Kunan von _miku-kun_ (Das Amulett von Thana) ================================================================================ Kapitel 9: Argolische Soldaten ------------------------------ Argolische Soldaten Erschrocken fuhr Luca auf, als jemand ihn wachrüttelte. Es war so dunkel im Schuppen, dass er nur Schemen erkennen konnte, doch die große Gestalt, die sich über ihn gebeugt hatte, war zweifellos die von Canis. Er wollte ihn nach dem Grund fragen, warum er ihn denn aufgeweckt hätte, doch Canis war schneller. „Zieh dich schnell an - und sei leise!“, flüsterte er schnell und weckte die anderen. Luca, der die Tunika und den kleinen Beutel mit der Münze vor ein paar Stunden erst ausgezogen hatte, zog sie wieder an. Nachdem er fertig war, gesellte er sich zu Canis und Masanari, der dabei beschäftigt war, mit einer Nadel im Schloss von der Tür herumzuwerkeln. „Was ist los?“, fragte Luca leise. „Enrico hat uns reingelegt“, sagte Canis ernst. Jetzt wusste Luca, was das Klicken war, das er gehört hatte, nachdem Enrico die Tür abgeschlossen hatte: Es war das Herumdrehen eines Schlüssels gewesen. Dass ihm das nicht schon vorher aufgefallen war! „Ich kenne von ihm ja, dass er fremde Menschen, die hier eine Zuflucht suchen, hier über Nacht einschließt, aber mit mir hat er das noch nie gemacht. Ich wette er hat uns an die Soldaten verraten.“ „Aber ich dachte, ihr beide seid Freunde?“ „Ja, das dachte ich auch. Ich schätze, dass die Soldaten ihn irgendwie bestochen oder bedroht haben müssen.“ Plötzlich hörten sie Stimmen. Sayuri, die am Fenster stand, rief aufgebracht: „Enrico ist gerade mit argolischen Soldaten rausgekommen und redet jetzt dort vor der Hütte mit ihnen.“ Luca ging zum Fenster. Im Licht der Lampe, die Enrico in der Hand hielt, erkannte er die Soldaten aus Argolis sofort. Sie trugen dunkelrote, leichte Rüstungen und hatten lange Schwerter in der Hand. Luca sah, dass Enrico mit der Laternenfreien Hand auf den Schuppen deutete. Die Soldaten schauten in diese Richtung. Sie sahen genau in Lucas Augen. Zumindest war es für Luca so, doch er wusste, dass sie ihn hier in der Dunkelheit unmöglich erkennen konnten. „Geschafft!“, rief Masanari leise. „Die Tür ist offen.“ „Canis, wie sollen wir hier unbemerkt rauskommen“, fragte Luca. „Wir kämpfen.“ „Aber ich habe keine Waffe und ich glaube, dass wir gegen die keine Chance haben.“ „Du brauchst keine Waffe. Bleib mit Masanari einfach hier. Und schau gut zu“, Canis lächelte, „dann lernst du was.“ Er sah Sayuri an, diese nickte, schloss die Augen und formte mit ihren Fingern ein Muster, das aussah wie ein Dreieck, murmelte ein paar Worte und verschwand. Sie verschwand aber nicht einfach so durch die Tür; sie war auf einmal nicht mehr da. „Das lernst du noch“, sagte Canis lächelnd, als er Lucas Erstaunen sah. Luca sah aus dem Fenster. Die Soldaten waren nur noch einige Meter neben dem Schuppen, als ein markerschütterndes Knurren sie erschaudern ließ. Sie sahen sich um, konnten aber nichts entdecken. Auch Luca spähte über die Lichtung, auf der die Hütte und der Schuppen standen. Plötzlich sprang etwas Rotes in den Lichtkegel der Lampe, die Enrico nun zitternd festhielt. Es bewegte sich so schnell, dass Luca nicht erkennen konnte, was es war. Eins stand aber schon mal fest: egal, was es war, es war riesig. Es musste mindestens 2 Meter hoch sein. Die Soldaten versuchten mit ihren Schwertern auf das Wesen einzuschlagen, verfehlten es aber ständig und einer nach dem anderen wurde von etwas großem am Kopf getroffen; alle lagen reglos auf der Erde. Nur Enrico stand noch zitternd aufrecht. Das Wesen blieb kurz vor ihm stehen und Luca konnte endlich erkennen, was es war. Es war ein Hund. Zumindest musste es ein Hund sein. Es hatte Pfoten wie ein Hund, ein Kopf wie ein Hund und es hechelte wie ein Hund. Das einzige, was Luca durcheinander brachte, war die Größe und die Art, wie das Fell bei ihm abstand und sich bewegte, als ob es nicht aus Haaren sondern aus großen Schlangen bestand; er hatte noch nie im Leben so einen großen auffallenden Hund gesehen. Masanari packte ihn am Arm und zog ihn nach draußen. Er wandte seinen Blick von dem Riesenvieh ab und suchte Canis, der, nachdem der Hund aufgetaucht war, nach draußen gegangen war. Er sah ihn nicht und auch von Enrico fehlte jede Spur, er hörte aber laute Stimmen, die aus der Hütte kamen. Sie schienen sich zu streiten. Masanari beugte sich über die Soldaten, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich tot waren. Er blickte wieder zum Hund, neben dem Sayuri stand, die ihn an seinem heruntergelassenen Kopf streichelte. Und jetzt erkannte Luca, warum ihm das Fell so eigenartig vorgekommen war. Es bestand aus Flammen. Sie erleuchteten alles im Umkreis von etwa fünf Metern. Doch abgesehen von den Flammen wirkte er nicht mehr so angriffslustig wie noch vor ein paar Minuten. „Was ist das für ein Hund?“, fragte Luca vorsichtig. „Das ist mein Geist “, antwortete Sayuri schmunzelnd. „Sehen alle Geister so …überdimensional groß aus?“ „Nein, Botan war schon immer so groß. Er ist ein Höllenhund.“ Luca ging vorsichtig auf ihn zu. Nun stand er nur noch einige Zentimeter neben Botan und Sayuri, die ihn immer noch streichelte. Jetzt aus der Nähe spürte Luca die Wärme, die von dem Riesenvieh ausging. „Wie kannst du ihn eigentlich streicheln?“, fragte Luca Sayuri. „Meinst du wegen den Flammen?“ Sie lächelte. „Keine Sorge, sie brennen nicht; sie kitzeln eher. Probier’s ruhig aus.“ Und tatsächlich. Als Luca anfing, Botans Hals zu streicheln, spürte er ein leichtes Kitzeln an seinen Händen; er musste sich allerdings strecken, um an den Hals zu kommen. Hinter sich hörte er die Tür der Hütte aufgehen. Luca hörte auf, den Höllenhund zu streicheln, drehte sich um und sah, wie Canis mit einem ernsten Gesichtsausdruck auf sie zukam. „Canis, was ist mit Enrico?“, fragte Masanari. „Er hat mir eben gesagt, wie leid es ihm tut.“ Canis seufzte. „Wie ich vermutet hatte, haben ihn die Soldaten bedroht. Sie wussten von meiner Freundschaft mit Enrico – fragt mich nicht, woher sie das wissen. Sie haben gedroht, diese Hütte anzuzünden oder ihn zu töten, wenn er nicht mit ihnen kooperieren wollte. Er hatte keine andere Wahl.“ „Aber er wusste doch gar nicht, dass wir kommen.“ „Ich habe dir heute Morgen ja schon gesagt, dass ich keine Ahnung habe, woher Paratas seine Informationen bekommt. Vielleicht gibt es einen Spion in Kailu, oder er benutzt schwarzmagische Kräfte. Aber darüber brauchen wir uns im Moment nicht zu sorgen. Der Hohe Rat wollte sich darum kümmern und uns per Bote Bescheid geben, wenn sie etwas erfahren. Jetzt beseitigen wir erst einmal dieses Chaos, das Botan veranstaltet hat.“ Canis lächelte und rieb sich die Hände. Sayuri sah ihn entrüstet an. „Sayuri, könntest du Botan damit beauftragen, Enrico und die Soldaten nach Kailu zu bringen?“ Sayuri nickte. Canis wandte sich an Masanari und schlug ihm vor, ihre Vorräte mit Enricos Vorratsschrank zu vergleichen und die besten Dinge einzupacken. Als Masanari in der Hütte war, hockte er sich zu den bewusstlosen Soldaten. „Luca, hole doch bitte das Seil aus dem Schuppen; damit können wir die Soldaten fesseln.“ Luca nickte und lief zum Schuppen, nahm das Seil und rannte zurück zu Canis. Gemeinsam fesselten sie die argolischen Soldaten im Licht von Botans Flammen, ohne ein Wort zu sagen. Luca blickte dabei einige Male zu Canis. Obwohl er eben fröhlich die Aufgaben verteilt hatte, hatte Luca den Eindruck, dass es ihn härter getroffen hatte, als er zugeben wollte. Er wusste, wie es war, von seinem besten Freund reingelegt worden zu sein. Luca seufzte innerlich. Er fühlte sich zudem mitschuldig. Wäre er nicht in Kunan gelandet, hätten die argolischen Soldaten Enrico nicht bestochen und die Freundschaft zwischen Canis und ihm müsste jetzt nicht auf so eine Bewährungsprobe gestellt werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)