Intertwined von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Die nächsten Tage vergingen ohne besondere Ereignisse. Die Proben fanden statt wie eh und je, doch Ruki war immer der letzte, der erschien und der erste, der wieder ging. Und auch sonst versuchte er, jeder Situation, in der er mit Uruha allein gewesen wäre, aus dem Weg zu gehen. Jener verhielt sich wieder ganz normal. So, als ob nie etwas gewesen wäre. Vielleicht hatte er eingesehen, dass er es übertrieben hatte. Oder er riss sich einfach vor den anderen zusammen. Was auch immer der Grund für den erneuten Wandel des Gitarristen war - Ruki war mehr als nur dankbar, dass es anscheinend so einen Grund überhaupt erst gab und hoffte, er wäre von Bestand. Insgeheim hatten ihn die Vorkommnisse der letzten Zeit nämlich doch mehr mitgenommen, als er nach außen hin zeigte. Er hatte immer gedacht, er wäre über beide hinweg und könnte damit leben, dass die zwei ein Paar waren, solange sie nur glücklich miteinander waren. Doch das Vorgefallene hatte Zweifel in ihm gesät, ob die Beziehung der beiden, die ja doch schon über ein Jahr andauerte, wirklich so perfekt und innig war, wie sie immer schien. Warum sonst hätte Uruha ihn angraben sollen? Oder lag das etwa daran, dass der Gitarrist herausgefunden hatte, wie es um seine, Rukis, Gefühle für ihn bestellt war und spielte jetzt nur mit ihm, um ihm einen Denkzettel zu verpassen? Nein, das konnte nicht sein! Das war unmöglich! Ruki hatte sich nie auffällig verhalten oder auch nur ein Sterbenswörtchen zu irgendjemandem gesagt. Uruha konnte es gar nicht wissen oder erahnen. Aber was rechtfertigte dann das Verhalten des Älteren? Weshalb hatte er ihm das angetan und ihm somit Tage voller Kummer, Zweifel, Ängste, Vorwürfe und Selbstverachtung beschert? So lange er auch über dieses Thema nachdachte, er fand einfach keine Antwort darauf. Die konnte ihm wohl nur eine Person geben und für dieses Gespräch war er noch längst nicht bereit. Dafür waren die Ereignisse noch zu frisch und aufwühlend. Seufzend und mit auf den Boden gerichteten Blick legte er den Weg von seinem Auto zu seiner Wohnung zurück. Er kam gerade von der heutigen Probe und hatte, da es schon später am Abend war, in einer Seitenstraße und nicht direkt vor seinem Haus parken können, da dort schon alle Plätze belegt waren. Mit den Gedanken noch immer weit weg, nur nicht im Hier und Jetzt, schreckte er plötzlich mit einem Schrei auf den Lippen, der niemals eben diese verlassen sollte, aus seiner Trance, als eine Hand wie aus dem Nichts sich um seinen Arm klammerte und eine zweite Hand sich auf seinen Mund presste, um jegliches Geräusch im Keim zu ersticken. “Keine Angst, Ruki! Ich bin’s nur, Uruha”, wurde da hinter ihm gesprochen und der Sänger sog hart die Luft durch den Mund ein, als dieser wieder freigegeben wurde. “Keine Angst? Keine Angst?”, wiederholte der Kleinere fast hysterisch, während er nun den Gitarristen am Arm packte, um ihn unter den Hauseingang zu ziehen, wo wenigstens Licht brannte und er sein Gegenüber sehen konnte. “Wie soll ich denn bitteschön keine Angst haben, wenn ich im Dunkeln einfach so angefallen werde, hm?” Seine Stimme zitterte nur so vor Ärger. “Es tut mir leid, Ruki, aber ich hab einfach keine andere Möglichkeit gesehen, dich mal wieder abzufangen. Du gehst mir geradezu krampfhaft aus dem Weg”, sprach der Gitarrist eindringlich und wenn Ruki sich nicht täuschte, dann schwang auch eine ganze Portion Enttäuschung und Verzweiflung in der Stimme des anderen mit, was ihm so gar nicht gefiel. “Das hat ja auch einen Grund und den kennst du wohl besser als ich”, erwiderte der Sänger. Er war immer noch wütend und ließ Uruha das auch mit jedem Wort, das er sprach, wissen. “Aber Ruki-chan, ich wollte dir doch nur nah sein und…” Weiter kam der Ältere gar nicht, weil er von Angesprochenem barsch unterbrochen wurde: “Hör mit diesem verdammten ‘Ruki-chan’ auf! Du hast kein Recht mehr, mich so zu nennen! Wie kannst du nur sagen, du willst mir nah sein? Wie kannst du nur Reita so etwas antun? Er liebt dich, verdammt! Er hat das nicht verdient!” Immer weiter hatte sich der Kleinere in Rage geredet und war auch noch längst nicht fertig mit seiner Predigt. “Ich dachte immer, ihr zwei seid ein absolutes Musterpärchen. Aber dem scheint wohl nicht so zu sein, wenn du dich einfach so an andere ranmachst! Bis jetzt habe ich Stillschweigen gewahrt und Reita nichts über deine unmöglichen Taten erzählt, um ihn vor der Enttäuschung zu schützen. Aber damit ist jetzt Schluss. Er MUSS erfahren, mit was für einer Person er wirklich zusammen ist! Und ich werde es ihm sagen! Jawohl!” Uruha sah ihn nur abschätzig an. “Bist du jetzt fertig?” Auf diese Reaktion, die so ganz anders ausfiel, als Ruki das gedacht hatte, fehlten jenem die Worte. Eigentlich hatte er angenommen - oder nein, sogar gehofft -, dass Uruha sich nun nach dieser Rede entschuldigen und ihn anflehen würde, Reita nichts zu erzählen, weil er es wirklich nicht ernst gemeint hat. Doch stattdessen so etwas. “Fein. Dann darf ich jetzt vielleicht einmal sprechen. Also, erst einmal, wir sind vielleicht kein Musterpärchen, aber dafür ein glückliches Paar, ob du es glaubst oder nicht. Und was Reita angeht - ich bezweifle, dass es ihm etwas ausmacht, wenn du ihm von meinen ‘unmöglichen Taten’, wie du sie nennst, oder eher meinen Zuneigungsbekenntnissen, wie ich sie nenne, berichtest.” In aller Ruhe hatte Uruha dies vorgetragen und schien kein bisschen eingeschüchtert oder nervös. Im Gegensatz zu Ruki, der sich jedoch schnell wieder fing und dessen Wut immer noch in ihm brannte. “Und ob ihm das was ausmacht! Du bist die Person auf dieser Welt, die ihm am meisten bedeutet und da wird er natürlich ver…” Ein ziemlich energisches Lippenpaar hielt den Jüngeren vom Weitersprechen ab und raubte ihm alle Gedanken, die bis eben noch wild in seinem Kopf herumgeschwirrt waren. Die vorwitzige Zunge Uruhas leckte harsch über Rukis Unterlippe, bevor sich der Gitarrist wieder von dem Sänger, dessen Augen vor Schock weit aufgerissen waren, trennte und ihm zuflüsterte: “Es wird ihm nichts ausmachen.” Im nächsten Moment war der Gitarrist verschwunden und hinterließ einen mehr als nur aufgewühlten Ruki, dessen Kopf wie leergefegt war, bevor er sich mit Unglauben und Verzweiflung füllte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)