Teardrop [Spoiler] von Resi ================================================================================ Kapitel 1: Teardrop ------------------- Wie lange habe ich ihn schon nicht mehr gesehen, nicht mehr gehört, gar gespürt? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, eine Ewigkeit voller Einsamkeit. Ich warte schon tagelang, nächtelang, will einfach nur sein Lächeln wiedersehen, doch ich selbst stehe mir dabei im Wege. Langsam glaube ich, einen Fehler begangen zu haben. Seit so langer Zeit wandle ich nun hier in der Dunkelheit umher, fern von Wärme, Geborgenheit... von Judai. Doch ich bin diesen Deal eingegangen, um ihn und die anderen vor einer schrecklichen Katastrophe zu beschützen. Nun sitze ich hier, allein, wenn man es so nennen kann. Ich tue Dinge, die ich nicht will, die ich bereue, doch ich bin zu schwach. Zu schwach um etwas zu unternehmen, sagen zu können, dass es mir gut geht, denn so ist es nicht. Ich gehe weiter den dunklen, kalten Pfad entlang. Kein Licht ist zu sehen, doch ich gehe immer weiter, bin wie besessen, nicht ich selbst. Meine Stimme geht in der Stille unter, hallt nicht zu mir zurück, kein einziger Ton. Eine Stimme. Lauter, durchdringender als alles andere, was ich je gehört habe, ertönt. Sie sagt mir, ich solle losziehen, Judai finden, ihn verletzen, doch ich will nicht. Gegen meinen Willen schreite ich voran, bin bereit demjenigen Schaden zuzufügen, der mir wichtiger ist als alles andere auf der Welt. Wo bin ich? Wieso bleibe ich nicht stehen?! “Johan...“ Wer ist das? Die Person ruft zwar nach mir, weint, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch ich gehe unbeirrt weiter, nehme nichts mehr wahr, bin nicht in der Lage zu fühlen. Die Stimme klingt schwach, so, als habe sie fast all ihre Kräfte verbraucht. Wenn ich könnte, würde ich ihr antworten, doch es bleibt mir verwehrt. Wohin gehe ich? Meine Gedanken werden von falschen überschattet, vernebeln meine Sinne, ich bin Willenlos. Höre wieder meinen Namen, kann nichts tun. Ich friere, habe Angst, schlafe dann ein. Dann ein Licht. Ich sehe mich um, spüre etwas, weis nicht was es ist, doch es kommt mir so vertraut vor. Die Stimme in meinem Kopf befiehlt mir, zu kämpfen. Doch gegen wen? “Komm zu dir, Johan!“ Wieder diese Person, ihre Stimme wird klarer, doch ich kann mich nicht an den Namen erinnern. Anscheinend habe ich ihn einfach vergessen. Das ist der Preis den ich zahlen musste, als ich hierher kam. Mein Gedächtnis schwindet langsam, raubt mir meine teuersten, liebsten Erinnerungen. Verzweiflung. Ich möchte mich erinnern, möchte wissen, wer nach mir ruft, sich so sorgt, meinen Namen so zärtlich spricht. Ich lache, spüre, wie ich Energie in mich aufnehme, eine so reine Energie, wie sie kaum jemand besitzt. Ein Ort kommt mir in den Sinn, macht mich glücklich. Plötzlich ein stechender Schmerz in meiner Brust. Es ist so, als dürfte ich nicht an ihn denken, werde schwächer. Ich schließe meine Augen, versuche sein Gesicht zu erkennen. Umrisse. Es wird ein wenig klarer, verschwindet jedoch, als diese kalte Stimme zurückkehrt, Befehle erteilt. Ich soll ihn... vernichten? Egal wie sehr ich mich wehre, versuche ihn zu rufen, mich aufzuhalten... es ist hoffnungslos. Es geht immer weiter voran, verletzt ihn, raubt ihm seine Energie, doch er gibt nicht auf. Plötzlich dieser Name. Judai. Ich erinnere mich wieder, spüre seine Wärme wieder ein wenig, aber die Dunkelheit versperrt mir den Weg zu ihm. Wieder ein Schmerz, größer als jeder zuvor. Ich will zu ihm. Er muss wirklich leiden. Die Stimme aus meinem Kopf fängt an, mit meiner Stimme zu Judai zu reden. Sie gibt ihm die Schuld an allem. Schuld daran, dass er zu schwach ist, seine Freunde nicht beschützen kann, nichts richtig macht. Das stimmt einfach nicht. Ich versuche mich zu wehren, will ihn beschützen, mich am liebsten selbst schlagen. Diese Stimme bekommt einen Namen, Judai scheint sie zu kennen. Yuberu. Er sagt ihren Namen, bekommt eine Antwort mit meiner Stimme, wird nur noch mehr verletzt. Ich will raus! Ein helles Licht erhellt die Dunkelheit als ich versuche nach Judai zu rufen, bekommen noch immer keinen Ton heraus, bin Gefangener meiner Selbst. Ich kann ihn sehen, bin ihm so nah, will meine Hand nach ihm ausstrecken. Vergebens. Er duelliert sich weiter, verliert immer mehr Lebenspunkte, mit diesen immer mehr Energie. Plötzlich sieht er zu mir auf. Wieso? “Ich hole dich da raus Johan, ich hoffe du kannst mich hören!“ Judai will mir immernoch helfen, nach alldem, was ich getan habe, will er mir helfen. Doch was meint er mit herausholen? Aus der Dunkelheit die mich schon so lang gefangen hält? Yuberu spricht zu ihm. Sie soll aufhören, ihn in Ruhe lassen. Ich bin machtlos. “Du bekommst seine Seele nicht aus meinem Monster heraus. Der dunkle Regenbogendrache ist zu mächtig für dich!“ Meine Seele? Was ist nur passiert, als ich damals versucht habe, die Akademie und meine Freunde zu retten? Ich kann mich nicht erinnern, doch es scheint so, als wäre meine Seele in eine meiner Karten übergegangen, anders ist es nicht zu erklären. Ich stutze. Also hat Yuberu mich nur benutzt, hatte nie vorgehabt, Judai in Ruhe zu lassen? Mit einem mal kehren meine Erinnerungen zurück, ich erinnere mich an den Deal. Das Versprechen das ich Yuberu gab, war, ihr meine Seele zu überlassen, wenn sie die Akademie und all die anderen aus der anderen Dimension holte, sie wieder auf die Insel zurückbrachte. Wie konnte ich ihr so blind vertrauen, nach der ersten, einfachsten Möglichkeit greifen, meine Freunde zu beschützen? Die Lebenspunkte Yuberus verringerten sich erneut. Wieder trifft auch mich ihr Schmerz. Judais Stimmte erklingt “So, ich werde dieses Duell jetzt beenden...“ Sein Tonfall ist... traurig? Was hat er nur vor? Ich hasse mich dafür, ihm nicht beistehen zu können, ihm nur dabei zuschauen zu können, wie er zu helfen versuchte. Er spielt eine Karte. Wunderfusion! Wieder ein helles Licht, es ist, als würde mich dieses in sich aufnehmen. Ich werde Ohnmächtig. Als ich wieder ein wenig zu mir komme, sehe ich in zwei wunderschöne braune Augen, weiß, dass es Judais sind, doch irgendetwas ist merkwürdig, stimmt nicht. Es ist, als würden sie Kälte ausstrahlen, lassen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ich fühle mich so schwach, kann kaum noch sprechen. Mir fällt auf, dass wir beide noch immer die Bio-Belts tragen, die Cobra uns vor langer Zeit angelegt hat. Plötzlich fällt ein einzelner Tropfen auf mein Gesicht. Judai, welcher mich in seinen Armen hält, versucht, sein Gesicht vor mir zu verbergen, doch ich sehe genau, was los ist. Er weint wieder. Aber wieso, ich bin doch hier!? Während ich so weiterdenke, bemerke ich nicht, wie mein Bio-Belt immer weiterleuchtet, mir anscheinend immer mehr Energie entzieht. Ich werde müde. Mit glasigen Augen sieht der Braunhaarige tief in meine, versucht zu lächeln. Ich habe ein ungutes Gefühl. “Yuberu hatte recht, ich kann meine Freunde nicht beschützen. Ich sitze hier, halte dich im Arm, sehe dich an. Wieso verliere ich ausgerechnet dich, Johan?! Ich Liebe dich doch mehr alles andere auf der Welt...“ Mein letztes bisschen Energie ist dabei, meinen Körper entgültig zu verlassen, weitere Tränen befeuchten mein Gesicht, wärmen meinen bewegungsunfähigen Körper noch ein letztes mal. Ich bin nicht mehr stark genug, um ihm zu antworten, noch einmal „Ich liebe dich auch“ zu sagen, lächle ihn nur an, versuche ihm so zu danken. Er kommt meinem Gesicht näher, legt seine Lippen auf meine, schenkt mit diesen letzten Kuss, dann schlafe ich ein... Für immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)