Mutation - Kapitel 4 von Toraina ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 4: Kälte Der nächste Tag begann bei allen Bewohnern des Bunkers unterschiedlich. Nightwind schaute zuerst einmal auf die Uhr. Es war beinahe ein Uhr Nachmittags. Und es war Donnerstag, der 11. Juli. Da er wußte, dass die anderen auch erst so spät aufwachen würden, verkroch er sich unter die Dusche. Als er das Wasser anstellte, war es eine lange Zeit sehr kalt, bevor es endlich eine brauchbare Temperatur annahm. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ally war vor Nightwind wach gewesen, aber sie lag eine sehr lange Zeit wach im Bett. Irgendwann hörte sie unten die Dusche und stand dann auf. Sie zog sich schnell einen Morgenmantel über und dann ihre Latschen an, bevor sie in die Küche ging. Dort machte sie sich den Gori warm. Sie war eine von vielen, die lieber dieses billige Getränk gewählt hatte. Kaffe war nur noch schwer zu bekommen und daher sehr teuer. Aber der Ersatzstoff machte auch wach, auch wenn Gori sicher nicht so gut schmeckte. So wartete Ally also, bis der Pikomat aus der kleinen Kapsel einen Becher Gori hergestellt hatte. Die Tür wurde geöffnet und Chris kam herein. Selbst so früh am Morgen trug er seinen grauen Mantel. Heute hatte er aber außerdem einen Hut auf, was ihn zumindest von hinten wie einen Cowboy des 20. Jahrhunderts aussehen ließ. Aber die seltsamen Symbole des Hutes, welche auch schon auf seinem Hemd zu sehen waren, ließen ihn wie einen Wahrsager oder gar wie einen Magier scheinen. Aber Ally glaubte nicht, dass sie es hier mit einem Mutanten zutun hatte. Sie kannte bisher nur Nightwind, aber noch nie hatte sie andere Mutanten gesehen. Christian war einfach zu menschlich uns selbstsicher. Nicht dieses Häufchen Selbstmitleid wie Nightwind. Chris ein Mutant? Niemals. "'morgen.", grummelte dieser und öffnete den Kühlschrank. Dabei stellte er fest, dass Nightwind gestern Nacht wohl auch hier gewesen war. Obwohl der Kühlschrank mit Ökogen beschichtet war, hatte er bereits leichten Schaden davon getragen. Ally schaute ungläubig über Christians Schulter. Alle Nahrungsmittel waren tiefgefroren. Dann öffnete Ally das Kühlfach, welches aus einem einzigen Eisblock bestand. "Wie...?" Auch Chris sah ziemlich überrascht aus. "Habt ihr hier irgendwo Kühlanlagen? Wenn ja, vielleicht sind die ja an das Wassersystem gekoppelt..." Ally unterbrach ihn. "Nein. Und wenn, dann hätten, wir sie schlauerweise nicht ans Wassersystem gekoppelt!" Chris entgegnete Allys bösen Blick mit einem sanften Lächeln und ging dann zur Wasserleitung, die deutlich sichtbar an der Wand entlang lief. Chris faßte sie an und sagte nachdenklich: "Die Leitung ist eiskalt, habt ihr Öko-Wasser?" Ally nickte. "Natürlich, wir sind doch nicht wahnsinnig!" Christians Gesichtsausdruck verriet, dass er daran zweifelte, aber bevor Ally irgend etwas sagen konnte entgegnete Chris: "Würde mich wundern, wenn hier überhaupt noch Wasser fließt. Ihr habt wirklich keine Kühl...?" Allys Blick sagte alles und so brach Chris seinen Satz ab. "Bevor du mir hier das Haus auseinandernimmst, kannst du ja mal die anderen zum Frühstück holen." Chris nickte nur und ging dann aus der Küche. Zuerst ging er in das Zimmer quer gegenüber der Küche, wo Xylon lag. Als Christian die Tür öffnete, wollte er seinen Augen nicht trauen. Xylon und Linn lagen Arm in Arm auf dem Bett. Wange an Wange lagen sie da. Linn lag auf Xylon, wenn man es so nennen konnte. Ihre Schminke war total verschmiert. Außerdem war Xylon total durchgeschwitzt. Neben dem Bett lag Linns Handtasche und Chris war versucht sie zu öffnen. Aber Linn schmiegte sich gerade weiter an Xylon, was den Magier zurückschrecken ließ. Diese Bewegung sagte ihm aber alles. Es konnte gar nicht anders sein. Aber er wollte noch nicht einsehen, dass dieses Mädel an jemand anderen verloren ging. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Xylon schrak hoch. Erst nach einigen Sekunden registrierte er, dass er Linn in den Armen hielt. Das nächste, was er erkannte war, dass Chris im Zimmer stand. Er hatte die Hände in die Seiten gestemmt und sagte jetzt: "Na, eine anstrengende Nacht gehabt?" Xylon bemerkte den schadenfrohen Ton. Chris dachte doch nicht etwa...? "Nein. Und wenn du denkst, ich hätte mit ihr geschlafen, dann liegst du falsch. Ich vergreife mich nicht an Minderjährigen!" Diese direkte Art war Chris nicht gewöhnt, aber genau das war es, was er an Xylon nicht ausstehen konnte. Außerdem hätte er die Chance, Linn zu bekommen, auch genutzt, und nicht wie Xylon abgewartet. Aber da war wohl jeder anders. Linn bewegte sich wieder, öffnete langsam die Augen und streckte sich, wobei sie Xylon aus Versehen eine Ohrfeige gab. "Aua!", gab dieser von sich. Als sie bemerkte, dass sie ihn getroffen hatte, schaute sie ihn entschuldigend an und sagte ganz lieb und wirklich ernstgemeint: "Oh, tut mir leid. Hab total vergessen, dass ich ja hier eingeschlafen bin." Chris hob beide Augenbrauen. Die Beiden hatten wirklich nichts miteinander gehabt. "Schon gut, war ja nicht mit Absicht.", antwortete Xylon ebenso lieb. Gut. Die Beiden hatten zwar noch nichts, aber Chris erkannte, dass sich da wohl noch was entwickeln könnte, wenn er nicht aufpaßte. Das mußte auf jeden Fall verhindert werden! "Ihr sollt zum Frühstück kommen.", sagte Chris trocken. Linn stemmte die Hände in die Seiten: "Sehr witzig! Xylon ist noch nicht so weit!" Chris runzelte die Stirn: "Wieso?" "Ja, schau' ihn dir doch an!" Xylon versuchte sich vorsichtig aufzusetzen und spürte dabei, dass sein Körper wohl doch nicht so schnell mit der Heilung vorangeschritten war, wie er zuerst geglaubt hatte. Er biß die Zähne zusammen und gab es auf, sich hinzusetzen. Chris musterte den kräftigen Xylon und meinte: "Jemand kann ihm ja das Essen später vorbei bringen. Komm jetzt, Linn..." Linn löste sich von Xylon und stand langsam auf. "Gut... ich komme dann später noch mal zu dir, hm?" Xylon nickte: "Ich werde auf dich warten." Chris verdrehte innerlich die Augen. Sülz, sülz. "Die anderen werden nicht ewig warten, Linn!" Das Mädchen strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, dann wandte sie sich zum Gehen. Chris hielt ihr die Tür auf. Als Linn hindurchging berührte er ihre Schulter. Er stellte fest, das Linn zart gebaut zu sein schien. * Draußen auf dem Flur fragte Christian dann: "Kann es sein, dass du was von ihm willst?" Linn wußte, von wem er sprach, aber sie wollte nicht direkt darauf eingehen: "Von wem redest du?" Chris hielt sie sanft am Arm fest und schaute ihr in die Augen: "Ist er nicht etwas...klein...?" Linn mußte grinsen: "Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?" Chris hob eine Augenbraue: "ICH?! Wie kommst du denn darauf?" Linn kicherte: "Gib's doch zu! Ich merk' doch, wie du mich immer anstarrst." Chris fehlten die Worte. Linn hatte die selbe direkte Art wie Xylon. Und sie hatte Recht. Linn drehte sich wieder von Chris weg, damit er nicht sehen konnte, dass sie rot wurde. So etwas hatte sie noch nie zu einem Jungen oder Mann gesagt. Das war ihr absolut peinlich. So kam es, dass Christian als erster die Küche betrat und Linn ein paar Minuten später kam. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ally stand schon wieder am Kühlschrank, Sonja ,alias Anja, saß am Tisch und Nightwind schaute sich die Wasserleitungen an. Er schien ratlos an den Ventilen des Wasserhahns zu drehen, ohne das irgend etwas passierte. "Wo ist Xylon?", fragte Ally Chris. "Der liegt im Bett.", antwortete dieser nur. Linn fügte noch hinzu: "Es geht ihm zwar schon etwas besser, aber noch nicht gut genug..." "Der scheint wohl ziemlich was abbekommen zu haben." Kommentierte Sonja das ganze. Chris setzte sich neben sie und nickte nur. Linn ging jetzt erst mal zum Kühlschrank, um nicht sofort wieder in Christians Augen sehen zu müssen. Dieser beobachtete jede ihrer Bewegungen. Linn spürte seine Blicke und merkte, wie sie nervös wurde. Sie ließ das Glas fallen, welches sie sich gerade erst geholt hatte. Christian schmunzelte. Seine Fähigkeiten konnten auch für andere Sachen gut sein. Ganz besonders, was Frauen anging. Nightwind runzelte die Stirn, als er auf den Boden sah, wo gerade das Glas zerschmettert war. Er ging in die Knie und schaute sich die Glasscherben genauer an. Ally schaute nun auch neugierig zu Boden: "Was ist denn, Nightwind?" Vollkommen in Gedanken versunken, fragte er nur: "Habt ihr mal etwas Wasser für mich?" Ehe irgend jemand kapierte, was los ist, hatte Sonja ihm bereits die Flasche gegeben: "Hier." Alle staunten, als Nightwind nun etwas davon auf den Boden goß. Es war sofort zu Eis erstarrt. "Was ist das?", fragte Linn. Nightwind schraubte die Flasche wieder zu und stellte sich hin, während er anfing zu sprechen: "Unser neues Problem..." Sonja musterte immer noch die Eisschicht auf dem Fußboden: "Es muß da unten ziemlich kalt sein..." Chris nickte: "Ziemlich... nein Scheißkalt! Deswegen haben wir wahrscheinlich auch kein Wasser mehr aus den Hähnen bekommen..." Sonja stand jetzt auch wieder auf und wandte sich an Ally: "Was ist da unten?" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Xylon nahm sich die Decke. Er merkte erst jetzt, seit Linn nicht mehr neben ihm lag, wie kalt es im Raum war. Dabei hätte es wirklich verdammt heiß sein müssen, alleine schon wegen dem hohen Sauerstoffverbrauch. Und obwohl der "Luftmangel" durch das Lüftungssystem mittels Luftschächte etwas ausgeglichen wird, so hätte es auf jeden Fall wesentlich wärmer sein müssen. Leider war Xylon noch zu schwach, um zur Heizung zu gehen, sonst hätte er nachgeprüft, ob sie überhaupt an war. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ally überlegte. Eine Etage tiefer war nur der Computerraum, die Aufenthaltsräume von Xylon und Tom, und Xylons "Trainingshalle". Darunter waren dann nur noch die Vorräte gelagert und das Zimmer von Nightwind... Auch Sonja überlegte kurz, als sie zu einem Schluß kam: "In der Etage, in der ihr mich erwischt habt... Da habe ich eine Treppe gesehen. Die sah so aus, als hättet ihr die noch nie benutzt. Was ist da?" Nun schauten auch die anderen erwartungsvoll zu Ally. Nichtmal Nightwind wußte, was da unten ist. Er hatte nur immer etwas vernichtendes, kaltes Gespürt, als er mit seinen übernatürlichen Kräften neugierig versucht hatte, es zu ergründen. Allerdings ist er nie da runter gegangen, weil eben diese Kräfte ihn davor gewarnt hatten. Scheinbar gab es da unten mehr Strahlung als in seiner Nähe... "Ich weiß es auch nicht so genau, aber ich habe von unseren Vorgängern mitbekommen, dass sich dort auch eine Art Lagerstätte befindet. Leider kann ich euch nicht sagen, was sie dort gelagert haben...Sie haben nie darüber gesprochen, als hätten sie Angst davor." Nightwind nickte zustimmend. Also haben seine Sinne ihn mal wieder die absolute Wahrheit vermittelt. "Dann ist es wohl keine gute Idee, nachzuschauen, warum hier alles plötzlich so kalt ist..." überlegte Linn laut. Chris war neugierig, also sagte er dazu: "Nun, aber ewig können wir hier auch nicht hocken. Ohne Leitungswasser werden wir früher oder später verdursten und Bock auf Frostbeulen hab' ich auch nicht gerade..." Sonja und Nightwind schauten sich an. Scheinbar mußten sie da wirklich runter. Beide waren auch fest davon überzeugt, dass sie nicht ohne den anderen da runter gehen würden. Sonja sagte dann zu Ally: "Ich denke, wir sollten uns genügend vorbereiten und dann da runter gehen." Linn hob beide Augenbrauen, meinte aber dann: "Aber wartet, bis sich Xylon erholt hat. Den könnt ihr sicher auch gut gebrauchen." Christian verschränkte die Arme: "Den brauchen wir nicht. Wenn ich mitkomme, wird das schon klappen..." Ally schüttelte den Kopf: "Linn hat recht. Wahrscheinlich ist da alles zusammengestürzt. Ein paar Muskeln mehr könnten wir sicher gut gebrauchen..." Christians Blick ließ Ally mitten im Satz abbrechen. Als wäre der Zwerg mehr wert als ich, dachte Chris... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)