I'm Sorry~ von RElTA ================================================================================ Kapitel 1: f0rgive me~ ---------------------- 1.Teil [Aus Yamatos Sicht] Mein Blick glitt durch das Zimmer, in welchem mein braunhaariger bester Freund und ich uns gerade befanden. Um genau zu sein, war dies mein Zimmer. Schon seit einigen Stunden rührten wir uns nicht mehr, klammerten uns einfach aneinander. Es war so unheimlich still – es macht mir schon regelrecht Angst. Langsam schlossen sich meine Augenlider. Ich spürte den anderen nah bei mir. Seine Fingernägel schnitten mir in die Oberarme, doch ich störte mich nicht daran. Angst kroch in mir hoch und ich wusste, das es dem anderen genauso ging. Er hatte ebenso viel Angst wie ich. Doch seine Nähe beruhigte mich so ungemein. Ich war so froh, das der Wuschelkopf an meiner Seite war. Die Stille wurde plötzlich unterbrochen – durch Sirenen. Taichi zuckte zusammen. Sein ganzer Körper begann zu beben und mir ging es nicht viel besser. Mein Herz schlug mir hart gegen die Brust. Nun war es also so weit. Die Sirenen kamen immer näher. Ich drückte den anderen noch etwas mehr an mich. Er gab mir halt. Als es schließlich an der Tür schellte, war ich nicht fähig mich zu rühren. Meine Beine würden eh nicht mitspielen, würden sofort nachgeben wenn ich mich von meinem Bett erhob. Meine Mutter übernahm diesen Job. Ich hörte dumpfe Stimmen und presste die Augen fest zusammen, als sich meine Zimmertür auch schon aufschob und 3 Männer dieses betraten. Ihre eiskalten Blicke jagten mir eine Gänsehaut über den Körper. Unsanft wurden Taichi und ich auseinander gerissen. Ich wollte die Hand nach ihm ausstrecken, doch wurde mir diese rabiat auf den Rücken gedreht. Mir entwich ein Schmerzvolles stöhnen. Kurz darauf hörte ich ein leises klicken und spürte kaltes Metall an meinen Handgelenken. Meine Augen fixierten den braunhaarigen. Angst spiegelte sich in seinen schokobraunen Augen wider, was mir die Luft abschnürte. Wir wurden mit einem Ruck auf die Beine gezogen und aus dem Zimmer geschubst. [Mama weiß, ihr Junge kann nix mehr anstellen. Ihr kleiner Junge sitzt im Auto mit Handschellen] Die Männer führten uns in den Flur. Ich hatte den Kopf gesenkt, hob ihn nur kurz an und erblickte meine Mutter, welche vollkommen erstarrt an der Haustür verweilte. Sie konnte es scheinbar nicht fassen. Ihr Blick bohrte sich regelrecht durch mich hindurch. Ich senkte den Kopf wieder, würde durch die Haustür und den Flur entlang geschleift. Mein bester Freund war dicht hinter mir. Ich hörte, wie er schmerzvoll aufstöhnte, als die Männer ihn unsanft die Treppe hinunter stiessen. Schließlich standen wir auf der Straße. Es war kühl und da ich nur ein T-Shirt trug überzogen sich meine Arme erneut mit Gänsehaut. Einer der Männer öffnete die Tür des Polizeiwagens, drückte meinen Kopf nach unten und stiess mich auf die Rückbank. [Mit Handschellen werden wir beide abgeführt. So spielt das Schicksal, das Leben ist krass zu dir] Auf der anderen Seite wurde der braunhaarige ebenfalls auf die Rückbank des Autos buxiert. Er schaute mich schweigend an, ich konnte seinem Blick nicht stand halten, starrte auf den dunklen Fussraum. Neben mir nahm einer der Männer Platz, während die anderen vorne einstiegen und der Wagen gestartet wurde. [Das passt zu mir mein Freund, ich hab Pech gehabt. Dir und meiner Mutter widme ich den letzten Satz] Meine Lippen waren zu schmalen Schlitzen zusammen gepresst. Das Radio ertönte leise im Hintergrund. Ich nahm es nur vage mit. Noch immer war mein Blick auf den Boden gerichtet. Ich hatte nicht den Mut Taichi anzuschauen, denn es würde mir nur erneut Tränen in die Augen treiben. Doch die Fahrt zum Revier schien endlos zu dauern und ich hielt es irgendwann nicht mehr aus. Während ich den Kopf hob, fiel mir eine meiner blonden Strähnen ins Gesicht. Da ich keine Hand frei hatte, versuchte ich mühsam sie mir aus der Stirn zu pusten – vergebens. Schließlich gab ich seufzend auf und mein Blick glitt aus den Augenwinkeln zu dir. Erschrocken nahm ich wahr, das unzählige Tränen sich ihren Weg zu deinem Kinn bahnten. Es tat mir so unheimlich weh, dich so zu sehen. Wo du doch immer für mich da warst, mich aufgemuntert hast. Niemals hätte ich es soweit kommen lassen dürfen. Doch jetzt war es zu spät... [Ich danke Dir, dass Du immer für mich da warst. Hör auf zu weinen, ach ey komm, bitte sag was] Schließlich hielt der Wagen und der Motor wurde ausgestellt. Wir wurden unsanft aus dem Wagen gezerrt. Ich stolperte fast über den Bordstein, konnte mich allerdings im letzten Moment fangen. Während wir die Stufen hinaufstiegen – mein Blick fiel auf das große Schild auf welchem das Wort ‚Polizei‘ in Druckbuchstaben geschrieben war – hielt uns einer der Männer die Tür auf. Man keifte uns ein kaltes „Setzen“ entgegen. Widerstandslos sanken wir auf die Plastikstühle, welche in dem dunklen Flur des 1. Obergeschosses standen. Wir mussten eine ganze Weile warten. Schließlich öffnete sich eine Tür und ein weiterer Mann in Uniform trat auf uns zu. Ich wurde auf die Beine gezogen und in ein Zimmer geschleppt, während zu auf dem Flur bleiben musstest. [Denke nicht, dass sich jetzt unsere Wege scheiden. Wahre Liebe unter Brüdern wird am Leben bleiben] Einzig und allein ein Stuhl und ein Tisch war in diesem Verhörraum. Auf dem Holztisch war eine Art Mikrophon. Man nahm mir die Handschellen ab. Das Metall hatte in meine Handgelenke geschnitten, hinterliess rote Striemen auf ihnen. Mein Blick glitt nach unten auf meine Hände, welche zu zittern begannen. Ich liess mich auf den Stuhl sitzen, senkte den Kopf und wartete ab. Ausser mir war nur ein weiterer Mann da. Er stand an der Wand, richtete seinen Blick starr an die Wand gegenüber. Wieder diese unerträgliche Stille. Nervös begann ich an meinen Händen herum zu fummeln, welche ich auf den Tisch legen musste. In dieser Zeit ging mir vieles durch den Kopf. Es war, als würde mein gesamtes Leben an mir vorbei ziehen. [Im Moment bleibt uns beiden die Erinnerung. Halt sie fest und wir beide bleiben immer jung] Diese Warterei und diese Ungewissheit liessen mich unruhig werden. Ich rutschte auf dem Stuhl hin und her, fragte mich was nun passieren würde. Ich befand mich das erste mal in solch einer Situation, kam mit ihr nicht klar. Und ich fragte mich, was nun mit meinem besten Freund passierte. Musste er noch immer auf dem Flur warten? Hatte er genauso viel Angst wie ich selbst? Ich wollte bei ihm sein. Doch es ging nicht, dessen war ich mir bewusst. Was nun? Was passierte jetzt? [Lieber Gott, sag mir bitte was ich machen soll. Sag mir bitte ob ich weinen oder lachen soll] Nach endlos viele Stunden, in denen ich ausgequetscht wurde – ich musste inzwischen einen Koffeinschock haben, so viel Kaffee hatte ich während der ganzen Zeit in mich rein geschüttet – legte man mir erneut Handschellen an. Für einen kurzen Moment sah ich meine Eltern, welche auf dem Flur gewartet hatten. Sie nahmen mich in den Arm. Meiner Mutter liefen ununterbrochen Tränen über die Wangen. Mein Vater hatte stützend seinen Arm um sie gelegt und wirkte relativ gefasst. Man brachte mich aus dem Revier, zerrte mich erneut ins Auto. Dies würde meine letzte Fahrt für eine längere Zeit sein. Und diese führte mich ins Gefängnis. Ich kam in Untersuchungshaft. [Ich halt’s kaum aus, der Wagen hält an. Lieber Gott bitte segne meine Eltern] 2.Teil [Abwechselnd aus Yamatos und Taichis Sicht] Mit gespreizten Fingern fuhr ich mir durch mein Blondes Haar. Mein Blick glitt zu dem kleinen Fenster, welches mit Gitterstäben versehen war. Nun war ich also hier, in einer kleinen Zelle. Eine Holzbank und einige Decken dienten mir als Bett. In der anderen Ecke war eine Art Toilette. Mehr befand sich hier nicht. Etwas Licht fiel durch das kleine Fenster, erhellte den kleinen Raum. [Meine Zelle ist so kalt und unbequem] Es war schon einige Zeit her, das ich meinen besten Freund gesehen hatte. Alles was ich wusste war, das Yamato ebenfalls in diesem Gefängnis war. Meine schokobraunen Augen glitten trüb durch die kleine Zelle, in welcher ich mich gerade befand. Als ich Geräusche vor der Zellentür vernahm blickte ich auf. Die Tür wurde geöffnet und ein Wärter stand da. „Yagami~“ knurrte er und deutete an, das ich ihm folgen sollte. Wie mechanisch nickte ich und folgte ihm den dunklen Flur entlang. Eine kleine Tür – welche der Wärter aufhielt – führte mich in den Gefängnishof, welcher von 4 hohen Mauern umzäunt war. [Meine auch, wir müssen auf den Hof, um uns zu sehen] Mein Blick klebte regelrecht an der kleinen stählernen Tür. Als ich den braunen Wuschelkopf erblickte, stiess ich mich von der Mauer ab und lief langsam auf ihn zu. 3 Tage hatte ich ihn nicht gesehen. Schon von weitem fiel mir auf, wie schlecht es dem anderen ging. Als er mich erblickte lächelte er matt und trat ebenfalls auf mich zu. „Taichi~“ hauchte ich leise, als er schließlich vor mir stand. Augenringe zierten sein Gesicht. Seine Augen waren gequollen. Hatte er etwa geweint? Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, stand hilflos dem anderen gegenüber. Mir fehlten die alten Zeiten, wo wir noch jeden Tag nach der Schule zu mir nach Hause gingen und mit meiner Familie zusammen zu Mittag aßen. Danach hatten wir uns in mein Zimmer verzogen, oder waren wieder runter auf die Straße. Und jetzt? [Ich hab keine Mutter mehr, die jeden Tag kocht] Nun standen wir uns gegenüber. Das sonst so golden glänzende Haar meines gegenübers hatte seinen Glanz verloren. Yamato schien es ähnlich zu gehen wie mir. Auch er sah ziemlich am Ende aus. Während wir uns schweigend gegenüber standen dachte ich an frühere Zeiten. All die Jahre, in denen wir zusammen gewesen waren. Die wir füreinander da waren. Wie sehr ich sie doch vermisste... [Mein Leben läuft an mir vorbei in diesem Erdloch] Irgendwann hielt ich das schweigen nicht mehr aus. Ich breitete die Arme aus und nahm den braunhaarigen fest in meine Arme. „Es tut mir so leid~“ hauchte ich ihm ins Ohr. Doch er schüttelte den Kopf, vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Einen Moment verharrten wir so. Schließlich trat der Wuschelkopf einen Schritt zurück und fuhr sich durchs Haar. Der Knast tat ihm alles andere als gut. Mir schien es, als hätte man ihm jegliche Lebensenergie genommen und auch an meiner Energie zehrte dieses Umfeld. [In diesem Erdloch werden wir beide fallen] Nachdem man den Blonden weg geführt hatte, kam der Wärter auf mich zu und nickte Richtung Tür. Nun hiess es also zurück in die kleine Zelle. Der Weg zu dieser fiel mir unendlich schwer. Yamato brauchte mich, das fühlte ich. Doch ich konnte nicht bei ihm bleiben. Nachdem die Zellentür schwer ins Schloss gefallen war sank ich auf die Holzbank. Mein starrer Blick lag auf der gegenüberliegenden Wand. Diese war voller weisser Striche von vorherigen Insassen. Ich selbst hatte auch schon drei von ihnen an die Graue Wand gemalt. 3 Tage waren wir hier, es kam mir vor wie 3 Jahre... [Für jeden Tag einen Strich mit weißer Kreide malen] Noch vor Taichi wurde ich in meine Zelle gebracht, legte mich auf die Holzbank und starrte an die Decke. Wie so oft in den letzten Tagen wanderten meine Gedanken zu früheren Zeiten, in denen wir so glücklich waren. An sich fehlte mir nicht viel. Ich vermisste eigentlich nur den Wuschelkopf. Sein Lächeln und seine Nähe, die mich stets begleitet hatten. [Ich hätte nie gedacht, dass alles mal vorbei geht] Während mein Blick noch immer auf den weissen Strichen an der gegenüberliegenden Wand heftete bereute ich es. Viel zu Sorglos war ich mit meinem Leben umgegangen. Und nun hatte ich verloren, was mir am wichtigsten war. Okay, so ganz stimmte das nicht. Meinen besten Freund würde ich nie verlieren. Doch die gemeinsame Zeit existierte nur noch in meinen Erinnerungen. [Nie gedacht, dass mir alles mal so leid tät] Ich riss meinen Blick von der Decke, setzte mich auf. Noch immer schien es mir wie ein böser Traum, aus dem ich bald aufwachen würde. Doch es war die Realität. Ich war wirklich in dieser kleinen Zelle eingesperrt, weit weg von Taichi und meiner Familie. Es bereitete mir Kopfschmerzen, doch ich war selbst schuld. Ich hatte mir das alles selbst eingebrockt. [Ich muss mich wiederholen, das hätt ich nie gedacht] Erst als eine braune Strähne mir ins Gesicht fiel, konnte ich meinen Blick von der gegenüberliegenden Wand lösen. Ich senkte den Blick auf meine Hände, welche auf meinem Schoss gebettet waren. Es gab noch so viel, was ich erleben wollte. So viel, was ich verpasst hatte. Doch es war zu spät, um es zu ändern. Viel öfter hätte ich fröhlich sein sollen, als von Wut und Hass getrieben Dinge zu tun, welche ich nun bereute. [Auf einmal wird mir klar, früher hab ich nie gelacht] Mein Blick heftete an der Tür, während ich meinen Gedanken nach hing. Wieso hatte ich das zugelassen? Wieso hatte ich mich nicht auf andere Dinge konzentriert und stattdessen auf der Straße herum gelungert. Wäre ich konsequenter geblieben, wäre alles anders gelaufen. Nicht nur für mich – sondern auch für den Wuschelkopf. Doch nun? Es war zu spät. [Ich wollte immer nur, immer wieder Scheisse bauen] Meine Hände begannen zu zittern. Ich krallte sie in meine Oberschenkel und unterdrückte aufsteigende Tränen. Viel zu viel Mist war in meiner Vergangenheit passiert. Und dafür mussten ich, und auch der Blondschopf nun büssen. Ich hatte mich einfach zu viel auf der Straße herum getrieben und war so an falsche Leute geraten. Ich war immer mehr vom rechten Weg abgekommen. [Nicht zur Schule gehen, immer wieder Scheisse bauen] Ich hielt das stillsitzen nicht mehr aus und sprang auf die Füße. Meine Blonden haare wippten auf und ab, während ich nervös in meiner Zelle auf und ab ging. Doch egal wie sehr ich mir den Kopf zerbrach, ich kam zu keinem Ergebnis. Es gab keinen Ausweg. Wir hatten Mist gebaut. Daran konnte man nichts ändern. [Und jetzt bin ich hier, ich und der Zellenblock] Die Nägel schnitten mir in den Oberschenkel, doch ich ignorierte es. Waren Schmerzen doch mein kleinstes Problem. Ich hatte mich überreden lassen, nicht von Yamato sondern von den anderen, den älteren. Diesen finsteren Typen, die ich mal zu seinen Freunden gezählt hatte. Unverständlich. So jemand war nicht mein Freund. Das hatte ich schmerzlich feststellen müssen – zu spät. [Alles nur wegen Geld und ‚nem schnellen Job] Schließlich blieb ich stehen, wippte mit dem Fussballen auf und ab. Ich fragte mich, was das alles für einen Sinn machte. Was hatte dieses Leben für einen Sinn, wenn ich hier war. In dieser kleinen Zelle. Weit weg von den Menschen, die mir so unendlich viel bedeuteten – von Taichi und meiner Familie. [Mein Leben geht kaputt] Nach einer Weile entschied ich mich doch dafür, das Schmerzen mir nicht gerade gut taten und hob die Hände, welche sich noch eben in meine Oberschenkel krallten, an mein Gesicht. Vergrub dieses in ihnen und schluchzte leise auf. Einen Moment verblieb ich so. Schließlich stand ich auf, trat zu dem vergitterten Fenster und starrte auf den Hof, welcher so kalt und unfreundlich vor meiner Zelle lag. [Genau wie dieser Junge, der aus seinem Fenster guckt] 3.Teil [Aus Taichis Sicht + 1 kurzer Einschnitt mit Sicht von Yamato] Inzwischen waren 2 weitere Tage vergangen. Nun befanden wir uns also schon 5 Tage im Knast. Für mich war es eine Ewigkeit. Nur einmal am Tag konnte ich den Blondschopf ein paar Minuten sehen. Und mit jedem Tag sah der andere schlechter aus. Nicht das es mir besser ging, auch an meinen Nerven zehrte diese Umgebung und diese Ungewissheit. Doch die würde heute Enden. Der Tag war gekommen... [Die Tür geht auf und ich seh, dass da der Wächter steht. Er begleitet mich auf meinem aller letzten Weg] Mein Herz klopfte mir hart gegen den Brustkorb. Ich schloss einen Moment die Augen, lauschte dem dumpfen klang meiner Schritte, während ich den langen Flur entlang lief. Ich fühlte mich so verdammt einsam. Um mich herum war es still. Hinter mir war einzig und allein der Wärter, welcher mich mit versteinerter Miene weiter führte. Das Blut pochte mir in den Ohren und vor meinen Augen schien alles zu verschwimmen. Ich schluckte. Meine Kehle war so unendlich trocken. Doch all das war unwichtig. [All der Stress vergeht, ich war noch nie so aufgeregt. Ich hab Mist gebaut, nur diesmal war es aus Versehen] Wir blieben vor einer Tür stehen, welche geöffnet wurde. In dem Raum, welchen ich nun betrat, waren viele unbekannte Gesichter. Ich lief durch den Gang an ihnen vorbei, den Kopf gesenkt. Ich konnte es nicht ertragen, spürte all die Blicke auf mir. Was sollte ich machen? Ich wollte fliehen, wusste jedoch das es zwecklos war. Schließlich nahm ich Platz neben meinem Anwalt. Das erste mal, das ich einen scheuen Blick auf das Publikum warf. Meine Augen blieben an meiner Familie hängen. Sie waren alle da. Meine Schwester, meine Mutter und auch mein Vater. Wie schlecht sie aussahen, als sie so steif in der ersten Reihe saßen. Meine Mutter hielt ein Taschentuch in ihrer Hand, welche zitternd auf ihrem Schoß lag. Doch nicht nur die Augen meiner Mutter waren vom weinen rot gequollen. [Jetzt bin ich schließlich drin, drin im Gerichtssaal. Mir kam’n die Tränen, als ich Mama ins Gesicht sah] Noch lange schaute ich zu meiner Familie. Und wieder bereute ich meine Tat. Ich bereitete dieser Familie Schwierigkeiten. Meine jüngere Schwester wirkte so verängstigt. Ich wollte am liebsten aufstehen, sie in den Arm nehmen – einfach an mein Herz drücken. Doch das ging nicht. Schließlich schaffte ich es, meinen Blick von meiner Familie los zu reissen und erblickte den Richter, welcher gerade den Raum betrat. [Ich frag mich selber jetzt, was hab ich nur angestellt. Ich hab mich selber mit dem Rücken an die Wand gestellt] Die Nervösität in mir wurde immer schlimmer. Ich konnte kaum still sitzen. Es kam mir schier unendlich vor, bis ich schließlich in den Zeugenstand gerufen wurde. Meine Hände lagen auf dem kleinen Tisch, welcher in Blickrichtung zum Richter stand. Hinter mir vernahm ich ein Gemurmel, ich versuchte es zu ignorieren und mich auf den Richter zu konzentrieren. [Der Richter fragt mich, was mich nur dazu getrieben hat. Ich hab geredet, weil ich schon zu lang geschwiegen hab] Während ich meine Aussage machte liefen einzelne Tränen meine Wangen hinunter, ich war zu schwach und konnte sie nicht mehr zurück halten. Immer wieder stockte ich in meiner Aussage, schluchzte und redete dann weiter. Ich wollte mich entschuldigen. Es tat mir so unendlich leid, was passiert war. Doch es war nun einmal passiert und liess sich nicht rückgängig machen. [Ich wollte endlich all dem Hass in mir ein Ende setzen. Ich wollte endlich, dass die anderen mich als Menschen schätzen] Nachdem ich meine Aussage gemacht hatte, nahm ich wieder neben meinem Verteidiger Platz. Erneut schickte ich einen kurzen Blick zu meiner Familie. Diese wagte es kaum, mich anzuschauen. Verachteten sie mich jetzt? Ich könnte sie verstehen und doch verletzte es mich zutiefst. Während ich meinen Gedanken nachhing wurde Yamato in den Zeugenstand gerufen. Wir hatten ausgemacht, das wir die Wahrheit sagen würden. Und so schilderte der Blondschopf nun fast das gleiche, was auch ich schon erzählt hatte. Es dauerte noch etwa 2 Stunden. Schließlich zog sich der Richter zurück um einige Zeit später das Urteil zu verkünden. In der kurzen Pause hatte ich die Gelegenheit den Blondschopf und meine Familie fest an mich zu drücken. In diesem Moment wünschte ich mir, die Zeit würde stehen bleiben. [Bitte lasst mich nicht als Mörder ins Grab gehen. Das letzte Mal, dass ich Dich Freund in den Arm nehm] Der Richter betrat den Raum und verkündete das Urteil – Lebenslänglich. Ich würde für immer weg gesperrt werden. Obwohl ich es geahnt hatte, war es ein Schock für mich. Nicht nur für mich, auch für Yamato und meine Familie. Ich hatte es verdient und doch raubte es mir den Atem. Tränen brachen wie eine Sintflut aus mir heraus. [Es war ein Fehler diesem Vater seinen Sohn zu nehmen. Den einzigen Grund, wofür es sich noch lohnt zu leben] Neben Taichis Eltern entdeckte ich auch meine Mutter in den Zuschauerreihen. Sie saß hinten in der Ecke und hatte den Kopf gesenkt. Doch trotzdem erkannte ich sie. Nach dem Urteil wurde ich wie in Trance wieder in meine Zelle gebracht – Morgen war meine eigene Anhörung. Und mir würde das gleiche Urteil wie dem Wuschelkopf drohen, schließlich hatten wir die Sache gemeinsam durchgezogen. [Mama bitte es tut mir so leid. Mama bitte es ist Blut wenn Du weinst] Ich konnte es noch immer nicht fassen. Dieses Urteil, welches gerade verkündet wurde. Ich wollte es nicht wahr haben. Doch es war kein Traum. Ich würde nicht aufwachen und alles wäre vergessen. Ich war hier eingesperrt, die längste Zeit meines Lebens. Nachdem die Tür hinter mir zu fiel sank ich auf mein Bett. Einer der Wärter war so nett mir Zettel und Stift zu besorgen. Meine Hände zitterten, während ich einige Worte auf das Papier schrieb – ein Brief für all die Menschen, die mir wichtig waren. Dann legte ich den Zettel auf die Holzbank, griff nach einer Decke und befestigte ein Ende an einem der Balken, welche an der Decke entlang liefen. Ich kletterte auf die Holzbank und band mir das andere Ende der Decke um den Hals, ehe ich Schwung nahm und mich von der Holzbank abstiess. [Mama ich weiß, dass Du mich in Deinem Herzen hast. Mama ich schreib nur für Dich diesen letzten Satz] Etwa eine Stunde später fand man den leblosen Taichi in seiner Zelle hängen – jede Hilfe kam zu spät. Alles was er zurück gelassen hatte waren ein paar Zeilen, welche er auf den Zettel geschrieben hatte. „Bitte hasst mich nicht für das was ich getan habe. Ich bereue es zutiefst, kann es allerdings nicht ändern. Ich liebe euch über alles und danke euch, das ihr mich bis zum heutigen Tag begleitet habt. In Liebe Taichi Yagami“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)