Unfortunately von Ryusei (A - B - M - N = L. Prepared to surpass, forced to fail.) ================================================================================ Kapitel 2: Confusion -------------------- Serie: Death Note Charaktere: Mello, Near & L Reihe: Unfortunately – Kapitel 2: Confusion Widmung: Chibi, mein kleiner Schokoladenfetischist. Du bist schuld daran, du hast es auch auszubaden. Ich hoffe diese kleine Überraschung gefällt dir ebenso wie es bereits ‚Smile’ getan hat ^^ Und als Entschädigung, weil das, was ich dir ins ConHon geschrieben habe, nicht zufrieden stellend ist. Confusion „Near?“ Mello hustete. Seine Kleidung war aufgeweicht und klebte unangenehm an seiner Haut, sein Haar hing in dunklen Strähnen an seinen Wangen herunter. Tropfen des kalten Regenwassers fielen auf den Boden. „Near!“, wiederholte er deutlich lauter und ging schnellen Schrittes den Gang entlang. Near war verschwunden. Diese Meldung zog sich seit heute morgen durch das Waisenhaus. Und seit heute morgen suchte Mello den weißhaarigen Jungen, der es vorzog wie vom Erdboden verschluckt zu bleiben und kein Lebenszeichen von sich zu geben. In der Bibliothek war er nicht. Diesen Ort hatte Mello als erstes angesteuert und ihn sehr verwirrt wieder verlassen. Near verschwand häufiger spurlos, aber in den meisten Fällen fand man ihn in der Bibliothek vor einem Puzzle sitzend mit einem Buch in den kleinen Händen. Oder aber er baute wieder einmal monströse Gebilde aus Gegenständen, die ein normaler Mensch niemals für den Modellbau zu benutzen wagte und die längst höher und breiter waren als er selbst. Gebilde, die bei der kleinsten Detonation oder Erschütterung einstürzen konnten. War er nicht in der Bibliothek, dann war er in seinem Zimmer. Oder auf dem Gang. Was nicht bedeutete, dass diese beiden Örtlichkeiten für Near nicht den gleichen Stellenwert hatten. Doch dieses Mal fand er Near nicht an den gewohnten Orten. Er war auch nicht im Speisesaal, auf den Toiletten, im Garten oder in der Garage der hauseigenen Limousine. Er war… weg. Near war weg. Allein der Satz klang unausgesprochen merkwürdig. Near konnte nicht weg sein. Near war immer da um Mello bloßzustellen, ihm zu sagen, dass er nur Nummer 2 war. Das war immer so. Nach jeder Klausur, nach jeder Hausaufgabe, nach jedem Referat. Selbst Roger zog den Jüngeren dem Blonden vor, auch wenn er es Mello nicht direkt sagte. Mello seufzte tief und strich sich mit den Händen die nassen Haare aus dem Gesicht. „NEAR!“, schrie er so laut er nur konnte, doch die Antwort war auch wie die Male zuvor ein eisiges Schweigen. Near konnte nicht weg sein. Viele Räume, die er noch nicht auf- und durchsucht hatte, blieben jedoch nicht mehr. Dass er im Stockwerk der Mädchen war, war bei seiner Antipathie gegenüber Lindas Anwesenheit einfach unmöglich. Mello verharrte. Was war das? Töne. Leise, klare Töne. Eine Sonate. Beethoven? Oder Mozart? Mello versuchte genauer hinzuhören. Wagner? Er konnte es nicht genau verstehen. Aber er wusste aus welchem Raum die Klänge kamen. Nur in einem einzigen Zimmer hatten sie ein Klavier stehen. Im Aufenthaltsraum. Langsam ging Mello auf die Tür zu und drückte die Klinke herunter. Er erwartete einen kleinen, weißgekleideten Jungen hinter den Tasten. Einen Jungen, den er den ganzen Tag wie in wahnsinniger Paranoia gesucht hatte. Er konnte nicht verleugnen, dass er sich ein wenig um den physischen Zustand des Jüngeren gesorgt hatte. Aber nur ein wenig, nicht mehr. Die Tür öffnete sich ganz und Mello trat ein. Das erste, auf das seine Augen fielen, waren lange, schlanke Finger, die sich unablässig und konzentriert über die schwarzen und weißen Tasten bewegten, dem Klavier diese sanften Töne entlockten. Die Mondscheinsonate, wie Mello jetzt erkannte. Aber es war nicht Near, der hinter dem Instrument saß und dieses Lied spielte. Near saß an der Vorderseite und setzte nicht minder konzentriert Legosteine zusammen. Auf der ledernen Sitzbank vor dem Klavier saß… …Ryuzaki. Mello hatte nicht gewusst, dass er überhaupt im Waisenhaus war. Wann war er angekommen? Und warum hatte er ihm nicht Hallo gesagt? Warum wusste Near es? Mello biss sich gereizt auf die Unterlippe. Nicht nur Roger, jetzt war auch noch Ryuzaki auf Nears Seite? Sein Ryuzaki, den er mehr bewunderte und liebte als irgendeinen anderen Menschen auf dieser Welt? Wenn dem so war, dann sah Mello keinen Grund mehr im Waisenhaus zu bleiben. Gerade wollte er sich umdrehen und den Raum verlassen, als Ryuzaki sein Spiel unterbrach. „Mello. Wir haben auf dich gewartet.“ Gewartet? Was sollte das heißen? Der Blonde drehte den Kopf nach hinten. „Gewartet?“ – „Ja.“ Ryuzaki nickte und klopfte mit der Hand neben sich auf das dunkle Leder. „Komm her.“ – „Ich kann nicht Klavier spielen. Frag Near.“ Erst sagte ihm keiner auch nur ein Sterbenswörtchen und jetzt sollte er springen, wenn einer ‚hopp’ sagte. Das ließ Mellos Stolz nicht zu, auch wenn er Ryuzakis Bitte gerne nachgegangen wäre. Einfach um in der Nähe des Älteren zu sein. „Ich möchte aber, dass du herkommst. Bitte, Mello.“ Die Verbissenheit des Blonden schmolz mit jedem Wort. Der Drang die Arme einfach um diesen dürren Bauch zu schließen war stärker. Ohne etwas zu sagen drehte sich Mello um und rannte zu dem Klavier, kletterte ein wenig zu umständlich auf die Bank und ließ sich neben Ryuzaki nieder, der ihm sofort durch die nassen Haare strich. „Es tut mir leid, Mello“, flüsterte Near leise zu dem Boden und setzte einen weiteren Legostein auf sein angefangenes Werk. „Aber wir konnten dich nicht einweihen.“ – „Warum?“ – „Es hätte die Überraschung zerstört.“ Überraschung? Dass Ryuzaki da war? Mello verstand nicht ganz worauf sein von ihm so bewunderter Vorgänger und Near hinaus wollten. „Du solltest dich erst umziehen. Im Winter im Regen umherzulaufen ist nicht gut“, tadelte Ryuzaki leise. „Aber-„ – „Kein Aber. Umziehen, na los!“ Mello gab ein leises Knurren von sich, doch dann beugte er sich Ryuzakis Aufforderung und lief auf den Gang. Die Worte, die er gehört hatte, irritierten ihn. Er konnte sich immer noch nicht erklären welche Überraschung die beiden meinten. Aber er fror mittlerweile sehr in seiner Kleidung. Das Zittern seines Körpers unterdrückend zog er sein Oberteil über den Kopf und drehte die Heizung in seinem Zimmer ein wenig auf. Gänsehaut zog sich über seine Arme, seinen entblößten Brustkorb und seinen Rücken, während er sich an seinem Schrank reckte und frische, warme Kleidung herausangelte. „Du hast dich beeilt“, stellte Ryuzaki mit einem Lächeln fest und hob Mello wieder neben sich, schloss die Arme um ihn und fuhr sanft durch seine Haare. Mello atmete tief ein. Kernseife. Waschmittel. Und ein wenig Kuchen. Ryuzaki. „Was für eine Überraschung denn nu- … Eh?“ Mello zuckte, als etwas nur für den Bruchteil einer Sekunde über seine Wangen strich. Er blickte nach unten, kaum, dass Ryuzaki seine schlanken Finger weggenommen hatte. Ein Rosenkranz. Ein roter Rosenkranz. „Ryu… zaki?“ Er verstand immer noch nicht ganz. Nicht, dass er sich nicht über das Geschenk von Ryuzaki gefreut hätte. Aber es war unüblich, dass der Ältere etwas mitbrachte. Abgesehen von Schokolade. „Du hast es nicht gemerkt“, kommentierte Near das Geschehen leise und hielt ein Stück Papier in die Höhe. Ein Kalenderblatt. Mit einer roten 13. „Du hast heute morgen den 14. abgerissen, ohne zu merken, dass du deinen eigenen Geburtstag übergangen hast.“ Mellos Augen weiteten sich leicht. Roger war heute Morgen ins Zimmer gekommen um zu sagen, dass Near verschwunden war. Dabei hatte er gar nicht auf den Kalender geachtet. Near war ihm also den ganzen Tag ausgewichen? Kein Wunder, dass er ihn nicht gefunden hatte. Und Ryuzaki? Er hatte die Limousine gar nicht wegfahren hören. „Alles Gute, mein Kleiner“, lächelte Ryuzaki und beugte sich nach unten. Seine Lippen berührten Mellos Stirn, während dieser zu verstehen begann. Ryuzaki bevorzugte Near gar nicht. Er hatte ihn auch nicht verletzten wollen. Er war… wegen ihm hier. Wegen seinem Geburtstag. Mit einem Mal fühlten sich Mellos Augen unangenehm feucht an. „Ryuzaki…“ Der Schwarzhaarige schenkte ihm erneut ein Lächeln und drückte den Blonden an sich, der daraufhin ein leises Wimmern von sich gab und die kleinen Finger fest um das silberne Kreuz am unteren Ende des Rosenkranzes schloss. „Ich konnte doch nicht in Japan sein, während du hier Geburtstag feierst… Aber jedes Wort hätte die Überraschung verdorben. Ich wollte nicht, dass du im Vorfeld weißt, dass ich hier bin.“ Ganz sanft strichen Ryuzakis Hände über Mellos Wangen. „Alles Gute… Mihael.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)