Wie Erdbeeren im Schnee von -Kirjava- (NejiTen) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Pairing: NejiTen POV: Tenten Warnungen: AU _________________________________________________________________________________ Sie schüttelte ihren Kopf. Es war Winter, es war kalt und sie befand sich eindeutig an einem Ort, an dem sie nichts zu suchen hatte, nicht mehr. Als sie mit ihrem Koffer nun endlich aus der großen Bahnhofshalle trat, fiel ihr als Erstes das alte Denkmal ins Auge. Es stand also immer noch hier und es schien sogar noch genauso verschmutzt zu sein wie eh und je. Neben den obligatorischen Hinterlassenschaften der Stadttauben prangte immer noch das kleine blaue Kreuz an seinem Fuß. Hier hatte sich anscheinend nichts verändert. Ihr Blick wanderte in die Gegend. Es war Samstagmittag, der Platz um sie herum war mit einer Menschenmasse gefüllt, die in einer ständigen hektischen Bewegung schien. Es war wirklich erstaunlich wie viele Menschen auf so einen kleinen Platz passten. Zwar stoßen ab zu ein paar zusammen, aber im Grunde genommen schien dieses rege Treiben vor ihr von einer höheren Ordnung gesteuert zu sein, anders konnte sie sich es nicht erklären. Sie beobachtete wie sich Menschen in die Arme fielen, Väter ihre kleinen Kinder umherwirbelten, während mehrere Männer in vornehmen Anzügen versuchten sich an diesen Hindernissen vorbei zu manövrieren. Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder von diesen Treiben ab, es war zu voll hier, aber das war es immer schon gewesen, auch damals. Ihr Blick fiel auf das junge Mädchen neben ihr, welches nun auch schon einige Zeit hier stand und ebenfalls mit wachsamen Augen die Menschen zu beobachten schien. Unruhig stieg es dabei von einem Fuß zum anderen und warf währenddessen immer einen nervösen Blick auf die große Turmuhr vor ihnen. Wartete es auf Jemanden? Plötzlich bemerkte sie, wie sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens bildete und es sich fast hüpfend in Bewegung setzte um dann an ihr vorbeizueilen. Unwillkürlich folgte ihr Blick ihm hinterher. In einiger Entfernung war nun ein Junge im ungefähr gleichen Alter aufgetaucht, der nun ebenfalls auf das Mädchen zulief, mit einem strahlenden Lachen, das mitten auf seinem Gesicht prangte. Schon nach ein paar Sekunden hatten sich die beiden erreicht, aber anstatt dass sich die beiden sich um den Hals fielen, was sie im ersten Moment vermutet hatte, ging das Mädchen auf den Jungen zu und verpasste ihm eine Kopfnuss, worauf eine kleine Ansprache zu folgen schien, bei der es mehrmals auf die große Uhr deutete. Sie musste schmunzeln. Wie alt mochten die beiden sein, ungefähr 14 Jahre? Sie erinnerten sie an sich selbst und ihn, als sie so alt waren. Es war nun schon so lange her. Ein trauriges kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie war wirklich töricht gewesen zu glauben, dass hier sämtliche Dinge noch so waren wie früher. Alles hatte sich verändert, sie hatte sich verändert, die Stadt hatte sich verändert, nichts war mehr so wie vor sechs Jahren, als sie diesen Ort für immer verlassen hatte. Niemand holte sie hier ab, niemand wartete auf sie und sie war auch nicht gekommen um hier zu bleiben, sie war diesmal nur auf Durchreise. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre silberne Armbanduhr, die ihr locker am Handgelenk baumelte. Noch ungefähr anderthalb Stunden, dann würde ihr Anschlusszug fahren. Nicht viel Zeit, aber dennoch kam es ihr in diesen Moment viel zu lange vor. Unschlüssig stand sie immer noch im Bahnhofseingang. Vielleicht sollte sie so lange in ein Café gehen. Wenn sie Glück hatte existierte es noch, das Kleine direkt hier um die Ecke, in dem sie damals so manche Stunde zugebracht hatte. Langsam setzte sie sich in Bewegung und versuchte sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Sie spürte wie ihr ein eisiger Wind ins Gesicht wehte. Mit einer Hand versuchte sie ihre Kopfbedeckung festzuhalten, während sie mit der anderen ihren schweren Gepäckkoffer hinter sich her zog. Was hatte sie sich nur gedacht hier wieder herzukommen und das auch noch um diese Jahreszeit. Auf dem Weg begutachtete sie die Häuser. Viele von ihnen standen leer und sahen heruntergekommen aus. Sie konnte sich noch gut daran erinnern wie jedes von ihnen einen Laden beherbergte. Zu gerne hatte sie damals die Auslagen angeschaut. Es war der Wandel der Zeit, das Zentrum der Stadt hatte sich verlagert, so dass der Bahnhof nun etwas außerhalb lag. Der neue Marktplatz, sie hatte davon gelesen. Die ganze Szenerie wirkte jetzt irgendwie unwirklich, denn schon nach ein paar Metern vom Bahnhof war das große Gedränge der Menschen einfach verschwunden, als hätten sich diese in Luft aufgelöst. Natürlich wusste sie, dass das nicht der Fall war, trotzdem war ihr ein wenig unwohl, als sie nun durch eine fast menschenleere Straße schlenderte. Vielleicht gab es das Café auch gar nicht mehr und der Weg dahin wäre nur unnütze Verschwendung. Trotz dieser Gedanken, die nun in ihren Kopf auftauchten drehte sie nicht um. Sie wollte es wissen. Es existierte noch. Nach einem kurzen Weg hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie stand direkt vor einem kleinen gelben Haus mit einer rotweißen Markise. Zwar hatte das Haus einen neuen Anstrich und auch das Ladenschild schien in der Zwischenzeit ausgetauscht worden sein, aber es existierte noch. Irgendwie fühlte sie eine Art Genugtuung, die sie sich nicht so recht erklären konnte. Es war einfach ein Café, nichts weiter, versuchte sie sich einzureden. Mit einem letzten Blick auf die alte Fassade betrat sie das Ladenlokal. Eine kleine Glocke kündigte dabei ihre Anwesenheit an. Sie blieb in der Tür stehen und wartete. Ihre Blicke schweiften dabei über die Einrichtung. Sie hatte sich nicht verändert in all den Jahren. Immer noch gab es hier eine Mixtur aus den verschiedensten Möbelstücken, die eigentlich nicht zusammenpassten. Keiner der Stühle glich dem anderen und auch die Tische hatten die verschiedensten Formen. Trotzdem schienen sie irgendwie eine Einheit zu bilden, oder kam es ihr nur so vor, weil sie sich daran gewöhnt hatte. Ihre Überlegungen wurden von einer zierlichen jungen Frau unterbrochen, deren freundliches Gesicht vor ihr auftauchte. „Herzlich Willkommen, möchten Sie einen Kaffee zum mitnehmen, oder kann ich Ihnen einen Platz anbieten?“ Lächelnd strahlte die Frau sie an. Etwas verwirrt erwiderte sie den Blick. Sie kannte die Bedienung nicht, sie hatte sie noch nie hier gesehen. Schon im nächsten Augenblick schalt sie sich für diesen Gedanken. Es war schließlich schon Jahre her, dass sie dieses Café betreten hatte. Natürlich konnten in der Zwischenzeit die Angestellten gewechselt haben. „Ich würde gerne hier etwas trinken“, entgegnete sie ihr betont freundlich und sah sich um „Kann ich mir selbst einen Platz aussuchen?“ Mit einem kurzen freundlichen Nicken bestätigte ihr das die Bedienung und eilte zu einem nahen Tisch, an dem anscheinend die Rechnung geordert wurde. Sie blickte in den Raum, es waren noch viele Tische frei, aber sie war auf der Suche nach einem ganz bestimmten. Nach einer kurzen Zeit hatte sie ihn auch gefunden, er stand sogar immer noch an seinem alten Platz. Zielstrebig bewegte sie sich auf ihn zu und nahm auf den höheren der beide Stühle Platz, um sich dann von ihrer Jacke und ihre Mütze zu befreien, die sie auf Lehne hängte. Vorsichtig fuhren ihre Finger dabei über das alte Holz, das genau die alten Kerben wie früher aufzuweisen schien. Manche Dinge schienen sich trotz der Zeit nicht verändert zu haben. Auch der Blick aus dem nahen Fenster war noch genau der gleiche. Mit verträumtem Blick schaute sie nach draußen, als plötzlich eine Stimme die Stille durchbrach. „Und was kann ich Ihnen bringen?“ Die freundliche Kellnerin von vorhin stand nun an ihrem Tisch und hatte ihren Notizzettel gezückt. „Einen Tasse Kaffee bitte, 4 Stück Zucker aber ohne Milch“, antwortete sie automatisch bis sie den verwirrten Blick der Bedienung bemerkte. „Sie müssen den Zucker nicht extra bestellen, auf Ihren Tisch steht ein Streuer“, hörte sie sie sagen. Ihr Blick folgte dem hinweisenden Nicken und tatsächlich erblickte sie einen vollständig gefüllten Zuckerstreuer. Veränderung, auch wenn sie kaum bemerkbar war, sie war doch auch hier vorhanden. „Dann bitte nur eine Tasse Kaffee“, entgegnete sie mit einem entschuldigen Blick und beobachtete wie die Kellnerin ihr freundlich zunickte und sich dann von ihrem Tisch entfernte. Wieder hing sie ihren Gedanken nach. Warum hatte sie eigentlich Kaffee bestellt, sie trank doch so gut wie gar keinen, schon gar nicht ohne Milch. Plötzlich musste sie lächeln, sie wusste wer seinen Kaffee schwarz getrunken hatte, immer mit vier Stück Zucker, schließlich hatte sie früher immer für ihn mitbestellt, wenn sie auf ihn gewartet hatte. Sie hatte sich amüsiert, wenn er sich manchmal beschwert hatte, dass sein Kaffee kalt war, aber das war seine Strafe gewesen, dafür dass er zu spät gekommen war. Wenn er sie nicht warten ließ hatte er ja seinen heißen Kaffee bekommen. Ihr Lächeln verschwand wieder von ihrem Gesicht. Heute würde er nicht kommen, sie musste nicht auf ihn warten. Sie musste nie wieder auf ihn warten. Sie wendete ihren Blick wieder dem Fenster zu. Warum war sie wieder hier und saß in ihrem alten Café. Und warum hatte sie überhaupt diesen Zug genommen. Schließlich hätte es auch eine Verbindung über eine andere Stadt gegeben, die zudem auch noch eine halbe Stunde schneller gewesen wäre. Die Vergangenheit, sie wollte sie anscheinend immer noch nicht loslassen, obwohl es jetzt nun schon fast eine Ewigkeit her war, sechs Jahre. Die Zeit ließ sich nicht rückwärts drehen, das wusste sie am Besten. Sie schüttelte ihren Kopf. Die Gedanken an ihm brachten immer die melodramatische Art in ihr vor, von der sie vorher nie gewusst hatte, dass sie sie überhaupt besaß. Sie musste es endlich vergessen, ihre gemeinsame Zeit. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie es auch geschafft hatte, aber dann wäre sie wohl nicht hier. Am Rande registrierte sie wie die Kellnerin an ihren Tisch kam und ihre Tasse Kaffee mit einem freundlichen Lächeln abstellte. Ein kurzes Nicken ihrerseits diente dabei als Bestätigung, dass sie es registriert hatte. Gedankenverloren nahm sie nun den Zucker in die Hand um das bittere Getränk wenigstens etwas zu versüßen. Wie viel Zucker mochten wohl vier Zuckerstücke sein? Abschätzend schüttete sie etwas von den süßen Kristallen in ihren Kaffe und rührte dann mit dem kleinen beilegten Löffel um. Ein kurzes Nippen an dem heißen Getränk ließ ihr Gesicht verziehen. Es schmeckte immer noch scheußlich bitter, wie konnte er das bloß trinken? Sie mochte einfach keinen Kaffee und wenn sie mal welchen trank dann bevorzugte sie eindeutig eine Mischung mit möglichst viel Milch, das hatte sich bis heute nicht verändert. Trotzdem nippte sie weiter an ihrem bitteren Getränk, bis die Tasse auf den letzten Tropfen leer war. Ihr Blick schweifte nun nochmals durch das Café, welches für sie früher immer ein Zeichen der Hoffnung gewesen war, es war ihr Café gewesen. Nun jedoch schien es nicht mehr zu sein, als einfach ein Ort, an dem die Menschen ihren Durst nach der schwarzen Flüssigkeit stillten. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie machte sich eindeutig zu viele Gedanken über Vergangenes, aber sie konnte sie nicht kontrollieren, ihre Gedanken, es klappte einfach nicht. Sie konnte ihr Gesicht kontrollieren, ihre Stimme und ihr Auftreten, aber ihre Gedanken, die konnte sie nicht beeinflussen. Dieser Kurzstopp war das letzte Mal, dass sie hier her kommen würde. Sie hatte gemerkt, dass sie hierfür noch nicht bereit war, selbst nach dieser langen Zeit fühlten sich die alten Wunden viel zu frisch an. Ihre Erinnerungen an ihn waren gleichzeitig die traurigsten und schönsten die sie besaß, aber es lohnte nicht ihnen hinterher zu trauern, denn sie gehörten der Vergangenheit an und schon bald würde sie auch diesen Ort hier wieder verlassen haben. Ihr Blick wanderte zu ihrer Uhr. Nur noch eine halbe Stunde bis zur Anfahrt, sie sollte jetzt auch wieder zurückgehen. Umständlich befreite sie ihr Portemonnaie aus ihrem Gepäck und winkte die Kellnerin an ihren Tisch um zu bezahlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)