Human von Rici-chan (RenxHoro Kapitel 25 kommt + Epilog) ================================================================================ Kapitel 9: HUMAN 9 ------------------ HUMAN 9 Rens Ankunft nicht bemerkend, belauschte der Soldat seine Entführer derweil weiter. Sie hatten nicht mehr viel zu jenem Thema gesagt und es schließlich ganz gewechselt, aus Angst vor Folgen wie es schien. Denn es war mehr als offensichtlich, dass sie Angst, wenn nicht sogar Panik vor jenen Leuten hatten die ihnen Frau und Kind nehmen konnten. Was mit jenen dann so schreckliches geschehen sollte konnte Horo nicht heraushören, doch schien es sich hier nicht nur um "normale" Folter oder Ähnliches zu handeln. Allein das war schon mehr als besorgniserregend. Der Blauhaarige rückte etwas auf seinem Platz um Einsicht auf die Überwachungsmonitore zu haben die den Nachbarraum ebenso zierten. Aus den Bildern konnte er erschließen, wo in etwa sich diese Kameras befanden und wie das Gebäude in etwa aufgebaut war. Vielleicht gab es auch Aufschluss auf seinen genauen Aufenthaltsort, etwa wenn es noch Kameras außerhalb des Gebäudes geben sollte. Aber anscheinend hielten die Betreiber dies nicht für nötig, da keine Kameraeinstellung die Außenwelt zeigte. Langsam ließ er seinen Blick weiter über die Monitore wandern und blieb mit den Augen an einem hängen. Lange betrachtete er das Bild, obwohl der Bildschirm ziemlich klein war und das Bild etwas flackerte erkannte er etwas, etwas was dort eigentlich nicht hingehörte. Ein Schatten? Wovon? Er ließ sich wieder etwas zurücksinken um nicht zu offensichtlich auf jenen Monitor zu starren. Wenn er es sehen konnte konnten die Menschen das sicher auch und er war sich im Moment nicht so sicher ob das für ihn von Vorteil war. Immerhin wusste er noch nicht ob der Eindringling sein Freund oder sein Feind war... Ren schritt weiter voran. Er konnte die verschiedenen Kameras entdecken, und durch deren Bewegungen den toten Winkel ausnutzen und trotz seines verhinderten Beines schaffte er es nicht gesehen zu werden. So vermutete er es zumindest. Er war nun ein paar Gänge entlang gegangen. Eine Tür die er fand war bis jetzt nur ein Lager gewesen. Die nächste Tür, die er wieder öffnen konnte ohne ein Geräusch, war eine Art kleiner Kontrollraum, wo alle Möglichen Kabel und elektronischen Verbindungen verliefen. Das war mehr als gut. Er selbst und Horo, falls er hier sein sollte, konnten in der Dunkelheit genauso gut sehen wie bei Tageslicht. Er machte sich daran die Verbindungen zu untersuchen, bis er jene durchschnitt, die das Licht mit Strom versorgten, aber auch andere elektrische Geräte. Bald darauf wurde es auch dunkel. Zur Sicherheit hatte er ebenfalls den Notstromgenerator außer Gefecht gesetzt. Er verließ den Raum wieder. Ein menschliches Auge dürfte hier nicht einmal die Hand vor Augen sehen. Horo musste seine Chance nutzen. Den eilen konnte Ren in seinem Zustand kaum; den Zweifel, der ihn nun zu befallen drohte, dass er hier nicht mehr rauskommen würde, schob er beiseite. Wo sollte Horo sonst sein? Weiter die Monitore beobachtend, achtete der Soldat nun auch gleichermaßen auf die Menschen und gab irgendwelche Laute oder Beschimpfungen von sich wenn diese Gefahr liefen den Schatten auf den Monitoren zu entdecken. Er wusste immer noch nicht wer oder was dieser Eindringling war, dafür war die Bildschirmauflösung zu schlecht aber einen Überraschungsmoment würde ihm in jedem Fall zu Gute kommen. So wartete er nur geduldig ab was geschah. Als das Licht ausfiel war er ebenso überrascht wie die Menschen dort. Aber er wusste seine Chance auch gleichermaßen zu nutzen. In einer schnellen geschmeidigen Bewegung stand er vom Stuhl auf und zerriss die Handschellen mit nur geringem Energieaufwand. Schließlich nutze er die allgemeine Verwirrung und Orientierungslosigkeit und schlich sich an seinen Entführern vorbei. Es war nicht sonderlich schwer, da diese nur nahezu blind in der Gegend herumtasteten. Auch versuchen sie es mit dem Notstrom, aber auch da hatte sein, vielleicht unverhoffter, Retter wohl gute Arbeit geleistet. Da er nun auch nicht mehr vor Kameras fürchten musste konnte er sich schnell voran bewegen, achtete jedoch immer noch auf mögliche Verfolger oder andere Überraschungen. Dennoch wollte er sich vergewissern wer denn nun dieser Schatten gewesen war. Sollte es jemand aus dem Labor sein, konnte er ihn immer noch töten. Doch wenn es Ren war brauchte er vielleicht seine Hilfe oder wollte ihn ebenso finden. Vorsichtig lief er so die Gänge entlang und spähte um jede Ecke, bisher erfolglos. Ren horchte außerhalb des Kontrollraums, aber anscheinend bewegten sich die Personen in diesem Komplex nicht ohne Licht. Er humpelte so seinen Weg zurück, wusste er ihn doch noch auswendig. Vor jeder Biegung spähte er erst in die Dunkelheit, aber meistens war niemand in seinem Weg. Nur einmal waren ein paar Blinde Wächter oder andere Personen im Gang, die sich hysterisch unterhielten. Ren konnte durch diese Lautstärke an ihnen vorbei, ansonsten wäre ihnen das ziehende Geräusch sicher aufgefallen, was sein Bein verursachte. Als er kurz vor dem Ausgang war, den man anscheinend durch mehrere Gänge erreichen konnte, sah er das aufblitzen einer kälteren Person, was ihn erst zurückschrecken ließ. War diese Person bewaffnet? Vorsichtig bewegte der Soldat sich weiter durch die Finsternis. Vorbei an verunsicherten Arbeitern und bewaffneten Wächtern, die ohne das Licht völlig hilflos schienen. Einige waren aber auch schon auf die Idee gekommen die Taschenlampen, die an ihren Gewehren angebracht waren zu benutzen. Natürlich war ihnen klar, dass dieser Stromausfall keine natürliche Ursache haben konnte. Denn wie wahrscheinlich war es, dass gleichzeitig Haupt- und Notstromgenerator bei guter Wetterlage ausfielen? Natürlich nahegehend null. Hinzu kam, dass das Gebäude und somit auch alle Geräte noch recht neu waren, von Verfall konnte also auch nicht die Rede sein. Vorsichtig spähte er nun auch weiter um jede Ecke und wich geschickt einigen Menschen aus, ohne dass sich diese seiner Gegenwart gewahr waren. Seine Nachtsicht war natürlich annähernd so perfekt wie bei Tageslicht, sodass er weiterhin keine Probleme hatte. Sobald er um die nächste Ecke gespäht hatte entdeckte er eine Gestalt die scheinbar das Bein nachzog. Ein leichtes, für Roboter völlig sinnloses und überflüssiges, Lächeln huschte über seine Lippen. Und er meinte zu spüren wie die Spannung in seinem Körper nachließ. Ein Versorgungsfehler? Waren vielleicht irgendwelche Schaltkreise beschädigt worden, ohne dass er es bemerkte? Was auch immer es war es fühlte sich gut an. Fühlte? Ging das überhaupt? Er beschleunigte seine Schritte etwas blieb aber plötzlich ruckartig stehen. wenn er einen Atem gehabt hätte, hätte er ihn wohl jetzt angehalten. Ren, der sich ja zuerst bei dem erblicken der körperlich kälteren Person zurückgezogen hatte, zog nach reiflicher Überlegung den Schluss sich der Gefahr zu stellen. Er hatte keine Waffen außer seinem metallenen Körper, die er hätte einsetzen können. Zudem war er mit dem Bein jeder Auseinandersetzung unterlegen. Er machte sich bereit und sah erneut um die Ecke und tat den Schritt. Als er dann die genauen Umrisse der Person sah, fiel die angelegte Spannung automatisch von ihm ab. Er war erleichtert. Die Situation schien auf einmal nicht mehr so ausweglos zu sein. Er machte unvorsichtig einen weiteren Schritt auf Horo zu, völlig trunken in seinem Anblick. Seine Schaltkreise und alle Mechanismen schienen falsch herum zu laufen. Er fiel über seine Beine - ein eigenes kaputtes Bein, um genau zu sein - und noch im Fall spürte er, das sein Bein nun vollkommen nutzlos war, völlig unbeweglich, ein Stück Metall ohne Sinn und Leben. Gebannt wurde diese Szene nun von besagtem blauhaarigen Soldaten beobachtet, der dennoch still stehen blieb und keine Anstalten machte seinen Kameraden, seinen Freund, aufzufangen. Dieser prallte so mit einem hohlen Klang auf den Boden, ungeachtet von allem und jedem. Fast jedem. Denn wenn man genau hinsah konnte man einen kleinen roten Lichtpunkt an der Schläfe des Gefallenen erkennen, jener war relativ unruhig was von den Bewegungen der Person herrührte, die das Präzisionsgewehr trug und auf ihn zielte. Jener machte nun ein paar vorsichtige Schritte weiter auf den Spion zu und schien sich noch nicht sicher zu sein, ob er auf einen scheinbar Behinderten schießen sollte. Auch war betreffende Person allem Anschein nach nicht bewaffnet. Jener Mann trug neben dem Gewehr auch ein Nachtsichtgerät, weshalb er sich sicher in der Dunkelheit bewegen konnte. Der Roboter-Soldat hatte ihn an der Ecke der letzten Abzweigung vor dem Ende des Ganges, an dem Ren gestanden hatte, ausgemacht und war so dem Schulungsplan gemäß völlig regungslos stehen geblieben. Auf diese Weise wurde er bis jetzt nicht bemerkt, was er sich für einen Überraschungsmoment zunutze machen konnte. Dennoch bestand die Gefahr, dass aufgrund des Schockes, der Mann dennoch auf das anvisierte Ziel schießen würde. Es musste also zunächst abgelenkt werden, was jedoch für den, für solche Fälle programmierten Soldaten, kein Problem darstellen sollte. So schlich er sich lautlos dichter an jenen heran. Dicht hinter seinem Ziel erzeugte er einen leichten Luftstrom in der Nähe des Gesichtes des Mannes, welcher für diesen spürbar war. Jener wandte sich dadurch alarmiert und irritiert zu ihm um - mitsamt seinem Gewehr. Doch da war es auch schon zu spät für jenen. In atemberaubender Geschwindigkeit entwand Horo ihm nun das Gewehr - welches stumm blieb - und führte einen präzisen Schritt über die Kehle des Mannes aus, welcher nicht einmal dazu kam einen Ton von sich zu geben oder zu realisieren was gerade mit ihm geschah. Zwei Sekunden später sackte der leblose Körper zu Boden - sinnlos gestorben - mit immer noch vor Verblüffung aufgerissenen Augen. Mit kalten, lebelosen Augen beobachtet von seinem Mörder bis jener sicher war, dass mit keinem Widerstand mehr zu rechnen war. Nach einem kurzem prüfenden Blick entschied sich jener zudem das Gewehr zu behalten und mit einem Schritt stieg er über sein Opfer, während er das blutige Jagdmesser wieder in die versteckte Scheide steckte. Neben Ren ging er nun langsam in die Hocke und zog ihn an der Schulter etwas hoch. "Kannst du Laufen? Soll ich dich stützen?" Dieses beflügelnde Gefühl war zurück und war kein Vergleich mehr zu der kühlen, berechnenden Gewissheit gleich jemanden zu töten. Auch stellte das leichte Lächeln was nun erneut seine Lippen zierte einen völligen Kontrast zu dem fremden Blut auf seiner Haut dar. Ren hörte es selbst, wie er fiel. Als er auf den Boden auf kam, hörte man das klirren von Metall auf diesen festen Fußboden. Er kam sich wie ein weggeworfener Gegenstand vor, sinnlos und nicht mehr zu gebrauchen. Denn so etwas war er jetzt, beschädigte Ware, die man am besten auf den Schrottplatz entsorgte. Er merkte zu spät den roten Strahl des Gewehres. Er hatte es nicht bemerkt, wieso eigentlich? War er zu trunken von Horos Gegenwart? Oder begannen nun noch andere Funktionen herunter zu fahren? Was würde er als nächstes verlieren? Das andere Bein? Oder doch eher einen Arm? Oder einen seiner sogenannten Sinne, die ihn zu einem menschenähnlichen Objekt machten? Er wurde degradiert. Ren merkte nichts um sich herum, viel zu sehr war er in seiner misslichen Lage gefangen, die nicht nur seinen Körper in Betracht zog. Was würde passieren, wenn er eine Kugel in den Kopf bekäme? Würde er sterben oder einfach nur beschädigt sein? Da konnte kein Blut oder Gehirnmasse heraus kommen, vielleicht würde es auch nur Funken schlagen, wer weis? Als er endlich aufblickte, und dann endlich seinen Retter sah, der ihm im diesen Fall wirklich wie ein, wie sagten die Menschen? Engel vorkam, schien sein Gesichtsfeld, ein weiterer Sinn, zu kollabieren. Seine Nachtsicht wurde von einer Infrarotsicht abgelöst, der die Welt in Wärmefarben tauchte, sodass vor ihm ein Roboter aus kühlen und fast schon heißen Teilen stand. Was natürlich komisch war. Seit wann hatte ein Roboter einen heißen Kopf und Herz? Seine Sicht wurde dann erneut verzehrt - als hätte er einen schlechten Empfang, und er sah alles in Kanälen, in Strukturen und in Bahnen. Mathematische Formen brachen vor ihm auf, eröffneten ihm die Erkenntnis was sie waren - und was sie niemals sein würden. Sie waren Roboter, keine Menschen. Nach einem erneuten Flackern wurde seine Sicht wieder geklärt, und er erblickte endlich erneut seinen Freund, nun endlich in fast allen Farben. Er bemerkte die Blutspritzer, erkannte aber sofort, dass das von dem Opfer war, schließlich bluteten Roboter nicht. Traurig. Er sah kurz zu der Person, die gestorben war. Ebenso gut hätte er es sein können, und sein Leben gewann wieder an Bedeutung. Wurden sie nicht für einen Nutzen erschaffen? Sie waren nicht ohne Funktion erbaut worden! Er wollte leben, um jeden Preis. So eine Haltung dürfte jeder Roboter in sich tragen, solange er damit keine Menschen gefährdete. Aber sie töteten, damit sie lebten. Sie waren Parasiten, die sich an ihren Erfindern labten... Aber auch das konnten sie nur, weil diese Menschen es ihnen vor machten. Führten sie nicht Krieg und töteten wahllos und aus Profitgier? Unzählige Gräueltaten waren in seiner Datenbank. Wollte er überhaupt ein Mensch sein? Wollte die Puppe, von Menschen erschaffen und gelenkt, einer der ihren werden? Der Schwarzhaarige sah vor sich Horo, der lächelte. Alleine schon bei dem Gedanken, dass ein Roboter dies tat, wurde ihm so unwohl in den Drähten, als wären sie zu heiß und ohne Isolierung. Aber es war ohne jegliche Logik gut. Es war richtig. Trotz aller Gegensätze. Seine kühle Datenbank und Schaltkreise arbeiteten nicht mehr nur nach Fakten - sie waren fehlerhaft und von einem Gedanken getränkt. Er wollte leben. Zusammen mit ihm. Ohne, dass der kleine Roboter es kontrollieren konnte, schaute er besorgt zu seinem Kameraden, der ihm schon wieder das Leben gerettet hatte. Er stützt den Oberkörper wieder auf, schätzte ihre Lage aber realistisch ein. "Mein Bein ist tot. Ohne Krücke geht nichts." Diese lag nun neben ihm, und er griff danach. Sie mussten schnell hier heraus, und mal wieder wäre Horo ohne ihn schneller... Diesem waren solche Gedanken fremd, solche Überlegungen fremd. Man ließ niemanden zurück, außer man hatte keine Wahl oder würde selbst mit jenem sterben. Beides war nicht der Fall, sie hatten eine Wahl und keiner von ihnen würde heute sterben. So half er seinem Freund auf und bahnte sich mit ihm den Weg durch die dunklen Gänge. Dank Rens Erinnerungsvermögen und guten Informationen fanden sie den Ausgang ohne weitere Zwischenfälle. Hätte er atmen müsste hätte er nun sicherlich die frische Luft genossen, sie tief in sich gesogen. Jedoch so bleib es ihm nur einen sehnsüchtigen Blick zu den Sternen zu werfen. In diese unendliche Weite. Unendlichkeit. Dies war für Computer und Menschen gleichermaßen nicht fassbar und keiner der beiden konnte es so recht begreifen. Auch wenn die Menschen immer von Ewigkeit und dem Unendlichen sprachen, wussten sie denn wirklich was es hieß? Dass es kein Ende gab? Egal die lang die Geschichte, wie weit der Himmel war? Konnte ein Kriegsroboter philosophische Gedanken hegen? Horo brachte Ren weiter fort von jenem Unheil verheißenden Gebäude. Sie liefen soweit sie konnten, sie konnten so weit wie sie wollten. Denn potentiell war ihre Kraft unendlich, nicht wahr? Aber da dies nicht fassbar ist hielten sie schließlich in einer Gasse eines abgelegenen Stadtteils. Bis hierhin würden sie so schnell nicht verfolgt werden. Mit geringem Kraftaufwand wurde auch sogleich eine weitere Tür für sie geöffnet, sodass sie sich in einer verlassenen, heruntergekommenen Wohnung wiederfanden. Der Besitzer wurde augenscheinlich entweder hinausgeschmissen oder war verstorben. Wie man es auch sah, sie war frei für sie und bot genug Platz. Diese sollte vorläufig als Unterschlupf reichen, auch wenn sie eigentlich kein Essen, keine Heizung oder Decken brauchten. Wenn sie so im Gras herumlagen fielen sie doch eher auf und dort würde man zuerst suchen. Ohne Horo hätte es der Roboter nicht nach draußen geschafft. Er wusste zwar den Weg, aber ohne sich bewegen zu können hätte er den Ausgang nie erreicht. So standen sie dann in der frischen Nachtluft, wieder auf freiem Fuße. Sie mussten vorsichtiger sein, noch einmal konnte er den anderen nicht retten, so wie es aussah... Als sie in ihrem Unterschlupf waren setzte sich Ren auf die gammelige Couch und beobachtet fast traurig sein Bein. Es war nutzlos, und ohne dieses wäre es sicher einfacher... Er hatte so oder so sein Gleichgewicht verloren, und falls sie dieses Gegenmittel finden würden, würde ein Bein dann wieder so sein? Konnten sie es sich leisten, für die Hoffnung zu sparen und dafür die Gegenwart aufs Spiel zu setzen? Nein, das konnten sie nicht. Und theoretisch fühlte er keinen Schmerz, also müsste es gehen. Er sah sich nach einem scharfen Gegenstand um, etwas zum schneiden oder brechen. Wer konnte das allerdings besser als Horo? Er sah zu ihm auf und brachte seine Bitte vor. "Kannst du mein Bein entfernen? Es ist tot." Jener sicherte zu der Zeit noch ihren neuen Unterschlupf und machte vermeintliche Fluchtwege aus. Unterm Strich hatten sie eine gute Position aus der sie in so gut wie jede Richtung fliehen konnten, auch weil Wände und Fenster recht brüchig waren. So kam er nun langsam wieder zu seinem Freund zurück und betrachtete das gehandelte Objekt nun - besorgt? Natürlich stand die Frage im Raum ob das Bein nicht vielleicht doch geheilt werden konnte. Aber wie auch Ren schon gedacht hat, konnten sie solche Eventualitäten das Leben kosten. So sah er dem "Patienten" fest ins Gesicht und stelle die einzig relevante Frage: "Bist du dir sicher?" Langsam ging er nun auf eine Antwort wartend um die Couch herum und zog langsam das Jagdmesser aus der verstecken Scheide an seinem Oberschenkel. Während er das tat dachte er bereits darüber nach wie er den Schnitt am besten ansetzte, dennoch setzte er noch zu keiner Handlung an ehe Ren seine endgültige Entscheidung getroffen hatte. Ren beobachtete die Bewegungen seines Kameraden und war fast erstaunt über die Antwort. Auf dem Weg zu dieser Zuflucht war genug Zeit zum nachdenken geblieben. Und hatten sie eine andere Wahl? Nein. Und er wollte Horo nicht gefährden, der einzige der noch eine große Chance hätte. Von ihnen beiden. Er würde für das überleben des Blauhaarigen fast alles geben, und seien es seine letzten Drähte und Kraftreserven. Daher nickte er. Ein Bein konnte man schnell wieder ersetzen, bestanden sie nur aus Metall am Ende. Es würde kein großer Verlust sein, eine Last war er so oder so... Der kurze Gedanke, dass er Schmerzen haben könnte, erschien ihm unsinnig und verschwand in den Abgründen seiner Chips. So wartete er nur auf das Handeln seines Lebensretters. Jener sah Ren nur weiter fest an nickte ebenso langsam als dieser es tat. Als nächstes besah er sich das Bein weiter und suchte eine gute Stelle für den Schnitt. Denn völlig Blindlinks konnte er es auch nicht abtrennen, da er die Möglichkeit erhalten musste einen Ersatz anfügen zu können. So entschied er sich für eine Stelle über dem Knie, denn dort verliefen vorrangig einfache Verbindungen und Leitungen. An jene konnte leichter angeknüpft werden als an die komplizierten komplexe im Kniegelenk. Und jenes war sowieso wertlos, so wie es jetzt war. So schob der das Hosenbein bis hoch an die erdachte Stelle und setzte langsam an. Nochmals überprüfte er den Winkel und die Abstände. Alles passte. Dann die Schärfe des Messers. Haarspaltend. Perfekt. Wieder setzte er an, diesmal aber zielgerichteter. Die Bewegung war schnell und präzise. In ein einer kurzen Sägebewegung nach links und der schnellen kraftvollen nach rechts unten hatte er das Bein zu einem Großteil vom rechtlichen Körper abgetrennt. Eine Wiederholung mit halber Stärke reichte für den Rest. Das amputierte Körperteil fiel zu Boden. Der Beinstumpf zuckte etwas unkontrolliert. Undefinierbare Flüssigkeit ergoss sich über das Werkzeug und den Chirurgen. Dessen Blick unbewegt, während sein Gesicht mit etwas schwärzlich-rotem bespritz wurde. +*+*+ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)