Zum Inhalt der Seite

Surf's up!

Im Meer der Gefühle
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein neues Jahr beginnt

Kapitel 1 - Ein neues Jahr beginnt
 

"Unglaublich!", murmelte Shikamaru, den Blick immer noch auf den Aushang im Glaskasten gerichtet. "Einfach unfassbar"

Seine Freunde nickten zustimmend. Das war wirklich unglaublich, wenn nicht sogar mehr als das!

"Also", meinte Sasuke und stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte. "Das heißt wohl, dass wir ab morgen Frauen-Zuwachs bekommen"

Ein undefinierbares Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

Das konnte nichts Gutes bedeuten!
 

Shikamaru nickte bekräftigend.

"Stimmt, aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so eine gute Idee ist!"

Noch immer starrte er auf das bedruckte Blatt Papier, so, als ob er hoffte, er hätte nur geträumt.

Aber es stand so dort. Schwarz auf weiß.

Naruto, der eher unbeteiligt an der Wand stand und die Augen geschlossen hatte, bemerkte die umherwandernde Unruhe.

Auch er war nicht einverstanden mit der Tatsache, dass ab morgen auch Mädchen auf der South Sea and Surf-Academy erlaubt waren. Schließlich war dies ein reines Jungeninternat. Naja, ab morgen war es eines gewesen.
 

"Meint ihr, wir können Tsunade vom Gegenteil überzeugen?"

Seine Stimme war gelassen und ziemlich ruhig. Er war noch recht neu hier und wollte keine große Klappe riskieren.

"Das ist keine gute Idee!", meinte Shikamaru und wandte sich an den Blondschopf. "Du kennst sie doch. Wenn Tsunade etwas beschlossen hat, ist daran nichts mehr zu rütteln. Und als neue Direktorin hat sie das Sagen!"

Naruto brummte leise. Er hatte Recht.

Tsunade war wirklich nicht leicht zu überreden.

Vor allem nicht, wenn sie so schlecht gelaunt war wie heute.

Und sie hatte das Sagen. Auch wenn Herr Tendo bis dato immer noch der Direktor der SSAS-Academy war. Aber da sich dies in wenigen Tagen ändern würde, hatte sie schon so gut wie alle Macht inne.
 

"Was meinst denn du dazu, Neji?"

Shikamaru sah zu dem Schwarzhaarigen, der lässig an der Wand lehnte und laut Musik hörte.

"Häh?" Er zog sich die Stecker aus den Ohren.

"Was hast du gesagt?"

Naruto deutete auf den schwarzlackierten Holzkasten an der Wand.

Neji sah verstohlen zum Aushang.

"Kann mir doch egal sein!" Er steckte sich wieder die Stecker in die Ohren und gab sich wieder seinen Tätigkeiten hin.

Neji war nicht wirklich gesprächig, wenn es um schulische Angelegenheiten ging. Nur wenn das Wort Surfen fiel, wurde er hellhörig.
 

Eines verband diese vier total unterschiedlichen Menschen nämlich auf Anhieb.

Und zwar ihre Liebe zum Surfen und die Leidenschaft, die sie in dieses Hobby investierten.

Nicht umsonst waren sie hier auf dieser Akamedie, deren Schwerpunkt der Wassersport war. Zwar gab es hier weit und breit keine Kinos oder Sonstiges, aber es lebte sich auch ohne recht gut.
 

"Auf jeden Fall sollten wir nochmal mit Tsunade reden.

Ich meine, sie kann so etwas doch nicht einfach so bestimmen!"

Naruto zog einen Schmollmund. Ihm gefiel es überhaupt nicht, bald vom anderen Geschlecht umzingelt zu sein.

"Du Dummkopf!", erwiderte Sasuke und verpasste ihm eine Kopfnuss.

"Meinst du, Tsunade holt sich erst unsere Meinung ein, bevor sie etwas entscheidet?"
 

Weheleidig rieb sich Naruto den Kopf.

"Nein, natürlich nicht. Ich meinte ja nur!"

Eigentlich war er ziemlich temperamentvoll, aber er wollte es nicht darauf anlegen.

"Wir sollten wieder gehen!", stellte Shikamaru fest und deutete zum Biologieraum. "Der Unterricht beginnt nämlich!"

Ein frustriertes Stöhnen war zu vernehmen und missmutig schlenderten die Vier zu ihrem Unterrichtsraum.
 

Kakashi stand schon am Pult und wartete geduldig.

Es war ein ganz besonderes Privileg der SSAS-Academy, die Lehrer bei ihrem Vornamen zu nennen.

Aber die Jugend von heute hielt sich eh kaum noch an Regeln, weshalb es wahrscheinlich eh ziemlich unnütz wäre, den Schülern jeden Tag erneut die Regeln und Gesetze einzubläuen.

"Nett, dass ihr heute auch nochmal vorbeischaut!"

Er sah streng aus. Zumindest versuchte er es.
 

Sasuke ließ ein genervtes "Tze!" verläuten, ehe er sich setzte.

Wer kam denn immer zu spät zum Unterricht und laberte dann irgendsoeinen Stuss daher?

Wenn Sasuke eines nicht abkonnte, dann waren das Lehrer, die ihm Vorschriften machten.

Er hielt sich eh nicht daran.

Aber das schienen diese prüden Krawattenträger ja nicht zu kapieren.

Wobei man bei ihren Lehrern nicht von Krawattenträgern reden konnte.

Ganz im Gegenteil, die Lehrer wirkten rein äußerlich beinahe selbst wie Teenager.
 

Kakashi beachtete die Teenager nicht weiter und setzte mit seinem Unterricht fort.

"Nun, ich hätte hier eure miserablen Biologieteste!"

Er wedelte mit einem Stapel Papier herum.

"Sagt mal, habt ihr hirnlosen Teenager eigentlich auch noch etwas Anderes im Kopf als Sex, Drogen und Alkohol? Man könnte fast meinen, dies hier sei ein Puff, kein Internat!"
 

"Das müssen sie gerade sagen!", erwiderte Rock Lee kühl und spielte mit seinem Bleistift.

"Wer liest hier den unanständige Bücher und gafft unserer Musiklehrerin hinterher?"

Bei dem Wort Musiklehrerin schlich sich eine leichte Röte in Kakashis Gesicht. Peinlich berührt starrte er zu Boden.

Woher wussten diese missratenden Kinder denn, dass er schon seit einiger Zeit auf Anko stand?

"Themawechsel!", verkündete Kakashi und begann damit, die Teste auszuteilen.
 

●•˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠˙
 

"Eine 6?" Wütend zerknüllte Naruto das Stück Papier in seinen Händen.

"Wieso habe ich eine 6?" Kakashi seufzte. Dieser Junge war echt unmöglich! "Naruto, du hast nicht eine Frage richtig beantwortet!"

Er setzte sich auf das Pult und starrte auf den Blondschopf.

"Wieso? Das stimmt doch gar nicht!"

Entnervt entfaltete Naruto das Stück Papier und deutete auf eine Nummer.

"Sehen sie. Hier, bei dieser Aufgabe. Das, was ich geschrieben habe, stimmt doch fast!" Ungeduldig tippte er mit dem Finger auf die Aufgabe.

"Naruto, du hast geschrieben, Krabben wären nähere Verwandte der Elefanten"
 

"Wieso?", meinte Naruto trotzig.

"Das stimmt doch auch! Sie haben ja nur keine Ahnung!"

Laut murmelnd griff er nach seinem Rucksack.

"Mit Ihnen kann man einfach nicht reden!", grummelte er und steuerte die Tür an. "Aber echt jetzt!" Mit einem lauten Knall hatte er die Tür zugeschlagen und den Raum verlassen.

Nun fand er sich auf dem schmalen Flur wieder.

Der Tag konnte wirklich nicht schlimmer werden.

Erst diese verdammten Mädchen und jetzt eine Sechs im Biologietest.

Das war schon seine Dritte in diesem Halbjahr.

Kakashi schien ihn echt auf dem Kieker zu haben.
 

Das Einzige, was den Heißsporn jetzt noch beruhigen konnte, war der Strand und das Meer.

Sobald er die salzige Meeresluft einatmen konnte und das seichte Wasser unter seinen Füßen spürte, fühlte er sich geborgen.

Erst dann war er wirklich glücklich.

Er marschierte zum Ausgang und schlug die große Flügeltür auf.

Nachdem er sich beruhigt hatte, konnte er ja immer noch überlegen, was er gegen die Mädchen tat.

Aber jetzt hieß es erstmal: Auf ins Vergnügen!

Der Beginn eines neuen Lebens

Kapitel 2 - Der Beginn eines neuen Lebens
 

Ehrfürchtig sah Sakura sich um. Das war sie also, ihre neue Schule.

Ziemlich groß, musste sie sagen.

Aber so beeindruckend dieses Gebäude auch aussehen mochte, es änderte nichts an Sakuras Gefühlen.

Dass ihr der Schulwechsel auf ein ehemalig reines Jungeninternat nicht zusagte, wusste ihre Mutter von Anfang an.

Und dennoch war sie sich sicher, dass ihre Tochter auf der SSAS-Academy sehr gut aufgehoben war.

Obwohl sie an ihrer alten Schule der Männerschwarm schlechthin war, würde es ihr doch gut tun, mal nur zwischen Jungen zu verweilen. Jungen, die Manieren hatten. Nicht so wie diese unseglichen Rüpel an ihrer alten Schule.

Heute waren Drogen und Zigaretten doch das A und O. Und Sex war bloß noch ein Wettkampf.

Wer konnte die meisten Bräute flachlegen?
 

Sakura seufzte. Ihrer Mutter ging es natürlich nicht nur um Sakuras Wohl, sie wollte auch einfach mal Zeit für sich haben. Und da störte sie halt nur. Schließlich war ihre Mutter eine vielbeschäftigte Frau.

Auch wenn sie nicht wusste, was eine Buchautorin alles zu tun hatte, dass ihr die Arbeit lästig werden könnte.

Ihr Vater nörgelte nie, dabei war er wirklich ein vielbeschäftigter Mann.

Er arbeite rund um die Uhr in seiner Firma, schuftete wie ein Irrer, und das nur, um seine Familie ausreichend zu versorgen.
 

"Fräulein?"

Sakura drehte sich um und blickte einem kleinen alten Mann ins Gesicht.

Seine Knopfaugen schienen sie fast zu durchbohren.

Der Mann verneigte sich vor ihr.

"Mein Name ist Masashi Tendo. Ich bin der Direktor der SSAS-Academy"

Er legte eine kurze Pause ein.

"Ich freue mich wirklich, dich kennenzulernen!"

Etwas überrumpelt sah Sakura auf den Mann. Mit so einer Begrüßung hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
 

"Ich fühle mich geehrt, Herr Tendo!" Sie senkte ihr Haupt.

Schließlich war sie wohlerzogen.

Der alte Mann musste über diese Geste schmunzeln.

So etwas erlebte er nicht jeden Tag.

Die meisten seiner Schüler waren in dieser Hinsicht ganz anders.

Aber wahrscheinlich lag es daran, dass es Jungen waren.

Nicht, dass er Vorurteile gegenüber des männlichen Geschlechtes gehabt hätte, ganz im Gegenteil.

Aber er konnte auch nicht leugnen, dass er mit weiblichen Schülern stets bessere Erfahrungen gehabt hatte. Zumindest war das so an seiner alten Schule gewesen.
 

"Nun..." Herr Tendo kratzte sich an seinem buschigen Schnauzbart.

"Vielleicht sollte ich dich erstmal rumführen lassen.

Ich bin mir sicher, einer der Schüler wird dies schon erledigen!"

Er sah sich gezielt um, versuchte in den kleinen Trauben von Schülern, die dicht nebeneinander standen und über die Neue zu reden schienen, einen geeigneten Schüler ausfindig zu machen. Wenige Sekunden später wurde er auch fündig.

"Ah, Sai!" Er ging auf einen Jungen in der hinteren Ecke der Eingangshalle zu, Sakura im Schlepptau.
 

Der Angesprochene drehte sich um. "Ja, Herr Tendo?"

Als er Sakura erblickte, schwarnte ihm Böses. Er sollte doch nicht etwa...?

"Tu´ mir den Gefallen und zeige Sakura das Internat. Sie ist neu hier und kennt sich daher noch nicht aus. Ich würde sie ja gerne selbst herumführen, aber ich habe noch Einiges zu erledigen.

Schließlich sind ab heute offiziell auch Mädchen an der SSAS-Academy zugelassen. Da gibt es einiges zu regeln.

Du glaubst gar nicht, wieviele Anmeldungen in den letzten Tagen eingetrudelt sind!"

Sai hörte nur mit halbem Ohr zu. Immer noch fasziniert starrte er auf das Mädchen. Ihre rosafarbenen Haare, die leuchtenden grünen Augen.

Sie war wirklich hübsch, das musste er schon zugeben.
 

Neben ihm ertönte leises Gekicher. Das war mal wieder so typisch.

Kaum hieß es, er müsse ein Mädchen in der Schule rumführen, schon wurde er zum Gespött seiner Mitschüler.

Er seufzte und drehte sich um. "Seid still!", stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und funkelte seine Klassenkameraden böse an. Sofort verstummte das Gelächter und Gemurmel.
 

"Also...", meinte Herr Tendo süffisant, der gar nicht bemerkt hatte, dass seine Rede über Zucht und Ordnung und dem alltäglichen Stress als Direktor einer Schule, Sai entgangen war.

"Ich wünsche Euch beiden noch viel Spaß!"

Mit einem Lächeln, das inzwischen schon Routine bei ihm war, drehte sich Herr Tendo um und tappste auf sein Büro zu. Nun lag es an Sai, die Neue herumzuführen. Seufzend drehte er sich um. "Dann mal los!"
 

Sakura sah ihn spöttisch an.

"Ich lass mich nicht rumkommandieren! Wenn einer bestimmt, wann es losgeht, dann bin das ja wohl ich!" Beleidigend stemmte sie die Hände in die Hüften.

Sai zuckte regelrecht zusammen.

Dann war sie ja gar nicht so brav, wie sie sich vor dem Direktor gegeben hatte. Sie war also die trotzige Modepuppe.

Innerlich gequält ging Sai einen Schritt auf sie zu.

"Okay, dann bestimmst du, wann es losgehen kann!"

Er steckte die Hände in seine Hosentaschen und musterte sie.

"Verstehe!", murmelte sie und sah ihn von der Seite her an.

"Du denkst bestimmt, ich bin einer dieser Gören, die immer kriegen, was sie wollen!" Dieses Mädchen war wirklich unmöglich!

"Das habe ich doch gar nicht gesagt! Dreh mir dir Worte doch nicht im Mund herum!"

Er strich sich eine seiner kohlrabenschwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Das würde ein wirklich anstrengender Tag werden!
 

Nach einigen Minuten hatte Sakura dann doch beschlossen, sich die Schule zeigen zu lassen.

"Dann mal los", meinte sie plötzlich mit soviel Euphorie, dass Sai sich immer mehr von diesem außergewöhnlichen Exemplar der Gattung Mädchen fürchtete.

"Gut, dann zeig ich dir erstmal dein neues Zimmer. Ich denke, du willst dich bestimmt erst mal hübsch machen"

Seine Stimme triefte nur so vor Ironie, was Sakura natürlich nicht entging.

"Na warte, du... du..." Ja, als sollte sie ihn denn jetzt bezeichnen?

Sie kannte ihn ja nicht einmal. Aber irgendwie gefiel ihr seine Art.

Zumindest... ein wenig.
 

Ihre Besichtigungstour begann in der Eingangshalle.

Während Sai ihr jedes einzelne Möbelstück namentlich vorstellte, wunderte sich Sakura immer mehr über diese sehr seltsamen Gewohnheiten des Internates.

"Und das ist Kintaro, der über alles geliebte, aus Stein gemeißelte, Hai des Direktors. Er ist unser Wappentier"

Ehrfürchtig starrte Sakura auf die Skulptur.

Die riesigen, messerscharfen Zähne, die bestimmt die Größe eines Dolches hatten. Die Augen schienen so vollkommen real, obwohl sie nur aus kaltem, grauen Stein gehauen waren.

Und beim Anblick der Rückenflosse wurde Sakura regelrecht schummrig.

Sie würde ganz bestimmt nie im Meer schwimmen gehen.
 

"Und das ist Sukari, unser abgenutzter Ledersessel!", hörte sie Sais entfernte Stimme.

Schnell rannte sie ihm hinterher, um ihn einzuholen, und stieß fast dabei mit einem Jungen zusammen.

"Kannst du nicht aufpassen?", meinte dieser kühl und fuhr sich genervt durch sein tiefschwarzes Haar.

Sakura murmelte eine leise Entschuldigung, die mit einem genervten Seufzen seitens des Jungen abgetan wurde und beeilte sich, schnellstens wieder zu Sai zu kommen.

So einen unfreundlichen Menschen wie diesen Jungen hatte sie zuvor noch nie kennengelernt.

Sai schien ihr Verschwinden gar nicht bemerkt zu haben, denn er war immer noch damit beschäftigt, ihr alle Möbel der Eingangshalle vorzustellen.

Sie wurde nun schon mit Eloandra, der Marmorsäule, Siegfried, dem roten Satinteppich, Grato, der Eingangstür und etlichen anderen Möbelstücken bekannt gemacht. Wenn hier jedes gottverdammte Möbelstück in diesem Internat einen Namen besaß, so wären sie mit ihrer Führung in einem Monat noch nicht fertig...
 

Um dies zu vermeiden, versuchte Sakura ein Gespräch mit ihrem höchstpersönlichen Internatsführer zu starten.

"Du heißt also Sai, richtig?" Ein Nicken seitens ihres Begleiters. "Und weiter?" Sai schwieg eine ganze Weile, ehe er kaum hörbar flüsterte: "I...äh Iwa"

Es fiel ihm wirklich schwer, sie anzulügen, aber wenn sie erfuhr, dass er der Sohn des wohl reichsten Mannes ganz Japans war, würde sie ihn bestimmt meiden.

So, wie es jeder tat, nachdem er erfahren hatte, wer er war.

Als hätte er sich ausgesucht, der Sohn eines verkommenden, herrschsüchtigen Politikers zu sein, dessen einzige Sorge es ist, nicht genug Geld für seinen heißgeliebten Sake zu haben, und dessen einziger Sohn ihm vollkommen egal war. Seine Mutter starb, als Sai gerade mal fünf Jahre alt war.

Sein Vater hatte ihm erzählt, sie wäre bei einem Autounfall ums Leben gekommen, aber Sai wusste, dass ihn sein Vater anlog.
 

Von einem alten Bekannten, einem Schulfreund seines Alten, der mit der jetzigen Verfassung seines Vaters nicht zurecht kam, hatte er erfahren, dass sein Erzeuger, sein eigener Vater, seine Mutter damals im Vollrausch die Treppe hinunterstieß. Sie starb an einem Genickbruch.

Wie sehr er seinen Vater doch dafür hasste...
 

"Und wie alt bist du?" Sakura schien seine Verstörtheit bemerkt zu haben.

Was war nur los mit ihm? In seinen Augen erkannte sie endloses Leid und Trauer. Was war diesem Jungen nur wiederfahren? Sie schwor sich, es unter allen Umständen herauszufinden.

"17, fast 18. Um genau zu sein, werde ich nächsten Monat 18"

Sein Blick, der bis zuweil noch auf den Boden gerichtet war, suchte ihre Augen.

"Und was mit dir? Wie heißt du?" Sakura sah ihn an. Konnte sie ihm trauen?

"Sakura Haruno"

Es war das erste Mal, dass sie in Sais Augen ein Funkeln entdeckte.

"Ein sehr schöner Name!" Sakura wurde ein wenig rot um die Nase.

Noch nie konnte sie sich entsinnen, dass das schon einmal ein Junge zu ihr gesagt hatte.
 

"Was soll ich dir als Nächstes zeigen?"

Die Zwei liefen lachend nebeneinander her.

"Mein Zimmer. Ich muss mich schließlich pudern! Das tun Mädchen doch"

Sie zog ein beleidigtes Gesicht.

"Hey!" Entschuldigend hob Sai die Hände. "So hatte ich das doch nicht gemeint!"

Er atmete tief ein.

"Es ist nur so, dass die meisten der Jungen, die auf diesem Internat wohnen, schlechte Erfahrungen mit Mädchen und Frauen hatten"

Sie konnte ja schließlich nicht wissen, dass es einigen seiner besten Freunde damals ziemlich schlecht erging.

"Oh, tut mir Leid!" Ein wenig mitfühlend sah sie Sai an, ehe sie ihm folgte.

"Du, sag mal, Sai, darf ich dich was fragen?"

Die beiden marschierten eine große, mit blauen Samt bedeckte, Treppe hinauf.

Man hatte extra den Westflügel des Internates um ganze zwei Trakte erweitern lassen, nur um den Mädchen Platz zu gewähren.
 

"Aber immer. Frag nur!"

Die Stufen machten unter seinen Schritten knarrende Geräusche.

Sakura druckste. Sollte sie ihn das wirklich fragen?

Eigentlich konnte es ihr ja egal sein.

"Da war grad so ein Junge!" Sie beschrieb ihn mit einigen knappen Worten.

Sai nickte wissend.

"Wer war das?" Neugierig strich sich Sakura eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sais Miene wurde plötzlich bitter, beinahe hasserfüllt.

"Du meinst bestimmt Sasuke Uchiha" Er erhob seine Hand. "Etwa so groß?"

Sakura nickte.

Wirklich gut schien Sai auf ihn allerdings nicht zu sprechen zu sein.

Sai seufzte. Warum musste sie ausgerechnet nach Sasuke fragen?

"Was ist den mit ihm?"

Sie ergriff Sais Ärmel. "Du scheinst ihn ja nicht gerade zu mögen"
 

"Pah!" Ein stoischer Ausdruck lag in seinen Augen.

"Sasuke ist das größte Ekel, das ich kenne.

Er ist herablassend und eingebildet und hält nichts von anderen Menschen.

So etwas wie er ist mir noch nie unter die Augen gekommen!"

Und er hatte schon viele schreckliche Dinge gesehen.

Einige waren so schrecklich, dass es allein schon schmerzte, nur daran zu denken. Er hatte wirklich viel Leid erlebt in seinem jungen Leben.
 

Sakura merkte, dass es besser wäre, ihn nichts mehr über Sasuke zu fragen.

Er schien ihn nämlich regelrecht zu hassen.

Inzwischen liefen sie einen schmalen, ziemlich langen, Gang entlang.

"So, da wären wir!" Sai blieb vor einer großen braungetünchten Edelholztür stehen.

"Zimmer 123. Herr Tendo meinte, du wirst noch drei Mitbewohnerinnen bekommen" Stumm starrte Sakura auf die Tür.

"Drei? Ist das Zimmer denn so groß?"

In Sais Augen funkelte es und er lächelte amüsiert.

"Braucht ihr Mädchen denn immer so große Zimmer?" Er liebte es, sie zu necken. Dabei kannte er sie gerade erst einmal anderthalb Stunden.

Beleidigt verschränkte Sakura die Arme vor der Brust.

Entschuldigend lächelte Sai.

"Das war doch nicht so gemeint! Das Zimmer ist groß genug für euch alle! Keine Angst!"

Er blinzelte ihr zu. "So, ich muss aber jetzt auch los. Hausaufgaben machen.

Wenn du Hilfe brauchst, komm zu mir. Südflügel, Zimmer 221"

Sakura nickte ihm noch kurz zum Abschied zu.
 

Das war also ihr neues Zuhause. Zögernd legte sie die Hand auf die Türklinke.

Was sie dort drin wohl erwarten würde?

Mit angehaltener Luft und viel Elan schwang sie die Tür auf.

Ein lautes "Wow!" kam Sakura über die Lippen.

Dieses Zimmer war bei wWeitem schöner und größer, als sie es sich vorgestellt hatte. Alles war in warmen Grün- und Pastelltönen gehalten und wirkte durch das fahle Sonnenlicht nur noch strahlender.

Die Möbel waren aus dem feinsten Holz und ebenfalls in hellen Tönen gehalten.

Aber am Meisten verschlug ihr die Frontseite, die Wand direkt gegenüber der Tür, die Sprache. Dort, wo eigentlich hätte eine Wand stehen sollen, war eine gigantische Fensterscheibe eingelassen worden, die den Platz der ganzen Wand einnahm.

Eine kleine Tür führte zu einem riesigen Balkon.

Staunend lief Sakura durchs Zimmer, fuhr mit der Hand über jedes einzelne Möbelstück, ehe sie am Fenster innehielt.

Von hier aus konnte man das ganze Meer überblicken.

Die Wellen kräuselten sich und schwappten leicht gegen die felsige Brandung.

Am Himmel waren Möwen und Albatrosse zu erkennen, Ausschau haltend nach Nahrung. So etwas hatte Sakura in ihrem ganzen Leben noch nie gesehen.
 

Zwar bereute sie es immer noch, diese Schule zu besuchen, aber dieses Zimmer konnte die anfängliche Enttäuschung ein wenig wettmachen.

Überglücklich ließ sie sich auf eines der extrem weichen Betten fallen.

Hier würde es ihr schon noch gefallen. Sobald sie sich gewöhnt hatte.

Die Jungen schienen teilweise recht komisch zu sein.

Entweder starrten sie sie an, als wäre sie eine Kuh im Weltall oder sie fauchten einen an, wie es dieser Sasuke getan hatte.

Aber es gab auch ein paar Ausnahmen.

Dieser Sai war wirklich nett. Zu gern wüsste sie, was ihm Schlimmes in seiner Vergangenheit wiederfahren war.

Sie legte sich auf ihr Bett und starrte auf die Decke.
 

Was wird wohl an ihrem ersten Tag noch alles passieren?

Ab ins Chaos

Kapitel 3 - Ab ins Chaos
 

Sie ließ es sich nicht nehmen, einen wenig begeisterten Seufzer verlauten zu lassen. Wieso sollte sie auch?

Schließlich wurde sie gezwungen, auf dieses Internat zu gehen!

Dabei erging es Tenten auf ihrer alten Schule sehr gut.

Sie hatte gute Freunde, nette Lehrer und sehr gute Noten. Sie war relativ beliebt. Und jetzt?

Jetzt musste sie noch einmal ganz von neu anfangen. Wie sehr sie das doch hasste!

Und dann dieser eigenartige Direktor. Herr Tento. Nein, Herr Tendo, so hieß er. Stehen gelassen hatte er sie. Einfach so.

"Ich bin noch andersweitig beschäftigt!", hatte er gemeint und ihr aufmunternd zugelächelt.

Pah, als hätte ihr dieses Lächeln etwas gebracht!
 

Nun stand sie im riesigen Foyer des Internats und wusste nicht, wohin.

Ihr Blick schweifte umher. Überall bloß Jungen.

Einige lachten, andere unterhielten sich angestrengt.

Aber alle sahen sie Tenten an.

Am liebsten hätte sie ihnen ja zugerufen, sie sollen sie nicht so angaffen, aber sie wollte an ihrem ersten Tag einen guten Eindruck schinden. Obwohl...

Sie könnte sich auch völlig daneben benehmen und hoffen, schon am ersten Tag zu fliegen. Aber auf solch ein Niveau wollte sie sich dann doch nicht herablassen.
 

Gedankenverloren schlenderte sie umher. Irgendwo würde sie ja schon ankommen.

Und wenn schon, dann fragte sie halt irgendwen.

Es war ja nicht so, dass sie ein Außerirdischer war.

Irgendwer würde ihr schon helfen.

Sie starrte gebannt auf die riesige Skulptur, die in der Mitte der großen Eingangshalle stand. Sie war so furchterregend, aber strahlte gleichzeitig ein Übermaß an Freiheit und Stärke aus.

Ein dunkles Lachen war neben ihr zu vernehmen.
 

"Prächtig, nicht wahr? Das ist Kintaro, unser Schulmaskottchen"

Tenten drehte sich zu der Person um, die sie gerade angesprochen hatte.

Es war ein großgewachsener schlanker Junge mit dunkelbraunem Haar.

Er war der Inbegriff eines Gottes! So sexy war er.

Diese breiten Schultern und die unter seinem T-Shirt zu erahnenden Bauchmuskeln versprachen recht viel!

"Oh, äh ja!" Wieso stammelte sie jetzt bloß herum? Der fremde Junge lachte.

"Du bist ja nicht gerade gesprächig!"

Er sah sie mit seinen dunklen Augen sanft an.

"Ich bin Kankuro. Kankuro Sabakuno!" Tenten wurde puterrot.

Es waren keine zehn Minuten vergangen und sie war sprachlos wie ein Pantomime. Irgendwie fand sie ihre Stimme dann doch wieder.

"Äh... Ich bin Tenten Ama!"
 

"Tenten...", flüsterte Kankuro leise und schien nachzudenken.

"Ein recht, äh... merkwürdiger Name"

Er grinste breit, was Tenten irgendwie wütend machte. Ihr Name war also merkwürdig. Soso...

"Kann ja nicht jeder so einen tollen Namen wie du haben!", meinte sie trotzig.

Wieder lachte Kankuro.

"Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht kränken"

Er lehnte sich lässig, die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben, an die Skulptur, wobei sich sein schwarzes T-Shirt über seinen muskülösen Brustkorb spannte.
 

"Verdammt, reiß dich zusammen!", mahnte sich Tenten leise zur Beherrschung und räusperte sich kraftvoll.

"Schon gut..." Sie legte eine bedeutungsvolle Pause ein.

"Kannst du mir vielleicht den Weg zum Mädchenabteil zeigen?"

Sie starrte unentwegt auf Kankuro. Dieser stieß sich nun von der Skulptur ab. "Hab keine Zeit. Ich muss zu Temari!"

So empört war Tenten noch nie gewesen! Oder war es vielleicht Enttäuschung?

Sie hatte wirklich gehofft, noch ein wenig mit ihm ins Gespräch zu kommen.
 

"Temari..." Sie sprach den Namen leise und deutlich aus.

"Ist das deine Freundin?"

Kankuro lachte laut. "Temari? Meine Freundin?" Noch immer lachte er.

"Nein, Temari ist meine Schwester!

Sie ist heute morgen angekommen und ich hatte ihr versprochen, ihr das Internat zu zeigen. Tut mir wirklich Leid!"

Entschuldigend lächelte er sie an, ehe er die Hand hob und sich verabschiedete. "Na dann, wir sehen uns"

Damit war er verschwunden. Und Tenten war schon wieder alleine.

Wenn sie doch bloß wüsste, wo ihr Zimmer war...
 

Nachdem sich Tenten beinahe durch das halbe Internat gefragt hatte und dabei auf teilweise recht komische Gestalten gestoßen war, stand sie nun vor ihrem eigentlichen Ziel. Der Tür ihres Zimmers.

Doch was sie dahinter erwartete, hätte sie nie erahnt.

Sie starrte auf das tiefschwarze Türschild, in denen mit goldenen Lettern die Zahlen 123 eingeprägt waren.

"123. Kann man sich leicht merken", murmelte sie und zuckte mit den Schultern. Unter dem Türschild war ein weiteres Schild befestigt.

Mit schwungvollen Buchstaben hatte jemand 'Bitte klopfen!' auf ein altes Stück Papier gekritzelt.
 

Also klopfte sie, erst zögernd, dann etwas lauter, und trat ein.

Auch ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie das Zimmer erblickte.

Nicht einmal in ihren schönsten und kühnsten Träumen hätte sie ein so prächtiges Zimmer erwartet.

Sie bemerkte, wie sich zu ihrer Rechten etwas bewegte.

Ein rosahaariges Mädchen, welches zuvor auf einem der Betten gelegen hatte, erhob sich und musterte sie neugierig.

Dann grinste sie. "Hey, du bist also meine neue Mitbewohnerin?"
 

Tenten nickte ein wenig unsicher.

Mit solch einer stürmischen Begrüßung hatte sie nicht gerechnet. Sie sah sich weiterhin um.

"Sind wir die Einzigen?" Das fremde Mädchen schüttelte den Kopf.

"Nein, der Direktor meinte, wir würden noch zwei Mitbewohnerinnen bekommen" Gelangweilt spielte Sakura mit einer ihrer rosafarbenen Haarsträhnen.

Tenten seufzte.

Der Direktor schon wieder. Von diesem Kauz hatte sie für heute genug.
 

"Ich bin Sakura Haruno!"

Die Rosahaarige sprang von ihrem Bett und schritt auf Tenten zu.

"Das Zimmer ist echt der Wahnsinn, oder?"

Tenten nickte zustimmend. Was sollte sie auch erwidern?

"Und du?" Fragend sah Sakura sie an. "Wie bitte?" Tenten verstand nicht recht.

"Himmel, bist du nervös!", meinte Sakura kichernd.

"Ich wollte wissen, wie du heißt"

"Achso" Tentens Stimme klang nüchtern, ehe sie lächelte.

"Mein Name ist Tenten Ama"
 

Ihr Blick fiel auf das riesige Fenster. Wie konnte sie das bloß übersehen? Fasziniert ging sie darauf zu und schaute nach draußen.

"Atemberaubend!", murmelte sie verzückt.

Das Meer leuchtete azurblau und die Sonne stand hoch am Himmel.

Von hier aus hatte man einen uneingeschränkten Blick auf die zum Internat zugehörigen Gartenanlagen.

Eine riesige Wiese erstreckte sich dahinter und führte zu den angrenzenden Sportplätzen.

Eines musste man diesem Internat lassen. Es war wirklich unglaublich schön!
 

"Hey, bist du jetzt in eine Art Trance gefallen oder wie?"

Ungeduldig fuchtelte Sakura mit ihrer Hand vor Tentens Gesicht herum.

"Äh, wie?" Tenten lächelte entschuldigend.

Das war eigentlich gar nicht ihre Art, so unglaublich nervös zu sein. Sakura seufzte.

"Du scheinst aber nicht sehr gesprächig zu sein!"

Sie setzte sich ans Fußende ihres Bettes.
 

"Tut mir Leid. Eigentlich plappere ich wie ein Wasserfall.

Zumindest meinte das meine Tante Saki immer.

Ständig beschwert sie sich, dass ich sie kaum zu Wort kommen lasse.

Aber heute bin ich nur ein wenig schlecht gelaunt, da bin ich immer so. Eigentlich passt es mir nämlich gar nicht, auf dieses Internat zu gehen.

Aber inzwischen habe ich meine Meinung geändert. Zumindest ein wenig..."

Sakura, welche plötzlich richtig erstaunt über den unaufhörlichen Redeschwall ihrer Mitbewohnerin war, musste grinsen.

"Weißt du, ich wollte auch nicht auf dieses Internat.

Aber inzwischen geht es einigermaßen!", meinte Sakura und streckte sich.
 

"Willst du nicht auspacken? Die Schränke sind riesig.

Ich hatte genug Platz für all meine Schuhe und Kleidungsstücke und es ist sogar immer noch Platz übrig"

Wenn es etwas gab, was Sakura brauchte, dann waren das angesagte Kleidungsstücke und Schuhe. Schließlich sollte man immer gut aussehen.
 

Tenten nickte. Das war wirklich eine gute Idee.

Sie warf ihren Koffer auf eines der Betten auf der linken Seite und schlug den Deckel auf.

Nach und nach zog sie Kleidungsstücke heraus, legte sie zusammen und verstaute sie in einem der Schränke.

"Ist es okay, wenn ich dieses Poster hier aufhänge?"

Sie rollte ein langes Poster auf, welches Sakura sich neugierig besah.

Dann wechselte ihr Gesichtsausdruck in Erstaunung.

"Du magst Avril Lavigne?" Sie grinste über beide Ohren.

"Ja, häng es auf. Ich liebe Avril!"
 

Ha, und da sollte doch mal einer sagen, Mädchen würden bloß auf attraktive Boybands stehen.

Binnen Minuten schmückte das große ‚Avril Lavigne‘ - Poster die Wand und bildete einen merkwürdig krassen Kontrast zu dem Rest der Zimmerausstattung.

Der letzte Gegenstand in ihrem Koffer war ein Bild, welches sie auf ihrem Nachttisch verstaute.
 

Interessiert setzte Sakura sich auf. "Wer ist das auf dem Bild?"

Sie stand auf, um sich das Bild näher zu betrachten.

Zwei junge lebensfrohe Menschen lächelten ihr überglücklich entgegen.

In den Armen hielten sie ein kleines, braunhaariges Mädchen.

Tränen rannen über ihre geröteten Wangen und ihre Augen waren verquollen.

"Bist du das?" Sakura deutete auf das kleine Mädchen.

Tenten seufzte. "Ja, das bin in der Tat ich..."

Sakura nickte. "Dann sind das deine Eltern?"

Ein Schluchzen. Verwirrt drehte sich Sakura um. Weinte Tenten etwa?
 

Verstohlen wischte sich Tenten die Tränen aus dem Gesicht.

Manchmal war sie so eine Heulsuse!

"Ja, das sind meine Eltern!"

Sakura schien zu bemerken, dass sie nicht gut auf dieses Thema zu sprechen war, weshalb sie ein anderes Thema ansprach. "Wieso weinst du auf dem Bild?"

Tenten lachte. Diese Geschichte damals war zu komisch gewesen.

"Damals hatte ich riesige Angst vor dem Fotografen.

Das war so ein alter, streng schauender, Kauz mit einer riesigen, krummen Adlernase. Er wirkte wie ein Raubvogel.

Und damals hatte er diesen dunklen Nadelstreifen-Anzug an. Da waren wohl alle meine Sicherungen durchgebrannt und ich hatte angefangen zu weinen!"

Sakura kicherte. Das war wirklich eine lustige Geschichte.

"Wie süß!", meinte Sakura und stellte das Bild zurück auf seinen Platz.
 

"Komm, wir gehen mal ein wenig das Internat erkunden!"

Tenten nickte.

Schließlich hatte sie bisher noch nicht viel von dieser Schule gesehen.

Außer einem Haufen Jungen und ein paar dutzend leerer oder unbrauchbarer Räume. Sie verließen ihr Zimmer. Schließlich konnte ja nichts passieren, wenn sie nicht abschlossen. Schließlich war das hier ein Interenat.
 

Oder vielleicht doch?

Nervige, kleine Spionin

Kapitel 4 - Nervige, kleine Spionin
 

Das war ja kaum auszuhalten! Von allen Seiten her kamen diese Blicke.

Haben diese Jungen etwa noch nie ein Mädchen gesehen oder warum starren sie diese Kerle an, als seie sie der einzige überlebende Dinosaurier?

Eigentlich hatte sie sich ja gefreut. Zumindest ein wenig.

Aber wenn sie sich jetzt so umsah, wollte sie am liebsten sofort nach Hause zurück.
 

Ein alter, kauziger Mann, wahrscheinlich mitte vierzig, mit grauen Haaren und einem üppigen Schnauzbart, ging auf sie zu.

Oder besser gesagt, watschelte auf sie zu.

Seine Art zu gehen wirkte doch recht eigenartig...

"Ino Yamanaka, habe ich recht?"

Er verneigte sich kurz vor ihr.

"Ja, das bin ich!", ließ sie genervt verlauten.

Was war denn das für ein Skelett?

"Ich bin Herr Tendo, der Direktor der SSAS-Academy..."

Soso, der Direktor also.

Sie lachte sich innerlich halb schlapp. Der Direktor war fast doppelt so klein wie sie.

Aber um nicht unfreundlich zu sein, verneigte sie sich ebenfalls vor dem kleinen Mann.

Der alte Mann sah sie merkwürdig an. Kein Wunder, so wie sie sich benahm.

"Entschuldigen Sie", murmelte sie kaum hörbar.

"Ich bin nur so wahnsinnig aufgeregt!"

Der alte Mann lächelte nickend.

"Wer ist das am heutigen Tage nicht?" Dann räusperte er sich.

"Dein Zimmer ist im Westflügel. Nummer 123.

Zwei deiner Mitbewohnerinnen müssten schon da sein"

Er machte eine kurze Pause.

"Aber jetzt muss ich los.

Der Papierkram erledigt sich schließlich nicht von selbst!"

Mit diesen Worten watschelte der Direktor von ihr weg, direkt auf eine große Tür zu, in der er alsbald verschwand.

Sprachlos sah Ino ihm hinterher. Na, das konnte ja noch etwas werden...
 

Seufzend hob sie ihren Koffer hoch und sah durch die riesige Eingangshalle.

Von diesen flachhirnigen Idioten würde ihr bestimmt keiner helfen.

Also musste sie die Koffer selbst tragen.

Unter lautem Ächzen stieg sie die Treppe hinauf, die mit 'Westflügel' ausgeschildert war.

Der Koffer ließ sich nur mit Mühe hochziehen und auf halber Strecke blieb er stecken.

"Verdammt!", fluchte Ino und zog energisch daran.

"Auch das noch!"

Gerade wollte sie all ihre Hoffnung aufgeben, als plötzlich eine starke Hand neben ihr hervorschoss und nach dem Koffer griff.

Ino fuhr herum, blickte direkt in das Gesicht eines jungen Mannes.

"Warte, ich helfe dir!", meinte er und zog an dem Koffer, der sich binnen weniger Minuten dazu entschloss, sich endlich aus seiner Verklemmung zu lösen.

"Danke!", hauchte Ino leise und folgte dem jungen Mann.

Sein schwarzbraunes Haar hatte er sich zu einem Zopf gebunden.

Sein Kopf glich ein wenig einer Ananas, aber Ino verkniff sich ihr Lachen.
 

Als die beiden am oberen Treppenabsatz ankamen, stellte Shikamaru ihr die Koffer vor die Füße.

Ino hätte jetzt mit einem Lächeln seinerseits gerechnet, aber seine Miene war gerade eher das genaue Gegenteil. Genervt und gelangweilt.

War sie etwa so langweilig?

Der Junge klatschte kurz in die Hände, dann drehte er sich um.

"Ich geh dann mal wieder!" Er blickte kurz über die Schulter, ehe er seine Hände in den Taschen seiner Jeans vergrub und die Treppe hinunterschritt.

"Hey, warte mal kurz!"

Ino rannte die Treppe hinunter, packte den Jungen an der Schulter.

"Wie ist dein Name?" Sie übte leichten Druck aus.

"Geht dich nichts an!", meinte der Junge genervt.

Geht dich nichts an hieß der Ananaskopf also.

Sie hätte ihn dafür ohrfeigen können.

"Ein recht... außergewöhnlicher Name"

Sie ließ seine Schulter los und sah ihm grummelnd nach.
 

"Da wären wir also!", stellte Ino erleichtert fest, als sie vor der Tür ihres Zimmer stand. Was sie dahinter wohl erwartete?

Hoffentlich waren ihre Mitbewohnerinnen keine Furien. Sie klopfte.

Da keine Antwort ertönte, zuckte sie mit den Schultern und schwang die Tür auf, nur um im nächsten Moment von mildem Staunen überrollt zu werden.

"Du meine Güte, das sieht hier ja aus wie die Suite eines Königs..."

Sie setzte vorsichtig einige Schritte ins Zimmer.

"Unglaublich!", raunte sie leise, während sie mit den Fingern über die edlen Möbel fuhr.

Das war das edelste Holz, das sie je gesehen hatte.

Sie schüttelte unmerklich den Kopf.

Ihre Eltern waren reich, aber die Einrichtung dieses Zimmers hätten sie sich nie leisten können.

Ihr Blick schwiff umher, blieb an den riesigen Betten hängen.

Zwei von ihnen schienen schon belegt zu sein.

"Nanu..." Sie sah sich suchend um. "Hier ist ja gar niemand"

Langsam drehte sie sich, ließ die Prächtigkeit dieses Zimmer auf sich wirken.

Es strahlte so viel Geborgenheit aus und lud einem gerade zu ein, sich wohl zu fühlen.

Sie legte ihren Koffer auf einem der großen Betten ab.

Die Bettdecke war hellgrün und wirkte so verdammt einladend.

Breit grinsend schlug sie den Deckel ihres Koffers auf und brachte ihr Hab und Gut zum Vorschein.

Ein gigantischer Haufen an Klamotten, ein Kulturbeutel, sämtliche Modezeitschriften und ein Foto.

Ein Foto ihrer Familie. Ihr Vater Inoichi, der rührend einen Arm um sie gelegt hatte, grinste ihr bereit entgegen.

Sie stand in der Mitte, sah eher genervt aus.

Warum, das wusste sie heute nicht einmal mehr.

Sie musste leicht schmunzeln.

In all den Jahren hatte sie sich wirklich sehr verändert.

Sie war reifer geworden, erwachsener.

Die Merkmale einer Frau waren bei ihr nun deutlicher ausgeprägt als vor einigen Jahren.

Und sie war launischer als je zuvor.

Wieso waren Teenager eigentlich immer so launisch, wenn sie in der Pubertät waren...?
 

Leise summend packte Ino sich einen Stapel Tops und ging damit zu den großen Schränken. Sie öffnete den Ersten.

Er war vollgestopft.

"Die hat ja viel Kleidung!", murmelte Ino und besah sich das Chaos.

Oberteile und Hosen lagen zerstreut unter Röcken und Unterwäsche.

Mehrere Paar Schuhe lagen durcheinander auf der Ablage und an der Kleiderstange hing ein teurer Ledermantel mit Kunstfell.

Sie schüttelte den Kopf über diese Unordnung und ging zum nächsten Schrank. Dieser war leer.

Sie seufzte erleichtert und legte den Stapel Tops auf die oberste Ablage.

"Geht doch!", stellte sie beharrlich fest und schritt wieder zum Bett.

Nach einer Weile war der Schrank ebenso vollgestopft wie der daneben, aber noch lange nicht so unordentlich.

"Obwohl, soviel ordentlicher ist das auch nicht!", meinte Ino mit zweifelndem Blick und besah sich das Innere des Schrankes.

"Dafür, dass dieses Zimmer dem eines Kaisers ähnelt, sind die Schränke einfach nur Schrott!"

Sie schloss die Schranktür und ließ sich seufzend auf ihr Bett fallen.

Wo waren ihre Mitbewohnerinnen bloß?

Sie brannte total darauf, sie kennenzulernen.

Ungeduldig wippte Ino mit den Füßen herum, den Blick auf die Schränke gerichtet.

Es würde sie wirklich einmal interessieren, was die zwei anderen Mädchen so an Kleidung besaßen...
 

"Was für ein grässliches Oberteil!"

Sie hielt ein pinkgesprekeltes Oberteil in die Luft.

Innen war der Name Haruno Sakura eingraviert.

"Soso, Sakura"

Abschätzend sah Ino das Oberteil an, ehe sie es auf den Boden warf.

"Diese Sakura wird eh nicht bemerken, dass ich ihre Sachen durchwühlt habe. Bei dem Chaos..."

Ino zog das nächste Kleidungsstück heraus. Eine schwarze Jeans.

"Chick"

Ino besah sich die Hose von allen Seiten.

Schöner Stoff, verziert mit goldenen Ornamenten. Ein Designerstück.

Diese Sakura schien auch nicht gerade wenig Geld zu besitzen...
 

Sie stopfte die Sachen unordentlich zurück. Es würde eh nicht aufallen.

Dann begab sich zum dritten Schrank. Auch dieser war vollgestopft.

Allerdings lagen die Sachen ordnungsgemäß gefaltet auf den Ablagen.

"Wie ordentlich...", brunmmte Ino und zog ein weinrotes Oberteil heraus.

Es sah wirklich gut aus.

Aber die schlechte Verarbeitung ließ darauf zurückweisen, dass es keine Markenkleidung war.

"Das ist also der Schrank einer Armen!"

Wie betont abfällig das klang.

Aber es war nun einmal Tatsache.

Und auch das nächste Kleidungsstück bestärkte den Eindruck um Einiges.
 

Gerade wollte Ino das Kleidungsstück zurück in den Schrank legen, als sie lautes schrilles Kichern vernahm.

Ihre Mitbewohnerinnen schienen wohl zu kommen.

In einem Anflug von Panik stopfte Ino das Kleidungsstück zurück in den Schrank. Es zu falten, hatte sie total vergessen.

Mit einem Schwung warf sie die Schranktür zu und hechtete auf ihr Bett zu.

Sie legte sich bäuchlings darauf, griff nach einer der Zeitschriften und tat so, als würde sie interessiert lesen.

Dann ging die Tür auf...

Lange Rede, kurzer Sinn

Kapitel 5 - Lange Rede, kurzer Sinn
 

Ino zuckte leicht zusammen, tat aber dennoch so, als würde sie angestrengt lesen.

Als die zwei Mädchen eintraten, sah sie auf.

Ein Mädchen mit rosafarbenem Haar sah sie neugierig und ein wenig misstrauisch an.

Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und den Kopf schief gelegt.

Das Mädchen hinter ihr wirkte ebenso verwundert.

Ihre braunen Haaren waren zu zwei Duts geknüpft worden und ihre chinesische Tracht passte so gar nicht in die heutige Welt, auf dieses Internat.
 

"Hey" Sakura ging um das Bett herum und lächelte.

"Du musst neu sein. Stimmt´s?"

Sie hielt ihr die Hand entgegen.

"Mein Name ist Sakura Haruno und das..."

Sie deutete auf das Mädchen hinter sich. "Ist Tenten Ama. Und wer bist du?"

Ino schluckte. Hatte sie sie etwa schon durchschaut?

Zumindest gefiel ihr Sakuras eigenartiger Blick gar nicht.

"Äh... ich bin Ino Yamanaka", entgegnete sie und schüttelte Sakuras Hand.

"Yamanaka?", fragte Tenten interessiert und schüttelte ihr auch die Hand.

"Ist das nicht dieser reiche Geschäftsmann? Der Leiter von Yamanaka Industries?"

Ino nickte langsam.

"Ja, aber er..." Sie stoppte. Was sollte sie bloß sagen?

Sakura bemerkte ihr Problem.

"Es ist bestimmt kein leichtes Unterfangen, Tochter eines solch vielbeschäftigten Mannes zu sein!", murmelte sie abwesend und griff nach dem Bild auf Inos Kommode.

"Ist er das?" Sie deutete auf den jungen Mann im linken Bildrand.

"Ja", hauchte Ino. "Und das daneben ist meine Mutter"
 

Sakura nickte. Dann breitete sich ein Grinsen auf ihren Lippen aus.

"Und du musst das kleine Mädchen in der Mitte sein. Du siehst aus wie ein Schweinchen!"

Sakura gluckste und Ino sprang auf. "Was? Ein Schweinchen?"

Sakura hielt sich vor Lachen den Bauch und nickte.

"Ja. Ab sofort nenn ich dich Ino-Pig!"

Das war eindeutig zu viel für das blonde Mädchen.

Sie hatte ja schon viele Unhöflichkeiten erlebt, aber sowas war ihr in ihrem bisherigen Leben noch nie untergekommen!

"Kann ja nicht jeder so ´ne Transe sein wie du!", murmelte sie mit erhobenen Haupt und schreitete durchs Zimmer.

Sakura und Ino sahen sich schweigend an.

Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
 

"Hmm, sehr merkwürdig!", ertönte es am anderen Ende des Zimmers.

Tenten stand vor ihrem Schrank und hielt ein Oberteil in die Höhe.

"Ich könnte schwören, dass es eben noch zusammengefaltet auf dem

obersten Board lag"

Ino musste schlucken. Verdammt, sie hatten die Lunte gerochen.

Sakura zuckte mit den Schultern.

"Wahrscheinlich hast du es einfach übersehen!", meinte sie ruhig.

Tenten nickte. "Wahrscheinlich hast du Recht"

Gedankenverloren legte sie das Oberteil zusammen und deponierte es auf dem obren Board.

"Was sollen wir jetzt tun?", fragte sie, während sie die Schranktür mit Schwung zuwarf.

Sakura wandte sich an Ino.

"Auf was hast du denn Lust? Tenten und ich haben uns gerade das Internat angesehen. Es gibt wirklich wunderschöne Orte!"

Eigentlich war es ja gar keine schlechte Idee, auf Erkundungstour zu gehen.

Sie war ja auch noch nicht allzu lange hier und hatte recht

wenig vom Internat und den dazugehörigen Park- und Gartenanlagen gesehen.

Außerdem wollte sie unbedingt diesen Jungen wiedersehen.

Ananaskopf.

Wenn ihr doch bloß sein Name wieder einfallen würde...
 

"Hmm, keine schlechte Idee" Sie stand auf.

"Dann lasst uns mal das Internat erforschen!"

Mit eiligen Schritten ging sie voraus.

Tenten und Sakura sahen sich an und warfen sich vielversprechende Blicke zu.

Ino würde sie bestimmt noch oft aufheitern. Mit einem Lächeln folgten sie ihr.
 

Auf dem breiten Treppenabsatz vor der Treppe, die zum Foyer führte, blieb sie stehen. Ehrfürchtig starrte sie hinunter.

Stufen, so lang wie die Betten in ihrem Zimmer, ausgelegt mit prächtigem dunkelgrünen Satin.

Die Enden waren golden verziert.

Tenten und Sakura standen hinter ihr und sahen ebenfalls hinunter.

Doch ihr Interesse wurde eher von der großen Menschenmasse geweckt, die um den steinernen Brunnen in der Mitte des Foyers stand.

Als die Mädchen die Treppe hinuntergingen, konnten sie lautes Stimmengewirr vernehmen.

Aufgeregtes Murmeln und leises Flüstern.

Ino erhaschte einen kurzen Blick auf die Personen in der Mitte.

Ein großgewachsener Junge, mit dunklem Haar und ebenso dunklen Augen, der lässig die Arme in die Hüften gestemmt hatte.

Neben ihn stand ein etwas kleinerer Junge.

Sein Haar leuchtete so rot wie Mohn und seine grünen Augen sahen weise aus.

Und als letztes, direkt neben dem Rothaarigen, stand ein hochgewachsenes blondhaariges Mädchen.

Sie war ziemlich hübsch und schien sehr viel Geld zu besitzen.

Irgendwie schafften die drei Mädchen es dann doch, sich einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen.
 

"Kankuro!", flüsterte Tenten überrascht und ihre Augen leuchteten.

Auf die fragenden Blicke ihrer Freundinnen ging sie nicht ein.

Der rothaarige Junge griff nach dem Mikrofon vor sich.

"Erstmal heiße ich alle willkommen, die dieses Jahr neu an die SSAS-Academy gekommen sind. Vor allem den Mädchen möchte ich mich vorstellen.

Mein Name ist Gaara Sabakuno, Sohn des ehrenwerten Shimazu Sabakuno, seines Zeichens freiamtlicher Bürgermeister Osakas und Leiter der Sabakuno Productions.

Zu meiner Rechten steht mein älterer Bruder Kankuro.

Einige von euch werden ihn sicher kennen.

Und zu meiner Linken steht, worüber ich mich unglaublich freue, meine große Schwester Temari.

Sie ist heute in aller Frühe angekommen und nun ist das Sabakuno-Trio vollständig..."

Ino hörte nurnoch mit halbem Ohr zu.

Ihr Interesse galt gerade einer anderen Person, die sie in der Menschenmenge ausgemacht hatte.

Die Hände locker in den Taschen seiner Jeans vergraben sah er mit gelangweilter Miene zu Gaara und seinen Geschwistern.

Ananaskopf!
 

Breit grinsend versuchte sie sich einen Weg zu ihm zu bahnen, doch sie wurde abgehalten.

Ein großer Mann, ungefähr Mitte 20, mit weißgrauen Haaren sah sie fragend an.

"Bist du Ino Yamanaka?"

"Ja!", fauchte Ino leicht säuerlich.

Dieser Idiot nahm ihr die Sicht auf Ananaskopf!

"Du bist genauso temperamentvoll wie dich der Direktor beschrieben hatte"

Kakashi grinste.

"Wo sind Sakura und Tenten?"

"Ach die"

Ino deutete nach hinten, während sie versuchte, an dem großen Mann vorbeizusehen.

Allerdings gelang ihr das nicht wirklich.

Im Hintergrund hörte man immer noch Gaaras Stimme.

Kakashi sah sie leicht fragend an, dann aber schaute er über ihren Kopf hinweg zu den beiden anderen Mädchen und winkte sie zu sich her.

Sakura musterte ihn misstrauisch und Tenten sah ihn eher zweifelnd an.

"Was wollen sie von uns?" Tenten stemmte die Hände in die Hüften.

Oje, ziemlich temperamentvoll die Mädchen, so wie es der Direktor gesagt hatte.

Das könnte ganz schön schwer werden...

"Ähm, also mein Name ist Kakashi Hatake und ich..."

Er sah die Drei abwechselnd an.

"...bin euer Biologielehrer.

Der Direktor befahl mir, euch aufzusuchen, damit ihr eure neue und letzte Zimmermitbewohnerin begrüßen könnt"

Er holte kurz Luft und setzte fort.

"Sie ist gerade angekommen"
 

Schweigen. Die drei Mädchen sahen ihn missbilligend an, dann nickten sie.

"Wo ist sie denn?" Ino klang leicht genervt.

Ananaskopf war jetzt bestimmt auch schon verschwunden.

"Im Büro von Her Tendo. Er erwartet euch bereits"

Kakashi musterte die drei Mädchen und lächelte dann entschuldigend.

Mit einer raschen Handbewegung verabschiedete er sich.

Er musste etwas wichtiges mit Anko ... äh ... besprechen.

Als er außer Sichtweite war, seufzte Ino entrüstet.

Der Junge war verschwunden.

"Na toll!", murmelte sie leise.

Sakura legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Dann lass uns mal zu Herr Tendos Büro gehen.

Ich bin gespannt, wie die Neue so ist!"

Tenten nickte ihr zustimmend zu.

"Vielleicht ist sie ja ganz nett!"

Ino seuftzte ergebend. "Na gut!"
 

Herr Tendos Büro lag am anderen Ende des Foyers.

Ein ganz schöner Hetzmarsch, wie Ino fand.

Als sie die weißlackierte Holztür erreichten, stemmte sie die Hände auf die Knie und rang nach Luft.

"Da wären wir!", stellte Sakura überflüssigerweise fest und deutete auf das goldene Türschild.

Sie klopfte und trat dann ein, dicht gefolgt von den anderen beiden Mädchen.

Tenten schnappte nach Luft. Dieses Büro war gigantisch!

Vor ihnen erstreckte sich ein riesengroßer Schreibtisch, vor dem große, rotgepolsterte Stühle standen.

An den Wänden des Zimmers hingen Gemälde und Auszeichnungen und neben den Türpfosten waren große, aus weißen Marmor bestehende, Säulen in das prächtige bunte Mosaik des Bodens, eingelassen.

Der rote Teppich ähnelte dem, über dem Promis schritten und die seidenverhangenen Fenster leuchteten im grellen Sonnenlicht.

Herr Tendo erhob sich lächelnd, als er die Drei sah.

"Ah, da sind sie ja!", meinte er zu den drei Personen vor sich.

Die Angesprochenen fuhren herum.
 

Ein Mädchen, mit blauschwarzen Haaren und weißen Augen sah sie an.

Sie trug ein buntes Sommerkleid und einen Strohhut.

Das musste die Neue sein!

Herr Tendo winkte die Mädchen zu sich.

"Das hier sind die Hyuugas. Und Hinata wird eure neue Mitbewohnerin.

Ihr Cousin Neji geht ebenfalls auf dieses Internat.

Er wird euch sicherlich zur Hand gehen"

Das war sie also.

Die Neue. Hinata Hyuuga.

Und jetzt?

Keiner der Drei wusste etwas zu erwidern.

Doch das brauchten sie auch nicht, denn Hinata erhob die Stimme.

Coolness

Kapitel 6 - Coolness
 

Was sie wohl sagen würde?

Warscheinlich war sie ziemlich taff und schlagfertig.

Den Blick auf sie gerichtet, nestelte Sakura nervös an dem Saum ihres Sweatshirtes.

Tenten und Ino sahen Hinata ebenso interessiert an.

"Äh... hallo. I-Ich bin Hinata Hyuuga!"

Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.

Sakura fiel beinahe die Kinnlade hinunter.

Sie entsprach genau dem Gegenteil ihrer Vorstellung.

Ob sie wohl immer so nervös und schüchtern wirkte?

Allein die Art, wie sie ihre Fingerspitzen aneinanderstieß, bedeutete den Mädchen, dass Hinata nicht gerade dazu aufgelegt war, stundenlang über ein Thema zu reden.

Aber vielleicht irrten sie sich ja auch.
 

"Ich bin Sakura Haruno!" Lächelnd hielt ihr Sakura die Hand entgegen.

Hinata sah auf. Was sollte sie tun?

Sie hatte sich extra vorgenommen, nicht mehr so schüchtern zu sein.

Aber in dem Moment, als sie einen Fuß in dieses Internat, was sie mit Verlaub nicht besuchen wollte, setzte, wurde sie von einer Welle der Nervosität überrollt.

Und jetzt saß sie hier, blickte auf drei ihr vollkommen fremde Mädchen und dieses Walross von Direktor verlangte wirklich von ihr, mit ihnen zusammenzuwohnen?

Sie seufzte ergeben und schüttelte Sakuras Hand.

Letztendlich wollte sie es sich nicht mit Sakura verscherzen.

Auch die anderen beiden Mädchen kamen auf sie zu.

Das blondhaarige Mädchen mit den Namen Ino drückte ihre Hand so fest, dass sie schon befürchtete, sie würde blau anlaufen.
 

Der Direktor und Hinatas Eltern, die dieses Schauspiel freudig mitangesehen hatten, erhoben sich.

"Hinata, mein Schatz!" Ihre Mutter legte eine Hand auf ihre Wange.

"Pass auf dich auf" Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Ihr Vater legte eine Hand auf die Schulter seiner Tochter und nickte ihr aufmunternd zu.

"Wir gehen dann. Wenn etwas ist, ruf uns an!"

Hinata nickte und sah zu, wie die beiden das Büro verließen.
 

"So!" Der Direktor klatschte in die Hände.

"Ich würde vorschlagen, ihr bringt Hinata in ihr Zimmer.

In einer Stunde gibt es dann Essen. Ihr solltet pünktlich in der Lounge sein, ansonsten müsst ihr ohne Abendessen ins Bett.

Die Jungen fressen nämlich wie Scheunendrescher!"

Fältchen bildeten sich um seinen Mund, als er lachte.

Die Mädchen nickten.

Er ging zu seinem Telefon, griff nach dem Hörer und drückte eine Taste.

"Shizune, bitte schicken sie Naruto und Neji in mein Büro"

Sakura war sich zwar nicht sicher, was das sollte, aber sie würde es ja bald erfahren.
 

Nun wandte sich der Direktor wieder an die Mädchen.

"Also, Naruto und Neji werden euch beim Tragen von Hinatas Gepäck helfen.

Dann kommt ihr zum Essen.

Nachdem Essen werden euch der Schulsprecher und die Klassenlehrer, der Hausmeister und andere wichtige Leute vorgestellt"

Er wurde unterbrochen, als die Tür zum Büro aufgeschlagen wurde und zwei Jungen eintraten.

Den einen kannte Hinata nur zu gut. Es war ihr Cousin Neji.

Den anderen, blonden Jungen hatte sie noch nie gesehen, geschweigedenn kennengelernt.

Aber so miesgelaunt, wie er aussah, wollte sie dies auch gar nicht.

Naruto, die Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben, sah sie missbilligend an.

Hatte sie ihm etwas getan oder störte ihn allein schon ihre bloße Anwesenheit?
 

Neji nickte ihr bloß zur Begrüßung zu und griff nach zwei der Koffer.

Herrje, wieviel Gepäck hatte Hinata eigentlich dabei?

Naruto schwang sich eine Sporttasche und Hinatas Kulturbeutel über die Schulter und folgte Neji.

"Was für eine nette Begrüßung!", blaffte Sakura die beiden unbekannten Jungen an.

Dann drehte sie sich zu Ino.

"Sag mal, wo ist eigentlich Tenten?"

"Die ist vor zirka 6 Minuten auf die Toilette gegangen.

Aber wie es scheint, ist sie ertrunken!", meinte Ino theatralisch.

Sakura prustete vor Lachen.

Wie gerne Hinata mitgelacht hätte.

Aber ihr war gerade nicht danach zumute.
 

Narutos Kopf erschien im Türrahmen. "Mensch, wo bleibt ihr denn?"

"Wir kommen ja schon, du Baka!", fauchte Ino und ging mit Sakura und Hinata im Schlepptau hinter dem Blondschopf her.

Als sie die große Treppe emporstiegen, schien Hinata schon wesentlich entspannter zu sein.

Der Einrichtung des Internats schenkte sie kaum Beachtung und überhaupt schien sie sehr desinteressiert.

Als sie das Zimmer betraten, sprang ihr Sakura beinahe um den Hals.

"Ist dieses Zimmer nicht wunderbar?" Ihre Augen leuchteten.

"Mein altes Zimmer war größer!", murmelte Hinata ungeniert und ein wenig überrascht von Sakuras plötzlicher Reaktion.

"Jetzt echt?" Ino warf sich auf ihr Bett.

"Da müssen deine Alten aber ganz schön viel Zaster haben"

Hinata zuckte mit den Schultern.

"Mein Vater ist Milliardär. Ihm gehört eine Kette von Gaststätten"
 

Also war die neueste und letzte ihrer Mitbewohnerinnen ein verwöhntes Prinzesschen.

"Halloho! Wir sind auch noch da!", ließ Naruto genervt verlauten.

"Wo soll ich das Zeug hier abstellen?" Er schwang die Tasche umher.

Hinata deutete auf ihr Bett.

"Ihr seid voll nervig! Echt jetzt!"

Naruto warf die Gepäckstücke unachtsam aufs Bett, ehe er murmelnd das Zimmer verließ.

"Willst du denn kein Trinkgeld?", fragte Ino sarkastisch.

"Ich hätte da ein paar Arschtritte für dich!"

So ein unfreundlicher Typ!

Eine Schüssel Manieren und gute Laune würde ihm gut tun.
 

"Nimmt es ihm nicht übel. Naruto hat heute total schlechte Laune!", entgegnete Neji entschuldigend und legte die beiden Koffer ebenfalls aufs Bett.

Das Naruto strikt gegen den Eintritt von Mädchen war, verheimlichte er ihnen allerdings.

Das mussten sie schließlich nicht wissen. Ebenso, wie seine Cousine nicht zu wissen brauchte, dass er sich in all den Jahren, seit er auf die SSAS-Academy ging, verändert hatte. Nicht gerade positiv.

"Wieso? Was ist denn mit ihm los?"

Sakura lackierte sich die Nägel.

"Nun, Naruto ist Vollwaise und in einem Kinderheim aufgewachsen.

Die Erzieher waren sehr streng mit ihm und Naruto war keineswegs ein Engel.

Mit 15 schickten die Erzieher ihn in eine Anstalt und mit 17 auf dieses Internat"

Eigentlich hätte Neji jetzt mit so einer Aktion wie

'Oh, der Arme gerechnet!'.

Schließlich waren Mädchen sehr sensibel in solchen Sachen.

"Na und? Das ist doch heutzutage nichts Ungewöhnlichres.

In Afrika leiden die Menschen unter Armut und du verlangst allen Ernstes, dass ich so einen unfreundlichen dahergelaufenden Jungen bemitleide?", meinte Hinata ziemlich unberührt.

Neji fuhr zusammen.

So ruppig kannte er seine Cousine gar nicht.

Sie hatte sich also auch verändert.

"Ich geh dann mal!" Er drehte sich um. "Bis später"
 

Ino musterte ihn. Hinatas Cousin schien eigentlich recht nett zu sein.

Zumindest sah er gut aus. Aber das tat Ananaskopf auch.

Argh, ständig musste sie an diesen Jungen denken!

Sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben.

Als sie aufsprang und zum Fenster schritt, bemerkte sie Sakuras misstrauischen Blick, den sie ihr zuwarf, nicht.

Die Tür wurde aufgeschlagen und Tenten trat ein.

"Mensch wo warst du? Ich dachte, du wolltest auf die Toilette?", murmelte Ino vorwurfsvoll.

"War ich auch! Aber auf der Falschen. Wusstet ihr, dass es acht verschiedene Toiletten auf diesem Internat gibt? Eine für die Lehrer, zwei für die Schüler, eine für den Direktor, dem Hausmeister, die Sekretärin..." Sie seufzte.

"Oje!", meinte Ino. "Das kann ja was werden"

Sakura nickte.

"Das kann wirklich was werden, Mädels. Wir kommen nämlich zu spät zum Abendessen!"

Wichtige Ankündigen

Kapitel 7 - Wichtige Ankündigen
 

Sie hetzten die Treppe hinunter.

Nein, fliegen würde eher auf die vier ungestümen Mädchen zutreffen.

"Beeilt euch!", rief Sakura, obwohl sie sich nicht sicher war, ob ihre drei Mitbewohnerinnen sie überhaupt verstanden hatten.

Am unteren Treppenabsatz angekommen, schnappten sie kurz nach Luft.

"Wo müssen wir jetzt hin?", erkundigte sich Ino atemlos.

"Keine Ahnung!", erwiderte Sakura schulterzuckend.

Ino seufzte. Na toll, ihr erster Tag an der neuen Schule und sie kamen zu spät zu einer enorm wichtigen Veranstaltung.
 

Ihr Blick wanderte umher, vorbei an großen Wandgemälden, Skulpturen und Zimmerpflanzen.

Dann heftete sich ihr Blick an eine ihr bekannte Person.

"Ananaskopf!", rief sie erfreut aus und stampfte winkend auf ihn zu.

Fragend drehte sich Shikamau um.

Wie hatte sie ihn genannt?

Ananaskopf?

"Was ist denn?", ließ er genervt verlauten.

Ino tat so, als hätte sie ihn überhört.

"Wo findet das Abendessen statt?"

Zuerst sah Shikamaru sie skeptisch an, dann streckte er den Arm aus und deutete auf eine Tür auf der Ostseite.

"Im Speisesaal!"

Wo auch sonst? Dieses Mädchen war wohl dazu veranlasgt, überaus dumme Fragen zu stellen.

"Oh", hauchte Ino überrascht. Wie konnte sie bloß so dumm sein?

War das nicht offensichtlich gewesen?

"Danke" Sie drehte sich um, wollte gehen. Doch dann wandte sie sich wieder an den Ananaskopf.

"Was ist mit dir? Willst du uns nicht begleiten?"

Ein merkwürdiges Lächeln umspielte Shikamarus Lippen.

"Nein. Warum sollte ich auch? Ich hab da, inmitten all dieser... äh... Mädchen, nichts verloren"
 

"Ein merkwürdiger Junge!", murmelte Tenten, als sie hinter Ino herlief.

"Kann schon sein!" Ino starrte auf die große Flügeltür.

"Dann mal los!" Sie öffnete die Tür mit der Aufschrift Speisesaal voller Elan.

Mildes Erstaunen breitete sich auf den Gesichtern der jungen Mädchen aus.

Prächtig, elegannt, majestätisch...

Ihn wären wohl hunderte solcher Worte für den Speisesaal eingefallen.

Und das war wirklich ein Saal.

Große gläserne Kronleuchter, verziert mit traumhaften Ornamenten, Wandteppiche in den schillerndsten Farben, Fenster, fast doppelt so groß, wie das in ihrem Zimmer.

Vor ihnen standen an die acht Tischreihen, an denen die verschiedensten Menschen saßen.

Sie spürten regelrecht, wie fragende und verwunderte Blicke auf ihnen lagen.
 

Langsam traten die Mädchen einen Schritt nach vorne, suchten nach freien Plätzen.

Ein großer, schwarzhaariger Junge winkte Sakura zu. Es war Sai.

"Tja, ich geh dann mal!", flötete Sakura und eilte zu dem attraktiven Jungen.

Zurück blieben drei verblüfft schauende Mädchen.

"Schöne Freundin!", zischte Hinata und verschränkte die Arme vor der Brust.

Es war doch so offensichtlich.

Es gab keinen Ort auf dieser Welt, an dem nicht mindestens ein Mensch untreu war.

"Hey, Tenten!" Kankuro kam durch die Flügeltür auf sie zugeschritten.

Er blickte auf die drei Mädchen.

"Wenn ihr wollt, könnt ihr am Tisch meines Bruders sitzen"

Er deutete auf einen etwas kleineren, dafür aber eleganteren Tisch in der hinteren linken Ecke des Saals.
 

Tenten sah zu ihren Freundinnen, dann nickte sie.

"Warum eigentlich nicht?"

Sie ließ sich von Kankuro an den Tisch geleiten, wo sie auch in aller Kürze den Anwesenden vorgestellt wurde.

Dann ließ sie sich neben Kankuro nieder, ihr gegenüber Ino und neben ihr Hinata.

Hinata sah sich um.

Als ihr Blick auf ein ihr vertrautes Gesicht fiel, gab sie Tenten einen Stoß in die Rippen.

"Der hat mir gerade noch gefehlt!", seufzte sie.

Sie sah wieder zu Naruto, der am hinteren Ende des Tisches saß und gedankenverloren mit seinem Besteck spielte.

Als er aufsah, streiften sich ihre Blicke.

Seine Augen waren so blau wie das Meer.

Wieso war ihr das gerade erst aufgefallen?

"Was ist? Noch nie einen Menschen gesehen oder was?", fauchte er sie an.
 

Hinata zuckte zusammen.

"Tsch-tschuldigung!", murmelte sie leicht verlegen.

Herrje, war das peinlich.

Und dass sie immer so schüchtern war, wenn sie Leuten begegnete, die sie nicht ausstehen konnte oder zu denen sie sich hingezogen fühlte. Oder wenn sie einfach bloß fremd waren.

Ino drehte sich um und ließ eine bissige Bemerkung vom Stapel, die Naruto zum Schweigen brachte.

Jetzt wurde ihr wieder bewusst, warum sie sich von Anfang an dagegen gesträubt hatte, auf dieses Internat zu gehen.

Solche Jungen wie Naruto waren der Grund.

Hohle, abweisende und arrogante Wichtigtuer!

Gerade wollte Ino noch etwas erwidern, als ein schrilles Pfeifen den Saal erfüllte.

Ino hielt sich die Ohren zu und blickte auf die Bühne zu ihrer Rechten.

Gaara stand dort, erhobenen Hauptes, und klopfte mit den Fingern gegen das Mikro.

"Test. 1, 2, 3. Test!"

Als er sich versichert hatte, dass das Mikrofon auch wirklich einwandfrei funktionierte, räusperte er sich.

"Schön, dass ihr alle anwesend seid. Ich bin Gaara Sabakuno, euer Schulsprecher. Wenn ihr irgendwelche Probleme habt, könnt ihr euch damit immer und jederzeit an mich wenden.

Heute ist ein ganz besonderer Tag in der Geschichte der SSAS-Academy. Denn ab heute sind auch offiziell Mädchen an diesem Internat zugelassen.

Man merkt es sofort, wenn man seinen Blick durch die Reihen schweifen lässt.

Ich hoffe, dass in den nächsten Wochen noch mehr Mädchen kommen werden.

Aber nun gebe ich weiter an Herr Tendo, der etwas Wichtiges zu verkünden hat!"

Der alte Mann stieg die Treppe zum Podest hoch und nahm Gaara nickend das Mikrofon ab.

Dann drehte er sich zur Menge.

"Nun", nuschelte er durch seinen Walrossbart.

"Wie Ihnen allen wohl kaum entgangen sein wird, bin ich schon recht alt. Nächsten Monat zähle ich 65 Jahre.

Es ist also Zeit, meine Berufung als Direktor aufzugeben und meiner Nachfolgerin den Posten zu überlassen.

Bevor ich nun also gleich die Lehrer und den Hausmeister sich vorstellen lasse, bitte ich Tsunade auf die Bühne.

Eine Frau als Schulleiterin symbosiliert nur noch stärker, dass wir ab nun auch Mädchen aufnehmen!"

Als er geendigt hatte, verbeugte sich Herr Tendo vor der Gemeinde und übergab der jungen Frau, die nun die Bühne betrat, das Mikro.

Die blonde Frau, mittleren Alters, schaute neugierig und lächelnd in die bunt gemischte Runde.

"Hallo allerseits.

Mein Name ist Tsunade Koichi und ich bin, wie gerade schon erwähnt wurde, ab sofort die neue Direktorin der SSAS-Academy.

Ihr glaubt gar nicht, wie sehr mich das freut. Gerade ich darf die allbewährte Tradition dieses Internates weiterführen. Es ist zwar nicht das Gleiche, aber etwas ganz Besonderes. Auf jeden Fall..."

Ein lauter Knall ertönte und alle drehten sich zur Geräuschqelle um...

Von Rüpeln und Babaren

Kapitel 8 - Von Rüpeln und Babaren
 

Welche Verfrorenheit! Die Ohrfeige hatte er sich verdient. Und nicht nur das!

Alle Flüche dieser Welt sollten diesem Mistkerl wiederfahren.

Doch dann schalt sich Hinata einen Narren.

Das war ihr erster Tag und sie führte sich auf wie ein wildgewordenes Tier.

Dass nun die Blicke der ganzen Gemeinschaft auf ihr lagen, war nun mit Verlaub nichts Ungewöhnliches.

Schließlich will doch jeder wissen, wer da so töricht diese aüßerst wichtige Versammlung unterbrach.
 

Naruto hielt sich weheleidig die Wange.

War dieses Mädchen verrückt geworden?

Woher nahm sie sich das Recht, ihm eine Ohrfeige zu verpassen?

Und das nur wegen solch unbedeutener Worte?

'Arrogante Schlampe!'

Woher sollte er wissen, welche Erinnerungen diese Wörter in Hinata weckten?

Aber sie hatte ihn auch geradezu herausgefordert.

Ihr starrer, stoischer Blick und ihre Lippen, die immer wieder die gleichen Worte geformt hatten.

Aber er hatte jetzt auch keine Lust, sich weiter über dieses Mädchen den Kopf zu zerbrechen.

Schließlich gab es wichtigere Dinge in seinem Leben. Das Surfen zum Beispiel.

Da fiel ihm ein, sein Board musste unbedingt gewachst werden.
 

"Was ist denn in dich gefahren?" Tenten packte ihren Arm und sah sie verwirrt an.

Hinata blieb stumm, überlegte, was sie erwidern sollte.

"Ich erzähl es dir später!", murmelte sie beklommen und richtete den Blick wieder auf die Bühne.

Tsunade stand mit unmissverständlichem Blick auf der Bühne, das Mikrofon fest umklammert.

Sie räusperte sich.

"Können wir dann fortfahren?"
 

Hinata nickte unweigerlich.

Tsunade erwiderte dieses Nicken.

"Es gibt auch nicht viel über mich zu erzählen. Ich bin 52 Jahre alt, ledig und habe keine Kinder. Aber was interessiert Sie mein Leben!" Sie lachte bescheiden.

"Kommen wir nun zu den Lehrern. Als erstes bitte ich..." Sie strich das Blatt Papier vor ihrer Nase glatt.

"...Herrn Kakashi Hatake nach vorne!"

Lautes Grölen und Klatschen ertönte.

Dieser Kakashi schien ziemlich beliebt bei dem männlichen Geschlecht zu sein.

Ein hochgewachsener Mann, der den Mädchen schon bekannt war, erhob sich von dem Tisch, an dem vermutlich die Lehrer saßen, und trat nach vorne.

Sein weißgraues Haar erschien im fahlen Licht der Saalbeleuchtung matt und farblos.

Er nahm das Mikrofon an sich und sah Tsunade dabei zu, wie sie die Treppen der Bühne hinunterstieg und am Tisch der Lehrer Platz nahm.

"Nun!" Kakashi grinste.

"Die Meisten von Ihnen werden mich kennen. Für die, die es nicht tun, mein Name ist Kakashi Hatake. Ich bin 26 Jahre alt und ledig"

Sein Blick huschte unbemerkt zu Anko, die gerade damit beschäftigt war, den köstlichen Rotwein, der nur zu solch feierlichen Anlässen wie heute ausgeschenkt wurde, zu genießen. Als sie Kakashis Blick bemerkte, klimperte sie unbemerkt mit den Wimpern.

Dann fuhr Kakashi fort.

"Ich bin Biologielehrer und natürlich liegt es in meinem Ermessen euch die Tierchen und Blümchen näher zu bringen. Der Schwerpunkt meines Unterrichtes ist die Vermehrung"

Das war ja klar. Ein unscheinbares Lächeln schlich sich auf Sasukes Lippen.

Typisch Kakashi.
 

Als nächstes folgte Anko Mitarashi. Aufällig war vor allem ihr violettfarbenes Haar, welches einem sofort ins Auge stach.

Als sie die Bühne betrat, warf sie Kakashi einen merkwürdigen Blick zu.

Dann schritt sie zum Mikrofon.

"Tja, so viele neue Gesichter. Und so hübsche" Sie lächelte.

"Ich bin ja froh, dass Lehrerinnen an dieser Schule erlaubt sind. Und das schon seit gut drei Jahren.

Ich habe hier viele sehr nette Leute kennengelernt. Und ich hoffe es werden noch mehr"

Sie schluckte.

"Aber nun zu mir. Mein Name ist Anko Mitarashi. Ich bin 22 Jahre alt, ledig und habe keine Kinder.

Ich bin Musiklehrerin und ziehe somit in Erwägung, dass ihr, als ohnehin schon talentierte Menschen, zum größten Teil von euch musikbegeistert seid"

Von wegen.

Kaum einer der Anwesenden konnte Noten lesen, geschweigedenn ein Musikinstrument spielen.
 

Der nächste Lehrer betrat die Bühne.

Es war ein unglaublich attraktiver und ziemlich junger Mann, mit goldgelbem Haar und strahlend blauen Augen.

Den Mädchen wäre die Kinnlade bis zum Boden gefallen, wären sie nicht einigermaßen beherrscht und gut erzogen gewesen.

Dröhnende Schreie, gellende Jubelrufe und lautes Geklatsche.

Als er lächelte, entblößte er zwei Reihen makellos weißer Zähne.

"Yondaime Yakushi, mein Name. Ich bin 21 Jahre alt, bin zurzeit Single, hab einen Sohn und bin Chemie- und Physiklehrer an der SSAS-Academy.

Wie ihr seht, liegen mir naturwissenschaftliche Fächer sehr.

Biologie hätte mich auch angesprochen, aber dieses Fach hatte mir der ehrenwerte Kakashi-kun ja schon unter der Nase weggeschnappt" Er grinste.
 

Allmählich wurde es langweilig.

Es war zwar von großer Wichtigkeit, die Lehrer kennenzulernen, aber musste es so ausführlich sein?

Ja, es musste.
 

"Was soll ich groß sagen? Mein Name ist Asuma Sarutobi, ich bin 36, verlobt, kinderlos und Sportlehrer.

Ich leite unter anderem die Fußball-AG, die Surf-AG und den alljährlichen Triathlon!"

Er fuhr sich durch sein schwarzes Haar.

Nun ergriff die Frau neben ihm das Wort.

"Ja, also, ich bin Kurenai Yuuhi, 33 Jahre alt und verlobt mit Asuma"

Sie drückte seinen Arm.

"Ich unterrichte Englisch. Und glaubt mir, Leute, ich nehme dieses Fach extrem ernst. Die SSAS-Academy ist die einzige Schule weit und breit, die als Hauptfächer Englisch, Mathe und Japanisch hat"
 

Die nächste Person fiel sofort durch die Narbe auf seinem Gesicht auf. Er trug ein schlichtes kariertes Hemd.

"Iruka Umino, 30, ledig. Lehrer für Mathematik"

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging.

"Mensch, der ist ja gesprächig!", murmelte Ino süffisant und schaute zu Hinata. Ob sie sich inzwischen beruhigt hatte?

Zumindest beobachtete sie jetzt ebenfalls das Geschehen auf der Bühne.

Und Naruto war auch nicht mehr sonderlich aufgefallen.
 

Die nächste Lehrerin war unglaublich hübsch und wirkte, trotz des Plüschschweines, dass sie auf dem Arm mit sich trug, recht sympathisch.

"Also, Mädels und Jungs. Ich bin Shizune Sumaki, 24, ledig und meines Zeichens Japanischlehrerin.

Ich würde euch raten, es euch nicht mit mir zu verscherzen. Ich kann recht unangenehm werden!" Mit einem Zwinkern beendete sie ihre Rede.
 

Das was nach Shizune die Bühne betrat, war eher schlecht als recht. Die Haare, die Augenbrauen und erst die Kleidung. Eine lebende Katastrophe.

"Nun, ich bin Maito Gai, 33, ledig und der Kunstlehrer dieses Internates.

Ich liebe Kunst und alles was damit zu tun hat"

Er verbeugte sich, dann ging er.
 

Der letzte Lehrer war beinahe genauso sexy wie Yondaime. Oder vielleicht war er sogar noch attraktiver. Sein Auftreten war eher lässig.

"Ich will euch hier nicht mit langen Reden foltern, darum mach ich´s recht kurz.

Shiranui Genma ist mein Name. Ich bin 27 Jahe alt, Single und bin Englischlehrer.

Ich denke mal, meine Kollegin hat euch genug über dieses Fach erzählt.

Das wars dann!"

Er grinste.
 

Das letzte Wesen, dass die Bühne betrat, war ein alter kauziger Typ. Sein langes Haar war schneeweiß.

"Hey, ihr süßen Mädels. Ich bin Jiraiya Kazuki, Hausmeister und Perversling der Schule.

Wundert euch nicht, ich bin manchmal ein wenig schlecht drauf. Oder ich bin total durchgeknallt"

Sein schmutziges Grinsen hing auch noch auf seinem Gesicht, als er die Bühne verließ.
 

Als Tsunade wieder auf der Bühne stand und sich bei den Lehrkräften bedankte, seufzten alle erleichtert auf.

Gerade wollte sie noch etwas erwidern, als wieder ein lauter Knall die Luft zeriss.

Hinatas dunkle Geheimnisse

Kapitel 9 - Hinatas dunkle Geheimnisse
 

Allmählich riss Tsunade der Geduldsfaden.

Welcher Unruhestörer hat denn nun schon wieder diesen Krach veranstaltet?

Als wäre es selbstverständlich, drehten sich alle Anwesenden zu Hinata und Naruto um.

Hinata saß noch immer auf ihrem Stuhl und blickte irritiert drein.

Sie hatte doch gar nichts gemacht...

Oder doch?

Langsam richtete sie sich auf und schaute über den Tisch.

Es kostete sie einiges an Mühe, ein Lachen zu verkneifen.

Naruto lag am Boden, unter ihm die Lehne des Stuhles. Er rieb sich murrend den Kopf.

"Aua!"

"Du Idiot schaffst es doch tatsächlich, samt Stuhl nach hinten zu kippen!"

Ino schüttelte den Kopf.
 

Ob er sich wohl schwer verletzt hatte?

Wenn nicht, war es sehr bedauerlich.

Sie nahm erneut Platz, faltete die Hände auf dem Tisch zusammen und sah wieder zu Tsunade.

Als diese bemerkte, dass Naruto endlich aufstand, setzte sie fort.

"Äh... nun ja. Das Essen ist angerichtet. Guten Apettit!"

Sie ging seufzend die Stufen der Bühne hinunter.

Also wenn alle solche Chaoten waren, würde sie es nicht leicht haben.

Sie hätte von Anfang an wissen müssen, dass dieser Beruf kein Zuckerschlecken wird.
 

Der Rest des Abendessens verlief schweigsam.

Wenn man mal vom Grunzen und Rülpsen der Jungen absah.

"Herrje, die benehmen sich wie die Schweine!", seufzte Ino und spießte eine Süßkartoffel auf.

"Was hast du anderes erwartet?", erwiderte Tenten schmunzelnd.

"Schließlich sind das Jungen"

Hinata hielt sich aus der Diskussion heraus.

Ihr schwirrten andere, wichtigere Dinge im Kopf herum.

Dieser Naruto war schon wirklich eigenartig. Er war genauso wie sie.

Zumindest, wenn man Nejis Worten Glauben schenken konnte.

Er hatte gesagt, Naruto seie nicht immer so. Wie war er denn normalerweise?

Nett und einfühlsam? Freundlich und hilfsbereit? Gentlemanlike?

Schlecht vorstellbar bei so einem Rüpel.

Aber es war ja allgemein bekannt, dass Menschen sich aüßerlich oft anders gaben, als sie es eigentlich waren.

War es bei Naruto genauso?

Sie warf ihm einen Blick zu. Er saß über seinen Teller gebeugt und verzehrte eine Schüssel Nudelsuppe.

Dieses Gericht schien er zu lieben, fiel er doch darüber her, als wäre es seine letzte Mahlzeit.

Er sah so... menschlich aus.
 

Als er aufsah, streiften sich ihre Blicke.

Hinata stockte.

Seine Augen sahen so unglaublich traurig aus.

Das Blau leuchtete zwar strahlend hell, aber dahinter ließ sich tiefe Trauer und Verzweiflung erkennen.

War er villeicht doch nicht so gewöhnlich und rüpelhaft, wie sie anfangs zu glauben vermochte?

Er hatte viel durchgemacht als Kind. So hatte es Neji erzählt.

Aber sie hätte nie erahnt, dass Naruto diese Erlebnisse heute noch zu schaffen machten.

Ihr war es noch nie schlecht ergangen. Sie wurde von hinten bis vorne verwöhnt.

Warum hatte sie nie daran gedacht, dass andere Menschen nicht so ein unbeschwertes Leben hatten?

Selbst Neji hat sich zum Besseren gekehrt, ist nun viel hilfsbereiter und aufgeschlossener. Zumindest war das ihr Eindruck.

Hinata beschloss, sich demnächst mal Zeit zu nehmen, um sich mit ihrem Cousin einen schönen Tag zu machen.

Und auch Naruto wollte sie näher kennenlernen. Bis jetzt war er ein ihr unbekanntes Mysterium.
 

Als das Abendessen vorbei war, halfen alle beim Abwasch und so waren sie ziemlich rasch fertig.

Während Ino einen Teller fertigrubbelte, hielt sie Ausschau nach Sakura.

"Hey, habt ihr Sakura und ihren Prinzen gesehen?"

Tenten und Hinata schüttelten den Kopf.

"Hmm, merkwürdig" Ino schrubbte an einer besonders hartnäckigen Stelle.

"Normalerweise ist dieser Zoi..."

Tenten unterbrach sie. "Er heißt Sai"

Ino seuftzte.

"Und wenn er Justin Timberlake heißen würde, ich kann ihn trotzdem nicht ab!"

Sie stellte den Teller ab.

"So, das war der Letzte. Dann lasst uns uns mal bettfertig machen"

Ino rubbelte sich die Hände an einem Handtuch trocken und sah ihre Freunde fragend an.

"Was ist?"

Hinata schaute zu Boden. Sie wirkte recht unsicher.

"Geht es dir nicht gut!", fragte Tenten sie und legte ihr besorgt einen Arm um die Schulter.

"Doch, doch!" Hinata hob entschuldigend die Hände in die Höhe und lächelte scheu.

"Lasst uns hochgehen"
 

In ihrem Zimmer angekommen, sprang Ino erst einmal erschöpft in ihr Bett und döste vor sich hin.

"Mann, das war vielleicht ein anstrengender erster Tag!"

"Stell dich nicht so an!", kicherte Tenten, die auf das Bett neben Hinatas sprang.

Ino ignorierte sie einfach und breitete die Arme aus. Das Bett war so schön weich und lud einen gerade zu ein, die Augen zu schließen. Und die Versuchung war groß.

Tenten verdrehte bloß die Augen und lief zu ihrem Kleiderschrank, um sich ihre Kleidung für die Nacht herauszufischen. Eine schwarze Hotpant und ein weinrotes Top.

Sie begann, sich umzuziehen.

Indess setzte sich Hinata auf ihr Bett und starrte auf die himmelblaue Decke.

Sollte sie es ihnen sagen?

Waren sie wirklich schon bereit, es zu erfahren? Nach einem Tag?

Sie wusste, dass sie vorsichtig sein musste.

Wissen in den falschen Händen konnte zu katastrophalen Folgen führen.

Die Tür wurde aufgeschlagen und eine glucksende und übertrieben fröhliche Sakura watschelte hinein.

"Hach, ich sag euch, dieser Sai ist die Wucht. Wusstet ihr, dass er Milch aus Nase, Augen und Ohren schießen kann?"

Sie taumelte summend auf ihr Bett zu.

Als sie Hinatas eigenartigen Blick und ihre merkwürdig Haltung bemerkte, verstummte sie.

"Ist alles in Ordnung mit dir, Hinata?"

Die Angesprochene sah auf.

"Häh?... Oh... ja"

"Das klang wirklich überzeugend!"

Ino warf sich mit Schwung vor ihre Füße.

"Raus mit der Sprache oder ich foltere dich zu Tode!"

Sie kannte Inos Foltermethoden nicht. Aber um ehrlich zu sein, wollte sie auch keine Bekanntschaft mit ihnen machen.

Also entschied sie sich dafür, ihnen die Geschichte zu erzählen.

"Nun gut, ich sag es euch, aber es kann eine lange Geschichte werden"

Die Anderen sahen sie neugierig an.

"Wir haben Zeit genug!", murmelte Tenten und machte es sich bequem. "Schieß los!"
 

Hinata atmete tief durch. Nun gut, sie wollten es ja nicht anders.

Sie machte es sich gemütlich und räusperte sich geräuschvoll.

"Nun, ich werde euch erstmal mein Verhalten erklären"

Sie machte eine bedeutene Pause.

"Damals hatte ich einen Freund. Derek. Er kam aus Kanada und war gerade neu nach Japan gezogen. Er besuchte meine High School und ich hatte mich sofort in ihn verliebt.

Schließlich kamen wir zusammen.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich ich damals mit ihm war.

Wie sehr ich ihn geliebt hatte.

An unserem zweiten Jahrestag passierte dann etwas, was mein ganzes Leben auf den Kopf stellen sollte.

Es war ein ziemlich milder Herbsttag und wir wollten uns bei mir treffen.

Ich hatte mich schon so gefreut.

Doch dann rief er an, meinte, er hätte eine Grippe.

Später erfuhr ich, dass er mit meiner besten Freundin im Bett gewesen war.

Ich war so entrüstet und aufgelöst gewesen, dass ich mir das Leben nehmen wollte.

Als Derek davon erfuhr, ist er schnellstens zu mir geeilt, hat sich entschuldigt, mir gesagt, wie sehr er mich lieben würde.

Ich verzieh ihm, so sehr liebte ich ihn.

Doch mein neuerobertes Glück sollte nicht lange währen.

Drei Tage später stand die Polizei vor meiner Tür. Derek seie tot, hatten sie verkündet. Er wurde ermordet.

Dieser gottverdammte Scheißkerl wurde ermordet, als er sich mit einer Ex-Freundin traf, um sie erneut flachzulegen"

Sie hörte, wie ihre Freundinnen erschrocken nach Luft schnappten. "Wie schlimm!", hauchte Tenten mitfühlend.

Ein Lächeln huschte auf Hinatas Lippen.

"Und wisst ihr, wer Derek ermordet hat?"

Ihre Mitbewohnerinnen schüttelten mit den Kopf. Woher sollten sie auch?

Hinata hob den Kopf, sah die drei Mädchen vor ihr eindringlich an.

"Ich war es!"

Alles nur gelogen?

Kapitel 10 - Alles nur gelogen?
 

Die drei Mädchen starrten Hinata fassungslos an.

Ihre Worte waren wie ein Dolch, der sich in ihre Leiber bohrte.

"Du hast ihn umgebracht?", fragte Tenten geschockt.

Sie konnte nicht glauben, dass dieses unscheinbare Mädchen wirklich eine Mörderin war.

Hinatas Gesichtsausdruck wurde trauriger und sie senkte den Kopf.

"Naja, ich hab ihn nicht wirklich ermordet. Nicht so, wie ihr denkt...

Um genau zu sein, wurde er auch nicht wirklich ermordet. Aber ich bin Schuld an seinem Tod"

Ein lautes Schluchzen war zu vernehmen und wenige Sekunden später fielen Tränen auf die Tagesdecke, auf der Hinata saß.

"Als ich erfuhr, dass er wieder mit meiner besten Freundin schlafen wollte, war ich zu ihm geeilt.

Ich hatte ihn auf der Einfahrt vor ihrem Haus stoppen können. Er sah mich erschrocken an.

Ich hatte ihm gesagt, ich würde ihn verlassen, wenn er in dieses gottverdamte Haus gehen würde.

Ich wusste, wie sehr Derek mich liebte, aber das, was danach passierte, verstand ich bis heute nicht.

Er ging in dieses Haus. Ich sah ihn mit Tränen in den Augen hinterher, dann ging ich.

Nie hätte ich gedacht, dass er mich so hintergehen würde.

Am späten Nachmittag rief er mich an.

Er meinte, er würde es ohne mich nicht aushalten und dass er sich das Leben nehmen würde.

Ich...

Ich hielt ihn nicht auf, so sauer war ich und so wenig Vertrauen hatte ich zu ihm. Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben konnte.

Woher sollte ich wissen, dass er es so ernst meinte?

Am nächsten Tag erfuhr ich, dass er sich wirklich das Leben genommen hatte.

Er war auf die Schienen eines Shikansen getreten und hatte sich überfahren lassen"

Nach diesen Worten verstummte sie.
 

"Gott, die Geschichte ist so schrecklich!", murmelte Sakura, den Tränen nahe.

Tenten nickte ihr zustimmend zu.

"Aber warum hast du uns angelogen? Wieso hast du uns erzählt, er wurde ermordet? Und dass du es getan hast?", kam es fragend von Ino.

Hinata sah auf. Ihre Augen waren tränenverquollen und rot.

"Nun, indirekt habe ich ihn doch ermordet. Ich bin schuld daran, dass er nicht mehr lebt"

Tenten schüttelte den Kopf.

"Es war Selbstmord. Du hast keinerlei Schuld. Du hast ihn schließlich gewarnt"

Hinata sah sie stumm an.

"Ich verstehe bis heute nicht, warum er in dieses Haus gegangen war"

"Das tut wohl keiner!", meinte Sakura und legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter.

Den Rest des Abends verharrten die Mädchen eine Zeit lang so, dann gingen sie zu Bett.

Der erste Tag war vorüber.

Der erste Tag voller furchtbarer Ereignisse, grausiger Geschickten und nackten Tatsachen.

Aber auch ein Tag voller Fröhlichkeit und Glück.
 

Am nächsten Morgen wurden die Mädchen zu ihrem Erstaunen von Shizune geweckt.

"Aufstehen, Mädels!", meinte sie sanft und rüttelte jede Einzelne wach.

Mit einem lauten Gähnen setzte sich Ino auf und starrte auf ihren Wecker.

Kurz vor Neun.

Auch Sakura erhob sich mehr oder weniger erfreut.

Als Ino sie erblickte, musste sie unweigerlich lachen.

"Was ist denn?", fragte Sakura verpeilt.

Ino deutete auf ihren Kopf.

"Deine Haare stehen in alle Richtungen ab"

Die Worte sickerten langsam in Sakuras Gehirn.

Dann sprang sie auf.

"Was?" Sie eilte ins Bad, wo sie ein frustriertes und gequältes Seufzen verlauten ließ.

Tenten, die sich nun auch dazu bewegt hatte, aufzutehen, blinzelte müde.

Als sie sah, wie Sakura, wie von einer Furie verfolgt und mit einer Haarbürste bewaffnet, aus dem Bad geeilt kam, stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

Hinata, Schlusslicht unter den Aufstehern, hielt sich den dröhnenden Kopf. Sie hatte gar nicht gut geschlafen.
 

Shizune beobachte das Geschehen verdutzt, dann grinste sie.

"Wascht euch und zieht euch um. Das Frühstück beginnt gleich!"

Alle außer Sakura, die gerade damit beschäftigt war, ihr Haar glatt zu kämmen, nickten.

Shizune zuckte mit den Schultern und ging.

"Verdammt, die Haare stellen sich immer wieder auf!", fauchte Sakura und schleuderte die Bürste durchs Zimmer.

Besagtes Flugobjekt traf Ino beinahe am Kopf.

"Sag mal, spinnst du?", zischte Ino und sprang auf.

Eine kleine Rangelei begann und Tenten mischte sich ein.

"Hey, hört auf. Sakura, ich kümmere mich um dein Haar. Und du..."

Sie sah zu der temparentvollen Rosahaarigen. "Entschuldige dich bei Ino"

"Sorry", hauchte sie kaum hörbar.

Ino sah sie trotzig an und verschwand im Bad.

"Ich gehe duschen", verkündete sie.
 

Anderthalb Stunden später waren die Mädchen geduscht, gekleidet und frisiert und nun bereit, zu frühstücken.

"Das Frühstuck haben wir bestimmt verpasst!", seufzte Tenten.

"Wahrscheinlich schon!", stimmte Hinata ihr zu.

Die Vier liefen die Treppen hinunter ins Foyer.

Das Frühstück war wirklich schon beendet und so mussten die vier Mädchen mit grummelnen Magen weiterleben.

"Ich werde Ananaskopf suchen!", verkündete Ino.

"Vielleicht hat er irgendwelche Snacks auf seinem Zimmer"

Sie lief die Treppe hoch und war verschwunden.

"Dann werde ich an den Strand gehen!" Hinata gähnte mit vorgehaltender Hand.

"Das Meer wird mir gut tun"

Sie hob die Hand zum Abschied und ging.

"Und ich gehe in unser Zimmer und werde ein Buch lesen", meinte Tenten.

Ehe sich Sakura versah, stand sie allein in der großen Eingangshalle.

Na toll. Was sollte sie jetzt tun?

Sie beschloss, sich die Gartenanlagen mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
 

~~°~~
 

Draußen war es angenehm warm und die Sonne schien unerlässlich.

Das Zwitschern der Vögel erfüllte die Luft und der Duft von Blumen kroch in Sakuras Nase.

"Was für ein herrlicher Tag!"

Sie folgte einem verschlungenen Pfad.

Die Kieselsteine unter ihren Turnschuhen machten bei jedem Schritt ein schabendes Geräusch.

Der erste Pfad schlängelte sich in einen Zweiten, und ehe Sakura sich versah, hatte sie sich in einem Labyrinth aus Wegen und Pfaden verlaufen.

"Na toll, das hat mir ja gerade noch gefehlt!", seuftzte sie und blickte sich um.

Wenn sie bloß wüsste, wo sie war, geschweigedenn, wo sie entlanggehen musste.

Alles sah so gleich aus. Wege aus Kieselstein, umringt von Bäumen, Büschen und Blumen.

Ihrer Mutter hätte es hier bestimmt prächtig gefallen.

Sie entschied sich für den Weg links von ihr.

Also setzte sie sich in Bewegung. Irgendwie musste sie hier doch rauskommen.

"Halt, da darfst du nicht entlang!"

Sakura fuhr herum uns starrte auf die Person hinter sich.

"Wer bist du?"

Sie erhielt keine Antwort. Stattdessen ging die Person auf sie zu und packte sie grob am Arm.

Ein mysteriöser Ort

Kapitel 11 - Ein mysteriöser Ort
 

"Hey, nicht so grob!", fauchte Sakura und versuchte, ihren Arm freizubekommen.

Dies erwies sich allerdings zu Sakuras Übel als schwieger als erwartet.

Sie blickte in das Gesicht ihres Angreifers – und erstarrte.

Das war doch dieser Typ, dem sie gestern auf dem Flur begegnet ist.

Der, der sie so mürrisch angemotzt hatte.

Sasuke drückte ihren Arm noch fester, sodass Sakura vor Schmerz die Zähne zusammenbiss.

"Komm nie wieder hierher!" Er stieß sie unsanft von sich und die Rosahaarige fiel beinahe zu Boden.

Stöhnend wankelte sie, ehe sie wieder ihr Gleichgewicht fand, und rieb sich ihren schmerzenden Arm.

Verdammt, hatte dieser Bastard eine Kraft!
 

"Hast du verstanden?" Seine Stimme klang kalt und fest entschlossen.

"Jaja, ich hab´ es ja schon mitbekommen!, fauchte die temperamentvolle Rosahaarige.

Sie wollte nach dem Grund fragen, verwarf diesen Gedanken allerdings sofort wieder.

Er würde ihr bestimmt keine Antwort geben. Schließlich hatte er irgendetwas zu verbergen.

"Äh, in welche Richtung muss ich gehen, um wieder zum Internat zu gelangen?"

Sasuke deutete auf den Pfad zu seiner Rechten. "Da lang!"

"Danke!", murmelte Sakura trotzig und schob sich an ihm vorbei. So ein Bastard.

Wehe ihm, er würde ihr noch einmal über den Weg laufen!
 

~~°~~
 

Indess war Ino auf der Suche nach ihrem heißgeliebten Ananaskopf.

Wenn sie doch bloß seinen Namen wüsste!

Ihre Füße brachten sie zu einer schmalen Treppe, ausgelegt mit elfenbeinfarbenen Teppich.

Das Geländer war beige und wirkte recht edel.

Vielleicht führte diese Treppe ja zu den Gemächern des Direktors.

Das würde zumindest die adäquate Anordnung der Portraits ihrer Linken und die edle Ausstattung erklären.

Sollte sie es wagen und die Treppe hochgehen?

Wer weiß, vielleicht war es ja verboten.

Wenn sie doch bloß dieses blöde Gesetz- und Regelbuch gelesen hätte.

Es war Hauptvoraussetzung dafür, überhaupt an die SSAS-Academy aufgenommen zu werden. Aber Ino war schlicht und einfach zu faul zum Lesen gewesen und hatte sich eher schlecht als recht durch die Aufnahmeprüfung gemogelt.
 

"Ach, was soll´s!", murmelte sie zielstrebig und legte ihre Hand aufs Geländer.

Ein fataler Fehler, wie sie alsbald bemerkte.

Es war schon zu spät, als sich eine schwere Hand auf ihre Schulter legte.

Sie drehte sich langsam um, in der Erwartung, gleich eine deftige Strafpredigt vorgesetzt zu bekommen.

Aber wider ihres Erwartens, stand eine ihr bekannte Person vor ihr.

"Ananaskopf!", rief sie hocherfreut und warf sich ihn um den Hals.

Total perplex über Inos spontane Reaktion, blieb Shikamaru wie angewurzelt stehen.

"Wen meinst du eigentlich die ganze Zeit mit Ananaskopf?"

"Dich!"

"Mich?"

"Ja!"

"Warum?"

"Dein Kopf sieht aus wie ´ne Ananas!"

"Ach ja?"

"Ja. Wie heißt du denn richtig, wenn dich Ananaskopf nicht anspricht?"

"Mein Name ist Shikamaru Nara!"

"Shikamaru? Ananaskopf klingt besser!"

"Wenn du meinst..."

Er wandte sich zum Gehen, aber sie hielt ihn fest.

"Na schön, Shikamaru. Kannst du mir vielleicht helfen?"

Er hob eine Augenbraue. "Kann ich?"

Den Ausdruck, der sich bei seiner Bemerkung auf Inos Gesicht ausbreitete, fand er mehr als süß.

Wie sie die Backen aufbließ und sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen verengten.

Total kawaii!

"Dann halt nicht, Baka!", fauchte sie erböst und drehte sich auf dem Absatz um.

"Warte!" Shikamaru hielt sie an der Schulter fest.

"Klar helf ich dir! Wobei brauchst du denn Hilfe?"

Sanft musterte er sie mit seinen dunklen Augen und Ino glaubte, sich in ihnen zu verlieren.

Für alle Ewigkeit.

"Äh..." Ja, wobei brauchte sie denn nochmal Hilfe?

Sie wollte Anaskopf wiedersehen und war so erfreut darüber, dass sie ihre Fragen vergessen hatte.
 

"Äh... Ich hab es vergessen!", gab sie nüchtern zu.

Er musste schmunzeln und sein Hauptaugenmerk lag auf ihren rotverfärbten Wangen.

Herrje, sie war immer süß. Egal, ob nun sauer oder verlegen.

"Na, dann lass dir Zeit und denke nach!" Er tippte ihr an den Kopf und ihre Verlegenheit war wie verflogen.

"Tipp mich nicht an, du Ananashirn!" Wutschnaubend verschränkte sie die Arme vor der Brust.

Was fiel ihm ein?

Und warum scharwenzelt er jetzt so um sie herum? Hatte er Hummeln im Hintern?

"Schön... dann überleg ich halt!" Sie strengte ihre grauen Zellen an, durchforstete ihre Gedankenstränge und suchte in den Aktenschränken ihrer Hirnmasse.

Dann fiel es ihr wie Schuppen vor den Augen. Natürlich! Wie konnte sie nur so etwas Wichtiges vergessen?

"Ich, ich wollte wissen, warum du mir gestern auf der Treppe geholfen hast?"

Sie nestelte nervös an einer ihrer Haarsträhnen herum.

Shikamaru linste sie an.

Was sollte er antworten?

Dass er sie attraktiv fand? Dass er einfach bloß ein Gentleman war?

"Äh... Ich muss los!" Er deutete auf seine Armbanduhr.

"Bis dann!" Mit einem Wink verabschiedete er sich und ließ eine völlig verwirrte Ino hinter sich.
 

~~°~~
 

Nach anderthalb Stunden und bestimmt sechsmaligem Verlaufen hatte Sakura das Internat gefunden.

"Herrje, ich geh nie wieder in den Garten!"

Sie legte eine Hand auf die vergoldete Klinke des Eingangstores und öffnete sie mit viel Elan.

Sie erinnerte sich noch an den gestrigen Tag. Wie sie genau an dieser Stelle stand, mit so viel Hass im Herzen. Wie sehr sie sich gesträubt hatte, dieses Internat zu besuchen.

Jetzt fand sie es gar nicht mehr so schlimm.

Wenn man mal von diesem ruppigen Eisberg von gerade absah.

Irgendwie schienen hier alle Jungen einen Hang zur Unfreundlichkeit zu haben. Erst dieser Naruto und jetzt der komische Kauz von gerade.

Kreuzweise konnten sie sie mal.

Schließlich war sie nicht eine von diesen Mädchen, die sich stets unterkriegen ließ, sondern machte mit ihrer taffen Art einen Großteil des männlichen Geschlechtes dem Erdboden nieder.

Darin hatte sie schon genug Erfahrungen gesammelt.

Solche Jungs gab es an ihrer alten High School zu Hauf.

Alles bescheuerte Idioten ohne Gefühle.

Als sie durch das Tor schritt, kroch ihr sofort der Duft des Meeres in die Nase.

Es war wirklich ein schöner Ort hier.

Sie beschloss, in den nächsten Tagen unbedingt einmal zum Meer zu gehen, die salzige Luft einzuatmen, das Rauschen der besänftigenden Wellen, die an die Brandung klatschten, zu vernehmen und einfach unbeschwert zu sein.

Sie liebte das Meer, ohne Zweifel.

Aber es gab nun einmal wichtigere Dinge. Und einige davon musste sie jetzt erledigen.

Langeweile

Kapitel 12 - Langeweile
 

Tenten lag ausgestreckt auf ihrem Bett und schmökerte in einem spannenden Buch.

Es war über chinesische Drachen, die in einer absolutistischen Welt lebten und von ihrem Herrscher unterdrückt wurden.

Es war recht spannend und Tenten verlor sich zwischen den Buchstaben.

Sie stellte sich jede einzelne Szene vor, malte sie sich in ihren Gedanken aus und bastelte schon am Ende herum.

Das tat sie immer.

Was sie auch immer tat, war, das Ende eines jeden Buches zu lesen und sich somit die ganze Spannung zu verderben.
 

Nach sechs weiteren Kapiteln wandte sie ihren Blick von dem Buch ab und schaute gen Fenster.

Es war schon Nachmittag und draußen verfärbte die Sonne den Himmel bereits rot.

Der Anblick fesselte sie irgendwie. Was das doch für ein schöner Ort war!

Das laute Grummeln ihres Magens durchbrach die Stille.

Wann gab es eigentlich Mittagessen?

Oder hatte sie es schon verpasst?

Möglich wäre es, zumal man auf diesem Internat wohl nicht die Sitte zu pflegen schien, die Mahlzeiten anzukündigen.

So kam es, dass Tenten das Buch zuklappte und vom Bett sprang.

Auf leisen Sohlen schlich sie zur Tür.

Sie wollte Hinata nicht aufwecken, denn diese war kürzlich eingeschlafen.

Kein Wunder, bei der Langeweile, die zuvor noch im Zimmer geherrscht hatte.

Doch was sie nicht bemerkte, als sie die Zimmertür sachte hinter sich schloss, war, dass Hinata die Augen öffnete und sie böse anfunkelte.
 

Auf dem Flur war es dunkel. Nur das fahle Sonnenlicht, welches durch die wenigen schmalen Fenster am Ende des Flures fiel, spendete ein wenig Licht.

Tenten versuchte, sich zu orientieren und ging mit langsamen Schritten auf die Kommode zu ihrer Rechten zu.

Wenn sie sich recht entsinnte, kam sie, wenn sie in diese Richtung ging, zu der Treppe, die ins Foyer führte.

Als sie an der Kommode vorbei ging, stieß sie beinahe die türkisfarbene Vase samt den darinstehenden Margeriten um.

Mit einem leisen Ausruf der Erleichterung darüber, dass sie doch keinen Mist gebaut hatte, ging sie weiter.
 

Als die große Treppe zum Foyer hinabstieg, bemerkte sie nicht, wie sie jemand mit ihren Blicken durchbohrte.

Unten angekommen, steuerte sie auf die Haiskulptur zu.

Wirklich furchteinflössend, dieses Wesen. Dabei war es nur aus kaltem Stein.

Sie fuhr mit der Hand darüber, so, als wäre es ein antikes Museumsstück.

Ein leises Kichern war zu vernehmen und Tenten sah sich um.

"Schön, nicht wahr?", hauchte ihr eine ihr bekannte Männerstimme ins Ohr.

Kankuro!

Freudig fuhr sie herum und umarmte ihn rasch.

"Wie geht es dir?", fragte er und fuhr sich durchs Haar.

"Hmm, es geht so. Ich muss mich erst noch richtig einleben. Und wie geht es dir?"

Kankuro grinste breit und entblößte dabei zwei Reihen makellos weißer Zähne.

"Blendend!", erwiderte er und verschränkte die Arme hinterm Kopf.

"Ich hab letzte Nacht so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr!"

Den Grund dafür nannte er ihr nicht.

Sie musste ja nicht wissen, dass sie ihm seit ihrer Ankunft auf dem Internat nicht mehr aus dem Kopf ging.

"Das freut mich!", murmelte Tenten geistesabwesend.

Was bedrückte sie bloß so sehr? Sie wusste es selbst nicht.
 

"Du, Kankuro?"

"Ja?" Er sah sie mit seinen dunklen Augen an.

"Magst du mich?"

Verblüfft starrte er sie an.

"Aber natürlich!", entgegnete er. "Sehr sogar!"

Tenten wusste nicht recht, wie sie das 'sehr sogar' interpretieren sollte, aber das tat jetzt auch nichts zur Sache.

Schließlich gab es jetzt weitaus wichtigere Dinge.

"Könntest du mir einen Gefallen tun?" Sie zupfte an Kankuros Ärmel.

"Äh, klar doch!", antwortete dieser und rieb sich sichtlich verwirrt am Kopf.

"Was immer du willst!"

Was immer sie wollte.

Wusste er eigentlich, was er da sagte?

Sie musterte ihn.

Er trug ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck einer ihr unbekannten Band, eine blaue Jeans und grüne Turnschuhe.

Verdammt, sah er gut aus.

Sie traute sich kaum, ihre Frage zu stellen.

"Ich!" Sie brach ab. Es ging einfach nicht.

"Schon gut!", hauchte sie und ließ seinen Ärmel los.

Mit gesenktem Kopf stand sie da, zerfloss in ihrer Erbärmlichkeit.
 

"Kannst du mir den Weg zum Strand erklären? Ich muss mich erstmal sammeln!"

Kankuro nickte.

"Du verlässt das Internat, biegst links ab bis du zu einem schmalen Pfad kommst. Diesen gehst du einfach geradeaus entlang. Irgendwann stößst du dann auf den Sandstrand"

Dankend nickte Tenten, verabschiedete sich von Kankuro und ging dann nach draußen.

Dort lehnte sie sich gegen die Tür und seufzte frustriert.

Sie war so eine Idiotin! Wieso hatte sie ihn nicht einfach gefragt?

Ganz einfach, weil sie es nicht konnte. Was sollte er denn von ihr halten?

Sie stieß sie wieder von der Tür ab und folgte dem Weg, den Kankuro ihr beschrieben hatte.

Links und dann geradeaus. Leicht zu merken.

Als sie den schmalen Kieselweg betrat, fielen ihr sofort die Rosen ringsum von ihr auf und für einen Moment schien sie wieder alles zu vergessen.

Der Wind blies ihr mild um die Ohren.
 

Kankuro hatte Recht. Irgendwann stießen ihre Füße tatsächlich auf den weichen weißen Sand des Strandes und hinterließen einen tiefen Fußabdruck.

Der Geruch von Meersalz drang ihr in die Nase und von weitem konnte man das schrille Kreischen der Möwen vernehmen.

Wie sehr sie das Meer doch liebte.

Sie wanderte den schmalen Küstenstreifen entlang. Zu ihren Fußen tummelten sich Muscheln in den verschiedensten Formen und Farben und eine Krabbe huschte über den feinen Sand.

In der Ferne war ein Leuchtturm zu erkennen und auf dem weiten Meer trieb ein Ozeandampfer.

Sie fühlte sich völlig frei und unbeschwert.

Das seichte Geräusch der Wellen, die sich in der Brandung tümmelten und gegen die Klippen klatschten, war wie Musik in ihren Ohren.

Sie atmete tief ein.

Dann fiel ihr Blick auf einen Jungen.

Er stand auf einem Surfbrett und reitete die Wellen wie ein junger Gott.

Sein rabenschwarzes langes Haar klatschte gegen seinen muskülösen Oberkörper und von seinem Gesicht perlten Wassertropfen.

Völlig perplex von dieser Aussicht, stand Tenten regungslos da und starrte.

Man hätte meinen können, sie seie ein Spanner.

Als der Junge sie bemerkte, fixierten seine weißen Augen sie und schienen sie regelrecht zu durchbohren.

Plötzlich fühlte sie sich so willenslos.

Und dann schwamm dieser Kerl auch noch Richtung Strand, bis er plötzlich ganz nah vor ihr stand.

Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrem Haar.

"Wer bist du?"

Ertappt

Kapitel 13 - Ertappt
 

Tenten wusste nicht, was sie antworten sollte.

Sie stand stocksteif da, ihre Glieder rührten sich nicht.

Der Junge starrte sie misstrauisch an, während er sich das nasse Haar aus dem Gesicht strich.

Ein eigenartiges Mädchen, wie er fand.

Wie sie gekleidet war. So etwas hatte er noch nie gesehen.

Er zupfte an dem eigenartigen Stück Stoff, welches ihren Oberkörper bedeckte.

"Was ist denn das?"

Erst bei dieser Unverfrorenheit fand Tenten ihre Stimme wieder.

"Nimm deine Finger weg, du Spasti!", zischte sie und schlug seine Hand weg.

"Oh, gleich so forsch?" Neji grinste überheblich.

"Halt die Klappe!" Tenten war im Begriff sich umzudrehen und wieder zurück zum Internat zu gehen, doch Neji ergriff ihre Schulter und drehte sie um, sodass er ihr in die Augen schauen konnte.

"Wohin des Weges? Wolltest du mir nicht deinen Namen verraten?", meinte Neji rau.

Wollte sie das?

"Ach ja? Daran kann ich mich nicht erinnern!" Sie wandte ich aus seinem Griff.

Neji hob eine Augenbraue.

"Also wirst du mir deinen Namen nicht verraten?"

Tenten nickte. "Jepp. So sehr ich es auch bedauere, du wirst leider dumm sterben müssen.

Und nun entschuldige, ich mus los. Kankuro wartet schon auf mich"

"Kankuro Sabakuno?", fragte Neji gequält. "Dieser Bastard wartet auf dich?"
 

Tentens Hände ballten sich zu Fäusten und elektrisiert fuhr sie herum.

"Wenn hier einer ein Bastard ist, dann bist das ja wohl du! Überhaupt, woher nimmst du dir das Recht, ihn zu beleidigen?

Kankuro ist ein verdammt netter Kerl. Du solltest dir vielleicht mal eine dicke Scheibe von ihm abschneiden!"

Sie wurde lauter, als sie es eigentlich wollte, aber dieser Kerl regte sie wirklich auf.

Wer war er überhaupt?

Bestimmt so ein megareicher Snob aus den obersten Schichten.

So ein eingbildeter Fatzke, der denkt, sich mit Geld alles erkaufen zu können und der auf die Gefühle anderer keinerlei Rücksicht nimmt.

Sie ließ diesen Baka von Menschen hinter sich und hoffte inständig, nicht von ihm verfolgt zu werden.

Wer weiß, auf was für Ideen der kam?

Sie vermochte gar nicht daran zu denken...
 

Inzwischen hatte sie das Internat schon fast erreicht.

Der Weg kam ihr ziemlich lang vor. Zumindest länger als beim letzten Mal.

Aber wahrscheinlich irrte sie sich nur.

Hoffentlich war Kankuro nicht sauer. Schließlich hatte sie ihn ohne seines Wissens als Alibi missbraucht.

Aber ein so netter Kerl würde es ihr bestimmt verzeihen.

Zumindest hoffte sie es.
 

Im Foyer war es ungewöhnlich voll.

Die Jungen tummelten sich in Massen um die neu angekommenden Mädchen, flirteten was das Zeug hielt, und schienen sich köstlich zu amüsieren.

Doch eine Traube an Menschen erweckte ihr Interesse am meisten.

Sie steuerte auf die große Haistatue zu, um die sich viele Schüler tummelten, und mischte sich unter die Menge.

Einem ihr unbekannten Jungen zupfte sie am Ärmel. "Was ist denn da vorne los?"

Der Junge drehte sich zu ihr um. Seine Haar war braun und stand in alle Richtungen ab.

"Neji und Sasuke haben wieder beim alljährlichen Surfwettberb in der Klasse 'Coole Jungs' gewonnen. Und nun prahlen sie wieder von ihren Erlebnissen", erklärte er.

"Achso. Danke!", hauchte Tenten und versuchte, einen Blick nach vorne zu erhaschen.

Aber die Jungen aus den höheren Klassen, die einige Köpfe größer als sie waren, versperrten ihr die Sicht.

Sie hörte lautes Lachen aus den vorderen Reihen und versuchte, sich nach vorne zu schieben.

"Neji, bist du heute wieder irgendwelchen Haien begegnet?", fragte einer aus den hinteren Reihen und lautes Gelächter und Beifall war zu vernehmen.

In diesem Krach ging Nejis Antwort total unter.

Als sich das Gelächter legte, hörte sie die Stimmen der zwei Gefeierten.

"Und nun, da ja jetzt auch Mädchen auf die SSAS-Academy gehen, haben wir uns etwas ganz Besonderes ausgedacht.

Sasuke und ich werden uns jeweils ein Mädchen aus den Zuschauern aussuchen und mit ihnen den ganzen Tag verbringen"

Wieder ertönte Gejubel und Applaus und Neji und Sasuke begannen, vom Podest der Statue zu hüpfen und sich in den Reihen nach hübschen Mädchen umzusuchen.

"So viele Freiwillige?", höhnte Sasuke und lachte.

"Das macht doch gar keinen Spaß. Wir nehmen lieber ein paar Unfreiwilige!"

Diese arroganten Säcke.

Einer der Jungen schritt durch die Reihen und ergriff die Hand eines hübschen Mädchens vor ihr.

Er säuselte ihr verführerische Worte ins Ohr und stellte sich als Sasuke Uchiha vor.

Das war also besagter Sasuke.

Blieb also nur noch dieser Neji.
 

Und als wäre es Ironie des Schicksales, kam gerade dieser durch die Reihen gestapft und Tenten raubte es dem Atem.

Dieser Bastard vom Strand! Wie kam er denn so schnell hierher?

Sie verkniff sich einen Fluch und versteckte sich hinter einem recht großgewachsenen Jungen, in der Hoffnung, Neji würde sie nicht entdecken.

Aber zu spät, denn besagter Bastard hatte sie schon nach kurzer Zeit gefunden.

"Na, wen haben wir denn da?" Er schien zu überlegen. Dann grinste er.

"Da ich mir sicher bin, dass du dich nie freiwillig mit mir abgeben würdest und da ich noch eine Rechnung bei dir offen habe, wähle ich dich aus"

Er ergriff ihren Arm.

"Ich will aber ni..."

Er hielt ihr mit seiner Hand den Mund zu.

"Nicht so voreilig, Kleine! Komm erst einmal mit!"

Kleine? Hatte er noch alle Zacken an der Krone?

Sie wandte sich abermals, aber es gelang ihr nicht, sich aus seinem Griff zu befreien.

Grob zog er sie durchs Foyer, vorbei an den gaffenden Teenagern um sie herum, ins Freie.

Die Sonne stand immer noch hoch am Himmel und es war recht warm.

Erst, als sie ungefähr zwanzig Meter vom Internat entfernt waren, ließ er sie los.

Tenten japste nach Luft. Dieser widerliche Kerl hätte sie fast erstickt.

Erst als sie wieder genug Luft in ihren Lungen hatte, begann sie mit ihrer Standpauke.

"Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen?

Du kannst mich doch nicht gegen meinen Willen zwingen, mit dir den Tag zu verbringen. Du schovinistisches Arschloch. Was bist du eigentlich für ein Freak? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?..."

Neji fuhr sich genervt über die Haare.

Konnte diese Schnepfe nicht einfach den Mund halten?

Sie wusste doch gar nicht, was er vorhatte.

Bald würde sie ihn zu Tode quatschen.

"Kannst du nicht einfach den Mund halten? Da bekommt man ja Kopfschmerzen!", fauchte er und hielt sich den Kopf.

Tenten blinzelte ihn erstaunt an.

"Du Flegel. Was fällt dir eigentlich ein? Ich..."

Das reichte ihm nun wirklich.

Er sah keine andere Möglichkeit, sie andersweitig zum Schweigen zu bringen. Also beugte er sich zu ihr hinunter und verschloss ihre Lippen mit den seinen.

Was ist bloß passiert?

Kapitel 14 - Was ist bloß passiert?
 

Tenten riss die Augen auf. Was geschah hier nur?

Neji schloss seine Augen und drückte sich noch fester an ihren Körper, die Hände an ihre Hüften gelegt.

Ein wohliges Seufzen entrang Tenten, für das sie sich im darauffolgenden Moment hätte ohrfeigen können.

Ihr kam es ja fast so vor, als würde sie seinen Kuss genießen.

Sekunden, die Tenten wie Stunden vorkamen, verharrten die Zwei so, bis sich Neji von ihr löste und sie angrinste.

Völlig perplex starrte Tenten ihr Gegenüber an, versuchte wieder in die Realität zu gelangen.

Als sie wieder vollkommen bei Sinnen war und verstand, was Neji soeben getan hatte, breitete sich Wut auf ihrem Gesicht aus.

"Bist du total bescheuert, du Bastard?!" Ihre Stimme zitterte vor Wut und ihre Hände verkrampften sich.

"Weißt du eigentlich, was du gerade getan hast?" Sie senkte den Kopf, schaute auf das Gras unter ihren Füßen.
 

Natürlich wusste er, was er getan hatte. Aber hätte er gewusst, was er mit seinem Kuss bei dem jungen Mädchen angerichtet hatte, so hätte er ihr das nie im Leben angetan.

Nur wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht, was er für einen Mist angerichtet hatte.

"Beruhig´ dich!" Er ging einen Schritt zurück, um ihr mehr Platz zu lassen.

Nun sah Tenten wieder auf, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt.

"Ich soll mich beruhigen? Sag mal, hast du noch alle Latten am Zaun?"

Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter und sie holte aus, bereit, ihn zu ohrfeigen.

Ihre Hand schnellte nach vorne, gen sein Gesicht, aber Neji hielt ihr Handgelenk fest und umklammerte es. War sie denn von allen guten Geistern verlassen?

Was tat sie da?

"Was soll das?", raunte er ihr zu.

Hatte er etwa wirklich erwartet, dass sie ihm antwortete?

Natürlich tat sie es nicht.
 

"Verdammt, lass mich einfach in Ruhe. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!" Sie befreite ihre Hand, holte aus und ohrfeigte ihn diesmal wirklich.

Verblüfft starrte Neji ihr hinterher, während er sich die schmerzende Wange hielt.

Ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen.

"Na, das kann ja noch spaßig werden!"
 

Weg! Weg von diesem schrecklichen Ort! Das war zurzeit Tentens einziger Gedanke, während sie den schmalen Pfad zurück zum Internat hinaufhastete.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel und ein milder Wind brachte die Blätter der naheliegenden Bäume zum Rauschen.

Es war ihr egal, dass die Leute um sie herum sie verwirrt anstarrten, als sie die große Eingangstür zum Internat mit voller Wucht aufschlug.

Das Einzige, was ihr jetzt noch beliebte, war, ihr Zimmer aufzusuchen und dort diesen gottverdammten Neji zu verfluchen.
 

Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie geweint hatte.

Als sie vor der Tür ihres Zimmers stand und ihre Fingerspitzen die salzigen Tränen auf ihrer Wange spürten, schluchzte sie laut auf.

Sie lehnte sich gegen die Tür und ließ sich zu Boden sinken, während sie die Tränen in ihren Augenwinkeln mit den Ärmeln ihres Pullis wegwischte.

"Dieser Baka. Dieser eingebildete Macho!"

Weitere stumme Tränen rannen ihr übers Gesicht, während sie sich zur Beherrschung rang.

Was vergoss sie Tränen wegen eines so unsensiblen Typens?

Als sie sich wieder einigermaßen erholt hatte, erhob sie sich und ging in ihr Zimmer.
 

Das Zimmer war recht dunkel, dafür, dass das fahle Sonnenlicht das ganze Zimmer durchflutete.

Langsam ging Tenten auf ihr Bett zu und setzte sich auf die weiche Tagesdecke.

Das Foto ihrer Eltern stach ihr ins Auge und sie nahm es vorsichtig in die Hand.

Ihre Eltern. Hatte sie ihnen nicht versprochen, nach ihrer Ankunft im Internat direkt einen Brief an sie zu schreiben?

Sie hatte es total vergessen.

"Na toll!", stöhnte sie und stellte das Bild zurück an seinen Platz.

Aber nicht, ohne vorher noch einmal über den vergoldeten Rahmen zu streichen.

Der Rahmen war ein Geschenk ihrer Mutter gewesen.
 

Tenten erhob sich vom Bett und ging auf den großen Schreibtisch aus Zedernholz, der an der rechten Wand des Zimmers stand, zu.

Sie öffnete ein paar Schubladen, ehe sie einige Bögen Papier und einen Füllefederhalter fand.

Bereit, sich an den Schreibtisch zu setzen und das Papier mit nachtschwarzen Worten zu füllen, entgingen Tenten die Schritte vor der Tür.

Sie hatte kaum die Wörter ‚Liebe Mama, lieber Papa,‘ aufs Papier gebracht, als sie den Briefumschlag bemerkte, den wohl einer unter den Türschlitz geschoben hatte.

"Nanu!", murmelte sie leicht verwirrt und erhob sich vom Schreibtisch.
 

‚Für Tenten!‘, stand in umschlungenen schwarzen Lettern auf dem Couvert.

Tenten sah sich um, so als ob sie befürchtete, eine ihrer Mitbewohnerinnen, von der schlafenen Hinata einmal angesehen, hätte sich heimlich ins Zimmer geschlichen, und riss den Briefumschlag auf.

Ihre Finger nahmen das gefaltete Stück Papier heraus, strichen sanft darüber, ehe sie es entfalteten.

Schnell flog sie über die Wörter.
 

"Ein heimlicher Verehrer?" Sie schielte über den Rand des Papieres hinaus durchs Fenster.

"Will der mich verkohlen?"

Sie seufzte.

"Liebste Tenten.

Ich habe dich vor kurzem auf dem Campus der Akademie gesehen und deine unbändige Schönheit hat mich fasziniert. Ich interessiere mich sehr für dich und möchte dich unbedingt treffen. Heute nachmittag, um fünf Uhr, unter der alten Eiche des Internat-Gartens. Komm alleine.

Hochachtungsvoll, ein geheimer Verehrer"

Als sie geendigt hatte, drehte sie die Auge gen Decke.

"Tze, als hätte ich nichts Besseres zu tun!"

Aber um ehrlich zu ein, hatte sie wirklich nichts Besseres zu tun.

Sie schaute zur Uhr.

Halb 5. Wenn sie sich jetzt beeilte, würde sie es vielleicht noch schaffen!

"Ach, was solls!", raunte Tenten und legte den Brief in die oberste Schublade.

Sie nahm ihren Mantel von der Garderobe und verließ das Internat erneut am heutigen Tag.
 

Es war immer noch recht frisch und Tenten schlang den Mantel enger um ihren Körper.

"Wenn das nur ein blöder Scherz ist, dann muss aber bald irgendwer unter einem heftigen Wutausbruch meinerseits leiden!", knurrte sie und beschleunigte ihren Shritt.

Bald hatte sie den Garten erreicht, oder zumindest den Hauptgarten.

Die große Eiche ragte unverkennbar vor ihr in den Himmel auf.

"Super. Keiner da! Wie ich es mir gedacht hatte!"

Sie ging um die Eiche herum, sah in den umstehenden Büschen nach, aber nirgendwo war ein Hinweis auf einen Menschen.

Seufzend lehnte sich Tenten gegen den großen Stamm.

Warum tat man ihr so etwas bloß an?

Ein Rascheln über ihr verleitete sie dazu, aufzusehen.

Eine hastige Bewegung, ein Schatten und sie wurde von hinten überwältigt.

Ihr wurden die Augen mit einem Tuch verbunden.

Warmer Atem drang an ihr Ohr.

"So, jetzt zahle ich es dir heim!"

Die Bestrafung

Kapitel 15 - Die Bestrafung
 

Sie spürte, wie ihr jemand sachte ins Ohr hauchte.

Grobe Hände, die ihren Körper erkundeten, vorwitzige Lippen, die ihren Hals mit tausenden kleiner Küsse übersäten.

Was tat dieser Kerl mit ihr?

Und wer war er?

Seine Händen glitten zu ihrer Taillie, hielten sie fest umklammert und drückten sie an einen starken Oberkörper.

Tenten wurde von einer unglaublich angenehmen Wärme umschlossen und sie ließ ein wohliges Seufzen verlauten.

Im nächsten Moment schalt sie sich einen riesigen Baka!

Was tat sie hier eigentlich?

Da lauerte ihr irgend so ein Einfallspinsel auf, zog sie in seine Arme und sie konnte nichts anderes tun, als hingebungsvolle Seufzer von sich zu geben?

"Wer bist du?" Ihre Stimme war vor Erregung belegt und kaum verständlich.

Ihr vermeindlicher Verehrer lächelte.

"Hmm, das weißt du nicht?"

Er küsste weiterhin ihren Hals, knabberte an der weichen, gut duftenen Haut.

"Nun, wenn das so ist, sollte ich dir wohl weiterhelfen"

Er griff nach dem Tuch, welches ihre Augen bedeckte und war dabei, es zu öffnen, als er seine Meinung änderte.

"Hmm, ich habe es mir anders überlegt. So ist es doch viel lustiger!"

Er packte ihre Schultern und drehte sie um, so dass sie ihm hätte in die Augen sehen können, wären diese nicht verbunden.

"Was meinst du eigentlich mit heimzahlen?"

Tenten versuchte verbittert, sich aus der Umklammerung des jungen Mannes vor ihr zu befreien.

Erfolglos.

"Naja", war seine Stimme zu vernehmen.

"Du hast mir vor kurzem etwas sehr Schreckliches angetan.

Und dafür werde ich mich nun rächen!"

Nun ergriff er ihre Handgelenke, hob sie über ihren Kopf und drückte sie gegen den Stamm des Baumes, vor dem sie standen.

"Verdammt, lass mich los! Ich..."

Ihr vorwitziger Mund wurde mit weichen Lippen verschlossen, die fordernd gegen die ihren drückten.

Tenten seufzte.

Sie wollte dies hier nicht.

Aber bei Gott, es fühlte sich verdammt gut an!

In ihrer Leidenschaft drückte sie sich gegen den Fremden und aus dem Kuss wurde ein feuriger Zungenkuss.
 

Dann war plötzlich alles vorbei. Keine Lippen, keine sanften Hände mehr.

Nur noch Leere.

Tentens Hand wanderte zum Tuch, welches ihr die Sicht nahm, und riss es runter.

Er war wirklich nicht mehr da.

Gerade, wo es angefangen hatte, ihr zu gefallen.

Und nun sehnte sie sich sich so nach den Lippen ihres Verehrers.

Frustriert seufzend schaute sie zum Boden.

"Nanu!"

Sie hob einen Zettel auf, der vor ihren Füßen lag.

Es war die gleiche Handschrift wie die des ersten Briefes.

Vorsichtig entfaltete sie das Papier und begann zu lesen.
 

'Wenn dir gefallen hat, wie ich mich an dir gerächt habe, komm heute Abend um 10 in den Garten vor dem Jungentrakt. Ich werde auf dich warten.

Gruß, dein heimlicher Verehrer'
 

Verdammt. Welches Spiel spielte er eigentlich mit ihr?

Sie überlegte, ob sie auf die Einladung eingehen sollte.

Aber der Drang, wieder von diesen Händen berührt zu werden, war größer als das Fünkchen Vernunft, welches noch in ihr innewohnte.

Manchmal musste man sich halt einfach auf sein Bauchgefühl verlassen.

Das Leben bestand schließlich nicht nur aus Regeln und Vorschriften.

Ein wenig irritiert von dem Ereignis, das sich soeben erignet hatte, ging sie zum Internat zurück.

Sakura und Ino würden sie bestimmt schon vermissen.

Bei Hinata war sie sich da allerdings nicht so sicher.

Aber eines stand fest: Sie würde zu keinem der Drei ein Wort sagen.
 

Am Internat angekommen, beschloss Tenten zu erst einmal, Anko aufzusuchen.

Wenn ihr einer weiterhelfen konnte, dann sie.

Die Frage war nur, wo war sie?

Der Musikraum war gänzlich überfüllt mit irgendwelchen Choren, Sängern und Beatboxern, aber von der hübschen Musiklehrerin war weit und breit keine Spur.

Sie schlurfte durch die überfüllte Eingangshalle, bog in einen Seitengang ein, der zum Naturwissenschaftstrakt führte, vorbei am Biologieraum, aus dem merkwürdige Geräusche erklangen.

Neugierig spähte sie hinein und im nächsten Moment wünschte sie sich, diese Tür nie göffnet zu haben.

Im hinterem Ende des Raumes standen Anko und Kakashi, innig vereint und sich leidenschaftlich küssend.

Tenten wurde puterrot und wollte die Türe schließen, doch als Anko und Kakashi sie ertappten, stoben sie hastig auseinander.

"Was w-willst du denn hier?", brachte Kakashi unter unregelmäßigem Kechen hervor.

"Ich, äh, wollte... mit Anko sprechen..."

Sie senkte den Kopf, in der Hoffnung, dass man so nicht sehen konnte, wie rot sie war.

Anko, nicht weniger rot als Tenten, fuhr nervös über ihre Haare.

"Äh, warte kurz einen Augenblick" Sie wandte sich an Kakashi.

"Könntest du uns bitte kurz alleine lassen?"

Kakashi nickte und stürmte dann aus dem Zimmer, als hätte ihn eine Wespe gestochen.
 

"Sie und Kakashi... äh!" Tenten sah irritiert auf die grün getünchten Wände.

Anko, die sich inzwischen wieder beruhigt hatte, räumte mit einer Selbstverständlichkeit die Blätter, die sie in ihrer stürmischen Aktion vom Tisch gefegt hatten, zusammen.

Sie lachte nervös.

"Schon eine ganze Zeit lang"

Tenten nickte, bis ihr ihr eigentlicher Besuchsgrund wieder einfiel.

"Tut mir wirklich Leid, dass ich Sie beide gestört habe!"

"Ach, kein Problem!", winkte Anko ab.

"Aber weshalb bist du gekommen? Wohl kaum, um uns zu stören"

Sie grinste breit und schwang sich dann auf das Pult, um darauf Platz zu nehmen.

"Nun ja, es geht da um einen Jungen. Einen heimlichen Verehrer"

Tenten nahm auf dem Stuhl gegenüber des Pultes Platz und legte nervös die Hände in den Schoß.

Was tat sie da eigentlich?

Anko hob eine Augnbraue und sah sie verwundert an.

"Soso, ein heimlicher Verehrer?"

Sie schlug die Beine übereinander und beugte sich zu ihr vor.

"Und warum glaubst du, dass gerade ich dir helfen könnte?"

Mist, sie hatte sie ertappt!

Verdammter Dreck! War sie denn immer so durchschaubar?

"Äh, S-Sie schienen mir einfach am sympathischsten und darum dachte ich, dass..."

"Spuck´s schon aus!", lachte Anko, die wusste, dass das, was sich Tenten da zurechtstammelte, aus den Fingern gesogen war.

"Verdammt!" Tenten senkte den Kopf.

"Ich wusste, dass Sie und Kakashi-sensei ein Paar sind und darum dachte ich, Sie könnten mir helfen, da sie in diesem Themengebiet belehrter sind!"

Jetzt war es raus. Tenten fühlte sich obgleich viel wohler.

Amüsiert lächelnd sprang Anko vom Schreibtisch. "Du!"

Tenten verstand nicht recht. "Häh?"

"Du kannst mich duzen! Hatte ich das nicht schon einmal erwähnt?"

"Nein"

"Nun gut! Dann weißt du es ja jetzt!"

Eine leichte Sommerbrise wehte durchs offene Fenster und zerzauste Tentens Haare.

Ach, der Sommer war doch eine angenehme Zeit.

So viel Sonne und Wärme und alle Bäume waren grün.

"Was nun dein Problem angeht..."

Anko strich über die Holzmaserung im Schreibtisch.

"So kann ich dir da auch nicht helfen. Ich kann dir höchstens ein paar Tipps geben"

Sie starrte Tenten in die Augen und als sie darin so etwas wie eine Einwilligung sah, begann sie, weiterzusprechen.

"Nun, die wichtigste Regel in Sache Liebe ist, auf sein Herz zu hören. Gefühle können dir den Weg manchmal besser deuten als dein eigener Verstand.

Und wenn du dann den Richtigen gefunden hast und dich auf eine Beziehung mit ihm einlässt, musst du deinem Partner blind vertrauen. Vertrauen ist die Grundlage einer jeden Beziehung und ohne Vertrauen funktioniert keine Beziehung auf der Welt.

Man sollte nie zu misstrauisch sein oder Geheimnisse haben, seinem Partner zeigen, dass man ihm vertraut. Ansonsten geht eine Beziehung sehr schnell zu Bruch.

Eine weitere wichtige Sache, die vielen, selbst mir, recht schwer fällt, ist, dem Partner genügend Freiraum für sich zu geben und nicht immer wie eine Klette an ihm zu hängen. Das zerstört auch so manche Beziehung.

Mann sollte mit seinem Partner darüber reden. Wenn er allerdings nichts dagegen hat, dann hast du Glück"

Anko schnappte nach ihrer langwiedrigen Rede nach Luft und Tenten fühlte sich von ihren Worten erdrückt.

Gab es da wirklich so viel zu beachten?

"Sie sprechen aus Erfahrung, hab ich Recht?", fragte Tenten an Anko gewandt.

"Du!", erinnerte sie sie und nickte.

"Ja, allerdings. Es gab da mal einen jungen Referendar auf meiner alten Schule...", erzählte Anko unbeirrt, bis es ihr in den Sinn kam, dass das Tenten eigentlich gar nichts anging.

Sie verstummte.

"So, ich muss jetzt weg. Zu einer wichtigen Lehrerkonferenz!"

Sie schaute provisorisch auf ihre Armbanduhr.

"Ich hoffe, ich konnte dir mit deinen Problemen behilflich sein!"

Dann eilte sie aus dem Biologieraum und ließ eine verdatterte Tenten zurück.
 

Auf dem Weg in ihr Zimmer dachte Tenten über Ankos Worte nach.

Vielleicht hatte sie ja Recht. Obwohl, wirklich weitergeholfen hatte sie ihr mit ihren Tipps auch nicht.

Sie wusste immer noch nicht, wie sie die Sache mit dem heimlichen Vererhrer angehen sollte.

Gedankenverloren steckte sie die Hände in ihre Hosentaschen und seufzte.

Das Leben konnte manchmal aber auch wirklich brutal hart sein.

Ihre Finger ertasteten den Zettel, denn sie vorübergehend in ihre Hosentasche gestopft hatte, und zogen ihn heraus.

Es war der Brief ihres Verehrers. Ihres vermeindlichen Verehrers.

Langsam, ganz langsam las sie sich das beschriebene Stück Papier noch mal durch, jeden Buchstaben einzeln, in der Hoffnung, zwischen all der Tinte die Antworten auf ihre Fragen zu finden.

Erfolglos. Das lange Annstarren der Buchstaben sorgte bloß dafür, dass Tenten furchtbare Kopfschmerzen bekam.

Mürrisch steckte sie das Stück Papier zurück an den Ort, von dem sie es hergeholt hatte und stapfte die große Treppe im Foyer hinauf zu ihrem Zimmer.
 

Lange Zeit verharrte Tenten auf ihrem Bett. Mutterseelenallein.

Die Anderen lungerten irgendwo im Internat oder auf dssen Außenflächen herum und Hinata schlief immer noch wie ein Stein.

Sie rief sich Ankos Worte in Erinnerung.

Sie sollte auf ihr Bauchgefühl hören.

Aber was sagte es ihr?

Sie schaute flüchtig zur Uhr.

Sieben Uhr abends. Noch drei Stunden, bis sich ihr heimlicher Verehrer mit ihr treffen wollte.

Sollte sie wirklich zum vereinbarten Treffpunkt gehen?

Was, wenn das alles bloß ein Hinterhalt war?

Schließlich hatte ihr der unbekannte Junge Rache für irgendetwas geschworen.

Aber irgendetwas, tief in ihrem Inneren, wollte, dass sie sich auf dieses Wagnis einließ. Risiko war schließlich schon immer ihr Ding gewesen.

Und in diesem Moment wusste sie, dass sie auf ihr Bauchgefühl gehört hatte.

Sie würde sich mit ihrem heimlichen Verehrer treffen!

In einem plötzlichem Anflug von Euphorie sprang sie von ihrem Bett und hüpfte ins Badezimmer.
 

Nach einer wohltuenden Dusche stapfte sie zum Kleiderschrank.

Schließlich wollte sie keinesfalls wie ein Lump aussehen, wenn sie sich mit einem Jungen traf.

Sie entschied sich für ein bauchfreies Top, bestickt mit chinesischen Mustern, und eine Jeans.

Fertig angekleidet schminkte sie sich.

Typisch Mädchen, wir brauchen wirklich zu lange im Bad, dachte sie verbittert, als sie einen Blick zur Uhr warf. Kurz nach neun.

Wenn sie nicht zu spät kommen wollte, sollte sie sich beeilen.

Schließlich musste sie besagten Garten erst einmal finden.

Sie schlich sich auf den Flur.

"Merkwürdig, wo blieben denn die Anderen? Um 10 Uhr ist doch Bettruhe"

Sie konnte ja nicht ahnen, dass ihre Freundinnen diese Nacht etwas Besseres zu tun haten, als sich schlafen zu legen.

Sie kletterte aus einem schmalen Fenster im Flur und hängelte sich an der Dachrinne hinunter.

Wozu brauchten die eine Dachrinne?

Nun ja, konnte ihr eigentlich egal sein.

Als sie mit ihren Füßen festen Boden berührte, sprang sie glücklich ab.

Das Gras war feucht, wahrscheinlich vom nächtlichen Raureif.

Zwar war es mitten im Sommer, aber die Nächte waren dennoch verdammt frisch.

Tenten ärgerte sich im nächsten Augenblick tierisch darüber, nicht ihren Mantel mitgenommen zu haben.

Leise, wie ein Einbrecher, der versuchte, sich mit seiner Beute klammheimlich aus dem Staub zu machen, stapfte sie durch das Gras hinunter zum Jungentrakt.

Der Garten war gar nicht zu übersehen, so farbenprächtig, wie er leuchtete.

Exotische Blumen, in allen Farben und Formen und der Geruch von Honig und süßen Früchten vernebelte ihre Sinne.

Verdammt!

Sie rang sich um Beherrschung und tapste weiter, bis sie zu einer riesigen Rotbuche kam, die ihr fast den Atem raubte.

Glühwürmchen saßen in den Ästen des großes Baumes und es wirkte fast so, als würde dessen Baumkrone golden schimmern.

Vor dem Baum lag eine Decke, darauf ein großer Korb, angefüllt mit leckeren Speisen.

Verwirrt tapste Tenten auf die Decke zu.

Wie wunderschön!

Ein Stück Papier baumelte vor ihrer Nase und sie griff danach.
 

'Du bist also hergekommen. Sehr schön. Jetzt beginnt meine Rache nämlich erst richtig!

Spielst du mit?

Nimm das Tuch, welches auf den Korb liegt und verbinde dir damit die Augen.

Was danach passiert, kann unschön werden oder auch nicht.

Es liegt ganz bei dir!

Dein heimlicher Verehrer!'
 

Tenten stutzte. Drohte ihr dieser Mistkerl etwa?

Eigentlich wollte sie sich gar nicht auf sein Spiel einlassen, aber ihrem Bauchgrummeln zuliebe tat sie es dann doch.

Vorsichtig ließ sie sich auf der Decke nieder und verband sich, so wie es ihr angewiesen wurde, die Augen.

Dann wartete sie und horchte auf Geräusche.

Aber das Einzige, was sie umgab, war eine drückende Stille.

Erst, als starke Hände ihre Schultern umfassten, realisierte sie, was hier überhaupt geschah.

Ein Lachen drang in ihr Ohr, gefolgt von warmen Atem, der ihr eine Gänsehaut bescherte.

"Du bist also wirklich gekommen. Das freut mich tierisch. Ehrlich!"

Er küsste ihren Nacken.

"Weißt du, du hast mir vor Kurzem etwas ziemlich Schlimmes angetan. Das hat ganz schön an meiner Ehre gekratzt.

So was kann ich auf keinen Fall auf mir sitzen lassen. Und darum werde ich mich dafür bei dir rächen!"

Seine Hand strich über ihren Rücken, wanderte zu ihrem Bauch.

Tenten zog scharf sie Luft ein, um nicht einen wohligen Seufzer von sich zu geben.

Sie konnte es nicht leugnen, dass ihr die Berührungen des Fremden gefielen.

Aber sie wollte es nicht.

"W-was tust du da?" Sie legte ihre Hände auf die seine und schob sie weg.

"Was soll ich denn tun?"

Seine Hände wanderten wieder zu ihrem Bauch.

"Die Konsequenzen waren dir schließlich bewusst!"

Ein gemeines Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als seine Hände höher wanderten.

"Stop! Bitte!", hauchte Tenten.

"Was denn? Gefallen dir meine Berührungen etwa nicht?"

Er liebkoste sanft ihre Brüste, was Tenten beinahe um den Verstand brachte.

"Doch, äh, nein, ich meine..." Sie rang um Beherrschung.

"Ich will erst wissen, wer du bist!"

Ein Lachen seitens ihres Verehrers.

"Aber warum denn? Das ist sonst überhaupt nicht lustig"

"Dann gehe ich!"

"Das schaffst du nicht. Ich hab dich fest umklammert!"

Mist! Sie schaffte es wirklich nicht.

Egal, wie sehr sich auch in seinem Griff wand, sie entkam ihm nicht.

"Wenn du ganz brav bist und dich meiner Bestrafung nicht entziehst, verrate ich dir vielleicht, wer ich bin!"

Super Aussichten!

Aber Tenten hatte wohl keine andere Wahl.

Sie spürte seine Hände auf ihren Wangen, ihr Kopf wurde gedreht und dann küsste er sie.

Ihre Lippen waren so sanft und weich!

Er bat mit seiner Zunge um Einlass, den sie ihm auch sofort gewährte und binnen weniger Sekunden waren sie in einen leidenschaftlichen und feurigen Zungenkss verwickelt.
 

Dann war alles vorbei. Keine Hände, keine Lippen. Nur sein warmer Atem in ihrem Nacken.

"Deine Bestrafung ist vorbei!"

"Wie? Ich verstehe nicht!"

"Wenn es dir gefallen würde, wäre es keine Bestafung mehr. Und nun muss ich gehen!"

Er erhob sich langsam.

"Verdammt, warte!"

So leicht würde er nicht davonkommen!

Sie sprang auf und riss sich das Tuch von den Augen.

Doch bevor sie einen Blick auf ihren Verehrer werfen konnte, legte ihr dieser seine Hände auf die Augen.

"Das würde ich nicht tun! Dann wäre doch die ganze Überraschung hinüber"

Er beugte sich zu ihr vor, streifte mit den Lippen die ihren und zog sich dann zurück.

"Willst du wirklich wissen, wer ich bin? Du könntest es bereuen!"

Tenten überlegte. Dann nickte sie und umklammerte seine Hände.

"Ja, ich will es wissen"

Er nahm die Hände von ihren Augen und Tenten erstarrte. "Du?"
 

●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●
 

Indess schlich sich Hinata zur selben Zeit zurück ins Internat.

Sie hoffte bloß, ihre Freundinnen würden schon schlafen.

Sie hatten bestimmt nicht bemerkt, dass in ihrem Bett nur eine Puppe lag.

Ja, mit Geld konnte man heutzutage eine Menge kaufen.

Aber ihre Freundinnen durften nichts wissen.

Schließlich musste niemand wissen, wo sie sich den ganzen Tag herumgetrieben hatte.

Als sie durch das Kellerfenster kletterte, bemerkte sie nicht, wie sie jemand bei ihrem nächtlichen Einbruch beobachtete.

Sie würde einen Riesenärger bekommen, wenn man sie zu der Zeit noch nicht in ihrem Bett vorfand.

Leise und darauf bedacht, unbemerkt zu bleiben, schlich sie die Kellertreppe hinauf.

Sie kannte eine Abkürzung, auf der sie garantiert niemand entdecken würde.

Aber man konnte sich ja nie hundertprozentig sicher sein.

Sie atmete erst aus, als sie die Tür zu ihrem Zimmer erreicht hatte.

Leise öffnete sie die Tür.

Im Raum war es dunkel und still. Nur der Mond warf sein spärrliches Licht ins Zimmer.

Hinata bemerkte die Person auf ihrem Bett erst, als sie das Zimmer vollkommen betreten hatte.

"So spät und noch nicht im Bett?" Die Stimme war voller Hohn.

"Wer bist du?", zischte Hinata und ging auf ihr Bett zu.

Die Person fuhr herum und musterte sie mit ihren meeresblauen Augen, die im Mondlicht eigenartig schimmerten.

"Naruto?"

Sie klang überraschter, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte.

"Nein, dein schlimmster Albtraum!", kam es ironisch von Naruto und er sprang vom Bett.

"Ich könnte euch bei den Lehrern verpetzen!"

"Ach ja? Du bist doch zu so später Stunde in einem Mädchenzimmer.

Schon vergessen, dass dies ebenso untersagt ist?

Ich könnte dich auch verpetzen!"

Narutos selbstfälliges Grinsen verschwand.

Scheiße, daran hatte er gar nicht gedacht!

Er sprang vom Bett und ging drohend auf sie zu.

"Wenn du das tust, dann..."

Hinata streckte ihr Kinn hervor.

"Dann was?"

Ein Knurren seitens Naruto. "Das wirst du schon noch sehen!"

Er sah sie ein letztes Mal an, dann verschwand er er von der Bildfläche.

"Der Baka hat doch tatsächlich die Tür genommen!" Hinata packte sich an den Kopf.

Dann trottete sie ins Bad, um sich nachtfertig zu machen.

"Ich frag mich wirklich, wo die Anderen sind", murmelte sie und beobachtete ihr Spiegelbild dabei, wie es sich die Zähne putzte.

Wenige Minuten später lag Hinata in ihrem Bett, die Decke bis unters Kinn gezogen und dachte an den heutigen Tag, ehe sie mit einem Lächeln einschlief.
 

●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●
 

Sakura klopfte an die große Tür.

Aber nichts tat sich.

"Verdammt, wo bleibt dieser Baka bloß?"

Sie klopfte noch energischer.

Dann endlich waren Schritte zu vernehmen und die Tür wurde brummelnd geöffnet.

Ein schwarzhhariger Junge blinzelte Sakura entgegen.

"Du?", kam es wie im Chor von beiden.

"Wo ist Sai?", fragte Sakura und verschränkte die Arme vor der Brust.

Sasuke hob eine Augenbraue. "Sai? Der wohnt im Zimmer nebenan!"

"Was?" Sakura schoss das Blut ins Gesicht.

Verdammt! Sie hatte sich mit dem Zimmer vertan!

"Gomen ne! Ich wollte dich nicht wecken!", hauchte Sakura und war im Begriff zu gehen.

Doch Sasuke packte sie bei den Handgelenken und zog sie mit sich, hinein in einen leeren Raum.

"Sag mal, spinnst du?", brüllte Sakura.

Sasuke legte einen Zeigefinger auf ihre Lippen.

"Psst! Hast du vergessen, dass wir alle eigentlich in unseren Zimmern liegen und schlafen sollten?"

"Scheiße, stimmt ja!" Sakura fuhr sich übers Gesicht.

"Aber was willst du von mir?"

Sasuke grinste fies, ehe er sie an den Schultern packte.

"Ich will mit dir reden!"
 

●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●
 

Breit grinsend öffnete Ino die Tür ihres Zimmers.

Der heutige Tag war so genial gewesen.

Sie musste morgen unbedingt ihren Freundinnen davon erzählen.

Wohlgesonnen sah sie sich um und bemerkte verwirrt, dass außer Hinata niemand da zu sein schien.

"Merkwürdig, wo sind die denn alle?" Sie ging zu Sakuras Bett.

Das Laken war kalt.

Ein klares Anzeichen dafür, dass sie schon seit einiger Zeit weg zu sein schien.

Hinata wollte sie nicht wecken, deshalb beschloss Ino, es beruhen zu lassen.

Murmelnd wollte sie ins Bad, um sich bettfertig zu machen.

Sie war verdammt müde.

Doch ein Klopfen hielt sie auf halbem Wege ab.

Brummelnd und mit der Frage auf den Lippen, wer sie um diese Uhrzeit noch stören wollte, ging sie zu Tür.

Mit viel Elan öffnete sie sie.

Als sie die Person vor sich erkannte, bildete sich ein breites Lächeln auf ihren Lippen und sie fiel ihrem Besucher um den Hals.

Beobachtungen

Kapitel 16 - Beobachtungen
 

Eine Illusion. Eine Lichtspiegelung.

Tenten stand stocksteif da und konnte nicht glauben, wer da vor ihr stand.

Das lange seidene schwarze Haar, welches sanft im Wind wehte.

Die undurchschaubaren, weißen Augen, in denen sie sich verlor.

Neji Hyuuga.

"Neji?"

Sie spuckte den Namen aus, als wäre er Gift.

Gift, dass sich ihr in Herz brannte, um es innerlich aufzufressen.

Neji stand unberührt vor ihr.

Er hätte es nie zulassen sollen, dass sie seine wahre Identität kannte.

Wieviel Hass ihre Augen nun versprühten.

So viel Hass und Trauer. Es tat beinahe... weh.

Verdammt! Neji packte sich an den Kopf.

"Tenten, hör mir zu. Ich..." Neji verstummte. Was sollte er sagen?

'Tut mir Leid, Tenten, aber ich hatte so viel Spaß daran, dir dies anzutun?'

Oder klang ‚Es tut mir ja Leid, aber ich spiel nun mal so gerne mit deinen Gefühlen!‘ besser?

Zumal er selbst nicht einmal wusste, was ihn eigentlich zu dieser ganzen Aktion getrieben hatte.

Vielleicht lag es daran, dass sie so unwiderstehlich war...
 

Tenten stand immernoch da, sah vor Scham, Wut und Trauer zu Boden und wusste nicht, wie sie reagieren sollte.

Wenn sie ihm eine Ohrfeige verpasste, tat er sie wie beim letzten Mal, mit keinerlei Reaktion ab.

Wenn sie ihm wüste Beschimpfungen an den Kopf knallen würde, dann würde er wahrscheinlich genauso reagieren.

Sie beschloss daher, einfach wegzugehen und ihn zu ignorieren.

Sie vernahm Schritte hinter sich, als sie sich umdrehte.

Dann spürte sie seine Hand auf ihrer Schulter.

Sie drehte sich um, sah ihm fest in die Augen; die Traurigkeit darin konnte sie allerdings nicht verbergen.

"Lass mich einfach in Ruhe!" Eine winzige Pause. "Bitte!"
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

"Ananaskopf!", rief Ino hocherfreut und drückte ihn kurz zur Begrüßung. Shikamaru, etwas perplex von Inos stürmischem Willkommenheißen, lächelte erschöpft.

"Was machst du hier zu solch später Uhrzeit?" Sie zupfte eine Fluse von seiner Weste und grinste amüsiert.

Irgendwie war er süß, wenn er so nervös schaute.

"Ich wollte dir eigentlich nur dies zurückgeben!" Er hielt ihr einen kleinen, rechteckigen Gegenstand entgegen. Ihr Handy.

"Oje, ohne dem wäre ich völlig aufgeschmissen gewesen. Danke!"

Hastig nahm sie es entgegen.

"Übrigens..." Shikamaru verschränkte die Arme hinterm Kopf und grinste breit.

"Du bekommst wirklich sehr interessante SMS"

Inos Gesichtausdruck wandelte in Erstaunen um.

Ihr Mund öffnete sich, dann funkelte sie ihn wütend an.

"Hast du Bastard etwa meine SMS gelesen? Du... du!"

Ino ging wütend einen Schritt auf ihn zu, ihre Hand zur Faust geballt.

Shikamaru hob abwehrend die Hände in die Höhe.

"Beruhige dich, Ino! Das war doch bloß ein Scherz!"

Ino senkte ihre Hand.

"Ein sehr blöder Scherz!", knurrte sie und gab ihm eine Kopfnuss.

Doch als sie sah, dass sich Shikamaru weheleidig den Kopf rieb und die Unterlippe vorschob, konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen.

"Gomen ne!", hauchte sie und strich ihm über den Kopf.

"Aber das war doch sicherlich nicht der einzige Grund, warum du zu solch nachtschlafener Zeit kommst"

Ertappt! Shikamaru seufzte.

"Naja, ich wollte mit dir reden. Wegen heute nachmittag!"

Er ergriff ihr Handgelenk und zog sie mit sich, noch bevor Ino etwas erwidern konnte.

Die Tür fel leise hinter ihr zu, während sie Shikamaru einen schmalen Gang entlangfolgte.
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

Hinata wälzte sich in ihrem Bett hin und her.

Wirklich schlafen konnte sie nicht.

Vielmehr musste sie daran denken, was ihr heute nachmittag alles so wiederfahren war.

Zwar veransaltete Ino keinen Lärm mehr, aber ohne ihre Anwesenheit war es auch nicht besser. Sie drehte sich auf die andere Seite und ließ ihren Blick aus dem Fenster gleiten.

Der Mond stand hoch am Himmel, inmitten all der leuchtenden Sterne.

Seufzend schloss Hinta wieder die Augen und dachte an das heut Geschehene zurück.
 

Sie fröstelte. Daher schlang sie die Arme enger um ihren Körper, auch, wenn sie sich eingestehen musste, dass ihr dadurch nicht wirklich wärmer wurde.

Als sie mit Derek am Strand gewesen war, hatte er sie stets in den Arm genommen. Das hatte er immer getan, sobald er merkte, dass sein Augenstern fröstelte.

Und Hinata war nun mal ziemlich empfindlich, was Kälte anging.

Der nasse Sand unter ihren Füßen knirschte und die Wellen schlugen seicht gegen die Brandung.

Irgendwie wirkte alles zu friedlich für ihren Geschmack.

Normalerweise war sie lauten Trubel, Chaos und Unordnung gewohnt. Auf ihrer alten Schule liefen richtige Schwerverbrecher herum.

Jugendliche Straftäter, die die Lehrer bedrohten und ihre Mitschüler erpressten.

Einmal hatte irgend so ein Typ aus den höheren Klassen Derek fast totgeschlagen. Er kam damals schwer verletzt ins Krankenhaus und eine sichelförmige Narbe war das einzige, was blieb.

Einge Zeit später hatte man sein Schließfach in Brand gesetzt.

Man konnte wirklich nicht behaupten, dass er beliebt gewesen war.

Aber ihr war es egal gewesen. Sie hatte ihn auch so geliebt. Mit all seinen Makeln.
 

Und wenn sie jetzt so auf das weite Meer hinausstarrte, konnte sie kaum glauben, dass diese so friedlich wirkende Welt auch finstere Seiten haben konnte.

Sie setzte sich in den weichen weißen Sand, zog die Beine an und umschlang sie mit ihren Armen.

Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und genoss die Stille um sich herum.

Die Luft roch salzig und in der Ferne hörte man das Kreischen der Möwen, die auf der Suche nach Nahrung waren.

Warum konnte das Leben nur so hart sein?

Sie wischte sich kurz über die Augen.

Die Erinnerungen an Derek schmerzten nun einmal immer noch.

Egal, wie sehr sie auch versuchte, es zu verdrängen.

Man konnte einen Menschen halt nicht einfach so vergessen, ihn aus seinem Leben radieren, als hätte er nie existiert.

Auch, wenn sich Hinata dies gerne gewünscht hätte.
 

Ein Geräusch ließ sie aufhorchen.

Schritte, die hastig durch den weichen Sand zu laufen schienen, aufgergtes Lachen, eindeutig männlich.

Hinata öffnete die Augen und sah auf.

Unter der Klippe, auf der sie saß (sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich auf einer Klippe befand) liefen zwei Jungen den schmalen Küstenstreifen entlang.

Den Einen konnte sie zu ihrem Leidwesen ganz klar als Naruto identifizieren.

Doch den anderen Jungen hatte sie noch nie gesehen, geschweigedenn mit ihm gesprochen.

Dabei sah er so gut aus.

Braunes, wuscheliges Haar, zusamnmengebunden mit einem grünen Stirnband und einen guttrainierten Oberkörper zeichneten ihn aus.

Hinter den Zweien endeckte sie noch eine Person, die mit dem Tempo der anderen beiden wohl schlecht mithalten konnte.

Gaara!

Sie hockte sich auf die Knie und beugte sich weit nach vorne, um besser sehen zu können.

Ihr wäre dabei beinahe der Strohhut vom Kopf geflogen.

Den Surfbrettern nach zu urteilen, die die drei Jugendlichen mit sich trugen, waren sie wohl auf den Weg zum Surfen.
 

Sie lehnte sich seufzend zurück. Irgendwie kam sie sich wie eine Spannerin vor.

Nun gut, es war ja nicht so, dass sie Derek nie nackt gesehen hatte.

Sie hatte schließlich schon des Öfteren mit ihm geschlafen.

Aber der Anblick der nackten Oberkörper und weiten Shorts ließ wieder Erinnerungen in Hinata aufkommen.

Aber hier oben herumzusitzen und an längst vergangene Zeiten zu denken, war auch nicht das Wahre.

Also beschloss sie, etwas am Strand entlangzuspazieren.

So konnte sie die Drei auch ein bisschen beobachten. Unbemerkt natürlich.
 

Als sie den schmalen Küstenstreifen entlangwatete, fragte sie sich immer wieder, was sie da eigentlich tat. Spannen.

Nunja, eigentlich schaute sie ja nur.

Sie begann, eine Melodie anzustimmen und schaute immer wieder unauffällig Richtung Meer.

In der Ferne erkannte sie Naruto, welcher gerade auf einer großen Welle ritt.

Surfen konnte er gut, das musste sie ihm lassen.

Aber die anderen Beiden waren mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser.

Irgendwie schien das Einzige, was diese, teilweise hirnlosen, Jungen alle recht gut beherrschten, das Surfen zu sein.

Sie selbst konnte nicht mal richtig auf dem Brett stehen, geschweigedenn auf einer Welle reiten.

Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal bemerkte, dass vor ihr im Sand ein Surfbrett lag.

Es kam, wie es kommen musste und dank ihrer Ungeschicklichkeit stolperte sie über das Brett – direkt in die Arme eines Jungen.

Sie sah auf, obwohl sie vor Scham puterrot war.

"Du?"

Gaara hob fragend eine Augenbraue.

"Äh...ja. Ich" Hinata lachte nervös.

Gott, war das peinlich!

Gaara lachte nun ebenfalls.

"Gut, du bist du. Das habe ich jetzt verstanden. Und was machst DU hier?"

Ja was machte sie hier?

Jetzt war es raus.

"Äh..." Verdammt! Ihr verschlug es die Sprache.

"Ich wollte mir nur... die Frösche ansehen"

Gaara nickte.

"Soso, die Frösche. Im Meer?"

Was für eine dämliche Antwort! Sie hätte sich selbst dafür ohrfeigen können.

Was für eine dumme Kuh sie doch war...

"Nun, eigentlich war ich am Strand gewesen und dann hab ich euch gesehen.

Und da dachte ich mir, ich seh euch einfach mal ein wenig... äh... zu"

"Aha. Und? Wie findest unsere Künste?"

"Ganz gut!"

Wie unsicher ihre Stimme doch klang.

So verdammt unsicher.

"Nur ganz gut?", protestiere Gaara.

"Wir sind spitze!"
 

Er musste lächeln über ihre Unsicherheit.

Wusste sie eigentlich, wie sehr er sie mochte?

Schon vom ersten Tag an, als sie mit ihm zusammen am Tisch saß, hatte er sich in sie verliebt.

Sie war aber unglaublich hübsch. Und so süß!

Wer konnte sie nicht mögen?

"Ach, schon gut!" Er grinste.

Sie sah auf, versuchte sich auch ein Lächeln abzuringen.

Ihr Blick fiel auf Gaaras Oberkörper. Seinen wunderbaren Oberkörper.

Gut durchtrainiert und mit Muskeln bepackt!

"Hast du Lust, mit uns zu essen?"

Gaara deutete auf einen Picknickkorb hinter ihm.

"Du hast doch bestimmt großen Kohldampf!"

Und was für einen Kohlendampf sie hatte! Wen wunderte es, so oft, wie sie die Mahlzeiten ausließ? Sie nickte langsam.

"Gut!" Gaara pfiff einmal laut. "Zaku, Naruto! Kommt, wir wollen essen!"

Ein lautes Lachen war zu vernehmen und wenige Sekunden später sah Hinata die anderen beiden aus dem Wasser rennen, das Surfbrett unterm Arm geklemmt.

Wassertropfen perlten von ihren Oberkörpern und landeten im weißen Sand.

Als Naruto Hinata erblickte, änderte sich seine gut gelaunte Miene schlagartig.

Na toll...
 

"Mein Name ist Zaku Abumi und ich bin der Sohn des ehemaligen Direktors!", stellte sich der braunhaarige Schönling vor.

"Herrn Tendo?" Hinata biss in ihren Onigiri.

Zaku lachte. "Nein, Direktor Abumi. Mein Vater war der Direktor vor Herrn Tendo"

"Achso!" Für Hinata war es zu kompliziert. Sie war halt noch nie die Hellste gewesen.

"Ah. Und mit wem wohnst du zusammen?", fragte Hinata an Zaku gewandt.

Dieser klopfte Gaara grinsend auf die Shulter.

"Ich wohne zusammen mit Gaara, Kankuro und Dosu in einem Zimmer. Zimmer äh..."

Er kratzte sich am Kopf.

"Zimmer 206!", ergänzte Gaara seufzend und stützte sich auf einer Hand ab.

"Warum vergisst du ständig unsere Zimmernummer?"

Zaku zuckte mit den Schultern und machte ein beleidigtes Gesicht.

"Kann ja nicht jeder so ein Musterschüler sein wie du!"

Eine kleine Rauferei entbrannte zwischen den beiden und Hinata warf einen Blick zu Naruto, der im Schneidersitz auf der Decke saß und Nudelsuppe vertilgte.

Was war bloß los mit dem Jungen?

Warum verhielt er sich so?

Als er ihren Blick bemerkte, wandte sie sich schnell ab.

Wie peinlich! Hoffentlich wurde sie nicht rot!

"Ähm, ich..." Hinata erhob sich.

"Ich muss zurück zum Internat. Die Anderen warten sicher schon auf mich!"

Gaara, der gerade dabei war, Zaku die Haare auszurupfen, sah zu ihr.

"Ist in Ordnung. Ich würde dich ja gerne begleiten. Aber ich muss noch unbedingt für das Turnier kommenden Mittwoch trainieren"

Er lächelte sie entschuldigend an.

"Kein Problem!", erwiderte Hinata, griff nach ihrer Fleecejacke und drehte sich um.

"Bis die Tage dann!"
 

Dann rannte sie die Sanddünen hinauf, so schnell, als wäre hinter ihr ein Schwarm wildgewordener Hornissen her.

Das war das Peinlichste, das ihr je passiert war!

Als sie das Internat in der Ferne entdeckte, wurde sie langsamer und steckte seufzend die Hände in ihre Jackentasche.

Die Sonne stand hoch am Himmel und färbte das Meer blutrot.

"Hm?" Hinata holte einen Zettel aus ihrer Tasche. "Was ist das? Ich hatte doch gar keinen..." Murmelnd entfaltete sie das zerknüllte Stück Papier.
 

‚Ich warte heute abend um sieben Uhr am Garten vor dem Strand auf dich.

Gaara‘
 

Gaara musste ihr den Zettel untergeschoben haben, als sie abgelenkt war.

So ein gemeiner Schuft! Was er wohl von ihr wollte?

Sie lächelte. Nun, das würde sie in wenigen Stunden erfahren.
 

Das war der ganze Tag gewesen. Zur vereinbarten Uhrzeit hatte Hinata am Treffpunkt gewartet. Aber Gaara kam nicht.

Gegen neun lief sie den Strand entlang. Und gegen zehn ging sie dann zurück zum Internat.

Sie hatte sich schon die ganze Zeit so beobachtet gefühlt.
 

Irgendwann fiel Hinata dann in einen traumlosen Schlaf.
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~

Stille Bitte

Kapitel 17 - Stille Bitte
 

Das Einzige, was Sakura mitbekam, war seine kalte raue Stimme.

Seine dunklen Augen hatten sie ins Visier genommen und verhinderten, dass sie wegsehen konnte.

Er hatte seine Hände neben ihren Kopf an die Wand gedrückt und sein warmer Atem auf ihrem Gesicht ließ sie schaudern.

"Hör mir gut zu!" Es war kaum mehr ein Flüstern und dennoch, Sakura verstand jedes Wort.

Sie schluckte, während sie verzweifelt überlegte, wie sie sich aus dieser Situation retten konnte.

"Es geht um mein kleines Geheimnis"

"Das im Garten?"

Sasuke nickte, ließ sie aber nicht aus den Augen.

"Aber ich habe doch gar nichts gesehen!" Als ob ihn das interessieren würde.

Er legte seine Hand auf ihren Mund.

"Sei still und hör zu!", presste er hervor.

"Es ist mir völlig egal, was du gesehen oder nicht gesehen hast.

Tatsache ist, ich habe dich erwischt, als du in der Nähe des Gartens herumgeschlichen bist. Und ich habe wirklich keine Lust, dass morgen das ganze Internat um mein Geheimnis weiß!"

Seine Stimme klang so bedrohlich, obgleich sie so unglaublich ruhig war.

Aber sie spürte, wie ernst es meinte.

Er nahm seine Hand wieder von ihrem Mund.

"Und was hast du jetzt vor?"

So langsam fand Sakura ihre Stimme wieder. Und sie triefte nur so vor Trotz.

So, wie sie es immer tat.

Verdammt, warum provozierte sie ihn denn so sehr?

Sie biss sich auf die Lippen.
 

Sasuke grinste fies und lachte spöttisch.

Dann beugte er sich zu ihr vor, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander getrennt waren.

"Ich schlage dir einen Deal vor!"

"Einen Deal?"

"Ja!" Er ergriff ihre Handgelenke und drückte sie über ihren Kopf.

"Und ich würde dir davon abraten, nicht darauf einzugehen!"

Wie ängstlich sie doch aussah. Irgendwie gefiel ihm das.

"Und? Wofür entscheidest du dich?"

"Tze, als ob ich eine Wahl hätte!" Sie versuchte, sich zu befreien.

"Lass mich los! Du arroganter, sturrköpfiger...!"

"Verdammt, halt die Klappe!", zischte er.

"Warum sollte ich? Ich sage doch nur das, was stimmt.

Was soll dieser ganze Mist eigentlich?"

Die Ader auf Sasukes Stirn pochte bedrohlich.

Warum konnte dieses Mädchen nicht einfach die Klappe halten?

Aber anscheinend hatte sie sich es auf die Kappe geschrieben, zu reden wie ein Wassrfall. Wenn das nicht aufhörte, würde er noch vollkommen austicken!

Aber sie schien gerade erst in Fahrt gekommen zu sein...

"Du bist wirklich einer dieser reichen Fatzken, die denken, nur weil sie viel Geld haben, können sie sich alles erlauben. Zumal..."

Argh! Sasuke hielt sich den Kopf und biss die Zähne zusammen.

Das war eindeutig zu viel!

"Halt die Klappe oder ich sorge dafür, dass du still bist!"

Augenblicklich verstummte Sakura und sah ihn mit offenem Mund an.

Dann brach sie in Gelächter aus und tippte ihn mit dem Zeigefinger gegen die Brust.

"Du? Und was gedenkst du zu tun? Willst du mir den Mund mit deinem Geld stopfen?"

Bei Kami, sie sollte aufhören!

"Oder willst du etwa..."
 

Jetzt hatte sie das Fass zum Überlaufen gebracht!

Ehe er richtig reagieren konnte, hatte Sasuke ihr einen Kuss aufgedrückt.

Einen kurzen, aber effektiven.

Und er hatte seine Wirkung nicht verfehlt.

Wie zu Eis erstarrt, stand Sakura da, immer noch in seinem Griff.

Sie lächelte wütend, als sie begriff, was so eben geschehen war.

"Du kleiner dreckiger Bastard!"

Sie hatte die Augen geschlossen und sprach ruhig und leise.

Als sie die Augen wieder öffnete, meinte Sasuke für einen kurzen Moment, Flammen darin auflodern zu sehen.

"WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?"

Sie schlug auf seinen Brustkorb ein. Immer schneller, immer heftiger.

"Du impotenter Lüstling!"

Herrje, war dieses Mädchen anstrengend! Anstrengend und zudem noch wunderhübsch!

Er packte ihre Handgelenke erneut und drückte sie wieder gegen die Wand.

"Verdammt, ich sagte doch bereits, du sollst die Klappe halten!"

Er legte eine kurze Pause ein.

"Nimmst du jetzt den Deal an?" Ein Knurren entrang seiner Kehle.

"Hmm... Ich hab vorher noch eine Frage. Komm mal weiter runter"

Zwar zog Sasuke eine Augenbraue hoch, tat aber, wie ihm geheißen.

Das war der Moment, den Sakura für ihre Flucht nutzte.

Sie spuckte ihm ins Gesicht, woraufhin er angewiedert ihre Hände losließ und sich ihren Speichel aus den Augen wischte.

"Du Miststück!" Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.

Als er wieder sehen konnte, war Sakura verschwunden.

"Verdammt. Dieses Mädchen ist raffinierter, als ich geglaubt hatte!"
 

Indess versuchte Sakura, sich zu beherrschen. Dieser verdammte...!

Ihr wären Tausende von gemeinen Beschimpfungen eingefallen, aber war er es wert, sich überhaupt welche einfallen zu lassen?

Am besten sie ignorierte diesen großkotzigen Primaten einfach bis zu ihrem Lebensende.

Sie seufzte.

Morgen war ihre Schonfrist vorbei und der offizielle Unterricht begann.

"Diese Tatsache heitert mich gleich total auf!", meinte sie sarkastisch und trabte zurück zu ihrem Zimmer.

Als sie die Tür öffnete, fiel ihr Blick sofort auf die schlafende Hinata.

Sie musste schmunzeln.

Im Schlaf wirkte Hinata wie ein Kind.

Gähnend trottete Sakura ins Bad, um sich die Zähne zu putzen.

Wie sollte sie Sasuke aus dem Weg gehen?

Zumal sie auf dieselbe Schule gingen?

Super, Sakura, du hast dich mal wieder in was schier Unmögliches reingeritten, redete sie sich selbst zu.

Sie spuckte aus.

Nachdem sie fertig war, ging sie zurück in ihr Schlafimmer.
 

"Wo die Anderen wohl sind?" Fragend kratzte sich Sakura am Kopf, ehe sie unter ihre Bettdecke schlüpfte und sich einkuschelte.

"Naja, kann mir eigentlich auch egal sein!"

Sie gähnte noch ein letztes Mal, ehe sie in einen tiefen Schlaf fiel.

Wenigstens konnte sie so nicht mehr an Sasuke denken...
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

Ihre Worte verletzten ihn irgendwie zutiefst.

Dabei waren es bloß Worte.

Aber sie waren nicht einfach so dahergeredet, sondern total ernst gemeint.

Neji schluckte.

Was sollte er bloß tun? Er konnte sie doch nicht einfach so gehen lassen.

Aber er brauchte sich auch keine weiteren Gedanken darüber zu machen, denn Tenten befreite sich aus seiner Umklammerung und setzte ihren Weg fort.

Ließ ihn einfach stehen.

Inmitten all ihrer ungeklärten Fragen und Antworten.

Sie wollte sich einfach nur noch in ihr gemütliches Bett kuscheln und sich am liebsten für immer dort verschanzen.

Zumindest müsste sie dann keinem Neji mehr über den Weg laufen.

Ein Seufzer entrang ihr.

Einer von sehr vielen an diesem Abend.
 

Es war dunkel, als sie das Zimmer betrat. Natürlich.

Nur das matte Mondlicht warf seine Schatten auf den Teppich.

Wie unruhige Gestalten huschten ihre Konturen über den weichen Samt.

Sakura und Hinata lagen schon in ihren Betten und schliefen.

Ihr war es egal.

Es war ihr auch egal, dass Ino fehlte.

Es war ihr egal, dass sie unausgezogen unter die Bettdecke kroch.

Es war ihr egal, dass sie sich nicht die Zähne geputzt hatte.

Es war ihr alles egal.

Sie wollte einfach bloß schlafen und den heutigen Tag vergessen.

Und nie wieder aufwachen.
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

Ino fühlte sich immer noch ganz überrumpelt von Shikamarus plötzlicher Aktion und sah verwirrt dabei zu, wie er sie durch das halbe Internatsgebäude zog.

Wohin wollte er sie denn bringen?

Genau in diesem Moment blieb er stehen, stützte sich auf seinen Knien ab und atmete tief ein und aus.

Mann, er war so etwas von erschöpft.

"Mendokuse!", brachte er unter lautem Keuchen hervor.

Als er sah, dass Ino kein bisschen aus der Puste war, klopfte er sich auf die Brust und rang sich zur Beherrschung.

Schließlich musste er seine Männlichkeit unter Beweis stellen.

"Was hast du vor?", fragte Ino und ließ sich von Shikamaru ins Zimmer führen.

Es war ein großer Raum, ausgelegt mit schwarzem Teppich.

In der hinteren Ecke stand ein langes rotes Ledersofa, davor ein hoher Couchtisch.

In der rechten Zimmerecke stand ein LCD-Fernseher mit DVD- und Video-Recorder.

Es schien der Aufenthaltsraum der Jungen zu sein.

Aber es war doch verboten, um diese Zeit in den Jungentrakt zu gehen...

Sie drehte sich um und blickte in Shikamarus breitgrinsendes Gesicht.

"Shika, du machst mir Angst!"

Er hob eine Augenbraue.

Sie hatte es getan.

"Du hast mich Shika genannt"

Ino sah ihn unmissverständlich an.

"Ja, das ist doch dein Name. Was ist daran so außergewöhnlich?"

Shikamarus Grinsen wurde noch breiter, ehe er auf sie zustürmte und sie fest an sich drückte.

Ino schob ihn von sich. "Herrje, du bist aber anhänglich, Ananaskopf!"

Sie seufzte.

"Und was willst du jetzt von mir?"

"Oh, äh.... also...!" Verdammt, das konnte er ihr doch nicht zeigen.

Er war so ein Idiot!

"Ähm, gute Nacht. Ich wollte dir bloß eine gute Nacht wünschen!"
 

Ino sah ihn enttäuscht an.

"Was? Du schleppst mich durchs halbe Internat, nur um mir eine gute Nacht zu wünschen?"

Wie enttäuscht sie aussah. Es zerbrach ihm beinahe das Herz.

Er war so ein Weichei.

Er hielt sie nicht auf, als sie ging.

Ino drehte sich ein letztes Mal um. "Gute Nacht, Shika"

Dann schloss sie die Tür hinter sich.

Sie wusste nicht mehr wie, aber irgendwann hatte sie zurück in ihr Zimmer gefunden. Total übermüdet schaute sie zur Uhr. Kurz nach Zwei.

Sie sah gähnend zu den anderen Drei, ehe sie sich auch ins Bett legte.

Und dann schlief sie, immer noch tierisch enttäuscht, ein.

Love me, hate me, but don’t ignore me

Kapitel 18 - Love me, hate me, but don’t ignore me
 

Warme Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nase. Hinata öffnete die Augen und blinzelte.

Gähnend setzte sie sich auf und sah sich im Zimmer um.

Das helle Sonnenlicht warf quadratische Flecken auf die Möbel und den Teppich und es war angenehm warm.

"Was für ein schöner Sommertag!"

Hinata kletterte aus ihrem Bett, streckte sich und sah aus dem Fenster.

Das gleißende Sonnenlicht färbte die Gärten in ein blasses Gold und die Menschen, die sich darin befanden, lagen faul in der Sonne und wärmten sich.

Sie überlegte, ob sie die Anderen wecken sollte, beschloss aber, es nicht zu tun.

Sie hatte wirklich keine Lust, von drei unausgeschlafenen Mädchen angeschnauzt zu werden.

Erst einmal würde sie duschen gehen. Dann konnte sie ja immer noch überlegen, was sie tat.
 

Das warme Wasser prasselte auf ihren Körper nieder und bildete kleine Rinnsale.

Es tat so verdamt gut, all die schlimmen Gedanken an gestern einfach fortzuspülen.

Sie fuhr herum. Irgendwie fühlte sie sich beobachtet.

Sie steckte den Kopf aus der Dusche und sah sich im Badezimmer um.

Aber nirgends war irgendetwas oder irgendwer Verdächtiges zu sehen.

"Du hast bloß Wahnvorstellungen!", murmelte sie zu sich selbst und schamponierte ihr Haar.

Die Augen, die sie dabei beobachteten, bemerkte sie diesmal nicht.
 

Nachdem sie sich gewaschen, geduscht und angezogen hatte, waren fast zwei Stunden vergangen.

Die Anderen waren inzwischen auch schon wach und so lag es an Shizune, ein erstauntes Gesicht zu machen, als sie das Zimmer der Mädchen betrat.

"Nanu, ihr seid schon wach?" Sie grinste.

"Na, dann mal ab. Das Frühstück beginnt gleich!"

Dann war sie verschwunden.

Die vier Mädchen sahen sich grinsend an. Diesmal würden sie nicht zu spät zum Frühstück kommen.
 

"Whoa, diese Cornflakes sind der Wahnsinn!", murmelte Ino mit vollem Mund.

Tenten rührte mit ihrem Löffel in der Milch herum und war ganz in Gedanken versunken.

Was sollte sie bloß tun?

Gleich begann der Unterricht und sie musste Neji sehen. Das musste sie doch, oder?

Wie sollte sie ihm bloß die ganze Zeit aus dem Weg gehen?

"Hey, alles in Ordnung?" Sakura tippte ihrer Freundin auf die Schulter.

Tenten zuckte erschrocken zusammen und nickte.

Puh, sie sollte jetzt erst einmal lieber in Ruhe ihr Mahl verzehren.

"Wisst ihr eigentlich, ob..." Ino schluckte ihren Bissen herunter.

"Wir die einzigen Mädchen in unserer Klasse sind?"

Hinata, die sich über die Anwesenheitsliste informiert hatte, schüttelte den Kopf.

"Nein, mit uns gehen noch zwei weitere Mädchen in die Klasse!"

"Und der Rest besteht aus Jungen! Na toll!", stellte Sakura seufzend fest.

Da war die Möglichkeit ja noch größer, mit diesem widerwärtigen Sasuke in eine Klasse zu gehen.

Blieb ihr denn gar nichts erspart?

"Und welche Jungen gehen mit uns in die Klasse?"

"Woher soll ich das denn wissen!", fauchte Hinata.

Ino zuckte zusammen. "Ich hab ja bloß gefragt..."
 

"In welche Klasse geht ihr denn?"

Ein junger Mann, der am Tisch neben ihnen saß, sah die Mädchen fragend an.

Sein braunblondes mittellanges Haar war mit einem Kopftuch bedeckt und in seinem Mundwinkel steckte ein Naturstrohhalm.

"Sind sie nicht Sensei Genma?"

Ino konnte sich an den smarten Lehrer nur zu gut erinnern.

Der Angesprochene lachte.

"Ja, der bin ich. Aber ihr könnt mich ruhig Genma nennen.

Sensei klingt immer so alt!" Er zwinkerte ihnen zu.

"Also, welche Klasse?"

"13 B", meinte Hinata.

Genma schien kurz zu übelegen.

"Also, in eure Klasse gehen außerdem noch Naruto Uzumaki"

Hinata zuckte bei seinem Namen zusammen.

"Dosu Kinuta, Gaara Sabakuno, Kankuro Sabakuno, Shikamaru Nara"

Ananaskopf! Inos Augen leuchteten.

Der Lehrer fuhr fort.

"Zaku Abumi, Kin Nakahara, Sai Iwa, Neji Hyuuga"

Tenten seufzte frustriert. Na toll!

Jetzt musste sie ihm wirklich begegnen...

"Temari Sabakuno, Choji Akimichi, Kiba Inuzaka, Shino Aburame, Rock Lee und Sasuke Uchiha"

"Sasuke?!", quietschte Sakura und knallte den Kopf auf die Tischkante.

Verdammtes Drecksleben!

Genma fuhr unbeirrt fort.

"So, dass müssten alle sein. Ich hoffe, ich hab niemanden vergessen..."

Er grinste. "Eine wirklich große Klasse" Er zählte.

"15 Schüler. Okay, auf öffentlichen Schulen sind es beinahe doppelt so viele, aber dies hier ist ein Internat für Privatleute. Und da sind 15 schon eine Menge!"

Die Mädchen nickten, unterhielten sich noch ein wenig mit ihrem Lehrer und frühstückten zu Ende.
 

Nach dem Frühstück machten sie auf zu ihrer allerersten Unterrichtsstunde.

Biologie bei Sensei Kakashi.

Sie folgten ihren Mitschülern einen schmalen Gang entlang.

In diesem Teil des Internates waren sie noch nie gewesen.

Neben ihnen lief ein gutaussehender Junge mit kurzen braunen Haaren und einem kleinen weißen Hund im Arm, her.

"Hey, ihr müsst neu hier sein!"

Er grinste und entblößte dabei zwei Reihen strahlend weißer Zähne.

"Mein Name ist Kiba Inuzuka und das ist mein Hund Akamaru!"

Er schüttelte ihnen die Hand.

"Hey!" Tenten lächelte ihm entgegen.

"Mein Name ist Tenten Ama. Und das sind Sakura Haruno, Ino Yamanaka und Hinata Hyuuga, meine Mitbewohnerinnen"

Sie stellte dem smarten Jungen die Drei der Reihe nach vor.

"Angenehm!", meinte Sakura und schüttelte ihm die Hand.

"Schön, dich kennenzulernen!" Ino tat es ihrer rosahaarigen Freundin gleich.

"Gleichfalls!" Auch Hinata schüttelte ihm die Hand.

Dann fuhr sie Akamaru über den Kopf.

"Ein wirklich süßer Hund!"

"Arigatou", hauchte Kiba und wurde leicht rot.

Hinata war wirklich süß.

Und so hübsch. Ob sie wohl einen Freund hatte?

Als sie den Klassenraum betraten, musste Ino überrascht feststellen, dass Sensei Kakashi schon da war.

Die Lehrer auf ihren alten Schule waren immer zu spät gewesen.

Als Kakashi die Schar von Jugendlichen bemerkte, klatschte er in die Hände und sprang von seinem Schreibtisch.

"Da seid ihr ja endlich! Ihr seid ein wenig spät dran!"

"Das müssen sie gerade sagen!", beschwichtigte Shikamaru.

"Sie kommen doch immer zu spät und labern dann etwas vom Pfad des Lebens!"

Kakashi räusperte sich.

"Setzt euch!"

Er nahm wieder auf seinem Pult Platz und sah neugierig grinsend zu den Schülern.

Sakura, Ino, Tenten und Hinata setzten sich zusammen in eine Reihe im hinteren Ende des Raumes.

"Nun..." Kakashi wies Shino an, die neuen Schulbücher aus dem Schrank zu holen und sie zu verteilen.

"Ein neues Schuljahr ist angebrochen und das möchten wir nun mit einem neuen Thema beginnen. Genforschung. Was wisst ihr darüber?"

Sofort meldeten sich ein paar Schüler und redeten irgendetwas von dominanten und rezessiven Genen daher.

Sakura verstand eh nur die Hälfte.

Aber was interessierten sie schon so dämliche Gene oder welche Augenfarbe ihr Kind bekam, wenn sie mit einem blauäugigen Mann Sex hätte?

Tenten fand das Thema recht spannend und lauschte gebannt den Worten.

Vor ihr saß ausgerechnet Neji. Sein Rücken versperrte ihr die Sicht zur Tafel.

"Hornochse!", knurrte sie und legte den Kopf auf ihre Arme.

Ihm taten seine spätere Frau und seine Kinder jetzt schon Leid.

Ob sein Nachwuchs auch solch komische Augen hatte?

Warum waren die eigentlich weiß? War er blind? Wohl kaum...

Vielleicht ein Geburtstfehler. Sie grinste. Genau, ein Geburtsfehler.

Er hatte weiße Augen, weil er so ein verdammter Idiot war!

Der Bleistift in ihrer Hand zerbrach unter dem Druck, welchen sie darauf ausübte.

Verdammt, wegen diesem Baka litten nun auch schon ihre Stifte...

Ino, welche neben ihr saß, sah so gelangweilt zur Tafel, dass Tenten befürchtete, sie würde gleich einschlafen.

Nachdem sie Anaskopf mit Papierkügelchen bombadiert hatte und dieser es förmlich zu ignorieren schien, hatte sie es aufgegeben.

Hinata indess war damit beschäftigt, Naruto mit bösen Blicken zu durchbohren.

Wenn Blicke töten könnten... Naruto wäre mehr als mausetot!
 

Nach der ersten Stunde waren die vier Mädchen schon so erschöpft wie an einem ganzen Tag.

Zusammen mit dem Sabakuno-Trio liefen sie zu ihrem nächsten Unterrichtsraum.

Musik bei Sensei Anko.

Na toll, die Vier waren mindestens so gut in Musik wie im Surfen.

Also kein bisschen... Zwar konnte Sakura ein wenig singen, aber auch eher schlecht als recht. Die anderen Drei konnten nicht einmal Noten lesen.

"Wann haben wir Mittagspause?", fragte Tenten an Kankuro gewandt.

"Nach dieser Stunde. Schulschluss ist um 16:00 Uhr!"

Ino seufzte. "So eine Qual!"

Musik war noch langweiliger, as sie gedacht hatten.

Sensei Anko sprach die ganze Zeit nur von Glocken, Liedern und der japanischen Nationalhymmne.

Wen interessiert das schon? Wen?!

Das Klingeln der Schulglocken erschien ihnen fast wie eine Erlösung.

Zumindest für eine kurze Zeit.

Als sie auf den Schulhof traten, stand die Sonne hoch am Himmel und die Bäume ringsum waren von einem saftigen Grün.

Tenten schlenderte mit den Anderen Richtung Caféteria.

Gefolgt von Kankuro, der sich zu ihnen gesellt hatte.

Nachdem sie sich ihr Mittagessen, eine grüne undefinierbrare Suppe, abgeholt und Sakura sich darüber beschwert hatte, was man einem solch reichen Mädchen wie sie es war, für einen Fraß vorsetzte, nahmen sie an einem Tisch Platz.

Shino, einer ihrer Klassenkameraden, war gerade dabei, die grüne Brühe zu verzehren.

"Kann man die essen?" Sakura sah ihn ängstlich fragend an.

"Es geht!", meinte Shino und grinste ihr zu.

"Wenn es sich nicht bewegen würde, wäre es sogar richtig lecker!"

Mit einem Zwinkern aß er weiter.

Die Mädchen begannen nun ebenfalls ihr Mahl zu verzehren.
 

Nach dem langersehnten Schulschluss trennten sich die Mädchen.

Tenten wollte ein wenig mit Sakura die Gärten durchforsten, Ino ging auf ihr Zimmer und Hinata suchte den Strand auf.

Vielleicht befanden sich ja wieder irgendwelche attraktiven Jungen am Strand.
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

Es war unglaublich! Nicht zum Aushalten.

Kaum war sie losgezogen, um mit Sakura durch die Gärten und Wiesen zu streifen und schon war diese verschwunden.

Wenn Tenten wenigstens wüsste, in welche Richtung sie gegangen war.

Aber nein, sie musste sich ja ohne ein Wort aus dem Staub machen! Tolle Freundin...

Und sie selbst wusste auch nicht wirklich, wo sie sich befand.

Neben ihr waren zwei lange Wege, bedeckt mit Steinen und vor ihr tat sich eine große alte Weide auf.

Sie ging darauf zu, in der Hoffnung, sich so vielleicht wieder besser orientieren zu können.

Der Stamm war alt und knorrig und als sie mit der Hand darüber glitt, spürte sie, wie kalt er war.

Sie sah hinüber zur Schaukel, die an einem der dicken Äste befestigt war.

Vorsichtig setzte sie sich drauf, holte mit den Füßen Schwung.

Wie beruhigend dieses sanfte Hin- und Herschaukeln doch war...

Es ließ sie alles vergessen.

Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen.
 

Ein Räuspern, kaum hörbar. Sie öffnete die Augen wieder und erstarrte.

"Neji" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Wie er da vor ihr stand. Er sah so... verzweifelt aus.

"Tenten!" Er ging ein paar Schritte auf sie zu und ergriff ihre Hände.

"Es tut mir Leid"

Sie wandte den Kopf ab und zog ihre Hände weg.

Sie wollte ihn nicht sehen. Er hatte sie zu sehr verletzt.

Wusste er, wie weh er ihr getan hatte?

Neji ergriff ihre Hände erneut.

"Bitte hör mir zu. Nur für einen kurzen Moment. Danach werde ich dich nie wieder belästigen"

Sie sah ihm fest in die Augen, suchte nach der Wahrheit in ihnen.

"Tenten!", hauchte er und für einen ganz kurzen Moment hatte sie das Gefühl, dass er es wirklich ernst meinte. Dass er die Wahrheit sagte.

"Liebe mich, hasse mich, aber bitte ignorier mich nicht!"

"Was?" Sie wandte ihren Kopf wieder ab.

Was meinte er damit bloß?

Sie vernahm ein frustriertes Seufzen seitens Neji.

"Nun gut, ich habe es wohl nicht anders verdient"

Er lächelte kurz angebunden, dann ließ er ihre Hände los.

"Ich werde dann mal gehen"

Mit diesen Worten drehte er sich um und entfernte sich von ihr. Immer weiter.

Bis er weg war. Verschwunden aus ihrem Leben.

Aber warum fühlte sie sich jetzt noch schrecklicher als vorher?

So unglücklich?

Und woher hatte Neji gewusst, dass sie hier war? Woher kannte er überhaupt ihren Namen? Das fragte sie sich schon seit ihrem letzten Treffen.

Fragen über Fragen und nirgends die Aussicht auf eine Antwort.

Verdammtes Leben! Verdammtes Schicksal!

Noch lange saß sie auf der Schaukel und dachte nach.

Über alles Mögliche. Und über gar nichts.

Sie schwang sich von der Schaukel. Sollte sie zurück zum Internat?

Zum Strand? Oder sollte sie einfach irgendwo hingehen? Ohne Ziel?

Sie beschhloss, erstmal zurück ins Internat zu gehen.

Vielleicht war Sakura ja inzwischen zurück.
 

Sie war kurz vor dem Internat angekommen, als sie gegen etwas Hartes stieß.

Als sie aufah, musste sie unwillkürlich grinsen.

"Kankuro!" Wenigstens etwas, das ihre Laune bessern konnte.

Der smarte Junge grinste.

"Hey, Tenten. Alles in Ordnung? Du siehst betrübt aus"

Tenten wimmelte ab.

"Ach was, ich hab bloß ein wenig Heimweh"

"Das Gefühl kenn ich. Am Anfang hatte ich auch totales Heimweh"

Kankuro verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Tenten sah ihn erstaunt an. "Echt?"

Sowas hatte sie noch nie von einem Jungen gehört.

Kankuro lächelte schwach.

"Ja, es war leider wirklich so"

Sie musste grinsen. Wie süß!

"Von woher bist du gekommen?" Die Zwei liefen den Pfad zum Internat hinauf.

"Ach, ich war bloß ein wenig spazieren"

Es war ein schreckliches Gefühl, ihn anzulügen.

Und das Schlimmste war, dass er es gar nicht bemerkte.

Weil er ihr vertraute.
 

Am Internat angekommen, verabschiedeten sich die Zwei voneinander.

"Dann bis um drei!" Kankuro grinste ihr zu, ehe er verschwand.

Tenten sah ihm nach. War es richtig, sich mit ihm zu verabreden?

Sie wusste es nicht.

Aber um ehrlich zu sein, war es ihr auch egal.

Sie musste erst einmal den Kopf freikriegen.

Und eine nette Verabredung mit Kankuro würde da bestimmt Abhilfe verschaffen.

Grinsend trottete sie hinauf in ihr Zimmer.
 

Ino lag, in einem Modemagazin lesend, auf dem Bett.

"Hey" Tenten ging an ihr vorbei zu den Schränken.

"Wie ist das Magazin?"

"Langweilig!" Ino drehte sich auf den Rücken und warf das Magazin zu Boden.

"Und wie war es bei dir?"

"Auch uninteressant!", erwiderte Tenten und durchforstete ihren Schrank.

"Aber ich muss jetzt auch gleich schon wieder weg!"

Mit zwei Kleidungsstücken in der Hand, eilte sie ins Bad.

Schließlich wollte sie schön für Kankuro sein.
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

Sakura kam sich vor wie in einem Urwald.

In diesen Filmen hatten die Protagonisten stets eine Machete dabei, mit denen sie die ihnen den Weg versprerrenden Lianen und Pflanzen zersäbelten.

Und was hatte sie? Eine Nagelschere.

Super! Wenn sie jetzt damit anfangen würde, das wuchernde Unkraut zu schneiden, wäre sie vielleicht in dreißig Jahren fertig damit.

"Ist doch gar keine schlechte Aussicht!", knurrte sie und bahnte sich einen Weg durch das meterhohe Gestrüpp.

Dabei war das Einzige, was sie wollte, dieses Geheimnis von Sasuke zu entdecken.

Wenn er sie schon dazu zwang, seinen blöden Deal einzugehen, und er würde sie garantiert dazu zwingen, dann wollte sie zumindest auch wissen, weshalb sie ihren Mund halten sollte.
 

Je tiefer sie sich vorwagte, desto mehr beschlich sie das Gefühl, dass das Dickicht immer undurchdringlicher wurde.

Sie schlug sich gerade durch eine Rosenhecke, als sie sich unerwartet in einem noch größeren und farbenprächtigeren Garten wiederfand.

An einem Baum war ein riesiger Holzkasten gelehnt und langsam ging sie darauf zu.

"Oh Gott, wie niedlich!" Sakura schlug die Hände vors Gesicht.

"Nein, wie süß!"

Herrje, sie war ganz außer sich.

Aber wer würde bei diesem Anblick nicht schwach werden?

Die Schritte hinter ihr bemerkte sie nicht.

Erst, als sie ein Rascheln in einem der Büsche vernahm und sich umdrehte, sah sie ihn.

Er trug einen Eimer Wasser mit sich.

Als er sie sah, ließ er den Eimer fallen und das Wasser ergoss sich auf dem Boden.

"Du?" Seine Stimme war kalt und voller Wut.

Drohend ging er auf sie zu, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt.

"Ich sagte doch, dass dich das hier nichts angeht!"

"Pass mal schön auf, Freundchen. Du warst es doch, der mir gestern diesen blöden Deal aufgezwungen hat. Dabei hatte ich rein gar nichts gesehen.

Das hat sich allerdings soeben geändert"

"Also bist du bereit für den Deal?"

Sie nickte trotzig.

"Gut" Er grinste höhnisch.

"Sehr gut! Denn ab sofort bist du mein leibeigener Diener.

Du tust alles, was ich dir sage"

Sakura sah ihn ungläubig an. "Sag mal, hast du sie noch alle?"

Wahrscheinlich ist er als Baby zu oft vom Wickeltisch gefallen.

Anders konnte sie sch sein Verhalten nicht erklären.

"Hey! Es war ausgemacht, dass, wenn du..."

"Es ist mir sowas von egal, was wir ausgemacht hatten.

Das werde ich auf keinen Fall tun!

Du kannst mich mal!"

Nachdem sie ihm den Mittelfinger gezeigt hatte, drehte sie um und verschwand.

Sasuke musste lächeln über ihren plötzlichen Wutausbruch.

"Na warte, ich sorge schon dafür, dass du tust, was ich verlange"

Grinsend hob Sasuke den Eimer Wasser auf.
 

Wie sehr sie diesen Bastard doch verabscheute!

So sehr. So unermesslich.

Verdammt!

Fluchend trat sie die Steine aus ihrem Weg.

Wie konnte sie sich bloß abreagieren?

Sie betrat den Schulhof.

Lautes Lachen drang an ihr Ohr und sie wandte den Kopf zur Geräuschsquelle.

Sai stand, zusammen mit ein paar ihr fremden Jungen, vor den Fahrradständern und redete aufgeregt mit ihnen.

Sai! Wenn einer ihre Laune aufbessern konnte, dann er!

"Hey, Sai!"

Sie winkte aufgeregt mit den Händen in der Luft herum und ging auf ihn zu.

Sai zuckte zusammen. Nicht schon wieder Sakura.

Zwar mochte er sie, ohne Zweifel.

Aber er wollte auch gerne mal etwas Zeit für sich allein und seine Freunde haben.

"Äh, hi..."

Sakura grinste und packte seinen Arm.

"Komm mit, wir unternehmen irgendetwas!"

Sai wollte protestieren, sah aber ein, dass er bei Sakura nur auf Granit biss, und ließ sich wiederwillig mitziehen. Das konnte ja was werden...
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

Ino sah von ihrem Modemagazin auf.

Warum hatte Tenten ihr nicht ein wenig Gesellschaft leisten können?

Aber nein, sie musste ja überstürzt schnell weg.

Na super. Und sie durfte sich zu Tode langweilen!

Obwohl...

Sie legte das Magazin zur Seite und setzte sich auf.

Eigentlich könnte sie ja Anaskopf besuchen gehen und ihn wegen der Sache von gestern ausquetschen.

Sie musste grinsen. Ananas ausquetschen.

Das würde bestimmt Spaß machen!

Sie sprang vom Bett und schlüpfte in ihre Schuhe.

Mit leisen Schritten schlich sie auf den Gang.

"Warum schleiche ich eigentlich?" Sie ging normal und summte ein Lied.

Wenn sie doch nur nicht Shikas Zimmernummer vergesen hätte...
 

Sie irrte im Internat herum. Verdammt, wen könnte sie bloß fragen?

Just in diesem Moment kam Naruto um die Ecke geschritten, die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben.

"Hey, du unsensibler Klotz! Du wohnst doch mit Shika zusammen in einem Zimmer, oder?

Welche Nummer war das nochmal?"

Naruto knurrte irgendetwas Unverständliches und drängte sich an ihr vorbei.

"Danke, äußerst gütig!", knurrte sie und streckte ihm hinter seinem Rücken die Zunge heraus.

Naruto kümmerte das kein bisschen. Er hatte Wichtigeres zu tun.

Er musste zum Strand.
 

Ino indess suchte immernoch nach Shikamaru.

Vielleicht war er ja in der Bibliothek.

Er las doch so gerne.

Sie steuerte die Treppe zum Gemeinschaftsaal an, dann lief sie den breiten Weg zur Bibliothek entlang.

Die Bibliothek war ein riesiger Saal, ausgelegt mit dunkelgrünem Teppich.

Dutzende von Tischen und Stühlen standen in dem Raum und als Ino die riesige Flügeltür öffnete, erkannte sie sofort die großen Fenster, die das warme Sonnenlicht hineinließen.

Shikamaru war wirklich da, saß an einem der Tische, die Nase tief in einem Buch vegraben.

"Hey! Shikamaru!" Ino ging auf ihn zu.

Der Angesprochene sah auf.

"Seit wann nennst du mich nicht mehr Ananaskopf?"

"Hmm, das wird langweilig auf die Dauer!" Gelogen!

Sie nahm gegenüber von ihm Platz.

"Was liest du da?"

"Manga!"

"Das sehe ich auch, du Ochse" Sie verdrehte die Augen. "Und welchen?"

"Bokura ga ita"

Sie grinste. Den Manga las sie auch. Er war so megasüß!

"Nun, tut mir ja Leid, dass ich dich unterbrechen muss, aber mir ist langweilig.

Und wenn mir langweilig ist, bin ich unerträglich"

Sie räusperte sich.

"Wenn du also verhindern willst, dass dein Manga gleich in vielen kleinen Fetzen auf dem Fußboden verstreut liegt, würde ich dir raten, mich zu unterhalten!"

Ihre Drohungen hatten Erfolg - wie immer.

Widerwillig erhob sich Shikamaru. "Gut, wo willst du hin?"

Ino legte einen Finger ans Kinn und dachte nach.

"Auf den Schulhof. Lass uns ein wenig reden!"

"Reden?" Er seufzte. "Na gut!"

Zu zweit verließen sie die Bibliothek.
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~

Man müsste sich nur mal trauen

Kapitel 19 - Man müsste sich nur mal trauen
 

Es gab viele gutaussehende Männer. Sportler, Stars, Prominente.

Aber keiner konnte Kankuro das Wasser reichen!

Wie er da stand, die Hände in die Hüften gestemmt und breitgrinsend, sodass es ihr die Sprache verschlug.

Er sah so natürlich und attraktiv aus.

Unglaublich attraktiv!

Lächelnd ging Tenten auf ihn zu, voller Freude.

"Hey! Du siehst bezaubernd aus!"

Lieb lächelte Kankuro ihr zu, ehe er ihre Hand nahm und sich verbeugte.

"Darf ich bitten?" Er lachte und zog sie sanft mit sich.

"Wo wollen wir hin?", fragte Tenten auf dem Weg zum Parkplatz.

"Das bleibt eine Überraschung!" Kankuro zog einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und wedelte damit herum.

Sie kamen an einem rotem Porsche zum Stehen.

"Wow! Ist das deiner?" Behutsam fuhr Tenten mit den Fingerspitzen über das rote Lack.

Ein wirklich toller Wagen. Wenn sie sich recht entsinnte, fuhr ihr Nachbar auch immer so einen. Allerdings einen pechschwarzen.

Ihr Nachbar war ein schrobiger, gefühlskalter Kerl, aber er ließ die anderen nie spüren, dass er zu der höheren Gesellschaft gehörte. Sie mochte ihn eigentlich ganz gerne.

"Naja..." Kankuro kratzte sich verlegen am Kopf.

"Nicht direkt. Er gehört Gaara, Temari und mir zusammen" Er seufzte.

"Geschwister zu haben ist manchmal echt nervig!"

Diese Meinung konnte Tenten nicht mit ihm teilen.

Sie fühlte sich oft sehr einsam als Einzelkind.

Nie hatte sie wen gehabt, mit dem sie über ihre Probleme reden konnte, oder jemanden, der sie beschäftigte, wenn ihr wieder mal, wie so oft, langweilig war.
 

Der kalte Fahrtwind peitschte ihr ins Gesicht.

Sie fuhren wirklich verdammt schnell.

Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass sie schon sehr weit vom Internat entfernt waren. Na toll!

Und diese Musik. Wirklich schrecklich! Geschmack hatte Kankuro wirklich nicht.

"Wohin fahren wir eigentlich?"

"Das bleibt eine Überraschung" Kankuro riss das Lenkrad nach rechts.

Irgendwie machte er ihr Angst. Sie fuhren so verdammt schnell...

Dann bremste er scharf ab.

"So, da wären wir!" Er riss die Tür auf und stieg aus.

Tenten tat es ihm gleich.

Ihr zitterten die Knie, als sie den festen Boden unter ihren Füßen spürte.

Unsicher sah sie sich um.

Lärm, viele Menschen, ein großer Torbogen. Sie standen vor einem Freizeitpark.

"Und, wie gefällt es dir?" Kankuro ging grinsend auf sie zu.

"Dann mal auf ins Vergnügen!"
 

Die Zuckerwatte war verdammt köstlich! Tenten biss noch einmal herzhaft hinein.

Viel besser als auf dem kleinen Rummelplatz in ihrer Stadt.

Kankuro, welcher amüsiert neben ihr herlief, deutete auf die große Achterbahn vor sich.

"Wollen wir da rein?"

Ohne Tentens Antwort abzuwarten, ergriff er ihre Hand und zog sie mit sich.

"Eine Fahrt?", fragte der junge uniformierte Mann im Kassenhäuschen.

Er sah wirklich attraktiv aus.

Kankuro nickte und legte zwei Einhundert-Yen-Scheine auf die Theke.

Der Mann hinter dem dursichtigen Glas nickte und schob ihnen zwei Fahrkarten zu.

Die Achterbahn war gigantisch! Meterlang erstreckte sie sich über den Platz, fast 100 Meter hoch ragte sie in den Himmel.

Die gellenden Schreie der Insassen, welche in den vorbeibrausenden Wagons saßen, hallten Tenten noch später in den Ohren wider.

Kankuro schien davon nur noch mehr angespornt zu sein, denn wie ein kleines Kind klatschte er in die Hände und lief auf der Stelle.

"Komm mit!"
 

Ob das wirklich so eine gute Idee war?

Tenten versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen, während ihr Wagon hochfuhr, bereit, den ersten Abgang zu machen.

Oben angekommen, blieben sie kurz ruckartig stehen, ehe sie in Mordstempo lossausten.

Tenten konnte nur noch schreien. Brüllen und schreien und einfach nur hoffen, nicht zu sterben.

Sie nahmen den ersten Looping und sie klammerte sich mit einer Hand an der Stange, mit der anderen an Kankuro fest.

Gott, behüte sie! Sie war doch noch zu jung zum Sterben!
 

Ihre Füße berührten wieder sicheren Boden. Sie seuftzte erleichtert.

Irgendwie hatte es ja doch Spaß gemacht.

Unwillkürlich musste sie grinsen.

Sehr sogar. Es war einfach fabelhaft gewesen!

Kankuro schien ihre Gedanken zu errraten, denn er grinste breit.

"Gar nicht so schlecht, oder?"

Sie lächelte ihm entgegen. "Ja!"
 

Was danach passierte, wusste sie nicht mehr so genau.

Das Riesenrad, der Kuss und nun waren sie ein Paar. Oder?

Was war passiert?

Wie elektrisiert saß sie auf dem Beifahrersitz, schaute in unregelmäßigen Abständen stets zu ihm.

Sein Seitenprofil. Erstaunlich. Wie weich seine Haut aussah.

Und seine Nase war unglaublich gerade.

Ein wenig sank sie in das weiche Polster, schloss die Augen. Wie sehr sie sich wünschte, das alles nur geträumt zu haben.

Er fuhr wieder so schnell. Unglaublich schnell.

Sie griff sich in dem Polster fest.

"Fahr doch nicht so schnell!", hauchte sie leise.

Kankuro wandte den Kopf zu ihr.

Irgendetwas Merkwürdiges flackerte in seinen Augen.

"Tenten" Er bremste scharf ab und der Wagen schlitterte, ehe er zum Stehen kam.

"Ich liebe dich!" Er umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er hatte die Augen geschlossen und die Zähne zusammengebissen.

"Was ist los?" Sie ergriff Kankuros Arm. "Du machst mir Angst!"

Er lächelte angebunden.

Sah sie an. Seine dunklen Augen. Sie erkannte ihn gar nicht mehr wieder.

"Tut mir Leid, Tenten. Das wollte ich nicht..."

Er zog die Handbremse an, sah unschlüssig durch die Windschutzscheibe, die Arme vor der Brust verschränkt.

"Was ist mit dir? Was hälst du von mir?"

Sein Blick war starr nach geradeaus gerichtet.

"Wie meinst du das?" Sie löste ihren Gurt.

"Ich finde dich sehr nett und..."

"Nett und weiter?" Er verkrampfte sein Gesicht. "Liebst du mich?"

Was sollte denn diese Frage?

Sie wusste doch selbst nicht, was sie zur Zeit empfand.

Sie lehnte sich nach vorne zu Kankuro, umfasste sein Gesicht mit ihren Händen. "Ich weiß es nicht"

Sie sah den Schmerz in seinen Augen. "Gomen ne!"

Doch Kankuro schüttelte nur den Kopf, löste die Handbremse und drückte aufs Gaspedal.

Während sich Tenten wieder anschnallte, fuhren sie die breite Landstraße hinunter.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel und verfärbte ihre Umgebung in ein sanftes rot.
 

Sie wusste nicht mehr, wie lange sie weg gewesen waren, doch als sie wieder am Internat ankamen, war es bereits dunkel.

Das Abendessen war bereits im vollen Gange, als sie den großen Speisesaal betraten.

Einige Leute wandten die Köpfe nach den Zuspätkommern, die Anderen aßen seelenruhig weiter.

Schweigend setzten sich die beiden an den Tisch ihrer Freunde.

"Wo wart ihr solange?", fragte Sakura über den Tisch hinweg.

Tenten antwortete mit Schweigen.
 

Nach dem Abendessen begaben sich die Vier auf ihr Zimmer.

Sakura ließ sich erschöpft aufs Bett fallen und Hinata verschwand im Bad.

"Was trägst du denn da?" Tenten zupfte an dem blauweißen Stoff, der Sakuras Körper bedeckte.

"Das ist eine Cheerleader-Uniform!" Tenten sah sie fragend an.

"Kein Kommentar!", murmelte Sakura. "Das ist eine lange Geschichte!"

Und die hat reinfällig etwas mit Sasuke Uchiha und seinem Deal zu tun.

"Jetzt sag mal, stimmt dieses Gerücht über dich?"

Ino drehte einer ihrer blonden Haarsträhnen um den Finger und ließ ihre Kaugummiblase geräuschvoll platzen.

"Welches Gerücht?", fragte Tenten und sah sie irritiert an.

"Na, dass du mit Kankuro zusammen bist!"

Woher wussten die denn davon?

Machten Gerüchte denn immer so schnell Umlauf?

"Mehr oder weniger!"

Mit diesen Worten legte sie sich in ihr Bett.

"Jetzt bist du an der Reihe! Erzähl schon, was du heute gemacht hast!"

Sie sah Sakura erwartungsvoll an.

Wie sollte sie ihnen das erklären?
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

Sie hatte ihn tatsächlich durchs ganze Internat rauf auf ihr Zimmer gezerrt, um ihn zu fragen, welche Kleidungsstücke ihr am besten standen?

Herrje, dieses Mädchen war doch die reinste Qual!

"Wie findest du dieses Blaue hier?"

"Sehr schön?"

"Und das Weiße?"

"Sehr schön"

Er stand genervt, die Hände in den Hosentaschen vergraben, an der Wand gelehnt.

"Und dieses Schwarzgrüne mit rosa gesprenkelten Querstreifen?"

"Sehr... Häh, das ergibt doch gar keinen Sinn!"

"Eben, du Baka!"

Sie verpasste ihm eine Kopfnuss.

"Wenn du keinen Bock hast, sag es doch!"

Beleidigt verschränkte Sakura die Arme vor der Brust.

"Ich hab keinen Bock!" Dafür wurde er durchs ganze Internat gejagt.

Wie ein Raubtier auf der Jagd nach einem kleinen Kaninchen.

Irgendwann verlor sie Sai aus den Augen und stieß mit voller Wucht gegen einen Typen.

"Ich such dich schon den ganzen Tag!"

Sasuke drückte ihr ein Päckchen in die Hand.

"Der Deal"

Sakura sah ihn misstrauisch an, ehe sie den Deckel des Päckchens anhob.

"Was ist das?"

"Eine Chearleader-Uniform und Pom Dongs"

"Pom Poms, du Idiot!"

"Mir doch egal. Zieh dich um, ich erwarte dich in zehn Minuten auf dem kleinen Tennisplatz"

Mit diesen Worten ging er.

Sakura streckte ihm die Zunge heraus.

Sasuke fuhr herum.

"Übrigens. Wenn du nicht kommst, tue ich den Kleinen was an!"

Sakura schluckte. Das würde er doch nicht tun. Oder?

Warum hatte er sie dann...?

Verdammter Baka. Sie nickte. Tränen standen ihr in den Augen.
 

Es war frisch, als sie den sandigen Tennisplatz betrat.

Der kalte Wind peitschte ihr um die Ohren und sie fror an den Beinen.

Wo war er bloß? Nirgends war eine Spur von ihm.

Sie spürte eine schwere Hand auf ihrer Schulter und fuhr herum.

"Geh in die Ecke dort hinten und feuer mich an!"

"Ich kann das nicht!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah zur Seite.

"Und ob. Auf deiner alten Schule warst du schließlich Mannschaftskapitänin"

Sie riss die Augen auf. Woher wusste er das?

"Oh ja, muss ich vergessen haben..."

"Verarsch mich nicht!" Harsch stieß er sie in die Ecke. "Und jetzt mach!"
 

Nachdem sie rund eine halbe Stunde getanzt, Räder und Saltos geschlagen und Spagate vollzogen hatte, und ihr Anblick Sasuke beinahe um den Verstand brachte, ließ er sie gehen.

"Bis morgen. Sieben Uhr am Swimmingpool. Verrgess deinen Bikini nicht!"

Dann war er verschwunden.

Mehr gab es nicht zu erzählen.
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~
 

"Wie langweilig!", hauchte Ino, die sich die Fingernägel weinrot lackierte.

Sie musste unbedingt von ihrem Violett-Trip kommen.

"Und was hast du getrieben? Es muss ja wohl unglaublich spannend gewesen sein!"

Tenten war ihrer Freundin auf den Leim gegangen.

"Nun ja...", begann Ino. "Das war so..."
 

Der seichte Wind strich ihr um ihre nackten Beine. Zusammen mit Shikamaru saß sie auf der grünen Bank vor der großen Ulme auf dem Schulhof.

Shika, der gelangweilt mit den Beinen baumelte, erhaschte einen Seitenblick zu ihr.

Was wollte sie von ihm?

"Nun...", begann Ino und tippte ungeduldig auf der Lehne der Bank herum.

"Was wolltest du mir gestern Nacht gesagt haben? Raus mit der Sprache!"

Shikamaru errötete. "Dir eine gute Nacht wünschen. Das hatte ich dir doch schon gesagt!"

"Und das soll ich dir glauben?" Er schluckte. "Ja!"

"Verdammt, erzähl schon. Oder ich rede nie wieder ein Wort mit dir!"

Das wollte er um jeden Preis verhindern!

Sie erhob sich, doch er ergriff ihre Hand.

"Ich wollte dir sagen, dass ich dich mag!", nuschelte er mit gesenktem Kopf.

Sie lächelte. "Gute Nacht!"

Dann ging sie.
 

"Wow, das war ja wirklich spannender als meine Geschichte!", knurrte Sakura ironisch.

Ino schenkte ihr keine Beachtung. "Er war so süß!", schwärmte sie.

"Seid ihr jetzt zusammen?" Tenten sah sie fragend an.

"Aber nein... Ich mein, ich weiß es nicht... Ach, ich bin müde! Gute Nacht!"

Sie legte sich in ihr Bett und die Anderen taten es ihr gleich.

Auf Hinata warteten sie nicht. Sollte sie sich doch weiterhin so distanziert verhalten.

Mit gemischten Gefühlen schliefen sie ein.
 

~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~~°~

Spiel mit dem Feuer Teil 1

Kapitel 20 - Spiel mit dem Feuer Teil 1
 

"Der erste Weltkrieg war..."

Geschichte konnte so langweilig sein. So viele Daten und Ereignisse.

Weltkriege, Revolutionen, berühmte Entdecker.

All der Kram gehörte zur Allgemeinbildung.

Dabei fiel Tenten nicht eine Alltagssituation ein, bei der es vom großen Vorteil wäre, zu wissen, wann und wer Amerika entdeckt hatte und wie dessen Schiffe hießen.

Und ihr Lehrer, Sensei Iruka. Ein komischer Kauz...

Woher er wohl die Narbe hatte, die unter seinen Augen eine Waagerechte bildete?

Er sprach recht leise, Tenten konnte ihn teilweise gar nicht verstehen.

Sie seufzte und schaute zu Neji.

Er saß stillschweigend da, die Hände zusammengefaltet und starrte mit einem verbissenen Gesichtsausdruck aus dem Fenster.

Er sah wütend aus. Und verletzt. Irgendwie tat er ihr Leid.

Aber auch nur ein bisschen.

"Tenten! Wann begann der erste Weltkrieg?"

Ja, wann war das nochmal? Sie nestelte energisch an ihrem Heft rum.

"Schön, dass du aufpasst!", meinte Iruka sarkastisch und sah zu Neji.

"Und? Wie sieht es mit dir aus? Kannst du mir die Antwort sagen?"

Neji schwieg.

"Sehr schön!" Iruka schlug das Buch in seinen Händen zu.

"Wenn ihr alle so erpicht aufs Lernen seid, was haltet ihr davon, wenn wir einen kleinen Überraschungstest schreiben?"

Lautstarkes Seufzen und Murmeln war zu vernehmen und es wurde unruhig.

"Bitte nicht, Sensei!", rief ein Schüler aus der ersten Reihe. Es war Naruto.

Iruka sah ihn an, ehe er seufzte. "Gut, überredet. Der Test fällt ins Wasser!"

Nun ging das frustierte Seufzen in Jubeln über.

Naruto musste wohl ein Liebling von Sensei Iruka sein.

So ein Schleimer!
 

Iruka wandte sich wieder an die Klasse. "Nun kommen wir zu euren Referaten.

Ich werde euch nun in Gruppen einteilen und euch ein Thema geben. Also..."

Er entfaltete ein dichtbeschriebenes Blatt.

"Naruto Uzumaki und Hinata Hyuuga. Die französische Revolution.

Ino Yamanaka und Shikamaru Nara. Das alte Griechenland.

Sasuke Uchiha und Sakura Haruno. Indianer.

Neji Hyuuga und Tenten Ama. Das alte Ägypten.

Desweiteren habt ihr sogenannte 'Lektoren'. Diese Schüler könnt ihr zum Thema ausfragen.

Naruto und Hinata, euer Lektor ist Gaara.

Der von Ino und Shikamaru ist Temari.

Sasukes uns Sakuras ist Sai und Neji und Tenten bekommen Kankuro zugeteilt"
 

Tenten wusste nicht, was sie fühlen sollte. Wut, Erleichterung, Enttäuschung.

Am meisten war sie wohl überrascht. Sie sollte mit Neji ein Referat erarbeiten?

Na, das würde ja ein Spaß werden... Aber zum Glück war Kankuro ihr Lektor.

Kankuro...

Sie erhaschte einen Seitenblick zu ihm.

Er saß breitgrinsend, die Arme hinterm Kopf verschränkt, auf seinem Stuhl und sah nach vorne.

War sie wirklich mit ihm zusammen? Empfand sie überhaupt etwas für ihn?

So eine dumme Frage. Natürlich empfand sie etwas für Kankuro.

Freundschaft und Sympathie. Aber auch Liebe?

Was bedeutete Liebe überhaupt?

Ihr Seufzen wurde von der Schulglocke unterbrochen.

Erleichtert standen die Schüler auf, packten ihre Sachen und machten sich auf in die Pause.

Es war wirklich eine anstrengende Unterrichtsstude gewesen und Tenten wollte sich bloß ausruhen.
 

Als sie das Gebäude verließ und auf den kleinen Schulhof trat, wehte ein milder Wind.

Sie setzte sich auf die Bank unter der alten Eiche, lehnte sich zurück und schloss die Augen.

Wer konnte es ihr übel nehmen, dass sie die Pausen liebte, wo sie doch soviel unnützes Zeug lernte?

Ja, die Pausen waren wahrlich das Angenehmste an so einem anstrengenden Schultag.

Sie vernahm das Geräusch von Schritten, die über den rissigen Beton schrabbten.

Allerdings sah sie keinen Grund, aufzusehen. Schließlich waren Schritte auf einem Schulhof nichts Ungewöhnliches.

Erst die Hand, die sich auf ihre Schulter legte und sie erschaudern ließ, brachten sie dazu, die Augen zu öffnen.

Vor ihr stand eine ihr bekannte Person. Allerdings war Tenten gerade wirklich nicht zumute für ein Gespräch mit diesem Kerl.

"Neji" Sie legte sich eine Hand auf die Stirn und seufzte.

"Was willst du denn hier?"

"Nur nicht so erfreut!", erwiderte Neji und nahm neben ihr Platz.

"Ich muss mit dir reden"
 

Sie setzte sich aufrecht hin.

"Neji, ich...", setzte sie an, wurde aber von Neji, der ihr einen Zeigefinger auf die Lippen legte, unterbrochen.

"Pass auf!", wisperte Neji. "Und hör gut zu!"

Tenten, die gedanklich schon dabei war, Neji in den Finger zu beißen, nickte.

"Es geht um Kankuro!", erklärte Neji und zog seine Hand zurück.

Tenten wusste nicht wirklich, auf was Neji hinauswollte. Was war mit Kankuro?

"Nun..." Neji kratzte sich am Kopf und suchte nach den richtigen Worten.

"Ich weiß, du wirst es nicht gerne hören und es wird dir unter Garantie auch nicht gefallen, aber ich muss dir eine Geschichte über Kankuro erzählen"

Tenten schlug sich angenervt gegen die Stirn.

"Jetzt rück schon mit der Sprache raus!", hetzte Tenten.

Nejis Ader an seiner Stirn pochte bedrohlich. In Gottes Namen, dieses Mädchen war vielleicht ungeduldig.

"Kankuro hat eine nicht gerade rosige Vergangenheit gehabt. Bevor er auf die

SSAS-Academy kam, saß er einige Zeit in Untersuchungshaft.

Nach seinem Geständnis sollte er eigentlich ins Gefängnis kommen, aber sein Vater hatte ihn freigekauft.

Allerdings kam Kankuro nicht drumrum für einige Zeit in eine Nervenklinik eingeliefert zu werden. Er..." Neji endete abrupt und warf einen Seitenblick zu Tenten.

Diese sah ihn amüsiert an.
 

"Neji!" Sie klopfte ihm auf die Schulter und erhob sich.

"Eine tolle Idee, Gerüchte über Kankuro zu verbreiten, damit ich mich von ihm fernhalte. Aber leider hat es nicht geklappt"

Sie wollte sich in Bewegung setzen, als Neji ihr Handgelenk umklammerte und sie zurück auf die Bank zog. Er packte ihre Schultern und sah ihr fest in die Augen.

"Warum sollte ich dir so etwas erzählen, wenn es nicht stimmt?" Er wurde immer lauter.

"Verdammt, Tenten, Kankuro ist ein Verbrecher!"

Tenten schaute weg. Warum erzählte er ihr soetwas?

"W-was hat er denn getan?", fragte sie. Ihre Stimme zitterte.

Nejis dunkle Augen funkelten merkwürdig und seine Miene war angespannt.

"Tenten. Kankuro hat seine erste Freundin auf dem Gewissen!"
 

Wie erstarrt sah Tenten ihn an, die Finger kramphaft in das Holz der Bank gebohrt.

Sie wusste nicht, was sie denken oder fühlen sollte.

Sagte Neji die Wahrheit? Aber wie konnte es sein, dass Kankuro, dieser guttaussehende und intelligente Kerl, ein Verbrecher, ein Mörder war?

Das war alles so... irreal.

Irgendwie fühlte sich Tenten unwohl.

Sie hatte wahnsinnige Kopfschmerzen.

"Entschuldige mich bitte!", hauchte sie und erhob sich.

"Warte! Was ist mit unserem Referat?"

Das Referat. Das hatte sie beinahe vergessen.

"Komm nach der Schule in mein Zimmer.

Sakura, Ino und Hinata wollten irgendetwas unternehmen, also haben wir genug Zeit"

Ohne eine Antwort seitens Neji abzuwarten, verschwand sie.

Und dann bereute sie ihre dumme Idee...
 

Nach Schulschluss hatte sich das Wetter nicht großartig geändert.

Mal abgesehen von den wenigen Graden, die dazu gekommen waren.

Tenten schaute auf das Thermometer im Zimmer der Mädchen und seufzte.

Es war viel zu warm um zu lernen. Sie schwitzte ja jetzt schon.

Während sie einen Blick auf die sechseckige Wanduhr im Zimmer warf, trottete sie zu ihrem Kleiderschrank.

"Hmm, meine Shirts sind alle in der Wäsche..." Sie wühlte in ihren Klamotten herum.

Musste sie sich halt ein Top anziehen. Das war auf jeden Fall allemal besser als ein Pullover.

Sie schaute wieder zur Uhr.

Neji ließ sich wirklich Zeit. Nun gut, dann las sie halt noch ein wenig...
 

Rund eine halbe Stunde später klopfte es an der Zimmertür und ein leicht betretener Neji trat ein. Stillschweigend nahm er am kleinen Tisch in der Zimmermitte Platz und legte einen Stapel Papiere darauf ab.

"Kankuro kommt in einer Stunde" Er besah sich die Blauskizze, die er vorbereitet hatte.

Eine Pyramide aus... Das Material musste erst noch bestimmt werden.

"Was? Kankuro?", fragte Tenten überrascht und setzte sich gegenüber von Neji.

"Natürlich. Er ist unser Lektor. Außerdem willst du ihn bestimmt dabeihaben"

Eigentlich wollte sie genau dies nicht.

"Also, um ehrlich zu sein..." Sie verstummte. "Ach, vergiss es!"
 

Gut eine dreiviertel Stunde stritten sie sich um die Umsetzung ihrer Pläne.

Tenten wollte unbedingt enen Nil aus rosafarbenem Zuckerguss für ihre Schokoladenkuchenpyramide anfertigen, während Neji das Projekt sehr spartanisch umsetzen wollte.

Eine Pyramide aus Salzteig und echten Sand, um das Ganze abzurunden.

"Verdammt, du bist so egoistisch!", fauchte Tenten und blies beleidigt die Backen auf.

"Das musst du gerade sagen!", erwiderte Neji.

Die beiden saßen eng nebeneinander, da Tenten sich darüber beschwert hatte, dass sie Nejis Skizze auf dem Kopf sah.

"Ich weiß gar nicht, was Kankuro an dir findet!", neckte Neji sie.

"Tze. Nur bist ja bloß eifersüchtig, dass er so eine tolle Freundin hat!"

Sie zwickte und piekste ihn in die Wange.

"Du und toll? Dass ich nicht lache. Da ist mein Hund ja noch attraktiver und..."

Ein großer Fehler, wie Neji später herausfand.

Nun redete Tenten kein Wort mehr mit ihm.

Sie setzte sich abseits von ihm, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte stur geradeaus.

"Tenten?" Neji kroch zu ihr. "Hey, Tenten. So war das doch nicht gemeint!"

Ein Kichern war zu vernehmen und Tenten drehte sich grinsend um.

"Du bist auf mich reingefallen. Ich war gar nicht böse"

"Haha", erwiderte Neji.

"Manchmal bist du irgendwie echt süß!" Sie kicherte mit vorgehaltener Hand.

Er schaute sie an, als wäre sie ein limbotanzender Elefant.

Und dennoch, konnte er nicht verhindern, dass er leicht rot wurde.

Sowas hatte noch nie ein Mädchen zu ihm gesagt.

Er schaute in ihr Gesicht. Sie war wirklich verdammt hübsch.

Igendetwas regte sich in ihm und er beugte sich langsam vor.

Immer weiter und weiter, bis sich ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter trennten.

Was tat er da? Was hatte er vor?

Tenten war wie erstarrt. Sie schloss die Augen und regte sich nicht.

Es schien fast so, als würde sie de Kuss herbeisehnen.

Seine zarten Berührungen spüren wollen.
 

Die Tür zum Mädchenzimmer wurde lautstark aufgerissen und die beiden stoben auseinander.

Im Türrahmen stand Kankuro, die Hände auf die Knie abgestützt und nach Luft ringend.

"Tut mir Leid, dass ich zu spät komme. Ich wurde aufgehalten!", entschuldigte er sich und wischte mit seinem Handrücken über seine schweißnasse Stirn.

"Äh... Kein Problem. Wir haben noch gar nicht angefangen", erklärte Tenten und nestelte nervös an ihren Haaren herum.

Kankuro grinste.

"Gut!" Er nahm neben Tenten Platz. "Was habt ihr vor?"

Neji schob ihm die Skizze zu.

"Eine Pyramide aus Salzteig!", erklärte er und schaute zu Tenten, die ihm trotzig die Zunge rausstreckte.

Er ignorierte es.

"Kankuro" Tenten umklammerte seinen Arm. "Du findest eine Kuchenpyramide mit rosa Zuckergussnil doch auch besser, oder?"

Kankuro, der reichlich verwirrt war, kratzte sich am Verlegen am Kopf.

Was sollte er sagen?

"Also, um ehrlich zu sein...", setzte er an.

Tenten und Neji sahen ihn erwartumgsvoll an.

"Sind beide Ideen totaler Schwachsinn!" Kankuro grinste entschuldigend.
 

Nach einer halben Stunde hatten sie bescchlossen, die Pyramide aus Speckstein zu bauen.

Während Neji die Steine zurechtfeilte, rührte Tenten den Kleister zusammen.

"Du musst kräftiger rühren!", meinte Kankuro und führte ihre Hand. "So!"

Neji, der mit feilen beschäftigt war, sah auf.

"Hört auf zu schmusen. Das ist ja widerlich!"

Kankuro, der Nejis Einwand nicht wirklich verstand, zuckte mit den Schultern.

Warum sollte er auch das tun, was Neji ihm sagte?

Neji war zwar ein netter Kerl, aber zu seinen Freunden zählte er nicht.

Zumal er ständig das Gefühl hatte, er würde seine Beziehung zu Tenten nicht dulden...

Aber was hätte er für einen Grund dazu?

Er spielte mit seinem Bleistift herum und beobachtete Neji.

Er war wirklich ein merkwürdiger Typ...
 

Nach einer weiteren halben Stunde waren sie fertig mit ihrer Arbeit.

"Morgen geht’s weiter!", verabschiedete sich Kankuro und verließ das Zimmer.

"Ach übrigens..." Er steckte den Kopf durch die Tür.

"Tenten, hast du Lust, heute etwas zu unternehmen?"

"Also, eigentlich wollte ich mich hinlegen", erklärte sie und rieb mit der Hand über ihren Bauch. "Ich habe Magenschmerzen"

Kankuro zuckte mit den Schultern. "Okay, dann vielleicht ein anderes Mal.

Ich wünsche ich dir noch eine gute Besserung"

Dann war er verschwunden.
 

"Du hast Magenschmerzen?" Neji sah sie misstrauisch an.

"Nein, natürlich nicht..." Tenten setzte sich auf ihr Bett.

"Aber ich habe keine Lust, etwas mit Kankuro zu unternehmen"

"Ah. Sou ka", meinte Neji und steuerte die Tür an.

"Warte!" Tenten zog an seinem Ärmel.

"Hast du vielleicht Lust, heute Nachmittag irgendetwas mit mir zu unternehmen?"

"Es ist Nachmittag!"

"Dann am Abend"

Neji überlegte. "Ich weiß noch nicht" Er ging zur Tür.

"Ich warte an der alten Strandhütte auf dich!", rief Tenten ihm hinterher.

Neji drehte sich zu ihr um und grinste. "Okay!"

Beziehungsweise

Kapitel 21 - Beziehungsweise
 

Zaku drückte sich eng an die Mauer.

Irgendwie kam er sich wie ein Spanner vor.

Er erinnerte sich an einen ehemaligen Studenten der SSAS-Academy.

Er war ein sehr intelligenter und angesehener Schüler gewesen, der nicht einmal hätte einer Fliege Leid zufügen können.

Es war noch zu der Zeit, als Zakus Vater Direktor dieser Einrichtung war.

"Verdammt!", murmelte Zaku und spähte um die Ecke.

Der junge Mann hatte damals genau das Gleiche getan.

Er hatte einem Mädchen hinterherspioniert und sie damit belästigt.

Dafür wurde er von der Schule geworfen.

Ein Geräusch.

Zaku fuhr zusammen. Verdammt, er wollte Kin doch nicht belästigen.

Aber sie war so aufreizend und sexy.

Das Handtuch, dass sich um ihre vollen Brüste spannte, verrutschte immer wieder, sodass sie ständig daran zupfen musste.

Wem trieb es da nicht die Röte ins Gesicht?

Ja, man konnte wahrlich mit Recht behaupten, dass Kin eine wahre Augenweide war.

Samtiges langes schwarzes Haare, leuchtend grüne Augen und Maße, die dem eines Topmodels entsprachen.
 

Das Geräusch von Wasser, dass auf den Boden platschte, war zu vernehmen und warmer Dunst stieg unter dem Türschlitz hervor.

Er schämte sich, als ihm bewusst wurde, dass er noch immer auf einer Obstkiste stand und durch das beschlagene schmale Fenster des Mädchenbades sah.

Gott sei Dank konnte ihn hier draußen niemand entdecken.

Zumindest hoffte er das.

Ihm kam wieder dieser Student in den Sinn, und ein schlechtes Gewissen suchte ihn heim.

Es war nicht richtig, was er hier tat.

Seine Triebe zwangen ihn, dies zu tun, aber es war verdammt noch einmal nicht richtig!

Stimmen rissen ihn aus seinen Gedanken. Er wischte mit der Handfläche über die beschlagene Fensterscheibe und linste hinein.

Kin und Temari standen vor der Dusche, die Körper mit Handtüchern bedeckt, und schienen sich angestrengt zu unterhalten.

Er hörte sie kichern.

"Na sowas...", murmelte Zaku und sprang von der Obstkiste.

"Echt merkwürdig!"

Während er die Kiste hochhob und sich zurück zum Hintereingang schlich, redeten die beiden Mädchen über ihn.
 

"Komm schon, ich weiß doch, das da irgendetwas im Busch ist!", beharrte Temari und nestelte an ihren Haaren herum.

"Echt? Meinst du?", erwiderte Kin und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.

Unglaublich, wie konnte man nur so hässlich sein wie sie?

Mit einem Seufzen wand sie sich wieder zu ihrer blondhaarigen Freundin um, die ihr grinsend zunickte.

"Ich weiß ja nicht!", erklärte Kin.

"Er ist immer so... abweisend zu mir"

"Echt?" Temari besah sich ihre Fingernägel.

"Davon merke ich rein gar nichts. Zaku rennt dir doch hinterher, wie ein sabbernder Hund"

"Zaku?", fragte Kin und hob eine Augenbraue.

Wer hatte denn von Zaku geredet?

"Ich meine natürlich Kinuta-sama!", erklärte Kin unsicher.

Sie war schon immer in Dosu verliebt gewesen. Seit dem Kindergarten.

Temari brach in schallendes Gelächter aus.

"Dosu? Dosu Kinuta? Glaub mir, Kin, Dosu ist wirklich der letzte Junge, der etwas von dir will!"

Temaris Worte schmerzten. Aber sie hatte Recht...

Zwar waren sie und Dosu schon seit Kindesalter gut befreundet, aber interessiert hatte er sich wirklich nie für sie.

Zaku hingegen hängt ihr stets wie eine Klette auf den Fersen.

Zugegebenermaßen, er war wirklich attraktiv, aber das war es auch schon.

"Naja. Wer weiß, was das Schicksal bringt!", erwiderte Kin bloß und kämmte sich ihr schwarzes seidiges Haar.

"Vielleicht finde ich ja auch irgendwann mal die große Liebe!"
 

Das Gespräch über die große Liebe und das Schicksal war schnell beendet.

Jetzt galt es, über die hochnäsigen Tussen der Schule zu lästern und für die supersüßen Jungen zu schwärmen.

Temaris Spezialgebiet, wie sie fand.

"Weißt du, wer richtig süß ist?", fragte sie, während sie sich ihren neuerworbenden Lippenstift der Marke ‚Sommerflieder‘ auftrug.

"Nein, wer denn?", fragte Kin interessiert und tat es ihr gleich.

Die beiden hatten sich inzwischen angezogen und machten sich nun für ihr Gokon fertig.

Es war kaum zu glauben, dass die beiden sich zu so etwas breitschlagen ließen.

"Shikamaru Nara!", flötete Temari und grinste ihr Spiegelbild an.

Kin hob eine Augenbraue.

"Nara-kun? Dieser Streber aus unserer Klasse?", fragte sie überrascht.

"Hey, nenn ihn nicht Streber!", fauchte Temari und warf ihrer Freundin einen bösen Seitenblick zu.

Wenn es um Jungs ging, so waren die beiden von Grund auf verschieden.

Kin stand eher auf etwas schüchterne und sensible Typen, während Temari es auf echte Intelligenzbolzen abgesehen hatte.

"Naja, ist ja jetzt auch egal!", murmelte Kin und schaute auf ihre Armbanduhr.

"Wir sollten uns vielleicht ein wenig beeilen!"
 

Der Flur war menschenleer. Kein Wunder.

Die meisten Mädchen waren schon bei den Unterrichtsräumen und Jungs durften sich hier eh nicht aufhalten.

Außer...

"Hey, siehst du Jiraiya irgendwo?", flüsterte Temari und ging in Deckung, während Kin um die Ecke schielte.

"Nein, nichts zu sehen", raunte Kin und suchte den schwarz-weiß gekachelten Gang mit ihren Augen ab.

"Aber er könnte hier ruhig mal wieder sauber machen!", fügte sie noch hinzu, als sie den Gang entlangliefen.

"Da hast du Recht!", murmelte Temari angewidert und schaute zu einer braunen Bananenschale zu ihren Füßen.

Es war echt unglaublich, wieviel Unrat man wegwerfen konnte!
 

Als die beiden das Gebäude verließen um zum Hauptgebäude zu gehen, wärmte ihnen die pralle Sonne das Gesicht.

Was für ein herrlicher Tag heute doch war!

Während die beiden Freundinnen angeregt miteinander redeten, kamen ihnen zwei sehr bekannte Jungen über den Weg gelaufen.

Shino Aburame und Dosu Kinuta.

In einem Anflug von Panik wollte Kin hinter einen der Büsche springen, die den Weg umgaben.

Doch sie nahm sich zusammen und starrte verlegen auf den Boden.

Dosu und Shino lachten und als sie die beiden Mädchen sahen, hoben sie zur Begrüßung die Hand.

"Guten Morgen, ihr zwei Süßen!", säuselte Shino und lächelte die Zwei mit strahlend weißen Zähnen an.

In mancherlei Hinsicht war Shino recht eingebildet und machomäßig.

"Morgen, Aburame-kun!", entgegnete Temari grinsend und warf Kin einen Blick zu, damit diese das Gleiche tat.

"Ähm, m-morgen, Kinuta-sama!", brachte Kin stotternd hervor.

Dosu verzog das Gesicht.

"Nenn mich doch bitte einfach nur Dosu! Dieses sama klingt so steif!"

"Ähm, okay!", kam es von Kin, die rasch zur Seite sah, um Blickkontakt zu vermeiden.

Dosu lächelte, ehe er sich durch ein schwarzes Haar fuhr.

"Du, Kin-san? Ich mache mir in letzter Zeit echt Sorgen um Zaku.

Ich habe gerade gesehen, wie er entmutigt und mit einer Obstkiste in der Hand zum Strand gelaufen ist. Könntest du nicht nach ihm sehen? Er scheint dich sehr zu mögen", erklärte Dosu.

Kin sah auf, direkt in Dosus braune Augen.

"Gut!", hauchte sie kaum hörbar.

Temari warf ihr einen besorgten Blick zu. Dosu war aber auch ein Idiot.

Wieso trat er Kins Gefühle so dermaßen mit den Füßen?

Die beiden Jungen verabschiedeten sich und liefen Richtung Sportplatz.

Da Shino, Zaku und Dosu in der Fußball-Ag waren, hatten sie oft schulfrei.

So ein Glück musste man haben.

"Also", murmelte Temari und verschhränkte die Arme hinter dem Kopf.

"Geh du nach Zaku schauen. Ich werde Sensei Asuma schon irgendetwas erzählen. Mir fällt immer etwas ein, wenn es darum geht, sich eine Ausrede einfallen zu lassen"

Mit einen Zwinkern verabschiedete sich auch Temari von Kin und stolzierte Richtung Hauptgebäude.
 

Je näher Kin dem Strand kam, desto kühler wurde es.

Sie zog sich ihre Jacke enger um die Schultern und sog die frische Meeresluft ein.

Wenn ihr Vater hier gewesen wäre, so hätte ihn diese Luft bestimmt kuriert.

Ihr Vater litt nun schon seit zweieinhalb Jahren an Krebs und die erschreckene Diagnose war, dass er höchstens noch drei Jahre zu leben hatte.

Es zeriss Kin innerlich, aber was sollte sie bloß tun?

Für ihren Vater war es wohl das Beste.

Das größte Problem war dann, dass sie Vollwaise sein würde.

Wo sollte sie unterkommen, bis sie volljährig war?

Einen Freund hatte sie nicht und ein Heim kam gar nicht für sie infrage.

Für einen kurzen Moment schloss Kin die Augen und rief sich das Bild ihres Vaters ins Gedächtnis.

Ein Mann mittleren Alters mit kurzem braunen Haar, einer großen Brille und dem Gesicht einer Schildkröte.

Er hatte so viele Falten, dass Kin immer behauptete, er sähe aus wie eine Schildkröte.

Ihr Vater hatte dann immer getan, als seie er beleidigt.

Ihre Kindheit war so schön gewesen...

Der Sand unter ihren Füßen wurde feuchter; sie war so in Gedanken verloren gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sie sich dem Meer näherte.

Das seichte Meerwasser kitzelte ihre Füße und Kin musste leicht grinsen.

Sie schloss die Augen und genoss es, hier zu sein.
 

Sie wusste nicht, wie lange sie da gestanden hatte, die Augen geschlossen, mit den Füßen im Wasser stehend.

Als sie sie jedoch wieder öffnete, hatte sich der Himmel schon rot gefärbt.

"Verdammt!", fluchte sie und setzte sich in Bewegung. "Ich wollte doch nach Zaku sehen!"

Es war ziemlich schwer, hastigen Schrittes durch den Sand zu waten, aber irgendwann hatte sie es geschafft, bis zu den Klippen zu kommen.

Sie sah die riesigen Felsen empor und musste grinsen, als sie eine fingerspitzengroße Figur darauf sitzen sah.

Wenn das nicht mal Zaku war!

Während sich Kin einen Weg zu dem Braunhaarigen bahnte, wusste sie nicht, dass sich in ihrem Leben bald soviel verändern würde.
 

Zaku saß auf seiner Obstkiste, hatte das Gesicht in die Hände gestemmt und schaute aufs Meer hinaus. Was für ein schöner Anblick sich ihm bot.

Das Licht der untergehenden Sonne tauchte das Meer in sanftes Gold und das Kreischen der Möwen war Musik in seinen Ohren.

"Hey!", ertönte es hinter ihm und Zaku drehte sich fragend um.

Als er die Person, die sich im näherte, erkannte, riss er erstaunt die Augen auf.

"Kin?", fragte er verwirrt und drehte sich peinlichst berührt wieder um, als er daran denken musste, wie er sie bespannt hatte. "Was machst du hier?"

Kin kicherte.

"Muss ich denn einen Grund haben?", fragte sie und setzte sich neben Zaku in den weißen Sand.

"Was machst du denn hier?", forschte sie nach und sah ihn von der Seite her an.

"Ich? Ich beobachte den Sonnenaufgang. Aber warum bist du hier? Die Schule beginnt doch gleich!", meinte Zaku.

Kin grinste und schlang die Arme um ihre Knie.

"Ich schwänze. Dosu hat mich gebeten, nach dir zu sehen und..."

"Dosu?" Zaku seufzte. "Er tut immer so, als wäre ich sein kleiner Bruder. Du hättest nicht kommen brauchen!", meinte er traurig und sah weiterhin sturr geradeaus.

"Ich wollte aber!", mischte Kin sich ein.

Zaku hob eine Augenbraue.

"Und das soll ich dir glauben? Ich meine, du bist Hals über Kopf in Dosu verliebt und dann soll ich dir glauben, dass du dich mit mir abgeben willst?"

Wieviel Verzweiflung in seiner Stimme mitschwang.

Es stimmte Kin traurig.

"Halt die Klappe!", wisperte sie und erhob sich langsam.

"Du hast überhaupt keine Ahnung. Dosu und ich kennen uns seit Kindestagen an.

Aber er hatte nie mehr als Freundschaft für mich empfunden. Du musst es doch wissen. Du bist sein bester Freund. Verratet ihr euch nie, auf welche Mädchen ihr steht? Komm schon, du kannst es mir sagen. Auf wen steht Dosu? Auf diese Chinesin?"

Kin hatte gar nicht bemerkt, wie sie die Hände zu Fäusten geballt hatte.

"Chai-Po!", erwiderte Zaku und lächelte traurig. "In der Tat, er steht auf sie"

"Siehst du, ich wusste es. Deshalb mache ich mir auch gar keine Hoffnungen mehr bei ihm!"

Kin setzte sich wieder.

Zaku lachte leise.

"Dosu weiß gar nicht, was er sich da entgehen lässt. Ich meine, es gibt so viele Frauen, aber keine ist so einzigartig wie du!", flüsterte er und malte mit einem Stock Muster in den Sand.

Es herrschte eine ganze Zeit lang Stille.
 

"Danke, das war sehr lieb von dir!", murmelte Kin und erhob sich.

Es war selten, dass sie sich einem Menschen gegenüber so anvertraute.

"Ich hab zu danken!", entgegnete Zaku und lächelte sie an.

Wie süß er in diesem Moment aussah!

Kin riss sich zusammen und nickte.

"Ich geh dann mal. Wenn ich mich beeile, komme ich noch rechtzeitig zum

Mathe-Unterricht!"

Zaku antwortete ihr nicht, sah weiterhin einfach geradeaus.

Kin wollte sich in Bewegung setzen, hielt jedoch inne und beugte sich zu Zaku hinunter.

Sie grinste und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

"Arigatou, Zaku!"

Spiel mit dem Feuer Teil 2

Kapitel 22 - Spiel mit dem Feuer Teil 2
 

Der Vollmond stand hoch am Himmel und strahlte mit den Sternen, die den klaren Nachthimmel übersäten, um die Wette.

Tenten war erstaunt, wie groß der Mond doch erschien. Der Sand unter ihren Füßen knirschte, als sie die alte verlassene Strandhütte ansteuerte.

Das mit der Strandhütte war eine dumme Idee gewesen.

Warum sollte Neji kommen? Nach der Aktion, die sie heute beim Bau ihrer Pyramide abgezogen hatte...

Warum Neji wohl nicht so gut auf Kankuro zu sprechen war?

Hatte er ihm irgendetwas getan?

Angesichts der Tatsache, dass Neji Kankuro nicht mochte, konnte sie nicht glauben, dass Neji ihr die Wahrheit über Kankuro erzählt hatte.
 

Was sollte Kankuro auch für einen Grund haben, einen Mord zu begehen?

Nun gut, es könnte hunderte von Gründen gegeben haben, aber war Kankuro wirklich der Typ für sowas?

Woran war sie bei Kankuro?

Ein frischer Wind ging um und Tenten bereute es, ihre Jacke vergessen zu haben.

In der Ferne war das Strandhaus zu erkennen.

Im Dunkeln sah es noch einsamer aus und das fahle Mondlicht ließ es irgendwie unheimlich wirken.

Sie hatte die Strandhütte vor ein paar Tagen entdeckt.

Sie war mit ihren Eltern unterwegs gewesen, um das Internat und seine Umgebung zu erkunden.

Da hatte sie diese Hütte entdeckt.

Es war eine kleine, nach Norden gerichtete Hütte mit nur drei Wänden.

Tenten hatte sich sofort in sie verliebt.
 

Das morsche Holz unter ihren Händen war feucht und glitschig, sodass Tenten sich beeilte, in die Hütte zu gelangen.

Drinnen war es trocken und warm.

Während sie ihre mitgebrachte Decke ausbreitete und Kerzen verteilte, schaute sie sehnsüchtig aus einem der Fenster. Wo blieb Neji bloß?

Ob er überhaupt kam?

Naja, bis er kam, konnte sie sich ja ein wenig hinsetzen. Sie war total müde.
 

Ein Klopfen riss sie aus ihrem Schlaf und verwirrt blinzelte Tenten zu der offenen Seite der Hütte.

Eine Person stand angelehnt am morschen Holz.

"Neji, bist du das?", fragte Tenten verwirrt und erhob sich.

Die Person, kaum mehr ein Schatten, stieß sich ab, ging ein paar Schritte vor und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Wer bist du?", wisperte Tenten ängstlich und fuhr zurück.

Nun war sie hellwach.

Ihre Fragen wurden mit einem kaum hörbaren Lachen quittiert.

Dann schoss eine Hand hervor und packte Tenten am Arm.

"Kankuro?", flüsterte Tenten erleichtert.

So sanft und doch besitzergreifend berührte sie nur Kankuro.

"Hab ich dich erschreckt? Das wollte ich nicht", murmelte er entschuldigend und ging zusammen mit Tenten aus der Hütte.

"Woher weißt du, dass ich hier bin?", fragte die Braunhaarige verwundert und blieb stehen. "Und wo ist Neji?"

Kankuro hatte ihr ein verdammt großen Schrecken eingejagt.

Und irgendwie fühlte sie sich unwohl.

"Neji?" Kankuro lächelte entschuldigend.

"Neji meinte, ihm wäre etwas dazwischengekommen. Er hat mich darum gebeten, dir Bescheid zu sagen", erklärte er.

Tenten hob eine Augenbraue.

"Du lügst!"

"Wie bitte?", fragte Kankuro empört und führ herum. Er sah wütend aus.

Tenten schluckte. Verdammt, was sollte sie sagen?

"Du lügst. Neji hätte..." Sie nahm sich zusammen.

"Neji hätte dich nie um so etwas gebeten! Und überhaupt, was sollte ihm dazwischen gekommen sein?"

Das reichte! Kankuro drehte sie um und packte sie an den Schultern.

"Du bist so naiv. So verdammt naiv! Glaubst du wirklich, Neji empfindet irgendetwas für dich? Du kennst Neji doch gar nicht! Weißt du, was er für ein Typ ist?", fragte er erzürnt.

So wütend hatte Tenten Kankuro noch nie erlebt.

Sie schüttelte ängstlich den Kopf.

"Soso...", meinte er verächtlich. "Neji Hyuuga ist ein wahrer Macho, menschenverachtend. Er spielt nur mit den Gefühlen der Mädchen.

Du bist nicht die Erste und du wirst auch nicht die Letzte sein.

Glaub mir, ich kenne Neji. Er liebt es, mit den Mädchen zu spielen"

Er lügte! Wieso erzählte er so etwas?

Sie stieß ihn von sich.
 

"Warum tust du das?", fragte sie erbost. "Warum erzählst du mir so etwas?"

"Warum?", fragte Kankuro und sah sie kopfschüttelnd an.

"Weil ich dich liebe, Tenten!

Ich liebe dich. Schon seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.

Ich könnte dir so etwas nie antun. Ich bin nicht wie Neji.

Mir liegt wiirklich etwas an dir!"

Tenten konnte es nicht glauben. Wieso sagte er das?

Und wieso fühlte sie sich nun so komisch?

Seine Worte rührten sie irgendwie.

"Ehrlich?", fragte sie und ging näher auf ihn zu.

"Warum sollte ich lügen?", fragte er und kratzte sich im Nacken.

Er sah verletzt aus.

"Gomen!", hauchte Tenten und nahm ihn in den Arm. "Ich wusste nicht, dass du mich so sehr magst"

"Jetzt weißt du es!" Er sah zu ihr hinunter. "Aishiteru, Tenten!"

Tenten wusste nicht, was sie tun sollte.

Irgendwie glaubte sie Kankuro nicht, aber anders herum, wieso sollte er sie anlügen?

Und dann hatte er so süße Sachen gesagt.

Sie war völlig hin- und hergerissen.

Kankuro strich ihr mit der Hand sanft durchs Gesicht.

"Tenten, du bist meine Freundin. Und ich will, dass es auch so bleibt.

Ich weiß zwar nicht, was du für mich empfindest, aber bitte bleib bei mir!", flüsterte er in ihr Haar und umarmte sie so fest, dass Tenten zu ersticken drohte.

Was sollte sie denn nun tun? Sie war so gerührt.

"Willst du es nicht versuchen?", fragte Kankuro und beugte sich zu ihr hinunter.

"Gut. Versuchen es wir!", hauchte Tenten und fragte sich im nächsten Moment, was sie da eigentlich gesagt hatte.

Ihre süßen Worte hatten Kankuro zum Grinsen gebracht und er überbrückte die letzten Zentimeter und küsste sie leidenschaftlich.
 

●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•● ●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•● ●•٠·˙˙˙·٠•● ˙˙·٠•
 

Am nächsten Morgen wachte Tenten mit brummelndem Schädel auf.

Irritiert blinzelte sie in das helle Sonnenlicht und öffnete die Augen.

Gähnend setzte sie sich auf und sah sich im Zimmer um.

Hinata und Ino schliefen noch.

Sakuras Bett war leer, aber die Dusche lief.

Sakura wusch sich seit gestern Nachmittag beinahe alle fünf Minuten die Hände. Was war bloß in sie gefahren?

Ob ihr irgendetwas passiert war?

Obwohl, eigentlich wollte es Tenten auch gar nicht wissen.

Sie krabbelte aus dem Bett und lief zu ihrem Kleiderschrank.

Als sie die Tür öffnete, seufzte sie weheleidig.

"Verdammt! Den größten Teil meiner Kleidung habe ich noch gar nicht gewaschen!"

Sie musste also wohl oder übel das anziehen, was sie noch besaß: Ein bauchfreies Top und einen Minirock.

Na toll, besser konnte es gar nicht kommen...

Wie sarkastisch sie doch sein konnte! Wahrscheinlich war dies eine ihrer größten Stärken.

Und sie hatte nicht gerade viele Stärken. Und dann auch noch recht wenige positive...
 

Die Dusche ging aus und Sakura schlurfte ins Zimmer, das Handtuch eng um den Körper gewickelt. Sie trocknete sich das nasse Haar und schaute auf Ino, die halb aus ihrem Bett hing.

"Ich weck´ Ino. Kannst du Hinata aufwecken?", fragte die Rosahaarige und gähnte mit vorgehaltener Hand.

Während Sakura sanft Inos Arm rüttelte und diese kopfüber aus dem Bett fiel, schritt Tenten auf Hinatas Bett zu.

Wie friedlich sie im Schlaf aussah. Ihr langes Haar lag aufgefächert auf dem Kopfkissen.

"Nanu...", murmelte Tenten, als sie sich Hinata genauer betrachtete.

Langsam beugte sie sich zu ihr hinunter.

Ihr Ohrring war voller Blut. Zumindest glaubte Tenten, dass es Blut war.

Was sollte auch schon Ketchup oder rote Farbe an ihrem Ohr?

Vielleicht hatte sie sich ja auch bloß irgendwo verletzt.

Tenten hatte keine Lust, dieser Sache genauer auf den Grund zu gehen und beließ es daher einfach dabei.

Langsam weckte sie das schlafene Mädchen.
 

"Sagt mal", murmelte Sakura und zog sich einen Strumpf über ihre nackten Zehen.

"Ich will ja nicht neugierig wirken und es geht mich ja auch nichts an, aber was habt ihr eigentlich alle in den letzten Tagen getrieben? Ich hab´ euch kaum gesehen"

Tenten zwinkerte ihrer Freundin grinsend zu und legte einen Finger auf ihre Lippen.

"Wie wäre es, wenn wir uns das heute Abend alles in Ruhe erzählen? Ein echter Mädchenabend?"

Tentens Vorschlag stieß auf Begeisterung und die Vier machten sich rasch fertig.

Sensei Yondaime wartete nur ungern.
 

Die Sonne stand hoch am Himmel und es war unglaublich warm.

Sensei Yondaime hatte den Unterricht nach draußen verlegt und nun durften die Schüler machen, was sie wollten, solange es mit Chemie oder Physik zu tun hatte.

Tenten lief über den Schulhof auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen.

Die Eiche in der Mitte des Schulhofes war überfüllt.

Ihr kam der Fahrradkeller in den Sinn. Dort war es immer schön schattig.

Eilig hastete sie über den kleinen Schulhof zum hinteren Gebäude.

Der Fahhradkeller war klein und daneben stand eine riesige Weide.

Tenten hatte den Ort gefunden, als sie mit Kankuro Blätter für den Biologieunterricht suchen musste.

Es war angenehm still und idyllisch.

Während sie um das Gebäude lief, hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden.

Aus den Augenwinkeln nahm sie eine rasche Bewegung wahr. Wahrscheinlich ein Eichhörnchen oder so etwas...
 

Als sie die Weide erreichte, hielt sie die Luft an.

Im Schatten des großen Baumes stand Neji, die Arme vor der Brust verschränkt.

Was tat er hier? Nach der Aktion von gestern wagte er es sich noch, ihr unter die Augen zu treten?

Konnte sie nicht einmal ihre Ruhe haben?

"Wo warst du gestern?", fuhr sie ihn an.

Sie wollte die Sache langsam angehen.

Neji indess hob eine Augenbraue.

"Wo ich war? Auf dem Weg zum Strand bin ich Kankuro begegnet. Er meinte, du hättest es dir anders überlegt und wärst zurückgegangen", erwiderte Neji kühl wie immer.

"Und warum sollte Kankuro dir so etwas erzählen?" Wut schwang in Tentens Stimme mit. Wut und Trauer.

"Was weiß ich? Vielleicht ist er eifersüchtig?!", donnerte Neji.

Tenten schüttelte den Kopf. "Warum sollte Kankuro eifersüchtig sein?"

"Weil-"

"Ja?"

"Weil er vielleicht ahnt, dass so etwas passieren könnte!"

Mit einem Ruck packte Neji Tentens Schulter, drückte sie an die Wand des Fahhradkellers und küsste sie inbrünstig.

Auf der Flucht

Kapitel 23 - Auf der Flucht
 

Es war totenstill, als Sakura den schmalen Flur Richtung Bibliothek entlangschlich.

Durch die großen Fenster fielen große Rechtecke gleißenden Lichtes auf den Teppichboden, genährt von den Schatten der Nacht.

Es war ungewöhnlich früh; der Unterricht hatte noch nicht begonnen.

Während sie sich langsam entlangtastete, musste sie an Sasuke denken.

Dieser Ochsenfrosch!
 

Sie hoffte bloß inständig, dass er sie nicht finden würde. In der Bibliothek hielt er sich so gut wie nie auf und aus diesem Grund hielt Sakura dies für einen angemessenen Platz zum Verstecken.

Es war töricht, wenn man bedachte, was sie soeben tat.

Sie rannte vor ihm weg wie ein Feigling!

Zwar war Sakura noch nie die Mutigste gewesen, aber das konnte sie stets mit ihrer Taffheit überspielen.
 

Der Gang wurde breiter bis er schließlich in zwei weitere Gänge mündete.

Sie bog links ab.

Der Gang, den sie nun entlangging, war um einiges breiter als der vorherige.

Bilder von berühmten Malern wie Franz Marc, Pablo Picasso, Shinobu Tanno und Claude Monet schmückten die Wände, ebenso wie edle Wandteppiche aus feinster grüner Seide, durchwirkt mit Silberfäden.

Vor Sakura erstreckte sich eine riesige Tür, drei Meter hoch und zwei Meter breit, aus feingemasertem Ebenholz.

An der Tür war ein Schild angebracht, auf dem in elegant verschlungenen Buchstaben das Wort 'Bibliothek' eingraviert war.
 

Sakura legte eine Hand auf die goldene Türklinke - und hielt inne.

Sie fuhr herum.

War da nicht gerade irgendein Geräusch gewesen? Ihr Blick wanderte umher, die Wände entlang, vorbei an den Möbeln, und heftete sich ans Ende des Ganges.

Doch nichts regte sich. Jetzt plagten sie auch schon Wahnvorstellungen!

Seufzend öffnete sie die Tür und zwängte sich in den riesigen Raum.
 

Sakura fand die Bibliothek verlassen vor.

Wen wunderte es auch? Schließlich begann der Unterricht erst in knapp zwei Stunden.

Die Vorhänge der großen Fenster waren noch verschlossen. Nur wenig Licht konnte sich einen Weg durchringen und warf merkwürdige Schatten auf den Boden.

Möglichst leise schlich sich Sakura zu einem der großen Fenster und riss den Vorhang auf.

Der Blick hinaus war atemberaubend. Von hier aus hatte man sämtliche Gartenanlagen des Internats im Blick.

Hinter den Gärten erstreckte sich meterlang der weiße Sandstrand.

Am wolkenlosen Himmel kreisten Möwen und Papagaientaucher und im Garten hatte sich eine junge Füchsin mit ihrem Welpen verlaufen.
 

Schritte.

Sie fuhr herum und starrte auf die große Tür. Sie hatte eindeutig Schritte vernommen!

Hastig spurtete sie hinter eines der großen Bücherregale, kauerte sich hin und wartete darauf, dass Sasuke eintrat.

Die Tür ging auf. Der Lichtschalter wurde betätigt.

Schritte stampften ganz in ihrer Nähe über den Boden.

Und dann war plötzlich alles still. Sakura wagte kaum zu atmen.

Sie lauschte auf weitere Geräusche. Nichts.

Das Licht ging wieder aus, die Tür wurde zugeschlagen.

Erleichtert richtete sich das rosahaarige Mädchen auf, klopfte sich den Staub von ihrer Uniform und trat hinter dem Regal hervor.

Sie hatte ihn abgehängt.
 

"Da bist du ja"

Sakura fuhr zusammen, sah sich in der Dunkelheit um.

"Du hast mich ausgetrickst!", zischte sie erböst und versuchte, in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen.

"Mag sein", erklang Sasukes dunkle Stimme. Er lachte. "Aber du bist auch leicht auszutricksen"

Zum Glück war es dunkel, denn ansonsten hätte Sasuke Sakuras vor Wut knallroten Kopf gesehen.

"Und was willst du machen, nachdem du mich nun gefunden hast?"

Ihre Stimme triefte vor Gift.

Schweigen trat ein. Eine bedrückende Stille. So eine, die Sakura nicht abkonnte.
 

Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie erkannte Umrisse und Silhouletten, die sich von den dunklen Schatten abhoben.

Sasuke stand dicht vor ihr und für einen Moment schien ihr, als würde er lächeln.

"Ich werde dich mitnehmen. Was sonst?", unterbrach er die Stille.

"Und was ist, wenn ich mich ab sofort weigere?", fragte sie höhnisch.

Sie ging einen Schritt zurück.

Er setzte einen Shritt vor.

"Wenn du dich mir verweigerst, dann tu ich dir schreckliche Dinge an"

Sie musste lachen. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen konnte sich Sakura ausmalen, was er ihr schon Schlimmes antun könnte.
 

"Es ist mir egal, mit was du mir drohst. Aber ich komme auf keinen Fall mit!"

So langsam geriet sie aus der Fassung, ihre Stimme wurde immer lauter.

Stille. Bedrückende Stille. Da war sie schon wieder.

"Kann es sein, dass du es darauf anlegst?"

"Schön möglich!"

"Und kann es sein, dass du hier gerade Spielchen mit mir spielst?"

"Schön möglich!"

Ein Knurren entrang seiner Kehle und Sakura trat unwillkürlich einen weiteren Schritt zurück.

"Nun gut", meinte Sasuke schließlich. "Sag am Ende nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!"
 

Sie hörte, wie er hastigen Schrittes auf sie zugeeilt kam.

Ihr blieb keine Zeit mehr zum Ausweichen, denn im nächsten Augenblick hatte er sie schon an den Schultern gepackt.

Er sah zu ihr herunter. "Du bist so naiv", murmelte er und schüttelte unmerklich den Kopf. "Du hättest besser tun sollen, was ich dir gesagt habe"

"Wenn hier einer naiv ist, dann du. Oder meinst du wirklich, du könntest mich mit leeren Drohungen verängstigen?"

Sie sah, wie er eine Augenbraue hochzog.

"Wie kommst du darauf, dass meine Drohungen leer sind?" Er klang amüsiert.

Sakura schwieg.

"Ganz im Gegenteil", setzte Sasuke an und beugte sich zu ihr herunter.

Dann küsste er sie.
 

Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie die Augen aufreißen und ihn wegschubsen würde.

Das hatte sie bisher immer getan. Doch diesmal tat sie nichts dergleichen.

Er löste sich von ihr. "Was ist los? Sonst gehst du immer ab wie eine Furie, wenn ich dich küsse"

Sein Gegenüber schwieg. Viel zu sehr war Sakura damit beschäftigt, ihren eigenen Gedanken nachzugehen. Sie erinnerte sich an den gestrigen Tag.
 

~Flashback~
 

Sakura saß auf ihrem Bett und starrte auf die ihr gegenüberliegende Wand.

Außer ihr war niemand zugegen. Ihre Freundinnen waren gerade viel zu sehr damit beschäftigt, ihr eigenes Leben zu leben.

Und sie selbst war sich auch nicht so sicher, wie ihr Leben weitergehen sollte.

Sie war sich bewusst, dass sie unbedingt einen Freund brauchte.

Ohne Liebe ging bei ihr einfach gar nichts. Sie braucht immer wen, an den sie sich anlehnen, dem sie alles erzählen und mit dem sie innige Küsse austauschen konnte.
 

Obgleich es auf dem Internat viele Jungen gab, die ein Auge auf sie geworfen hatten, war ihr Mr. Right nicht darunter.

Sie konnte den größten Teil der Jungen, die dieses Internat besuchten, nicht ausstehen.

Die Meisten waren oberflächig, kratzbürstig oder ganz und gar unattraktiv.

Sai war nichts dergleichen. Aber er war auch nicht die Person, für die ihr Herz schlug. Der attraktive Junge war zwar äußerst charmant und nett und mochte einen wohlbesonnen Charakter haben, aber das war es auch schon.
 

Unwillkürlich musste sie an Sasuke denken. Ihr schauderte es allein bei dem Gedanken an ihn. Wie, um alles in der Welt, konnte man so kühl und abweisend sein? Sie hasste ihn abgrundtief! Anders konnte sie sich ihre Gefühle nicht erklären.

Seufzend zog Sakura die Beine an und schlang ihre Arme darum.

Warum aber fühlte sie sich dann immer so merkwürdig in seiner Nähe?

Ganz anders als bei anderen Kerlen wurde ihr in seiner Nähe warm und das Herz ging ihr auf.

Aber wie konnte das sein?
 

Und auch von seinen Küssen war sie nicht abgeneigt, auch wenn es des Öfteren so schien. Sie wusste bloß nie, wie sie reagieren sollte...

Ein lauer Luftzug wehte durch die Balkontür und zerrte an ihren Haaren.

Sakura bemerkte es nicht, war sie doch zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt.

Eine lange Zeit schwieg sie, grübelte.

Bis sie plötzlich aufsprang, einen panischen Ausdruck im Gesicht.

"Scheiße!", begann sie zu fluchen. "Scheiße, scheiße, scheiße!"

Sie packte sich an den Kopf. Plötzlich wurde ihr alles klar!

Sie hatte sich eindeutig in Sasuke verliebt!
 

~Flashback Ende~
 

"Sakura?" Sasuke drückte leicht ihre Schulter. "Was ist los?"

Die Angesprochene schüttelte bloß den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben.

Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Es ist bloß..."

"Was ist?" Er war plötzlich so sanft zu ihr. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Also musste sie handeln.

Sie wusste nicht, was und warum sie es tat. Es war irgendein Reflex, eine Sinneswandlung.

Denn plötzlich stand sie da, die Arme um seinen Hals geschlungen, und küsste ihn.

Sasuke war im ersten Moment völlig perplex über diese spontane Aktion.

So machte es doch überhaupt keinen Spaß mehr!
 

Er erwiderte den Kuss dennoch, zog sie näher an sich. Eine Stimme in Sakuras Hinterkopf meldete sich zu Wort, erklärte ihr, dass ihr Verhalten falsch sei und üble Konsequenzen mit sich ziehen konnte.

Doch das Teufelchen, dass ebenfalls in ihr innewohnte, vertrieb die Stimme der Vernunft.

Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher.

"Sakura", hauchte Sasuke, als sich die beiden voneinander lösten. "Was soll das?"

Sie legte bloß den Kopf schief. "Jetzt spiel ich mal mit dir!"
 

Wieder suchte sie nach seinen Lippen, strich mit den Händen über seinen Rücken, wanderte zum Nacken. Sie fuhr durch seine Haare. Wie weich sie waren.

Beinahe wie flüssige Seide.

Seine Hände wanderten hinab zu ihren Hüften. Er drückte sich näher an sie, drängte sie an die Wand hinter ihr. Dort stemmte er sich mit seinen kräftigen Händen ab.
 

Dann plötzlich löste er sich von ihr.

"Was ist los?", fragte sie leicht benommen.

"Ich halte es nicht mehr aus", raunte er ihr zu. "Lass uns das, was geschehen ist, einfach vergessen und so weitermachen wie bisher"

Wusste er, was für einen Schwachsinn er da erzählte?

Sie sahen sich lange schweigend an.

Grün traf auf schwarz. Seine Augen funkelten und sie sah den Schalk darin aufblitzen.
 

Sakura wollte etwas sagen, ließ es aber sein. Sie wollte diesen einmaligen Moment nicht zerstören.

Sie beugte sich zu ihm vor, küsste ihn kurz auf den Mund und drehte sich dann nickend um.

"Du hast recht"

Sie setzte sich in Bewegung. "Warte!"

Sie fuhr herum, biss sich auf die Unterlippe.

"Was?"
 

Das Letzte, woran sich Sakura erinnern konnte, war sein erhitzter Körper, der sich im gleichen Rythmus wie der ihre bewegte, seine klatschnasse Stirn, die innigen Küsse.

Und an die Tränen, die sie vergossen hatte, als sie auf der Toilette saß und auf den Schwangerschaftstest in ihrer Hand schaute.
 

●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•● ●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•● ●•٠·˙˙˙·٠•● ˙˙·٠•

Herzensangelegenheiten

Kapitel 24 - Herzensangelegenheiten
 

Es war dunkel und still im dem kleinem Badezimmer im Westflügel des Mädchentraktes.

Nur das leise Schluchzen, welches aus einer der Toilettenkabinen drang, zerstörte die Stille.

Sakura saß da, steif wie ein Brett, und schaute mit weit geöffneten Augen auf den Schwangerschaftstest in ihren Händen. Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie konnte kaum die blinkenden Leuchtbuchstaben erkennen, die unaufhörlich das Wort negativ anzeigten.
 

Am liebsten hätte sie Luftsprunge vollzogen und laut vor Freude geschrieen.

Sie war nicht schwanger! Welch ein Glück! Was hätte sie bloß getan, wäre sie wirklich Mutter geworden? Und wer hätte sie unterstützt?

Von ihren Eltern konnte sie keine Hilfe erwarten. Ganz im Gegenteil, sie waren es doch immer gewesen, die ihr im Falle einer Schwangerschaft gedroht hatten, ihr keinerlei Beistand zu leisten. Und Sasuke hätte sich bestimmt auch nur einen Dreck um sein Kind geschert.

Sasuke! Bei dem Gedanken an ihn, wallte sich ungeheuere Wut in ihrem Magen auf.
 

Wie konnte er ihr das bloß antun?! Wie hatte er sie bloß so verführen können?

Natürlich war ihr bewusst, dass sie es selbst gewollt hatte. Aber sie stand unter Alkoholeinfluss, hatte sie doch den Kummer und Frust der letzten Tage mit den Spirituosen zu ertränken versucht. Sie war sich ihrer selbst nicht mehr Herr gewesen und das hatte Sasuke ausgenutzt! Dieser elende Bastard! Sie hatte von vornherein gewusst, was für eine miese Ratte er doch war.
 

Sasuke war keinesfalls wie die anderen Jungen, die sie immer so verachtet hatte. Er war viel schlimmer. Er spielte mit den Gefühlen des weiblichen Geschlechtes, nutzte sie aus und ließ sie letztendlich fallen wie eine heiße Kartoffel. Das Jungen immer so triebgesteuert sein mussten!
 

In ihrer Wut hatte Sakura gar nicht bemerkt, wie sie ihre Hände zu Fäusten geballt hatte.

Ihre Fingerknöchel traten schon weiß hervor.

Sie rang sich zur Beherrschung, erhob sich und warf den Schwangerschaftstest in den nächsten Mülleimer. Sie musste jetzt unbedingt mit Sasuke sprechen, wollte hören, was er zu dem Geschehenen zu sagen hatte. Nicht, dass sie ihm am Ende noch zu Unrecht beschuldigte.
 

Sie verließ das Bad und begab sich auf den Gang, der zu den Klassenräumen führte.

In ungefähr zwanzig Minuten begann der Unterricht und Sakura wollte vorher noch mit Sasuke reden. Wenn er nicht wieder blaumachen würde, fand sie ihn bestimmt im Garten.

Noch immer erpresste er sie damit, was sie im Garten entdeckt hatte.

"Das werde ich auf jeden Fall mal mit ihm klären!", knurrte sie, als sie nach links abbog.
 

Plötzlich stieß Sakura gegen etwas Hartes. Sie strauchelte leicht, ehe sie nachschaute, was sie da soeben gerammt hatte. Sensei Shizune stand vor ihr und hielt sich den Kopf.

"Oje. Bitte entschuldigen sie, Sensei. Ich war gerade so sehr in Gedanken versunken und habe nicht mitbekommen, wo ich hinlaufe!", entschuldigte sich Sakura und wurde puterrot.

Gott, war das peinlich! Sie hoffte bloß inständig, keinen Ärger zu bekommen.
 

Shizune lachte bloß. "Ach was, es ist ja nichts passiert!" Sie sah Sakuras besorgten Gesichtsausdruck. "Was ist denn los?", hakte sie besorgt nach.

Als Sakura schwieg, fügte sie gelassen hinzu: "Du kannst es mir ruhig erzählen!"

Sakura nickte bloß. Es war wohl wirklich das Beste, sich Sensei Shizune anzuvertrauen.

Die junge dunkelhaarige Frau sah auf die Armbanduhr. Bloß noch eine Viertelstunde bis Unterrichtsbeginn. "Pass auf", setzte sie an.

"Ich würde sagen, wir setzten uns zusammen und du erzählst mir alles. Falls du zu spät kommen solltest, werde ich das dann klären. Okay?"

Mit diesen Worten bedeutete sie Sakura, ihr zu folgen.
 

Sie betraten Shizunes Zimmer und Sakura staunte nicht schlecht, als sie eintrat.

Sie kannte ihre Englischlehrerin noch nicht sehr lange, und dennoch, sie hätte nie auch nur im Entferntesten daran geglaubt, dass Shizune eine solche Leseratte war.

Bücherregale, die bis unter die Decke gingen und angefüllt waren mit Massen von Büchern, Comics, Mangas, Manwhas und Manhuas, reihten sich dicht aneinander.

Geschichtsbücher, Schulbücher, Historienromane, Abenteuerromane, Liebesromane.

Ein wahres Paradies für echte Bücherwürmer. In der hintersten rechten Ecke stand, direkt neben einem riesigen Regal aus Zedernholz, ein großes Bett und daneben eine kleine Kommode auf der ein halbes Dutzend gerahmter Bilder sand.
 

Shizune bot Sakura einen Platz an dem Eichenholztisch an, der in der Mitte des Raumes stand. Sakura setzte sich hin. Sie war nervös, wusste nicht, was sie sagen sollte.

Shizune setzte sich ihr gegenüber, faltete die Hände zusammen und sah sie fragend an.

"Nun", setzte sie an und strich mit einem Finger über die Maserungen im Holz des Tisches.

"Was ist nun passiert? Warum bist du so aufgewühlt?"

Sakura schluckte hart. Jetzt war es soweit. Jetzt musste sie ihre Gefühle offenbaren.

"Also, es geht da um eine meiner Mitbewohnerinnen" Sie zwirbelte nervös eine ihrer rosafarbenen Haarsträhnen um den Finger.
 

"Sie hat vor kurzem mit einem Jungen geschlafen und hatte danach Angst, schwanger sein zu können. Allerdings stellte sich heraus, dass sie es nicht war. Das Problem ist jetzt, dass sie nicht weiß, wie sie dem Jungen, mit dem sie geschlafen hat, gegenübertreten soll.

Einerseits ist sie sauer und gibt ihm die Schuld, sie ausgetrickst zu haben, da sie angetrunken war. Andererseits weiß sie aber, dass sie selbst auch einen Teil Mitschuld trägt. Und nun weiß sie nicht, was sie tun soll"
 

Shizune, die ihr die ganze Zeit zugehört hatte, lächelte. Es war ein wissendes Lächeln, das Sakura irgendwie unsicher machte.

"Das ist doch ganz einfach!", erklärte sie. "Am Besten ist es, wenn sich beide einfach zusammensetzen und reden. Ich weiß, dass viele glauben, mit reden nicht weit zu kommen. Aber es stimmt wirklich. Reden kann wahre Wunder bewirken. Die beiden sollten darüber reden, was passiert ist, wie sie weitermachen wollen. Erst dann können beide mit guten Gewissen ihrem Leben weiterhin nachgehen"
 

Das, was Shizune gesagt hatte, klang so logisch. Sakura dachte darüber nach.

Vielleicht hatte sie recht. Sie wollte zwar von Anfang an mit Sasuke reden, hatte den Gedanken aber schnell verworfen. Nun war sie sich sicher. Sie war absolut zuversichtlich.

Sie musste mit Sasuke reden! Sofort! Sie erhob sich, bedankte sich bei Shizune und verließ das Zimmer. Sie war kurz vor den Klassenräumen, bis ihr plötzlich einfiel, dass die Jungen aufgrund einer Projektwoche die ganze bevorstehende Woche freihatten.

Verdammt! Das hatte sie in ihrer Wut und dem aufkommenden Frust völlig vergessen.

Und am Nachmittag hatte Sasuke Training. Sie konnte also erst am Abend mit ihm reden...
 

●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙˙·٠•●●•٠·˙
 

Shikamaru saß auf dem Balkon seines Zimmers. Die Sonne blendete ihn und er kniff die Augen zusammen. Was hatte er bloß getan? Er hatte alles vermasselt!

Dabei war der gestrige Abend so wunderbar, so perfekt gewesen.

Einfach traumhaft. Und er hatte sich wie der größte Baka des Internates benommen!

Kein Wunder, dass Ino nichts mehr mit ihm zu haben will. Er war aber so ein Idiot! ...
 

Manchmal fragte er sich wirklich, warum er ausgerechnet Ino mochte. Normalerweise war sie gar nicht der Typ Mädchen, den er bevorzugte. Sie war viel zu launisch und zu zynisch.

Aber dennoch. Er mochte ihre hochnäsige Art wie sie ihr Kinn reckte und die Art, wie sie sich ihr weißblondes Haar aus dem Gesicht strich. Sie wirkte dabei immer so friedlich und gedankenverloren. Er mochte es, wie sie ihren Kopf neigte und wie sie sich kleidete.

Alles an ihr war so... perfekt.
 

Mit einem Seufzen verschränkte Shikamaru die Arme hinter dem Kopf und blickte gen Himmel. Weiße Wolken trieben an ihm vorbei, friedlich und unbeschwert, so, als wollten sie ihn dazu bringen, hinauszugehen und es ihnen gleich zu tun.

Aber ihm war im Moment zu überhaupt gar nichts zumute. Vielmehr wollte er einfach nur in seinem Zimmer sitzen, schmollen und an den gestrigen Tag denken.
 

~Flashback~
 

Der Sand unter ihren nackten Füßen war angenehm kalt. Es war wirklich eine hervorragende Idee von Shikamaru gewesen, an den Srand zu gehen und sich einfach bloß ein wenig zu entspannen.

Sie war nun schon seit drei Wochen auf diesem Internat, aber es fiel ihr noch immer schwer, sich einzuleben und an all das zu gewöhnen, was sie aus ihrem früheren Leben nicht kannte.

Zudem setzten ihr die Schule und vor allem der Streit mit Shikamaru zu.

Da hatte sie eine Auzeit mal wirklich nötig!
 

Sie erhaschte einen Seitenblick zu Shikamaru, der gedankenversunken auf seine Füße schaute.

Sie liefen nun schon seit mehr als zehn Minuten den schmalen Küstenstreifen entlang und hatten bisher noch kein einziges Wort miteinander gewechselt.

Ino kam es so vor, als würde ihn irgendetwas beunruhigen.

Sie seufzte innerlich. Seitdem sie Shikamaru zum ersten Mal begegnet war, mochte sie ihn.

Er war so nett und fürsorglich und erkundigte sich stets nach ihrem Wohlergehen.

Und sie zeigte sich in dieser Hinsicht stets desinteressiert.
 

"Shikamaru?", fragte sie mit leiser Stimme und ergriff seine Hand. Sie war angenehm warm.

Irgendwie ungewöhnlich für einen Mann.

"Ist alles in Ordnung?"

Shikamaru, der aus seinen Gedanken gerissen worden war, sah sie mit seinen dunklen Augen an. Er hatte wirklich sinnliche Augen, dunkelbraun wie das Fell eines Bären.

Ein leichtes Lächeln schlich über seine Lippen, oder zumindest ein Anflug eines Lächelns.

Er zog Ino zu sich und schlang zögernd die Arme um sie.
 

Ino kam nicht umhin, hysterisch in sich hineinzulachen.

Wie lange hatte sie sich schon nach so einem Moment, so einer Berührung von ihm, gesehnt?

Es war vor wenigen Tagen, als sie erkannt hatte, was sie wirklich für ihn empfand.

Sie hatten zusammen auf einer Blumenwiese, etwas außerhalb des Internates, gesessen und in den Himmel gestarrt. Die Luft war vom sinnlichen Duft spätreifer Blumen erfüllt und der Wind war angenehm mild.

Die beiden hatten über alles Mögliche geredet, ihre Familie, Freunde, ihr altes Leben.

Ino hatte von dem Blumenladen erzählt, der ihren Eltern gehörte, und von der Leidenschaft, mit der sie Blumen bestimmte und an ihnen roch.
 

Sie hatte ihren neugewonnenen Freund noch nie so gesprächig wie an diesem Tag erlebt.

Er hatte ihr erzählt, dass sein Vater ein berühmter Biologe ist und er einst in seine Fußstapfen treten möchte.

Dann hatte er gegrinst, die Augen geschlossen und Ino zu sich gezogen.

Der Wind hatte aufgefrischt und bunte Blätter durch die Luft gewirbelt. Als Ino ihren Kopf auf seiner Brust gebettet hatte, strich ihr Shikamaru sanft über die Wange.

"Du bist wirklich außergewöhnlich!", hatte er ihr zugehaucht.
 

Und von diesem Moment an, wusste Ino, dass sie für Shikamaru mehr als bloß Freundschaft empfand. Es war nicht so wie in diesen klischeehaften und total kitschigen Liebesfilmen, die sie sich damals oft mit ihren Eltern angesehen hatten.

Es war absolut real und sie genoss es irgendwie, das Gefühl, das sie stets übermannte, wenn sie in Shikamarus Nähe war.
 

Noch immer standen die beiden da, sich in den Armen liegend. Die Sonne hatte sich über ihren Häuptern gesenkt und färbte den Himmel rotorange.

"Shikamaru?", setzte Ino erneut an und strich ihm zaghaft über den Rücken.

Irgendetwas stimmte mit ihm nicht.

"Was ist los?"

Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, als er ihr endlich antwortete.

"Gestern, da kam ein Anruf. Von einem Freund meines Vaters. Er erzählte mir, dass meine Eltern bei einem Autounfall schwer verletzt wurden und nun im Krankenhaus liegen. Er meinte, er wüsste nicht, wie schlimm es wäre, nur, dass mein Vater im Koma liegen und meine Mutter wohl für eine lange Zeit bettlägig sein würde. Ich bin daraufhin sofort zu Tsunade gegangen und habe um eine Einverständniserklärung gebeten, das Internat verlassen zu dürfen.

Doch sie meinte, es würde nicht gehen, sie dürfe mich mitten im Schuljahr nicht für so eine lange Zeit gehen lassen"
 

Er umarmte sie noch fester.

"Ach, Ino, ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn meine Eltern sterben, würde ich darüber nie hinweg kommen. Sie bedeuten mir so viel"

Ino stockte der Atem. Nie hätte sie geglaubt, dass es so etwas Tragisches war, dwas Shikamaru die ganze Zeit geplagt hatte. Er tat ihr so Leid.

Vorsichtig legte sie ihre Hände auf seine Wangen und zog seinen Kopf zu sich hinunter damit sie auf gleicher Augenhöhe waren.

"Ganz egal, was passiert, ich bin immer für dich da, mein Ananaskopf!", erwiderte sie und küsste ihn auf die Stirn.

Shikamaru lächelte, sah ihr tief in die Augen. "Danke", hauchte er.
 

Das Meeresrauschen unterstrich das gesamte Szenario. Wieder trat Stille ein, die diesmal allerdings nur von kurzer Dauer war.

"Ino. Es gibt da etwas, was ich dir die ganze Zeit schon sagen wollte"

Er kratzte sich verlegen im Nacken.

"Ich... ich mag dich echt gerne. Schon seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Ich wusste sofort, dass du etwas ganz Besonderes bist" Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob es leicht an. "Ino, ich glaube, ich hab mich in dich verliebt!"
 

Ino wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. Zu viele Sinneseingebungen durchfluteten ihren Kopf. Der Moment, den sie sich in ihrem Innersten sehnlichst erhofft hatte, war eingetreten. Und nun wusste sie nichts darauf zu erwidern.

Sie fühlte dasselbe, wusste aber nicht, wie sie ihm das mitteilen sollte.

Gerade öffnete sie ihren Mund, als dieser auch schon von Shikamarus Lippen verschlossen wurde.
 

Es war ein sanfter, verspielter Kuss und nachdem sich die beiden voneinander lösten, sagte keiner von ihnen etwas. Sie setzten sich einfach bloß in den weichen Sand und starrten hinaus aufs Meer. Die Sonne war beinahe ganz am Horizont verschwunden und Ino fühlte sich nie zuvor glücklicher als in diesem Augenblick.

Zu diesem Zeitpunkt hätte sie nie gedacht, dass dieser Abend der schlimmste seit langem werden würde.
 

Ihr Streit begann ganz unmittelbar. Ino hatte eine Handvoll Sand durch ihre Finger rieseln lassen. "Wie schön der Sand doch ist", murmelte sie und sah auf den glitzernen Strahl grellen Weißes, der durch ihre Finger floss.

"Damals waren ich und meine Eltern oft am Strand gewesen"

Es war mehr aus einem Reflex heraus und völlig unüberlegt, als Shikamaru die unheilvolle Frage über die Lippen glitt.

"War es nicht dein Vater, der aus Geldgier diese ganzen hässlichen Altbauhütten auf den Stränden erbaut hatte und dadurch sämtlichen Leuten alles genommen hat?"
 

Im nächsten Moment hätte er sich am liebsten geohrfeigt.

Und wie erwartet fuhr Ino herum. In ihrem Gesicht stand Enttäuschung und auch ein wenig Wut geschrieben.

Er hatte den romantischen Moment kaputtgemacht.

"Mein Vater hat Niemandem etwas weggenommen!", setzte sie an.

Shikamaru hätte ertwartet, dass sie maßlos wütend werden würde, doch dies war nicht der Fall. Ganz im Gegenteil, ihre Stimme war tränenerstickt und zitterte. Sie schien verletzt.
 

"Ich weiß selbst, dass mein Vater nicht immer das Richtige getan hat. Sein Beruf und der ständige Stress mit der Yamanaka-Industries hat ihn nicht immer auf den richtigen Pfad geführt. Aber er ist auf keinen Fall ein schlechter Mensch.

Mit dem Bau der Altbauhütten mag er zwar einigen Menschen ihren Beruf weggenommen haben und somit auch ihr Obdach. Aber er hat diesen Bau nie aus Eigennutz angestiftet.

Die Hütten waren dazu da, Obdachlosen Schutz zu gewähren und nicht, um die Natur oder das Leben eines Menschens zu zerstören!"
 

Sie erhob sich langsam, klopfte den Sand von ihrem Rock und wandte sich ein letztes Mal an Shikamaru. "Und ich hatte geglaubt, du wärst anders"

Dann war sie verschwunden, so schnell, dass Shikamaru gar nicht reagieren konnte.

Er erhob sich, packte sich den Kopf und trat auf einen der meterhohen Steine ein, die ringsum aus dem sandigen Untergrund ragten. Er war so ein unsensibler Esel!

Wieso konnte er nicht einmal seine Zunge hüten oder überlegen, was er sagte?

Er war doch so ein Intelligenzbolzen. Und dann war er nicht imstande, eine anständige Konservation zu führen?
 

Verzweifelt stützte er sich mit den Händen an einem der weißen Steine ab und sah zu Boden.

Ino konnte ja nicht wissen, warum er nicht so gut auf das Thema zu sprechen war.

Sie war sich nicht im Klaren darüber, dass er dadurch seinen Onkel verloren hatte.

Es war vor knapp einem halben Jahr, als ihm sein Job als Fischer entrissen wurde und somit auch sein Heim und alles, was er besaß. Am nächsten Tag hatte er sich mit seinem Wagen eine Klippe runtergestürzt.

Für Shikamaru war sein Onkel wie ein bester Freund gewesen. Jedes Wochenende hatte er ihn auf seinem kleinen Boot mit aufs Meer hinausgenommen. Sie hatten sich aufs Deck gesetzt, ihre Angeln in das tiefblaue Wasser geworfen und die größten Fische in der Umgebung geangelt.
 

Es war ein Schock für Shikamaru gewesen und er hatte es heute noch nicht ganz verkraftet.

Zu wütend war er gewesen. Seit dem Tag an schob er einen mächtigen Groll auf Inoichi Yamanaka und seine Familie.

Und dann war das Unglaubliche passiert, denn er hatte sich in Inoichis Tochter verliebt, seinen ganzen Groll beiseite zu schieben versucht und es irgendwie geschafft. Für Ino.

Aber in dem Moment, an dem die beiden da im Sand lagen und Ino ihm Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählt hatte, da waren all die Erinnerungen in ihm hochgekommen.
 

Vielleicht hatte er sich ja ein falsches Bild von Inoichi Yamanaka und seiner Firma gemacht. Vielleicht hatte Ino mit dem, was sie gesagt hatte, recht. Natürlich war sein Onkel dadurch auch nicht mehr lebendig zu machen, aber vielleicht half eine Aussprache, dem Groll den Garaus zu machen. Er musste es einfach tun. Für Ino.

Aber erst einmal musste er sich überlegen, wie er sich angemessen bei ihr entschuldigen konnte.
 

Denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie wütend war und enttäuscht. Letzteres war noch immer schlimmer für ihn als ihre Wut.

Er hatte sie noch nie so verletzt und traurig gesehn. Sie benahm sich ganz anders als sonst.

All ihre Taffheit, ihr frecher Umgangston und ihre Eitelkeit waren verflogen. Zum ersten Mal wirkte sie nicht so unantastbar, wie sie sich immer gab. Ihre Fassade bröckelte.

Und dennoch, lieber hätte Shikamaru all ihre Wut und all ihren Zorn über sich ergehen lassen, als sie so traurig zu sehen.

Es war ihr keineswegs zu verübeln, wenn sie mit ihm nichts mehr zu tun haben wollte, ihm aus dem Weg ging und nicht mehr mit ihm redete.

Mit dieser schrecklichen Erkenntnis im Herzen stieß sich Shikamaru von dem Stein ab, seufzte, steckte die Hände in die Hosentaschen und trat seinen Weg zurück zum Internat an.
 

~Flaschback Ende~
 

Es klopfte leise an der Tür. Es war ein zögerndes, beinahe schüchternes Klopfen, fast so, als wäre sich sein Besucher nicht wirklich sicher, ob es der richtige Zeipunkt wäre, ihn zu stören.

"Herein", raunte Shikamaru, gerade laut genug, damit es sein Besucher hören konnte, öffnete die Augen und starrte gespannt zur Tür.

Die Tür flog auf und im Türrahmen standen Kiba und Naruto, nur mit einer Shorts bekleidet und bewaffnet mit Surfbrettern und Handtüchern. Wasser perlte von ihren Körpern und ihre Haare hingen ihnen strähnig ins Gesicht. Anscheinend waren sie gerade surfen gewesen.

"Los, komm!", meinte Kiba euphorisch und zerrte seinen Freund am Arm hoch.

Naruto nickte ihm bekräftigend und aufmunternd zu.

"Mendokuse!", murmelte Shikamaru und sah sich hilflos nach einem Ausweg um. Aber es gab keinen. Er drehte sich zu Kiba und Naruto um, die ihn erwartungsvoll anschauten.

"Ist ja schon gut. Ich komme mit!"
 

Sie liefen einen langen, mit dunkelblauem Teppich ausgelegten, Gang entlang.

"Wo wollen wir eigentlich hin?", erkundigte sich Shikamaru und versuchte, mit den Anderen Schritt zu halten. Kurz nachdem ihn seine Freunde entführt hatten, hatten diese sich umgezogen und ihre Surfbretter verstaut. Und nun schleppten sie ihn weiß Gott wohin.

Er fragte sich ständig, was dieser ganze Humbuk hier eigentlich sollte.

Wohin, verflucht nochmal, schleppten ihn seine Freunde?

Allmählich wurde der Gang breiter und der Teppichboden ging in Fliesen über.

Die Fenster wurden größer und eleganter und dann tauchte die riesige Haistatue vor ihnen in der Ferne auf. Shikamaru hielt inne und schnappte nach Luft.
 

"So, jetzt müssen wir nur noch auf unsere Freunde warten", meinte Naruto und deutete auf das große Eingangsportal.

"Ich hab aber keine Lust zu warten!", nörgelte Shikamaru bockig und steckte die Hände in die Hosentaschen.

Na, das konnte ja spaßig werden.
 

Eine Viertelstunde später kamen sie auch, ihre Freunde, auf die sie so lange gewartet hatten.

Die kleine Gruppe kam gerade um die Ecke marschiert und Shikamaru erkannte ein paar seiner Mitschüler. Zaku ging strahlend neben Kin her und schien ihr gerade etwas Lustiges zu erzählen, denn seine Freundin lachte amüsiert. Die beiden waren, sofern er wusste, frisch zusammengekommen. Hatte ja auch lange genug gedauert, dachte Shikamaru bei sich.

Es stand den beiden ins Gesicht geschrieben, dass sie sich mochten.
 

Neben den beiden lief Shino, der Shikamaru schon immer ein wenig suspekt war.

Wie immer trug er seine Sonnenbrille und seinen langen grauen Mantel, dessen Kragen seinen Mund verdeckte.

Hinter ihm liefen Temari, Hinata und ein paar Leute, die er nicht kannte.

Das Schlusslicht bildete zu seinem Schrecken kein Geringerer als Ino.

Wütend warf Shikamaru seinen beiden Freunden einen vielsagenden Blick zu. Er würde ihnen die Gurgel zudrehen!
 

Ino schien ihn anfangs gar nicht zu bemerken, lief sie doch mit gesenktem Haupt der kleinen Gruppe nach.

Erst als Kiba pfiff, um die Anderen auf sich aufmerksam zu machen, sah sie auf und entdeckte Shikamaru.

Anders als erwartet wurde sie nicht zornig. Sie sah ihn eher gleichgültig an, so, als ob die beiden sich nicht kennen würden.
 

Kiba begrüßte jeden einzelnen seiner Freunde und räusperte sich dann laut.

"Wenn dann nun alle zugegen sind, können wir ja beginnen. Ich habe mir nämlich eine kleine Überraschung überlegt"

Mit einer weit ausholenden Geste deutete er auf die Treppe, die in den Jungentrakt führte.

"Wir veranstalten nämlich jetzt ein Gokon der besonderen Art!"
 

Die Anwesenden waren von der Idee nicht gerade begeistert, was sie durch ein frustriertes Seufzen verlauten ließen.

Sie kannten Kibas grandiose Ideen nämlich sehr gut. Meist führten sie dazu, dass sie eine Menge Ärger bekamen.

Doch der taffe Braunschopf ließ sich nichts anmerken und ging voraus.

Die Anderen folgten ihm nur widerwillig. Man sah ihnen an, dass sie keine Lust hatten, dieses Spiel mitzumachen.
 

Als sie in Kibas Zimmer ankamen, setzten sich alle verschwörerisch auf den Boden. Kiba ging zu seinem Schreibtisch und öffnete die oberste Schublade, aus der er eine Handvoll gelber kleiner Zettel fischte. Dann gab er jedem einen davon.

"Also. Jeder von euch hat nun einen Zettel, auf dem eine Zahl zwischen 1 und 6 steht. Jede Zahl existiert zweimal. Die beiden, die die gleiche Zahl haben, sind für diesen Abend lang ein Pärchen"

"Und was ist, wenn zwei Leute des selben Geschlechtes die gleiche Zahl haben?", fragte einer aus der Menge.
 

Kiba schien auf diese Frage vorbereitet, denn er grinste hämisch. "Dann habt ihr Pech. Die Regel lautet, die Leute mit der gleichen Zahl bilden ein Pärchen. Und außerdem, heutzutage ist es doch kein Problem mehr, homosexuell zu sein!" Er lachte schrill.

Dann rang er sich zur Beherrschung, räusperte sich und verkündete: "Nun öffnet eure Zettel und tut euch zusammen"
 

Shikamaru entfaltete das kleine Stückchen Papier und entzifferte die unordentliche Zahl als eine Drei.

Na super, drei war seine absolute Unglückszahl. Wahrscheinlich geriet er an einen dieser merkwürdigen Kerle. Oder an eines dieser komischen Mädchen.

Er sah sich um. Shino war mit Temari zusammengekommen, Zaku mit einem ihm fremden Mädchen, sehr zum Leidwesen von Kin, die zu allem Pech auch noch mit einem Mädchen verkuppelt geworden war. Naruto war mit Hinata zusammengekommen. Auch eine sehr problematische Konstellation.

Der Rest der Pärchen war ihm unbekannt.
 

Ino war die Einzige, die mit niemanden zusammengekommen zu sein schien.

Shikamaru mutmaßte, dass sie ebenfalls die Drei besaß.

Wirklich super... Heute war echt sein Tag!

Er hatte richtige Angst, als er Ino gegenübertrat. Noch nie hatte er in dieser Hinsicht Angst gehabt, doch nun wusste er einfach nicht, wie er ihr gegenübertreten sollte.

Er nahm all seinen Mut zusammen und stellte sich vor Ino.
 

"Scheint, als hätte uns das Schicksal zu Partnern gemacht"

Ino sah auf und zum ersten Mal seit dem gestrigen Abend, wurde ihre Miene zornig.

"Was für ein unendliches Glück ich doch habe!", bellte sie sarkastisch.

Shikamaru durchfuhr ein eisiger Schauer.

Noch nie hatte Ino in einem so eisigen Ton mit ihm gesprochen! Sie schien ihn wirklich zu hassen!

Er verfluchte sein ganzes gottverdammtes Leben und setzte sich seufzend in einiger Entfernung ihr gegenüber.
 

Rund fünf Minuten später begann Kiba damit, die erste Runde einzuleiten. Er holte einen Würfel unter seinem Kopfkissen hervor.

"Das Pärchen, mit der Zahl, die nun gewürfelt wird, muss diese Salzstange zusammen aufessen"

Er würfelte. Shikamaru schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Er hoffte bloß, dass es das Schicksal gut mit ihm meinte und bloß nicht die 3 gewürfelt wurde. Er wollte Ino nicht mit den Lippen berühren. Naja, eigentlich wollte er es schon, aber solange sich die Wogen nicht geglättet hatten, war es besser, sich ganz langsam an Ino heranzutasten.

Der Würfel wirbelte über den Teppichboden und blieb letztendlich auf der 1 stehen.

Kin und ihre Partnerin zuckten zusammen.

Dann nahmen sie die Salzstange entgegen, die ihnen Kiba reichte, steckten sie in den Mund und aßen sie auf, partout darauf achtend sich ja nicht mit dem Mund zu berühren.
 

Dann waren die beiden mit würfeln an der Reihe. Kin erhob ihre Stimme.

"Das nächste Pärchen muss sich leidenschaftlich küssen. Mit Zunge!"

Sie warf dabei einen hasserfüllten Blick Richtung Kiba und hoffte bloß, dass die 6 gewürfelt wurde. Dann könnte Kiba nämlich mal beweisen, wieviel Mumm in ihm steckte und seinen männlichen Partner mal gehörig abschlabbern.

Sie warf und starrte gespannt auf den Würfel.

Er drehte und drehte, schien gar nicht stehenbleiben zu wollen, stand für einen kurzen Moment auf der Kante und blieb letztendlich stehen.

Alle beugten sich gespannt über den kleinen Gegenstand und wollten wissen, welche Zahl gewürfelt wurde und welches Pärchen somit an der Reihe war.

Es war eine 3...

Weil du bei mir bist

Kapitel 25 – Weil du bei mir bist
 

Inos Reaktion auf das soeben gewürfelte Ergebnis war völlig anders, als er es sich vorgestellt hatte. Er wusste in diesem Moment zwar selbst nicht genau, was er erwartet hatte, aber nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass sie so aus der Haut fahren würde.

Zuerst fuhr sie sich durchs Gesicht. Das tat sie immer, wenn sie kurz vor einem Wutausbruch stand. Dann griff sie nach dem Würfel, erhob sich und warf den kleinen Gegenstand direkt auf Kiba. "Du und deine blöden Ideen, Baka", zischte sie leise zwischen zusammengepressten Zähnen.
 

Anstatt wor Wut rot anzulaufen, sah Ino irgendwie traurig aus. Er hasste es, sie so zu sehen. Warum tat er ihr das bloß an?

Es war nicht wie sonst, wenn Ino sauer wurde. Dann schreite sie Minuten lang, schmollte für eine Weile und hatte sich dann wieder beruhigt. Dann kam Shikamaru stets mit einer Blume, die er im Wald hinter dem Sportplatz gepflückt hatte, zu ihr, und entschuldigte sich. Danach war alles wieder gut und das Thema gegessen.
 

Doch jetzt schien es nicht so, als ob sie sich wieder beruhigen würde. Diesmal war es anders.

Er hatte wirklich Mist gebaut und das würde sich nicht so leicht ausbügeln lassen.

Das war so klar gewesen... Kaum lief alles glatt, kaum hatte er Ino von seinen Gefühlen unterrichtet, schon rutschte ihm eine dumme Bemerkung aus und das Schicksal machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Und alles war vorbei.

Er konnte es Ino nicht einmal im Geringsten verübeln. Er selbst wäre wohl auch ausgerastet, hätte sie so über seine Eltern gesprochen.

Er war so ein gottverdammter Mistkerl!
 

Kiba, der verdutzt auf sein Gegenüber starrte, hielt sich abwehrend die Hände vors Gesicht, so, als befürchtete er, Ino könnte den letzten Funken Verstand verlieren und völlig austicken.

"Ino", setzte er an und schlucke kräftig. "Ich..." Kiba suchte vergebens einen Ausweg und schaute abwechselnd zu seinen Freunden. Doch keiner schien Mitleid mit ihm zu haben.

Doch er brauchte sich auch nicht zu rechtfertigen, denn im nächsten Moment stürmte Ino wütend aus dem Zimmer.
 

"Was war denn mit der los?", fragte Temari eingeschnappt und reckte sich.

"Sie benimmt sich, als wäre sie die wichtigste Person der Welt!"

Shikamaru, der neben ihr saß, funkelte sie erböst an. "Rede nicht so über Ino!", zischte er und erhob sich. "Ich werde sie suchen gehen" Mit diesen Worten steuerte er die Tür an und verließ ebenfalls die kleine Runde.

Als die Tür hinter ihm zufiel, räusperte sich Kiba. "Ich glaube, es wäre besser, aufzuhören. Der Tag ist noch lang, wir können ja etwas Anderes machen!"

Temari, die traurig Richtung Tür blickte, seufzte. Es war nicht gerade ein tolles Gefühl, von der Person, die man mochte, angefaucht zu werden.
 

Aber sie war zuversichtlich. Das mit Ino würde sich eh nicht mehr einrenken und dann hatte sie freie Bahn.

Diese Tussi hatte es eh nicht verdient, ihm so nahe stehen zu dürfen. Das sie mehr als bloß gute Freunde waren, sah man ihnen an, auch wenn Temari nicht genau wusste, was da eigentlich zwischen den Zweien lief.

Auch sie erhob sich. "Zaku, Kin? Kommt, wir gehen ein Eis essen. Mir ist gerade nach einer kleinen Abkühlung zumute"

"Gute Idee", erwiderte Kin und ergriff Zakus Hand. "Ein Eis wäre jetzt genau das Richtige!"

Während Zaku von Kin aus dem Zimmer gezogen wurde, eilte auch Hinata zur Tür.

Ihr war es absolut unwohl bei dem Gedanken, gleich nur noch von Jungen oder Fremden umgeben zu sein. Sie würde sich ein wenig im Park ausruhen und nachdenken.
 

Lautes Gezwitscher erfüllte die Luft, als Hinata das Internat verließ. Es war angenehm warm und bis auf die Klänge der Vögel beinahe totenstill. Sie marschierte über die großen Sportplätze und steuerte die dahinter liegenden Gärten an. Auf den Sportplätzen war wenig los. Lediglich ein Fußballteam trainierte zusammen mit Sensei Asuma und der Rand war von Cheerleadern gesäumt. Seit es Mädchen am Internat gab, hatte sich rasch ein Cheerleader-Team gebildet.
 

Sie ließ die Sportplätze hinter sich und durchwanderte bunt blühende Gärten. Auf einer weißgetünchten Bank ließ sie sich nieder, schlug die Beine übereinander und schloss die Augen. Sie ließ die letzten Tage und Wochen an sich vorüberziehen. Jede einzelne Erinnerung stieg klar und deutlich in ihr auf, jedes kleinste Detail setzte sich in ihrem Kopf fest. Der erste Tag kam ihr in den Sinn, die Angst, die sie verspürt hatte, als sie in dem kleinen Büro des Direktors gesessen hatte. Es kam ihr so vor, als wäre es erst gestern gewesen, als sich all dies zugetragen hatte.
 

Schritte, die neben ihr erklangen, ließen Hinata zusammenzucken. Sie öffnete die Augen und neigte ihren Kopf zur Seite. Kiba hatte sich, Akamaru auf dem Arm haltend, neben ihr auf die Bank gesellt. Er schwieg eine lange Zeit, ehe er sich dazu rang, etwas zu sagen. "Hey", begrüßte er sie und lächelte zögernd.

"Hey", erwiderte Hinata und lächelte ihn fröhlich an. Dies nahm Kiba als Anlass, zum eigentlichen Thema zu kommen. "Sag mal, Hinata, darf ich dich etwas fragen?" Er fuhr sich durch sein braunes Haar. Die Angesprochene legte den Kopf schief. "Natürlich. Worum geht es denn?"
 

Kiba strich Akamaru gedankenverloren über den Kopf und dachte darüber nach, wie er das Thema am besten anschnitt. "Also...", setzte er an. "Wie läuft es eigentlich in letzter Zeit mit Naruto?" Er schalte sich im nächsten Moment einen Idioten, einfach so mit der Tür ins Haus zu fallen. Doch Hinata schien diese Frage sogar erhofft zu haben.

"Es ist in letzter Zeit recht... eigenartig. Er gibt sich mir gegenüber immer so desinteressiert und dabei will ich ihn doch unbedingt besser kennenlernen. Anfangs war mein Verhältnis zu Naruto nicht unbedingt das Beste, aber inzwischen... hat sich einiges geändert. Er ist mir richtig sympathisch geworden und obwohl er keinerlei Anstand und Manieren besitzt, ist er auf irgendeine Art und Weise süß"
 

Sie fuhr sich müde durchs Gesicht. In letzter Zeit hatte sie oft über Naruto nachgedacht und sich gefragt, wie sie sich mit ihm anfreunden konnte. Auch über Neji und seine offensichtliche Veränderung hatte sie viel gegrübelt. Kibas Berührung ließ sie jäh zusammenzucken. Sie spürte, wie er ihre Hand ergriff und ihr eindringlich in die Augen sah. "Hinata?", flüsterte er leise und verlor sich in ihren lavendelfarbenen Augen. Eigentlich hatte er ‚Ich mag dich‘ sagen wollen, doch jetzt rutschten ihm ganz andere Worte hinaus: "Lass uns zu ihm gehen. Sag ihm, was du möchtest, sag ihm, was du fühlst und denkst"

Einen Moment lang sagte Hinata nichts, starrte nur geradeaus. Kiba hätte sich ohrfeigen können, so unsensibel, wie er war.

"Kiba?", flüsterte Hinata und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Danke"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (171)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...17]
/ 17

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MadMetaphorMouth
2013-08-05T16:39:13+00:00 05.08.2013 18:39
bitte schreib weiter! :)
Von:  OtakuCifer
2012-01-22T00:10:50+00:00 22.01.2012 01:10
würd mich freuen wenn du weiter schreiben würdest :D
Von:  NaxLu
2011-01-05T21:17:35+00:00 05.01.2011 22:17
Heey das ist echt der Hammer
gewordne ich versteh nicht wieso
Gaara in der Story auch in Sakura
verliebt ist wenn er mit Sakura
noch nicht einmal ein wort geredet
hat ich hoffe da kommt noch was zu
denn beiden ich freue mich schon drauf
es weiter zu lesen :)

Lg Nami
Von:  sanxbrit
2010-02-07T19:52:43+00:00 07.02.2010 20:52
der fanfic gefällt mir bis jetzt ganz gut, nur würde ich gerne mehr über naruhina lesen. ich meine, bis jetzt gab es viel von shika x ino, neji x tenten und saku x sasu zu lesen aber von naruhina nicht so viel^^
Von:  Bunny94
2009-10-20T17:23:37+00:00 20.10.2009 19:23
voll hammer cooles kappi schreib schnell weiter an das nächste freu mich schon total auf´s nächste kappi echt jetzt

did mit ino tut mia voll leid allso ik habe mia mal alle kappis durch gelesen und anstat überall ein ens zu schreiben mach ik es in ein ens

allso ik fand alle kappis total hammer cool am bessten gefällt mia did immer mit sasu und saku einfach nur geilo

allso schreib schnell weiter und hoffentlich bekomme ik och ein ENS geschickt wenns weiter geht

glg Bunny94
Von:  DeGuddi
2009-10-19T18:50:20+00:00 19.10.2009 20:50
krabben die näheren verwanten der Elefanten XD
das war klasse!
Von: abgemeldet
2008-11-09T13:54:52+00:00 09.11.2008 14:54
haaai
gooott die ff is vllt süüüüß
es gibt zwar keine pairings jez grad außa zaku nd kin..xD aba es kommt jah noch
was ich nur ets verwirrend finde is..
verstehen sich die mädchen-sprich tenten sakura ino nd hinata- eigentlichß oda sind das nur so zimmerkameraden?
nd temari magst duh nicht so oda?^^
aba an sich fnd ich die FF ua süüüß
kireg ich ne ENS wenns weida geht?
Von: abgemeldet
2008-11-02T19:25:36+00:00 02.11.2008 20:25
hey
klasse chap
kiba tut mir leid...
aber echt nett das er hina helfen will
freu mcih wenns weitergeht
gglg
Von:  Animegirl-4_Ever
2008-10-31T18:23:36+00:00 31.10.2008 19:23
Super Chap!!
Die FF ist wirklich cool nur ich finds schade dass es noch keine Pärchen gibt...
Kannst du mir ne ENS schicken wenn es weitergeht???
Von:  Animegirl-4_Ever
2008-10-30T20:07:35+00:00 30.10.2008 21:07
was??Ey ich bin mal voll iritiert grad...


Zurück