The Bad and the Beautiful von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 5: Ein letzter Test --------------------------- Kapitel 5 - Ein letzter Test „Danke, Netty.“ Die Hauselfe überschlug sich fast vor Verlegenheit, doch Snape bemerkte es kaum, so sehr hatte ihn die Stimme der Muggel erschreckt. Der Alt klang weich und sanft, ganz anders als das zornige, wütende Fauchen oder der ängstliche Tonfall, den er bis jetzt zu hören bekommen hatte, doch er zwang sich, nicht zu ihr aufzublicken, sondern zog sein Tablett an sich und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Vorsichtig versenkte er ein Stück Zucker in seinem Kaffee, doch ein leises Scharren bewirkte doch, dass er den Kopf hob – und ein amüsiertes Grinsen unterdrücken musste. Die Belegschaft der Küche hatte ganz offensichtlich entschieden, dass Miss McAngus aufgepäppelt werden musste, denn es schien, als müsste sie unter dem Gewicht ihres Tabletts in die Knie gehen, so überfüllt war es mit Tellern, Tassen und Schüsseln. Trotzdem trug sie es souverän zum Sofa, ließ sich darauf nieder und stellte es auf ihrem Schoß ab, dann begann sie zu essen, mit einem Appetit, der eindeutig nicht zu ihrer zierlichen Statur passte. Er wollte seinen Blick abwenden und sich einen Toast nehmen, doch sie hatte seine Aufmerksamkeit bemerkt, wohl mehr instinktiv als bewusst, denn sie sah erst jetzt auf und fing seine Augen ein. „Was suchen Sie eigentlich?“ Eine kleine, fast unmerkliche Bewegung ihres Kopfes unterstrich die Frage, und er war schon auf halbem Weg, den Mund zu öffnen und ihr zu antworten, da bemerkte er das faszinierend gute Timing, das sie an den Tag gelegt hatte. Sie schien präzise einen Moment abgepasst zu haben, an dem er ausnahmsweise besser auf sie zu sprechen war, und misstrauisch zogen sich seine Brauen zusammen. „Wieso wollen Sie das wissen?“ Seine Stimme klang barsch, zu barsch, denn für einen Moment schien sie in sich zusammenzusinken, doch dann schüttelte sie sich für einen Moment und blickte ihm entschlossen ins Gesicht. „Als ich angekommen bin, haben Sie nichts gesucht, und jetzt tun Sies – also liegt die Vermutung nahe, dass es etwas mit mir zu tun hat.“ Bei Merlin – sie ist intelligent, schoss es ihm durch den Kopf, bevor er den Gedanken verhindern konnte, und doch zwang er sich, unbeeindruckt in ihre grauen Augen zu blicken. Leider brachte es ihn der Antwort, die er auf ihre Frage geben wollte, nicht näher, und schon wollte er sie anschnauzen, als er inne hielt. Verdammt, vielleicht geht es sie doch etwas an – wenn es nicht an den Zaubern liegt, sondern an ihr...? Er schluckte. „Dieses Gebäude hier... ist eine Schule für Hexerei und Zauberei. Sie ist durch Muggelabwehrzauber und andere Banne...“ „Muggel was?“ Stirnrunzelnd sah sie ihn an. „Muggelabwehrzauber!“, fauchte er fast, er hasste es, unterbrochen zu werden, doch als er sah, wie sie zusammenzuckte, zwang er sich, seinen Ton zu beruhigen. „Sie bewirken, dass nichtmagische Menschen diesem Ort fernbleiben und Angst davor haben.“ „Und Sie machen sich Sorgen, dass sie nicht mehr wirken, denn ich habe keine Angst, oder?“ Ja... ja, sie hat mehr Logik im Kopf als so manche Hexe... „So ungefähr.“ Unschlüssig wiegte sie ihren Kopf hin und her, doch dann entschied sie sich offenbar, seine verbesserte Stimmung auszunutzen. „Ich habe keine Ahnung, wie genau diese Mauern... oder was auch immer... funktionieren... aber wenn ich die Situation so sehr vereinfachen müsste wie möglich, dann würde ich es so ausdrücken: Entweder die Zauber funktionieren nicht, oder sie reagieren nicht auf mich.“ Er musterte sie durchdringend, als sie ihm ihren Beruf – Verkäuferin – verraten hatte, war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass sie intelligent sein könnte. Eher hatte er an mangelnde Bildung gedacht und an ein dummes Mädchen, aber wie falsch er lag, bekam er jetzt zu spüren – zwar nicht absichtlich, aber doch. Was bildet sie sich eigentlich ein... Doch die Wut erstarb fast so schnell, wie sie gekommen war – mit jener gnadenlosen Ehrlichkeit zu sich selbst, die ihn schon immer gequält hatte, wurde ihm klar, dass es nicht ihre Schuld war, sondern die seine, dass er sie so vorschnell eingeordnet hatte. „Ja... ja, das ist eine durchaus zutreffende Analyse.“ Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, und mehr um sich zu beschäftigen als aus der Erwartung heraus, wirklich etwas zu finden, blätterte er durch Eine Geschichte Hogwarts, während sie schweigend ihren Toast aufaß. Nein, in seiner Bibliothek würde er nichts mehr finden, also musste er wohl auf die Schloss... Das Schloss. Der Gedanke traf ihn mit der Geschwindigkeit eines ungesagten Fluches, und seine eigene Dummheit drückte seinen Brustkorb zusammen. Das Schloss – sie war eine Muggel, eigentlich durfte sie es nicht sehen. „Netty.“ Die kleine Hauselfe tauchte mit einem Knall auf und starrte Snape an, der Dienst in den Kerkern hatte sie empfindlich gemacht für die Launen des Tränkemeisters. „Master?“ „Bring Kleidung für Miss McAngus.“ „Ja, Sir.“ Das Wesen verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war, doch die Muggel richtete sich mit einem misstrauischen Blick auf, offensichtlich war ihr erst jetzt bewusst geworden, dass sie noch immer das gleiche, dünne Nachthemd trug wie am Tag ihrer Ankunft. Doch der Zorn in seinen Augen, Zorn, der eigentlich nicht ihr galt, ließ sie den Mund halten, selbst als Netty zurückkehrte und ein schwarzes Kleid und einen ebensolchen Umhang auf das Sofa gleiten ließ. „Ich hoffe es passt, Master.“ „Geh. Und Sie werden sich anziehen.“ Sie funkelte ihn kurz an, doch sie nahm die Gefahr wahr, denn ohne ein Wort griff sie nach den Sachen und hastete ins Schlafzimmer, schloss die schwere Türe hinter sich, so als ob sie begierig danach wäre, Abstand zwischen sich und ihn zu bringen. Er war dumm gewesen, einfach dumm, hatte sich gequält, wo es doch eigentlich eine einfache Lösung für sein Problem gab – wenn die Zauber noch funktionierten, dann würde sie das Schloss nicht sehen können, wenn nicht, dann schon. Er stützte seine Hände auf den Zutatentisch, die Ereignisse der letzten Tage nagten an seiner Fähigkeit, logisch zu denken, sie tat das... Die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete sich mit einem leisen Quietschen, und die Muggel trat heraus, in dem Kleid und dem Umhang, die Netty ihr gebracht hatte. Beides wirkte ein wenig unförmig an ihr, so knochig sah sie in seinen Augen aus, und ihre Schlüsselbeine stachen ungesund hervor. Gemeinsam mit der Tatsache, dass sie noch immer barfuß ging, sollte sie eigentlich eine jämmerliche Erscheinung bieten, doch ihre ganze Haltung, der Blick ihrer grauen Augen, all das drückte eine Ruhe aus, die ihn verwunderte. „Gehen wir.“ Abrupt wandte er sich ab, riss seine Augen von ihr los und schlängelte sich an seinem Tisch vorbei zur Tür, für einen Moment, einen Wimpernschlag nur hatte sie fast hübsch auf ihn gewirkt, auf merkwürdige Weise attraktiv... Sacht, um die Bewegung vor ihr zu verbergen schüttelte er den Kopf, ein Monat war wirklich eine zu lange Zeit, um vollkommen allein zu sein, wenn er schon auf eine Muggel wie sie schielte. Er hastete durch die Kerkerkorridore nach oben, ihre nackten Füße erzeugten leise klatschende Geräusche auf dem kalten Stein, und trotzdem... aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sie alles musterte, sich bemühte, sich den Weg einzuprägen, ihre Augen wanderten rastlos umher... Er beschleunigte seinen Schritt und war erleichtert, als sie die dunklen, nur von Fackeln erleuchteten Gänge des Kerkers hinter sich ließen und in die Eingangshalle hinauftraten, wo das Morgenlicht bereits durch die hohen Fenster schimmerte. Ein Duft nach Erwachen lag in der Luft, und die Vögel sangen fast penetrant laut, als er durch das große Haupttor nach draußen trat und den taunassen Weg hinunterhastete. Doch auf einmal fühlte er, dass er alleine war, und fuhr herum... Caitlin stand am Eingangstor, die Hand über die Augen gelegt, um sie vor einer Sonne zu schützen, die sie seit Tagen nicht gesehen hatte, und blickte wie verzaubert auf die Ländereien von Hogwarts. „Kommen Sie!“, rief er ihr unwirsch zu, und langsam wandte sie sich ab und starrte ihn einen Moment an, dann lief sie den leichten Abhang hinunter und blieb atemlos neben ihm stehen, die Auswirkungen der Flüche forderten ihren Zoll. „Sind sie jetzt fertig?“ Sein bedrohlicher Ton schien sie nicht zu kümmern, denn sie winkte nur ab und lächelte abwesend. „Wohin gehen wir?“ „Das werden Sie schon früh genug erfahren“, fauchte er und setzte sich wieder in Bewegung, weiter nach unten, zum großen Tor von Hogwarts. Sie folgte ihm ruhig, erfüllt von einer Energie, die er sich nicht erklären konnte, die aber etwas mit der Umgebung zu tun haben musste – er hatte nie verstanden, wie Menschen die Natur lieben konnten. Natürlich, er mochte magische Pflanzen, aber nicht auf einer gefühlsmäßigen Ebene, sondern ähnlich, wie man ein gutes Werkzeug wertschätzen konnte, nicht um ihrer selbst willen. Ihr schien es da anders zu gehen, sie sah sich mit leuchtenden Augen um, und selbst er konnte nicht verleugnen, dass die kühle Morgenluft eine angenehm belebende Wirkung auf ihn hatte. „Wir sind da.“ Das Haupttor ragte vor ihm auf, und er blieb an der Schwelle stehen, er wusste, danach würde der Schutz von Hogwarts enden, und noch immer jagten ihn Todesser. Doch die Muggel quälten keine solche Bedenken, denn sie trat ungerührt nach vorne und wollte schon die Hand auf das dunkle Holz legen. „Nein.“ Hastig packte er sie am Arm und zog sie zurück, für einen Moment starrte sie ihn an, dann entwand sie sich aus seinem Griff. „Was ist?“ Er nickte hoch zum Portal. „Was sehen Sie dort?“ Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, wirkte, als ob sie sich Sorgen um seine geistige Gesundheit machte, doch er konterte ihn mit einem schwarzen Funkeln. „Antworten Sie.“ „Ein Schloss, natürlich.“ Sie wartete einen Moment, probierte den ungewohnten Namen aus. „Hogwarts, haben Sie es genannt.“ „Sehen Sie es wirklich?“ Nun war ihre Enerviertheit nicht länger zu leugnen. „Sofern ich mir sicher sein kann, dass ich irgendetwas, das ich sehe, wirklich sehe, ja.“ „Wie viele Fenster sind es zwischen dem Haupttor und der ersten Statue auf der rechten Seite?“ Sie kniff die Augen zusammen, um in der hellen Morgensonne besser sehen zu können. „Fünf. Und wenn Sie mir nicht bald verraten, warum Sie mich zum Narren halten, dann sieht das hier verlockend nach Ausgang aus...“ Sie deutete kurz auf das von Schnitzereien verzierte Portal, und er packte sie an der Schulter und zog sie langsam den Weg nach oben. „Wenn die Zauber wirken würden, dann könnten Sie das Schloss nicht sehen. Also sind wir hier vollkommen ungeschützt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)