Nur Lügen von Rackne ================================================================================ Einzigstes Kapitel ------------------ >> Das sind nur Lügen, nichts als Lügen « Mamoris Mundwinkel verzogen sich nach unten. Ihr kleines Lächeln veränderte sich zu einer schmerzverzerrten Miene. „Warum musste das geschehen? Warum, Hiruma-kun?“ Der Quarterback hielt sein dämonisches Grinsen aufrecht, jedoch bemerkte Mamori, wie es leicht verblasste. „Kekekekekeke, woher soll ich das wissen?“ Sie zuckte mit den Schultern. Ihre Augen wurden nass. „Es ist nicht fair“, murmelte sie nur leise. Hirumas Lächeln verschwand ganz. Mit seiner linken, der unverletzten Hand, nahm er sich das weiße Tuch vom Gesicht. „Es IST fair“, erwiderte er ernst, „Alles, was Hakushuu getan hat, war fair.“ Seine Augen fanden die ihren. //Er sieht so unverletzbar aus… und doch ist diese Saison für ihn gelaufen…// konnte Mamori nur denken. Sie starrten sich kurz in die Augen. Hell gegen Dunkel. Gefühl gegen eiskalte Berechnung. Und Hiruma gewann. Mamori wischte sich die erste Träne aus dem Auge. „Ich finde immer noch, dass es nicht fair war. Du… wir… hätten alle zusammen zum Christmas Bowl gehen sollten…“ sie schluckte. „Du willst es nicht verstehen, oder?“ Die Härte in seiner Stimmte erschreckte Mamori. „Vielleicht haben wir falsch gehandelt, als wir dir den Posten als Managerin gaben. Wenn du noch nicht einmal unterscheiden kannst, was Recht und was Unrecht ist…“ „Ich kann das sehr wohl unterscheiden!“ erwiderte Mamori mit tränenerstickter Stimme, „Ich weiß sehr wohl, dass das fair war… nach den Football-Regeln.“ Hiruma blickte nur stumm die Decke an. Mamori wandte ihr Gesicht von seinem ab und blickte auf ihre Knie. Leiste sagte sie: „Aber es ist Unrecht, dass du nicht spielen kannst. Und es ist nicht fair, dass der Traum vom Christmas Bowl platzt. Dass alle unsere Träume zerstört wurden von…“ Er schloss die Augen und beendete den Satz: „…von mir.“ „Was?“ sie starrte ihn fassungslos an. „Du kannst doch am Wenigsten daran ändern…“ Hiruma gab nur ein leises „Keke“ von sich. Er öffnete wieder die Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Was erwartest du eigentlich? Was WILLST du? Alle Schuld auf Gaou schieben? Ihn trifft keine. ICH allein habe alles zerstört. ICH hab das Team enttäuscht. Zufrieden?“ Sie stand auf, drehte ihr Gesicht von seinen stechenden Augen weg. Langsam bückte sie sich und suchte in ihrer Tasche nach Taschentüchern. //Ich allein habe alle ihre Träume zerstört…// Mamori fand endlich welche und wischte sich langsam die Tränen aus den Augen. //Er hat es wieder geschafft. Er hat mich wieder zum Weinen gebracht. Wie fast jede Nacht, seit ich ihn kenne…// „Nein.“ antwortete sie ihm mit zittriger Stimme, „Ich bin nicht zufrieden.“ Noch immer stand sie mit dem Rücken zu ihm, umklammerte ihre Taschentücher und knete auf ihnen herum. Sie zitterte ein bisschen. „Huh?“ war die einzige Reaktion von ihm. Sie spürte, wie er wieder zu Lächeln begann. „Ich bin nicht zufrieden“ wiederholte sie mit festerer Stimme. Sein Grinsen wurde immer breiter: „Hey, fucking Manager, solltest du nicht bei dem Team sein und sie unterstützen? Statt hier rumzuheulen hast du echt besseres zu tun.“ Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um und setzte sich wieder auf den Stuhl neben seinem Bett. „Verschwinde, fucking Manager“ Sein Grinsen erlosch wieder und er blickte sie nur kalt an, „Die Deimon Devil Bats brauchen dich.“ Sie atmete tief ein. //Ja, seit ich ihn kenne, hab ich jede Nacht geweint… weil ich nicht verstehen konnte, wie solche kaltherzigen Bastarde leben konnten und warum ich ihn nicht stoppen konnte. Noch nicht einmal als Mitglied im Disziplinarausschuss war es mir möglich. Jede Nacht hab ich deswegen geweint…// Sie atmete aus und begann zu sprechen: „Wir haben keinen zweiten Quarterback.“ „Das ist mir klar.“ Seine Stimme klang eisig. Mamori zwang sich, weiterzumachen: „Warum nicht?“ „Kekekekekeke, schlicht und einfach, weil wir zu wenig Spieler haben.“ Er begann schon wieder zu grinsen, „Keiner wollte freiwillig mitspielen. Zumindest nicht als Quarterback.“ „Nein.“ Erwiderte sie entschlossen und hielt seinem Blick stand, „Der Grund war schlicht und ergreifend, dass du der Beste bist. Und nur die Besten können zum Christmas Bowl.“ „Kekekekeke. Was versuchst du mit deinen Psychospielchen zu bewirken? Egal, was du vorhast, es wird dir nicht nützen. Die Vergangenheit kannst du nicht ungeschehen machen.“ Mamori ballte ihre Hände zu Fäusten. Ihr kam der Text eines alten Liedes in den Sinn. »Das sind Lügen, nichts als Lügen und ich wünschte, ich wäre stark. Ich würd die Zeit einfach zurückdrehen und alles wär, wie es mal war…« „Du verstehst es nicht, oder?“ Sie riss sich zusammen, um ihre Tränen zurückzuhalten. „Das Ganze ist nicht eines deiner geliebten Psychospielchen. Das hier ist mein voller Ernst. Verstehst du die Tragweite, die ein fehlender Quarterback zur Folge hat?“ Seine linke Hand griff ihr Handgelenk und packte fest zu. Mamori rührte sich keinen Millimeter. Kalt trafen sich wieder ihre beiden Blicke. „Ich soll nicht verstehen? Ich weiß sehr wohl, was es bedeutet, keinen richtigen Quarterback im Team zu haben. Etwas anderes kann ich von mir nicht erwarten.“ Mamoris linke Handfläche legte sich über ihre Augen. Hiruma sah eine einzelne Träne ihre Wanger hinunterrollen. Sein Griff verstärkte sich. „Fucking Manager, hör auf zu heulen. Verschwinde endlich hier. Das Team braucht…“, doch er konnte seinen Satz nicht beenden. Der schlanke Körper des Mädchens beugte sich über ihn. Ihre Hand hatte sie losgerissen. Mit roten Augen sah sie an, die Hände waren jeweils neben seinen Armen. Ihr Gesicht kam seinem immer näher. „Hast du so viel Vertrauen in die Deimon Devil Bats, dass sie es ohne einen guten, ohne den besten Quarterback zum Christmas Bowl schaffen?“ flüsterten ihre Lippen leise. „Verdammt noch mal ja!!! Was ist dein Problem, fucking Manager?!“ schrie er sie an. Als Antwort hob sie ihren rechten Arm. Und ließ ihn wieder hinuntersausen. Direkt auf seinen kaputten Arm zu. Kurz vor dem wehrlosen Körperteil konnte Hiruma sie stoppen. Seine linke Hand hielt ihre rechte Faust. In dieser verbogenen Stellung konnte er nicht sagen. Die Schmerzen in seinem rechten Arm waren zu groß. Immer mehr Tränen flossen aus Mamoris Augen. Hiruma spürte, wie seine Finger nass wurden. Das Mädchen ließ sich nach unten sinken, bis sie auf Hirumas Brust lag. Dankbar, jedoch ohne äußere Gefühlsregung, legte er seinen linken Arm wieder neben sich ab. Die Schmerzen ließen nach. Mamoris Gesicht und Hände ertasteten die Polsterung seiner Footballklamotten. //Wo er doch so geschützt ist… wie konnte das geschehen? Selbst jetzt bringt er mich zum Weinen… daher ist draußen hellster Tag. So ein schöner Tag…// konnte sie nur denken. Ihre Finger krallten sich in seine Kleidung. Sie weinte und schluchzte. Hiruma ließ es wortlos über sich ergehen. Stattdessen drehte er den Kopf nach rechts und sah aus dem Fenster, das zum Krankenhausgarten zeigte. //So ein schöner Tag zum Football spielen// „Was sollte das, fucking Manager?“ Er erwartete keine Antwort. Doch Mamori richtete sich nicht nach seinen Gedanken. „Du weißt alles ganz genau. Du weißt, dass du nicht beim Christmas Bowl spielen kannst. Du weißt, dass die Träume, des Deimon Devil Bats Team zerstört sind…“ Ihre Finger gruben sich tiefer und ihre Augen tränten immer mehr. Hiruma selbst hatte einen teilnahmslosen Gesichtsausdruck aufgesetzt. „…Wenn du das alles weißt… warum bist du nicht traurig darüber? Warum weinst du nicht...? Warum machst du dir Hoffnungen?“ //Und warum machst du dir selbst Hoffnungen, Mamori? Du hoffst doch immer noch, dass alles gut wird. Das dies nur ein böser Traum ist. Und heute Abend weinst du dich wieder in den Schlaf. Weil du weißt, dass alle Träume zerstört sind. Weil du weiß, dass manche Leute das Wort „Liebe“ nicht kennen…// Sie legte ihren Kopf schief und versuchte seine Augen zu finden. Doch er wendete nur wieder den Kopf ab und sah weiter aus dem Fenster. Ergeben schloss sie die Augen. Einzelne Tränen liefen ihre noch übers Gesicht. Vereinzelt hickste sie auf. Dann beruhigte sich ihr Körper. Sie war eingeschlafen. Hiruma bemerkte, dass ihre Finger ihn freigaben. Ihre Augen waren geschlossen und ein paar einzelne Strähnen vielen ihr ins Gesicht. //Kekekekekeke. Wenn sie nach dem bisschen Aufregung schon einpennt, sollte sie dringend mal bei einem Training von uns dabei sein// dachte er belustigt. Seine linke Hand hob sich wie automatisch und schob die braunen Strähnchen dahin, wo sie hingehörten. Ihm kam ein altes Lied in den Sinn. »Es ist nur eine Phase, die mal kommt und wieder geht. Mach dir keine Sorgen, ich bin sofort wieder klar…« Nachdem ihr Gesicht wieder frei war, legte er seine Hand auf ihren Kopf. Ihre Haar fühlte sich sanft und geschmeidig an, ganz anders, als seines. Er genoss die Berührung, sah sie aber nicht mehr an. Stattdessen blickte er zur Decke. „Ich weiß es nicht.“ Sagte er laut in den stillen Raum. Seine Augen wurden wieder von der schlafenden Mamori auf seiner Brust angezogen. „Ich weiß es einfach nicht…“ flüsterte er leise und schloss die Augen. »Das sind nur Lügen und ich weiß genau, dass du die Wahrheit kennst…« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)