Das Spielzeug mit den blauen Augen von Kassia (AtemuxSeth; SethxAtemu u.a.) ================================================================================ Kapitel 33: Unsicherheiten -------------------------- AN: Die im letzten Kapitel angesprochenen Ka-Jäger tauchten das erste Mal in Kapitel 1 als Erwähnung des Händlers auf. Die nächsten Kapitel werden sich mit dem Aufklären diverser Punkte der vergangenen Kapitel beschäftigen, z.B. Aknadin und sein Stimmchen, Kisara, Cassandra und natürlich ganz allgemein Atemu und Seth und die Frage, ob ich die zwei jemals zusammenkriege XD --------------------- Kapitel 33 – Unsicherheiten Das Mädchen stieß einen entsetzten Schrei aus, als sie Seths geschundenem Körper Gewahr wurde. Der Priesterschüler konnte sich kaum noch auf dem Kamel halten und drohte bereits herunterzufallen, als sie ihn packte und vorsichtig von dem großen Tier hinunterzog. Seth stöhnte leise und die junge Frau betrachtete ihn besorgt. „Was ist denn nur passiert?“, fragte sie und fuhr mit zittrigen Händen sanft über sein Gesicht, um dort die schweißgetränkten Strähnen zur Seite zu streichen. Seth hustete und schob sie ein Stückchen von sich. „Die Ka-Jäger...sie...das ist alles nicht so gelaufen, wie ich gehofft hatte. Aber es ist okay jetzt. Mach dir keine Sorgen. Es ist ...okay.“ „Wirklich?“, entgegnete das Mädchen unsicher; der Zweifel in ihrer Stimme deutlich hörbar. Seth atmete erschöpft. „Ja, wirklich. Ich wurde gerettet.“ Plötzlich richtete er sich auf. Er schwankte immer noch gefährlich, doch das war ihm im Augenblick so ziemlich egal. Seine Gedanken waren ohnehin auf etwas anderes gerichtet. Aufmerksam betrachtete er die Frau vor ihm. „Wie ist dein Name?“, wollte er wissen und das Mädchen zuckte zusammen. Sie öffnete ihren Mund, doch statt Worte kamen nur undeutliche Laute heraus und auch ihre Augen waren furchtgeweitet. Dann senkte sie den Kopf. „Kisara“, flüsterte sie endlich. „Kisara.“ „Kisara...“, wiederholte Seth langsam, testete das Wort, den Klang, auf seiner Zunge und wurde dabei wieder von dieser seltsamen Vertrautheit übermannt. „Wir kennen uns, nicht wahr? Wir sind uns schon einmal begegnet, oder?“ Die Frau kaute nervös auf ihrer Unterlippe. „Ja“, gab sie schließlich zu und schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. „Und du bist Seth. Ich habe dich gleich erkannt. Ich hätte dich überall erkannt. Du bist der Junge, der mich damals vor den Banditen gerettet hat…als ich gefangen genommen worden war. Und jetzt schon wieder. Ich....“ Ihre Stimme erstarb und sie begann zu zittern; schlang ihre Arme um ihre Knie und verbarg ihr Gesicht. Seth sah ihr betreten zu. Er hätte ihr so gerne geholfen, wusste aber einfach nicht wie. Frustriert ballte er seine Hände. „Verzeih mir.“ Diese Bitte kam so unvermittelt, dass Seth überrumpelt stutzte. „Was verzeihen?“ „Alles. Das hier. Einfach alles. Das ist nur meine Schuld. Schon wieder musstest du mich retten. Nur meinetwegen wurdest du verletzt. Weil ich so schwach bin. Was mit deinem Dorf passiert ist, das war auch meine Schuld. Die Menschen haben Recht. Ich bringe nur Unglück. Ich...“ „Hör auf damit! Niemand hat mich dazu gezwungen, dir zu helfen. Damals wie heute nicht. Es war ganz allein meine Entscheidung. Und die Menschen sind Idioten. Du bringst kein Unglück. Und schwach bist du auch nicht. Du..“, Er schluckte schwer und hob ihr Kinn gleichermaßen sanft wie ungeschickt etwas an. „Ein weißer Drache hat mich gerettet. Zum zweiten Mal jetzt. Und beide Male habe ich vorher dich getroffen. Kisara, sag mir bitte, ob dieser Drache deiner ist. Ist er dein Ka-Monster?“ „W-warum willst du das wissen? Das…“ Ihre Augen furchtgeweitet presste sie ihren Rücken dicht an den Stein hinter ihr und schüttelte heftig ihren Kopf. „Ich bin kein Monster. Das musst du mir glauben! Ich bin kein Monster!“ Seth betrachtete sie fassungslos. „Ich habe nie gesagt, dass du ein Monster bist! Ich will nur wissen, ob der Drache deiner ist. Ich mache dir doch keine Vorwürfe, ganz im Gegenteil!“ Behutsam packte er sie an den Schultern. „Dem Drachen verdanke ich mein Leben. Ich verurteile dich doch nicht.“ „Nicht?“, fragte Kisara hoffnungsvoll und Seth nickte ernst. „Nein, wirklich nicht.“ Als ob sie nur auf diese Worte gewartet hätte, zeigte sie ihm auf einmal ein strahlendes Lächeln, das sich auf ihrem ganzen Gesicht auszubreiten schien und auch in Seth ein warmes Gefühl zurückließ, welches er zwar nicht verstand, aber dennoch genoss. Und auch ihre Stimme, so ruhig und sanft, klang seltsam wohltuend in seinen Ohren; irgendwie beruhigend und machte es schwer, sich auf ihre nächsten Worte zu konzentrieren: „Ich bin nicht sicher, ob der Drache meiner ist. Ich glaube schon, aber ich kann ihn nicht kontrollieren. Wenn ich...also manchmal bei Gefahr, da erscheint er einfach. Ich sehe ihn dann deutlich vor mir, verliere jedoch immer kurz danach das Bewusstsein. Und wenn ich irgendwann wieder aufwache, ist der Drache bereits verschwunden.“ Sie legte sich eine Hand auf ihr Herz. „Ich fühle es tief in meiner Seele. Und es macht mir Angst. Die Ka-Jäger haben es auch gefühlt, doch ich konnte es nicht rufen. Aber bei dir...Du warst solange fort, dass ich Angst bekam. Deshalb habe ich mir gewünscht, dass der Drache kommt und dich beschützt. Ich habe es mir so sehr gewünscht.“ „Und er hat mich auch beschützt“, meinte Seth sachte und Kisara nickte. Eine Weile schwiegen sie sich an. Kisara strich sich eine Strähne ihres langen Haares hinter ein Ohr und Seth beobachtete sie fasziniert. „Habe ich was falsch gemacht?“, fragte sie verunsichert und Seth räusperte sich. „Nein, schon gut. Es ist nichts.“ Langsam stand er auf und schwankte dabei wieder bedenklich, so dass Kisara erschrocken ihre Arme nach ihm ausstreckte. „Deine Wunden. Bitte, lass mich dir helfen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sie sich auf der Suche nach Verbandszeug gleich an Seths Gepäck zu schaffen; fand dort aber nichts und ging als nächstes auf das Kamel zu, um die Beutel der Ka-Jäger nach etwas Brauchbarem zu durchwühlen. Ob ihres Treibens brummte Seth leise. Er war so lange bei den Ka-Jägern geblieben, dass er eigentlich fest damit gerechnet hatte, dass Kisara bereits weggeritten sei. Stattdessen jedoch war sie geblieben, hatte damit seinen ausdrücklichen Befehl allein zu Fliehen missachtet und sich zwischenzeitlich nicht einmal um ihre eigenen Verletzungen gekümmert. Und selbst jetzt gab sie Seths Wunden den Vorzug. „Ich möchte zu gerne wissen, wieso. Was hat sie davon?“ „Gefunden!“, rief Kisara plötzlich glücklich und hielt mit vor Freude strahlend roten Wangen etwas Verbandszeug in die Luft. Damit stolperte sie schnell zu dem verhalten grinsenden Seth zurück und zeigte ihm triumphierend ihre Beute, bestehend aus einigen Stoffbinden und einem Wasserbeutel. „Darf ich?“, fragte sie schüchtern und machte sich nach Seths Nicken auch gleich daran, ihm vorsichtig das Blut aus dem Gesicht zu waschen. Anschließend wollte sie ihm das Oberteil seines Gewandes ausziehen, als Seth plötzlich entschieden ihre Hände von sich wegdrückte. „Da ist nichts. Nur mein Rücken…“ Unsicher stoppte er. „Ich sollte sie das nicht sehen lassen. Die Schläge waren wirklich heftig. So etwas ist wahrlich kein Anblick für eine junge Frau.“ „Kisara...“, begann er langsam, doch diese, schon eifrig hinter ihn getreten, unterbrach ihn sofort. „Dein Gewand ist ganz sauber und heil. Keine Flecken zu erkennen. Kann ich den Stoff hochheben?“ Seth runzelte die Stirn. „Nichts zu sehen? Bist du sicher?“ „Eigentlich schon. Warte kurz“. Das gesagt, hob sie flink Seths Oberteil etwas an und betrachtete kritisch die Haut darunter. „Und?“, fragte Seth gespannt und drehte den Kopf soweit es ging nach hinten. Statt ihm zu antworten, ließ sie nur etwas Wasser über seinen Rücken laufen, wusch eine dünne Spur Blut ab und trat einen Schritt zurück. Sie lächelte. „Ein paar kleinere Kratzer. Nein, mehr Striemen. Aber nicht sonderlich tief. Das wird schnell heilen“, erklärte sie, doch Seth war trotzdem nicht beruhigt. „Das verstehe ich nicht. Duos wurde praktisch ausgepeitscht und ich mit ihm. Ich habe den Schmerz deutlich gespürt. Spüre ihn noch immer, wenngleich nicht mehr so stark. Und ich habe die Verletzungen auf Duos Körper gesehen. Warum also nicht auch bei mir?“ Kisara blickte ihn beschämt an. „Ich weiß es nicht. Tut mir leid. Ich bin dir wirklich keine Hilfe. Tut mir so leid“, flüsterte sie und Seth seufzte entnervt. „Wenn sie weiterhin alles so persönlich nimmt, dann werden wir noch ernsthafte Probleme miteinander bekommen. Ah, ich hasse so was. Was mache ich denn jetzt?“ Nervös zog er an seinem Ärmel. Kisara zu trösten wäre vermutlich ein guter Anfang, bloß dass Seth dummerweise überhaupt keine Ahnung hatte, wie er das am besten bewerkstelligen konnte. Versuchsweise tätschelte er ihre Hand, doch Kisara entzog sich ihm schnell, was Seth nur noch mehr verunsicherte und unbehaglich von ihr wegrutschen ließ. Also probierte er es mit der Ablenkungstaktik. Irgendwie musste es schließlich möglich sein, das Mädchen auf andere Gedanken zu bringen. „Vielleicht...ich habe zwar Duos Schmerzen geteilt, und durch den merkwürdigen Spruch der Ka-Jäger sogar noch um ein Vielfaches stärker, als es sonst der Fall gewesen wäre, aber letztendlich hat nur Duos die Schläge abbekommen und nicht ich. Wenn ein Ka-Monster bei einem normalen Kampf verletzt wird, so merkt man das zwar, aber äußerliche Wunden trägt man eigentlich nur sehr selten davon. Innere schon eher, aber auch das ist mehr Ausnahme als Regel. In erster Linie kommt es wirklich nur zu einem Energieverlust. Ich schätze mal, dass trotz ihrer Magie die Ka-Jäger daran nichts haben ändern können“, vermutete er laut und endlich zeigte Kisara auch eine Reaktion. Zwar nur ein kleines Nicken, aber selbst das war besser als nichts. Seth jedenfalls verlieh es neue Zuversicht. Behutsam nahm er ihr das Verbandszeug samt Beutel aus den klammen Händen und benetzte ein sauberes Tuch mit etwas Wasser, mit dem er dann auf Kisaras zerkratzte Arme und Beine zeigte. Sie verstand und rückte ein Stück näher. Schweigend kümmerte sich Seth nun seinerseits um ihre Verletzungen. Fing bei den Armen an und arbeitete sich langsam nach unten. Ihre Brustpartie ließ er außen vor, die Haut dort war mehr dreckig als wirklich verwundet, und widmete sich stattdessen ihren Beinen. „Komisch. Meine eigene Haut ist ja eigentlich für einen Ägypter schon zu hell, aber dieses Mädchen ist fast weiß. Genau wie ihr Haar. Nur ihre Augen geben ihr wenigstens ein bisschen Farbe. Dieses Blau; wie bei mir. Wo sie wohl herkommt? Sie trug damals nur Lumpen und nun ist es auch nicht anders.“ Fast geistesabwesend hatte er das Mädchen verarztet; erkannte erst jetzt die vielen Blessuren auf ihren Beinen und den Innenseiten ihrer Schenkel. Die Ka-Jäger kamen ihm in den Sinn; der gierige, lüsterne Ausdruck in Khems Augen. Und mit einemmal befürchtete er das Schlimmste. „Was ist wenn…?“ „Kisara, die Männer haben doch nicht...ich meine...“ Er atmete tief durch. „Sie haben dich nicht vergewaltigt, oder?“, wollte er schließlich rundheraus wissen und beobachtete ihre Reaktion genau; das nervöse Kneten ihrer Finger, ihr bebender Atem. Ihre Mimik, die sich, wenngleich nur für den Bruchteil einer Sekunde, vor Hass und Wut verzog. Schließlich aber fing sie sich wieder und schüttelte bedächtig ihren Kopf. „Nein, einer der Männer wollte zwar, wurde jedoch von den anderen gestoppt. Sie meinten, nur unverletzt sei ich etwas wert. Aber der Mann wollte nicht so Recht hören und sie mussten ihn von mir runterziehen. Dabei hat er sich gewehrt. Deswegen die ganzen Wunden und Quetschungen.“ Kisaras Worte waren fast schon gleichgültig gesprochen und auch der Ausdruck in ihrem Gesicht verriet nun, im Gegensatz zu vorher, weder etwas über ihre Gefühle noch ihre Gedanken. Seth presste irritiert seine Lippen aufeinander. Er wusste, dass Kisara ihm nur etwas vorspielte, wusste, dass ihr das Geschehene nicht so egal war, wie sie es sich selbst einreden wollte. Nein, in Wahrheit hatte sie einfach nur Angst. Und Seth erkannte sich selbst in ihrem Verhalten wieder. Trotzdem erwiderte er nichts; fuhr stattdessen damit fort, den Dreck und das Blut von ihrer blassen Haut abzuwaschen; strich mit seinen Händen vorsichtig über ihre Schenkel und fühlte, wie sich seine Wangen erwärmten. Mühsam riss er sich zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)