Intertwined von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht hatte Ruki letztendlich einen Entschluss gefasst. Noch am selben Tag rief er auf Reitas Handy an, um auch ja sicherzugehen, dass niemand anderes - wie zum Beispiel ein gewisser Gitarrist - ranging und bat ihn darum, mit ihm einmal ernsthaft sprechen zu können. Und zwar allein. Sie verabredeten sich für denselben Abend in Reitas Wohnung. Uruha würde, laut Reitas Aussage, nicht da sein. Wieder einmal machte sich Ruki auf den Weg zu seinem besten Freund. Stundenlang hatte er dieses Gespräch, das ihm nun unmittelbar bevorstand, in seinem Kopf durchgespielt und sich überlegt, wie er es dem anderen möglichst schonend beibringen sollte. Dennoch hatte ihn dies nicht beruhigen können, denn das mulmige Gefühl in seinem Bauch wuchs von Schritt zu Schritt, dem er seinem Ziel näher kam. Noch einmal sog er tief die Luft in seine Lungen und straffte seine Schultern, um sich für das zu wappnen, was in den nächsten Minuten passieren würde, und legte schließlich seinen Finger auf den Klingelknopf. Nur Sekunden später wurde ihm von einem wie immer beruhigend lächelnden Bassisten die Tür geöffnet. “Hey, Kleiner! Da bist du ja!”, begrüßte ihn Reita auch schon fröhlich, der als bester Freund als einziger das Privileg hatte, ihn ‘Kleiner’ zu nennen. Ruki nickte nur, konnte das Lächeln des anderen einfach nicht erwidern, weil er wusste, dass er in Kürze derjenige sein würde, der das seines Freundes wegwischen würde. “Na, komm erst mal rein”, meinte der Ältere nun und zog den Sänger in eine kurze Umarmung, bevor sie in die Stube verschwanden und es sich auf dem Sofa bequem machten. “Magst du etwas trinken? Eine Tasse Tee? Ein Gläschen Wein vielleicht?” “Eine Tasse Tee wäre nett, danke. Ich muss heute noch fahren”, erwiderte Ruki und hätte sich am liebsten selbst eine Ohrfeige gegeben. Auch dieser letzte Aufschub würde ihn nicht vor dem Unvermeidlichen bewahren. Er beobachtete, wie Reita in der angrenzenden Küche verschwand, um Tee zu kochen. Die Geräusche, die jener dabei erzeugte, beruhigten ihn nicht wie gewohnt. Nervös spielte er mit den Ringen an seinen Fingern. “Was ist denn los, Ruki? Warum bist du so nervös?”, fragte Reita, der soeben das Zimmer beladen mit zwei Tassen Tee wieder betrat und eine davon Ruki reichte. ‘Jetzt geht es also los’, dachte sich dieser und musste schlucken, um den Frosch, der ihn am Sprechen hindern wollte, loszuwerden. “Also, ich muss mit dir über ein ernstes Thema reden, Reita, und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und wie ich dir das beibringen soll.” “Also, ich bin dafür, du fängst einfach beim Anfang an, wie das eben so üblich ist. Alles andere wird sich schon regeln”, redete der Bassist beruhigend auf sein Gegenüber ein, dessen Blick auf die bräunliche Flüssigkeit in der Tasse gerichtet war und ganz und gar nicht entspannt wirkte. “Aber ich will dir nicht wehtun und ich weiß, dass das, was ich dir jetzt erzählen werde, dir wehtun wird.” Rukis Worte fielen heftiger aus als alles andere, was er bis zu diesem Zeitpunkt gesagt hatte und seine Augen sahen seinen besten Freund verzweifelt an. “Lass das mal meine Sorge sein, Kleiner, hm? Sag mir lieber, was dir auf dem Herzen liegt und mach dir keine Gedanken, dass du mir damit wehtun könntest.” Erneut versuchte der Ältere den Sänger zum Reden zu ermutigen und diesmal hatte er Glück. Ein letztes Mal schluckte Ruki seine Angst hinunter und begann dann, wieder mit gesenktem Blick, mit seiner Geschichte: “Es ging alles vor ein paar Tagen los. Uruha fing an, sich anders mir gegenüber zu verhalten. Er machte Andeutungen, die eigentlich nicht mehr als versteckt oder subtil durchgehen können, sondern wirklich eindeutig waren.” An dieser Stelle folgte eine Pause, weil er einfach nicht wusste, wie er weitermachen sollte. Doch wurde er vorher von Reita schon unterbrochen. “So, Andeutungen also?” Ruki zuckte zusammen unter den gleichgültig gesprochenen Worten seines besten Freundes. Er hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber das Schlimmste, die Sache von gestern Abend, stand ihm ja noch bevor. “Ja, wirklich ziemlich konkrete Andeutungen. Bei dem DVD-Abend letztens war das auch der wirkliche Grund, warum ich so übereilt nachhause gegangen bin. Danach bin ich ihm ausgewichen und hab ihn gemieden, aber gestern Abend hat er mir aufgelauert und nach einer kurzen, aber heftigen Diskussion hat er mich geküsst und ist dann verschwunden. Das war der Punkt, an dem ich wusste, dass ich dir davon erzählen muss. Ich hätte das vielleicht schon eher machen sollen, aber es hätte ja auch nur ein Scherz sein können und außerdem wollte ich nicht, dass du deswegen leiden musst. Aber jetzt habe ich es durch mein Schweigen wahrscheinlich nur noch schlimmer gemacht und es wäre wirklich besser gewesen, wenn ich eher mit dir darüber gesprochen hätte. Es tut mir leid, Reita! Es tut mir so leid! Ich dachte wirklich, Uruha würde es gut mit dir meinen und dich genauso lieben wie du ihn!” “Aber das tut er doch, Ruki, du kleines Dummerchen”, sprach der Bassist nun mit liebevoller Stimme und zog den verdutzten Sänger in seine Arme. Verwirrt löste sich der Jüngere ein Stückchen, um seinem Gegenüber in die Augen sehen zu können. Er verstand nun gar nichts mehr. Keine Enttäuschung? Keine Verzweiflung oder andere negative Emotionen ausgelöst durch sein kleines Geständnis? “Wie…?” Mehr brachte sein in heillosem Chaos liegender Verstand nicht hervor. Reita schaute sanft lächelnd auf Ruki. “Ich liebe ihn. Er liebt mich. So einfach ist das. Bis hierhin…” “Und an der Stelle kommst du ins Spiel, Ruki”, meldete sich nun eine dritte Person zu Wort, die mit einem stechenden Blick auf den kleinen Sänger geradewegs aus dem Schlafzimmer kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)