The Bad and the Beautiful von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 1: Ein spezieller Gast ------------------------------ Disclaimer: Die Charaktere (bis auf die Originalen), Hogwarts, die Zaubererwelt und alles was dazugehört sind geistiges Eigentum von Joanne K. Rowling. Der Titel ist einem Song von Unheilig entliehen, ebenso das Zitat am Schluss. Kapitel 1 - Ein spezieller Gast Die Frau in seinem Bett bewegte sich nicht, lag da wie eine Porzellanpuppe, blass und zerbrechlich, und Severus Snape verfluchte sie aus ganzem Herzen. Mürrisch fragte er sich, wie er sich dazu hatte breitschlagen lassen, auf sie acht zu geben, allerdings musste er gestehen, dass „breitschlagen“ nicht das richtige Wort war. Passender war eher, man hatte sie ihm vorbeigebracht, erklärt, dass er auf sie aufpassen und sie gesund pflegen sollte, ihn mit ein paar Anspielungen auf seine Nutzlosigkeit für den Orden gequält und war dann zu einem äußerst dringenden Auftrag abgehauen. Leider war „man“ niemand gewesen, den er auch nur im entferntesten leiden konnte, sondern Remus Lupin, was seine Einstellung gegenüber seinem Gast nicht im mindesten verbessert hatte. Nach allem, was er bisher erfahren hatte, war sie dumm genug gewesen, vier Todesser, die einige Jugendliche gequält hatten, mit einem Küchenmesser anzugreifen, und ihr Gesundheitszustand sah dementsprechend aus – sie war seit zwei Tagen bewusstlos. Noch vor drei Jahren, auf dem Höhepunkt von Voldemorts Macht, hätte sie diesen Versuch nicht überlebt, doch Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte war von Harry Potter getötet worden. Allerdings hatte dieser dabei selbst das Leben verloren, und da Albus Dumbledore ebenfalls aus der Machtgleichung der Zauberwelt entfernt worden war – von Severus Snape höchstpersönlich, wie er bitter feststellte – hatten die verbliebenen Todesser keinen Grund gesehen, ihre Schreckensherrschaft zu beenden, und Kronprinz Lucius Malfoy hatte das Kommando übernommen. Trotzdem hatte das Regime an Grausamkeit verloren, und die Frau in seinem – SEINEM – Bett war das beste Beispiel dafür, denn der Orden hatte sie durch sein schnelles Eingreifen retten können. Allerdings waren die Zeiten nicht rosig genug, als dass die Muggelfrau wieder in ihre Wohnung zurückkonnte, wenn sie sich erholt hatte, denn wer es schaffte, einem Todesser ein Küchenmesser in den Bauch zu jagen, hatte trotzdem meist nicht mit einem langen, gesunden Leben zu rechnen. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wie sie hieß, denn man hatte keinen Ausweis bei ihr gefunden und auch ihre Wohnung nicht identifizieren können, allerdings standen die Chancen gut, dass er sie bald selbst fragen konnte, denn ihrem körperlichen Zustand nach würde sie in naher Zukunft aufwachen. Natürlich musste er dann erst einmal dafür sorgen, dass der Muggelabwehrzauber, der über dem ganzen Schloss lag und vorsah, dass Muggel nur eine verfallene Ruine erblickten und das dringende Bedürfnis verspürten, möglichst schnell von diesem Ort zu verschwinden, nicht mehr auf sie wirkte, und ihre Panik lindern, aber dann würde er hoffentlich mit ihr sprechen können. Er war sich selbst gegenüber ehrlich genug, um sich einzugestehen, dass es für diese Aufgabe niemanden gab, der weniger geeignet war, aber Minerva McGonagall hatte angeordnet, ihm diese kleine Lady anzudrehen, also sollte die Direktorin sich nicht beschweren, wenn er die Sache verbockte. Schließlich hatte er sich dafür nicht freiwillig gemeldet, und außerdem war das die beste Möglichkeit, sie sehr schnell wieder loszuwerden. Allerdings machte sie noch keine Anstalten, ihn bei seinem Plan zu unterstützen – nämlich, indem sie endlich aufwachte - und so griff er wieder nach seinem Buch. Die Stunden vergingen und langsam legte sich ein lauer Juliabend über das Schloss von Hogwarts, als die schmale Frau begann sich zu bewegen, und Severus Snape sein Buch weglegte und seinen Zauberstab vom Nachttisch nahm. Dann schlug sie die dunklen Augen auf und starrte ihn für einen Moment an, erschrocken und entsetzt, bevor sie begann zu handeln. Sie langte unter das Kopfkissen, doch als sie dort offensichtlich nicht fand, was sie suchte, warf sie sich auf der anderen Seite aus dem Bett und lugte über die Kante hervor, blickte ihn an. Und sie tat es nicht so, wie ein Kaninchen die Schlange fixierte, die es gleich fressen würde, sondern sie sah aus wie eine wütende, verletzte Löwin, die fest dazu entschlossen war, wer auch immer sie angriff, so viele Verluste zu verursachen wie möglich. „Legen Sie das weg!“ Ihr Fauchen machte den Vergleich noch passender, wie er fand, und mit einem raschen Blick stellte sie fest, dass sie auf keinen Fall an eine verängstigte, panische Muggel erinnerte, die versuchte, so schnell wie möglich von hier zu entkommen, wie sie es eigentlich müsste. Mit einem unhörbaren Stöhnen legte er den Zauberstab weg – das konnte heiter werden. „Beruhigen Sie sich, Sie sind verletzt und sollten sich eigentlich noch nicht bewegen.“ Er versuchte, so viel Ruhe wie möglich in seine Stimme zu legen, doch dass sein Bemühen keinen Erfolg hatte, merkte er spätestens an ihrem nächsten Satz. „Wo bin ich und wer zum Teufel sind Sie?“ Nun gut, sie war geschockt und verwirrt, aber man konnte es auch zu weit treiben. „Nicht in diesem Ton.“ Entweder hatte sie die Warnung in seiner Stimme überhört oder sie war vollkommen lebensmüde, denn sie ließ sich keine Sekunde lang beeindrucken. „Sie haben mich entführt und hier eingesperrt und jetzt wollen Sie, dass ich höflich bin?“ „Um genau zu sein, habe ich Sie nicht entführt und könnte sehr gut auf Ihre Gesellschaft verzichten.“ Seine Stimme war nur noch ein Zischen, und nun schien sie doch zu merken, dass er nicht besonders gut auf sie zu sprechen war. „Und warum bin ich dann hier und nicht in meiner Wohnung, wenn Sie mich loswerden wollen?“ Anscheinend hatte sie ein Talent dafür, die nervigsten Punkte anzusprechen. „Das ist eine etwas längere Geschichte, und ich würde es vorziehen, wenn Sie sich dafür ins Bett legen würden – ich habe keine Lust, Sie länger als nötig hier zu behalten, nur weil Sie nicht auf Ihre Gesundheit achten und auf ihren Arzt hören können.“ Sie funkelte ihn an, schien aber einzusehen, dass er im Moment keine Bedrohung darstellte, und kroch wieder zurück unter die schwarze Decke. „Wer sind Sie?“ „Dasselbe könnte ich Sie fragen.“ „Caitlin MacAngus, ihres Zeichens Verkäuferin in einem Supermarkt.“ Sie deutete eine spöttische Verbeugung an, und Severus stellte fest, dass sie wirklich Talent dazu hatte, ihn zur Weißglut zu treiben. „Severus Snape, Lehrer für Zaubertränke an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei.“ Er erwartete, dass diese Ankündigung sie überraschen würde, doch irgendwie hatte er sich getäuscht. „Ah-HA. Sicher, dass Sie nicht Patient in einer Nervenheilanstalt sind?“ Er wusste zwar nicht ganz genau, was sie damit meinte, aber dass es nicht allzu schmeichelhaft war, war ihm klar, also packte er seinen Zauberstab, was sie erneut zusammenzucken ließ. Er schnaubte verächtlich. „Nicht mehr so mutig, Miss MacAngus?“ Ihr Körper spannte sich an und sie funkelte wütend, doch er entschloss sich, sie nicht weiter aufzuregen – zumindest nicht mit Worten. „Ich will Ihnen nur zeigen, dass ich Sie nicht anlüge.“ Mit einem Antippen seines Zauberstabes verwandelte sich das Wasserglas, das auf seinem Nachttisch stand, in eine Vase, und Caitlins Augen ähnelten plötzlich in Größe und Form frappierend denen einer Hauselfe. „Glauben Sie mir jetzt?“ Seinen genervten Unterton nicht beachtend griff sie danach, drehte den neu entstandenen Behälter in den Händen und setzte ihn dann vorsichtig, so als ob er unendlich zerbrechlich wäre, wieder auf das Tischchen. „Nachdem wir nun festgestellt haben, dass ich ein Zauberer bin, könnten wir vielleicht fortfahren?“ Sie nickte abwesend und noch immer leicht verwirrt, und er setzte sich wieder in den Stuhl, den er neben das Bett gestellt hatte, und suchte einen Anfang. „Vor zwei Tagen haben Sie versucht, einigen Jugendlichen zu helfen, nicht wahr?“ „Naja, ich hörte Lärm draußen und Schreie und hab nach unten gesehen...“ Er ging nicht auf ihre Bemerkung ein. „Allerdings sind Sie dabei einer Gruppe von Zauberern begegnet, die sich ‚Todesser’ nennt und die andere Mitglieder der magischen Gemeinschaft und Muggel terrorisiert, zum Beispiel mit den unerklärlichen Morden und Katastrophen der letzten Zeit. Sie sind dabei von einigen schwarzmagischen Flüchen getroffen worden – was der Grund ist, warum Sie sich nicht besonders gut fühlen – und wären fast ermordet worden, doch der Orden des Phönix hat rechtzeitig eingegriffen, um Sie zu retten.“ „Und was sind das für irre Mönche?“ Er unterdrückte ein Stöhnen. „Keine Geistlichen, sondern ein Zusammenschluss von Hexen und Zauberern, der sich der Aufgabe verschrieben hat, die dunkle Magie zu bekämpfen.“ Ihre Augenbrauen schienen unter ihren braunen Locken zu verschwinden, und alles in allem sah sie ausgesprochen ungläubig aus. „Aha. Und das alles heißt?“ „Das heißt, dass Sie nicht in Ihre Wohnung zurückkehren können, weil Sie einen der Angreifer verletzt haben und die Todesser nun Rache wollen.“ „Ich kann auf mich aufpassen.“ Die Sturheit in ihrer Stimme überraschte ihn, genauso wie die plötzliche Härte, und er starrte sie an. „Miss, ich bin allerdings der Ansicht, dass sie in diesem Fall nicht auf sich aufpassen können. Sie waren zwei Tage bewusstlos und leben nur noch, weil der Orden des Phönix rechtzeitig eingegriffen hat.“ Sie funkelte ihn wütend an, doch ihr zorniger Blick ebbte ab, als der Schmerz ihres gequälten Körpers nach ihr griff. „Ich hab mich bis jetzt immer beschützen können, also kann ich’s auch diesmal, und Sie brauche ich dazu schon gar nicht...“ Ihre Erschöpfung nahm ihrem Ton die Schärfe, und sie ließ sich auf das Kissen zurücksinken. Er reichte ihr eine Phiole mit gelbgrüner Flüssigkeit und sie starrte sie misstrauisch an. „Was ist das?“ „Ein Trank gegen die Schmerzen. Danach können Sie sich ausruhen.“ Er verschwieg, dass er ein Schlafmittel enthielt, denn dann würde sie sicherlich keinen Schluck davon nehmen, und sie entkorkte das Fläschchen wortlos und stürzte den Inhalt hinunter. Fast sofort entkrampfte sich ihr Körper, und sie fiel nach hinten und schloss die Augen. „Mistkerl...“, murmelte sie noch, dann war sie auch schon eingeschlafen. Er verzog sich in sein Labor – Minerva McGonagall hatte eine Bestellung für Stärkungs- und Heiltränke aufgegeben – und versank in seiner Arbeit, schnitt Zutaten, überwachte Brauvorgänge und füllte fertige Ergebnisse in Phiolen ab. Wie immer vergaß er die Zeit, und draußen hinter den dicken Schlossmauern herrschte tiefste Nacht, als er endlich die letzten Feuer löschte, mit einem Reinigungszauber die Kessel säuberte und die Tür öffnete, die zu seinem Schlafzimmer führte. Während der Arbeit war ihm aufgefallen, dass er sie nicht aus seinem Bett entfernt hatte, und für einen kurzen Moment entzündete er die Fackeln in der Absicht, sie zu wecken und auf das Sofa in seinem Arbeitszimmer zu verbannen, aber dann schüttelte er den Kopf. Wenn er sie unnötig aufregte, hatte er sie nur länger am Hals, weil sie sich dann langsamer erholte, und Minerva McGonagall würde ihm zusätzlich die Hölle heiß machen. Nicht, dass ihn Letzteres besonders kümmerte, aber die Frau in seinen Räumen war ein Ärgernis, das er möglichst schnell zu beenden gedachte. Unwillig brummend vergewisserte er sich, dass sie auch wirklich schlief, dann streckte er sich müde und verschwand im Badezimmer, denn manche Trankzutaten hatten leider die Angewohnheit, zu stinken wie ein Misthaufen im Sommer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)