Verweise wegen frechen Verhaltens im Tempel, denn sie hatten ihm ein ausgezeichnetes Gespür dafür gegeben, wann er eine Grenze überschritt – und im Moment setzte er zu einem Sprint auf die falsche Seite an, das merkte er. „Möchten Sie noch einmal versuchen, meine Autorität zu untergraben, oder wollen Sie meinen Forderungen jetzt endlich zustimmen?“ Das hässliche Rot im Gesicht des Vorsitzenden wich einem gesünder aussehenden Rosa, allerdings nur, weil er sich anscheinend nicht zwischen Zorn und Schreckensblässe entscheiden konnte. Im nächsten Moment trennte die Verbindung, und Lis kam grinsend hervorgetapst, wobei er so abgelenkt war, dass er über die Teppichkante stolperte und sich an der Stuhllehne festhalten musste. „Ich würde gerne mit dir tauschen, wirklich...“ Er grinste breit. „Nach all den Wochen, in denen ich nett zu diesem Idioten sein musste, ist es wunderbar, dir zuzusehen. So undiplomatisch.“ Die Verstimmung von vorhin war vergessen, und Adian prustete. „Natürlich. Es macht auch fürchterlich viel Spaß.“ Ein bisschen angeben konnte man ja. Wirklich. Der nächste Tag verging fast vollkommen ereignislos, sah man von der Tatsache ab, dass sie „Meisterin Double“, wie sie sie nun nannten, dazu einsetzten, in wachsender Anzahl Regierungsmitglieder und Diplomaten zu brüskieren. Und der zweifelnde Unterton, den sie bis jetzt in deren Gesichtern und Stimmen wahrgenommen hatten, verschwand immer weiter, wurde ersetzt durch Wut und Zorn – niemand kam mehr auf die Idee, dass die Frau, mit der sie sprachen, nicht real war, und in Wirklichkeit an einem ganz anderen Ort. Der Teil des Planes, der sich im Königspalast abspielte, funktionierte also perfekt, doch der Fakt, dass sie nicht wussten, wie es den beiden Jedi-Meistern erging, zerrte an den Nerven der beiden Padawanen. Oder zumindest an denen von Adian, denn im Laufe des Tages wurde er immer nervöser und lief rastlos in der Suite auf und ab, die Augen auf die Kommunikationsanlage gerichtet. Die absolute Comstille, die sie verabredet hatten, war wichtig und notwendig, das wusste er, trotzdem empfand er sie als immer frustrierender und wünschte sich bald nichts sehnlicher, als dass er eine Nachricht erhielt. Denn die unhöflichen Intermezzi mit seinen Gesprächspartnern vermochten fast nicht mehr darüber hinwegzutäuschen, dass sie hier auf ihren Hintern saßen, während ihre beiden Jedi-Meister wohl durch Wald und Gehölz krochen und versuchten, Kontakt mit potentiell feindlichen Nomadenstämmen aufzunehmen. Auch das Essen verlor langsam seinen Reiz, und die Solospiele auf seinem Datapad hatte er bald alle durchgespielt, obwohl Lis Kissoto ihm einige neue Level programmiert hatte – sozusagen „als Fingerübung“, wie er sich ausgedrückt hatte. Irgendwie beneidete er den anderen Padawan um seine Fähigkeiten, denn ihm schien nie langweilig zu werden, während er hinter seinen Displays hockte, doch vor allem konnte Adian den Gedanken nicht unterdrücken, was man eigentlich mit den Sicherheitssystemen des Jedi-Tempels anzustellen vermochte, wenn man für die Überwachungstechnik eines planetaren Regierungssitzes nur ein müdes Lächeln übrig hatte. Er schüttelte den Kopf und begutachtete weiter die planetare Palette von Holo-Übertragungen, irgendwie fand sich nichts, das sein Interesse erregte – und lange wach zu bleiben verlor auch seinen Reiz, wenn es auf der einen Seite niemanden gab, dem man damit eine lange Nase drehen und nichts, mit dem man die gewonnene Zeit füllen konnte. Er gähnte herzhaft. „Ich geh schlafen.“ Lis nickte zuerst nur abwesend, doch dann besann er sich offensichtlich auf seine Umgangsformen. „Gute Nacht.“ „Nacht.“ Stirnrunzelnd verschwand er im Nebenzimmer und schlüpfte in seinen Schlafanzug, eigentlich fühlte er sich überhaupt nicht müde und war sich nicht sicher, ob er schlafen konnte. Trotzdem war im Bett zu liegen bequemer, und immerhin bestand eine Chance... Müßig fragte er sich, ob der andere Padawan eigentlich immer wach war, und starrte gelangweilt die eingelegten Ornamente an der Decke an, zweifelnd... Irgendwann schien er doch ins Reich der Träume hinübergeglitten zu sein, das schloss er aus der Tatsache, dass er von einem heiseren Aufschrei geweckt wurde, der aus dem Vorraum kam. Hastig schlug er die Decke zurück und warf einen kurzen Blick auf das Chrono, noch nicht einmal Mitternacht, dann griff er hastig nach dem Lichtschwert auf seinem Nachttisch und rannte zur Tür. Durch die Ritze am Boden drang ein schwacher Lichtschimmer, und er aktivierte seine blaue Klinge, dann presste er seine Hand auf den Türöffner. Schnell ließ er seinen Blick über den Raum wandern, entdeckte keine Angreifer und wollte schon aufatmen, da fiel sein Blick auf eine wirre Masse von Tentakeln, die hinter einem Rechner hervorlugten. Geistesgegenwärtig genug, es vorher abzuschalten, ließ er sein Lichtschwert fallen und rannte zu dem anderen Padawan, der am Boden lag und leise stöhnte, die großen schwarzen Augen unfokussiert und benommen. „Lis!“ „Ja...?“ Er versuchte sich hochzurappeln, scheiterte aber und ließ sich wieder auf den Teppich zurücksinken. „Was ist passiert?“ „Ich...“ Zu sprechen schien anstrengend für ihn, und er schloss für einen Moment die Augen und sammelte sich. „Ich... Meister Khel... er ist... bewusstlos.... ich spüre ihn nicht mehr...“ Adian konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, zusammenzuzucken, und ließ sich auf die Knie nieder, betrachtete den Nautolaner mit einer Sorge, die nicht nur ihm galt. Doch dieser schien seinen Gedankengang vorauszuahnen, denn er blickte erschöpft hoch. „Was ist mit...?“ Adian schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß nicht, was mit Meisterin Dymaris ist – ich spüre sie schon länger nicht mehr... ich denke nicht, dass sie tot ist, aber mehr...“ Zögernd ließ er den Satz ausklingen und griff nach der Hand des Nautolaners, die sich überraschend warm und trocken anfühlte, um ihn hochzuziehen. „Du solltest dich hinlegen, du zitterst.“ „Ja...“ Lis schüttelte sich, noch immer gefangen in fremden Gefühlen, und stützte sich auf einer seiner eigentlich hochempfindlichen Konsolen ab. „Ich... er war noch nie bewusstlos... es fühlt sich so leer an... als ob man irgend etwas herausgerissen hätte.“ Für einen Moment starrte Adian den Boden an, dann blickte er in diese großen, schwarzen Augen. „Leg dich schlafen... ich bleibe wach, falls etwas passiert.“ Der Nautolaner tapste vorsichtig zur Tür seines Schlafzimmers, ohne noch einmal zurückzublicken, und er ließ sich in seinen bequemen Polsterstuhl sinken, beobachtete, wie der anderen Padawan hinter der sich schließenden Schiebetür verschwand. Erst jetzt bemerkte er, dass er zitterte, und er verkrampfte seine Finger in die dicken Armlehnen in einem vergeblichen Versuch, die unwillkürliche Bewegung zu stoppen. Angst kroch in seiner Brust hoch, und er griff nach seinem Lichtschwert, drehte es zwischen seinen Fingern, ohne die blaue Klinge erscheinen zu lassen. „Angst führt zu Wut...“, murmelte er leise und schüttelte den Kopf. „Wut führt zu Hass...“ Er ließ sich nach hinten sinken. „Hass führt auf die dunkle Seite der Macht.“ Unwillkürlich fragte er sich, wie weit seine Meisterin diesen weg beschritten hatte, wie nahe sie der ewigen Dunkelheit gewesen war, deren Schatten noch immer über ihr hingen. „Wo seid Ihr jetzt?“ Die Macht schien ihm eine Antwort zu geben, denn für einen Moment sah er sie in der Dunkelheit, Blut an Händen und Gesicht, Qual und Schmerz und Hass in den Augen, doch Meister Khel konnte er nirgends erkennen. Und dann bemerkte er, wie jung sie plötzlich aussah, die kleinen Fältchen in ihrem Gesicht fehlten, genauso wie die alten Verletzungen und Spuren des Leides, die im Hier und Jetzt aus ihrem Blick leuchteten. Ihre Lippen, aufgerissen und trocken, schienen Worte zu formen, und er starrte sie an, versuchte zu entschlüsseln, was diese Frau, die einmal seine Meisterin sein würde, ihm so verzweifelt mitteilen wollte. Augenblicklich, unerwartet, sodass sein Gehirn den Sinn der Worte erst mit Verzögerung erfassen konnte, schrie sie es heraus. „Pass auf!“, und die Worte wurden als Echo zurückgeworfen, lauter und lauter, vermischten sich mit dem Geschrei des Alarms, der von den Computern kam. „Adian!“ Im Moment davor war es noch die Stimme Nystala Dymaris, doch jetzt rief ihn jemand anderer, und er riss die Augen auf, starrte in das flächige Gesicht von Lis Kissoto. „Was ist los?“ Für einen Moment suchte er sein Lichtschwert mit Blicken, dann entdeckte er es auf dem Teppich und bückte sich, um es aufzuheben und seine verärgerte Miene vor dem anderen Padawan zu verbergen. Er hasste es, einzuschlafen, wenn er es nicht wollte, und ein Blick auf das Chrono verriet ihm, dass sein Nickerchen länger gedauert hatte, als ihm lieb war. „Das ist der Sicherheitsalarm. Jemand hat sich in mein System gehackt“, erklärte der Nautolaner, der schon wieder hinter seinen Konsolen saß, nachdem er sich vom Wohlergehen des Anderen überzeugt hatte. „Und...?“ Um den Schlaf abzuschütteln, lief er auf dem Teppich auf und ab, das Lichtschwert noch immer in seinen Händen, und musterte wütend die Wände. „Wir haben eine Nachricht bekommen, nur Text.“ Mit einer Handbewegung drehte er eines der Displays in Adians Richtung, und er konnte die einfachen Buchstaben auf dem weißen Hintergrund erkennen. jedi. ihr wollt, dass die bomben verstummen. trefft uns während des wachwechsels im palastgarten. „Und wann ist der...“, fragte der jüngere Padawan ratlos und starrte die flimmernden Buchstaben an. „In zehn Minuten. Außer der Nachricht wurde nichts an meinem System verändert, da bin ich mir sicher. Was machen wir?“ Adian fand es merkwürdig, dass er in dieser Sache überhaupt gefragt wurde, wo doch Lis das Kommando hatte, aber er zuckte mit den Schultern und antwortete: „Hingehen. Im besten Fall hören die Anschläge auf, im Schlimmsten erfahren die Behörden, dass Meisterin Dymaris und Meister Khel nicht mehr hier sind, aber sie haben einen ziemlichen Vorsprung.“ Er erwähnte nicht, dass dieser Vorsprung mit der Bewusstlosigkeit von Meister Khel aufgebraucht gewesen sein könnte. Der Nautolaner nickte. „Ganz meine Ansicht. Ich will nicht, dass noch mehr Lanari wegen Anschlägen auf uns umkommen.“ Er stand auf und verharrte für einen Moment, dann gab er einige Befehle in seine Rechner ein und nickte. „Die Überwachungsanlage müsste uns jetzt nicht mehr wahrnehmen.“ Schon wollte Adian sich zur Tür drehen, da bemerkte er, dass Lis ihn durchdringend ansah, und drehte sich zu ihm. „Was ist?“ Der ältere Padawan machte zwei Schritte nach vorne, bis er direkt vor ihm stand, und blickte auf ihn herab. „Was auch immer passiert – tu, was ich sage.“ Er konnte nur nicken im Angesicht der Eindringlichkeit, die der Andere ausstrahlte, und sie beide wussten, dass er es ernst meinte, unwillkürlich gar nicht anders konnte, als es ernst zu meinen. „Gehen wir.“ Die Tür öffnete sich geräuschlos für sie, und Lis reichte ihm einen kleinen Blaster, dessen Schalter auf „Betäuben“ fixiert war; überrascht hob Adian die Augenbrauen. „Ich würde nur ungern jemanden töten“, wisperte der Nautolaner und drückte ihm die Waffe ein wenig unsanft in die Hand, dann zog er ihn weiter. Zügig, aber weder hastig noch verstohlen, bewegten sich die beiden Padawane den dunklen Gang entlang, ihre Gesichter so gut wie möglich unter ihren Roben verborgen und bereit zu kämpfen, sobald eine unglückliche Palastwache ihren Weg kreuzte. Doch nichts dergleichen geschah, die Ruhe wurde nur durch ihre eigenen, fast lautlosen Schritte unterbrochen, während sie den langen Korridioren in Richtung Garten folgten. Irgend etwas stimmte nicht, dieses Gefühl machte sich in Adian breit, denn auf irgend jemand mussten sie eigentlich stoßen, irgendwelche Bediensteten oder Soldaten, sogar ein Servicedroide hätte dazu beigetragen, seine Nervosität zu lindern. Aber es schien fast so, als ob irgendjemand oder irgendetwas den Weg für sie freigemacht hatte – doch ob dies in der Absicht geschehen war, ihnen zu helfen, oder in der, sie in eine Falle zu locken, konnte er nicht feststellen. Auch die Macht gab ihm keinen weiteren Hinweis, alles, was er hatte, war diese diffuse Ahnung, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte, obwohl das auch genauso gut auf seine Anspannung zurückzuführen sein konnte. Trotzdem – Lis schien es genauso zu gehen, denn seine freie Hand wanderte ungeachtet des Blasters zwischen seinen Fingern immer wieder zu dem Lichtschwert an seinem Gürtel, und er blickte sich unruhig um. Sie erreichten eine Kreuzung, und für einen Moment musste der Nautolaner sich orientieren, dann führte er ihn nach Links, in einen Bereich, in dem Fensternischen den Blick auf den Himmel freigaben und Mondlicht die sparsame Nachtbeleuchtung unterstützte. Jeder Palastbewohner sollte sich nun in seinem Bett befinden, bis auf die Wachen, die bald von der Morgenschicht abgelöst werden würden – aber wenn Adian bei Meisterin Dymaris eines gelernt hatte, dann die Tatsache, dass sich nichts so entwickelte, wie man es erwartete. Deswegen machte ihn das Fehlen jeglicher Reibung nervös und unruhig, und er packte den Blaster in seinen schweißnassen Fingern fester. „Wir sind da...“, murmelte Lis aus dem Mundwinkel und deutete auf einen mit Schnitzwerk und Einlegearbeiten reich verzierten Torbogen, der vor allem florale Muster zeigte. Adian hängte die Pistole an seinen Gürtel und griff nach seinem Lichtschwert. „Spürst du jemanden?“ Der Nautolaner schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher... jemand ist dort, aber wie viele...“ Er wechselte ebenfalls die Waffe. „Nun, ich würde sagen, bereiter als jetzt werden wir nicht mehr.“ Mit einer Kopfbewegung ließ er dem Jüngeren den Vortritt durch den Bogen, und folgte ihm dann auf den schmalen, geschotterten Weg, der unter herabhängenden Ästen hindurch und an kleinen Parkbänken vorbei führte. Jemand hatte sich wirklich Mühe gegeben, die Illusion eines romantischen Waldes zu erschaffen, doch Adian hatte keine Augen dafür, er konzentrierte sich nur auf die vagen Auren, die er hinter einem Gestrüpp aus einheimischen Hecken wahrnehmen konnte. Lis schien es ähnlich zu gehen, denn er hatte den Kopf in eben diese Richtung gedreht, und schien zu versuchen, mit seinem empfindlichen Geruchssinn dort nähere Informationen zu erhalten, wo die Macht sie ihnen versagte. „Menschen... vier oder fünf, denke ich, aber die Luft ist hier so voller Blütenduft...“ Ihre weichen Stiefel verursachten kaum ein Geräusch, als sie weiter den Weg entlang gingen, immer so gerade wie möglich in die Richtung, in der sie ihre Kontakte vermuteten, doch auch ihr Gegenpart ließ nichts durch die Nacht dringen, das ihre Anwesenheit möglicherweise verraten könnte. Schließlich erreichten sie eine Biegung an einem massigen Strauch, dessen zahlreiche, große Blüten einen schweren, betörenden Duft hinausschickten und hinter dem sie die Gruppe vermuteten, die sich mit ihnen treffen wollte. Beide hoben sie ihre Lichtschwerter, ohne die Klingen zu entzünden, dann trat Lis nach vorne um die Biegung, Adian direkt hinter ihm. Vier Menschen in der Kleidung der Palastangestellten zuckten zusammen, sie alle waren schmal gebaut und ausgesprochen klein und eine Frau mit kurzem, blondem Haar hob einen Blaster. Doch als sie die Lichtschwerter in ihren Händen bemerkte, entspannte sie sich ein wenig, obgleich die dunklen Augen in dem gebräunten Gesicht sie noch immer misstrauisch musterten. „Jedi?“ Lis nickte. „Ja.“ „Sie haben also unsere Nachricht erhalten?“ Die Frau trat einen Schritt nach vorne, bedeutete ihren Gefährten gleichzeitig, zurückzubleiben, und blickte zu dem Nautolaner hoch. „Damit hätten Sie rechnen können, nachdem Sie sich in unser System gehackt haben.“ Nun trat sein verletzter Stolz das erste Mal zu Tage, er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass jemand die Dreistigkeit haben konnte, seine Programmierkünste herauszufordern. „Gehackt? Wir?“ Adian spürte die ehrliche Überraschung der Fremden, und wusste, dass sie ein Problem hatten – und Lis ging es genauso, das sah er an dem gehetzten Blick, den er dem anderen Padawan zuwarf. „Also gut. Was wollen Sie?“ Der Themenwechsel schien ihren Begleitern zuzusetzen, denn sie begannen, unruhig zu werden, doch die Frau lächelte kühl. „Ihnen erklären, was hier gespielt wird. Wir versuchen schon seit Ihrer Ankunft, Sie zu erreichen – übrigens, wo sind die beiden Jedi-Meister?“ „Und was wird hier gespielt?“ Lis ging nicht auf den springenden Punkt ihrer Frage ein, nagelte sie auf das Thema fest, das ihn interessierte – denn eine flüchtige Ahnung sagte ihm, dass er bald mehr Zeit mit ihr verbringen würde, als ihm eigentlich lieb war. „Wir möchten die Verhandlungen sabotieren – der angebliche Botschafter der Nomaden ist ein Betrüger, der nicht mit unserem Mandat arbeitet und versucht, uns an Dalak Mining zu verkaufen, und wir haben keine Möglichkeit, ihn daran zu hindern, weil die Privatarmee des Konzerns unsere Gebiete abriegelt.“ „Sithspucke.“ Adian wusste nicht, ob er oder der Nautolaner das Wort ausgesprochen hatten, doch dass es treffend war, da war er sich sicher. „Deswegen haben wir die Bombenanschläge verübt, damit Ihr auf uns aufmerksam werdet und uns helfen könnt...“ Lis öffnete gerade den Mund, um eine Antwort zu geben, höchstwahrscheinlich eine, die auf die moralische Fragwürdigkeit dieser Taktik hinwies, als laute Fußschritte die Stille der Nacht durchbrachen, disziplinierte Fußschritte. „Lauft!“ Die kalte Befehlsstimme der Frau gab das Signal, und Adian krachte aus seiner Starre, riss das Lichtschwert hoch und fing mit der glühenden Klinge die ersten, auf sie gezielten Blasterschüsse, die die Hecken durchdrangen, ab. Auch der Nautolaner fiel ein in das sirrende Ballett der Energie, während die Nomadin aus der Deckung der Jedi heraus schoss. „Das ist der Palastschutz!“, keuchte sie atemlos, ihre strenge Frisur hatte sich zu wirren Strähnen gelöst. Hastig blickte sie immer wieder nach hinten, von wo aus noch keine Gefahr zu erkennen war. „Warum flieht Ihr nicht?“ Adian spürte, wie die Gefahr näher kam, gleich würden die Soldaten um die nächste Ecke kommen und sie alle sehen, sie musste... „Nun, mit irgendjemandem müsst Ihr Euch ja getroffen haben, oder?“ Der beißende Sarkasmus in ihrer Stimme stand im Gegensatz zu der verblüffenden Jugend, die nun hervortrat – Angst hatte ihre kühle Maske weggewaschen. „Adian.“ Lis' Tonfall klang konzentriert und abwesend, denn er bemühte sich, keine Schüsse durch ihre Deckung dringen zu lassen. Trotzdem konnte kein Zweifel daran bestehen, wie ernst er meinte, was er nun sagen würde. „Sobald sie uns sehen, ergeben wir uns.“ „WAS? Wir können doch nicht...“ „Wenn wir weiterkämpfen, werden sie uns töten. Lasst den Blaster fallen und hebt die Hände, Ma'am.“ Der Nautolaner legte das Gewicht der Macht hinter seine Worte und berührte ganz sanft die Furcht in ihrem Geist. Und sie tat, was er von ihr verlangte, in dem Moment, in dem der Palastschutz durch die Hecken brach, Blastergewehre auf sie gerichtet. „Wir ergeben uns.“ Lis' laute Stimme durchbrach das Krachen der Schüsse und den Geruch verbrennender Vegetation, und die Soldaten stellten das Feuer ein, zögernd, denn der jüngere Padawan senkte sein Lichtschwert nicht. Zu stark war sein Stolz, zu sehr wehrte sein Geist sich gegen die Tatsache, dass Jedi nicht unbesiegbar waren, dass auch sie Niederlagen einstecken mussten. „Adian.“ Eiskalt klang das eine Wort, eiskalt und befehlend, und für einen Moment sah er seine Meisterin vor sich und wusste – wenn er hier starb, würde er ihr niemals helfen können. Er zuckte zusammen und ließ sein Lichtschwert fallen, starrte zu Boden und sah auch nicht auf, als sie ihm die Betäubungshandschellen anlegten. Kapitel 19: Wer suchet... ------------------------- @Nochnoi: Jaaa... weiß ich *unschuldig blinzl* Danke für das Lob, freut mich, dass es dir gefällt und dass ich auch die Handlung - wenigstens am Schluss - halbwegs schlüssig und konsistent rüberbringen kann... das ist immer meine größte Sorge :) Und Kapitel hast du noch n paar vor dir, es gibt 21 und einen kleinen Epilog, es wird also noch einiges aufgeklärt :) Im Schatten der Nacht Teil 3 Kapitel 19 - Wer suchet... Sithspucke. Das Wort mäanderte durch Nystala Dymaris Geist, und das Einzige, was ihr benebelter Verstand darüber herauszufinden vermochte, war, dass es passte. Sie wusste nicht, wieso oder weshalb, oder woher die ekelhaften Kopfschmerzen kamen, die unter iher Schädeldecke lauerten... Sithspucke Sithspucke „Sithspucke...“ „Nun, ich würde sagen, dass das eine sehr treffende Beschreibung unserer Situation ist.“ Sie schreckte hoch und riss die Augen auf, oder zumindest glaubte sie das, denn die Dunkelheit in ihrem Gesichtsfeld schwand nicht, sondern verwandelte sich in eine viel blendendere, die mit dem plötzlichen Schmerz in ihrem Kopf einherging. Sie spürte Hände an ihren Schultern die sie mit beachtenswerter Stärke zu Boden drückten, und ließ sich nach hinten sinken, versuchte, der plötzlichen Qual Herr zu werden. „Ruh dich aus, Nystala...“ Vorsichtig öffnete sie die Augen und starrte in das besorgte Gesicht von Dar Khel, der sich allerdings bemühte, diesen Ausdruck so gut wie möglich zu verbergen. „Was ist passiert?“ Er lächelte matt. „Diese Frage hab ich mir gestellt, seit ich aufgewacht bin – das Letzte, an das ich mich erinnere, ist dass wir die Mauer überquert haben.“ Ein blauer Blitz zuckte wieder durch ihr Gesichtsfeld, der Regen prasselte in Schwallen auf sie herab, und sie allein mit ihrem Lichtschwert... „Wir wurden betäubt, du zuerst... ich wollte mich noch wehren, aber es war zu spät...“ Scheinbar interessiert musterte sie die Decke ihrer Zelle, grauer, glatter Fels schmiegte sich fugenlos an ebensolche Wände, und sie fand nicht, dass das alles nach einem Gefängnis aussah, eher... Sie stemmte sich mit Dars Hilfe hoch und lehnte sich gegen das Gestein, eine kleine Sanitäreinheit und zwei Feldbetten nahmen den meisten freien Platz ein, und alles wirkte irgendwie... ihr noch immer umnachteter Geist suchte nach dem richtigen Wort... provisorisch. „Wo sind wir?“ Er grinste sarkastisch. „Das wüsste ich auch gerne, wirklich.“ Man hatte ihr das Lichtschwert abgenommen und auch den Blaster, den sie versteckt unter ihrer Robe am Gürtel getragen hatte, das bemerkte sie jetzt. „Keine Idee?“ Nachdem er sich versichert hatte, dass sie auch alleine sitzen konnte, begann er, in dem engen Raum auf und ab zu schreiten. Eingesperrt zu sein behagte ihm gar nicht, das spürte sie, seine Unruhe trieb ihn und auf ihren Lippen erschien ein schmales Lächeln der Erinnerung. „Dar?“ Er zuckte zusammen und blickte sie an. „Ja?“ „Hast du eine Idee, wo wir sein könnten?“ „Oh.“ Er ließ sich auf eines der Feldbetten sinken, das bedrohlich knackte, und strich sich mit den Händen über das gezeichnete Gesicht. „Ich würde sagen, eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Regierung oder Nomaden.“ „Und worauf würdest du dein Geld setzen?“ Dar grinste ein wenig. „Du weißt doch, Jedi wetten nur, wenn sie jemanden abziehen können, der vor ihrer Nase sitzt.“ „Und du weißt das von allen Jedi natürlich am Besten...“ Sie zog herausfordernd die Augenbrauen hoch, und er lachte erleichtert auf. „Aus praktischer Erfahrung, Nystala.“ Mit einem trockenen Grinsen stemmte sie die Hände auf den Boden und versuchte, sich aufzurappeln, doch ihre geschwächten Muskeln verweigerten die Mitarbeiter, und sie sank wieder zurück. „Warte.“ Noch ein wenig steif erhob er sich und durchmaß mit zwei Schritten den Abstand zwischen ihnen, beugte sich zu ihr hinunter. „Dar, ich...“ Er rollte mit den Augen. „Halt den Mund und lass dir nur ein einziges Mal helfen.“ Energisch setzte sie zum Widerspruch an, doch er zog sie einfach auf die Beine, wie ein Kind. Er stützte sie schweigend und half ihr, sich auf das Feldbette zu legen, dann seufzte sie leise. „Danke.“ In diesem Moment zischte die Tür unter dem Zabrak, und er wandte sich um, während Nystala nur den Kopf zur Seite drehen musste. „Damit wäre meine Frage wohl geklärt...“, murmelte sie, denn der Mann, der in der Tür stand, trug einfache, unauffällige Kleidung und keine Uniform. „Meister Khel, Meisterin Dymaris, ich hätte nicht gedacht, dass ich Euch so bald treffe.“ Seine schwarzen Augen versuchten, beide Jedi zugleich zu durchbohren, und Nystala spürte jene unbewussten Wellen in der Macht, die Menschen mit starkem Charisma meist ausstrahlten. Langsam und ruhig brachte sie sich in eine sitzende Position, während Dar antwortete. „Nun, ich muss zugeben, dass wir Euch gegenüber ein wenig im Nachteil sind.“ „Verzeihung.“ Der Fremde grinste, und seine weißen Zähne blitzten auf. „Ich bin Fanar Narasi, der Kommandant der Grenzwache der Lanari – der wirklichen Lanari, nicht dieser Einwanderer, die meinen, uns unterdrücken zu müssen. Ich entschuldige mich für Eure Behandlung, aber wir befürchteten, dass wir Euch nicht rechtzeitig aus dem Grenzgebiet hätten bringen können. So denkt die Armee von Dalak, dass wir Euch einfach erschossen haben. Nichts ist eine bessere Tarnung als Blut an den eigenen Händen.“ „Wo sind wir?“ Nystala ließ sich nicht von seiner dunklen, rauen Attraktivität beeinflussen, sondern stellte eine wunderbare Maske von Jedi-Gelassenheit zur Schau. „Im Versammlungszentrum der Lanari, das zufälligerweise auch unser militärisches Hauptquartier ist.“ „Sind wir Gefangene?“ Ihr blick war nun auf ihre beiden Lichtschwerter an seinem Gürtel gerichtet, die eine Handbewegung freigelegt hatte; er lächelte kühl. „Das kommt auf Ihre Absichten an – immerhin sind Sie unbefugt in unser Gebiet eingedrungen.“ „Ach, hätten wir in Ihr Büro neben dem Palast marschieren sollen und ein Visum beantragen?“ Der beißende Sarkasmus in Dars Stimme ließ bei ihr einige Alarmlampen aufleuchten, und sie bedachte ihn mit einem scharfen Blick, bevor sie ihre Augen wieder auf den Mann richtete, der allerdings nicht ernstlich beleidigt oder besorgt schien – warum auch? Natürlich, sie war eine Jedi, sie konnte sich ihr Lichtschwert mit einer Handbewegung zurückholen – doch sie hatte keine Ahnung, wo sie war, und war damit gravierend im Nachteil. „Eure Frustration ist verständlich, denn wir haben uns wirklich etwas... bedeckt gehalten. Kommt!“ Er öffnete die Tür und Nystala stand vorsichtig auf, trat wackelig über die Schwelle und auf den Gang hinaus. Die Felswände wirkten plötzlich kalt und grau und sehr massiv, fensterlos herausgeschlagen aus dem Gestein, und sie spürte das Gewicht des Berges über ihnen in der Macht. Die Schächte trugen nur leise Echos heran, und sie hatte das Gefühl, dass sich alles so still anfühlte, so friedlich – wie im Schlaf... „Wie lange waren wir bewusstlos?“ Sie heftete ihren Blick auf Fanar, und dieser wandte sich zu ihr um und lächelte. „Nicht besonders lange, nur einige Stunden – und es ist jetzt früher Morgen, ich denke, das war Eure eigentliche Frage.“ Die Jedi nickte schweigend und folgte dem Lanari durch den Gang, vorbei an grüßenden Wachen und einigen Ununiformierten, die offenbar zu einer morgendlichen Aufgabe eingeteilt waren – zu welcher auch immer. „Wohin bringt Ihr uns?“ „Zum regierenden Rat. Und sehen Sie mich nicht so an, wir sind keine menschenfressenden Wilden, wie Nalenaton gerne behauptet.“ Das Blitzen in ihrem Blick entging ihm nicht, doch sie entschied sich gegen die Konfrontation – es war keine gute Idee, sich diesen Mann zum Feind zu machen, das sagte ihr die Macht. „Und was passiert dort?“ „Wir möchten Euch die Möglichkeit geben, Euer Anliegen vorzutragen – was immer es auch ist.“ „Nun, Antworten zu bekommen wäre ein guter Anfang.“ Es erleichterte sie, wie ruhig Dar, der neben ihr ging, nun klang, offenbar hatte sich sein anfänglicher Groll gegenüber Fanar verflüchtigt – und dafür war sie sehr dankbar. „Antworten? Was meint Ihr?“ „Uns fehlen essentielle Informationen zum Verständnis der Situation auf Laanar.“ Der Mann blickte sie fragend an, doch Nystala schüttelte nur den Kopf. „Ich würde es vorziehen, wenn ich den Sachverhalt nur einmal erklären müsste...“ „Natürlich.“ Der Wortwechsel war zwar nicht unbedingt unfreundlich gewesen, doch hatte er ausgereicht, um jedes neuerliche Gespräch zu unterdrücken, und so setzten sie ihren Weg schweigend fort. Zwar tauschten die beiden Jedi Blicke aus, doch für ein Gespräch – oder gar eine Besprechung – blieb keine Zeit, also begnügten sie sich damit, nachzudenken – denn dieses Treffen würde höchstwahrscheinlich darüber entscheiden, ob sie ihren Auftrag erfolgreich abschließen konnten oder nicht. Das Schweigen vertiefte sich, während sie gingen, und Nystala nahm sich die Zeit, für einen Moment in die Macht zu sinken und Kraft für sich zu finden – die Nachwirkungen der Bewusstlosigkeit quälten sie noch immer, und sie fühlte sich einfach schrecklich. Doch die Zeit verging schnell, viel zu schnell, als dass sie ihre Muskeln entscheidend kräftigen konnte, und sie wurde gemeinsam mit Dar mehr in einen Raum geschubst, als dass sie selbst eintrat. Stühle waren in einem Kreis angeordnet, der sie an den Jedi-Rat erinnerte, doch die beiläufige Eleganz des Tempels und aller seiner Räume fehlte hier vollkommen, denn hier umgab sie der blanke Fels. Allein die Lanari in dem Raum brachten Farbe und Leben in die kahle Umgebung, dafür genug davon. Charisma und leidenschaftlicher Einsatz durchströmten die Macht in diesem Saal, und Nystalas Augen betrachteten die zwölf Personen in den Stühlen für einen Moment, dann lächelte sie schwach. „Dies sind Meister Khel und Meisterin Dymaris vom Orden der Jedi.“ Die plötzliche Stille erstickte den Saal wie eine Flutwelle, und unwillkürlich straffte sie den Rücken, so intensiv fühlte sie sich gemustert. Vor nicht allzu langer Zeit wäre sie vielleicht in die Knie gegangen, doch jetzt, in diesem Moment, zählte das Wissen, wer sie war und was sie wollte alles – und was Andere von ihr denken mochten, verblasste zur Bedeutungslosigkeit. „Wir grüßen Euch.“ Eine zierliche Frau erhob sich von ihrem Stuhl, ihr Gesicht wirkte alt und runzelig, doch in diesen blauen Augen glomm ein Funke, der die Frage, warum sie hier war, gar nicht erst aufkommen ließ. „Zuerst möchte ich mich dafür bedanken, dass Ihr auf unseren Hilferuf reagiert habt.“ In Nystalas Kopf klickte etwas sehr laut und deutlich, und ein Blick zu Dar verriet ihr, dass es ihm nicht anders erging. „Wir befürchteten schon, dass das Verhalten dieses angeblichen Gesandten Euch zur Abreise bewegen würde.“ Der Lanari entgingen die Zeichen der Verwunderung und des Triumphs auf den Gesichtern der Jedi nicht, und sie lächelte ruhig; Nystala verbeugte sich kurz, und ein kurzer Blick brachte den Zabrak dazu, es ihr gleichzutun. „Es ist uns eine große Ehre, Euer Gast zu sein.“ Einer der Anführer lachte, tief und rollend, und ihre scharfen Augen musterten ihn für einen Moment, dann sprach er sie an. „Spart Euch Eure geschliffenen Worte, Meisterin – wir wären ohnehin nicht beeindruckt.“ Sein schmaler, fast zierlicher Körperbau passte so gar nicht zu seinem Bass, doch auch er strahlte Selbstvertrauen und geistige Agilität aus; Nystala grinste trocken. „Ausgezeichnet – mir steht es bis zum Hals, so fürchterlich höflich zu sein.“ Sie pausierte für einen Moment, richtete ihren Blick auf die Runde, musterte alle Anwesenden. „Ein Teil unserer Fragen wurde bereits beantwortet, aber ich wäre Euch trotzdem dankbar, wenn Ihr den Ablauf der Ereignisse erklären könntet.“ Die Älteste erhob sich wieder, schritt auf und ab. „Ganz kurz – Dalak Mining hat hier Schürfrechte, wollte sie nutzen, wir haben protestiert und uns gewehrt, da das gegen unsere Rechte als Minderheit verstößt – und eine Nachricht an die Jedi geschickt. Dann hat allerdings begann dieser verdammte Gesandte statt unserer Delegation sogenannte 'Verhandlungen', und die Droidenarmee von Dalak hat uns hier festgesetzt.“ Dass sie zornig und angewidert klang, verwunderte Nystala nicht, doch der bittere Hass in der Stimme der Ältesten erschreckte sie. „Und dann?“ „Wir hatten also keine Chance auf Verhandlungen mehr, also haben wir ein Team in die Hauptstadt geschickt, um alles zum Abbruch zu bringen und Kontakt mit Euch aufzunehmen – daher die Bomben. Das Letzte, was wir von unseren Leuten gehört haben, war, dass sie sich mit den Jedi treffen wollten, aber seitdem haben wir keine Nachricht erhalten.“ Nystala verbarg den plötzlichen Stich der Angst hinter einem knappen Nicken. „Ihr denkt also, dass etwas passiert ist?“ „Ja. Die Frage ist nur: Was machen wir?“ „Nach allem, waas ich bis jetzt gehört habe, seid Ihr der Ansicht, dass Diplomatie gegen Dalak keinen Sinn mehr hat, also taktisches Vorgehen angebracht wäre.“ Dar hatte gesprochen, seine Energie schien nur noch schwer bezähmbar, und in ihrem Innersten konnte Nystala seinen Drang, endlich etwas in Stücke zu zerlegen, verstehen – auch wenn dies der Pfand zur Dunklen Seite war. „Ja, das war unsere Schlussfolgerung.“ Die Älteste blickte ein wenig nachdenklich drein, doch die Jedi lächelte beruhigend. „Natürlich hätte ein direkter Militärschlag die Erfolgsaussichten einer Schneeflocke auf Tattooine, deswegen ist es unumgänglich, dass wir eine Verhandlungslösung anstreben. Allerdings müssen wir dazu erst den falschen Gesandten entfernen und danach die Regierung überzeugen, dass Ihr nun die echten Vertreter seid.“ „Und worauf wollt Ihr hinaus, Jedi?“ Ein langer Blick, ein paar kleine Gesten zu Dar und eine alte Verbindung in der Macht, ein Verständnis, das kurz wieder aufblühte... „Ihr stellt eine Delegation zusammen, General Narasi ein Kommandoteam, das Euch beschützt... und Dar und ich schalten den Droidenkontrollturm aus.“ Sie wusste nicht einmal, ob es einen solchen gab, es war eine pure Improvisation auf Basis der Tatsache, dass sie kein größeres Schiff im Orbit gesehen hatte... „Ihr meint den Turm am Eingang zum Gelände mit der runden Kuppel?“ Pling. Einhundert Punkte. „Genau den.“ „General?“ Nystala wandte den Kopf und sah Fanar neben dem Eingang stehen, der offenbar angestrengt auf den Knopf in seinem Ohr lauschte. Trotzdem antwortete er prompt. „Ich kann bis heute Abend ein Team zusammengestellt haben.“ „Und Ihre Empfehlung?“ Die Älteste kniff die Augenbrauen zusammen, offensichtlich aufgeschreckt. Er straffte die Schultern, holte Luft, ein pflichtbewusster Überbringer schlechter Nachrichten. „Ich habe soeben erfahren, dass unser Team im Palast gemeinsam mit Euren Padawanen festgenommen wurde. Wir wissen nicht, was mit ihnen passiert, aber es ist wahrscheinlich, dass sie summarisch ohne Verfahren als Verräter hingerichtet werden. Nystala schnappte nach Luft, Angst fesselte ihren Körper und für einen Moment griff sie in die Macht, ohne sich dessen bewusst zu sein, suchte Adian, nur um einen schwachen Abglanz seines Geistes zu finden, der sich merkwürdig anfühlte... „Er lebt.“ Dar nickte. „Lis auch.“ „Verzeihung?“ Die Älteste blickte nicht verwirrt drein, dazu wirkte sie viel zu würdig, doch ihre Irritation war ihr deutlich anzumerken, gemeinsam mit Sorge, einer persönlichen Angst. „Wir sind uns sicher, dass zumindest unsere Padawane noch am Leben sind.“ Nystalas Gegenüber blinzelte kurz, dann richtete sie ihren Blick auf ihren General. „Ihre Empfehlung?“ Er zögerte keinen Augenblick. „Einsatzbeginn so schnell wie möglich, um die Überlebenschance unseres Teams zu maximieren.“ „Gut. Dann werden wir abstimmen.“ Der Jedi gelang es gerade noch, ein Aufstöhnen zu unterdrücken, sie hatte genügend Senatssitzungen miterlebt, um zu wissen, dass diese Prozedur Stunden dauern konnte, Tage. Ihre eigene Frustration drang genauso durch, wie sie die von Dar spürte, und... Das erste Ratsmitglied schnellte von seinem Stuhl hoch, dann die Zweite, und die Beiden sahen sich um, verdutzt, bis jeder einzelne Älteste vor seinem Stuhl stand; die Vorsitzende lächelte. „Der Antrag ist Angenommen. General?“ Fanar trat vor, löste die beiden Lichtschwerter von seinem Gürtel und reichte sie den Jedi, gefolgt von ihren Blastern. Ihre vertraute Waffe in der Hand zu halten verlieh Nystala ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle, und mit neuer Spannung in ihrer Haltung richtete sie sich auf. „Sie werden Ihr Team zusammenstellen, General.“ Auch die Älteste blickte nun mit neuer Energie in die Runde, mit Energie und etwas, das ganz nach einer Hoffnung aussah, die sie doch anscheinend zu unterdrücken versuchte. „Nach Einbruch der Dunkelheit brechen wir auf, sorgen Sie also dafür, dass die Jedi alle Unterstützung bekommen, die Sie ihnen geben können. Wegtreten.“ Der General salutierte, doch Nystala und Dar blieben stehen, unschlüssig, ob man sie schon entlassen hatte. „Wir danken Euch im Namen unseres Volkes für Eure Unterstützung, Meisterin und Meister. Aber jetzt sollten wir uns an die Vorbereitungen machen.“ Kapitel 20: Grenzgänge ---------------------- Naja, das ist wohl ne Abwandlung von "Die Aussicht, am Morgen gehängt zu werden, hilft dem Geist eines Mannes, sich zu konzentrieren." - man beschließt dann meistens viel schneller *nuschel* Und jap, das arme, kleine Adian-Tuktuk hat wirklich nicht viel... glück *hust* Im Schatten der Nacht Teil 3 Kapitel 20 - Grenzgänge Die Dunkelheit lag wie eine schwere, schwarze Decke zwischen den letzten Ausläufern der Bäume, und nur mit ihrem Nachtsichtgerät war es Nystala möglich, die Schatten in den Schatten in einzelne Gestalten aufzulösen. Genauer gesagt, in eine Gestalt – Dar Khel. „Ich muss verrückt sein...“, murmelte sie fast unhörbar, doch sein Grinsen zeigte, dass er sie durchaus verstanden hatte; er beugte sich zu ihr hinüber. „Wir sind verrückt, nicht vergessen!“ Sie blickte hinüber zu dem Droidenkontrollturm, der in völliger Dunkelheit dalag, ein mechanisches Gebilde, das von seinen Drohnen beschützt wurde, und wieder einmal vermisste sie schmerzhaft die virtuose Computerbeherrschung Lis Kissotos. So mussten sie auf die altmodische, aber bewährte Methode zurückgreifen, um die Droiden auszuschalten – zwei Thermaldetonatoren. Ihr Blick wanderte über die weite, gerodete Fläche ebenen Grases zum schmalen Sockel des Turmes, der sich dann abrupt zu einer großen Kontrollkugel erweiterte. Ihre Finger spielten ruhelos mit den explosiven, silbrigen Kugeln an ihrem Gürtel, während sie den Kampfmaschinen beim Patrouillieren zusah, ihre Wege verinnerlichte. „Wir müssen schnell sein...“ „Meinst du wirklich, dass wir nicht vorher die Kommandozentrale ausschalten sollen?“ Dar blickte sie zweifelnd an, soweit sie das unter seinem Visier erkennen konnte, doch Nystala schüttelte den Kopf. „Wenn wir den Turm ausschalten, können sie dort Knöpfe drücken, so viel sie wollen, und nichts passiert – wenn nicht, haben wir ohnehin ein Problem. Das wäre nur eine Verschwendung von Ressourcen.“ Er nickte. „Ist dein Seilkatapult in Ordnung?“ Die Jedi zog das kleine Gerät heraus und löste kurz den Mechanismus aus, dann grinste sie zufrieden, eine Geste, die vor allem ihre Unruhe verbergen sollte. Hastig schlossen ihre Finger sich wieder um ihr Lichtschwert, nachdem sie das Herzstück ihrer Operation wieder an ihrem Gürtel befestigt hatte, dann drückte sie kurz Dars Schulter, froh, dass er ihren besorgten Blick nicht sehen konnte. Sie trat nach vorne, gemeinsam mit dem Zabrak, und ihre violette Klinge durchschnitt die Nacht, nur ein blendender Schemen in ihrem Gesichtsfeld. Sofort wurden die Wachdroiden auf sie aufmerksam, drehten die mechanischen Köpfe. „Hände hoch!“ Sie ignorierte die krächzenden Rufe und ließ den ersten Blasterschuss von ihrem Lichtschwert abprallen, während Dar mit entzündeter hellblauer Klinge ihre andere Seite schützte. Die Roboter sanken zu Boden, getroffen von reflektierten Strahlen, doch es wurden mehr und mehr, die über das federnde Gras von der Mauer, wo sie patrouilliert hatten, herankamen. Schweiß verklebte ihre Haare, Dar als beruhigende Präsenz neben ihr, Schuss auf Schuss, während die Macht ihre Schritte und Bewegungen, Paraden und Angriffe leitete. Müdigkeit kroch in ihre Glieder, doch die große Kugel des Kontrollturms wölbte sich schon über ihr, während der Eingang am Fuß noch Meter von ihr entfernt war. Mit der linken Hand griff sie nach ihrem Seilkatapult, blickte nach oben zu dem Laufgang am äußersten Punkt der Kuppelwölbung. Das violette Lichtschwert wechselte fast ohne bewusste Regung den Besitzer, glomm nun in Dars Hand. Er beschützte nun auch sie vor den Blasterstrahlen, während sie sich konzentrierte, hochblickte... Plötzlich flogt sie durch die Luft, hochgezogen von einem feinen Seil, und nun, da sie den Schutz der Lichtschwerter verlassen hatte, pfiffen Schüsse nahe an ihr vorbei. Stechender Schmerz brandete in ihrem Oberschenkel hoch, brannte, genauso wie der Stoff ihrer Tunika verkohlte, doch sie ließ nicht los, erreichte das Geländer. Hastig, doch schwerfällig, schwang sie sich darüber, der Streifschuss entfaltete erst jetzt seine volle Wirkung, noch immer prallten Lichtblitze von der Unterseite der Galerie und dem Metallgeländer ab. Sie aktivierte die beiden Thermaldetonatoren und rollte sie so nahe wie möglich an die Kuppel. Dann kroch sie zurück an den Rand, blickte hinunter, entdeckte Dar, der noch immer gegen die Droiden kämpfte... und schlüpfte durch die Gitterstäbe. Sie fiel, und obwohl sie ihren Sturz mit Hilfe der Macht abbremste und sich abrollte, presste der Aufprall ihr die Luft aus den Lungen. Sie konnte sich nicht bewegen, ihre Glieder gehorchten ihr nicht mehr, ihre innere Uhr zählte die Sekunden. Sie musste sich umdrehen, der Turm würde gleich explodieren... ihre Augen schützen, ihren Kopf, ihre Brust... Schüsse schlugen in das nasse Gras neben ihrem Körper ein, es verging in den Flammen, und die Detonation rückte näher wie ein kontinuierliches Ticken... Ein weiches, aber nichtsdestotrotz schweres Gewicht drückte sie zu Boden, schirmte sie ab gegen die blendende Helligkeit und Hitze, an der Seite des Turms erstrahlte eine neue Sonne, gefolgt von einer zweiten, blendeten ihre durch das Nichtsichtgerät überempfindlichen Augen. Trümmerstücke, manche brennend, regneten herab, schlugen neben ihnen ein, doch niemand schoss auf sie. „Geht es dir gut?“, keuchte Dar, die Explosion hatte ihn härter getroffen als sie, doch nun begann Nystala das Gewicht des Jedi-Ritters auf ihrer Brust zu spüren. „Gut.“ Ihre Stimme klang gepresst, und der Zabrak rollte sich zur Seite ins Gras, blieb neben ihr auf dem Rücken liegen. Blendend glommen die vielen kleinen Brände in ihrem Nachtsichtgerät, und sie riss es sich vom Kopf, starrte keuchend hinauf. Ein gutes Drittel der Kuppel war verschwunden, die gezackten Ränder reckten sich wie schiefe Zähne in den dunklen Himmel und der eingedellte Rest balancierte auf dem schlanken Schaft des Turmes. Das Feuer erleuchtete die weite Grasfläche, und Nystala richtete sich vorsichtig auf, blickte hinüber zu Dar, der sich auf die Seite gedreht hatte und schwer atmete. „Was ist los?“ Sie kroch zu ihm, ihrem verletzten Bein traute sie nicht genug, um aufzustehen, beugte sich über ihn – und starrte in die breite Wunde an seiner Schulter. „Dar“, murmelte sie, während sie seine verschwitzte Stirn betrachtete, die schmerzverzerrten Züge, die glasigen Augen. Schnell griff sie in die Tasche ihrer Tunika, zog einen Injektor heraus und stieß ihn in seinen Schenkel, augenblicklich entspannte er sich, als das Mittel durch seine Adern pulsierte. „Alles in Ordnung?“ Er nickte gepresst, der Schmerz hatte offenbar nahgelassen, und sie richtete den Blick auf seinen Rücken. „Ich denke, dich hat ein glühendes Trümmerstück getroffen... aber die Wunde ist kauterisiert worden, also blutest du wenigstens nicht.“ Er verzog das Gesicht. „Hat sich auch so angefühlt.“ Vorsichtig rappelte er sich halb auf und blickte sie an, wie sie noch am Boden kauerte, starrte sie besorgt an. „Was ist passiert?“ „Nichts...“, sie stand auf, schwankte, als ihr Gewicht auf dem verletzten Bein lastete, und humpelte vorsichtig nach vorne zu ihrem Lichtschwert. „Das ist nicht nichts.“ Hastig trat er auf sie zu, entdeckte die verbrannte Stelle an ihrem Oberschenkel, doch sie wehrte ab. „Nur ein Streifschuss, Dar... nichts Ernstes.“ Scheinwerfer durchbrachen das flackernde Halbdunkel im Schatten des Feuers, und ein Bodenwagen, begleitet von bewaffneten Swoop-Bikes, brach aus dem Gehölz. Die Fahrzeuge hielten auf die beiden Jedi zu und General Fanar Narasi sprang von einem der Bikes, diesmal nicht in einfacher Kleidung, sondern in einem Körperpanzer. Er pfiff anerkennend. „Ihr habt ja ein ziemliches Loch gemacht“, bemerkte er mit Blick auf den Kontrollturm und blickte dann Nystala an, die Verletzung sah im plötzlichen Licht nicht gut aus. „Seid Ihr in Ordnung?“, fragte der General, und sie warf einen prüfenden Blick zu Dar, doch der winkte ab, und sie nickte. „Wir kommen klar, aber es wäre gut, wen wir eines der Swoops bekommen könnten.“ „Ihr könnt mit mir...“, schlug der Lanar vor. „Nein.“ Dar schüttelte schnell und ausgesprochen Energisch den Kopf. „Es wäre sicherlich besser, wenn Nystala und ich zusammen bleiben – immerhin sind wir beide verletzt, und so können wir uns ein wenig zurückhalten...“ „Natürlich.“ Der General winkte einen seiner Untergebenen von dessen Bike, und die beiden Jedi traten hinüber zu dem kleinen Gefährt, saßen auf. Nystala bemühte sich, ihr Gewicht von Dars verletzter Schulter fernzuhalten, während er sich mit der Steuerung vertraut machte, und schlang ihre Finger um den Haltegriff neben ihrer Hüfte. Ihre andere Hand umklammerte das Lichtschwert, und sie versuchte, den pochenden Schmerz in ihrem Bein zu ignorieren, ihn in die Regionen ihres Geistes zu verdrängend, die unterhalb ihres Bewusstseins lagen. „Fertig?“ „Ja!“, brüllte sie über den Lärm der startenden Motoren hinweg, und sie hoben ab, setzten sich in Richtung des großen Tores in Bewegung. Die Nachtluft pfiff um ihre Ohren und zerzauste ihre Haare, und trotzdem fühlte sie, wie die Müdigkeit sie umklammerte, sie in den Schlaf hinabzuzerren drohte. Doch die Mauer, die die Berggebiete der Nomaden vom Rest des Planeten trennte, ragte nun vor ihnen auf, das Tor flankiert von zwei Türmen. Verdutzte Wachen – menschliche diesmal, keine Droiden – blickten auf sie herab, die Blastergewehrte in ihren Händen wirkten wie Fremdkörper, und ihre ungezielten Schüsse stellten keine Gefahr für ihre Eskorte dar. Die Straße breitete sich den Berg hinunter aus, und sie rasten hinunter, auf einen neuerlichen Angriff gefasst und doch auf die Freiheit zu – doch da war niemand. Und während die Dunkelheit des Waldes die kleine Gruppe einschloss, nickte Nystala Dymaris langsam ein. Die fernen Lichter der Hauptstadt krochen näher und näher, die einzelnen Punkte lösten sich auf in Lampen, Gebäude, zwischen denen die Straße schlussendlich hindurchführte, durch die Vororte, die merkwürdig still wirkten am frühen Morgen. Die Sterne über ihnen begannen langsam zu verblassen und kalte, graue Dämmerung breitete sich aus, verströmte eine ganz eigene Atmosphäre, die dazu führte, dass Nystala Dymaris ihre schmerzenden Glieder und ihre zermürbende Müdigkeit nur noch stärker fühlte. Während der Nacht hatte auch sie die Steuerung des Swoop-Bikes übernommen, um Dar eine Pause zu gönnen, denn seine Verletzung schwächte ihn, obwohl er das niemals vor ihr oder einem der Bergnomaden zugegeben hätte. Nun döste er hinter ihr, seine Arme um ihre Schultern geschlungen, erwachte immer wieder, wenn eine Kurve sie beide durchrüttelte und ihn fast von ihrem Fahrzeug warf, und doch... sie fühlte sich merkwürdig geborgen, wenn er in ihrer Nähe war. Auch seine heftige Reaktion von vorhin hatte sie verwundert, doch obwohl irgend etwas in ihr sich dagegen sträubte, beschützt zu werden – verdammt, sie war eine Jedi, so rührte es sie doch, dass er sich um sie sorgte. Die Häuser auf beiden Seiten der Gassen drängten sich immer weiter zusammen, schmälerten den Platz, den sie hatten, doch kein anderes Fahrzeug war in den leeren Straßen zu entdecken, während sie sich weiter dem großen Platz vor dem Königspalast näherten. Nystala hatten Posten erwartet, Soldaten, die sie abfangen würden, sobald die Nachricht von ihrer Flucht weitergeleitet wurde, doch nichts dergleichen war geschehen – ein Anzeichen dafür, dass Dalak Mining doch nicht den Einfluss auf die Regierung hatte, den sie und Dar vermutet hatten. Unvermittelt erweiterte sich die alte, schmale Seitengasse aus der Gründerzeit des Planeten zu einer weiten Fläche, ebenmäßige Steinplatten in verschiedenen Farben fügten sich aneinander, begannen langsam satter zu leuchten, je mehr die Helligkeit des Morgens zunahm. Sie bremste im Gleichklang mit dem Bodenwagen, den sie eskortierte, ab, drosselte ihre Geschwindigkeit und spähte aus verschlafenen Augen nach vorne zu der Kette aus Wachen in der Uniform der Palastgarde, die zwischen zwei hohen Säulen, an deren Spitzen die Statue zweier Könige thronten, Aufstellung genommen hatten. „Dar!“ Ihre Stimme klang fast unnatürlich laut auf der weiten Fläche, und auch das leisere Motorengeräusch trug dazu bei, dass fast sie selbst bei dem rauen Klang zusammenzuckte. Nichtsdestotrotz regte sich der Zabrak hinter ihr, und die heftige Bewegung, die sie hinter sich spürte, verriet ihr, dass er versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. „Wo sind wir?“ „Vor dem Palast“, antwortete sie nur, die dunklen Augen ruhig nach vorne gerichtet, während sie weiter abbremste und gemeinsam mit den anderen Fahrzeugen vor der mit Bändern geschmückten Absperrung zu Halt kam. Es war mehr eine symbolische Geste als eine wirkliche Bedrohung für jeden Neuankömmling, und doch hatte die Ratsvorsitzende entschieden, hier zu halten. Ihre gekrümmte Gestalt erhob sich aus ihrem Sitz in dem Bodenwagen, und stechende Augen fixierten den Sergeant, der die Wache kommandierte. „Ich bin Senia Talar, rechtmäßige Repräsintantin der Bergvölker von Laanar, und ich verlange König Nalenaton zu sprechen.“ Die Intensität ihrer Worte erfasste auch Nystala, und unwillkürlich richtete sie sich auf, betrachtete die alte Frau, fasziniert von der unbändigen Energie. Auch dem Sergeant der Wache ging es offensichtlich so, denn er griff nach seinem Funkgerät, während die Jedi fast unmerklich aufatmete, denn nun konnte er sie nicht mehr formlos wegschicken. Für einen Moment lauschte er auf die Stimme in seinem Ohr, dann nickte er. „Wer sind Eure Begleiter?“ Senia Talar umschloss mit einer fast schon herrischen Geste die Gruppe. „Meine Delegation und meine Leibwache unter General Fanar Narasi.“ Nystala drehte sich vorsichtig um und blickte Dar an, wisperte: „Seit wann ist sie so autoritär? Ich hielt sie eher für eine Erste unter Gleichen.“ Der Zabrak antwortete flüsternd, sein Kinn auf ihre Schulter gelegt. „Das ist sie auch... nur bekommt die Regierung von Laanar Panik, wenn man das Wort 'Demokratie' auch nur flüstert... mit einer absoluten Herrscherin zu arbeiten fällt allen hier leichter, und warum sie nicht im Glauben lassen?“ Für einen Moment starrte Nystala ins Leere, doch eine herrische Bewegung des Sergeants an der Absperrung schreckte sie auf. „Und wer sind diese beiden da?“ Einen Moment blickte sie an sich herab, ihre Tunika fühlte sich steif an vor verkrustetem Schlamm und vage fragte sie sich, wie Dar es überhaupt schaffte, in solcher Nähe zu ihr zu sitzen, so unheimlich ungewaschen fühlte sie sich – und offenbar sahen sie auch schlimm genug aus, um Misstrauen zu erregen. Senia Talar schoss von ihrer erhöhten Position im Bodenwagen aus einen strengen Blick auf den Soldaten ab. „Dies hier sind die Jedi-Meister Nystala Dymaris und Dar Khel, meine Berater.“ Allerdings ließ dieser sich nicht so einschüchtern, wie sie anscheinend erhofft hatte. „Gegen Eure Begleiter liegt ein Haftbefehl vor.“ In einer fließenden Bewegung stieg Nystala von dem Swoop, trat vorsichtig, um ihr verletztes Bein nicht zu sehr zu belasten, nach vorne. „Mit welcher Begründung?“ Jede Unze Autorität aus ihrer Ausbildung legte sie in diese Worte, genauso wie die gesamte Ruhe, die sie nach den frustrierenden Tagen auf diesem Planeten noch aufbringen konnte. Der Sergeant schrumpfte, antwortete aber trotzdem. „Verschwörung gegen die Monarchie und vielfacher Mordversuch.“ Sie wusste, sie konnte nicht kämpfen, nicht mit ihrem Schlafmangel und ihrer Verletzung, und Dar ging es genauso... aber Angriff war immer besser, als dem Feind die Initiative zu überlassen. „Mir sind keine derartigen Vorwürfe bekannt, und zudem genießen wir diplomatische Immunität.“ Natürlich, es war eine glatte Lüge, etwas, das Jedi nicht unbedingt tun sollten, aber sie musste nicht besonders lange damit durchkommen, und es war die beste Chance, die sich ihr bot. Wispernd gab der Sergeant die Informationen weiter, dann nickte er. „Ihr könnt passieren.“ Sie setzte sich wieder hinter Dar, und der Konvoi überquerte langsam den Platz, fuhr auf den großen Haupteingang zu. Eine Eskorte aus einigen Dienern und zwei Wachmännern erwartete sie dort, und die fünf Diplomaten verließen den Bodenwagen, während General Narasi seine Leute aufteilte, um die eine Gruppe die Fahrzeuge bewachen zu lassen. Er selbst begleitete die Delegation nach drinnen, durch die hallenden Gänge, die so früh am Morgen noch fast leblos wirkten. Senia Talar gab den Dienern leise Anweisungen, wohin sie wollten, und Nystala fragte sich dumpf, wieso man ihnen ihre Lichtschwerter und den Soldaten die Blastergewehre nicht abgenommen hatte. Die Tür, vor der sie schließlich stehen blieben, reich verziert mit floralen Mustern, wirkte fast wie eine Pforte in der Wand. „Mylady?“ Einer der Diener wand sich offensichtlich unbehaglich und blickte die Ratsvorsitzende an. „Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr ihn stören wollt?“ Talar nickte kühl – ihr Zorn trat wieder an die Oberfläche, diesmal deutlicher als zuvor. „Natürlich.“ Sie wandte sich Narasi zu. „General, ich denke, Sie sollten das Anklopfen übernehmen.“ Er warf einen vorsichtigen Blick auf die beiden Wachmänner, doch diese schienen die Implikationen hinter dem Satz nicht zu verstehen, und er trat kühl nach vorne, pochte mit den Fingerknöcheln kräftig an die geschnitzten Verzierungen. Für einen Moment wartete er, dann lächelte er kalt – kälter, als Nystala von einem Mann wie ihm erwartet hätte. „Er antwortet nicht, und ich habe Angst um seine Gesundheit. Vielleicht sollten wir die Tür aufbrechen...?“ Der Soldat der Wache zuckte zusammen, offensichtlich fragte er sich, welche Irre er bewachen musste – und ihm fiel auf, dass der Mann, der ihm gegenüberstand, ein Blastergewehr trug. „Ich denke nicht, dass das nötig sein sollte...“, stammelte der junge Mann und zog einen Bund Chips von seinem Gürtel, drängte sich hastig an Narasi vorbei, um einem Schuss zuvorzukommen. Mit zitternden Fingern zog er eine der Karten durch den Schlitz, und die Tür öffnete sich mit einem leisen Zischen. Nystala betrat direkt hinter dem General die Suite, die von Einrichtung und Aufbau fast identisch mit derjenigen war, die ihr gehört hatte. Sie hielt ihr Lichtschwert in der Hand, auch wenn sie fand, dass sie in ihrer derzeitigen Verfassung damit für ihre Freunde gefährlicher war als für ihre Feinde. Nach wenigen Schritten gelangten sie in den Aufenthaltsraum, und sie keuchte leise auf, denn dort saß der Gesandte, von dem ihr ihre Padawane erzählt hatten. Blass und kühl, wirkte er mehr wie ein merkwürdiges Gerippe unter seinen Roben denn wie ein lebendes Wesen, und seine Aura in der Macht fühlte sich dunkel an... nicht wie ein Sith, sondern wie ein Mensch, der sich Dingen verschrieben hatte, die niemand gutheißen konnte. „Was gibt Euch das Recht, in meine privaten Bereich einzudringen? Ich bin der Gesandte der Bergnomaden und genieße diplomatische Immunität!“ „Seid Ihr nicht.“ Senia Talar hatte sich zwischen ihren Leibwächtern hindurchgeschoben und funkelte den Schwindler wütend an, erst jetzt bemerkte Nystala, dass sie unter ihren weiten, bunten Gewändern einen kleinen Blaster samt Holster verborgen hielt; die Waffe lag sicher in ihrer Hand. „Ihr seid nicht einmal ein Mitglied unseres Volkes – und Ihr werdet mich zu König Nalenaton begleiten, um Zeugnis von Eurem Betrug abzulegen. Wir haben Beweise.“ „Werde ich das?“ Für einen Moment wirkte er, als ob er Widerstand leisten wollte, aber Narasi trat hastig vor und seine einschüchternde Präsenz reichte, um den schmächtigen Mann davon abzubringen. „Ja, das werdet Ihr. Wie ist Euer Name?“ „Tlako Ren.“ „Natürlich...“, spottete Senia Talar kalt. „Aber für den Anfang wollen wir es dabei belassen. Gehen wir.“ Der erneute Marsch durch den Palast ließ Nystala die Wunde an ihrem Bein umso deutlicher spüren, und die Erschöpfung biss kleine Stücke ihrer Entschlossenheit ab, sie fühlte, bald würde davon nichts mehr übrig sein. Auch die Ungewissheit zehrte an ihr, sie fühlte zwar die Gegenwart ihres Padawanes, aber sie konnte nichts Genaueres sagen – er lebte, natürlich, aber darüber hinaus... Wo war er? Wie fühlte er sich? Je näher sie den privaten Unterkünften des Königs kamen, desto opulenter wurde die Dekoration, fein geschwungene Statuen wanden sich in kleinen Nischen in der Wand, und Blumen hingen wie ein Baldachin von der Decke, Mosaike waren in das Holz des Bodens eingelassen. Trotzdem hatte sie kein Auge für die Kunstfertigkeit, denn Dar war langsamer geworden, und sie fühlte, dass nur noch pure Willenskraft ihn aufrecht hielt, nicht sein Körper. Sie hielt sich nahe bei ihm, um ihn stützen zu können, falls er taumelte, doch ihr war klar, dass auch ihre eigenen Kräfte begrenzt waren. Doch da erreichten sie schon eine breite Doppeltür, die von zwei Wächtern flankiert wurde, und traten formlos hindurch, in einen kleinen Aufenthaltsraum, in dem ein Mann saß. Fast hätte sie König Nalenaton nicht erkannt, so übernächtigt sah er aus, und so anders war der Eindruck, den man von ihm gewann, wenn er nicht auf seinem Thron saß oder ein Bankett gab. Die alte Frau machte ein paar Schritte vorwärts, musterte ihn kurz, und die Verachtung, die Nystala in ihr spüren konnte, überraschte sie keineswegs. „Ich bin Ratsherrin Senia Talar vom Volk der Lanari, und ich bin hier, um Sühne zu fordern für den Verrat dieses Mannes.“ Ein leichtes Keuchen durchfuhr die Höflinge im hinteren Teil des Raumes, doch der König rührte sich nicht, betrachtete nur die Alte, die vor ihm stand – ob wegen seines Schocks oder aus echter Ruhe, konnte die Jedi nicht sagen. Dann wandte er sich dem Gesandten zu und blickte ihn an. „Euer Name.“ „Tlako Ren.“ „Was wird Euch zur Last gelegt, Tlako Ren?“ Nystala spürte, wie die Worte und Taten jedes Anwesenden in diesem Raum von einem alten Protokoll gelenkt wurden, einem Protokoll, das sie nicht kannte und nicht verstand, und sie musste sich zwingen, ihre Sorge um Dar und ihren Padawan in den Hintergrund zu drängen, um nicht zu stören. Der Gesandte schluckte. „Verrat.“ „Welcher Art?“ Tlako Ren schwieg beharrlich, und Senia Talar trat einen Schritt auf ihn zu, ihre kalten Augen wirkten wie die eines Reptils – er hatte ihren Blaster nicht vergessen, das sah man ihm an. „Antwortet.“ „Ich soll für Dalak Mining arbeiten... aber ich kenne diese Firma doch nicht.“ Dieser langsame Tanz der Fragen und Antworten trieb Nystala noch in den Wahnsinn, das spürte sie, und ihre Geduld reichte nicht mehr länger aus, um ihre Wut zu bezähmen. „Er lügt – wir haben auf Coruscant Daten gefunden, die beweisen, dass er für Dalak Mining arbeitet. Zudem ist er vor zwei Jahren zum ersten Mal nach Laanar eingereist, und niemand der Delegationsmitglieder hat ihn jemals gesehen. Er ist ein Betrüger.“ Stille antwortete ihr, absolute Stille. Es schien, als hätten selbst die Mauern den Atem angehalten, um der Dramatik dieses Fauxpas gerecht zu werden. „Und Ihr wollt damit sagen, dass wir das alles bedeutend abkürzen können, indem ich ihn einfach festnehme, Meisterin?“ Sie hatte mit allem gerechnet, mit Verachtung, einem Wutanfall oder einfach damit, verhaftet zu werden – aber trockener Humor warf sie nun aus der Bahn. „Nun... ja.“ Sie spürte den Blick des Königs auf ihr, er musterte sie, kritisch und intensiv. „Nun, wenn ich Euch so sehe, verstehe ich, warum.“ „Ratsherrin Talar, mit Eurem Einverständnis können wir die Prozedur abkürzen.“ „Natürlich.“ Ein feines Lächeln krümmte ihre Lippen, und zum ersten Mal sah Nystala ein wenig Respekt in den Augen der Frau aufglimmen, Respekt, der Nalenaton galt. „Wie es der Zufall will, habe auch ich meine eigenen Daten erhoben... und sie decken sich mit dem, was Ihr gesagt habt, Meisterin, und mit den Ergebnissen aus Euren beschlagnahmten Computern.“ Er pausierte einen Moment, betrachtete seine Gäste, die sich eigentlich selbst eingeladen hatten. „Ebenfalls zufällig werden jetzt, in diesem Augenblick, einige Mitglieder des Kronrates verhaftet, auf deren Konten – natürlich zufällig – größere Summen von Dalak Mining geflossen sind, und deren Ratschläge an mich entsprechend ausfielen. Die Handelsniederlassung der Firma wird ebenfalls geschlossen.“ Senia Talar war ihre Überraschung anzumerken, zu groß war die Wandlung der Situation gewesen, doch auch Nystala spürte, dass es ihr nicht anders ging, und sie hatte das Gefühl, dass sie unter all dem Schlamm in ihrem Gesicht genauso verdutzt aussah wie die Lanari. „Und was Eure persönlichen Probleme angeht... das gefangen genommene Kommando und die beiden Padawane wurden soeben freigelassen und bekommen Quartiere zugewiesen. Natürlich können wir die Bombenanschläge nicht unbestraft lassen, aber ich denke, es wird sich eine Lösung finden lassen... wenn alle hier ein wenig ausgeschlafener sind, denke ich.“ Erleichterung, grenzenlose Erleichterung machte sich in Nystala breit, und vorsichtig trat sie einen Schritt auf Dar zu, besorgt – doch er schien das Gespräch mitbekommen zu haben, denn auf seinem Gesicht lag ein mattes, fast unsichtbares Lächeln. „Ratsherrin Talar, Meisterin Dymaris, Meister Khel? Ich habe auch für Euch Quartiere bereitstellen lassen... man wird Euch dorthin führen.“ Wie in Watte gepackt bewegte Nystala sich durch die Gänge, nun war es nötig, Dar zu stützen, und doch nahm sie sein Gewicht nicht mehr wahr in dem Nebel von Müdigkeit, der nun durchbrach. Kaum hatte sie den Zabrak bequem in sein Bett gelegt, da kuschelte sie sich schon neben ihm in die Decken, ohne auch nur einen Gedanken an ihre verdreckte Kleidung zu verschwenden, und war sofort eingeschlafen. Kapitel 21: Friede ------------------ @Nochnoi: Jap... armer kleiner Turm *nuschel* *unschuldig gugg* Aber Sachen in die Luft zu sprengen macht auch ZU viel Spaß *g* Und danke nochmal für die Nominierung für die YUAL :) Im Schatten der Nacht Teil 3 Kapitel 21 - Friede „Er kommt.“ Die beiden Worte rissen Adian Milanon aus seiner Lethargie, die Wände der Zelle hatten sich mit jeder verstreichenden Stunde enger um ihn geschlossen, schienen ihn einzuengen, er hatte nur noch Blick für die Gitterstäbe... Obwohl er eigentlich vorgab zu meditieren blickte er auf, zu groß war seine Neugier, sein Verlangen nach Informationen. „Wer?“, fragte er überflüssigerweise, obwohl ihm klar war, dass es nur eine Antwort geben konnte, die Antwort, die er jetzt hören musste... „Meister Khel.“ Er seufzte erleichtert auf, zwang sich, die Zweifel in seinem Geist tief hinabzuschieben, nicht daran zu denken, dass auch die Rückkehr der beiden Jedi keine Garantie dafür war, dass man sie frei ließ. Auch keine Garantie, dass man sie nicht hinrichtete, was das betraf. Kurz blickte er zu der jungen Frau, die auf ihrer Pritsche lag und schlief, auch wenn er wusste, spürte, dass die Situation sie nicht kalt ließ, dass sie mindestens genauso viel Angst hatte wie er, brachte sie es doch fertig, eine unbeteiligte Maske aufzusetzen. Als man ihnen gesagt hatte, dass ihnen Hochverrat zur Last gelegt wurde – ein Verbrechen, auf das die Todesstrafe stand, war nur ein ruhiges Nicken zu sehen gewesen, eine Geste, die wirkte, als hätte sie gerade über das verwirkte Leben einer Anderen gesprochen, nicht über das ihre. Sie hieß Matea Talar, das hatte sie ihnen wispernd verraten, während die Wächter ihnen ihre erste Mahlzeit brachten und die Hintergrundgeräusche mögliche Abhörgeräte täuschten, doch abgesehen davon... sie war still wie ein Grab. Lis keuchte leise, seine Augen öffneten sich hastig und er starrte Adian an. „Meister Khel ist verletzt... er hat Schmerzen, starke Schmerzen...“ Der jüngere Padawan wollte fragen, was mit Nystala war, und hatte schon halb den Mund geöffnet, als er bemerkte, dass er die Antwort in sich trug, in seinen Fähigkeiten... Schwach drang ein Echo über ihre Verbindung zu ihm hinüber, erschöpft, ausgelaugt, fast wie ein Schatten auf einer Wand, nicht wie die Frau, die er kannte... und doch, sie lebte, und im Moment war das alles, was für ihn zählte. Sie lebte, und sie kam hierher. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er sie vermisst hatte, trotz ihrer manchmal nervtötenden Art, trotz all der Bedenken, die er wegen ihres Flirts mit der dunklen Seite, wegen der Gerüchte gehabt hatte... sie war seine Meisterin – und er ihr Padawan. „Ihr geht es auch nicht gut...“ Er musste nicht extra erwähnen, welche sie er meinte. „Ich glaube, sie ist auch verletzt, aber ich bin mir nicht sicher...“ Plötzliches Schuldgefühl erfasste ihn, sie war durch den Wald gelaufen, hatte sich verletzt, während er nichts getan hatte, als in ihrer Suite zu sitzen, sich den Bauch vollzuschlagen – und sich verhaften zu lassen. „Was, denkst du, wird passieren?“ Der Nautolaner blickte Adian nachdenklich und fragend an, offenbar machte auch ihm die Situation zu schaffen, wenn auch bei Weitem nicht so sehr wie ihm selbst. Er zuckte mit den Schultern und blickte nach oben, die Sterne verschwanden schon hinter dem ersten Grauschimmer des Morgens, und nun spürte er seine innere Müdigkeit mehr als deutlich. Er wollte nicht hier sitzen, wünschte sich nur noch, dass jemand anderer dieses Problem für ihn löste – denn ungeachtet aller Jedi-Ausbildung war er nur ein Junge, ein Junge, der sich in diesem Moment danach sehnte, dass ihm eine Verantwortung abgenommen wurde, die viel zu schwer war für ihn. Erschöpft ließ er sich auf seine Pritsche sinken und betrachtete den schmalen Streifen Himmels, den er sehen konnte, irgendwo... irgendwo dort oben war Coruscant mit seinem Jedi-Tempel, dem einzigen Zuhause, das er je gekannt hatte, und er wollte dorthin zurück. Tröstliche Erinnerungen trugen ihn langsam in den Schlaf, doch so fiel das Erwachen nur noch härter aus. Stiefel der Wachen trampelten über den Steinboden, und er hörte das schwere Klirren eines altmodischen Schlüsselbundes, der die elektronischen Gerätschaften ersetzte. Hastig richtete er sich auf und blickte Lis an, auch die junge Nomadin – oder Lanari, wie sie genannt werden wollte – war erwacht und starrte nun mit angstvoll geweiteten Augen auf den Gang, wo ein Wärter neben zwei Soldaten die Tür aufschloss. „Aufstehen.“ Lis erhob sich in einer einzigen, fließenden Bewegung vom Boden, alle Unsicherheit war von ihm abgefallen und in seinen schwarzen Augen musterten den Wächter kalt. „Was wollen Sie?“ „Euch mitnehmen, natürlich.“ „Wohin?“ Auch die beiden Anderen hatten sich nun erhoben, standen neben ihm, und Adian spürte, wie Misstrauen und Feindseligkeit die Macht in der kleinen Zelle überfluteten. Der Wärter schüttelte gereizt den Kopf. „In Eure Suite, natürlich – der König hat den Befehl gegeben, Euch freizulassen.“ „Hat er?“ Lis wirkte noch immer argwöhnisch, doch Adian konnte keine Täuschung in dem Mann feststellen, und dem Nautolaner ging es ganz offensichtlich ähnlich. „Er hat, und wenn Ihr mich jetzt begleiten würdet...“ „Natürlich.“ Offenbar war der ältere Padawan zu dem Schluss gekommen, dass ihre Situation nicht viel schlechter werden konnte, und dass zumindest ihre Fluchtchancen während des Transports besser wären. Auch Adian glaubte nicht, dass man sie wirklich freilassen wollte, doch umso größer war seine Überraschung, als man sie aus dem kahlen, grauen Zellentrakt über einen Innenhof in den Teil des Palastes führte, in dem sie vor ihrer Verhaftung gewohnt hatten. Doch noch überraschter war die junge Lanari, ihre Augen wanderten über die Gemälde an den Wänden, so als ob sie sie zum allerersten Mal sehen würde, obwohl sie doch hier gearbeitet hatte. Auch ihre Aura zeugte von grenzenlosem Unglauben, und das feine Lächeln auf ihrem Gesicht ließ sie jünger wirken, als sie ihm vorgekommen war, zum ersten Mal realisierte er voll und ganz, dass sie nicht viel älter war als Lis. Bald erkannte Adian, dass man sie zu ihrer alten Suite brachte, er erkannte die Statuen auf dem Weg dorthin, und als sie um die letzte Ecke bogen, wünschte er sich nichts sehnlicher, als endlich in seinem Bett zu schlafen – langsam begann sein ungläubiger Geist, zu realisieren, dass er wirklich frei war... Doch vor der Tür wartete eine Frau, alt und fast ein wenig gebeugt wirkte sie, doch ein innerer Schein beleuchtete ihr Gesicht, machte die Falten zu etwas Erhabenerem, zu Zeichen der Entschlossenheit und nicht der Zeit. Er hatte sie noch nie gesehen, doch etwas in ihrem Gesicht... Hastig warf er einen Blick zu Matea Talar, und überrascht bemerkte er, dass Tränenspuren auf ihren Wangen schimmerten, sie wirkte wie... „Tante Senia!“ Ihr Ausruf kam seiner Erkenntnis zuvor, und ohne Umstände warf die junge Lanari sich in die Arme der Älteren, schluchzte an ihrer Schulter, und Adian blickte unbehaglich auf das Bodenmosaik. Auch die beiden Soldaten, die sie vom Zellentrakt aus begleitet hatten, wirkten ein wenig fehl am Platz, doch der Wächter schüttelte den Kopf. „Ich denke, wir müssen Euch nicht mehr zu Eurer Suite begleiten, Miss?“ Matea blickte kurz auf und schüttelte unter Tränen den Kopf, und Lis lächelte würdevoll. „Ich denke, Sie können uns allein lassen. Danke, dass Sie uns begleitet haben.“ Es war offensichtlich, dass er die Soldaten entlassen hatte, und sie entfernten sich um die nächste Ecke, anscheinend froh, die beiden Jedi hier lassen zu können. „Ma'am? Kümmern Sie sich um Matea?“ Die alte Frau blickte lächelnd auf und nickte. „Natürlich könnt ihr ins Bett gehen.“ Adian öffnete ohne Umschweife die Tür zu ihrer Suite und trat hinein, durch den Vorraum hindurch und in den Hauptraum, wollte sich schon seinem Zimmer zuwenden, als er sie sah. Sie hatte sich auf dem Stuhl eingerollt, den er immer für ihre Übertragungen verwendet hatte, ein Bein untergeschlagen, das andere in merkwürdiger Haltung auf der Armlehne abgelegt, und der verbrannte Stoff stach ihm ins Auge. Sie war verletzt und schmutzig und sah um ein Jahrzehnt älter aus als die Frau, die ihn verlassen hatte, und trotzdem strahlte aus ihrem schlafenden Gesicht ein merkwürdiger Friede, eine Zufriedenheit mit sich selbst und mit dem Gang der Dinge, die er nicht ignorieren konnte. Langsam, auf Zehenspitzen trat er näher, um sie nicht zu wecken, und war sich kaum des Lächelns auf seinen Lippen bewusst, des inneren Knotens in seiner Brust, der sich jetzt mit einem Schlag löste, all die verdrängte Angst, die verschwand, als er sie ansah. Vorsichtig griff er nach der Decke, die auf dem Sofa lag, und breitete sie leise über ihr aus, dann warf er ihr einen letzten Blick zu und verschwand in seinem Zimmer. Der schwere Blütenduft hing wie Nebel zwischen den Blättern der Büsche und über der alten Steinbank, und obwohl der Innenhof im Schatten lag, erfüllte der Duft nach Sonne die Luft. Einige Vögel hatten sich in diese kleine Enklave der Natur verirrt und sangen unbeeindruckt von den Mauern, die sie umgaben, und über Nystala Dymaris blitzte ein Himmel, der für eine Bewohnerin Coruscants schon fast schmerzhaft blau wirkte – frei von Verschmutzung und der Masse an startenden und landenden Raumschiffen. Sie schüttelte den Kopf; die Wunden waren geleckt, die Erinnerungen ausgetauscht, und jetzt blieb nichts mehr übrig, als zu warten, hier in diesem faszinierenden Park, schon seit einer Stunde. Es machte ihr nichts aus – sie war viel zu zufrieden mit dem Ausgang der Dinge, zu froh, dass all diese Verwicklungen endlich aufgelöst waren, als dass eine belanglose Verspätung sie aus der Ruhe bringen konnte. Die Jedi-Gelassenheit, die ihr während der Zeit auf Laanar Stück für Stück abhanden gekommen war, ruhte nun wieder in ihr und sie lächelte entspannt und genoss den Nachmittag. „Meisterin Dymaris?“ Sie blickte auf und schmunzelte, erhob sich von der Steinbank, als König Nalenaton um eine Ecke bog, hochgewachsen und blass. „Setzt Euch, Meisterin – ich vermute, Eure Verletzung ist noch nicht ganz abgeheilt.“ Erleichtert ließ sie sich wieder niedersinken, sie trug zwar einen Bacta-Verband um den Oberschenkel, aber für eine adäquate medizinische Behandlung würde erst im Jedi-Tempel Zeit sein, oder vielleicht auf dem Passagierliner während ihrer Heimreise. „Mir geht es gut, aber danke der Nachfrage.“ Nalenaton nahm vorsichtig auf der Sitzfläche neben ihr Platz und musterte sie von der Seite, seine blauen Augen betrachteten sie neugierig. „Entschuldigt meine Verspätung, aber im Moment...“ „Natürlich.“ Nystala winkte ab, sie spürte seine Unruhe und Nervosität, und gleichzeitig meldete sich ihre eigene Neugier zu Wort. „Was wird mit Matea Talar geschehen?“ Er schien in die Ferne zu blicken. „Der Rat der Bergnomaden hat einen Antrag auf Auslieferung gestellt, wir werden dem nachkommen...“ „Und Ihr tretet damit die Verantwortung für ihre Gerichtsverhandlung ab.“ „Ja. Es ist die sauberste Lösung, die uns unter den gegebenen Umständen möglich ist. Außerdem haben wir jeweils eine diplomatische Vertretung eingerichtet, um eine Situation wie diese in Zukunft zu vermeiden, und ein neuer Vertrag über die Rechte der Bergnomaden wird wohl auch aufgesetzt werden.“ „Ihr wollt also sagen, dass die Arbeit der Jedi getan ist, und dass wir jetzt abreisen können, Euer Majestät.“ Er warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, der fast ein wenig gekränkt wirkte, und schüttelte den Kopf. „Nun, eigentlich hatte ich um dieses Gespräch gebeten, weil ich damit gerechnet hatte, dass ihr abreist – in zwei Tagen macht ein Passagierschiff hier Halt, das auf seiner weiteren Route Coruscant anfliegen wird.“ Sie wusste davon, hatte mit Dar diskutiert, ob sie es nehmen sollten, aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen – sie waren sich nicht sicher, ob sich die Lage auf Laanar schon stabilisiert hatte. Trotzdem beantwortete diese Aussage nicht ihre eigentliche Frage, doch sie war sich unschlüssig, ob sie nachhaken sollte. Für ein paar Minuten lastete die Stille über ihnen, genauso schwer wie der Duft der Blüten, dann schüttelte Nalenaton den Kopf. „Ich bin eigentlich hier, um mich bei Euch zu entschuldigen.“ „Entschuldigen? Wieso?“ Er zuckte unbehaglich mit den Schultern, dann fixierte er sie mit seinem blauen Blick. „Ich habe Euch unterschätzt, Euch, aber vor allem Euren Freund, den Zabrak. Wenn ich von Anfang an mit ihm, und danach mit Euch, zusammengearbeitet hätte, dann wäre diese Situation niemals in dieser Weise eskaliert.“ Angestrengt starrte er den Kies vor seinen Füßen an, offensichtlich kratzte die Tatsache, dass er einen seiner Fehler zugegeben hatte, empfindlich an seinem Stolz – wohl noch stärker, als sie es bei Adian getan hätte. Nystala zuckte mit den Schultern. „Es bringt jetzt nichts mehr, vergangene Fehler zu bedauern... was geschehen ist, ist geschehen, und nicht einmal die Macht kann noch etwas daran ändern.“ „Ist das jetzt eine Eurer Jedi-Weisheiten?“ Überrascht über den merkwürdigen Tonfall in seiner Stimme blickte sie zur Seite, in sein Gesicht, und dieser fast verletzt wirkende Ausdruck verwirrte sie; für einen Augenblick suchte sie nach der richtigen Antwort. „Nein... aber...“ Er starrte sie plötzlich an, und sein Echo in der Macht bewog sie, den Rest ihres Satzes hastig hinunterzuschlucken, obwohl seine Miene vollkommen ausdruckslos blieb, ein Erbe seiner diplomatischen Ausbildung. Sie spürte, dass er etwas wollte, von ihr verlangte, ein Zugeständnis, eine Gegenleistung, etwas, das das Brennen seines Gewissens in ihm, das als Schatten auf sie zurückfiel, beruhigen konnte. „Es sind viele Fehler gemacht worden, Euer Majestät“, bemerkte sie unsicher. „Ja... aber wenn Ihr mir vertraut hättet, von Anfang an, wären viele Menschen noch am Leben.“ „Ihr habt keinen besonders Vertrauen erweckenden Eindruck gemacht.“ Die Verteidigung schlüpfte zwischen ihren Lippen hervor, bevor sie nachdachte oder bevor ihr auch nur in den Sinn kam, dass diese Antwort die falsche war. Sie biss sich auf die Zunge, und sein zorniger Blick bestätigte ihre Vermutung, und doch – jetzt konnte sie den einmal beschrittenen Weg nicht verlassen, trotz des Gefühles in ihrem Magen, das ihr entgegenbrüllte, dass Nalenaton Recht hatte. „Nach den Berichten und der Bitte um Unterstützung von Meister Khel gingen wir davon aus, dass im Palast niemand bereit war, mit uns zu sprechen, von Hilfe ganz zu schweigen.“ Seine blauen Augen funkelten mit einer Wut, die sie sich nicht erklären konnte. „Und Ihr denkt, Ihr habt einen zuverlässigen Eindruck gemacht, Jedi?“ Sie verbarg ihr Zusammenzucken hinter einer Bewegung der Schultern. „Die Jedi sind die Hüter des Friedens und der Ordnung in der Galaxis“, antwortete sie steif und richtete sich auf der steinernen Bank auf. „Glaubt Ihr das wirklich?“ In einer einzigen Willensanstrengung verbannte sie all ihre Zweifel und Erinnerungen aus ihrer Stimme, ihrem Gesicht und ihrer Haltung. „Ja. Ja, das glaube ich.“ Er sah sie an, und sie wusste, dass sie genau das Bild von Autoritätshörigkeit und Fanatismus abgab, das sie schon immer verachtet hatte, doch in Nalenaton schien es etwas auszulösen, einen Teil seines Zornes verrauchen zu lassen. „Weder Jedi noch Nichtmenschen haben auf diesem Planeten einen guten Ruf.“ „Das... habe ich bereits festgestellt“, antwortete sie trocken und wusste, dass die Karikatur einer Person, die sie eben noch gewesen war, bröckelte – und doch war es wichtig für sie gewesen, eben diese Worte zu sagen, in eben dieser Situation. Es bot einen Anker der Sicherheit für sie, wenigstens die Illusion, dass sie nach allem, was geschehen war, noch immer an den Orden glaubte, an den Orden und an die Republik. „Wisst Ihr, warum?“ Sie blickte ihn an, und obwohl sie sich der Antwort recht sicher war, musste sie zugeben, dass trotzdem Neugier sie erfasste, eine merkwürdige Art von Neugier – als ob man herausfinden wollte, an was genau jemand gestorben war. „Ein dunkler Jedi war hier.“ „Ein dunkler Jedi?“ Sie schauderte leicht, dies war nichts, das sich mit einem ungünstigen Urteilsspruch oder einem Unglück vergleichen ließ, doch Nalenaton deutete ihre Geste falsch. „Jemand, der sich der dunklen Seite der Macht verschrieben hat“, erklärte er. „Hat man Euch davon nichts gesagt?“ Ihre dunklen Augen verwandelten sich in zwei eiskalte Speere, die im trügerischen Kontrast zur Ruhe ihrer Stimme standen. „Nein... nein, man hat mir nichts von dunklen Jedi erzählt – ich habe gegen einen von ihnen gekämpft.“ Sie fühlte sein Starren, und ihre harsche Reaktion tat ihr ein wenig leid, doch sie hielt seinen Blick weiter fest, während sie spürte, wie Gewissheit durch ihre Adern pulsierte wie Kühlflüssigkeit. Erst jetzt, als sie diese Worte aussprach, wurde real für sie, was ihr Meister in den letzten Stunden seines Lebens gewesen war, denn zuvor hatte sie nicht den Mut gehabt, es sich einzugestehen. Damit einher ging Schmerz, tiefer, als sie ihn erwartet hatte, und mit einer ruckartigen Bewegung stand sie auf. „Jeder macht Fehler, Euer Majestät, aber wir können sie nicht mehr rückgängig machen. Niemals.“ Sie hatte sich schon halb umgewandt, als er sie an der Schulter festhielt. „Ich wünsche Euch eine gute Reise.“ Das unausgesprochene Friedensangebot hing in der Luft wie der Geruch der Blüten, und zum ersten Mal seit Stunden, wie es ihr vorkam, spürte sie, dass die Sonne über die Dächer schien. Sie lächelte sachte. „Möge die Macht mit Euch sein.“ Epilog: Epilog -------------- Hm... was Nystalas Meister angeht, hab ich vor, vielleicht noch ein Prequel zu Im Schatten der Nacht zu schreiben, in dem erklärt wird, was damals geschehen ist... wird allerdings leider noch ne Weile dauern, bis ich dazu komme, schreib ja gerade noch ne andere Star-Wars-Fanfiction und Abi... *hust* Aber ich werd mir Mühe geben, dass die Story wirklich zustande kommt, eine Storyline existiert ja bereits... :) Danke für deine Kommentare, freut mich wirklich, dass wenigstens irgendjemand die Geschichte liest... und jetzt viel Spaß mit dem Schluss ;) Im Schatten der Nacht Teil 3 Epilog Der Abschied war hastig verlaufen, denn ihr Passagierliner wartete nicht, und trotz aller Dankesbekundungen war zu spüren gewesen, dass ihre Gastgeber von der Regierung nicht unglücklich darüber waren, die Jedi endlich loszuwerden. Senia Talar hingegen war eine Flamme der Ehrlichkeit, und nicht einmal Adian hatte daran gezweifelt, dass sie jedes Wort ernst meinte, als sie erklärte, dass sie in jeder Situation wiederkommen konnten, wenn sie Hilfe brauchten. Im Stillen hatte Nystala sich gesagt, dass sie froh war, wenn sie diesen verdammten Felsball nie wieder sah, besonders wenn sie an den Aspekt dachte, der beinhaltete, dass sie durch einen widerspenstigen Wald kriechen musste und dass auf sie geschossen wurde. Ihren Begleitern ging es nicht anders, weder Dar noch den beiden Padawanen, und sie spürte, wie sich die Stimmung in ihren Quartieren immer weiter besserte, je mehr sie sich Coruscant näherten und je besser ihre Wunden verheilten. Mittlerweile konnte sie ihr Bein schon fast wieder voll belasten, und Dar hatte beim Frühstück trocken bemerkt, dass er sich schon darauf freute, wieder auf dem Rücken schlafen zu können. „Was meinst du, sind sie schon da?“ Sie grinste den Zabrak an, der neben ihr durch den Korridor des Passagierliners schlenderte, und es blieb kein Zweifel daran, wen sie meinte. „Würde mich wundern“, bemerkte er diplomatisch, dann, weniger taktvoll: „Es sei denn, man hat sie wieder aus dem Wartungsbereich geworfen.“ Sie verkniff sich ein Grinsen beim Gedanken an das Gesicht des Sicherheitsoffiziers, der ihnen Adian und Lis zurückgebracht hatte und der sich absolut nicht erklären konnte, wie zwei Teenager an die Codes für die Schotte zu den Instandhaltungstunneln gekommen waren. Dann trat ein anderes, amüsantes Bild vor ihre Augen, und sie kicherte leise. „Was ist?“ „Nun, ich habe mir gerade vorgestellt, wie sie in die Sicherheitszentrale des Jedi-Tempels einbrechen, und was sie dort alles anstellen könnten...“ Dar lachte. „Padawane – war ich wirklich auch so?“ Sie bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick. „Du warst schlimmer – ich zittere vor Angst vor dem Tag, an dem Adian beginnt, jedem Wesen mit Brüsten hinterherzustarren.“ „Von wem solch unsittliches Verhalten er übernehmen könnte?“, fragte der Zabrak in einer schlechten Parodie von Meister Yoda, und Nystala lachte auf und schlug ihm vorsichtig in die Seite. „Das weißt du ganz genau.“ Sie traten durch die breite Bogentür in das kleine Restaurant, in dem sie sich mit Adian und Lis verabredet hatten, und entdeckten die beiden Padawane wider erwarten schon an einem kleinen Ecktisch mit Blick auf eine Plastahlfensterscheibe, hinter der man die Wirbel des Hyperraumes erkennen konnte. „Wir sind spät“, bemerkte er und wollte schon nach vorne eilen, doch sie hielt ihn am Arm zurück. „Nein – sie sind wider erwarten pünktlich.“ Die beiden Jungen unterhielten sich angestrengt, und Dar lächelte ein wenig. „Über was reden sie sich, denkst du?“ „Darüber, wo wir sind, wahrscheinlich.“ Sie grinste. „Und wo sind wir in ihrer Vorstellung?“ „Höchstwahrscheinlich stecken wir gemeinsam unter einer Decke.“ Der verschmitzte Ausdruck auf ihrem Gesicht stand ihr nicht, das wusste sie, trotzdem konnte sie ihn nicht verdrängen. „Und zwar wörtlich, nicht metaphorisch.“ Er blieb stehen und blickte sie an, und sein plötzlicher Ernst überraschte, ja erschreckte sie fast. „Die Gründe von damals bestehen unvermindert fort – und das wissen wir beide.“ „Ja.“ Es war ein Unterschied, stellte Nystala fast distanziert fest, ob man sich einbildete, keine Hoffnung zu haben, oder ob es wirklich keine Hoffnung mehr gab. Zweiteres fühlte sich erheblich unangenehmer an. Sie zwang ein fröhliches Lächeln auf ihre Lippen zurück. „Du weißt, es war ein Scherz.“ „Ja“, bemerkte er einsilbig, und sie fragte sich, wohin der fröhliche Mann von eben verschwunden war. „Zieh nicht so ein Gesicht, dort drüben sitzen Kinder, und du siehst aus, als würdest du sie gleich auffressen.“ Ihre kleine Neckerei zeigte ein wenig Wirkung, und als sie den Tisch der beiden Padawane errichten, grinste er sogar fast wieder. „Wo hat man euch heute erwischt, dass ihr so pünktlich seid?“, bemerkte sie statt einer Begrüßung, und als Adian einen unsicheren Blick zu Lis warf, schien dies ihre Vermutung zu bestätigen. Sie ließ sich auf den einzigen Stuhl fallen, während Dar auf der Bank neben ihr Platz nahm und wachsam zwischen den beiden hin und her sah. „Nun...“, rang Adian sich schließlich zu einer Antwort durch, „man hat uns nirgends erwischt...“ „Und was ist dann passiert?“, bemerkte Nystala, während sie ihr Menü bei dem Kellnerdroiden bestellte. „Nichts“, sagte er nur und sah wieder zu Lis, der auch nervös wirkte und jetzt schluckte. „Und was wollt ihr dann beichten?“, fiel Dar ein, dessen Geduld sich anscheinend einem raschen Ende zuneigte. „Eigentlich“, warf der Nautolaner hastig ein, bevor Adian das Wort an sich nehmen konnte und bevor ihn der Mut verließ, „eigentlich wollten wir Euch etwas fragen.“ Überrascht hob die Jedi die Augenbrauen, normalerweise war keiner der Jungen so verschreckt, besonders ihr eigener Padawan nicht, und so schien es sich um eine besondere Angelegenheit zu handeln. „Und was?“ Lis holte tief Luft. „Wir wollten Euch fragen, was damals mit Euch passiert ist, Meisterin Dymairs. Warum Ihr Urlaub vom Orden genommen habt.“ Für einen Augenblick fühlte sie sich wie erstarrt, doch gerade, als sie den Mund aufmachen wollte, um zu einer Antwort anzusetzen, kam Adian ihr zuvor. „Und wir möchten wissen, was... was zwischen Euch war.“ Sie spürte Dars Blick auf ihr, bevor sie ihn sah, und wandte sich zu ihm um, sah ihm in die Augen. Ihr Padawan war zu jung, viel zu jung, um zu begreifen und mit dem fertig zu werden, was damals geschehen war, und doch... sanft schüttelte sie den Kopf. „Das ist eine lange Geschichte... eine verdammt lange“, erklärte der Zabrak und schien in die Ferne zu blicken, so als ob er über das Geschehene nachdachte. „Und eine, die es verdient hat, würdig erzählt zu werden, nicht hier zwischen Vorspeise und Hauptgang“, setzte Nystala nach, obwohl sie die enttäuschten Gesichter der beiden Jungen sah. „Aber ich verspreche, dass es eine Geschichte ist, die ich erzählen werde... ich denke, ihr beide habt es verdient.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. 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