Planet Punk... von MrsMoxley (..Die Ärzte Short Stories Teil 1) ================================================================================ Kapitel 1: Super-Drei --------------------- Track 1.: Super-Drei ...entscheidet euch mal endlich! "...haben wir euch gefehlt, habt ihr uns vermisst? Ist euch jetzt klar, dass mit uns die Welt schöner ist?" ----------------------------------------------------------------------------------- "Hey Felsenheimer...", die Stimme des blonden Gitarristen drang grell in das Ohr des Drummers. Das erschrockene Zucken Belas vergewisserte Farin, dass dieser nicht zugehört hatte. Und auch das "Bitte was?", welches noch hinterher kam, bestätigte es nochmals zusätzlich. "Mensch Bela, was ist nur los mit dir? Du bist heute so abwesend. Ich dachte wir wollten noch ein bisschen proben bis Rod kommt". Der Blick Farins wurde immer fürsorglicher. Er wusste irgendwie, dass etwas nicht stimmte. "Sorry", meinte Bela, "ich war kurz vom Wetter abgelenkt". Ja, abgelenkt war er, doch war wirklich das Wetter daran schuld? Wohl eher nicht. Es gab einen anderen Grund warum Bela sich nicht richtig konzentrieren konnte - und das war der junge Chilene, der immernoch nicht aufgetaucht war. "Ähm... Jan?", fragte Bela vorsichtig. "Was ist denn?". "Ähm... wann wollte Rod denn kommen?". "Er hat noch was zu tun. Wusste noch nicht, wann er kommt. Aber warum fragst du eigentlich?". Farin schaute ernst zu Bela, der das allerdings nicht wirklich wahr nahm. "Naja, einfach nur so". Das war Farin allerdings nicht Erklärung genug, also legte er seine Gitarre zur Seite und ging langsam auf Bela zu. "Sag mal", meinte er erst und machte dann eine kurze Pause. Seine Hand strich sanft über die Wange Belas und hielt an dessen Kinn. Er sah dem Drummer tief in die Augen, dann sprach er weiter, "willst du mich eifersüchtig machen?". Er kam Bela immer näher und seine freie Hand griff diesem nun an die Hose. Er spielte mit dem Daumen an einer Gürtellasche herum. "Nein, natürlich nicht", stöhnte Bela leise und schlang seine Arme um den Hals des Größeren, "du weißst, dass ich nur dich liebe". Ihre sanften Lippen berührten einander und verharrten einen Moment. Das Telefon klingelte. "Nein, geh nicht. Lass es klingeln", bettelte Bela den Gitarristen an, der sich von dem Kleinen gelöst hatte. "Hey...", sagte Farin mit sanfter Stimme und stich Bela durchs Haar, "...was ist, wenn es wichtig ist?". Bela nickte schwach und Farin ging an den Hörer. "Ja bitte?". Er antwortete nie mit seinem Namen, immer nur mit diesen Worten. Bela beobachtete ihn während er sprach. Am liebsten hätte er ihm den Hörer aus der Hand gerissen und aufgelegt, doch diesen Gedanken verwarf er sofort, als er sah, dass sich Farins Gesichtsausdruck zu einem ernsten formte. Nach einigen Minuten legte dieser auf. "Was ist denn los?", fragte Bela besorgt. "Ich muss weg... gibt ein Problem". Farin griff nach seiner Jacke. "Hey... was denn für ein Problem?". Doch auf diese Frage bekam er keine Antwort mehr, denn Farin war schon hinausgestürmt und hatte den Drummer zurückgelassen. Rod stand an einer Straßenecke und schaute auf die Uhr. "Verdammt, wo bleibt der denn? Ich hab ihn schon vor einer halben Stunde angerufen". Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, bog Farin schon um die Ecke und winkte ihm zu. "Da bist du ja endlich", schnaufte Rod. "Sorry Schatz. Hatte noch zu tun". Farin umarmte den Bassisten und gab ihm einen Begrüßungskuss. "Naja, ist ja jetzt auch nicht mehr so schlimm. Du bist ja da". Ein Lächeln erschien auf Rods Gesicht. "Wollen wir los?". "Klar, komm mein Süßer". Arm in Arm gingen sie die Straße entlang. Sie gingen zusammen in ein kleines Eckrestaurant am Ende der Stadt. Es war Farins Lieblingsladen. Aber nicht nur wegen dem Essen, nein, auch hat er da die Gewissheit, dass Bela ihn nicht mit Rod sehen würde. Hmm... Bela und Rod. Ja, er war mit beiden zusammen. Aber warum eigentlich? Eines Tages stand Bela klatschnass vor seiner Haustür. Es hatte geregnet und er war ohne Schirm unterwegs. "Hey, darf ich reinkommen?", fragte er leise. Seinen Kopf zum Boden gewand. "Ähh... na klar, komm rein". Farin machte eine leichte Bewegung zur Seite, damit Bela den Weg in seine bescheidene Behausung fand. "Setz dich erstmal". Farin deutete mit leicht erhobenem Arm auf einen Stuhl in der Küche. Bela setzte sich artig und hatte immer noch seinen Kopf gesenkt. Farin ging an einen kleinen Schrank und holte zwei Tassen heraus. Er stellte diese auf die Arbeitsplatte und legte jeweils einen Beutel Tee hinein. Während er darauf wartete, dass das Wasser zu kochen begann, widmete er sich Bela. "Also, was ist denn los?". Selbst als Farin das Wasser hinein goss antwortete Bela nicht. "Jetzt red doch mit mir", meinte Farin, als er sich, nachdem er die Tassen auf den Tisch gestellt hatte, zu Bela gesellte. "Ich...", begann Bela leise, "...ich habe gerade eine Abfuhr erteilt bekommen". Er machte eine kleine Pause. "Und dabei habe ich sie so geliebt". Sein Griff auf seinen Oberschenkeln wurde fester und eine Träne rollte ihm die Wange entlang. Farin legte eine Hand auf Belas Schulter. "Hey... kann ich was für dich tun?". "Ja, kann ich heute bei dir bleiben? Ich halte es Zuhause einfach nicht aus!". "Klar", antwortete Farin und nippte kurz an seinem Tee, "..wozu sind wir denn beste Freunde?". Er grinste und auch Bela ließ ein kurzes Lächeln aufblitzen. "Danke... du bist eben ein wahrer Freund". Sie machten sich einen schönen Tag. Sie spielten Karten, gingen einkaufen und kochten sich etwas leckeres zum Abendessen. Farin dachte damit Bela ablenken zu können. Und das gelang ihm. Bela war wieder einigermaßen gut gelaunt und ließ auch ab und an ein Lächeln im Raum. Abends hatten sie es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem gemacht, denn sie wollten fern sehen. Konzentriert las Farin in der TV-Zeitschrift, was denn so alles an diesem Tage laufen würde. Er schüttelte mit dem Kopf. "Nichts spannendes dabei. Wirklich nur Mist im Fernsehen... obwohl... moment!", er tippte mit einem Finger auf ein Bild in der Zeitschrift, "das hört sich interessant an". Bela sah gespannt zu, wie Farin nach der Fernbedienung griff und auf die Taste drückte, die den Fernseher dazu brachte vom Stand-By-Modus in den laufenden Modus zu wechseln. Es waren noch nicht einmal zwei Minuten vergangen, als er das Schluchzen Belas vernahm. "Hey... was ist denn los?". "Das war ihr Lieblingsfilm", wimmerte er und Tränen blitzen in seinen beiden Augen auf. Farin machte den Fernseher wieder aus und griff nach Belas Arm. "Komm her Großer", meinte er und zog Bela an sich heran. Er legte den Kopf des Drummers auf seinen Schoß und strich ihm liebevoll über das schwarze Haar. "Mach dir keine Gedanken. Wenn sie dich nicht will, dann hat sie keinen verdient". Farin redete einige Minuten gut auf Bela ein. Und dieser beruhigte sich ein wenig. Farin sprach weiter. Nach einer Weile schaute er zu Bela, der ihn mit großen Augen ansah. "Jan..?", fragte er schüchtern. "Was denn?". "Würdest du mich küssen?". "Ähh... wie bitte? Warum soll ich dich denn küssen?". Doch darauf bekam er keine Antwort, denn Bela hatte schon seinen Mund auf Farins Lippen gepresst. So begann sie. Die Liebe zwischen Farin und Bela. Farin lächelte leicht, als er sich an diesen Tag erinnerte und Rod sah ihn mit großen Augen an. "Was ist denn?", dann stopfte er sich noch ein Stück Fleisch in den Mund, "Warum lachst du so?". "Ach nichts", antwortete Farin, "Ich hab nur gerade an etwas lustiges gedacht". Dann widmete er sich seinem Salat. Er nahm einige Blätter auf die Gabel und kaute darauf herum. "Wie ist dein Essen?", fragte er in leichtem Unterton und starrte auf das Fleisch. Rod, der immernoch den Mund voll hatte, konnte nur wie ein wilder nicken. Ach ja, dachte Farin und versank wieder in seine Gedanken. Jetzt hatte er sich wieder daran erinnert, wie er mit Bela zusammen kam. Aber wie war das eigentlich nochmal mit Rod? Es war an Farins Geburtstag. Fast auf den Tag genau zwei Monate nachdem er mit Bela zusammen kam. Sie saßen alle zusammen auf dem großen Sofa in Farins Wohnzimmer. Bela und Rod sangen zusammen "Happy Birthday to you... Happy Birthday to you" im Kanon und lachten Farin an. Dieser kam gerade mit einem Tablett vegetarischer Snacks rein, die er bereits am Vormittag gemacht hatte, und stellte sie vor die Nase seiner beiden Bandkollegen. Rod griff sofort nach einem Kräcker und stopfte ihn sich in den Mund. "Also ehrlich Rod. Du musst auch immer essen. Pass auf, dass du nicht irgendwann unter der Bühne zusammenbrichst!", meinte Bela scherzhaft und Rod bedanke sich dafür, indem er Bela auf den Hinterkopf schlug. "Aua", jammerte Bela und hielt sich den Kopf. "Tja, dann mach auch nicht so unlustige Bemerkungen!". Um diesem Treiben ein Ende zu setzten, stand Farin auf und schlug mit einem Kugelschreiber ein paar mal auf sein Glas. Er wartete bis er die Aufmerksamkeit Bela und Rods auf sich gezogen hatte und räusperte sich. "Nun ja... erst mal vielen Dank, dass ihr so zahlreich erschienen seid". "Zahlreich? Ja, Rod zählt schon für drei!... Aua, Rod, lass das!". Farin sah die beiden scharf an und setzte dann seine Rede fort, "...ok, jedenfalls bin ich nun etwas älter und ein Jahr näher an der Rente. Mit dem Alter wird man aber auch weiser". "Weiser? Wie das? Haste das gegoogelt oder bei Wikipedia gefunden?". "Bela! Jetzt lass Farin ausreden". "Danke Rod... nun ja, jedenfalls wollte ich, bevor Bela mich wieder unterbricht, sagen, dass ihr meine besten Freunde seid und ich euch um nichts in der Welt eintauschen möchte! Und jetzt, lasst uns feiern!". Unter tosendem Applaus Bela und Rods ging Farin an seinen Kühlschrank und holte ein paar Flaschen Bier heraus. Natürlich waren diese für Bela und Rod. Er hatte sich Eistee kalt gestellt. So feierten sie den ganzen Abend lang mit guter Musik und einer Menge Bier für Drummer und Bassist. Gegen 23 Uhr stand Rod plötzlich auf. "Nun aber endlich Geschenke", sagte er, griff Farin am Arm und zog ihn mit sich zur Tür. Kurz bevor er hinaus ging, drehte er sich nochmal zu Bela um. "Die macht es doch sicherlich nichts aus, wenn ich Farin mal kurz entführe, oder?". Bela, der schon ziemlich viel intus hatte, nickte nur genervt, denn er war gerade dabei mit dem Kugelschreiber ein Gesicht in den Kronkorken seines Bieres zu malen. Was im alkoholisieren Zustand natürlich nicht ganz einfach war. Rod zog Farin in den Flur und deutete ihm, dass er sich an die Wand lehnen sollte. "Oh... Geschenke... was krieg ich denn? was krieg ich denn?", fragte Farin wie ein kleines Kind, das auf den Weihnachtsmann wartete. "Mach die Augen zu...". "...und küss mich?", fragte Farin lachend. "Naja, fast", meinte Rod, "jetzt mach aber deine Augen zu!". Farin tat wie von ihm verlangt und schloß die Augen. Rod kam ihm ganz nah, dass wusste er, weil er Rod Atem auf seiner Haut spüren konnte. "Weißst du Farin?", sagte Rod mit tiefer Stimme, "es war nicht ganz richtig was du gesagt hast". Er beugte seinen Kopf nach vorne und küsste Farin. Erst als sie sich lösten, sprach Rod weiter. "Es heißst, Mach die Augen zu und ICH küss DICH!". Farin, der seine Augen vor Schreck schon wieder weit geöffnet hatte sah an sich herab. Rod hatte sich wie ein kleines Äffchen an ihn gehangen. "Ähm.. Rod?". "Bitte Farin, sag nichts... weißst du, ich habe dich schon immer geliebt". Farin, der Rod eigentlich gerade gestehen wollte, dass er mit Bela zusammen war, sah in die großen runden Augen Rods, die ihn ansahen. Er konnte nicht anders. Er griff nach Rods Schultern und küsste ihn nochmal. So verlief die Geschichte, wie Rod und Farin zueinander fanden. "Hey... ich rede mit dir!". Rod sah Farin mit ernstem Blick an. Dieser schreckte auf. "Bitte was?". "Mensch Farin, du hörst mir ja überhaupt nicht mehr zu! Wenn du nicht mit mir zusammen sein willst, dann kannst du ruhig wieder gehen!". Farin beugte sich nach vorne und sah dem Bassisten tief in die Augen. "Ach was", meinte er, "ich bin doch glücklich, wenn ich mit dir zusammen sein kann". Er wollte ihn küssen, doch Rod wich nur aus und starrte stur an Farin vorbei. "huh? Was ist denn, Schatz?". "Hallo Schatz!", ertönte es auf einmal von hinten. Farin drehte sich um und sah Bela direkt an. Dieser stand mit gekreuzten Armen da und sein Blick hätte töten können. "Ähm... hallo... ähm... Schatz", meinte Farin sichtlich ertappt, "was... ähh... was machst du denn hier?". "Was ich hier mache?... Naja, nachdem du dich einfach aus dem Staub gemacht hast und dich nicht mehr gemeldet hast wollte ich nur was essen gehen", er machte eine kurze Pause bevor er weiter sprach, "SAG MAL BIST DU TOTAL BESCHEUERT!!", schrie er und griff Farin an den Kragen seines Shirts. Rod saß still da und konnte nur "scheiße scheiße" nuscheln. Bela war immer noch auf 180 und Farin versuchte, die gesamte Situation zu erklären. Doch Bela hörte nicht auf ihn und auch Rod war nicht gerade gut auf alles zu sprechen. Nach ungefähr zehn Minuten des lautstarkes Streites, verließ Farin das Restaurant mit den Worten: "Lasst mich doch in Ruhe... wisst ihr was? Es ist aus! Bei beiden!". Damit kehrte er ihnen den Rücken. Nachdem er um eine Ecke gebogen war und nicht mehr zu sehen, setzte sich Bela auf den Platz gegenüber von Rod und lächelte ihn an. "Danke, dass du mir die SMS geschickt hast", meinte er und nippte an dem Wasser, welches Farin stehen gelassen hat, "der spielt nicht mehr mit unseren Gefühlen". Rod lehnte sich nach vorne und gab dem Drummer einen Kuss. "Immer gerne doch, Schatz". --------------------------------------------------------------------------------- Puh... endlich es das erste Kapitel fertig... es hat mich wirklich Schweiß, Blut und Tränen gekostet, aber ich finde, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann, oder? ^^ Freut euch schon mal auf die zweite Geschichte "Schunder-Song"... ^^ Kapitel 2: Schunder-Song ------------------------ Track 2.: Schunder-Song ...mit Gewalt erzwingt man keine Liebe! "...du hast mich so oft angespuckt, geschlagen und getreten. Das war nicht sehr nett von dir, ich hatte nie darum gebeten" ----------------------------------------------------------------------------------- „Hey, mit dir stimmt doch etwas nicht!“. Die Stimme des Drummers hallte fürsorglich durch die Stille. „Jan…“. Der Angesprochene spürte eine Hand auf seiner Schulter. „…red doch mit mir! Ich bin doch dein bester Freund“. Das Gesicht des Gitarristen errötete. „Ich bin noch verabredet“, antwortete dieser. Er stand auf und verließ den Bandraum. Er konnte mit ihm nicht darüber reden. Nicht DARÜBER. Er zog schnellen Schrittes davon und zurück blieb ein irritierter Bela, der erst hinter ihm her laufen wollte, sich dann aber eines besseren belehrte. Er wusste, dass es besser war, wenn man Farin Zeit lassen würde. Zeit für sich und seine Gedanken. Seufzend ließ er sich zurück in den Sessel fallen und zündete sich eine Zigarette an. Er zog daran und ließ sich noch ein Stück weiter sinken. „Ich mache mir echt Sorgen um ihn“, murmelte er sich selbst leise zu und schüttelte dabei leicht mit dem Kopf, „sein Verhalten ist komisch. Er hat mir doch immer alles erzählt und jetzt weicht er mir aus“. Er richtete sich auf, drückte die halbe Kippe lieblos aus und ließ sie leicht glühend im Aschenbecher zurück. „Ich muss mit Rod reden. Vielleicht weiß er mehr“. Schnell griff Bela nach seiner Jacke, streifte sie sich über und ließ den Bandraum, in dem er sich bis eben befand, hinter sich und ging in die eisige Kälte hinaus. Draußen wütete ein leichter Schneesturm, daher zog Bela seinen Schal weiter ins Gesicht. Er wollte sich schützen. Nicht nur vor dem Schnee, auch vor den Menschen, die ihn erkennen könnten. Und das wollte er unter keinen Umständen. Erkannt werden. Jedenfalls nicht jetzt. Schnellen Schrittes ging er die Straßen entlang, durchstreifte Gassen und Seitenstraßen, die so dunkel waren, dass man nicht einmal die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Normalerweise vermied er es solche Wege zu nehmen, doch er wollte zügig zu Rod und so ging es nun mal am Schnellsten. Auf seinem Weg vernahm er plötzlich ein Stöhnen. Er verlangsamte seine Schritte und schlich auf die Stelle zu. Es war hinter einem großen Müllcontainer. Das Stöhnen wurde zunehmend zu einem verzweifelten Wimmern. Bela ging um den Container herum und blickte ängstlich. „Hallo?... Ist da je… JAN!!!“. Er erschrak, als er Farin dort hinter dem Container fand. Nackt, zitternd und übersät mit blauen Flecken. Farin blickte geschwächt auf, doch als er den Drummer vor sich sah verkroch er sich weiter in die Dunkelheit. Er wollte nicht so gesehen werden. Nicht in diesem Zustand – nicht von Bela. „Mein Gott Jan!“, rief Bela, griff nach Farins Arm und zog ihn hinter der Mülltonne hervor. Sofort zog er seine Jacke aus und legte sie auf Farins Schultern. „Was ist passiert? Wer war das?“. Farin drehte seinen Kopf weg. „Ich…“, sagte er leise. Es klang so, als ob er zweihundert Meter von Bela entfernt stand. „Ich…“, wiederholte er, doch weiter kam er nicht, denn er brach bewusstlos in Belas Armen zusammen. Bela ging auf und ab. Den Blick immer auf das grün-graue Linoleum fixiert. Er wartete schon seit Stunden in diesem Gang des Krankenhauses. Drei Schwestern und einen Assistenzarzt hatte er schon angemeckert und sich beschwert, dass alles so lange dauern würde. Sein Konsum an Kaffee überstieg in dieser Nacht das Zwölffache und er verzweifelte immer mehr, je länger die Untersuchungen liefen. Immer wieder setzte er sich und stand wieder auf. Die Nervosität kontrollierte ihn. Er griff nach seinem Handy und versuchte Rod zu erreichen. The person you’ve called is not available... Ausgeschaltet. „FUCK!“, schrie er und trat gegen die Wand. Er stützte sich an dieser ab und Tränen rollten ihm die Wangen entlang. Er ging hinaus und rauchte eine. Er hoffte, dass ihn der Nikotin ein wenig beruhigen würde, doch es half nicht. Immer wieder versuchte er Rod zu erreichen, doch entweder war besetzt oder ausgeschaltet. Er warf seine Zigarette in den Aschenbescher und diese erlosch im darin befindlichen Schnee. Da die Kippe nicht geholfen hatte, ging er zum Kaffeeautomaten und holte sich seinen vierzehnten Espresso in Folge. Es war schon nach Mitternacht, als der behandelnde Arzt hinaus trat und Bela antippte, der bereits auf dem Stuhl eingeschlafen war. „Herr Felsenheimer?“, fragte er und Bela erwachte. „W.. Was?“. Er rieb sich die Augen und brauchte einen Moment, bis er wieder komplett wach war. „Sind Sie Herr Felsenheimer?“, fragte der Arzt noch einmal. Dabei glänzten seine angegrauten Haare im Licht der Halogenlampen. „Ja, der bin ich“, antwortete Bela und stand auf. „Hat ihr Freund, Herr Vetter, irgendwelche Verwandten, die wir informieren können?“ „Wieso? Was ist mit ihm?“, fragte Bela sichtlich geschockt. „Es tut mir leid, aber wir können Informationen nur an Familie und nahe Verwandte weitergeben“. „Aber er hat hier keinen! Wenn man so will bin ICH seine Familie!“. Bela erhob die Stimme. Sie klang so verzweifelt, dass der Arzt einen Schritt zurück wich. „Nun ja…“, sagte dieser, „Ihr Freund hat starke Verletzungen im rektalen Bereich, Hämatome am ganzen Körper und eine schwere Gehirnerschütterung. Wir haben ihn erst einmal in ein künstliches Koma versetzt“. Belas Augen und Pupillen weiteten sich stark. „Aber wird er wieder gesund, Herr Doktor?“. „Das können wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen“. „Was kann ich tun?“, die Verzweiflung in Belas Gesicht und Stimme wurde immer stärker. „Wenn es möglich ist, denn bringen Sie ihm ein paar Sachen vorbei“. Der Arzt legte eine Hand auf die Schulter des Drummers und sprach weiter, „Aber nun gehen Sie nach Hause und schlafen sich aus. Im Augenblick können Sie nichts für ihn tun“. Bela nickte schwach. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Krankenhaus, stieg in seinen Wagen und fuhr heim. Bela lag auf seinem Sofa und starrte zur Decke hinauf. Wer konnte das seinem besten Freund angetan haben? Wer besaß diese Herzlosigkeit und Brutalität einen Menschen so zuzurichten? In seiner Hand hielt er sein Handy, mit dem er alle zehn Minuten Rod versuchte zu erreichen, doch er ging nicht ans Handy. „FUCK!“, schrie er und warf sein Mobiltelefon in eine Ecke, in der es in lauter Einzelteile zerfiel. Er setzte sich wieder auf und vergrub sein Gesicht in den Händen. Langsam rieb er sich dieses um wieder einigermaßen einen klaren Gedanken fassen zu können. Er seufzte, stand auf und nahm sich seine Jacke. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits drei Uhr siebenundvierzig war. Noch schnell die Autoschlüssel geschnappt und dann ging er hinaus. Draußen atmete er erst einmal tief ein. Die kühle Luft beruhigte ihn ein wenig. Er ging zu dem Platz an dem er sein Auto geparkt hatte und stieg hinein. Bevor er losfuhr griff er auf den Rücksitz und zog sein, von ihm liebevoll genanntes „Autophon“ vor. Es war eigentlich nichts anderes, als noch einmal genau das gleiche Handy, wie das, welches er an der Wand zuvor zerdeppert hatte, doch für ihn war es überlebensnotwendig. Mit schnellen Fingern tippte er die Nummer Rods ein. Suchen hätte zu lange gedauert. Dieses Mal klingelte es. Gespannt wartete Bela und blickte in die Dunkelheit hinaus. „Hallo?“, kam als verschlafene Meldung am anderen Ende der Leitung. „Rod?? Ich bin’s!“, schrie Bela schon förmlich, doch Rod blieb unbeeindruckt, „Ja und? Was ist denn los?“, „Was los ist?“, meinte Bela, „Ich versuche schon, dich den ganzen Tag zu erreichen! Farin liegt im Krankenhaus!“. Nun war Rod anscheinend wach, „Bitte was?“, fragte er leicht geschockt. „Ja verdammt, ich hab ihn in einer Gasse gefunden, nackt!“, in Belas Stimme drang die Verzweiflung, „Verdammt Rod! Man hat ihn vergewaltigt!“ „Wo bist du jetzt?“ „Im Auto!“ „Toll… wo im Auto?“ „Vor meiner Wohnung!“ „Warte auf mich, ich komme!“. Damit legte Rod auf und Bela starrte auf sein Handy. Ihm war es egal, was Rod sagte. Er streifte den Gurt um seine Brust und ließ in einrasten. Dann drehte er den Schlüssel um und der Motor heulte auf. Mit einem Start, der es Michael Schumacher gleich getan hätte fuhr er los. Er konnte nicht auf Rod warten. Es dauerte einige Zeit, dann stand er vor der Tür von Farins Haus. Er war der einzige der Band gewesen, der ein Haus besaß und zum Glück hatte er Bela damals einen Zweitschlüssel gegeben. Langsam drehte der Drummer den Schlüssel im Schloss um und betrat den Flur. Die Wände waren weiß und an der rechten Wand hingen große Plakate angesehener Rockgrößen wie KISS, Deep Purple und AC/DC. Bela ging einen weiteren Schritt, dann sah er auf das, auf Hochglanz polierte, Laminat. Gewissenhaft zog er seine Schuhe aus, die durch den Schnee draußen nass und schmutzig waren. Er stellte sie an die Seite und ging weiter. Nach ein paar Schritten stand er vor einer großen Treppe, die er gleich hochstieg, denn im ersten Stock befand sich Farins Schlafzimmer. Die Wand war mit den goldenen Schallplatten verziert, die allesamt nicht das kleinste Kügelchen Staub aufwiesen. „Ach, Jan unser kleiner Ordnungsfreak“, flüsterte Bela sich leise zu und ein kurzes Lächeln formte sich auf seinen Lippen. Er wandte seinen Blick von der Wand ab und setzte seinen Weg fort. In der Zwischenzeit hielt ein schwarzer Wagen mit quietschenden Reifen mitten auf der Straße vor der Wohnung Belas. Die Tür sprang auf und ein großer Mann stieg hinaus. Seine schwarzen Haare verdeckten einen Teil seines Gesichtes und er strich sich mit seiner linken Hand über die ebenfalls schwarze Jacke, die sich seinem grazilen Körper anpasste. Es war Rod, der nun Ausschau nach Belas Auto hielt. „Fuck…“, murmelte er leise, aber gestresst, als er es nicht erblickte. Er griff in seine Hosentasche und holte sein Handy hervor. Auf ein paar Tasten gedrückt und schon wählte das Handy wie automatisch die Nummer mit der er hoffte Bela zu erreichen. Es tutete einige Male, dann tippte Rod auf die rote Taste, die die Verbindung trennte. „Fuck“, sprach er nochmal zu sich, „wenn er es rausfindet, dann ist alles vorbei“. Er stieg wieder in seinen Wagen und fuhr los. Er meinte zu wissen, wo er ihn finden konnte. Bela stand im Schlafzimmer und warf einige Sachen von Farin in eine große Sporttasche, die er auf das Bett gestellt hatte. Gerade als er eine Hose gepackt hatte fiel etwas auf den Boden. Ein Zettel, ordentlich zusammengefaltet. Er schien schon länger in der Hosentasche gewesen zu sein, denn die Ecken hatten schon die schwarze Farben des Stoffes angenommen. Er bückte sich und hob ihn auf. Er sah ihn sich von allen Seiten an. Doch seine Vernunft brachte ihn dazu, den Zettel auf die kleine Nachttischkommode neben Farins Bett zu legen. Dann machte er weiter, doch sein Blick fiel immer wieder auf das Stück Papier. Nach einigen Minuten konnte er es nicht mehr aushalten. er faltete den Zettel auseinander und sah darauf. Es war Farins Schrift, das konnte er erkennen. Langsam las er, was darin stand.: -------------------------------------------------------------------------------- Du weißst, dass ich ihn über alles liebe! Diesen Menschen, der mich schon den größten Teil meines Lebens begleitet. Ich liebe ihn, daran wird sich nichts ändern. Ja, ich würde sogar mein Leben für ihn lassen! Du weißst doch nicht was Liebe ist. Liebe ist, wenn man glaubt, dass das Leben für einen nur den halben Wert hat, wenn die Person, die man liebt, nicht da ist. Wenn man denkt, dass man Nichts ist, ohne diesen Menschen... Du wirst nie verstehen was es heißst, wenn man jemandem Liebe schenken kann und Liebe zu bekommen. Dein Leben besteht nur aus Gewalt. Du nimmst dir einfach was du willst und achtest dabei nicht auf die Gefühle anderer. Der Mensch, den ich liebe ist für mich wie das Ying zu meinem Yang, wie das letzte Puzzlestück, das fehlt, um mein Leben zu komplettieren. Er ist wie der Schluck Wasser, der mich rettet, wenn ich am verdursten bin und der Rettungsring, der mir zugeworfen wird, wenn ich in Seenot bin. Von mir aus kannst du machen, was du willst. Ich werde meine Liebe nicht verraten. Diesen Menschen... Bela B. Farin -------------------------------------------------------------------------------- Bela konnte es nicht fassen. Hatte Farin da gerade in diesem Brief seine Liebe zu Bela gestanden? Nein! Das konnte nicht sein. Bela knüllte das Papier zusammen und warf es gegen eine Wand, dann ließ sich auf die Knie fallen und schlug mit den Fäusten auf den Boden. Tränen rollten ihm die Wangen entlang und er schluchzte. "Nein... bitte sag mir, dass das nicht wahr ist", er hämmerte wieder mit einer Faust auf den Boden, "Sag nicht, dass das alles wegen MIR passiert ist!...bitte". Es dauerte einige Minuten, bis er sich wieder beruhigt hatte. Schnell stopfte er noch die letzten Sachen Farins in die Tasche. Dann machte er sich auf den Weg nach unten. Dort zog er seine Schuhe wieder an. In Gedanken immer noch bei dem Brief. Er ging hinaus und schloss die Tür. Gerade als er an dem Gartenzaun ankam, hielt der schwarze Wagen von Rod direkt vor ihm. Die Scheibe der Beifahrerseite ging hinunter und Rod schaute heraus. "Da bist du ja... oh Gott Bela, was ist mit dir los?". "Ich...", begann Bela, doch weiter kam er nicht. "Steig erstmal ein. In diesem Zustand lass ich dich nicht fahren". Rod beugte sich nach vorne und öffnete Bela die Tür. Dieser stieg hinein, die Sporttasche auf den Oberschenkeln abgestellt und das Gesicht darin halb vergraben. "Was ist denn los Bela?". "Es ist alles meine Schuld!", wimmerte er, wieder den Tränen nahe. "Wieso? Was ist deine Schuld?". "Das Farin jetzt im Krankenhaus ist". "Wie.. Wieso das?". "Verdammt Rod, weil er mich liebt!!", schrie Bela nun und sah den Bassisten wütend und traurig zugleich an. Ein Blick aus der Windschutzscheibe verriet ihnen, dass es schon langsam Tag wurde, dann der Himmel baute am Horizont schon Helligkeit auf. "Rod... ich muss zu ihm", meinte Bela nun leise. "Nein...", sagte Rod. "...du gehst erst mal schlafen! Deine Augenringe reichen ja schon bis zum Boden. Ich fahre zu Farin... ich hole dich am Nachmittag dann ab... ok?". Rod blickte ihn liebevoll an und Bela nickte. "Gut, dann fahr ich dich jetzt nach Hause!" Als sie an Belas Wohnung ankamen, schlief dieser schon tief und fest auf dem Beifahrersitz. "Hey...", flüsterte Rod und stubste ihn an, "...wach auf! Wir sind da!". Bela erwachte. "Farin...?", murmelte er. Erst als er Rod erkannte wurde er wieder etwas klarer im Kopf. Stieg aus und ließ die Sporttasche auf den Sitz fallen. "Holst du mich auch wirklich ab?", fragte er Rod. "Natürlich", meinte dieser, "und jetzt geh schlafen". Sie verabschiedeten sich noch voneinander, dann fuhr Rod los. Bela trottete müde die Stufen zu seiner Wohnung hoch. Er öffnete die Tür und wackelte gleich ins Schlafzimmer. Komplett mit Klamotten und Schuhe ließ er sich in sein Bett fallen. Er klammerte sich an das Kissen. Seine Gedanken waren immer noch bei Farin und dem Brief, den er gelesen hatte. Schon wieder erschienen Tränen in seinen Augenwinkeln. "Ich war so doof Farin", flüsterte er, "ich hab es nicht bemerkt... verzeih mir". Dann schlief er ein. Rod stieg aus seinem Wagen und legte seine Sonnenbrille an. Obwohl es Winter und bewölkt war, wollte er nicht auf sie verzichten. Nach einigen Schritten piepte die Alarmanlage seines Autos und er setzte seinen Weg fort - in den weißen Krankenhausbau. Er trat hinein und ging geradewegs auf die Rezeption zu. Die freundliche Dame an der Rezeption lächelte ihn an. "Schönen guten Morgen, was kann ich für Sie tun?". "Ähm... ich wollte ein paar Sachen für meinen Freund, Jan Vetter, vorbeibringen". Er hielt die Sporttasche nach oben und die Rezeptionsdame nickte. "Moment, ich schaue für Sie nach". Sie tippte einige Male auf die Tastatur und blickte auf den Monitor. "Ihr Freund liegt in der zweiten Etage. Zimmer 204". "Vielen Dank". Rod machte eine freundliche Handbewegung und ging zum Fahrstuhl. Dieser war gerade geöffnet, also stieg er ein und drückte mit dem linken Zeigefinger auf die Taste, die zur zweiten Etage gehörte. Er stand da, ganz ruhig, und wartete, dass die Tür wieder aufging. Mit einem Ping tat diese das auch nach nur weniger Zeit und Rod ging hinaus. Auf seinem Weg durch den sterilen Flur sah er immer auf die Zimmertüren und suchte das Zimmer in dem Farin lag. Bald fand er es auch. Er öffnete langsam die Tür und sah hinein. Farin lag da auf dem Bett. Mit Röhren und Schläuchen versehen, ein Tropf am Arm und eine Menge technischer Geräte um ihn herum. Seine Augen waren geschlossen und er atmete laut, denn einer der Schläuche steckte in seiner Luftröhre. Es war ein schrecklicher Anblick. Rod musste schlucken. Er stellte die Tasche auf einen Stuhl, der an der Wand stand und ging hinüber zu Farins Bett. "Hallo Farin", flüsterte er und strich dem Gitarristen sanft über den Arm, "da hast du mir aber was eingebrockt". Rod konnte Farin kaum erkennen, denn die Fenster in dem Raum waren verdunkelt. Nur die Lichter der Maschinen leuchteten ihn an. "Weißst du Farin", sprach Rod weiter, "Bela weiß von dem Brief. Er hat ihn gefunden", bei dem Gedanken musste Rod lachen, "Mann war der geschockt... naja, jedenfalls wird es nicht lange dauern, bis er hier ist. Und er wird erfahren, dass ich es war. Das ich es war, der dir das hier alles angetan hat". Wieder lachte Rod leise und er sah zu der Tasche. "Ich habe dir einige Sachen vorbeigebracht. Und einen lieben Gruß soll ich dir von Bela ausrichten. Er hofft, dass du bald wieder auf dem Damm bist... Leider... wird es nicht mehr dazu kommen". Rod griff nach dem Infusionsschlauch, der Farin die wichtigen Medikamente zuführte und drehte ihn zu. Er beugte sich nach vorne und gab Farin einen Kuss. "Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste". Dann ging er hinaus und fuhr wieder mit dem Fahrstuhl hinunter. Er winkte der Rezeptionsdame zum Abschied freundlich zu und lächelte. "Auf Wiedersehen", sagte er liebevoll und ging aus dem Gebäude. Kurz vor seinem Auto hielt er nochmal an und schaute zu der Etage auf, auf der Farin liegt. "Es tut mir leid Farin", flüsterte er nochmals leise, dann stieg er in seinen Wagen und fuhr vom Gelände. Bela schreckte auf. Das Klingeln seines Handys weckte ihn unsanft. Langsam setzte er sich auf und rieb sich die Augen. Dann griff er in seine Hosentasche und wühlte einige Zeit darin herum, bis seine Finger das Handy umschlossen. Noch müde ging er ran. "Hallo? Hier Felsenheimer". "Schönen guten Morgen, Marien Krankenhaus. Herr Felsenheimer?". Bela war schlagartig wach. "Ja? Was ist passiert?". Irgendwie wusste er, dass diese Anruf nichts Gutes verheißen würde. "Es geht um Ihren Freund, Herr Vetter. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass heute morgen sein Herz kurzzeitig versagt hatte. Er wird gerade Notoperiert". Bela schluckte. Farin war im OP? "Was... was kann ich tun?". "Eigentlich nichts", sprach die freundliche Frauenstimme am anderen Ende der Leitung, "Wir bitten Sie nur vorbeizukommen... nur für den Fall". Die Frau verstimmte. "Natürlich, ich komme vorbei". Bela drückte auf den roten Knopf und beendete das Gespräch. Nur für den Fall? Was für ein Fall? Das Farin vielleicht...? Nein. An soetwas durfte er nun nicht denken. Wie von einem anderen Stern griff er nach seiner Jacke und rannte den Flur hinunter. Draußen vor der Tür sah er sich um. Dann fiel es ihm wieder ein. Er war ja von Rod hergebracht worden. Sein Auto stand immer noch bei Farin vor der Tür. Sollte er Rod anrufen? "Nein...", dachte er sich leise, "...ich will ihn nicht damit belasten". Dann lief er los. Er lief so schnell er konnte. Die Schmerzen in seinen Beiden übersah er. Auch wenn es noch so sehr weh tat, er musste zu Farin. Es dauerte gut 15 Minuten, als er am Krankenhaus eintraf. Er war verschwitzt und atmete schwer, da er seine letzten Sauerstoffreserven aufgebraucht hatte. Als er hineinging, musste er noch nicht einmal zur Rezeption, denn der Oberarzt kam schon auf ihn zu. "Herr Felsenheimer...", sprach er und gab Bela die Hand, "...es gibt gute Nachrichten. Herr Vetter hat die OP gut überstanden. Er liegt im Aufwachraum. Wenn Sie wollen, dann können Sie zu ihm". "UNBEDINGT!", ertönte Bela und seine Entschlossenheit war am ganzen Körper zu erkennen. "Nun gut. Bitte folgen Sie mir. Ich bringe Sie zu ihm". Still folgte Bela dem Arzt in den dritten Stock des Krankenhausgebäudes. Dort befand sich die Notaufnahme. Sie gingen an dunklen Zimmern vorbei, alle mit Jalousien an den Fenstern, damit man keinen klaren Einblick auf die Patienten hatte. Der Anblick machte Bela ein wenig Angst und er musste oftmals schlucken. Endlich kamen sie an der großen Tür an auf der "Aufwachraum" stand. Der Arzt legte seine Hand auf die Klinke, dann drehte er sich nochmals zu Bela um. "Ich bitte Sie keine lauten Geräusche zu machen. Reden können Sie mit ihm, aber langsam und leise. Und keine Sorge, die meisten glauben immer, dass der Patient einen eh nicht hört. Aber das ist nicht so. Er kann jedes Wort von Ihnen verstehen". Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und verdeutlichte Bela, dass er eintreten kann. Was Bela da sah war schrecklich. Farin lag da. Ein Teil seiner Haare waren abrasiert und nun zierten Narben die freie Stelle. Sein Gesicht war an manchen Stellen bleich und an anderen Blau. Seine Wangen waren geschwollen und immernoch standen diese Gerätschaften um ihn herum. Der Arzt legte Bela eine Hand auf die Schulter. "Es sieht schlimm aus, ja. Aber Ihr Freund ist ein wahrer Kämpfer. Wir konnten ihm schon den Beatmungsschlauch entfernen. Viele Menschen haben nicht so viel Kraft, aber Ihr Freund hat das alles in noch nicht einmal 24 Stunden geschafft", der Arzt schaute kurz zu Farin und machte eine kleine Pause ehe er weitersprach, "es scheint, als ob sein Herz ihm Kraft gibt. Er will gesund werden. Vielleicht ist es nur ein Willen, aber ich denke mir, dass sein Körper an jemandem hängt". Als Bela diese Worte hörte, spürte er wie Tränen in ihm aufstiegen. "Aber ich lass Sie nun alleine", meinte er Arzt liebevoll und verließ den Raum. Bela zog sich einen kleinen Stuhl heran und setzte sich neben Farins Bett. Er griff nach dessen Hand. "Hallo Jan", brachte er unter schluchzen hervor, denn seine Tränen liefen schon wieder in Bahnen sein Gesicht hinunter, "ich bins... Dirk. Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Das wirst du mir büßen, wenn du wieder auf dem Damm bist", er lachte leise auf. Er wollte nicht negativ klingen, sondern so, wie er immer war, "Aber, Jan, ich war bei dir Zuhause. Da habe ich einen Zettel gefunden. Ist das wirklich wahr, was darin steht? Liebst du mich wirklich? Wenn ja, dann entschuldige, dass ich so doof war und es nicht bemerkt habe. Ich kann manchmal so ein Idiot sein!". Er ließ seinen Kopf in die Decke sinken. Er schluchzte leise vor sich hin. Plötzlich bemerkte er ein Drücken. Farin drückte seine Hand. "Jan!", sagte Bela, als er in die wunderbar grünen Augen des Gitarristen blickte. "Hallo... Dirk...", sprach er, noch ganz mitgenommen. "Oh Gott Jan, ich bin so glücklich dich zu hören", Bela umklammerte nun auch mit seiner zweiten Hand, dieselbige von Farin, "Rod hat sich auch schon Sorgen gemacht". "Rod??... ROD???". Farins Augen weiteten sich und einige Geräte fingen wie wild an zu piepen. "Jan? Jan was ist los?". Farins Augen verdrehten sich und er zitterte am ganzen Körper. Sofort kamen Ärzte und Schwestern rein um sich um ihn zu kümmern. Bela schoben sie dann ganz einfach nach draußen. Es dauerte eine Weile bis der behandelnde Arzt auf Bela zukam und ihn nicht gerade freundlich anguckte. "Was haben Sie ihm bloß gesagt?", fragte er in wütendem Ton. "Eigentlich nur, dass unser Freund sich auch Sorgen gemacht hat. Aber als er den Namen hörte wurde er so panisch". "Sind Sie sich eigentlich auch nur im Geringsten bewusst was das für Konsequenzen gehabt hätte...?". Bela schwieg, denn eine Schwester kam aus Farins Raum und flüsterte dem Arzt etwas ins Ohr. Dieser nickte nur kurz, dann widmete er sich wieder Bela. "Sie haben Glück. Ihrem Freund geht es gut. Er will Sie sehen". Langsam betrat Bela wieder das Zimmer. Farin schaute zu ihm hinüber. Er war schwach, dass konnte man sehen. "Dirk...", Farin hustete einige Male, dann sprach er weiter, "...setz dich. Ich muss mit dir reden". Bela tat, wie Farin es verlangte und setzte sich wieder auf den Stuhl neben ihm. "Du bist nicht doof, Dirk". Bela stutzte. "Wie bitte?". "Dirk, du bist nicht doof. Es ist nicht deine Schuld, dass du meine Annäherungsversuche nicht gesehen hast. Ich hab mich vorsätzlich verstellt, damit du nichts mitbekommst. Wenn, dann bin ich der Doofe hier", Farin atmete schwer ein, "Rod... er hat es nicht verstanden. Er ist unser Freund, Dirk, doch er nimmt sich aber alles mit Gewalt, wenn es sein muss!". Bela wurde bleich im Gesicht. Er nimmt sich alles mit Gewalt? Ihm fiel der Brief ein, indem Farin etwas ähnliches schrieb. Sollte Rod etwa...? Rod zog genüsslich an einer Zigarette. Der Wind spielte mit seinem Haar und er blickte über den Verkehr unter ihm. Er stand am Fester seiner Wohnung. "Es tut mir so leid, Jan", flüsterte er sich selbst zu, "wenn ich doch nur alles rückgängig machen könnte". Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Neben diesem lag ein Brief. Ein Abschiedsbrief. Er öffnete das Fenster ganz und über einen kleinen Stuhl stieg er auf den äußeren Fenstersims. Es hämmerte an der Tür. "Rod!!". Es war Bela, der an der Tür stand. "Mach auf! Ich muss mit dir reden!". "NEIN!", schrie Rod, "Dafür ist es jetzt zu spät". Er schaute wieder nach unten. "Jetzt mach keinen Mist", rief Bela, "erzähl mir erstmal deine Geschichte!". "Oh Gott Dirk, wie naiv bist du eigentlich? Ich kann es nicht mehr rückgängig machen! Ich muss dafür zahlen!". Mit einem lauten Krachen ging die Tür auf. Bela hatte sie eingetreten und lief jetzt auf Rod zu. Er packte ihn am Arm und zog ihn wieder hinein. "Sag mal, spinnst du?", schrie er Rod an, "hör mir erst mal zu!". "NEIN! Dirk... ich habe ihn umgebracht!". Rod schrie und Tränen rollten ihm die Wange entlang. "Nein, das hast du nicht!", meinte Bela und schüttelte Rod, damit dieser sich wieder beruhigt, "er ist nicht tot! Er hat mir alles erzählt!". Rod sprach gar nicht mehr. Seine Augen waren groß und sein Mund etwas geöffnet. "Komm...", meinte Bela sorgsam, "setzen wir uns erstmal. Und dann erzähl mir alles in Ruhe". Rod stand auf und Bela führte ihn zu dem Sessel, der nicht weit entfernt von ihnen stand. Sie setzten sich und Bela bot Rod eine Zigarette an, bevor er sich selbst eine anzündete. "Jetzt erzähl mir deine Version der Geschichte". "Nun ja", begann Rod, "alles fing mit einem Besuch Farins bei mir an. Er war in Tränen aufgelöst. Als ich ihn fragte, was denn los sei, da hat er mir gestanden, dass er dich liebt und dass du ihn immer wieder zurückweist. Ich habe das alles nicht verstanden. Ich habe Jan doch geliebt!". Bela schluckte und Rod machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach, "Jedenfalls war ich ziemlich verwirrt und depressiv. Dann kam mir die Idee. Ich habe Jan erzählt, dass ich mit dir geredet hab und du meintest, dass er dir mit seinen schwulen Gedanken vom Hals bleiben sollte. Er suchte Trost in meinen Armen und irgendwann... irgendwann bin ich mit ihm im Bett gelandet. Er konnte sich aber nicht von dir lösen, also hab ich es mit Gewalt versucht. Ich dachte, Sex würde ihn an mich binden". Belas Blick wurde ernst, "und dann hast du ihn irgendwann einfach weggeworfen nachdem du ihn misshandelt hast?". Er schrie schon förmlich, doch Rod winkte ab. "nein nein, so war das nicht. An dem Tag ist er einfach abgehauen, als ich kurz im Bad war. Seine Sachen hatte er liegen gelassen. Ich wollte ihm nachlaufen, doch ich hab ihn nicht gefunden. Ach verdammt und als du mich dann angerufen hattest, da wusste ich, dass alles vorbei war. Und die Tatsache, dass du den Brief gefunden hast hat es mir nochmal bestätigt. Ich wollte nicht für alles verantwortlich sein!". "IST DAS EIN GRUND IHN TÖTEN ZU WOLLEN??", Bela kam nun aus sich heraus. Der stand auf und ging auf Rod zu. Dann schlug er ihn. "DU WOLLTEST UNSEREN FREUND UMBRINGEN... NICHT NUR UNSEREN FREUND, AUCH DEN MENSCHEN DEN DU LIEBST!!!". Er packte Rod am Arm und zog ihn mit sich. "Komm... er will dich sehen!". Es dauerte nicht lange, da standen beide vor Farins Bett. Bela, der hinter Rod stand, gab diesem einen Schubs. "Nun mach schon!", sagte er in befehlendem Ton. "Ähm... Jan... du wolltest mich sehen?". Farin sah Rod mit trüben Blick an. "Ja... komm her". Rod ging einige Schritte auf Farin zu. "Rod... ich weiß, dass du mich geliebt hast. Ich hab es schon immer gewusst. Was du getan hast, geschah nicht beabsichtigt. Du hast einfach keine andere Möglichkeit mehr gesehen. Und ich bin auch ein bisschen daran schuld. Ich hätte dich nicht mit meinen Gefühlen für Bela belasten dürfen, dir noch mehr Salz in die Wunde streuen dürfen. Ich kann zwar nicht vergessen was passiert ist, aber ich kann dir eine zweite Chance geben. Du bist immer einer meiner besten Freunde gewesen". Farin streckte so gut es ging seinen Arm aus und Rod kullerten Tränen über die Wange. "Soll das heißen...". "Ja", meinte Farin, "ich vergebe dir". ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Vorsicht!". Bela konnte nur knapp dem Tortilla ausweichen, der in seine Richtung flog. "Sag mal, gibt das schlechtes Wetter? Die Lebensmittel fliegen so tief". Er sah hinunter und vor ihm kugelte sich ein lachender Farin auf dem Boden. "Oh Gott, dein Blick... köstlich", prustete er und hielt sich den Bauch. "Jan?". Farin schaute auf und ein Stück Salzstange knallte gegen sein Ohr. "Aua... mensch Rod". Farin war die Lust am Lachen vergangen, doch Bela und Rod saßen da auf dem Sofa und amüsierten sich. Farin setzte sich zwischen ihnen und hob sein Glas mit Orangensaft. "Also Jungs, mit euch feiere ich nie wieder meinen Geburtstag". Er lachte und die drei Freunde stießen an. Es war nun neun Monate her, dass Farin aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Wie durch ein Wunder war alles in Ordnung mit ihm und es blieben keine Schäden zurück. Dies sahen die Freunde als Wunder an und beschlossen einen neuen Anfang zu wagen. Es kingelte. "Oh, das müssten die Pizzen sein, die ich bestellt habe". Farin sprang auf und ging zur Tür. Nach nur wenigen Minuten kam er mit drei großen Kartons wieder und verteilte sie. "Also, für Dirk ist die mit Oliven und Pepperoni. Rod, du bekommst die mit den Sardellen. Und ich... ich hab die Veggiepizza". Bela machte einen ungläubischen Blick, als er die Pizza von Farin sah. "Was soll das denn sein? Da ist ja gar nichts drauf!". "nun spinn mal nicht rum... schau nur", Farin hielt ein Stück genau vor Belas Nase, "da ist Paprika drauf und Spinat... probier doch mal". "Ich probiere lieber was ganz anderes", meinte Bela, schob Farins Hand zur Seite küsste ihn. Erst als sie sich lösten, sprach er weiter. "Also, das schmeckt besser". Rod konnte sich ein lachen nicht verkneifen, als er Farins erschrockenen Blick sah. Er patschte Farin auf die Schulter. "Mensch, ich glaub die Pizza für Dirk hättest du dir sparen können". Sein Handy klingelte und er nahm ab. "Hallo? Oh... hallo Schatz. Wie geht es dir? Gut? Ja... wie? Ich bin bei Jan... mit Dirk, ja. Ja, ich bringe nachher noch was mit. Gut, dann sehen wir uns nachher. Ich liebe dich". Damit legte er auf. "Hey", meinte Bela, "Marcus wird doch wohl nicht eifersüchtig sein, oder?". ------------------------------------------------------------------------------- So... das war die zweite Geschichte... hoffe sie hat euch gefallen ^^ Wer hat aufgepasst am Schluss?? Fleißige Leser meiner FFs wissen, wer der neue Freund Rods ist ^^ Ihr könnt es ja in die Kommis posten ^^ Jedenfalls Danke, dass ihr es so lange ausgehalten habt ^^ Das war hier bis jetzt das längste Kapitel, dass ich je geschrieben habe... ^^ Und hier schon mal die Vorschau Next Track.: "Hurra" ^^ Kapitel 3: Hurra ---------------- Track 3.: Hurra ...Geld allein macht nicht glücklich! "...gestern ging es allen dreckig, heute geht es steil bergauf Jeder hat sechs Richtige und alle sind total gut drauf..." ----------------------------------------------------------------------------------- "Und nun die Lottozahlen für Samstag". Wie immer saß Rod vor seinem Fernseher und schrieb wie besessen die Zahlen mit, die die attraktive junge Frau im Bildschirm aufsagte. Dann verglich er die Zahlen mit einem Zettel. "Verdammt", schrie er, "wieder nicht gewonnen". Er ließ sich in sein Sofa fallen und zündete sich eine Zigarette an. "Und dafür zahl ich 17 Euro in der Woche". Er fasste sich an den Kopf und löschte die halbe Zigarette im Aschenbecher. Leicht aggressiv knüllte er die beiden Zettel zusammen und warf sie gerade gegen die nächste Wand, als sein Telefon klingelte. "Hallo?". "Hey Roddie", ertönte es vom anderen Ende der Leitung, "und? Wie siehts bei dir aus?". "Hey Jan, mal wieder nichts". Er seufzte leise in den Hörer. "Das tut mir leid, ich hab aber auch nichts", murmelte Farin, "aber eigentlich ruf ich aus einem anderen Grund an". "Ach ja, und der wäre?". "Morgen findet ein Konzert von den Busters statt. Willst nicht mitkommen?". Rod blickte verwirrt. "Mich? Ich dachte du gehtst da immer mit Bela hin?". "Ach, der hat keine Zeit. Wollte mir auch nicht sagen, was er vor hat. Naja, ich frag auch nicht nach. Immerhin ist er erwachsen. Also, was ist nun? Kommst du mit?". "Ähm.. na klar". Rod stand leicht neben sich, immerhin wollte er schon immer mal was mit Farin unternehmen, leider kam es bis jetzt noch nie wirklich dazu. Immer wieder kam etwas dazwischen. Meistens hatte es mit Bela zu tun. Aber ok, jetzt war es soweit und Rod freute sich. Farin legte auf. Sein Blick wanderte hinüber zu Bela, der ihm gegenüber saß und sich auf die Unterlippe biss. "Alles erledigt, er kommt mit", sprach Farin und seufzte leise, "Warum konntest du ihn nicht einfach fragen?". Bela wedelte einfach nur mit den Armen, "Bist du verrückt?". Wieder ein leises Seufzen Farins, dann stand er auf und machte sich auf den Weg in die Küche. Beim Vorbeigehen klopfte er Bela auf die Schulter. "Du bist doch immer noch ein wenig kindisch... naja, ich mach mir was zu essen, willste auch was?". Bela schüttelte kurz mit dem Kopf und Farin ging weiter. In der Küche begann er wieder zu reden. "Also erzähl nochmal... wie ist das alles passiert?". Sein Kopf kam kurz aus dem Kühlschrank hervor, als Bela nicht sofort antwortete. Er saß einfach nur da und schaute zu Boden. "Halloooo?? Erde an Bela, ich rede mit dir!". "Hä? Sorry, ich hab gerade nicht zugehört". "Mensch Dirk, nun lass mal den Kopf nicht hängen", Farin ging mit seinem Essen hinüber und tätschelte Belas Schulter, "das wird schon". "Wollen wir es hoffen", meinte Bela ein bisschen verzweifelt, dann sah er auf Farins Teller, "Mein Gott, was stopfst du dir denn da rein?". "Huh?". Farin schaute mit vollem Mund Bela an. Er schluckte schnell alles runter und antwortete, "...Apfel-Karotten-Salat mit viel Zitronensaft. Willste auch was?". Bela zuckte zurück, "nene, lass mal. Das sieht ja aus wie hingerotzt!". Schlagartig ließ Farin seine Gabel fallen und schob seine kleine Schüssel zur Seite, "Danke, jetzt bin ich satt". Rod saß Zuhause auf seinem Sofa und sah fern. Ein alter Western zog seine Neugierde auf sich. Mit einer Schüssel Chips, einer Flasche Cola, einer Decke und Zigaretten war er bereit, sich einen schönen Abend zu machen. Was wohl Farin und Bela machen, fragte er sich selbst. Seitdem Farin ihn angerufen hatte interessierte es ihn brennend, was Bela so wichtiges zu tun hatte, dass er ein Konzert mit seinem besten Freund ausfallen lässt. Er hielt es nicht mehr aus. Er schwang sich hinüber zu seinem Telefon und löste den Hörer von der Ladestation. Schnell tippte er einige Ziffern ein, bevor er auf den grünen Knopf drückte. Es tutete einige Male, dann meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung. "Äh... hallo Dirk". Bela am anderen Ende schien leicht verwirrt zu sein. "Äh.. hallo Rod. Schön dich zu hören". Seine Stimme zitterte leicht. Rod durchbrach die kurze Stille. "Wollt eigentlich nur wissen was du gerade machst?". "Ich? Ähh... nunja.. ich bin bei Jan... ähh... und du?". "Ich sitze hier rum und schaue fern. Aber irgendwie langweilt mich das... habt ihr heute noch was vor?". Bela antwortete nicht. Rod hörte ihn nur leise im Hintergrund mit Farin reden. Plötzlich war ein Knacken zu hören und Bela sprach wieder, "Also, Jan meint er hätte nichts vor noch. Wieso was willste denn machen?". "Keine Ahnung. Irgendwas aufregendes. Lasst uns doch mal alle wieder in eine Bar gehen". "Klingt gut. In einer halben Stunde in unserer Stammkneipe?". "Ja, in einer halben Stunde dort". Rod legte auf. Was hatte er da nur getan? Eigentlich wollte er doch nur wissen, was die beiden machen und sich dann wieder gemütlich vor den Fernseher hocken. Naja, nun war es ja auch egal. Er stand auf und lief, mit seiner Decke über den Schultern, hinüber zum Badezimmer. Er drehte die Dusche auf, entblößte sich und stellte sich unter den lauwarmen Wasserstrahl. Ein zufriedendes Seufzen drang aus ihm heraus, als das Wasser sein Gesicht berührte. Langsam griff er nach seinem Duschbad und ließ etwas davon über seinen Körper gleiten. Er seifte sich ab und spülte den ganzen Schaum wieder ordentlich weg. Mit einem Dreh hatte er die Wasserzufuhr der Dusche gestoppt, griff nach einem sauberen Handtuch und wickelte es sich um seine Hüften. Eine erfrischende Dusche, dachte er sich und sah auf die Uhr des Badezimmerradios. Noch 20 Minuten. Genug Zeit. "Nein, ich komm nicht mit!". "Doch du kommst!", Bela zog Farin, der sich in der Lehne des Sofas gekrallt hatte, am Arm und versuchte ihn wegzuziehen, "Bitte... ich brauche dich!". "Verdammt, kannst du das nicht alleine?". "Nein, kann ich nicht!". Bela ließ den großen Farin los und sah ihn mit großen runden Augen an. "Waa.. sieh mich bitte nicht so an... biittteeee...", Farin bettelte Bela an, doch anstatt aufzuhören machte er noch größere Augen und zwängte sich eine Träne darauf. Farin gab nach, "Also gut... ich komme mit. Aber dann müssen wir uns beeilen". Schneller als der Wind schnappte Bela sich seine Jacke, streifte sie sich über und ging aus der Wohnung. Farin folgte ihm etwas langsamer und schloß die Tür hinter sich zu. Zusammen gingen sie nun zum "goldenen Eber". Es war die Lieblingskneipe von Bela und Rod. Farin mochte den Laden eigentlich nicht, aber er ließ sich immer wieder breitschlagen mitzukommen. "Dirk?", Farin schaute den Drummer ernst an. "Was ist denn?". "Sag mal... was willst du eigentlich dann morgen machen? Ich meine, Rod glaubt doch, dass ich mit ihm gehe und wenn du dann auf einmal da stehst...". Bela schaute erschrocken. Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht. "Ähm... nun ja.. um Ehrlich zu sein... keine Ahnung". Farin schüttelte mit dem Kopf. Einen Kommentar dazu verkniff er sich, den beide waren schon an der Kneipe angekommen an der Rod schon wartete. "Hey Rod altes Haus", schrie er ihm schon von weitem entgegen und Rod hob einen Arm. "Hey Jan, hey Dirk". Bela stand vor Rod und blickte zu Boden. "Was ist denn mit dem los?", fragte Rod Farin und dieser zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung... aber lasst uns erstmal reingehen". Drinnen setzten sie sich wie immer an ihren Stammplatz. der dritte Tisch von links, direkt am Fenster. Rod setzte sich und Farin suchte sich genau den Platz aus, den er einnehmen musste, damit Bela neben Rod saß. Bela zischte ihn von der Seite an. "Herzlichen Dank... bester Freund". Die letzten Worte betonte er extra und Farin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Immer wieder gerne". Rod schaute verwirrt seinen beiden Bandkollegen zu. Sie hörten erst auf, als sie die Stimme der freundlichen Bedienung hörten. "Hallo Jungs... wie immer?". Rod und Farin nickten, nur Bela schüttelte den Kopf. "Nein, ich brauche heute mal was härteres... einen doppelten Whiskey bitte". Die junge Dame lächelte kurz und dann verschwand sie auch schon wieder. "Also Jungs", sprach Farin und grinste Bela und Rod an, "ich muss mal für kleine Gitarristen... wegen der ganzen Hektik, die Bela veranstaltet hat, bin ich nicht dazu gekommen". Er stand auf und ließ die beiden alleine zurück. Sie schwiegen sich eine kurze Zeit lang an, doch dann ergriff Rod das Wort. "Also... was habt ihr heut so gemacht?". "Wie.. wir?", Bela zeigte erst auf den leeren Platz Farins und dann auf sich, "Nicht viel... ich hab dem großen mal wieder die Lust am Essen verdorben". Er lächelte leise, als er sich wieder an die Szene erinnerte. Rod legte seinen Kopf quer und sah Bela fragend an. Natürlich wusste er nichts von dem, was Bela erzählt hatte. Dieser begann zu erklären und einige Szenen zu schildern. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nciht bemerkten, dass Farin schon eine viertelstunde weg war. Farin stand am Waschbecken der Toilette und betrachtete sich im Spiegel, doch er nahm sich selbst kaum wahr, denn seine Gedanken kreisten um Rod und Bela - und vor allem darum, wie er Bela dazu kriegen würde, dass er Rod endlich seine Gefühle gestand. Es war so kompliziert. Dieses Mal wusste Farin nicht, wie er die ganze Sache angehen sollte. Er war schon ziemlich verwirrt, als Bela eines Tages bei ihm vor der Tür stand und ihn gebeten hatte ihm zu helfen bei seinem "Problem", wie er es damals noch nannte. Doch von Tag zu Tag wurde er sich sicherer und nun war das Problem nicht mehr die Gefühle, sondern die nicht erwiderten Gefühle. Farin seufzte leise und lehnte sich mit einem Arm an den Spiegel. Er hatte nun so viel versucht in den letzten Wochen, doch nichts klappte wirklich. Langsam aber sicher war er am Ende seiner Ideen angekommen und eigentlich hatte er auch keine Lust mehr irgendwas zu versuchen. Er seufzte nochmals, dann rieb er sich kurz das Gesicht. "Na dann werd ich mal wieder", sagte er sich leise und ging hinaus. Was er da sah konnte er nicht fassen. Bela und Rod lagen sich in den Armen und sangen lauthals "Highway to Hell" von AC/DC. "Was ist denn hier los?", fragte Farin halb verwirrt, halb entsetzt. "Wir singen", antwortete Bela und hickste den großen Gitarristen an. Dieser wedelte kurz mit einer Hand vor seiner Nase. "Oh mein Gott. Was habt ihr denn alles schon getrunken?". "Nicht viel... hicks... ich nur drei Bier, zwei Tequilla, ein Whiskey, zwei Vodka... hicks... und ein Kaffee... und du Rod?". Rod sah mit roten Augen hinauf, blickte verwirrt zu Bela und versuchte zu antworten, "Ich? Ungefähr das gleiche", bekam er nur heraus, dann fiel sein Kopf wieder auf den Tisch. "Also wirklich Jungs", meckerte Farin und trank schnell seinen Orangensaft aus, der schon länger auf dem Tisch stand, "Das tu ich mir nicht an. Ich geh nach Hause". Farin stand auf, zahlte sein Getränk an der Theke und ging. Dieses schienen Bela und Rod allerdings nicht wirklich realisiert zu haben, denn sie sangen schon wieder im Duett. Es wurde schon hell, als Bela und Rod die Kneipe torkelnd verließen. Sie lagen sich im Arm und stützten sich gegenseitig. "Ach Bela, das war mal wieder ein schöner Abend", lallte Rod dem nicht minder betrunkenen Bela ins Ohr, "Das müssen wir öfters machen". "Ja, war wirklich lustig", meinte Bela und lachte vergnügt. Rod hielt sich die Stirn. "Oh Dirk, ich glaub wir müssen uns mal irgendwo hinsetzen. Mir ist so schwindelig". Sie versuchten einigermaßen gerade auf eine kleine Bank zuzugehen, was ihnen auch relativ gut gelang. Sie setzten sich und Bela lehnte sich nach hinten. Er schloss die Augen und döste ein wenig vor sich hin, als etwas auf seinem Schoß landete. Er schreckte auf und blickte hinunter. Rod hatte es sich auf der Bank bequem gemacht und sich einfach mal hingelegt. "Hey, wach wieder auf", meinte Bela und stupste den schlafenden Rod an. Dieser erwachte ruckartig. Doch anstatt sich aufzurichten, blieb er einfach liegen. "Lass mich doch schlafen", meinte er und blickte Bela mit großen runden Augen an. Dieser Blick war für Bela schöner, als alles wundervolle auf der Welt. Er strich mit seiner Hand über Rods Wange und lächelte ihn an. Dann hob er Rods Kopf leicht an und presste seine Lippen auf die des Bassisten. Dieser blickte entsetzt zu Bela und löste sich ziemlich schnell von dem Kuss. Dabei fiel er zu Boden, was er aber gar nicht realisierte, denn er starrte nur zu Bela hinauf. Dieser errötete, stand auf und lief einfach fort. Während er lief, rollten Tränen an seinem Gesicht lang. Farin lag Zuhause in seinem Bett und versuchte zu schlafen, doch es geling ihm kaum. Gerade als er für ein paar Minuten die Augen geschlossen hatte, durchbrach ein lautes Klingeln die Stille. "Och nö", murmelte er und stand widerwillig auf, denn das Klingeln hörte einfach nicht auf. Müde schleppte er sich an die Tür und öffnete diese. "Jan!!!", Bela eilte ohne groß zu fragen an Farin vorbei und setzte ich auf das Sofa im Wohnzimmer. Farin schloss die Tür wieder und folgte dem Drummer. "Ach Dirk, komm ruhig rein und setz dich. Ich hab ja grad nichts vor", erklang es sarkastisch, als Farin sich neben Bela niederließ, "Also, was ist nun passiert?". "Ich hab's getan". Rod saß immer noch auf der Bank. Es hatte in der Zwischenzeit angefangen zu regnen und seine Haare klebten an seiner Stirn. Es kam ihm nicht in den Sinn irgendwo eine Ecke zu suchen, in der er sich vor dem Regen schützen könnte, denn seine Gedanken wanderten nur um Bela und seinem Kuss. Was hatte das zu bedeuten? Er fand keine Antwort darauf. Egal wie sehr er sich konzentrierte. Er kam einfach nicht auf eine logische Erkärung. Nach einer Weile beschloss er nach Hause zu gehen. Er wollte noch einmal über alles genau nachdenken und eine Nacht drüber schlafen. Aber auch nicht minder, weil er den Alkohol langsam abbaute und so Kopfschmerzen eintraten. Zuhause wollte er sich gleich auf das Sofa legen, doch seine durchnässten Klamotten ließen das nicht zu. So tappste er erst einmal ins Schlafzimmer und zog sich um. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, fiel sein Blick auf den zerknüllten Lottoschein, den er am Abend dort hingeworfen hatte. Müde wollte er den noch schnell wegschmeißen. Er bückte sich und hob das kleine Kügelchen auf. Trotz der Tatsache, dass er wusste, dass er nichts gewonnen hatte, faltete er ihn nochmals auseinander und schaute darauf. "Moment!", meinte er zu sich selbst und blieb wie angewurzelt stehen, "der ist ja von letzter Woche". Nun wieder hellwach, stürzte er sich auf den Boden und suchte den anderen Zettel auf dem die aktuellen Zahlen standen. "Da ist er ja!", stieß Rod hocherfreut aus, als er das Stückchen Papier fand. Er setzte sich auf sein Sofa und verglich die neuen Zahlen. Dabei wurden seine Augen immer größer und größer. "Das kann nicht wahr sein", flüsterte er erst, dann wurde seine Stimme immer lauter, "Ich hab 6 Richtige!!". "Ok, und was willst du jetzt machen?". Farin legte Bela, der gerade die Geschichte mit Rod beichtete, eine Hand auf die Schulter und sah ihn an. "Wann ich das wüsste", murmelte Bela den Tränen nahe, "ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten". Genau in diesem Moment klingelte das Telefon. "Ja, ruft mich alle an, ich brauche ja keinen Schlaf", meckerte Farin sich in seinen nicht vorhandenen Bart und ging mürrisch an das Telefon. "Hallo?... oh, hallo Rod... was? wie?... Scheine vertauscht... 6 RICHTIGE???". Farin blieb starr stehen. Er musste erst einmal verarbeiten, was er da gerade gehört hatte, dann sprach er weiter, "Was? Ja, natürlich muss das gefeiert werden. Ich freu mich für dich". Damit legte er auf und sah Bela, der verwirrt dreinblickte, von der Seite an. "Rod hat 6 Richtige", murmelte er, "Bela... er ist Lottomillionär". Bela schluckte. "Bitte was?", fragte er, "Wiederhol das nochmal... aber langsam". "Be-la... Ro-d i-st Lot-to-mil-lio-när". "Ja ist doch schon gut... sooo langsam brauchste auch nich reden...", Bela stopfte sich eine Salzstange vom vorherigen Abend in den Mund, "...und was will er mit dem Geld machen?". Er sah Farin mit fragendem Blick an, doch dieser schwieg nur. Er wusste was Rod mit dem Geld machen wollte, aber das konnte er Bela nicht sagen. Jedenfalls nicht jetzt in diesem Moment, wo er doch eh schon so aufgewühlt war. "Keine Ahnung... müsste ihn fragen", meinte er nur trocken und wedelte mit einer Hand. Er setzte sich neben Bela auf das Sofa und gähnte laut. "Ok ok, ich versteh schon", meinte Bela und stand auf, "dann lass ich dich erstmal schlafen... können ja morgen weiterreden, oder?". Farin nickte leicht, "Ja, gute Idee". "Naja, jedenfalls Danke, dass ich mit bei dir ausquatschen konnte". Farin schnarchte schon fast, doch er hob noch eine Hand zum Abschied. Bela verließ die Wohnung und schloss die Tür so leise es ging. Rod sprang auf und ab. Seine Freude kannte keine Grenzen. Er griff nach dem Telefon und wählte Belas Nummer. Gerade als er den grünen Knopf am Telefon drücken wollte, hielt er inne. "Nein", flüsterte er, "ich ruf ihn nicht an". Er legte das Telefon wieder zu Seite und setzte sich auf das Sofa. Die Realität hatte ihn zurückgeholt. Er erinnerte sich an den Kuss, doch er konnte immer noch nichts damit anfangen. "Warum nur?", fragte er sich leise. Dann stand er auf und holte sich ein Glas Wein. Er nippte einige Male daran und machte den Fernseher an. Das ganze Programm bestand auf Wiederholungen. Von Gerichtsshows üder Talkshows bis hin zu irgendwelchen billigen Weibern, die sich auf einer Sportbank räkelten. Rod seufzte. Es schien heute wohl nichts mehr zu werden, deshalb beschloss er endgültig ins Bett zu gehen. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus. Bela lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Er konnte nicht schlafen, denn der Gedanke, dass Rod nun Millionär war, gab ihm keine Ruhe. Er wollte unbedingt wissen, was Rod mit dem Geld vorhatte. Außerdem quälte ihn die Tatsache, dass er ihn geküsst hatte. "Oh Gott, ich mach doch immer alles falsch", seufzte er und presste sich sein Kissen ins Gesicht. So dämpfte er den Lärm seines Schreies, den er gerade ausstoß. Das Licht der Sonne schien schon durch das Fenster und kitzelte seine Haut. Es war schon längst Tag. Bela stand auf und zündete sich eine Zigarette an. Er inhalierte den Rauch und stieß ihn langsam wieder aus. Nur mit Shorts bekleidet ging er in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank und nahm sich eine Cola heraus. Auf einem Stuhl Platz genommen, drückte er die Kippe aus und nippte an der Flasche. Die Uhr verriet ihm, dass es schon halb 11 war. Er war schon seit vier Stunden Zuhause. Ob Farin schon wach war? Was machte Rod wohl gerade? Er wusste es nicht, doch er wollte es wissen. Er griff nach seinem Telefon und wählte die Nummer Farins. Gerade, als er die Verbindung herstellen wollte, klingelte es an seiner Tür. Er legte das Telefon bei Seite und zog sich eine Jeans über, dann öffnete er die Tür. "Hallo Dirk". Farin stand vor seiner Tür und hielt ihm eine Tüte mit Brötchen unter die Nase. "Hi Jan", murmelte Bela und wich ein Stück zur Seite, damit Farin hinein konnte. "Ich wollte nur wissen wie es dir geht", meinte Farin und setzte sich auf den Stuhl, von dem Bela gerade aufgestanden war, "also... erzähl mir alles nochmal genau. Ich war gestern Nacht nicht so in der Verfassung". "Nun ja", meinte Bela und legte jeweils zwei Teller und zwei Messer auf den Tisch, "ich habe es versaut". Farin schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an, während er Butter, Honig, Käse und Marmelade aus dem Kühlschrank holte. "Woher willst du das denn wissen?". "Verdammt Jan", Bela setzte sich Farin gegenüber und schnappte sich ein Brötchen, "du hättest mal Rods Gesichtsausdruck sehen sollen, als ich ihn geküsst habe. Er war so... so... geschockt und angewidert von mir. Ach Jan, wie soll ich ihm bloß wieder unter die Augen treten?". "Du liebst ihn wirklich oder?", fragte Farin und nippte an seinem Tee. "Natürlich!", antwortete Bela sofort und entschlossen. "Nun ja, dann...", Farin machte eine kurze Pause ehe er weitersprach, "...dann muss ich es dir wohl sagen". Bela stockte. "W... was musst du mir denn bitte sagen?". "Nun...", sprach Farin und schaute Bela mit ernstem Blick an, "...ich hatte zwar versprochen niemandem etwas zu sagen, aber ich glaube, dass du es wissen solltest...". "Jetzt sag es endlich!", forderte Bela ihn mit befehlendem Ton auf. "Dirk... ich hab mit Rod geredet... schon vor einigen Monaten... ich hab ihm da schon von deinen Gefühlen erzählt und...", weiter kam Farin nicht, denn es klingelte schon wieder an der Tür. Ein wenig genervt ging Bela wieder an die Tür und öffnete diese. "Hallo Dirk... kann ich mit dir reden?". Bela traute seinen Augen nicht. "Ähm... natürlich Rod, komm rein. Farin ist auch da". Nun saßen alle an dem kleinen Küchentisch und schwiegen sich an. Keiner vermochte die Stille zu brechen und den ersten Schritt zu machen. Das störte Farin irgendwie, denn Bela und Rod sahen sich immer wieder an und das ihnen was auf den Lippen brannte, merkte er. Er stand auf, "Ich muss mal für kleine Gitarristen", meinte er und ging aus der Küche. Beim Hinausgehen klopfte er auf Rods Schulter und verdeutlichte ihm, dass er das schon schaffen würde. Er war schon einige Minuten weg, als Bela sich endlich räusperte. "Also", sprach er, "was wolltest du?". Er nahm sich eine Zigarette und bot Rod auch eine an. Der nahm sich eine und entzündete sie. "Nun ja", meinte Rod, "ich wollte mit dir wegen gestern Nacht reden". "Echt? Das wollte Jan auch, bevor du kamst... also jetzt spuckt es aus. Ich will nicht wie der letzte Idiot da stehen". "Ok, also...", Rod nahm all seinen Mut zusammen, "...Dirk, ich... ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber... ich hab nichts gegen dich und deine Gefühle, weißt du... im Gegenteil, ich bin ja selbst... anders". Er stockte und Bela schaute ungläubisch, "Soll das etwas heißen, dass du...". "Ja, ich bin schwul...", Rod umklammerte seine Kaffeetasse, "...du musst wissen, vor ungefähr fünf Jahren hatte ich mal eine Beziehung... erinnerst du dich noch daran?". Bela dachte nach. Es stimmt. Rod hatte mal was von einer Freundin erzählt, aber er hat sie nie vorgestellt. Angeblich war sie immer so beschäftigt, dass sie nicht die Zeit fand mal mit ihm mitzukommen. "Soll das heißen, deine damalige Freundin war eher ein Freund?". "Ja... weißt du, wir haben uns wirklich geliebt. Über ein Jahr lang. Wir hatten sogar geplant zusammen zu ziehen... doch dann kam alles anders. Ein anderer hat ihn mir weggenommen... besser gesagt, eine andere", Eine Träne bahnte sich einen Weg Rods Wange hinunter, "...er meinte, dass es nicht meine Schuld wäre, doch dann erfuhr ich, dass es ihm peinlich war mit einem Mann zusammen zu sein. Es hat so weh getan, Dirk, verstehst du das?". Bela sah Rod mit großen Augen an, doch dann lächelte er ihn an. "Ja, das verstehe ich". Er steichte Rod über die Wange und wischte die Träne weg. "Und was ist jetzt?". "Nun ja ich.. ich...". "Rod geht!". Farin war von der Toilette zurückgekommen und stand nun in der Tür. "Was bitte?", fragte Bela entsetzt. "Ja, Rod wird gehen. Dass ist das, was ich dir eigentlich sagen wollte. Das will er mit seinem Geld machen. Er will weg von hier und irgendwo ein neues Leben anfangen". "Das... das kann doch nicht dein Ernst sein?", Bela schüttelte Rod an den Schultern und sah ihn an. Dieser allerdings schaute nur zu Boden und schwieg. "Verdammt Rod! Du kannst nicht so einfach gehen... verflucht, ich liebe dich!". Jetzt sah Rod auf. "Das ist es ja!", schrie er, "Genau aus diesem Grund gehe ich. Dirk, versteh das bitte nicht falsch. Ich... ich habe auch Gefühle für dich, doch ich will nicht nochmal das gleiche durchmachen wie damals". Damit stand Rod auf und ging. Er ließ einen verzwifelten Bela und einen neutralen Farin zurück. "NEIN! DAS KANN NICHT SEIN!", schrie Bela und haute seine Fäuste auf den Tisch. Dabei fiel ein Messer zu Boden. Farin bückte sich und hob es auf. "Dirk, ich...", begann er, doch Bela unterbrach ihn. "Jan... ich liebe ihn doch so". Farin saß die Tränen, die nun in Strömen Belas Gesicht hinunter glitten. Er nahm den kleinen Drummer in seine Arme. "Hey... beruhige dich. Noch ist nichts verloren". "Doch Jan... es ist verloren... Rod geht weg". Bela schluchzte laut und krallte sich in Farins Shirt. "Jetzt heul nicht rum", sagte Farin in herrischem Ton, "wenn du ihn wirklich liebst, dann beweis es ihm!". Er stieß Bela ein Stück zurück und sah ihm mit ernstem Blick an. "Und wie soll ich das machen?", fragte Bela. "Das musst du schon selbst wissen. Da kann ich dir dieses Mal leider nicht helfen". Die Reifen eines Wagens quietschten laut auf dem Asphalt und ein paar Sekunden später stand er still. Die Fahrertür ging auf und Rod stieg hinaus. Er schütze sein Gesicht mit einer Hand vor der Sonne, dann setzte er seine Sonnenbrille auf und ging einige Meter, bis er an einen kleinen Steg kam. Es war schon lange her, dass er hier an diesem Platz der Spree war. Das letzte Mal vor fünf Jahren. Es hatte sich nicht viel verändert. Nur der Müll im Fluss hatte sich vermehrt und Algen wuchsen überall. "Genau hier haben wir uns geschworen, dass wir immer füreinander da sein werden", sprach Rod leise und ein Schmerz, wie ein Stich, durchbohrte sein Herz. Er erinnerte sich qualvoll an den Tag zurück, der sein ganzes Leben veränderte. Es war eine herrliche Nacht im Sommer und ein leichter Wind bließ die Wärme von den Körpern. Rod saß auf einer Decke und beobachtete den Sternenhimmel über ihm. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht einmal merkte, dass sich jemand direkt neben ihn setze und ihn ansah. Erst etwas kühles auf seiner Haut brachte ihn in die Realität zurück. "Hey... musst du mich so erschrecken?", klagte er, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen. "Wenn du so fragst... ja, muss ich", grinste sein Gegenüber ihn an und hielt ihm die kalte Cola entgegen, "Hier mein Kleiner... damit du groß und stark wirst". "Jetzt werd nicht frech. Du weißt, dass ich das schon andauernd von Jan und Dirk zu hören kriege, Dennis". Dennis beugte sich nach vorne und kam Rod ganz nah. "Ich weiß, aber ich liebe es, wenn du dich ärgerst... dann siehst du so niedlich aus". Er küsste Rod und dieser erwiderte den Kuss. Sie verharrten einige Augenblicke, bis sie sich lösten. "Ich liebe dich", meinte Dennis und lächelte Rod an. "Ja, ich dich auch". Eine wundervolle Stille trat ein, in der Rod und Dennis sich die Spiegelungen des Mondes im Wasser betrachteten. Dennis brach das Schweigen. "Sag mal", meinte er, "wann willst du eigentlich Jan und Dirk von mir erzählen?". "Ich weiß nicht... ich glaub irgendwie ist noch nicht der richtige Zeitpunkt da". "Kann ich verstehen", Dennis blickte Rod an, "aber was willst du machen, wenn wir zusammen ziehen? Dann kannst du es nicht mehr verheimlichen". Rod schaute auf die Spree hinaus und kuschelte sich an Dennis. Er schloss die Augen und atmete tief ein. "Du hast recht. Irgendwann muss ich ihnen das sagen, aber... verstehst du... ich bin mir selbst noch nicht sicher". "Wie meinst du das?". "Ich bin schon so oft in meinem Leben enttäuscht worden, was Beziehungen angeht. Ich habe einfach Angst, dass du mich irgendwann verlässt". "Ach Rod", Dennis beugte sich zu Rod hinunter und küsste ihn, "Ich werde dich nicht verlassen. Ich werde immer für dich da sein". Rod lächelte leise. Eine alte verrostete Dose schwamm an ihm vorbei und trieb weiter den Fluss abwärts. Rod beobachtete sie einige Minuten. "Genau so trieben auch wir voneinander weg", flüsterte er leise. Schon wieder begann er sich zu erinnern. "Hey, warum weichst du mir immer wieder aus?", fragte Rod und sah Dennis dabei mit ernstem Blick an. "Was meinst du damit?". "Na, was mein ich wohl damit? Du gehst nicht mehr mit mir aus, nimmst mich nicht mehr in den Arm... und im Bett läuft auch nichts mehr", schrie er, "...sag mal, liebst du mich eigentlich noch?". Dennis sah ihn an, "Natürlich liebe ich dich... würde ich sonst hier sein?". Er ging einige Schritte auf Rod zu und küsste ihn. Doch Rod merke, dass irgendetwas anders war. Die Leidenschaft, die Dennis sonst an den Tag legte war nicht mehr dieselbe wie damals. Sie war irgendwie nicht mehr da; und dass machte Rod nachdenklich. "Was ist denn los?", fragte Dennis, als er Rod in die Augen sah. "Ach nichts", meinte Rod und blickte zu Boden, "ich muss dann mal los... wir sehen uns". "Natürlich", sagte Dennis und winkte zum Abschied. Rod verließ das Zimmer und machte sich auf den Weg zu seinem Auto. Er stieg hinein und fuhr los. Was war nur mit Dennis los? Er verhielt sich so komisch in letzter Zeit. Rod wusste es nicht, doch es machte ihm Sorgen. Einige Tage vergingen und Rod hatte nichts mehr von Dennis gehört. Er erreichte ihn auch nicht, denn das Handy war stets ausgeschaltet und auf SMS antwortete er nicht. Immer, wenn er bei Dennis vorbeifuhr hat keiner aufgemacht und auch sonst war kein Lebenszeichen von ihm zu hören. Als er an einem kühlen Tag mit dem Auto vor Dennis' Wohnung hielt, konnte er seinen Augen nicht trauen. Dennis stand da mit einem jungen Mädchen. Sie war vielleicht mitte 20 und wunderschön. Ihre Haare waren lang und blond und sie lächelte Dennis wie ein Engel an. Rod wusste nicht, wer sie war, doch er wollte es herausfinden. Gerade, als er aussteigen wollte hielt er inne, denn Dennis küsste sie. Es war nicht nur so ein 'ich-mag-dich-du-bist-ein-Freund' Kuss, nein, Dennis hatte genau die gleiche Leidenschaft bei der jungen Frau, wie er sie bei Rod hatte. Es wurde Rod zu viel. Wütend stieg er aus und ging auf Dennis zu. "WAS SOLL DENN DAS HIER WERDEN?", fragte er brüllend und sah Dennis mit ernsten verfinsterten Augen an. "Ähh... hallo Rod", stammelte Dennis. "Nix da, hallo Rod... wer ist das? Was hat die mit dir zu tun?". Er zeigte mit dem Finger auf das junge Ding. Dieser gefiel das anscheinend ganz und gar nicht. "Was soll denn das?", meinte sie mit ernstem Ton, "lassen Sie mich und meinen Freund gefälligst in Ruhe!". Rods Gesichtsausdruck verwandeltete sich von einer Sekunde auf die andere von wütend auf entsetzt verwirrt. "W.. wie bitte?", er blickte Dennis an, "Sag mir, dass das nicht wahr ist... bitte sag es mir!". "Rod, ich... ich wollte es dir sagen, aber...", versuchte Dennis zu erklären, doch Rod wollte es nicht hören. "NEIN!", schrie er, "wir beide sind zusammen... du hast mir geschworen immer bei mir zu sein! Du Lügner!". Er gab Dennis eine Ohrfeige, dann drehte er sich um und ging. Er wollte nicht, dass Dennis die Tränen in seinen Augen sieht. "Damals hab ich alles verloren", schluchzte Rod, der immer noch auf die Spree sah, "einfach alles". "Nein...". Rod drehte sich um und Farin stand hinter ihm. "Was willst du?", fragte Rod genervt und wandte seinen Blick wieder dem Wasser. "Mit dir reden", meinte Farin und setzte sich neben Rod auf die Steine. "Hör mal... du hast damals nicht alles verloren... ok, du hast eine Liebe verloren, aber was ist denn mit uns? Du hast immer noch Freunde, die zu dir stehen und die für dich da sind", versuchte Farin Rod gut zuzureden, "Außerdem hast du da auch jemanden, der dich über alles auf der Welt liebt, glaub mir, Bela liebt dich wirklich... und er würde dich nicht verletzen. Ich weiß wie er tickt, immerhin bin ich sein bester Freund". "Du verstehst das nicht Jan", meinte Rod und sah Farin an, "Damals war alles genau so. Dennis hat sich genau so verhalten wie Dirk jetzt... weißt du, gerade kommt alles wieder hoch und ich möchte das nicht... immer wenn ich in Dirks Gesicht blicke, sehe ich Dennis vor mir, wie er mich anlächelt und mir sagt, dass er mich liebt... verdammt, dass tut so weh". "Doch, ich verstehe", Farin machte eine kurze Pause ehe er weitersprach, "Wann willst du fahren?". "Sobald das Geld da ist. Ich hab den Schein heute Vormittag abgegeben. Denke mal in drei Tagen". "Ok", sprach Farin und stand auf, "dann lass ich dich jetzt alleine. Aber bitte denk an Bela. Ich glaube nicht, dass er es verkraftet, wenn du einfach so, ohne was zu sagen, verschwindest". "Keine Sorge, ich mach das schon", meinte Rod, doch da war Farin schon gegangen. Bela saß auf Farins Sofa und wartete, dass dieser heim kam. Farin bestand darauf, dass er mit kam. Obwohl er eigentlich nicht in der Verfassung dafür war, stimmte Bela zu. Die Tür ging auf. "Jan?", fragte Bela vorsichtig. "Ja, ich bin es", meinte Farin, schloß die Tür und legte seinen Schlüssel auf eine kleine Kommode. "Was ist mit Rod?". Farin atmete tief ein. "Er wird gehen Dirk... er bleibt nicht hier". "Ok, dann muss ich ihn gehen lassen". "Was bitte?", Farin schaute verwirrt zu Bela und zog eine Augenbraue hoch, "Wie? Du musst ihn gehen lassen? Ich dachte du liebst ihn". "Natürlich tu ich das", Bela sah Farin mit ernstem und traurig zugleich aussehendem Gesicht an, "genau deswegen muss ich es machen. In der Zeit, in der du nicht hier warst, konnte ich sehr viel nachdenken. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich ihn nicht mit Gewalt hier behalten sollte, denn dann wäre ich egoistisch. Rod wäre nicht glücklich und das ist das Letzte was ich will... ihn traurig sehen oder ihn traurig machen". Farin setzte sich neben Bela und strich ihm über das Haar. "Das ist wunderschön Dirk", meinte er, "genau das sagt nur einer, der von Herzen liebt". Bela lehnte sich an Farin und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war. Kein Wunder, denn immerhin hatte er die komplette Nacht nicht geschlafen. Vorsichtig verfrachtete Farin den kleinen Drummer auf das Sofa und legte ihm eine Decke über den Körper. "Schlaf du nur", flüsterte Farin, "jemand, dessen Herz so lieben kann, muss sich ausruhen". Die Sonne schien stark durch das Fenster und Bela erwachte. Das Erste, was er sah war der große Glastisch, der schon auf Hochglanz poliert war. Er richtete sich auf und sah hinter das Sofa. Dort kniete Farin auf dem Boden und schrubbte das Laminat. "Sag mal, man kann es auch übertreiben, oder?", fragte Bela und Farin erschrak. "Oh Gott Dirk", er saß nun auf dem Boden und hielt sich die Brust, "musst du mich so erschrecken?". "Sorry... sag mal, wie spät ist es eigentlich? Oder besser gefragt... was für ein Tag ist heute?". Farin zog eine Augenbraue hoch. "Mensch Dirk... heute ist Mittwoch... es ist halb 3 und das Essen ist auch gleich fertig". Bela zog die Nase hoch. Er roch zwar etwas, konnte es aber nicht zuordnen. "Und was gibt es??... ach egal, ich schau selber". Er stand auf und ging in die Küche. Während Farin sich vom Boden erhob klingelte das Telefon. "Ja hallo?". "Hey Jan, ich bin es, Rod... ähm... also der Gewinn... er ist jetzt schon da, das heißt, dass ich heute fahren werde". Farin war entsetzt, "Wie bitte? Heute?... und was ist mit Dirk? Ich meine, mit mir hast du schon ausgiebig darüber geredet, aber was ist mit ihm? Willst du dich nicht wenigstens von ihm verabschieden?". Farin versuchte, obwohl er ziemlich wütend war, nicht zu schreien. "Keine Sorge. Ich hab alles, was ich ihm sagen kann in einem Brief geschrieben. Bitte Jan, versteh, dass ich ihm nicht vor die Augen treten kann. Glaub mir, so ist es besser... mein Flug geht jedenfalls um fünf". "Mensch Rod, aber du...", weiter konnte Farin nicht sprechen, denn da hatte Rod schon aufgelegt. Bela trottete aus der Küche, bewaffnet mit einem Löffel, "Wusste gar nicht, dass etwas, dass so gesund ist, auch so gut schmecken kann", meinte er witzelnd, doch dann sah er das ernste Gesicht Farins, "Alter, was ist denn?". "Wir müssen los... sofort!". Farin packte Bela am Arm und zog ihn aus der Wohnung. Er verfrachtete ihn in seinen Wagen, stieg auf der Fahrerseite selbst ein und fuhr los. Zum Anschnallen hatte er gar keine Zeit. "Verdammt, wo fährst du hin?", fragte Bela, während er mit Mühe versuchte sich anzuschnallen und gleichzeitig festzuhalten. "Wir fahren erst einmal zu dir". "Hää? Zu mir? Was willst du denn da?". "Das wirst du schon sehen", meinte Farin und gab nochmal etwas Gas. Der Motor jaulte und das Getriebe knarrte. Unebenheiten auf dem Asphalt ignorierte Farin. Mit vollem Tempo fuhr er darüber. Dass der Wagen ab und an ein wenig flog oder aber hart aufsetzte störte ihn dabei wenig. Nach vielleicht gerademal sechs Minuten quietschten die Reifen und sie standen vor Belas Wohnung. Hastig stieg Farin aus und ging an den Briefkasten. "Jetzt beeil dich", forderte er Bela auf, der langsam und ein wenig verängstigt den Gurt löste und den Wagen verließ. "Ich komm doch schon", meinte er und ein paar Sekunden später stand er neben Farin, "und was wollen wir jetzt hier?". "Pass auf Dirk... in deinem Briefkasten ist ein Brief... von Rod". "Wa...was?", stammelte Bela und schaute geschockt auf seinen Briefkasten. "Jetzt hol ihn raus und les ihn", forderte Farin ihn auf. Bela griff langsam in den kleinen Spalt und tastete sich voran. Nach einigen Versuchen hatte er einen Zettel in der Hand. Er war sorgfältig zusammengefaltet. Vorsichtig entfaltete Bela den Brief und las erst einmal leise, doch Farin protestierte. "Jetzt les schon vor... ich will auch wissen, was da steht". Also las Bela vor..: -------------------------------------------------------------------------------- Lieber Dirk, wenn du diesen Brief hier liest, werde ich wahrscheinlich schon weg sein, denn heute geht mein Flug. Glaub mir, es war keine leichte Entscheidung für mich. Du musst wissen, ich weiß schon lange von deinen Gefühlen. Das hast du Jan zu verdanken... und am Anfang hat es mich auch gar nicht gestört oder ähnliches. Ich war schon ein wenig glücklich. Das musst du mir glauben... Allerdings immer, wenn ich dir ins Gesicht geblickt habe, habe ich das Bild meines damaligen Freundes gesehen; und das jeden Tag deutlicher. Ich hatte immer gehofft, dass alles so bleibt wie es war und dass ich nicht gehen muss bzw. nicht jetzt gehen muss... doch nachdem du mich geküsst hast wusste ich, dass es schon zu spät ist. Wir waren schon zu weit gegangen... dass der Gewinn kam, das war Zufall. Ich will nicht, dass du wegen mir leiden musst. Glaub mir, wenn ich bleiben würde, dann wäre es noch schlimmer als jetzt. Und dass ist das letzte was mich möchte in diesem Leben; dich unglücklich machen. Ich liebe dich Dirk, ich liebe dich unwahrscheinlich, aber ich kann es nicht verantworten, dass ich alles kaputt mache... sowohl zwischen uns beide, als auch mit Jan. Bitte denke immer daran, dass du in meinem Herzen bist. Und genauso werde auch ich immer bei dir sein. Es tut mir leid... bitte sag das auch Jan... Leb wohl mein Liebster Rod -------------------------------------------------------------------------------- Bela schaute Farin an, dann wieder auf den Brief. Er konnte kein Wort sagen, so geschockt war er. Es dauerte einige Zeit bis er sich ein wenig beruhigt hatte und einige Wörter fand. "Wann geht sein Flug?", fragte er Farin ohne dabei den Blick von dem Brief zu wenden. "Ähm... also... ich...". "VERDAMMT NOCHMAL...", Bela ging auf Farin zu und packte ihn am Kragen, "WANN GEHT DIESER FLUG?". Farin befreite sich von Belas Griff und schaute auf die Uhr. "Der Flug geht um Fünf... also in knapp 90 Minuten". Rod saß auf einem unbequemen Stuhl und schlürfte einige Male an seinem lauwarem Kaffee. Nach jedem Schluck verzog er sein Gesicht. "Bäääh... das soll Kaffee sein? Wohl eher ausgepresste Tennissocke...", meckerte er immer wieder leise vor sich hin. Einige Menschen um ihn herum schauten ihn schräg an, andere kamen auch direkt auf ihn zu. "Ey mann... bist du nicht dieser Typ von dieser Band?? ...Ärzte oder so??". Genau diese Worte waren es, die ihn so störten. Immerhin waren sie keine Band mehr; aber woher sollten die anderen das auch wissen? GEnervt schnappte er sich seine Koffer und stellte sich in einen Raum, der speziell für Raucher angelegt war. Er zog eine Zigarette hervor und zündete sie an. Tausende Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Jeder weitere verwirrte ihn mehr als der vorherige. Er blickte auf die Uhr. Ein paar Minuten nur noch, dann würde er für immer weg sein. Für immer? Das war so ein grausames Wort, denn immerhin hatte er hier den größten Teil seines Lebens verbracht, ist zu Ruhm aufgestiegen und hat auch einige Tiefen durchlebt. Ein ganz normalen Leben halt. Doch für ihn war es nicht so normal. Er verstand nicht, warum er immer wieder solche Schemrzen durchleben musste. Die Passagiere vom Flug XJR 783 - 4 von Berlin nach Santiago de Chile, mit Zwischenstopp in Madrid, bitte zum Check 4. Ihr Flug geht in Kürze..., ertönte eine Ansage. Mit aller Ruhe drückte Rod seine Zigarette aus und ging vorsichtig aus dem Raum. Er schaute sich auf den Schildern um und suchte den Weg zum Check 4. Bevor er losging, vergewisserte er sich, dass er alles dabei hatte. Ticket? Koffer? Geld? Ausweis? Alles da. Er nickte kurz für sich selber, dann ging er los. Die Frau am Check begrüßte ihn freundlich und bat ihn um seine Koffer. Gerade, als er diese übergeben wollte, hörte er eine Stimme hinter sich rufen. "Rooooood... warte.....!!", schrie diese. Er drehte sich um und Bela stand vor ihm. "Was willst du hier?", fragte er gespielt desinteressiert. "Ich... ich...", stammelte Bela, "...ich wollte mich nur von dir verabschieden". Rod war geschockt. Er riss seine Augen weit auf und starrte Bela an. "Was? Du willst mich nicht aufhalten oder ähnliches?", fragte er verwirrt. Bela lächelte, "Nein, warum denn? Immerhin ist es dein Wunsch zu gehen. Das hab ich jetzt begriffen. Dich zingen, hier zu bleiben, wäre äußerst egoistisch von mir. Du wärst nicht glücklich... und das sollst du sein. Auch wenn ich dafür meine Gefühle zurückstecken und dich gehen lassen muss". In Rods Augen glänzte etwas, dass wie eine Träne aussah. Er schloss Bela in seine Arme. "Es tut mir so leid, Dirk", sprach er, dann ließ er von ihm ab und checkte ein. Nachdem er doch die Sicherheitssperre gegangen war, drehte er sich noch einmal um. "Ich liebe dich", flüsterte er Bela zu, dann drehte er sich um und verschwand hinter einer Tür. Bela drehte sich um und ging, den Kopf gesenkt und die Hände zu Fäusten geballt, nach draußen. Farin, der draußen gewartet hatte, lief sofort auf Bela zu, als er diesen erblickte, "Und? Was ist?", fragte er. Nun konnte Bela seine Gefühle nicht mehr halten. Er klammerte sich an Farins Shirt und vergrub sein Gesicht in diesem. "Er kommt nicht zurück, Jan...", schluchzte er und Farin nahm ihn in die Arme. "Hey... ganz ruhig. Ich mach dir ein Angebot. Wir fahren jetzt zu mir und du bleibst auch die nächsten Tage, ok?". Bela nickte schwach und Farin strich ihm über die Haare, "Dann komm... schnell weg hier". Er griff Belas Hand und zog ihn mit sich zum Wagen. Während der Fahrt sprachen sie kein Wort, bis plötzlich der Magen Belas laut mit einem Knurr ertönte. "Ach ja", meinte Farin, "du hast ja heute noch nichts gegessen... komm, wir holen schnell was für dich. Dann geht es dir vielleicht ein wenig besser". Er bog rechts ab und hielt vor einem bekannten Steakhaus. "Du bleibt sitzen... ich bin gleich wieder da", meinte er, während er sich abschnallte und das Auto verließ. Bela nickte wieder nur leicht. Er realisierte im Augenblick gar nichts mehr. Es dauerte einige Minuten, bis Farin zurück war. Er hielt eine große Plastiktasche mit den Fingerspitzen vor sich und öffnete die Beifahrertür. "HIer", meinte er und legte Bela die Tüte auf den Schoß, "nimm das bloß". Er schloss dir Tür wieder und stieg auf der Fahrerseite hinein. "Jan...?", fragte Bela nun ganz bedrückt. "Was ist denn?". "Danke". Farin schaute ihn lächelnd an. "Hab ich gern gemacht", meinte er, dann drehte er den Schlüssel im Zündschloss um, legte den ersten Gang ein und fuhr los. Bela blieb einige Tage bei Farin. Dies aber auch nur, weil Farin ihn nicht alleine Zuhause lassen wollte. Nach und nach besserte sich seine Laune allerdings und teilweise konnte er wieder lachen. Dies freute Farin besonders. Am vierten Tag saßen sie zusammen am Tisch und aßen etwas, als Bela das Wort übernahm. "Ähm... Jan?", fragte er leise. Erst als Farin ihn ansah, sprach er weiter, "Ähm.. wir müssten heute noch zu mir. Ich will nicht wissen, wie mein Briefkasten aussieht. Geschweige denn von einigen offenen Bierflaschen und Joghurtbechern auf meinem Tisch". Er grinste leicht, doch Farin verzog das Gesicht. Wer wollte sich die Joghurts nun wirklich nicht vorstellen. "Na gut", meinte Farin, "in einer Stunde fahren wir los. Ich komm aber mit... dich lass ich auf alle Fälle nicht alleine!". Bela nickte, dann stand er auf und brachte seinen Teller in die Küche. Über dieses Verhalten wunderte sich Farin am meisten, denn sonst war Bela immer der Rüpel gewesen, der sich alles hinterher tragen ließ. Während er daran dachte, stand auch er auf und brachte sein Geschirr in die Küche. "Ach weißt du...", sagte er zu Bela, als er alles in die Spülmaschine stellte, "lass uns..." Klingeling Klingeling. Das Handy Farins klingelte. "Oh einen Moment". Ohne auf das Display zu gucken nahm er ab. "Ja bitte?". Sein Gesicht wurde erst bleich, doch dann erschien ein großes Grinsen auf demselbigen. "Was?? Wirklich?? Das ist ja toll... ok ok... werd ich machen... keine Sorge... jaaa... ok, bis gleich... ach ja... ich freu mich... tschüüüüss". Er legte auf und Bela sah ihn fragend an. "Was wolltest du mir sagen?", fragte er. "Ach ist schon in Ordnung. Komm, wir fahren jetzt schon". Er griff Belas Arm und zog ihn aus der Küche, doch Bela konnte sich auf dem Griff befreien. "Hey hey hey... ich dachte wir fahren erst in einer Stunde...". "Ach, nachher kommt noch ein alter Schulfreund von mir vorbei... hat gerade angerufen", meinte Farin über beide Ohren lachend. Bela wusste genau, dass das nicht stimmte, doch irgendwie interessierte es ihn nicht wirklich. Mit schwachem Schuterzucken ging er hinüber zur Kommode und zog sich seine Schuhe an. "Willst du wirklich ohne Jacke gehen?", fragte Farin, als er Bela nur im T-Shirt aus der Wohnung gehen sah, "Ach egal.. im Auto ist es ja eh warm". Er schloss die Tür und verriegelte diese. Es dauerte nicht lange, da stand sie schon wieder vor Belas Wohnung. Farin stieg aus und Bela folgte ihm unauffällig. An der Tür schaute Bela als erstes in den Briefkasten. "Häää?", gab er von sich als er hineinsah, "keine Briefe?? merkwürdig". Farin grinste, doch das sah Bela nicht. "Na dann lass uns mal hinein gehen", sprach er nur, "mal schauen, was deine Joghurts machen". Ein wenig irritiert zog Bela seinen Schlüssel hervor und öffnete die Tür zum Treppenhaus. Gemeinsam gingen sie in den dritten zweiten Stock. Es war das Oberste und genau da wohnte Bela. Er drehte sich zu Farin um, "Aber nicht erschrecken... ich hab nicht aufgeräumt", meinte er, doch Farin wedelte mit einer Hand. "Keine Sorge, das verkrafte ich schon". Wieder grinste er hinter Belas Rücken, als dieser die Tür aufschloss. Belas Augen vergrößerten sich, als er auf die leeren Tische und den glänzend sauberen Fußboden schaute. "W...was?", nuschelte er, "Hier war doch alles dreckig, als ich gegangen bin". Langsam ging er einige Schritte weiter. Immer wieder schweifte sein Blick von einer Ecke zur anderen. Jeder kleinste Platz war sauber und glänzte. Er drehte sich um und sah Farin in die Augen, der nicht mehr aufhören konnte zu grinsen. "Jan... was verschweigst du mir?", fragte Bela mit ernstem Ton. "Ich?? Gar nichts", meinte Farin. "Lüg mich nicht an!", sagte Bela und ging einige Schritte auf Farin zu. "Er lügt nicht, Dirk!". Bela erstarrte. Diese Stimme hinter ihm. Die kannte er wohl am Besten. "Nein, oder?", fragte er Farin und dieser nickte. "ROD!", schrie Bela, drehte sich um und lief Rod in die Arme. "Oh mein Gott, was machst du denn hier??". "Hey hey.. nicht so stürmisch", meinte Rod, ließ Bela los und winkte mit einem Schlüssel, "Du solltest aufpassen wo du deine Ersatzschlüssel versteckst". Er zwinkerte Bela zu und lächelte. "Ja, werd ich bei Gelegenheit mal ändern... aber ich meinte eigentlich was du HIER machst?? Ich mein... solltest du nicht in Chile sein?", fragte Bela total aufgeregt. "Ja, da war ich... doch ich konnte deine Worte, die du mir am Flughafen gesagt hattest nicht vergessen. Jeden Tag wurde ich unglücklicher... und da hab ich erkennt dass ich hierher gehöre... dass ich zu dir gehöre". Bela sah den etwas größeren Chilenen mit großen Augen an. "Soll das heißen?". "Ja Dirk... ich bleibe für immer hier". -------------------------------------------------------------------------------- Juhuuuuu.... endlich fertig xDD... Naja.. hab jetzt auch über 8000 Wörter für das Kapitel geschrieben... langsam glaube ich, dass man das hier keine Kurzgeschichte mehr nennen kann xDD... Hoffe das Warten war nicht allzu schlimm ^^ Freut euch auf das nächste Kapi... Next Track.: Geh mit mir Kapitel 4: Geh mit mir ---------------------- Track 4.: Geh mit mir ...denn ohne dich sterbe ich "Ich schau dir schon lange zu, baby du, bist der beste Anblick der sich mir heut bot, ich seh rot, sagst du Nein, dann geh ich tot" ----------------------------------------------------------------------------------- "Hey Roddie... neues Deo?", Bela ging um Rod herum und schnüffelte an einigen Stellen von dessen Shirt, "wie heißt das? Eau de Truthahn?". "Lass mich bloß in Ruhe mit deinen Witzen, Dirk!", meckerte Rod herum, während er versuchte Belas Nase aus seinem näheren Umfeld zu entfernen, "das nächste Mal kannst du ja kochen". Schlagartig wich Bela zurück und setzte sich artig auf das Sofa. Kochen war ein Wort, welches er am Liebsten aus seinem Vokabular streichen würde. Er erinnerte sich daran, wie er mal versucht hatte für Farin zu kochen. Das Wort "Katastrophe" wäre noch ein wenig untertrieben. Es war das reinste Disaster. Damals dachte er sich noch, dass bei einem Brokkoli-Nudel-Auflauf nichts schief gehen kann, doch er täuschte sich gewaltig. Die Nudeln waren steinhart, der Käse schwarz und die Soße war so gut wie komplett verdampft. Nur der Brokkoli war in Ordnung und so war dieses Gemüse auch das einzigste, was auf den Tellern landete. Durch einen Schlag auf den Hinterkopf wurde Bela unsanft aus seinen Gedanken zurück in die Realität gebracht. "Jetzt musst du dich aber ran halten... Jan kommt gleich". Rod sah Bela mit leicht gestresstem Blick an und zeige auf eine große Uhr über der Tür. Während Bela irgendetwas murmelnd in sein Schlafzimmer ging, setzte sich Rod auf das eben geräumte Sofa und zündete sich eine Zigarette an. Leicht blies er den Rauch in die Luft und seufzte, "Wenn ich nicht gewusst hätte, dass Dirk SO faul ist, dann hätte ich ihm meine Hilfe nie angeboten". Nochmals seufzte er und ließ sich ein wenig tiefer in das Sofa sinken. Es klingelte. Eilig sprintete Bela an die Tür und öffnete diese. "Jan!!", schrie er und ein großer blonder Mann grinste ihm entgegen. "Dirk!!", schrie dieser ebenfalls und eine Sekunde später lagen sie sich in den Armen. Als sie sich voneinander lösten griff Farin in die Umhängetasche, die er um die Schultern trug und holte ein kleines Päckchen hervor. "Alles Gute zum Geburtstag", meinte er und überreichte Bela das Paket. Dieser schaute nicht schlecht. "öhm.. Jan?? Heute ist Erntedankfest... mein Geburtstag ist schon einige Monate her". "ja, ich weiß... aber das habe ich gestern wiedergefunden... das sollte eigentlich noch ein Geschenk sein", grinste Farin und trat nun endlich in die Wohnung ein. Kaum war er im Flur, schon wedelte er sich mit einer Hand vor der Nase herum. "Mein Gott, was stinkt denn hier so? Das riecht ja wie auf dem Damenklo". Rod, der aus dem Wohnzimmer trat um Farin zu begrüßen setzte eine finstere Miene auf, "Das ist das Dessert... danke für den Vergleich... aber woher weißt du überhaupt, wie es im Damenklo riecht?". Farin antwortete nicht und auch Rod fragte nicht weiter nach. Er beschäftigte sich lieber mit dem Truthahn, der nun endlich aus dem Ofen musste. Nachdem Rod in die Küche gegangen war setzten sich Farin und Bela an den schon gedeckten Tisch. Sie sprachen nicht, denn die Worte "Au!", "Verdammt!", "Ahh!" und "Leckt mich doch!" aus der Küche waren viel amüsanter. Nach einiger Zeit stand das Essen dann doch auf dem Tisch. "So... wer will was?", fragte Bela und sah die hochgezogene Augenbraue Farins, "Ach ja, hab ich vergessen, du hast dich ja dem Fleisch verweigert... du Hippie!". "Hippie?", fragte Farin geschockt und griff nach dem Tablett mit dem Truthahn, "ich kann dir mal zeigen was ein Hippie ist!". Er öffnete das Fenster und hielt das Essen hinaus. "Flieg!! Du bist frei!!", schrie er in die Nachbarschaft hinaus. Er hatte einen Moment lang nicht aufgepasst und das Tablett schief gehalten. Der Vogel flog. Allerdings steil nach unten, vier Etagen bis auf den Rasen. Wie die Drei von der Tankstelle strecken Bela, Farin und Rod ihre Köpfe aus dem Fenster und verfolgten still schweigend den Abgang des Truthahns, bis er mit einem leisen Patsch aufschlug und ziemlich viel Truthahnmatsch hinterließ. "Danke Farin", sprach Rod mit ruhiger Stimme. Farin? Oh gott! Rod nannte Farin selten bei seinem Künstlernamen. Er muss wohl echt sauer sein. "Äh... sorry Rod", stammelte Farin und zwang sich ein Lächeln ab um die Situation ein wenig zu lockern. Wortlos nahm Rod seine Küchenschürze ab und übergab sie Bela, dann stapfte er in den Flur, zog sich seine Schuhe an, nahm seine Tasche und verließ die Wohnung. Als Farin und Bela nochmals aus dem Fenster sahen, konnten sie beobachten, wie Rod noch einmal auf den Truthahn eintrat bevor er in sein Auto stieg und wegfuhr. "Rod ist wohl echt sauer", meinte Farin und setzte sich im Wohnzimmer auf das Sofa. "Jup", meinte Bela kurz, "ich glaub auf die Aktion brauch ich erstmal ein Bier". "Ne ne ne... nix da", meinte Farin, packte Bela am Arm und zog ihn zu sich auf das Sofa. "ey, was...", begann Bela, doch da hatte er schon die Lippen des Gitarristen auf seinen. Sie verharrten einige Momente bis sie sich lösten. Bela saß kerzengerade neben Farin und starrte an die gegenüberliegende Wand. "Was ist denn?", fragte Farin und fuhr mit seiner Zunge sanft über das Ohr des Drummers, "hat es dir nicht gefallen?". Die Farbe in Belas Gesicht verfärbte sich in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit rot. Natürlich hatte es ihm gefallen. Wie lange hatte er sich das schon gewünscht? Einmal von Farins sanften Lippen geküsst zu werden. So lange hatte er ihn auf der Bühne beobachtet, wie er die Songs mit einer solchen Hingabe sang. Und dann geschah es einfach. Er verliebte sich in seinen großen, blonden Freund. Dies war nun allerdings 15 Jahre her. Er hatte nach einigen Jahren schon resigniert und sich damit abgefunden, dass zwischen ihnen nie mehr als Freundschaft bestehen würde. Und jetzt küsst Farin ihn aus heiterem Himmel? Nein, er konnte es nicht. "Bitte geh!", meinte Bela leise und sah auf den Boden. "Bitte was?", fragte Farin verdutzt, "Dirk.. ich...". "NEIN! Bitte geh! Sofort!". "Aber... aber...", begann Farin noch, doch er hielt sich mit seinen Protesten zurück. Wie Bela es von ihm verlangte verließ er die Wohnung. Bela saß noch lange auf dem Sofa und rührte sich nicht. Erst als es laut an seiner Tür klopfte schreckte er auf. "Herr Felsenheimer!!", ertönte es vom Hausflur aus. Oh nein. Nicht diese Schreckschraube von oben, dachte sich Bela. "Machen Sie gefälligst Ihren Müll draußen weg!", schrie sie. "Legen Sie sich doch dazu. Sie wären bestimmt ein schönes Pärchen", konterte Bela. Er hörte nur noch leise ein "Unerhört!" und "Frechheit!", dann war wieder Stille. Das Knurren seines Magens brachte ihn schließlich dazu aufzustehen. Er ging in die Küche und schnappte sich einen von den Desserts, zu denen es ja nicht mehr gekommen war. "Erdbeercreme mit Bananenschaum und frischen Früchten", sagte Bela leise, "Jan hätte sich gefreut". Ein kurzes Lachen war zu hören, als Bela die Schale wieder in den Kühlschrank stellte. Jan... Warum nur? Warum ausgerechnet jetzt, wo für Bela doch alles schon irreal wirkte?`"Es ist zu spät", wisperte Bela und ging ins Schlafzimmer, "jetzt ist es zu spät". In Gedanken versunken zog Bela seine Klamotten aus und warf sie auf das Bett. Dann schnappte er sich ein frisches Handtuch aus dem Schrank und stapfte in das Badezimmer. Er hoffte, dass eine kalte Dusche ihn wieder ein wenig zur Klarheit verhelfen würde. Langsam drehte er den Wasserhahn auf und hielt eine Hand unter den Wasserstrahl um zu prüfen ob die gewünschte Temperatur erreicht war. Nachdem alles für ihn in Ordnung schien setzte er einen Fuß in die Dusche. Das Wasser floss langsam sein Bein hinunter und er stellte sich nun direkt unter den Duschkopf. Bela ließ ein leiches Stöhnen hören, als das Wasser sich einen Weg seinen Rücken hinunter suchte. Wie angenehm diese Kälte doch war. Vorsichtig griff er nach der Seife, die neben ihm auf einer kleinen Ablagefläche lag. Da seine Hände zu feucht waren rutschte das Stück aus seiner Hand und fiel zu Boden. Bela beugte sich nach unten um die Seife aufzuheben. Sein Blick fiel aus den Firmennamen, der auf dem Stück stand. "Fa...", sagte er leise, dann ließ er seinen Kopf zur Seite fallen, "...rin... Farin". Langsam setzte er sich hin. Das Wasser plätscherte auf seinen Kopf. Er schluchzte leise. Tränen, durch das Duschwasser kaum erkennbar, liefen ihm die Wangen hinunter. Er saß nun einfach da und starrte die Seife an. "Farin... Jan...", wisperte er nach einiger Zeit, "...ich liebe dich". Farin lag in seinem Bett und starrte an die Decke. "Was hab ich nur gemacht?", fragte er sich selbst und dachte dabei mehr an den Truthahn, als an Bela. War er ihm egal oder wollte er die Situation mit ihm einfach vergessen? Er wusste es nicht genau. "Ach verdammt... wieso weiß ich in solchen Fallen nie was ich will?", schrie er sich selbst an und warf ein Kissen an die Wand. Dieses fiel geräuschlos zu Boden und Farin stand auf um sich etwas zu trinken zu holen. Er stellte ich an den Kühlschrank und öffnete diesen. Es befanden sich genau zwei Flaschen darin. Das eine war abgefüllter Eistee vom letzten Ausflug mit Rod und das andere war eine Flasche Bier, die noch von Belas letztem Besuch übrig geblieben war. Genervt griff Farin nach dem Bier und knallte es regelrecht auf den Tisch. Mit einem Flaschenöffner entfernte er den Kronkorken und setzte zum Trinken an. Kurz vor seinem ersten Schluck stoppte er. "Nein", sagte er, "Wegen so einem Mist fang ich nach 44 Jahren nicht mit dem Trinken an!". Er stellte das Bier auf die Spüle. Wegkippen wollte er es nicht, denn er hatte das Gefühl, genau diese Flasche noch zu brauchen. Er seufzte leise, dann schnappte er sich seine Autoschlüssel und ging zur Tür hinaus. "Verdammt... ich muss mich bei ihm entschuldigen". "Was mache ich hier eigentlich?", fragte sich Bela, der immer noch in der Dusche saß, "Ich gestehe gerade einem Stück Seife, dass ich sie liebe". Er schüttelte sich kurz, dann stand er auf, drehte den Wasserhahn zu und tappste aus der Dusche. Ein Handtuch wickelte er sich um seine Hüften und dann ging er ins Schlafzimmer, wo er sich anzog. Völlig in Gedanken versunken griff er nach seinen Schuhen und zog sie an. Er wollte raus gehen. Einfach nur raus. Egal wohin. Während Belas Weg die Alster entlang, dachte er lange nach. Über sich, über Farin und über ihr Verhältnis zueinander. Er war sein bester Freund, das war klar. Das haben sie sich auch immer wieder gegenseitig bewiesen. Doch warum war Farin über so viele Jahre hinweg einfach NUR ein Freund? Und warum konnte er jetzt auf einmal Gefühle aufbauen? War es die Wahrheit oder nur ein Spiel? So verwirrt wie gerade war Bela wohl sein ganzes Leben noch nicht. Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er die Rufe nach ihm nicht wahr nahm. Erst als man ihm auf die Schulter fasste, schreckte er auf. "Dirk... da bist du ja!". Farin sah ihn mit ernstem Blick an. "Jan... was... was willst du?", fragte Bela sichtlich verwirrter als eben. "Ich muss mit dir reden... bitte", meinte Farin und Bela nickte. Sie setzten sich auf eine Bank ganz in der Nähe. Sie blickten sich nicht an, sondern starrten nur auf das Wasser, das vorbeifloss. "Also...", sagte Bela nach einiger Zeit, "...was willst du mit mir bereden?". "Nun ja...", meinte Farin und blickte zu Boden, "...ich wollte mich bei dir entschuldigen. Wegen vorhin. Weißt du, ich dachte immer, dass wir beste Freunde sind". "Aber... aber das sind wir doch", platzte Bela plötzlich dazwischen. "Nein... sind wir eben nicht! Du empfindest für mich mehr als nur Freundschaft. Das weiß ich schon lange". "Jan...", wisperte Bela, sicher, dass Farin seine Worte ernst meinte. "Dirk...", Farin schaute Bela direkt in die Augen, "...aber so einfach geht das nicht. Ich WILL es besser gesagt gar nicht. Ich glaube, es ist besser, wenn ich für immer aus deinem Leben verschwinde". Bela merkte, wie ein Kloß in seinem Hals auftauchte und einfach nicht mehr weg gehen wollte. Farin stand auf und machte sich zum Gehen bereit. "Aber... wo willst du hin?", fragte Bela, den Tränen nahe. Er sprang auf und fiel Farin in die Arme, "Ich will nicht, dass du geht. Jan... ich liebe dich... schon sehr lange". Farin legte behutsam seine Hand um Belas Schulter. "Ich weiß", sagte er, "...aber ich werde jetzt gehen. Folge mir nicht. Vergiss mich am Besten. Ich kann dir das auch einfacher machen". "Wie?". "Ich hasse dich!". Damit ließ Farin den kleinen Drummer los und verschwand. Nun stand Bela dort. Verlassen von seinem besten Freund. Er wollte doch nichts anderes, als ein wenig Zuneigung von dem Menschen, den er liebte. War das denn zu viel verlangt? Bela war nicht der Ansicht und verstand daher auch diese harte Reaktion Farins nicht. Aufgelöst ging er durch die nächtlichen Straßen Hamburgs und wischte sich ab und an eine Träne aus dem Gesicht. "Warum bin ich immer derjenige, der leiden muss?", fragte Bela sich selbst. Sein Weg führte an beleuchteten Diskotheken, überfüllten Kneipen und einer Menge anderer Punkte vorbei, an denen sich die Menschen trafen und glücklich sein konnten. Irgendwann kam Bela an einem großen Wohnblock an. Völlig in Trance drückte er auf eine Klingel und sah mit leeren Augen auf die Gegensprechanlage, die nach einiger Zeit knisterte. "Hallo?", kam eine Stimme daraus hervor. "Hey Rod... ich bin es", sprach Bela leise, "Kann ich kurz hochkommen?". Kaum hatte er diese Frage gestellt schnurrte auch schon die Eingangstür. Bela trat ein und ging die gut 50 Stufen bis zur Haustür Rods nach oben. "Dirk... alles klar?", fragte Rod, der die Tür bereits geöffnet hatte und wartete, besorgt. Bela wollte antworten, doch seine Gefühle übermannten ihn und er fiel Rod in die Arme. Seine Tränen liefen nur so sein Gesicht herunter. "Rod... warum musste Jan mir das antun?". "Hey hey hey... wer wird denn gleich?", meinte Rod und klopfte Bela sanft auf die Schulter, "Komm erstmal rein. Ich mach dir einen Kaffee". Rod machte einen Schritt zur Seite, damit Bela in die Wohnung fand. Nachdem er die Tür geschlossen und Bela sich auf das Sofa gesetzt hatte, ging er in die Küche und setzte eine Kanne Kaffee auf. Da er wusste, dass Bela ihn stärker mochte, packte er noch einen extra Löffel Kaffeepulver in die Filtertüte. Während die Maschine ratterte und einzelne Tropfen in die Kanne fielen, setzte sich Rod zu dem noch immer schluchzenden Bela und reichte ihm ein Taschentuch. "Jetzt erzähl schon... was ist los?". Bela griff nach dem Taschentuch und schnaubte unüberhörbar hinein. "Also...", begann er, "...er hat gesagt, dass er mich hasst... dabei... dabei liebe ich ihn doch so". Rod riss so schnell die Augen auf, wie sein Kinn hinunterfiel. Er konnte nicht recht glauben, was er da gehört hat. Ok, woher denn auch? "Du... du liebst ihn?", fragte er unsicher, "seit wann? wie lange? Und warum überhaupt?". Bela begann zu erklären. "Alles begann vor 15 Jahren. Wir hatten einen unserer ersten Auftritte nach der Reunion. Erinnerst du dich an das kleine Hidden Konzert?". Rod nickte schwach und ließ Bela weitererzählen, "Nun ja, du weißt, dass ich noch ganz schön sauer auf Jan war, weil er erst Die Ärzte auflösen wollte und dann nach fünf Jahren aus heiterem Himmel meinte, dass er wieder spielen will. Ich hatte eigentlich schon andere Sachen geplant, aber das ist ja eine andere Sache. Jedenfalls war ich an diesem Tag total schlecht drauf, doch als ich beim Auftritt Jan sah, wie er voller Hingabe Teenager Liebe sang... da war es um mich geschehen. Ich habe nur noch diese Leidenschaft in seiner Stimme gesehen und gehört. Das war es, was mir so imponiert hat. Noch nie zuvor habe ich so viel Motivation und Willen bei Jan gesehen". Bela stoppte und sah Rod an, der lächelte. "Das ist aber niedlich", meinte er, "Und was hat Jan dir jetzt angetan?". Bela schaute zu Boden. "Er hat gesagt, dass er mich hasst und dass er aus meinem Leben verschwindet". Schon wieder konnte Rod nicht glauben, was er hörte. Farin hasst Bela? Nein, das kann nicht sein. Immerhin sind die beiden seit fast 30 Jahren die besten Freunde; haben alles mögliche erlebt und haben immer zusammen gehalten. Das er Bela jetzt auf einmal hassen würde. Nein nein. Nicht Farin. Da stimmte was nicht. Aber was? Rod beschloss, der Sache in nächster Zeit auf den Grund zu gehen. Doch jetzt musste er sich um Bela und den Kaffee kümmern. Eigentlich vor allem um den Kaffee, denn er hatte vorhin die Vorrichtung für die Filtertüte nicht richtig geschlossen und nun lief der halbe Kaffee quer über die Arbeitsfläche und plätscherte genüsslich auf den Boden. "Verdammt!", schrie Rod, als er es bemerkte und lief in die Küche, "Ich bin gleich wieder für dich da - lauf bloß nicht weg!". Bela konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Endlich merkte er, dass auch Rod nicht perfekt ist. Außerdem ist das die beste Rache dafür, dass er ihn und Farin mit dem zermatschten Truthahn zurückgelassen hat. "Hier...", meinte Rod nach einiger Zeit und stellte Bela seine Tasse hin, "Lass es dir schmecken". "Danke Rod... aber du hättest dir nicht so eine Mühe machen sollen", sagte Bela und nahm einen Schluck. Der Kaffee schmeckte schrecklich und Bela wollte sein Gesicht verziehen, doch er versuchte es nicht zu tun. Schon allein aus reiner Freundlichkeit gegenüber Rod. "Lecker", sagte er stattdessen und stellte die Tasse zurück. Rod tat dasgleiche, denn auch ihm schmeckte der Kaffee nicht. "Dirk...", begann er, "Jetzt mal Klartext. Glaubst du wirklich, dass Jan dich hasst?". "Ich weiß es nicht Rod... ich weiß es nicht". Rod blickte zu der Kaffeetasse und dachte ein wenig nach. "Weißt du was, Dirk? Du legst dich jetzt hin und schläfst dich aus. So wie du aussiehst hast du die letzten vier Tage nicht geschlafen... und ich suche Jan". Belas Augen wurden groß. "Das... das würdest du für mich machen?". Er fiel Rod um den Hals, "Danke Rod". Farin war Zuhause und packte einige Sachen in einen Koffer, als sein Handy klingelte. "Hallo?", sagte er, als er abnahm. "Hey Jan. Ich bins Rod. Können wir uns irgendwo treffen? Ich muss mit dir reden. Dringend!". "Wieso, was ist denn?", fragte Farin leicht desinteressiert. "Das erzähl ich dir dann. Also, können wir uns treffen?". "Natürlich. Ich komme gleich zu dir". "Nein", schrie Rod ins Handy, "Ich... ich bin nicht Zuhause. Wie wär es mit dem kleinen Café an der Reeperbahn?". Farin stimmte zu und legte auf. Er verstand Rod nicht. Er wohnte doch nicht weit von der Reeperbahn weg, also warum wollte er sich mit ihm in dem Café treffen? Farin hätte sich bestimmt den Kopf darüber zerbrochen, doch irgendwie interessierte es ihn im Moment nicht. Er packte noch schnell seine letzten Sachen zusammen, dann nahm er den Koffer und verließ seine Wohnung. Er packte den Koffer in seinen Kofferraum, dann machte er sich auf den Weg zu dem Café. Rod wartete schon, bei einer richtigen Tasse Kaffee, als Farin aus seinem Auto stieg. Er winkte Farin zu und dieser setzte sich. "Also, was ist los?", fragte Farin und bestellte sich einen Latte Macchiato. "Es geht um Dirk", meinte Rod und nippte an seiner Tasse, "Er liegt bei mir im Bett und heult sich die Augen aus". Farin verzog ein wenig sein Gesicht, "Ist mir doch egal", meinte er kurz und knapp. "Mensch Jan. Was ist nur mit dir los? So kenne ich dich gar nicht. Ich dachte immer Dirk wäre dein bester Freund". "Verdammt! Das ist er auch!", Farin stand auf und brüllte so laut, dass sich einige Leute umdrehten und sich gegenseitig etwas zuflüsterten. Farin setzte sich wieder und sah Rod an. "Hör zu", meinte er, "Das ist was ganz anderes. Du musst es nicht verstehen, aber ich will Dirk nur schützen". Rod blickte Farin verwirrt an und Farin erklärte. "Pass auf. Dirk und ich, wir sind seit 30 Jahren befreundet. Er ist für mich wie ein Bruder. Ich wusste schon lange, dass er Gefühle für mich hat. Aber ich hab gestern meine Beherrschung verloren und ihn geküsst. Verdammt Rod. Ich habe ihn geküsst. Ich habe ihm Hoffungen gemacht, obwohl ich meiner eigenen Gefühle nicht sicher bin". Rod nickte verständnisvoll. "Aber glaubst du ehrlich, dass es hilft wenn du einfach sagst, dass du ihn hasst?". Farin nahm einen großen Schluck und leerte sein Glas. Er stellte es zur Seite, legte passend Geld hin und stand auf. "Ich muss los. Ich weiß nicht, wann ich wiederkomme, aber wenn was ist, dann ruf mich an. Und bitte... versuch Dirk alles sanft beizubringen. Du kannst das besser als ich, ich weiß das". Er winkte Rod kurz zum Abschied, dann stieg er in seinen Wagen und fuhr los. Rod blieb noch einige Minuten sitzen und trank in Ruhe seinen Kaffee. Dabei überlegte er sich, wie er Bela am Besten beibringen konnte, dass Farin nun erst einmal weg war. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nun seit zwei Stunden hier saß und nachdachte. Schnell rief er eine der wirklich gut aussehenden Bedienungen an seinen Tisch. zahlte seinen Kaffee und deutete auf das Geld von Farin. Nun musste er schnell zurück zu Bela. Er wollte ihn nicht noch länger quälen, sondern ihm mitteilen, was nun der Stand der Dinge war. Als er Zuhause ankam war nichts zu hören. "Dirk?", fragte Rod vorsichtig, immer im Hinterkopf, das Bela schlafen könnte. Als Erstes schaute er ins Schlafzimmer. Kein Bela weit und breit zu sehen. Er ging weiter zum Wohnzimmer. "Dirk?". Immer noch keine Antwort und kein Bela in Sicht. Da er nicht den Wunsch hatte auf der Toilette nachzusehen, ging er als nächstes in die Küche. "Dirk?... Verdammt DIRK!!". Rod lief zu Bela, der auf dem Boden lag. Um ihn herum berfand sich Blut auf dem Boden. "Dirk, verdammt, was...", brachte Rod heraus bevor er das Messer neben Bela liegen sah. Reflexartig schnappte sich Rod einen Arm von Bela und hielt ihn hoch. Eine große Wunde befand sich direkt am Handgelenk. "Scheiße verdammt. Mach nicht so einen Mist!". Bela antwortete nicht. Sein Gesicht war bleich und seine Augen leer. Sollte er etwa schon...? Nein, das wollte sich Rod nicht vorstellen. "Mach bloß keinen Scheiß Junge!", rief Rod ihm immer wieder zu und griff nach seinem Handy in der Hosentasche. Schnell wählte er die Nummer des Notrufs und forderte einen Krankenwagen. "Wir sind in 10 Minuten da", sprach eine Frauenstimme am anderen Ende, "Versuchen Sie solange die Blutung zu stillen". Rod lief in das Schlafzimmer und holte ein sauberes Handtuch hervor. "Scheiße Scheiße", nuschelte er dabei immer. Zum Glück hatte er damals im Erste-Hilfe-Kurs aufgepasst, so konnte er Bela nun in die stabile Seitenlage legen. Er presste das Handtuch auf die offene Wunde und hoffte, dass der Krankenwagen schnell kommt. Er war kein Arzt, aber er konnte sich sicher sein, dass Bela nicht mehr lange durchhalten würde, wenn nicht gleich Hilfe kommt. Bela war schon weiß wie Kreide, als Rod endlich die Sirenen des Krankenwagens vernahm. Er rannte hinaus und winkte die Notärzte zu sich. "Na endlich. Kommen Sie", meinte er, dann lief er mit den beiden Notärzten in seine Wohnung. "Ds sieht gar nicht gut aus", meinte einer der Ärzte, als er Bela da auf dem Boden liegen sah. Er hockte sich zu Bela hinunter, nahm das schon Blut durchtränkte Handtuch von deinem Arm und reinigte die Stelle. Dann verband er die Wunde. Der andere Notarzt breitete eine Plastiktrage aus. Auf dieser konnten sie Bela besser nach unten tragen. "Was ist los? Wie sieht es aus? Was kann ich tun?", fragte Rod durcheinander und ging von einer Ecke in die andere. "Im Moment können Sie nichts machen", meinte der Norarzt, der Bela verbunden hatte, "Sie können aber mitkommen". Rod nickte. Er wollte Bela jetzt nicht alleine lassen. Im Krankenhaus lief Rod immer auf und ab. Er konnte noch nicht zu Bela, denn die Untersuchungen liefen noch. Man hatte ihn zwar beruhigt und gemeint, dass die Wunde nicht sehr tief war, aber er machte sich doch Gedanken. Immer wieder ging er hinaus und versuchte Farin anzurufen. Ohne Erfolg. Das Telefon war aus. Gerade, als er zum fünften Mal hinausgehen wollte, kam der behandelnde Arzt hinaus. "Wir haben die Blutung gestillt. Es ist nicht schlimm und wird schnell wieder verheilen. Er ist wach und Sie können zu ihm". Rod nickte und ging an dem Arzt vorbei in das Zimmer, in dem Bela lag. Rod mochte Krankenhäuser nicht so, doch immerhin handelte es sich um Bela. Einen seiner besten Freunde. Leise schloss er die Tür und ging einige Schritte auf Belas Bett zu. "Hey", sagte er leise, "Was machst du nur immer für Sachen?". Bela lächelte schwach. "Weiß ich auch nicht". "Ich glaube ich bind dir irgendwann eine Glocke um den Hals, dann kann ich besser auf dich aufpassen". Rod erleichterte es ungemein, dass er Bela lächeln sehen konnte. So war er sich sicher, dass es ihm gut geht. "Wo ist Jan?", fragte Bela schwach und leise. Rod schluckte. Er konnte Bela ja noch nicht davon erzählen. "Er ist auf dem Weg hierher", schwindelte er und sah Bela an, "Ich soll dir sagen, dass er sich beeilt". Rod wollte nicht lügen, doch die Situation verlangte es von ihm. Bela jetzt noch mehr zu belasten wäre das Schlechteste gewesen, was er hätte machen können. Er sah Bela liebevoll an. "Ich muss kurz raus... kennst mich ja. Ich mag Krankenhäuser doch nicht so... bin gleich wieder da". Er verließ das Zimmer, ging hinaus und holte sein Handy hervor. Er wollte Farin nun zum letzten Mal anrufen. Zu seiner Überraschung klingelte es. Es dauerte einige Zeit, bis sich Farin am anderen Ende meldete. "Jan!! Ich bin es!! Rod!!", Rod war so aufgewühlt, dass er keinen vernünftigen Satz herausbringen konnte. "Nun nun... beruhige dich. Was ist denn los?", fragte Farin. "Wo bist du? Du musst sofort zurückkommen. Ich... Dirk... Krankenhaus...". Noch während Rod sprach antwortete Farin, "Wie? Was? Krankenhaus? Jetzt beruhige dich und erzähl mir alles!", forderte er Rod auf. Dieser atmete einmal tief ein und wieder aus, dann begann er, "Als ich vorhin wieder nach Hause gekommen bin, da hab ich Dirk in einer Blutlache gefunden. Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten!". Rod hörte ein Klacken. Farin schien das Handy aus der Hand gefallen zu sein, denn ganz weit entfernt war ein "Scheiße" zu hören. Es dauerte eine Weile bis Farin das Handy wieder aufgehoben hatte. "Wie geht es ihm?", fragte er mit besorgter Stimme. "Die Ärzte meinen, dass die Wunde nicht sehr tief war. Aber verdammt Jan, er war so bleich. Seine Augen, so leer und... ach scheiße, er wär fast in meinen Armen krepiert!". "Ich bin unterwegs", meinte Farin kurz, dann legte er auf. "Geht es dir besser?", fragte Bela, als Rod wieder in das Zimmer kam. "Das ist egal. Hauptsache ist, dass es dir gut geht", meinte er kurz, dann setzte er sich auf einen Stuhl. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Irgendwie war Rod mit der Situation komplett überfordert. Bela bemerkte Rods Unsicherheit und versucht ihn zu beruhigen. "Rod... mach dir mal keine Gedanken. Du hast schon so viel für mich getan. Dafür danke ich dir". Rod bemerkte, wie eine Träne sich einen Weg seine Wange hinunter suchte. Leise schluchzte er. Er wollte etwas sagen, doch da hörte er Lärm auf dem Flur. "Lassen Sie mich durch! Ich muss dahin! Mein bester Freund liegt da!" ertönte und Rod war sich sicher, dass Farin da war. Kaum hatte er diesen Gedanken zuende gedacht, ging die Tür ganz langsam auf und Farin steckte seinen großen blonden Kopf hinein. "Hallo?", fragte er vorsichtig bevor er eintrat. "Jan...", wisperte Bela leise und ein Lächeln war auf seinem Gesicht. "Dirk!", meinte Farin, lief an Belas Bett und griff nach seiner Hand. "Entschuldige... entschuldige, dass ich so dumm war. Es ist mal wieder alles meine Schuld. Ich hätte sich nicht so zurückweisen dürfen. Ich...". Bela hob eine Hand und symbolisierte Farin, dass er aufhören sollte. "Bitte Jan. Es reicht, wenn du da bist". Rod verstand die Situation und stand auf. Er wollte die beiden alleine lassen, denn was sie nun zu Bereden hatten ging ihn nichts an. Das wusste er. "Ich lass euch mal alleine", meinte er kurz, dann ging er hinaus und folgte dem Geruch der Cafeteria. Die ganze Anstrengung hatte ihn doch ein wenig hungrig gemacht. Er stand mit einem Tablett bewaffnet vor dem Speiseplan und überlegte, ob er sich das deftige Menü holen sollte oder das vegetarische. Beides hatte ansprechendes. Während er überlegte, tippte ihm jemand auf die Schulter. Schlagartig drehte der sich um und hielt das Tablett, fertig zum Zuschlagen, vor sein Gesicht. Erst als er richtig hinsah, nahm er es wieder herunter und seufzte erleichtert. "Mensch Jan, erschreck mich doch nicht so". Farin lächelte kurz bei dem Anblick von Rods Gesichtsausdruck, doch dann wurde sein Blick wieder ernster. "Ich muss was mit dir bereden... bitte", sagte er kühl, "ich warte dahinten auf dich". Er zeigte auf einen freien Tisch, dann ging er hinüber und setzte sich. Rod legte sein Tablett wieder weg. Ganz plötzlich war sein Appetit wieder verflogen. Er holte sich nur ein Wasser, dann setzte er sich zu Farin. "Also, was ist los?", fragte er. "Ähm...", begann Farin, "...es geht um Dirk... also... ich weiß nicht, ob ich die Verantwortung tragen kann". Rod blickte verwirrt, "Was denn bitte für eine Verantwortung?". Farin starrte auf das Wasserglas und sprech weiter, "Die Verantwortung um Dirk. Rod... er wollte sich wegen mir umbringen! Das ist nicht einfach nur eine Kleinigkeit, die schnell wieder vergessen ist. Das ist viel schlimmer. Und ich will nicht der Grund dafür sein". "Das kann ich verstehen, aber was willst du jetzt machen, wo es eh zu spät ist? Wenn du jetzt wieder gehst, dann bringt ihn das erst recht um! Vielleicht nicht körperlich, aber seelisch", Rod wurde leicht energisch, denn er fand dieses ewige hin und her von Farin zum Kotzen. Andererseits würde er auch nicht wissen, was er machen soll in solch einer Situation. "Ich will nicht gehen. Niemals. Ich will für Dirk da sein, aber im Moment schade ich ihm nur. Je länger ich bei ihm bin, desto mehr muss er leiden. Das will und kann ich nicht. Rod...", Farin beugte sich halb über den Tisch, griff nach Rods Schultern und sah ihm tief in die Augen. "...ich liebe ihn doch auch!". "Hallo Herr Felsenheimer, wie geht es Ihnen?", fragte ein Arzt, der leise in das Zimmer Belas trat. "Ganz gut. Ich habe aber Kopfschmerzen", antwortete dieser und zeigte auf seine Stirn, "genau da!". "Das ist nicht weiter tragisch", meinte der Arzt und öffnete ein Fenster. "Ich bin hier, weil es sich bei Ihnen um einen Suizidversuch gehandelt hat. Herr Felsenheimer, wir müssen Sie bitten mit einem Psychologen zu reden". "Was??", fragte Bela entsetzt, "Nein. Mit so einem Seelenfritzen will ich nichts zu tun haben". "Herr Felsenheimer, ich weiß, dass es für Sie unangenehm ist, aber dies müssen wir von Ihnen verlangen". Bela nickte schwach. "Also gut". "Sehr schön, dann kommt in ein paar Minuten eine Schwester, die Sie begleitet". Der Arzt lächelte und verließ wieder den Raum. "Verdammt!", schrie Bela und haute mit den Fäusten auf den kleinen Tisch vom Nachtschränkchen, welches gerade über seinem Bett war. "Au!", sagte er und hielt sich seine Wunde, "Das scheint doch ein wenig schlimmer zu sein, als gedacht... das tut weh wie Hölle". "Jan...", Rod sah Farin ernst in die Augen, "...bist du dir wirklich sicher? Ich meine, du redest dir auch gerne etwas ein... Ich erinnere dich nur ungern an die drei Wochen, in denen du geglaubt hast, dass Heidi Klum dich irgendwann anruft, nur weil sie dir zugewunken hat". "Das hätte sie auch", warf Farin ein, "wenn ich ihr meine Nummer gegeben hätte... aber das hier ist was anderes... glaubst du etwa ganz im Ernst, dass ich mir diese Schmerzen im Herzen und die schlaflosen Nächte nur einbilde?". Rod sagte nichts mehr, er trank den letzten Rest seines Wassers aus und stand auf, "Na dann komm, Dirk wartet sicher auf uns". Doch anstatt mitzugehen blieb Farin still sitzen. "Ich kann nicht", murmelte er vor sich hin und sah auf den Boden. "Was bitte kannst du nicht? Ist doch ganz einfach... pass auf, du stellst beide Füße fest und gerade auf den Boden, dann stützt du dich mit der einen Hand an der Tischplatte und mit der anderen an der Stuhllehne ab. Schon stehst du. Und das Laufen ist auch nicht so schwer", meinte Rod. "Idiot, das mein ich nicht!", sagte Farin, "Ich meine, dass ich nicht mit zu Dirk kann. Ich will ihn nicht noch mehr belasten". "FARIN URLAUB!!!". Oha... da war er wieder. Der Künstlername. Und dieses Mal hat Rod den kompletten gesagt. Ja, er ist bestimmt ziemlich heftig wütend. Dies konnte man aber auch an der extrem roten Farbe in seinem Gesicht erkennen. Er griff sich Farins Arm und zog ihn einfach mit. Farin wollte protestieren, doch als er die kleinen Äderchen sah, die quer über Rods Stirn pochten, überlegte er es sich nochmal anders. Rod zog und zog, sagte aber die ganze Zeit nichts. Erst als sie vor dem Zimmer Belas ankamen, richtete er seine Aufmerksamkeit Farin. "Hör zu... wir gehen da jetzt rein und du sagst Dirk was Sache ist. Ihn die ganze Zeit anlügen und an der Nase herumzuführen ist das gemeinste und fieseste, was du machen kannst!". Farin nickte still, dann machte Rod vorsichtig die Tür auf. "Dirk?", fragte er leise, als er eintrat. Doch Bela war nicht da. Rod schaute überall nach, wo Bela sich hätte verstecken können. Er schaute im Badezimmer nach. "Jan... könntest du... verdammt!!". Rod wollte Farin eigentlich nur fragen, ob er eine Schwester rufen kann, doch als er das Badezimmer verließ war Farin abgehauen. Er lief aus dem Zimmer und schaute sich um. Er sah Farin noch um die Ecke biegen. "Jan!!! Bleib stehen!! Hau nicht schon wieder ab!!" Keine fünf Zimmer von Rod entfernt lag Bela auf einer Liege. Der Raum war nicht gerade klein, doch so voll gestellt, dass er einen erdrückte. Bela fühlte sich dort nicht wohl, doch er musste hier sein. Ein kleiner Mann mit Vollbart, Brille und sanftem Lächeln saß neben ihm und musterte ihn von oben bis unten. "Also gut Herr Felsenheimer", sprach er, "Sie sind hier, weil Sie einen Suizidversuch durchgeführt haben. Das müsste man Ihnen schon erzählt haben. Also... fangen Sie an". "Also am Anfang schuf Gott Himmel und Erde...", Bela nervte es tierisch, dass er hier liegen musste. Immerhin hatte er Nichts getan, was zig Millionen andere Menschen nicht auch schon einmal getan haben. "Nun seien Sie nicht albern", sagte der Psychologe, "Ich bitte um etwas Ernsthaftigkeit... also bitte... erzählen Sie mir von den Problemen, wegen denen Sie in diese Situation kamen". Bela spürte einen Kloß im Hals. "Er ist schuld... nur er alleine. Er hat mich 15 Jahre lang an der Nase herumgeführt. Bis vor einigen Tagen, als er... naja... aber... aber ich habe... habe ihn...", Bela wollte den Satz zuende bringen, doch er könnte es irgendwie nicht. Gerade, als er um seine Stimme kämpfte, vernahm er die Worte Rods, die auf dem Flur zu hören waren. "Jan??", fragte er, nicht sicher, ob er wirklich richtig gehört hatte, "Nein... geh nicht schon wieder". Bela sprang auf und lief in Richtung Tür. "Herr Felsenheimer! Bleiben Sie hier!", forderte der Psychologe auf und hielt ihn am Shirt fest. Doch Bela konnte sich lösen und rannte auf den Flur. "JAN!!!". Farin blieb abrupt stehen. Die Stimme des Drummers drang durch seinen ganzen Körper und lähmte ihn. Langsam drehte er seinen Kopf nach hinten und sah Bela ins Gesicht auf welchem sich Tränen bildeten. "Willst du etwa wieder gehen?", fragte Bela verzweifelt und versuchte zwanghaft ein Schluchzen zu unterdrücken. "Dirk... ich... ich...", begann Farin, doch Bela unterbrach ihn. "Nein... ich lass dich nicht gehen!", er ging die letzten Schritte auf Farin zu und küsste ihn. Nach kurzer Zeit löste sich Bela von ihm und sah ihn an, "Sag mir einfach, was ich für dich bin. Ich bin auch als dein bester Freund schon zufrieden. Hauptsache ist, dass du nicht gehst". In diesem Moment wurde Farin alles klar. Als er diesem kleinen dunkelhaarigen Menschen, den er schon über sein halbes Leben kannte, ins Gesicht blickte, spürte er das sehnsüchtige Verlangen nach diesem. "Ach Dirk...", sagte er und schlang seine Arme um dessen Hals, "Du bist nicht einfach nur mein bester Freund... Du bist mein Herz... mein Leben... einfach alles für mich. Ich liebe dich!". ~Erntedankfest - genau 1 Jahr später~ "Wie kommt das eigentlich, dass ich schon wieder kochen muss?", nuschelte Rod genervt in eine Zwiebel, die er unter Tränen schneidete. Bekleidet mit Schürzte und Kochmütze lief er in Belas Küche von einem Punkt zum anderen um den Truthahn, das Dessert, die Vorspeise fertig zu bekommen und gleichzeitig Belas Nase aus den Töpfen zu halten. "Jetzt verschwinde doch endlich... ich hab dir schonmal gesagt, wenn du so weitermachst, dann darfst du kochen!", meckerte Rod, als Bela einmal wieder an ihm und seinem Essen geklebt hatte. "Och mensch, lass mich doch. Was kann ich denn dafür, wenn du der beste Koch Hamburgs bist?", fragte Bela gespielt kindlich und Rods Wangen färbten sich rötlich. "Wann ist denn das Essen fertig?", fragte Farin, der plötzlich in der Tür erschien, "Ich könnte eine ganze Hirschfamilie essen". "Soll das etwa ein Versprechen sein?", fragte Rod mehr nebenbei, "Dann geh schon mal in den Wald. Dirk müsste hier noch irgendwo eine Flinte liegen haben". Farin verzog ein wenig beleidigt das Gesicht und schnappte sich Bela, "Komm... das lassen wir uns nicht gefallen". Das Rod nur ihn angesprochen hatte, schien ihn nicht zu interessieren. Er setzte sich mit Bela auf das Sofa, kuschelte sich an ihn und schloss die Augen. Sie waren nun auf den Tag genau fast ein Jahr zusammen und genau hier hat es angefangen. Als er die Augen ein wenig öffnete, schwang sein Blick auf Belas Arme. Immernoch zeigten Narben an dessen Handgelenk, was passiert war. "Hey... was ist denn los?", fragte der Drummer, als er das traurige und nachdenkliche Gesicht seines Freundes sah. "Nichts...", meinte er nur schroff. "Lüg mich nicht an. Ich weiß wann du lügst". "Woher das denn?". "Naja... immer, wenn du lügst, bekommst du so einen roten Ring um die Nase. Das sieht dann aus, als wenn du drei Tage nur gesoffen hättest... oder verschweigst du mir was?". Bela sah dem größeren Farin lächelnd in die Augen. Plötzlich setzte ich Farin ruckartig auf, "Verdammt, ich hab was vergessen". Noch bevor Bela fragen konnte, was los war, war Farin schon verschwunden. Man hörte ihn in einer Tasche kramen. Wenige Minuten später stand er wieder im Wohnzimmer und sah Bela grinsend an. Er hatte etwas hinter seinem Rücken, was er aber kurz darauf mit einem etwas lauteren Aufprall auf den Tisch stellte. Bela schaute nicht schlecht. "Öhm... Schatz? Was soll ich mit einer leeren Bierflasche? Wenn noch was drin wär - in Ordnung. Aber doch nicht leer". Farin schüttelte mit dem Kopf. "Die ist nicht für dich. Diese Flasche hat eine Bedeutung", meinte er und betonte dabei die Worte "diese Flasche" extra, "Diese Flasche Bier stand vor genau einem Jahr voll bei mir im Kühlschrank. Als ich abends Zuhause war, war ich kurz davor diese zu trinken". Bela fiel der Unterkiefer fast bis auf den Boden. "Du wolltest das Saufen anfangen? DU??? SAUFEN??? ECHT???". Er konnte sich vor Lachen fast nicht mehr einkriegen. Plötzlich stand er auf und ging auf Farin zu. "Weißt du... ich glaub ich mach Schluss...". "Was?", Farin stand wie erfrohren da und starrte Bela an. "Ja, ich mach Schluss... los, ab in die Küche... im Kühlschrank ist noch Vodka... ich will sehen, wie du dir vor Verzweiflung einen antrinkst". "Du... du Schwein!", lachte Farin und ging auf Bela los. Er stieß ihn wie beim Football in die mittlere Region seines Körpers. Durch den Stoß verlor Bela das Gleichgewicht und musste einige Schritte nach hinten gehen. Leider übersah er Rod, der den fertigen Truthahn reintragen wollte. Mit einem lauten Gescheppere landete dieser zusammen mit dem Essen auf dem Boden. Wütend blicke Rod zu den beiden hinauf, die ihn geschockt anguckten. "Dirk?", sagte Farin ohne den Blick von Rod zu nehmen, "Wo sagtst du steht der Vodka?". -------------------------------------------------------------------------------- Puuuuuh... *außer Atem bin* Endlich ist es fertig. Ok, ich gebe zu, dass das Ende nicht gerade toll ist *selbst hau*, aber immerhin ist es ein Ende xD... Ich danke euch vielmals für die Geduld und generell dafür, dass ihr meine Geschichten lest. Das freut mich wirklich und motiviert mich immer wieder weiterzuschreiben :) Eine Frage habe ich an euch... ich wollte mich mal an einem Adult-Kapitel versuchen, hab mich bis jetzt nur noch nicht getraut... würde erstmal gerne wissen, ob ihr denn überhaupt sowas von mir lesen wollt?? Sagt mir einfach Bescheid ^__^ Bis dahin bleibt es bei der normalen Vorschau. Next Track.: Langweilig Kapitel 5: Langweilig --------------------- Track 5.: Langweilig ...du hast mich zu lang warten lassen! "ich sitze auf meinem Stuhl und ich schaue aus dem Fenster und ich stell mir wieder mal die alten Fragen wo komm ich her, wo geh ich hin und wie viel Zeit, werd ich noch haben?" ----------------------------------------------------------------------------------- ~1988~ "Dirk...ich...ähh...", die Stimme des Gitarristen wurde immer leiser, je weiter der Satz geführt wurde, "...ich...ich will Die Ärzte auflösen!". Bela konnte es nicht glauben. Er riss seine Augen auf und sein Unterkiefer fiel schneller in Richtung Boden, als seine eben angezündete Zigarette. "Bitte was?", fragte er sichtlich geschockt. "Ich... ich habe keine Lust mehr! Versteh doch. Die Luft ist raus. Wir sind fertig". "Jan!!", Bela packte, dem bereits zum Gehen bereiten, Farin am Arm und zog ihn wieder zu sich zurück, "Was ist mit Hagen? Was wird aus dir? mir?... uns?". Er ging einige Schritte auf Farin zu und sah ihm tief in die Augen. Er streichte sanft über die Wange des Blonden und legte seinen Kopf auf dessen Brust. "Bitte lass mich nicht alleine", sagte Bela in einem bettelnden Ton. Dabei liefen einige Tränen seine Wange hinunter und tropften auf sein Shirt. "Jetzt sei nicht albern Dirk", meinte Farin und schlang seine Arme und den kleinen Schlagzeuger, "Du weißt, dass ich immer bei dir sein werde. Immerhin liebe ich dich". Er beugte sich hinunter und gab Bela einen langen und innigen Kuss. Dabei drückte er den kleinen Drummer nach hinten an die Wand. Er hielt ihn fest und sah ihn an. "Hör zu, ich werde jetzt gehen. Ich melde mich bei dir sobald ich kann". Er gab Bela nochmals einen Kuss, "...ich liebe dich". Damit verschwand er. Bela schaute ihm nach und langsam fiel er auf die Knie. "Jan...", murmelte er und streckte einen Arm in Richtung Tür, "JAAAAAAAAN!!! VERLASS MICH NICHT!". Er schrie und schrie, doch es half nicht. Farin kam nicht zurück. Bela ging einen kleinen Weg entlang. Seine Gedanken kreisten immer nur um Farin und dem Moment, in dem er einfach so gegangen ist. "Warum musste er mir das antun?", fragte sich Bela leise und schluchzte einige Male. Mit seinem Ärmel rieb er sich über die Nase, als er eine kleine Bank am Wegesrand stehen sah. Er setzte sich und schaute in die Nacht hinaus. Die Sterne tanzten am Himmel und der Mond beleuchtete die Bäume, die einzeln zwischen den Häusern der Stadt hinausragten. Bela erinnerte sich seine Zeit mit Farin. An den Tag, an dem beide nach langer Probe einfach so zum See gefahren sind. Es war komplett dunkel. So dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte. Trotzdem sprangen beide mitsamt Klamotten ins Wasser. "Das war eine schöne Zeit", sagte sich Bela leise und eine Träne rollte seine Wange hinunter. Plötzlich sah er ein weißes Taschentuch vor seiner Nase. "Hier bitte", sagte ein junger Mann, der sich unauffällig neben ihn gesetzt hatte und ihn angrinste. Belas verwirrter Blick ließ den Fremden nochmals lächeln. "Ich bin Rod", sagte er und wedelte nochmals mit dem Taschentuch. "Danke", murmelte Bela leise. Er nahm das Taschentuch und schnäuzte sich. "Was ist denn los?", fragte Rod mit besorgtem Blick. "Mein bester Freund hat mich eben verlassen und meine Band existiert plötzlich nicht mehr", erklärte Bela mit leerem Blick. Rod ließ sich nach hinten fallen und schaute nach oben. "Mir geht es genauso. Nur, dass ich gerade aus meiner Band ausgestiegen bin". Bela schaute Rod an. "Du warst in einer Band?", fragte er wieder verwirrt. „Ja. Aber es lief alles nicht mehr so, wie ich es gehofft hatte“, erklärte Rod und zog sich eine Zigarette aus der Tasche. Er steckte sie sich in den Mund und zündete sie sich an. „Jedenfalls hab ich die Band verlassen, bevor sie mich rausschmeißen konnten. Nun sitz ich hier...“. „Oh, das tut mir leid“, sagte Bela und klopfte Rod auf die Schulter, „Was hast du denn gespielt?“. „Nun ja... alles mögliche. Gitarre, Bass, Keyboard. Ab und an hab ich auch gesungen“. Rod schaute kurz zu Bela und sah dessen Blick an seiner Zigarette kleben. Sofort verstand er und gab Bela auch eine. Sie saßen noch einige Minuten da und schauten in den sternenklaren Himmel über Berlin. Bela wusste nicht warum, aber die Anwesenheit Rods beruhigte ihn, dabei kannte er ihn gar nicht. Vielleicht war es ja die Tatsache, dass beide Musiker ohne Bands waren oder einfach nur Schicksal. Da Bela allerdings nicht an das Schicksal glaubte, beließ er es bei seiner ersten Theorie und schloss diesen Gedankengang ab. Er genoss einfach nur die kurze Zeit, in der Rod da war und ihn ein wenig ablenkte. ~1990~ „So... und eins... zwei... eins, zwei, drei, vier!“. Bela schrie ins Mikrofon und das Schlagzeug hinter ihm begann einen schnellen und harten Rhythmus zu schlagen. Nach kurzer Zeit setzten auch Gitarre und Bass ein. Bela stellte sich gerade vor das Mikrofon und griff mit der rechten Hand nach diesem, als die Musik plötzlich verstummte. „Was ist denn nun schon wieder?“, fragte Bela genervt und schaute seine Mitmusiker an, „Hört mal... wir sind nicht hier um nen Kaffee zu trinken... wir proben für unser erstes Album. WIR sind Depp Jones. Die neuen Rock-Superstars!“. Der Gitarrist, der bis zu diesem Zeitpunkt nichts gesagt hatte, legte sein Instrument zur Seite und verließ wortlos den Raum. „ROD!“, schrie Bela hinterher. Als Rod nicht reagierte, sprang Bela von seinem kleinen Podest und lief ihm nach. „Rod... jetzt warte mal!“, sagte er und hielt Rod an der Schulter fest, „Was ist denn los? Erzähl es mir doch!“. Rod blieb stehen und schaute Bela mit Tränen in den Augen an. „Genau so... genau so fing es an, als meine Band kaputt ging... Einer hat den Chef gespielt und die anderen mussten darunter leiden. Nur, weil wir einen Plattenvertrag hatten!“. Rod brach in Belas Armen zusammen. Er krallte sich in dessen Jacke und schluchzte. „Ich will diese Band nicht auch noch verlieren... ich will DICH nicht verlieren!“. Bela erstarrte und ließ Rod los. Was hatte er da gerade gehört? „Was meinst du?“, fragte Bela den an ihn geklammerten Rod, „Was willst du damit sagen?“. „Ich... ich liebe dich!“. Bela sah Rod mit großen Augen an. „Seit... seit wann?“, fragte er leise und bemühte sich, nicht in Rods Gesicht zu schauen. Rod ließ den kleineren los und sah zu Boden. „Schon seitdem ich dich damals auf der Bank hab sitzen sehen. Ich wusste auch nicht warum, aber ich wollte dich unbedingt ansprechen, dich kennenlernen“. Bela schaute weiterhin weg. Er wollte nicht, dass Rod die Träne sah, die seine Wange hinunterglitt. Wortlos drehte er sich um und ging. Er ließ Rod alleine da stehen. Ohne eine Antwort auf dieses Geständnis zu geben. Einige Tage vergingen und Bela hatte sich in seiner Wohnung verschanzt. Er ist nicht einmal hinausgegangen, nur, wenn er es musste. Ansonsten starrte er den ganzen Tag auf den laufenden Fernseher und klammerte sich an ein Kissen. „Das kann nicht sein!“, sagte er sich selbst, „Ich... ich weiß nicht weiter!“. Er konnte immer noch nicht die Worte Rods verarbeiten. Für ihn war das alles noch irreal. Sollte Rod wirklich Gefühle für ihn aufgebaut haben? Was ist, wenn er sich das nur einbildet? Es nur falsch interpretiert? Bela wollte nicht noch einmal verletzt werden. Dabei... dabei fühlte er sich in Rods Nähe doch auch immer so wohl. Sollte auch er Gefühle für diesen Mann aufgebaut haben? Er wusste es nicht. Klar, seit dem Tag, an dem sie sich kennen gelernt haben, waren sie immer zusammen. Waren einen Trinken, haben rumgealbert und haben gemeinsam über die Vergangenheit und die Zukunft geredet. Doch egal in welchem Gespräch. Nie ist ein Wort über eine Zukunft mit ihnen beiden als Paar gefallen. Bela dachte immer wieder über die Situation nach, als es an seiner Tür klingelte. „Ich bin nicht da!“, schrie er und zog sich eine Decke über den Kopf. „Oh doch, das bist du!“. Die Stimme des Chilenen schallte in sein Ohr und Bela versuchte sich diese zu zuhalten. Er wollte ihn im Moment nicht sehen. Aber seine Neugierde auf das, was Rod ihm zu sagen hatte, ließ ihn aufstehen und an die Tür gehen. Er drehte den Schlüssel im Schloss um und öffnete die Tür. „Was willst du?“, fragte Bela mürrisch. „Mit dir reden“, antwortete Rod und ging unaufgefordert in die Wohnung, „Alle machen sich Sorgen um dich“. „Um mich braucht sich keiner Sorgen zu machen... und du erst recht nicht!“, blaffte Bela. Er griff nach Rod und wollte ihn vor die Tür setzen, doch dieser hielt sich am Türrahmen fest. „Jetzt komm... bitte“, flehte er, „Ich verstehe ja, dass du es schwer hattest, nachdem Farin dich versetzt hat... aber, bin ich Farin? Bin ich genauso wie er?“. Bela ließ den Chilenen los. „Geh... geh einfach... bitte...“, meinte er und sah auf den Boden. Eine Träne rollte ihm die Wange hinunter und tropfte von seinem Kinn. Rod nickte schwach. "Gut", meinte er, "Wenn das wirklich dein Wunsch ist, dann werde ich gehen. Aber wenn ich jetzt gehe, dann komme ich nie wieder zurück. Das solltest du wissen". Er drehte sich um und ging langsam Stufe für Stufe im Flur hinunter. Irgendwann war er nicht mehr zu sehen, doch Bela stand immer noch in der Tür und hielt sich am Rahmen fest. Ein Meer aus Tränen lief sein Gesicht hinunter. Er wusste, dass das eben ein großer Fehler war, doch was sollte er machen? Der große blonde Farin schwirrte immer noch in seinem Kopf herum. Und das nicht gerade wenig. Er konnte ihn einfach nicht vergessen. Zu schön waren die Erinnerungen an die Zeiten, die sie zusammen hatten. Sei es auf der Bühne gewesen oder unterwegs. Gemeinsam. Andererseits war Rod immer für ihn da. Er hatte ihn von Anfang an, wie einen guten Freund behandelt und nicht, wie einen Fremden. Dieses Gefühl ließ Bela warm ums Herz werden. Geistesabwesend lief er die Stufen hinunter, hinaus auf die Straße. "ROD!". Bela schaute sich um, doch nirgends war der Chilene zu entdecken. Langsam sackte er zu Boden. Nun schien alles aus zu sein. Leises Schluchzen, welches immer lauter wurde, erklang von dem kleinen Musiker aus. Er wischte sich gerade das Gesicht am Ärmel ab, als etwas weißes vor seiner Nase wehte. "Huh?", der Kleine blickte auf. Ein Taschentuch. "Hier... nimm. Ich kann dich nicht weinen sehen!". "Was...?", Bela schaute verwirrt, als er in das jenes Gesicht blickte, welches er so lange vermisst hatte, "Jan??". Der blonde grinste. Viel hatte sich in den 2 Jahren verändert. Seine Haare waren kürzer und, laut Belas Meinung, auch blonder als vorher. Außerdem war er nicht mehr so punkig gekleidet. Eher schlicht und neutral. War das wirklich der Jan Vetter, den Bela kannte? So viele Fragen schossen ihm in diesem kurzen Moment des Blickkontaktes durch den Kopf, doch nur eine verhärtete sich. Rod oder Jan? Bela hielt sich den Kopf. So verwirrt wie eben war er noch nie gewesen und das machte ihm Kopfschmerzen. "Hey... was ist denn los?", fragte Farin besorgt und legte dem Drummer eine Hand auf die Schulter, "Rede mit mir, wenn du willst!". "Was willst du von mir?", das war das Einzige, dass Bela herausbekam. Farin stockte. "Äh.. ich... ich wollte dich wiedersehen!". "LÜG MICH NICHT AN!!", schrie Bela, ohne wirklich zu wissen, was er da tat, "Es geht dir doch gar nicht um mich... das ging es dir niemals!!". Was redete er denn da? Bela war nicht mehr Herr seiner Worte. Doch irgendwie wusste er, dass es stimmte, was er sagte. Erst, als er realisierte, dass er nun alles vertan hatte, schüttelte er seinen Kopf. Er kontne es einfach nicht begreifen. Aus Panik drehte er sich um und lief fort. Er ließ Farin alleine dort am Straßenrand sitzen, mit dem Taschentuch in der Hand. "Rod!! Rod!! Mach die Tür auf!! Bitte!!", Bela stand vor der Tür von Rods Wohnung und hämmerte wie ein Besessener dagegen. Er musste ihn jetzt sehen. Rod war da, daran gab es keinen Zweifel, denn Bela konnte den Fernseher hören. "Bitte Rod!! Mach auf!!". Er sackte zu Boden und schluchzte. "Hör zu... Farin war da. Er wollte mich sehen, doch... doch ich habe ihn abgewiesen... VERDAMMT ROD!! ICH LIEBE DICH!". Die Verzweiflung in Belas Stimme kam auf das höchste Level. Die Tränen flossen nur so sein Gesicht hinunter und seine Fäuste kanllten unregelmäßig auf die Tür. Diese öffnete sich plötzlich. Bela musste sich abstützen um nicht komplett auf den Boden zu fallen. Rod stand da und sah ihn mit roten Augen an. "Ist das wahr?", fragte er. Er konnte nicht wirklich Belas Worten Glauben schenken, doch Bela lächelte. "Ja, ich liebe dich!". ~1992~ „Was?????“, Bela war kurz davor, den Telefonhörer fallen zu lassen, „Wie?? Keine Verlängerung des Vertrages???“. Sein Gesichtsausdruck änderte stets von entsetzt zu traurig und dann wieder zu entsetzt. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Warum wollten die den Plattenvertrag mit Depp Jones nicht verlängern? Sie hatten doch eine Fanbase und genug Ideen für mindestens sechs weitere Platten. „Es tut uns leid, aber ihre Art von Musik ist auf dem Markt nicht mehr gefragt“, schallte es vom anderen Ende der Leitung. „Ja, aber....“, Bela wusste nicht genau, was er sagen sollte und stammelte nur etwas vor sich hin. Nach einigem hin und her resignierte Bela und legte auf. Depp Jones waren nun Geschichte. Sofort griff Bela erneut zum Hörer und wählte die Nummer Rods. „Ja bitte?“, fragte Rod leicht übermüdet. „Schatz... ich bin es... ich... ich...“, Bela wusste nicht genau was er sagen sollte. Ihm stiegen die Tränen ins Gesicht und er stotterte wie verrückt. „Oh Gott, was ist denn los?“, fragte Rod besorgt, „Erzähl es mit doch!!“. „DEPP JONES GIBT ES NICHT MEHR!!“, Bela musste in den Hörer schreien, denn ansonsten hätte er kein Wort herausbringen können. Es klackte kurz. Rod war wohl der Hörer aus der Hand gefallen. Kurze Zeit später sprach er wieder. „Und... und was machen wir jetzt?“. „Ich habe keine Ahnung, aber ich muss erstmal weg.... alles verarbeiten“, meinte Bela. Damit legte er einfach so auf. Ohne sich von Rod, seinem Freund, zu verabschieden. Bela fuhr und fuhr. Instinktiv, denn sein Kopf war leer und gleichzeitig gefüllt mit tausenden von Fragen, warum es so endete für Depp Jones. Er erwachte erst wieder in der Realität, als er vor einem Haus hielt. Er stellte das Auto ab, stieg hinaus und ging geradewegs auf die Tür zu. Er presste seinen Zeigefinger auf die Klingel und wartete. Nachdem einige Zeit keine Reaktion auf das Klingeln kam, drehte sich Bela wieder um und wollte gerade gehen, als die Tür aufging. „Dirk??“, fragte jemand ungläubig. Bela blieb abrupt stehen. „Jan...“, sagte er, dann rannte er auf den Blonden an der Tür zu und sprang ihm regelrecht in die Arme, „Oh Jan...“. „Hey hey...“, Farin schaute halb verwirrt,halb liebevoll zu dem Drummer in seinen Armen, welcher anfing bitterlich zu weinen, „Was ist denn los???“ „Depp Jones sind Geschichte. Ich.... ach Gott Jan, ich kann einfach nicht mehr!!“, meinte Bela und krallte sich stärker in das Shirt Farins. „Jetzt komm doch erstmal rein... Ich mache uns einen Tee und du erzählst mir alles ganz genau, okay?“. Bela nickte kurz, dann trat er ein. Es hatte sich viel getan, seitdem er das letzte Mal hier war. Farin hatte sich komplett neu eingerichtet. Bela schaute sich um und staunte, während er sich im Wohnzimmer auf das Sofa setzte. „Willst du Kamillen- oder Pfefferminztee?“, fragte Farin aus der Küche heraus. „Du kennst mich doch, oder?“, antwortete Bela zurück und kurz darauf stürzte Farin am Wohnzimmer vorbei Richtung Tür. „Ich bin gleich wieder da!“, meinte er noch kurz, dann war er weg. Bela nutzte die Zeit sich ein wenig um zuschauen. Farin hatte wirklich alles verändert. Er hatte eine neue Küche, ein neues Wohnzimmer, sogar ein neues Bad. Hatte er etwa auch...??? Bela konnte seine Neugierde nicht zurückhalten. Er ging durchs Wohnzimmer, vorbei am Arbeitszimmer und stand nun vor einer verschlossenen Tür. Unsicher griff er nach der Klinke und drückte diese nach unten. Er machte die Tür auf und ging hinein. „Wow....“, konnte er nur noch sagen, als er in Farins Schlafzimmer stand. Dieser Raum war zwar genau in dem gleichen Stil eingerichtet, wie der Rest der Wohnung, allerdings beeindruckte er Bela am Stärksten. Dieser große weiße Schrank, die passenden Kommoden und dieses ach so herrlich große Bett. Bela konnte nicht anders, als sich einmal in dieses Bett zu legen. Da lag er nun und starrte an die Decke. „Wie schön“, murmelte er und legte seinen Kopf zur Seite. Sein Blick fiel auf einige Fotos, die auf Farins Nachttisch standen. Interessiert schaute er sie sich an. Die meisten waren Fotos von Farin auf seinen Reisen gewesen, doch.... „Was ist das denn?“, fragte Bela sich selbst und griff nach einem Foto in einem großen goldenen Rahmen, „Nein, das....“, er starrte auf das Bild, „... das ist doch...“. Immer noch starrte er auf das Foto, auf welchem er und Farin zu sehen waren. Glücklich grinsten sie in die Kamera und lagen sich in den Armen. Erinnerungen kamen in Bela hoch. Erinnerungen an die Zeit, den der er mit Farin noch glücklich war. 4 Jahre waren sie zusammengewesen und auf einmal war alles vorbei. Doch, sollte Farin ihn immer noch lieben? „Nein... er hat mich verlassen“, schluchzte Bela und hielt das Foto fest, „Er kann mich nicht mehr lieben. Auch, wenn er das Foto hier stehen hat“. Bela sagte zwar diese Worte, doch er glaubte selbst nicht daran. „Hey Dirk ich hab dir ein Bier ge.... Dirk??“, Farin war zurückgekommen und bemerkte nun, dass Bela nicht mehr im Wohnzimmer saß. „Dirk???“, er suchte ihn, doch eigentlich wusste er genau, wo er war. Schnurstracks ging er auf das Schlafzimmer zu in dem Bela auf dem Bett saß. „Hey...was machst du da??“. „Jan...“, Bela legte das Foto zur Seite, stand auf und krallte sich an Farin, „...bitte sag es mir.... bitte sag, dass du mich nicht mehr liebst!!“. „Dirk, ich....“, Farin legte seine Arme um Bela und drückte ihn fest an sich, „Es tut mir leid, aber das kann ich dir nicht sagen... ich... ich liebe dich immer noch!“. Bela ging einen Schritt nach hinten, ließ das Shirt Farins allerdings nicht los. Er ließ sich nach hinten auf das Bett fallen und zog Farin mit. Diese lag nun auf Bela und wusste nicht genau, was er tun sollte. Er wollte schon aufstehen, als Bela ihn am Hinterkopf packte und ihn küsste. „Dirk.... weißt du, was du da tust?“, fragte Farin den kleineren unter ihm und sah ihm in die Augen. Dieser nickte nur wortlos und schlang seine Arme um Farin um diesen wieder zu küssen. Farin wehrte sich nicht dagegen, denn auch er ersehnte sich dieses. Er erwiderte die Küsse und langsam schob sich seine Hand unter das Shirt Belas. Er schob dieses einige Zentimeter nach oben und streichte sanft mit seinen Fingerspitzen über Belas Bauch. Dieser richtete sich auf und zog sein Shirt nun komplett aus. Die Lippen des Blonden wanderten langsam vom Mund des Drummers am Hals hinunter zur Brust, wo sie einige Momente verharrten. Leise stöhnte Bela auf, als die Hand Farins sich an seinem Hosenknopf zu schaffen machte. „Jan?...“, stöhnte der kleinere und der größere blickte auf, „Liebst du mich??“. „Ich liebe dich über alles“, meinte Farin und küsste Bela innig. „Ich dich auch Jan...“ Rod saß auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer und starrte an die gegenüberliegende Wand. "Depp Jones sind also auch nur noch Vergangenheit", sagte er sich selbst leise. Ein Schluchzen war zu hören, denn es machte ihn traurig, dass diese Band auch dem Untergang geweiht war. ber noch mehr bedrückte es ihn, dass er Bela nicht helfen konnte. Depp Jones war für Bela nach der Trennung von Farin alles gewesen. Es sollte das Fundament eines neuen Anfangs für ihn sein. "Er tut mir so leid", meinte Rod wieder leise, dann schaute er zu seinem Handy. Was er wohl gerade tat? Wo er war? Egal wie sehr ihn diese Fragen bedrückten, er wusste, dass er Bela besser die Zeit für sich geben musste. So saß er nur da und wartete auf einen Anruf Belas. Bela und Farin lagen nebeneinander im Bett und schauten an die Decke. Sie sagten nichts zu dem, was gerade passiert war, denn sie beide wussten, dass es ein Fehler war. Zwar ein sehr schöner, aber immer noch ein Fehler. Sie lagen lange da und gingen ihren eigenen Gedanken nach, bis Farin endlich zur Seite blickte. „Dirk?“. „huh?“, der Angesprochene legte ebenfalls seinen Kopf zur Seite und schaute nun in Farins grün-braunen Augen. „Ich will wieder mit dir Musik machen.... ich will Die Ärzte wieder aufleben lassen“. Der, bis eben noch nachdenkliche, Bela saß plötzlich kerzengerade im Bett und starrte den Blonden neben ihm an, „Wie bitte????“, fragte er ungläubig. Er konnte nicht wirklich glauben, was Farin da gerade sagte. „Ich will Die Ärzte wieder haben“, meinte Farin und stützte sich nun auch auf einen Arm. Mit der anderen Hand streifte er liebevoll über den Oberschenkel des Drummers, „Ich will wieder mit dir auf einer Bühne stehen... genauso, wie früher“. Bela musste erst einige Sekunden nachdenken, bis er antworten konnte. „Aber... aber so einfach geht das nicht!“, meinte er, „Wir können nicht einfach so tun, als wenn nichts gewesen wäre... verdammt Jan, da waren 4 Jahre dazwischen. Glaubst du echt, dass ich die einfach streichen kann?“. Seine Stimme wurde immer lauter, „Außerdem habe ich noch....“, er stockte, dann stand er auf, zog sich an. „Was ist denn jetzt los?“, fragte Farin irritert. „Rod... den habe ich total vergessen.... ich muss gehen...“, meinte Bela knapp, dann war er auch schon verschwunden. Kaum war Bela in sein Auto gestiegen, warf er einen Blick auf sein Handy. Die Uhrzeit verriet ihm, dass er wirklich fast fünf Stunden bei Farin gewesen war. Rod machte sich bestimmt schon tierische Sorgen. Schnell tippte er die Nummer Rods ein und stellte die Verbindung her. Es klingelte einige Male, bis Rod mit einem aufgeregten „Dirk???????“, an sein Handy ging. „Ja, ich bin's“, meinte Bela mit gemischten Gefühlen. Zum Teil war er froh, Rods Stimme zu hören, andererseits hatte er auch ein tierisch schlechtes Gewissen gegenüber ihm. „Wie geht es dir?? Was machst du??? Wo bist du??? Ich...“, begann Rod, doch Bela unterbrach ihn, „Nun... mach dir mal keine Sorgen. Mir geht es gut. Ich bin auf dem Weg zu dir. Deswegen rufe ich auch an. Ich wollte wissen, ob du was essen willst? Ich würde nämlich dann etwas mitbringen“. Bela klang am Telefon so, wie immer. Wenn man es nicht besser gewusst hätte, dann hätte man glauben können, dass er nie bei Farin war und dass Depp Jones immer noch existierten. „Also, wenn du mich so fragst.... ich könnte mal wieder auf eine Mafiatorte“, meinte Rod und kicherte in den Hörer. „Ok“, meinte Bela, der sofort verstanden hatte, was Rod will, „Also einmal Pizza extra scharf.... bring ich mit!“. „Danke Schatz.... bis gleich dann....“, kurz bevor Rod auflegen wollte, sprach er nochmals, „ähh... Dirk??? Ich liebe dich!“. „Ja... ich dich auch“. Bela stand immer noch vor Farins Tür und hatte seinen Kopf auf das Lenkrad seines Autos gelegt. „Na klasse“, brummte er und schaute durch das Lenkrad hindurch auf seine Beine. Jetzt hatte er ein richtiges Problem. Auf der einen Seite hatte er die Band Depp Jones nicht mehr, aber dafür Rod, der ihn über alles liebte. Und auf der anderen Seite war Farin, der ihn damals verlassen hatte, ihm aber das Angebot machte, wieder mit Die Ärzte aufzutreten. „Ach verdammt, was mach ich denn nur?“, fragte Bela sich selbst und hämmerte mit den Fäusten auf das Armaturenbrett, „Wenn das eine nicht das andere mit einschließen würde, wäre das viel einfacher“. Klar, es wäre wunderbar, mit Farin wieder auf der Bühne zu stehen und mit Die Ärzte wieder das zu erleben, was sie damals hatten, allerdings wollte Bela Rod nicht das Herz brechen, vor allem, weil er ihn doch liebte. „Liebe? Was ist das eigentlich?“, fragte sich Bela und sah hinaus zu Farins Tür. Er hatte Farin gesagt, dass er ihn liebt und Rod ebenfalls. Aber welchen der beiden liebte er nun wirklich? „Ich glaube, da muss ich nochmal eine Nacht drüber schlafen...“, Bela drehte den Schlüssel um und ließ den Motor aufheulen, „...oder auch zwei“, dann fuhr er los um das Essen für ihn und Rod zu holen. „Ich bin so ein verdammter Idiot!“, sagte Farin leise und seufzte dabei. Er lag immer noch auf seinem Bett und dachte nach. Er dachte genau so nach, wie Bela es immer tat. Daran merkte man, wie ähnlich sich die beiden waren. Doch dieses Mal hat Farin nicht nachgedacht. Er hat Bela nach Jahren wieder mit seinen Gefühlen konfrontiert und ihn damit nur noch mehr Sorgen bereitet. „Ich war zu schnell... warum konnte ich mich nicht zurückhalten?“, er griff nach dem Foto und betrachtete es, „Ich liebe ihn doch!“. Farin stand auf und stellte das Foto wieder an seinen Platz. Dann ging er durch das Wohnzimmer. Er bemerkte die Bierflasche, die er Bela gekauft hatte und die er nicht getrunken hatte. Vorsichtig griff er nach ihr, ging in die Küche und stellte sie in den Kühlschrank.“Verdammt... ich hab ihn ausgenutzt... er hätte meine Hilfe gebraucht und ich hab seine Situation ausgenutzt...“, er hämmerte gegen die Tür des Kühlschranks, dann ließ er sich zu Boden sinken. Tränen schossen aus seinen Augen und liefen seine Wangen bis zum Kinn hinunter, „Ich bin so ein verdammtes Arschloch!!“. „Ich bin wieder da“, sagte Bela, als er nach Hause kam und abwesend wirkend zu Rod ins Wohnzimmer ging. „SCHATZ!!“, Rod sprang auf und klammerte sich an Bela, „Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist“. Er wollte Bela einen Kuss geben, doch dieser wich zurück. „Sorry, ich glaube, ich werde krank...“, log er. In Wirklichkeit war er zu verwirrt um Rod irgendwie an sich heran zulassen. Bevor Rod die Möglichkeit hatte seine Lüge zu durchschauen, hielt Bela ihm die Pizzaschachtel unter die Nase, „Hier... bevor sie kalt wird... dann schleckt sie nicht mehr“. Bela zwängte sich ein Lächeln auf. Rod bemerkte die schlechte Stimmung Belas und schaute ihn mit besorgen Augen an. „Schatz?? Was hast du??“, fragte er und tätschelte Belas Schulter, „Ach, ich weiß auch nicht... ich fühle mich nicht so wohl... ich geh jetzt duschen und dann ins Bett... sei mir bitte nicht böse“. „Nein nein... wenn man krank ist, dann muss man sich ausruhen...“. Bela ließ Rod mit seiner Pizza im Wohnzimmer stehen und ging ins Bad. Er zog sich seine Sache aus und schaute diese nochmals an. An diesen waren Farins Hände. So voller Liebe. „Argh... Felse... hör auf!!“, sagte Bela sich selbst und schüttelte mit dem Kopf, „Hör auf an diesen Kerl zu denken.... das macht nur Kopfschmerzen!“. Langsam schob Bela den Duschvorhang zur Seite und stieg unter die Dusche. Vorsichtig drehte er die beiden Wasserhähne auf und ließ das Wasser seinen Rücken hinunter laufen. Wie angenehm es doch war, doch Bela fühlte sich immer noch schmutzig. Er hätte er einfach nicht tun dürfen. „Ich bin so ein Idiot!“, murmelte er vor sich hin, als er nach der Seife griff und sich damit einrieb. Es war egal, wie oft er sich wusch. Seine Tat klebte immer noch an ihm. Er hätte sich Farin nicht so einfach hingeben dürfen. Doch er war doch so verletzt und sehnte sich nach Wärme. Warum nicht bei Rod? Warum ist er zu Farin gefahren? Um ehrlich zu sein wusste er es nicht. Bela seufzte kurz, dann drehte er das warme Wasser zu. Eiskaltes Wasser kam nun nur noch aus der Dusche und lief seinen ganzen Körper hinunter. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen aber genau das brauchte er gerade. Eine kalte Dusche um wieder ein wenig klar zu werden. „Dirk?“, Bela drehte sich nachdem er seinen Namen gehört hatte um. Rod war ins Bad gekommen und stand nun direkt vor dem Duschvorhang, „Willst du nicht doch noch was Essen? Ich meine, mit leeren Magen lässt es sich schlecht schlafen...“. Bela lächelte, doch das konnte Rod natürlich nicht sehen. Wie sehr er doch diese leichte Naivität von Rod liebte. Still nickte er, „Ja, du hast Recht... ich bin gleich da“. Einige Minuten später saßen Bela und Rod am Wohnzimmertisch. Bela aß nur ganz langsam seine Pizza, die Rod nochmals erwärmt hatte. „Schmeckt dir deine Pizza nicht?“, fragte Rod und kippte Bela ein wenig Cola in ein Glas. „Doch doch... es ist nur....“. „Was ist nur?? Komm schon Dirk... irgendetwas bedrückt dich...“, Rod schnappte sich Bela und nahm ihn in den Arm, „Du bist so abwesend... bitte Dirk... ich halte es nicht aus, wenn du so bedrückt bist und ich nicht weiß, wie ich dir helfen kann“. Bela drehte sein Gesicht in das Shirt Rods und hielt einige Zeit still. „Ich... ich will dich nicht verlieren“, meinte er dann kurz, mit einem Schluchzen hinterher. „Aber... aber was machst du dir da für Gedanken?? Ich liebe dich und werde dich nicht verlassen...“. Bela sah hinauf und lächelte, „Ich weiß Rod, ich weiß“, meinte er, dann gab er Rod einen Kuss. Er drückte diesen nach hinten in ein Kissen, immer noch die Lippen auf denen des Bassisten gepresst. „Dirk.... Dirk!!“, der Chilene drückte Bela einige Zentimeter nach hinten und sah ihn an, „Ich dachte du wärst krank??“. „Nach der Dusche und dem Essen geht es mir schon wieder viel besser!“, meinte dieser und zog das Shirt seines Freundes nach oben um dessen Brust zu liebkosen. „Du.... dir ist manchmal nicht mehr zu helfen...“, meinte Rod unter leichtem Stöhnen und machte sich an das Shirt Belas zu schaffen. Dieser richtete sich ein wenig auf, damit Rod es ihm ausziehen konnte. Dabei lächelte er, „Ja, auch das weiß ich“. Er öffnete die Hose Rods und zog sie leicht nach unten um mit Den Fingern an dessen Shortbund herum zu spielen. Kaum hatte Bela dieses getan, klingelte sein Handy auf dem Tisch. Reflexartig schaute er darauf. „Farin....“, sagte er ganz leise und geschockt. Zum Glück hatte Rod das nicht mitbekommen, denn dieser war gerade dabei sein Shirt nun auch auszuziehen. Es klingelte immer weiter und Bela starrte immer noch. Das konnte Rod nun wirklich nicht übersehen. „Nun komm... lass es klingeln...“, doch Bela schnappte sich sein Handy, stand auf und ging hinaus. „Es tut mir Leid...“, meinte er noch kurz, dann war er in der Küche und nahm ab. „Ja?“. „Hey... ähm... ich bin es...“, ertönte es unsicher von der anderen Leitung. „Ja, dass du es bist weiß ich... aber was willst du??“. „Ich... ich wollte mich nur für vorhin entschuldigen. Ich hätte deine Situation nicht so ausnutzen dürfen. Es... es war ein Fehler!“. „Aber...“, Bela starrte aus dem Fenster. Er wollte etwas sagen, aber dann besann er sich eines Besseren, „Hör zu... ich kann gerade nicht... ich bin bei Rod... lass uns das morgen klären... um Drei am Bahnhofscafe, okay??“. Noch bevor Farin antworten konnte legte Bela auf. Er seufzte kurz, dann ging er zurück ins Wohnzimmer, in dem Rod schon wieder komplett angezogen stand und das Geschirr einpackte. „Ähh... ich... ich geh ins Bett... kommst du mit?“, fragte Bela mit verführerischer Stimme, doch Rod ignorierte gekonnt diese Frage. „Rod??? Was ist los?“. Rod ging geradewegs auf Bela zu und bliebt direkt neben ihm stehen. „Was los ist?“, fragte er und schaute Bela mit ernstem Blick an, „Ich räume ab, damit du heute gut schlafen kannst“. „Aber... aber das sehen wir doch eh nicht, wenn wir im Bett sind“. „Wie kommst du darauf, dass WIR im Bett sind? Ich dachte da eher an mich... und dich hab ich mir auf dem Sofa vorgestellt!“. Er drückte Bela das Geschirr in die Hand, „Da du hier schläfst, kannst du auch abräumen“. Damit ging er durch den Flur ins Schlafzimmer und schloss die Tür. Diese Nacht konnte Bela partout nicht schlafen. Er lag einfach nur da, starrte an die Decke und ließ den Ablauf des Tages einmal Revue passieren. „Zuerst Depp Jones, dann Jan und nun auch noch Streit mit Rod“. Bela ließ sich etwas weiter in die Couch sinken. Rod war noch so freundlich, ihm wortlos ein Kissen und eine Decke aus dem Schlafzimmer hinaus auf den Flur zu schmeißen, so musste Bela wenigstens nicht frieren. „Aber Jan will Die Ärzte wieder zurück...“, er dachte einen Moment lang intensiv darüber nach, doch dieses konnte er nicht lange, denn ein Hüsteln lenkte ihn ab. „Rod??“, Bela musste die Augen zusammen kneifen, denn es war so dunkel, dass er nur die Umrisse Rods sehen konnte, mehr nicht. Daher bemerkte er auch nicht, dass er den Kopf gesenkt hatte. „Komm mit ins Bett“, meinte Rod ganz klein laut. Bela antwortete nicht, denn er war immer noch ein wenig sauer, dass Rod ihn einfach so auf das Sofa verfrachtet hatte. Doch Rod ließ nicht locker. Er kam auf Bela zu und schnappte sich dessen Arm, „Nun komm schon“, meinte er und zog wie verrückt, „oder soll ich dich ins Bett schleppen?“. „Also, wenn du mich so fragst....“. Kaum hatte Bela diesen Satz gesprochen, lag auch schon der etwas größere Chilene auf ihm. „Rod!!! Geh von mir runter!!! Ich bekomme ja keine Luft!!“. Rod kicherte, „Erst, wenn du sagst, dass du alleine zum Bett gehst....“, er grinste den Drummer an. „Jaja... ist schon gut“, meinte dieser, „Aber wenn du nicht gleich runter gehst, dann kann ich nie wieder ins Bett alleine gehen!!!!“. Sofort stand Rod auf. „Ich gehe schon mal vor“, meinte er und tänzelte im Dunkeln den Flur entlang. Dabei musste er den Besen übersehen haben, denn Bela hörte nur noch, wie es schepperte und Rod ein wütendes VERDAMMT!! schrie. „Die Ärzte...“, sagte sich Bela nochmals leise, „Nein Jan... ich habe ein neues Leben. Mit Rod an meiner Seite“. Er beschloss diese Worte morgen beim Treffen Farin zu sagen, dann folgte er Rod ins Schlafzimmer, legte sich ins Bett und kuschelte sich an seinen Freund ran. Riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing.... Langsam erwachte Farin und hielt sich beide Ohren zu. "Ach... halt doch die Klappe!!", meinte er und warf ein Kissen auf den Wecker. Dieser fiel lautstark zu Boden, trotzdem setzte er sein Klingeln fort, sodass Farin regelrecht gezwungen war aufzustehen. Vorsichtig tappste er in die Küche und setzte Wasser für seinen allmorgendlichen Tee auf. "Oh mann", seufzte er und stützte sich an der Arbeitsplatte ab, "was für ein schrecklicher Morgen". Er erinnerte sich, dass er nach seinem Anruf bei Bela am vorherigen Tag noch stundenlang durch die Straßen gestreift war. Unterbewusst ging er zu fast allen Plätzen, bei denen er Erinnerungen mit Bela hatte. Sei es das kleine Eiscafe, in dem sie immer flüchteten, wenn sie keine Lust auf Probe hatten, die Kneipe, aus der Farin öfter einen betrunkenen Bela nach Hause tragen musste, weil dieser wieder seine Grenzen nicht einschätzen konnte oder einfach nur die kleine Bucht am See, an der er einfach ab und an nur saßen um sich einen Sonnenuntergang anzusehen. Diese Erinnerungen plagten Farin, daher ging er schnell nach Hause und krabbelte ins Bett. Und nun stand er in der Küche und wartete auf das Klicken des Wasserkochers, welches symbolisierte, dass das Wasser darin heiß war. Er wartete auf den Wasserkocher genau so ungeduldig, wie er auf Belas Antwort auf sein Angebot wartete. Heute nachmittag würde er sie bekommen. "Schaaaatz....!". Bela öffnete ein Auge und blickte damit Rod, der direkt vor dem Bett stand, ins Gesicht, "Loooooooos... aufstehen!", meinte dieser und begann nun damit, den kleinen Bela im Bett so lange zu schütteln, bis dieser beide Augen auf hatte. Gekonnt zog Bela die Decke über seinen Kopf und murmelte einige Wörter, die sich wie "schlafen lassen" anhörten. "Nix da", meinte Rod, der wohl dieses unverständliche Kauderwelch verstanden hatte und klaute Bela mir nichts dir nichts die Decke, "weißt du eigentlich, wie spät das ist?". "Ne...", brummte Bela, der nun versuchte, sich mit einem Kopfkissen zu zu decken, "...aber du wirst es mir sicherlich jetzt sagen, oder?". "Es ist schon nach 10!". "Haha.... nach 10?? Da schlafen anständige Musiker noch!". "Aber ich dachte du wärst ein Drummer??". Schneller, als man gucken konnte, hatte der Chilene schon das Kopfkissen, welches als Belas provisorische Decke herhalten musste, im Gesicht. "Halt bloß die Klappe...", mit einem energievollen Schwung, bewegte sich Bela aus dem Bett und verschwand blitzschnell im Bad. Er kam im Leben nicht darauf Rod, nach diesem Spruch, zu helfen das Schlafzimmer aufzuräumen, dafür nahm er die Aussage doch ein wenig zu persönlich. Während er sich die Zähne putzte, richtete Rod schon alles für das Frühstück her. Er stellte nicht nur das übliche Zeug, wie Marmelade, Butter und Honig hin, er hatte sogar frisch gemahlenen Kaffee und selbst gepressten Orangensaft zu bieten. Ein frischer Blumenstrauß in der Tischmitte und passende Servietten zur extra platzierten Tischdecke, sollten das Gesamtbild abrunden. "Was hast du denn für ein Attentat vor?", fragte Bela, als er, angezogen vom Geruch der warmen Croissants, die Rod gerade auf den Tisch stellte, das Wohnzimmer betrat. Rod ging auf ihn zu und gab ihm einen Kuss, "Das ist eine kleine Entschuldigung für mein Verhalten gestern. Ich weiß, dass du unter der Auflösung von Depp Jones leidest, daher hätte ich nicht so krass reagieren dürfen...", ein leises Klingeln war aus der Küche zu hören, "Oh, das müssen die Brötchen sein", meinte Rod und ging an Bela vorbei. Dieser rubbelte sich mit einem Handtuch den letzten Shampooschaum auf dem Ohr. "Sag mal...", rief er, "...hast du meine HULK-Hausschuhe gesehen?". "Die hast du an!!". "Ach ja, stimmt ja". "Ich muss nachher übrigens noch mal weg". "Ach ja?", fragte Rod, der sich gerade Erdbeermarmelade auf ein Croissant schmierte, "aber ich dachte, dass wir heute mal einen Tag für uns nehmen... ich hab schon alles geplant". "Es tut mir ja leid", meinte Bela, "aber es geht um die Kündigung meiner Wohnung. Eigentlich eine unwichtige Sache, aber ich muss hin... Sonst verschiebt sich das alles um mehrere Wochen und ich will ja unbedingt endlich richtig mit dir zusammen wohnen". Er mühte sich ein Lächeln ab. Wie sehr er es doch hasste, Rod belügen zu müssen, doch er konnte ihm einfach nicht sagen, dass er sich mit Farin treffen würde. Zumal es um die Sache von neulich ging und um die Wiedergründung der Ärzte. "Was ist denn los?", Rod bemerkte, das nachdenkliche Gesicht von Bela und dessen mentale Abwesenheit. Erschrocken sah Bela ihn an, "Was?? Ähh... nichts... ich mache mir nur Gedanken über unsere Zukunft... ich meine, was wird denn nun ohne Band?". Bela schaute Rod mit ernstem Blick an und dieser legte seufzend sein Croissant auf den Teller, "Hör zu Dirk, wir dürfen im moment nicht an das, was kommt denken, sondern an das was gerade ist. Verstehst du? Das, was wir jetzt machen, kann ausschlaggebend für das Kommende sein... daher müssen unsere jetzigen Taten gut überlegt sein. Und um entscheiden zu können, was wir machen sollen, brauchen wir die Vergangenheit. Diese ist wichtig, um alte Fehler zu erkennen, damit man sie nicht noch einmal macht". "Alte Fehler...", wiederholte Bela leise, "Ja, du hast Recht!". "Natürlich hab ich das... aber,wo willst du hin??". Rod blickte ein wenig verwirrt, als Bela nach seinem Autoschlüssel griff und sich in Richtung Tür bewegte. "Ich muss etwas wichtiges erledigen... wenn man so will, muss ich dafür sorgen, dass ich einen Fehler, den ich in der Vergangenheit gemacht habe, nicht wiederhole!". Farin saß an einem kleinen Tisch und schlürfte langsam an seinem Tee, als er das laute Quietschen eines Wagens vor seiner Haustüre hörte. Kurze Zeit darauf klopfte es wie wild an dieser. "JAN!!! MACH AUF!!". "Dirk...?", Farin ließ vor Schock sofort die kleine Teetasse fallen, die promt auf der harten Tischplatte zerbrach und den Tee in alle Richtungen fließen ließ, doch dieses störte ihn kaum, denn er rannte auf die Tür zu um diese zu öffnen. "Dirk... mein Gott, was ist denn los?". "Jan...", Bela ging auf Farin zu, packte dessen Schultern und sah ihm tief in die Augen, "Hör zu... ich muss dir etwas sagen...", "Nein!". Farin stoppte Bela, dann nahm er dessen Hände von seinen Schultern und blickte nach unten, "Bitte hör du mir erst einmal zu...". "Aber... aber Jan...". "Dirk, bitte...". Man sah Farin deutlich an, dass es sich um etwas Ernstes handeln musste, denn seine Nervosität stieg immer mehr, daher schwieg Bela und ließ Farin sprechen. Dieser deutete Bela, dass er sich setzen sollte und einen Moment warten. Keine 3 Minuten später stand Farin nun vor Bela, der auf dem Sofa saß und räusperte sich. "Dirk... also... ich...", Farin war extremst aufgeregt, daher musste er noch einige Male husten, bis er die richtigen Worte fand, "Dirk... wir kennen uns nun seit einer halben Ewigkeit. Wir haben gute und schlechte Zeiten überstanden und waren immer die besten Freunde. Für einen Teil unseres Lebens waren wir sogar mehr. Wir hatten zusammen Die Ärzte, eine Band, die uns viel Spaß, aber auch Erfahrung und Wissen brachte, vor allem Wissen über uns selbst", Farin brach kurz ab und kniete sich vor Bela, "Nun sind wir an einen Punkt angekommen, an dem ich trotz dieser gewonnenen Weißheit nicht weiß, was ich machen soll, denn... ich liebe dich über alles. Ich habe dich immer geliebt, auch wenn das nicht immer so aussah. Du bist einfach das aller Wichtigste in meinem Leben und ohne dich wäre mein Leben leer und einsam... darum frage ich dich nun jetzt und hier, Dirk Albert Felsenheimer", Farin nahm Belas Hand und steckte einen silbernen Ring an dessen Finger, "...willst du mich heiraten?". "Wa... was?", Bela schaute den Bloden vor ihm ungläubig an, "Ich... ich meine... was??". "Ich frage dich, ob du mich heiraten willst?", sagte Farin so, als wenn diese Frage das normalste auf der Welt wäre. Doch das war sie nicht und erst Recht nicht für Bela. Er starrte Farin einige Momente an, dann formte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. "Jan...", wisperte er leise, dann kniete er sich zu Farin hinunter und küsste ihn, "Das... das ist wirklich sehr schön und du weißt, das auch ich Gefühle für dich habe, doch...", er ringte nach Worten. Er wollte Farin nicht verletzen, doch irgendwie musste er es ihm sagen, "...doch versteh doch, dass ich mit Rod zusammen bin... ich kann ihn einfach nicht verlassen, denn zwischen uns ist zu viel passiert, als dass ich das alles einfach wie mit einem Schalter ausblenden kann". Bela zog sich den Ring vom Finger und legte ihn Farin in die Hand, dann stand er auf und ging in Richtung Tür, "Weißt du, ich wollte dir eigentlich sagen, dass wir Die Ärzte wieder aufleben lassen können, doch unter diesen Bedingungen denke ich, dass das unmöglich ist... es tut mir so leid", damit verließ er Farins Wohnung und stieg ins Auto. Die Tränen, die er vergoss ignorierte er. Er wollte nicht wieder über alles nachdenken, sondern einfach mal einen Schlußstrich ziehen. "Verdammt!", schrie er und haute seine Hände aufs Lenkrad, "Warum muss der Mann immer im richtigen Moment das Falsche tun?? Oder im falschen Moment das Richtige?... AAARRRGGHHH!!!". Bela spürte, wie er schon wieder nachdenken wollte. Schnell schüttelte er den Kopf und fuhr los. "Hey Schatz... und? Wie war das Gespräch?". Brummend ging Bela an Rod vorbei und schmiss sich aufs Bett. Er wollte nicht mehr angesprochen werden. Dieses symbolisierte er Rod damit, dass er sich die Decke über den Kopf zog und sich einfach nicht mehr bewegte. "Schatz?", Rod war ein wenig verwirrt. Klar, denn er wusste ja nicht, was passiert war. Woher auch? Und Bela konnte ja schlecht sagen "Hey... Ich war bei Farin und der hat mir n Antrag gemacht... und, ach ja... er will Die Ärzte wieder gründen. Das sagte er mir, nachdem ich gestern mit ihm geschlafen hatte". Nein nein, das konnte Rod nun wirklich nicht erfahren und das wusste Bela genau. Deshalb lag er nun einfach nur da und tat nichts. Einige Tage vergingen und Bela sprach immer noch nicht mit Rod. Auch, kam er immer noch nicht aus dem Schlafzimmer heraus. Nur, wenn er aufs Klo musste oder Hunger hatte. Doch an gemütliche Fernsehabende und gemeinsame Essen war nicht zu denken. Und auch jegliche Annäherungsversuche brummte Bela einfach nur ab. "Jetzt reicht es mir!", sagte Rod am sechsten Tag und riss nun endlich die Vorhänge auf, damit Bela endlich wieder Tageslicht tanken konnte, "Du verbarrikadierst dich nun schon geschlagene sechs Tage hier, redest nicht mit mir, bewegst doch so gut wie gar nicht und starrst einfach nur die Wand an. Sag mal, irgendwas ist mit dir. Jetzt sag mir schon was es ist...". "Nein", brummte Bela und drehte sich um, "Lass mich alleine". "Also... wenn das so ist...", meinte Rod und öffnete die Tür des Kleiderschranks. Er nahm einige Shirts heraus, zwei bis drei Jeanshosen und diverse andere Kleidungsstücke und warf sie auf den Boden, "okay... ich soll dich alleine lassen, bitte... hier sind deine Sachen. Nimm sie, geh und werd glücklich... ich werde dich bestimmt nicht mehr belästigen!". Mit diesen Worten drehte sich Rod um und ging ins Wohnzimmer. "Warte... Rod!", Bela schrie dem Chilenen hinterher, doch dieser hörte nicht und so war Bela gezwungen aufzustehen und ihm hinterher zu gehen. "Schatz... hör zu, ich... ich liebe dich!". "Ach...", Rod antwortete, allerdings den Blick stur zum Fernseher gerichtet, "...davon merke ich allerdings seit Tagen nichts...". Nun sah er Bela an, "Dirk... hör mal... ich will dir doch nichts Böses, im Gegenteil, ich will dir helfen, wenn was ist... und das tut es ja allen Anschein nach... also spuck es schon aus!". Bela sah Rod mit großen Augen an, dann ließ er sich auf die Couch fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen. "Es ist schlimm Rod, es ist so schlimm", "Aber... aber was denn?", "Ich...", Bela holte tief Luft, denn das, was er Rod jetzt sagen würde verlangte viel Kraft von ihm, "Als ich vor ein paar Tagen erfuhr, dass Depp Jones Geschichte sind, da bin ich nicht einfach nur durch die Gegend gefahren um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich... ich war bei Jan", Bela senkte den Kopf. Ihm tat das alles ja so leid und auch Rod schaute nicht schlecht, als er den Namen Jan hörte, doch er ließ Bela weitersprechen. "Ich wollte ihm sagen, dass ich nun wieder bei Null stehe, da, wo ich auch war, als wir uns getrennt, oder besser gesagt, als er sich von mir getrennt hatte. Aber irgendwie kam ich nicht zu Wort, denn ich hab ein Foto von mir und ihm aus alten Zeiten gefunden und dann...", schon wieder musste Bela tief einatmen, "...und dann sagte er mir, dass er mich noch liebt und... wir... sind im Bett gelandet...". Rods Unterkiefer fiel rasant in Richtung Boden, doch sagte er immer noch nichts. Denn auch wenn er das Bedürfnis hatte, Bela die größte Standpauke aller Zeiten zu halten, wusste er doch, dass das nicht das Ende der Geschichte war und jegliche Reaktionen zu diesem Zeitpunkt vielleicht unpassend sind. Auch wusste er irgendwie, dass da noch was wichtigeres kommen würde, also ließ er Bela immer noch weiter reden. "Er... er sagte zu mir, dass er Die Ärzte wieder haben will und dass er wieder auf einer Bühne mit mir stehen will... ich konnte ihm aber nicht antworten, denn es ging in diesem Moment einfach nicht. Ich wollte es alles am nächsten Tag mit ihm klären. Aber ich wusste einfach gar nichts mehr. Ich wusste nur, dass ich dich liebe und damit unsere Beziehung zerstören kann". Nun lächelte Rod ein wenig und legte seine Hand auf das Knie Belas. "Ach Dirk...", sprach er. Mehr nicht. Und Bela sprach weiter. "Aber... aber als du meintest, dass man in der Vergangenheit seine Fehler erkennen sollte, da ist mir klar geworden, dass ich eigentlich den Ärzten den Rücken gekehrt habe, indem ich es einfach so hingenommen habe, dass diese Zeit nun vorbei sein sollte. Daher war ich nochmal bei Jan... und nicht bei meinem Vermieter. Ich wollte ihm sagen, dass wir es nochmal mit Die Ärzte versuchen können. Aber... aber er ließ mich schon wieder nicht aussprechen, denn er kam gleich mit einem Ring zu mir und... und... machte mir einen Antrag!". Okay... jetzt war es raus und Bela doch ein Stückchen erleichtert, doch das Wichtigste kam ja noch... Rods Reaktion. "Er...", Rod wusste nicht genau, was er sagen sollte, "...er hat dir einen Antrag gemacht???". Bela nickte schwach, "Ja... mit allem drum und dran. Ring, hinknien... alles eben...". "Und... und du...?". "Ich hab ihn selbstverständlich abgelehnt...", meinte Bela schlagartig, doch dann senkte sich sein Kopf wieder, "...mir tut es nur wegen der Band leid". Einige Minuten saß Rod einfach nur da und starrte auf die Tischplatte, dann erhob er sich und ging zur Tür. "Wo... wo willst du hin?", fragte Bela besorgt. "Nur kurz raus... ich muss das alles ein wenig verarbeiten...". So ging Rod durch die einsamen Straßen und dachte über alles nach, was Bela ihm erzählt hatte. Kaum hatte er eine Zigarette ausgemacht zündete er sich wieder eine neue an. Man konnte ihm die Verwirrung also förmlich ansehen. Er wusste nicht genau wohin er ging, doch auf einmal blieb er abrupt stehen. Er war vor einem großen Haus. Auf dem Briefkasten stand "Vetter" geschrieben. "Einen Antrag...", murmelte Rod leise, dann ging er durch das Gartentor auf die Tür zu und drückte die Klingel. Es dauerte einen Moment, bis diese geöffnet wurde. "Ja bitte?", fragte Farin, der in der Tür stand. Seine Augenringe reichten fast bis zum Unterkiefer. Er hatte wohl die letzten Nächte nicht gut geschlafen und die rot verheulten Augen ließen Rod sogar den Grund dafür erahnen. "Hallo... ich... muss mit dir reden", begann er recht schüchtern, "...es geht um Dirk". Farins Augen vergrößerten sich. Obwohl, es waren nicht seine Augen, eher seine Pupillen. Er machte einen Schritt zur Seite und ließ Rod eintreten. "Und du bist dann Rod, richtig?", Farin fragte extra noch einmal nach, denn er hatte Rod ja noch nie zuvor gesehen. Dieser nickte. "Und woher weißt du, wo ich wohne?". "Naja... ich lebe mit Dirk zusammen, da bekommt man das mit...". Rod setzte sich genau auf die Stelle des Sofas auf der Bela auch immer saß. Routineartig holte Farin 2 Gläser aus dem Schrank und stellte sie zusammen mit einer Flasche Wasser auf den Tisch. Okay, da saß nun der Mensch vor ihm, der mit seiner großen Liebe zusammen ist, aber Farin wusste sich zu benehmen, denn immerhin war dieser Mensch auch gerade sein Gast. "Also gut...", er goss sich, nachdem er Rods Glas gefüllt hatte, etwas ein und trank einen Schluck, "...um was genau geht es denn?". Bela saß Zuhause und konnte vor lauter Denken schon gar nicht mehr richtig denken. Alles mögliche schwirrte ihm durch den Kopf. "Was mach ich nur? Was mach ich nur?", fragte er sich immer wieder, "Rod wird mich nach der Aktion mit Sicherheit verlassen!". Immer wieder sah er die Szene, wie Rod ihn verlassen würde, vor sich. Wie er nach Hause kommt, die am morgen herausgenommenen Sachen nimmt, sie in eine Tasche stopft und Bela vor die Tür setzt. Genau so und nicht anders. Für eine andere Variante war kein Platz, denn warum auch? Bela hätte wohl auch so gehandelt. Bela seufzte, dann stand er auf und ging ins Schlafzimmer, "Ich werde wohl schon mal packen", meinte er zu sich selbst. "und?? Was sagst du zu meinem Vorschlag?", Rod lächelte Farin leicht an und dieser dachte angestrengt nach. "Also an sich find ich den nicht schlecht, aber wie schon gesagt, Dirk meinte, dass er unter diesen Umständen auf keinen Fall wieder mit mir zusammen Musik machen kann... also wie willst du ihn dazu bringen, wie bei Die Ärzte einzusteigen?", Farin sah Rod an und dessen Lächeln vergrößerte sich immer mehr. "Ganz einfach... indem ich als Bassist einsteige! Hör zu... Dirk liebt Musik über alles und eigentlich wünscht er sich nichts sehnlicher, als wieder mit Die Ärzte auf Tour zu gehen und zu rocken, aber er zögert immer noch wegen mir". Farin verstand immer noch nicht so richtig, "Aber... aber was ist mit mir?? Ich meine, immerhin hab ich ihm einen Antrag gemacht, den ich auch bis jetzt immer noch ernst meine. Willst du das wirklich??". "Mein größtes Glück ist es, wenn Dirk glücklich ist und dafür tue ich alles. Auch wenn ich dafür riskieren muss, dass er sich wieder in dich verliebt". "Ähm...", Farin war von der Selbstlosigkeit Rods überrascht. Wenn er das Risiko in Kauf nimmt, dass Bela sich in jemand anderen verliebt, dann zeigt das nur, dass er Bela über alles auf der Welt liebt und ihm nicht schaden will. Langsam verstand Farin, warum Bela Rod so mochte. Doch das war nun eine andere Sache. Denn so, wie Rod Bela liebte, liebte auch Farin diesen Menschen und er würde alles tun, damit er zurück kommt. "...aber glaub mir... kampflos überlasse ich ihn dir nicht!", "Ich habe mit nichts anderem gerechnet". Farin sah in das fröhliche Gesicht Rods. Also entweder war er sehr naiv oder verdammt cool und sich seiner Sache extrem sicher. "Also... schon einen Plan, wie wir Dirk dazu bringen, bei sowas mit zu machen?". Immer noch nicht ließ sich Rod verwirren, jedenfalls zeigte das sein Gesichtsausdruck nicht an. Er schien an alles gedacht zu haben, "Keine Sorge. Ich hab mir da schon was ausgedacht!". Bela stand immer noch im Schlafzimmer und packte seine Sachen zusammen. Er tat es langsam, denn eigentlich wollte er ja nicht weg. Doch was sollte er sonst machen? Er hatte Rod Verraten indem er bei Jan war. "Scheiße!!". Bela knallte den kleinen Koffer auf das Bett und vergrub sein Gesicht in den Händen. "Wo soll ich denn jetzt bitte schön hin?". Es stimmte. Er wollte Rod verlassen, doch hatte er Nichts wo er hin konnte, denn seine eigene Wohnung war gekündigt und zu Farin wollte er auch nicht. "Werd ich wohl die ersten Nächte in einer billigen Herberge verbringen müssen". "Was machst du denn da?". Bela drehte sich um und sah Rod ins Gesicht, welches einen verwirrten und entsetzten Ausdruck machte. "Ich...", begann Bela, "...ich gehe". Damit schnappte er sich seinen Koffer, "Ich habe dir schon genug angetan, als dass du mich noch länger ertragen musst". Er wollte an Rod vorbei, doch dieser hielt ihn am Arm fest. Wortlos schlang Rod sich um Belas Hüfte und kuschelte sich an dessen Rücken. "Rod... was?". "Bleib hier Dirk...", Rod küsste Bela sanft auf den Nacken, "...ich liebe dich!". Bela drehte sich immer noch nicht um, stattdessen senkte er seinen Kopf, "Aber... aber Jan... der Antrag... ich habe dich schon zu oft verletzt". Vorsichtig ging Rod um Bela herum und legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Bitte Dirk, sag nichts... ich habe eine Überraschung für dich", er holte eine Augenbinde hervor, "aber du darfst nichts sehen, okay?". Verwirrt nickte Bela und ließ sich von Rod die Augen verbinden. Dann spürte er Rods Hand, die seine ergriff und ihn mitzog. Erst hinaus, dann ins Auto. "Wo fahren wir hin?", fragte Bela neugierig. "Das wirst du schon sehen, wenn wir da sind!". Nach einigen Minuten Fahrtzeit, die Bela allerdings wie eine Ewigkeit vorkamen, hielt Rod und stieg aus. Er ging hinüber zur Beifahrerseite um Bela aus dem Wagen zu helfen. Kaum stand dieser fest auf dem Boden, bemerkte er schon etwas. Den Geruch. Ja, er kannte den Geruch dieser Gegend, doch konnte er ihn nicht richtig einordnen. Er wusste also, dass er schon einmal hier war, allerdings wusste er nicht, wo dieses "hier" wirklich war. "Rod... wo...". "Psst... sei leise. Wir sind gleich da!". Rod klopfte an eine Metalltür, die kurz darauf mit einem Quietschen geöffnet wurde. Niemand sprach ein Wort und das machte Bela Angst. Sollte das doch gar keine Überraschung sein? Vielleicht war das Rods Rache, dass Bela fremdgegangen ist und würde ihn jetzt umbringen lassen. Oder noch schlimmer, irgendwo in den Keller sperren und nie wieder raus lassen. So langsam aber sicher bekam Bela es mit der Panik zu tun. Gerade als er anfangen wollte richtig panisch und hysterisch zu werden, spürte er etwas in seinen Händen. "Drumsticks?", fragte er sich leise. Er tastete die beiden Stöcker in seiner Hand nochmals genau ab. Ja, es handelte sich wirklich um Drumsticks. "A...aber...", nun konnte Bela es nicht mehr länger ertragen. Er musste nun endlich wissen, was Rod da geplant hatte. Blitzschnell riss er sich die Augenbinde ab und was er dann sah, konnte er nicht wirklich glabuen. "Jan??", er sah den Blonden an, der an der Gitarre stand und ihm entgegen lächelte, "Rod??", nun fiel sein Blick auf den Chilenen, der sich den Bass umgeschnallt hatte, "Was... was hat das zu bedeuten?". "WILLKOMMEN BEI DIE ÄRZTE!!", sagten Farin und Rod gleichzeitig. "Komm schon, es ist noch ein Platz am Drumset frei", meinte Farin und Rod fügte hinzu, "...ohne Drummer sind wir keine komplette Band!". "A...aber... was?", Bela stand das dicke fette Fragezeichen regelrecht ins Gesicht geschmiert. Er konnte sich vor Verwirrung kaum rühren, daher begann Rod zu erklären. "Hör mal Dirk... ich weiß, dass dir diese Band hier alles auf der Welt bedeutet. Du hast dich nur wegen mir immer zurückgehalten und es nicht auf eine Reunion ankommen lassen. Du hast deinen Traum für mich zurückgesteckt und das wollte ich nicht, also dachte ich, dass du ein besseres Gewissen hast, wenn ich auch in der Band bin... und Jan war damit einverstanden. Wir wollen beide mit dir Musik machen und so ist es meiner Meinung nach die beste Lösung". Rod grinste Bela an. Er sagte nichts von der Abmachung zwischen ihm und Farin. "Jan... ist das... wahr?". Farin lächelte Bela mit dem breitestem Grinsen an, das er hatte. "Klar mein Großer. Ich sagte doch, dass ich wieder mit dir Musik machen will... auch, wenn ich dafür deinen Freund mit in die Band nehme...". Auch er sagte kein Wort über die Abmachung. Ob es so gut war, wussten beide nicht, doch sie wussten, dass sie irgendwann eine Entscheidung von Bela bekommen würden. Freudentränen füllten Belas Augen und er schluchzte leise. "Ach Jungs...", er umklammerte die Drumsticks fester, "Wenn ich euch nicht hätte...", er ging nach vorne, umarmte beide, dann ging er an sein Schlagzeug. Er hoffte, dass er noch die alten Rhytmen konnte. Zuerst testete er "Zu spät", das klappte ganz gut, allerdings hatte er bei "Geh'n wie ein Ägypter", "Ist das alles?" und "Alleine in der Nacht" einige Schwierigkeiten. Trotzdem klappte es im Großen und Ganzen ganz gut. "Ich bin echt froh, dass wir alle zusammen spielen", er schaute sich kurz um, "Und dann auch noch in unserem alten Proberaum". Er erinnerte sich an die ganzen lustigen Proben, die er vor einigen Jahren mit Farin und Hagen hier hatte. Ja, er war wirklich froh wieder hier zu sein und dann auch noch mit Farin und Rod. Er ging, aus einer Gewohnheit heraus, an den kleinen Kühlschrank, der in der Ecke des Zimmers stand und holte sich ein Bier. Er trank einen großen Schluck, dann ging er zurück an das Schlagzeug und stellte die Flasche hinter ihm ab. "Dann lasst uns mal anfangen... ich bin schon ganz heiß aufs spielen...", er stellte sich in Position, "Ach, ähm... Jungs?", er wartete bis er die Aufmerksamkeit Farin und Rods hatte, "...ich liebe euch!". Farin und Rod wechselten ein paar allsagende Blicke. Sie fingen nun beide am selben Punkt an. "Also...", meinte Farin und Rod sprach weiter, "...möge das Spiel beginnen!". --------------------------------------------------------------------------------- FERTIG!!!! Puh... das hat mich mal wieder Schweiß, Blut, Tränen und ganz ganz viele schlaflose Nächte gekostet ^^ Aber ich seh schon wieder einige vor ihren Monitoren, die ein riesiges "Soll das schon alles sein?"-Fragezeichen auf der Stirn kleben haben... Nun ja... für diesen Moment war es das... allerdings wird es zu dieser Story noch einen zweiten Teil geben... besser gesagt eine neue Geschichte, die allerdings an das Ende von dieser hier anknüpft... eine Fortsetzung sozusagen ^^ Ich musste das alles teilen, weil die Story sonst 25.000 Wörter lang geworden wär und ich nochmal 3 Monate an diesem Kapitel sitzen würde... und das wollte ich euch nicht antun xDD Freut euch dafür schon mal auf das nächste Kapitel... Next Track.: Mein Freund Michael Kapitel 6: Mein Freund Michael ------------------------------ Hey ho… ^^ Diese Story ist meiner besten Freundin Annette gewidmet… Sie ist zwar nicht bei Mexx angemeldet, aber irgendwie der größte Rod Fan, den ich im Real Life kenne ^^ --------------------------------------------------------------------------------- Track 6.: Mein Freund Michael …aber ich heiße doch Rodrigo!? „…fährst du immer im Kreis, brumm brumm brumm, da wird der Motor ganz heiß, brumm brumm brumm…“ --------------------------------------------------------------------------------- Schläfrig schaute der Chilene aus dem Fenster. Er konnte die komplette Nacht kaum ein Auge zu machen, denn er war so aufgeregt. „Heute ist es soweit“, sagte er sich mehrfach leise und nippte an seinem Kaffee, „heute werde ich fahren!“. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nur noch 6 Stunden Zeit hatte, bevor er los musste. Er musste einfach noch in dieser Zeit ein wenig Schlaf finden. „Ich kann nicht mit dicken Augenringen fahren“, meinte er. „Aber, die hast du doch auch schon so!“, ertönte eine Stimme und Rod drehte sich um, „Mein Gott, hast du mich erschreckt!“. Er ging auf den Blonden, der nun in der Tür der Küche stand zu und gab ihm einen Kuss, „Du bist wie immer zu früh, Schatz!“, meinte er lächelnd. Er war eigentlich froh, dass Farin da war, denn so konnte er sich ein wenig ablenken. Ich bin nicht zu früh“, meinte Farin und lächelte zurück, „Ich bin sogar viel zu spät!... Denn wenn ich deine Augenringe so sehe, wünschte ich, dass ich dir gestern Nacht Schlaftabletten in den Tee gemischt hätte“. Das Grinsen des Gitarristen wurde noch breiter, dann ging er an den Kühlschrank und nahm sich ein Stück Karotte hinaus, an der er ein wenig rum knabberte. „Aber falls es dich beruhigt… Dirk kann auch nicht wirklich schlafen“. Er setzte sich an den Tisch und schaute in die Tasse Rods. Ein leicht verzerrter Gesichtsausdruck seinerseits verdeutlichte Rod, dass Farin sich nicht gerade über den Kaffee freute. Den Auftrag erkennend, ging er an den Wasserkocher und stellte ihn an. „Lass mich raten, Pfefferminz???“. „Nein, grüner Tee… wie immer“. „Ach verdammt, ich vertausche das immer mit Dirk!!“, meinte Rod kurz und stellte die, schon aus dem Schrank genommene Packung mit dem Pfefferminztee zurück um sie mit dem grünen Tee zu tauschen. „Ich wundere mich immer noch, dass Dirk auf einmal so auf Tee steht“, meinte Farin und schaute Rod gespannt zu, ob er den Tee richtig aufgoss. „Tut er ja gar nicht… aber seitdem er bei der letzten Hauptuntersuchung war, ist er so auf dem Abnehm Trip“, Rod stellte Farin die Tasse vor die Nase und setzte sich diesem gegenüber, „Aber warum kann er auch nicht schlafen?“. „Naja“, Farin tauschte den Teebeutel ein paar mal ein, bevor er weitersprach, „er rief mich vorhin ein paar Mal an und meinte, dass ich ja nicht vergessen solle, dich zu wecken… so aufgedreht, wie der war, hätte er das auch selbst machen können…“, Farin setzte eine leicht gereizte Miene auf und nippte kurz an seinem Tee. Da dieser noch zu heiß war, stellte er ihn nochmal zur Seite und wartete, „Und du gehst jetzt auch nochmal schön schlafen…!“, Farin stand auf und zog Rod ein einem Arm fast vom Stuhl, „…ich verstehe ja, dass du aufgeregt bist… man fährt nicht jeden Tag bei der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft mit, aber übermüdet lass ich dich bestimmt nicht hinter das Steuer!!“. Obwohl Rod wirklich nicht müde war, wusste er, dass Farin Recht hatte. „Ach Jan, wenn ich dich nicht hätte“, meinte er neckisch, dann ließ er sich ins Schlafzimmer mitziehen. Farin schlug die Decke nach hinten und verdeutlichte Rod mit einer Handbewegung, dass er sich hinlegen sollte. Rod tat, wie von ihm verlangt, denn er wusste ganz genau, dass man mit Farin nicht diskutieren konnte. Na klar, über sachliche Themen schon, aber bei solchen Dingen wie es gerade der Fall war, bestand Farin auf sein Recht und da konnte ihm keiner so schnell hineinreden. Außer vielleicht Bela, aber das auch nur in den seltensten Fällen. Das musste Bela schon einmal spüren, als er einmal mit den Jungs Essen war und zahlen wollte. Farin machte so eine Szene, weil er bezahlen wollte, dass es schon fast peinlich war. „Wenn wir dein Gesicht nicht bräuchten, hätte ich dich schon längst rausgeschmissen“, meinte Bela damals. Oha, da war was los später noch. Aber das war nun eine andere Geschichte. Nun musste Rod wirklich schlafen. Er legte sich hin und Farin deckte ihn zu. „Und wirklich schlafen!!! Ich komme kontrollieren!“, meinte er humorvoll und gab Rod einen Kuss, „Wie gesagt, ich will meine große Liebe morgen nicht von der Leitplanke kratzen müssen!“. Er schaltete das Licht aus, dann ging er hinaus und schloss die Tür. Rod lächelte noch einen kurzen Moment, dann überkam ihn überraschenderweise die Müdigkeit und schneller, als er sich Farin beim Kratzen vorstellen konnte war er schon eingeschlafen. „Aufwachen!! Loooos!“, eine Stimme, so durchdringend, wie es nur ging hallte in Rods Ohr. Er öffnete ein Auge und hatte plötzlich eine riesige Nase vor dem Gesicht. „WAAAA…“, schrie er und fiel fast rücklings aus dem Bett, „Mensch Dirk... du bist ja schlimmer als Jan!“. Er schnappte sich die Decke und stand vom Boden auf. „Naja… jedenfalls bin ich wach… wie spät ist es eigentlich?... Dirk??“. Rod sah auf, doch Bela war schon wieder weg. Das war typisch Bela. Erst einen großen Auftritt hinlegen und dann einfach so wieder verschwinden. Ob er es in seinen Beziehungen genauso macht? Rod schüttelte den Kopf. Also darüber wollte er nun wirklich nicht nachdenken. Er legte die Decke zur Seite und schnappte sich die Jeans, die über einem kleinen Stuhl hang. Rod zog sie sich über die Hüften und rieb sich das Gesicht. So wirklich wach schien er doch noch nicht zu sein. Langsam schleppte er sich in die Küche, in der Farin und Bela schon saßen und ihn angrinsten. „Da bist du ja“, meinte Farin und räumte seinen Platz, damit Rod sich setzen konnte, „Hier… ich hab dir schon Kaffee gemacht!“. „Wie?“, fragte Rod, als er sich setzte und starrte auf die Tasse vor ihm. Er wusste, dass Farin überhaupt nicht fähig war Kaffee zu kochen, denn immerhin trank er keinen. Bela, der Rods panischen Gesichtsausdruck sah, lächelte kurz. „Keine Sorge, ich hab ihn gemacht… Ich wollte Jan ja erst machen lassen, aber nachdem er erst das Kaffeepulver in den Wassertank und später noch nicht einmal eine Filtertüte benutzen wollte, habe ich es doch lieber wieder selbst in die Hand genommen!“. Ein erleichtertes Seufzen entwich Rod, welches Farin anscheinend nicht so witzig fand. „Ich kann auch gehen, wenn ich hier nicht erwünscht bin“, meinte er und rümpfte die Nase. „Jetzt komm schon Jan“, meinte Rod, „wir alle wissen, dass du keinen Kaffee kochen kannst… und du am Besten“. Farin gab nach. „Jaja… stimmt ja…“, meinte er, dann ging er trotzdem zur Tür, „Naja… ich werde Brötchen holen… die hat DIRK ausnahmsweise mal vergessen“. Er schnappte sich schnell sein Portemonnaie und verließ Rods Wohnung. „Ich hätte ihm niemals einen Schlüssel geben sollen“, meinte Rod als Farin aus der Tür raus war und nippte an seinem Kaffee, „Er stand heute Morgen um halb vier einfach so in der Wohnung und hat mich ins Bett verfrachtet… angeblich auf deine Anweisung hin“. Er schaute zu Bela, der sofort mit dem Kopf schüttelte. „Wieso ich?“, fragte er, „Ich hab ihn immer nur freundlich darauf hingewiesen, dass er doch bitte nicht verschlafen solle… immerhin hast du heute deinen großen Tag…“. Bela grinste und rutschte mit seinem Stuhl noch einige Zentimeter an den Tisch und somit an Rod heran. „Aber sag mal… wie fühlst du dich? Bist du aufgeregt?“. Rod schaute Bela mit einem Auge über seiner Kaffeetasse hinweg an, bevor er diese wieder auf den Tisch stellte und antwortete, „Naja… es geht. Ich habe ja lange und intensiv trainiert auf der Strecke. Wirkliche Sorgen mache ich mir nicht“, er schaute aus dem Fenster, „Ich mache mir mehr Sorgen um Jan“. Bela, der eifrig versuchte konzentriert zu zuhören, legte den Kopf schräg. Rod bemerkte, dass Bela nichts mit Rod Aussage eben anfangen konnte, so begann er zu erklären. „Weißt du… Jan macht sich immer solche Sorgen und wenn ich nun auch noch anfange Autorennen zu fahren, dann stirbt er doch vor Sorge. Das will ich ihm nicht antun… immerhin liebe ich ihn und er mich“. „Ja… er liebt dich…“, meinte Bela mit leicht enttäuschtem Tonfall, „Naja… ich werde mal den Tisch decken… Jan kommt sicherlich gleich wieder…“. Rod nickte, auch, wenn er nicht genau wusste, wie er diesen Tonfall Belas interpretieren sollte. Farin stand in der Schlange, die sich vor dem Bäcker befand und wartete darauf, dass er an die Reihe kam. „Kann das nicht mal schneller gehen?“, fragte er sich selbst leicht aggressiv, „Wenn das so langsam weiter geht, dann ist Rod schon weg, bevor ich zurück komme“. Mit einem Mal wechselte sein Blick von genervt zu traurig. Ja, Rod würde heute sein großes Rennen haben. Farin freute sich für ihn, das war klar, allerdings machte er sich auch Sorgen. Wie oft hatte man schon von tödlichen Unfällen bei Autorennen gehört? Farin schluckte. Er wollte Rod nicht verlieren, nicht bei sowas. Nicht, nachdem sie sich endlich ihre Liebe zueinander gestanden haben. Farin wollte den Menschen, den er liebt, nicht verlieren, nachdem er solange gebraucht hat um ihn zu bekommen. Wenn Bela damals nicht… aber egal, das war die Vergangenheit und nun musste Farin um das Jetzt und Hier kümmern, vor allem, weil die freundliche Bedienung hinter dem Tresen ihn schon zum dritten Mal fragte, was er den gerne haben möchte. „Vier Brötchen und eine Käsestange bitte“, meinte Farin mit leicht errötetem Kopf. Er hatte sich mal wieder zu sehr seinen Gedanken hingegeben. „Das macht dann einen Euro siebenundfünfzig“, meinte die Verkäuferin und lächelte Farin an. Dieses Lächeln sah so unschuldig aus, dass Farin gar nicht anders konnte als zurück zulächeln. Mit einem „Stimmt so“, gab er der jungen Frau ein zwei Euro Stück und ging hinaus. Schnellen Schrittes ging er zu seinem Auto, stieg hinein und warf die Brötchen tüte auf den Beifahrersitz. So fuhr er los, zurück zu Bela und Rod. „Jetzt halt mal die Luft an“, meinte Bela, als er Teller und Messer auf den Küchentisch legte, „du machst dir viel zu viele Gedanken… Du tust ja so, als wenn Jan dich hassen würde, nur, weil du heute ein Rennen fährst“. Er brach kurz seine Arbeit ab und setzte sich zu Rod, „Hör zu… Jan liebt dich über alles auf der Welt. Er liebt dich sogar mehr, als wie er…“, Bela machte eine kurze Pause und senkte den Kopf, „…noch mehr, als wie er mich damals geliebt hat“, meinte er leise, dann stand er auf und holte Butter, Marmelade und alles andere, was man für das Frühstück benötigt aus dem Kühlschrank. „Es tut mir leid, wenn ich dich wieder daran erinnert habe“, meinte Rod, doch Bela schüttelte mit dem Kopf, „Nein nein… mach dir keinen Kopf… immerhin war es damals meine Schuld. Wenn ich nicht… … aber es ist ja nun auch egal, oder? Wir sind doch auch so ein Dream Team… also, wir drei, oder?“. Bela lächelte und stellte das letzte Glas Honig auf den Tisch, dann ging er zum Wasserkocher. „Oh, Jan hat kein heißes Wasser mehr für seinen Tee“, murmelte er leise, dann füllte er etwas Wasser hinein und stellte das Gerät an, welches bald darauf anfing zu blubbern und zu kochen. „Stimmt“, antwortete Rod jetzt erst, „Weißt du Dirk, ich bin echt froh, dass ich dich als Freund habe“. „Huh?“, Bela blickte verwirrt zu Rod, setzte dann allerdings doch ein Lächeln auf, „Hör zu Rod, ich…“ „Ich bin wieder da!“, ertönte es plötzlich von hinten und Bela drehte sich erschrocken um. „Mensch Jan, Rod hat vollkommen Recht“, er ging auf Farin zu und haute ihm auf die Schulter, „Seit neuestem kannst du einen echt erschrecken!“. „Sorry“, nuschelte Farin kurz und wuschelte Bela durch das Haar, „Du bist aber auch nicht ohne!“. Er ging an Bela vorbei auf Rod zu und gab ihm einen Kuss, dann legte er die Brötchen tüte auf den Tisch. Sofort griff Rod nach der Tüte und schaute hinein. „Huh? Für wen ist denn die Käsestange?“, fragte er verwirrt und holte das längliche Stück Gebackenes hinaus. „Die ist für Dirk“, meinte Farin so, als wenn es das Selbstverständlichste der Welt wäre, „Die isst er am Liebsten“. Wortlos stand Rod auf und ging an seinen beiden Bandkollegen vorbei. „Wo willst du denn hin?“, fragte Farin und sah ihm hinterher. „Ins Bad… auch Bassisten müssen dort mal hin“. Im Bad stand Rod vor dem Spiegel und starrte andauernd sich selbst an. Alles lief im Moment so, wie er es nicht gebrauchen konnte. Zum Einen war da Bela, der immer wieder auf der Sache von damals herum hackte, allerdings immer behauptete, dass es ja eh seine Schuld war und zum anderen war da Farin, der noch nicht einmal seinem eigenen Freund zutraute, dass dieser ein simples Autorennen heil übersteht. Okay, gegen das Erste konnte Rod im Moment eh nichts machen. Er konnte Bela ja schlecht den Mund verbieten, weil dieser sich ja eh nicht daran halten würde. Aber die Sache mit Farin, ja, das konnte er hinbiegen. Rod bückte sich kurz und holte eine kleine Schatulle aus einem kleinen Schrank. Er öffnete diese und nahm einen silbernen Ring heraus. Dieser war wunderschön, das Silber glänzte im Licht und in der Mitte war eine dünne, matte Vertiefung. „Er wird es schon sehen“, meinte Rod so leise, dass keiner von draußen horchen konnte, „Nach dem Rennen werde ich um seine Hand anhalten und dann wird alles Gut“. "Rod?? Bist du langsam fertig? Sonst musst du ohne was im Magen in den Wagen steigen!". Rod hörte Belas Stimme. Panisch schloss er die kleine Schachtel wieder in dem Schrank ein, zumal sich nach Belas Aussage auch noch ein "Auf keinen Fall!! Ohne was im Magen verlässt der mir nicht das Haus!" von Farin in sein Ohr schlich. "Keine Sorge... ich bin gleich da...", meinte er kurz, dann richtete er noch schnell seine Frisur und ging zurück in die Küche. In dieser saßen Farin und Bela schon wieder am Tisch und machten sich bereits über das Frühstück her. "Wie toll, dass ihr auf mich warten könnt", meinte Rod leicht ironisch und Bela starrte ihn mit vollem Mund an, "Was denn?", fragte er, ein Stück Käsestange aus dem Mund hängend, "Wir haben volle fünf Minuten auf dich gewartet". Seufzend, aber mit einem Grinsen auf den Lippen goss sich Rod noch etwas von dem Kaffee ein, bevor er das erste Brötchen aufschnitt und es sich mit Marmelade beschmierte. So waren sie halt, seine Jungs. Da konnte er in den 15 Jahren, in denen er schon in der Band ist nichts ändern und das wird er auch so schnell nicht. "Wenn musst du da sein?", fragte Farin und riss Rod somit aus seinen Erinnerungen. "Ähh...", stammelte dieser, "...um 13 Uhr, warum?". "Na, dann würde ich mal auf die Uhr sehen". Rod drehte sich verwirrt um, dann ließ er die Hälfte seines Brötchens fallen, "VERDAMMT!", schrie er und ruckartig richtete er sich auf und rannte ins Schlafzimmer, "So ein verdammter scheiß Dreck... mist mist mist!". Rod fluchte extrem lautstark während er durch die Wohnung sprintete um sich fertig zu machen. Bela saß da und schüttelte den Kopf, "Das du ihn so verarschen musst", dann aß er weiter. "Naja...", meinte Farin mit einem Grinsen im Gesicht, "...irgendwie muss ich ihn ja wach bekommen, oder?". "So... bist du fertig?", Farin steckte seinen großen Kopf in den sowieso schon recht kleinen Fahrerraum von Rods Wagen und sah sich darin um, "Bist du angeschnallt? Sitzt du richtig? Passen deine Schutzklamotten? Hast du...", "HEY!", Rod versuchte den großen Blonden zum schweigen zu bringen, was auch gut klappte. Farin sah den Chilenen mit besorgtem Blick an. "Hör mal", Rod hielt Farins linke Wange, obwohl, durch die großen Rennhandschuhe hielt er mehr das halbe Gesicht des Gitarristen, "Ich habe an alles gedacht, keine Sorge... ich komme schon wieder im ganzen Stück zurück... und dann räche ich mich dafür, dass du vorhin die Uhren verstellt hast!!". Rod lächelte und auch Farin ließ sich davon anstecken. "Du hast Recht... aber ich hab nun mal solche Angst um dich". Der Chilene beugte sich so weit es ging nach vorne und küsste seinen Freund, "Jetzt geh schon zu Dirk... das Rennen beginnt gleich. Und glaub mir, du wirst mich als strahlenden Sieger sehen!", er setzte sich den Helm auf und verschloss ihn fest. Um Farin zu beruhigen haute er nochmal mit voller Wucht dagegen um zu zeigen, dass dieser auch wirklich sicher war. Ein kurzes Tonzeichen ertönte. Nun war es für alle Zeit die Fahrbahn zu räumen. "Viel Glück...", meinte Farin ehe er sich umdrehte, "...ich liebe dich!". Somit verschwand Farin auf die Tribüne und setzte sich neben Bela, der bereits ein Fernglas ausgepackt hatte um das ganze Schauspiel zu beobachten. "Sind alle fertig?", fragte einer der Rennaufsichten und von jedem Wagen aus ertönte ein kurzes Hupen. Mit einem ausgestreckten Daumen zeigte die Aufsicht an, dass alles in Ordnung war. Er verließ die Strecke und dann schaltete sich die Ampel ein. Nun war es nicht mehr lange hin, bis das Rennen begann. 3... 2... 1... LOS! Rod legte einen Traumstart hin und konnte somit gleich beim Start zwei Plätze gut machen. Er hatte viel vor sich, denn er startete aus der vorletzten Reihe. "Yeah... Zwei schon mal geschafft!", meinte er unter seinem Helm jubelnd. Gekonnt schaltete er von einem Gang in den nächsten und auch in den Kurven bremste er perfekt ab. Ja, man konnte sagen, dass es ein guter Tag für ihn war. Innerhalb von knapp zehn Runden hatte Rod schon sechs Wagen eingehölt. Seine Freude wurde immer größer. "Wie kann man sowas nur mögen? Das ist ja reiner Selbstmord!", bemerkte Farin immer wieder, "YEAH... NOCH EINER... IHR LOOOOOOOOOOOOSER!". Bela, der neben ihm saß musste grinsen. So sehr Farin sich doch sorgte, er war tief in seinem inneren doch richtig stolz auf Rod. "Pass auf, demnächst liegst du nachts neben einem DTM-Gewinner", meinte Bela und beobachtete gespannt durch das Fernglas, wie Rod den siebten Wagen überholte. Rod war gerade dabei sich dem achten Wagen zu nähern, als dieser die Kontrolle über den Wagen verlor und sich quer stellte. Er schlitterte einige Meter, doch dann stellte er sich genau quer vor Rods Wagen. "SCHEISSE!!", konnte dieser nur noch schreien, denn ausweichen war unmöglich. Mit vollem Tempo raste Rod in den Wagen rein. Die Frontseite seines Auto hob sich vom Boden ab und der Wagen flog einige Meter über der Strecke, bis er unsanft mit dem Dach zuerst aufschlug und weiter bis in einen Reifenstapel schlitterte. "ROD!!!!". Schwach sah Rod auf, als er seinen Namen hörte. "Jan...", murmelte er leise. Er sah nur noch verschwommen die Umrisse der Sanitäter und die Silouetten Farins, die auf ihn zugelaufen kamen, dann war da nur noch Dunkelheit. Bin ich tot? Was ist das für ein Licht in der Ferne? Es ist so warm und angenehm. Hier ist es so kalt. Ich will ins Licht. Ich glaub, da wird mir warm... Langsam würde der Chilene wach und starrte nun an die weiße und sterile Decke des Krankenhauses in dem er lag. Er war noch schwach, daher konnte er nur langsam seine Augen bewegen. Zuerst sah er nach rechts zum Fenster hinaus. Es war hell und die Sonne schien durch die einzelnen Lamellen der Jalousie und beleuchteten das Bett in dem er lag. Vorsichtig und ein wenig zögernd blickte Rod nach links und sah Farin direkt in die Augen. JAN!!. Der Chilene erschrak, als er sprechen wollte und auf einmal nicht ein Ton aus seinem Mund kam. Was war das nur? Farin saß mit roten, aufgelösten Augen an der Seite Rods und betrachtete seinen Freund, der sich nicht rührte. "Oh, es tut mir so leid...", meinte er unter Tränen, "Ich hätte dich nie fahren lassen dürfen!!... Es tut mir so leid!". Farin warf seinen Kopf auf das Bett und begann zu schluchzen. Die Situation nahm ihn mehr mit, als wie er zeigen wollte. Rod wollte seinem Freund eine Hand auf die Schulter legen und was sagen, doch er konnte es nicht. Er konnte nichts bewegen und auch sonst nichts. Nur sehen, hören und riechen. Was sollte das? Was war mit ihm los? Er konnte sich nur noch an das Auto denken, das auf einmal vor ihm stand und dem er nicht mehr ausweichen konnte. Während Rod über seinen Zustand nachdachte und versuchte, das Geschehene zu ordnen, ging die Tür des Zimmers auf und Bela steckte seinen großen Kopf hinein. "Wie geht es ihm?", fragte er, als er nun endlich komplett drinnen war und die Tür schloss. "Die Ärzte wissen nicht, wann er wieder aufwacht...". Moment... aufwacht?? Aber... Rod ist doch wach! Das muss er am Besten wissen. Oder ist er vielleicht...? Nein, das konnte nicht sein, denn sonst hätte das EKG nicht mehr in regelmäßigen Abständen gepiept. Also, wenn er nicht tot ist, aber auch nicht wach... was war er dann? Immerhin sah er alles und realisierte es. "Mach dir keine Sorgen...", meinte Bela und legte nun Farin eine Hand auf die Schulter, die sofort von Farin gegriffen wurde, "Er ist ein harter Hund. Das schafft er. Gib ihn nicht auf!". "Ich weiß... aber... aber was ist, wenn er wirklich nicht mehr aufwacht??". Farin, der bis jetzt gut Stärke zeigen konnte, brach heulend in Belas Armen zusammen. "Verdammt Dirk... ich liebe ihn doch... ich will ihn nicht auch noch verlieren!!!". "Nana...", Bela legte sanft einen Arm um Farins Schulter und klopfte ihm vorsichtig auf den Rücken, "...ich hab doch gesagt... Er ist ein zäher Hund und das wird er schon schaffen". Der Drummer schaute dem Blonden in die Augen, "Und jetzt lächle wieder... ich find dich mit einem verheulten Gesicht einfach schrecklich!!". Farin sah zu dem Kleineren vor ihm hinunter und konnte sich wirklich ein Lächeln nicht verkneifen. Bela wusste halt immer noch, wie man ihn zum Lachen bringen konnte. "Na also, geht doch!", der Dunkelhaarige drehte sich in Richtung Tür, "Und jetzt komm mit... wir gehen was Essen...". Das Licht verschwindet... Taucht meinen Körper in ewige Dunkelheit... Warum bist du gegangen? Ich brauche deine Nähe... Doch du entfernst dich von mir... Jan... ~Eine Woche später~ "Na, wie geht es dir heute?", Farin stand vor Rods Bett und stellte einige Blumen, die er mitgebracht hatte in eine kleine Vase und dann auf den Tisch, "Dirk und ich waren die letzte Woche viel zusammen. Weißt du, er mir in den letzten Tagen eine sehr große Stütze. Hat mir immer Mut gemacht, wenn ich mit der Situation nicht klar gekommen bin... was eigentlich vierundzwanzig Stunden am Tag der Fall war", Farin lächelte, als er daran dachte, wie Bela fast stündlich angerufen hatte, um zu fragen, wie es ihm denn gehen würde. Er ließ den Blick einige Sekunden verträumt durch das Zimmer huschen, bis ihn wieder die Realität packte. Er griff nach Rods Hand. "Bitte entschuldige Rod, ich muss los. Dirk wartet auf mich... ich komme heute Abend wieder, okay?". mit diesen Worten stand er auf und ging hinaus. Farin kam an diesem Abend nicht wieder, was Rod ein wenig verunsicherte. 'Ne klasse', dachte er sich, 'noch etwas worum ich mir Gedanken machen muss'. Es war ja nicht schon schwer genug zu verkraften, dass er weder sprechen, noch sich bewegen konnte. Den Grund dafür kannte er bis heute nicht. Zwar waren ab und an einige Ärzte hineingekommen und hatten ihre Untersuchungen durchgeführt, doch eine wirklich nützliche Information hatte er noch nicht aufschnappen können. 'SCHEISSE!!!'. Rod wollte schreien, doch es ging nicht. Was war das bloß? Er wollte es endlich wissen. Rod blickte auf die weiße Wand ihm gegenüber. Er wusste, dass er die Augen nciht geschlossen hatte und trotzdem begannen sich einige Bilder vor seinem Auge zu bilden. Er stand in einer Spielhalle. Sie war groß und das Licht war bläulich. Er ging einige Schritte und schaute in die Ecke des Raumes, in dem die Billardtische standen. 'Aber... das sind doch Jan und Dirk'... "Dirk?" "hmm?" "Irgendwie hab ich ein schlechtes Gewissen" "Aber warum denn?" "Naja, ich bin hier mit dir und spiele Billard, während er im Krankenhaus liegt" "Mach dir mal keine Gedanken... er hätte bestimmt nicht gewollt, dass du Tag und Nacht bei ihm bist" "Du hast Recht, aber..." "Nichts aber!", Bela drückte Farin den Queue in die Hand und zwinkerte ihm zu, "Du bist dran". "Ist ja schon gut", Farin beugte sich nach vorne und visierte die gelbe Kugel auf dem Tisch an, als sein Telefon klingelte. Durch dieses plötzliche Geräusch erschrak er und schoss die weiße Kugel nicht auf die gelbe, sondern auf die halbe blaue, die Bela anspielen musste und die er natürlich auch sofort versenkte, "VERDAMMT!". Mürrisch und Bela ignorierend, ging er ans Handy, "Ja bitte?... oh gott... was??... ja, ich komme..." Plötzlich verschwand das Bild vor Rods Augen und ein neues bildete sich Er saß auf einem kleinen Hocker in einer Pizzeria. Vor ihm lag eine Calzone und eine Dose Cola. Genüsslich biss er in die Pizza. "Hey... was machst du da?". 'Dirk?', erschorcken drehte sich Rod um und sah an einen kleinen Tisch direkt hinter ihm. Dort saßen Farin und Bela. "Was soll ich hier schon machen?", fragte Farin grinsend und bewarf Bela weiterhin mit kleinen Paprikastückchen. "Komm... ich meine es ernst... hör auf!!!!". Verdammt... Rod konnte sich an diese Szene erinnern. Er befand sich in dem Tag, als die Beziehung von Farin und Bela auseinander ging. "Jan... lass es... ich warne dich nur noch einmal!!", Bela schrie schon förmlich, doch Farin ließ sich nicht irritieren und setzte genüsslich seine Tat fort. "VERDAMMT JETZT RECHT ES!!", Bela haute seine Hände auf den Tisch und stand auf, "Kannst du dich in meiner Gegenwart nicht einmal, wie ein normaler Mensch benehmen??". "Was soll denn das jetzt heißen?", fragte Farin, der ebenfalls aufgestanden war und den Drummer nun böse anguckte. "Das soll heißen, dass ich langsam genug von deinen kindischen Spielen habe! Auf der Bühne und unter uns ist ds ja in Ordnung... aber nicht in aller Öffentlichkeit!!". "Ach... wenn ich dir so peinlich und unangenehm bin, dann kann ich ja gehen!!" "Ja, mach das... brauchst auch gar nicht mehr wieder kommen!!" "Schön!!" "Schön!!!" Nach diesem kurzen, aber sehr lautstarken Streit verließ Farin die Pizzeria. Rod folgte dem Blonden. Er wusste nicht genau warum, aber er tat es. Völlig aufgelöst ging Farin in den Menschen auf den Bürgersteigen vorbei. Er bemühte sich, keinem in die Augen zu gucken, sonst hätte man wohl die Tränen gesehen, die er vergoss. Nein, er wollte auf keinen Fall in der Öffentlichkeit Schwäche zeigen. Und vor allem nicht, wegen solchen Menschen, wie Bela B einer war. Enttäuscht, gedemütigt und stinksauer auf den kleinen Drummer, den er bis eben noch als seinen Lebengefährten ansah, blickte er sich um. Bela war ihm in der Eile gefolgt, doch weden ein Lächeln, noch sonst etwas kam von dem Kleineren hinter ihm. Es war sogar nichts weiter, als ein abstößiger Blick. Was tat er dann hier? Wollte er Farin noch weiter so quälen? Immer wieder hatte Bela diese Sprüche gemacht. Ab und an waren die auch ganz okay, aber langsam grenzte dieses Verhalten an Mobbing und das ist wohl der geringste aller Beweise, dass Bela auch nur jemals etwas für den Blonden empfunden hat. In dem Moment, als Farin klar wurde, dass die Beziehung zu dem Kleineren nun endgültig zu Ende war, verschwamm alles um ihn herum. Er kam einfach nicht klar mit der Situation und wankte durch die Gegend, bis er blind einen Fuß auf die Straße setzte. "JAN!!!!!", Rod, der bis jetzt alles nur still verfolgt hatte, vergaß in diesem Moment, als Farin auf die Straße lief und er das Hupen eines Autos hörte, dass er nur Gast in einem Traum, einer Erinnerung, war. Er sprintete los, vorbei an Müttern mit Kinderwagen, alten Menschen mit Rollatoren und Schulkindern auf dem Weg nach Hause, bis auf die Straße und packte Farin an der Hüfte. "Jan... Jan, wach auf... bitte!", Rod stützte sich auf seinen Händen über Farin, der halb bewusstlos auf dem Straßenrand lag ab und schaute ihm ins Gesicht. Er wusste nicht genau, wie er das eben gemacht hat. Eigentlich war er ja sowas wie ein Geist. Wie konnte er eben Farin von der Straße ziehen? Wieso war eine Berührnug möglich? Rod wusste keine Antwort, doch er stellte die Frage erstmal nach hinten. Zuerst war Jan am wichtigsten, der nun langsam anfing zu husten. "Gott sei Dank, du lebst!", meinte Rod erleichtert und lächelte dem Blonden ins Gesicht. Dieser öffnete vorsichtig beide Augen. "Rod??", fragte er ungläubig und auch Rod weitete die Augen. Farin konnte ihn also sehen... und hören. "Ja Jan, ich bin es". "Was... was ist passiert?". Der Gitarrist setzte sich auf und schaute sich um. Er erinnerte sich an Bela und blitzschnell schaute er zu der Stelle, an der der Drummer stand. Doch er war verschwunden. Er hatte ihn alleine gelassen. Er war ihm nichts mehr wert. Traurig senke Farin seinen Blick nach unten, dann erinnerte er sich an Rod. "Ähm... Danke, Rod", er drehte sich um, "Rod??". Doch es nützte nichts. So schnell, wie Rod ihn gerettet hatte, so schnell war er auch wieder verschwunden. 'Wa... was?'. Rod bekam wieder zu sich und sah Farin, der direkt vor ihm saß in die Augen. Hatte er ihn damals wirklich vor dem Auto gerettet? Er wusste es nicht. Schon alleine dadurch nicht, dass er sich das alles nicht erklären konnte. 'Jan...', wie gerne hätte er den Blonden vor sich nach dessen Erinnerung gefragt. "Rod...", Farin begann zu sprechen, "Ich liebe dich, das weißt du, oder? Wenn du nicht gewesen wärst, dann würde ich heute nicht mehr hier sein". Konnte Farin Gedanken lesen oder warum begann er jetzt mit dem Thema? Schicksal? Ja, das könnte es sein. "Ich konnte dich seit diesem Tag einfach nicht mehr vergessen. Ich habe dir so viel zu verdanken. Doch, nun ist es, glaub ich, an der Zeit...". Die Tür des Zimmers ging auf und sowohl Bela, als auch ein Arzt kamen hinein. Der Gitarrist ließ Rods Hand los und ging zu Bela hin. "...das ich dir nun helfe", er sah den Arzt neben sich an, "Bitte erklären Sie mir nochmals alles... bitte". "Nun gut...", der Arzt räusperte sich und ging zu dem EKG-Gerät, das neben Rod immer noch am Piepen war, "Sehen Sie diesen Knopf? Wir werden ihn ausschalten und dann hören alle Versorgungsgeräte auf zu arbeiten. Ihr Freund wird nicht viel davon mitbekommen, da er ja in einem Wachkoma verweilt". Wachkoma? Daher wehte also der Wind. Darum wusste keiner, dass Rod alles mitbekam ohne sprechen oder sich bewegen zu können. Deswegen sprachen alle immer vom Aufwachen, obwohl Rod eigentlich wach war. Wie lange war er schon im Wachkoma? Er hatte nach einer Weile sein komplettes Zeitgefühl verloren. Aber es müsste schon länger gewesen sein. Das konnte Rod daran abschätzen, weil er wusste, dass Farin ihm in der Zeit zwölf Blumensträuße vorbeibrachte. Immer einen neuen, wenn der Alte verwelkt war. doch was meinte der Arzt mit Ausschalten? Rod verstand nicht. Nun räusperte sich Bela. "Und meinen Sie, dass das der beste Weg ist?", er klang nicht gerade überzeugt von dem zu sein, was der Arzt vor hatte. Rod im übrigen auch nicht, doch er konnte seine Zweifel nicht äußern. Sie wollten ihn doch nicht wirklich umbringen?! "Nun ja, in dieser langen Zeit, in der ihr Freund in diesem Zustand schon verweilt, ist es eher unwahrscheinlich, dass er je wieder aufwacht", meinte der Arzt und schaute Bela ins Gesicht, "Entweder, Sie geben ihn einen Tod in Würde oder Sie quälen ihn damit, dass er zwar alles mitbekommen, aber nicht darauf reagieren kann". Rod sah nur noch das Nicken von Bela und auch Farin bestätigte die Frage des Arztes. 'NEIN'. Rod versuchte mit allen Kräften sich ein wenig zu bewegen und seinen Protest zu verkünden, doch es war egal, was er tat. Er konnte nicht ein Körperteil bewegen. 'SCHEISSE!' "Dirk... ich... ich weiß nicht, ob es das Richtige ist... was ist, wenn er doch wieder aufwachen sollte??", fragte Farin mit leicht verheulter Stimme. Er drehte sich zum Drummer hin und klammerte sich an dessen Schulter. "Hey... Es geht nicht anders. Willst du ihn sein Leben lang quälen?". Ein Kopfschütteln Farins zeigte, dass das wohl das Letzte wär, was er machen würde. "Gut... dann lass es uns schnell hinter uns bringen. Je schneller es getan wird, desto besser ist es für Rod". 'NEIN... ICH BIN DOCH IMMER NOCH WACH!!! SCHEISSE... HÖRT MICH AN!!!' Rod schrie innerlich so laut er konnte, doch nicht ein Ton kam aus ihm heraus. "Nun gut... wollen Sie dabei bleiben und Abschied nehmen, oder möchten Sie lieber draußen warten?". Scheiße! Der Arzt meinte es wirklich ernst. "Nein, wir bleiben hier... Wir wollen, dass er weiß, das wir immer bei ihm sind", meinte Farin und Bela nickte nur zustimmend. Der Arzt legte vorsichtig den Daumen auf den Knopf, der über Rods Leben und dessen Tod entscheidete und wartete einige Momente, die für Rod wie eine Ewigkeit vor kamen. Er schaute noch einmal zu Bela und Farin. In seiner Angst, kniff Farin die Augen zusammen und packte eilig Belas Hand. Er konnte die Situation nicht verkraften, doch er wollte wenigstens so stark sein, seinen Liebsten bis zum Schluss zu begleiten. Der Arzt drückte langsam den Knopf herunter und man hörte, wie die meisten der Geräte ihre Arbeit einstellten. Nur noch das EKG piepte in regelmäßigen Abständen, welche allerdings immer enger aneinander rückten. Rod merkte, wie sein Körper auf die fehlenden Maßnahmen reagierte. "Es tut mir leid Rod... leb wohl... ich werde dich immer lieben". 'Nein... ich will nicht sterben!! Jan!! Hör mich doch an!! Bitte!!...' Das EKG wurde immer schneller und auf einmal war nur noch ein durchgehender Ton zu hören. Rod war tot. "JAAAAAAAAAAAN!!!" In Panik setzte sich der Bassist auf und riss die Augen auf. Er atmete schwer und musste sich erst einmal an die Dunkelheit gewöhnen. Er erkannte nichts um sich herum, sollte er etwa wirklich tot sein? Plötzlich ging ein kleines Licht neben Rod ab und ein verschlafener blonder Gitarrist schaute ihn mit einigen Augenringen an. "Was machst du hier für einen Lärm?", fragte er leicht aggressiv. "Wie? Was? Du? Aber, ich..?", stotterte Rod. "nichts hier, was, wie, wo und warum", meinte Farin, "Du musst schlafen, du hast einen anstrengenden Tag morgen!!". "Wieso, was...", begann Rod leicht verwirrt zu fragen, doch dann fiel es ihm wie Schuppen aus den Augen. "Jan?" "hmm?" Rod konnte seine Freude nicht zurückhalten. Er beugte sich hinüber und nahm den Größeren in den Arm. "Ich bin so glücklich, dass du bei mir bist... ich liebe dich!". "Ich... ich liebe dich auch, Rod!", meinte Farin verwirrt, "Aber jetzt schlaf wieder..." Schlafen, ja... Rod legte sich wieder hin und Farin machte das Licht aus. Während dieser schnell wieder einschlief, lag Rod noch einige Momente wach da. Er seufzte einmal tief. Ja, schlafen... träumen... Ein Glück, dass alles nur ein Traum war... --------------------------------------------------------------------------------- So... Alles fertig ^^ Wenn ich ehrlich bin, dann ist diese Geschichte, die Geschichte, die ich am meisten HASSE XD Irgendwie bin ich mit der auf keinen grünen Zweig gekommen... Sie ging wunderbar los.. ließ sich auch echt gut schreiben... aber je weiter ich kam, desto weniger Ideen hatte ich und somit auch immer weniger Lust zu schreiben... Daher ist sie auch nicht sooooo lang... ^^ Next Track.: "Rod Loves You" Kapitel 7: Rod Loves You ------------------------ Track 7.: Rod Loves You ...Remember... "Ja bitte, wenn ihr meint. Doch ehrlich mal, ihr scheint... Kleine Arschkriecher zu sein... YES SIR! YES SIR!" ----------------------------------------------------------------------------------- Wie immer schaute Rod seinen beiden Bandkollegen zu, wie sie sich, schon fast unsittlich, ihren Instrumenten widmeten, um diese für die bevorstehenden Aufnahmen vorzubereiten. Wie immer, ja, dieses Verhalten war normal für den Bassisten, doch irgendwie war es doch nicht wie immer, denn dieses Mal war er mit seinen Gedanken ganz woanders. Er musste seinen beiden besten Freunden heute etwas sagen, etwas für ihn sehr wichtiges. Lange hatte er überlegt, wann, wo und wie er es ihnen mitteilen würde. Und den heutigen Tag, der ihr letzter Aufnahmetag für das neue Album war, empfand er am geeignetsten. "Hey Rod, was ist denn los?", der kleinere Drummer sah ihn schräg an. Er kam nicht umhin, das nachdenkliche Gesicht Rods zu bemerken und auch Farin hatte seine Arbeit eingestellt, um sich dem Bassisten zu widmen. "Ich... also...", stotterte Rod schon fast. Er fühlte sich ertappt, obwohl er eigentlich gar nichts anderes gemacht hatte, als ein wenig nachzudenken. Schnell griff er nach seinem Bass und stand auf. Er wollte die Situation nicht noch unangenehmer machen, als sie für ihn schon war, "Los, lasst uns anfangen. Es juckt mir schon in den Fingern!". Bela und Farin sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Eigentlich störte sie das Verhalten Rods nicht weiter, war es doch für ihn immer normal gewesen. Sie kannten sozusagen gar nichts anderes von ihm, doch irgendwas war heute anders an dem Bassisten, als sonst. Das spürten beide ganz deutlich. "Rod...", Farin unterbrach sein Gitarrenspiel und schaute Rod fragend an, als dieser sich in einem Song schon zum vierten Mal verspielt hatte, "Jetzt komm schon, das ist der letzte Song, dann sind wir fertig". Genau das war es ja. Der letzte Song. Nur noch diesen und dann würden sie fertig sein. Dann würde Rod sagen, was er schon so lange wollte und die Reaktion seiner Bandkollegen abwarten, vor der er am meisten Angst hatte. Er hatte Angst, dass sie seine Entscheidung nicht verstehen würden oder erst gar nicht tolerieren. "Entschuldige Jan, ich...", Rod stellte seinen Bass beiseite und ging einige Schritte in Richtung Tür, "Ich geh eine Rauchen, vielleicht hilft das ja". Er mied den Blick zu seinen Freunden. Er wusste nicht genau wieso, aber irgendwie behagte es ihm nicht. "Was ist nur los mit ihm?". Bela starrte immer noch auf die Tür, aus der Rod gerade gegangen war. Er machte sich wirklich Gedanken um den Bassisten, wusste ja nicht, was diesen bedrückte. Auch Farin, der direkt neben dem Kleineren stand, schaute zur Tür und brachte nichts weiter als ein Seufzen und ein kurzes Schulterzucken hervor. Rod war schon immer der ruhigere gewesen, sprach nicht viel über sich und seine Gefühle, weil er die anderen nicht mit seinen Problemen belasten wollte, aber dieses mal schien ihn etwas wirklich ernsthaftes mitzunehmen. Und genau das war es, was dem Gitarristen ein ungutes Gefühl im Magen bereitete. Er hasste es, wenn einer seine Bandkollegen unter irgendwas leiden musste und vor allem bei Rod machte er sich immer mehr Gedanken, als wie es bei Bela der Fall war, kam Bela doch immer sehr gut alleine klar. Doch Rod war nun mal sensibel und leicht angreifbar. Es schmerzte den Blonden regelrecht ansehen zu müssen, wie sich der Chilene um etwas Gedanken machte. Besorgt sah er zu Bela hinüber. Mit einem "Ist schon gut" hob Bela beide Arme. Er wusste genau, was Farin wollte, daher schnappte er sich schnell seine Jacke. Es war komisch, aber Bela und Farin verstanden sich, ohne ein Wort zu sagen. Warum war das bei dem Chilenen nicht auch der Fall? Dann wäre auf jeden Fall vieles einfacher. Aber nein, Rod musste sich ja immer wie ein altes, verstaubtes und geschlossenes Buch benehmen, bei dem man immer Angst haben musste eine Seite zu zerreißen, wenn man umblättern wollte. "Dirk?", der Dunkelhaarige, der schon halb aus der Tür raus war hielt für einen Moment inne und schaute zu dem Blonden, der seinen Namen genannt hatte. "Danke". Der Drummer winkte nur kurz ab. Es war für ihn kein Problem gewesen, im Gegenteil, er wollte auch wissen, was mit Rod los war. Als Bela das Studio verließ, lehnte Rod an der Wand und atmete gerade einen tiefen Zug seiner Zigarette ein. Unauffällig stand Bela einige Momente da und beobachtete seinen Bandkollegen. Der Anblick des Bassisten zerbrach ihm das Herz. Vorsichtig räusperte er sich und ging auf Rod zu. "Hey...", meinte er kurz, "Hier ist doch noch frei, oder?". Mit einem leichten Lächeln deutete er auf die Wand und Rod nickte desinteressiert. Bela lehnte sich neben Rod an die Wand und zündete sich auch eine Kippe an. Gemeinsam sahen sie einigen Autos zu, die etwas weiter entfernt an ihnen vorbei fuhren. "Also...", der Ältere drehte sich zu Rod und musterte dessen Profil, bevor er weiter sprach, "Jetzt sag mir, was los ist! Du weißt, dass Jan und ich uns immer Gedanken um dich machen, wenn du so niedergeschlagen wirkst". "Ihr müsst euch keine Gedanken um mich machen", meinte Rod, immer noch den Blick auf die Straße gerichtet. "Jetzt rede doch keinen Quatsch!", sagte Bela ernster und griff nach Rods Schulter um seinen Blickkontakt zu erzwingen. Er hasste es regelrecht, wenn man ihm nicht ins Gesicht sah, wenn man mit ihm redete, "Mit dir stimmt was nicht. Das ist mehr als offensichtlich! Los... wir sind doch deine besten Freunde". Belas Blick wurde immer fürsorglicher und bei seinem letzten Satz packte er Rod nun ganz und drückte ihn fest an sich. Diese Umarmung löste etwas in Rod aus, was er sich selbst nicht erklären konnte. Er fing bitterlich an zu weinen und klammerte sich immer fester in die Jacke Belas. "Ach Dirk, das ist es ja...", schluchzte Rod, "...genau weil ihr meine besten Freunde seid, kann ich euch das nicht antun!". Farin saß immer noch im Studio. Es war schon einige Zeit vergangen, als Bela hinaus gegangen war um mit Rod zu reden. Diese Ungewissheit quälte ihn ins Unendliche. Dass mit Rod etwas nicht stimme, wusste er schon lange. Nur so schlimm wie heute, benahm er sich noch nie. Wenn er doch nur wusste, was es war, was Rod so bedrückte. Vielleicht könnte er ihm dann helfen. Er wünschte sich doch nichts anderes, als dass seine beiden Bandkollegen glücklich sind. Keiner von ihnen sollte wegen etwas leiden. Das hatte er sich geschworen. Vorsichtig ging Farin an ein Fenster und schaute hinaus. Seine Neugierde übertraf halt doch alles andere. "Verdammt", nuschelte er leise, als nur Belas Rücken zusehen war. Allerdings sah es so aus, als wenn dieser sich intensiv mit Rod unterhalten würde. "Nein, das kannst du nicht machen!", der Kleinere wedelte hektisch mit den Armen und trat auf der Stelle herum, "Verdammt...". Gestresst griff er mit seiner Hand in seine Frisur und seufzte dabei. "Dirk, versteh doch. Ich brauche diese Pause halt", versuchte Rod zu erklären. Er hatte Bela nun, nachdem dieser ihn bittend und bettelnd belallt hatte, erzählt, was ihn so lange bedrückte, warum er sich immer solche Gedanken machte. Aber anscheinend war es ein Fehler gewesen auch nur ein Wort dieses Themas überhaupt anzusprechen, denn der Drummer schien alles andere als einverstanden zu sein. "Rod...", Bela ging auf den Chilenen zu und packte seine Schultern, "Ich kann dich echt gut verstehen, wirklich, aber ich verstehe einfach nicht... warum?". Die Frage des Dunkelhaarigen ließ Rod schlagartig zu Boden gucken. Warum. Ja, das hatte er sich auf öfters gefragt, hatte sich gefragt, weshalb er in letzter Zeit immer so fühlte, weswegen er so unglücklich ist. Doch er fand keine Antwort darauf. Er wusste halt nicht warum, nur, dass es ihn bedrückte und er deswegen diesen Schritt gehen musste. "Vielleicht...", begann er, "...weil ich nicht mehr weiß, wer ich bin". Bela kam nicht umhin zu bemerken, dass sich der Bassist ziemlich zermarterte. "Hey, komm her...", er zog den Chilenen an sich, so, wie er es während des Gespräches schon einmal gemacht hatte, "Vielleicht hast du Recht". Ein fragender Blick Rods ließ den Kleineren erklären, "Wenn du nicht mehr weißt, wer du bist, woher sollen wir das dann wissen? Vielleicht ist es besser, wenn du eine Pause einlegst. Für uns alle". Sanft streifte Bela dem Größeren durchs Haar. Rod mochte es eigentlich nicht, wenn man seine Haare anfasste, doch in diesem Moment konnte er einfach nicht reagieren. Bela verstand ihn also wirklich. "Danke, Dirk". "Okay", der Kleinere grinste, "Dann lass uns jetzt mal überlegen, wie wir das Jan am besten beibringen". Der Blonde versuchte gerade verzweifelt einen Song zu spielen, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. Immer wieder verspielte er sich, was wohl auf die Nervosität zurück zu führen war. "Jan?" Farin zuckte leicht zusammen, als er seinen Namen hörte, hatte er Bela und Rod ja nicht hineinkommen hören, war er mit seinen Gedanken doch woanders gewesen. Ein leichtes Unwohlsein durchströmte ihn, als er die Stimme des Drummers hörte. "Wir müssen mit dir reden". Die Betonung dieses Satzes war es, welche den Gitarristen in seiner Vermutung bestärkte, dass es sich bei der nun bevorstehenden Nachricht um keine wirklich gute, ja vielleicht sogar eine schmerzhafte Mitteilung handeln würde. "Was denn?", fragte er verwirrt, obwohl er eigentlich das Gefühl hatte, dass er gar nicht wirklich wissen wollte, was seine beiden Freunde von ihm wollten. Doch wie immer machte sich Neugierde in ihm breit. Manchmal gab es Tage, in denen er seine Neugierde verabscheute, genauso, wie er sie manchmal auch liebte. Heute war einer der Tage, in denen er sie verabscheute, sogar richtig widerwärtig fand. Am liebsten hätte er sich in ein tiefes Loch gesetzt, sich die Ohren zugehalten und so lange gewartet, bis alles vorbei war. Er hätte einfach nichts mitbekommen und dann, wenn er wieder nach draußen ginge, wäre alles so wie vorher. Doch dies blieb für Farin nur ein Wunschgedanke, denn er wusste, dass das Leben so niemals funktionieren würde. Wortlos stellte er seine Gitarre zur Seite und setzte seine Beine fest auf. Er hatte es im Gefühl, dass die nun folgende Nachricht ihn ins wanken bringen würde. "Hör zu", begann Rod, brach aber ab, da er nicht die passenden Worte fand. Immer, wenn der Chilene dem Größeren ins Gesicht, in die Augen blickte, empfand er eine Art Schuldgefühl. Er wollte dem Blonden nie Sorgen machen, lag das doch nie in seiner Absicht. Doch heute musste er es tun. Er konnte nicht länger Rücksicht auf die anderen beiden nehmen, denn nun ging es nur um ihn und um die Tatsache, dass er sich von Tag zu Tag schlechter fühlte. Er musste schlucken, bevor er neu ansetzte. "Jan, ich... ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber...", wieder eine kurze Pause des Chilenen, welche Farin noch unwohler werden ließ, "...ich... ich werde für ungewisse Zeit fort gehen". So, jetzt war es gesagt. Rod hatte endlich den Mut aufgebracht, zu sagen, was ihn so lange bedrückte. Es fühlte sich gut für den Bassisten an, wie er einfach die Wahrheit sagte, befreite es ihn sogar ein wenig. Er spürte, dass es ein Schritt in die richtige Richtung war, die er eingeschlagen hatte. Dies schaffte er aber nur, weil er die Hoffnung hatte, dass auch Farin ihn verstehen würde. Nein, er war sich sicher dass Farin ihn verstehen würde, war auch er immerhin einer seiner besten Freunde gewesen, sind jahrelang durch dick und dünn gegangen und hatten sowohl sehr gute, als auch sehr schlechte Zeiten miteinander erlebt. Gemeinsam. Je mehr Rod darüber nachdachte, desto mehr war er sich sicher, dass Bela und Farin einfach die besten Freunde, ja, die besten Menschen der Welt waren. "Rod...", Farin stand auf und griff Rod an die Schultern. Mit ernstem Blick sah er ihn an, "Bist du...", er rang ein wenig nach Worten, das spürte Rod deutlich, "...dir sicher? Ich meine, was ist denn überhaupt los? Ich... wir... Nein Rod... du kannst jetzt nicht einfach so gehen! Das lasse ich nicht zu" Diese Reaktion Farins versetzte Rod einen leichten Stich im Herzen, dachte er doch immer, dass Farin ihn am meisten verstehen würde. Und nun war dieser es, der seine, ansonsten so seltene, Intoleranz gegenüber dem Bassisten äußerte. "Ich...", begann der Chilene, den Kopf gesenkt. Doch weiter kam er nicht, denn er drehte sich um und rannte aus dem Studio. Die Tränen, die er dabei vergoss, nahm er gar nicht erst wahr. Zu groß war der Schmerz, dass der Gitarrist ihn nicht verstand, dass er so reagierte. "Na, das haben wir ja mal wieder toll hinbekommen, Herr Urlaub!", Bela stand vor Farin, der immer noch auf dem kleinen Hocker saß und sah wütend auf diesen herab, "Hast du eigentlich mal bemerkt, wie sehr Rod im moment leidet? Er will eine Auszeit, weil er einfach nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht! Er weiß noch nicht einmal mehr, wer er überhaupt ist und was er überhaupt auf dieser Erde will! Verdammt Jan, hörst du mir überhaupt zu?". Farin schreckte auf, "Was?? Jaja... natürlich kannst du schon gehen". Er hatte dem Drummer natürlich nicht zugehört. Wie konnte er auch? Immerhin war er mit seinen Gedanken bei Rod. Denn kaum hatte dieser den Raum verlassen, plagten Farin Gewissensbisse. Ihm war einfach nicht bewusst, wie ernst die Situation war und das plagte ihn nun von Minute zu Minute mehr. "Gut... ich geh wirklich", meinte Bela kurz und schnappte sich wieder die Jacke, die er vorhin, als er mit Rod wieder hinein kam, einfach über das Sofa geworfen hatte. Dieser Satz des Drummers ließ Farin wieder in die Realität zurückkehren. "Wie? Was? Wo willst du denn hin?". "Ich fahre zu Rod. Wenigstens einer von uns muss sich bei ihm für dein Verhalten entschuldigen und da du gerade wohl mit deinen Gedanken eine Weltreise machst, muss ich das wohl oder übel übernehmen". Mit diesen Worten war der Ältere schon verschwunden. Farin konnte nur noch aus dem Fenster sehen, wie Bela in sein Auto stieg und wegfuhr. Am Ohr klebte sein Handy. Offenbar versuchte er Rod zu erreichen. "SCHEISSE!", der Gitarrist fluchte, als er den Hocker um trat, auf dem er bis vor einigen Minuten saß. Kaum hatte er dieses getan, stellte er ihn wieder auf, nur um seine Tat nochmals zu wiederholen. Er musste einfach diese Wut auf sich selbst auslassen und der Hocker schien das Geeignetste dafür zu sein. Er wiederholte sein Vorgehen viermal, bis er sich schließlich doch wieder setzte und das Gesicht in den Händen vergrub. Leise war ein Schluchzen vom Blonden zu hören. "Scheiße...". Mit einem kurzen Seufzer ließ Rod sich in sein Bett fallen und starrte an die Decke. "Warum nur...?", fragte er sich. Und das war eine gute Frage. Wenn er es sich recht überlegte war es doch eigentlich immer Farin gewesen mit dem er über alles reden konnte. Klar, mit Bela konnte er auch reden, doch Farin bewahrte sich immer noch ein wenig Ernsthaftigkeit, was bei Bela nicht immer der Fall war. Das der Blonde seine Entscheidung nun nicht verstand, sie sozusagen nicht tolerierte, war für Rod nur schwer zu begreifen. Das Klingeln an seiner Tür riss Rod aus seinen Gedanken. Langsam und träge stand er auf, um diese zu öffnen, doch eigentlich wusste er schon, wer dort an der Tür stehen würde. "Hey Rod", meinte Bela, als dir Tür aufging und Rod ihn mit leicht glasigem Blick ansah. "Hey Dirk... komm doch rein", der Chilene machte einen Schritt zur Seite und ließ den Kleineren hinein. Drinnen, blieb Bela erst einmal stehen. Obwohl er schon öfters bei Rod war, wartete er immer wieder, bis Rod ihn ins Wohnzimmer oder in die Küche bat. Es war eine Angewohnheit von ihm. Dies machte er nur bei Rod, bei Farin nicht. Dort stiefelte er immer rücksichtslos in Richtung Sofa und belagerte dieses mit der kompletten Länge seines Körpers. Daher war es auch nicht unüblich, dass Farin herum motzte, weil Bela es meistens auch nicht für nötig hielt, seine Schuhe aus zu ziehen, eher er den weißen Teppich vor Farins Couch betrat. Aber nun war er bei Rod und das war etwas ganz anderes. "Bitte, setz dich in die Küche. Ich mach uns einen Kaffee". "Rod, hör zu...", begann Bela, als er sich gesetzt hatte, nachdem er schon einmal zwei Tassen auf die Arbeitsplatte gestellt hatte, doch Rod winkte ab. "Schon gut", meinte er, "Du brauchst dich nicht für Jan entschuldigen". "Aber...", Bela brach seinen Erklärungsversuch ab. Er wusste nicht genau warum, aber irgendwie spürte er, dass es die ganze Situation für Rod nur schlimmer machen, ihn vielleicht sogar noch mehr verletzen würde. So stand er einfach nur auf um sich Zucker und Milch zu holen. Minutenlang saßen sie schweigend am Tisch und tranken ihren Kaffee, als Rod sich kurz räusperte. "Weißt du", begann er, den Blick stets auf die Tasse gerichtet, "Im Grunde genommen hat Jan ja Recht". Während er diese Worte sagte, tippte er schnell und regelmäßig mit dem Zeigefinger auf die Tasse, "Irgendwie war meine Idee mit der Pause auch wirklich schwachsinnig". Rod lachte leise, doch Bela merkte, dass der Bassist sich dieses eher erzwingen musste. "Jetzt rede doch keinen Scheiß!", meinte Bela und erhob sich von seinem Stuhl, "Du kennst doch Jan. Er macht sich immer einen Kopf um Nichts und wieder Nichts und dann, wenn es doch mal wichtig ist, dann realisiert er es nicht und spuckt große Töne...". Er ging um den Tisch herum und packte Rod am Arm. "Weißt du was?", schnell, aber vorsichtig, zog der Kleinere den Chilenen auf die Füße, "Du packst jetzt deine Sachen und ich fahre dich zum Flughafen, dann fährst du schön für eine Weile weg und entspannst dich ein wenig. Und um Jan brauchst du dir keine Gedanken machen. Ich kümmere mich schon um ihn. Er wird vielleicht ein wenig nörgeln und stinkig sein, aber ändern kann er es nicht. Und wenn er das begriffen hat, dann gibt er auch wieder Ruhe, okay??". Bela hatte den überrumpelten Rod schon fast ins Schlafzimmer gezogen, als er seinen Satz beendete und stehen blieb. Er schaute den Bassisten fragend an, so, als wolle er eine Bestätigung für seine Idee haben. Es dauerte eine Weile, bis Rod diese ganzen Informationen und Pläne von Bela verarbeitet, eingeordnet und innerlich geprüft hatte, doch dann nickte er mit einem, dieses mal ehrlichem, Lächeln. "Gut, dann komm weiter", schon wieder zog Bela den Größeren hinter sich her, bis sie im Schlafzimmer angekommen waren. Erst hier ließ Bela von Rod ab und half dabei, Sachen für die Reise zusammen zu suchen. Eigentlich tat er nichts anderes, als so gut wie alles, was im Schrank war heraus zu holen, aufs Bett zu schmeißen und dann von Rod sortieren zu lassen, aber alleine die Tatsache, dass er helfen wollte, weckte in Rod ein komisches Gefühl, welches er allerdings schnell wieder abschüttelte, um sich seiner eigentlichen Arbeit zu widmen - dem Packen seines Koffers. Es waren keine dreißig Minuten vergangen, da standen Bela und Rod schon draußen und rauchten eine. Sie wollten noch einmal etwas gemeinsam tun bevor Rod fuhr, zur Erinnerung, auch, wenn es sich hierbei nur um etwas banales, wie Rauchen handelte. Aber egal wie banal es war, für Bela und Rod war es eine Erinnerung, wussten sie schließlich nicht, wann sie das nächste Mal einander sahen. "Gut, dann lass uns los, okay?", Bela wartete noch, bis der Chilene seine Zigarette aus gemacht hatte, bevor er diesem die Tür zur Beifahrerseite seines Wagens aufhielt und den schweren Koffer hinten auf den Rücksitz stellte. "Dirk, ich... ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, wegen Jan...", murmelte Rod, "Ich meine... ich kann doch nicht einfach fahren ohne ihm Bescheid zu sagen...". "Ich hab doch gesagt... mach dir keine Gedanken", Bela lächelte leicht zu Rod hinüber, musste er ja schließlich nebenbei auf den Verkehr achten, "Wenn Jan wüsste, was wir hier machen, dann würde er alles daran setzen, uns davon abzuhalten". Rod nickte leicht und schaute dann wieder aus dem Wagenfenster. Er beobachtete die Umgebung; die Gegend, in der viele Jahre seines Lebens verbrachte. Ein Leben, von dem er im Augenblick nichts mehr wusste. Es stimmte. Rod konnte nicht genau sagen, ob man das, was er hier hatte, wirklich Leben nennen konnte oder einfach nur Existenz? Das Licht machte der Dunkelheit langsam Platz und kündigte damit schon die kommende Nacht an. Es dauerte nicht lange, da konnte man gerade nur noch die Umrisse der Bäume erkennen, die am Straßenrand standen. Rod hasste die Nacht. Erst recht, seitdem er angefangen hatte über sich und das, was um ihn herum war, nachzudenken, dachte man in der Nacht doch am meisten nach. Irgendwie fühlte Rod sich nicht wohl, als er in der Dunkelheit mit Bela durch die Straßen fuhr. "Dirk?? Könntest du bitte irgendwo anhalten? Mit geht es nicht so gut..." "ähm...", Bela warf zwar einen etwas fragenden Blick auf den Bassisten, doch stellte er seine Frage nicht laut, "okay". Sie waren auf der Landstraße, daher war es nicht schwer einen Platz zu finden, an dem sie halten konnten. Bela guhr rechts ran und Rod stieg aus dem Wagen. Er brauchte jetzt sowohl frische Luft, als auch eine Zigarette. Da er nicht beides gleichzeitig haben konnte, entschied er sich, zuerst die Zigarette zu rauchen und dann die frische Luft zu tanken, war dies in dieser Reihenfolge auch viel sinnvoller gewesen. Langsam zog Rod den blauen Dunst in seine Lunge. Es entspannte ihn doch immer wieder, wenn er rauchte. Daher verstand er manchmal auch nicht, wie Farin in Stresssituationen lieber zum Tee, statt zur Zigarette greifen konnte, hatte der Blonde doch eigentlich immer den meisten Stress. "Hey, geht es dir gut?", Bela war auch aus dem Wagen gestiegen und legte Rod nun eine Hand auf die Schulter. Sein Blick war besorgt und traurig, als auch stark und standhaft. Ja, das war so eine Sache, die Rod am meisten an dem Drummer mochte; diese gewisse Fähigkeit in schwachen Momenten immer noch stark zu wirken. Aber, gut? hmm... was bedeutete dieses Wort eigentlich? Woher kennen die Menschen die Grenze zwischen dem, was gut ist und dem, was schlecht ist, hat doch jeder eine andere Vorstellung von Gut und Böse, die er in seinem Leben verfolgt. Rod seufzte, dann sah er zum Himmel hinauf. Ein leichter Windstoß fand den Weg in Rods Jacke, daher begann dieser ein wenig zu zittern. "Rod... du zitterst... dir ist bestimmt kalt, komm, wir gehen wieder in den Wagen...", Bela versuchte Rod dazu zu bewegen, sich wieder ins Auto zu setzten, nicht, weil er wollte, dass dem Chilenen warm wurde. Nein, das wollte er zwar auch, aber es war nur Nebensache. Er wollte endlich weiterfahren, denn wenn sie noch länger warten würden, dann käme Farin auf komische Gedanken und das wollte Bela mit aller Sicherheit nicht, denn eine Szene von Farin Urlaub vergisst man nicht so schnell. Bela hatte sich schon oft die eine oder andere anhören müssen, daher hätte er auf Abruf diverse Beispielsituationen nennen können - wahrscheinlich sogar mit Datum und Uhrzeit. Doch der Bassist schüttelte nur mit dem Kopf, den Blick weiterhin auf den Himmel gerichtet. "Dirk, siehst du die Sterne?". Verwirrt blickte nun auch der Drummer in den Himmel. "Ja, ich sehe sie, aber... warum fragst du mich das?" "Nun ja...", der Chilene suchte sich einige passende Wörter zusammen, "Wenn man die Sterne von hier aus beobachtet, dann würde man doch denken, dass sie ganz dicht beieinander stehen. Doch das tun sie nicht. Sie sind unter anderem Millionen von Kilometern voneinander entfernt. ...Schon komisch, wie Sterne einem Menschen manchmal ähneln können". Für einige Momente schwiegen beide. Bela dachte über das nach, was Rod gerade gesagt hatte, doch dann lächelte er. Er stellte sich hinter den Chilenen und schloss ihn fest in seine Arme. "Dirk, was..?" "Nein... sei still", der Kleinere drückte Rod fester an sich heran und legte seinen Kopf auf dessen Schuler, "Du bist so ein Dummkopf. Du bist nicht wie die Sterne. Spürst du die Wärme? Das bin ich, der immer bei dir ist. Glaub mir, ich werde immer für dich da sein, egal was passiert. Nein, du bist nicht allein und daher auch kein einsamer Stern, der in der Menge untergeht. Du bist Rodrigo Gonzalez, der Mensch, der mir am meisten bedeutet". "Dirk...", der Chilene schluchzte leise und Tränen füllten seine Augen. Langsam drehte er sich um und schaute seinen Gegenüber an. Es war finstere Nacht, nur die Scheinwerfer des Wagens leuchteten Rod und Bela ein wenig an, nicht genug für Rod, um mehr, als die Silouetten, aber ausreichend, um das Leuchten in den Augen des Kleineren zu sehen, "...du weißt ja gar nicht, wie viel mir das...", doch weiter kam er nicht, denn der Drummer hatte schon seine Lippen auf die des Chilenen gepresst. Ja, er küsste seinen Freund. Warum genau wusste Bela noch nicht, aber er wusste, dass er es in diesem Moment unbedingt wollte. Er konnte einfach nicht anders, konnte sich nicht dagegen wehren. Doch, er musste es zugeben. Er begehrte den Bassisten regelrecht. Erschrocken über sich selbst, ließ der Drummer von Rod ab und ging einige Schritte nach hinten. Er wollte Rod nicht noch mehr verwirren, sich nicht noch mehr Fragen stellen lassen. Nein, das war alles andere als seine Absicht gewesen, doch wahrscheinlich war es nun zu spät. Für einen Moment stand Rod still da. Er konnte nicht sofort realisieren, was passiert war, doch er hatte so ein komisches Gefühl. Mit einem Mal waren die Einsamkeit und die Leere in seinem Körper verschwunden. War es das, was er eigentlich tief in seinem Inneren gesucht hatte? Die Zuneigung eines anderen und das Verlangen nach demselbigen? Kurz und ergreifend: Liebe? Rod war sich nicht sicher, doch er wollte es herausfinden. "Rod, ich wollte... ich..." "Na na... jetzt sei du mal ruhig", befahl er und sanft legte der Chilene einen Finger auf den Mund des Kleineren. Er wollte gerade diesen Platz, an dem sein Finger verharrte mit seinen Lippen tauschen, als eine Melodie erklang, die er nur zu gut kannte. Es war Belas Handy. Und auch wer anrief, wusste Rod zu gut, erklang doch nur bei einem Menschen dieser Klingelton. "Jan...", meinte Bela mit einem Ton, der halb erleichtert und halb enttäuscht klang. Er wollte den sanften Kuss des anderen zwar spüren, doch war es ihm in irgendeiner Weise auch unangenehm, war die Situation in seinen Augen auch nicht gerade die allerbeste. Nachdem der Rufton ein drittes Mal eingesetzt hatte, nahm der Dunkelhaarige endlich ab. "Was is los, mein Kleener?". "Hahaha... ... ...Arschloch!" "Ja, ich hab dich auch lieb... aber, was ist denn jetzt?" "Ich wollte wissen, ob du mit Rod geredet hast?" Mit einem Mal verschwand das Lächeln aus Belas Gesicht, denn die Stimme im Telefon hatte kaum etwas von dem humorvollen, albernden Farin Urlaub, den er kannte, nein, seine Stimme war sehr ernst und... traurig. Bela schaute zu Rod, der einige Schritte von ihm entfernt stand und gespannt dem Telefonat lauschte, wollte er keinen Laut machen, um Farin besorgt zu machen. "Ich...", stammelte der Kleinere, "...Ja, hab ich" Er wollte Farin nicht sagen, dass Rod doch gehen würde, aber ihn auch nicht anlügen, indem er meinte, dass Rod bleibt. Es war eine Zwickmühle oder, besser gesagt, ein Labyrinth, aus dem er keinen Weg nach draußen fand. Daher schwieg er erst einmal und wartete darauf, was der Gitarrist zu sagen hatte. Doch auch dieser schwieg. Er konnte aus Belas Antwort schon fast die komplette Geschichte interpretieren. Vom Besuch, über das Koffer packen bis hin zur Fahrt zum Flughafen, war das halt die Art des Drummers gewesen. Er kam immer auf die unmöglichsten Ideen mit denen er seinen Freunden helfen will. Farin erinnerte sich nur ungern an die Nacht und Nebel Aktion, in der Bela in die Videothek gefahren ist und für Farin einen Porno ausgeliehen hat, nur, weil er meinte, dass er im Augenblick total viel Stress hat. Los Großer, damit entspannst du dich bestimmt schnell..., meinte er damals. Aber Farin dachte nur an eines. Soll ich etwa vor dir meinen kleinen Smudo raus holen, oder was?. Wie Farin so über die Situation nachdachte, kam ihm noch etwas in den Sinn, etwas, was er all die Zeit nicht beachtet hatte. "Was meinte er eigentlich mit damit entspannst du dich bestimmt SCHNELL??", fragte er sich selbst, nicht mehr wissend, dass er mit Bela telefonierte, welcher ihn aber schnell mit einem "Hä? Was?" in die Realität zurück holte. Farin schüttelte sich kurz, dann widmete er sich wieder seinem Gesprächspartner. "Dirk, ich bitte dich nur um eines, ich möchte Rod noch einmal sehen, bevor er fährt. Ich will mich richtig von ihm verabschieden und mich bei ihm entschuldigen, wegen meines Verhaltens. Ich kann ihn nicht fahren lassen, mit der Erinnerung an mich, dass ich ein schlechter Freund bin. Nein, Dirk, das will ich nicht und schon alleine den Gedanken daran ertrage ich nicht!". "A...aber, Jan..." "Dirk, bitte..." Tut Tut Tut... Langsam schloss Bela sein Klapphandy und ließ es wieder in die Hosentasche gleiten. Danach sah er Rod an, welcher allerdings lächelte. "Los Dirk, fahr mich nach Hause...". Ein liebevolles Lächeln formte sich auf dem Gesicht des Drummers und dann nickte er. Er hätte wissen müssen, dass der Bassist niemals hätte gehen können ohne dass er sich von Farin verabschiedet hätte, war das niemals seine Art gewesen. Es waren keine fünf Minuten vergangen, als Bela und Rod das Ortseingangsschild passierten. Nun war es nicht mehr weit bis zu Farins Wohnung. Bela meinte, dass es vielleicht soch sinnvoller wäre, bei Farin vorbei zu schauen, war der Besuch des Chilenen auch sein Wunsch am Telefon gewesen. Während der Fahrt schwiegen Bela und Rod, doch das störte sie nicht, denn sie schienen auch so zu wissen, was der andere dachte. "Könnten wir vorher vielleicht doch nochmal bei mir vorbeifahren?", fragte Rod leise. Ihm war es unangenehm, die Stille zu durchbrechen, die eigentlich doch sehr schön war. "Natürlich können wir das, aber ich muss vorher noch schnell tanken. Das habe ich heute morgen in meinem Brausekopf mal wieder vergessen". Bela schaute auf die Tankanzeige im Armaturenbrett, welche schon seit einiger Zeit rot blinkte. Doch in Hamburg eine Tankstelle zu finden, war nicht wirklich sehr schwer. Es gab eigentlich an jeder Straßenecke eine. Manchmal dachte Bela, dass es eigentlich schon so viele Tankstellen geben müsste, dass jedes Auto eine eigene Zapfsäule haben könnte. Schnell bog er auf den Platz der nächsten örtlichen Benzinaufbewahrungs- und -befüllungsstätte und hielt an. "Du bleibst hier, okay? Und nicht weglaufen!". Bela stieg aus dem Wagen und Rod beobachtete ihn dabei, wie er einen normalen Tankvorgang ausführte. Es war merkwürdig, aber Rod verspürte eine Art Wärme, als er den Drummer sah. Er konnte sich nicht erklären, warum es so war, kannten die beiden sich doch schon so lange und niemals war auch nur irgendein Gefühl in dem Chilenen, dass für mehr als Freundschaft gelten könnte, doch nun hatte er sie. Er liebte den Kleineren. "Gut, du bist also noch da", der Ältere lächelte, als er wieder ins Auto stieg, um weiter zu fahren. "Warum sollte ich laufen, wenn du mich auch überall hinfährst?", scherzte der Chilene und Bela machte es glücklich, dass der den Größeren wieder scherzen und lachen sehen konnte. Grinsend startete er den Motor und fuhr vom Tankstellenplatz. Er war schon leicht müde, daher war er froh, wenn er die Wohnung des Gitarristen erreichen würde. Leicht nervös, okay, leicht nervös ist untertrieben, EXTREM nervös ging Farin in seinem Wohnzimmer auf und ab. Alle paar Sekunden schaute er aus dem Fenster und die Straße entlang, hoffend, dass er Belas oder Rods Wagen sehen würde. Sollte der Drummer ihn wirklich enttäuschen? Sollte er wirklich nicht mit Rod vorbeikommen, sodass dieser einfach ging, ohne, dass Farin sich noch entschuldigen konnte? Er hätte den Chilenen auch einfach anrufen können, doch zum einen war Rods Handy ausgeschaltet und zum anderen, war es dem Blonden doch ein wenig zu unpersönlich, einfach nur zu telefonieren. Er wollte dem Bassisten ins Gesicht blicken, ihn einfach noch einmal sehen. Je länger er wartete, desto mehr schwand die Hoffnung in ihm, dass Bela und Rod vorbeikommen würden. Traurig ging er in die Küche uns setzte ein wenig Wasser auf. Er wollte noch einen Tee trinken, beruhigte ihn dieses Getränk doch immer. Ding Dong Es klingelte. Farin ließ alles um ihn herum stehen, hatte er doch die Hoffnung, dass... "ROD!!!". Ein freudiger Aufschrei des Gitarristen und schon lag er in den Armen des Chilenen. Er war überglücklich, dass Bela ihn nicht versetzt hat und er nun die Möglichkeit bekam, sich bei dem Bassisten für alles zu entschuldigen. Der Chilene grinste, als er die Umarmung Farins spürte. Vielleicht hatte Bela ja Recht und er war kein verdammter einsamer Stern. Doch noch war alles ein wenig merkwürdig für ihn, daher wollte er erst noch einmal wirklich sicher gehen. "hey Jan...", ginste er nur, doch da lief schon Bela an ihm und Farin vorbei. "Ey, Kleener... ich bin voll müde... ich beleg mal kurz dein Bett...". Er wartete gar nicht auf eine Antwort Farins, sondern ging gleich den Flur entlang zum Schlafzimmer, welches er sofort betrat und die Tür hinter sich schloss. "Was ist denn mit dem los?", fragte Farin verwirrt und ließ Rod los, der auch einfach nur mit den Schultern zucken konnte. "Ist ja auch egal... komm erst einmal rein... ich wollte gerade einen Tee machen. Möchtest du auch einen? Ich kann dir auch schnell Kaffee kochen, oder doch eine Kleinigkeit zu Essen? Fühl dich wie Zuhause... aber, dass habe ich dir ja schon öfters gesagt...". Der Blonde sah Rod an und deutete dann auf dessen Arm, "Was hast du denn da?". "Was?", der Chilene erschrak, doch dann setzte er ein Lächeln auf. "Das ist ein Fotoalbum. Da hab ich alle meine Erinnerungen an euch drin. Ich war eben mit Dirk nochmal bei mir, weil ich das unbedingt mitbringen wollte". Ein Lächeln war auf dem Gesicht des Gitarristen erschienen, dann deutete er auf das Wohnzimmer, "Los, dann schauen wir uns das doch mal an", meinte er und nahm die beiden Teetassen mit. Er hatte Rod jetzt einfach einen Tee mitgemacht, auch, wenn Rod noch nicht einmal gesagt hatte, dass er einen will. Doch irgendwie wusste er, dass der Bassist einfach nur zu bescheiden war um irgendetwas von ihm zu verlangen. Das war etwas, was er an dem Jüngeren liebte. Als sie den Flur entlang zum Wohnzimmer gingen, hörten sie ein Schnarchen aus dem Schlafzimmer kommen. "Der pennt ja wirklich!?", meinte Farin und schüttelte kurz mit dem Kopf. Bela war manchmal einfach nicht mehr zu helfen. Mit diesem liebevollen Kopfschütteln stellte er die Tassen auf den Wohnzimmertisch und deutete Rod, dass dieser sich setzten sollte, bevor er es tat. Es war wie immer eine freundliche Geste des Gitarristen auf die anderen zu warten, empfand er es doch immer als widerwärtig, kein guter Gastgeber zu sein. "Danke...", der Jüngere setzte sich und griff nach der Teetasse. Er wollte einen Schluck trinken, doch schon alleine, als seine Lippen sich dem Getränk nährten, bemerkte er, dass dieses wohl doch noch zu früh, das der Tee noch zu heiß ist. So stellte er die Tasse wieder zurück und wartete darauf, dass Farin das Wort ergreifen würde, wusste er nämlich nicht, wie er anfangen sollte. Der Blonde tat es auch recht schnell, war er doch immer schon ein leidenschaftlicher Redner gewesen. "Rod... ich...", er griff nach den Händen des Chilenen und sah ihm tief in die Augen, "Es tut mir leid wegen heute mittag. Ich hätte nicht so egoistisch und eingennützig reagieren dürfen. Es geht hier nur um dich und darum, dass du dich wohl fühlst. Ich habe unüberlegt gehandelt. Es geht hier nicht um mich oder Dirk oder sonst wen... es geht einzig und alleine um dich und...", Farin stoppte kurz seinen Sprechfluss. Er erkannte an Rods Mimik, dass er ihm nicht böse war. Im Gegenteil, Rod fand den verzweifelten Entschuldigungsversuch des Blonden sogar recht amüsant. So grinste der Ältere, "...und jetzt will ich wissen, was für peinliche Fotos du von mir hast!!". Der Chilene grinste ein wenig, dann holte er das Buch hervor und öffnte es. Er sah sich die Fotos an, als wäre es etwas ganz normales, doch das war es nicht für ihn. Für ihn waren es Fotos von Bedeutung und auch Farin brauchte eine kurze Weile, bis er verstand, was Rod so zum Grinsen brachte. "Sag mal", meinte er, "Warum sind da eigentlich so viele Fotos von Dirk drin?". Mit einem Ruck erhob sich der Drummer vom Bett. Er war zwar extrem müde, allerdings konnte er nicht wirklich schlafen. Viel zu sehr dachte er an sich und Rod und an die Situation auf dem Parkplatz nach. Außerdem musste er mal ganz dringend Farin kleinen Raum mit der Porzellanschüssel verwenden. So tappste er leise aus dem Schlafzimmer und wollte in Richtung Toilette, als er Farins Frage nach den Bildern vernahm. Neugierig drückte sich Bela an die Flurwand und lauschte gespannt, waren die meisten Fotos ja von ihm gewesen. "Nun ja", begann Rod, der eigentlich nie so recht darauf geachtet hatte, wie viele Fotos von wem und warum überhaupt in diesem Album waren, "Das... kann ich dir auch nicht sagen...". Er senkte seinen Kopf. Irgendwie bedrückte es ihn, dass er darauf nicht antworten konnte, war die Antwort doch eigentlich ganz einfach gewesen. Stattdessen schlug er weiter die Seiten um und versuchte das Thema zu wechseln. "Schau Jan, da bist du, als wir zusammen im Urlaub waren. Oje, was hattest du einen Sonnenbrand. Wie viel Kühlgel musste ich dir auf den Rücken schmieren?". Eigentlich rechnete Rod mit einer Antwort a la 'Keine Ahnung, so 20kg müssten es schon gewesen sein', doch stattdessen erntete er nur einen bestimmenden Blick von Farin. Dieser hatte sich das Foto noch nicht einmal angeguckt. "Wa... was ist denn los?" "Los, sag es!" "Wa... was soll ich sagen?" "Verdammt Rod, du liebst Dirk, oder?" Verwirrt kauerte sich der Bassist auf dem Sofa zusammen. Dieser Blick von Farin beängstigte ihn doch ein wenig, war er solch eine Reaktion nicht gewohnt. Sonst war Farin immer derjenige gewesen, der ruhig und gelassen an Dinge herangetreten ist und Probleme auf neutraler Ebene löste. Dass er nun so aus sich heraus kommt, hatte Rod noch nie bei dem Gitarristen gesehen. "J-Jan... was...?" "Bitte Rod, gib es zu! Denn dann...", mit einem tiefen Seufzen ließ sich Farin auf das Sofa fallen, "...dann weiß ich, dass ich dich endgültig verloren habe...". "Jan...". Rod schaute den Blonden mit großen Augen an. Was hatte er gerade gesagt, ihm gestanden? Sollte er ihn etwa... "...du... liebst mich?". Leise nickte Farin, eine Träne in den Augenwinkeln. "Ja, schon seit... seit... ach, ich weiß schon gar nicht mehr wie lange. Ich weiß nur, dass es so ist! Dass ich dich liebe... aber...", er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. Er schien all seinen Mut und all seine Kraft sammeln zu müssen, "...aber wenn du sprichst, dann sprichst du meistens von Dirk. Wenn was zu klären ist, dann gehst du meistens zu ihm. Auch heute mittag hast du dich ihm als erstes anvertraut... und jetzt... jetzt seh ich die Bilder, auf denen hauptsächlich Dirk zu sehen ist... komm schon Rod! Ich bin zwar blond, aber, dass du Gefühle für ihn hast, sieht doch ein Blinder mit nem Krückstock!". Je weiter er sprach, desto lauter wurde seine Stimme. Er wollte gar nicht so laut werden, doch irgendwie erleichtete es ihn ungemein. Bela stand schwer atmend auf dem Flur neben der Tür und drückte sich etwas stärker an die Wand. Er konnte nicht wirklich glauben, was der Gitarrist gerade gesagt hatte, doch es bereitete ihm einen Stich im Herzen. Er konnte sich das einfach nicht mit anhören, daher wollte er gerade zurück ins Schlafzimmer, als... "Jan..." Die Stimme des Chilenen ertönte und sofort blieb Bela wieder stehen um zu hören, was Rod zu sagen hatte. "...ich... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll..." Belas innere Stimme kam zum Vorschein, Sag einfach, dass du nichts empfindest... "...es... ich... ich mein... es kommt so überraschend und..." Bitte sag nichts falsches... Doch anstatt weiter zu sprechen, ließ Rod Taten folgen. Er rutschte etwas näher an den Blonden heran und sah ihm tief in die Augen, bevor er ihn küsste. Bela weitete seine Augen, als er kurz um die Ecke schielte und die Tat des Bassisten sah. Langsam gaben seine Knie nach und er sank immer weiter zu Boden. "Das kann doch nicht sein...", flüsterte er sich leise zu und versuchte die Tränen, die gerade in ihm aufkamen, zu unterdrücken. Nein, das konnte Rod gerade nicht getan haben! Wie in Trance ging der Dunkelhaarige in Farins Schlafzimmer, zog sich seine Schuhe an und schlüpfte in seine Jacke. Er weiß nur noch, dass er auf einmal draußen in der Kälte stand. Und er erinnerte sich an Rods Stimme, die ihm hinterher rief. Doch auf diese hörte er schon nicht. Zu geschockt war er von dem Anblick des Menschen, den er liebte und seinem besten Freund gewesen. Er wollte einfach nur noch weg. Weg von Farin, seinem angeblichen Freund und weg von Rod, seiner Liebe. Er wollte sie einfach nicht mehr sehen. Es vergingen einige Wochen in denen Bela weder auf Anrufe, noch auf SMS, Briefe oder sonstige Kommunikationsmittel reagierte. Abgeschottet saß er einfach nur in seinem Wohnzimmer und wollte von niemandem was wissen. Vor allem nicht von Farin und Rod. "Pah... sollen sie doch glücklich werden!! Ich halte sie nicht auf!", ja, das sagte er in dem einen Moment, doch in dem anderen ließ er sich wieder heulend in sein Sofakissen fallen. Er war einfach komplett fertig, wusste nicht was und wohin. Ein paar Mal gingen Farin und Rod bei Bela zuhause vorbei. Die machten sich einfach Sorgen um den kleinen Drummer. "Ach Jan, was hab ich da nur angestellt?", fragte Rod, als er, nach einem weiteren kläglichen Versuch, Dirk zu erreichen, mit Farin in einem Straßencafe saß, "Ich hab einfach alles falsch gemacht!". "Nein, du hast nichts falsch gemacht. Es ist meine Schuld. Ich wusste, dass Dirk Gefühle für dich hat. Ich hab die ganze Situation mit meinen eigenen Gefühlen nur verschlimmert... Dabei wusste ich doch, dass du Dirk auch liebst!". Farin umschlang eine Tasse Tee mit seinen Händen und starrte auf den Inhalt, der sich, im Uhrzeigersinn drehend, in dem Gefäß bewegte. "Jan... dich trifft wohl am wenigsten die Schuld. Kein Mensch kann was für seine Gefühle, daher ist es auch nicht verwerflich, wenn man sie irgendwann loswerden möchte...", er machte eine kurze Pause, in der er in den Himmel sah, "...aber danke, dass du meine Gefühle respektierst. Ohne Dirk ist mein Leben einfach nicht so, wie sonst... irgendwie so... leer. Und in solchen Momenten, wie diesem hier, ist es schön, wenn ich einen Freund wie dich an meiner Seite haben kann... Danke, Jan". Farin errötete leicht. Für ihn war es selbstverständlich gewesen für Rod da zu sein, zumal er sich auch um den Drummer Gedanken machte. "Gern geschehen, Rod"... Weitere Wochen vergingen und in dieser Zeit, waren Farin und Rod noch mehr zusammen. Die Situation hatte ihre Freundschaft noch mehr gestärkt, als wie es vorher war - auch, wenn sich der Drummer immer noch nicht gemeldet hatte. Rod konnte in dieser Zeit auch wieder lächeln, so, wie Farin ihn kannte und dies machte den Gitarristen selbst glücklich. "Wirklich schön", meinte er verträumt, als er bei dem Chilenen saß und ihn ein wenig beobachtete, wie dieser sich gerade über die Kritik eines Filmes aufregte. "Natürlich ist der Film schön!", meinte Rod, ohne jemals den Gedanken zu hegen, dass Farin ihn damit gemeint hatte, "Ich könnte mich schon wieder aufregen, wenn ich nur zwei Sätze hieraus lese!!". Wütend schmiss Rod die Zeitschrift beiseite und schmollte auf seinem Sofa. Wie angenehm es doch für den Gitarristen war, Rod wieder über was ganz banales nachdenken zu sehen. Vielleicht lag es ja daran, dass sie endlich vor ein paar Tagen eine Nachricht von Bela erhalten hatten. Es war nicht viel. Nur eine Karte. Bela war weggefahren und schrieb, dass es ihm gut ginge und dass sie sich keine Sorgen um ihn zu machen brauchten. Wann und ob er überhaupt wieder kam, stand nicht drin, doch irgendwie schien schon alleine die Nachricht an sich Rod zu beruhigen. "Du?? Jan??" Der Blonde, der gerade seinen Blick durch das Zimmer schweifen ließ, drehte sich wieder zu Rod, "Ja? Was ist denn?". "Glaubst du, Dirk hat den Film auch gesehen?" Ein leichter, verzweifelter Gesichtsausdruck kam in Rod hervor, doch Farin versuchte ihn mit einem Lächeln zu beruhigen, "Natürlich! Bestimmt regt er sich auch gerade über die Kritik auf". Schwach nickte der Bassist, dann lehnte er sich an die Schulter des Größeren. "Gut...", meinte er und schloß dabei die Augen, "...aber weißt du... es ist mir gar nicht mehr so wichtig". "Wie meinst du das?" "Es ist mir gar nicht mehr wichtig, was Dirk macht. Ich weiß jetzt, dass es ihm gut geht. Auch ohne mich. Verstehst du... ich habe ihn damals schon verloren. In dem Moment, als ich dich geküsst hatte... in dem Moment, als ich mein Herz mit dir teilte". "Rod...", verwirrt und schuldig sah Farin auf den Chilenen, "...ich... es tut mir leid". "Aber nein...", noch immer hatte Rod seine Augen geschlossen, "Mir tut es leid.. ich hätte keinen von euch so an der Nase herum führen dürfen. Ich hätte einfach von Anfang an auf mein Herz hören sollen." "Auf dein Herz?". Jeder weitere Satz, der aus dem Mund des Chilenen kam, verwirrte Farin noch mehr. Er kam einfach nicht mit. "Jan... in deinen Armen einzuschlafen ist das Schönste auf der Welt...". Mit diesem Satz verabschiedete sich Rod von der Realität und nickte ein. Nur drei kleine Worte konnte er noch im Halbschlaf sprechen: "...ich liebe dich!". --------------------------------------------------------------------------------- Ach verdammt... Diese Story hat was Gutes und was Schlechtes... Das Gute : SIE IST FERTIG!!! *__________* Das Schlechte : Sie ist scheiße >_____________< Naja... ich hoffe, dass es bei der nächsten Story besser wird ^^ Also freut euch schon mal (oder versucht es wenigstens xD) auf: Track 8.: Der Misanthrop Kapitel 8: Der Misanthrop ------------------------- Track 8.: Der Misanthrop ...nimm mich einfach wie ich bin "...Ich weiß, du siehst es anders, aber ich bin nicht Du. Hau jetzt ab, zieh Leine, lass mich endlich in Ruh'" -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ein leises Tippen zog sich durch die leeren Straßen und hallte an den Häuserwänden wider, die so dicht beieinander standen, dass man meinen konnte, dass sie einen jeden Moment erdrücken könnten. Ein leises Tippen, erst langsam, dann schneller und dann wieder langsam, so, als wenn der Grund für diese Geräusche sich nicht entscheiden konnte. Irgendwann verstummten sie gänzlich. Komplette Stille schlang plötzlich ihre strenge Hand um den Hals eines jeden, der Zeuge dieses Schauspiels war. Zwei Menschen, die in dieser kleinen Gasse, am frühen und doch so dunklen Abend standen und sich für ewige Sekunden nur ansahen. Nur das flackernde Licht einer Straßenlaterne als Sehhilfe. Vorsichtig fielen einzelne Regentropfen auf ihrer beiden Schultern. Dieser Moment war unheimlich, viel zu still und langsam viel zu vertraut. "Ich brauche wieder was", durchbrach nun einer von ihnen die Stille. "Gut. Wie viel hast du dabei?" "120" "Alles klar." Der Angesprochene wandte sich ab und ging hinüber zu einer Spalte in einer der Hauswände. Dort fand nicht ein Fünkchen Licht seinen Weg hinein. Gut für sein Geschäft. Nach einiger Zeit trat er wieder in den Laternenschein. Sein Gesicht war schwer zu erkennen, war eine große Kapuze über den Kopf gezogen. Doch nun streckte dieser eine Hand hinaus. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, tauschten sie zwei Dinge aus. Während der eine die Scheine zählte, die er erhielt, verstaute der Andere ein kleines Plastiktütchen in seiner rechten Manteltasche. Ein kurzes Nicken, dann verschwand einer wieder in der Dunkelheit und der andere tappte zurück. Kurz bevor er die Seitenstraße verließ, blieb er kurz stehen, strich sich mit einer Hand durch das Haar und richtete den Kragen seines Mantels auf. Eine schnelle Handbewegung ließ ihn sein Handy aus der linken Tasche ziehen. Seine Daumen bewegten sich zügig, als sie eine Nummer eintippten und genauso zügig hatte er sich das Telefon an sein Ohr gehalten. Nun war es Zeit, sich wieder unter die Leute zu mischen. Unter all die Jugendlichen, Hausfrauen, Geschäftsmänner und Touristen, die sich in ganz Berlin verteilten. Mittlerweile hatte es begonnen in Strömen zu gießen. Doch davon ließ er sich nicht ablenken. Stur steuerte er in eine Richtung. Hier, unter der hiesigen Menge, fiel er nicht auf. Das tat er nie. Endlich eine Reaktion am anderen Ende der Leitung. "Jan? Ich komme heute ne halbe Stunde später, okay?", er griff fest um das Tütchen in seiner Tasche, "Ich habe vorher noch etwas zu erledigen." Farin Urlaub saß Zuhause und seufzte einmal schwer, als er den Telefonhörer neben sich auf den Tisch legte. Wieder einmal hatte Bela angerufen und gesagt, dass er später kommen würde. Wenigstens hatte er ihm nicht abgesagt, so, wie es häufiger der Fall war. Seit einigen Monaten ging das nun so. Immer wieder verschob der Dunkelhaarige Treffen oder sagte sie ab. Dabei kam er oftmals mit völlig skurilen Ausreden, die er selbst wahrscheinlich noch nicht einmal Glauben schenken würde. "Ist alles in Ordnung?" "Er hat mal wieder gesagt, dass er später kommt". Abermals ein Seufzen. Doch dieses Mal nicht vom Blonden, sondern von seinem Gegenüber. Ein junger Mann, der sich nun schwerfällig nach hinten fallen ließ. Besorgt fuhr er durch sein schwarzes, wangenlanges Haar und sein Blick schweifte durchs Leere, ehe er wieder Worte fand. "So geht das nicht weiter. Jan, er ist ein absolutes Wrack geworden. Seitdem Konstanze ihn verlassen hat und das Kind mitnahm, ist er nicht mehr er selbst." "Ich weiß", sprach der Gitarrist ruhig und nippte an einer Tasse Tee, die er sich bereits vor zwei Stunden gemacht hatte und daher schon kalt war. Doch das schien ihn nicht zu stören, "Ich dachte eigentlich, dass ich ihn da raus bekommen hätte. Vor langer Zeit. Niemals hätte ich erwartet, dass er in das gleiche Schema zurückfallen würde. Nie, Rod. Nie." "Es ist nicht das gleiche Schema, Jan. Wenn wir nicht aufpassen, wird es schlimmer". "Wir müssen uns was einfallen lassen". "Ja", sprach Rod und haute sich beim Aufstehen kurz auf beide Oberschenkel, "Aber das müssen wir in Ruhe machen. Nimm es mir bitte nicht übel Jan, aber ich kann leider nicht mehr auf Dirk warten. Es ist jetzt schon spät genung und wer weiß, wann er wirklich hier aufkreuzt." Einige Zeit später in Schöneberg, lag Bela B Felsenheimer kichernd und lachend auf seinem Sofa. Um den Oberarm hatte er immer noch das Band geschnürt, welches ihm half, die Ader in der Armbeuge abzuschnüren. Dass dieser Arm nun langsam zu schmerzen begann, registrierte er gar nicht erst, war er doch so glücklich und euphorisch, wie seit langer Zeit nicht mehr. Grund für sein Lachen war sein eigenes Spiegelbild in dem Löffel, der vor ihm auf dem Tisch lag und welches sich aufgrund der Krümmung teilweise stark verzerrte. Immer und immer wieder sah er kurz hinein und musste schließlich einen Lachanfall abwarten, ehe er wieder einen Blick darauf warf. Wie lange das schon so ging, vermochte er gar nicht erst zu sagen, hatte er jegliches Zeitgefühl verloren. Doch plötzlich richtete er sich mit gespitzten Ohren auf. "Jan? Bist du das?" War da nicht gerade ein Geräusch gewesen? Es kam aus dem Flur, da war er sich sicher. Obwohl. Vielleicht doch eher aus der Küche? Es war auf jeden Fall da! Flink stand er auf und ging in den Flur, "Jan, wenn du das bist, dann...", doch es war niemand zu sehen. Schlagartig drehte er sich um, war er nun der festen Überzeugung, dass das raschelartige Geräusch nun aus dem Wohnzimmer kam. Nein, doch aus dem Badezimmer. Es sprang quasi hin und her. Aber egal, wo der Schlagzeuger auch nachsah, er fand absolut nichts. Langsam kroch Panik in ihm hoch. Er musste raus hier. Einfach nur raus. In aller Eile schnappte sich Bela seine Jacke vom Haken der kleinen, haselnussbraunen Garderobe im Flur und verließ seine Wohnung. Draußen atmete er kurz auf. Das Geräusch war weg. Ein erleichtertes Aufatmen war zu vernehmen, dann setzte er sich in Bewegung direkt auf die U-Bahn Station zu, die nur wenige Meter von seinem Heim entfernt lag. Wie in Trance stieg er die Stufen hinab und setzte sich in einen der gelben Wagen der U4, die den Nollendorfplatz mit dem Innsbrucker Platz verband. Er musste ja nicht weit. Jan... Immer und immer wieder erschien das Gesicht seinen blonden Freundes vor seinem inneren Auge. Er wollte zu ihm. Sie waren verabredet. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Wo musste er dann raus? Bayrischer Platz, ach ja. Sein Körper juckte stark und er kratzte sich schon fast manisch an Hals und Oberarm. Wieso juckte es so? Es war, als wenn er allergisch auf die Sitze der Bahn reagieren würde. Doch diese machten ihm doch noch nie was aus. Endlich war er angekommen. Ohne auf seine Mitmenschen zu achten, stieg er aus und ging eine Treppe hinunter, die ihn zu einem anderen Bahnsteig bringen sollte. Ein Blick auf die Anzeigetafel verriet ihm, dass er noch zwei Minuten zu warten hatte. So lange? Wieso nicht sofort? Ungeduldig tappste er immer wieder hin und her, kratze sich mittlerweile auch am anderen Oberarm und auf Höhe der Taille. Er bekam es kaum mit, dass die Bahn kam und sich hineingestellt hatte. Sein bewusstes Wahrnehmen schaltete sich erst wieder ein, als die weibliche Stimme die Endhaltestelle Rudow ansagte. Hier musste er raus. Von hier aus hatte er es nicht mehr weit, bis zu der Gegend, in der Farin sich vor einiger Zeit nieder ließ. Rudower Waldrand. Es passte zu dem Blonden, wie die Faust aufs Auge. In der Stadt, aber irgendwie auch wieder nicht. Bela beneidete ihn nicht darum, hier zu wohnen. Er war mit einer Wohnung im Herzen der Stadt vollkommen glücklich. Aber wenn es Jan so wollte, dann wäre er der Letzte gewesen, der es ihm hätte vermiesen wollen. Gleich war es soweit, nur noch ein paar Schritte, dann war er da. Sein Oberarm juckte immer noch, doch dieses bekam der Drummer gar nicht mehr mit. Er wollte sich bei Jan entschuldigen, dass er zu spät kam. Schlagartig wurde er wach. Ein Klingeln riss ihn aus seinem Halbschlaf, den er auf dem Sofa vollzog. Beim Warten auf den Kleineren war er wohl weggedöst. Nun schrillte seine Türklingel fast schon qualvoll in seinen Ohren. "Gott, verdammt", murmelte er vor sich hin, als er sich schwerfällig erhob und seine immer noch leicht tauben Beine den Flur entlang schliff. "Ja bitte?", fragte der Blonde durch die Gegensprechanlage. Seine Stimme klang zerknickt, so, als wenn jemand seine Stimmbänder wie ein Stück Plastikfolie zerknüllt hatte und es sich nun wieder langsam entfaltete. "Ich bin's, Jan. Mach auf. Bitte" "Dirk? Verdammt, es ist bereits zwei Uhr nachts." "Bitte Jan. Bitte mach auf". Wehmütig seufzte Farin, dann drückte er auf den Summer. Er konnte einfach nicht Nein sagen, auch, wenn er es gerne gewollt hätte. Schließlich war Bela nicht nur eine halbe Stunde zu spät, wie er es angekündigt hatte, sondern sage und schreibe fünf Stunden! Wütend, das war er. Absolut angefressen und am liebsten hätte er dem Dunkelhaarigen die Tür vor die Nase gehämmert. Doch dieses, fast schon wimmernd klingende "bitte" hatte wieder einmal sein Herz erweicht. Es ist nun mal sein bester Freund. Dagegen konnte er sich nicht wehren. Wenn er schon nicht zu ihm stehen würde, wer würde es sonst tun? Konstanze hatte es ja vorgezogen, ihr Leben ohne Bela zu führen und war einfach gegangen und hat den gemeinsamen Sohn gleich mitgenommen. Sie ging und nahm seine Identität gleich mit, denn sie war es gewesen, um die sich die ganzen letzten Jahre alles gedreht hatte. Er hat doch sein komplettes Leben nach ihr und mit ihr ausgerichtet. Und nun stand er ganz alleine da und wusste nicht mehr, was er machen sollte. Dass er dann aber ausgerechnet... "Jan! Danke, ich...", mehr kam nicht heraus, als Bela vor der Haustür ankam. Seine Sprache versagte ihm einfach, als er den Blick des Blonden sah, der verärgert auf ihn hinab blickte, "Es... tut mir leid". "Es tut dir also leid, hm?", sprach Farin, zwar ruhig, aber doch in tadelndem Tonfall, "Eine halbe Stunde, sagtest du und nun sind daraus fünf volle Stunden geworden. Rod ist schon lange wieder weg und ich habe meine Arbeit nun selbst zu Ende gemacht. Scheiße Dirk, ich brauch eure Hilfe für das neue Album, das weißt du doch! Und auf deine Meinung lege ich den meisten Wert. Ich..." "Ja, ist ja schon gut. Bitte Jan, lass uns das drinnen besprechen. Nicht hier draußen, okay?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)