Die Augen des Pharaos von grummel_chan (Atemu X Seth) ================================================================================ Kapitel 8: Das Wiedersehen -------------------------- Kapitel VIII Am nächsten Morgen erwachte Atemu und fühlte sich, als hätte er tagelang nicht mehr geschlafen. Warum auch immer er sich so fühlte. Schließlich war er doch gestern zeitig ins Bett gegangen. Mühsam schwang er die Beine aus seinem Bett und gähnte erst einmal herzhaft, auch wenn die Wachen, die in seinem Zimmer postiert waren, dies mit bekamen. Es störte ihn nicht, immerhin war auch er nur ein Mensch, auch wenn sein Volk etwas Anders dachte. Sie sahen ihn als einen stellvertretenden Gott, obwohl er nur ein Monarch war, wie es ihn Jahrhunderte später wahrscheinlich auch geben würde. Aber für die Ägypter, war er ein Sohn Ra‘s, und nicht der Sohn Akunamkanons. Allein der Gedanke an seinen Vater, ließ ihm Tränen in die Augen steigen, doch er durfte keine Schwäche zeigen. Er war für das Wohlergehen einer ganzen Nation verantwortlich. Was seine Bedürfnisse anbelangte, so mussten diese warten. Ein tröstendes Wort, eine Umarmung, die mehr als tausend Worte sagen und bedeuten konnte, all die Kleinigkeiten des Lebens verwehrte man ihm, weil er der Pharao war. Und ein Pharao zeigte nun mal keine Schwäche! Zumindest seinem Volk gegenüber nicht, aber wem konnte er seine Schwäche schon anvertrauen? Seinen Bediensteten? Die Leute, die seine Berater waren? Wohl kaum. All jene, die sich ihm als Freunde vorstellten, waren in Wahrheit nur solche, die darauf aus waren, in der Gunst des Pharaos zu stehen und dadurch eventuell ein Amt übertragen bekamen, das ihnen gerecht wurde. Doch nicht unter Atemus Regentschaft. So jung er auch sein mochte, sein Vater hatte ihn schon früh genug vor diesen Leuten gewarnt und als er noch der kleine Prinz war, der ab und zu den Verhandlungen beiwohnen durfte, hatte sein Vater ihm die Gesichter derer gezeigt, die genau dies vor Augen hatten: Macht durch den Pharao erlangen. Seufzend erhob er sich von seiner Schlafstätte und fragte sich, warum er jeden Morgen mit solch düsteren Gedanken erwachte. Allmählich hatte er sich doch schließlich an die Tatsache gewöhnt, nie wieder von seinen Eltern geweckt zu werden, nie wieder die Hand seines Vaters auf dem Kopfe fühlend, die ihm die widerspenstige Frisur verwuscheln wollte. Nie wieder in den Armen seiner Mutter liegen, wenn er sich nicht wohl fühlte, oder Angst vor etwas hatte. Und auch nie wieder mit seinem kleinen Bruder Atemnu spielen… „Guten Morgen, werter Pharao.“, sprach eine seiner Dienerinnen mit gesenktem Haupt und führte ihn wie jeden Morgen in das angrenzende Bad. Ja, der Alltag hatte ihn wieder eingeholt. Einige Zeit später stand er, in seiner Pharaonentracht, in seinem Gemach, welches er anschließend verließ, um in den Thronsaal zu gehen, seine Diener dicht hinter ihm. Auf der Hälfte des Weges, stieß sein derzeitiger Berater, fröhlich wie jeden Morgen, zu ihnen. „Guten Morgen.“, kam es gut gelaunt, was Atemu mit einem genuschelten „Gleichfalls.“, quittierte. „Heute stehen wieder einige Audienzen des… Volkes an.“, erklärte ihm sein Berater mit Verachtung in der Stimme. Und Atemu platze so langsam aber sicher der Kragen. Mittlerweile waren sie im Thronsaal angekommen, und Atemu nutzte die Gelegenheit, da die ersten Bürger bereits versammelt waren. Mit lauter und erhabener Stimme wandte er sich dem Berater zu und sprach: „Was um alles in der Welt ist so schlimm daran, wenn ich mir die Belange des Volkes anhöre? Nicht ich arbeite tagtäglich für das Überleben, sondern das ägyptische Volk tut es. All jene, die hier fleißig arbeiten, darum bemüht sind, ihre Äcker zu bewirtschaften und darauf hoffen, dass der Nil es gut mit uns meint, Jahr für Jahr. Wir hier im Palast haben das reinste Luxusleben.“ Mit einem Lächeln wand er sich den Bürgern zu. „Habe ich nicht recht? Sprecht bitte das aus, was ihr darüber denkt.“ Ein Mann mittleren Alters trat hervor und verneigte sich zugleich tief vor Atemu. „Ja, Hoheit, ihr habt recht. Wir geben täglich unser Bestes für eine glorreiche Zukunft unseres schönes Landes. Aber ihr Herr, ihr seid derjenige, für den wir all die Strapazen auf uns nehmen. Ihr weist uns den Weg, seid Gnädig, wenn es um die Steuern geht. Ihr seid wirklich gütig Herr. Wir können den Göttern danken, dass sie uns so jemanden, wie euch geschickt haben.“ „Alles Quatsch! Pharao, dieser Mann versucht nur, sich mit euch gut zu stellen, damit er weniger Abgaben hat!“ „Aber nein…“ „Haltet den Mund, Fremder!“, brüllte der Berater. „Der Pharao entscheidet, wann ihr zu sprechen habt, und nicht ihr!“ „Irrtum.“, sagte Atemu angriffslustig. „Du bist derjenige, der sich hier aufspielt, als hätte er mein Amt inne. Und ich weiß nicht, was dich dazu befähigt, diesem Mann den Mund zu verbieten.“ „Aber Herr…“ „Nein! Du hältst jetzt den Mund!“, wies er seinen Berater an, und zu dem Bürger gerichtet: „Ich muss mich für meinen Berater entschuldigen. Er scheint vergessen zu haben, wie das Leben außerhalb des Palastes ist.“ Eine Pause entstand, in der sich niemand traute etwas zu sagen, während Atemu durch den Saal schritt. „Ich denke, ihr werdet die Bürger am Besten verstehen, wenn ihr selbst eine Mondphase außerhalb der Palastmauern arbeitet.“, sagte er seinem Berater mit einem Lächeln. „Mit Verlaub Herr, aber wer wird dann seine Arbeit hier im Palast übernehmen?“, fragte ein anderer seines Beraterstabes. Auch diese Frage tat Atemu mit einem Lächeln ab. „Natürlich dieser Mann.“ Mit einer Handbewegung deutete er auf den Mann, der zuvor Lob und Dank für Atemus Arbeit verteilte. Eine große Unruhe entstand im Saal, und sein soeben degradierter Berater, wurde ganz rot vor Wut. „Herr! Das könnt ihr nicht tun!“, begann er sein Klagelied, welches Atemu mit einem „Schweig. Du weißt ich kann, ich bin der Pharao.“, unterband. Der Bürger räusperte sich, ehe er Atemu um die Erlaubnis sprechen zu dürfen, bat. Mit einem Nicken erlaubte er ihm die Bitte. „Pharao, ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn ich in eurem Beraterstab arbeite. Ich habe von diesen Dingen keine Ahnung. Ich bin zudem ein einfacher Mann. Ich kann nicht lesen und ich bin mit dem Gemüseanbau vertraut und….“ Atemu ging auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter, was er eigentlich nicht hätte tun dürfen, aber seit er Pharao geworden war, hatte er so manche Regel missachtet… „Mach dir keine Sorge. Lesen kann man lernen, und auch die Arbeit hier im Palast ist erlernbar. Gehe nun, und teile deiner Frau mit, dass du ab morgen im Palast arbeiten wirst, und sie für die Ackerarbeit eine Hilfe bekommt, über die sie frei verfügen darf.“ „Ihr meint…?“ „Ja. Deine Frau darf über diesen Berater befehlen. Wenn sie sagt, er solle die Äcker pflügen, wird er die Äcker pflügen. Verstanden?“ Sowohl der einfache Mann aus dem Volk, als auch sein bis gerade eben Berater nickten, und beide gingen aus dem Thronsaal. Unter den Beratern gab es noch immer großes Getuschel, allein deshalb, weil niemand wusste ob es Recht und Billig war, ein Mitglied des Beraterstabes einfach sein Amt für einen Monat zu entziehen und dieses Amt dann einem Wildfremden zuteilen zu können, der dazu noch aus dem Volk kam! „Gibt es irgendwelche Einwände?“, fragte der Pharao mit einem erneuten Lächeln auf den Lippen. Der Beraterstab gab ein allgemeines Kopfschütteln als Antwort, was Atemu mit einem Nicken vernahm. „Gut, dann können wir ja jetzt mit den Audienzen beginnen.“ Seth währenddessen war seinem Ziel sehr nahe. Die Nacht war er durchgeritten, um die Wüste so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. In einem halben Tag würde er Kemet [der ägypt. Name für Ägypten], erreichen. Und er war gespannt, wie der Pharao seine Ankunft auffassen würde. Atemu legte um den Mittag eine Pause ein, die er allen Ägyptern während des Hochstands der Sonne, gewährte. So nutzte er die Zeit, um in den Palastgarten zu gehen und seine Oase zu genießen. Er hatte sich seit dem Tod seiner Familie darum bemüht, alles so zu belassen, wie es einst war. Natürlich hatte er hier und da einige Pflanzen zurück schneiden müssen, oder hatte auch einige umgepflanzt, damit sie mehr bzw. weniger Sonne bekamen. Aber im Großen und Ganzen, war alles wie damals. Und es sollte so bleiben. Deswegen verwehrte er auch seinen Beschützern, den Garten zu betreten. Hier war er für sich, ein Ort, an dem er Atemu sein konnte und nicht der große Pharao, den alle in ihm sahen. Auch er war, wie all die Anderen in seinem Volk, ein Mensch. Allerdings war er in die Herrscherfamilie geboren worden und nun zum Oberhaupt Ägyptens gemacht worden. Alles, aber auch alles, musste von ihm genehmigt werden. Seufzend ließ er sich in das weiche Gras fallen und genoss es, wie die Sonne seine Haut erwärmte und ein angenehmes Gefühl hinterließ. Hier war es so, als würden alle Bürden von ihm abfallen, als könnte er wieder frei atmen. Er wusste, dass er sich nicht so anstellen durfte, aber dennoch war er den Job als Pharao manchmal mehr als müde. Er liebte es, den Geschichten des Volkes zu lauschen, um zu erfahren, wie das Leben außerhalb so war. Seit dem Attentat auf seine Familie, hatte man ihm ans Herz gelegt, den Palast so lange nicht zu verlassen, bis man den Täter gefunden hatte. Allerdings glaubte er nicht, dass der Täter unter seinem Volk war. Es musste jemand von außen gewesen sein, der die Sitten kannte, der vielleicht sogar einmal hier gewohnt hatte. Ein leises Räuspern veranlasste ihn sofort dazu, wieder in die Rolle des Pharaos zu schlüpfen, und sich von seinem Platz zu erheben. Er ging auf den Zugang zum Garten, bzw., zurück in den Palast zu, an dem eine seiner Dienerinnen stand, und den Kopf gesenkt hatte. „Pharao, ihr habt Besuch.“, verkündete sie unterwürfig, und Atemu rollte die Augen. Wenn er das Gesetz nicht bald geändert bekam, würde er noch vor Wut schäumend durch den Plast irren. Gott, war er so hässlich, dass man ihn nicht anschauen durfte? „Danke.“, richtete er seinen Dank an die Frau und unterließ es geflissentlich, seine Wut die Oberhand gewinnen zu lassen. Stattdessen machte er sich auf den Weg, zurück zu seinem Thronsaal zu kommen. Dort angekommen, staunte er nicht schlecht, als er einen breiten Rücken, in feinster blauen Seide, erblickte. Als hätte Seth Atemus Gedanken gehört, drehte er sich zum Pharao um, und lächelte ihn voller Freude und Dankbarkeit an. „Pharao Atemu“, eröffnete er, sah ihn dabei direkt an, ehe er sich eines besseren besann, und den Blick senkte, „lange ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich hoffe, ihr habt den Verlust eurer Familie einigermaßen verkraftet, was glaube ich nicht der Fall ist.“ Atemu verkniff sich eine Anmerkung, ärgerte es ihn doch, dass Seth, obwohl sie sich 24 Monde lang nicht gesehen hatten, besser um sein Innerstes Bescheid wusste, als diejenigen, die tagtäglich um ihn waren. „Ich freu mich, euch mitteilen zu können, dass ich gestern meine Weihe empfangen habe, und nun darauf hoffe, euer Hohepriester werden zu können.“ „Du… hast die Weihe erst gestern empfangen, und bist heute schon hier? Was ist der Grund dafür?“ „Pharao,… es,… gestern nach der Weihe machte mein Meister mir ein unmoralische Angebot. Er bat mich darum, nicht euer Hohepriester sondern der neue Meister der Priesterschule zu werden. Doch ich habe abgelehnt. Ich habe eurem verstorbenen Vater versprochen, nein, geschworen, auf euch und euer Wohlergehen zu achten. Wie könnte ich euch da hintergehen? Das ist auch der Grund dafür, warum ich gestern Abend los ritt, um heute hier anzukommen.“ Atemu war sprachlos. Seth war also die ganze Nacht durchgeritten, nur um seinem Meister nicht noch einmal begegnen zu müssen…? „Seth,… ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Geh, und ruhe dich aus. Meine Dienerinnen werden dir eine Unterkunft für eine oder zwei Nächte stellen, ehe sie ein Zimmer, deines Status würdig, hergerichtet haben. Ich würde mich freuen, wenn du dem Abendmahl beiwohnen würdest, wenn du nicht zu müde dazu bist.“ „Danke. Es würde mich freuen, dem Mahl beiwohnen zu dürfen.“ Atemu wies eine der Dienerinnen an, Seth zu seinem Gemach zu bringen. Wortlos blickte er den beiden Gestalten hinterher, die kurz darauf den Thronsaal verlassen hatten. Sein Hohepriester war zurück gekehrt. Vielleicht würde seine Einsamkeit bald ein Ende haben? ~*~ tbc ~*~ A/N: Hallo ihr Lieben, Wie ihr seht, gibt es was Neues zu lesen ;) Ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen, denn jetzt, wo Seth endlich an Atemus Hof ist, kann die eigentliche Story ja beginnen *muhahahah* *räusper* Bald folgt also die Weihe, die aufzeigen wird, ob die beiden füreinander bestimmt sind… was die Arbeit als Pharao und Priester anbelangt, versteht sich ;) Wollt ihr die Weihe ausführlich beschrieben haben, oder reicht es euch, wenn ich kurz schreibe, dass sie die Weihe hatten, und evtl. den Gegenstand der Prüfung beleuchte? Würde mir echt helfen eure Meinung dazu zu wissen. Hier auch eine Umfrage: http://animexx.onlinewelten.com/umfragen/49370/ Dankööö! LG grummel_chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)