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Kalter Winter - Teil 2

von

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Maiausritt

// Mittwoch, Mai 06
 

„Siehst du, ich kanns noch!“, rief ich Jeffrey lachend zu, als der Fußball im Netz landete und ich damit bei allen drei Elfern getroffen hatte.

Der kleine Holländer grinst und passte mir einen Ball zu.

„Zugegeben, das war ganz gut.“

Wir gingen über den Trainingsplatz am Tivoli und setzten uns an der Seite auf den Rasen zu Marius Ebbers uns Sascha Rösler. Ich schaute aufs Spielfeld und beobachtete, wie das Training nach und nach beendet wurde. Warme Sonnenstrahlen fielen mir ins Gesicht. Es war heute schon richtig sommerlich, obwohl es erst Anfang Mai war.

Um Aachen stand es ziemlich gut diese Saison. Die Rückrunde der 2.Fußballbundesliga war bald zuende – und noch standen wir auf einem Aufstiegsplatz.

Ich nahm mir etwas zu trinken und kickte den Ball vor meinen Füßen herum. Während sich Jeffy lachend mit Ebbe unterhielt, schaute ich wieder den letzten Spielern beim Training zu und hing meinen Gedanken nach.

In ein paar Monaten könnte ich wieder in Leverkusen spielen – wenn ich das wollte... Aber jetzt, wo wir vielleicht mit Aachen in die 1. Liga aufstiegen? Nach 26 Jahren?

Überhaupt würde sich vieles ändern.

Neue Spieler würden kommen und andere gehen. Noll wollte zum Beispiel wechseln. Pinte... nach Hannover?

Mein Blick fiel auf den blonden Abwehrspieler, der gerade seinen letzten Elfer schoss. Ich seufzte leise.

Und das, auch wenn mir diese Veränderungen manchmal nicht gefielen. Nico schoss gegen den Pfosten und der Ball sprang zurück, kullerte über den Platz. Wie lange waren wir zusammen gewesen? Vielleicht drei Monate? Und ich hatte ernsthaft geglaubt, dass würde länger halten...
 

„Sascha?“

„Hm?“ Ich sah auf und blickte zu Rösler. Einem unserer Spieler, die von mir und Nico gewusst hatten. Rösler, Jan, Ebbe... ebenfalls schwul und mit Jeffrey zusammen. Schmunzelnd schaute ich zu dem blonden Stürmer und seinem kleinen Holländer.
 

„Was ist..?“

Ich wusste nicht so recht, was ich Sascha darauf antworten sollte.

Er lächelte kurz und klaute mir den Ball, mit dem ich schon die ganze Zeit herumspielte.

„Nimmst du mich nachher wieder mit zu deinen Pferden?“, fragte er und schaute drauf wieder zu mir. Ich nickte.

„Klar. Heut ist so tolles Wetter...“

Meine Nachbarin und inzwischen gute Freundin Nikoletta war für eine Woche nicht da. Ich hatte meine Pferde mit ihr zusammen in Offenställen hinter unserem Haus stehen und kümmerte mich solange mit um ihre zwei Welch-Cob Ponys. Bis sie in zwei Tagen wiederkam, konnte Sascha ihre Schimmelstute Snygga reiten.
 

Als Sascha am Nachmittag bei mir auftauchte, hatte ich Piazza gerade angebunden und putzte das letzte Winterfell aus ihrem rot-cremefarbenen Stichelhaar. Nervös zappelte die junge Welsh-Araber Stute herum, als sie Sascha entdeckte und wieherte leise. Vielleicht hatte er ja wieder einen Apfel für sie? Immerhin – ein Stück Brot bekam sie. Zufrieden mampfte sie es und ließ sich zu einem Kompliment auf die Knie fallen.

„Hey!“ Lachend zupfte ich an ihrem Strick und sie sprang wieder auf die Beine, schaute mich aus unschuldigen, dunklen Augen an.

„Sie ist echt süß!“ Sascha hatte inzwischen Snygga aus ihrem Sandauslauf geholt und band sie neben Piazza an.
 

„Verrückt trifft es eher.“, meinte ich schmunzelnd und versuchte die kleine Stute daran zu hindern, ständig den Knoten zu öffnen, mit dem sie angebunden war. Piazza war erst vier Jahre alt und seit drei Monaten eingeritten. Außerdem beherrschte sie etliche Zirkustricks, die sie jedem mit Begeisterung präsentierte und war ein sehr kreatives Pferd – ständig machte sie unsere kleine Haltergemeinschaft unsicher.
 

Erst vor kurzem hatte ich mir ein zweites Pferd gekauft, eine sechsjährige Connemarastute. Die hübsche Falbe hieß Colleen und war tragend, weshalb ich sie jetzt nicht mehr ritt.

Gerade stand sie mit Tasci, Snyggas Sohn, auf der Weide hinter unserem Haus und ließ sich das frische Gras schmecken.

Tasci kam neugierig an den Zaun getrabt und beobachtete uns. Der Jährling, den ich vergangenen Winter als kleines, graues Fohlen kennen gelernt hatte, bekam jetzt ein hübsches, nussbraunes Fell und war schon ein ganzes Stück gewachsen.

Interessiert schaute er zu seiner Mutter rüber. Snygga stand entspannt da, döste ein wenig und genoss es, von Sascha gestriegelt zu werden.
 

Als ich die Schimmelstute so ansah, musste ich wieder an Nico denken. Noch vor zwei Monaten durfte er – und nicht Sascha – das Welshpony reiten...
 

Rösler hatte anscheinend etwas bemerkt und stubste mich sanft an. Ich sah kurz lächelnd zu ihm, wirkte aber dennoch ein wenig traurig.

Er gab sich in letzter Zeit wirklich Mühe, mich etwas aufzumuntern.

Ich holte Piazzas und Snyggas Sättel nach draußen und legte meiner jungen Stute ihren vorsichtig auf den Rücken.

Neugierig zuckten ihre Ohren vor und zurück, dann spielte sie wieder am Knoten ihres Strickes herum. Auch Sascha sattelte Snygga und bald darauf ritten wir auf einem sonnigen Feldweg Richtung Wald.

Ein neuer Anfang

// Sonntag, Mai 06
 

An diesem Abend hatten wir ein Auswärtsspiel gegen Aue und es war ein voller Erfolg. Aufstiegseuphorie in ganz Aachen puschte die Mannschaft auf und die lila Pfeilchen gingen sang- und klanglos unter.

Die Alemannia kletterte damit wieder auf Platz zwei.

„Und wenn wir am Montag gewinnen, ist das der Aufstieg in die erste Liga!“, verkündete Rösler gut gelaunt, als er in die Kabine kam.

„Klar gewinnen wir das!“, fröhlich zwinkerte ich Sascha zu und ging duschen.
 

Ich schloss für einen Moment die Augen und genoss das schön kühle Wasser, lauschte nur dem Plätschern der Duschen.

Die kommende Saison ging mir wieder durch den Kopf – Aachen oder Leverkusen? So spontan hätte ich mich wahrscheinlich für die Aachen entschieden. Andererseits... war da auch noch die Sache mit Nico... und Sascha.

Vielleicht brauchte ich einfach mal ein bisschen Abstand davon? Nico ging mir zu Zeit nur noch auf die Nerven. Er war es gewesen, der mit mir Schluss gemacht hatte. Da brauchte er jetzt nicht die beleidigte Leberwurst zu spielen. Ich wollte schließlich noch wenigstens mit ihm befreundet bleiben.

Mit Sascha wusste ich auch nicht so recht. Im Moment wollte ich mich jedenfalls auf nichts einlassen.
 

Ich sah wieder auf und ließ Duschgel auf meine Hand laufen. Der Aufstieg war so gut wie sicher, die Saison fast zuende. Danach gab es eine Weile Urlaub – ich sollte einfach mal etwas Abstand von all dem nehmen.
 

Später abends lag ich müde auf meinem Bett im Hotelzimmer, schlafen konnte ich aber nicht und so sah ich nur gedankenverloren an die weiße Zimmerdecke.

Ich konnte nicht genau sagen, warum, aber irgendwie fühlte ich mich einsam in diesem Moment. In letzter Zeit lag am Abend niemand mehr neben mir... In so einem Augenblick hätte ich einen Vertrag für Aachen wohl abgelehnt.

Im Grunde hatte ich die meisten Freunde und Bekannten ja doch noch in Leverkusen, auch wenn ich mich in diesem letzten halben Jahr gut in Aachen eingelebt hatte. Irgendwie hing ich ja auch längst an der Stadt und vor allem am Verein.
 

Mein Blick viel auf den Wecker und ich seufzte, konnte immer noch nicht schlafen. Ich kramte mein Handy aus der Tasche und schrieb eine SMS...

Nach Spanien... Warum? Vielleicht einfach nur, weil mir gerade danach war. Weil es mir gerade so eingefallen war.

Ich schrieb noch eine Weile mit Nardo und wollte, sobald die Saison zuende war, zu ihm nach Spanien.

Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen.
 

Als Sascha mich in den nächsten Tagen abholte, um mit mir zum Training zu fahren, führte ich Piazza gerade zurück in den Stall. Die kleine Stute mochte kaum einen Huf vor den anderen setzen.

„Das sieht aber nicht gut aus.. was hat die denn gemacht?“, fragte Sascha mich besorgt und kraulte Pizza die Stirn, die nun ihren Kopf über die Boxentür streckte. Gleich darauf legte sie sich aber wieder ins weiche Stroh.

„Huflederhautendzündung. Der Schmied hat ihr die Hufe zu kurz geschnitten..“, meinte ich ärgerlich und folgte Sascha zu seinem Auto.

„Aber zum glück nicht so schlimm und ich habs gleich gemerkt.“
 

Piazza musste ich jetzt regelmäßig mit den Vorderbeinen in Wassereimer stellen, um ihre Hufe zu kühlen. Die kleine Stute stand dabei zum Glück vorbildlich still.
 

Am nächsten Tag kam ich dann aber prompt zu spät zum Training, da ich mit Piazza doch länger gebrauchte hatte, als ich dachte.
 

„Was war denn?“, fragte Sascha mich und wartet noch, ich beeilte mich und zog mir schnell das Trikot über.

„Wegen Piazza.. Hab mich etwas in der Zeit verschätzt. Aber morgen kommt noch mal der Tierarzt und schaut sie sich an.“
 

„Ist was mit Pizza..?“

Ich blickte verdutzt auf und sah zu Nico.

Na immerhin! Er redet wieder mit dir.., überlegte ich.

So etwa ein Satz nach Wochen.. toll. Irgendwie hatte das alles nicht so enden sollen..

„Mh, die hat was mit den Hufen.. is aber schon besser..“, meinte ich, stand auf und ging mit Sascha auf nach draußen.
 

Ich schnappte mir einen der Bälle, die auf dem Platz verteilt herumlagen und passte ein wenig mit Klitze hin und her und lief mich mit den anderen warm.

Das Training lief gut und ich hatte beste Laune. Ich freute mich schon richtig auf das nächste Spiel – Erste Liga wir kommen!

Als wir zum Schluss noch ein kleines Trainingsspiel hatten, schoss ich zwei Tore, war mächtig stolz drauf und alberte mit Jan herum.
 

„Was macht eigentlich Colleen?“, sprach Sascha mich an, als ich zurück zu den Kabinen trottete.

„Oh, der geht’s gut!“, meinte ich fröhlich. „Sie hat noch kein Baby.“

Rösler lachte. Meine Connemarastute sollte ihr Fohlen erst in zwei Wochen bekommen. Trotzdem sah ich Nickies und Saschas Meinung nach alle fünf Minuten nach der Falbstute.
 

Und auch, als wir am kommenden Wochenende das nächste Spiel hatten, war noch kein Fohlen da.

Nickie brauchte am Freitag ihre ganzes pädagogisches Geschick, um mich zum letzten Auswärtsspiel zu schicken und mir zu versichern, dass sie schon auf die Pferde aufpassen würde.

Piazza ging es schon besser, aber sie stand zur Sicherheit im Stall, damit sich nicht herumlief. Ich hatte die kleine Stute herausgeholt und ließ sie am Weg zur Weide etwas grasen, damit ein bisschen frische Luft bekam und sich nicht all zu sehr langweilte.

Nur wiederwillig überließ ich Nickie die Partbreadstute, um mit der Mannschaft nach Siegen zu fahren.

„Ich ruf dich ja an, wenn was mit Colleen ist. Aber sie hat doch noch eine Woche Zeit Sascha. Außerdem ist das wahrscheinlich ohnehin nicht nötig, weil du ja von dir aus schon drei mal täglich anrufen wirst.“, meinte sie amüsiert und nahm mit Piazzas Führstrick ab.

Ich streichelte dem Pony kurz über die Nase und grinste.

„Das ist nicht witzig.“

Ich ging zu meinem Auto und drehte mich noch kurz um: „Mindestens fünf mal!“, sagte ich lachend und winkte der jungen Spanierin zu.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  el_nino
2008-07-08T20:58:30+00:00 08.07.2008 22:58
huhu,

ivh freu mich auch schon aufs nächste Kapi. Hoffe das kommt bald, hab im moment nämluich zeit zum lesen ^^
also schnell weida xD

HDL
Von:  FeuerSturm
2008-06-24T20:32:50+00:00 24.06.2008 22:32
Gefällt mir wieder^^
Ich bin ja mal gespannt, wie es mit Nico weitergeht - ich freu mich auf die nächsten Kapitel ^.^
Von:  FeuerSturm
2008-05-26T16:07:43+00:00 26.05.2008 18:07
Eine Fortsetzung, eine Fortsetzung ^-^
Mochte schon den ersten Teil, freu mich über die Forsetzung :D
lG
Von:  el_nino
2008-04-04T19:23:01+00:00 04.04.2008 21:23
huhu,

endlich bin ich dazu gekommen es zu lesen.
Du weußt ja wie hammer ich den ersten Teil fand und der zweite gefällt mir auch schon.
Bin total froh das es ne Fortsetzung gibt.

hdl


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