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Another you

Freundschaft und Liebe
von

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1. Tag

Ich lag neben meinem Freund in seinem Bett. Er schlief noch. Ich war schon längere Zeit wach. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt schon etwas, wovon er noch gar nicht ahnen konnte. Ich würde bald mit ihm Schluss machen.

Er wollte mich die ganze Zeit an seiner Seite haben. Das nervte irgendwie. Doch was am meisten an ihm nervte, war seine rasende Eifersucht. Ich durfte nicht allein oder mit meinen Freunden irgendwohin gehen, da er meinte, ich würde mir gleich einen anderen Jungen suchen. Deswegen durfte ich nicht wirklich das Haus verlas-sen.

Ich beobachtete ihn wie er schlief. Irgendwie wollte ich nicht mit ihm Schluss ma-chen, Chris war doch eigentlich immer so nett gewesen zu mir in den letzten zwei Jahren. Doch es musste sein. Ich fühlte mich schon ziemlich lange von ihm einge-sperrt, doch ich hatte mich bis jetzt nicht wirklich dagegen gewehrt.

Ich hoffte nur, dass er nicht allzu schnell aufwachen würde. Denn dann würde ich ihm gleich sagen, dass es aus ist und keine einzige Mine verziehen.

Er hatte mir schon oft erzählt, dass er immer heulen musste, wenn eine Beziehung von ihm in die Brüche ging. Also würde er jetzt dann auch heulen, wenn er aufwa-chen würde und ich es ihm sagen würde. Doch es musste sein!

Plötzlich schlug er seine Augen auf. Er sah mich an und sagte: „Morgen Katja.“ Nach seinem Morgengruß wollte er mich küssen, doch ich blockte ab. Ich setzte mich gerade auf das Bett hin. „Chris… Ich muss mit dir reden…“, begann ich und atmete tief ein. „Und worüber?“, fragte er nach. „Ich mach Schluss!“, sagte ich ihm ernst. „Was? Wieso?!“, fragte er geschockt und saß auch plötzlich gerade im Bett. „Wir haben uns zu sehr auseinander gelebt“, begann ich, was eigentlich auch stimmte, „und außerdem macht mich deine Eifersucht einfach krank!“ Chris sah mich mit riesigen Augen an. „Aber… aber… Ich kann mich doch ändern!“, meinte er. Mir war es egal wie sehr er sich verändern würde, bei mir hätte er keine Chance mehr.

„Vergiss es!“, sagte ich zu ihm. Dann stand ich auf, zog mich an und packte meine Sachen zusammen. „Wo… Wo gehst du hin?“, fragte er mich, als ich schon bei der Tür war. „Nach Hause, wohin denn sonst? Es ist nämlich aus! Und ruf mich ja nicht an oder mach auch sonst nichts!“, meinte ich zu ihm und ging.

Meine Eltern würden sich ganz sicher wundern, wieso ich schon um diese Zeit nach Hause kommen würde, doch dies störte mich nicht. Ich würde ihnen schon alles erklären, wenn sie es wissen wollten.

Als ich zu Hause ankam, klopfte ich an der Tür. Mein Bruder Lukas öffnete mir die Tür. „Hallo Katja. Was machst du denn jetzt zu Hause?“, fragte er mich. „Ich hab mit Chris Schluss gemacht und bin eben nach Hause gekommen.“, erklärte ich ihm und ging rein.

Ich ging hoch in mein Zimmer und warf dort meine Sachen einfach in eine Ecke. Dann fing ich einfach an zu heulen und hoffte, dass es niemand mitbekam. Auch wenn ich den ganzen Weg von ihm bis nach Hause nicht geheult hatte, hatte ich mich dennoch die ganze Zeit schlecht gefühlt.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich wischte mir die Tränen mit dem Handrücken weg und sah zur Tür hin. Es war meine Mum. „Was ist denn los, Katja?“, fragte sie neugierig, kam herein und setzte sich neben mich auf das Bett. „Ich habe mit Chris Schluss gemacht…“, sagte ich knapp. Dann nahm mich meine Mum in den Arm. „Lass es ruhig raus… Wenn es dir dann besser geht, erzählst du mir alles, ja?“, meinte sie mit beruhigender Stimme. Ich nickte einfach.

Ich weiß nicht wie lange ich mit meiner Mum da saß und geheult habe, doch es war für mich lange genug. Doch danach ging es mir zum Glück besser.

Ich löste mich aus ihrer Umarmung. Dann atmete ich erst tief ein, bevor ich meiner Mum erzählte, was passiert war.

„Chris war in den letzten paar Monaten total eifersüchtig. Ich durfte nicht mal mehr meine Freunde treffen! Er wollte mich die ganze Zeit einsperren, doch das konnte ich mir nicht gefallen lassen!“, begann ich. „Nun ja… Wenn er so eine wun-derschöne Freundin hatte, war es doch verständlich, wieso er so eifersüchtig war, oder?“, meinte meine Mum.

„Ja schon… Aber seine rasende Eifersucht hat mich verrückt gemacht! Ich durfte ja nicht einmal raus ohne ihn! Und meine Freunde durfte ich gar nicht treffen! Kannst du dir das vorstellen? Er wollte mir verbieten, mich mit meinen Freunden zu tref-fen?!“

„Das ist wirklich nicht normal…“

„Sag ich ja! Außerdem hatte ich schon lange vor, mit ihm Schluss zu machen…“

„Doch du konntest es vorher noch nicht wirklich, du hast es nicht übers Herz ge-bracht, oder?“

„Genau… Deshalb habe ich heute mit ihm Schluss gemacht, als er aufgewacht ist… Doch ich weiß nicht, ob es das richtige war…“

„Es war sicher eine gute Entscheidung… Jetzt hast du wieder deine Freiheit… Zwar wird es anfangs schwer sein, doch mit der Zeit wird es schon wieder gehen!“, sagte meine Mum. Dann stand sie auf und ging wieder. Kurz bevor sie vor der Tür war, drehte sie sich noch mal kurz um. „Was willst du eigentlich zum Frühstück?“, fragte sie und lächelte mich an. Dieses Lächeln kannte ich gar nicht von ihr. Sie schien irgendwie glücklich zu sein, sogar erleichtert. Als ob sie sich für mich freuen wür-de. „Irgendwas. Mir ist es eigentlich egal!“, meinte ich und versuchte genauso zu-rückzulächeln, doch es klappte nicht wirklich. „Ich bring dir dann etwas hoch.“, meinte sie und ging.

Ich nahm mein Handy, ich musste alle SMS von ihm löschen und seine Nummer auch. Zwar tat ich es ein wenig zögernd, doch ich tat es! Danach schrieb ich Leila eine SMS, dass es zwischen mir und Chris aus war und ob sie mit mir heute nicht etwas unternehmen wollte.

Ziemlich schnell kam eine Antwort zurück. Sie schrieb, dass sie gerne etwas mit mir unternehmen wollte, sie schlug sogar etwas vor und zwar ein wenig schwimmen.

Schwimmen war eine gute Idee. Es war wirklich heiß. Es war eben Sommer! Ich ging gerne schwimmen, doch leider war ich dieses Jahr noch nicht, da mich Chris einge-sperrt hatte. Also schrieb ich ihr zurück, dass das klar ging.

Ich suchte überall meine Badesachen und warf sie in meine Badetasche, dann machte ich mich auf den Weg zu Leila.

Die ganze Zeit über dachte ich nur an Chris… Irgendwie wollte ich ihm schreiben, er solle mir verzeihen wegen heute morgen, doch irgendwie konnte ich es nicht. Also ließ ich es bleiben und versuchte nicht an ihn zu denken, egal wie schwer es auch war.

Ich hatte nichts gefrühstückt als ich mit Leila später am Strand lag. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab, immer dachte ich an Chris. Ich sagte es ihr auch die ganze Zeit, doch sie meinte, es würde schon wieder werden und dass es Jungs wie Sand am Meer geben würde.

Sie ging mehrere Male ins Wasser, doch ich blieb immer wieder die ganze Zeit im Gras liegen. Für mich war das so schön angenehm, einfach da zu liegen und zu ent-spannen.

Nun würde mich auch Chris nicht mehr nerven. Nun konnte ich alles tun was ich wollte. Nun würde es nur noch eine einzige nervige Person in meinem Leben der-zeit geben und zwar meinen Bruder Lukas.

Plötzlich kam Leila wieder aus dem Wasser. „Katja! Jetzt komm schon! Oder ich zieh dich ins Wasser!“, sagte sie und grinste mich an. Ich nahm die Sonnenbrille ab und stand auf.

Egal was ich jetzt sagen oder machen würde, ich würde früher oder später sowieso im Wasser landen. Also wehrte ich mich gar nicht. Wir gingen hinunter ins Wasser und schwammen ein paar Runden.

Langsam wurde es spät, deshalb gingen wir dann auch aus dem Wasser und trock-neten uns ab. „Bist du eigentlich noch mit deinem Freund zusammen?“, frage ich Leila während wir uns abtrockneten. „Nein. Er hat mich betrogen, ich hab’s sogar mit meinen eigenen Augen gesehen, deshalb hab ich Schluss gemacht.“, meinte sie ungerührt.

„Oh… Das tut mir leid für dich, Leila.“

„Muss dir nicht Leid tun. Ist sowieso besser. Er ist ein Arschloch.“

„Ein Arschloch? Wieso sagst du das jetzt auf einmal? Als du mit ihm zusammen warst, warst du ja auf Wolke 7!“

„Nun ja… Gefühle ändern sich eben…“, meinte sie und lächelte mich nur ein wenig an. Dann packten wir uns zusammen und machten uns auf den Weg nach Hause.

Als ich dann zu Hause ankam, öffnete mir wieder Lukas die Tür. „Geh mir aus dem weg, Lukas!“, meinte ich zu ihm schroff und ging wieder hoch in mein Zimmer. „Was is’ jetzt schon wieder mit dir los, du blöde Zicke?“, sagte er genervt. Ich blieb auf dem Treppenabsatz stehen. Drehte mich zu ihm um und sagte: „Nenn mich noch einmal Zicke und du kannst was erleben!“ Dann drehte ich mich wieder um und ging in mein Zimmer.

Hier warf ich wieder einmal die Tasche einfach irgendwohin. Ich war nun einfach total K.O. Deshalb suchte ich nach meinem Pyjama. Es dauerte eine Weile bis ich ihn fand, doch dann zog ich ihn mir gleich an.

„Katja? Was willst du essen?“, rief meine Mum hoch. „Gar nichts! Ich bin müde! Ich geh jetzt schlafen!“, schrie ich hinunter und legte mich ins Bett. Ich hörte Schritte hochkommen, höchstwahrscheinlich war es meine Mum. Plötzlich sah sie in mein Zimmer herein. Sie kam zu mir ans Bett. „Willst du wirklich schon schlafen, Kat-ja?“, fragte sie nach. Ich nickte einfach nur, dann ging meine Mum wieder aus mei-nem Zimmer und drehte das Licht ab.

Eigentlich wollte ich gleich einschlafen, doch ich konnte nicht. Ich musste die gan-ze Zeit an Chris denken. Deshalb flossen mir auch tausende Tränen über die Wan-gen hinunter als ich im Bett lag.

Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich heute wirklich mit ihm Schluss gemacht hatte. Irgendwie dachte ich mir nur, dass ich es geträumt hatte. Doch eigentlich wusste ich, dass es real war, obwohl ich es nicht wahr haben wollte.

Ich lag noch lange Zeit wach und heulte. Immer wieder sah ich auf mein Handy um zu sehen, ob sich Chris noch meldete. Doch er tat es nicht. Mein Handy gab keinen einzigen Pieps von sich. Irgendwann schlief ich dann ein.

2. Tag

Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich früh auf. Ich drehte mich zur anderen Seite um, wo früher immer Chris schlief. Irgendwie hoffte ich, wenn ich mich um-drehen würde, dass dort dann Chris liegen würde und noch schlafen würde. Doch leider war dem nicht so.

Ich drehte mich wieder auf die andere Seite, nahm mir mein Handy und sah nach, ob ich schon irgendwelche Anrufe oder SMS hatte. Mich wunderte es, dass ich jetzt schon eine SMS hatte. Ich sah kurz auf die Uhr. Es war gerade einmal halb sieben Uhr früh. Nun wunderte es mich, dass ich um diese Zeit schon eine SMS hatte, ob-wohl Sommerferien waren.

Ich sah nach von wem ich um diese Zeit schon eine SMS bekommen hatte. Ich sah nach von wem sie war. Sie war von… Kenny?! Erstaunt sah ich mir die SMS an. Wieso schrieb mir Kenny auf einmal? Er hatte sich schon seit zwei Jahren nicht mehr bei mir gemeldet.

Er hatte auf einmal aufgehört auf meine SMS zu antworten, auf meine Anrufe nicht mehr reagiert und alles. Es war damals der Tag, an dem ich mit Chris zusammen kam, an dem er aufhörte sich bei mir zu melden. Ich fand es nur seltsam, dass er sich jetzt zwei Jahre später bei mir meldet und das nachdem es mit Chris aus war! In seiner SMS stand, dass ihm alles Leid tun würde.

Ich wählte einfach Kennys Nummer ohne nach zu denken, was ich da tat. Als es klingelte, kam mir erst wieder in den Sinn, was ich da tat. Nun konnte ich aber nicht mehr zurück. Ich hatte nun keine andere Wahl mehr. „Hallo?“, hörte ich eine alte bekannte Stimme. „Hallo… Kenny, bist du es?“, fragte ich vorsichtig nach.

Ich hatte schon so lange nicht mehr mit meinem besten Freund geredet, irgendwie hatte ich Angst davor mit ihm über alles zu reden. Wer wusste, ob wir uns nicht zu sehr verändert hatten und uns noch immer so gut verstanden wie vor zwei Jahren?

„Katja…?“, fragte er vorsichtig nach.

„Wie geht’s dir so, Kenny?“

„Eigentlich ganz gut… Dir wahrscheinlich eher nicht so, oder?“

„Nein… Nicht wirklich… Woher…?“

„Leila…“

„Oh…“

„Sie hat mir erzählt was Sache ist…“

„Verstehe… Ach, Kennylein?“

„Was kommt jetzt schon wieder?“

„WIESO HAST DU DICH DIE LETZTEN ZWEI JAHRE NICHT BEI MIR GEMELDET?!“

„Tut mir Leid, Katja! Es tut mir so schrecklich Leid!“

„Nenn mir doch bitte den Grund, Kenny, ja?“

„… Tut mir Leid… Ich kann das nicht…“

„Verstehe…“

„Hast du heute Abend schon etwas vor, Katja?“

„Nein… Wieso?“

„Dann gehen wir heute Abend in die Disco! Ich hol dich ab!“, sagte Kenny schnell und bevor ich noch ein Wort sagen konnte, legte er auf. Ich wollte ihm klar ma-chen, dass ich nicht in die Disco wollte.

Eigentlich wollte ich nur zu Hause bleiben und nichts tun, nur heulen, einfach nur heulen und mehr nicht. Doch nun hatte ich anscheinend keine andere Wahl mehr. Ich hoffte nur, dass mich Kenny nicht mit irgendwem verkuppeln wollte. Doch das würde er sicherlich nicht tun, denn er wusste, dass ich nach einer Beziehung eine lange Pause brauche.

Nicht so wie Leila, die nach jeder Beziehung gleich nach dem nächsten Typen Aus-schau hält, denn sie wollte mich ja am Tag zuvor eigentlich auch schon verkuppeln. Doch ich hatte abgeblockt.

Ich stand nun auf und ging runter in die Küche. Höchstwahrscheinlich war noch kei-ner wach, also machte ich für alle erst einmal Frühstück. Zumindest für meinen Bruder und meine Eltern. Ich hatte keinen Hunger, mein Magen streikte sozusagen, das war auch gestern schon so. Wahrscheinlich war es weil ich mit Chris Schluss gemacht hatte.

Die Beziehung mit Chris war die längste bisher gewesen. All meine anderen Bezie-hungen hatten gerade einmal ein paar Monate gehalten, deshalb fiel es mir bei die-sen Beziehungen auch nicht so schwer mit dem Schluss machen.

Doch es dauerte immer wieder nur ein paar Wochen oder höchstens ein zwei Mona-te, bis ich wieder glücklich war.

Deshalb dachte ich mir, dass dies bei Chris nicht der Fall sein würde. Ich würde ihm ganz sicher lange genug nach heulen. Doch daran durfte ich nicht denken.

Als ich den Frühstückstisch gedeckt hatte, machte ich mich auf den Weg meine El-tern zu wecken, zumindest wollte ich sehen, ob sie noch schliefen. Also ging ich aus der Küche nach hinten in das letzte Zimmer in diesem langen Gang. Vorsichtig öffnete ich die Tür und weckte meine Eltern auf und sagte ihnen, dass es Frühstück geben würde und dass ich schon gegessen hatte, obwohl es gar nicht stimmte.

Danach ging ich die Treppe hoch zum Zimmer von Lukas. Bei ihm öffnete ich ein-fach die Tür, ließ die Rollo hoch. Er verkroch sich wie üblich unter der Decke, wel-che ich ihm einfach so wegzog. „Hör mal, Frühstück ist fertig!“, sagte ich ihm und plötzlich war er hellwach und rannte schon runter in die Küche.

Ich musste lachen. Das war wieder einmal typisch für ihn! Immer wenn man ihm sagte, dass es Essen gab, rannte er, als würde er verfolgt. Das war immer wieder lustig gewesen wenn ich ihn rennen sah. Doch meist fiel er dann auf die Nase, denn meist stolperte er bei den Stiegen runter.

Plötzlich gab es einen lauten Knall. Ich ging schnell aus dem Zimmer und sah auf die Treppe. Dort lag natürlich wieder Lukas. Ich kriegte mich nicht ein vor Lachen. „Hör auf zu Lachen!“, sagte er als er sich zu mir mit dem Kopf umdrehte. Er hatte sich nur mit den Armen abgestützt. Doch dann musste er auch Lachen. Wir beiden konnten einfach nicht mehr aufhören und vor Lachen zu krümmen. Und da passier-te es. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel mit voller Wucht auf Lukas drauf. Den-noch konnten wir nicht aufhören über uns und unsere Tollpatschigkeit zu lachen. Es war einfach viel zu lustig für uns!

Als wir uns wieder eingekriegt hatten, standen wir auf und gingen runter in die Kü-che. Doch jetzt passten wir auf, dass uns nicht noch mal so etwas passierte. Als wir am Tisch saßen, fragte ich meine Eltern ob ich am Abend weggehen dürfte in die Disco. „Mit wem willst du denn hingehen?“, fragte mich meine Mum und Lukas sah mich auch neugierig an während er einen Biss von seinem Brot machte. „Mit Ken-ny… Er hat sich heute bei mir gemeldet. Er hat gemeint, dass ich mit ihm weggehen soll.“, erklärte ich ihr. „Na gut…“, sagte meine Mum und lächelte mich wieder so an wie gestern. „Und wie lange darf ich wegbleiben?“, fragte ich vorsichtig nach.

Ich sah Lukas an. Er zeigte mir unter dem Tisch eine zwei. Doch ich hoffte, dass es unsere Mum länger erlaubte. „So lange du willst…“, sagte sie nach einer kurzen Gedenkpause. Lukas und ich sahen sie mit groß aufgerissenen Augen an. „Mum! Nicht einmal ich durfte so lange wegbleiben wie sie als ich ihn ihrem Alter war!“, meinte Lukas zu ihr. „Es ist aber doch Kenny… Und wenn es Kenny nichts ausmacht, gehst du einfach mit wenn du willst, Schätzchen. Frag doch mal, ob es Kenny nichts ausmacht, ja, Katja?“, meinte Mum einfach.

Ich nickte nur, stand auf und ging in mein Zimmer hoch. Gleich wählte ich Kennys Nummer. „Hallo?“, sagte er. „Hey Kenny!“, begrüßte ich ihn irgendwie glücklich, auch wenn ich nicht wusste wieso.

„Was gibt’s denn, Katja?“

„Würde es dir was ausmachen, wenn Lukas mitkommen würde?“

„Ne, gar nicht! Lukas kann gerne mitkommen! Den hab ich ja eh schon sau lange nich’ mehr geseh’n!“

„Gut! Ich werd’s ihm sagen. Wir seh’n uns dann heute Abend. Ciao!“

„Ciao.“, sagte er und legte auf. Dann flitzte ich runter in die Küche und setzte mich wieder auf meinen Platz hin. „Und? Was hat Kenny gesagt?“, fragte Lukas nach. „Er würde sich freuen wenn du mitkommen würdest, er hat dich ja schon lange nicht mehr gesehen. Ich würde mich außerdem auch freuen, wenn du mit-kommen würdest, Luki.“, sagte ich ihm und lächelte ihn an. „Klar! Wieso nicht? Dann können wir mal wieder so richtig Spaß wie früher haben, Katja!“, meinte er, legte einen Arm um mich und grinste mich frech an.

Irgendwie kam mir Lukas seltsam vor. Doch ich wollte nicht länger darüber nach-denken. Er war schon immer irgendwie seltsam gewesen und das hatte sich ja auch nicht geändert. Darüber war ich irgendwie wirklich froh.

Als alle dann gegessen hatten, gingen Lukas und ich hoch. Er kam eine Weile mit mir ins mein Zimmer, da er, wie er sagte, mit mir über etwas reden wollte.

In meinem Zimmer setzten wir uns dann auf mein Bett. „Also, Lukas, was ist jetzt? Über was willst du mit mir reden?“, fragte ich ihn. Er stand noch mal kurz auf und schloss die Tür, anscheinend wollte er nicht, dass Mum oder Dad etwas hörten. Er kam dann wieder langsam zu mir und setzte sich zu mir aufs Bett.

„Also Katja… Ich möchte dir etwas verraten, über Chris…“, fing er langsam an. Er sah mich nicht an, er sah auf den Boden. „Chris ist Vergangenheit!“, sagte ich leicht wütend.

„Ich weiß… Aber ich möchte dir etwas erzählen, was ich schon sehr lange weiß. Ich möchte…“

„Du möchtest dein Gewissen erleichtern?“

„Ja…“

„Dann erzähl…“

„Ich war mal vor ein paar Monaten weg. Du hast da bei Leila gepennt… Ich war in dieser einen Disco im nächsten Ort und dort hab ich dann Chris gesehen… Ich habe gesehen, wie er mit einem Mädchen da herumgeknutscht hat…“

„Verstehe…“

„Es tut mir leid, dass ich es dir erst jetzt erzähle, aber…“

„Nein! Schon okay! Lieber später als gar nicht.“, sagte ich zu ihm und lächelte ihn an. „Danke trotzdem, Luki!“ Danach gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn. Es war gut, dass ich das jetzt erfuhr. Hätte er es mir damals erzählt, hätte ich es ihm nie geglaubt und anscheinend wusste er das. Ich war ihm wirklich dafür dankbar.

„Und was machst du jetzt den ganzen Tag?“, fragte er mich. Ich zuckte nur mit den Schultern hoch, da ich mir noch nichts überlegt hatte. „Wie wär’s, wenn du einfach Kenny mal wieder einladen würdest? Ich möchte mit ihm ein wenig quatschen.“, meinte er und grinste mich so blöd wie immer an. „Lad du ihn doch ein, wenn du mit ihm quatschen willst! Ich geh lieber ein wenig spazieren!“, sagte ich. Dann stand ich auf, machte die Tür auf und zeigte Lukas, dass er rausgehen sollte.

Das war eben typisch für ihn, dachte ich mir heimlich. Er verstand sich seltsamer-weise mit meinen Freunden besser als mit seinen Klassenkollegen und allen. Naja… Was sollte ich da schon groß machen? Anscheinend waren wir wieder mal unzer-trennlich, wie früher eben.

Danach ging ich zum Kasten und suchte mir etwas Kurzes heraus. Ich hatte schon gestern bemerkt, als ich vom Baden heimkam, dass meine Mum meine Klamotten in die Wäsche geworfen hatte.

Schnell zog ich mich um und schminkte mich wie üblich. Ich tat mir einen Kajal rauf und etwas hellbraunen Lidschatten. Ich wollte ja noch nicht so aussehen, wie ich es beim weggehen tat. Würde ich mich jetzt so schminken, würde ich tussig wirken, dachte ich mir. Deshalb schminkte ich mich halt nur etwas.

Als ich mit allem fertig war, ging ich runter ins Wohnzimmer, wo ich meine Eltern vermutete und ich hatte natürlich Recht!

„Ich geh ein wenig spazieren!“, sagte ich ihnen und dann war ich schon weg, bevor sie noch irgendetwas sagen konnten.

Ich ging Richtung Park. Dort war immer viel los, dort hatte ich damals auch Chris kennen gelernt, erinnerte ich mich. Doch ich durfte nun nicht an ihn denken. Ich musste versuchen ihn zu vergessen!

Nach einer Weile setzte ich mich auf eine Bank. Kurz darauf setzte sich jemand neben mir hin. Ich sah nicht auf, wer es war. „Zwei Köpfe… Ein Gedanke…“, sagte eine vertraute Stimme. Nun sah ich hoch und sah genau in Kennys Gesicht. Er sah mich an und lächelte mich an.

„Kenny!“, sagte ich und fiel ihm gleich um den Hals. Ich war echt glücklich ihn end-lich wieder zu sehen und alles. Dann ließ ich ihn aber los.

„Sagst du mir jetzt, wieso du dich die letzten zwei Jahre nicht gemeldet hast, Ken-nylein?“

„Nun… Ich kannte Chris ja eigentlich schon vor dir, falls du das weißt.“

„Nein… Das wusste ich eigentlich nicht…“

„Nun… Ich kannte ihn eben ziemlich gut, man könnte sogar sagen, wir waren beste Freunde…“

„Ihr wart es? Wieso hat sich das geändert?“

„Ich weiß nicht genau… Es war eben so… Wir haben einander nicht mehr wirklich vertraut. Da hab ich ja angefangen, dir alles zu vertrauen… Das ist ja auch schon vier lange Jahre her…“

„Vor vier Jahren? Boah… Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern…“

„Naja… Vier Jahre sind eben eine lange Zeit…“

„Und wieso hast du dich jetzt nicht mehr in den letzten zwei Jahren gemeldet?“

„Naja… Ich kannte Chris eben noch sehr gut. Früher hatte er auch schon ein paar Freundinnen und damals durfte ich mit denen nicht mal ein einziges Wort wech-seln.“

„Er war damals also auch schon so eifersüchtig?“

„Jein… Er war damals irgendwie noch eifersüchtiger… Er dachte, ich würde mir gleich seine Freundin schnappen…“

„Oh… Verstehe…“

„Als wir, also du und ich, uns dann so gut verstanden war ich echt glücklich, je-manden vertrauen zu können. Doch als du dann mit Chris zusammenkamst, dachte ich an die Zeit, als ich noch mit ihm so gut befreundet war wie mit dir zu diesem Zeitpunkt. Deshalb zeigte ich dir die kalte Schulter… Es hat mir die ganze Zeit leid getan, dass ich dir nichts gesagt habe…“

„Vergeben und vergessen, Kenny!“

„Danke, Katja!“, sagte er und umarmte mich. Ich war glücklich, dass ich nun wuss-te, warum er sich die letzten zwei Jahre nicht gemeldet hatte und dass wir uns immer noch so gut verstanden und er mir alles erzählte.

Nach einer Weile ließ mich Kenny dann los. Irgendwie wollte ich, dass mich Kenny nicht losließ, doch daran konnte ich nichts ändern und ich wollte es ihm ja auch nicht sagen.

„Und? Gibt’s bei dir eigentlich was neues, Kenny? Hast du eigentlich eine Freun-din?“, fragte ich nach. Er schüttelte den Kopf. „Ich will irgendwie keine… Ich finde außerdem auch keine.“, sagte er und grinste.

Irgendwie wurde ich traurig, als er sagte, dass er keine Freundin haben wollte. Ich fragte mich, wieso ich wohl traurig war? Ich musste doch gar nicht traurig sein! O-der bemitleidete ich ihn etwa, da er keine Freundin hatte? Ich wusste es nicht. Doch ich fand es Schade, dass er keine haben wollte.

„Ich hol mir mal ein Eis, soll ich dir auch eins bringen?“, fragte er mich und stand auf. Ohne dass er auf eine Antwort wartete, ging er einfach los und holte ein Eis, anscheinend wusste er schon, dass ich eines wollte und auch welches.

Kurze Zeit später kam er wieder mit zwei Eis in der Hand. Das eine gab er mir. Es war ein Erdbeereis, mein Lieblingseis also. Das andere war ein Haselnuss, also sein Lieblingseis. „Danke, Kenny. Wie viel hat es gekostet?“, fragte ich während ich das erste Mal darüber schleckte. „Gar nix! Für dich ist ein Eis doch immer gratis!“, meinte er mit einem Grinsen während er sein Eis schleckte. „Danke dir Kenny!“, sagte ich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Es dauerte natürlich eine Weile bis wir das Eis ganz gegessen hatten, doch das machte uns nichts aus. Nach ziemlich langer Zeit hatte ich endlich mal wieder ein Eis gegessen! Chris hatte es mir verboten, da er meinte, ich müsse abnehmen, da ich doch viel zu dick wäre!

„Da fällt mir ein, Katja… Kann es sein, dass du abgenommen hast?“, fragte mich Kenny als er mich schließlich von oben bis unten ansah. Ich nickte nur und meinte: „Chris hatte gemeint, ich wäre zu dick! Und wann hast du dir deine Haare so ge-macht?“

„Tz… Dieser Chris… Du hattest genau die richtige Figur, wenn du mich fragst! Ge-fallen dir meine Haare etwa nicht?“

„Nein, nein! Es sieht wirklich gut aus, Kenny. Und danke für das Kompliment.“

„Immer wieder gerne doch.“

„Sag mal, Kenny, was hast du eigentlich in den letzten zwei Jahren gemacht?“

„Ich bin ein wenig durch die Discos gezogen, war hier im Park… Hab alles Mögliche gemacht…“

„Alles außer das übliche, wie?“

„Wie meinst du das?“

„Du bist also gar nicht die ganze Zeit vor deinem PC gesessen?“

„Nein… Nicht wirklich… Ich bin jetzt lieber unterwegs, treffe mich mit Leuten und gehe abends weg. Das ist doch viel aufregender, als wenn man vor dem PC sitzt!“

„Verstehe, verstehe…“, meinte ich nur.

Nach einer Weile standen wir auf und gingen ein Stückchen weiter. Als wir bei ei-ner Lichtung ankamen, legten wir uns auf den Boden. Wir genossen unsere Zwei-samkeit, die Stille, den Wind… Wir genossen eben alles… Zumindest versuchte ich es zu genießen, denn ich musste die meiste Zeit an Chris denken. Irgendwie kam es mir so vor, als würde Kenny wissen was ich dachte, denn er nahm mich in den Arm und meinte: „Lass es raus, Kleine… Das wird schon wieder…“ Deshalb heulte ich mich an seiner Schulter aus. Irgendwie war das an seiner Seite immer einfach, alles war einfacher…

Es dauerte ziemlich lange bis ich mich wieder beruhigt hatte. Doch danach ging es mir einfach sehr viel besser. Kenny ließ noch eine Weile seinen Arm um mich. Es tat gut seine Nähe zu spüren. Ich hatte eine solche Zuneigung schon lange vermisst. Chris hatte sie mir nicht mehr gegeben und meine Eltern konnten mir eine solche Zuneigung nicht geben.

Als ich mich dann aus seiner Umarmung löste, sah ich ihn an. Er sah auch mich an. Nun merkte ich, dass irgendetwas zwischen uns war. Doch was war es? Und war es auch schon früher da gewesen?

„Sag mal, Kenny, in welche Disco gehen wir heute?“, fragte ich ihn damit ich diese seltsame Spannung zwischen uns löste. Er lächelte mich einfach an. „Wirst du dann schon sehen! Du wirst doch sicher ein wenig mit mir auf die Tanzfläche gehen, o-der, Katja?“, fragte er mich. Ich nickte nur und lächelte zurück.

Nach einer Weile des Schweigens standen wir einfach auf und machten uns beide auf den Weg nach Hause. Es war ja schon Mittag und nun hatte ich doch irgendwie schon Hunger bekommen.

Auf den Weg nach Hause schwiegen wir uns an. Wir sahen uns nicht an, nichts. Er begleitete mich – so wie früher eigentlich auch schon immer – bis vor die Haustür. Das fand ich bisher immer ziemlich nett und niedlich von ihm, denn sonst machte das eigentlich kein anderer Junge den ich kannte.

Als ich die Tür gerade öffnen wollte, drehte ich mich um. Kenny hatte sich schon umgedreht und wollte gehen. Doch dann sagte ich noch rechtzeitig: „Kenny?“ Dann drehte er sich um. Eine kleine Stimme sagte mir, ich solle ihm sagen, was ich für ihn empfinde. Doch was empfand ich für ihn? Er war doch nur ein guter Freund von mir!

„Was gibt’s, Katja?“

„Danke dir… Danke dir für alles…“

„Das war doch selbstverständlich!“, meinte er und lächelte mich an. Ich ging die paar Stiegen runter. Dann fiel ich Kenny stürmisch um den Hals, ich musste ihn ein-fach umarmen! Ich konnte einfach nicht anders. „Danke, Kenny… Danke!“, flüster-te ich ihm ins Ohr. „Für meine Freundin mach ich das doch gerne…“, sagte er und streichelte mich am Rücken. „Ich hab dich so doll lieb, Kennylein!“, flüsterte ich und nun kullerten mir die Tränen über die Augen. „Ich dich doch auch, Katchen…“, meinte er. Nun konnte ich gar nicht mehr aufhören zu heulen.

Kenny hatte mich mal wieder Katchen genannt! Das letzte Mal als er das gesagt hatte, war zwei Jahre her. Damals hasste ich es, da ich erwachsen sein wollte. da-mals hatte ich ihm sogar mit Schlägen gedroht, wenn er es noch ein einziges Mal sagen würde. Doch nun war ich überglücklich es zu hören.

Plötzlich hörte ich wie unsere Haustür aufging. „Hey, Katja, Essen ist fertig! Willst du was essen oder willst du lieber mit deinem besten Freund auf der Straße herum-knutschen?“, brüllt mein Bruder heraus. Ich wurde ein wenig rot. Als Lukas das ge-sagt hatte, ließ ich von Kenny los, wischte mir die Tränen mit dem Handrücken weg. Dann drehte ich mich zu Lukas um und brüllte ihn an: „Ich hab nicht mit Ken-ny herumgemacht, Idiot! Ich hab mich nur von ihm verabschiedet, klar?!“ Danach sagte er nichts mehr. Ich drehte mich wieder zu Kenny um, um mich zu verabschie-den. Plötzlich drückte mir Kenny einen kleinen Abschiedskuss auf die Lippen.

Dann stotterte er: „T… Tut mir leid…“ Dann verschwand er. Ich legte zwei Finger auf meine Lippen. Es hatte irgendwie geprickelt… Doch Kenny war nur ein Freund! Ich musste es mir einreden!

Plötzlich dachte ich wieder an Chris und mir ging es wieder schlecht. Doch anstatt zu heulen, ging ich ins Haus, da es ja Mittagessen gab und ich am Verhungern war. Zu meinem Glück gab es mein Leibgericht: Nudeln!

Ich aß mehr als mein Bruder und normalerweise aß er schon ziemlich viel! Naja… Wenn wunderte es, dass ich jetzt so viel aß? Ich hatte wegen Chris fast zu Tode gehungert! Er wollte ja, dass er eine „schlanke“ Freundin hat mit der er sich über-all präsentieren konnte. Doch da spielte ich nicht wirklich mit.

Nach dem Mittagessen ging ich hoch in mein Zimmer und legte mich eine Weile ins Bett. Ich hatte die Tür natürlich zu gemacht. Mein Blick fiel auf meinen Schreib-tisch wo zwei Fotos standen. Ich setzte mich auf und nahm die beiden Fotos her. Auf dem einen Foto waren Kenny, Lukas und ich oben. Das Foto war nun auch schon etwa drei Jahre her. Ich dachte zurück an den Tag als das Foto gemacht wurde. Wir hatten an dem Tag wirklich viel Spaß und plötzlich ist Mum aufgetaucht und hat uns fotografiert. Anfangs stellten sich Kenny und ich einfach normal hin, dann kam Lu-kas und quetschte sich zwischen uns. Natürlich erschraken Kenny und ich, und ge-nau in diesem Augenblick schoss Mum das Foto.

Dann sah ich mir das andere Foto an. Es war in den letzten Sommerferien gemacht worden. Auf dem Foto lag ich in Chris Armen. Wir waren damals in den Sommerfe-rien einfach ans Meer gefahren. Ein guter Freund von Chris hatte einfach das Foto gemacht, ohne uns zu fragen. Als ich dann ein paar Wochen später wieder bei Chris war, rief ihn sein Freund an und meinte, er hätte uns beiden etwas zu zeigen. Als wir das Foto sahen, waren wir erst geschockt, doch wir beruhigten uns wieder und wir beide nahmen eines, da es uns wirklich gut gefiel.

Als ich an die letzten Sommerferien mit Chris dachte, musste ich anfangen zu heu-len. Damals waren wir noch so glücklich und wir dachten sogar, dass wir bis ans Lebensende miteinander vereint wären. Doch es hatte sich dann plötzlich alles ge-ändert. Ich hatte ihn gar nicht mehr wieder erkannt. Doch ich dachte mir damals einfach, er würde wieder der alte werden… Irren ist leider menschlich…

Ich hoffte nur, dass jetzt keiner einfach so hereinplatzen würde. Ich wollte nicht, dass mich jemand so sah und ich hoffte auch, dass sich keiner bei mir melden wür-de.

Plötzlich fiel mir ein, dass ich mein Handy gar nicht mit hatte, als ich spazieren war und ich dann Kenny traf. Deshalb sah ich schnell nach ob ich von irgendwem eine SMS oder einen Anruf bekommen hatte. Doch es war natürlich nichts.

Ich überlegte mir, ob ich das Foto von mir und Chris wegräumen sollte und alles auch gleich, was mit ihm zu tun hatte. Also nahm ich das Foto von mir und Chris her, gab es aus dem Rahmen heraus und legte es derweil auf das Bett. Ich stand auf und ging ein wenig im Zimmer herum und suchte nach den anderen Fotos die ich von Chris hatte. Ich nahm sie heraus und stellte die leeren Bilderrahmen einfach wieder zurück.

Es dauerte eine Weile bis ich alles was mit Chris zu tun hatte auf mein Bett gelegt hatte. Es war ein ziemlicher Berg. Nun lagen Fotos, Briefe, Geschenke und ähnli-ches auf meinem Bett. Eben alles was mit Chris zu tun hatte.

Ich suchte nach einer Schuhschachtel, denn ich wollte dort eben alle meine Erinne-rungen an Chris reinlegen. Dann würde mich womöglich auch nichts mehr so schnell an ihn erinnern, dachte ich mir. Als ich dann endlich eine Schuhschachtel gefunden hatte, rannte ich hoch in mein Zimmer und warf dort alle Sachen einfach rein die ich am Bett liegen hatte. Danach schloss ich die Schachtel und stellte sie unter mein Bett.

Ich sah aus dem Fenster. Ich merkte, dass die Sonne unterging. Ach… Ich liebte Sonnenuntergänge… Deshalb blieb ich noch so lange am Fenster, bis die Sonne ganz verschwunden war. Danach drehte ich das Licht in meinem Zimmer auf.

Plötzlich fiel mir ein, was ich mir mit Kenny ausgemacht hatte! Ich wollte doch heute Abend mit ihm und Lukas in eine Disco gehen! Also zog ich mir schnell ein Ausschnittleibchen an, machte mir die Haare und schminkte mich.

Als ich fertig war ging ich rüber ins Zimmer von Lukas. „Hey, Luki. Bist du fertig? Können wir zu Kenny geh’n?“, fragte ich ihn. Er sah mich leicht verwirrt an. „Fer-tig? Womit? Und wieso willst du zu Kenny gehen?“, fragte er mich. Anscheinend hatte er es schon wieder vergessen. „Wir wollte mit Kenny heute in die Disco ge-hen…“, sagte ich ihm. „WAS?!“, schrie er und zog sich einfach irgendein Leibchen an und stylte sich die Haare. Dann sah er mich an. Ich musterte ihn.

„Siehst gut aus, Luki.“, sagte ich zu ihm und lächelte ihn an. Dann machten wir uns auf den Weg zu Kenny. Ich redete mit Lukas über alles Mögliche als wir auf dem Weg zu ihm waren.

„Sag mal, was war das heute Mittag eigentlich?“, fragte er mich dann plötzlich. „Was? Das? Gar nichts… Ich habe Kenny doch nur umarmt…“, sagte ich. „Das weiß ich doch, Katja, ich meine das danach.“, sagte er.

„Kenny… Nun ja… Kenny hat…“

„Er hat dir einen Kuss auf die Lippen gedrückt, nicht wahr?“

„Ja… Es war aber nur ein Abschiedskuss!“

„Verstehe… Ich hatte irgendwie gedacht, dass du etwas mit ihm anfangen würdest. Er ist ja ein ganz netter Kerl.“

„Ja ich weiß… Er ist ja mein bester Freund…“

„Er ist dein bester Freund? Mehr nicht?“

„Nein… Mehr ist da nicht…“

„Ach so… Ich habe immer gedacht, dass du was von ihm willst. Aber naja…“

„Ach quatsch! Er ist NUR mein bester Freund, mehr nicht. Die Betonung liegt auf NUR!“

Später waren wir dann schon längst mit Kenny in der Disco. Wir tanzten und tanz-ten, wir konnten gar nicht mehr aufhören. Doch wir tranken auch ziemlich viel. Ich war schon etwas betrunken, als wir dann heimgingen. Kenny schickte Lukas schon mal rein und meinte, ich würde gleich nachkommen.

„Hey Kennylein…“, sagte ich und lächelte ihn an. „Was is’n Katja? Du hast schon ziemlich viel getrunken… Das weißt du hoffentlich noch, oder?“, fragte er mich. Ich nickte. Dann legte ich meine Arme um ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Ich hat-te ein kleines Black-out zu diesem Zeitpunkt. Als ich wieder zu mir kam, löste ich mich von ihm. Ich nahm meine Hände von ihm und rannte schnell ins Haus. Ich leg-te mich ins Bett und wollte einfach nur noch schlafen.

3. Tag

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

4. Tag

Als ich aufwachte, war noch nicht einmal die Sonne aufgegangen. Ich sah wie üb-lich auf mein Handy. Ich hatte gestern Abend noch eine SMS von Kenny bekommen. Doch bevor ich sie mir durchlas, ging ich ins Bad. Ich wollte mich einfach duschen gehen.

Als ich von der Dusche raus kam, las ich mir die SMS von Kenny durch. Er schrieb mir nur das übliche. Ich fragte mich, ob ich ihn heute wohl noch anrufen sollte, doch wenn ich ihn heute anrufen würde, müsste ich wohl noch eine Weile warten, weil Kenny bestimmt noch schlief.

Ich zog mich jetzt einfach um. Ich zog mir eine kurze Hose und ein ziemlich kurzes Shirt an, da es mir ziemlich heiß war. Ich wollte heute einfach mal wieder ein we-nig spazieren gehen. Zwar war ich erst, dennoch musste ich mich ablenken.

Ich suchte mein ganzes Zimmer ab, da ich meinen MP3-Player suchte. Ich wollte unbedingt, wenn ich im Park war, Musik hören. Ich wollte erst ein wenig joggen bevor ich ein wenig spazieren ging.

Es dauerte natürlich eine Weile bis ich meinen MP3-Player fand. Dann schaltete ich ihn ein und verschwand. Ich joggte ein wenig anfangs durch die Straßen. Irgend-wann kam ich dann sogar an Kennys Haus vorbei. Hier blieb ich einfach stehen und schaltete meinen MP3-Player aus.

//Ich sah den Jungen an. Plötzlich kam er her zu mir. „Hey. Bist du nicht Lukas’ Schwester?“, fragte er mich. „Ja. Und wer bist du? Die Aufpasserpolizei?“, fragte ich ihn. Er fing an zu lachen und schüttelte den Kopf.

„Nein… Ich bin Kenny. Ich bin eine Klasse höher als du.“, sagte er und lächelte mich an. „Du bist also auch ein Jahr jünger als Lukas. Woher kennst du meinen blö-den Bruder?“, fragte ich nach.

Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht genau… Ich kenne ihn eben…“, meinte Kenny. Dann zog er mich von der Bank auf und rannte mit mir ein wenig durch die Straßen. Er war mir wirklich sympathisch.//

Ich hatte die ganze Zeit Kennys Fenster angesehen, als ich an damals dachte. Plötz-lich merkte ich, wie dort ein Licht anging. Ob Kenny wohl schon wach war? Zum Glück hatte ich mein Handy noch rechtzeitig eingepackt und schrieb ihm eine SMS und zwar, dass ich vor seinem Haus stand und dass ich joggen gehen wollte.

Innerhalb kürzester Zeit stand Kenny vor der Haustür. Natürlich hatte er nur eine Boxershorts an. Doch das war ich schon von ihm gewöhnt. „Morgen, Kenny.“, be-grüßte ich ihn und ging hinein. „Morgen…“, sagte er verschlafen und gähnte. Ich sah ihn an und fragte: „Na? So spät aufgestanden oder warum bist du noch so mü-de?“

„Vielleicht weil noch nicht mal die Sonne aufgegangen ist?“

„Hast recht…“

„Wieso bist du eigentlich schon wach?“

„Bin einfach aufgewacht… Ich bin gestern Abend ziemlich früh pennen gegangen…“

„Verstehe, verstehe… Du hast also wegen Chris geheult, was?“

„Woher…?“

„Ich bin dein bester Freund! Mir kannst du nichts vormachen, Liebes…“

„Hast du zu mir gerade ‚Liebes’ gesagt?!“

„Ähm… Nein?“

„Kenny! Wieso hast du bitte ‚Liebes’ zu mir gesagt?“

„Das ist mir einfach rausgerutscht! Das war doch keine Absicht, Katja!“

„Sicher?“

„JA! Und jetzt hör auf so blöd zu grinsen!“, fuhr mich Kenny an und ich konnte ein-fach nicht mehr aufhören zu lachen. Ich fand es irgendwie witzig, dass mich gerade Kenny „Liebes“ genannt hatte. Denn er hatte mich sonst immer nur bei meinem Namen angesprochen. Doch ich fand es irgendwie auch ziemlich niedlich, dass er mich so nannte.

Erst jetzt merkte ich, dass sich Kenny in den letzten zwei Jahren verändert hatte. Er war freundlicher, er nahm mich nun in den Arm wenn es mir scheiße ging und alles. Er hörte mir die ganze Zeit zu wenn ich etwas sagte.

Wir gingen dann in sein Zimmer, da er sich ja noch anziehen musste. Ich stand nur am Fenster und sah nach draußen auf die noch so leere Straße während sich Kenny anzog.

„Katja? Welches soll ich anziehen von denen beiden?“, fragte er mich und zeigte mir zwei T-Shirts. Das eine war schwarz mit einem roten Drachen oben, das andere rot. Ich zeigte auf das Rote und sah dann wieder aus dem Fenster.

Es dauerte eine Weile bis Kenny sich angezogen hatte, was ja auch für ihn üblich war. Danach gingen wir runter in die Küche, da Kenny unbedingt etwas frühstücken wollte.

Ich setze mich an den Tisch während Kenny den Kühlschrank durchsuchte. „Was willst du frühstücken? So wie ich dich kenne, hast du noch nicht gegessen.“, meinte er und drehte sich zu mir um. „Ich habe keinen Hunger…“, sagte ich nur.

„Dennoch solltest du etwas essen. Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag!“

„Du hörst dich schon an wie… wie…“

„Wie deine Mutter oder wie unsere Bio-Lehrerin?“

„Genau!“

„Tja… Pech! Also… Ich mach uns mal ein Müsli.“, sagte er und machte uns einfach mal ein Müsli. Natürlich aß ich es als es mir Kenny servierte. Ich musste es sogar essen, sonst würde mich Kenny dazu zwingen. Manchmal konnte Kenny echt Dick-köpfig sein.

Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, gingen wir zwei joggen. Die Sonne ging gerade auf als wir wenige Meter vor dem Park waren. Ich blieb stehen, da ich mir den Sonnenaufgang ansehen wollte und natürlich blieb Kenny dann auch stehen. Der Sonnenaufgang war wirklich wunderschön.

„Der ist wirklich schön…“, sagte ich fasziniert. „Da hast du Recht, Katja…“, sagte Kenny und legte seine Hände auf meine Schultern. Anfangs zuckte ich erst zusam-men, als ich seine kalten Hände auf meinen Schultern spürte. Ich zitterte ein we-nig, denn Kennys Hände waren wirklich eiskalt.

Als die Sonne schon etwas weiter oben war, nahm Kenny seine kalten Hände von meinen Schultern. Dann drehten wir uns wieder um. Dann joggten wir ein wenig im Park umher.

Irgendwann blieb ich schnaufend stehen. „Ich… kann nicht… mehr…“, keuchte ich. Kenny blieb stehen und joggte am Platz einfach weiter. „Willst du eine Pause ma-chen und vielleicht etwas essen, Katchen?“, fragte er mich. Ich fiel erschöpft nach hinten auf den Boden. Ich blieb einfach liegen und atmete schnell ein und aus, da ich ziemlich erschöpft war.

Kenny setzte sich neben mich auf den Boden. „So sehr bist du erschöpft, was?“, sagte er und ich drehte meinen Kopf zu ihm rüber. „Ja…“, keuchte ich. „Soll ich dir später ein Eis holen wenn’s dir wieder besser geht?“, fragte er mich.

„Von mir aus…“

„Es ist deine Entscheidung, Katja…“

„Mir ist es egal!“

„Sag ja oder nein!“

„Na gut… Dann sag ich halt ja…“

„Okay… Du warst schon lange nicht mehr joggen, was?“

„Nein… nicht wirklich… Wieso?“

„Weil man es merkt… Du bist nach so kurzer Strecke schon erschöpft…“

„Naja… Letztes Mal… hab ich auch… nach so einer… Strecke eine Pause gemacht…“

„Verstehe, verstehe… Ich war in den letzten zwei Jahren ziemlich viel draußen… Ich hab halt ein wenig mehr Durchhaltevermögen als du…“

„Hab ich… gemerkt…“

„Naja… Joggen macht mir nun eben Spaß!“, meinte Kenny und streifte mir eine Strähne aus dem Gesicht.

Irgendetwas war an Kenny anders geworden, doch wieso merkte ich das erst jetzt? Kenny war nicht mehr der Alte, er war erwachsener geworden, er war nicht mehr so kindisch wie früher. Er war eigentlich gar nicht mehr kindisch. Doch seinen Dick-schädel hatte er behalten.

//Ich sah Kenny an, er hatte mich dazu überredet, ein Wettstarren zu veranstalten zwischen uns beiden. Ich konnte nach einer Weile natürlich nicht mehr und schloss die Augen. „Ich hab gewonnen!“, brüllte Kenny über den ganzen Schulhof. „Ja! Be-ruhig dich jetzt wieder, Kenny! Oder willst du, dass ich dich kastriere?“, drohte ich ihm. Ich grinste ihn finster an und sah ihn auch bedrohlich an. „Äh… Nein, nein! Musst du nicht, Katja!“, meinte er nur ängstlich.//

Ich setzte mich nach einer Weile auf, da es mir schon besser ging. Plötzlich bekam ich eine SMS. Sie war von Leila. Ich fragte mich, was sie jetzt schon wieder von mir wollte. Sie schrieb mir, ob wir jetzt nicht baden fahren wollten. Doch wie konnte ich mit ihr baden fahren, wenn ich mit Kenny gerade joggen war?

Deshalb schrieb ich ihr, dass ich gerade mit Kenny unterwegs war und ich deshalb keine Zeit hatte. Ich hoffte nur, dass sie nicht auf mich angefressen war. Denn im-mer wenn ich ihr absagte, redete sie mit mir eine Woche lang etwa nicht.

//Ich bekam eine SMS, natürlich war sie von Leila. Sie wollte mit mir am Abend weggehen, doch ich hatte natürlich keine Zeit und keine Lust. Deshalb sagte ich ihr ab.

Nach kurzer Zeit schrieb sie, ich wäre wohl nicht eine richtige Freundin von ihr, denn sonst würde ich sie nicht abservieren. Ich kam mir ziemlich blöd vor, denn so etwas hatte mir zuvor noch nie jemand geschrieben, nur weil ich ihm abgesagt hat-te…//

Irgendwie war es mir ja egal ob Leila auf mich angefressen war oder nicht. Solange ich Kenny hatte, war ich glücklich. Leila war eigentlich eine totale Schlampe und ich fragte mich immer wieder, wieso ich mich mit ihr abgab? Ich hatte sogar früher schon mit Kenny über Leila geredet und gesagt, dass sie eine Schlampe ist. Er hatte mir meistens zugestimmt.

„Kennylein?“, sagte ich zu ihm und sah ihn mit einem Dackelblick an. „Ja…?“, sagte er zögerlich. „Holst du mir ein Eis?“, sagte ich und grinste ihn dann an. Er hatte sicher gedacht, dass ich ihn anbrülle. Er sah mich leicht verwirrt an. Dann nickte er und stand auf. „Ich hol dir eine ganz große Kugel, Katchen!“, scherzte er und zeig-te mit seinen Armen eine riesige Kugel. Ich musste lachen.

Das war Mal wieder typisch für Kenny. Er scherzte in jedem Moment. Früher hatte er sogar Scherze gemacht, wenn es mir schlecht ging, damit ich wieder lachte. Doch das war damals, nun tröstete er mich und das war mir sowieso lieber. Er hörte mir nun zu und versuchte mir, wenn ich ein Problem hatte, zu helfen. Früher hatte er mir nicht wirklich zugehört, er hatte mich immer nur aufgeheitert. Zwar half das damals für kurze Zeit, doch später ging es mir dann trotzdem wieder schlecht. Des-halb hatte Kenny damals nur Scherze gemacht.

Ich stand auch nach einer Weile auf und ging zu der Bank die ganz in der Nähe war. Ich wollte nämlich nicht weiterhin auf dem Boden sitzen. Außerdem würde es si-cher noch eine Weile dauern, bis Kenny kam. Es war eben schon ein ziemlich weiter Weg zum Eisladen. Deshalb war ich ihm auch dankbar, dass er mir eines holte.

Nach einer Weile tauchte dann Kenny endlich auf mit jeweils einem Eis in einer Hand. „Such dir eines aus.“, meinte er zu mir und hielt mir beide vor die Nase. Ich nahm einfach irgendeines. Kenny setzte sich zu mir auf die Bank.

Während wir schleckten fragte er mich: „Wieso hast du dich auf die Bank gesetzt?“ „Darf ich nicht?“, fragte ich zurück und sah ihn kurz an. „Ne, ne! Darfst eh, Kat-ja!“, meinte er nur eingeschüchtert. Dann musste ich lachen.

„Der Boden war ein wenig unbequem geworden…“, meinte ich später nur während ich weiter an meinem Eis schleckte. „Ach so… Tut mir Leid, dass es so lange gedau-ert hat mit dem Eis…“, meinte er.

„Macht doch nichts! So konnte ich mich ja noch ein wenig ausrasten.“

„Warst du wirklich so K.O.?“

„Ich war schon lange nicht mehr joggen!“

„Das hast du schon gesagt, Katchen!“

„Es ist ja die Wahrheit!“

„Schon klar! Jetzt beruhig dich wieder, ja?“, sagte er und legte eine Hand auf mei-ne Schulter. Ich zuckte kurz zusammen. Kennys Hände waren immer noch kalt. Er konnte machen, was er wollte, er hatte immer kalte Hände, das war auch schon früher so gewesen.

Als wir später mit dem Eis fertig waren, standen wir wieder auf und joggten weiter durch den Wald. Wir joggten eine Weile weiter bis wir am anderen Ende des Wal-des ankamen. „Und wohin jetzt?“, fragte ich Kenny. Wir blieben einfach stehen und sahen uns einfach an. Er zuckte nur mit den Schultern.

„Gehen wir doch zur Lichtung, oder hast du einen besseren Vorschlag?“, meinte Kenny nach einer Weile des Schweigens. „Ne… Ich habe keine bessere Idee… Oder joggen wir zu dir?“, meinte ich.

„Und was willst du dann bei mir machen?“

„Weiß nicht… Reden?“

„Na gut… Wir joggen zurück zu mir!“, meinte Kenny und wir machten uns auf den Weg zu ihm. Zwar dauerte es eine Weile bis wir bei ihm waren, da wir etwas lang-samer joggten als zuvor, doch wir kamen gerade zum Mittagessen.

„Mum? Heute isst Katja bei uns zu Mittag!“, brüllte Kenny als er ins Haus kam. Blitzschnell sah seine Mum aus der Küche heraus. „Katja?“, fragte sie nach. „Ja, Mum… Katja…“, sagte er etwas genervt und verdrehte die Augen. Sie kam ganz schnell aus der Küche und kam auf mich zu. Kenny verschwand ganz schnell in sein Zimmer.

„Katja! Wie geht es dir denn so?“, fragte sie mich gleich. „Mir geht es gut. Dan-ke.“, meinte ich nur. „Es gibt heute Steak. Du isst doch Steak, oder?“, fragte sie mich. Ich nickte nur. Dann verschwand sie ganz schnell wieder in die Küche und nuschelte etwas von: „Die Steaks verbrennen noch!“

Ich ging inzwischen in Kennys Zimmer. Er saß dort gelangweilt auf seinem Bett. Ich schloss hinter mir die Tür und sah Kenny wütend an. „Was’n los, Katja?“, fragte er mich. „Wieso hast du mich mit deiner Mutter allein gelassen?! Weißt du nicht, dass ich so etwas gar nicht mag? Ich habe es schon total gehasst, wenn ich mit Chris’ Eltern nur einen Moment alleine war!“, sagte ich ziemlich wütend zu ihm.

Doch Kenny zuckte nur mit den Schultern, anscheinend war es ihm egal. Er sah mich dann einen Moment lang nicht an. Ich sprang einfach so auf ihn drauf, dass er fast auf den Boden gefallen war, doch er war noch mit mir auf dem Bett gelandet, zum Glück!

„Was… ist mit dir jetzt schon wieder los, Katchen?“, fragte er mich und grinste mich blöd an. „Grins nicht so blöd!“, meinte ich zu ihm. Dann zeigte ich Kenny ein-fach die Zunge. „Du bist blöd!“, scherzte Kenny und zeigte mir auch die Zunge. Als er sagte, dass ich blöd bin, hatte ich ihm leicht auf den Arm geschlagen.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Ich sah schnell zur Tür. Im Rahmen stand Kennys jüngere Schwester. Sie war total rot geworden. Anscheinend lagen Kenny und ich in einer ziemlich peinlichen Position.

„Tut… Tut mir Leid! Ich wollte euch zwei nicht stören!“, meinte sie und wollte gleich wieder gehen. „Hey Kari! Du musst nicht weggehen, du kannst ruhig hier bleiben!“, meinte ich schnell zu ihr bevor sie gehe konnte. Dann setzte ich mich auf und ließ Kenny los.

Sie drehte sich wieder um und kam herein. Sie setzte sich neben mir hin. „Ich hab euch also nicht gestört?“, fragte sie und war immer noch ziemlich rot im Gesicht, doch ich schüttelte den Kopf. „Wobei denn?“, fragte ich sie. „Sie hat geglaubt, dass wir ficken würden, weil du auf mir drauf gelegen bist. Deshalb ist sie auch so rot geworden!“, meinte Kenny und Kari wurde so rot wie eine Tomate.

„Hör nicht auf den Idioten!“, meinte ich zu ihr und zeigte über die Schulter auf Kenny. „Idioten?! Katja! Wieso bezeichnest du mich bitte als Idioten?!“, brüllte er herum. Kari musste kichern. Ich drehte mich zu ihm um und meinte nur: „Na bist du etwa keiner?“ Dann war Kenny angefressen auf mich und deshalb kitzelte ich ihn eine Weile lang.

„Kinder! Essen ist fertig!“, rief Kennys Mum dann hoch. Also mussten ich und Kari aufhören Kenny zu kitzeln. Wir hatten wirklich Spaß damit, Kenny zu ärgern.

Also gingen wir runter. Der Tisch war ziemlich schön dekoriert, doch das hatte Kennys Mum früher auch schon immer gemacht. Sie liebte es zu dekorieren und es sah immer wieder total schön aus.

„Danke für das Essen!“, sagte ich nachdem wir alle fertig waren. Danach gingen wir wieder in Kennys Zimmer. Dort setzten wir uns wieder auf das Bett. Als sich Kari hinsetzte, sah sie uns an und meinte: „Ihr wärt sicher ein süßes Paar.“ Ich drehte mich zu Kenny um und merkte, wie er ein wenig rot wurde. Ich sah auf den Boden, da es mir ein wenig peinlich war.

„Ach wie süß! Ihr beide seid ja ganz rot geworden!“, meinte Kari und grinste uns frech an. „Das hat nichts zu bedeuten! Außerdem sind Kenny…“, konnte ich nur sagen, da unterbrach mich Kari schon: „Ein Liebespaar?“ Ich sah sie geschockt an und fragte mich, wie sie wohl auf das gekommen war.

„Wir sind Freunde… Beste Freunde!“, meinte Kenny. Ich sah ihn an. Dann drehte ich mich wieder zu Kari um und meinte: „Kari? Kannst du mich und deinen Bruder bitte allein lassen? Ich müsste mit ihm über etwas reden.“ Sie nickte nur. Dann stand sie auf und ging.

Als sie hinter sich die Tür schloss, drehte ich mich zu Kenny um. „Du willst reden?“, sagte er. Ich sah ihn kurz an, sah dann aber auf den Boden. Irgendwie erhoffte ich mir, hier eine Antwort zu finden auf Kennys Frage, doch natürlich wusste ich, dass ich hier nichts finden konnte.

Ich überlegte kurz und sah Kenny wieder an. „Sag mal, wieso hast du eigentlich keine Freundin?“, fragte ich ihn, da mir sonst nichts einfiel. Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Weil ich schon seit langem von einem bestimmten Mädchen etwas will.“

„Weiß sie auch, dass du etwas von ihr willst?“

„Nein. Ich hab’s ihr noch nie gesagt. Ich weiß nicht, ob sie dasselbe für mich emp-findet.“

„Dann frag sie doch einfach!“

„Nein… Im Moment lieber nicht… Was ich weiß, ist erst vor kurzem ihre Beziehung in die Brüche gegangen…“

„Oh… Die Arme…“

„Ja… Das kannst du laut sagen…“

„Wie lange kennst du sie denn schon?“

„Ein paar Jahre.“

„Und seit damals willst du auch was von ihr?“

„Ja… Eigentlich schon…“, meinte Kenny. Er sah mich mit einem ziemlichen seltsa-men Blick an. Ich nahm Kenny in den Arm. „Hör mal, wenn es ihr etwas besser geht, kannst du sie doch fragen, oder?“, sagte ich und versuchte ihn aufzumuntern, doch er zuckte nur mit den Schultern. „Wenn ich den Mut dazu habe… Ja…“, mein-te er nur leicht betrübt.

Plötzlich löste sich Kenny aus meiner Umarmung und meinte: „Katchen? Wie wär’s wenn wir heute Abend ein wenig in die Disco gehen würden?“ „Was?! Du weißt ja wie es mir letztes Mal ging! Meine Mum hätte mich womöglich erschlagen, wenn sie mich in dem Zustand gesehen hätte! Und wenn sie es heute mitbekommen würde, würde ich den nächsten Morgen nicht mehr erleben!“, meinte ich hysterisch. Doch Kenny winkte nur ab.

„Hör mal, du kannst doch auch hier pennen! Das hast du früher ja auch schon dür-fen.“

„Und wo soll ich dann bitte deiner Meinung nach schlafen? So wie früher mit dir in einem Bett?“

„Wenn du willst.“

„KENNY!“

„War doch nur ein Scherz! Nein, Kari pennt heute bei einer Freundin von ihr, ent-weder du schläfst du dann in ihrem Zimmer oder halt im Gästezimmer. Das ist dann deine Entscheidung.“

„Na gut…“, sagte ich. Ich suchte nach meinem Handy und schrieb meiner Mum eine SMS, dass ich heute bei Kenny übernachten würde und zwar im Zimmer von seiner Schwester. Zum Glück war meine Mutter einverstanden.

Kenny stand auf, ging zur Tür und machte sie auf. „Mum? Katja pennt heute hier. Sie pennt in Karis Zimmer.“, brüllte er hinunter und schloss dann wieder die Tür, das war mal wieder typisch für ihn. Er wartete nicht auf eine Antwort und fragte nicht ob es klar ging, er sagte es einfach. Doch seine Mum hätte mich so oder so bei ihnen schlafen lassen, das war früher auch schon immer so gewesen.

„Hör mal, Kenny, ich muss aber dann noch nach Hause, bevor wir weggehen.“, sag-te ich ihm als er wieder neben mir saß. „Schon klar. Wir joggen zu dir. Dann kannst du alles zusammen packen.“, meinte Kenny und lächelte mich an. Dann küsste er mich auf die Stirn.

„Wofür war das jetzt?“, fragte ich ihn leicht verwirrt. Er zuckte nur mit den Schul-tern und lächelte mich an. „Mir war einfach danach.“, meinte er und glaubte, dass das alles erklären würde. „Aja… Komm! Wir joggen jetzt zu mir!“, sagte ich und stand auf. Doch Kenny wollte erst nicht aufstehen, deswegen nahm ich seine Hände und zerrte ihn hoch. Dann machten wir uns auf den Weg zu mir.

Als wir bei mir waren, begrüßte meine Mutter Kenny herzlich. Ich verschwand, während meine Mutter sich mit Kenny prächtig unterhielt, in mein Zimmer, damit Kenny wusste, wie es mir heute ging.

Ich packte schnell ein paar Sachen zusammen, dann tauchte plötzlich Kenny in der Tür auf. „Jetzt weiß ich, wie es dir heute bei mir ging…“, sagte er leise. Ich drehte mich kurz zu Kenny um. „Sag mal, Kenny… Wir kennen uns schon länger als vier Jahre, oder?“, fragte ich ihn. Denn gerade als Kenny in mein Zimmer kam, hatte ich ein altes Kindergartenfoto von ihm und mir entdeckt.

Er sah mich erst leicht verwirrt an. „Wie jetzt?“, kam nur aus seinem Mund, da er in diesem Moment gar nichts verstand. Ich drehte mich wieder um und nahm das Foto das ich gerade noch betrachtet hatte von meinem Nachtkästchen und zeigte es Kenny und meinte: „Das bist doch du, oder irre ich mich da, Kenny?“ Er betrach-te kurz das Foto bevor er mir dann antwortete: „Ja… Das bin dann wohl ich… Dann hab ich mich wohl geirrt… Dann kennen wir uns schon länger als vier Jahre… Aber vor vier Jahren sind wir beste Freunde geworden… Das habe ich mir gemerkt…“ Er gab mir dann das Foto.

Ich lächelte ihn an. „Wir kennen uns schon verdammt lange, was?“, meinte ich und lächelte ihn an. „Hast recht, Katchen!“, meinte er und lächelte zurück. „Wie weit bist du eigentlich mit deinen Sachen?“, fügte er dann noch hinzu. „Fertig!“, meinte ich. Dann drückte ich sie ihm in die Hand und wir machten uns wieder auf den Weg zu ihm.

Als wir etwas später in seinem Zimmer waren, ging die Sonne gerade unter. Ich be-obachtete natürlich, wie die Sonne unterging. Ich mochte Sonnenauf- und Sonnen-untergänge. Sie waren so wunderschön und romantisch.

Als die Sonne dann ganz verschwunden war, schminkte ich mich in Kennys Zimmer, er lag in der Zwischenzeit auf seinem Bett und redete mit mir. „Wusste gar nicht mehr, dass wir uns im Kindergarten auch schon gekannt haben…“, sagte er nach-denklich.

„Ich ja auch nicht! Ich hab heute erst das Foto gesehen und… ja… hab mich wieder daran erinnert.“

„Du kannst dich an Sachen erinnern, die Jahre lang her sind, nur durch dem du dir ein Foto ansiehst?“

„Naja… An die Zeit mit dir kann ich mich immer gut erinnern… Mit dir hatte ich e-ben immer den meisten Spaß und alles…“

„Und auf meiner dreizehnten Geburtstagsparty hattest du deinen ersten Zungen-kuss!“

„Musst du mich daran erinnern?!“

„Wieso nicht?“

„Weil das damals der ekligste Typ war, den ich gekannt habe. Außerdem war der damals schon sechzehn und ich war bitte zwölf! Er hatte mehr Erfahrung als ich und mir war das ganz schön peinlich!“, sagte ich ziemlich angewidert.

„Schon klar, Katja… Kann ich ja verstehen…“

„Wann hattest du eigentlich deinen ersten Zungenkuss?“

„Mit dreizehn… Mit dem beliebtesten Mädchen der Klasse… Boah… Die konnte da-mals echt gar nicht küssen! Ich dachte, ich küsse einen Hund!“

„Einen Hund?!“, wiederholte ich und prustete los. Dann musste auch Kenny anfan-gen zu lachen. Wir kriegten uns fast nicht mehr ein vor lauter Lachen.

Es dauerte natürlich eine Weile bis wir uns wieder beruhigt hatten, dann zog ich mir irgendetwas an und sagte zu ihm: „Ich bin fertig, Kenny.“ Ich drehte mich zu ihm um, er saß aufrecht auf seinem Bett. Er zeigte mit beiden Daumen hoch. An-scheinend gefiel ihm das was ich anhatte. Dann machten wir uns auf den Weg zur Disco.

Als wir in der Disco waren, trank ich natürlich wieder mal etwas viel. Als ich tanz-te, wollten mich sogar ein paar Jungs antanzen, doch Kenny verjagte sie in dem er sagte, er wäre mein Freund. Ich war wirklich glücklich, dass Kenny sie vertrieb. Mit der Zeit trank ich immer und immer mehr, bis ich mal wieder Black-outs hatte.

Als wir später nach Hause zu Kenny gingen, konnte ich mich an fast nichts mehr erinnern.

Als wir ins Haus gingen, fragte ich Kenny: „Darf ich heute bei dir pennen? Mir geht’s total scheiße…“ „Klar…“, meinte Kenny nur und schleppte mich in sein Bett. Er zog mir das Gewand aus und zog mir mein Nachtgewand an als ich im Bett lag. Ich war zu nichts mehr fähig. Als er mich umgezogen hatte, zog er sich auch um und legte er sich zu mir ins Bett.

„Katja? Geht’s dir wirklich so schlecht?“, fragte er mich. Ich nickte nur. Ich dachte, ich würde mich jeden Moment übergeben. Kenny sagte irgendetwas noch, doch ich bekam es nicht mehr mit. Da ich schon schlief.

5. Tag

Irgendwann wachte ich dann auf. Ich schlug meine Augen auf und sah Kennys Ge-sicht. Wieso lag ich neben Kenny in einem Bett? Hatte ich etwa schon wieder so viel getrunken, dass ich mich nicht mehr erinnern konnte?

Doch dann erinnerte ich mich wieder an meine letzten Worte die ich zu Kenny ge-sagt hatte. Mir war gestern wirklich total schlecht.

Plötzlich schlug auch er seine Augen auf. „Na? Schon wach, Katja?“, fragte er mich und gähnte. „Ja…“, sagte ich und gähnte auch. „Du warst gestern ziemlich gut ge-launt, was?“, meinte er und lächelte mich etwas verträumt an. Ich zuckte nur mit den Schultern.

Plötzlich kam jemand herein. Wir sahen zur Tür. Es war Kari. „Na ihr zwei Turtel-täubchen? Habt ihr gut geschlafen?“, fragte sie uns mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Kenny sah sie wütend an und sprang einfach auf. „Sag mal, Kleine, checkst du es nicht? Katja und ich sind nicht zusammen!“, brüllte er sie an.

„Halt doch das Maul!“, meinte sie wütend und zeigte ihm die Zunge. Das war ja mal wieder typisch für den alten Kenny. Er drehte wegen fast jeder Kleinigkeit durch. Er machte aus fast jeder Mücke gleich einen Elefanten.

Ich stand auf und legte meine Hände auf seine Schultern und flüsterte leise: „Beru-hig dich wieder, Kenny, alles halb so wild, ja?“ Dann atmete er tief ein und aus um sich zu beruhigen. Ich hoffte, dass Kenny nicht total ausrasten würde, denn sonst würde er innerhalb von kürzester Zeit alles kurz und klein schlagen.

Zum Glück beruhigte sich Kenny schnell. Ohne noch etwas zu sagen, ging Kari wie-der. „Hör mal Kenny, ich werde jetzt dann nach Hause gehen, okay? Ich werde Lei-la schreiben, ob wir heute was unternehmen können. Weil ich ihr gestern ja abge-sagt habe.“, sagte ich ihm nachdem seine kleine Schwester verschwunden war. Er sah mich verständlich an und sagte: „Geht klar. Ich begleite dich noch nach Hause wenn es dir nichts ausmacht.“ Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihn nur an. Ich war froh, dass er mich begleitete, denn dann konnte ich mit ihm noch über alles Mögliche reden.

Als wir auf dem Weg zu mir nach Hause waren, schwiegen wir uns an. Die Stille war irgendwie unangenehm, doch keiner von uns beiden wollte sie unterbrechen. Die Stille erdrückte uns fast. Doch wir wollten es ja auch nicht ändern. Auch wenn ich nicht verstand, warum wir diese Stille genossen.

Als wir nicht mehr weit von meinem Haus entfernt waren, unterbrach ich schließ-lich die Stille. „Sag mal, Kenny, was hast du eigentlich als letztes gesagt, als wir im Bett gelegen sind am Abend? Ich hab das nicht mehr mitbekommen…“, fragte ich nach. Mein Blick war auf den Weg fixiert

„Nicht so wichtig…“, meinte er nur. Ich fand es seltsam, dass es mir Kenny gerade jetzt nicht sagen wollte. Doch ich wollte es unbedingt wissen, was er mir am Abend zuvor noch gesagt hatte! Doch ich musste mich wohl damit abfinden, dass er mir es nicht sagen wollte.

„Na gut… Wir sehen uns.“, meinte ich zu ihm und er verabschiedete sich nur mit einer Handbewegung von mir. Ich ging ins Haus hinein, hoch in mein Zimmer. Ich wollte nun wieder allein sein.

Zwar hatte ich Kenny erzählt, dass ich mich mit Leila treffen wollte, doch nun war ich gar nicht mehr in der Stimmung. Meine Gedanken schwirrten in diesem Moment einfach nur noch um Chris.

Ob er mir wohl verzeihen könnte, dass ich mit ihm Schluss gemacht hatte? Doch die andere Frage war, ob ICH IHM verzeihen konnte, für das, was er gemacht hatte. Und ich könnte ihm sicher nicht verzeihen. Er hatte nicht den Mut gehabt es mir selbst zu sagen, nein, mir musste es ja mein Bruder sagen! Doch leider erzählte er es ein wenig spät, aber lieber zu spät als gar nicht.

Ich war in meinem Zimmer. Ich lag auf meinem Bett. Ich hatte in meinem Zimmer alles Finster gemacht, ich wollte einfach meine Ruhe haben, deshalb hatte ich auch die Tür zugesperrt.

Mir rannen dutzende Tränen über das Gesicht. Wieso schmerzte es mich gerade jetzt in diesen Moment, dass ich nicht mehr mit Chris zusammen war? Wieso musste Liebe immer so schmerzen? Ich wusste es nicht… Leider…

Plötzlich klopfte es an der Tür und ich hörte eine Stimme: „Katja? Ich weiß, dass du da bist. Mach doch auf, ja?“ Es war Leila. Ich fragte mich, was sie jetzt hier mach-te? Hatte Kenny etwa mit ihr geredet?

Ich setzte mich auf, wischte mir schnell mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Ich zog die Vorhänge schnell weg, setzte ein Lächeln auf und machte Leila die Tür auf. „Was gibt’s?“, fragte ich sie und tat so, als hätte ich nie geheult.

„Hör mal, ich fahr mit meinen Eltern und Kenny auf Urlaub und wollte dich fragen, ob du vielleicht mitkommen möchtest?“, fragte sie und lächelte mich an. „Und wieso bist du jetzt persönlich hergekommen und hast mir nicht einfach eine SMS geschrieben?“, fragte ich sie. „Naja… Meine Eltern… Sie haben es mir weggenom-men…“, sagte sie und ich merkte, wie peinlich es ihr war.

„Darf ich dich an die Sommerferien vom letzten Jahre erinnern als ich mit dir und Kenny weggefahren bin?“

„Ähm… Was war da schnell noch mal?“

„Ich habe mir beim Schwimmen irgendwie den Fuß gebrochen und bin dann im Spi-tal gelandet!“

„Stimmt ja! Dafür hast du jeden Tag aber damals Chris gesehen!“, meinte sie und lächelte mich an. Als sie seinen Namen sagte, sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen. Sie legte ihren Arm um mich und setzte sich mit mir auf mein Bett. Ich konnte nicht anders. Ich musste einfach heulen!

„Wieso musste er mich nur betrügen?“, schluchzte ich. Leila streichelte mir sanft über den Rücken. „Wer hat dich betrogen?“, fragte Leila nach. „Chris!“, schluchzte ich weiter und musste noch mehr heulen.

„Wann hat er das gemacht?“

„Ich weiß es nicht genau! Aber warum musste er es machen?“

„Sch… Sch… Das wird schon wieder, Katja… Du darfst nicht daran denken! Wenn du wegen eines Typen heulst, ist er es nicht wert! Wäre er es wert, würde er dich doch nicht zum Weinen bringen!“

„Ich weiß… Trotzdem! Es ist so scheiße…!“

„Ich glaub’s dir ja…“, meinte sie nur mit ruhiger Stimme.

Gerade in diesem Moment hasste ich meine Gefühle! Ich wollte nicht mehr diesen Schmerz spüren! Ich wünschte ich könnte alles zurück drehen! Bis zu dem Zeit-punkt, an dem mich Chris betrogen hatte. Doch leider war dies ja nicht möglich, wie sollte ja so etwas möglich sein? Außerdem würde ich damit alles verändern und ich hätte wieder keinen Kontakt mit Kenny und genau das wollte ich nicht!

Es dauerte natürlich eine ganze Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte. Leila war aber die ganze Zeit bei mir, sie hatte mich getröstet. Dafür war ich ihr dankbar, denn für mich war es gerade in diesem Moment total schlimm, dass es mit Chris aus war.

„Sag mal, Katja, was ist jetzt wegen dem wegfahren?“, fragte mich Leila nachdem ich mich voll und ganz beruhigt hatte. „Hm… Na gut! Aber auch nur weil du und Kenny mitkommen!“, meinte ich. Dann mussten wir beide Lachen. So sehr hatten wir beide schon lange nicht mehr gelacht.

„Gut… Ich hab’s deinen Eltern eh schon gesagt, weil ich wusste, dass du zusagen würdest! Ich würd mich mit dem packen beeilen, wenn ich du wär.“, meinte sie und grinste mich so seltsam an. Ich sah sie leicht verwirrt an und fragte: „Wie darf ich das jetzt verstehen? Wir werden doch nicht gleich morgen abfahren… Oh nein…“ Als ich „gleich morgen“ sagte, hatte Leila ein total fettes Grinsen aufge-setzt. Dies verriet natürlich alles.

„Dann hilf mir schnell mal alles zusammenzupacken, wenn ich morgen mitfahren soll!“, fuhr ich sie gleich an und wurde total hektisch. „Hey! Du musst mich ja nicht gleich so angehen! Tz…“, meinte sie nur und half mir dann beim Zusammenpacken, wofür ich ihr sehr dankbar war.

Es dauerte natürlich eine Weile, bis wir alles zusammengepackt hatten. „Sag mal, wann fahren wir dann morgen eigentlich weg und wie lange bleiben wir dort und überhaupt… WO fahren wir hin?“, fragte ich Leila gleich aus.

„Wir fahren morgen um 10 oder so… Aber meine Eltern meinten, dass wir heute womöglich auch schon fahren könnten, wenn ich wüsste, ob du mitkommst. Wir bleiben für die nächsten zwei Wochen dann in Italien. Dort ist es wirklich wunder-schön meinen meine Eltern!“

„Ich bin schon gespannt! Ruf du mal Kenny an, ja? Ich sag meinen Eltern nur, dass ich mit dir auf Urlaub fahre.“

„Ich hab’s ihnen schon gesagt und die meinten, dass es okay ist!“, meinte Leila und zeigte mir die Zunge grinsend. Glücklich umarmte ich sie gleich daraufhin. Dann wählte ich Kennys Nummer.

„Was gibt’s, Katja?“, fragte er mich gleich.

„Hallo… Nimm dein Gepäck mit, wir fahren heute mit Leila nach Italien! Und komm bald!“, sagte ich schnell und legte dann auf. Danach machten sich Leila und ich mit meinem voll gepackten Koffer auf den Weg zu ihr. Ich freute mich schon total auf den Urlaub.

Es dauerte natürlich eine Weile bis wir bei ihr waren, ich hatte eben ziemlich schweres Gepäck zu schleppen.

Als wir dann bei Leila waren, wartete ich draußen, sie rannte noch schnell rein, holte ihre Eltern und das Gepäck, dann warteten wir alle gemeinsam auf Kenny. Natürlich brauchte er wieder ziemlich lange. Doch zum Glück nicht allzu lange, wie sonst.

„Hi Kenny.“, begrüßte ich ihn und umarmte ihn gleich. „Hy.“, sagte er nur und er-widerte die Umarmung. „Hey, ihr zwei! Ich glaub ihr solltet euch voneinander lö-sen, denn wir wollen doch in Urlaub fahren, oder irre ich mich da?“, meinte Leila. Ich drehte mich zu ihr um und sah ihr blödes Grinsen im Gesicht. Ich nickte nur, dann stiegen wir ins Auto und fuhren los.

Es war natürlich eine ziemlich lange Fahrt und irgendwann schlief ich dann gemüt-lich an der Seite von Kenny ein.

6. Tag

Ich spürte ein Rütteln. Ich schlug müde die Augen auf. „Na? Auch schon wach, Schlafmütze?“, fragte mich Leila. Ich sah sie an. „Hm? Wo sind wir?“, fragte ich nach. „Wir sind im Hotel. Meine Eltern mussten dich rein tragen und ins Bett legen, weil du ja nicht aufgewacht bist!“, meinte sie und fing an zu kichern.

Ich setzte mich auf und sah mich um. „Wo ist Kenny?“, fragte ich nach. „Im Bad… Er belegt es eh schon wieder ne Stunde… tz…“, meinte sie und deutete mit dem Kopf auf eine Tür in der Nähe von der Eingangstür ins Zimmer hin.

„Is ja eh typisch für ihn…“, meinte ich nur und lächelte ein wenig. Leila zuckte nur mit den Schultern. „Sag mal, wie spät haben’s wir eigentlich?“, fragte ich dann noch. „Neun Uhr Ortszeit.“, sagte sie knapp. Dann stand sie von meinem Bett auf und ging zu der Badezimmertür und klopfte dagegen.

„Kenny?! Wie lange brauchst du noch?! Ich und Katja müssen auch noch rein!“, sag-te sie ungeduldig.

„Noch einen Moment! Bin gleich fertig!“, hörte ich Kenny. Er redete ziemlich un-deutlich. Doch warum interessierte mich nicht. Plötzlich kam er dann heraus und Leila ging ins Bad. Er kam zu mir hin und setzte sich neben mir auf das Bett.

„Morgen Katja.“, begrüßte er mich und küsste mich auf die Stirn. „Morgen Kenny.“, sagte ich und lächelte ihn glücklich an. „Du, dein Handy hat gestern geläutet, ich glaub du hast ne SMS bekommen… Leila und ich haben nicht nachgesehen! Ich schwöre!“, meinte er.

Ich suchte gleich nach meinem Handy und sah nach, von wem ich eine SMS hatte. Ich hatte eine SMS von… Chris?!

Geschockt sah ich mein Handy an. Wieso schrieb er mir erst jetzt? Wieso hatte er mir nicht gleich nachdem ich von ihm nach Hause gegangen war, geschrieben?

Ich sah nach was er mir schrieb. Er hatte folgendes geschrieben:
 

Hey Katja! Tut mir leid, wegen allem was war! Kannst du mir bitte verzeihen? Könnten wir es nicht noch einmal probieren? Sbz zk Chris
 

Ich sah Kenny mit großen Augen an. Er blickte mich verwirrt an, dann zeigte ich ihm mein Handy. Genauso geschockt wie ich ihn ansah, sah er mich darauf hin an.

„Kenny? Warum schreibt er mir gerade jetzt?“, fragte ich ihn weinerlich. „Ich weiß es nicht… Ich weiß es wirklich nicht, Katchen…“, sagte er mit leiser und ruhiger Stimme. Dann nahm er mich in den Arm. Ich konnte nicht anderes, ich musste ein-fach heulen. Es tat immer noch weh, wenn ich an ihn dachte und alles! Und gerade jetzt musste er mir schreiben!

Plötzlich kam Leila aus dem Bad, ich sah nicht auf, ich schmiegte mich nur an die Schulter von Kenny. Doch ich hörte sie. „Was ist los, Katja?“, fragte sie besorgt. Ich schluchzte noch mehr als zu vor. Ich brachte kein Wort heraus, also musste Kenny ihr alles erklären.

Es dauerte natürlich eine Weile, bis Kenny ihr alles erklärt hatte. Dann nahm auch sie mich in den Arm und einer von den beiden streichelte mich am Rücken. „Alles wird gut, Liebes!“, sagte Kenny mit ruhiger Stimme.

Ich hasste mein Leben in diesem Moment. Wieso musste gerade mir so etwas pas-sieren? Und das immer wieder? War ich vom Pech verfolgt?

Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte, außer zu heulen… Im Moment wäre ich so oder so nicht zu mehr im Stande gewesen. Ich war einfach total am Ende, da mir Chris so plötzlich geschrieben hatte!

Es dauerte eine Weile bis ich mich gefasst hatte. Dann ließen Leila und Kenny von mir los. Ich entfernte mich ein wenig von Kennys nasser Schulter. Mir war es ein wenig peinlich, dass ich ihn so voll geheult hatte.

Ich wendete mich zu Leila um und fragte sie: „Sag mal, wo sind eigentlich deine Eltern?“ „Na zu Hause! Nur wir drei machen Urlaub… Und wir drei pennen im glei-chen Zimmer… Deshalb muss Kenny auch immer schön brav ins Bad gehen sich um-ziehen!“, sagte sie und grinste mich frech an. Leicht geschockt sah ich sie an. „Deine Eltern sind… WO?!“, fuhr ich sie gleich an. „Zu Hause! Du hast richtig ge-hört! Und jetzt zieh dich um! Ich verhungere noch!“, meinte sie, stand auf und ging inzwischen runter.

Ich stand auf, suchte im Zimmer nach meinen Klamotten. Als ich sie dann fand, zog ich mich einfach vor Kenny um. Mich interessierte es nicht wirklich, was Kenny sah. Wir kannten uns schon so lange, außerdem hatten wir uns ja erst vor kurzem ein Bett geteilt, also war es wirklich egal was er sehen würde.

Als ich mich umgezogen hatte und alles, machten wir uns auf den Weg nach unten. Das Morgenbuffet war ziemlich eindrucksvoll und wunderschön. Doch bevor wir uns auf das Buffet schlagen wollten, hielten wir erst einmal Ausschau, wo Leila war. Plötzlich entdeckte ich sie, sie saß natürlich mal wieder mit einem super süßen Jungen am Tisch. Ich nahm Kenny am Handgelenk und ging mit ihm zu Leila und dem Jungen hin.

Kenny und ich setzten uns einfach erst mal auf den Tisch. „Hi.“, begrüßten Kenny und ich den Jungen. „Hallo.“, sagte er. „Darf ich vorstellen? Kenny, Katja, das hier ist Joshua. Joshua, das sind Katja und Kenny.“, stellte Leila uns gegenseitig vor. „Schön euch kennen zu lernen.“, sagte er. „Ebenfalls.“, sagten Kenny und ich gleichzeitig. Genau wie vorhin.

„Oh… Bist du nicht die schlafende Prinzessin von gestern?“, fragte er mich plötz-lich. „Hä?“, kam nur von mir. „Ja, ja, Katchen… Er hat dich gestern gesehen, wie dich Leilas Eltern aufs Zimmer gebracht haben… Er hat gefragt wer du bist und Lei-la hat gemeint ‚Das ist die schlafende Prinzessin… Ich hoffe sie schnarcht nicht… Sonst hat sie mal geschlafen!’ Und so war das!“, meinte Kenny und musste kichern. Ich sah Leila leicht wütend an. „Tut mir leid, Katja!“, meinte Leila. Dann winkte ich einfach mit der Hand ab.

„Katchen? Sag mal, Kenny, wieso hast du sie Katchen genannt? Seit ihr zusam-men?“, fragte Joshua neugierig. „Nein, die sind nicht zusammen…“, sagte Leila ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ich gar nicht hören konnte.

„Ich hol mir mal was zu essen, Kenny? Kommst du mit?“, sagte ich und stand auf. „Und was soll ich derweil machen?!“, fragte Leila. „Warten. Wir werden ja nicht ewig brauchen!“, sagte ich zu ihr und schenkte ihr ein Lächeln. Ich stand auf und zerrte Kenny am Handgelenk hoch.

Als wir dann beim Buffet waren, dauerte es anscheinend doch länger als ich dach-te, bis wir etwas gefunden hatten. Denn wir wollten von allem etwas probieren.

Als Kenny und ich dann nach einer Weile zurück an den Tisch kamen, hatten wir jeweils einen ziemlich überhäuften Teller mit allen möglichen Sachen.

Dann ging Leila und holte sich mit Joshua etwas vom Buffet. Sie brauchte nicht so lange wie wir, sie brauchte noch länger!

„Anscheinend ist sie wieder verknallt…“, sagte ich zu Kenny während wir aßen. Er sah mich kurz an, dann stocherte er noch ein wenig in seinem Essen herum und meinte: „Ja… Sie sind anscheinend ziemlich glücklich zusammen…“ Ich legte die Gabel für das Frühstücksei weg und drehte mich zu Kenny um.

„Was ist los, Kenny? Wieso bist du so traurig?“, fragte ich nach. Doch er schüttelte nur den Kopf, sah mich an und schenkte mir ein Lächeln. Doch ich merkte, dass etwas mit ihm nicht stimmte.

„Sag schon Kenny! Was ist los!“, sagte ich besorgt. „Gar nichts, glaub mir… Und jetzt iss ruhig weiter…“, meinte er und aß ein wenig von seinem Frühstück.

Plötzlich tauchte dann Leila mit Joshua auf. Leila strahlte über das ganze Gesicht, genau wie er. Anscheinend war gerade etwas Schönes passiert zwischen den bei-den.

Nach einer Weile waren wir alle vier mit dem Frühstück fertig. Kenny hatte die ganze Zeit über mit mir nichts mehr geredet. Etwas hatte sich in den letzten zwei Jahren verändert, doch warum merkte ich das erst jetzt? Er war nicht mehr der alte, er tat nur so, als wäre er wie früher. Doch wieso merkte ich das erst jetzt? Warum konnte ich das nicht schon merken, als wir uns das erste Mal nach den zwei Jahren trafen? Ich wusste es einfach nicht…

„Ich geh ein wenig spazieren.“, meinte ich nach dem Frühstück. „Ich komme mit, wenn es dir nichts ausmacht.“, meinte Kenny und lächelte mich irgendwie an. Ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.

Wir gingen den Strand entlang, schwiegen uns an. Mein Blick war die ganze Zeit über gesenkt. „Katja?“, fragte Kenny dann nach einer Weile. Wahrscheinlich kam es ihm seltsam vor, dass ich nichts redete. „Sag mal Kenny…“, fing ich an und blieb stehen. Natürlich blieb auch Kenny stehen. Nun sah ich ihn an, wir sahen uns in die Augen.

„Wieso tust du die ganze Zeit so, als wärst du noch wie früher?“, fragte ich ihn. Er sah mich leicht verwirrt an und meinte einfach: „Ich tu nicht so! Ich bin so wie ich bin!“

„Nein, Kenny! Du bist nicht so! Ich merke doch, dass du nicht so wie früher bist! Also tu nicht so! Ich will nicht, dass du mich anlügst!“

„Ich lüge dich doch nicht an…“

„Doch… Du täuscht mir nur etwas vor… Und das ist für mich das gleiche, als wür-dest du mich anlügen…“

„Katja…“

„Ich hab doch gemerkt, dass du dich verändert hast! Also benimm dich so, wie du wirklich bist, ja?“

„Ich glaube nicht, dass du mich so sehen willst…“

„Und wieso nicht?“

„Ich kann ziemlich gemein werden und alles…“

„Ich werde schon auf dich aufpassen, ja?“, meinte ich zu ihm und schenkte ihm ein Lächeln. „Danke Katchen.“, meinte er nur knapp und gab mir einen Kuss auf meine Haare. Doch irgendwie konnte ich seinen Worten keinen glauben schenken.

Irgendetwas hatte sich plötzlich zwischen mir und Kenny innerhalb von kürzester Zeit geändert. Doch warum nur? Nur weil er beim Frühstück etwas seltsam war? Das konnte doch wohl nicht alles sein! Oder etwa doch?

Dann gingen wir einfach wieder weiter den Strand entlang, mein Blick war wieder gesenkt und natürlich schwiegen wir nun auch wieder. Mir war es in diesem Mo-ment so wie so lieber, wenn wir schwiegen. Ich fragte mich, warum Kenny meistens in meiner Gegenwart so seltsam war? Wahrscheinlich würde ich nie eine Antwort auf diese Frage bekommen.

Plötzlich hörte ich einen Mann rufen: „Kokosnuss! Kokosnuss!“ Ich sah auf, dann sah ich Kenny an, nahm ihn mit beiden Händen bei seinem Handgelenk und zerrte ihm zu dem Mann und meinte: „Komm! Wir holen uns eine Kokosnuss!“ Kenny lächelte mich an und natürlich holten wir uns welche.

Als wir die Kokosnüsse gegessen hatten, saßen wir am Strand und beobachteten einfach das Meer wie es seine Wellen schlug. Ich mochte das Meer. Es kann so ruhig sein… aber auch stürmisch… Man kann nie ahnen, was im nächsten Moment für eine Welle kommt…

„Hey ihr zwei!“, hörte ich eine vertraute Stimme aus der Ferne rufen. Ich drehte mich um und sah Leila, sie winkte uns zu und kam mit Joshua angerannt. Dann setzte sie sich zu uns hin.

„Das Meer ist heute aber wieder schön…“, meinte Leila beeindruckt. „Fragt sich nur, für wie lange…“, flüsterte sich Kenny selbst zu. Ich hörte es natürlich. Also sah ich ihn aus den Augenwinkeln an. Sein Gesicht war so ernst, so steif… Was wohl gerade in diesem Moment in ihm vorging?

„Du hast Recht, Leila… Das Meer ist wirklich wunderschön… Genau wie du…“, sagte Joshua zu ihr. Ich musste nicht einmal hinsehen, denn ich wusste schon, dass sie sich küssten.

Das war immer das gleiche mit Leila gewesen. Kaum waren wir auf Urlaub, hatte sie schon am nächsten Tag einen Jungen an der Angel. Und innerhalb von kürzester Zeit war sie dann mit ihm zusammen.

//„Sag mal, Leila, wieso brichst du eigentlich immer die Herzen der Jungs?“, fragte ich sie. Sie hatte gerade erst mit ihrem vierten Freund in diesem Jahr Schluss ge-macht.

Sie zuckte mit den Schultern und meinte einfach: „Nun ja… Eigentlich spielen die Jungs ja nur mit uns… Also spiele ich auch mit ihnen…“//

Plötzlich bekam ich wieder eine SMS. Ich sah nach von wem sie war. Natürlich war sie von Chris… Er schrieb:
 

Hey Katja! Kannst du mir verzeihen? Bitte?
 

Eiskalt schrieb ich ihm folgendes zurück:
 

Wieso sollte ich? Du hast mich betrogen, mich eingesperrt und alles! Ganz sicher nicht! Und jetzt lass mich in Ruhe!!!
 

„Wem schreibst du?“, fragte mich Kenny. „Chris…“, sagte ich knapp. „Oh… Wirst du ihm verzeihen?“, fragte er nach.

„Nein… Sollte ich?“

„Nein, nicht doch! Ich meine ja nur…“

„Er soll mich einfach in Ruhe lassen… Außerdem… Irgendwann lerne ich einen Jun-gen kennen, der mich wirklich liebt… nicht so wie er…“

„Ja… Irgendwann… Sag mal, Katja… Mir ist gerade etwas eingefallen… Ein Kumpel von mir hat ein Problem. Er ist in seine beste Freundin schon Jahre lang verknallt. Soll er es ihr sagen?“

„Wenn er sich ganz sicher ist… ja…“, meinte ich und sah ihn an. Als er etwas sagen wollte, meinte Leila zu mir: „Katja? Kann ich mal mit dir unter vier Augen reden?“ Ich nickte nur, dann standen wir auf und gingen ein Stück weit weg von den Jungs.

„Ich glaub mich hat’s voll erwischt mit Joshua! Ich hatte noch nie so viele Schmet-terlinge im Bauch!“, meinte sie glücklich. „Hey, vielleicht ist er ja der richtige für dich! Also brich ihm ja nicht das Herz und pass ja gut auf ihn auf, ja? Er ist wirklich ein schnuckeliger Typ!“, sagte ich aufheiternd zu ihr. Dann strahlte sie über das ganze Gesicht und umarmte mich glücklich.

Dann gingen wir wieder zurück zu den Jungs. Leila setzte sich neben Joshua hin, Kenny stand auf, nahm meine Hand und ging mit mir ein wenig spazieren.

„Ich glaub, ich geh kurz zurück aufs Zimmer und zieh mich um…“, sagte ich zu Kenny, irgendwie wollte ich gerade total gerne schwimmen gehen. „Und wieso?“, fragte er nach. Er hielt noch immer meine Hand. „Ich möchte ein wenig schwim-men gehen…“, sagte ich. Wir blieben stehen und lächelten uns an.

Dann machten wir uns auf den Weg zurück auf unser Zimmer. Kenny und ich kram-ten in unseren Sachen und suchten unsere Badesachen. Als wir sie gefunden hatten, ging Kenny ins Bad und zog sich dort um, ich zog mich auch ziemlich schnell um. Als ich fertig war, befand sich Kenny noch im Bad, also packte ich schon mal ein paar Handtücher ein.

„Kann ich schon rauskommen?“, fragte Kenny vorsichtig. Ich kicherte und meinte: „Du hättest schon längst rauskommen können!“ Dann öffnete er die Badezimmertür einen Spalt und hielt den Kopf durch.

„Netter Bikini.“, meinte er als er mich musterte. „Danke. Netter Kopf!“, meinte ich und fing wieder an zu kichern. Dann kam er ganz hervor. Also musterte ich ihn, sein Körper sah wirklich total gut aus. Überhaupt sein Bauch, er war ziemlich gut trainiert.

„Du siehst auch nicht gerade schlecht aus.“, meinte ich leise. „Danke schön.“, meinte er und lächelte mich an.

Kenny musste noch ein paar Badesachen zusammenpacken und als er damit fertig war, gingen wir wieder zurück zum Strand und legten uns dort einfach irgendwo hin, wo es uns gerade gefiel.

Wir legten unsere Sachen einfach hin und gingen in das Meer schwimmen für eine Weile. „Ich geh mal ne Weile lang raus.“, meinte Kenny und ging raus aus dem Meer und auf unseren Platz. Ich sah ihm irgendwie nur traurig nach.

Irgendwann folgte ich ihm dann. Legte mich neben ihm hin. Ich nahm mir ein Hand-tuch und trocknete mich ab. Mir war es einfach in diesem Moment eiskalt. „Soll ich dich ein wenig wärmen?“, fragte mich Kenny. Ich sah ihn an und nickte nur. Dann zog er mich zu sich ganz nah. „Besser?“, fragte er. „Ja… Danke…“, flüsterte ich ihm nur als Antwort.

Später ging ich aufs Zimmer, Kenny kam nicht mit, denn er hatte gemeint, dass er noch eine Weile das Meer beobachten wolle.

Alleine saß ich am Bett. Keiner außer mir war hier. Ich kam mir so verlassen vor, was ich eigentlich auch war.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Leila kam herein. „Hey, Katja. Sag mal, wo ist denn Kenny?“, sagte sie und setzte sich zu mir auf mein Bett. „Er meinte, er wolle das Meer noch beobachten…“, antwortete ich.

„Oh…“

„Sag mal… Weißt du was mit ihm in letzter Zeit los ist?“

„Mit wem?“

„Na mit Kenny… Er ist in letzter Zeit so seltsam… überhaupt in meiner Gegen-wart…“

„Hast du es noch nicht gecheckt?“

„Was?“

„Das Kenny…“, fing Leila an, doch dann öffnete sich die Tür und Joshua kam her-ein. „Hi Mausi.“, begrüßte er Leila. „Hi Schatzi!“, zwitscherte sie zurück. „Ich geh jetzt lieber… Ich will euch nicht stören…“, meinte ich ein wenig traurig.

Ich stand also auf und verließ das Zimmer. Ich wollte die beiden Turteltäubchen nun als letzter stören bei dem, was sie machen wollten. Egal was es war. Ich konn-te es so wie so nicht mit ansehen, wie sie sich küssten und alles… Es tat mir doch noch ziemlich weh… Auch wenn der Schmerz schon nachließ.

Ich ging ein wenig spazieren. Mit meinen Gedanken war ich wieder in die Vergan-genheit geraten, auch wenn ich es nicht wirklich wollte.

//Chris strich mir durchs Haar. „Sag mal, Süße, wieso lässt du dir die Haare nicht wachsen? Das würde doch viel besser aussehen, als diese kurzen!“, meinte er zu mir. Wir waren noch nicht lange zusammen, erst ganz kurze Zeit.

„Naja… Ich mag nicht so gerne lange Haare…“, antwortete ich zögerlich. Dann küsste er mich auf die Stirn. „Lass sie dir doch wachsen, ja? Für mich!“, meinte er. Dann küssten wir uns.//

Irgendwann blieb ich irgendwo stehen. Ich hatte mir die Haare in den letzten zwei Jahren nur für Chris wachsen lassen… Ich hatte mir jetzt vorgenommen, dass ich sie mir abschneiden lassen würde und sie total verändern würde, wenn ich aus dem Urlaub zurück war.

Ich blickte auf und merkte, dass ich nur wenige Meter von Kenny entfernt stand. Ich war automatisch hier hergekommen. Meine Füße hatten mich einfach herge-bracht.

Ich ging auf Kenny zu und setzte mich neben ihm in den Sand. „Siehst du dem Meer immer so lange zu wie es Wellen schlägt?“, fragte ich nach. „Nur manchmal…“, meinte er.

„Sag mal Katja…“

„Hm?“

„Ach… nichts…“

„Sicher?“

„Ja…“

„… Kenny?“

„Ja?“

„Warum bist du in letzter Zeit so… kaltherzig?“

„Das bin ich eigentlich schon lange…“

„Und warum zeigst du es mir erst jetzt?“

„Weil ich bei dir eigentlich nicht anders konnte… Und außerdem, mir geht es im Moment nicht wirklich gut…“

„Was hast du denn?“

„Liebeskummer…“

„Hattest du etwa erst eine Beziehung die zu Grunde ging?“

„So in etwa…“

„Sag schon… Was ist mit dir los? Du kannst es mir ruhig sagen.“

„Nein… Lieber nicht… Noch nicht…“

„Sagst du es mir wenigstens irgendwann einmal, was dich bedrückt?“

„Ja… Doch jetzt ist es noch zu früh… Ich hoffe, du kannst es verstehen…“

„Ja natürlich…“, sagte ich. Dann beobachteten wir einfach weiter das Meer.

Mit der Zeit wurde es dann schon ziemlich kalt. Deshalb rückte ich immer näher zu Kenny. Irgendwann lag ich dann in seinen Armen. In seinen Armen war es mir ange-nehm warm.

„Es ist ziemlich kalt, überhaupt dir, wie?“, fragte mich Kenny. Ich sah in sein Ge-sicht, er lächelte mich an. Ich war froh, dass er mich anlächelte. Es machte mich einfach glücklich.

„Ja… Irgendwie schon…“

„Wollen wir nicht vielleicht ins Zimmer gehen?“

„Ne… Lieber nicht… Vorhin wie ich gegangen bin, ist gerade Joshua gekommen…“

„Dann bleiben wir halt hier… Von mir aus können wir auch hier übernachten…“

„Auf dem Sand?“

„Nein, auf einem meiner Badetücher! Mit dem anderen decken wir uns zu und wir wärmen uns gegenseitig!“, meinte Kenny. Ich fing an zu kichern, es war einfach witzig was Kenny jetzt schon wieder machen wollte. Doch es klang wirklich interes-sant.

Ich sah Kenny tief in die Augen. Irgendwie spürte ich jetzt, dass etwas zwischen uns knisterte. Also bewegte ich meinen Kopf hoch zu seinen Lippen und schloss meine Augen. Als sich unsere Lippen berührten kam ich mir zwar etwas seltsam vor, da er ja mein bester Freund war, doch ich war trotzdem glücklich.

Unsere Zungen spielten miteinander und Kenny strich mir langsam unter mein Shirt und ich streichelte ihn auf seinem Körper.

Nach einer Weile lag er auf dem Handtuch und ich lag auf ihn. Ich hatte nur noch meinen BH und meinen Slip an.

„Willst du das wirklich tun, Katja? Was ist, wenn unsere Freundschaft draufgeht?“, fragte mich Kenny vorsichtig.

„Die wird schon nicht draufgehen! Versprochen!“, beruhigte ich ihn und küsste ihn wieder. Dann zog er mir den BH aus und langsam auch den Slip und ich strich ihm langsam seine Badehose runter.

Wir streichelten uns überall und küssten uns überall, bevor er in mich eindrang. Es tat ein wenig weh, doch es war ziemlich angenehm.

Immer wieder drang er ein Stück aus und stieß seinen „Freund“ in mich rein. Es war so ein wunderschönes Gefühl. So ein schönes Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr gehabt.

Ich weiß nicht, wie lange wir da am Strand lagen und Sex hatten. Für mich kam es ziemlich lange vor. Als wir fertig waren, zogen wir uns noch schnell an, denn nun wollten wir wirklich hier schlafen und falls jemand am nächsten Morgen kam, sollte der- oder diejenige doch keinen Schock bekommen.

„Es war wirklich schön mit dir…“, sagte ich zu Kenny und schmiegte mich an ihn. „Es war wirklich wunderschön… Doch du bist noch schöner…“, meinte Kenny schnaufend.

„Du… Katja…“

„Hm?“

„Sag mal, was empfindest du eigentlich für mich?“

„Um ehrlich zu sein… Ich weiß es nicht genau… Irgendwie fühle ich für dich Freund-schaft, aber irgendwie auch mehr… Doch ich bin noch nicht bereit für eine Bezie-hung… Das weißt du doch!“

„Ja ich weiß…“

„Sei mir nicht böse, Kenny, aber das gerade eben, war einmalig! Ja? Wir sind doch Freunde!“

„Schon klar…“, hörte ich Kenny mit trauriger Stimme sagen. „Danke dir!“, antwor-tete ich ihm und küsste ihn auf die Wange.

Dann nahm Kenny das zweite Handtuch und deckte uns damit zu. Es dauerte nicht lange, als ich dann an seiner Seite gemütlich einschlief.

7. Tag

Irgendwann wurde ich wach. Ich merkte, wie die Sonne langsam aufging. Ich war noch immer mit Kenny am Strand. Diese Nacht mit ihm war wirklich ein wunder-schöner Moment gewesen.

Ich weckte ihn schnell auf, denn ich wollte nicht, dass uns alle Leute hier schlafen sahen. Zum Glück war Kenny schon eine Weile wach gewesen.

„Du, Kenny, ich glaube, wir sollten zu Leila zurück ins Hotel gehen.“, sagte ich zu ihm. „Ja… Nicht das die uns noch sucht…“, meinte er sarkastisch. Er wusste natür-lich gleich, dass Leila uns nicht suchen würde oder sonst etwas. Überhaupt nicht, wenn sie mit Joshua unterwegs war.

Wir gingen zurück zum Hotel. Zumindest ging, so glaubte ich, Kenny rauf ins Zim-mer, ich ging ein wenig zum Pool und setzte mich am Rand hin. Irgendwie freute ich mich für Leila, dass sie wieder einen Freund hatte und zwar einen, den sie wirklich liebte und hoffte für sie, dass es ihr nicht so ergehen würde wie mir. Als ich daran dachte, ging es mir gleich wieder total scheiße.

Irgendwie wollte ich auch wieder einen Freund haben, einen der mich wirklich liebt, der mich wirklich verstand. Doch irgendwie wollte ich doch keinen, der Schmerz saß noch ziemlich tief.

Plötzlich merkte ich, dass etwas meinen Schatten überdeckte. Die Sonne war näm-lich schon ziemlich weit aufgegangen als Kenny und ich auf den Weg zurück zum Hotel waren.

Ich drehte mich um und sah einem wunderschönen Jungen in die Augen. „Na? Was machst du hier allein?“, fragte er mich. Er redete mit mir, als würde er mich schon ewig kennen.

Ich zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Ich wollte eigentlich nur ein wenig nachdenken…“ „Und über was?“, fragte er nach und setzte sich neben mich hin. Ich sah in seine giftgrünen Augen. Seine Augen faszinierten mich. Ich hatte noch nie solche leuchtenden Augen gesehen.

„Darf ich deinen Namen wissen?“, fragte er mich.

„Katja. Und wie heißt du?“

„Malven.“

„Malven… Ein schöner Name…“

„Danke… Katja ist auch wunderschön. Und du machst hier Urlaub? Allein?“

„Nein, ich bin mit meiner besten Freundin und unserem besten Freund hier.“

„Verstehe. Hör mal, ich muss los. Wie wär’s wenn wir heute ein wenig weggehen würden?“

„Klar! Holst du mich von hier dann ab?“

„Klar doch.“, sagte er, stand auf und ging. Als ich mich umdrehte, war er schon verschwunden, so schnell wie er gekommen war.

Ich blieb noch eine Weile sitzen, dann stand ich auch auf und ging hoch in unser Hotelzimmer. Das Frühstück hatte ich schon längst verpasst, doch das machte mir nichts aus.

Als ich im Zimmer ankam, lag dort Leila gelangweilt auf dem Bett. „Na? Wo ist Jo-shua?“, fragte ich sie und ging zu ihr hin. Blitzschnell setzte sie sich auf und sah mich an. „Wo warst du?“, fragte sie mich einfach, ohne auf meine Frage zu achten. „Nicht hier, so viel kann ich dir sagen.“, antwortete ich ihr frech und lächelte sie an.

„Und wo ist Kenny?“

„War er noch nicht hier?“

„Nein. Ich habe ihn seit wir gestern am Strand waren nicht mehr gesehen.“

„Naja… Er wird schon wieder auftauchen!“

„Sag mal, wieso bist du so glücklich?“

„Ich habe gerade einen Jungen unten beim Pool kennen gelernt, er heißt Malven.“

„Das ist ja toll!“

„Ja… Und heute Abend geh ich dann mit ihm weg.“

„Ich wünsche dir dann heute Abend viel Spaß, Süße!“

„Danke dir, Leila. Sag mal, wo ist jetzt eigentlich Joshua?“

„Der sollte noch irgendwo herumgeistern…“

„Du hast also keine Ahnung wo er ist?“

„Nein…“, sagte Leila leicht geknickt. „Er wird schon wieder auftauchen!“, versuch-te ich sie aufzumuntern, was natürlich auch half. Wir beiden alberten die ganze Zeit herum, auch wenn es nicht lange war. Bis dann endlich Kenny auftauchte. Ich war erleichtert, ihn zu sehen.

Er kam herein, legte sich einfach auf sein Bett und schlief. Anscheinend hatte er kein Auge zubekommen im Gegensatz zu mir. Doch wieso hatte er dann gemeint, als ich ihn aufwecken wollte, dass er schon eine Weile wach war? Warum hatte er mir nicht gleich gesagt, dass er die ganze Nacht über auf war?

„Ich glaube, wir sollten gehen und ihn in Ruhe schlafen lassen.“, flüsterte ich Leila zu. Diese nickte nur, dann standen wir auf und gingen runter zur Bar. Ich hatte ja noch nichts im Magen und wollte deshalb etwas essen gehen.

„Ich bin glatt am verhungern!“, meinte ich zu Leila als wir schon bei der Bar saßen. Ich bestellte mir einen Toast und einen Eistee. Leila bestellte sich irgendetwas al-koholisches, wobei ich nicht genau wusste, was das war.

Leila und ich redeten nichts. Ich war so oder so nicht in der Stimmung mit irgend-wem zu reden. Ich aß einfach meinen Toast und dachte an die alten Zeiten mit Chris.

//Wir saßen auf einer Bank im Park. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Es war schon ziemlich spät, doch mir war das egal! Meinen Eltern hatte ich erzählt, ich würde bei Leila schlafen, sie wurde natürlich eingeweiht, doch eigentlich würde ich bei Chris übernachten. Bei ihm im Zimmer, in seinem Bett.

Ich hob meinen Kopf auf und fragte ihn: „Glaubst du, meine Eltern finden heraus, dass ich bei dir schlafe?“ Dabei sah ich ihm tief in die Augen. „Nein… Die kommen nicht so schnell drauf, keine Angst, Süße!“, meinte er nur und küsste mich.//

Ich durfte nicht daran denken, wie es mit ihm war! Ich musste versuchen, es zu vergessen! Ich hatte nun ja schon einen neuen, süßen Jungen kennen gelernt! Ge-nau aus diesem Grund durfte ich nicht immer an Chris denken! Sonst würde ich ja niemals mehr einen Jungen abbekommen!

„Du, sag mal Leila, ist es normal, dass ich noch immer an Chris denke?“, kam es aus meinem Mund. Eigentlich wollte ich gar nichts sagen, doch es kam einfach so aus mir heraus.

„Natürlich… Du warst zwei Jahre mit ihm zusammen… Für dich ist das sicher unge-wohnt, jetzt wieder allein zu sein und alles… Ich weiß ja wie das ist…“, meinte sie und biss sich auf die Lippe. Ich sah sie an. Sie hielt ihr Glas fest umschlungen, ihr Blick war traurig. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, das würde sogar jemand er-kennen, der sie gar nicht kennt.

„Was ist denn los, Leila?“, fragte ich. Ihre Finger lösten sich allmählich vom Glas, doch ihr Blick war dennoch gesenkt und sie meinte: „Naja… Weißt du…“ Ich merk-te, dass sie nicht darüber reden wollte. Doch ich war neugierig und wollte es unbe-dingt wissen. Zögerlich antwortete sie: „Nun ja… Meine längste Beziehung war acht Monate… Er war mein erster Freund… Mit ihm hatte ich mein erstes Mal… Er hatte dann einfach so Schluss gemacht… Er meinte: ‚Du warst echt scheiße im Bett! Da hat’s meine Ex ja noch besser gebracht!’“ Ich merkte, wie sich in ihren Augen Trä-nen sammelten. „Natürlich war das scheiße von ihm und ich habe ihn gefragt, wa-rum er mir das antat und er mit mir Schluss mache, denn wir waren ja schon acht Monate zusammen und er war ja mein erster Freund… ‚Du warst nur gut genug fürs Bett! Außerdem habe ich dank dir ein total nettes Mädel kennen gelernt, du kennst sie sicher. Sie heißt Alexa!’, meinte er.“, erzählte sie weiter und fing dann fürch-terlich an zu heulen.

Ich nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten.

Leila hatte mir davon noch nie etwas erzählt. Doch von Alexa, ihrer Exbesten Freundin. Als Leila vor drei Jahren mit ihrer Familie herzog, hatte sie keine einzige Freundin, doch ich freundete mich mit mir an. Sie hatte damals gemeint, sie hätte sich mit ihrer besten Freundin zerstritten, doch wieso hatte sie mir nie erzählt, doch nun wusste ich es. Ich verstand, warum sie es nie erzählt hatte. Anscheinend saß der Schmerz von damals noch ziemlich tief. Das konnte ich auch verstehen, denn es ist nicht gerade das schönste was einem widerfahren kann.

Etwas später waren wir in unserem Zimmer. Kennys Bett war wieder leer. Dann redeten wir weiter. „Und diese Alexa, hatte sie gewusst, dass das damals dein Freund war?“, fragte ich Leila.

„Natürlich! Sie war damals meine beste Freundin. Eigentlich hatten alle gemeint, sie wäre die größte Hure der Schule und das sie mit jedem Typen was anfangen würde oder angefangen hat. Doch ich habe es damals nicht geglaubt. Ich war da-mals zwölf und total naiv… Theo, mein erster Freund, war auch ein totaler Macho, aber ich war total in ihn verknallt. Ich bin mit ihm zusammen gekommen, obwohl ich wusste, dass Alexa etwas von ihm wollte… Doch ich war total verliebt… Als Ra-che hat sie ihn mir dann einfach ausgespannt…“

„Das ist ja eine tolle Freundin gewesen!“

„Das kannst du laut sagen… Als Theo mir damals sagte, dass er mit ihr zusammen war, habe ich ihr gleich die Freundschaft gekündigt… Doch dann fand ich leider keine anderen Freunde mehr…“

„Und gleich in den Sommerferien bist du mit deinen Eltern hierher gezogen.“

„Genau… Meine Eltern glaubten, dass es mir besser ginge, wenn wir wo anders hin-ziehen würden… Und damit hatten sie ja irgendwie recht… Denn… Ich habe hier die allerbeste Freundin der Welt gefunden! Nämlich dich!“, meinte sie und strahlte mich an.

Ich war geschmeichelt und froh, dass es ihr nun wieder besser ging. Denn ich konn-te natürlich verstehen, dass es ihr scheiße ging, wenn sie an das zurück dachte. Ich wurde sogar ein wenig rot, da ich so geschmeichelt war.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Joshua kam herein. Leila sprang gleich vom Bett auf und ging auf ihn zu. Zur Begrüßung küssten sich die beiden gleich.

Ich ging gleich raus, denn ich wollte die beiden nicht stören und schloss hinter mir die Tür.

Anscheinend konnte Schmerz so tief sitzen, dass man ihn nie mehr vergessen konn-te, wie Leila. Doch ich hoffte, dass die Sehnsucht nach Chris und der Schmerz der damit verbunden war, bald verschwinden würden.

Ich ging zu einer Bar die gleich am Strand lag. Ich hatte sie gestern schon bemerkt, als ich mit Chris hier spazieren gegangen war. Ich setzte mich dort hin. Gleich kam ein Kellner zu mir her.

„Na, Katja? Was willst du haben?“, fragte mich eine bekannte Stimme. Ich sah auf und sah in Malvens Gesicht. „Hi. Naja… Was würdest du mir empfehlen?“, sagte ich. Er schlug einen exotischen Cocktail vor, welchen ich auch gleich nahm.

Es dauerte nicht lange, bis er ihn mir gebracht hatte. Anstatt seine Arbeit zu tun, setzte er sich dann einfach zu mir. „Du arbeitest hier also?“, fragte ich und machte einen Schluck von dem Cocktail. Er schmeckte wirklich gut.

„Ja. Aber auch nur in den Ferien. Mein Onkel gehört nämlich das Hotel.“, meinte er.

„Echt? Cool!“

„Ja… Wie man’s halt nimmt…“

„Wie meinst du das?“

„Meine Eltern schicken mich jedes Jahr in den Ferien her. Ich kann mich gar nicht wirklich entspannen, denn ich arbeite fast den ganzen Tag hier…“

„Sag mal, wann treffen wir uns heute dann eigentlich?“

„Um Acht? Um Acht hab ich nämlich Dienstschluss, wenn du willst, kannst du mich auch abholen und du kannst ruhig auch öfters herkommen.“

„Werde ich machen, wenn ich dann weiterhin solche guten Cocktails bekomme.“

„Klar doch! Den zahl ich dir übrigens.“, meinte er. Dann stand er auf und machte sich wieder an seine Arbeit. Genüsslich schlürfte ich an dem Cocktail.

Als ich fertig war, stand ich einfach auf und ging ein wenig am Strand entlang. Es dauerte nicht lange, da sah ich Kenny am Strand schlafen. Er mochte den Strand wirklich sehr was ich wusste.

Ich ging auf ihn zu. Es dauerte nicht lange, bis er mich bemerkte. Er sah mich an und lächelte. „Wo warst du die ganze Zeit?“, fragte ich ihn und setzte mich auf das Badetuch von ihm wo er gerade lag.

„Ich war hauptsächlich hier… Das Meer hat mich einfach angezogen…“, meinte er mit ruhiger Stimme. Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht so schnell wie es gekommen war. Er setzte sich auf und starrte nur noch auf das Meer.

Mir kam es so vor, als würde er nichts mit mir zu tun haben wollen in diesem Mo-ment. Mir kam das wirklich seltsam vor. Doch ich ignorierte das seltsame Gefühl, dass ich in diesem Moment hatte.

„Hör mal, wie wär’s wenn wir mal zurück zum Hotel gehen würden? Es gibt sicher bald Mittagessen.“, sagte ich zu Kenny. Wir saßen schon eine ganze Weile am Strand und beobachteten das Meer ohne etwas zu sagen.

Plötzlich stand Kenny auf, ich sah ihn an. Er hielt mir die Hand hin. „Gut. Ich hab eh schon Hunger!“, meinte er und lachte. Dann nahm ich seine Hand und er zog mich hoch. Also machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel.

Als wir in den Speisesaal kamen, sahen wir natürlich gleich Leila und Joshua. Sie küssten sich innig. Irgendwie konnte ich den Anblick nicht ertragen, doch ich muss-te wohl oder übel.

Bevor wir uns zu ihnen setzten, holten sich Kenny und ich etwas vom Buffet. Kenny tischte sich ziemlich viel auf, was mich natürlich nicht wunderte. Wahrscheinlich hatte er nichts gefrühstückt im Gegensatz zu mir.

Als wir uns beide genug aufgetischt hatten, gingen wir zu dem Tisch wo das Liebes-pärchen saß und setzten uns stillschweigend zu ihnen. Da wir sie nicht stören woll-ten, aßen wir einfach.

Es dauerte nicht lange bis sich die beiden voneinander lösten. Leila sah uns mit ei-nem total verliebten Blick an. „Hey, schön das ihr auch schon hier seid.“, meinte sie nur. Ich nickte nur und aß einfach weiter.

Nachdem essen, gingen wir alle auf unser Zimmer. Als wir vor unserer Zimmertür standen, sagte ich den Jungs, sie sollen doch mal reingehen, da ich noch etwas mit Leila reden wollte.

„Über was willst du reden?“, fragte sie mich. Ich grinste sie frech an und meinte: „Ich habe Malven getroffen.“

„Wo? Wann?“

„Bei der Strandbar, nachdem ich das Zimmer verlassen habe. Er hat mich auf einen Cocktail eingeladen.“

„Echt?“

„Ja, echt! Er arbeitet dort nämlich jedes Jahr in den Ferien. Seinem Onkel gehört das Hotel hat er gemeint. Ich treffe mich heute mit ihm um acht. Ich werde ihn von der Strandbar gleich abholen dann später.“

„Das is ja voll cool!“

„Das kannst du laut sagen!“, sagte ich überglücklich. Ich umarmte Leila gleich vor lauter Freude. Plötzlich ging die Tür auf. Wir lösten uns voneinander, dann gingen wir rein. Joshua hatte nachgesehen, wo wir so lange waren.

Kenny lag gemütlich auf seinem Bett. Es sah so aus, als würde er schlafen. „Hey, Kenny! Die beiden sind schon da. Du kannst dich ruhig wieder hinsetzten.“, meinte Joshua lautstark. Als Joshua das gesagt hatte, setzte sich Kenny auf. Anscheinend hatte er wirklich nicht geschlafen.

Ich setzte mich auf mein Bett. Eigentlich wollte ich jetzt ja schlafen, doch das konnte ich ja nicht, wenn Joshua hier war.

Plötzlich stand Kenny auf und kam herüber zu mir. Er setzte sich neben mich auf mein Bett. „Sag mal, geht es dir eh gut?“, fragte er besorgt.

„Klar doch! Wieso?“

„Du siehst so… müde und blass aus…“

„Wenn’s mehr nicht is…“

„Du bist fast am einschlafen, wie?“

„Ja… Aber ich glaube, ich geh ein wenig spazieren… Wenn du willst, kannst du ja mitkommen.“, sagte ich zu ihm und stand auf.

Wir gingen gemeinsam ein wenig am Strand spazieren. Ich hoffte nur, dass Malven nicht auftauchen würde. Kenny würde wahrscheinlich durchdrehen, wenn er wuss-te, dass ich mich mit einem Typen verabredet hatte, den ich erst kennen gelernt hatte.

//„Du~~?“, sagte ich zu Kenny und sah ihn glücklich an. Ich hatte heute nämlich einen total netten Jungen kennen gelernt und das wollte ich gleich Kenny erzählen, ich war nämlich total glücklich, ihn kennen gelernt zu haben.

Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich hab ein Date!“, sagte ich glücklich zu ihm. Er lächelte mich hoffnungsvoll an. „Und mit wem?“, fragte er nach.

„Mit Paul!“

„Wer ist denn Paul?“

„Er ist ein ganz netter!“

„Und seit wann kennst du diesen Paul?“

„Seit heute!“

„Seit heute?! Du hast ihn heute erst kennen gelernt und gehst heute schon mit ihm aus?! Sag mal, Katja, geht’s dir noch gut?!“, brüllte Kenny lautstark herum.//

„Katja?“, sagte Kenny und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Wie?“, fragte ich und sah ihn an. „Warst wohl wieder in Gedanken, wie?“, sagte er und lächelte mich an. Ich nickte nur.

Nach kurzer Zeit blieben Kenny und ich stehen. „Holen wir unsere Badesachen?“, fragte er mich. „Und schauen was Leila und Joshua treiben?“, fragte ich zurück und dann antworteten wir wie aus einem Mund: „JA!“ Dann liefen wir zurück zum Ho-tel.

Als wir bei unserem Zimmer ankamen, blieben wir kurz vor der Tür stehen und lauschten. Es war ruhig, man hörte nichts. Also gingen wir ruhig rein und holten unsere Badesachen.

Später lagen wir gemütlich am Strand in der Sonne und ließen uns ein wenig bräu-nen. Ich blieb nicht lange liegen, denn ich wollte unbedingt ins Meer gehen. Heute schlug es so schöne Wellen fand ich.

Während ich eine Weile im Wasser war, ruhte sich Kenny aus. Heute Abend hatte Kenny ganz sicher einen Sonnenbrand, dachte ich mir, denn er hatte sich nicht ein-geschmiert.

Als ich aus dem Meer kam, ging ich zu Kenny und trocknete mich ab. „Sag mal, willst du auch Pommes?“, fragte ich ihn. „Hm… Ne… Lass mal, ich ess bei dir mit!“, meinte er. Ich konnte nicht erkennen ob er mich ansah, da seine Sonnenbrille ver-spiegelt war.

„Tz… Kannst dir mal wieder nichts leisen! Naja… Ich geh kurz mal zur Strandbar und hol mir nen Cocktail!“, sagte ich. „Heißt das, dass es keine Pommes gibt?“, fragte Kenny. „Genau das heißt es!“, sagte ich wütend zu ihm. Also machte ich mich auf den Weg zur Strandbar, die nicht wirklich weit von unserem Platz entfernt war.

Kaum hatte ich Platz genommen, kam auch schon Malven. „Na? Was willst du ha-ben?“, fragte er mich und nahm bei mir Platz. „Das gleiche wie heute schon mal!“, sagte ich und lächelte ihn an. „Geht klar, Süße.“, meinte er und ging hinter die Bar und mixte mir meinen Cocktail.

Es dauerte nicht lange, bis der Cocktail auf dem Tisch stand. Ich schlürfte ein we-nig daran. „Sag mal, gibt’s bei euch auch Pommes?“, fragte ich nach. „Klar. Willst du sie gleich hier essen?“, fragte er nach. Ich schüttelte nur den Kopf. Dann stand er wieder auf und machte mir Pommes.

Während ich auf die Pommes wartete, schlürfte ich genüsslich an meinem Cocktail. Ich konnte einfach nicht genug von dem bekommen.

Als Malven dann mit den Pommes kam, hatte ich schon längst ausgetrunken. „Sag mal, könnte ich vielleicht noch eine Gabel haben?“, fragte ich ihn. Er nickte, stand auf und brachte mir eine. „Danke! Und wie viel macht das insgesamt?“, fragte ich ihn. „Das reden wir heute Abend.“, meinte er und zwinkerte mir zu.

Ich stand auf und ging mit den Pommes zurück zu Kenny. „Hm… Was duftet hier so gut?“, fragte er und nahm seine Sonnenbrille ab. „Meine Pommes.“, sagte ich. Nahm mir eines und aß es genüsslich und langsam, damit ich Kenny ärgern konnte. „Darf ich auch eins haben?“, fragte er. „Das sind MEINE Pommes!“, wiederholte ich und kicherte. Dann hielt ich sie ihm hin. „Da nimm!“, meinte ich und kicherte wie-der.

Wir waren noch längere Zeit am Strand. Als die Sonne unterging, machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. In unserem Zimmer zogen wir und schnell um und gingen dann in den Speisesaal essen.

Nach dem Essen ging ich schön langsam zur Strandbar. Mein Herz schlug ziemlich heftig. Ich hatte schon lange kein Date mehr. Ich war gespannt, was ich wohl mit Malven unternehmen würde. Er hatte ja nur gemeint, dass ich ihn um acht von hier abholen sollte.

Ich stand nur wenige Meter von der Strandbar entfernt. Plötzlich kam Malven zu mir her. „Hey, Katja. Na? Worauf hast du Lust? Ein wenig schwimmen? Kino? Oder sonst was?“, fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Mir ist alles recht!“ „Gut. Dann komm doch mal mit!“, meinte er glücklich, nahm meine Hand und rannte mit mir ein wenig herum.

Ich fragte mich, wo er mich wohl hinbringen wollte. Was hatte er jetzt eigentlich mit mir vor?

Plötzlich standen wir vor einem Auto. „Wem gehört das?“, fragte ich neugierig. Das Auto war ein ziemlich neues Model, sah nicht aus wie ein normales Auto, das gera-de aus der Fabrik kam, nein, es wurde ziemlich verändert.

„Das gehört mir! Komm schon, rein mit dir!“, meinte er zu mir und schenkte mir ein wunderschönes Lächeln. Ich stieg ein. Dann fuhren wir auch schon los. Doch wohin wir fuhren, wusste ich nicht. Mir war es in diesem Moment auch irgendwie egal. Der Wind wehte mir durch mein Haar, es war wirklich angenehm.

Nach einer Weile des Fahrens hielten wir an. „Hier wohne ich. Komm, schauen wir uns einen Film an.“, meinte er und stieg aus. Ich stieg auch aus und folgte ihm. Sein Haus war wirklich wunderschön. Es war ziemlich groß und sah von außen wirk-lich toll aus.

Wir gingen hoch in sein Zimmer. Sein Zimmer war wirklich wunderschön, genau wie das Haus. Ich setzte mich auf die Couch während er einen Film in den DVD-Player gab. Dann setzte er sich zu mir und legte seinen Arm um mich. Ich fühlte mich rich-tig wohl in seiner Nähe.

„Nach dem Film, bring ich dich dann nach Hause, okay?“, meinte er. Ich nickte nur und lehnte mich an seine Schulter. Es war fast so wie damals als ich mit Chris gera-de erst zusammen gekommen war.

Immer wieder versuchte mir Malven unter mein Shirt zu streifen, doch ich stieß seine Hand immer wieder weg.

Der Film, den Malven eingelegt hatte, war wirklich wunderschön. Es ging um einen Jungen, er war sterbenskrank, deshalb verließ er seine Freundin, denn er wollte sie nicht mit seinem Tod verletzten. Doch er hatte sie total verletzt, als er die Bezie-hung zu ihr beendete. Deshalb wollte sie sich umbringen und stieg auf das Dach eines Hochhauses um zu springen. Doch er kam noch rechtzeitig und konnte sie zum Glück noch aufhalten.

„Der Film war wirklich wunderschön.“, sagte ich als der Film vorbei war. „Ja…“, meinte Malven und lächelte mich an. Wir kamen uns immer näher und küssten uns schließlich. Malven konnte wirklich gut küssen. Mir kam es fast so vor, als würde ich träumen.

Später brachte mich Malven zurück. Ich stieg aus und gab ihm noch ein Abschieds-küsschen auf die Wange. Dann ging ich ins Zimmer.

Müde aber glücklich, legte ich mich ins Bett und schlief gleich ein.

8. Tag

Ziemlich früh weckte mich Leila auf. Verschlafen sah ich sie an. „Katja! Komm mit! Ich will mit dir reden!“, flüsterte sie. Also stand ich auf und ging mit ihr nach drau-ßen. Erst jetzt merkte ich, dass ich gar nicht meinen Pyjama an hatte, sondern noch immer das Gewand, was ich am Abend zuvor getragen hatte.

„Und? Was war gestern?“, fragte sie mich neugierig. Sie war so aufgeregt, wie ein Schulmädchen an ihrem ersten Tag.

„Sag mal, warum können wir nicht drinnen reden?“, fragte ich verschlafen und gähnte. „Weil Kenny vielleicht noch schläft und ich ihn nicht aufwecken will?“, meinte sie und zog eine Augenbraue hoch.

„Ach so…“, gab ich von mir. Ich war einfach noch zu müde um zu reden. Es war einfach noch ein wenig zu früh. Doch ich hatte keine andere Wahl. Wenn Leila mit jemanden über etwas reden will, muss dieser jenige mit ihr reden. Auch wenn das ich in diesem Fall war.

„Also?“

„Also was?“

„Was war jetzt gestern mit dir und Malven?“

„Naja… Ich bin mit ihm in seinem Auto zu ihm gefahren… Da haben wir uns einen Film bei ihm angeseh’n…“

„Und? Habt ihr euch geküsst?“

„Ja… Nach dem Film…“, sagte ich und gähnte. „Kann er wenigstens gut küssen?“, fragte mich Leila und stieß mir immer wieder leicht mit dem Ellbogen in die Seite und zwinkerte mir zu. Ich kicherte und nickte.

„Wie wär’s wenn wir ein wenig spazieren gehen würden? Es gibt sowieso bald Frühstück.“, meinte Leila zu mir und sah mich glücklich an. „Okay. Wie wär’s wenn wir zur Strandbar gehen würden?“, meinte ich und dachte dabei an Malven. Ich wollte nämlich, dass Leila ihn kennen lernt. Ich kannte ja schon Joshua und nun sollte sie Malven kennen lernen.

Als wir uns bei der Strandbar auf einen Tisch setzten, hielt ich gierig nach Malven Ausschau. Doch leider konnte ich ihn nirgendwo entdecken. „Was wollt ihr zwei?“, fragte eine mir bekannte Stimme. Erschrocken drehte ich mich um und sah Malven mich angrinsen.

„Ich bekomme das übliche, bitte.“, sagte ich und lächelte schüchtern zurück. „Das übliche also. Und das wäre?“, meinte er frech. „Ein tropischer Früchtecocktail.“, sagte ich ihm. „Und wie heißt dieser Cocktail genau?“, fragte er mich und zog da-bei eine Augenbraue hoch. „Cocktail of tropical fruits.“, sagte ich und er sah mich dann nur noch baff an. „Und was bekommst du?“, sagte er zu Leila. „Ähm… Das gleiche wie sie…“, meinte sie nur. Dann verschwand Malven und machte uns die Cocktails.

„Kennst du den?“, fragte mich Leila. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte ich und tat so, als würde ich Malven das erste Mal sehen. „Na komm schon! Wer ist das?“, fragte Leila nach. Sie hatte anscheinend keine Lust auf ein solches Spiel, was ich eben noch mit Malven gespielt hatte.

Plötzlich kam Malven und stellte uns die Cocktails auf den Tisch. „Heute Abend wieder? Um Acht?“, fragte er mich und lächelte mich an. Ich nickte nur. Dann ver-schwand er und ich schlürfte an meinem Cocktail.

„Malven?!“, fragte Leila geschockt und sah mich mit riesigen Augen an. Ich nickte nur. „Der sieht ja verdammt geil aus!“, meinte sie und ich kicherte. „Das kannst du laut sagen, Leila… Das kannst du laut sagen…“, sagte ich und sah zu ihm.

„Herzlichen Glückwunsch!“

„Danke dir.“

„Er sieht wirklich nicht schlecht aus.“

„Das hast du schon gesagt.“

„Oh… Tut mir leid…!“

„Trink einfach, ja? Trink einfach!“, meinte ich zu Leila und konnte mich fast nicht mehr einkriegen vor lauter Lachen. Leila schlürfte dann endlich mal an ihrem Cock-tail und meinte, dass er ziemlich gut schmecken würde.

„Ich weiß… Den hat mir gestern Malven empfohlen…“, sagte ich während ich an meinem Cocktail schlürfte.

Nun hatte ich heute schon wieder ein Date mit Malven. Ich war wirklich glücklich darüber. Doch ich hoffte nur, dass er mir nicht wieder unters Shirt streifen würde. Doch wer wusste, was wir heute wieder machen würden? Ich hatte ja am Abend zuvor auch nicht gewusst, was wir machen. Anscheinend hatte Malven einfach Lust auf einen Film. Deshalb waren wir wohl bei ihm und haben uns einen Liebesfilm angesehen. Es gab wirklich nicht viele Männer, die sich Liebesfilme ansahen, das machte Malven wirklich besonders.

//Nun stritt ich mich wieder mit Chris. Nur wegen einer Kleinigkeit!

„Ich schau mir ganz gewiss keine Schnulze an!“, schrie er herum. „Das ist keine Schnulze!“, brüllte ich zurück. Mir standen schon die Tränen in den Augen. Doch ihm war es egal. Ihm war es auch egal, dass uns hier im Kino alle zuhörten und uns jeder anstarrte.

„Weißt du was? Ich geh nach Hause!“, meinte ich. „Schon gut, schon gut! Schauen wir uns halt diesen ‚Liebesfilm’ an!“, meinte er und ich merkte, wie er es verab-scheute sich so einen Film anzusehen.//

„Früher habe ich mich mit Chris wegen Filmen gestritten…“, kam es einfach so aus meinem Mund und es sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen. Mein Blick war gesenkt.

„Ach Katja… Wir sind in den Ferien! Jetzt denk doch nicht einfach an den Idioten! Der hatte dich doch gar nicht verdient! Er war ein verdammter Macho!“, meinte Leila. „Schon möglich…“, meinte ich nur. Ich wusste, dass sie Recht hatte, doch ich wollte es nicht wahr haben.

Plötzlich kam Malven und setzte sich zu uns an den Tisch. Ich atmete tief ein und sah ihn glücklich an. „Na? Schmeckt euch der Cocktail?“, fragte er nach und ließ seinen Blick nicht von mir. „Meine Meinung kennst du ja schon.“, sagte ich und lä-chelte ihn an. „Der ist wirklich lecker.“, meinte Leila.

„Ach? Kenn ich die wirklich schon?“, fragte Malven nach. Es kam mir so vor, als würde es für Malven in diesen Moment nur ihn und mich geben und für mich war es eigentlich dasselbe. Es war so, als wäre Leila gar nicht da.

„Ja. Die kennst du schon.“

„Bist du dir da ganz sicher?“

„Ja. Der Cocktail ist das Beste, was ich bis jetzt probiert habe.“

„Das Beste von allem?“, fragte er nach und zog eine Augenbraue hoch. Also antwor-tete ich: „Nach deinen Lippen versteht sich.“ Dann küssten wir uns innig. Uns war es egal ob uns jemand sah und auch sonst alles.

Als wir uns lösten, sah ich zu Leila. Die mich mit einem leicht verärgerten Blick an-starrte. „Wir sehn uns dann heute Abend.“, meinte Malven als er Leilas Blick sah und stand auf.

„Pf… Ihr küsst euch hier einfach und tut so, als würde es mich gar nicht geben!“, meinte Leila wütend. „Tut mir Leid… Jetzt weißt du, wie’s mir geht, wenn du mit Joshua rum machst.“, meinte ich und trank meinen Cocktail aus.

Nachdem ich meinen Cocktail geleert hatte, gingen Leila und ich zurück zum Hotel. Es gab wahrscheinlich schon Frühstück.

Wir setzten uns an unseren üblichen Tisch. Leila ging als erste zum Buffet, da sie, wie sie sagte, schon fast am verhungern war. Es dauerte natürlich eine Weile bis sie zurückkam. Dann ging auch ich zum Buffet und holte mir einfach irgendwas, worauf ich gerade Lust hatte.

Als Leila und ich schon längst aßen kam plötzlich Kenny. Verschlafen setzte er sich einfach zu uns hin. Er sah total müde aus. „Warum habt ihr mich nicht aufge-weckt?“, jammerte er und legte den Kopf auf den Tisch. „Wir waren ein wenig spa-zieren… Tut uns Leid!“, meinte Leila. Ich aß gemütlich weiter. „Vorschlag, hol dir was zu essen!“, meinte ich zu Kenny. Er hob seinen Kopf hoch und sah mich wie ich gerade eine Semmel zu meinem Mund führte.

„Gut…“, meinte er, stand auf und holte sich was zu essen. „Der hat anscheinend zu viel geschlafen!“, meinte ich zu Leila leise. „Kenny hat nicht viel geschlafen! Was ich mitbekommen hab, war der ja noch wach bis zu nach Hause gekommen bist.“, meinte sie. Ich sah Leila verblüfft an und sie nickte einfach nur.

Wenn Kenny wirklich so lange wach war, hatte er wirklich nicht viel geschlafen, denn ich war so zirka um Mitternacht nach Hause gekommen und wir hatten es ge-rade zirka sieben Uhr.

Es dauerte nicht lange bis Kenny wieder zurück an unserem Tisch war. Sein Teller war mehr als voll. Auf seinem Teller lag noch mehr als sonst eigentlich. „So hung-rig?“, fragte ich und starrte einfach nur auf den Berg. Das was auf seinem Teller war, konnte man nicht mehr als Essen bezeichnen. Es war wirklich total gehäuft und deshalb konnte man es nur noch als Berg bezeichnen!

„Naja… Ich hab seit dem Abendessen nichts mehr gegessen. Ich komme gleich.“, sagte Kenny und stand wieder auf. „Wo geht er jetzt schon wieder hin?“, fragte mich Leila und ich zuckte nur mit den Schultern.

Dann kam Kenny mit einer Tasse Kaffee zurück. Er machte ein paar Schlucke daran und dann war der auch schon leer. Dann stopfte er sich das Essen in den Mund, als hätte er schon drei Wochen nichts mehr zu essen bekommen.

Ich und Leila sahen zu wie Kenny das alles runter schlang und wir aßen nebenbei nur ganz langsam. Als Kenny fertig war, stand er auf und meinte, er würde wieder ins Zimmer gehen und schlafen. Wir sollen ihn später aufwecken.

Nachdem ich und Leila gegessen hatten gingen wir hoch ins Zimmer und holten uns unsere Badesachen und zogen uns gleich um. Kenny schlief tief und fest. Er schnarchte nämlich ziemlich laut. „Wie sieht der Bikini aus?“, fragte ich Leila und posierte vor ihr mit meinem neuen Bikini. „Der sieht echt geil aus!“, meinte sie und hielt zwei Daumen hoch. Mein Bikini war blau mit weißen Blumen verziert, er hatte mir schon anfangs gut gefallen.

„Und wie sieht der aus?“, fragte mich Leila und zeigte sich mit ihrem neuen Bikini. Er war ein schwarzer Bikini mit einer kleinen Aufschrift am Oberteil und am Unter-teil.

„Klasse!“, meinte ich zu ihr und lächelte sie an. Dann machten wir uns auf den Weg zum Strand.

Es dauerte eine Weile bis wir einen schönen Platz zum Baden gefunden hatten. Wir lagen nicht ganz in der Sonne, aber auch nicht ganz im Schatten. Er war perfekt für uns beide!

„Du, Katja, kannst du mir den Rücken eincremen?“, fragte mich Leila und hielt mir ihre Sonnencreme hin. „Klar doch.“, meinte ich, nahm die Sonnencreme und crem-te ihr den Rücken ein. Als ich damit fertig war, hielt ich ihr mit einem fetten Grin-sen meine Sonnencreme hin. Dann schmierte sie auch mir den Rücken ein.

Als wir damit fertig waren gingen wir ins Wasser. Es war so schön kalt. Es war wirk-lich toll, dass wir in den Sommerferien hier an diesem Strand waren. Dies war wahrscheinlich der schönste Sommer meines derzeitigen Lebens! Denn ich wusste, es würde immer einen besseren Sommer geben als diesen, deshalb meinte ich auch, dass dies der beste Sommer meines derzeitigen Lebens.

Leila und ich spritzten uns immer wieder gegenseitig mit Wasser an. Wir lachten und hatten einfach nur Spaß miteinander. So war das eigentlich schon immer wenn wir irgendwo gemeinsam auf Urlaub waren. Doch als wir das erste Mal schwimmen waren, als ich mit Chris Schluss gemacht hatte, war es ein wenig anders zwischen uns. Da ich keine Lust auf irgendetwas hatte.

Nach einer Weile gingen wir beide dann aus dem Wasser zu unserem Platz. Wir trockneten uns ab. „Sag mal, wie wär’s mit nem leckeren Cocktail?“, meinte ich zu Leila und dachte dabei natürlich wieder an Malven.

„Du willst ja nur zu Malven, oder?“, meinte Leila und begann damit das gleiche Spiel, was ich heute schon am Vormittag mit Malven gespielt hatte.

„Ne, wie kommst du denn darauf?“

„Vielleicht weiß ich es ja.“

„Ne, was weißt den du schon?“

„Ich weiß viel! Viel mehr als du, versteht sich!“

„Das glaubst aber auch nur du!“

„Na komm, jetzt gehen wir aber wirklich auf nen Cocktail!“, meinte Leila. Wir bei-de kriegten uns fast nicht mehr ein vor lauter lachen. Da musste sie sich einfach geschlagen geben. Also standen wir auf und holten uns einen Cocktail.

Wir mussten ein wenig warten. Eigentlich war Malven immer gleich da gewesen, wenn ich mich hingesetzt hatte, doch wo war er diesmal? Es dauerte nicht lange, da tauchte er dann auch schon auf und stellte uns beiden einen Cocktail hin.

„Das hat aber lang gedauert!“, scherzte ich. Ich und Leila fingen gleich wieder an zu kichern. Es war fast so, wie vor drei Jahren.

//Ich ging ein wenig durch die Stadt spazieren. Ich sah ein Mädchen, das ganz al-leine auf einer Bank saß. Also ging ich zu ihr hin und sprach sie an. „Na du? Gar nicht auf Urlaub?“, fragte ich sie und setzte mich zu ihr auf die Bank.

Das Mädchen sah mich ein wenig desinteressiert an. Sie machte in diesem Moment keinen wirklich freundlichen Eindruck. Zwar ist der erste Eindruck ziemlich wichtig, dennoch wollte ich sie erst einmal richtig kennen lernen.

„Ich bin gerade erst hergezogen…“, meinte sie nur. „Ach so… Ich bin Katja! Und wie heißt du?“, fragte ich sie und lächelte sie an.

„Leila…“, sagte sie nur knapp. „Wenn du willst, können wir ja Freunde werden!“, meinte ich. Plötzlich strahlte sie über das ganze Gesicht und meinte: „Wirklich?“ Ich nickte nur und wir fingen an zu kichern. Wir verstanden uns wirklich ziemlich gut, obwohl wir uns noch nicht gut kannten!//

Genüsslich schlürften wir unsere Cocktails. Wir schlürften fast um die Wette, denn die waren schneller weg als sonst was. Als wir sie ausgetrunken hatten, gingen wir einfach wieder zurück zu unserem Platz.

„Wir sollten unsere Sachen zusammen packen, bald gibt’s Mittagessen und wir soll-ten ja Kenny aufwecken.“, meinte Leila und fing an ihre Sachen wegzupacken. Ich folgte natürlich ihrem Rat und packte auch meine Sachen zusammen.

Natürlich dauerte es eine Weile bis wir alles eingepackt hatten. Doch dann mach-ten wir uns auf den Weg zu unserem Zimmer.

Als wir ins Zimmer kamen, verstauten wir schnell unsere Sachen. „Ich geh schon mal, ich hab Joshua heute nämlich noch gar nicht geseh’n!“, meinte Leila nach dem sie ihre Sachen alle verstaut hatte und verschwand. Man konnte es ihr ja auch schwer verübeln. Sie war eben über beide Ohren verliebt.

Ich rüttelte Kenny und flüsterte ihm ins Ohr: „Kenny! Kenny! Auf wachen!“ Er dreh-te sich verschlafen zu mir um und fragte: „Was’n?“ „Es gibt Mittagessen.“, sagte ich und er war auf einmal hellwach. „Wo?!“, fragte er und schaute sich über all um. „Unten. Im Speisesaal.“, sagte ich. Dann sprang er auf, schnappte sich meine Hand und rannte mit mir so schnell wir nur konnten runter. Das war wieder einmal typisch für ihn. Wenn es etwas zu essen gab, musste er so schnell wie möglichst da sein.

Als wir unten waren, warteten Joshua und Leila schon auf uns. Sie hatten sich schon etwas genommen. Während sich Kenny etwas holte, setzte ich mich zu den beiden hin. Sie sahen sich die ganze Zeit in die Augen und fütterten sich gegensei-tig, es war wirklich süß.

Als Kenny dann endlich zurückkam, holte ich mir etwas. Mir kam es so vor, als wäre Kenny eine halbe Ewigkeit beim Buffet gewesen. Er hatte sich ja auch mal wieder total viel aufgetischt.

Nach dem Essen ging ich mit Kenny ein wenig runter an den Strand. Leila und Jo-shua wollten einfach ein wenig für sich sein, was ich natürlich auf verstehen konn-te, denn die beiden waren ja total verliebt in einander.

„Du bist in letzter Zeit so glücklich, ist irgendetwas passiert?“, fragte mich Kenny als wir in der Sonne lagen. „Naja… Ich habe einen netten Jungen kennen ge-lernt…“, meinte ich.

„Wie heißt er?“

„Malven.“

„Wo hast du ihn kennen gelernt und wann?“

„Gestern… Bei Pool…“

„Hattest du schon ein Date mit ihm?“

„… Ähm… Kenny?“

„Ja?“

„Wird das etwa jetzt ein Kreuzverhör?“

„Also hattest du schon ein Date mit ihm…“

„W… Wie kommst du denn darauf?“

„Du hast dich selbst verraten, meine Liebe. Warum hast du mir das nicht erzählt?“

„Weil ich dachte…“

„Weill du was dachtest?“

„Weil ich dachte, dass du so ausflippen würdest, wie damals bei Paul…“

„Das ist schon lange her… Außerdem, wir sind auf Urlaub! Und da ist es okay, wenn man sich mit jemanden trifft, den man erst kennen gelernt hat.“

„Meinst du?“

„Klar! Wer weiß denn, wann du ihn das nächste Mal wieder siehst nach dem Ur-laub?“

„Naja… Wenn wir jedes Jahr herkommen würden, würde ich ihn jedes Mal sehen…“

„Wie darf ich das verstehen, Katchen?“

„Seinem Onkel gehört das Hotel und er arbeitet jedes Jahr in den Ferien hier an der Strandbar.“, sagte ich und lächelte in mich hinein. Kenny setzte sich auf, nahm seine Sonnenbrille runter und sah mir tief in die Augen.

„Kenny! Was glotzt du so?!“, fragte ich ihn etwas lauter. „Hm… Dein Handy hat ge-klingelt!“, meinte er und lachte. Ich sah nach ob er Recht hatte und natürlich hatte er Recht. Doch warum hatte ich nicht mitbekommen, dass mein Handy geläutet hat? Ich sah nach von wem ich eine SMS bekommen hatte. Sie war wohl oder übel von Chris…
 

Hey Katja! Ich liebe dich doch! Kannst du mir nicht verzeihen? Ich weiß, dass es ein Fehler war dich zu betrügen und alles! Bitte verzeih mir doch!
 

In meinen Augen sammelten sich Tränen. „Was’n los?“, fragte Kenny als er merkte, dass ich fast anfing zu weinen. Ich hielt ihm das Handy hin. „Es ist deine Entschei-dung, ob du ihm verzeihst…“, meinte er. „Soll ich?“, fragte ich und sah zu ihm. Er zuckte nur mit seinen Schultern. „Nein… Ich sollte ihm nicht verzeihen!“, sagte ich zu mir selbst. „Dann solltest du wegen ihm auch nicht weinen.“, meinte Kenny und schenkte mir ein Lächeln.

Später, als es Abendessen gab, saß ich am Pool. Ich hatte keinen Hunger. Ich hatte Chris bis jetzt noch nicht zurück geschrieben. Ich sah mir wieder einmal die SMS an, die er mir heute am Nachmittag geschrieben hatte. Eigentlich wollte ich ihm ja irgendwie verzeihen, doch was wäre, wenn es sich nichts bringen würde? Außerdem würde Kenny sicher wieder den Kontakt abbrechen und das wollte ich ganz und gar nicht. Seit ich die SMS bekommen hatte, überlegte ich mir, was ich nun tun sollte und bis jetzt wusste ich es noch nicht wirklich. Es dauerte noch eine Weile, doch dann hatte ich mich endgültig entschieden und zwar, dass ich ihm nicht zurück schreiben würde und ihm auch ganz sicher nicht verzeihen würde.

Plötzlich spürte ich etwas Warmes in meinem Nacken. Ich drehte mich um und sah in Malvens Gesicht. War es etwa schon acht Uhr? Ich wusste es nicht. Ich hatte die Zeit einfach ganz und gar vergessen.

„Na? Warum hast du mich nicht abgeholt?“, fragte er und setzte ein süßes Lächeln auf. Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Hab anscheinend die Zeit verges-sen.“ Er setzte sich neben mir hin und tauchte seine Füße einfach in den Pool ein und meinte: „Wenigstens schön kühl.“

Nach einer Weile saßen wir in seinem Auto und fuhren zu ihm. Wir tranken ein we-nig viel. Nach einer Weile strich er mir unters Shirt, immer wieder schlug ich seine Hand weg während wir uns küssten doch er versuchte es immer wieder.

Ich löste mich von ihm und meinte: „Lass das! Ich will das nicht!“ Ich war nun schon ein wenig wütend, da er es immer und immer wieder versuchte mir unter mein Shirt zu streichen.

„Wieso? Du hast es doch auch erst vor ein paar Tagen mit dem einen Typen am Strand gemacht, wieso dann nicht auch mit mir?“, meinte er ein wenig zornig, an-scheinend hatte er mich und Kenny beobachtet.

„Du hast mich und Kenny beobachtet?!“, sagte ich empört.

„Wer hat das nicht mitbekommen?“

„Du bist ein verdammtes Arschloch!“

„Und du ne billige Schlampe!“, meinte er mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. Als er das sagte, stand ich auf und nahm meine Tasche. Anscheinend hatte ich mich in Malven total getäuscht. Jetzt wollte ich einfach nur noch zurück ins Hotel, egal wie, auch wenn ich zurückgehen musste.

Natürlich musste ich zurückgehen, zum Glück fand ich irgendwie wieder zurück zum Hotel. Es dauerte ziemlich lange bis ich zurück war, doch als ich zurück war, fiel ich in mein Bett und schlief sofort ein.

9. Tag

Irgendwann am späten Nachmittag wachte ich auf. Leila saß neben mir auf dem Bett und sah mich be-sorgt an. „Wie spät is’n?“, fragte ich sie ein wenig verschlafen. „Halb zwei… Sag mal, was ist eigentlich passiert? Ich hab mitbekommen, dass du nach Hause gekommen bist und total geheult hast…“, meinte Lei-la.

Am liebsten wollte ich mich zur Seite drehen, weinen und wieder einschlafen. Doch irgendwie konnte ich das nicht.

Ich setzte mich auf, in meinen Augen sammelten sich Tränen. Ich sah Leila nicht an, sah stattdessen auf den Boden und meinte: „Malven wollte nur das eine von mir…“ Als ich dies gesagt hatte, kullerten mir die Tränen schon längst herunter. Als Leila merkte, dass mir die Tränen in den Augen standen, nahm sie mich in den Arm, ich war ihr sehr dankbar darüber.

Ich wusste nicht wie lange ich schon heulte, doch ir-gendwann tauchte Kenny auf und nahm mich auch in den Arm. Ich war den beiden wirklich dankbar, dass sie versuchten mich zu trösten.

Es dauerte noch eine Weile, bis meine Tränen endgül-tig versiegt waren. Es war gut, dass ich mich ausge-heult hatte, denn hätte ich die Trauer nur runterge-schluckt, wäre es nur noch schlimmer gewesen und ich wäre fast nur traurig gewesen und auf so etwas war ich ganz und gar nicht neugierig! Mit diesen Trä-nen hatte ich außerdem einen Teil von Chris wegspü-len können, auch wenn es nur ein kleiner Teil war, doch wenigstens etwas konnte ich von ihm loswerden. Auch wenn es nur ein Teil der Trauer war.

Am liebsten wollte ich einfach nur noch die letzten Tag im Zimmer bleiben, doch Leila und Kenny brach-ten mich dazu, mit ihnen zum Strand zugehen, natür-lich war Joshua auch dabei. Was ich natürlich verstand, denn Leila und Joshua waren total in einan-der verknallt.

Immer wenn ich die beiden sah, wie sie sich küssten, kamen mir fast die Tränen und ich sah dann immer gleich weg. Immer als Kenny merkte, dass ich fast heulte, wenn ich die beiden sah, nahm er mich in den Arm. Ich war wirklich total glücklich, dass ich wenigs-tens Kenny bei mir hatte, der mich trösten konnte oder zumindest ablenken konnte, wenn Leila Joshua küsste. Meistens ging Kenny mit mir dann ins Meer.

Ich hatte echt riesigen Spaß mit Kenny. Ich hatte schon lange irgendwie nicht mehr so viel Spaß mit ihm gehabt.

Nach einer Weile gingen wir aus dem Wasser und setzten uns zu Leila und Joshua. Ich setzte mich zu-mindest zu ihnen hin. Kenny blieb noch stehen und meinte: „Ich hol mir was von der Strandbar, kommst du mit Katja?“ Ich schüttelte energisch den Kopf. „Ich komm mit! Und ich erklär dir dann alles!“, meinte Leila und stand auf und verschwand schnell mit Ken-ny.

„Was erklärt sie ihm?“, fragte mich Joshua leicht verwirrt. „Sie erklärt ihm, warum ich nicht zur Strandbar gehe…“, meinte ich nur.

„Und wieso nicht?“

„Wegen Malven…“

„Malven?!“

„Du kennst ihn?“

„Ja! Der is der größte Aufreißer den die Welt geseh’n hat!“

„Ja… Nun weiß ich es auch… Auch wenn es ein wenig spät kommt…“, sagte ich ein wenig geknickt und sah auf den Boden.

„Das wird wieder.“, meinte Joshua und versuchte mich damit aufzumuntern. Doch leider half es nicht wirklich viel. Es half eigentlich gar nichts. Ich war einfach zu tief verletzt worden. Ich hätte ihm nicht gleich vertrauen sollen. Doch nun war es zu spät. Nun konnte ich es wohl nicht mehr ändern. Jetzt hatte ich mal wieder eine Lektion fürs Leben gelernt. Nun wusste ich, dass ich nicht gleich jedem vertrauen sollte. Auch wenn die Person ziemlich nett wirkte.

Immer wenn mich mit jemanden verabreden würde, würde ich daran denken, wie es mir mit Malven ging. Ich würde es mir für immer vor Augen halten, damit ich nicht gleich irgendeiner Person gleich alles aus meinem Leben erzählen würde. Es war irgendwie gut, so eine Lektion zu lernen, doch es tat verdammt noch mal so sehr weh, dass ich am liebsten sterben würde.

Plötzlich wurde es ziemlich laut drüben bei der Strandbar. Joshua und ich sprangen gleich auf und liefen rüber. Als wir bei der Strandbar ankamen, sah ich, wie Kenny Malven noch eine runterhauen wollte. Malven lag schon fast zusammengekauert am Boden, doch Kenny hielt ihn am Shirt fest und wollte ihn wie-der ins Gesicht ziehen, doch Leila hielt seinen Arm fest. Ich sah, dass Leila Tränen in den Augen hatte, sie hatte Angst. Angst vor Kenny. Angst vor Kennys Wutausbruch und Angst, dass Kenny etwas noch schlimmeres anstellen könnte.

„Kenny! Hör auf! Er hat das nicht verdient!“, versuch-te Leila ihn wieder zur Vernunft zu bringen, doch das brachte nicht viel. Kenny war einfach nur noch stink-sauer auf Malven, nur, weil Malven mir das Herz gebrochen hatte? Oder wusste Kenny etwa mehr als ich?

„Kenny!“, brüllte ich, als Leila ihn nicht zur Vernunft bringen konnte. Ich merkte, dass sein wütender Blick wieder normal wurde, er ließ von Malven los. Dann sah er hoch zu mir. Er sah mich geschockt an. Er konnte wahrscheinlich selbst nicht einmal glauben, was er da getan hatte.

„Dafür kassierst du ne Anzeige!“, sagte Malven und wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht. „Malven, halt die Klappe oder ich mach dich Zeugungsunfähig!“, brüllte ich ihn an. Geschockt sah mich Malven an, stand auf und verschwand dann.

„Das… Das wollte ich doch gar nicht…“, sagte Kenny als wir auf unserem Platz zurück waren. „Es ist ein-fach mit dir durchgegangen…“, sagte Leila und legte ihre Hand auf seine Schulter. So wie ich Kenny dort gesehen hatte, kannte ich ihn gar nicht. Was war nur mit ihm los?

„Schon… Aber trotzdem… Ich habe mich selbst nicht wieder erkannt…“, meinte Kenny zermürbt. „Wieso bist du eigentlich so ausgerastet, Kenny?“, fragte ich vorsichtig nach. Kenny biss sich auf die Oberlippe und schüttelte dann den Kopf. „Hey, Kumpel, komm mal mit mir mit und dann erzählst du’s mir, hm?“, meinte Joshua und versuchte so, aus Kenny dies herauszulo-cken. „Okay…“, meinte Kenny, dann standen die bei-den auf und gingen ein paar Meter weg.

„Was ist passiert, Leila?“, fragte ich sie als die Jungs schon gegangen waren. „Naja… Wir sind zur Strandbar gegangen, dann sah ich dort Malven und hab einfach so gesagt ‚Der Arsch da drüben wollte Katja voll aus-nutzen’, daraufhin ist Kenny zu ihm rüber gegangen, Malven war mal wieder dabei ein Mädchen aufzurei-ßen und dann hat Kenny auch schon zugeschlagen…“, erklärte sie mir. Ich sagte nichts, schwieg einfach nur und konnte nicht verstehen, wie Kenny so ausrasten konnte.

Dann kamen Kenny und Joshua auch schon zurück. Ich sah die beiden nicht an, war in meinen Gedanken versunken. Ich saß nur da, dachte über manche Sa-chen nach, zumindest versuchte ich nachzudenken, doch ich konnte nicht wirklich nachdenken, da es hier für mich zu laut war. Deshalb stand ich dann auf und sagte den anderen, dass ich zurück aufs Zimmer ge-hen würde, da ich ein wenig nachdenken wolle und einfach ein wenig allein sein wollte.

Als ich dann in unserem Zimmer ankam, setzte ich mich auf mein Bett. Nun hatte ich zwar meine Ruhe und hätte über Kenny nachdenken können, doch selt-samerweise, dachte ich nun an Chris. Wieso kam mir gerade jetzt wieder Chris in den Kopf? Wir waren zwar noch nicht lange auseinander, doch ich hatte mir gedacht, dass ich mit ihm abgeschlossen hatte, doch anscheinend stimmte das gar nicht. Ich wusste, dass ich mit Chris zwar glücklich war, doch wahr-scheinlich hatte etwas in unserer Beziehung gefehlt. Doch warum hatte ich das damals nicht begriffen? Warum fiel mir das erst jetzt auf? Wieso fielen Men-schen erst die Fehler der anderen auf, wenn sie sie länger kannten oder schon länger mit ihnen zusam-men waren? Nur, weil man mit der Zeit jemanden besser kennen lernt und es einem erst dann auffällt? Wieso verliebt man sich erst in einen Menschen und ist später womöglich dann „nur noch“ mit ihm be-freundet? Nur, weil sich der schöne Prinz zu einem normalen Jungen, den es überall gibt, verwandelt? All diese Fragen wollte ich zu gern genau beantwortet haben, doch die einzige Frage, die mich am meisten interessieren würde, war, was hatte in der Beziehung von mir und Chris nur gefehlt und warum fiel es mir erst jetzt auf?

Plötzlich rannen mir Tränen über mein Gesicht. Ver-misste ich Chris etwa? Bereute ich es, dass ich mit ihm Schluss gemacht hatte? Ich wusste es selbst nicht. Doch ich wusste, dass die Beziehung von uns so oder so bald zerbrochen wäre.

Ich hörte Schritte näher kommen, wischte ich mir schnell mit dem Handrücken die Tränen aus dem Ge-sicht und kämpfte dann noch mit den Tränen. Ich wollte nicht, dass irgendwer sah, dass ich noch immer wegen Chris heulte, obwohl mir eigentlich gar nicht danach war. Plötzlich ging die Tür auf und Leila kam herein.

„Hey, Süße…“, begrüßte sie mich und setzte sich zö-gerlich zu mir hin. „Sag mal, was ist denn los?“, frag-te sie mich als ich sie nicht ansah. Ich schüttelte e-nergisch den Kopf. Ich wollte mit ihr nicht darüber reden, ich wollte nicht, dass es ihr wegen mir schlecht ging.

„Sag schon, Katja! Ich bin doch für dich da, ich bin deine beste Freundin!“, versuchte sie es mir zu entlo-cken und schaffte es sogar. „Nun… Ich weiß nicht, mir kommt es so vor, als würde ich Chris vermissen… Aber ich weiß nicht, ob ich mich da nicht irre… Mir kommt es auch so vor, dass irgendetwas, ich weiß nicht was, aber dass irgendetwas in der Beziehung fehlte…“, sagte ich nun schon unter Tränen. Leila nahm mich in den Arm.

Später waren Leila und ich noch immer alleine im Zimmer. Kenny trieb sich irgendwo noch mit Joshua herum. Es war schon finster. Ich und Leila saßen am Bett, wir beide schwiegen und sahen sich in die Au-gen. Dann lächelte Leila mich an, damit verschwand die Spannung die die ganze Zeit in der Luft lag.

„Sag mal, Leila, glaubst du, dass Joshua der richtige für dich ist?“, fragte ich sie. Ich hoffte, sie antworte-te nicht mit einem „Ja“, denn dann wusste ich schon, dass es womöglich so sein würde wie bei mir und Chris.

Doch zum Glück zuckte Leila nur mit den Schultern und meinte: „Ich kann dir jetzt noch nicht sagen, ob er perfekt zu mir passt, wie lange wir zusammenblei-ben oder sonst etwas… Ich kann dir im Moment nur sagen, dass ich ziemlich glücklich mit ihm bin.“ Dann lächelte sie mich glücklich an. Ich freute mich für Leila.

Plötzlich kam auch Kenny endlich in unser Zimmer. Er schwankte auf uns zu. Vor mir blieb er stehen, so gut er es zumindest konnte. „Du…“, sagte er zu mir und zeigte auf mich. Sein Blick war seltsam. War Kenny etwa betrunken? Hatte er etwas genommen? Hatte er etwas geraucht?

„Was ich?“, fragte ich. Ich und Leila sahen ihn an. Er sah nur auf mich als wäre ich ein Außerirdischer. „Du bist Katchen, oder?“, fragte er mich und beugte sich so weit zu mir nach vorne, dass sich fast unsere Nasen berührten. „Äh… Ja… Wieso, Kenny?“, fragte ich leicht verwirrt. Was war nun wirklich mit ihm los?

Plötzlich grinste mich Kenny seltsam an und meinte: „Ich hab dich lieb, Katchen!“ Dann fiel er auf einmal auf mich drauf. Leila sah uns mit offenem Mund an. Sie hätte fast los gelacht. Plötzlich hörte ich Kenny schnarchen. „Leila! Nimm Kenny von mir runter! Der is’ total besoffen und pennt auf mir!“, flehte ich sie an. Dann nahm Leila Kenny von mir herunter und brachte ihn in sein Bett. Danach gingen Leila und ich auch schon schlafen.

Das war wirklich verrückt heute gewesen…

10. Tag

Ich wachte auf. Als ich mich aufsetzte und mich im Zimmer umsah, merkte ich, dass alle noch schliefen. Ich lächelte. Kenny schlief tief und fest und er schnarchte auch sehr laut. Wahrscheinlich war er mit Joshua gestern noch was trinken und hat da wohl et-wa zu viel getrunken.

Ich stand auf, zog mich an und wollte schon nach draußen gehen, doch bevor ich die Tür noch aufma-chen konnte, hielt mich jemand an meinem Handge-lenk fest. Ich drehte mich um und sah in Kennys Ge-sicht. Er sah noch ziemlich verschlafen aus.

„Morgen Kenny.“, sagte ich zu ihm und lächelte ihn an. „Morgen…“, sagte er und gähnte. „Was gibt’s?“, fragte ich ihn.

„Sag mal, hast du deinen Koffer schon gepackt?“

„Meinen Koffer gepackt? Nein, wieso?“

„Falls du es vergessen hast, wir fahren heute schon heim…“

„Heute? Ich dachte morgen…“

„Nein… Heute… Komm, lass uns unsere Koffer pa-cken.“, meinte Kenny und lächelte mich an.

Während ich meinen Koffer zusammenpackte, zog sich Kenny erst einmal um und versuchte dann Leila zu wecken. Was sich für ihn als ziemlich unmöglich herausstellte. Ich sah ihm dabei zu, wie er alles Mög-liche versuchte. Doch dann gab er nach einer Weile auf und meinte zu mir, dass ich es probieren sollte Leila zu wecken und dass er inzwischen seinen Koffer packen würde.

Ich ging also zu Leila und rüttelte sie leicht, dann schlug sie schon ihre Augen auf. „Morgen Süße.“, be-grüßte ich sie und lächelte sie an. Sie sah mich leicht verwirrt und müde an. „Morgen?“, gab sie leise von sich. „Ja, morgen…“, meinte ich und lächelte sie an. „Den wievielten Tag sind wir schon hier?“, fragte mich Leila als sie sich im Zimmer umsah und bemerk-te, dass wir immer noch auf Urlaub waren.

„Den vierten…“, gab ich leise von mir. Ich wusste, dass Leila hektisch reagieren würde, da sie noch ihre Sachen zusammenpacken musste oder sie würde wei-nen, weil sie wohl oder übel Abschied von Joshua ma-chen musste.

„WAS?!“, brüllte Leila los. Sie war durch meine Worte wohl voller Energie. Sie hüpfte aus dem Bett, zog sich einfach so schnell um – ihr war es in diesem Moment egal, wer sie sehen könnte oder wer sie sah, sie war nur in Hektik. Dann packte sie schnell ihre Koffer und meinte, dass wir doch noch auf einen letzten Drink auf den Strand gehen sollten.

„Und du kommst sicher gleich nach?“, fragte ich Leila als wir schon aus dem Hotel waren. „Ja! Versprochen! Ich muss nur was aus dem Zimmer holen.“, meinte sie leicht verlegen. Sie log, das wusste ich und ich wuss-te, was sie machen wollte. Sie wollte sich auf eine ganz bestimmte Art noch von Joshua verabschieden. Auf ihre Art nämlich und die würde den ganzen Tag brauchen, soviel ich wusste.

„Na gut… Du wirst uns schon finden.“, sagte ich und grinste sie wissend an. Sie sah mich verlegen an und rannte dann weg. „Komm, lass uns gehen, Kenny.“, meinte ich zu Kenny, der Leila nur verdutzt angese-hen hatte und nahm ihm bei seinem Arm.

Ich fragte mich, ob ich ihm sagen sollte, dass wir Lei-la vor der Abfahrt wahrscheinlich gar nicht mehr se-hen würden und was sie eigentlich vorhatte. Doch dann entschied ich mich doch anders und sagte ihm nichts. Ich schwieg einfach und genoss mit ihm die Zeit.

Als wir an der Strandbar saßen und an unseren Cock-tails schlürften, stieß mich Kenny mit seinem Ellbogen an. Als ich ihn ansah deutete er mit dem Kopf rüber zu Malven. Kenny hatte anscheinend Malven gestern so schlimm zu gerichtet, dass seine Nase gebrochen war und dass er überall verbunden war. Dies war ein göttlicher Anblick. Immer wenn Malven versuchte, ein Mädchen anzumachen, fing diese an zu lachen oder einfach gleich ihren Cocktail nahmen und verschwan-den, weil sie seinen Blick einfach nicht ertragen.

„Das is geil!“, sagte ich und lachte mich halb tot als ich sah, wie ein Mädchen ihm einen Cocktail übers Gesicht schüttete. Sogar Kenny musste lachen. Als Malven uns bemerkte, sah er uns nur mit einem gifti-gen Blick an und zog dann von dannen. Malven konnte es einfach nicht ertragen, wenn man sein Ego an-kratzte.

Nachdem Kenny und ich unsere Cocktails ausgetrun-ken hatten, gingen wir ein wenig am Strand spazie-ren. Manchmal legte Kenny seinen Arm kurz um mich. Wir redeten nichts miteinander, wir genossen diese Zeit einfach. Doch dann durchbrach Kenny das Schweigen. „Sag mal, Katja, wo ist Leila solange?“, fragte er. „Ach… So wie ich sie kenne, ist sie gerade beschäftigt… Sie muss sich doch von Joshua verab-schieden.“, meinte ich nur und lächelte glücklich und lehnte meinen Kopf kurz an Kennys Schulter an. „Du meinst…?“, fragte Kenny und blieb stehen. Ich sah ihn an, er sah ziemlich angewidert drein und ich musste kichern. „Genau das!“, sagte ich und lachte.

//„Dein Lachen ist das schönste auf der Welt.“, sagte Chris, strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsste mich auf die Stirn. „Findest du wirklich, Chris?“, fragte ich und merkte, wie ich rot wurde. So ein Kompliment, hatte mir Chris noch nie gemacht. „Ja, meine Süße.“, sagte er und lächelte mich an, sowie er mich immer anlächelte, wenn er…//

„Katja?“

Kenny riss mich aus meinen Gedanken, aus meinen Erinnerungen und das war mir auch lieber so. Ich blinzelte ein paar Mal und lächelte ihn an und mein-te, dass es mir gut gehen würde. Zwar war dies nicht ganz die Wahrheit, doch das musste er ja nicht unbe-dingt wissen, zumindest noch nicht.

„Hör mal, wir sollten zurück ins Hotel gehen und un-sere Koffer und Leila holen. Ihre Eltern werden bald auftauchen…“, meinte Kenny und lächelte mich an. Sein Lächeln ähnelte dem Lächeln von Chris so. Ich vermisste Chris, dies wurde mir in diesem Moment überdeutlich klar.

Es sammelten sich Tränen in meinem Gesicht. Dann verschwand das Lächeln von Kennys Gesicht und er nahm mich in den Arm.

„Katchen, was ist los?“, fragte er besorgt. Ich drückte mein Gesicht gegen seine Schulter und weinte einfach nur. Es schmerzte so, wenn ich nun an Leila und Jo-shua dachte, kamen mir die Erinnerungen von mir und Chris wieder hoch. Ich wollte mich eigentlich ja gar nicht an Chris erinnern! Ich wollte ihn endgültig ver-gessen, doch anscheinend fiel das trotz allem ziem-lich schwer, was ich mir nie gedacht hätte.

Kenny hielt mich die ganze Zeit nur in den Armen und tröstete mich. Als ich mich dann von Kenny löste, war einige Zeit vergangen. Ich merkte, dass die Sonne schon unterging. „Danke, dass du mich getröstet hast, Kenny.“, sagte ich. Doch ich konnte ihn nicht anse-hen. Würde er mich nun ein weiteres Mal anlächeln, würde ich womöglich wieder anfangen zu heulen. Doch wieso fing ich erst jetzt an zu weinen, wenn ich Kenny lächeln sah? Wieso löste dies erst jetzt einen Schmerz aus? Wieso habe ich nicht schon früher des-halb geweint?

„Wieso bedankst du dich, Katja?“

„Das hab ich doch schon gesagt…!“

„Nein, ich meine… Das ich dich tröste, ist etwas Selbstverständliches bei Freunden und das du dich deshalb nicht bedanken musst.“

„Schon möglich…“

„Aber?“

„Aber ich möchte mich trotzdem bei dir bedanken, Kenny!“

„Das hab ich doch gern gemacht…“

„Mhm… Gehen wir jetzt ins Hotel und holen alles?“, fragte ich Kenny und nun sah ich ihm doch ins Ge-sicht. Er lächelte mich sanft an und ich lächelte glücklich zurück.

Wieso fing ich jetzt nicht wieder an zu weinen? Konn-te ich nun damit abschließen, dass Kenny nicht Chris war. Wahrscheinlich hatte ich deshalb so geweint. Dachte ich etwa, nur weil Kenny so lächelte wie Chris, dass er gleich Chris war?

„Okay! Los geht’s!“, sagte Kenny und grinste mich total glücklich an. Wollte er etwa Leila auf frischer Tat ertappen oder warum war er nun so glücklich?

Plötzlich packte mich Kenny am Handgelenk und rannte mit mir hoch zum Hotel und hastete mit mir die Stiegen hoch. Als wir vor unserem Zimmer stan-den, warteten wir noch ein wenig und verschnauften. Wir waren so schnell gerannt, dass ich kaum noch Luft bekam.

„Kenny?“

„Ja?“

„Ich hätte eine Bitte an dich.“

„Und die wäre?“

„Erinnere Leila nicht immer wieder an den Urlaub oder an Joshua, ich kann es nämlich nicht ertragen, sie weinen zu sehen…“

„Gut… Dafür, musst du mir aber auch einen Gefallen tun…“

„Und was für einen, Kenny?“

„Du musst Chris endgültig vergessen.“, sagte Kenny und sah mich mit ernster Miene an. Ich sah ihn ge-schockt in seine kalten Augen. Ich hoffte, dass das nur ein Scherz war und dass Kenny gleich anfangen würde zu lachen, doch er tat es nicht. Er meinte es wirklich ernst. Ich sollte Chris vergessen, ein für alle mal… Doch konnte er nicht verstehen, wie schwer das für mich war, dass ich nicht mehr mit Chris zusammen war? Wollte er etwa nicht verstehen, dass das für mich schon schlimm genug war?

„K… Kenny… Weißt du wie schwer es für mich war, mit ihm Schluss zu machen?“, fragte ich ihn unter Tränen. Kenny schüttelte den Kopf und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich stieß ihn nur von mir weg. Dann rannte ich weg. Ich rannte einfach irgendwohin. Irgendwann blieb ich stehen und fiel auf die Knie. Erst dann bemerkte ich, wo ich mich befand. Ich war zum Strand gerannt.

Ich saß hier nun auf den Knien, konnte nicht glauben, dass Kenny das wirklich gesagt hatte und wollte es nicht wahrhaben. Wieso musste ich Chris denn nur für immer vergessen? Ich wusste zwar, dass ich ihn ir-gendwann vergessen würde, doch es würde noch lan-ge dauern.

//„Du bist eine blöde Schlampe!“, brüllte mich Chris an. Nur, weil er ein altes Foto von mir und einer Freundin auf meinem Computer gefunden hatte, wo wir uns gegenseitig begrapschten. „Ich bin keine Schlampe! Du bist ein blödes Arschloch!“, brüllte ich zurück.

„Ich bin ein Arschloch? Wieso? Nenn mir doch einen Grund!“

„Wer hat den hier von uns beiden schon mehrmals Mädchen nur ausgenutzt?!“, brüllte ich ihn an. Das war unser erster Streit, wir waren gerade einmal drei Monate zusammen und da flogen bei uns schon so die Fetzen.//

Ich saß ziemlich lange noch am Strand. Ich weinte zwar nicht mehr, dennoch war ich hier alleine und konnte über all das nachdenken, was in der Beziehung zwischen mir und Chris falsch gelaufen war und wa-rum wir immer wieder soviel stritten, auch wenn es nur um Kleinigkeiten ging.

Egal wie lange ich nachdachte, je länger ich nach-dachte, desto mehr fragen stellte ich mir, die ich wieder nicht beantworten konnte.

Plötzlich griff mir jemand auf die Schultern. Ich dreh-te mich um und sah in Kennys Gesicht. „Hey…“, sagte er matt. Er hatte wohl begriffen, wie sehr es mich verletzte, als er sagte, ich soll Chris für immer ver-gessen.

„Hey…“, gab ich nur zurück und sah wieder raus auf das weite Meer, welches nun in der Dunkelheit und durch den Mond wunderschön aussah.

Kenny setze sich zu mir hin und hielt mich in den Arm. Ich schwieg und beobachtete einfach nur das Meer. Ich wartete, dass Kenny etwas sagte, ich wuss-te, es würde noch ein wenig dauern, bis er etwas sag-te, da er womöglich nach den richtigen Worten such-te. Doch wollte ich überhaupt hören, was Kenny mir zu sagen hatte? Wollte er mir nochmals sagen, dass ich Chris vergessen soll? Oder wollte er sich bei mir entschuldigen?

„Hör mal, Katja… Es… Es tut mir leid, was ich dir vor-hin gesagt habe, ich habe es nicht böse gemeint… Du weißt doch, ich möchte dir nur helfen…“

„Ich weiß…“

„Ich möchte nur sagen…“, begann Kenny. Ich sah zu ihm rüber, dann biss er sich auf die Lippe. Er wusste nicht, was er sagen wollte und wenn doch, wusste er nicht wie er es ausdrücken sollte.

„Ach, Kenny…“, meinte ich und lehnte mich gegen seine Schulter. Ich war so glücklich in Kennys Nähe. Für mich war es einfach total schön. Es war irgendwie etwas Magisches zwischen mir und Kenny.

„Lass uns gehen…“, meinte Kenny nach einer Weile und stand auf. „Leilas Eltern warten.“, meinte er und lächelte mich an. Dann reichte er mir seine Hand und zog mich hoch. Dann gingen wir zum Hotel. Kenny hatte seinen Arm um mich gelegt und ich meinen um ihn und mich an ihn gekuschelt. Man könnte jetzt zwar denken, dass ich und Kenny ein Paar waren – was je eigentlich gar nicht stimmte – doch das war mir in diesem Moment einfach nur egal.

11. Tag

„Mum, Dad, Lukas! Ich bin wieder da!“, brüllte ich als ich meine Taschen gerade durch die Eingangstür schleppte. Ich wartete schon, dass mich meine Eltern mit offenen Armen empfingen. „Lukas? Mum? Dad?“, rief ich noch mal als ich keine Antwort bekam.

„Hm?“

„Lukas?“, rief ich noch mal um sicher zu gehen, dass ich dieses Geräusch der richtigen Person zuordnete. Wahrscheinlich war er gerade wieder mal am essen, was er ja hauptsächlich tat.

„Hm?“

Ich ließ die Taschen auf den Boden fallen, schloss die Tür und ging in die Küche, wo ich Lukas vermutete und natürlich fand ich ihn dort, mit einem dick be-schmierten Brot im Mund. „Hawo!“, kam es aus sei-nem Mund. „Hallo, Luki.“, begrüßte ich ihn und fügte hinzu: „Bevor du was sagst, schluck erst mal runter!“ Dann fing ich an zu lachen. Lukas sah mich nur blöd an.

„Sag mal, wo sind Mum und Dad eigentlich?“, fragte ich nachdem ich mich beruhigt hatte. Lukas zuckte nur mit den Schultern und machte einen weiteren großen Biss von seinem Brot. „Du bist eine tolle Hil-fe…“, meinte ich und ging leicht eingeschnappt weg. Ich ging zurück in den Vorraum und holte mein Ge-päck und ging hoch in mein Zimmer.

Die letzten Tage waren echt ein besonderes Erlebnis. Die Zeit mit Kenny war auch total schön, wie wir am Strand lagen und alles. Es war einfach etwas Besonde-res für mich. Womöglich war es auch für Kenny etwas Besonderes, doch das wusste ich ja nicht. Ich konnte es mir nur denken, aber mehr auch nicht.

Nach einer Weile kam dann Lukas in mein Zimmer. „Hey, Schwesterchen.“, meinte er und legte seinen Hand auf meine Schulter. Doch ich stieß sie gleich weg. „Nenn mich nicht ‚Schwesterchen’!“, fuhr ich ihn gleich an. „Woh… Katja… Jetzt beruhig dich doch mal wieder, komm wieder runter! Hast du was ge-nommen oder was ist mit dir los?!“, meinte er ge-schockt. Dadurch brachte er mich natürlich ein wenig zum Lachen.

„Du bist ein Idiot!“, sagte ich und stieß ihn ein wenig und lachte dabei. Dann lächelte er und meinte: „So kenn ich meine Schwester, immer ein lächeln auf den Lippen.“

„Mhm…“

„Was ist denn los, Katja?“

„Ach… Es ist nichts…“

„Katja!“

„Ach… Es ist wegen…“

„Wegen Chris?“

„Ne… Wegen Kenny…“

„Wegen Kenny? Aha…? Was is’n leicht? Habt ihr euch gestritten?“

„Ne… Es ist nur… Er war in den letzten Tagen ein we-nig seltsam…“

„Wie darf ich das verstehen?“

„Er war zwar wie ein Freund, aber dennoch irgendwie anders…“

„Aha…?“

„Das musst du nicht verstehen…“

„Tu ich auch nicht, Katja.“

„Du bist manchmal echt blöd, Kenny!“

„Äh… Katja? Hast du mich gerade Kenny genannt?“

„Ähm… Nun ja… Ähm…“, stotterte ich und ich merk-te, wie ich rot wurde. Wieso hatte ich meinen Bruder gerade Kenny genannt? War es, weil ich in letzter Zeit so viel Zeit mit Kenny verbracht habe? Oder gab es dafür einen ganz anderen Grund? Ich konnte es mir einfach nicht erklären…

Lukas beobachtete mich stillschweigend. Wir saßen noch ziemlich lange einfach nur so auf meinem Bett. Lukas ließ seinen Blick gar nicht von mir und ich konnte ihm nicht in die Augen sehn. Ich dachte die ganze Zeit nach, wieso ich ihn Kenny genannt hatte. Plötzlich kam jemand ins Haus. Da stand Lukas dann erst auf und ging nach unten.

„Hey Mum.“, hörte ich ihn sagen. Dann stand ich auch auf und rannte hinunter. Ich musste sie einfach be-grüßen. Doch dann blieb ich auf der Stiege einfach so stehen. Mir wurde auf einmal schwindelig. Ich hielt mir leicht den Kopf. Zum Glück verging es schnell. Dann rannte ich wieder weiter die Stiegen runter und da erblickte ich sie schon. Sie hatte sich die Haare mal wieder gefärbt. Doch nun erkannte ich sie kaum. Sie hatte schwarze Haare?

„Mum? Bist du es wirklich?“, fragte ich erstaunt. Sie sah so jung aus wie nie zu vor. Ich konnte es kaum glauben, dass sie es war. „’Türlich!“, meinte sie und fing an zu lachen.

Etwas später saß ich dann mit Mum alleine in der Kü-che. „Jetzt erzähl schon, wie war dein Urlaub?“, frag-te sie neugierig. „Er war okay…“, gab ich knapp von mir. Ich wollte ihr nicht unbedingt von Malven und den ganzen Sachen erzählen und ich wollte ihr noch weniger erzählen, was zwischen mir und Kenny in die-ser einen Nacht passiert war.

„So schrecklich?“, fragte sie besorgt nach. Ich schüt-telte den Kopf und erzählte ihr alles. „Naja… Du weißt doch wie Leila so ist, sie hat sich dort einen neuen Freund angelacht. Ich hab eines nachts mit Kenny am Strand Sex gehabt und hab dann am nächs-ten Morgen einen Typen kennen gelernt, er heißt Mal-ven, ich dachte, er sei ein netter Kerl und hab mit ihm halt ein wenig Zeit verbracht und dann wollte er mit mir ins Bett… Kenny war seltsam und hat ge-meint, ich solle Chris für immer vergessen…“, erzähl-te ich.

Sie sah mich ein wenig verblüfft an. Sie schwieg eine Weile bis sie dann die richtigen Worte fand, die sie suchte. „Das ist seltsam… Aber so ist nun mal das Le-ben, nicht war, Katja?“, meinte sie nur und lächelte mich an. Ich nickte. „Mum? Wärst du so nett und wür-dest du mir Geld borgen? Ich würde gerne mal wieder zum Frisör gehen.“, meinte ich und lächelte zurück. Nun sah sie mich wiederum verblüfft an.

„Wieso willst du denn zum Frisör? Gefallen dir deine langen Haare etwa nicht?“

„Doch, schon… Aber ich hätte sie gerne wieder etwas kürzer… Ich hab sie mir ja damals nur wegen Chris wachsen lassen und mir persönlich haben meine kur-zen Haare ja immer besser gefallen, verstehst du?“

„Ja, schon klar. Du hast mir ja eigentlich auch immer besser mit deinen kurzen Haaren gefallen. Wieso hast du denn damals auf Chris gehört und hast sie dir wachsen lassen?“

„Ich weiß es nicht, Mum. Ich hab ihm eben diesen Ge-fallen getan. Borgst du mir jetzt Geld?“, fragte ich. Dann holte sie ihre Brieftasche heraus und gab mir Geld für den Frisör.

„Danke Mum!“, sagte ich als ich aufstand und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Dann machte ich mich auf den Weg zum Frisör. Ich war glücklich, dass ich nun endlich diese lange Mähne von Haaren loswerden würde. Ich fühlte mich jetzt schon wie ein neuer Mensch, auch wenn ich wusste, dass ich es noch nicht war. Ich war erst ein neuer Mensch, wenn ich eine neue Frisur hätte. Ich war schon total aufgeregt, so, wie ein kleines Kind, dass ein neues Spielzeug be-kommen würde.

Ich hatte es einfach nötig, mal wieder zum Frisör zu gehen, mir die Haare zu schneiden und womöglich so-gar färben zu lassen. In den letzten zwei Jahren, wo ich ja mit Chris zusammen war, erlaubte er mir das nicht. Er wollte einfach nicht, dass ich kurze Haare hatte, doch warum ich sie mir nicht färben durfte, konnte ich selbst nicht verstehen.

//„Nein, du gehst sicherlich nicht zum Frisör um dir die Haare zu färben!“, fuhr mich Chris an. Ich stemm-te meine Hände in meine Hüften und sah ihn wütend an. Ich konnte nicht glauben, dass mir Chris gerade so etwas, was für mich doch eigentlich so wichtig war, verbot.

„Wieso darf ich mir die Haare bitte nicht färben?!“, brüllte ich entsetzt zurück. Ich und Chris waren nun schon ein halben Jahr zusammen. Ich hatte mir vor fast einem Jahr, die Haare das letzte Mal schneiden färben lassen. Für mich war es nun schon dringend, dass ich zum Frisör kam, mir die Haare schneiden ließ und mir mindestens ein paar Strähnen in die Haare machen zulassen.

„Ich find es scheiße, wenn sich Frauen die Haare fär-ben!“

„Ach, und all deine Ex-Freundinnen durften sich die Haare färben, aber ich natürlich nicht! Ist ja wieder mal typisch!“

„Mit denen war ich auch nicht so lange zusammen! Und das ist jetzt Vergangenheit!“

„Es ist mir jetzt scheiß egal, ob das Vergangenheit ist oder nicht! Alle deine bisherigen Freundinnen, durf-ten sich die Haare färben oder schneiden! Warum verbietest du es mir dann bitte?!“

„Weil du dann aussiehst wie ein Typ mit Titten!“, brüllte er mich an. Diese Worten trafen mich tief.//

Etwas später war ich dann schon beim Frisör. Ich kannte die Angestellten dort. Ich war mit ihnen wirk-lich gut befreundet. „Hey, Leffney!“, begrüßte ich eine alte Bekannte von mir. „Katja?!“, sagte sie ver-wundert als sie mich ansah. Ich persönlich erkannte sie kaum noch, denn sie hatte sich ziemlich stark ver-ändert.

Sie trug die Haare seit damals sehr viel anders. Vor über zwei Jahren hatte sie noch schulterlange dun-kelbraune Haare mit roten langen Strähnen. Nun trug sie ihr Haar ziemlich kurz, sie hatte nur noch zwei lange orange Strähnen auf jeder Seite ihres Scheitels. Zwar war Leffney ein paar Jahre älter als ich, den-noch war sie kleiner. Doch sie hatte dafür eine starke Persönlichkeit und trug oft ziemlich hohe Absätze.

„Klar, erkennst du mich etwa nicht mehr?“, sagte ich neckisch und grinste sie an. Dann fing Leffney an zu lachen.

Es dauerte natürlich eine Weile bis sich Leffney wie-der beruhigt hatte. „Sag mal, Süße, warum hab ich dich schon so lange nicht mehr hier gesehen?“, fragte sie nach. „Ach… Is ne lange Geschichte…“, sagte ich und hoffte, dass ich sie nicht erzählen musste. Doch wie ich Leffney kannte, würde sie gleich sagen, sie würde jetzt in die Pause gehen.

„Weißt du was, Süße?“, fragte sie und sah mich lieb-lich an. „Du machst jetzt Pause?“, sagte ich und Leff-ney fing an zu kichern. „Klar! Komm, wir holen uns einen Kaffee und dann erzählst du mir alles.“, meinte sie neugierig. Dann machten wir uns auf den Weg, zu einem kleinen Cafe in der Nähe.

„Los! Jetzt erzähl schon, was passiert ist, Katja.“, meinte Leffney nachdem wir unseren Kaffee beka-men. Ich atmetet kurz ein und fing dann an zu erzäh-len: „Kennst du Chris?“

„Chris? Doch nicht den Chris!“

„Doch!“

„Chris Chris?“

„Jupp.“

„Oh…“

„Ich bin mit ihm vor zwei Jahren zusammen gekom-men, irgendwann meinte er, ich solle mir die Haare wachsen lassen.“

„Das passt dir aber nicht, wenn ich ehrlich sein soll.“

„Ich weiß, Leffney, doch er wollte es damals… Ich durfte sie mir nie schneiden lassen, musste mir die Haare immer länger wachsen lassen, da er meinte, mit kurzen Haaren, würde ich aussehen, als wäre ich ein Junge mit Titten…“

„Der spinnt doch! Du siehst mit kurzen Haaren doch eigentlich total super aus, Süße! Wieso hast du da-mals auf ihn gehört und dir die Haare wachsen las-sen?“

„Ach… Ich war eben total verliebt, er war nun mal doch mein erster Freund… Ich war damals naiv, dach-te, wenn ich nicht auf ihn hören würde, würde er mich verlassen und ich habe ihn halt doch sehr ge-liebt…“

„Das kann ich verstehen… Aber trotzdem!“

„Ich weiß, Leffney… Ich weiß…“

„Und wieso seid ihr jetzt nicht mehr zusammen?“

„Ich hab Schluss gemacht, da er mich immer wieder bei sich zu Hause einsperrte, sogar am Abend, obwohl er selbst wegging und war total eifersüchtig…“, er-zählte ich ihr dann noch abschließend. Dann rief Leff-ney auch schon den Kellner zu um zu zahlen. Natür-lich war sie so freundlich und lud mich ein. Dann machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum La-den.

Als sich Leffney wieder hinter dem Tresen befand, meinte sie, dass sie mir gleich die Haare schneiden würde und dass sie es für mich extra billiger machen würde. Also setzte ich mich auf den Frisörsessel und wartete. „Hör mal, wie wär’s, wenn ich den Spiegel verdecken würde und dir die Haare so mache, wie sie dir passen?“, meinte Leffney und grinste über meine Schulter in den Spiegel.

Das war typisch für sie, sie machte immer lieber das, was sie machen wollte und hörte nicht auf das, was ihre Kunden sagten. Sie setzte einfach ihren Kopf durch, wenn sie sich dachte, was zu einem passte, machte sie ihrem Kunden auch diese Frisur. Es war ihr wirklich egal, was die anderen davon hielten. Es war ihr sogar egal, was die anderen über sie dachten oder sagten, Leffney zog einfach ihr Ding durch.

„Mach ruhig.“, meinte ich und lächelte zurück. Ich war aufgeregt, war nervös. Ich fragte mich, wie Leff-ney mir wohl die Haare schneiden würde. Ich hoffte nur, dass sie mir sie kurz schnitt.

„Darf ich dir die Haare auch färben?“, fragte sie mich und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Klar.“, antwortete ich einfach ohne darüber nachzudenken.

Ich saß ziemlich lange auf dem Sessel. Leffney hatte mir meine Haare schon längst geschnitten. Sie hatte mir alle Haare sogar gefärbt und dann noch ein paar Strähnen hinein gemacht. Ich war schon auf das End-ergebnis gespannt.

„Hey, Katja, weißt du was?“, fragte mich Leffney und stellte sich vor mich hin. „Ich wasch dir jetzt die Haa-re und föhn sie dir noch ein wenig und dann kannst du dich im Spiegel betrachten!“, meinte sie zu mir und grinste mich an. Ich nickte nur. Ich hatte irgendwie Angst, dass mir die Frisur, die mir Leffney gemacht hatte, nicht passen würde. Doch ich konnte ja nicht wissen WAS sie überhaupt gemacht hatte.

//„Du bist also Leffney?“, fragte ich nach. Ich war schon öfters bei diesem Frisör gewesen und kannte eigentlich auch alle Angestellten, doch sie war mir neu. Sie wurde wahrscheinlich erst eingestellt. Sie sah noch ziemlich jung aus. Sie war nicht wirklich ge-stylt, hatte schulterlanges braunes Haar, welches sie zu einem Zopf gebunden hatte. Diese Frisur passte ihr überhaupt nicht.

„Ich werde dir heute eine neue Frisur schneiden, o-kay?“, meinte sie und lächelte mich nett an. „Ähm… Okay?“, gab ich nur schüchtern von mir.

„Seit wann arbeitest du hier?“, fragte ich nach als ich auf dem Frisörsessel saß.

„Ach, noch nicht all zu lange… Ich find es aber toll, dass ich jetzt schon die Haare schneiden darf.“

„Machst du das etwa zum ersten Mal?“

„Ja… Eigentlich schon… Aber keine Angst! Es wird schon nicht schrecklich aussehen!“

„Wie alt bist du eigentlich?“

„19, und du ähm…?“

„Katja… Ich bin 13…“, antwortete ich ihr und war to-tal nervös. Ich hoffte wirklich, dass sie mir meine Fri-sur nicht verpfuschte.

Als Leffney dann fertig war, sah ich ihn den Spiegel. Ich sah schrecklich aus! Ich konnte mich doch nie im Leben so auf der Straße zeigen!//

Ich schmunzelte. Leffney wollte gerade den Spiegel freigeben als sie bemerkte, wie ich in mich hinein schmunzelte. „Was ist denn jetzt schon wieder, Kat-ja?“, fragte sie nach.

„Ach, weißt du, Leffney, ich hab nur daran gedacht, wie es war, als du mir das erste Mal die Haare ge-schnitten hast.“

„Oh mein Gott… Das tut mir jetzt noch total leid! Du warst nun mal meine erste Kundin und ich hatte keine Ahnung, was für eine Frisur zu dir passen würde!“

„Ich weiß… Und jetzt zeig mir doch mal, wie ich jetzt aussehe!“, meinte ich und lächelte sie an. Dann ging Leffney einen Schritt zur Seite und ich konnte mich nun im Spiegel betrachten.

Leffney hatte wirklich Glanzarbeit geleistet. Sie hatte mir die Haare etwa ohrenlang geschnitten, schwarz gefärbt und dazu noch rote Strähnen hinein gemacht. Ich konnte gar nicht glauben, dass ich das war, die ich dort im Spiegel sah. Ich sah ganz anders aus. Doch diese Frisur gefiel mir eindeutig besser, als die alte. Die langen Haare standen mir wirklich nicht.

„Leffney! Das hast du großartig gemacht!“, sagte ich glücklich. „Danke dir, Süße!“, meinte Leffney glück-lich.

Als ich gezahlt hatte und gehen wollte, meinte Leff-ney, dass ich auf sie warten solle, da sie nicht mehr sehr lange arbeiten müsste. Also nahm ich einfach auf einem Sessel platz, sah mir ein paar Zeitschriften an und wartete solange auf Leffney.

Etwas später saßen wir dann wieder in einem Kaffee. „Du hast dich kaum verändert in den letzten Jahren, Leffney.“, sagte ich ihr und lächelte sie an. Ich merk-te, wie sie etwas rot wurde. „Danke… Du dich aber auch kaum.“, meinte sie und strahlte zurück.

Als wir gerade über eine Straße gehen wollten, kam ein Auto daher. Es hatte sein Licht nicht eingeschal-ten. Deshalb hatten Leffney und ich es auch nicht ge-sehen. Es fuhr sogar in Schlangenlinien. Der Fahrer war also betrunken. Ich stieß Leffney zur Seite, ich nicht wollte das ihr etwas passierte. Und da passierte es…

12. Tag

Ich machte meine Augen auf. Ich sah mich um. Wo war ich hier? Wie war ich hier überhaupt hergekom-men?

Plötzlich kamen Leute in mein Zimmer. „Katja! Dir geht es wieder gut!“, sagte eine Frau. Sie weinte. Warum nannte sie mich Katja? Was das etwa mein Name? Und warum weinte sie? Ich kannte sie doch überhaupt nicht!

Sie wollte mich umarmen, doch ich wich zurück. „Katja… Was ist los mit dir? Erkennst du mich etwa nicht?“, sagte die Frau traurig und geschockt. Ich schüttelte den Kopf. Dann brach die Frau in sich zu-sammen. Hatte ich etwas falsch gemacht?

„Ma’am, Ihre Tochter hat Ihr Gedächtnis verloren.“, meinte ein etwas älterer Mann der nun auch in die-sem Zimmer stand. „Für wie lange?“, sagte ein jünge-rer Mann. Er stand bei der Frau und hielt sie im Arm. „Für wie lange wird sich Katja an nichts mehr erin-nern können?“, fragte er nach. In seiner Stimme war Trauer zu hören. Der ältere Mann sah beschämt zu Boden. „Ich weiß es leider nicht…“, sagte er etwas traurig. Dann brachen auch bei dem jüngeren Mann, der die Frau im Arm hielt, die Tränen aus.

Weinten diese beiden Leute etwa wegen mir? Was war eigentlich passiert? Wer waren diese Leute? Ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern, doch ich hätte es doch so gerne wollen! Doch wieso konnte ich das nicht? Was war nur mit mir passiert? Warum konn-te ich mich an nichts erinnern?

Nach einer Weile gingen die Frau und der junge Mann nach draußen. Der ältere Mann war schon etwas län-ger weg. Als sie nach draußen gingen, weinte die Frau immer noch. Ich wollte nicht, dass sie weint, es tat mir weh, sie weinen zu sehen. Doch was war passiert? Warum bedeutete mir diese Frau überhaupt so viel? Ich konnte mir das alles nicht erklären.

Als es schon später wurde, waren die Frau und der junge Mann schon gegangen. Es war schon ziemlich finster, doch ich hörte, dass noch jemand wach war. Da ich nicht einschlafen konnte, stand ich einfach mal auf und ging nach draußen. Dort sah ich zwei junge Mädchen miteinander reden. Als mich eine von ihnen bemerkte, kam sie gleich auf mich zu gerannt. „Tut mir leid, aber du musst in dein Bett!“, sagte sie und wollte mich schon in mein Zimmer bringen.

„Ich kann nicht schlafen… Wo bin ich hier eigent-lich?“, fragte ich nach.

„Du bist in einem Krankenhaus.“

„Und wieso bin ich hier?“

„Kannst du dich an nichts mehr erinnern?“

„Nein… Ich weiß nur, dass ich hier zu mir gekommen bin… Ich weiß nicht wer ich bin, ich weiß gar nichts…“

„Du hattest einen Autounfall… Anscheinend hast du dabei dein Gedächtnis verloren…“

„Oh…“

„Das alles wird wieder, keine Angst!“, sagte die Frau und lächelte mich an. „Aber jetzt musst du wirklich schlafen gehen.“, meinte sie und setzte einen ernsten Blick auf. „Ich bin aber nicht müde und will auch nicht schlafen gehen! Kann ich nicht vielleicht noch ein wenig bei euch hier bleiben?“, meinte ich und hoffte somit, dass ich noch aufbleiben könnte.

Die Schwester wirkte hin und her gerissen. Sie über-legte ziemlich lange. Nach einer Weile rief sie der anderen Schwester zu: „Was meinst du? Kann sie noch ein wenig mit uns auf bleiben?“ „Klar! Sie kann uns doch bei der Nachtschicht ein wenig behilflich sein, wenn sie will.“, meinte die andere Schwester. „Willst du uns helfen?“, fragte mich die Schwester, die mich gerade noch in mein Zimmer bringen wollte. Ich nick-te energisch.

Zu fast jeder vollen Stunde gingen wir in alle Zimmer und untersuchten die Leute die dort lagen. Die Kran-kenschwestern erzählten mir, wie lange die Patienten schon hier waren und was mit ihnen los war.

Ich half den beiden Krankenschwestern bis es etwa ein Uhr morgens war, dann wurde ich schon müde. Ich verabschiedete mich von ihnen und wünschte ihnen eine gute Nacht bevor ich in mein Zimmer zurückging. Als ich in mein Zimmer ging, kam mir ein kleiner Jun-ge entgegen.

„Was ist mit dir? Musst du nicht schon längst im Bett liegen?“, fragte ich ihn und ging in die Knie, damit wir uns Auge in Auge ansehen konnten.

„Ich hatte einen Albtraum…“, sagte der Kleine und drückte seinen Teddy ganz fest an sich. „Komm mit, mein Kleiner, ich bring dich in dein Bett, ja?“, sagte ich ihm und lächelte ihn an. Dann nahm ich ihn auf den Arm und brachte ihn in sein Zimmer.

Als ich dann aus seinem Zimmer gehen wollte, meinte er noch: „Kannst du hier bleiben? Nur für diese Nacht?“ „Klar. Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich nach als ich wieder die Tür schloss. „Kevin.“, sagte er. „Ich bin Katja.“, sagte ich ihm und legte mich zu ihm ins Bett.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Sonea2689
2007-07-02T18:33:15+00:00 02.07.2007 20:33
hey =)

kein kommi??? schon komishc....das werdshc mal ändern....
ich mag die geschichte echt gerne^^
wie ausm leben gegriffen....sehr sher interessant^^
un die charaktere sin klasse.....^^

dann tschau tschau
Von:  Cherry_chan19
2007-06-05T15:43:38+00:00 05.06.2007 17:43
Sodala,
zuerst muss ich mal sagen, THX für die ENS :)
Hab jetzt durchgelesen und ich muss sagen Oh mein Gott!!!
Katja muss so viel durchmachen...
Aber das 3.Kapi ist immer noch das beste^^
Bitte stell das 4.Kapi bald on *dackelblick*
Ich weiß ich kann keinen Dackelblick *grins*

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HDSMTL
Bussal
Kagome-chan19


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