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Heaven X - A New Mutant Saga

KAI X RAY | Nebenpairings: siehe Kurzbeschreibung
von

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Der Beginn einer Ära...

Es war ein regnerischer und stürmischer Septembermorgen. Zu noch sehr früher Stunde, als die Vögel gerade erst ihre Lieder anstimmten, befanden sich vier junge Leute in einer dunklen Seitengasse. Auf den ersten Blick könnte man meinen, sie wären auf dem Heimweg von einer Party.

Ein Blitz erhellte den dunklen Morgenhimmel, reflektierte in zwei goldenen Katzenaugen. Ein gefährliches Knurren entrang der Kehle des Katzenäugigen.

„Silver, du solltest deine Mieze mal erziehen“, höhnte ein Violetthaariger.

Neben ihm stand ein blonder Hüne, ihnen gegenüber der katzenhafte Junge und Silver, ein orangehaariger, stattlicher Junge.

„Ich mag meinen Tiger aber lieber wild“, entgegnete der Orangehaarige.

Tiger, der katzenhafte Junge, nahm mit einem bedrohlichen Fauchen Angriffsposition ein.

„Dieses Mal seit ihr uns in die Falle gelaufen, Glassy, Force“, zischte Silver.

Wie auf Kommando schwebten mehrere Dolche aus Silvers Tasche, steuerten auf ihre beiden Gegner zu. Jedoch hatte Glassy einen solchen Angriff vorhergesehen. Scheppernd fielen die Deckel der Mülltonnen, die an den Wänden der Gasse standen zu Boden und teils bereits zerbrochene Glasflaschen, Scherben und Glassplitter schwebten wie von Geisterhand auf Tiger und Silver zu.

Ein abgebrochener Flaschenhals drückte gegen Tigers Kehle.

„Wenn du dein Tigerchen noch etwas behalten willst, würde ich dir empfehlen, den Dolch von meiner Kehle zu nehmen“, raunte der Lilahaarige.

Das rabenschwarze Haar hing, vom Regen durchnässt, tief in Tigers Gesicht. Mit einer langsamen Bewegung, sodass Force und Glassy sie genau beobachten konnten, strich er es aus seinem Gesicht. Griff danach jedoch so rasch zu dem Flaschenhals an seiner Kehle und riss ihn weg, sodass die anderen drei die Bewegung kaum wahrnahmen.

Als Glassy registrierte, dass sein Druckmittel sich soeben befreit hatte, reagierte er schnell und jagte einige Glassplitter auf Silver.

Mit einem markerschütternden Schrei nahm der Orangehaarige den Schmerz wahr, den die unzähligen Glassplitter verursachten, die sich in seine Haut bohrten.

Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Tiger, wie sich das Hemd Silvers mit Blut tränkte.

Es trennte ihn nur ein eleganter Katzensprung von Glassy und in der Sekunde, als Silvers Kräfte nachließen und die Dolche drohten zu Boden zu sinken, griff Tiger nach einem von ihnen, rammte den Dolch tief in die rechte Schulter des Lilahaarigen.

Einen Schmerzensschrei ausstoßend sank Glassy auf die Knie.

'Kenny, wir brauchen den Gleiter! Brooklyn ist verletzt', schrie Tiger in Gedanken.

Von da an Überschlugen sich die Ereignisse.

Der blonde Hüne stürzte sich mit Kampfgeschrei auf den Tiger, brachte ihn ob des Überraschungsmomentes zu Boden.

Über der Gasse tauchte ein eigenartiges Fluggerät auf, aus dem eine Strickleiter gelassen wurde.

Mit einem gezielten Tritt zwischen die Beine brachte der Schwarzhaarige seinen Angreifer dazu, den Griff zu lockern. Hastig stieß er den Größeren von sich, eilte zur Strickleiter und zu seinem Partner.

Schwer keuchend klammerte sich Silver an die Strickleiter, wartete darauf, dass Tiger ebenfalls Halt daran suchen würde.

'Flieg los!', dachte Tiger, als er eine Bewegung hinter sich spürte.

Force rappelte sich wieder auf und griff um Tigers Hüfte, hinderte ihn so am Gehen.

Mit schreckgeweiteten Augen beobachtete Silver, wie sein Freund unter ihm immer kleiner wurde, als er sich von der Gasse entfernte.

„Tiger!“, schrie er, so laut er es noch konnte.

„Mach dir keine Sorgen um mich“, rief ihm der Schwarzhaarige entgegen.

Das Flugzeug verschwand zwischen den dunklen Wolken des Morgenhimmels.

„Dann wären wir wohl nur noch zu dritt“, keuchte Glassy.

Mühsam und unter Schmerzen richtete sich der Lilahaarige auf. Force hielt Tiger noch immer in einem eisernen Griff. Fauchend wehrte sich der Schwarzhaarige. Kichernd griff Glassy nach Tigers Kinn, hob den Kopf so an, dass die goldenen Augen ihn anblickten.

„Böses, kleines Tigerchen“, raunte Glassy.

„Was hast du jetzt mit mir vor, mh?“

„Vielleicht spiele ich noch etwas mit meinem Tigerchen, bevor ich es meinem Boss ausliefere“, hauchte er gegen die Lippen des anderen, bevor er sie mit den seinen verschloss.

Wehrlos kniff der Schwarzhaarige die Augen zusammen, als sich eine Zunge in seine Mundhöhle stieß. Nur wenige Hundertstelsekunden später biss Tiger so fest er konnte auf Glassys Zunge, bis er den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund hatte. Adrenalin schoss ihm durch die Venen, als er diesen begehrten Geschmack wahr nahm.

Zischend stieß sich Glassy von Tiger ab, dieser rammte, so stark es ihm momentan möglich war, seinen Ellbogen in Forces Magen. Keuchend, ob der Überraschung, stolperte der Blonde einige Schritte zurück.

Wütend ließ Glassy einige Glasscherben auf Tiger los. Dieser blickte sich hastig um, als ihn der erste Splitter an der Schulter traf. Vor Schmerzen stieß er einen zischenden Laut aus, als er sich letztlich für die Flucht entschied. Allein hatte er keine Chance gegen Glassy und Force.

Dank seiner Mutantenfähigkeiten wand er sich elegant nach oben und sprang mit einem Satz auf die Feuertreppe des Hauses, hastete die Stufen empor und blickte sich auf dem Dach nach einer weiteren Fluchtmöglichkeit um.

„Sollten wir ihm nicht nach?“, fragte Force murrend und hielt sich den Bauch.

„Nee, das Tigerchen holen wir uns ein anderes Mal. Ich mag heute nicht mehr“, brummte Glassy und spuckte etwas Blut auf den Asphalt.
 

Hecktisch, noch immer auf der Flucht, sprang Tiger von Dach zu Dach. Bis er mitten im Sprung kurzzeitig ohnmächtig wurde. Die Verletzung, die die Scherbe ihm zugefügt hatte, machte sich bemerkbar. Am Rücken war das weiße Hemd bereits blutgetränkt.

Gerade noch rechtzeitig griff Tiger nach einer Balkonbrüstung und zog sich auf den kleinen Balkon. Kaum, dass er zum Liegen kam, verlor er jedoch endgültig das Bewusstsein.

Der Eigentümer der kleinen Wohnung hörte die Geräusche von Draußen und eilte auf seinen Balkon. Dort stockte ihm der Atem, als er den bewusstlosen Schwarzhaarigen sah. Als er merkte, dass sein „Besucher“ bewusstlos war und eine stark blutende Wunde hatte, nahm er den Tiger vorsichtig hoch und trug ihn in das Wohnzimmer. Der grauhaarige Eigentümer des Apartments eilte ins Badezimmer und holte einen Verbandskasten. Nachdem der Grauhaarige vorsichtig das Hemd des anderen geöffnet hatte und die circa handgroße Glasscherbe aus der Schulter des Jungen gezogen hatte, verband er dessen Oberkörper. Als er fertig war, lehnte sich Bryan, der Wohnungseigentümer, zurück und betrachtete seinen Fund.

Die makellose, weiße Haut, das glänzende, rabenschwarze Haar, die Muskeln, die zwar nicht übertrieben waren, aber doch sichtbar, und allgemein die ganze Statur, wirkten wunderschön.

Nach nur wenigen Momenten kam Bryan endlich auf die Idee nach einer Brieftasche oder ähnlichem zu suchen. Grinsend entdeckte er das Portmonet in der rechten Gesäßtasche. Kaum, dass der Grauhaarige den Geldbeutel aus der Tasche gezogen hatte, entwich seinem Gast ein bedrohliches Knurren im Schlaf. Die Luft anhaltend staunte Bryan über das eigentümliche Geräusch.

Als er sich sicher war, dass der andere noch schlief, öffnete der Grauhaarige die Brieftasche und zog einen Ausweis heraus.

„Raymond Kon... Freut mich dich kennen zu lernen“, murmelte er grinsend und besah sich den Ausweis nochmals.

Der Falke

„Was meinst du mit: 'Du musstest ihn zurücklassen'?!“

Entgeistert und laut schimpfend lief ein blonder Junge von einer Seite des Raums zur anderen. Beruhigend legte ihm ein Blauhaariger die Hände auf die Schultern.

„Maxie, calm down... Brooklyn hat Ray ja nicht aus Spaß zurückgelassen!“

„Ja, aber er hätte ihn auch mitbringen können“, fauchte Max.

„Max... nun heil Brook doch zuerst einmal! Danach kannst du ihm immer noch an die Gurgel gehen“, seufzte der Blauhaarige.

„Da... da bin... ich auch für...“, presste der Orangehaarige hervor.

Brooklyn, auch bekannt als Silver, saß auf einem Behandlungsstuhl in einer Art Arztzimmer des Hauptquartiers der Heaven X. Das Hauptquartier befand sich in San Francisco, unterhalb der Golden Gate Bridge unter Wasser. Bevor sich Max Brooklyn gegenüber stellte, atmete er nochmals tief durch. Max, besser bekannt als Healing, war der beste Freund von Ray. Konzentriert schloss der Blonde die Augen, hob die Hände auf Brusthöhe des Verletzten und heilte Silvers Wunden mit seinen Kräften.

„Silver! Wie geht es dir? Wo ist Tiger? Was ist passiert?“

Völlig außer Atem kam ein älterer Herr in Begleitung eines Brünetten im Behandlungsraum an. Damit wäre das Team der Heaven X fast komplett; bis auf Raymond „Tiger“ Kon waren alle anwesend: Stanley „Der Professor“ Dickenson, Brooklyn „Silver“ York, Kenny „Mindreader“ Taylor, Tyson „Dragon“ Granger und Max „Healing“ Tate. Zusammen mit Tiger waren sie Heaven X, eine der größten geheimen Mutantenorganisationen der Welt. Sie halfen anderen Mutanten mit ihren Kräften umzugehen und sich richtig in die Gesellschaft einzugliedern. Hauptsächlich zogen sie die Mutanten jedoch auf die Seite der Guten, sodass sie nicht von Hell X für deren Zwecke ausgenutzt werden konnten.

„So, fertig... Und jetzt raus mit der Sprache, Karottenkopf!“

Mit bedrohlichem Blick näherte sich der Blonde dem Orangehaarigen. Schützend stellte sich Kenny zwischen seine beiden Freunde.

„Ray war es, der mir den Befehl gab, nicht Brooklyn!“

„Was?! Aber...“, entgeistert starrte Max auf den Brünetten.

„Himmel! Nun erklärt mir doch, was geschehen ist!“, platzte es aus dem Professor heraus.

„Tiger und Silver wollten Force und Glassy in einen Hinterhalt locken“, erläuterte Kenny den Auftrag.

„Aber... Glassy, dieses Aas, hat mich.... überlistet, er hat Ray bedroht! Und mich angegriffen... Und Ray hat mit Force gekämpft, nachdem er Glassy überwältigt hatte... Und mich weggeschickt, ich solle mir keine Sorgen um ihn machen...“, berichtete Brooklyn traurig.

„Aber allein gegen Force und Glassy! Er hat doch keine Chance! Force ist stärker als Ray und Glassy spielt falsch...“, regte sich Max auf.

„Nun, da hast du gewiss Recht, Healing, aber Tiger ist kein schutzloses Schmusekätzchen, sondern eine Raubkatze mit Krallen. Tiger weiß, was er tut und wann ein Rückzug die bessere Variante ist. Er ist bei weitem nicht dumm“, murmelte Dickenson.

„Trotzdem mache ich mir Sorgen um ihn, Professor, ich liebe ihn doch“, brummelte Brooklyn.

Ein sanftes Lächeln zierte das Gesicht des Professors, als er Brooklyn aufmunternd auf die Schulter klopfte.

„Lass uns die Nacht abwarten, morgen steht er sicherlich vor unserer Tür.“

„Wenn ich Sie erinnern dürfte, Professor, befindet sich 'unsere Tür' circa tausend Fuß unterhalb des Meeresspiegels an der Küste San Franciscos, während Tiger sich in Los Angeles aufhält“, warf Kenny ein.

„Dann machen wir uns eben morgen mit dem Angelgleiter auf nach Los Angeles... Aber Maxie und ich hatten heute auch einen anstrengenden Auftrag, Mathilda war ein ganz schön bockiges Biest, ich hatte das Gefühl, die wollte nicht in die Gesellschaft zurück! Und du, Brooklyn, solltest dich auch ausruhen, egal ob dich Max nun geheilt hat“, murrte Tyson und drehte sich zum Gehen.

„Du hast Recht, Dragon, ihr werdet euch morgen auf die Suche machen! Ich bin sicher, er wird die Nacht auch allein überstehen“, meinte Dickenson zuversichtlich.
 

„Sie sind euch entkommen? Allein in einer kleinen Gasse, keine Verstärkung, aber sie konnten euch einfach so entkommen?“

Der Schwarzhaarige zog skeptisch eine Augenbraue hoch und musste an sich halten, nicht über seine beiden „Teammitglieder“ zu lachen.

„Der Angelgleiter hat sie gerade noch gerettet“, raunte Glassy.

„Ja, aber doch bloß Silver... Tiger...“, begann Force verwirrt.

Zu Glassys Leidwesen war er nicht der Schlauste und merkte nicht, wann es besser war, den Mund zu halten. Und das, obwohl er so gut wie nie sprach...Zu Glassys Glück jedoch wurde der Blonde von Twoface, einem lilahaarigen Zwerg, unterbrochen, der in den Raum stürmte.

„Was ist denn los, Ian?“, raunte der Schwarzhaarige.

Ian, auch als Twoface bekannt, warf dem Löwen einen verständnislosen Blick zu.

„Tiger... ist nicht wieder bei seinem Team. Ein Informant hat ihn heute morgen mit einem fremden Jungen in Los Angeles gesehen“, berichtete Ian.

„Lion! Ich will, dass du dich darum kümmerst!“, donnerte Voltaires Stimme durch den dunklen Versammlungsraum.

Nickend verließ der Schwarzhaarige den Raum, machte sich auf den Weg zum Devilgleiter, wurde jedoch von einer Hand am Einsteigen gehindert. Mit unterkühltem Blick bedachte der Löwe Glassy.

„Was?“, fragte Lion kühl und verärgert.

„Pass auf. Du weißt, Silver und Co werden wohl bereits unterwegs sein. Und du wirst im Eifer des Gefechts nur wieder irgendeine Dummheit tun...“

„Das weiß ich selbst, Robert. Und dir geht es weniger um meine Dummheit, als darum, dass ich dein ach so herzallerliebstes potentielles Haustier verletzen könnte“, zischte der Löwe.

„Ach, mach doch was du willst“, raunte der Lilahaarige ärgerlich und verließ den Raum wieder.
 

Einige Stunden zuvor in Los Angeles:

„Also langsam könnte der Kleine aufwachen“, brummte Bryan.

Der Grauhaarige hatte die ganze Nacht neben seinem unerwarteten Gast gesessen und gewartet, dass dieser aufwachen würde. Was jedoch bis jetzt noch nicht der Fall gewesen war.

„Gn... hng...“

Schmerzvoll stöhnend fand Tiger langsam wieder zurück in die Realität. Orientierungslos blickte sich der Schwarzhaarige um. Es war ein Wohnzimmer, jedoch keines, das ihm bekannt war. Auch der Grauhaarige, der ihm gegenüber saß, war ihm unbekannt... Moment!

„Wer bist du?“, murrte der Schwarzhaarige misstrauisch.

„Ich? Bryan, Bryan Kuznetsov. Ich... wohne hier. Du bist gestern auf einem mir unerklärlichen Wege auf meinem Balkon gelandet; du warst verletzt.“

„Oh... ja... Danke...“, murmelte Tiger. „Ich bin Ray, Raymond Kon.“

„Ich weiß, ich hab mir deinen Ausweis angesehen.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen nahm Ray seinen Geldbeutel wieder an sich, stieß jedoch ein Zischen aus, als er seinen rechten Arm bewegte.

„Pass auf! Du bist an der rechten Schulter verletzt.“

„Das habe ich auch gerade gemerkt“, zischte Ray.

„Was ist überhaupt passiert? Wieso hattest du eine Scherbe, so groß wie meine Hand, in der Schulter und lagst bewusstlos auf meinem Balkon?“

Misstrauisch beäugte Ray seinen Gastgeber, schnupperte wie ein Kätzchen in der Luft, atmete schlussendlich kurz durch..

„Ich... Du bist ein Mutant und ich denke, dass du das weißt“, murmelte der Schwarzhaarige aus dem Zusammenhang gerissen.

„Woher weißt du das?“, entgeisterte sich Bryan.

„Intuition. Also... Ich bin auch ein Mutant. Ich gehöre zu Heaven X. Einer Mutantenorganisation, die im Untergrund arbeitet und anderen Mutanten helfen, sich neu in die Gesellschaft einzugliedern, nachdem sie ihre Kräfte entdecken, und mit ihren Kräften umzugehen. Mein Partner und ich haben gegen zwei verfeindete Mutanten gekämpft und ich wurde bei der Flucht verletzt...“

„Moment! Heaven X? Geheime Organisation? Gegnerische Mutanten? Von was redest du da, Kleiner?!“, unterbrach ihn der Grauhaarige.

„Es gibt zwei geheime Mutantenorganisationen. Früher waren sie einmal eine Organisation, die an Schwangeren Experimente mit Genmanipulation machten. Doch, als sich herausstellte, dass einer der beiden, der Finanzier, diese Experimente für sich nutzen wollte, sagte sich der Professor von ihm ab. Er und einige Mutanten, nur wenige, unter ihnen auch ich, gründeten Heaven X. Der Name ist eine Anspielung auf Hell X, die Organisation, die der Finanzier bereits zuvor gegründet hatte. Hell X wiederum ist ein Wortspiel mit Helix, du weißt, die Doppelhelix, aus der die DNA besteht. Auf jeden Fall haben ich und Silver, ebenfalls ein Mitglied von Heaven X, gegen zwei Mitglieder von Hell X gekämpft“, erörterte Ray alles.

„Du bist ganz schön vertrauensselig, einem Fremden wie mir sowas zu erzählen. Aber gut, ich hab Hunger, komm mit, ich lad dich ins Diner um die Ecke ein und du erzählst mir ein bisschen mehr von dir und dem verrückten Professor, hast mich ganz schön neugierig gemacht, Kleiner.“

„Nicht vertrauensselig, ich höre nur auf meine Instinkte und damit lag ich bis heute noch nie falsch. Und eins noch, ich habe einen Namen also hör auf mich Kleiner zu nennen.“
 

Zwei Stunden später waren die beiden im Diner und fast fertig mit ihrem Frühstück. Sie hatten sich die ganze Zeit angeregt über Heaven X, den Untergrund, den Kampf gegen das Böse und all das unterhalten. Als plötzlich die Tür des Diners aufgerissen wurde und Ray sich instinktiv zu eben jener drehte.

„Raymond... Oder soll ich dich lieber 'Tiger' nennen?“, höhnte der Schwarzhaarige, der gerade das Diner betreten hatte.

„Lee“, knurrte Ray und seine Pupillen verengten sich zu Schlitzen.

Verwirrt blickte Bryan zwischen den beiden Raubkatzen hin und her. In den vergangenen Stunden hatte Bryan den jüngeren Mutanten kennen gelernt und musste sagen, dass er ihn wegen seiner Ehrlichkeit sehr mochte. Und deshalb war ihm dieser 'Lee' jetzt schon unsympathisch.

„Wer ist das, Ray?“, fragte er deshalb scharf nach, blickte zwischen Lee und Ray hin und her.

Die beiden Schwarzhaarigen blickten sich kurz an, bevor Ray Bryan antwortete.

„Das ist Lion, er arbeitet für Hell X. Er ist ein Kollege von Glassy“, raunte der Tiger.

„Und ich bin sein großer Bruder“, ergänzte der Löwe.

Erschrocken musterte der Grauhaarige die beiden nochmals eingehend. Blieb dann mit seinem Blick an Ray hängen. Von dessen Verhalten her hätte er jetzt nicht gedacht, dass die beiden Brüder wären.

„Schau nicht so, Bryan. Du solltest jetzt wieder heim gehen. Ich und mein 'Bruder' haben noch etwas zu klären. War schön, dich kennen gelernt zu haben.“

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich jetzt einfach so wieder heim gehe und so tue, als hätte ich dich nie getroffen und das alles nie von dir erfahren, oder?“

„Lass mich überlegen... Doch!“, knurrte Ray.

„Habt ihr vergessen, dass ich auch noch da bin?!“, fauchte Lee.

Mit einem eleganten Sprung landete der Löwe neben dem Tiger, holte zu einem gezielten Schlag auf dessen Nacken aus. Doch sollte es dazu nicht mehr kommen. Denn auf einmal schwebte ein Stuhl auf Lion zu und traf ihn hart am Hinterkopf. Vor Schmerzen aufstöhnend ging Lee zu Boden, gerade in dem Moment, als auch Ray realisierte, was geschehen war, oder eher beinahe geschehen wäre.

„Aber...“, mehr fiel ihm dazu nicht ein.

„Wie du vorhin so treffend festgestellt hast, bin ich auch ein Mutant. Aber jetzt sollten wir lieber von hier verschwinden, die Leute mögen Menschen wie uns nicht.“

Hastig packte Bryan den Jüngeren am Arm und zog ihn aus dem Diner, vorbei an empörten und verängstigten Menschen. Auf dem schnellsten Wege zerrte der Grauhaarige den Schwarzhaarigen zu seiner Wohnung zurück, weg von den geschockten Menschen im Diner. Die ganze Zeit über schwiegen sie, erst als Bryan die Wohnungstür hinter sich schloss fühlte er sich sicherer.

„Du... Wie hast du das gemacht?“, fragte der Tiger flüsternd.

„Telekinese. Ich kann Dinge schweben lassen und soetwas halt“, murmelte Bryan schulterzuckend.

„Wow... Das heißt, du bist ein Geistiger.“

„Was?... Nein, ich bin kein Pfarrer“, widersprach der Grauhaarige verwirrt.

„Mh? Nein, kein Geistlicher, ein Geistiger. Mutanten werden zwischen drei Sorten unterschieden, Körperlichen, Geistigen und Seelischen. Ich bin ein Körperlicher. Darunter versteht man Mutanten, die Veränderungen an ihrem Körper haben. Extreme Schnelligkeit, Stärke, oder eben Katzenmenschen, wie ich. Geistige, wie du einer bist, können Dinge Kraft ihrer Gedanken bewerkstelligen, Telekinese, oder auch andere heilen. Und Seelische haben Kontrolle über Elemente. Mein Freund beispielsweise kann Metall beliebig formen, auch schweben lassen. Sie heißen Seelische, weil laut des Professors die Kontrolle über die Elemente nicht mit dem Geist oder dem Körper, sondern mit der Seele geschieht“, erklärte Ray.

„Okay. Und was haben deine Kollegen so drauf?“

„Silver, mein Freund, ist, wie gesagt, ein Seelischer, er kontrolliert Metall, Healing ist ein Geistiger, er kann Verletzungen heilen, Mindreader ist ebenfalls ein Geistiger, er kann Gedanken lesen, und Dragon ist ein Seelischer mit Kontrolle über Luft und Wind. Der Professor hat keine Fähigkeiten.“

„Aha, Silver, Mindreader, Healing, Dragon...?“

„Tiger.“

„Tiger?“, schmunzelnd musterte Bryan den Tiger.

„Ja, Tiger. Was dagegen?“

„Nein, nein. Und jeder bei euch hat so einen hübschen Namen?“, hakte der Grauhaarige nach.

„Ja... aber die Namen gibt sich jeder selbst.“

„Hm, schön, schön. Und was glaubst du, welcher Name zu mir passt?“

„Bitte?“

Der Schwarzhaarige musste stark an sich halten, um nicht laut loszulachen. Doch als ihm bewusst wurde, dass der andere dies ernst meinte, stockte ihm der Atem.

„Du... meinst das ernst“, murmelte Ray perplex.

„Klaro. Na hör mal, mein Leben war todlangweilig, bis du hier aufgekreuzt bist! Ich will irgendwas mit meinem Leben anfangen. Etwas nützliches. Wie du. Ich will bei euch einsteigen, Mitglied von Heaven X werden.“

Die Überzeugung, mit der er dies sagte, beeindruckte Ray dann doch sehr.

„Okay... Aber nur, wenn es der Professor erlaubt.“

„Was sollte dein Professor denn dagegen haben?“

„Wogegen?“, ertönte eine Stimme am Fenster.

Erschrocken drehten sich die beiden zum Fenster. Von dort aus konnte man auf den Balkon sehen. Und auf eben jenen standen drei Personen. Ein Orangehaariger, ein Blonder und ein Blauhaariger.

„Ray! Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?“

Völlig hysterisch sprang Max durch das offene Fenster in die Wohnung und eilte auf Ray zu. Dann fiel er dem Schwarzhaarigen um den Hals. Auch die anderen beiden betraten nun das Apartmente. Mürrisch musterte Brooklyn Bryan.

„Ja, Maxie, mir geht es gut...“

„...wenn man von der circa zehn Zentimeter langen und fünf Zentimeter tiefen Schnittwunde an deiner Schulter absieht“, murmelte Bryan und hob eine Augenbraue.

Hochkonzentiert legte Max seinem besten Freund beide Hände auf die rechte Schulter, bis ein weißlich-gelbes Licht die Wohnung kurz erhellte. Wie zum Test bewegte Ray den Arm, war erleichtert keinen Schmerz mehr zu spüren.

„Brook“, lächelnd schritt der Schwarzhaarige auf seinen Freund zu und küsste ihn kurz sanft, wie zur Entschuldigung dafür, dass er ihm Sorgen bereitet hatte.

Besitzergreifend legte Brooklyn seine Arme um Rays Hüfte und sandte Bryan einen Blick zu, der ihm bedeuten sollte, wem Ray gehörte.

„Also, Tigerchen, wogegen soll der Professor nichts haben?“, hakte der Orangehaarige noch einmal nach.

„Bryan... würde sehr gern bei uns mitmachen.“

„Ray! Das ist kein Club oder soetwas“, mischte sich Tyson ein.

„Ich weiß, das hat mir Ray schon erzählt.“

„So, so... Und was hast du ihm noch erzählt, Ray?“

Kritisch betrachtete Brooklyn seinen Tiger. Ray war nicht dafür bekannt, leichtsinnig zu sein. Nein er war eher übervorsichtig. Das wusste der Orangehaarige wohl am Besten. Wenn der Schwarzhaarige der Meinung war, dass man Bryan vertrauen konnte, so stimmte das dann wohl auch. Denn die Menschenkenntnis des Tigers war die wohl beste, die Silver kannte.

„Alles“, war Rays simple Antwort.

„Und was zum Geier ist bitte alles?!“

Entgeistert starrte Max zu Ray. Doch dieser lächelte nur leicht.

„Von Heaven X, Hell X, dem Professor, euch...“

„Okay, okay, alles heißt wohl alles“, unterbrach ihn Tyson.

„Und du bist dir sicher, was den Kerl angeht?“, flüsterte Brooklyn in Rays Ohr.

„Glassy hatte mich verwundet und Bryan hat sich um mich gekümmert. Vorhin hat Lion uns angegriffen und Bryan hat mich nicht nur vor einem Angriff von ihm beschützt, sondern er hat Lion auch außer Gefecht gesetzt“, entgegnete der Tiger.

Stumm nickte Brooklyn und besah sich Bryan nochmals.

„Wenn du wirklich mit uns kommen willst, dann komm“, meinte er.

Gemeinsam mit Max, Tyson und Ray, gefolgt von Bryan betrat Brooklyn den Balkon. Kurz darauf schwebte auch schon der Angelgleiter neben der Brüstung. Einer nach dem anderen stieg ein. Nicht einmal drehte sich Bry zu seiner Wohnung, wollte sein altes Leben hinter sich lassen.

„Was hast du denn so drauf?“, fragte Tyson neugierig.

„Telekinese. Ray meinte, ich wär ein Geistiger.“

„Oha... cool“, grinste der Blauhaarige.

Sie alle nahmen im Gleiter Platz und Kenny, der am Steuer saß, flog los.

„Wo soll es denn hingehen?“, fragte der Grauhaarige.

„San Francisco“, entgegnete Ray.

„Hübsches Städtchen, wollte schon immer nach Kalifornien...“

„Also, ich bin Healing, das sind Dragon, Silver und der am Steuer ist Mindreader“, stellte Max das Team vor.

Lächelnd hielt er dem neuen Teammitglied seine Hand hin. Nach kurzem Zögern ergriff Bryan sie und schüttelte sie mit, wie Max feststellen musste, kräftigen Händedruck.

„Ich bin Falcon. Freut mich, dass ich bei euch mit machen kann“, grinste er.

„Falcon?“

Skeptisch zog Tiger eine Augenbraue hoch, lachte dann jedoch.

Wie Hund und Katz'

„Was halten Sie von ihm, Professor?“

Lächelnd legte Ray sein Buch zur Seite, in dem er bis eben noch gelesen hatte.

Der Schwarzhaarige lag auf seinem Bett, in seinem Zimmer, im Hauptquartier der Heaven X. Das Zimmer war sehr gemütlich, die Wände waren orange gestrichen, die Bettwäsche war hellrot, die Vorhänge an der Tür und dem Himmelbett waren zitronengelb, der Teppich hatte die Farbe der Sonne und war übersäht mit verschiedenen chinesischen Zeichen in Rot- und Orangetönen. Der Raum war warm, freundlich und ordentlich. Im Gegensatz zu den anderen Zimmern im Hauptquartier. Sein Freund besaß so etwas wie Ordnungssinn nicht, der Grund, weshalb Ray sein eigenes Zimmer behalten hatte und sich nie eines mit Brooklyn teilte, denn der Schwarzhaarige war Ordnungsfanatiker. Bei Tyson und Max war es ähnlich, immer wenn Max aufräumen wollte, wurde er von Tyson „anderweitig beschäftigt“. Und Kenny war so viel am Forschen, Entwickeln und Recherchieren, dass er gar keine Zeit fand aufzuräumen. Nur Bryans Zimmer war momentan noch ordentlich. Allerdings auch nur, weil der Grauhaarige erst vor drei Tagen eingezogen war.

Mit einem Lächeln setzte sich Stanley auf das Bett, ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen und blieb wieder bei dem Schwarzhaarigen hängen. Ray war für den Professor immer schon mehr wie ein Sohn, als wie ein Teammitglied gewesen; war er doch der erste gewesen, den Stanley traf: Der Grund weshalb der Professor nicht mehr in Selbstmitleid versank, sondern seinen Schöpfungen half und gegen seinen ehemals besten Freund und Finanzier Voltaire Hiwatari kämpfte.

Als der Mann den abwartenden Gesichtsausdruck des Tigers sah, besann er sich wieder der gestellten Frage.

„Nun, du hast wirklich ein Gespür für gute Leute, Tiger. Mindreader hat ihn getestet, seine körperlichen Fähigkeiten, seine geistigen Fähigkeiten und seine Mutantenfähigkeiten. Der Junge ist wirklich begabt und stark. Obgleich es mich doch sehr überraschte, dass es ausgerechnet von dir kam, ein neues Mitglied aufzunehmen. Im Laufe der Zeit, seit ich dich damals aufgenommen habe, warst du gegen jeglichen Zuwachs, ich war damals froh, dass ich es schaffte, dich davon zu überzeugen Kenny, Max und Tyson hier bleiben zu lassen. Bei Brooklyn... hast du damals zugestimmt, weil ihn ein ähnliches Schicksal wie dich ereilte. Alle anderen Mutanten, waren sie auch noch so stark, hast du weggeschickt. Und wir haben dich das entscheiden lassen, weil deine Menschenkenntnis außergewöhnlich ist“, murmelte der grauhaarige Mann.

„Wie Sie sagen, Professor, meine Menschenkenntnis. Bryan... ich habe ein gutes Gefühl bei ihm. Ein gutes Gefühl von... Vertrauen und Verbundenheit, ähnlich wie bei Brooklyn...“

„Sollte ich jetzt eifersüchtig werden, mein Tigerchen?“

Grinsend lehnte Brooklyn im Türrahmen, blickte zu seinem Schatz. Dieser lächelte nur, hatte er den Orangehaarigen doch schon längst entdeckt.

„Brooky, mach dich doch bitte nicht lächerlich. Du weißt doch, dass kein Kerl unter der Sonne dir das Wasser reichen könnte. Immerhin bist du doch einfach unwiderstehlich...“

Lasziv blickte der Schwarzhaarige den Grünäugigen an, dieser schritt betont langsam auf das Bett zu.

„Ich denke, ich störe hier nur“, dezent verließ der Professor den Raum.

Kaum, dass der Orangehaarige am Bett angekommen war, wurde er auf selbiges gezogen und in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt. Geschickte Hände begannen damit, das rote Hemd aufzuknöpfen. Vorsichtig beugte sich Brooklyn über Ray, spielte mit dessen Haaren.

„Hey, Leute, kommt ihr mit? Maxie, Kenny und ich wollen Bryan die Stadt zeigen. Was sagt ihr? Wird bestimmt lustig!“

„Ähm... Schatz, ich glaube wir stören gerade...“, nuschelte Max, der hinter Tyson stand, und zog seinen Liebsten eilig wieder aus dem Raum.

„Genau deshalb sage ich, schaff dir eine Tür an“, knurrte Brooklyn und erhob sich wieder von seinem Tigerchen.

„Siehst du, ich habe es nun mal lieber so... Es kann ja auch etwas Wichtiges sein, weshalb sie stören... Verstehst du?“

Skeptisch zog der Orangehaarige eine Augenbraue hoch und half Ray beim Aufstehen. Dieser lächelte nur entschuldigend und küsste Brooklyn kurz.

„Na komm, zeigen wir Bryan unsere Stadt!“

Das war zwar eine der letzten Sachen, zu denen Brooklyn Lust hatte, gleich nach einem Kaffeekränzchen mit Hell X, aber wenn sein Kleiner ihn so flehend und bittend anguckte, dann konnte er ihm so gut wie nichts abschlagen. Mit diesem Blick hatte es der Schwarzhaarige ja auch geschafft, dass Brooklyn trotz seiner, wohl gemerkt unbegründeten, Eifersucht, versuchen würde mit dem Neuen auszukommen. Und das, obwohl er den Grauhaarigen bis jetzt nicht leiden konnte, weil der wohl ein Auge auf seinen Tiger geworfen hatte.
 

So kam es, dass Kenny, Max, Tyson, Brooklyn, Ray und Bryan kaum eine Stunde später San Francisco unsicher machten.

Die fünf mussten ausknobeln, was sie Bryan zuerst zeigen sollten. Nach einiger Zeit fand sogar Brooklyn Gefallen daran, und unterhielt sich gut mit Bryan.

Die Heaven X Mitglieder besahen sich zunächst die Golden Gate Bridge, das Wahrzeichen ihrer Stadt, auch die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz wurde besichtigt. Danach hatten sie alle so großen Hunger, dass sie sich in Chinatown in ein hübsches Restaurant setzten und schwatzend die Spezialitäten des Hauses verschlangen. Als alle satt und ausgeruht waren, wollte Ray unbedingt in den Park, seinem Lieblingsort in San Francisco. Der Golden Gate Park würde dann wohl auch die letzte Station sein; dämmerte es inzwischen ja bereits.

„Und? Wie gefällt dir das, was du bis jetzt gesehen hast?“

Tyson blickte neugierig und fragen zu Bryan, er mochte den Grauhaarigen wirklich, fand ihn irgendwie extrem cool. Max, zu Tysons Rechter, starrte verträumt auf den Sonnenuntergang. Bryans Blick wanderte nochmals durch den Park, blieb bei dem Paar, das vor ihnen lief, hängen, wanderte weiter zu Rays Hintern und blieb da hängen.

„Also, was ich bis jetzt gesehen habe, gefällt mir wirklich sehr gut“, grinste Bryan und leckte sich gierig über die Lippen.

Seufzend klopfte Kenny dem Grauhaarigen auf den Rücken.

„Schlag es dir aus dem Kopf. Ray liebt Brooklyn, er würde ihn nie betrügen, geschweige denn verlassen. Die beiden haben auch ohne Ehe eine 'Bis, dass der Tod sie scheide' Beziehung...“

Bryan lachte nur kurz leise auf, schüttelte den Kopf.

„Ich habe nicht vor, mich in ihre Beziehung einzumischen, glaub mir das, aber schauen ist ja noch erlaubt, oder?“

Bevor Tyson oder Max auch etwas dazu sagen konnten, unterbrach Ray ihr Gespräch. Der Schwarzhaarige, bis eben noch lachend ins Gespräch mit Brooklyn vertieft, blieb plötzlich stehen, sodass die anderen vier beinahe in ihn und Brooklyn, der wegen Ray auch anhielt, hineingelaufen wären. Gerade wollte Max ihn fragen, was los war, als Ray gefährlich knurrte, kurz schnupperte er in der Luft, während seine Pupillen sich zu Schlitzen verengten. In diesem Zustand hatten sie den Tiger nur sehr selten erlebt. So hatte er damals reagiert, als er Max, Tyson und Kenny zum ersten Mal traf, hatte er doch noch große Angst vor fremden Menschen gehabt und wollte sich schützen. Ab und an reagierte er so auch auf Glassy, war dieser ihm doch zu aufdringlich, oder auch auf seinen Bruder. Aber sonst eigentlich nie...

„Ray... was ist los?“, fragte der Blonde vorsichtig, hielt doch lieber Abstand.

„Hund“, fauchte der Katzenmensch und fixierte etwas mit den Augen.

Mit ihren Blicken folgten die anderen dem Blick der Bernsteinaugen und blieben bei einer Brünetten hängen. Perplex starrten sie das Mädchen an, zweifelten leicht an Rays Instinkten, war es doch wirklich nur ein Mädchen, kein Hund.

„Was redest du da, Ray? Das ist ein ganz normales Mädchen, sie hat ja nicht mal einen Hund dabei“, widersprach Tyson.

„Oh nein, sie ist nicht normal, genauso wenig, wie du oder ich es sind“, knurrte Ray bedrohlich, trat näher an sie heran.

„Du meinst, sie ist eine Mutantin? Wie wir?! Bist du dir sicher?“, fragte Kenny erschrocken.

„So sicher, wie ich mir da immer bin. Sie ist eine Mutantin und sie stinkt regelrecht nach Hund. Widerlich“, brummte Ray.

Langsam bewegten sich die Heaven X auf die mutmaßliche Mutantin zu. Je näher sie der Brünetten kamen,desto seltsamer schien sie ihnen. Gehetzt, auf der Flucht schien sie. Ihre rehbraunen Augen huschten hastig durch den Park, blieb bei der kleinen Gruppe hängen. Mit schnellen Schritten huschte die Fremde den Freunden entgegen. Der Schwarzhaarige blieb leicht auf Distanz, hielt er sich doch schon vor richtigen Hunden fern und erst recht von Menschen, die wie Hunde rochen. Beschützend und beruhigend legte Brooklyn die Arme um seinen Liebsten.

„Ihr... Seit ihr Mutanten?“, fragte das Mädchen direkt.

„Wieso willst du das wissen?“, lautete Bryans Gegenfrage.

„Weil... Weil ich hörte, dass es hier, in San Francisco, eine Gruppe Mutanten gibt, die solchen wie mir helfen...“

„Dir helfen?“, fragte der Blonde im Flüsterton.

„Ruhe jetzt! Wir gehen. Das hier ist nicht der richtige Ort für ein solches Gespräch“, unterbrach Brooklyn das Gespräch.

Er führte die kleine Gruppe zwischen den Bäumen hindurch, an einen unbelebteren Platz im Park.

„Wie heißt du?“, fragte Tyson und musterte das Mädchen eingehend.

„H... Hilary Tatchibana“, stotterte sie nervös.

Diese Situation machte Hilary mehr als nur nervös.

„Hallo, Hilary, freut mich, dich kennen zu lernen. Mich kannst du Healing nennen, das sind meine Freunde Dragon, Silver, Tiger, Mindreader und Falcon.“

Unsicher schüttelte Hilary die ihr angebotene Hand, als Silver plötzlich stehen blieb. Ein gewaltiger Wind kam auf, riss an Kleidern und Haaren, und Sekundenbruchteile später landete der Angelgleiter zwischen den Bäumen auf der kleinen Rasenfläche vor den Mutanten. Eingeschüchtert blickte die Brünette zwischen ihren Begleitern hin und her. Der Blonde wirkte nett, er lächelte ihr aufmunternd zu, der Schwarzhaarige dagegen schien ihr am Liebsten an die Gurgel zu springen.

Nachdem die sieben eingestiegen waren, setzte Kenny sich ans Steuer. Bryan machte es sich neben Ray gemütlich, der einen regelrechten Sicherheitsabstand zu Hilary hielt.

„Was hast du, Kitten?“, fragte der Grauhaarige flüsternd.

Wegen des Spitznamens schaute Ray zuerst leicht schräg, besann sich dann doch der Frage, die ihm von Bryan gestellt worden war.

„Ich bin ein Katzenmensch, sie ein Hundmensch. Das rieche ich zehn Meilen gegen den Wind. Und Katzen mögen keine Hunde, ganz einfach, Piepmatz“, brummelte der Schwarzhaarige leise und ärgerlich.

Beruhigend strich der Grauhaarige über den Oberarm des Katzenmenschen, ignorierte dabei den albernen Spitznamen. Der Tiger schloss kurz die Augen und schnurrte leise. Brooklyn, der auf der anderen Seite des Schwarzhaarigen saß, beobachtete dies eher missbilligend, duldete es jedoch, weil er wusste, wie sehr Ray ihn doch liebte.

„Es... Ihr seit also wirklich wie ich?“, flüsterte Hilary leise.

„Nein, wir sind nicht wie du. Es gibt kaum Mutanten, die die selbe Mutation haben. Aber ja, wir sind auch Mutanten“, erklärte Maxie.

„Ich... habe von euch gehört...“

„Von uns gehört?“, hinterfragte Tyson.

„Ja... ihr... ich habe von einer Organisation gehört, die Mutanten hilft... ich... meine Familie, alle, die mich kennen, sie kennen mich schon so lange... Und mit meinem Verhalten bin ich früher oft aufgefallen. Niemand, den ich kenne, geht an mir vorbei, ohne mich schräg anzusehen. Ich möchte... leben... normal leben... Wie andere Menschen auch. Schon so lange. Und jetzt habe ich von euch gehört... Von jemandem, der mir helfen kann, endlich normal zu leben, nach so langer Zeit neu anzufangen... Ich bitte euch, bitte... Bitte helft mir einen Neuanfang zu starten... Ich... ich flehe euch an... Das ist alles, was ich will...“, flehte die Brünette.
 

Keine halbe Stunde später waren sie alle im Hauptquartier, wo der Professor sie empfing.

„Habt ihr jetzt etwa vor immer jemanden mitzubringen, wenn ihr heim kommt?“, fragte er lachend und besah sich das Mädchen.

„Das ist Hilary. Sie hat uns um Hilfe gebeten“, murmelte Brooklyn.

Verwirrt musterte Stanley den Orangehaarigen. Es ist noch nie passiert, dass jemand sie um Hilfe bat...

„Kenny, Max, checkt ihr beide sie doch mal durch, ich unterhalte mich solange mit Tyson und Bryan... Brooklyn, kümmer du dich mal um Ray, er sieht nicht gut aus...“, wies der Professor an.

Nickend folgte Brooklyn seinem Freund, der im Eiltempo in sein Zimmer huschte. Kenny und Max führten Hilary in einen Untersuchungsraum und Stanley, Bryan und Tyson gingen in das Büro des Professors.
 

„Hey... was ist los, Tigerchen?“

Zärtlich strich der Grünäugige dem Goldäugigen durch das Haar. Dieser lag auf seinem Bett und starrte entnervt auf die Decke.

„Hund. Ich hasse Hunde... Der Professor braucht sie gar nicht auf ihre Fähigkeiten testen, sie ist eine Körperliche, so sehr nach Hund kann nur ein Hundemensch stinken“, raunte der Schwarzhaarige.

„Ach komm, mein Kleiner, du weißt doch, wie es abläuft. Kenny testet sie, legt ihr eine Akte an, gibt ihr eine neue Identität und weg ist sie und du wirst sie nie wiedersehen. Okay? Wir beide bleiben hier und machen es uns sehr, sehr gemütlich... Bis sie weg ist, was hältst du davon?“

Lüstern grinsend fuhr der Orangehaarige über die Seiten des Schwarzhaarigen, fuhr unter das Hemd und ertastete jeden Zentimeter Haut, entlockte seinem Tiger wunderschöne Töne.
 

„Okay, jetzt werden wir dich testen, deine Sehfähigkeit, Geschwindigkeit, Zielgenauigkeit, Mutantenkräfte, Intelligenz, einfach so gut wie alles“, erklärte Max.

Langsam nickte die Hündin.

In den darauf folgenden drei Stunden wurde Hilary vom kleinen Zeh bis in die Haarspitze durchgecheckt, machte die unterschiedlichsten Tests und gab sämtliche persönliche Daten an.
 

„Wie meinte Brooklyn das, dass sie euch um Hilfe gebeten hatte?“, fragte der Professor in seinem Büro angekommen.

Bryan und Tyson nahmen ihm gegenüber vor dem großen Eichentisch Platz.

„Sie sprach uns an und sagte, sie hätte von uns gehört“, meinte der Blauhaarige.

„Sie sagte, man wüsste von einer Organisation in San Francisco, die Mutanten hilft“, erläuterte der Grauhaarige.

„Man weiß von uns?“, hinterfragte der Professor.

„Anscheinend. Aber ist das nicht gut?“, fragte Bryan.

„Gut? Vielleicht... Wenn die Mutanten wissen, dass wir ihnen helfen können, so können sie uns aufsuchen und wir können ihnen helfen“, murmelte Stanley.
 

Nach den Tests an Hilary redete Max noch lange mit ihr, hörte sich ihre Lebensgeschichte an. Das tat er eigentlich immer, er teilte gern das Schicksal der anderen Mutanten. Es faszinierte ihn, zu hören, was andere alles durchmachen mussten, woraus sie ihnen halfen. Kenny unterdessen fertigte die Akte von Hilary an, wertete die Tests aus und gab Hilary eine neue Identität. Als er fertig war, traf auch er im Büro des Professors ein, wo alle anderen, außer Brooklyn und Ray, waren.

„Okay, ich bin dann soweit“, verkündete der Brünette.

„Was... wird jetzt geschehen?“, fragte Hilary leise.

„Dein altes Leben kannst du hinter dir lassen. Wir haben eine Wohnung für dich gefunden, hier in San Francisco. Eine Anzeige, in der nach einer Mitbewohnerin gesucht wird. Du kannst hier neu anfangen, mit einem neuen Leben“, erklärte Tyson.

„Hiromi Tatibana. Geboren in Tokio, verwaist bei einem Brand vor einigen Wochen, deshalb nach San Francisco gezogen, um hier zu studieren“, las Kenny das neu zusammengestellte Leben vor.

„Hiromi Tatibana? Mein neuer Name... ein neues Leben... Danke, ich danke euch vielmals!“

Die Brünette war kurz davor, zu weinen.

„Mindreader wird dich zu deiner neuen Wohnung fliegen. Jedoch darfst du nun niemandem davon erzählen, wer du wirklich bist. Nutze die Chance“, meinte der Professor.

Nickend folgte das Mädchen dem Brillenträger zum Angelgleiter.
 

Leicht enttäuscht betrat Bryan sein Zimmer und lies sich auf das Bett fallen. Kurz nach ihm trat auch Ray ein, setzte sich wie selbstverständlich auch auf das Bett.

„Was machst du denn hier?“, brummelte der Grauhaarige.

„Der Hundegeruch hat nachgelassen. Sie ist weg. Da wollte ich mal nach dir gucken... Hab mir gedacht, dass du irgendwie enttäuscht bist“, grinste Ray.

„Mh... ja... Ich weiß auch nicht...“

„Du hattest auf einen spektakulären Kampf gehofft, auf Action, nicht auf so einen leichten Fall, wie diesen, nicht? Nächstes Mal wird es spannender und hoffentlich auch hundeloser“, lachte der Schwarzhaarige.

Auch Max und Tyson stürmten den Raum, warfen sich zu den beiden auf das Bett.

„Sieh es so, wir haben jemandem geholfen und etwas Gutes getan“, lachte der Blonde.

Gemächlich betrat auch Brooklyn das Zimmer und setzte sich dazu.

„Bist du dir da sicher, Ray?“, murrte Bryan.

Aufmunternd klopfte ihm Brooklyn auf die Schulter, kraulte mit seiner anderen Hand Rays Nacken.

„Oh ja, vor allem, wenn wir bei unserer Suche nach dem Perfekten endlich Fortschritte machen“, grinste er.

„Der Perfekte?“

Skeptisch betrachtete ihn der Grauhaarige.

„Ja, der perfekte Mutant“, erklärte Tyson.

„Ein Mutant ist entweder ein Seelischer, Körperlicher oder Geistiger“, fuhr Max fort.

„Ja, das weiß ich“, wurde er von Bryan unterbrochen.

„Aber der perfekte Mutant vereinigt dies alles. Körper, Geist und Seele“, erläuterte Kenny.

„Und es gibt nur einen perfekten Mutanten. Es ist dem Professor nur einmal gelungen. Doch als er erfuhr, dass sein Partner diesen Perfekten benutzen wollte, um die Weltherrschaft zu erlangen, verbrannte er die Akte der Frau, der damals die Gene eingesetzt wurden, ohne hineingesehen zu haben, damit er es nicht aus Versehen an Voltaire verraten konnte. Nachdem sich der Professor zurückgezogen hatte, gründete sein ehemaliger Partner Hell X, einzig mit dem Ziel den Perfekten zu finden. Und das wollen wir verhindern, deshalb legen wir die Akten an, untersuchen die Mutanten, um den Perfekten zu finden. Doch bis jetzt ist es uns noch nicht gelungen“, endete Ray.

„Und wir haben keine Ahnung, wer dieser Perfekte wirklich ist?“, fragte der Grauhaarige.

„Nein“, antwortete Tyson kopfschüttelnd.

Ein leichtes Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Professors, der in der Türe stand. Kein normales Grinsen, ein wissendes Grinsen. Mit einem leichten Räuspern gab er sich zu erkennen.

„Wie wäre es, wenn wir zu Abend essen würden?“, fragte er lächelnd.

Eilig sprangen die Mutanten auf und rauschten aus dem Raum, allen voraus Tyson. Kopfschüttelnd sah ihnen der Professor hinterher.

„Ob sie mir böse wären, wenn sie wüssten, dass ich die Akte noch habe...?“, murmelte er leise zu sich selbst, bevor auch er sich zu seinem Team gesellte.

Der Eiswolf von Moskau

„Hey, hast du das schon gelesen? Icewolf hat mal wieder zugeschlagen!“, brüllte ein junger, graublauhaariger Mann quer durch die kleine Moskauer Wohnung.

Ein Murren war aus einem der hinteren Zimmer zu hören. Der Graublauhaarige blätterte die Zeitung durch, bis er den Artikel über den Icewolf, für den bereits auf der Titelseite in großen Lettern geworben wurde, vor seiner Nase hatte. Dann schlug er die Wohnungstüre hinter sich zu und begab sich lesend in die Küche. Dort goss er sich, immer noch lesend, einen Kaffee ein und setzte sich an den nicht allzu großen, runden Küchentisch. Die Küche war der kleinste Raum der allgemein recht winzigen Wohnung. Sie hatte einen Kühlschrank, bei dem sich der Graublauhaarige immer wieder beschwerte, wie sich so etwas nur Kühlschrank schimpfen konnte, eine Spüle, die in einem grausamen Zustand war, einen Wandschrank, in dem das bisschen Geschirr verstaut war, und den Küchentisch, an dem er momentan saß.

„Du bist ein Banause, weißt du das?“, brummte der junge Mann, als er einen Schluck Kaffee zu sich nahm.

Aus den Augenwinkeln hatte er bemerkt, wie sein Mitbewohner auf die Küche zutrat.

„Und du bist ein Fanatiker, Kai“, murmelte besagter Mitbewohner müde.

Grummelnd und völlig übermüdet betrat Kais Mitbewohner nun ebenfalls die Küche. Sein feuerrotes Haar war zerzaust und stand in alle Richtungen ab, die eisblauen Augen blickten erschöpft in den Raum, suchten die Kaffeekanne. Beinahe automatisch bewegte er sich darauf zu, nahm eine Tasse und goss sich von dem braunen Gebräu ein.

„Und? Was schreiben sie?“, murrte der Rothaarige nur halbwegs interessiert zwischen zwei Schlücken Kaffee.

„Gestern Abend sind anscheinend drei Räuber in die Tretjakob Galerie eingebrochen und haben Kunstgegenstände im Wert von mehreren hunderttausend mitgehen lassen. Sie hatten einen Wachmann angeschossen und den anderen Wachmann bewusstlos an eine Statue gefesselt. Jedoch lauerte ihnen Icewolf auf und machte sie fertig. Die Polizei fand die drei letzte Nacht an ihre Wache fest gefroren. Sämtliche Kunstgegenstände konnten ebenfalls in einem schwarzen Van, der in der Nähe geparkt war und an dem ein Zettel befestigt war, der sich an die Polizei richtete, sichergestellt werden “, berichtete der Graublauhaarige.

„Hn“, gab der Rothaarige nur von sich.

„Wo warst du eigentlich letzte Nacht schon wieder?“, fragte Kai ärgerlich und legte seine Zeitung nun endlich mal zur Seite um seinen Mitbewohner streng anzublicken.

„Du weißt doch, im Gegensatz zu dir habe ich ein sehr gesundes Sexualleben“, grinste der Rotschopf.

„Tala. Das ist schon nicht mehr gesund. Wärst du eine Frau würde ich sagen, dass du ein Flittchen bist. Aber weißt du was? Ich tu es trotzdem. Du bist ein Flittchen, Tala.“

„Jetzt sieh das doch nicht so verklemmt, Kai.“

Knurrend legte sich Kai ein Brötchen auf den Teller, reichte die Tüte mit den frisch gekauften Backwaren weiter an Tala.

„Ich sehe das nicht verklemmt, sondern nur normal. Du hast jede zweite Nacht einen anderen. Das ist doch nicht mehr normal und gut ist das auch nicht.“

Ein genervtes Seufzen verließ die Kehle des Rothaarigen. Er wusste schon, worauf dieses Gespräch wieder hinauslief. Immerhin führten sie genau dieses Gespräch gut einmal in der Woche. Und jedes Mal lief es gleich ab. Und das wiederum nervte den Rotschopf langsam aber sicher wirklich gewaltig. Vor allem, weil diese Anschuldigungen ja nicht mal stimmten. Nur leider konnte und wollte Tala Kai das nicht sagen. Leider. Deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in aller Ruhe diese Rede wieder und wieder und wieder anzuhören und zu schlucken.

Ein genervtes Seufzen verließ seine Lippen, als sein bester Freund erneut anfing zu sprechen.

„Weißt du, du wirst jetzt dann zwanzig Jahre alt. Langsam aber sicher bist du aus der Phase des Ausprobierens doch nun wirklich raus. Ich meine, du hast inzwischen mehr Erfahrung, als die meisten Erwachsenen. Und immer nur irgendwen zu ficken, das ist doch auf die Dauer nichts. Du musst langsam aber sicher mal anfangen dir ein Leben aufzubauen. Sonst wirst du irgendwann mal einsam enden, denn ich werde dann mit dem Traum meines Herzens zusammen sein, soviel ist schon mal klar. Such dir endlich einen Menschen, mit dem du zusammen bleiben willst. Du musst mal aufhören, den ewigen Single zu markieren...“

„... sagt der zu mir, der noch nicht einmal eine Bettgeschichte, geschweige denn eine Beziehung, hat. Nicht wahr? Solange du selbst keine intakte Beziehung hast, hast du kein Recht mir etwas in Sachen Liebesleben vorzuschreiben.“

Erschrocken blickte ihn Kai an. Ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Rothaarigen aus, als er seine Tasse für einen weiteren Schluck Kaffee an seine zartrosa Lippen führte. Ein ärgerliches Schnauben seitens Kai ließ Tala jedoch wieder an seinem Sieg zweifeln. Kai war ja so furchtbar - in mancherlei Hinsicht.

„Verzeihung, dass ich, im Gegensatz zu dir, nicht halb Russland bestiegen haben muss, bevor ich mich entscheide. Und bei dir ist es auch nur halb Russland, weil du auf den weiblichen Teil der Bevölkerung verzichtest. Ich warte eben auf den richtigen Menschen, den ich dann schon erkennen werde und mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will.“

„Blödsinn“, war Talas einziger Kommentar.

Heute war Tala stur. Er hatte echt eine Scheißnacht hinter sich und absolut keine Lust jetzt auch noch angemeckert zu werden. Das ging ihm an diesem Tag wirklich gegen den Strich.

Kais rechte Augenbraue zuckte verdächtig. Aus seiner Sicht war er nämlich im Recht, verständlich, kannte er ja Talas Seite nicht.

„Was heißt hier 'Blödsinn'?!“

„Dieses 'Bis, dass der Tod euch scheide' ist doch so was von überholt. Was meinst du, wozu es Scheidungsanwälte gibt?“, brummte der Rothaarige.

„Wahrscheinlich wirst du sogar einmal derjenige von uns beiden sein, der zuerst den Partner für's Leben findet. Und dann lach ich dich aus, das versprech ich dir aber, mein Lieber“, lachte der Graublauhaarige leise.

Dann stand er auf und verließ ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick die Küche. Für den Jüngeren war das Gespräch damit gegessen. Sie drehten sich ja eh nur im Kreis, was dieses Thema anging, und sie würden sich noch bis zu Talas ersten festen Beziehung im Kreise drehen, befürchtete Kai. Er jedoch wusste, was er wollte. Einen hübschen, intelligenten, starken Partner, den er von ganzem Herzen liebte und der ihn ebenso liebte und auf den er sich auch immer verlassen konnte. Ganz einfach.

Zurück blieb ein müder und nun auch noch schlecht gelaunter Rotschopf. Trotz des schönen, starken Kaffees war der Rothaarige noch nicht einen Deut wacher als zuvor. Dafür hatte er inzwischen schlechte Laune und Kopfschmerzen. Weshalb auch er aufstand und wieder in sein Zimmer stapfte, durch den dunklen Flur, der in Babyblau gestrichen war, vorbei an dem Wohnzimmer, welches in Sonnengelb gestrichen war und in dem Kai auf dem giftgrünen Sofa lag, bis zur dunklen Eichentür, die in sein Zimmer führte. Das Zimmer war in kühlen Farben, hellblau, blassgrün und violett, gehalten. Mit trägen Bewegungen schritt er auf sein Bett zu und ließ sich rücklings auf die hellblaue Bettwäsche, die ein großer Eisbär zierte, fallen.

Mit halb geschlossenen Augen starrte er an die hellgrüne Decke, von der ein goldener, protziger Kronleuchter hing, der optisch ganz und gar nicht in den sonst recht modernen Raum passte. Tala hasste dieses schreckliche Altweiberteil. Aber er und Kai waren nicht gerade reich, diese kleine Wohnung konnten sie sich gerade so leisten. Da blieb nicht viel für die Einrichtung, weshalb er momentan auch auf einem Himmelbett aus dunklem Holz lag, das mit Engelsschnitzereien verziert war und auch nicht so recht in das Zimmer passen wollte, waren der Schrank und der Schreibtisch doch aus hellem Holz. Der rothaarige Russe hatte sie auf einem Flohmarkt erstanden.

Nachdem der Russe die Gedanken an seine Zimmereinrichtung und den finanziellen Zustand der Wohngemeinschaft von sich geschoben hatte, gelangte er gedanklich wieder zum Vorabend...
 

~*~Flashback~*~
 

„Wo willst du hin, Süßer?“

Ärgerlich drehte sich Tala um. Er hasste es, bei der „Arbeit“ angebaggert zu werden. Okay, bei seinem Outfit war es keinem zu verübeln. Seine enge, schwarze Lederhose brachte seine langen, schlanken Beine und seinen perfekten Knackarsch perfekt zur Geltung, sein schwarzer Rollkragenpullover lag so eng, dass man die Muskeln an Brust und Bauch nur allzu gut erahnen konnte, die schwarzen Stiefel und die schwarzen Lederhandschuhe passten perfekt ins Bild und der lange, schwarze Ledermantel setzte dem ganzen noch die Krone auf. Sein feuriges Haar trug er zu beiden Seiten nach oben gestylt und sowohl seine Lippen als auch seine Augen waren schwarz geschminkt.

Zähneknirschend drehte er sich wieder um und ging einfach weiter, hatte Tala doch keine Zeit für so etwas. Als er jedoch eine Hand auf seinem allerheiligsten Allerwertesten spürte, entschied er sich um. Knurrend packte der Rothaarige das Handgelenk des Fremden so fest, dass dieser ein Zischen zwischen den Zähnen ausstieß. Mit einer eleganten Bewegung drehte der Rotschopf den Arm des Grabschers auf dessen Rücken.

„Ah! Verdammt, was hast du denn für ein Problem?!“, lallte der Unbekannte mit angetrunkener und schmerzverzerrter Stimme.

Das Gesicht des Fremden war schmerzverzerrt, einige blonde, fettige Strähnen hingen ihm in selbiges. Der circa fünfundvierzig Jährige versuchte sich dem Griff des Rothaarigen zu entziehen, dieser verdrehte den Arm jedoch nur noch weiter. Schnee peitschte in ihrer beider Gesichter, als Tala begann zu sprechen:

„Was mein Problem ist?! Du fragst mich, was mein Problem ist?! Den ganzen verdammten Tag hocke ich in so einem beschissenen, kleinen Büro, mache einen beschissenen und undankbaren Job als Sekretär, komme erst spätabends nach Hause in eine winzige, schäbige Wohnung, für die ich und mein Mitbewohner uns die Miete gerade so leisten können, dann schlage ich mir die halbe Nacht um die Ohren, nur um ein paar Idioten zu verkloppen, die sich für die größten Gangster aller Zeiten halten, aber nie bekomme ich auch nur ein verfluchtes Wort des Dankes, weil ja kein Schwein weiß, wer ich bin und mein Mitbewohner, der zeitgleich auch mein bester Freund ist, weiß es ebenso wenig, was mir neben einem Haufen Schuldgefühle und dummer Lügen auch noch jeden zweiten Tag einen Streit mit ihm einbringt und dazwischen kommt dann so ein dahergelaufener Möchtegern wie du und grabscht mir an meinen Hintern, an den ich absolut niemanden, und schon gar nicht dich, ran lasse, und du fragst mich allen Ernstes, was ich für ein Problem habe, verdammt?!“

Gegen Ende war Tala immer lauter geworden, der Schneefall zu einem regelrechten Schneesturm geworden und der Arm des Fremden hatte inzwischen eine mehr als ungesunde und unnatürliche Lage.

„Du... du... bist Icewolf“, keuchte der Blonde.

Erkenntnis spiegelte sich in seinen glasigen Augen, bevor er kraftlos zu Boden sank. Es hatte nur einen gezielten Schlag in den Nacken benötigt, um dies zu schaffen.

„Genau, du hast es erfasst.“

Tala war angepisst, um es mal milde auszudrücken. Sein Tag war echt scheiße gewesen und da kam ihm der Typ gerade recht. Der Schlag einer nahe gelegenen Turmuhr brachte den Rotschopf wieder ins Hier und Jetzt zurück. Zwölf Schläge. Mitternacht. Und vor einer Viertelstunde wollte Tala eigentlich an der Tretjakow Galerie sein. Er beschleunigte sein Tempo, sodass er gerade an der Galerie ankam, als ein Van davonfuhr. Wütend kickte er den Schnee vor seinen Füßen weg.

„Super. Echt super. So was kann ich heute nun wirklich nicht gebrauchen!“

Der Rothaarige war wirklich wütend. Kurz schloss er die Augen und konzentrierte sich. Eine Schneeböe kam auf und innerhalb weniger Sekunden war die Straße unbefahrbar. Der schwarze Van blieb im Schnee stecken und Tala schritt zufrieden und gemächlich darauf zu.

Ein Informant, oder besser eine ehemalige Bettgeschichte, hatte ihm erzählt, dass drei Spinner die Tretjakow Galerie überfallen wollten. Natürlich ließ Tala für solche Deppen sogar seinen Schönheitsschlaf ausfallen.

Als Icewolf an den Van trat, öffneten sich die Türen und der Fahrer und der Beifahrer stiegen aus. Der Fahrer war ein groß gewachsener, schwarzhaariger Muskelprotz, der andere war normal gewachsen, dürr und brünett, sie beide trugen schwarz. Allerdings stand diese Farbe Tala besser, als den beiden. Als sie den Mutanten erblickten, erschraken sie.

„Wer bist du?“, fragte der Kleinere.

„Ich bin Icewolf.“

Der Name reichte, damit ein Zittern beide befiel. Langsam setzten sie ihre Schritte zurück, wollten wieder in den Van. Doch das wusste Tala zu verhindern. Mit einer kurzen Handbewegung erweckte er den Schneemann, der am Straßenrand stand, zum Leben. Der Schneemann schritt schwerfällig auf den Größeren zu und packte ihn. Der Brünette, der dies mit Schrecken beobachtete, stieß einen Schreckensschrei aus, der auch den dritten aus dem Van lockte. Dieser, recht klein und blond, erfasste die Lage schnell und wollte wieder abhauen. Allerdings konnte er seine Füße nicht mehr vom Boden heben. Hastig zog der die Stiefel aus, jedoch froren auch seine Socken am schneebedeckten Boden fest. Bis er schließlich barfuß und verzweifelt an der Straße fest gefroren war.

Der Schneemann und der Schwarzhaarige führten inzwischen einen erbitterten Zweikampf aus. Mit einem kräftigen Hieb köpfte der Dieb den Schneemann. Dieser, sauer darüber, holte mit seinem Besen, den er in einer der Hände hielt, aus und schlug so lange auf den Schwarzhaarigen ein, bis dieser auf dem Boden lag. Dann setzte er sich drauf.

„Okay, zwei außer Gefecht... Wo... Wo steckt der dritte?!“

Ärgerlich blickte sich Tala um. Dann jedoch sah er ihn. Der Brünette war zu gierig gewesen, hatte noch ein Gemälde aus dem Van geholt, und war deshalb nun langsamer, war dieses Bild doch recht unhandlich. Ansonsten wäre ihm wohl die Flucht gelungen. Schnaubend stapfte Tala auf ihn zu.

„Nun hör mir mal zu, du gehirnamputierter Trottel, du hättest jetzt einfach abhauen können, aber nein, du pisst mir lieber ans Bein. Weißt du was?! Mir wurde heute schon ans Bein gepisst und ich hab dafür echt keinen Nerv.“

Mit einem Tritt fegte der Rothaarige den Brünetten von den Beinen, packte ihn an den Beinen und zerrte ihn mit sich.

„Komm mit und vergiss die anderen beiden Idioten nicht“, murmelte Tala zum Schneemann.

Was eigentlich unnötig war, hörte dieser doch nicht auf Worte, sondern wurde von Talas Gedanken gesteuert. Der kopflose Schneemann packte den Schwarzhaarigen, auf dem er bis eben noch gesessen hatte, an einem Arm und den dritten ebenso. Zusammen schritten beide zur Polizeistation, wo Tala die drei Verbrecher mehr oder minder freundlich bat ihre Hände an das Geländer, das zur Treppe gehörte, die ins Präsidium führte, zu legen. Handschellen aus Eis zierten die Handgelenke der drei wimmernden Diebe. Seufzend ging Tala wieder zurück, um den Van zu holen. Als er wieder vor der Polizeistation ankam, schrieb er noch schnell einen kurzen Brief.

>Hier die Sachen, die von den drei Trotteln gestohlen wurden. Ich verlasse mich darauf, dass sie wieder in der Tretjakow Galerie landen werden.

Mit freundlichen Grüßen, Icewolf<

Diesen Brief klemmte er an die Windschutzscheibe. Doch bevor er wieder heim konnte, blieb noch eins zu tun. Mit einer kurzen Handbewegung ließ Tala den Schneemann wieder erstarren. Auch formte er seinem eisigen Freund noch einen neuen Kopf, bevor er ging.
 

~*~Flashback Ende~*~
 

Und während sich Tala seine Gedanken über die vergangene Nacht machte, lag Kai sauer auf der Couch.

'Wieso ist Tala nur so stur? Ich mein es doch nur gut, verdammt!'

Kochende Wut stieg in Kai auf, er hasste es, wenn er sich mit Tala stritt. Jedoch verblasste diese Wut, als plötzlich das Kaminfeuer den Teppich versenkte, weil es aufflammte. Verwunderung und Unglaube ersetzten nun die Wut.

'Das passiert in letzter Zeit immer öfter... Irgendwas stimmt nicht mit diesem blöden Kamin...'

Als sich das Feuer wieder beruhigt hatte, entspannte sich der Graublauhaarige wieder und seine Gedanken drifteten wieder ab.

'Tala hat ja Recht, ich hatte noch keine richtige Beziehung. Dafür hatte ich eben noch keine Zeit. Und mir fehlt der richtige Mensch... Ob ich ihn noch kennen lerne?'

Wanderzirkus

„Weshalb genau hast du mich hierher geschleppt?“

„Weil ich den Zirkus liebe, mein lieber Herr Wolf. Und weil du mich eingeladen hast“, raunte Kai.

Skeptisch zog Tala eine Augenbraue hoch. Einige Wochen betitelte Kai seinen Mitbewohner nun schon als Wolf, Herr Wolf, Wolfie, Wölfchen... Der Rothaarige fürchtete langsam, dass sein bester Freund etwas ahnte. Bis jetzt hatte Kai ihn jedoch noch nicht darauf angesprochen. Der Rotschopf haderte bereits mit sich, ob er dem Graublauhaarigen nicht vielleicht doch die Wahrheit sagen sollte. Zum einen, um sein Gewissen zu erleichtern und zum anderen, um einen Streit mit Kai zu vermeiden. Denn, sollte Kai ihn zuerst darauf ansprechen, würde Tala sich das wohl für den Rest seines Lebens anhören müssen. Deshalb hatte Tala diesen Tag heute geplant. Er wusste, dass der Rotäugige den Zirkus liebte, auch wenn der Rotschopf dies nicht nachvollziehen konnte. Und in diesen Tagen war ein Wanderzirkus aus China in der Stadt und der nebenberufliche Superheld hatte sich bereits informiert. In diesem Wanderzirkus waren einige Mutanten, wahrscheinlich auch der Grund, weshalb der Zirkus so gut war, dass er so bekannt geworden war und von China aus sogar nach Moskau und Amerika kam. So wollte der Blauäugige den Graublauhaarigen in den Zirkus einladen und ihm danach von Mutanten erzählen und je nachdem, wie Kai dies aufnehmen würde, würde er ihm erzählen, dass er Icewolf war. Seufzend schob Tala die deprimierenden Gedanken an Kais mögliche Reaktionen beiseite und konzentrierte sich auf die Show. Und diese Show war verdammt gut. Eine junge Chinesin mit langem, wehendem rosa Haar und strahlend goldenen Augen führte einen atemberaubenden Fächertanz auf.

Allein an ihren nahezu unnatürlich geschmeidigen und eleganten Bewegungen merkte der Rothaarige, dass sie kein normaler Mensch war. Der Rotschopf war sich nicht sicher, kannte er sich doch mit Mutanten leider nicht so gut aus, wie er es gern würde, doch spontan würde er sagen, dass sie ein Katzenmensch war. Ihre Augen waren die einer Katze und ihre Bewegungen auch.

Nun ja, Kai schien die Show ja zu gefallen und das war das Wichtigste.

„Und? Gefällt dir die Kleine?“, fragte der Ältere.

Der Graublauhaarige schnaubte abfällig, wand den Blick jedoch nicht von der Rosahaarigen und ihrem Fächertanz ab.

„Mach dich nicht lächerlich. Ich dachte, du wüsstest, dass mein Interesse in eine andere Richtung geht, Tala.“

„Tut es das? Wieso hatten wir beide dann eigentlich nie etwas miteinander?“, lachte der Rotschopf.

„Warum wohl, Bruderherz?“

„Ach stimmt ja. Du bist ja mein kleiner Nervzwerg, wie ein Bruder und alles. Ich wusste ja, dass da was war!“

Von Kai kam nur ein langsames Nicken, da in diesem Moment der Applaus einsetzte für die Tänzerin.

„Das war Mariah, einen großen Applaus!“, ertönte eine Stimme. „Nach diesem atemberaubenden Tanz gehen wir erstmal in die Pause, danach kommen Gary und seine Bären!“

Die Leute erhoben sich, Kinder eilten in Begleitung ihrer Eltern auf Mariah zu. Kai wollte rausgehen, doch Tala hinderte ihn daran und zog ihn näher an Mariah, jedoch außer Hörweite der Gruppe. Verwirrt blickte der Jüngere den Rothaarigen an. Dieser hatte beschlossen, dass nun der richtige Moment gekommen war.

„Ich... muss dir etwas sagen, Kai.“

„Du liebst mich und willst ein Kind von mir? Aber Tala... uns wird eine kirchliche Hochzeit verwehrt.“

„Ha, ha, ha. Bitte, ich will ein ernstes Gespräch mit dir führen, Kai!“

Nun verstummte der Kleinere doch. Dass Tala, der Tala, ein ernstes Gespräch führen wollte, war ungewöhnlich und in gewisser Weise beunruhigend. Der Rothaarige deutete stumm auf die rosahaarige Chinesin einige Meter vor ihnen. Neugierig folgte Kais Blick dem Fingerzeig.

„Mariah... was denkst du, was ist sie?“, flüsterte Tala.

„Eine Frau? Chinesin? Ich verstehe nicht, was du...“

„Was ich meine? Kai, sie ist kein Mensch. Kein normaler Mensch. Hast du ihre Bewegungen gesehen? Es waren nicht die eines Menschen, ihr Aussehen ist nicht das eines Menschen“, erklärte der Größere.

„Aber... was ist sie dann, wenn sie kein Mensch ist?“, fragte der Jüngere neugierig.

„Sie ist ein Mutant, Kai. Ja, es gibt sie. Seit zwei Jahrzehnten gibt es sie. Mutanten, höhere Menschen, Menschen, die besondere Kräfte besitzen. Kräfte, wie in den Comics, die wir uns als Kinder gekauft hatten. Weißt du, es gibt verschiedene Mutanten, die Seelischen, die Körperlichen und die Geistigen. Die Seelischen sind die, die Elemente kontrollieren. Körperliche sind wie Mariah, sie haben Veränderungen an ihrem Körper. Und Geistige können Dinge, wie Telepathie, Telekinese und dergleichen. Doch sind fast alle Mutanten unterschiedlich. Es gibt viele, ich weiß weder wie viele, noch wo sie sind, doch sie sind da draußen. Irgendwo.“

Fasziniert starrte Kai Mariah an, während er seinem besten Freund zuhörte. Zeitgleich verinnerlichte der Graublauhaarige die Informationen und scannte die Chinesin regelrecht. Für Kai sah sie eigentlich ganz normal aus. Doch nun schien sie ihm anders, nun nachdem er dies wusste, schien sie ihm mehr wie eine Katze. Es war verrückt, wie neue Informationen das Denken und die Wahrnehmung beeinflussten. Doch noch verrückter erschien es Kai, dass Tala im weiß machen wollte, dass es Mutanten gab. Normalerweise würde man, auch der Rotäugige, dies nicht glauben, doch Kai kannte Tala lang und gut genug, um zu wissen, dass der Ältere selten ernsthaft war, doch nun klang er wahrlich ernst. Und dieser Ton verleitete den Kleineren dazu, jedes Wort des Rothaarigen zu glauben. Egal, wie unglaublich es klang. Einige Sekunden standen die beiden Russen einfach nur stumm nebeneinander.

Dem Rotschopf kam es so vor, als würden sie stundenlang da stehen. Denn für ihn hing nun alles an der Reaktion von Kai. Würde sein bester Freund nun lachen, ihn nicht ernst nehmen oder schockiert sein, so würde Tala das alles als Scherz abtun. Würde Kai jedoch verständnisvoll reagieren, so würde der Ältere noch einen Schritt weitergehen und eine Vermutung über Icewolf äußern, dass dieser ein Mutant sein könnte. Und wenn Kai auch darauf eingehen würde, dann würde Tala die Bombe platzen lassen. Nur sagte eine kleine, gemeine Stimme tief in Tala, dass er Kai heute verlieren würde. Die Gefühle des Russen führen Achterbahn, noch nie war er so nervös gewesen.

Auch Kais Gefühle waren ein einziges Chaos. Er war unsicher, wie er nun reagieren sollte, welche Reaktion Tala nun erwartete. Doch das eine stand für Kai fest. Ein jedes Wort seines besten Freundes entsprach der Wahrheit. Die Zeit des Schweigens nutzte er, um sich zu sammeln und sich die rechten Worte zu Recht zu legen. Dass er damit Tala jedoch total nervös und zu einem nervlichen Wrack machte, bekam er leider nicht mit.

„Mmh... und worauf willst du damit hinaus, Talaleinchen?“

„Talaleinchen“ hatte das Gefühl, dass seine Knie aus Gummi wären. Okay, gut soweit. Dann konnte der Rotschopf noch einen Schritt weiter gehen.

„Ich glaube, dass Icewolf ein Mutant mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ist.“

Unauffällig schielte der Ältere zu seinem Mitbewohner. Dieser zog die Stirn kraus und überlegte.

Tatsächlich arbeitete es hinter Kais Stirn angestrengt. Tala spannte sich wieder an und fühlte sich wie damals, als er Kai gestanden hatte schwul zu sein, nur circa dreimal so schlimm. Nervös kaute der Rotschopf auf seiner Unterlippe herum.

„Du meinst also, Icewolf ist ein Mutant? Ein richtiger Superheld mit übernatürlichen Kräften, wie Wolferine? Interessante Theorie, das würde einiges erklären... Aber wie kommst du denn darauf?“, hinterfragte der Graublauhaarige skeptisch.

Das Gefühl der Erleichterung war unbeschreiblich für Tala. Nur hatte der Rotschopf nun ein kleines Problem... Denn so weit hatte er das ganze noch nie durchgespielt. Aber zum Glück war er ein Improvisationstalent, was auch dringend nötig war in seinem „Job“. Immerhin musste der Eiswolf oft spontan Ideen, wie er die Bösen schachmatt setzten konnte, finden. Allerdings war das hier dann doch etwas anderes... Aber, wie seine Großmutter zu sagen pflegte, rede nicht um den heißen Brei herum, wenn du die Sache auch einfach auf den Punkt bringen kannst. Also einfach wie ein Pflaster, in einem Ruck...

„Weil ich Icewolf bin.“

Tala hätte zu gern in Kais Gesicht geblickt. Aber der Jüngere hatte seinen Blick stur auf Mariah gerichtet und musterte das Mädchen noch immer eingehend, ließ sich alles nochmals durch den Kopf gehen.

Mutanten. Unter ihnen. Tala war einer von ihnen. Und er war Icewolf, der größte Held ihres Landes.

Sehr viel Wahrheit für einen Tag, wie Kai fand...

Kurz spielte der Rotäugige mit dem Gedanken, seinen besten Freund noch etwas zu quälen... Doch kam ihm Talas Ungeduld dazwischen.

„Bist... du sauer auf mich?“, fragte er unsicher.

Kurz herrschte nochmals Schweigen zwischen ihnen, bevor Kai antwortete.

„Was glaubst du denn? Natürlich bin ich sauer. Sauer, dass du es mir erst ein Jahr, nachdem ich selbst dahinter gekommen bin, gestehst!“

„Es tut mir Leid, K... Moment. Ein Jahr, nachdem du es selbst gemerkt hast?!“, stutzte der Rothaarige.

Kai drehte grinsend den Kopf zu Tala.

„Mein Lieber, wie lange kennen wir uns schon? Wie nahe stehen wir uns? Hast du wirklich geglaubt, ich hätte es bis heute nicht gemerkt? Hast du wirklich gedacht, ich würde dir glauben, dass du von Nacht zu Nacht von Bett zu Bett hüpfst? Außerdem habe ich, als ich mir vor einem Jahr einen Puli von dir ausgeliehen habe ohne zu fragen, deine hübsche 'Arbeitskleidung' entdeckt“, lachte Kai.

Tala entgleisten sämtliche Gesichtszüge.

„Aber... weshalb hast du dich dann immer mit mir angelegt, mit mir gestritten?“

„Weil ich dich aus der Reserve locken wollte, ich wollte es von dir hören, ich wollte, dass du mir genug vertraust, um es mir ins Gesicht zu sagen. Nur hat das ja bis heute nicht geklappt...“

Aus großen Augen starrte der Ältere auf den Rotäugigen... Kai hatte es also die ganze Zeit über gewusst... Ein kleines Grinsen schlich sich auch auf Talas Gesicht. Er hätte Kai besser kennen müssen... Es war ja eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen.

„Meine Damen und Herren und liebe Kinder, die Vorführung wird fortgesetzt“, ertönte die Stimme des Zirkusdirektors.

Der Jüngere griff nach der Hand seines besten Freundes und zog diesen mit zu ihren Sitzplätzen.

„Komm, wir gucken uns die Show fertig an und daheim will ich Einzelheiten und Details hören, haben wir uns verstanden?!“

„Aye, aye, Ma'am“, salutierte der Rotschopf.

Erleichterung hatte sich in ihm breit gemacht. Na also, war ja einfacher gewesen, als er gedacht hatte...
 

Mariah war schon sehr, sehr lange in diesem Zirkus. Beinahe zu lange für ihren Geschmack. Auch wenn es einen Aspekt am Zirkusleben gab, der ihr gefiel. Das Reisen. Zuletzt waren sie in Moskau gewesen. Und nun bauten sie ihre Zelte in San Francisco, mitten im Golden Gate Park, auf. Und an diesem Abend sollte noch die erste Vorführung stattfinden.

Tatsächlich war das Zelt voll besetzt. Unter den unzähligen Zuschauern hatten sich auch fünf Freunde ihre Plätze gesichert. Ein Blauhaariger kam mit einer großen Packung Popkorn hinzu und setzte sich neben seinen blonden Freund.

„Tyson! Hast du vor das ganze Popkorn alleine zu essen?“, entgeisterte sich ein Brünetter neben dem Blonden.

„Aber nein, ich wäre natürlich bereit euch etwas abzugeben“, grinste Tyson.

„Oh wie großzügig von dir!“

„Klappe, Karottenkopf“, brummte der Blauhaarige.

„Hört auf zu streiten, Kinder“, raunte ein Grauhaariger.

„Bryan, lass sie, das hat doch eh keinen Sinn... Begleite mich lieber zu den Tigern, bevor die Show losgeht.“

„Aber mit Vergnügen, du Tiger. Lass uns deine Artgenossen besuchen gehen“, lächelte Bryan.

Die beiden Jungen standen auf und verließen das Zelt, sie gingen dorthin, wo sich schon einige Schaulustige versammelt hatten: Vor den Tigerkäfigen.

„Und? Wie gefällt es dir bei uns, Piepmatz? Bereust du es ab und an dein Leben hinter dir gelassen zu haben?“

„Nein“, kam die prompte Antwort.

Ray hatte bereits in den vergangenen Monaten gemerkt, dass sein neuer Freund nicht gern über seine Vergangenheit sprach und das akzeptierte der Chinese, war er selbst in dieser Hinsicht ja nicht anders...

„Und, wie gefallen Ihnen meine Tiger?“, erklang eine zarte Stimme.

Erschrocken drehten sich die beiden um und sahen sich einer Rosahaarigen gegenüber. Ein Blick genügte selbst Bryan, um festzustellen, dass es sich um einen Katzenmenschen handelte. Die katzenhaften goldenen Augen, die eleganten Bewegungen, mit denen sie auf die beiden zukam, und die spitzen Eckzähne, die beim Sprechen zum Vorschein kamen.

„Ja, sie sind wunderschön“, meinte Ray lächelnd und enthüllte dabei auch seine Eckzähne.

Die Augen der Rosahaarigen verrieten Ray, dass auch das Mädchen wusste was er war.

„Ich bin Mariah, wie heißt du?“, fragte die Chinesin lächelnd.

„Raymond. Nenn mich Ray.“

Bryan merkte, dass er nur störte, weshalb er wieder ins Zelt zurückging.

„Du bist was besonderes, Ray.“

„Du aber auch, Mariah.“

„Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so ist, wie ich“, meinte das Mädchen.

„So wie du? Nun ja, wir sind wohl beide die gleiche Art Mutanten...“

„Mutanten, hm? Ich habe mir sowas gedacht“, lächelte Mariah.

„Mariah! Die Show fängt gleich an!“, rief ein großer, stämmiger junger Mann in ihre Richtung.

„Ich komme, Gary! ... Meinst du, wir können ein anderes Mal weiterreden? Ich würde gern mehr wissen...“

„Sehr gerne, Mariah.“

Sie beide betraten wieder das Zelt. Und kurz nachdem sich Ray zwischen Bryan und Brooklyn gesetzt hatte, begann die Show mit Mariahs atemberaubenden Fächertanz...

Verluste...

Seit Mariah und Ray sich im Zirkus zum ersten Mal getroffen hatten, waren drei Wochen vergangen.

Vierzehn Tage war der Wanderzirkus im Golden Gate Park gewesen, doch dann waren sie weiter nach Los Angeles gezogen. Solange Mariah in San Francisco gewesen war, hatten sie sich beinahe jeden Tag gesehen. Ray hatte der Rosahaarigen vieles erzählt, über Mutanten, Heaven X, Hell X und das Doublehelix-Project. Aber nicht nur darüber, auch von seiner Kindheit in China, von seinem Bruder Lee und davon, wie die beiden Chinesen den Professor kennen gelernt hatten.

Es war nun schon eine Woche her, dass der Zirkus nach Los Angeles weitergezogen war und Brooklyn gefiel das lange Gesicht, das sein Liebster seitdem zog, gar nicht. Der Orangehaarige merkte, dass seinem Tiger die Gesellschaft der Chinesin fehlte.

Irgendwie auch sehr verständlich, war Mariah doch nach Jahren die erste Chinesin, mit der er sich unterhalten konnte. Endlich war es Ray möglich wieder einmal Gebrauch von seiner Heimatsprache machen. Auch kamen sie beide aus der gleichen Stadt. Und, der wohl wichtigste Punkt, sie waren beide Katzenmenschen. Jemanden mit der gleichen Mutation zu finden war nahezu unmöglich.

Das war auch der Grund, weshalb Brooklyn mit dem Professor und den anderen über ihn redete. Nach diesem, für Brook sehr zufrieden stellenden Gespräch, ging der Orangehaarige wieder zu seinem Freund. Er schlich sich in das Zimmer des Katzenmenschen und setzte sich zu dem Schwarzhaarigen auf das Bett.

„Ray?“

Ein Murren kam als Zeichen dafür, dass der andere ihm zuhörte. Grinsend blickte der Grünäugige seinen Freund an. Dieser erwiderte den Blick eher verwirrt.

„Was hältst du davon, wenn wir einen kleinen Ausflug machen?“, fragte Brooklyn mit einem sanften Lächeln.

Die goldenen Augen suchten fragend und nun noch verwirrter den Kontakt zu den smaragdgrünen.

„Nach Los Angeles... Ich dachte, vielleicht willst du Mariah etwas fragen. Du weißt ja, wir haben hier im Versteck noch das ein oder andere Zimmer frei“, meinte der Orangehaarige noch immer lächelnd.

Ein freudiger Glanz schlich sich in die bernsteinfarbenen Augen, als Ray seinem Freund stürmisch umarmte. Dieser fiel durch den Schwung vom Bett und der Schwarzhaarige landete auf ihm.

„Du bist der aller, aller, allerbeste, Brooky!“, freute sich Ray, „Wie kann ich mich dafür nur bedanken?“

„Mh... ich wüsste da schon was... Hat was mit einem Bett und einem Paar Handschellen und Schlagsahne zu tun... Und mindestens einem halben Dutzend Kondomen...“, grinste der Orangehaarige dreckig.

„Du... du... Mir fehlen die Worte für etwas so versautes und sexbesessenes wie dich“, kicherte Ray.

„Heißt das so viel wie 'ja'?“, fragte Brooklyn mit einem liebenswerten Dackelblick.

„Das heißt so viel wie 'darüber reden wir, wenn wir wieder aus LA zurück sind'“, antwortete Ray lächelnd.

„Ein Grund mehr sofort in die Stadt der Engel zu fliegen, mein Engel!“

Euphorisch wollte der Orangehaarige aufstehen, doch hinderte ihn daran das Gewicht seines Freundes, der noch immer auf ihm lag. Mit einem entschuldigenden Blick küsste Ray den Älteren, bevor er selbst sich schließlich erhob. Gemeinsam gingen sie zum Angel Gleiter. Dort standen die anderen, um sich zu verabschieden.

„Beeilt euch aber, ihr wisst, wir wissen nie, wann wir unerwünschten Besuch kriegen“, meinte Tyson.

„Und passt auf euch auf, man kann nie wissen, was passiert!“, mahnte Max und drückte die beiden.

„Seid vorsichtig, Jungs. Und bringt es Mariah schonend bei“, sagte der Professor.

„Dass du mir den Kleinen wieder heil mitbringst, Karottenkopf“, warnte Bryan Brooklyn grinsend.

Bryan und Brooklyn waren inzwischen wirklich gute Freunde geworden. Eigentlich sogar beste Freunde. Da sie sich in gewisser Weise sehr ähnlich waren. Grinsend klopfte der so genannte Karottenkopf seinem Kumpel auf die Schulter.

„Nun tut doch bitte nicht so, als würden die beiden auswandern“, seufzte Kenny genervt.

„Kenny hat recht, wir werden ja in ein paar Stunden, höchstens einem Tag wieder da sein und euch auf die Nerven gehen, nicht, Tigerchen?“, stimmte Brooklyn dem Brünetten zu.

„Mh... vielleicht nehmen wir uns auch ein Hotel und ich bedanke mich noch bei dir“, schmunzelte der Schwarzhaarige.

„Dann kann es auch seien, dass wir eine Woche bleiben“, grinste der Orangehaarige lüstern.

Lachend zog Ray seinen Freund in den Gleiter, damit sie endlich los konnten. Als der Gleiter abhob und sich unsichtbar machte, winkten die restlichen Mitglieder von Heaven X nochmals und verschwanden wieder im Versteck, als sich die Luke wieder schloss. Neben dem Angel Gleiter waren noch ein etwas kleinerer Gleiter, ein Auto und drei Motorräder in der „Garage“ von Heaven X.
 

Voll Vorfreude blickte Ray aus der Frontscheibe des Angel Gleiters, als sie über Los Angeles waren. Ja, Ray freute sich. Es war nicht so, dass er unter seinen Freunden keine Gesprächspartner hätte, oder ihnen nicht genug vertraute, sondern viel mehr war es so, dass das Dinge waren, die er viel besser mit Mariah bereden konnte. Die beiden verband so viel. Weit mehr, als nur ihre Herkunft und ihre Mutation. Sie beide waren von ihren Eltern verstoßen worden und mussten sich so durch das Leben schlagen, sie beide wurden wie Freaks behandelt, wegen ihres außergewöhnlichen Aussehens und sie beide fühlten sich tief in ihren Herzen noch immer unendlich allein. Egal, wie sehr Ray Brooklyn liebte, wie sehr Stanley für ihn wie ein Vater war und egal was für gute Freunde ihm Kenny, Max, Tyson und Bryan waren, etwas fehlte ihm ungemein. Sein Bruder Lee. Und Mariah erinnerte ihn sehr an seinen Bruder, sie war eine Kämpferin, enttäuscht vom Leben und den Menschen und doch stark genug, dem Leben entgegen zu treten. Umso mehr hoffte Ray, dass die Rosahaarige auf seinen Vorschlag eingehen würde. Aber welchen Grund hatte sie abzulehnen? Sie hasste den Zirkus, die Menschen dort, die Zuschauer, die sie wie ein Tier begafften das hatte sie ihm selbst gesagt. Hibbelig wie ein kleines Kind an Weihnachten wollte der Schwarzhaarige eiligst zum Zirkus und zu Mariah.

Vor neugierigen Blicken geschützt landete Brooklyn dann schließlich im Park. Seufzend stieg der Orangehaarige aus dem Gefährt und blickte zu seinem Liebsten, der sich aufgeregt umsah. Sanft nahm Brooklyn Rays Hand, sodass dieser ihn verwundert anblickte.

„Weißt du was? Du gehst allein zu Mariah und redest mit ihr und ich geh einen alten Freund besuchen. Garland hat hier in der Nähe sein Restaurant, ich werde mich etwas mit ihm unterhalten. Du kommst dann mit ihr nach, wenn sie zugestimmt hat, ich warte dort, ja, Süßer?“, schlug Brook vor.

Garland war ein Mutant, den Brooklyn noch aus seiner Zeit in New York kannte. Die Mitglieder von Heaven X hatten ihm vor zwei, drei Jahren die Chance geboten in Los Angeles neu anzufangen. Nickend stimmte Ray dem Vorschlag zu.

„Das ist gut, ich weiß ja, wo das Restaurant ist. Grüß Garland von mir, ja?“, meinte der Schwarzhaarige.

„Das mach ich. Viel Glück, Tigerchen. Ich liebe dich“, flüsterte der Orangehaarige noch in das Ohr des Chinesen und knabberte leicht daran.

Ein angenehmer Schauer lief Ray über den Rücken und er kuschelte sich leicht an Brooklyn. Dann küssten sie sich nochmals, bevor sich ihre Wege trennten. Noch einmal drehte sich der Schwarzhaarige um und winkte dem Älteren nach, als er sich etwas entfernt hatte.

„Ich liebe dich auch. Nachher reden wir dann über die Sache mit dem Hotel, ne?“, grinste Ray winkend.

„Ich freu mich schon drauf!“, rief ihm Brooklyn noch zwinkernd zu.

Fröhlich pfeifend schlenderte Ray den Weg entlang. Er wusste, dass irgendwo in diesem Park, oder in dessen Nähe, der Zirkus seine Zelte aufgeschlagen hatte. Mit seinen Gedanken war er jedoch bei Brooklyn. Ihm selbst wäre wohl nicht die Idee gekommen, Mariah nach zu fliegen und sie zu fragen, ob sie bei Heaven X einsteigen möchte. Sein Schatz dachte eben ab und an sogar für ihn mit.
 

Nach wenigen Minuten kam er tatsächlich an einem großen Platz an, auf dem ein Zelt aufgebaut war. Endlich hatte er den Wanderzirkus gefunden. Rays Schritte beschleunigten sich, als er den Käfig der Tiger sah. Und tatsächlich stand eine rosahaarige Person davor, mit dem Rücken zu ihm.

„Mariah!“, rief er dem Mädchen schon von weitem zu.

Die Rosahaarige drehte sich zu ihm um. Erst schien sie erschrocken, doch dann lächelte sie freundlich.

„Hallo, Ray, was treibt dich nach Los Angeles?“, fragte sie freudig, als der Schwarzhaarige neben ihr zum Stehen kam.

„Ich... bin wegen dir hier. Weißt du, ich wollte mit dir reden“, antwortete der Tiger.

Verwirrtheit spiegelte sich in den goldenen Katzenaugen der jungen Frau, als diese den Kopf schief legte und Ray fragend musterte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was so wichtig sein konnte, dass er extra aus San Francisco hergekommen war.

„Reden...? Worüber?“, fragte Mariah deshalb.

„Du... ich wollte dich etwas fragen... Weißt du... Ich habe dir doch von Heaven X erzählt und... Willst du... Komm mit mir nach San Francisco“, brachte Ray sein Gestotter am Ende doch noch auf dem Punkt.

Elegant zog die Mutantin eine Augenbraue hoch und blickte ihm tief in die Augen.

„Wieso sollte ich nach San Francisco kommen?“, fragte sie verwirrt.

„Was? Aber... ich dachte, du magst den Zirkus nicht. Ich dachte, du... Willst du nicht bei Heaven X einsteigen?“, entgegnete der Schwarzhaarige verwundert.

„Bei Heaven X einsteigen? Ich bitte dich, Ray, ihr tut doch alles, um die Menschen zu schützen. Aber die Menschen haben den Schutz doch gar nicht verdient!“, zischte Mariah ärgerlich, sie hasste die Menschen.

Die Menschen schützen? Alles, was der Chinese ihr erzählt hatte war, dass sie anderen Mutanten halfen...

„Hell X will die Menschen unterdrücken, das ist ein wahres Ziel. Sie sind uns doch unterlegen, wir sind viel weiter entwickelt, die nächste Stufe der Evolution“, fuhr die Rosahaarige fort.

Das klang beinahe, als würde er mit seinem Bruder reden. Es waren seine Worte.

„Mariah, kommst du dann? Ich habe doch gesagt, dass ich uns einen Tisch reserviert habe. Wenn wir uns nicht beeilen, dann ist der Tisch weg“, erklang eine andere Stimme, die sich langsam näherte.

Mit schreckgeweiteten Augen starrte Ray den Jungen an, der auf sie zukam. Es war sein Bruder. Mariah drehte sich mit einem Lächeln zu ihm um und nickte.

„Ich komme gleich, Lee“, meinte sie an den Löwen gewandt.

Der Jüngere der Brüder blickte zwischen Lee und Mariah hin und her. Dann drehte sich die Chinesin nochmals zu ihm und blickte ihn kurz an.

„Tut mir Leid, Ray. Ich mag dich, du bist wirklich nett und unter anderen Umständen wären wir sicherlich Freunde geworden, aber ich habe mich bereits für eine Seite entschieden. Und es ist nicht deine Seite.“

Schließlich kehrte die Rosahaarige ihm den Rücken zu und schritt auf Lee zu, ohne auch nur ein weiteres Wort an den verwirrten Schwarzhaarigen zu richten. Der Ältere der Brüder schloss sie in seine Arme und Hand in Hand verließen die beiden den Zirkus und ließen einen am Boden zerstörten Ray zurück.

Mit einem traurigen und ironischen Lächeln wand auch Ray dem Zirkus den Rücken zu und entfernte sich langsam. Er hätte es wissen können, nein, wissen müssen sogar. Sie waren in Los Angeles, der Stadt, die Hell X ihre Heimat nannte, in der Lee wohnte. Es war klar, dass sein Bruder davon Wind bekommen würde, dass eine Mutantin sich dort aufhielt. Und, er hatte es ja selbst festgestellt, Lee und Mariah waren sich sehr ähnlich. Traurig steuerte der Schwarzhaarige das Restaurant von Garland an. Alles, was Ray jetzt noch wollte, war nach Hause gehen und sich in seinem Bett vergraben. Möglichst mit Brook an seiner Seite.

Im Restaurant angekommen, entdeckte der Chinese auch recht schnell den Besitzer und winkte ihm zu. Überrascht blickte der Blauhaarige auf und lächelte leicht.

„Hallo, Tiger, was machst du hier? Hast du Brook mitgebracht?“, fragte Garland neugierig.

Verwundert zog Ray die Augenbrauen zusammen.

„Ist... Brooklyn nicht hier?“

„Nein... Das wüsste ich dann...“, meinte der Restaurantbesitzer verwirrt.

Irgendwas stimmte da nicht. Der Orangehaarige wollte hier her und eigentlich hätte er schon längst hier ankommen müssen. War vielleicht etwas passiert? Angst machte sich in Ray breit und er stürmte ohne ein Wort des Abschiedes aus dem Restaurant. So schnell er konnte machte der Chinese sich auf den Weg zurück zum Park. Doch dort angekommen konnte Ray seinen Augen nicht trauen. Und er wollte es auch gar nicht...
 

~*~Flashback~*~
 

Mit einem warmen Lächeln blickte Brooklyn seinem Tiger hinterher, bis dieser außer Sichtweite war. Er freute sich sehr für seinen Freund und hoffte, dass die Rosahaarige auf den Vorschlag eingehen würde. Als er sich umdrehte, wollte Brooklyn gerade zu Garlands Restaurant gehen, als eine höhnische Stimme ihn am Weitergehen hinderte:.

„Na, Silver, was treibt dich in meine Stadt?“

„Ich wollte dich besuchen und fragen, ob wir zusammen Tee trinken könnten, aus so putzigen Porzellantassen und dabei selbst gebackene Kekse essen könnten“, entgegnete Brook wenig beeindruckt.

Mit Spott in den Augen drehte sich der Orangehaarige um und blickte dem Lilahaarigen tief in die braunen Augen. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte Glassy an einem Baum nicht allzu weit weg.

„Hättest du vorher angerufen, dann hätte ich noch schnell welche gebacken... Aber so müssen wir uns wohl mit einem Kampf zufrieden geben“, gab der Lilahaarige Kontra.

„Gern doch, du weißt, ich verklopp dich gern. Ist sogar mein liebstes Hobby, Glassy“, grinste Brooklyn.

„Wirklich? Ich dachte, dein liebstes Hobby wär den Tiger flachzulegen“, raunte Robert ärgerlich.

„Das ist kein Hobby, das ist meine Lebensaufgabe“, schmunzelte der Orangehaarige.

Während ihrer kleinen Konversation blickte sich Brooklyn suchend um. Nur... gab es in ihrer Nähe nichts, das aus Metall bestand. Bäume. Unmengen von Bäumen. Und Gras. Steine und Erde. Aber nichts aus Metall. Schließlich blieb sein Blick an seinem Gegner selbst hängen.

„Hältst du mich für so dämlich, Silver? Dass ich zu einem Kampf mit dir irgendwas aus Metall mit mir herumtrage? Aber... ich hab dir eine Flasche mitgebracht.“

Mit einem gehässigen Grinsen ließ er eine Glasflasche auf Brooklyn zu schweben. In einigem Abstand zum Orangehaarigen hielt die Flasche in der Luft und änderte ihre Form. Sie teilte sich in drei lange, spitze und scharfkantige Ovale. Erschrocken weiteten sich Brooklyns Augen, als er die Gefahr erkannte. Er wollte ausweichen, als die drei Waffen auf ihn zusteuerten, doch stolperte er und landete im Gras.

„Du spielst falsch, Glassy“, zischte Brooklyn.

Eines der Glasteile drückte gegen seinen Hals, hinderte ihn somit daran aufzustehen oder auch nur den Kopf zu bewegen. Es war so scharf, dass es einen dünnen Schnitt hinterließ, aus dem ein Rinnsal aus Blut floss. Die anderen beiden drückten gegen seine Handgelenke.

„Weißt du, ich bin einer von den Bösen. Natürlich spiele ich falsch. Mh... ich könnte dich jetzt mit einem gezielten Schnitt am Hals umbringen, dann wärst du recht schnell tot. Oder... ich lasse dich langsam verbluten... Was meinst du?“

„Ich meine, dass ich dir eine reinhauen werde, sobald ich hier hochkomme“, knurrte Silver.

„Na... das möchte ich sehen...“, lachte der Lilahaarige.

Mit einem leichten Wink des Zeige- und Mittelfingers der rechten Hand sorgte Glassy dafür, dass sich die anderen beiden Ovale auf die Handgelenke seines Gegners drückten. Langsam und qualvoll bohrte sich das Glas in die Haut, immer tiefer. Durchtrennte die oberste Schicht der Haut, die Muskeln, die Arterien, die Venen, nach und nach. Als dies Glasstücke auf Knochen trafen, hielten sie schließlich an.

Mit einem bösartigen Grinsen blickte der Lilahaarige auf Brooklyn hinunter.

„Während du hier langsam verblutest, kassiert dein kleiner Tiger gerade eine Abfuhr von Mariah. Weißt du, ihr 'Guten' seid so leicht zu durchschauen... Aber keine Angst, ich werd den Kleinen für dich trösten...“

„Halt dich von ihm fern!“, zischte der Orangehaarige.

Mehr und mehr Blut verließ seinen Körper und färbte das Gras rot, als Glassy sich abwandte und ging.

„Ich würde dir ja gern beim Sterben zusehen, aber ich habe noch wichtiges zu erledigen... Stirb schön.“

'Kenny! Kenny... ihr... müsst... kommen, ich... brauche Hilfe...', rief Brooklyn in Gedanken um Hilfe.
 

~*~Flashback Ende~*~
 

Mit zittrigen Knien ging Ray, so schnell es ihm möglich war, auf Brooklyn zu und sank neben diesem ins Gras. Überall war Blut...

„B... Brooklyn...“, wisperte der Chinese erstickt und zog den Kopf des Orangehaarigen auf seinen Schoß.

„R.. Ray...“, keuchte der Ältere erstickt.

Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und er wirkte apathisch. Sanft strich der Schwarzhaarige über das Haar seines Liebsten. Die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg über Rays Gesicht.

„Scht, alles wird gut, Brook... Ich...“, stotterte der Jüngere verzweifelt.

'Kenny, ihr müsst kommen, schnell, kommt schnell, bitte!', flehte er gedanklich.

„Tigerchen... Du... weißt, dass ich... dich über alles liebe...“

Brooklyns Atem ging schnell und stockend. Langsam schlossen sich seine Augen.

„Liebling, nicht einschlafen, hörst du? Die anderen kommen! Sie sind unterwegs, sie werden dir helfen und alles wird gut, ja?“, flehte der Schwarzhaarige leise.

„Pass... pass auf dich auf... Und... versprich mir, dass du... glücklich wirst...“

„Hör auf! Hör auf so zu reden... Alles wird gut und wir beide... wir wollten doch zusammen in ein Hotel, erinnerst du dich nicht? Das Bett und die Handschellen und... und die Schlagsahne, hörst du? Wir machen das, das machen wir alles, versprochen!“, widersprach Ray kopfschüttelnd.

„Ich... werde dich immer lieben... Ray...“, flüsterte Brooklyn mit letzter Kraft.

Neben ihnen landete der Gleiter von Heaven X und die anderen stürmten heraus. Doch Ray nahm es nur am Rande wahr. Ganz und gar war er bei Brooklyn.

„Ray, was ist denn passiert, dass ihr uns beide gerufen habt?“, fragte Kenny schon von weitem.

Doch als sie näher traten, sahen sie es. Geschockt starrten sie auf das blutige Gras.

„Max... Max, du musst ihn heilen, schnell!“, forderte Ray und blickte den Blonden weinend an.

Schnell eilte der Blauäugige auf das Paar zu und ließ sich neben Brooklyn ins Gras fallen, um ihn zu heilen. Max schloss seine Augen und konzentrierte sich, doch nichts geschah.

„Max, nun mach schon!“, hetzte ihn der Katzenmensch.

Aber es funktionierte nicht, nichts geschah. Aus großen, traurigen Augen blickte der Blonde seinen Kumpel an.

„Ich... kann nichts mehr für ihn tun, Ray... Es ist zu spät...“, flüsterte Max und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg über die sommersprossigen Wangen.

Heftig schüttelte Ray den Kopf und murmelte immer wieder wirre Worte, die nach „Das kann nicht wahr sein“ und „Das stimmt nicht“ klangen. Auch die anderen schien die Kraft zu verlassen, Tyson, Kenny und Bryan ließen sich zu Boden sinken. Der Blauhaarige schloss seinen Liebsten in den Arm, sprach ihm tröstende Worte zu, während auch über seine Wangen Tränen flossen. Zittrig schloss Bryan den Tiger in die Arme, zog ihn leicht von Brooklyn weg. Der Schwarzhaarige wehrte sich gegen die Umarmung, dagegen von Brooklyn weggezogen zu werden und gegen die Worte von Max.

„Das stimmt nicht... das ist nicht wahr... Nein...“, murmelte der Chinese immer und immer wieder.

„Ray...“, Bryan wusste nicht, was er sagen sollte.

Es gab keine Worte, die den Schmerz des Jüngeren jetzt lindern konnten. Und auch Bryans Herz schmerzte. Brooklyn war ihm zu einem wahren Freund geworden und nun sollte der Orangehaarige tot sein? Das konnte nicht wahr sein. Der Grauhaarige hielt den Kleineren einfach nur im Arm und wollte ihm einfach nur Halt geben. Zitternd und weinend lag der Schwarzhaarige in den Armen von Bryan, konnte und wollte nicht glauben, was geschehen war. Konnte und wollte es nicht wahrhaben...

Ende oder Anfang?

Mit leerem Blick starrte Ray auf das Bild, das auf dem Nachttisch stand. Eine feine Staubschicht zog sich bereits über den Bilderrahmen, genauso wie über alles in diesem Raum. Früher hatte sich der Schwarzhaarige immer über die Unordnung aufgeregt, die in diesem Zimmer geherrscht hat, heute interessierte es ihn nicht mehr. Gedankenverloren griff der Chinese nach dem Bild, wischte den Staub ab und betrachtete die beiden glücklichen Personen auf dem Foto. Er selbst lag fröhlich lachend in den starken Armen seines Geliebten, im Hintergrund war der erblühende Golden Gate Park zu erkennen. Mit zittrigen Fingern strich er darüber, wünschte sich diesen Moment zurück. Tränen flossen über seine Wangen, verschwanden im schwarzen Stoff seines Rollkragenpullis.

Der Raum war dunkel, doch das störte Ray nicht. Auch ohne Licht sah er genug. Außerdem kannte er dieses Zimmer ganz genau und es war noch genauso, wie er es zurückgelassen hatte. Der Schwarzhaarige hatte nichts daran verändert. Manchmal saß Ray mehrere Stunden einfach nur auf dem Bett und starrte ins Leere. Alles hier erinnerte den Schwarzhaarigen an ihn. Und, wenn er die Augen schloss, dann hatte Ray sogar das Gefühl, er würde neben ihm sitzen. Sein Geruch erfüllte den Raum noch immer, genauso intensiv wie früher, so erschien es dem Chinesen. Aber Ray wusste, er würde nie wieder kommen, nie wieder, denn...

„...Brooklyn ist tot...“, wisperte der Schwarzhaarige in die Stille.

Doch schien es ihm, als würden die Worte wie Schreie von den Wänden widerhallen. Mit einem schweren Seufzen kniff er die Augen zu und ließ sich rücklings auf das Bett fallen, vergrub den Kopf danach tief im Kissen.

Seit Brooklyns Beerdigung tat er eigentlich nichts anderes, als sich zu verstecken, vor der Realität, seinen Freunden, einfach vor allem. Die Beerdigung selbst war die Hölle für Ray gewesen. Vor allem, weil sie beinahe nicht stattgefunden hätte. Selbstmörder können nicht kirchlich beerdigt werden und wegen der aufgeschnittenen Pulsadern sah es natürlich so aus, als hätte Brooklyn seinem Leben selbst ein Ende gesetzt. Aber dem war nicht so, doch das wollte man Ray nicht glauben. Es war ein furchtbarer Kampf, bis sie es dann schließlich doch noch geschafft hatten, bis man ihnen Glauben geschenkt hatte. Denn Ray selbst wusste, dass sein Liebster eine kirchliche Beerdigung gewollt hätte, schließlich war der Orangehaarige Zeit seines Lebens sehr gläubig gewesen. Vielleicht war es Absicht von Glassy, vielleicht wollte der Lilahaarige ihm nicht einmal nach dem Tod den Frieden lassen, da war sich der Chinese nicht ganz sicher. Auf die Beerdigung kamen ungewöhnlich viele Leute, wenn man bedachte, dass sie alle, Max, Tyson, Bryan, Kenny, Ray und Brooklyn, für die Öffentlichkeit eigentlich gar nicht existierten, da Kenny sie aus sämtlichen Datenbanken gelöscht hatte und sie somit offiziell gar nicht lebten. Neben den Mitgliedern von Heaven X waren viele andere Mutanten noch da, zum Großteil jene, denen das Team bereits geholfen hatte, denen besonders Brooklyn geholfen hatte und die ihm zum Dank die letzte Ehre erwiesen. Es kamen aber auch viele aus New York, die Straßengang, bei der der Orangehaarige aufgewachsen war. Und sie alle sprachen Ray ihr Beileid aus.

Nach der Beerdigung fiel der Schwarzhaarige in sein Bett und blieb dort die nächsten drei Tage einfach liegen, so wie er es momentan tat. Ihm fehlte einfach die Kraft irgendwas zu tun.

„Ray...? Wie geht es dir?“, riss ihn eine wohl bekannte Stimme aus seinen Erinnerungen.

„Geh weg...“, murmelte der Schwarzhaarige.

Der unerwünschte Gast dachte aber gar nicht weg zu gehen, im Gegenteil er kam auf das Bett zu und setzte sich neben den Katzenmenschen. Als der Schwarzhaarige jedoch in keiner Weise reagierte, seufzte er schwer.

„Ray... es ist inzwischen zwei Monate her... Und du verkriechst dich noch immer in seinem Zimmer und willst nichts von der Welt wissen. Ich weiß, du hast ihn geliebt und liebst ihn noch immer, aber er ist tot. Er wird nicht zurückkommen, nie wieder. Und daran musst du dich langsam gewöhnen. Wenn du so weiter machst kommst du nie über seinen Tod hinweg und dann gehst du daran kaputt... Das hätte Brook nicht gewollt und das weißt du. Er hätte gewollt, dass du auch ohne ihn weiterlebst und glücklich wirst.“

„Das ist mir egal, das ist mir alles egal... Lass mich doch einfach in Frieden...“, wisperte der Chinese.

„Nein. Nein, das werde ich nicht tun. Ich lasse nicht zu, dass du in Selbstmitleid zerfließt und dir die Schuld an allem gibst, denn du hast keine Schuld. Du hättest nicht ahnen können, dass es ein Hinterhalt war. Selbst wenn du noch frühzeitig zurück gewesen wärst, hättest du ihm nicht helfen können. Und jetzt kannst du sowieso nichts mehr daran ändern, was geschehen ist. Du musst damit leben, Kitten.“

„Wie... kannst du das sagen... Ist es dir denn egal, Bryan?“, fragte Ray unter Tränen.

Der Grauhaarige seufzte schwer und ließ sich neben den Jüngeren auf das Bett fallen. Nein, natürlich war ihm der Tod des Orangehaarigen nicht egal. Immerhin waren sie Freunde. Aber das Leben musste doch weitergehen. Nur schien Ray das anders zu sehen...

„Natürlich ist es mir nicht egal, Brooklyn war ein guter Mensch und ein guter Freund. Ich weiß, es ist etwas anderes, ob man nun einen Freund, oder einen Geliebten verliert, aber so oder so muss das Leben weitergehen. Brook hätte das nicht gewollt, er hätte nicht gewollt, dass du dich so sehr verkriechst. Außerdem kommen Max, Tyson und Kenny heute wieder aus Russland zurück und du willst doch nicht, dass sich Maxie wieder so schuldig fühlt? Es hat immerhin anderthalb Monate gedauert, bis Tyson ihm das ausreden konnte... Komm, nun lächle doch bitte wieder, du kannst so schön lächeln...“

Nach der Beerdigung des ältesten Heaven X Mitglieds wollte das Team Abstand gewinnen. Der Professor hatte ihnen vorgeschlagen, auf unbestimmte Zeit nach Moskau zu gehen, da er dort noch eine alte Villa besaß. Es war die beste Möglichkeit Abstand von allem zu kriegen, von den Kämpfen, da Hell X in Los Angeles waren, von Brooklyns Tod, von Hilfe suchenden Mutanten. Max hatte sich die Schuld gegeben, da er dem Orangehaarigen nicht mehr hatte helfen können und Tyson fand die Idee seinen Liebsten abzulenken sehr gut. Doch hatte sich Ray in Brooklyns Zimmer verkrochen und wollte nicht mit. Weil Bryan den Chinesen aber nicht allein lassen wollte, war auch er zurückgeblieben, ebenso wie der Professor. Zum einen, damit der Schwarzhaarige nicht völlig in Selbstmitleid und Trauer ertrank und zum andern, damit er keine Dummheit begann. Scheinbar hatte der Urlaub den anderen drei Jugendlichen geholfen, sie hatten am vergangenen Tag angerufen um zu sagen, dass sie zurückkommen würden.

Natürlich war ihnen allen klar, dass dieser Urlaub auch nichts geändert hatte. Ein wichtiges Mitglied von Heaven X, ein sehr guter Freund und ein Familienmitglied, war tot und würde nie wieder mit ihnen zusammen lachen, weinen oder kämpfen.

„Hn. Könnt ihr mir nicht einfach noch Zeit lassen...? Lasst mich doch einfach in Ruhe...“, bat Ray leise.

Schließlich gab der Grauhaarige es auf. Es hatte keinen Sinn auf Ray einzureden, der Schwarzhaarige wollte ihm doch gar nicht zuhören. Außerdem dürften Tyson, Max und Kenny bereits im Landeanflug sein und er wollte sie begrüßen. Ohne ein weiteres Wort verließ Bryan das Zimmer wieder. Er kam sich vor, als würde er den Kleinen im Stich lassen. Aber er wusste doch auch nicht, was er tun sollte oder tun konnte. So ging er dann, um seine anderen Freunde zu begrüßen.

„Bryan, wie geht es Ray?“, fragte der Professor, als dieser ihm über den Weg lief.

Der Grauhaarige seufzte nur und schüttelte den Kopf. Gemeinsam warteten die Beiden dann schließlich darauf, dass sich die Luke öffnete und der Angelgleiter wieder in seinen Heimathafen einlief. Schließlich landete der Gleiter und die Türen öffneten sich.

„Bryan! Professor!“, rief Max freudig.

Mit einem Lächeln auf den Lippen umarmte er die Beiden. Bryan war glücklich den Blonden wieder fröhlich zu sehen. Nach Max traten auch Tyson und Kenny aus dem Fluggerät. Ebenso wie zwei Fremde. Scharf musterte der Grauhaarige die Beiden. Der eine erwiderte seinen Blick eher gelangweilt aus rubinroten Augen, sein Haar hatte eine außergewöhnliche graublaue Farbe. Er trug einen dunkelblauen Rollkragenpullover und eine blassblaue Jeans. Neben dem Grauhaarigen stand ein Junge mit feuerrotem Haar und eisblauen Augen, der ein schwarzes Shirt, eine schwarze Lederhose und einen schwarzen Ledermantel trug. Durch die dunkle Kleidung stach das rote Haar besonders schön hervor. Bryans Blick blieb weit länger an dem Rothaarigen hängen, als an dem anderen.

„Bry, wie geht es Ray?“, fragte Tyson besorgt und riss den Älteren damit aus dessen Gedanken.

„Mh... nicht so gut, leider. Sein Zustand hat sich nur minimal verbessert. Und wie geht es euch?“, entgegnete Bryan.

„Gut. Den Umständen entsprechend gut. Ich glaube, der Urlaub hat uns wirklich gut getan. Besonders Max, er macht sich keine Schuldgefühle mehr wegen dem, was passiert ist“, antwortete Kenny.

„Hn. Und wer sind die beiden da?“, fragte der Grauhaarige nun neugierig.

„Das sind Kai und Tala. Kai, Tala, das sind Falcon und der Professor“, stellte Max sie einander vor.

Interessiert fixierte Tala Falcon mit seinen eisblauen Augen und musterte ihn eingehend. Der Rothaarige grinste und leckte sich über die Lippen, was Bryan dazu veranlasste eine Augenbraue anzuheben. Kai unterdessen wirkte, schlicht und ergreifend, genervt.

„Das ist schön für die beiden. Aber was machen sie hier?“, fragte Falcon weiter.

„Nun, das war so gewesen...“, begann Dragon zu erzählen.
 

~*~Flashback~*~

Max, Tyson und Kenny waren seit drei Wochen in Moskau. Ihre Stimmung hatte sich nur gering gehoben, sie schwiegen sich noch immer den Großteil der Zeit an und dachten an Brooklyn. Es war nahezu ein Ausnahmezustand mit dem eigentlich niemand gerechnet hatte. Sie alle wussten wie gefährlich der Kampf war aber, dass wirklich einmal einer von ihnen dabei sterben würde hätten sie nicht gedacht.

Mit der Zeit besserte sich die Stimmung, sie sahen sich gemeinsam die Stadt an und informierten sich über Moskau. Worauf sie dabei stießen war der mysteriöse Icewolf. Interessiert las Kenny einen Artikel über den „Helden Moskaus“ im Internet, da er selbst nur sehr brüchiges, selbst beigebrachtes Russisch konnte.

„Das ist wirklich interessant“, murmelte der Brünette, der im Wohnzimmer des Hauses saß.

„Mh? Was ist interessant, Kenny?“, fragte Max eher desinteressiert und abwesend.

„Dieser Icewolf scheint mir kein normaler Mensch zu sein...“, antwortete der Brillenträger.

Interessiert blickte nun Tyson auf, der eigentlich in sein Buch vertieft war. Fragend zog der Blauhaarige eine Augenbraue hoch und legte das Buch auf den Tisch.

„Wie meinst du das? Glaubst du etwa, der ist ein Superheld? So wie Superman von einem anderen Planeten?“

Genervt seufzte Kenny und drehte sich zu seinen beiden Freunden um.

„Blödsinn. Er ist ein Mutant. Und wohl einer der stärksten, von denen ich bis dato gehört habe...“

Nun hatte er sogar Max' Interesse geweckt. Schließlich saßen die drei gemeinsam vor dem Computer und beratschlagten, wie sie fortfahren wollten.

„Es könnte durchaus sein, dass er der Perfekte ist“, warf Kenny ein.

„Das haben wir bis jetzt bei beinahe jedem Mutanten gedacht, dem wir begegnet sind“, seufzte Max.

„Und wie sollen wir ihn denn überhaupt finden?“, fragte Tyson.

„Ganz einfach, wir lauern ihm auf. Wir hören uns etwas im Untergrund um und finden somit vielleicht heraus, wo in nächster Zeit ein Ding gedreht wird. Da werden wir ihn dann sicherlich finden.“

So verging die Zeit und sie hörten sich um, machten sich mit dem Untergrund bekannt und versuchten alles den Icewolf zu finden. So zogen die Wochen ins Land und die drei waren endlich von ihrer Trauer abgelenkt, hatten sie doch etwas anderes zu tun gefunden.

Schließlich fanden sie eines Tages wirklich einen Anhaltspunkt. Nach langer Suche war Tyson auf einen jungen, blonden Mann gestoßen, der sich als Informant von Icewolf herausstellte. Der Blauhaarige war in einer Bar und hatte nur per Zufall ein Gespräch zwischen dem angeheiterten Blonden und dem Barkeeper mit angehört.

„So, Junge, ich denke, du hast für heute genug“, murrte der Barkeeper und schenkte das Glas des Angetrunkenen ein letztes Mal voll.

„Hören Sie mal... Ich hatte einen langen Tag... Ich will einzig und allein meinen Wodka. Und den sollten Sie mir auch geben, denn ich kenne Icewolf! Wenn Sie mir nicht meinen Wodka geben, dann hetz ich ihn Ihnen auf den!“

Die lallende Stimme und der leicht weggetretene Blick sorgten jedoch nur dafür, dass der Barkeeper den Jungen belächelte und den Kopf schüttelte.

„Du solltest Heim gehen, Kleiner. Hast du irgendwen, der dich hier abholen kann?“

„Ich kann ihn nach Hause bringen!“, warf Tyson überraschender Weise und ohne großartig nachzudenken ein.

Sowohl der Blonde, als auch der Barkeeper blickten ihn nun an. Der Mutant jedoch lächelte nur freundlich und bezahlte seine Drinks. Seit Sitznachbar tat es ihm gleich und ließ sich einfach so aus der Bar begleiten.

„Danke für das Angebot, aber ich finde sehr wohl allein nach Hause.“

„Mh. Wie du meinst“, entgegnete Tyson nur schulterzuckend und blickte in den Sternenhimmel.

„Ich heiß Mystell, wie darf ich dich nennen?“, fragte der Blonde und musterte Tyson interessiert.

„Tyson. Freut mich, dich kennen zu lernen“, entgegnete der Blauhaarige.

„Mh... Tyson also... Weißt du, die Nacht ist noch jung, hättest du vielleicht Lust mich in eine Disco zu begleiten?“, schnurrte Mystell verführerisch.

Leicht rot um die Nase musste Tyson schmunzeln. Wann wurde er das letzte Mal so offensichtlich angebaggert? Interessiert ließ der Seelische seine neue Bekanntschaft. Gut, der Blonde sah wirklich süß aus, aber sein Blonder war noch viel süßer.

„Tut mir Leid, aber für mich ist die Nacht schon alt. Aber... eigentlich wollte ich dich fragen, was du damit meintest, dass du den Icewolf kennst?“

„Oh ja, er ist ein alter... Freund von mir. Von mir hat er meist seine Informationen, wo er gebraucht wird“, erzählte Mystell stolz.

„Wow, das muss toll sein. Wie ist er denn privat so?“, fragte Tyson neugierig.

„Ein toller Kerl, manchmal sehr unverschämt und nervig, aber nett. Wieso fragst du?“

Misstrauische blaue Augen musterten den Blauhaarigen. Dieser schluckte kurz hart.

„Ähm... Weißt du... ich habe viel über den Icewolf gelesen und würde ihn sehr gern einmal kennen lernen. Damit würdest du mir einen sehr großen Gefallen tun, Mystell“, entgegnete Ty schließlich mit einem verführerischen Lächeln.

In Gedanken betete er jedoch, dass sein Maxie es ihm nicht allzu übel nehmen würde, dass er hier etwas flirtete. Schließlich schlich sich ein kleines Grinsen auf Mystells Gesicht.

„Ich hab ihm heut gesagt, wo als nächstes ein größeres Verbrechen geplant ist... Vielleicht verrate ich es dir auch, wenn du mich noch in die Tschernaja Koschetschka begleitest“, kicherte der Blonde.

Schließlich begleitete der Blauhaarige Mystell in den Club und erhielt danach die gewünschten Informationen, sodass Max, Kenny und Tyson am nächsten Abend vor einer großen Villa standen und auf die Einbrecher und den mutmaßlichen Mutanten warteten. Als sie Geräusche hörten, versteckten sie sich und beobachteten, wie zwei Männer in die Villa einbrechen wollten, aber von einem rothaarigen Lederfetischisten, von dem die drei vermuteten, dass es sich um Icewolf handelte, aufgehalten wurden. Allerdings entkamen die beiden Einbrecher und rannten weg.

„Und nun?“, fragte Max flüsternd seine zwei Teamkameraden.

„Wir folgen ihm“, wisperte Kenny.

Gesagt, getan. Die drei Mitglieder von Heaven X folgten dem Rotschopf bis vor dessen Apartment. Dort angekommen beratschlagten sie schließlich, wie es weitergehen sollte.

„Ganz einfach, wir klopfen an“, meinte Max und klopfte an der Türe.

Ein mürrischer Graublauhaariger öffnete ihnen verschlafen. Irritiert musterte er die drei Gestalten vor ihm.

„Wer seid ihr? Was wollt ihr?“, raunte er auf Russisch.

Auf die verwirrten Gesichtsausdrücke der drei unerwarteten Besucher hin wiederholte er es nochmals auf Englisch.

„Wir... wollen zu Icewolf“, entgegnete Kenny schließlich.

Erschrocken zog Kai eine Augenbraue hoch und musterte sie nochmals eingehend. Schließlich trat er zur Seite und ließ sie herein.

„Tala! Besuch für dich!“, rief er.

Verwirrt betrat Icewolf den Flur und stellte fest, dass ihm sein Besuch nicht bekannt war.

„Wer seid ihr? Was wollt ihr?“, stellte Tala die selbe Fragen, wie schon Kai.

Max schenkte ihm ein kameradschaftliches Lächeln, zeigte auf sich und seine Freunde, während er sie vorstellte:

„Ich bin Healing, das sind Mindreader und Dragon. Wir sind Mitglieder von Heaven X.“

Ein Ausdruck der Erkenntnis glitt über das Gesicht des Rothaarigen.

„Ich habe von euch gehört... Was wollt ihr von mir?“

Kenny, erst erschrocken davon, dass Icewolf von ihnen wusste, musterte den Russen nochmals eingehend.

„Wir haben einiges über dich gelesen... Du bist ganz schön stark. Aber was weißt du über deine Fähigkeiten?“, fragte der Brünette.

„Wissen?“, fragte der Rotschopf und zog elegant eine Augenbraue hoch.

„Wir haben die Möglichkeit dir näheres über deine Kräfte, deine Fähigkeiten und über Mutanten zu sagen. Hast du Interesse? Dann müsstest du uns allerdings nach San Francisco begleiten“, fuhr Tyson fort.

Kurz tauschte Tala einen Blick mit Kai aus und ließ es sich durch den Kopf gehen, ehe er leicht nickte.

„Aber nicht ohne Kai“, stellte Icewolf als Bedingung.

~*~Flashback End~*~



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Von:  spacy65
2015-03-15T20:35:19+00:00 15.03.2015 21:35
schade, so lang kein neues Kapiel, wird wohl nicht mehr weitergehn.
Von:  Hatsu-chan
2008-02-12T22:32:35+00:00 12.02.2008 23:32
armer ray-chan hoffe kai kann ihn was ablenken
also das kap war ja ganzschön kurz, hätte eigentlich gedacht das du noch weiter schreibst, auserdem hat sich dein schreibstiel verändert und das nicht zum beseren, du schreibst nicht mehr so interessant und ausführlich, hauptsache irgendwas, dass ist schade habe immer gerne deine FFs gelesen(werde das auch weiter hin tuen, weihl ich die story so mag) na ja hast vielleicht mom viel zu tun oder stress, hoffe es ändert sich wieder

lg
Von:  Tainja
2007-12-05T16:34:00+00:00 05.12.2007 17:34
*weiter am weinen war* erinnerunsgfotos buhuhuhuhuhu das ist imerm so mieso.... und beerdigungen erst T_T ja brook hat ja noch gesagt das ray glücklich werden will... aber es ist raydch nicht zu verdenken...., rays vorwu an bryan ist etwas fieso....natürlich ist dem das nicht egal! aber auch das kann man ray wenig übel nehmen... das mit max.. ja klar für heielr ist das imemr mega mies, wenn sie scheitern, doch noch ein so guter freund...... ist dann schon besser so gewesen, dass sie nach moskau sind. naja und gut das sie ray nicht allein eliessen...... und wieder musst ich weinen.... es ist gut das max wieder lächelt! nja udn kai und tala... an und kai der einfach nur genervt ist XDDDD tala fällt natürlich auf mit dem outfit.... *schnurr* und von ihm den gemustert zu werden udn das er sich noch über die lippen leckt XDD also sowas! XDDD und dieser dauer genevte kai XDDDDDD~
der bachflash dan ist gut.^^ ty XD superhelden... wo sie selber "fast" welche sind..... Mystell.. ach den kleinen mag ich, ist hier nur an den falschen geraten^^ treuer tyson, süß seine gedanken XD lederfittischist... armer tala, aber stimmt ja ne XDDD Max istauch einer.. einfach mal klopfen XD und taal "Nicht ohne kai" ohne dabei kai zu fragen XD kein wunder das er genervt ist XDDD ah.. hmmm freu mich wenn es heir nen neues kapitel gibt und bemh micha uch das ganzs chnell zu lesen und zu kommentieren^^ promise!^^
ah ja und jetzt am ende musste ich zum glück nicht mehr weinen^^ wobei wen ich an brook denke T_T
liebe grüße
das verrückte täubchen tai
Von:  Tainja
2007-12-05T16:01:06+00:00 05.12.2007 17:01
Ja ich abe heute meien lese tag XDDD udn schiebe alles wichtige (und unwichtige dinge eh) zur seite^^°
erst mal... buhuhuuuuuuuuuuuuuuuuuuu ich habs ja die ganze zeit befürchte das es so kommt.. nu les ich mal länge rnicht udnd en das buhuu *wein* armer brook.. und erst recht, die armen die zurück bleiben... armer ray!
dan noch da smit mariha.. oh weh ohwe.... na mal nach reihenolge
Brook WAR echt einer, so versaut XD und ray ja dabei gleich imemr mitgemacht XP boha schon bei der verabschiedung hab ich aber nen mieses gefühl gehabt und gedacht nun passiert es... wegen dem titel dan natürlich noch. das bryan und brook so gute freunde geworden sind und dann.. ach mensch.. da mit der wcohe von brook war auch lustig und süß überhaupt wie er sich immer um ray kümmerte. garland.. juhu T_T weil jetzt ist brook ja nicht mehr zu ihm gekommen.... sich zu trennen ist nie gut... naja das mit lee un mariha wie gesagt, echt mieso, armer ray! und dan findet er brook auch noch strebend vor!!! du kannst ray aber auch böse zusetzen... da brook da auch noch witze gemacht hat... in sonner schlechten situ... buhu und serh schmerzhaft beschrieben, aber dadurch gut, wiel... es halt mitreist.. soha ud nu weine ich weiter und geh zum nächstenkapitel über...
liebe grüße
das verrückte täubchen tai
Von: abgemeldet
2007-10-28T14:06:36+00:00 28.10.2007 15:06
geil, einfach nur geil.
tala is so cool und kai auch. und die machen im nächsten Kapitel sicher wieder mit.
also schreib bitte ganz schnell weiter.
Von: abgemeldet
2007-10-28T13:35:34+00:00 28.10.2007 14:35
is des traurig.
hättest du dir net was anderes einfallen lassen können?
warum is der etz tot? T_T
menno.

spielt bald wieder tala und Kai mit?
Von: abgemeldet
2007-10-24T11:29:59+00:00 24.10.2007 13:29
Das war mal wieder typisch Kai.
Naja jetzt gehts tala besser, dass is am wichtigsten.

das sich ray und Mariah bei den tigern treffen, war eine super idee.
Von: abgemeldet
2007-10-24T11:03:19+00:00 24.10.2007 13:03
super geil.
Tala is so toll, aber leid tut er mir schon, kai natürlich auch.
wieso haben die nich mehr geld? T_T
is echt zum heulen, freu mich wenn sie wieder mitmachen. *g*
Von: abgemeldet
2007-10-23T20:39:32+00:00 23.10.2007 22:39
ich wäre schon sauer.
aber sag mal wer is den der perfekte Mutant, ich will des wissen.
sag es mir bittä TT_TT
Von: abgemeldet
2007-10-23T19:36:54+00:00 23.10.2007 21:36
oh das kann ja lustig werden, Tiger hätte nen anderen Balkon nehmen sollen.
aber was soll's.
ich les mal weiter ^^
will was über den eiswolf lesen...


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