Surf's up! von Kikoro (Im Meer der Gefühle) ================================================================================ Kapitel 23: Auf der Flucht -------------------------- Kapitel 23 - Auf der Flucht Es war totenstill, als Sakura den schmalen Flur Richtung Bibliothek entlangschlich. Durch die großen Fenster fielen große Rechtecke gleißenden Lichtes auf den Teppichboden, genährt von den Schatten der Nacht. Es war ungewöhnlich früh; der Unterricht hatte noch nicht begonnen. Während sie sich langsam entlangtastete, musste sie an Sasuke denken. Dieser Ochsenfrosch! Sie hoffte bloß inständig, dass er sie nicht finden würde. In der Bibliothek hielt er sich so gut wie nie auf und aus diesem Grund hielt Sakura dies für einen angemessenen Platz zum Verstecken. Es war töricht, wenn man bedachte, was sie soeben tat. Sie rannte vor ihm weg wie ein Feigling! Zwar war Sakura noch nie die Mutigste gewesen, aber das konnte sie stets mit ihrer Taffheit überspielen. Der Gang wurde breiter bis er schließlich in zwei weitere Gänge mündete. Sie bog links ab. Der Gang, den sie nun entlangging, war um einiges breiter als der vorherige. Bilder von berühmten Malern wie Franz Marc, Pablo Picasso, Shinobu Tanno und Claude Monet schmückten die Wände, ebenso wie edle Wandteppiche aus feinster grüner Seide, durchwirkt mit Silberfäden. Vor Sakura erstreckte sich eine riesige Tür, drei Meter hoch und zwei Meter breit, aus feingemasertem Ebenholz. An der Tür war ein Schild angebracht, auf dem in elegant verschlungenen Buchstaben das Wort 'Bibliothek' eingraviert war. Sakura legte eine Hand auf die goldene Türklinke - und hielt inne. Sie fuhr herum. War da nicht gerade irgendein Geräusch gewesen? Ihr Blick wanderte umher, die Wände entlang, vorbei an den Möbeln, und heftete sich ans Ende des Ganges. Doch nichts regte sich. Jetzt plagten sie auch schon Wahnvorstellungen! Seufzend öffnete sie die Tür und zwängte sich in den riesigen Raum. Sakura fand die Bibliothek verlassen vor. Wen wunderte es auch? Schließlich begann der Unterricht erst in knapp zwei Stunden. Die Vorhänge der großen Fenster waren noch verschlossen. Nur wenig Licht konnte sich einen Weg durchringen und warf merkwürdige Schatten auf den Boden. Möglichst leise schlich sich Sakura zu einem der großen Fenster und riss den Vorhang auf. Der Blick hinaus war atemberaubend. Von hier aus hatte man sämtliche Gartenanlagen des Internats im Blick. Hinter den Gärten erstreckte sich meterlang der weiße Sandstrand. Am wolkenlosen Himmel kreisten Möwen und Papagaientaucher und im Garten hatte sich eine junge Füchsin mit ihrem Welpen verlaufen. Schritte. Sie fuhr herum und starrte auf die große Tür. Sie hatte eindeutig Schritte vernommen! Hastig spurtete sie hinter eines der großen Bücherregale, kauerte sich hin und wartete darauf, dass Sasuke eintrat. Die Tür ging auf. Der Lichtschalter wurde betätigt. Schritte stampften ganz in ihrer Nähe über den Boden. Und dann war plötzlich alles still. Sakura wagte kaum zu atmen. Sie lauschte auf weitere Geräusche. Nichts. Das Licht ging wieder aus, die Tür wurde zugeschlagen. Erleichtert richtete sich das rosahaarige Mädchen auf, klopfte sich den Staub von ihrer Uniform und trat hinter dem Regal hervor. Sie hatte ihn abgehängt. "Da bist du ja" Sakura fuhr zusammen, sah sich in der Dunkelheit um. "Du hast mich ausgetrickst!", zischte sie erböst und versuchte, in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen. "Mag sein", erklang Sasukes dunkle Stimme. Er lachte. "Aber du bist auch leicht auszutricksen" Zum Glück war es dunkel, denn ansonsten hätte Sasuke Sakuras vor Wut knallroten Kopf gesehen. "Und was willst du machen, nachdem du mich nun gefunden hast?" Ihre Stimme triefte vor Gift. Schweigen trat ein. Eine bedrückende Stille. So eine, die Sakura nicht abkonnte. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie erkannte Umrisse und Silhouletten, die sich von den dunklen Schatten abhoben. Sasuke stand dicht vor ihr und für einen Moment schien ihr, als würde er lächeln. "Ich werde dich mitnehmen. Was sonst?", unterbrach er die Stille. "Und was ist, wenn ich mich ab sofort weigere?", fragte sie höhnisch. Sie ging einen Schritt zurück. Er setzte einen Shritt vor. "Wenn du dich mir verweigerst, dann tu ich dir schreckliche Dinge an" Sie musste lachen. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen konnte sich Sakura ausmalen, was er ihr schon Schlimmes antun könnte. "Es ist mir egal, mit was du mir drohst. Aber ich komme auf keinen Fall mit!" So langsam geriet sie aus der Fassung, ihre Stimme wurde immer lauter. Stille. Bedrückende Stille. Da war sie schon wieder. "Kann es sein, dass du es darauf anlegst?" "Schön möglich!" "Und kann es sein, dass du hier gerade Spielchen mit mir spielst?" "Schön möglich!" Ein Knurren entrang seiner Kehle und Sakura trat unwillkürlich einen weiteren Schritt zurück. "Nun gut", meinte Sasuke schließlich. "Sag am Ende nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!" Sie hörte, wie er hastigen Schrittes auf sie zugeeilt kam. Ihr blieb keine Zeit mehr zum Ausweichen, denn im nächsten Augenblick hatte er sie schon an den Schultern gepackt. Er sah zu ihr herunter. "Du bist so naiv", murmelte er und schüttelte unmerklich den Kopf. "Du hättest besser tun sollen, was ich dir gesagt habe" "Wenn hier einer naiv ist, dann du. Oder meinst du wirklich, du könntest mich mit leeren Drohungen verängstigen?" Sie sah, wie er eine Augenbraue hochzog. "Wie kommst du darauf, dass meine Drohungen leer sind?" Er klang amüsiert. Sakura schwieg. "Ganz im Gegenteil", setzte Sasuke an und beugte sich zu ihr herunter. Dann küsste er sie. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie die Augen aufreißen und ihn wegschubsen würde. Das hatte sie bisher immer getan. Doch diesmal tat sie nichts dergleichen. Er löste sich von ihr. "Was ist los? Sonst gehst du immer ab wie eine Furie, wenn ich dich küsse" Sein Gegenüber schwieg. Viel zu sehr war Sakura damit beschäftigt, ihren eigenen Gedanken nachzugehen. Sie erinnerte sich an den gestrigen Tag. ~Flashback~ Sakura saß auf ihrem Bett und starrte auf die ihr gegenüberliegende Wand. Außer ihr war niemand zugegen. Ihre Freundinnen waren gerade viel zu sehr damit beschäftigt, ihr eigenes Leben zu leben. Und sie selbst war sich auch nicht so sicher, wie ihr Leben weitergehen sollte. Sie war sich bewusst, dass sie unbedingt einen Freund brauchte. Ohne Liebe ging bei ihr einfach gar nichts. Sie braucht immer wen, an den sie sich anlehnen, dem sie alles erzählen und mit dem sie innige Küsse austauschen konnte. Obgleich es auf dem Internat viele Jungen gab, die ein Auge auf sie geworfen hatten, war ihr Mr. Right nicht darunter. Sie konnte den größten Teil der Jungen, die dieses Internat besuchten, nicht ausstehen. Die Meisten waren oberflächig, kratzbürstig oder ganz und gar unattraktiv. Sai war nichts dergleichen. Aber er war auch nicht die Person, für die ihr Herz schlug. Der attraktive Junge war zwar äußerst charmant und nett und mochte einen wohlbesonnen Charakter haben, aber das war es auch schon. Unwillkürlich musste sie an Sasuke denken. Ihr schauderte es allein bei dem Gedanken an ihn. Wie, um alles in der Welt, konnte man so kühl und abweisend sein? Sie hasste ihn abgrundtief! Anders konnte sie sich ihre Gefühle nicht erklären. Seufzend zog Sakura die Beine an und schlang ihre Arme darum. Warum aber fühlte sie sich dann immer so merkwürdig in seiner Nähe? Ganz anders als bei anderen Kerlen wurde ihr in seiner Nähe warm und das Herz ging ihr auf. Aber wie konnte das sein? Und auch von seinen Küssen war sie nicht abgeneigt, auch wenn es des Öfteren so schien. Sie wusste bloß nie, wie sie reagieren sollte... Ein lauer Luftzug wehte durch die Balkontür und zerrte an ihren Haaren. Sakura bemerkte es nicht, war sie doch zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt. Eine lange Zeit schwieg sie, grübelte. Bis sie plötzlich aufsprang, einen panischen Ausdruck im Gesicht. "Scheiße!", begann sie zu fluchen. "Scheiße, scheiße, scheiße!" Sie packte sich an den Kopf. Plötzlich wurde ihr alles klar! Sie hatte sich eindeutig in Sasuke verliebt! ~Flashback Ende~ "Sakura?" Sasuke drückte leicht ihre Schulter. "Was ist los?" Die Angesprochene schüttelte bloß den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Es ist bloß..." "Was ist?" Er war plötzlich so sanft zu ihr. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Also musste sie handeln. Sie wusste nicht, was und warum sie es tat. Es war irgendein Reflex, eine Sinneswandlung. Denn plötzlich stand sie da, die Arme um seinen Hals geschlungen, und küsste ihn. Sasuke war im ersten Moment völlig perplex über diese spontane Aktion. So machte es doch überhaupt keinen Spaß mehr! Er erwiderte den Kuss dennoch, zog sie näher an sich. Eine Stimme in Sakuras Hinterkopf meldete sich zu Wort, erklärte ihr, dass ihr Verhalten falsch sei und üble Konsequenzen mit sich ziehen konnte. Doch das Teufelchen, dass ebenfalls in ihr innewohnte, vertrieb die Stimme der Vernunft. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher. "Sakura", hauchte Sasuke, als sich die beiden voneinander lösten. "Was soll das?" Sie legte bloß den Kopf schief. "Jetzt spiel ich mal mit dir!" Wieder suchte sie nach seinen Lippen, strich mit den Händen über seinen Rücken, wanderte zum Nacken. Sie fuhr durch seine Haare. Wie weich sie waren. Beinahe wie flüssige Seide. Seine Hände wanderten hinab zu ihren Hüften. Er drückte sich näher an sie, drängte sie an die Wand hinter ihr. Dort stemmte er sich mit seinen kräftigen Händen ab. Dann plötzlich löste er sich von ihr. "Was ist los?", fragte sie leicht benommen. "Ich halte es nicht mehr aus", raunte er ihr zu. "Lass uns das, was geschehen ist, einfach vergessen und so weitermachen wie bisher" Wusste er, was für einen Schwachsinn er da erzählte? Sie sahen sich lange schweigend an. Grün traf auf schwarz. Seine Augen funkelten und sie sah den Schalk darin aufblitzen. Sakura wollte etwas sagen, ließ es aber sein. Sie wollte diesen einmaligen Moment nicht zerstören. Sie beugte sich zu ihm vor, küsste ihn kurz auf den Mund und drehte sich dann nickend um. "Du hast recht" Sie setzte sich in Bewegung. "Warte!" Sie fuhr herum, biss sich auf die Unterlippe. "Was?" Das Letzte, woran sich Sakura erinnern konnte, war sein erhitzter Körper, der sich im gleichen Rythmus wie der ihre bewegte, seine klatschnasse Stirn, die innigen Küsse. Und an die Tränen, die sie vergossen hatte, als sie auf der Toilette saß und auf den Schwangerschaftstest in ihrer Hand schaute. ●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•● ●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•● ●•٠·˙˙˙·٠•● ˙˙·٠• Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)