Even in death von RyouAngel ================================================================================ Kapitel 1: Niemals vergessen ---------------------------- *~*~*~*~*~*~*Bakura*~*~*~*~*~*~* Stumm sitze ich im Schatten eines großen Hauses, unseren Hauses. Alles ist still, aber es ist ja auch Nacht und wenn ich ehrlich bin, bin ich dessen dankbar. Noch vor wenigen Stunden wurde die Umgebung von verzweifeltem Weinen erfüllt. Bald jedoch hatte die Nacht ihr Tuch über die Welt gelegt und es war still geworden. Sie, deine sogenannten Freunde, standen bei dir und weinten sich ihre Seele aus dem Leib, dabei konnte doch wirklich jeder sehen, dass all ihre Trauer nur geheuchelt war. Da musst du mir zustimmen Ryou, du warst dabei. Ich stand nur teilnahmslos daneben, versuchte ihre mitleidigen Blicke die sie mir zuwarfen zu ignorieren, genauso wie das Getuschel, das ausbrach wenn sie mich sahen. Es war kein Geheimnis, dass wir uns liebten, dass wir uns noch immer lieben und das war wohl der Grund ihres Verhaltens. Sie trauten sich kaum mich anzusprechen, oder gar in meine Nähe zu kommen, fast so als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Ich glaube sie wollten mir aus dem Weg gehen, ich habe wohl wirklich finster geschaut. Aber mir war es nur Recht, ich hätte ohnehin nicht mit ihnen sprechen wollen. Als sie endlich gingen, wurde es stiller auf dem Friedhof, endlich konnten die Toten wieder ihre Ruhe genießen, die Ruhe die ihnen zustand. Ich verabschiedete mich still von dir, hasste alles Laute, das deine Ruhe hätte stören können und kehrte nach Hause zurück. Doch nun sitze ich davor, konnte das Haus nicht betreten, zu viel von dir liegt darin. Dein Geruch, deine Liebe, deine Präsenz. Es ist unfair, warum musste er, warum musste Gott ausgerechnet dich zu sich holen? Du gehörtest doch zu mir, du warst mein Hikari, dafür bestimmt für immer bei mir zu bleiben, aber nun bist du fort. Ich mache dir keinen Vorwurf, du kannst doch nichts dafür, dich hat eine Krankheit getroffen die eigentlich nicht für dich bestimmt war. Du hattest ein schwaches Herz, aber das hat unsere Liebe nie gemindert, Ryou, und das wird es in Zukunft auch nicht, ich liebe dich und das wird sich niemals ändern, niemals. Deine Krankheit hat unsere Liebe verstärkt, unsere Liebe intensiviert und unantastbar für andere gemacht. Ich liebe dich mit allem was ich habe, nur du hältst mich aufrecht und nur du bist das was ich brauche. Du bist bei mir... Ich sehe dich, sehe deinen Schatten an den Wänden wandern, höre dich leise lachen und sanft trägt der Wind deine Worte zu mir. Bakura? Sei nicht traurig, ich bin nicht fort... Es tut gut deine Stimme zu hören, es zeigt mir, dass sie alle falsch lagen. Sie alle sagten mir du seist gegangen und ich sollte dich gehen lassen, aber ich habe ihnen widersprochen, wusste ich doch besser als der Pharao, dass du mich nicht verlassen würdest. Ich wusste, dass du bei mir bleiben würdest, dass ich so wichtig für dich bin, dass du nicht gehst. Sie sollten mir nur einen Beweis liefern, dass du wirklich fort warst, doch das konnten sie nicht. Sie sagten mir zwar, dass du tot wärst, dass du doch fort wärst und ich endlich einsehen sollte, dass du nie wieder lachen würdest, nie zurückkommen würdest, aber das tat ich nicht, du warst noch immer bei mir. Ich glaube, du hättest dich amüsiert, das alles wäre beinahe in einer Schlägerei ausgeartet, aber dein Freund, der Zwerg, hat Yami zurückgehalten. Schade eigentlich, ich hätte ihn gerne ein bisschen zurechtgewiesen, nur weil er Pharao ist hat er sich noch nicht so mir gegenüber zu benehmen. Mir zu sagen, was wahr und was falsch, er kennt dich doch gar nicht richtig, er hat sich doch nie wirklich für dich interessiert. Woher will er dann wissen, dass du gegangen bist? Woher frage ich dich? Er kennt dich nicht, er weiß nicht wie stark unsere Liebe ist und das wird er auch nie begreifen, er will es nämlich nicht. Ich wünschte mir er würde dich sehen, so wie ich es tue, wünschte mir er würde dein leises Lachen hören, hören wie du leise zu mir sprichst, denn dann müsste er einsehen, dass er sich irrt, aber das geht nicht. Du bist ihm egal, so kann er dich nicht sehen, wird es auch nie können, nur mir ist es vergönnt, mir allein. Glaub mir Ryou, gib ihnen, deinen sogenannten Freunden zwei Wochen, dann können sie wieder ausgelassen lachen, dann werden sie sich nicht mehr fragen wer war Ryou? War er glücklich? War er wirklich glücklich? Nein, sie werden dich schon längst vergessen haben, vergessen was du für sie getan hast und sich erst an dich erinnern wenn sie etwas wollen, aber niemand mehr da ist um ihnen zu helfen, erst dann werden sie sich einen kurzen Augenblick an dich erinnern, bis du wieder in Vergessenheit gerätst. Es tut mir Leid, wenn ich dich jetzt verletzt habe, doch einer musste dir die Wahrheit sagen. Schon gut Bakura, ich weiß, dass es wahr ist... Wieder deine sanft gesprochen Worte, wieder schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht, wenn auch es diesmal ein leicht ungläubiges ist. Du hast es also endlich eingesehen, endlich siehst du, dass sie nie deine Freunde waren, endlich hörst du auf mich Ryou. Endlich weißt du wo du stehst, siehst du, wem du wichtig bist und wem nicht. Mein Blick ist auf deinen wandernden Schatten gerichtet, verfolge ihn mit den Augen, damit ich ihn auch ja nicht aus den Augen verliere, dich nicht aus den Augen verliere. All meine Gedanken sind von dir erfüllt Ryou, ich kann nicht mehr klar denken. In Gedanken sehe ich nur noch dich, wie du lachst, wie du weinst, wie du sauer bist, all das sehe ich von dir, doch immer bist du bezaubernd schön. Nicht einen Augenblick kann ich mein Augenmerk von dir abwenden, aus Angst dich zu verlieren. Ich sehe die Umgebung nicht mehr wirklich, höre das Klingeln des Telefons im Hause nicht, ich höre nur dein Lachen, sehe nur noch deine strahlend braunen Augen. Ich spüre wie ich mich nach dir verzehre, wie ich nicht länger ohne dich sein kann. Es brennt, es brennt tief in meiner Brust, das Loch das du hinterlassen hast. Ich brauche dich an meiner Seite Ryou, siehst du das nicht? Ich kann und ich will nicht länger ohne dich sein, ich will dich wieder spüren können. Deine Haut, deine Haare, alles von dir, es macht mich schon halb wahnsinnig. Sogleich stehe ich auf, lächle dich, deinen Schatten an. Warte noch auf mich, Ryou, gleich bin ich wieder bei dir. Leise und völlig geräuschlos tragen mich meine Füße vorwärts, alles ist in Schwarz getaucht, nur das Mondlicht erhellt ein bisschen den Weg der vor mir liegt. Dieser Gang ist quälend Ryou, deinetwegen... Weißt du noch, vor wenigen Tagen sind wir hier zusammen durch das sanfte Mondlicht gewandert, wenn es auch etwas heller strahlte als heute. Ich habe dich heimlich aus dem Augenwinkel beobachtet, habe dein engelsgleiches Gesicht gemustert, deine sanften Konturen, wie es noch mehr zu strahlen schien, als du im Mondlicht standest, fast so als wärst du von einer anderen Welt Hikari. Du warst zu schön um von dieser Welt zu sein. Habe ich dir eigentlich je gesagt wie schön du warst? Habe ich dir je gesagt das du alles für mich bist, dass ich dich niemals alleine lasse? Ich weiß es nicht mehr... Ich erinnere mich nur noch wie du, als wir da zusammen im Mondlicht standen, genau da wo nun auch ich stehe, völlig alleine, plötzlich um eine kurze Pause batest. Du weißt, ich habe dir diesen Wunsch nicht abgeschlagen, doch warum hast du mir nicht gesagt, dass es dir nicht gut ging? Wir wären doch sofort wieder nach Hause gegangen, ich hätte den Arzt gerufen, doch du sagtest mir nicht was los war. Ich bemerkte es erst zu spät, bemerkte erst was los war, als du quälend dein sonst so schönes Gesicht verzogst und nach Luft rangst. Ich hatte Angst, das erste mal seit Jahrtausenden hatte ich wirkliche Angst. Ich fragte dich was los sei, doch du sagtest mir es ginge gleich wieder, ich solle dich nur festhalten. Verdammt! Warum hast du mich angelogen? Warum Ryou, ich hätte dir vielleicht helfen können, ich hätte all das verhindern können, aber nichts von all dem ist geschehen! Jetzt stehe ich alleine hier! Du bist in dieser Nacht in meinen Armen gestorben... Ich weiß noch, du beruhigtest dich langsam wieder und hörtest auf wie wild nach Luft zu ringen. Ich war erleichtert, habe dir durch deine Haare gestrichen, habe dich einfach weiterhin beschützend im Arm gehalten. Aber wir mussten doch nach Hause, nicht das es schlimmer wurde, doch du warst in meinen Armen eingeschlafen, so dachte ich. Ich rüttelte dich leicht, doch du reagiertest nicht, leblos rutschte dein Körper herunter, so das ich ihn fast nicht mehr rechtzeitig gefangen hätte. Klammheimlich bist du gegangen, dein Herz schlug nicht mehr. Ich weiß nicht, hast du gesehen was passiert ist als du gegangen bist? Ich habe geweint, obwohl ich mir geschworen hatte dies nie wieder zu tun, doch an diesen Abend ging es nicht, denn du warst fort. Ich saß dort und weinte, hielt dich weiter in meinen Armen, doch mit der Zeit wurdest du kalt, deine Lippen blau und erneut kroch die Angst in mir hoch, Angst das dir etwas passieren könnte, obwohl du doch schon längst tot warst. Ich konnte nicht mehr rational denken, nur noch Angst bestimmte mein Handeln, nur du warst in meinen Gedanken zu finden. Ich stand auf, trug dich vorsichtig in meinen Armen, damit dir auch nichts passieren möge. Bald standen wir vor einem Haus, welches ich nie aufgesucht hätte, wenn es nicht so nötig gewesen wäre. Meine Sicht war verschwommen, noch immer weinte ich, benetzte dein wunderschönes Gesicht mit meinen dreckigen Tränen, verzeih bitte. Ich klingelte, es war mir egal, dass es nun mitten in der Nacht war, ich brauchte Hilfe. Erst blieb es still und ich bekam Panik, dass niemand Zuhause war, aber wo hätten sie denn sein sollen, mitten in der Nacht? Jeder war zuhause, jeder außer uns Beiden. Irgendwann regte es sich und der Pharao öffnete schlecht gelaunt die Tür, blinzelte verschlafen und meckerte mich an, warum ich in so aller Herrgottsfrühe klingelte. Ich konnte damals einen Schluchzer nicht unterdrücken, welcher den Pharao erwachen ließ, ich hatte noch nie geweint, besonders nicht vor ihm und so war er natürlich erschrocken. Ich weiß noch, meine Worte waren fast nur geflüstert, ich hatte einfach keine Kraft mehr zu sprechen, würde sonst zusammen brechen. "Yami, hilf mir..." Das war alles was ich sagte, was ich sagen konnte und das erste und letzte mal, dass ich ihn Yami nannte. Er zog mich in sein Haus und ich folgte ihm ohne Widerstand ins Wohnzimmer, setzte mich mit dir auf die Couch, nicht gewillt dich los zulassen. Yami machte das Licht an und kam zu mir, sah dich nur kurz an. Er sah sofort was los war, so waren deine eisblauen Lippen und dein ruhender Brustkorb eigentlich nicht zu übersehen, doch ich tat es, wollte es wohl einfach nicht sehen. Tröstend, mit Tränen in den Augen fasste der Pharao an meine Schulter, sagte mir, dass du gestorben wärst, dass es dir nun gut ginge, doch was tat ich? Grob schlug ich seine Hand fort, schrie ihn an, dass du nicht tot seist, dass er dir verdammt nochmal helfen sollte. Ich weinte mehr, stärker, doch hatte ich nun plötzlich wieder die Kraft zu schreien. Woher ich diese nahm weiß ich nicht, vielleicht hast du mir deine geliehen, denn jetzt weiß ich, dass ich richtig lag, dass du noch immer bei mir bist und, dass du niemals gehen wirst. Durch mein Geschrei angelockt kam auch der Hikari des Pharaos hinunter, fragte was los sei, verstummte aber als er mich sah, so aufgelöst, so schwach. Yami sagte ihm, er solle den Krankenwagen rufen, sagte dass du gestorben wärst, doch das war zu viel für mich. Ich hatte dich behutsam auf die Couch gelegt, dir zugeflüstert, dass du auf mich warten solltest, ehe ich mir Yugi schnappte und ihn brutal gegen die Wand schlug, ihm drohte, dass ich ihn ins Reich der Schatten verbannen würde, ihn unermessliche Todesqualen leiden lassen würde, wenn er nur daran dachte das Telefon zu benutzen und mein Ring glühte gefährlich auf um diese Drohung zu verdeutlichen. Aber wie du dir sicher vorstellen kannst, hat der Pharao das verhindert. Ich habe sie nur noch wütend angesehen und bin zu dir gegangen, habe deine Hand gehalten, deinem nicht vorhandenem Herzschlag gelauscht. Ich weiß nicht warum ich nicht einfach gegangen bin. Vielleicht wollte ich nicht alleine sein? Ich weiß es wirklich nicht, Ryou, glaubst du mir das? Irgendwann kamen sie dann, steckten dich in diesen gottverdammten schwarzen Sack aus Plastik! Ich schrie, wollte nicht, dass sie dich so behandeln, ich wusste doch wie du die Dunkelheit hasst, wie sehr das Schwarze. Du durftest nicht einfach so weg gesteckt werden, ich wollte sie aufhalten, doch wieder hielt mich der Pharao auf, brauchte diesmal aber Hilfe von seinem Hikari. Wie ein Häufchen Elend brach ich zusammen als du fort warst, ich suchte in meinem Kopf nach deinen Gedanken, doch fand ich sie nicht, egal wie verzweifelt ich suchte. Alles war still, ich spürte dich nicht mehr in meinen Gedanken, nicht mehr in meiner Nähe, es war als wärst du einfach verschwunden. Sie wollten, dass ich bei ihnen blieb, doch nichts konnte mich halten, nun da du fort warst wollte ich dort nicht mehr sein. Ich ging, ließ sie stehen, ignorierte, dass sie mir helfen wollten, doch selbst jetzt bereue ich es nicht, einfach gegangen zu sein. Ich kehrte in unser Haus zurück, dort wo deine Präsenz noch spürbar war, dorthin wo wir immer zusammen lagen und aus dem Fenster blickten. Es war einsam in diesem großen Bett ohne dich, es war kalt und dennoch schlief ich ein, träumte von dir. Ryou, du weißt nicht was du mir für ein Geschenk gemacht hast, als ich an diesem Morgen erwachte und dich sah, deinen Schatten sah, dich wieder in meinen Gedanken hörte. Plötzlich viel alle Trauer ab, ich lächelte wieder, ich spürte dich wieder in meiner Nähe, in meinem Kopf, doch berühren konnte ich dich nicht, dachte mir aber damit konnte ich leben, vorerst. Aber siehst du, nun bin ich auf den Weg zu dir, ich muss dich einfach wieder sehen, dich wieder spüren können, körperlich spüren. Verdutzt halte ich mit meinen Schritten inne. Ich war so sehr auf dich konzentriert Ryou, auf deinen Schatten, dass ich nicht einmal bemerkt hatte wie weit ich doch gelaufen bin. Ich kann kaum fassen, dass ich nun schon vor den schweren, verrosteten Toren des dunklen Friedhofs stehe. Ich war erst vor einigen Stunden hier und dank dir war es wirklich lustig, Ryou. Als sie sich von dir verabschiedeten und ich nicht wollte, weißt du noch wie verwirrt sie waren? Bestimmt weißt du es noch. Besonders, nachdem ich sagte, dass es unsinnig sei? Erinnerst du dich noch an ihre Blicke die sie mir zuwarfen als ich sagte du seist hier, direkt neben mir? Ich glaube sie waren verwirrt, doch ich fand es eher amüsant, statt verwirrend und lachte, was sie ja noch weniger verstanden. Aber als sie endlich fort waren, da habe ich mich noch von deinem Körper verabschiedet, wollte damit eigentlich nur dieses unbändige Verlangen nach deiner weichen Haut, deinen samtigen Haaren verlieren. Doch du weißt, dass es nicht funktioniert hat, wäre ich sonst hier? Vor dem Tor des Friedhofs, welches ich knarrend, quietschend aufstoße? Nein, ich wäre Zuhause, würde wohl wie die anderen Menschen schlafen, doch es geht nicht. Die Sehnsucht nach dir hält mich wach, treibt mich in die dunkle Nacht hinaus, leise über den dunklen und nur schwach beleuchteten Friedhof. Die Gräber werfen drohende Schatten über die Erde, mein Atem schlägt sich weiß in der Luft nieder. Es ist kalt, alles wirkt gespenstisch ruhig und doch ist es das nicht. Alles wirkt still, doch ich höre sie sofort, höre sie klagen. Die Toten, sie sind einsam, wollen, dass man ihnen zuhört, doch niemand versteht sie, niemand hört sie. Ich bin eine Ausnahme, wohl weil auch ich einst ein Geist war, vielleicht kannst auch du sie hören, doch das interessiert mich nun nicht wirklich. Es ist unerheblich was wir hören, alles wird zur Nebensache als ich dein Grab in der Ferne erblicke, frisch gesetzt und noch mit Blumen bedeckt, die jedoch der Kälte zum Opfer fallen. Schnell stehe ich vor deinem Grab, dem Grab das nun deinen Körper beinhaltet. Vorsichtig streife ich mit den Fingern über den rauen Stein und ich höre es. Ein leises Klopfen von tief unter der Erde, dein Herz. Es schlägt, sehnst du dich auch so sehr nach mir? Ich flehe dich an Bakura, lass mich nicht alleine hier... Es ist kalt und ich fürchte mich... Wieder deine sanfte Stimme. Habe keine Angst, ich weiß doch wie du dich fürchtest, besonders in der Dunkelheit, alleine. Ich werde dich nicht zurücklassen, das könnte ich nicht. Langsam graben meine Hände sich in die kalte, sanfte braune Erde, die seltsam glitzert als das Mondlicht auf sie trifft, Eis. Langsam, Schicht für Schicht komme ich dir näher, das Klopfen wird immer lauter und hallt in meinem Kopf wieder. Keine Angst, Ryou, ich bin doch gleich bei dir, halte noch etwas aus. Ich habe schon so viele Gräber geplündert, geöffnet, aber das ich dies eines Tages bei dir, deinem Grab machen würde, das hätte ich mir nie vorstellen können. Selbst jetzt, da ich es tue begreife ich es nicht wirklich. Meine Hände frieren, ich spüre sie schon nicht mehr, spüre nicht das Blut an ihnen, ich sehe nur das ich schneller werde, ich will dich nicht länger als nötig leiden lassen Ryou. Ich stoße auf etwas Hartes, deinen Sarg. Nur wenige Minuten später erstrahlte sein helles Weiß im Mondlicht und nur Sekunden darauf wurde das Geklopfe unerträglich. "Beruhige dich Ryou, ich bin bei dir, habe keine Angst, ich befreie dich." Nur wenige Handgriffe später öffne ich den Sarg, erblicke dein friedliches Gesicht und das Klopfen verstummte endgültig, ich hatte dich gefunden. Mein Ryou, endlich bist du wieder hier, bei mir. Ich habe dich so vermisst, dich und dein sanftes Lächeln. Du siehst aus, als wenn du schlafen würdest, nichts hatte sich verändert, du bist noch immer bezaubernd und es würde mich nicht wundern, wenn du einfach aufstehen würdest, auch wenn ich weiß, dass du dies nicht kannst. Es ist seltsam dich nun zu befreien, wo wir vor nicht ganz 4 Tagen noch zusammen spazieren waren... Sanft, aus Angst ich könnte dich wecken, streiche ich über deine Wange, ziehe einen dunkelroten Stich aus kaltem Blut und Dreck auf sie. Deine Haut ist eiskalt, doch noch immer unwahrscheinlich weich. Vorsichtig ziehe ich dich aus deinem Grab, bemerke wie steifgefroren du bist. Keine Angst, bald wird dir wieder warm, dafür Sorge ich. Ich stehe auf, fahre erschrocken herum als ich eine Stimme wahr nehme, der Friedhofswärter. Er ist geschockt über den Anblick den ich, den wir ihm bieten. Er droht mit der Polizei, doch ich lache ihn nur aus, als wenn die uns etwas anhaben könnte. Geschickt weiche ich dem Licht seiner Taschenlampe aus, nehme dich in den Arm und springe aus dem Loch, renne los. Er ist zu alt um mit mir schritt zu halten und schon bald ist alles wieder still, nur meine Schritte hallen durch die verlassenen und kalten Straßen. Ich wollte kein Grab schänden, so wie er es mir vorgeworfen hatte, nein. Es war ihre Schuld das es soweit gekommen ist. Sie haben dich mir weggenommen, dabei hatte ich ihnen doch gesagt, dass du bei mir bleiben musst, dass es so bestimmt ist. Sie haben dich mir einfach genommen, doch nun bringe ich dich nach Hause Ryou, dorthin wo du hingehörst. Nach Hause, an meiner Seite. Siehst du Ryou? Da vorne ist es, ich habe dir doch versprochen dich nicht alleine zu lassen. Nun sind wir wieder da wo wir hingehören, daheim, zusammen. Ich trete ein, und lege dich auf die Couch, betrachte wie friedlich du da liegst. Ich setze mich neben dir auf den harten Boden, doch bemerkte ich es nicht, genauso wenig wie meine blutenden Hände. Sanft wische dir mein Blut aus dem Gesicht, ich wollte dich doch nicht verunstalten. Hier will ich für immer mit dir bleiben, möchte nie wieder fort. Hier können wir zusammen glücklich sein. Vorsichtig beuge ich mich vor, küsse sanft deine kalten, harten Lippen. Wo ist bloß ihre einstige Sanftheit? Dennoch wünsche ich dieser Augenblick würde ewig währen, wünsche mir das die Zeit stehen bliebe und man uns in Frieden lassen würde, doch man lässt uns nicht. Die Zeit läuft unaufhörlich weiter, auch ich habe nicht die Macht diese anzuhalten, nicht mal für dich. Du hast mir gesagt, dass du mich für immer liebst Ryou, leise hattest du mir diese Worte ins Ohr geflüstert und ich glaubte sie dir. Ich weiß, dass du die Wahrheit gesagt hast, du bist hier bei mir, nach deinem Tode, körperlich wie seelisch. Ja Bakura, ich habe es gesagt... Ich sagte unsere Liebe geht über den Tod hinaus... Wieso nur? Wieso nur muss jetzt das Telefon klingeln? Aber ich habe keine Wahl, wenn ich nicht will, dass diese Ruhe weiter gestört wird muss ich ran gehen. Also löse ich mich wirklich nur widerwillig von dir Ryou, aber ich bin gleich wieder da, versprochen. "Bakura hier?" Erst nur Stille, doch dann antwortet jemand, der Pharao. "Bakura... Es tut mir Leid wenn wir dich stören, doch Ryou... seine Leiche... Jemand hat sein Grab geschändet und nun ist seine Leiche fort. Es tut mir Leid wenn ich nun frage, aber weißt du wo er ist?" "Ryou ist dort wo er hingehört." Es ist mir egal was er erwidert also lege ich auf, weiß das er denkt das du bei mir bist, aber ich kümmere mich nicht darum. Ich habe es schon vergessen, vergesse langsam alles was nicht mit dir im direkten Zusammenhang steht. Ich könnte nicht einmal mehr sagen was der Friedhofswärter gesagt hat. Leise trete wieder zu dir ins Wohnzimmer, lächle bei deinem Anblick. "Komm Ryou, es wird Zeit, dass wir schlafen." Vorsichtig nehme ich dich in die Arme, trage dich bis ins Schlafzimmer, lege dich wie immer auf die linke Seite des Bettes. Behutsam schlage ich die dicke Decke über dich und sehe dich verträumt an. Jetzt schläfst du, so wie du es immer tatest. Sofort lege auch ich mich ins Bett und kuschel mich an deinen kalten Körper, will dich doch nicht zu lange warten lassen. Vorsichtig, als ob du bei der kleinsten Berührung zerbrechen würdest, lege ich meine Arme um dich, lausche der Stille in diesem Raum, gebe dir meine Wärme. Es ist mir egal, dass ich nun friere, dass sich eine starke Gänsehaut auf meiner Haut bildet, Hauptsache du hast es warm und fühlst dich wohl. Wieder ein Moment der unvergänglich sein sollte, es aber nicht ist. Unerbittlich rennt die Zeit, steht niemals still, zerrt uns mit. Ich weiß nicht wie lange wir dort lagen, weißt du es vielleicht Ryou? Ein Klopfen ertönt, jedoch an der Haustür, nicht von dir, nicht von deinem Herzen. Es soll verschwinden, mich in Ruhe lassen. Ich will nur meine Ruhe mit dir, hier. Doch wer immer das ist, er geht nicht. Ich höre Schreie, du auch? Hörst du wie sie rufen, ich solle die Tür aufmachen? Aber das geht nicht, ich kann dich nicht alleine lassen, ich will aber ohnehin niemanden hinein lassen. Ich will bis ans Ende der Zeit hier bei dir liegen. Ein Knall, zersplitterndes Holz und plötzlich ist das gesamte Haus von diesem unerträglichen Lärm erfüllt. Verschwindet, ich will nur meine Ruhe! Seid doch endlich still! Licht, so grell, es blendet mich und irgendwo höre ich wie gerufen wird, dass sie mich gefunden haben. Langsam öffne ich meine Augen, habe mich an das Licht der Deckenlampe gewöhnt, sehe Polizei, den Pharao und seinen kleinen Zwerg. Sie alle starren auf uns, reden wie wild durcheinander und der Pharao muss seinen Hikari halten, will dieser sich wirklich mit mir anlegen? Ich weiß es nicht, weiß nicht was er will. "Seid still und macht das Licht aus, ihr weckt Ryou noch auf." Stille, sie schweigen, doch das Licht bleibt an. Warum sehen sie uns so an, warum flennt dieser verfluchte Zwerg? Warum verschwinden sie nicht einfach und lassen uns endlich in Ruhe, mehr will ich doch nicht. "Geht bitte, wir wollen euch nicht hier haben. Ryou will euch nicht mehr sehen, also verschwindet!" Ich werde langsam unruhig, du auch, ich sehe es. Dein Schatten, du hast dich tief in eine Ecke zurückgezogen, willst, dass sie verschwinden. Ich will dich beruhigen, ich mag es nicht, wenn du Angst hast. Und genau aus diesem Grunde kuschel ich mich an dich, küsse dich sanft. "Keine Angst Ryou, sie tun dir nichts, sie gehen gleich wieder." Murmeln, aber dennoch gehen sie nicht. Ich habe sie nie um etwas gebeten, doch nun, da ich es tue lehnen sie es ab, das ist nicht gerecht. Immer wieder haben sie dich um etwas gebeten und das hast ihnen geholfen, doch für dich tun sie nichts. Ich habe Angst Bakura, sie sollen gehen. Ich will nicht... Langsam kommt ein Polizist auf mich zu, redet auf mich ein, ich solle von dir wegkomme, doch ich schüttel nur den Kopf. "Ryou sagt, dass ich hier bleiben soll, er hat Angst vor euch, also geht endlich." "Bakura bitte, Ryou ist tot! Er kann dir nichts sagen." "LÜGE!" , schreie ich den Pharao an, werde plötzlich von den Polizisten angegriffen die mich von dir zerren. Ich wehre mich, Ryou, aber ich schaffe es nicht, es sind zu viele, ich komme nicht gegen sie alle an, es tut mir so Leid, es tut mir so unendlich Leid. Nein Bakura! Deine Stimme kreischt, fleht, verzweifelt und all das zugleich. Ich kenne nur einen, der so viele Emotionen in seine Stimme legen kann, Ryou. Ich weine, sehe erneut wie sie dich fort tragen, fort von mir, dem Einzigen dem du je wichtig warst. Ich schreie, schlage und trete, doch nichts hilft, sie nehmen dich mir erneut. Verzeih mir! Nun bist du fort und ich breche zusammen, werde nur noch von den Armen der Polizisten gehalten, die mich aber auch zu Boden gleiten lassen. Wie ein Kind rolle ich mich zusammen, lasse meinen Tränen freien Lauf. Wozu stark sein? Wozu, wenn der Einzige, für den ich stark war nicht mehr bei mir ist? Es schmerzt unheimlich... Fast schon ängstlich zucke ich zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Sie ist klein, also kann es nur die Yugis sein. "Bakura... Bitte hör auf zu weinen, das bringt Ryou nicht zurück, du musst doch stark sein." Ich antworte nicht, sehe auf, erblicke deinen Schatten und renne zu ihm an die Wand. Die Polizisten zucken, da sie denken ich fliehe, doch ich lehne mich nur gegen die kalte Wand, spüre wie du mich in den Arm nimmst, wie sich dein Schatten um mich legt. Ich lächle etwas, will nicht hören was sie sagen, wie sie sagen, dass ich verrückt bin, das ich durchgedreht bin. Ich will nicht hören wie sie sagen, dass ich psychisch zusammengebrochen bin unter deinem Verlust, doch ich höre es, drücke mich ängstlicher an die Wand als sie zu mir sehen, ängstlich, dass sie mir nun auch deinen Schatten rauben Ryou, das Letzte das mir geblieben ist. Aber sie werden dich mir nicht nehmen, nichts wird mich davon abhalten dich zu beschützen und wenn ich mein Leben dafür opfern müsste, es wäre mir egal. Du bist alles was zählt, alles was in dieser kalten und kranken Welt wichtig ist. Ich höre dich weinen, weil sie dich nicht sehen, mir nicht glauben, dass du da bist. "Weine nicht, Ryou, sie wissen nicht das du hier bist, sie können dich nicht sehen, da du sie nicht wirklich interessierst. Sie wissen oder wollen nicht wissen, dass du mich nicht verlassen kannst. Sie hören dich nicht weinen, sie wollen dich nicht hören. Aber ich höre dich, ich weiß das du da bist." Bakura... Du weinst und das tut weh, ich will nicht, dass du weinst. Du sollst nicht weinen, nur weil diese Unwissenden nicht wissen, dass du mich nicht verlassen kannst, nicht verlassen willst. Aber selbst, wenn sie dich hören würden, sie würden es ignorieren, so wie sie dich immer ignoriert haben. "Bakura? Hier weint niemand, du irrst dich." "Was weißt du schon, Pharao? Er ist hier, ich spüre seine Anwesenheit doch. Du willst ihn nicht sehen, doch er ist da. Er hat mir versprochen zu bleiben und das tat er. Warum geht ihr nicht einfach? Warum lasst ihr uns nicht einfach in Ruhe und lebt euer eigenes Leben? Haben wir euch je etwas getan, haben wir? Wir haben uns nie in euer Leben eingemischt, also tut das auch nicht. Ich will doch nichts weiter als für immer hier mit Ryou zusammen bleiben. Pharao, Yami. Unsere Liebe geht über den Tod hinaus, er kann uns nicht trennen, also trennt nicht ihr uns. Bitte Yami und du weißt ich bitte dich eigentlich nie, nur wenn es wichtig ist, lasst uns alleine." Meine Stimme... sie klang flehend. Ich flehte den Pharao an, uns allein zu lassen, was ist nur aus mir geworden Ryou? Der Pharao weinte und ich sah in seinen Augen was ich war, zerbrochen. Sie hatten mich zerbrochen als sie dich mir ein zweites Mal nahmen, doch das ist mir egal, Ryou. Jede einzelne Scherbe meiner selbst liebt dich und wird dies auch weiterhin tun. Ich könnte dich nicht mehr lieben als in diesem Moment, niemand könnte dich so sehr lieben wie ich es tue. Da, es kommt noch jemand ins Zimmer, doch kommt dieser diesmal meinetwegen. Er zieht mich hoch, stellt mich auf meine Beine, funkelt mich zornig an. "Was hast du dir dabei gedacht, Bakura? WAS?!" Ich lächle ihn nur an, kann nicht anders als Mariku so gebrochen wie ich bin anzulächeln. Es wundert mich, wie konnte ich damals nur eine so starke Persönlichkeit haben wie er? Doch nun war all dies fort, in weite Ferne gerückt und ich bin gebrochen unter deinem Verlust und das sieht auch Mariku, lässt mich erschrocken zu Boden fallen. Böse bin ich ihm nicht, wieso auch, er sieht mich nun so an, wie all die anderen Menschen in diesem Raum. Er sieht mich nun so wie ich bin und was mir eben erst klar wurde, gebrochen. Irreparabel zerstört. "Mein Gott, Bakura..." Siehst du, Ryou? Das ist alles deine Schuld. Nur deinetwegen bin ich gebrochen, aber ich bin nicht böse. Es war mein Fehler, dir meine Seele zu schenken, sie aus ihrem Käfig, der sie solange beschützt hat zu nehmen, doch hätte ich sie niemanden lieber geschenkt wie dir. Bakura... Ich lächle beim klang deiner Stimme, erhebe mich als jemand, komplett in Weiß gekleidet den Raum betritt. Ich weiß, er ist wegen mir hier, sie werden mich einsperren, einweisen. Aber ich bin zu schwach mich zu wehren, ich habe keine Kraft mehr, nicht mal der Ring will mir gehorchen. Bakura... Bitte... Ohne Probleme legen sie mir diese Zwangsjacke an und ich lächle weiter stumpf vor mich hin. Nun bin ich mir sicher, du wirst mit mir kommen, egal wohin ich gehe, das sagtest du mir. Ja, ich begleite dich Bakura, ich lasse dich nicht alleine, so wie die Anderen es taten, ich liebe dich doch. "Ja Ryou, das weiß ich." Langsam schieben sie mich aus dem Zimmer, vorbei an den anderen Yamis, den Hikaris und vorbei an den Polizisten. "Wieso Bakura, wieso?" Ich sehe zur Seite, lächle deine sogenannten Freunde an und wer weiß, ich glaube auch ich habe sie einen Augenblick lang als Freunde gesehen. "Ryou... Für ihn gab ich alles, sogar meine Seele. Schaut nicht so bekümmert, ich bin glücklich." Ich sage dies, doch fühlen tat ich ganz anders, ich war verzweifelt, verzehrte mich nach deiner körperlichen Nähe, doch würde ich diese nie mehr bekommen. Mein Lächeln verblasste und gesenkten Hauptes verließ ich das Haus, in das ich wohl nie mehr zurückkehren würde, in dem ich so lange mit dir gelebt hatte. Ryou, ich hoffe du bleibst bei mir, auch dort. Nur das und ich bin glücklich. Ich bleibe bei dir Bakura, das habe ich doch versprochen... -Fin- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)