Die Blutfehde der Youkaifürsten von Weissquell ================================================================================ Kapitel 1: Unerwarteter Besuch ------------------------------ Es ist ein sonniger Tag. Kleine, weiße Formwolken ziehen über das Land und beanspruchen gerade die volle Aufmerksamkeit eines kleinen Mädchens in einem orangen Kleid, das mit ihren drei bis vier Begleitern gerade aus dem Wald heraus auf eine weite, hügelige Graslandschaft heraustritt. Der erste ihrer Gefährten ist ein kleiner, grüner Gnom der einen knorrigen Stab, mit zwei Köpfen darauf, mit sich herumschleppt und ziemlich verdrießlich dreinblickt, als sie beginnt, die Wolken über sich mit Begriffen zu betiteln. Der zweite ihrer Begleiter zählt eigentlich schon fast für zwei, denn das große Drachentier, das an einer Leine gemächlich hinter ihr hertrottet, hat zwei Köpfe. Der letzte ihrer Reisegefährten, scheint sich im Augenblick in keinster Weise um das kleine Mädchen und ihre Verspieltheit zu kümmern. Mit zügigem Schritt, jedoch ohne zu hasten, schreitet er über die Wiese entlang des Waldsaums. Er ist hochgewachsen und trägt einen weißen Hakama mit passendem Oberteil, der sehr würdevoll aussieht. Über dem Brustkorb trägt er eine stabile, wenn auch bequeme Rüstung, die mit mehreren Zähnen besetzt ist und an seinem Gürtel hängen zwei lange, schmale Schwerter. Über der rechten Schulter trägt er einen dicken, weißen Pelz, nur der linke Ärmel hängt leer an ihm herab. Über seine Schultern fällt ihm langes, weißes Haupthaar herab und auf der Stirn ist ein dunkelblauer Sichelmond abgebildet. Purpurfarbene Streifen ziehen sich auf seiner Wange entlang und zwei bernsteinfarbene Augen mustern gelassen, wenn auch keinesfalls unaufmerksam seine Umgebung. Die ganze Person strahlt kühle Würde aus. Doch davon lässt sich das kleine Mädchen in keinster Weise stören, als sie übermütig an seinen Beinkleidern zupft und begeistert verkündet: „Guck mal, Sesshomaru-sama, die Wolke da sieht aus wie Jaken!“ „Also, das verbitte ich mir!“, empört sich der kleine Gnom hinter ihr, „Wie kommst du dazu, mich mit einer Wolke zu vergleichen? Außerdem hab ich dir schon tausendmal gesagt, du sollst Sesshomaru-sama nicht mit deinem kindischen Blödsinn belästigen!“ Doch der hochgewachsene Youkai, geht einfach weiter, als hätte er nichts gehört. „Siehst du“, meckert Jaken weiter, „du störst ihn nur. Halt dich einfach von ihm fern.“ Doch die Kleine ignoriert ihn. „Sesshomaru-sama, warte auf mich!“, ruft sie und läuft ihrem Herren eilig hinterher. „Oh, diese Rin!“, schüttelt Jaken resigniert den Kopf, „Dass sie einfach nicht hören kann!“ In diesem Moment wird ihm bewusst, dass die anderen schon ein ganzes Stück entfernt sind und hastig läuft er hinterher: „Sesshomaru-sama, so wartet doch auf mich!“ Doch kaum hat er aufgeschlossen, als er unwillkürlich in seinen Herren hineinrennt, der völlig unvermutet stehen geblieben ist. Eine Sekunde später findet er sich auf dem Boden sitzend wieder. Groß schaut er zu seinem Meister auf. Dessen Blick ist auf einmal schmal geworden und er schaut zum Wald hinüber. Weder Jaken, noch Rin wagen im Augenblick ihren Herren in seiner Konzentration zu stören. Offensichtlich nähert sich ihnen jemand und ihr Herr scheint dem seine gesamte Aufmerksamkeit zu widmen. Wer kann das also sein? Auf einmal hört man im Unterholz etwas knacken und rascheln und die Geräusche scheinen sich zu nähern. Tatsächlich vergehen nur wenige Momente und jemand bricht aus dem Dickicht des Waldes hervor, kommt aber fast augenblicklich zum Stehen, als er die kleine Gruppe erspäht. Es ist ein junger Youkai mit kurzem, grauen Pferdeschwanz, einer einfachen Brustpanzerung und locker Bekleidung. Mit großen Augen starrt er sie an und im ersten Moment, scheint er wie festgefroren zu sein. Mit kühlem Blick mustert Sesshomaru den unerwarteten Besucher. Er verzieht keine Miene sondern schaut ihn nur schweigend an. Der andere erwidert seinen Blick, wenn auch nicht ganz so selbstsicher. Im Gegenteil, er scheint immer mehr zu erbleichen und fast könnte man meinen, dass seine Hände zu zittern anfangen. Zunächst scheint er nicht zu wissen wie er sich verhalten soll, doch dann senkt er den Blick. Zum allgemeinen Erstaunen von Rin und Jaken, sinkt der junge Mann nun auf ein Knie nieder und senkt den Kopf. „Mein Fürst!“, ist alles was er sagt. Sesshomaru schweigt. Nicht die kleinste Reaktion ist von ihm zu erkennen. Alles was er tut, ist, den Neuankömmling weiterhin im Auge zu behalten und zu schweigen. Einen unangenehm langen Augenblick sagt keiner ein Wort. Schließlich hebt der Youkai langsam und unsicher den Kopf. Offenbar versucht er den anderen vor sich einzuschätzen. Nachdem von dem weißhaarigen Youkai noch immer keine Reaktion, außer eisigem Schweigen, kommt, beschließt er die Initiative zu ergreifen. „Mein Name ist Tenmaru“, sagt er zögernd, „Ich bin...“ „Ich weiß wer du bist!“, unterbricht Sesshomaru ihn kühl, „Was willst du?“ Eingeschüchtert durch die harte Reaktion, blickt Tenmaru ein wenig zur Seite. Er atmet einmal tief durch, doch dann gibt er sich einen Ruck: „Ich will in Eure Dienste treten, mein Fürst!“ Ergeben senkt er erneut den Blick. Jaken ist überrascht. Normalerweise würde sein Herr dieses dreiste Gesuch mit einer erhobenen Augenbraue abtun, doch dieses Mal kommt nicht die geringste Reaktion von ihm. Stattdessen mustert er den Youkai vor ihm nur weiter mit eisigem Blick und meint schließlich: „Ich brauche keine Streuner in meinen Diensten. Verschwinde besser, solange du noch kannst!“ Täuscht sich Jaken oder schwingt ein bedrohliches Knurren in den Worten seines Herren mit? Doch das scheint dem jungen Youkai ganz offenbar entgangen zu sein, denn er gibt nicht auf. „Ich bitte Euch, nehmt mich in Eure Dienste auf, mein Fürst. Ich bin sicher, dass ich Euch von großem Nutzen sein kann.“ Falscher Ton, ganz falscher Ton!, denkt Jaken bei sich, zumindest in der momentanen Verfassung seines Herren. Betteln und Bitten hat bei Sesshomaru keinen Zweck. Na ja, meistens jedenfalls, denkt er mit einem leichten Seitenblick zu Rin. Doch sogleich wird seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf seinen Herren gezogen. Sesshomarus gelassene Miene hat sich verändert und das auf eine sehr untypische Art für ihn. Der hochgewachsene Youkai fletscht die Zähne und seine Augen nehmen eine bedrohlich rötliche Färbung an. „Sieh zu, dass du verschwindest!“, grollt er, „Sonst kenn ich keine Gnade mit dir!“ Der junge Youkai erbleicht und duckt sich erschrocken. Offenbar sieht er ein, dass er mit seinem Leben spielt, wenn er weiter auf seine Forderung beharrt. Hastig springt er auf und nur wenige Sekunden später ist er auch schon wieder im Unterholz verschwunden. Mehrere Sekunden verstreichen, ehe einer von seinen Gefährten es wieder wagt, das Wort an Sesshomaru zu richten. Der weißhaarige Youkai wirkt ziemlich aufgewühlt. „Kanntet Ihr diesen Dämon, mein Herr?“, wagt Jaken schließlich zu fragen, „Wer war das?“ Sesshomaru strafft sich. Schließlich sagt er: „Niemand! Er ist nicht weiter von Bedeutung!“, damit setzt er erhobenen Hauptes seinen Weg fort, als wäre nichts geschehen. „Niemand?“, meint Jaken bei sich, „Das kam mir aber grad nicht vor wie ‚Niemand’!“ „Ob wir heute zur Abwechslung mal wieder in einem richtigen Bett schlafen können? Ich will mich ja nicht beschweren, aber andauernd campen schlägt mir langsam aufs Gemüt.“ Kagome streckt sich so gut es geht. Der Rucksack auf ihrem Rücken behindert sie dabei ein wenig. „Pah, immer hast du was zu meckern“, beschwert Inu Yasha sich, „Du bist wirklich ne ganz schöne Mimose.“ „Ja ja!“, mosert Kagome zurück, „Nicht jeder ist eben so ein Naturbursche wie du.“ „Hey, kann ich was dafür, dass ich ein Halbdämon bin und mir solche Kleinigkeiten nichts ausmachen?“, beschwert sich Inu Yasha. Schon will Kagome etwas Bissiges erwidern, doch sie wird von Miroku unterbrochen: „Also ich hätte auch nichts gegen eine überdachte Unterkunft einzuwenden. Das nächste Dorf sollten wir eigentlich noch vor Sonnenuntergang erreichen. Vielleicht könnten wir den Einwohnern ja auf irgendeine Weise ihre Gastfreundschaft entlohnen.“ „Mit anderen Worten“, meint Sango vernehmlich, „Du ziehst wieder deine Nummer mit der ‚düsteren Aura über dem Dorf’ ab, die du dann als ehrenvoller Mönch natürlich vertreiben wirst und schon mit einem trockenen Plätzchen für dich und deine Weggefährten als Entlohnung zufrieden wärst.“ „Du schätzt mich völlig falsch ein!“, stellt Miroku gekränkt klar, „Natürlich würde ich auch um ein ausgiebiges Abendessen bitten. So ein Exorzismus ist schließlich nicht ohne!“ Sango fasst sich seufzend an die Stirn: „Hält man’s aus?“ „Vielleicht kann ja Inu Yasha so tun, als ob er das Dorf angreift, dann braucht Miroku gar nicht mal zu schummeln“, mischt sich jetzt Shippo schelmisch ein. Doch sofort spürt er Inu Yashas starke Zeigefinger die ihm die Mundwinkel schmerzhaft auseinanderziehen. „Das könnte dir so passen, du Gnom!“, meckert der Hanyou, „Damit ihr euch den Bauch voll schlagen könnt während ich draußen in der Kälte sitze.“ „Du haft dof grad gefagt, daff di’ folche Kleinifkei’en nix aufma’en!“, verteidigt Shippo sich so gut er kann. „Hat sich was, du Pelzknäuel!“, Inu Yasha ist unerbittlich, „Kannst ja selber rumhopsen und den Dämon markieren, das kannst du doch immer so gut, du Schlauberger! Lass dich doch selber von Miroku verscheuchen, vielleicht haben wir dann ja endlich Ruhe vor deinem Blödsinn!“ „Ka’o’eee!“, kommt es leidend von Shippo. Zu seinem Glück und Inu Yashas Pech, hat das Mädchen ein Einsehen. „Inu Yasha, SITZ!“ Augenblicklich knallt der Hanyou der Länge nach zu Boden. „Manno...!“, mault er während er sich wieder aufrappelt. Die letzte Strecke des Weges ist rasch zurückgelegt und schon sieht man hinter dem Hügel das kleine Dörfchen, in dem sie heute übernachten wollen. Aber kaum ist das Dorf in Sichtweite gekommen, hält Inu Yasha inne. „Irgendetwas stimmt hier nicht!“, meint er wachsam, „Ich höre Rufe, und sie kommen aus dem Dorf.“ Eilig macht die Gruppe sich daran das Dorf zu erreichen. Dort angekommen, bietet sich ihnen der Anblick eines heillosen Durcheinanders. Alle Dorfbewohner laufen aufgescheucht durcheinander und an vielen Stellen sieht es aus, als hätte irgendeine Furie getobt. „Was ist hier passiert?“, hält Miroku einen vorbeirennenden Dorfbewohner zurück. „Ein Dämon!“, kommt die aufgeregte Antwort, „Ein Dämon hat hier gewütet. Wir können von Glück sagen, dass niemand getötet wurde, aber er ist in unsere Stallungen eingedrungen und hat unser Vieh gerissen. Eine ganze Kuh hat er weggeschleppt. Als wir versuchten ihn zu stellen, griff er uns an und verletzte viele von uns schwer.“ Sofort horcht die kleine Gruppe auf. „Wohin ist er verschwunden?“, fragt Inu Yasha aufgeregt. „In den Wald dort drüben“, antwortet der Mann, „Bitte, wenn es in eurer Macht steht, dann unternehmt etwas! Wenn er wiederkommt sind wir alle in Gefahr. Ich... ich habe zwei Töchter!“ „Wir werden den Dämon zur Strecke bringen!“, versichert Miroku rasch, „Doch wenn ihr mir die Frage erlaubt: Wie alt sind Eure Töchter? Aaauu...!“ Unbarmherzig wird der Mönch von der Dämonenjägerin am Ohr weggezerrt. „Heb dir deine Flirtversuche gefälligst bis später auf!“, meint sie kühl, „Zuerst kümmern wir uns um diesen Dämon.“ „Schon gut, schon gut!“, wehrt sich Miroku, „Das war doch nur ein Scherz!“ Sango schnaubt verstimmt auf: „Hmpf, deine Scherze kenn ich, du Lustmönch!“ „Du hast eine völlig falsche Meinung von mir, Sango, und könntest du vielleicht mein Ohr loslassen?“ Doch die Dämonenjägerin gibt sich heute unbarmherzig und so schleppt sie den jammernden Mönch bis vor die Tore des Dorfes. Ihre restlichen Freunde folgen ihnen. Sodann macht die kleine Gruppe sich auf den Weg zu dem Wald der ein Stück entfernt beginnt. „Ich frage mich, was das für ein Dämon sein könnte“, überlegt Kagome, „Das Dorf sah ziemlich schlimm aus. Glaubst du er ist gefährlich, Inu Yasha?“ „Pah, gefährlich oder nicht, ich werde mit ihm kurzen Prozess machen, wenn er mir über den Weg läuft!“, behauptet Inu Yasha großspurig und lässt die Knöchel knacken. So trotten sie weiter und halten dabei die Augen offen, doch bisher verhält sich alles um sie her friedlich. Schließlich meint Miroku: „Ich kann hier keinerlei dämonische Aura spüren. Vielleicht ist er schon längst nicht mehr hier in der Gegend.“ Doch Inu Yasha schüttelt den Kopf: „Dieser Dämon hat eine ganze Kuh weggeschleppt, das sieht mir sehr wie eine Zwischenmahlzeit aus. Ich glaub nicht, dass er dafür weite Strecken zurücklegt.“ „Inu Yasha hat recht“, stimmt Sango ihm zu, „Bestimmt ist er hier noch irgendwo in der Nähe und frisst. Wir müssen nur wachsam sein, dann finden wir ihn bestimmt.“ Genau in diesem Moment ist ein wütendes Fauchen von Kirara zu hören und nur wenige Augenblicke später hat die niedliche Katzendämonin an Sangos Seite sich in ein mächtiges Raubtier verwandelt dessen Nackenhaare steil aufgerichtet sind. Sofort wird die Gruppe wachsam. „Es scheint Kirara hat den Dämon gewittert“, meint Sango, „Bestimmt ist er hier irgendwo in der Nähe.“ „Na endlich“, grinst Inu Yasha voller Vorfreude, „der Kerl soll nur kommen! Der kann sich schon mal sein Grab schaufeln!“ Und dann folgen sie zielstrebig der Spur die Kirara ihnen zeigt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)