Die Augen des Pharaos von grummel_chan (Atemu X Seth) ================================================================================ Kapitel 17: Schmerz ------------------- Kapitel XVII "Mein Sohn" Atemu sah sich verwirrt um. Wo war er? Er blinzelte gegen die stark scheinende Sonne und hielt sich schützend eine Hand vor Augen. "Wo bin ich?", fragte er ins Ungewisse. Es kam ihm hier so... gar nichts bekannt vor, außer der Stimme.... Plötzlich vernahm er ein Rascheln hinter sich und drehte sich um. Mit schockgeweiteten Augen sah er hinter sich, rieb sich, um sicher zu gehen, noch einmal über die Augen. "Rah?... Und.... Vater?" Er konnte es nicht glauben. War er tot? Rah lächelte ihn sanft an und sofort beruhigte sich Atemu. "Nein mein Sohn, du bist nicht tot, lediglich erschöpft und kraftlos zur Zeit." Die beiden Männer gingen auf den Pharao zu. "Aber, wenn ich nicht tot bin, warum sehe ich euch dann?" Akunamkanon hatte seinen Sohn zuerst erreicht und schloss diesen in seine Arme. "Atem.... dank Rah's Macht konnten wir zu deinem Bewusstsein vordringen und nun mit dir sprechen. Wir sind in deinem Seelenraum." Instinktiv schmiegte Atemu sich in die Arme seines Vaters und bemerkte, dass er dieses Mal wesentlich mehr von ihm wahrnehmen konnte, als beim letzten Mal. "Seelenraum?" Atemu ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. "Und,... wofür ist dieser Seelenraum?" "Na was meinst du wohl mein Spatz?", kam eine Stimme, etwas seitlich von ihm, auf ihn zu. Wie vom Donner gerührt blickte er in die Richtung. "Mama?" Arithâ nickte nur und Freudentränen benetzten ihre Wangen. Atemu schälte sich aus der Umarmung seines Vaters und rannte wie ein geölter Blitz auf seine Mutter zu und warf sich ihr in die Arme. "Mama!" Er konnte es kaum fassen. Tief inhalierte er ihren Duft und suchte ihre Nähe. Lächelnd strich Arithâ ihrem Sohn über den Kopf und sah Rah dankbar an. "Ihr fehlt mir so" Atemus Stimme war ein ersticktes Flüstern, da er versuchte die Tränen, die in seinen Augen brannten, hinunter zu schlucken. "Ich weiß Atem, und ich würde wirklich alles dafür tun, dass wir wieder bei dir sein könnten, aber es geht nicht. Sei stark mein Schatz." Die Stimme seiner Mutter lullte ihn ein und er konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Haltlos schniefte er und weinte. Weinte, als würde es kein Morgen mehr geben. Weinte sich alles von der Seele. Akunamkanon zerriss es fast das Herz seinen Sohn so zu sehen. "Ati, nis weinen." Atemu blickte neben sich und schlug sich die Hand vor den Mund. "Atem-nu" Der Kleine grinste ihn frech an, war wahrlich noch immer derselbe Sonnenschein wie früher. "Smuuuusen", jauchzte der Kleine und schmiss sich Atemu in die Arme, welcher ihn sofort fest an sich drückte und am Liebsten nie wieder los gelassen hätte. "Aber...was hat das zu bedeuten, wenn ihr mich hier antrefft? Steht mir irgendetwas bevor?", fragte er unsicher und tränenverschmiert in die Runde und hielt weiter seinen kleinen Bruder fest. "Atemu...", begann nun Rah, "das, was du heute erfolgreich abwenden konntest war erst der Anfang. Es wird weitaus schlimmer werden, so viel kann ich dir verraten. Du darfst deine Kräfte nicht so unbedacht einsetzen, das Volk vertraut dir und braucht dich." "Aber, was bedroht Ägypten denn nur?" Rah schüttelte nur den Kopf. "So leid es mir tut mein Sohn, ich kann es dir nicht sagen. Eigentlich dürfte ich dir noch nicht einmal in diesem Maße unter die Arme greifen. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen." Atemu maß ihn mit den Augen, der Gott presste die Lippen aufeinander. "Dann frage ich dich, oh großer Rah: warum betreibst du dann diesen Aufwand um mir zu helfen, was du ja scheinbar gar nicht dürftest, obwohl du doch der höchste aller Götter bist?" Atemu fühlte sich irgendwie verraten und missbraucht. Erst hieß es er sei 'anders' als die anderen Pharaonen, sollte Dinge verrichten die noch keiner vor ihm getan hatte und nun war es auch wieder nicht gut genug. Er war es ja scheinbar noch nicht einmal würdig, dass man ihm half, da er ganz auf sich allein gestellt war.... Rah seufzte nur. Er konnte es Atemu nicht sagen, auch wenn er es gerne gewollt hätte, aber er musste an die Zukunft denken,... "Atemu, ich kann dir darauf eben keine Antwort geben. Nimm es hin, dein Gott befiehlt es dir so!", sprach Rah nun in einer autoritären Stimme, die niemand der Königsfamilie je gehört hatte. "Wie Ihr wünscht, Rah.", antwortete er ergeben und blickte seinen Gott nicht an, verbarg die neuerlichen Tränen, die sich in seinen Augen sammelten durch ein gesenktes Haupt. "Wenn das alles war, was Ihr mir zu sagen hattet Rah, wünsche ich, dass Ihr mich wieder allein lasst und ich in das reale Leben zurück kehren kann." Man hörte die Enttäuschung und die Bitterkeit in Atemus Worten als er zu Rah sprach. "Rah..." Arithâ ging auf ihn zu, doch dieser winkte nur ab. Das war alles ganz anders gelaufen als er es vorgehabt hatte. Er schalt sich einen Narren. Er wusste doch wie sensibel Atemu reagierte und trotzdem erteilte er ihm Befehle wo er ihm sonst immer nur Ratschläge gegeben hatte... Atemu stand auf, setzte Atem-nu ab und ging. Verließ die Anwesenden ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Wohin er ging wusste er nicht und auch nicht, ob die Anderen noch da waren oder nicht, denn eigentlich war es ihm egal geworden. Irgendwann, er wusste nicht wie lange er nun schon unterwegs war, gelangte er an eine Tür und öffnete diese. Er trat auf einen Flur aus kargen Steinen hinaus. Hinter sich schloss er die Tür und somit ließ er seine Familie und Rah wo sie waren. Er wollte sie nicht sehen. Nach Möglichkeit nie mehr.... Währenddessen war die Leibgarde des Pharaos auf dem Weg zurück zum königlichen Palast. Seth durchströmte die Vorfreude darauf, seinen Pharao wieder zu sehen. Er sehnte sich nach ihm. Seufzend jedoch musste er sich eingestehen, das, bis zu ihrem Wiedersehen, wohl noch einige Zeit ins Land ziehen würde, da der Weg durch die Wüste nun mal seine Zeit brauchte. Und da er Zeit hatte, grübelte er über Atemus Tun nach. Es war erstaunlich wie der Pharao es schaffte, über die Weiten des Landes hinweg eine Nachricht an die Feinde zu senden, und das.... Sein Blick fiel auf den Millenniumsstab. Was beherbergten diese Artefakte wohl noch für Kräfte? Er selbst wusste ja, dass das Gold des Pharaos die Kräfte seiner Leibgarde verstärkte, aber dass es scheinbar eine solche Macht besaß... es war erstaunlich. Allerdings spürte er auch den bitteren Nachgeschmack auf der Zunge, wenn er an die Herstellung eben jener Gegenstände dachte. "Akunadin dieser...", knurrte er und konnte noch immer nicht glauben, dass er es tatsächlich gewagt hatte, während der Zeremonie der Herstellung, dunkle Magie herauf zu beschwören, sodass diese mit in die Gegenstände einfließen konnte. Er spürte die pure Boshaftigkeit in den Gegenständen pulsieren, doch noch schienen sie unter Kontrolle zu sein. Er blickte wieder nach vorn, in die endlos scheinende Wüste und sehnte sich nach seinem König. Einige Tage später erreichten alle nach und nach den Palast. Als Letzter erschien Seth, da er den weitesten Weg zurückzulegen hatte. Er war froh, als er endlich vom Pferd steigen und in den Schatten des Palastes fliehen konnte. Sämtliche Leute verbeugten sich vor ihm, was er mittlerweile gar nicht mehr gewohnt war. Als sein Zimmer in Reichweite kam seufzte er zufrieden. Jetzt würde er erst mal ein Bad nehmen und dann würde er den Pharao suchen. Atemu hingegen saß auf seinem Thron und hörte die Bittsteller des heutigen Tages an. Seit der Sache vor ein paar Tagen mit Rah war seine Laune nicht gerade sonnig, so, wie man es sonst von ihm gewohnt war. Er wirkte herrischer und auch die Minister wagten sich nicht, ihm bei Verhandlungen zu widersprechen. Als auch der letzte Bittsteller nun ging seufzte er und ließ sich in den Thron sinken. Am Liebsten hätte er hier und jetzt seinen Kummer hinaus geschrien und geweint, doch keine Träne kam aus seinen Augen. Die Tür ging auf und Atemu setzte sich wieder aufrecht, königlich hin. "Isis...?", fragte er verwirrt. Sie war bereits seit drei Tagen wieder im Palast und alles Wichtige war besprochen worden. Er hatte ihnen eine Auszeit befohlen, was also machte sie hier? "Pharao", sie verneigte sich kurz, ehe sie sich wieder aufrecht hinstellte und ihn ansah. "Ich habe gehört dass Seth wieder da ist." Bei dieser Bemerkung konnte sie feststellen, dass Atemus Augen kurz aufflackerten. "Aber was machst du hier, Isis? Ich kann mich erinnern euch beurlaubt zu haben." Isis seufzte. Das ihr König sie auch immer so schnell durchschauen konnte... "Ihr habt Recht. Ich bin hier, weil die Kette mir etwas zeigte." "Und was, Isis?" "Die Aufständischen haben sich dazu entschlossen in Ägypten zu leben. Ihr habt ihnen imponiert und nun glauben sie wirklich, ihr seid der Sohn eines Gottes. Ich dachte nur, dass es euch interessieren würde." Sie lächelte ihn an und auch Atemus Züge glätteten sich und ein kleines Lächeln tauchte auf seinen Zügen auf. "Ich danke dir Isis. Und nun zurück zum Faulenzen. Ich kriege das schon allein hin." Damit stand er auf und verließ den Thronsaal. Weg von Isis. Weg von den Pflichten. Weg von allem. Als er sein Gemach betrat wies er die Wachen an "Ich möchte nicht gestört werden, sollte jedoch einer der Leibgarde kommen, so lasst sie ein." Die Wache nickte nur und Atemu floh in ein erfrischendes Bad um seine Nerven zu beruhigen. Er wollte es nicht zu geben, aber es nahm ihn ganz schön mit, dass Rah ihm nicht wirklich traute. Als er merkte, wie die Tränen seine Wange benetzten, tauchte er unter und schloss die Augen, genoss die Stille. ~*~tbc~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)