Gefühle aus Glas - Part One von Rajani (Atemu x Seth) ================================================================================ Kapitel 15: Du siehst es nicht... --------------------------------- soooo, nun denn, lest und erfreut euch dran, aber bitte nicht zu viele taschentücher verbrauchen XD viel spaß Es dauerte nur wenige Stunden, bis die nächste Hiobsbotschaft Seths eigens mit sich geschlossenen Verträge sprengte. Eine Hiobsbotschaft, die ihn Kopf und Kragen kosten würde, wenn er nichts unternahm. Isis kam verzweifelt und gehetzt wirkend, und vor allem unangemeldet, in seine Gemächer gestürmt. „Hohepriester Seth! Hohepriester Seth, Ihr müsst etwas tun! Seine Majestät... Seine Majestät! Er... Er hat-“, sagte sie außer Atem und brach mitten im Satz ab. Sie rang nach Luft. „Was? Was hat Seine Majestät?“, fragte Seth ruhig. Er versuchte so ahnungslos wie nur möglich zu klingen, wenngleich ihm wohl bewusst war, dass etwas geschehen sein musste. Isis fand nun wieder Worte. „Er hat sich sein Handgelenk aufgeschlitzt. Er sagte, er halte es nicht mehr aus.“, sagte sie in rasantem Tempo, doch Seth verstand jedes einzelne Wort auf's genaueste. Und jedes einzelne Wort schmerzte wie Nadeln, die in seinen Körper eindrangen. Er hat was? Was, um Himmels Willen, habe ich nur angerichtet? Das ist alles meine Schuld. Nur, weil ich ihn abgewiesen habe, will er sich jetzt das Leben nehmen? Das darf doch nicht wahr sein! Hat es ihm nicht genügt, dass ich das schon tun wollte? Nein. Nicht du! Das wirst du mir nicht antun! Du kannst mir von mir aus so viel wehtun wie du willst, aber das darfst du mir nicht antun! Dazu schätze ich dich zu sehr. Dazu liebe ich dich viel zu sehr! Verdammter Idiot! Das nicht! Seth rannte aus seinen Gemächern. Wieder stand Isis verständnislos da. Sie spürte nur einen Windzug, als er an ihr vorbeirauschte. Seth rannte so schnell er konnte zu Atemus Gemächern. Er riss – ungeachtet der Blicke der Wächter – die Flügeltüren auf und stürmte ins Zimmer. Er konnte seinen König nirgends entdecken. Er lief in sein Schlafgemach, doch auch da fand er ihn nicht. Seine letzte Möglichkeit ihn zu finden, war das fensterlose Schlafgemach, das er nutzte, wenn Seine Majestät seine Anwesenheit auch nachts wünschte. Er riss die Tür auf und blieb vor Schreck stehen. Atemu lag auf dem Bett. Ein feiner Schnitt zog sich quer an seinem linken Handgelenk entlang. Atemu selbst schien nicht ansprechbar zu sein. Was Seths Psyche anbelangte, so war diese gerade an einem Tiefpunkt angelangt. Sein König schien tot vor ihm zu liegen. Doch das wollte er absolut nicht wahr haben. Er besaß die Kenntnisse eines Arztes in soweit, dass er erkennen konnte, wann jemand tot war und wann er noch lebte. Seth legte seinen Kopf auf Atemus Brust und lauschte. Seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich nicht. Sein König lebte. Er lauschte einen Moment lang diesem beruhigenden Herzschlag, dann fiel ihm wieder ein, dass er zumindest die Wunde behandeln sollte, soweit es ihm möglich war. Er zog das Laken ein Stück hervor und riss davon hastig einen Streifen ab, den er fest um Atemus Handgelenk wickelte und einen Knoten band, damit es hielt. Aber Atemu war nicht dumm gewesen. Auch sein rechtes Handgelenk wies einen feinen Schnitt auf. Seth riss einen weiteren Streifen aus dem Laken und wickelte es um das rechte Handgelenk seines Königs. Jetzt durften keine weiteren Schnitte mehr da sein. Was Seth jetzt noch fehlte, war das Mittel, womit er sich die Handgelenke aufgeschlitzt hatte. Lange suchen musste er jedoch nicht. Neben Atemu fand er eine Tonscherbe mit scharfer Kante. Wieso nur machst du das? Hast du das wirklich nur gemacht, weil ich dich abgewiesen habe? Wie kannst du mir das antun? ... Das wollte ich nicht. Das habe nicht gewollt. Nicht das. Ich will doch nur, dass du nicht in Ungnade fällst. Langsam schien Atemu wieder zu sich zu kommen. Er hob beide Hände und betrachtete die improvisierten Verbände. Dann ließ er sie – nicht ohne Schmerzen – wieder auf das Bett fallen, wo ohnehin schon etwas größere Blutflecken waren, wie Seth jetzt erst wirklich auffiel. Atemus Blick wanderte zu Seth. „Du hier? Was machst du hier?“, fragte er. Er klang, als wäre nie etwas gewesen. Seths Blick änderte sich. Er wurde wütend. „Was ich hier mache? Dein Leben retten, du verdammter... Entschuldige, aber... Was fällt dir ein? Wie kannst du es wagen, das zu tun? Wie kannst du mir das antun? Glaubst du etwa, ich nehme das einfach so hin? Das ich so einfach damit klar komme? Das kannst du von mir nicht erwarten! Nicht das!“, schrie Seth ihn an. Atemu schaute ihn fragend an. Doch dann wurde sein Blick traurig. „Du willst mich doch allein lassen. Nicht für mich da sein, wenn ich dich brauche. Das kann ich aber nicht. Das halte ich nicht aus. Ich brauche dich. Und zwar in meiner Nähe.“, antwortete Atemu darauf niedergeschlagen. „Das habe ich nie gesagt! Ich habe nie gesagt, dass ich nicht mehr für dich da sein will. Ich habe lediglich gesagt, dass es zwischen uns nicht mehr als Freundschaft geben darf!“, gab Seth wütend zurück. Atemu schwieg. „So hörst du mir zu, wenn ich mit dir rede! Gar nicht. Ich habe das nie gesagt. Atemu... Das ist nicht die Wahrheit, die du mir da nennst. Das ist eine Lüge. Sag mir die Wahrheit.“, sagte Seth und hockte sich neben das Bett. Doch Atemu schwieg weiterhin. „Das tut mir Leid, wenn ich dich verletzt habe. Aber was soll ich denn machen? Ich will eben nicht, dass du bei deinem Volk in Ungnade fällst. Und schon gar nicht bei den Göttern. Deine Vernichtung beim Totengericht möchte ich nicht verantworten!“, sagte Seth ruhig. Doch alles andere in ihm bebte. Er wollte die Wahrheit wissen. Warum hatte Atemu ihm das antun wollen? Nur wegen der barschen Abweisung? Das konnte es doch nicht gewesen sein. „Ich will dich. Ich will, dass du in meiner Nähe bist. Nicht nur, wenn ich dich mal brauche. Ich will dich immer um mich haben. Jeden Tag. Jede Nacht.“, sagte Atemu. Er umschrieb damit perfekt, was er ihm vorhin in aller Kürze hatte erklären wollen. Seth senkte seinen Blick. Jetzt habe ich es doch gehört. Das, was ich nie hören wollte. Also hat er es doch wegen meiner Abweisung getan... Du Idiot, das war doch nun wirklich nicht von Nöten! Er sah wieder auf. Er spürte heiße Tränen an seinen Wangen herunter laufen. „Seth, du... du weinst ja.“, sagte Atemu. Sinnloserweise. Das wusste Seth auch allein. Er spürte es. „Mach das nie wieder! Ich hatte höllische Angst um dich! Was hätte ich denn gemacht, wenn du es geschafft hättest? Was hätte ich deinem Volk gesagt?“, fragte Seth und ging damit bewusst nicht auf Atemus versteckte Wünsche ein. „Ist das nicht egal? Das ist doch die Aufgabe von Isis. Nicht deine.“, gab Atemu zurück. „Und was hätte ich ihr gesagt? Welchen Grund hätte ich ihr nennen sollen?“, fragte Seth und ließ seine Verzweiflung nun deutlich hören. Er wusste tatsächlich nicht, was er in dem Augenblick hätte tun sollen. Was er Isis hätte erzählen sollen. „Du hättest ihr sagen können, dass Prinzessin Nubayas Tod mich so sehr mitgenommen hat, dass ich ihr folgen wollte.“, sagte Atemu mit unglaublicher Gelassenheit, was ihren Tod betraf. Dabei wäre es ihm beinahe genauso ergangen. Und das nicht wegen ihr, sondern wegen ihm, Seth. „Du dummer König! Das hätte sie mir niemals geglaubt! Sie weiß doch selbst, dass du sie nicht gemocht hast.“ Atemu hörte die Verzweiflung in Seths Stimme. „Tut mir Leid. Habe ich dich wirklich so sehr verletzt?“, fragte er. „Natürlich hast du das! Du kannst mir noch so sehr wehtun, aber das kannst mir doch nicht antun!“, sagte Seth. „Ich sehe dich zum ersten Mal weinen. Du bist ein so starker Mensch. Ich dachte schon, du wärst nicht dazu in der Lage Gefühle zu zeigen.“, sagte Atemu. Seth starrte ihn an. Was? Was soll das heißen? „Wie meinst du das?“, fragte Seth. „Du bist so stark, ich kann gar nicht glauben, dass du auch eine so schwache Seite hast.“, erklärte Atemu. Schwach? Ja, ich bin schwach. Ich bin wirklich schwach. Du bist hier der Einzige, der stark ist. Der einzige starke Mensch in meiner Nähe. Aber auch du hast deine Schwächen. Ich sollte wohl doch besser auf dich aufpassen, als ich es bisher getan habe. „Steh auf. Du kannst doch nicht da liegen bleiben. Geh besser in dein Schlafgemach. Ich sag Isis Bescheid. Soll ich Antef rufen?“, sagte Seth und half Atemu auf. „Tu, was du für richtig hältst. Ich vertraue dir.“, sagte Atemu. Seth führte ihn behutsam zu seinem Schlafgemach und suchte dann Isis. Er fand sie verzweifelt in ihren Gemächern, außerhalb des Palastes in einem Trakt, wo auch Seth zuvor untergebracht war. Sie sah ihn an, als wäre nun alles verloren, als er eintrat. „Ist er... Ist er tot?“, fragte sie heiser. „Nein. Es geht ihm gut. Wisst Ihr, wo ich Antef finde? Er müsste die Wunden seiner Majestät behandeln. Ich habe sie nur provisorisch behandelt, soweit es mir möglich war.“, sagte Seth beruhigend. Isis ließ einen mehr als erleichterten Seufzer hören. „Ein Glück. Ich dachte schon, wir müssen einen neuen König finden... Warum hat er das getan?“, sagte sie. Seth zweifelte, was er ihr sagen sollte. Die Wahrheit, oder das, was Atemu ihm eben als grandiose Lüge vorgesetzt hatte. Wohl eher Letzteres. „Wegen der Prinzessin.“, antwortete Seth nur knapp. Das er nicht lügen konnte war ihm klar, aber dass Isis das nicht durchschaute erstaunte ihn. „Wegen der Prinzessin? Aber ich dachte, er mag sie nicht. Ich verstehe unseren König manchmal nicht.“, meinte sie. „Ich auch nicht. Aber so ist er nun einmal.“, stimmte Seth ihr zu. „Antef ist bestimmt in seinen Diensträumen. Das wolltet Ihr doch wissen.“, sagte Isis abschließend. Seth verließ sie wieder und suchte Antef. Und tatsächlich fand er ihn in seinen Arbeitsräumen. Er zerrte ihn mit einem barschen Befehl zum König, den Antef dann letztendlich trotz dieser barschen Attacke behandelte. Kaum, dass Antef wieder verschwunden war, beschloss Seth eine Weile zu bleiben. Er setzte sich neben Atemu, der in seinem Bett hockte. „Danke, Seth.“, sagte Atemu nach einer Weile. Irgendwie schien ein Hauch rosa auf seine Wangen getreten zu sein. Jedenfalls dachte Seth das, als er ihn anschaute. „Sollte ich nicht auch „danke“ sagen?“, fragte Seth. „Wofür?“, fragte Atemu. „Du hast mich daran erinnert, dass ich auf dich aufpassen muss. Und das mehr als sonst. Nicht, dass du wieder solche Dummheiten machst. Solche Dummheiten, wo du natürlich nicht an die Gefühle anderer denkst.“, sagte Seth. Atemu schaute ihn einen Moment lang fragend an. Also fühlt er doch etwas. Sonst würde er das nicht sagen. Aber das war auch nur indirekt. Er hat nicht gesagt, was er fühlt. „Seth? Kommst du nun mit, wenn ich in die Residenz fahre?“, fragte Atemu. „Ich habe doch schon gesagt, dass ich dich begleite.“, meinte Seth. Er wunderte sich über diese Frage, denn eigentlich war sie überflüssig. Er wusste doch die Antwort. „Schön. Das freut mich. Wann fahren wir?“, sagte Atemu. Jetzt war Seth doch überrascht. Hatte er es denn so eilig von hier weg zu kommen? „Wenn deine Wunden verheilt sind. Nicht eher!“, sagte Seth unmissverständlich. Atemu seufzte. „Also gut. Dann erst, wenn unsere Wunden verheilt sind. Das kann dauern. Aber so lange will ich nicht warten. Ich will hier raus.“, sagte er. „Wie darf ich das verstehen?“, fragte Seth. „Ich halte es im Moment nicht hier aus. Außerdem will ich mit dir alleine sein. Wenigstens einmal.“, erklärte Atemu. „Wir sind allein. Was willst du noch?“, fragte Seth. „Wir sind hier nicht allein. Jedenfalls nicht völlig. Ich will doch nur ein paar Tage nur einen einzigen Menschen um mich haben! Und das sollst du sein!“, sagte Atemu. Seth seufzte. „Willst du das wirklich? Mit mir allein sein? Und was willst du dann machen?“, fragte Seth. „Ich weiß es noch nicht. Das werden wir sehen, wenn wir endlich allein sind.“, meinte Atemu. „Wie du meinst. Dann sieh zu, dass du die Verletzungen schnell kurierst.“, sagte Seth. Damit hatte er sich endgültig geschlagen gegeben. Jetzt lag es nur daran, wie schnell sie hier weg kamen, bis er seine letzte Grenze überschritt. lasst eurer fantasie freien lauf und sagt mir, was wohl seths letzte grenze in diesem fall ist ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)