Ich und Ich von Naomi9 (Unser kleines Geheimnis) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5 Es war inzwischen Viertel vor Elf und ich war noch nicht fertig. Ich wollte gut aussehen! Es war der Geburtstag eines Freundes! Und außerdem würde Sven auch wieder da sein ... Ich wollte mich bei ihm entschuldigen, für das, was letzte Woche passiert war ... Letztendlich schaffte ich es doch noch, los zu kommen und stand um 23 Uhr vor dem Haus von der Adresse, die Lolli mir genannt hatte. Laute Musik schallte mir schon auf der Straße entgegen. Viele Leute waren draußen, mit Bechern und Flaschen in der Hand und unterhielten sich. Keiner schien mich richtig zu bemerken. Ich ging ins Haus und sah mich suchend um. "Mary! Endlich!" Melly sprang mir fröhlich entgegen. Sie zog mich mit sich durch das Haus auf der Suche nach Tüte, Mütze und Lemon. Mit ihnen zusammen wollten wir Lolli etwas schenken. Im Wohnzimmer standen und saßen viele Leute. In einer Traube von Mädchen stand ahnungslos der gute Tüte. Ich fragte mich immer noch wie er nicht merken konnte, wie beliebt er war, als ich einen Druck an meiner Hand spürte. Mellys Finger gruben sich in mein Fleisch. Mit einem zaghaften "Aua!" machte ich sie darauf aufmerksam. Erschrocken zuckte sie zusammen, ließ meine Hand los und entschuldigte sich sofort. Während ich noch meine Hand rieb fragte ich sie: "Warum sagst du ihm nicht, dass du auf ihn stehst?" "Weil er seit Jahren mein bester Freund ist!", rief sie aus. "Ja, und?", gab ich trotzig zurück, "Er steht doch auch auf dich!" "Ach, komm!" Melly zog mich ins Wohnzimmer, bahnte sich einen Weg durch die Mädchen und tippte Tüte auf die Schulter. Triumphierend hielt sie meine Hand hoch, und er verstand (natürlich) sofort. Mütze und Lemon waren zusammen hinten auf der Terasse. Wir holten das Geschenk. Eine Spardose in Form eines Autos, wo darauf geschrieben stand: Für dein Auto!!! Lolli besaß nämlich noch keines. In den Geldschlitz hatten wir einen großen Lollipop gesteckt. Lolli fanden wir in der Küche. Er freute sich wirklich über das Geschenk und lachte auch über den Lolli. Danach begrüßte er mich, und drückte mir gleichzeitig einen Cola-Korn in die Hand. Ich war froh, dass er mich nicht auf die Aktion letzte Woche ansprach. Ich hielt die ganze Zeit, als wir alle zusammen standen, schon Ausschau nach Sven! Ich sah ihn jedoch nicht. Nach einer dreiviertel Stunde hörte ich auf und widmete mich höheren Zielen: Ich wollte Melly helfen! Immerhin war sie meine beste Freundin und ich kann nicht mit ansehen, wenn sie traurig ist. Also setzte ich mich nach draußen und dachte scharf nach, was ich tun könnte. Sollte ich einfach zu ihnen hingehen und erzählen, das der jeweils andere in sie verknallt war? Oder sollte ich beide abfüllen? Nein, da fiel mir ein, das ich ja gar nicht so genau wusste, was Tüte von der Beziehung zu Melly hielt. Ihn zu finden war einfach. Einfach dahin, wo die meisten Mädchen waren! Natürlich ging ich nicht danach vor, aber trotzdem waren schon wieder mindestens sechs Mädchen um ihn versammelt. Tut mir ja nicht Leid, aber ich stör' euch einfach zu gern!, dachte ich und schaffte es doch tatsächlich Tüte loszureißen! "Was gibt es?", fragte er mich erwartungsvoll, als wir draußen standen. Na super, Mary!, dachte ich. Du hättest zumindest nachdenken sollen, wie du das Ganze angehst! "Es geht um Melly", fing ich spontan einfach mal an. "Wieso? Ist es was mit ihr? Wo ist sie denn? Braucht sie meine Hilfe?" Das lief ja besser als vermutet! So besorgt wie er klang musste ihm ja einfach was an ihr liegen! "Nun ja ...", druckste ich herum, "So ähnlich ..." "Was meinst du damit?" Tüte sah mich verdutzt an. "Tobias! Ich muss jetzt mal Klartext mit dir reden!", schoss ich hervor. Aufmerksam und überrascht zugleich schaute er mich an. Das ich ihn einfach so mit seinem normalen Namen ansprach, war er nicht gewohnt. "Was hälst du eigentlich von den Mädels, die die ganze Zeit um dich rumstehen?" "Ein paar sind ganz symphatisch ..." Klang nicht sehr überzeugend! "Würdest du mit einer von ihnen gehen wollen?", fragte ich schließlich ganz direkt. "Nun, ich möchte nicht sagen, dass ich diese Idee für abwegig halte, aber eigentlich hatte ich da schon jemand anderen in Aussicht ..." "Wen?" Natürlich fragte ich vollkommen unüberlegt, aber ich konnte meine Neugierde nicht zurückhalten. Tüte musterte mich von oben. Nach einer kurzen Pause fragte er mich dann: "Was hat das hier alles eigentlich mit Melanie zu tun?" "Kannst du dir das nicht denken?", fuhr ich ihn an. Er lachte kurz auf. "Ich kann mir so einiges bei deiner Fragerei denken, aber ich möchte mich lieber auf Tatsachen als auf Spekulationen beschränken, also?" Ich wusste, Melly würde mich umbringen, aber es war doch alles nur zu ihrem Besten! "Melly ist in dich verliebt! Hast du das denn noch nicht bemerkt? Wie sie dich anschaut? Wie sie deine Nähe sucht? Wie-" "MARY!", schrie jemand hinter mir auf. Mary, du bist tot!, war mein einziger Gedanke, als ich mich zu Melly umdrehte. Da stand sie. Wenn Blicke töten könnten! Adieu, Welt! "Warum hast du das gemacht?", fragte Melly atemlos. Man hörte, dass sie den Tränen nahe war und einen Kloß im Hals hatte. "Aber ... Ich dachte ... Ich wollte ... Ich meine es doch nur gut!", versuchte ich mich irgendwie zu retten. Doch es schien aussichtslos. "Wozu dieses Drama? Ich sehe den Grund für diese Tortour nicht!", mischte Tüte sich mit seiner unbeteiligten Stimme ein. Melly holte Luft um etwas zu sagen, aber ließ es wieder. Sie starrte auf den Boden und ich bemerkte wie sie anfing zu weinen. Gerade wollte ich hingehen und sie, trotz allem, versuchen zu trösten. Doch plötzlich ging Tüte an mir vorbei zu ihr hin und fragte: "Und warum weinst du jetzt?" Aber Melly antwortete nicht. Wie auch? Tüte hob ihren Kopf und küsste sie! Mir entfuhr ein leiser Freudenschrei. Mary, du bist gerettet! Und Melly hat endlich ihren Traumtypen! Tüte ließ von Melly ab und sie schauten sich tief in die Augen. Ich wollte das junge Glück nicht stören, also machte ich mich auf zu gehen, als ... "Mary! Entschuldige bitte! Ich ... na ja ... Du verstehst schon! Und ... Danke!" Ich drehte mich zu Melly und Tüte um, und hielt den Daumen in die Höhe. Drinnen stieß ich dann (ENDLICH MAL!!!) auf Sven. Nach dem Ereignis gerade lief ich noch mit einem dicken Grinsen durch die Gegend. "Was hast du denn getrunken?", fragte er mich scherzhaft zur Begrüßung. Ich lachte kurz und antwortete: "Den Grinseschnaps!" Ich wusste nicht, wieso ich das sagte, aber im Moment war es mir auch egal. "Aha ... Davon will ich auch was!" "Ich bin egoistisch! Hab schon alles ausgetrunken!" Wir unterhielten uns eine Weile. Er erzählte mir von einer Beach-Party, die in zwei Wochen am Hippo-See stattfinden sollte. Der Hippo-See (eigentlich Nixensee) war der See, der an HepBo angrenzte. Aus HepBo entstand bei den Jugendlichen natürlich ganz schnell Hippo. Die Party war eine Art Sonderaktion von der SvInKa-Disco. "Willst du mit mir hingehen?", fragte er mich. "Ja klar!", platzte ich heraus. "Cool!", grinste Sven. Mein Lieblingslied kam und ich zog Sven auf die Tanzfläche. Inzwischen war es schon normal, das wir miteinander tanzten. Wir tanzten einige Lieder durch. "Ich hol uns mal was zu trinken. Was möchtest du?", fragte er irgendwann. "Ein Cocktail! Such du einen aus, den du mir geben würdest!", sagte ich und grinste ihn an. Als Sven weg war kam Lolli auf mich zu. Ich dachte, nicht schon wieder die Show. Ich hatte die Befürchtung, er würde das gleiche, wie letzte Woche abziehen. "Mary ich müsste unbedingt mal mit dir reden. Lass uns an einen ruhigeren Ort gehen", sagte er und zog mich mit. "Was soll das?!", sagte ich ein wenig agressiv, "Willst du mir jetzt wieder vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe? Das, was letztes Wochenende war, hat mir gereicht!" "Nein das will ich nicht. Es ist etwas anderes. Etwas, was ich schon sehr lange mit mir rumtrage.", sagte Lolli ganz ruhig, aber in einem sehr ernsten Ton. Er führte mich in den ersten Stock. Es war ein nicht gerade kleines Zimmer, in welchem wir uns letztendlich befanden. "Ist das dein Zimmer?", fragte ich, von dem Zimmer ganz fasziniert. "Ja, das ist mein Reich!", antwortete Lolli sichtlich stolz. "Es sieht nicht gerade aus, wie ein typisches Jungen-Zimmer!", schoss es aus mir heraus. Das Zimmer war sehr ordentlich. Der Boden war mit dunklem Laminat belegt. Die Möbel waren alle sehr modisch. Das Bett war aus Metall, der Schreibtisch, der Schrank und eine Kommode waren aus weiß lackiertem Holz. Der Couchtisch war ebenfalls weiß mit einer Glasplatte eingearbeitet. Das Zimmer war weiß, nur eine Wand war dunkelrot gestrichen. Vor ihr stand eine weiße Couch. Das ganze Zimmer war wunderbar dekoriert. Es war ein echter Traum!!! Ich entdeckte ein Bild. Es stand auf der Kommode. Ich ging hin und sah es mir an. Auf dem Foto waren Lolli, da noch etwas jünger, und ein kleines Mädchen, ungefähr 6, zu sehen. "Ist sie deine kleine Schwester?", fragte ich, neugierig wie ich war. "Ja!" Eine ziemlich kurze Antwort, dachte ich. "Sie ist echt süß!", sagte ich um das Gespräch voranzutreiben. Es beunruhigte mich etwas , alleine und ohne etwas zu sagen, mit ihm in diesem Zimmer zu sein. "Nicht so süß wie du!", hörte ich Lolli flüstern. Er stand direkt neben mir, nahm mir das Bild aus der Hand und stellte es auf seinen alten Platz zurück. Dann strich er mit seinen Händen über mein Haar, umfasste meinen Kopf und küsste mich ganz zärtlich. SVEN! Das war mein einziger Gedanke in diesem Moment. Ich wandte meinen Kopf ab. Lolli sah mich an: "Mary! Was..." Er versuchte es noch einmal. Jetzt schuppste ich ihn zur Seite. "Torben!", schrie ich, "Was soll das? Lass mich in Ruhe!" Die Tür sprang auf. Da stand er. SVEN! "Ist dir was passiert? Du hast so geschrien!", sagte er besorgt und ganz außer Atem. Er sah mich an und blickte dann zu Lolli. Er hatte einen vorwurfsvollen Blick aufgesetzt. Er schien sich wirklich Sorgen zu machen. Ich wollte jedoch nur weg. Schnell rannte ich an den beiden vorbei und merkte nur, wie ich Svens Arm strich. Hinter mir hörte ich Lolli sagen: "Die ist auch manchmal komisch!" "Ich mag sie!", sagte Sven darauf. "Was hast du ihr getan?" Diese Worte von Sven zu hören machte mich irgendwie glücklich. Ich lief über den Flur und hastete die Treppe hinunter. An der Garderobe griff ich nach meiner Jacke. Da waren sie schon wieder! TRÄNEN! Ich fing an, sie zu hassen! "Mary! Warte! Was ist denn los?", hörte ich Melly rufen. Ich sah mich nur kurz um. Dann öffnete ich die Haustür. Ich rannte! Ich hatte keine Ahnung, wohin ich lief! Ich war einfach nur froh, weg zu sein! Weg von der Party ... und ... weg von LOLLI! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)