Und plötzlich war alles anders von BLUECHILD (Blue's Journey) ================================================================================ Kapitel 1: Explosion -------------------- Blue saß jubelnd auf dem Rücken von Lufia, ihrem geliebten Lugia und sie flogen Pfeilschnell durch den makellosen blauen Himmel. Die Sonne schien stark und hüllte beide in eine trügerische Wärme, denn es war nach wie vor sehr kalt. Im Wind, der schneidend um sie pfiff, war es noch ungemütlicher als am Boden und ihr Atem verwandelte sich in kleine Wölkchen, sobald er ihre Lippen verließ, doch nichts konnte beiden die Freude am Fliegen nehmen. Die Trainerin betrachtete die weiße, unter dem Schnee begrabene Landschaft, die tief unter ihnen vorbeizog. Andere Flug-Pokémon machten einen weiten Bogen um sie, so dass sie gut vorankamen. Sie überflogen gerade ein Waldgebiet und konnten schon die nächste Stadt sehen, als plötzlich etwas lautstark explodierte. Der Ohrenbetäubende Lärm war so schnell verschwunden wie er aufgetaucht war, doch nun stieg, ein Stück vor ihnen, Rauch aus dem Wald auf. Blue schaute beunruhigt in die Richtung, aber da es nicht brannte und auch sonst alles in Ordnung schien, lehnte sie sich wieder entspannt zurück. „Das war sicher nur ein Tannza gewesen“, dachte sie, bis sie auf einmal ein pfeifendes Geräusch wahrnahm, das immerschneller näher zu kommen schien und fast zu schnell für ihre überraschten Augen schoss etwas an ihr vorbei. Lufia stieß einen erschrockenen Schrei aus und begann leicht zu taumeln. Offenbar hatte dieses merkwürdige Geschoss Lufia am Flügel getroffen. Blue musterte diesen besorgt, konnte aber keine Verletzung feststellen. Ganz sacht hatte der Körper ihres Pokémons zu zittern begonnen und bebte jetzt regelrecht und es nahm immer noch an Intensität zu. Dann stieß Lufia noch einmal einen Markerschütternden Schrei aus und Blue spürte nur noch wie sie von einer Druckwelle getroffen, Richtung Erde geschleudert wurde. Kapitel 2: Die Spur ------------------- Als sie erwachte, fror die Trainerin erbärmlich. Mittlerweile herrschte tiefste Nacht und nur der fahle Mond spendete ein wenig Helligkeit, das vom Schnee reflektiert wurde. Dem Schnee verdankte sie es auch, dass sie überhaupt noch lebte und diesen Sturz, aus gewaltiger Höhe, relativ unbeschadet überstanden hatte. Mühsam krabbelte sie aus dem Loch heraus, das durch die Wucht ihres Aufpralls entstanden war. Ihr Körper fühlte sich taub an, aber das war im Moment ihre geringste Sorge. Blue’s Atem stockte. Sie konnte Lufia nirgends entdecken! Das Mädchen begann zu laufen oder besser zu torkeln, denn ihr Körper wollte ihr nicht so richtig gehorchen. Doch das war jetzt alles nebensächlich für sie. Angsterfüllt rief sie immer wieder Lufia’s Namen und suchte die nähere Umgebung ab, doch nichts rührte sich. Die Stille, die ihr Rufen schluckte, wurde ihr unheimlich. Ein Stück entfernt von dem Ort an dem sie aufgeprallt war, fand das Mädchen einen weiteren Krater, in der sonst fast unberührten Schneedecke. Nur ein paar Fußspuren trübten dessen makellose Umgebung. Die Spur die von dem Krater wegführte war tiefer als die, die darauf hinlief und das brachte Blue zu dem Schluss, das die Gruppe, die ungefähr aus drei Menschen zu bestehen schien und noch einige Maschocks und Machomeis mit sich führten, wohl etwas aus dem Krater mitgenommen hatten. Das der Krater für ein Pokémon von Lufia’s Größe um einiges zu klein war, das kam ihr in diesem Moment nicht in den Sinn. Viel zu groß war die Angst um ihren geliebten Partner und so folgte sie der Spur mit neu aufkeimender Hoffnung. Wenige Stunden später brach der Schneefall über sie herein, zuerst noch sanft, doch merklich zunehmend. Kapitel 3: Die Stadt -------------------- Blue war der Spur gefolgt, doch mittlerweile hatte der Schnee sie vollkommen unter seiner weißen Pracht begraben und sie wusste nicht mehr ob sie überhaupt noch in die richtige Richtung lief. Und obwohl es schon eine Weile her war, das der Schneesturm abgeflaut war, hatte sie hier in dieser ewig gleichaussehenden Schneelandschaft bald jegliche Orientierung verloren. Sie ging einfach immer nur noch gerade aus, in die Richtung, in die sie die Spur geführt hatte als sie diese noch sehen konnte. Zumindest nahm sie an dass es diese Richtung war, denn auch das konnte sie nicht mehr mit Sicherheit sagen. Lange war sie nun schon gelaufen und doch hatte sich nicht viel geändert, nur der Wald begann langsam lichter zu werden. Doch das bemerkte die Trainerin nicht, denn sie hing ihren Gedanken nach. Es waren keine guten Gedanken, sondern solche die davon handelten was wäre, wenn die Spur plötzlich abgebogen war und sie nun den völlig falschen Weg ginge oder das sie im Schneesturm unmittelbar an Lufia vorbeigelaufen sein könnte und es einfach nicht mitbekommen hatte. Doch der winzige Funken Hoffnung, der sich in ihrem Herzen festgesetzt hatte, trieb sie unbarmherzig voran. Ihr war bewusst, sie musste Lufia finden, koste es was es wolle. Denn Lufia war nicht irgendein Pokémon für sie! Lufia war, seit sie es als kleines Kind neben der toten Mutter gefunden und sich ihrer angenommen hatte, ihr ein und alles gewesen. Sie waren zusammen aufgewachsen und hatten einander immer beschützt. Ein Leben ohne Lufia war einfach unvorstellbar für sie! Selbst wenn es nicht Lufia, sondern irgendein anderes Pokémon ihres Teams gewesen wäre, sie hätte sich auch dann nicht anders verhalten und nach Leibeskräften danach gesucht. Doch da hätte sie das Gebiet, von Lufias Rücken aus, vom Himmel her absuchen können und sie hätte ihren verloren gegangenen Liebling, denn all ihre Team-Pokémon standen hoch in ihrer Gunst, in Windeseile gefunden. Aber es war nun einmal Lufia die verschwunden war! Und so lief sie immer weiter und merkte nicht wie sie den Wald schließlich hinter sich ließ und direkt auf die Stadt zusteuerte. Erst als sie über die Stufen einer Treppe stolperte, die scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war, wurde sie sich ihrer Umgebung bewusst. Sie schaute erschöpft hinauf zu den Lichtern, die in den Fenstern der Häuser brannten und der Funke wurde zur Flamme. Zwar war sie noch klein, aber sie loderte beständig. Es dauerte eine Weile bis das Mädchen wieder auf die Beine kam und die schier endlose Treppe, wie es ihr vorkam, ließ sie trocken schlucken, doch sie musste dort hinauf! Jetzt noch dringender als im Wald, denn selbst wenn sie Lufia in der Stadt nicht fand und so ein großes Pokémon ließ sich ja schwerlich verstecken, konnte sie dort um Hilfe bei der Suche bitten! In ihrem Kopf entstanden zahllose Bilder von Lufia, wie sie verletzt, leidend im kalten Schnee lag und verzweifelt nach ihr rief und so begann Blue sich mühsam die Treppen hinauf zuschleppen. Kapitel 4: Keine Kraft ---------------------- Völlig entkräftet gelangte Blue oben an und sank gegen ein Schild. Sie war das laufen nicht mehr wirklich gewohnt, denn sie flog ja eigentlich immer auf Lufias Rücken durch die Welt, aber so ein Gewaltmarsch wäre auch für jeden anderen ziemlich anstrengend gewesen. Nachdem sie wieder halbwegs zu Atem gekommen war, riss sie sich zusammen und richtete sich wieder auf. Der Blick des Mädchens fiel auf das Schild, gegen das sie sich eben noch gelehnt hatte und bemerkte dass der Plan der Stadt darauf abgebildet war. Das Pokémon-Center befand sich im Zentrum der Innenstadt, die wieder durch Treppen erhöht, genau in der Mitte der Stadt lag und so setzte sie sich, wenn auch schwerfällig wieder in Bewegung. Die Straßen waren Menschenleer und nur gedämpft drangen Laute aus den Häusern. Der Weg schien sich ewig hinzuziehen und sie spürte wie ihre letzten Kräfte sie verließen, es war nur noch ein aufbäumen ihres Willens und ihrer Verzweiflung das sie weiter taumeln ließ, aber alles was sie damit erreichte war, das sie stolperte und hinfiel. Da lag sie nun und konnte nicht mehr aufstehen, sie hatte einfach kein Gefühl und keine Kraft mehr in den Beinen. Tränen liefen ihr heiß übers Gesicht, Warum war sie nur so schwach? Nicht einmal ihr geliebtes Pokémon konnte sie schützen! Was würde Lufia wohl tun, wenn sie sie irgendwann einmal widertreffen sollte? Würde sie dann noch zu ihr zurück wollen? Nachdem ihre eigene Trainerin sie so einfach im Stich gelassen hatte? Nein! Sie durfte nicht zulassen dass es soweit kam! Sie musste Lufia finden und zwar schnell! Blue sah in ihrer Verzweiflung nach vorn, vor ihr keine hundert Meter entfernt, lag die innere Treppe. Sie hatte es doch fast geschafft! Sie durfte jetzt einfach nicht aufgeben! Das Mädchen stemmte sich langsam in die kniende Position, ihr war als würde sie Stunden für diese kleine Bewegung benötigen! Und sie brauchte noch viel länger um sich gänzlich aufzurichten. Jeden Schritt musste sie bewusst tun und es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie die Treppe erreichte. Die Trainerin blickte die Stufen hinauf und beschloss sich noch einmal kurz hinzusetzen um ihre letzten vielleicht doch noch irgendwo versteckten Energiereserven zu mobilisieren. Und wenn sie die ganze restliche Nacht brauchen würde, sie würde dort hinauf und weiter bis zum Pokémon-Center kommen! Es begann wieder zu schneien. Sanft schwebten die Flocken auf sie herab und gerade, als sie beschlossen hatte das letzte Stück des Weges in Angriff zu nehmen, sah sie eine Frau. Kapitel 5: Begegnung -------------------- Ihr Herz begann heftig zu klopfen ohne das sie wusste warum. Sie sah nur die Frau und der Gedanke, dass diese ihr sicher helfen würde, wurde immer stärker. Rasch kam sie näher, obwohl sie aufgrund ihrer Kleider nur kleine Schritte machen konnte. Das Gewand der Frau war dem Mädchen fremd, sie hatte so etwas noch nie zuvor gesehen, was nicht unbedingt viel heißen musste, denn sie kam aus einem kleinen Dorf hoch im Norden. Aber nicht nur die Kleidung, das ganze Erscheinungsbild der Frau war ungewöhnlich. Sie erinnerte eher an einen Geist als an einen Menschen, wie sie so im Schneetreiben immer näher kam. Sie hatte schneeweißes, bis über den Rücken reichendes Haar und ebenso blasse Haut. Ihr Make-up hatte die Farbe von sehr dunklem Blau und war seltsam aufgetragen. Vor allem ihre Augen waren sehr stark geschminkt. Ihr Untergewand war Blau und wurde gemeinsam mit dem weißen Übergewand durch einen breiten blauen Gürtel zusammengehalten, um den in der Mitte noch einmal eine doppeltgelegte weiße Schnur gezogen war. Ihre Füße steckten in Zehensocken und obwohl es Winter war trug sie Sandalen, dunkelblau und merkwürdig hoch. Jetzt war sie schon ganz nah, sie schien es eilig zu haben und sah sich um, als suchte sie etwas, aber die Trainerin schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Nun konnte Blue auch den Schmuck auf ihrem Rücken erkennen. Ebenfalls dunkelblau erinnerte er leicht an Rippen, ähnlich wie sie ein Lugia hatte und ebenso wie bei einem Lufia waren es sechs Stück. Lugia…ja, die Unbekannte erinnerte sie stark an ihr Pokémon und ohne das sie es merkte hatte sie ihre Hand ausgestreckt und hielt die Fremde an ihrem weißen Gewand fest. Diese sah sie aus ihren Eisblauen Augen ausdruckslos an und doch, etwas veränderte sich in ihrem Blick. „Lufia…“ sagte Blue und wollte eigentlich noch so unendlich viel mehr sagen. Sie wollte die Andere um Hilfe bitten, bei ihrer Suche oder wenigstens dabei den Weg bis zum Pokémon-Center zurückzulegen, doch mehr als den Namen ihres geliebten Partners brachte sie einfach nicht über ihre kalten stark zitternden Lippen. Und ganz plötzlich, ohne dass das Mädchen sich erklären konnte wieso, lag die Frau in ihren Armen und lachte glockenhell. Sie war verwirrt, denn sie spürte eine unbändige Freude und Erleichterung, die sie sich einfach nicht erklären konnte und so sah sie die Frau an, nachdem sie sich aus der innigen Umarmung gelöst hatte. Diese lächelte nur und sagte „Lufia“. Und Blue fiel es wie Schuppen von den Augen. Sie hatte sie endlich gefunden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)