The Bad and the Beautiful von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 3: Ein fast gemütlicher Abend ------------------------------------- Kapitel 3 - Ein fast gemütlicher Abend Er sah sie den ganzen Tag nicht wieder, offenbar hatte sie sich dazu entschlossen, dass es ihrer Gesundheit zuträglicher war, wenn sie ihm nicht unter die Augen kam, und er war froh, Ruhe vor ihr zu haben. Allerdings war sein Verlangen, noch eine Nacht auf seinem Sofa zu verbringen, ausgesprochen gering, und so öffnete er, nachdem er sein Labor aufgeräumt hatte, die Tür zu seinem Schlafzimmer. Die Muggel lag in seinem Bett, die braunen Locken zu einem strengen Zopf geflochten und offenbar so versunken in das Buch auf ihrem Schoß, dass sie nicht bemerkte, wie er nach drinnen trat und sie anfunkelte. „Was bilden Sie sich eigentlich ein, was Sie da tun?“ Sie zuckte zusammen und starrte ihn an, vor Schreck stand ihr fast der Mund offen. „Ich... Ich weiß nicht, was Sie meinen?“ „Das da.“ Ihr Blick fiel auf den Wälzer auf der Bettdecke, in dem sie kurz zuvor noch gelesen hatte, und ihr Entsetzen wich einem dunklen Funken in ihren Augen, den er nicht so ganz einzuordnen vermochte. „Ich lese, Professor. Falls es Ihnen entgangen ist, Sie haben nicht sehr zu meiner Unterhaltung beigetragen, also musste ich mir selbst welche suchen.“ Er spürte, wie der Zorn in ihm hochstieg, diese Frau nahm sich eindeutig zu viel heraus, als dass er es noch tolerieren konnte, und mit einem Schlenker seines Zauberstabes wurde ihr das Buch unsanft aus den Händen gerissen und reihte sich wieder in sein Regal ein. „Tun Sie das nie wieder. Und jetzt raus aus meinem Bett.“ Für einen Moment wirkte sie erstarrt und ängstlich, offensichtlich hatte sie ihre Furcht vor Zauberei noch nicht überwunden, doch sie fing sich schneller als beim letzten Mal und glitt in einer fließenden Bewegung unter der Decke hervor. „Ich könnte genauso gut fragen, was Sie sich einbilden.“ Irgendwie schaffte sie es, trotz ihrer schmalen Statur beeindruckend auszusehen, doch er zwang sich, sich keine Reaktion anmerken zu lassen. „Sie schlafen von nun an auf dem Sofa.“ Sie funkelte ihn an, schien aber seine Ansprüche auf sein – SEIN – Bett zu akzeptieren. „Und wo?“ Er führte sie nach draußen in sein Wohn- und Arbeitszimmer, wo er ihr mit einem Zauberstabschlenker Kissen und Decke hinlegte, während die Hauselfen in seinem Schlafzimmer hastig die Wäsche wechselten. „Hier. Und jetzt legen Sie sich hin, ich hab keine Lust, für Sie Kindermädchen zu spielen!“ Ihre Augen musterten ihn kühl, fast frostig. „Und was, denken Sie, soll ich machen? Mich zu Tode langweilen?“ „Das ist Ihr Problem.“ Er wandte sich mit wehendem Umhang ab und öffnete die Tür seines Schlafzimmers. „Ich bin dafür verantwortlich, sie gesund zu pflegen, nicht für Ihre Unterhaltung.“ Für einen Moment nur betrachtete er sie noch, bemerkte flüchtig den rebellischen Schimmer in ihrem Blick, dann schloss er hinter sich ab und schüttelte leicht den Kopf. Waren seine Schüler auch so anstrengend? Er hatte nie diesen Eindruck bekommen, aber das mochte wohl daran liegen, dass er sie am Ende einer jeden Stunde los war und sie ihm nie nie NIE in seine privaten Räume folgten. Genervt warf er seinen Umhang über einen beiden Stühle neben dem Kamin. Am besten machte er es mit ihr genauso: Solange er sich nicht direkt mit ihr beschäftigen musste, vergaß er sie einfach und kümmerte sich nicht um sie. Irgendwann würde sie schon begreifen, dass er nicht an ihrer Gesellschaft interessiert war, und beschäftigen sollte sie sich gefälligst selbst. Er war hier doch nicht der Animateur für eine Muggel, und außerdem: diese Episode ihres Lebens würde doch ohnehin bald aus ihrer Erinnerung verschwinden, nämlich, wenn sie erst wieder gesund war. Wobei er zugeben musste, dass sie sich bemerkenswert schnell erholte – zwar hatte sie Angst vor Zauberstäben, aber die Cruciatus-Flüche, die sie zweifellos abbekommen hatte, schien sie recht gut verdaut zu haben. Gerade war er dabei, sich des Rests seiner Kleidung zu entledigen, als er erstarrte. Muggel. Er hatte doch tatsächlich vergessen, wegen ihrer merkwürdigen Resistenz gegenüber Hogwarts' Schutzbannen nachzuforschen, aber sie war so... unausstehlich und anstrengend gewesen, dass er keine Lust hatte, sich weiter mit dem Thema Caitlin MacAngus auseinanderzusetzen. Trotzdem, ihm blieb keine Wahl, denn wenn die Verteidigungseinrichtungen des Schlosses in irgendeiner Weise beschädigt waren, dann wurde die Rückkehr der wenigen Schüler Anfang September eine äußerst unsichere Angelegenheit. Nicht dass es ihn bei einem Teil der kleinen Idioten gestört hätte, wenn sie unsanft mit dem Ernst des Lebens konfrontiert wurden, aber an der Schule selbst lag ihm doch einiges – immerhin war sie in den letzten Jahrzehnten der Ort gewesen, der einem Zuhause am nächsten gekommen wäre, wie er sich zerknirscht eingestand. Und die spöttischen Blicke von Remus Lupin und den anderen Ordensmitgliedern, die sich immer über seine Nutzlosigkeit beschwerten, wenn sie herausfanden, dass er es am bestgeschützten Ort der Zaubererwelt nicht geschafft hatte, eine Muggel, so nervenaufreibend sie auch war, zu beschützen... nein, daran wollte er wirklich nicht denken. Er entkleidete sich vollständig und streckte sich kurz, die Nächte auf dem Sofa hatten seinem Rücken nicht besonders gut getan, dann trat er in sein Badezimmer und ließ kopfschüttelnd heißes Wasser in die fast schwimmbeckengroße Wanne ein. Er würde sich jetzt entspannen, danach noch ein wenig über Hogwarts' Schutzeinrichtungen nachlesen und sich morgen früh mit der widerspenstigen jungen Frau, die da draußen in seinem Arbeitszimmer lag, beschäftigen. Morgen. Der Gedanke, dass noch mindestens zehn Stunden vergehen würden, bis er sie wieder am Hals hatte, beruhigte ihn einigermaßen, und mit einem erleichterten Aufseufzen ließ er sich in das heiße Wasser sinken, das das Becken überraschend schnell gefüllt hatte. Ein angenehmes Gefühl, sich alle Zeit der Welt lassen zu können und vor allem nicht daran denken zu müssen, was ihn zwei Türen weiter erwartete. Sie war wirklich viel zu anstrengend, und Langeweile war nun wirklich kein Grund, sich einfach ohne zu fragen an seinen Büchern zu vergreifen. Und jetzt dachte er schon wieder an sie... Ärgerlich über sich selbst griff er nach seinem „Magischen Shampoo für schnell nachfettendes Haar“ und drückte eine große Portion davon auf seine Handfläche, während er auf einer der Stufen des Beckens saß, gemütlich an der Umrandung lehnend. Auf eine unangenehme Weise ging diese Frau ihm nicht mehr aus dem Kopf, so als ob sie fest dazu entschlossen wäre, ihn auch noch zur Weißglut zu treiben, wenn sie nicht in der Nähe war, aber er schob es darauf, dass er so lange keine Gesellschaft mehr gehabt hatte. Er war wirklich allein gewesen über den letzten Monat, die gelegentlichen Besuche eines Ordensmitgliedes, meist um irgendwelche Tränke mitzunehmen und gleich den nächsten Schwung zu bestellen, waren die einzige Ablenkung gewesen, und es hatte ihm gefallen. Die wohltuende Ruhe, die es ihm gestattet hatte, sich auf seine Tränke zu konzentrieren, auf Neuentwicklungen, Verbesserungen, Modifikationen, sie war jetzt gestört, von dieser Muggel, die nicht verstand, welche Last sie eigentlich für ihn bedeutete. Nein, er würde froh sein, wenn sie endlich fort war, dann wäre es endlich wieder so still und leise wie zuvor, denn die Hauselfen zählten nun wirklich nicht als Gesellschaft. Vorsichtig massierte er das Shampoo in seine langen, schwarzen Haare und bewegte fast ein wenig schläfrig seine Beine in dem heißen Wasser. Die lange, gerötete Narbe auf seiner Brust, die sich von seinem linken Schlüsselbein quer fast bis zu seiner Hüfte zog, das Zeugnis seiner knappen Flucht, nachdem sein Verrat zum Tod des Dunklen Lords geführt hatte, spannte unangenehm in der plötzlichen Hitze, aber er ignorierte es, sie würde wohl nie vollkommen verheilen. Auch Harry Potter war an diesem Tag gestorben, und die bitteren Vorwürfe, die ihm viele Mitglieder des Orden des Phönix und noch mehr andere Angehörige der Zauberwelt machten, ließen ihn noch mehr zu einem Ausgestoßenen werden als bisher. Viele waren der Ansicht, dass der Auserwählte, auch jetzt kräuselte ein spöttisches Lächeln seine Lippen, als er an diesen Titel dachte, in der Lage gewesen wäre, den Todesserumtrieben, die sich auch nach dem Tod ihres Herrn nicht gelegt hatten, ein Ende zu bereiten. Er hatte ihnen nicht gesagt, wie falsch diese Wunschvorstellungen waren, geboren aus der Gewissheit, dass man nie herausfinden würde, ob sie denn nicht vielleicht doch Recht gehabt hätten, sondern hatte sich nach Hogwarts zurückgezogen, wo er Ruhe hatte vor den reißerischen Schlagzeilen und den neugierigen Reportern. Den Tagespropheten bezog er schon lange nicht mehr. Langsam, träge und müde geworden von der Hitze des Wassers, spülte er sich den Schaum aus den Haaren, dann trat er mit aufgeweichten Fingerspitzen nach draußen und griff nach einem der flauschigen Handtücher, die einer der Hauselfen vorausschauend bereitgelegt hatte. Er konnte einschlafen, jetzt, sofort, das spürte er, und er beschloss, sich nicht mehr mit Informationsbeschaffung aufzuhalten – seine gespannten Nerven verlangten jetzt nach Erholung, und mit einem lauten Gähnen streckte er sich, als er nach seinem Pyjama griff. Fast schon im Halbschlaf schlüpfte er hinein, dann schmiegte er sich in sein Kissen und war schon nach wenigen Minuten in einen unruhigen Schlaf hinüber geglitten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)