Silent Hill - Deadscene von BlindDemon ================================================================================ Kapitel 5: Wandlung ------------------- Als er wieder das Innere des Alchemilla Hospitals betrat, schloss sich die Tür mit dem Geräusch eines unerträglichen Schreis, der noch Sekunden nach seinem Verhallen in den Ohren hämmerte. Wie in einem Dämmerzustand gefangen, blickte Heath leeren Blickes in den düsteren Eingangsbereich, der, Dank der Taschenlampe, die er in seine Mantelbrusttasche gesteckt hatte, beleuchtet wurde und atmete schwer vor sich hin. Hier würde er sicher sein. Hier fühlte er sich wohl… Plötzlich knallte etwas zu Boden und Heath durchzuckte es – endlich schien er wieder zu Vernunft zu kommen. Und kaum war er wieder fähig einen klaren Gedanken zu fassen, durchströmte ihn Furcht. Die einstmals bleichen Wände hatten eine rostige Farbe angenommen und erinnerten keineswegs mehr an das Krankenhaus, mit dem er sogar seine Nächte geteilt hatte. Je mehr Licht der Taschenlampe in den Raum fiel, desto deutlicher erkannte Heath, dass es sich bei diesen Wänden um ein Gebilde aus Knorpel handeln musste, das sich selbst bis auf den Boden ausgebreitet hatte. Stücke von sehnigem Fleisch baumelten von der Decke und eine Flüssigkeit, die Blut ähnelte, tropfte mit platschendem Geräusch auf den Boden, auf dem, abgesehen von Knorpelteilen, noch Knochen verstreut waren. Erst jetzt bemerkte er, dass die Tür zum Wartezimmer zu seiner rechten nicht mehr vorhanden war, was ihm ermöglichte einen Blick in dieses zu werfen. Dort wo die Rezeption in ihrer Gewöhnlichkeit gestanden hatte, war nun nichts mehr als ein in die Tiefe ragendes Loch, das nichts weiter als schwarze Leere von sich preisgab. Erschaudert von dem Anblick, der sich ihm bot, konnte Heath nichts anderes tun, als seine Augen zu schließen, in der Hoffnung einen klaren Gedanken fassen zu können. Doch auch dies half ihm nicht dabei, wieder klaren Verstandes zu sein oder aus dem von ihm als Alptraum bezeichneten Szenario zu erwachen. Es war der Duft – oder vielmehr der Gestank – der ihn hier in dieser Realität festhielt und an seinen Nerven zerrte. Es roch nach verwesender Haut. Eindeutig. Ein Geruch, den er nie vergessen könnte. Es war beinahe derselbe, den das Monstrum im Ausruhzimmer verströmt hatte – doch Heath kannte ihn auch aus anderen Gründen. Schließlich wurde er tagtäglich mit dem Duft des Todes konfrontiert. Heath begriff nun, dass dieser Anblick wirklich real war und dennoch drehte er sich kurz um, nur damit er feststellen durfte, dass es wirklich kein Entrinnen gab. Hinter ihm war zwar die Eingangstür gewesen, doch besaß diese nun keinen Griff geschweige denn ein Schlüsselloch. Sie schien nun eher so etwas wie eine Mauer zu sein, die ihn von der Außenwelt abschirmte. Gerade als er sich wieder der Eingangshalle zuwenden wollte, entdeckte er einen mit Blut an die Wand geschmierten Text, der sich direkt neben ihr befand: Ort des Geschehens. Großer Glaube liegt in Trümmern. Treibe weiter. Immer weiter. Tod geglaubt nun nimmer mehr. „Merkwürdig…“, durchbrach sein Flüstern die sonst nur von gen Boden plätschernden Bluttropfen gestörte Stille. Obwohl ihm diese Zeilen unbekannt waren, kamen sie ihm doch irgendwie vertraut vor. Er holte einen kleinen Notizblock und einen Kugelschreiber aus seiner Mantelinnentasche, um das Geschmierte auf der einstmaligen Eingangstür darauf zu notieren. Nachdem er es fertig abgeschrieben hatte, entdeckte er an dem Geschmiere noch etwas anderes. Es war eine Art Vertiefung in Form eines Quadrates und es schien ganz so als ob man einen Gegenstand darin einsetzen könnte. Dies musste wohl so etwas wie ein Rätsel sein, welches man lösen musste um wieder nach draußen zu kommen, dachte er. Während er den Notizblock und den Stift wieder einsteckte, drehte er sich erneut in Richtung Eingangshalle. Mit dem Geräusch zerbrechender Knochen unter seinen Füßen ging er zuerst in Richtung Wartezimmer – oder besser gesagt, in den Teil des Raumes, der davon noch übrig geblieben war. Schließlich gab es gar nicht mal mehr so etwas wie eine Rezeption. Gedankenverloren blickte er in eben diesen nun endlos scheinenden Abgrund. Mit der Schuhspitze seines linken Fußes kickte er ein kleines Stückchen Knochen hinein, nur um daraufhin zu erfahren, dass das Loch wirklich keinen Boden zu haben schien. Wenn dort jemand hineinfallen würde, wäre er wahrscheinlich nur noch ein Haufen Haut mit zerbröselten Knochen. Bei diesem Gedanken umspielte ein wehmütiges Lächeln seine Lippen. Nach dieser Erkenntnis ging Heath behutsam an der Kluft vorbei. Er schaute durch den Raum, den er als Wartezimmer in Erinnerung hatte. Dort, wo für Gewöhnlich eine Reihe von Stühlen gestanden hatte, hingen nun von Sehnen umbundene Knorpelbrocken, die jeden Moment zu Boden zu krachen drohten. In der Wand, in der normalerweise eine Klimaanlage angebracht war, drehte sich ein Ventilator in ruhigem Ton vor sich hin, was die riesigen von der Decke baumelnden Knorpelstücke ein wenig hin und her wiegen ließen. Es war ein unangenehmer Anblick – gerade für Heath, der diesen Ort niemals abgelehnt hatte. Immer noch den Blick auf die Knorpelbrocken gerichtet, machte er einen Schritt nach dem anderen und bemerkte nicht, wie sich etwas in seinem Weg breit machte und ihn zum Stolpern bringen sollte. Als er fiel, streckte er beide Hände automatisch nach vorn, um den Aufprall zu mindern, was dazu führte, dass seine Finger den klebrigen Untergrund des Bodens berührten und er gerade noch den Kontakt zwischen seinem Gesicht und dem Etwas, das vor ihm lag, vermeiden konnte. Und das war auch besser so. Es hätte tödlich für Heath enden können, wenn der fleischige Klumpen, aus dem spitze Knochensplitter ragten, sich einen Weg in seinen Kopf gebahnt hätte. Als er dort am Boden lag, schaute er sich das Gebilde eine Weile an und er erkannte, dass es sich bei den langen Splittern um Finger eines menschlichen Skeletts handelte. Diese schienen regelrecht mit dem Rest des Fleischbrockens verwachsen zu sein und bei einem solchen Anblick konnte man sich nur fragen, wie so etwas überhaupt entstehen konnte. Mit einem von Ekel überströmten Gesicht, versuchte Heath sich wieder aufzurichten. Als er wieder mit beiden Beinen sicher auf dem Boden stand, schaute er herablassend auf den mit Skelettteilen durchwachsenen Fleischklumpen, der reglos vor ihm lag. Während er ihn widerwillig beiseite schob, holte er ein Taschentusch aus seiner Hosentasche um seine eigenen Finger von der klebrigen Substanz, die er auf dem Boden gespürt hatte, zu befreien. So ein Ungeschick sollte ihm kein zweites Mal passieren. Da ihm der Weg zum Büro auf Grund des Abgrunds verwährt blieb, wollte er sein Glück im dahinter liegenden Untersuchungszimmer, von dem man auch dorthin gelangen konnte, versuchen. Wenn es wirklich galt ein Rätsel zu lösen, um sich aus diesem Alptraum befreien zu können, war es wichtig, dass er sich überall gründlich umschaute. Und das Schicksal schien auf seiner Seite zu sein. Denn die Tür zum Untersuchungszimmer ließ sich ohne große Ungewöhnlichkeit öffnen. Im Gegensatz dazu war der Anblick, der sich darin bot grässlich – genauso wie der Rest des Krankenhauses, den er bis jetzt zu Gesicht bekommen hatte. Die Liege, die für die Patienten gedacht war, war nun nicht mehr als eine modrige Matratze, die aus ihren Halterungen gekracht war und ihren Platz auf dem Boden gefunden hatte. Und das war auch das einzige, das sich in dem Zimmer noch auffinden ließ. Bei dem Rest des Raumes handelte es sich um kahle Wände – abgesehen von den Sehnen, die sich über eben diese gezogen hatten. Hier war also nichts, dachte Heath und schritt der Tür, die diesen Raum mit dem Büro verband, entgegen und zu seiner Verwunderung ließ sie sich tatsächlich öffnen. Doch dies sollte nicht zu seinem Wohlwollen geschehen, was sich durch das sickernde und schrille Geräusch, das sich wie ein EKG-Ton anhörte und aus seinem Radio drang, ankündigte. Zu seiner Überraschung hatte ihn ein ihm undefinierbares Wesen darin erwartet. Es glich der fleischigen Gestalt aus dem Ausruhzimmer, die er bekämpft hatte, war aber doch anders. Noch hatte es ihn nicht bemerkt und saß in einem großen Drehstuhl, der ganz am Rande des Raumes neben einem Aktenschrank stand. Den Kopf hatte es zur Seite gelegt und es schien fast so, als ob es schlafen würde. Auf den ersten Blick mochte es wie ein menschliches Wesen aussehen, doch bei näherer Betrachtung erkannte man schnell, dass es Merkmale aufwies, die ein Mensch nicht einmal im Entferntesten überleben könnte. Von dieser Tatsache zerstreut, beleuchtete Heath die Kreatur mit seiner Taschenlampe genauer, um festzustellen, ob dieses Etwas überhaupt noch am Leben war. Die Beine des Wesens sahen unangetastet und regelrecht gewöhnlich aus. Angst eintreibend war aber das, was darauf lag – das, was sich als Innerei herausstellte und aus einer riesigen Platzwunde des Bauches herausquirlte. Ansonsten war die Gestalt an einigen Stellen, wie zum Beispiel an den Armen, bandagiert, was sie auf makabere Weise wie einen Patienten aussehen ließ. Während ihre rechte Hand so etwas wie eine Krücke fest umschlossen hielt, war von der anderen nicht mehr viel übrig geblieben. Es handelte sich dabei besser gesagt um einen Stumpf von dem noch einige Bandagen lose gen Boden hingen. Nun wendete sich Heath dem Kopf, den die Kreatur noch immer zur Seite gelegt hatte, zu und richtete dabei den Strahl der Taschenlampe direkt auf eine Stelle, die sich als riesiges Loch im Kopf, aus dem zu allem Überfluss auch noch Gehirnmasse heraustrat, herausstellte. Genau in diesem Moment dachte Heath, dass es tot sein musste – aber das sollte sich als Irrtum erweisen, denn genau in diesem Augenblick konnte er erkennen, wie der Kopf zu vibrieren begann. Nur um sich dann langsam in seine Richtung zu drehen, wo Heath nun einem von Wahnsinn durchwobenen Blick standhalten musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)