Endlich frei! von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- "Seitdem ich Alan kenne, weiß ich, was es heißt, FREI zu sein", schreibt Erika eines Abends in ihr Tagebuch. Doch sie ahnt nicht, dass ihr Schwarm einige Geheimnisse birgt und sie sich nach und nach verändert. Damit schadet sie nicht nur sich selber, sondern auch den Menschen in ihrer Nähe. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Erika schlug ihr gut behütetes Tagebuch auf. Ein herzzerreißender Seufzer drang aus ihrem Mund und sie spitzte den hellblauen Bleistift. Einen Moment überlegte sie, dann begann sie ihre Gefühle auf das Papier niederzulassen. "Liebes Tagebuch, heute habe ich IHN gesehen. Er fuhr mit seiner roten Vespa über den Marktplatz, schreckte dabei ein paar Hühner auf. Er kam direkt auf mich zu, schaltete den lauten Motor ab und grinste mich an. Seine blonden Haare waren vom Wind verwuschelt und seine braune Haut glänzte in der Sonne. Ich glaube, mein Mund hat offengestanden, wärend er wieder weggebraust ist. Wie heißt er? Was würde ich alles dafür geben, ihn wieder zu sehen . . . " Sie hielt inne und betrachtete ihr Werk. "Ja, so kann es bleiben", dachte sie und klappte das Buch zu. Auf dem Umschlag fuhr sie mit ihren Fingern die Perlen nach, die sie damals mit ihrer Tante aufgeklebt hatte. "Dein Tagebuch muss doch auch schön aussehen", hatte sie gesagt und auf ihre Nichte hinabgelächelt. "Erika, kommst du bitte?", rief ihre Mutter. Zügig verstaute sie das Buch wieder in seinem Versteck in ihrem Kopfkissen, dann ging sie gehorsam die Treppe hinunter. "Was gibt es denn?", fragte sie aus purer Höflichkeit. Schon seit langem interessierte sie sich nicht mehr dafür, was ihre Mutter gekocht hatte. Sie fand sich einfach zu dick. Alle Mädchen in ihrer Klasse waren viel dünner als sie. Oft wurde sie wegen ihrer Figut gehänselt. Als sie mit dem Problem zu ihrer Mutter gegangen war, hatte diese nur mit dem Kochlöffel geschwenkt und gesagt: "Hör doch nicht auf diese dürren Gerüste. Gott liebt dich, ist dass nicht die Hauptsache?" Erika hatte den Kloß in ihrem Hals ignoriert und genickt. "Stellst du bitte die Teller auf den Tisch, Spätzchen?" Erika fuhr hoch und bekam von ihrer Mutter einen Stapel Teller in die Hand gedrückt. Es waren zehn. "Kommt Besuch?" "Ja, Papa bringt Freunde mit." Innerlich stöhnte Erika auf. Sie mochte die Freunde ihres Vaters nicht sonderlich. Nicht selten musste sie solange aufbleiben, bis ale fertig gegessen hatten, damit sie den Abwasch machen musste, wärend ihre Eltern über Politik diskutierten. Wie von ihrer Mutter aufgetragen verteilte sie die Porzellangeschirr auf dem Tisch im Garten und neben jedem ein Messer und eine Gabel. Ihr war aufgefallen, dass ihre Mutter nicht auf ihre Frage "Was gibt es denn?" geantwortet hatte und fragte nochmals nach. "Schweinebraten mit Knödeln", antwortete ihre Mutter und leckte sich die Lippen. Ein wenig angeekelt wendete sich Erika von ihrer Mutter ab. Frau Meyer war eine überaus kräftige Person, wie Erika fand. In den Haaren von ihr verfingen sich oft Blätter, nachdem Erikas Mutter mit der Arbeit im Garten fertig war. Selbst wenn sie sie darauf hinwies, bekam sie ein Kopfschütteln als Antwort: "Wenn Gott will, dass ich Blätter im Haar habe, soll es wohl so sein." Bald trafen Herr Meyer, der Pfarrer der örtlichen Kirche, und seine Freunde und Kollegen ein. "Hallo Johanna", sagte er zu seiner Frau und wandte sich dann an seine einzigste Tochter: "Wie geht es dir Erika?" Eine Antwort wartete er erst gar nicht ab, sondern folgte seinen Gästen in den Garten und machte sich über den Braten her. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Wenn Draußen gegessen wurde, musste Erika im Inneren des Anwesens essen. "Du interessierst dich doch eh nicht für das, was wir reden", redete ihr Vater ihr stets ein und tätschelte ihr den Kopf, als sei sie ein Hund. Doch Erika schluckte jeden Kommentar unter, sie war es gewohnt, den Mund zu halten, wenn ihr Vater sprach. Sie nahm einen Teller aus der Anrichte im Esszimmer und ging kurz nach Draußen, um sich etwas zu Essen zu holen. Von allen Seiten kamen Stimmen. "Hallo Erika!" "Ach Erika, lange nicht gesehen." Erika, du bist aber ganz schön groß geworden." Wie heute Abend versuchte sie die Männer zu ignorieren. Pure Schleimerei. "Natürlich machen sie mir Komplimente", dachte sie und presste die Lippen aufeinander, "Papa ist mit einer der einflussreichsten Männer in Montespertoli und jeder erhofft sich ein besseres Leben als einer seiner vielen Freunde. Wie man sich nur irren kann." Ihre Eltern hatten ihr seit sie ein Baby war mit vier Sprachen großgezogen. Sie sprach alle perfekt. Deutsch, Italienisch, Französisch und Englisch. In der Schule war sie als Streberin bekannt, aber es scherte sie nicht. "Sollen sie mich doch dafür verachten, dass ich meine Zeit nicht damit verbringe, durch die Stadt zu rennen und mit das nächstbeste Kleid zu kaufen", dachte sie und setzte sich an den großen Esstisch. Lustlos piekte sie mit der Gabel in das Fleisch, da kam ihre Mutter herein. "Vergiss nicht zu beten, wir fangen auch gleich an", fuhr sie sie an, schnappte sich einen Krug Wasser aus dem Kühlschrank und stolzierte wieder nach Draußen. Schon bald vernahm Erika das auswendiggelernte Tischgebet, geleitet von ihrem Vater. "Vater im Himmel -" Erika verdrängte seine kräftige Stimme und stimmte zu ihrem eigenen Gebet an. "Segne, Vater, diese Speise, uns zur Kraft und dir zum Preise", nuschelte sie und hielt einen Moment inne. "Und bitte lass mich bald seinen Namen erfahren", fügte sie hinzu und ihr Herz begann wie wild zu pochen. Sie erinnerte sich an sein Gesicht, wie er sie angegrinst hat . . . Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Die Freunde ihres Vaters waren eben erst gegangen. Erika löste die Haarbänder aus ihren hellbraunen Haaren und betrachtete sich prüfend im Badezimmerspiegel. Ihre blauen Augen und ihre naturroten Lippen stachen ganz klar hervor. Manchmal wurde sie auf ihre blasse Haut angesprochen, aber sie wusste selbst nicht, woher sie die hatte. Angeblich war ihre Großmutter mütterlicherseits genauso blass gewesen. In ihre Pausbacken kniff jede ältere Frau gerne und dies hatte ihr in der Gemeinde vor zehn Jahren den peinlichen Spitznamen "Moppelchen" beschert. "Wenn ich nicht so dick wäre, sähe ich vielleicht ganz hübsch aus", überlegte sie und untersuchte ihre Nase. Schon seit fünf Jahren war sie in der Pubertät, aber Pickel hatte sie noch nie gehabt. Nachdenklich schlüpfte sie in ihren Schlafanzug und ging in ihr Zimmer. Das Fenster stand offen und die schwüle Luft des Sommers erfüllte den Raum. Schnell schloss sie das Fenster und sah sich um. "Hat Mama etwa Lüften wollen?", fragte sie sich und blickte um sich. Ihr Blick fiel auf die Wand ihr gegenüber. Langsam ging sie auf sie zu und begutachtete das Regal, auf dem ihre Fotos standen. Eins fehlte. "Mein Kommunionsfoto!" Aber wer brach schon in ihr Zimmer ein und stahl ein Foto von ihr, auf dem sie aussah wie eine Gans? Mit einem mulmigen Gefühl in ihrer Magengrube kroch sie unter die Decke ihres Bettes und zog sie bis zur Nasenspitze hoch. Bis sie einschlief vernahm sie gerade noch die Stimmen ihrer Eltern, die sich leise im Nebenzimmer unterhielten, mit der Zeit verstummten sie und die Müdigkeit überwältigte Erika. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Nachdem Erika aufwachte, sprang sie schnell unter die Dusche, zog sich rasch an und ging in die Küche um ihr Pausenbrot abzuholen. Ihre Mutter stand vor der Spüle und band sich gerade die Schürze um, als Erika die Treppe hinuntergerannt kam. "Erika, Papa ist schon in der Gemeinde. Er kann dich heute nicht mitnehmen. Hier", sagte sie und reichte ihrer Tochter zwei Euro, "nimm doch heute einfach mal den Bus, ja?" Erika nickte wiederstrebend und packte ihr Brot ein. Es war mal wieder mit fettigem Käse und Salami belegt. "Mama, ich habe dich doch gebeten, mir etwas gesünderes mitzugeben", maulte Erika unbeholfen und sah ihre Mutter vorwurfsvoll an. "Ach Quatsch, sei doch froh, dass wir das Geld haben, um uns etwas Gutes zu gönnen", meinte sie und schüttelte verständnislos den Kopf. Murrend schleppte sich Erika wieder in ihr Zimmer, schnappte sich den Rucksack und rannte aus dem Haus, ohne sich von ihrer Mutter zu verabschieden. Als sie schnaufend an der Haltestelle ankam, wurde sie sich ihrer hilflosen Lage bewusst. Sie hatte keine Ahnung, welcher Bus zur Mädchenschule fuhr. "Mist", fluchte sie verärgert und versuchte den Fahrplan zu entziffern. Er war durch die Zeit vergilbt und die Buchstaben durch die grelle Sonne Italiens ausgebleicht. Sie hörte ein Motorengeräusch und fuhr erschrocken herum. Der Junge von gestern hatte seine Vespa neben ihr auf dem Bürgersteig geparkt und lächelte sie verschmitzt an. "Guten Morgen, kann ich dir helfen?" Völlig perplex starrte Erika den Jungen an und lallte etwas Unverständliches. "Wie bitte?" Er ließ seine weißen Zähne blitzten. "Ich, ich weiß nicht, wie ich zur Schule komme", wiederholte Erkia und lief tiefrot an. "Du gehst auf die Mädchenschule, oder?" Sie nickte. "Hmh, hab dich schon öfters gesehen", sagte er und forderte sie durch einen Klaps auf das Sitzpolster hinter ihm auf, Platz zu nehmen. Gehörsam ließ sie sich hinter ihm nieder, völlig überrascht über ihr Glück. "Du heißt Erika, oder?" "Woher weißt du das?" "Hm, ich bekomme schon so einiges mit", meinte der Junge. "Wie heißt du?" "Alan", antwortete der Blone und startete den Motor. Erika umfasste seine Hüfte und presste panisch ihren Körper an seinen Rücken. Er lachte schallend: "Du musst keine Angst haben." "Habe ich auch nicht", log Erika und hoffte, dass ihre Eltern nie erfahren davon erfahren würden. Schon das Fahren auf einem Moped oder sonstigem Gefährt hatten sie ihr strengstens untersagt und das Lügen erst recht. Der Fahrtwind fühlte sich gut auf Erika's Haut an. Ab und zu schnupperte sie heimlich an Alan's Haaren, sie rochen nach Zitrone. Nach ihrer Meinung viel zu früh hielt Alan vor dem Tor ihrer Schule. "So, da wärend wir." Unfreiwillig stieg sie ab. "Danke für's fahren", sagte sie und zupfte ihr T-Shirt richtig. "Keine Ursache. Soll ich dich wieder abholen? Ich hab heute frei und ich glaube nicht, dass du so schnell wieder heimfindest, oder?" Erika nickte dankbar und winkte ihm ein letztes Mal, bevor sie das Schulgelände betrat. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Der sechsstündige Unterricht kam Erika länger vor, als an den anderen Tagen. In der ganzen Zeit dachte sie an Alan und daran, dass er so plötzlich aufgetaucht war. Nach der letzten Stunde wurde sie von ihrer Klassenlehrerin zu sich gerufen. Ein wenig nervös ging Erika zu dem Pult. "Ja?" "Erika, stimmt etwas nicht? Ich meine, gibt es vielleicht Probleme mit deinen Eltern?", sprudelte es aus der etwas schrulligen Frau heraus und bekam von ihrer Schülerin nur einen verständnislosen Blick. "Warum sollte etwas passiert sein?" Die Lehrerin schluckte: "Nun, ich muss sagen, dass du ein wenig abwesend wirkst." Erika wurde rot. "Ich . . . ähm, kein Grund zur Sorge! Es ist alles in bester Ordnung. Ich versichere Ihnen, dass das nie wieder vorkommen wird", warf Erika ein und ging einfach aus dem Klassenraum. "Oooh, hat unser kleines Moppelpchen Anschiss bekommen?", lachte Nathlie, ein Mädchen aus Erika's Klasse, welches anscheinend hinter der Tür gelauscht hatte, und zog eine Schnute. Wut kochte in Erika auf und sie stürmte in Richtung Ausgang. "Dumme Schnepfe", schimpfte sie in Gedanken. "Na endlich! Wo warst du denn die ganze Zeit?", hörte sie jemanden hinter ihr rufen. Es war Alan. "Spricht er etwa mit DIR?!", zischte Nathalie und starrte Erika wutentbrannt an. Sie nickte zaghaft und sah Alan langsam auf sie zukommen. Die Zeit schien stillzustehen, wärend er nach Erika's Hand griff und sie nach Draußen führte. "Na, wie war dein Tag?", fragte er, als sei dies die normalste Frage, die man einem fast völlig fremden Mädchen stellen könne. "Ganz ok . . . " "Nicht wirklich, oder?" Er warf ihr ein scheues Lächeln zu und machte Erika hinter ihm auf der Vespa Platz. "Hast du Hunger?", fragte er. "Ich weiß nicht. Meine Mutter -" "Ach was, es wird schon nicht so schlimm sein", unterbrach Alan sie und startete den Motor. Wenige Minuten später hielt er vor einer kleinen Pizzeria, die anscheind den Namen des Besitzers trug - "Angelo". Alan grinste über beide Ohren dem überraschten Mädchen zu und zog sie an der Hand in das Restaurant. Am Fenster rechts neben der Tür standen zwei Männer in schwarzen Anzügen, laßen Zeitung und aßen ihre Pizzen. Hinter der Theke stand ein kleiner, rundlicher Mann und schirieb etwas auf einen Zettel. Als Erika und Alan eintraten, trat ein Lächeln auf sein unrasiertes Gesicht. "Ciao Alan!", rief er aus. "Ciao Papa", erwiederte der Junge an Erika's Seite. und bestellte kurzerhand zwei Pizzen Margherita. "Die magst du doch, oder?", fragte Alan. Sie nickte zögernd. "Woher er dass weiß, will ich gar nicht erst wissen", dachte sie verbittert und stellte sich neben Alan an einen der erhöhten Tische. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- "So." Alan stellte eine Cola für sich und eine für Erika auf die braune Tischplatte. "Deinem Vater gehört also diese Pizzeria?", fragte Erika mit ehrlichem Interesse. "Jop." Alan zückte eine Zigarette und zündete sie sich an. "Rauchst du?" Das braunhaarige Mädchen schüttelte verlegen den Kopf und starrte auf ihre Füße. Schnell sah Alan sich über die Schulter, dass gerade niemand zu ihnen sah, hob sanft Erika's Kinn an und legte seinen geöffneten Mund an den Ihren. Sie hustete und schnappte nach Luft, nachdem er ihr den Rauch in die Lunge geblasen hatte. Der Blonde verzog das Gesicht und entschuldigte sich vielmals. Doch Erika hörte ihm nicht zu. Sie spürte genau die Stelle, wo er seine Lippen aufgelegt hatte. "W-war das ein Kuss?", stotterte sie völlig neben der Spur. Alan zuckte die Schultern: "Sieh es, wie du willst . . . " Bis Alan's Vater rief, dass die Pizzen fertig seien, schweigen beide. Angelo kam an den Tisch gewatschelt und wünschnte einen guten Appetit, wärend er die Teller abstellte. "Schmeckt 's dir?", fragte der Junge und sah Erika an. Erika nickte begeistert. "Tut mir echt leid, wegen vorhin. Bist du mir böse?", fragte der Blonde niedergeschlagen. "Ist schon gut", antwortete die Tochter des Pfarrers. "Darf ich dich etwas fragen?" Alan nickte. "Wie alt bist du eigentlich?" "19 und du?" "Fast 17." Alan tat so, als hörte er dies zum ersten Mal. Dann schob er sich das letzte Stück Pizza in den Mund. Wiederwillig löste Erika den Blick von seinen Lippen und schob den Teller beiseite. Mittlerweile war es vier Uhr und Alan ließ sich überreden, sie nach Hause zu fahren. Er hielt vor der Bushaltestelle. "Ich hol' dich morgen wieder ab, hm?" Das Mädchen mit den braunen Zöpfen nickte und versuchte nicht albern zu gucken oder laut loszukichern. Bevor sie aufstehen konnte, hauchte Alan ihr einen Kuss auf die Wange. "Bis morgen dann", sagte er, zwinkerte dem tiefrot angelaufenen Mädchen zu und fuhr davon. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Schwankend machte Erika sich auf den Heimweg. Die Haltestelle war nur fünf Minuten von ihrem Elternhaus entfernt. Mit zitterndem Zeigefinger drückte sie die Klingel. "Ja?" Die Stimme ihrer Mutter klang nervös. "Ich bin's." Einen Moment herrschte Stille, dann wurde die Tür geöffnet. "Wo warst du?! Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht, Erika. Ich dachte, ich und dein Vater hätten dich gut erzogen", rief sie aus und zerrte ihre Tochter an dem Handgelenk in nach drinnen. "Es, es tut mir leid, Mama . . . " "Wo warst du denn?" "Ich bin mit", sie zögerte, "einer Freundin nach Hause gegangen." Frau Meyer stutzte und fing an zu schnüffeln. "Hauch mich mal an." Erika gehorchte. "Du hast geraucht!!" Erika wurde rot und schüttelte wild den Kopf, dass ihre Haare in ihr blasses Gesicht peitschten. "Nein! Ihre Eltern raucht. Das muss davon kommen", redete sie sich raus und ihre Mutter warf ihr einen misstrauischen Blick zu. "Ich hoffe für dich, dass du die Wahrheit sagst. Deinem Vater wollen wir heute mal nicht's davon erzählen." Erika seufzte erleichtert auf. "Und jetzt ab auf dein Zimmer - Hausaufgaben." Erika lief die alte Treppe hoch und warf ihren Rucksack auf ihr Bett. "Das war ganz schön knapp", dachte sie und kramte ihr Tagebuch unter dem Bett hervor um den Tag auf das Papier zu bringen. Sie war noch nicht ganz fertig, da rief ihre Mutter sie zum Helfen. "Erika, komm runter!" Innerlich stöhnte sie auf, versteckte das Buch schnell und ging zu ihrer Mutter, die draußen im Garten war. "Der Rasen muss gemäht werden", bemerkte sie und wies mit einer Geste der Hand auf den alten Rasenmäher. "Sag bescheid, wenn du fertig bist." Erika nickte wiederstrebend. Sie hasste Gartenarbeit wegen ihrem Heuschnupfens. Und ausgerechnet heute hatte sie ihre Allergietabletten vergessen. Frau Meyer verschwand im Haus und Erika venahm die nervtötenden Geräusche des Fernsehers. Erika drehte gerade ihre erste Runde über die Wiese, als sie jemanden amüsiert lachen hörte. "Na, Fräulein Nachbarin?" Sie sah genervt auf und erblickte den Nachbarsjungen am Zaun. "Hallo Timo", eriwederte sie kühl und versuchte ihn zu ignorieren. "Missgestimmt?" Er warf ihr ein schelmisches Grinsen zu und schwang sich einfach über die Grundstücksberenzung. "Dass darfst du nicht", wies Erika ihn hin und kam sich dabei vor, als sei sie seine Mutter. Timo hatte rotbraune Haare und Sommersprossen auf dem ganzen Gesicht. Seine Nase war, nach Erika's Meinung, zu groß geraten und seine Lippen waren wohl eher zwei schmale Striche, die jemand ihm in's Gesicht gemalt hatte. "Mir geht's gut, danke der Nachfrage", sagte Timo und ließ sich auf einen der Gartenstühle fallen. Wenn Erika's Mutter das sehen würde, wären ihr glatt die Lockenwickler aus den aschbraunen Haaren gefallen. Erika versuchte nicht zu kichern und konzentrierte sich auf die Arbeit. Sie nieste laut. "Soll ich dir helfen?" Verwundert fiel Erika's Blick auf den gleichaltrigen Jungen. Er hatte die Augenbrauen hochgezogen und stand ein paar Meter neben ihr. Sie nickte und bedankte sich höflich. Timo war schneller mit dem Mähen fertig, als sie gedacht hatte. Bereits wenige Minuten später hatte er den Rasenmäher im Schuppen verstaut und stellte sich erwartungsvoll vor Erika hin. "Vielen Dank. Ich glaube, mit diesem verrückten Heuschnupfen, hätte ich das nicht lange überlebt", lachte sie und hielt Timo ihre Hand hin. Er schlug ein und sagte: "Ok, ich glaub', ich geh dann mal wieder. Hat mich gefreut." Mit betonter Leichtigkeit schwang er sich wieder auf das Grundstück seiner Eltern und verschwand im Haus. Aber nicht, ohne Erika nochmal zum Abschied zu winken. "Eigentlich ist er ja ganz ok, der Timo", dachte sie und sah dem Jungen hinterher. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Bald darauf ging sie in's Wohnzimmer und sagte ihrer Mutter, dass sie fertig sei. "So schnell? Aber wie -" Das Einrasten der Haustür unterbrach sie. "Haaallo", rief Erika's Vater und ging mit schnellen Schritten zu seiner Frau und seiner Tochter. "Das war vielleicht ein Tag . . . ", schnaufte er und ließ sich auf das große Sofa fallen. "Hallo Richard", ließ Johanna Meyer vernehmen und versuchte ihrem Mann ein Küsschen zu geben. Doch schnell sprang dieser auf, nuschelte etwas unverständliches und verschwand in seinem Arbeitszimmer. Ziemlich niedergeschlagen blieb Frau Meyer zurück, wärend Erika in ihr Zimmer ging. Schon oft genug hatte sie mit ansehen müssen, wie die Ehe ihrer Eltern, an der Selbstsucht ihres Vaters, Stück für Stück zerbrach. Schnell beendete Erika den Eintrag in ihrem Tagebuch und machte sich an die Aufgaben, die sie in Mathe aufgehalst bekommen hatte. "Eeessen!", rief jemand von unten und riss Erika aus einem Tagtraum. Sie streckte sich und trabte gehorsam in das Esszimmer. "Papa hat keinen Hunger", sagte Erika's Mutter kurz angebunden und klatschte Spinat und einen Klecks Rührei auf den Teller ihrer Tochter. Erika sah ihre Mutter prüfend an. Ihre braunen Augen waren rot angelaufen und ein wenig angeschwollen. "Mama, hast du geweint?" Johanna Meyer funkelte ihre Tochter wütend an. Erika sah weg und nahm einen Bissen von dem Ei. Sie verzog das Gesicht. "Total versalzen." Johanna zog die Stirn kraus und ließ die Gabel fallen. "Dann mach es doch besser!!", rief sie aus und stürmte aus dem Raum. Völlig perplex starrte Erika die Tür an, aus der ihre Mutter gerannt war, dann schnappte sie sich die reste ihres Essens uns schüttete sie in den Mülleimer. Ein Schluchzen drang aus dem Schlafzimmer, als Erika die Treppe hochtrottete. Leise ging sie weiter. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass ihre Mutter sich in solchen Situtationen schwer trösten ließ. Ohne sich zu waschen oder die Unterwäsche auszuziehen, kroch Erika unter die knuffige Bettdecke. Es dauerte nicht lange, und die Müdigkeit übermannte sie und bald darauf kam jemand leise durch das Fenster in Erika's Zimmer. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Viel zu früh wachte Erika auf und machte sich schnell fertig. Gerade, als ihre Mutter zerknirscht bei einer Tasse Kaffee am Esstisch saß, kam Erika gut gelaunt die Treppe runter und bekam als erstes von ihrer Mutter einen missmutigen Blick zugeworfen. "Guten Morgen, Mama", säuselte Erika und ignorierte die schlechte Stimmung. "Dein Frühstück habe ich noch nicht gemacht", brummte Frau Meyer und stand auf. "Dann is ja gut. Ich hab sowieso keinen Hunger", feixte ihre Tochter und setzte einen Dackelblick auf: "Mamaaa? Es kann sein, dass ich heute länger wegbleibe, ja?" Johanna nickte geistesabwesend. "Danke." Eika tätschelte ihr grinsend den Kopf und stürmte überdreht aus dem Haus. Den Rucksack, der eigentlich auf ihren Rücken gehörte, schleuderte Erika übermutig um sich herum, bis sie zur Haltestelle kam. Alan stand angelehnt an einer Mauer und lächelte ihr entgegen. "Er sieht von Tag zu Tag geiler aus", dachte Erika und wurde rot. Die mittellangen, blonden Haare waren noch feucht und hingen in Strähnen wie ein Schleier vor seinem Gesicht. Seine muskulösen Oberarme waren gut zu erkennen unter seinem weißen Shirt. "Caio Bella", grinste er und breitete seine Arme aus, "du siehtst toll aus!" "D-danke." "Bereit?" Sie nickte und nahm hinter ihm auf der Vespa Platz. "Gab es gestern viel Ärger?", fragte Alan, als sie an einem Brunnen vorbeifuhren. "Es ging." "Es tut mir wirklich leid, Erika. Ich wollte keinen Ärger machen . . . " "Ist schon gut. Ähm", das braunhaarige Mädchen zögerte, "ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich heute vielleicht wieder -" "Super! Möchtest du heute vielleicht wieder was essen gehen? Oder hast du Lust auf etwas anderes?" Erika überlegte einen Moment und versuchte sich unter Kontrolle zu behalten. "Heute ist so schönes Wetter. Was hälst du davon, wenn wir einfach einen Spaziergang machen?" Alan nickte und seine Haare streiften Erika's Wange. "Ok. Ich hole dich dann nachher wieder ab, ja?" Er hielt an und ließ sie absteigen."Bis nachher . . . " Langsam zog er ihr Gesicht näher und gab ihr einen schüchternen Kuss. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Die Schulglocke läutete zum Beginn des Unterrichts und Erika stolperte in den Klassenraum. Ihr Mathelehrer sah sie missbilligend an, als sie keuchend ihren Platz ansteuerte. "Na, na. Jetzt aber schnell, Fräulein Meyer, der Unterricht hat bereits angefangen", tadelte er ihr und führte seinen Vortrag über Gleichungen fort. Ein Fenster hinter Erika war leicht geöffnet und eine angenehme Brise strich ihr durch den Nacken, wärend sie versuchte, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Draußen saß eine alte Dame auf der Bank und fütterte die Tauben, bis plötzlich ein paar Jugendliche kamen und lauthals lachend die Tiere verscheuchten. Die Dame guckte verwundert und böse zugleich und machte den Versuch, mit ihrem Krückstock auf die Rüpel einzudreschen. Erika riss sich zusammen und heftete ihren Blick an die Tafel, wo bereits einige Aufgaben standen. "Gibt es ein Problem, Erika?" Verwundert sah sie auf und blickte in das vollbärtige Gesicht ihres Lehrers. "Nein, warum?" "Nun, ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt, als ich vor einer viertel Stunde gesagt habe, dass ihr die Aufgaben lösen sollt." Sie lief tiefrot an und schlug ihr Heft auf. Der Lehrer schnalzte mit der Zunge und ging weiter. In der großen Pause schnappte sich Erika ihre Flasche Wasser aus dem Rucksack und verkroch sich in der Cafeteria. Sie spürte die brennenden Blicke ihrer Mitschüler im Nacken und zog reflexartig ihr T-Shirt weiter nach unten. Dann ließ sie sich an einem freien Tisch nieder und öffnete ihre Flasche. Kaltes Wasser spritzte ihr in das Gesicht und durchnässte ihre Klamotten. Auf Erika's Gesicht breiteten sich rote Flecken aus und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Alle lachten. Alle bis auf einen Tisch, neben ihr. Ein Mädchen löste sich von der Gruppe und kam mit mitleidsvollem Blick auf Erika zu. Wortlos nahm sie eine Serviette und machte sich daran, Erika's Klamotten abzutrocknen. Die anderen Mädchen von dem Tisch, von dem sie gekommen war, lächelten bewundernd, aber der Rest der Cafeteria war ganz still geworden. Verdattert sah Erika das Mädchen an, welches ihr freiwillig half. Dann wurde sie an der Hand genommen und nach Draußen gebracht. "Hi, ich heiße Ashlyn", stellte sie sich vor und lächelte matt. "Und das sind Lucy, Rebecca und Tiffany." Sie wies mit ihrem manikürten Zeigefinger auf die drei anderen Mädchen, die mitgekommen waren. "H-hi", stotterte Erika und lief tiefrot an. "Wir finden es scheiße, dass die anderen dich ausschließen", erklärte Ash und setzte eine ernste Miene auf. "Wir wollten dich fragen, ob du in unsere Clique möchtest." "Ich . . . ähm -" "Nur wenn du willst", warf Tiffany ein. Erika riss die Augen auf. "Diese verdammt hübschen Mädchen wollen mich doch tatsächlich als ihre Freundin haben!!", dachte sie. "Hmmm, ich versteh schon, du willst nicht -" "Doch! Doch, umbedingt", rief Erika. Ashlyn und die anderen lächelten. "Cool. Also dann . . . hier haben wir jetzt Unterricht." Verwundert sah die Braunhaarige sich um. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie gelaufen war, nun standen die fünf vor einer Tür des Schulgebäudes. "Sehen wir uns dann am Montag?" Erika nickte und die Mädchen gingen in den Klassenraum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)