Der Glasgarten von Gadreel_Coco (Kitten in the house) ================================================================================ Kapitel 6: HASELNUSS -------------------- VI: HASELNUSS Schuldig zog wie von allein seine Hand aus der Tasche und bettete sie an Rans unteren Rücken um diesen ein wenig mehr an sich zu holen. Innerlich hoffend, dass doch diese Tränenflut bald stoppen würde. „Tut dein Herz weh?“, wagte er eine ebenso kindliche Äußerung wie Rans: Das ist so schön. „…weil‘s so schön ist? Weinst du deshalb?“ Ein Fauchen, das zunächst ein Schnauben hatte werden wollen, antwortete Schu. "Ich weiß noch nicht einmal warum... es ist schön, wieso sollte ich da weinen?" Ran runzelte die Stirn, immer noch etwas steif in diesen Armen, in diesem Körperkontakt, der ihn nicht bedrohte, ihn stützte. Doch beides war für ihn unheimlich. "Es tut nicht weh... es tut gut. Ich freue mich darüber." Vielleicht hatte er das Falsche getan und seiner Intuition zu stark nachgegeben? Schuldig drückte Rans Schulter fest und löste sich dann von ihm. Er sollte Ran vielleicht nicht zu nahe kommen. Dieser schien solcherart Nähe nicht zu behagen. Und er wollte nicht schon wieder schlechte Laune in dem anderen hervorbringen. „Ich…habe nur deshalb gefragt“, erklärte Schuldig und seine Hände verschwanden wieder lässig in der Jeanstasche. „…weil ich das früher manchmal gehabt habe. Wenn mich etwas ganz arg gefreut hat, dann hat sich meine Brust innen stark zusammengezogen… ein Gefühl, als wollte ich überschäumen vor Glück und ab und an musste ich dann weinen. Aber das war ganz früher… irgendwann gab es dieses Glück nicht mehr“, lächelte Schuldig und wandte sich um, Richtung Tür. „Dann lass es dir schmecken, Ran, aber überfutter dich nicht, sonst bekommst du Bauchweh. Und… teil es dir gut ein, damit du länger etwas davon hast.“ Schuldig verzog sich hinaus aus dem Raum, der ihm zu klein geworden war. Zu viel Gefühl darin, aber auch zu viel Anstrengung mit dem Hauch von Ablehnung darin. Er musste vorsichtig sein. Das Fauchen hatte ihn wieder wachgerufen, obwohl es nichts Angreifendes war, aber es beunruhigte ihn… und dann dieser Blödsinn mit dem Umarmen… ‚…das hättest du auch sein lassen können’, schimpfte er sich selbst einen Narren. ‚Du weißt doch, wie ängstlich er ist.’ Ran wiederum sah Schu für einen Moment schweigend nach. Es schien, als hätte der Mann den Rückzug angetreten... mit einem Ratschlag noch, aber dennoch. Ran runzelte seine Stirn. Wovor floh der andere? Vor ihm? Ein warmes Gefühl beschlich ihn jedoch, als er an die Worte des Telepathen dachte. Auch ihm war bewusst, wie groß der Unterschied zur bisherigen Wortwahl des Mannes war, so als würde er einen Ratschlag geben, ohne erziehen zu wollen. Aber als wenn er alles hinunterschlingen würde, befand Ran für sich und wischte die Tränen von seinen Wangen. Er weinte nicht mehr, aber die Nässe fühlte sich seltsam an. Vor allen Dingen fühlte sich diese Feuchte seltsam an, da er nicht traurig war. Nein... aber er würde nicht schlingen. Schöne Dinge musste man sich lange aufheben, damit man noch lange davon zehren konnte. Ran setzte sich mitten in einen der Kissenhaufen und schlug die Beine unter, inspizierte jedes der Kissen, als ihm die Worte über das Glücklichsein wieder ins Gedächtnis kamen. Schu hatte von Gefühlen erzählt, an die auch er sich nur schwach erinnerte und von denen er nicht wusste, ob sie jemals wiederkamen. Doch, dass sie bei Schu verloren gegangen waren, machte ihn traurig. Ran sah auf das Kissen, welches er gerade auf seinem Schoß hatte und auf die Schokolade dort. Vorsichtig pflückte er sie ab und versteckte sie hinter seinem Rücken, um dem anderen Mann nachzustellen, den er auf dem Flur fand, gerade im Begriff, wieder in sein Arbeitszimmer zu gehen. Ran stellte sich in den Türrahmen und versperrte Schu das Weiterkommen. "Augen zu!", sagte er ernst. Schuldig war schon etwas verwundert als der rothaarige Kater angestrolcht kam und so geheimnisvoll tat, aber trotzdem war er leicht zu durchschauen. Schuldig hob die Brauen in gespielter Verwunderung, schloss jedoch die Augen wie es sich gehörte. Er wollte Ran nicht den Spaß verderben, denn dieser schien sehr feinfühlig zu sein was Stimmungen anbetraf. Schuldig vermutete, dass er seinen inneren Rückzug mitbekommen hatte und ihn aufmuntern wollte, was ihn wiederum gegen sich selbst aufbrachte. Er hätte es nicht ganz so offensichtlich machen sollen. Langsam hob sich die Schokolade, die er schon während des Gehens mühsam aus ihrer Packung befreit hatte. Er betrachtete sich das kleine Stück - war das eine Animefigur? - und hob es vorsichtig an Schuldigs Lippen. Er musste aufpassen wegen seinen Klauen, doch das bekam er jetzt ganz gut hin. "Meine Mutter hat mal gesagt, dass Süßes immer gut für das Gefühls-Bauchweh ist", sagte er, in Gedanken die Worte und die Gestalt seiner Mutter sehend. Ja, sie war seine Mutter, auch wenn er nicht in diese Familie geboren worden war. Sie hatten ihn aufgezogen, hatten ihm Liebe geschenkt... das war es doch, was eine Familie ausmachte, oder nicht? Schuldig linste offensichtlich mit dem linken Augen und hapste sich die Milchschokolade aus den Fingern zwischen seine Lippen. „Da hat deine Mutter nicht so Unrecht gehabt, dank des Serotonins“, musste Schuldig den schlauen Schuldig rauskehren und ein wenig angeben. „Danke“, lächelte Schuldig und ließ sich die Schokolade auf der Zunge zergehen. „Jetzt kann ich endlich eine Yu-Gi-Oh Figur mit meinen Zähnen zermalmen. "Yu-Gi-Oh? Was ist das?", fragte Ran, die Augen äußerst zufrieden darüber, dass die Schokolade ihren Weg gefunden hatte. Serotonin... er hatte schon einmal etwas davon gehört. Sie hatten sich darüber unterhalten, während sie ihre Tests durchgeführt hatten. Damals hatte er es für etwas Böses gehalten, heute war er sich nicht mehr so sicher. "Und Serotonin?" Sie standen noch immer auf dem Flur und gerade jetzt fiel Schuldig etwas ganz besonders heftig auf. Während er der Schokolade nachschmeckte und seine Lippe als Denkhilfe missbrauchte, war ihm etwas in den Sinn gekommen. Es stand ihm klar vor Augen. Er hatte keine Lust der Mentor, der Lehrer, oder gar der Vater … dieses Katers zu sein. Er wusste nicht was er wollte, aber DAS nicht. „Kennst du dich mit dem Internet aus?“, fragte er nach einer genauen Prüfung des Gesichts seines… Neuerwerbs. Der Gedanken des anderen Mannes unbewusst, schüttelte Ran nachdenklich den Kopf. "Ich denke... ich war damals in der Schule und zuhause oft im Internet." Seine Augen glitten über das Gesicht Schus, nahmen jede Regung auf, die sie erhaschen konnten. „Gut. Ab Morgen kannst du dann ins Internet, ich richte es dir so ein, dass du dich bequem zurecht findest und man nichts hierher zurückverfolgen kann. Du bekommst deine eigene E-Mailadresse und dann kannst du deine Fragen ab sofort im Internet mit Antworten befriedigen. Allerdings… stimmt auch nicht alles, was dort so geschrieben steht. Wie steht dir der Sinn nach Büchern?“ Schuldig wollte hinunter in die Küche und ging schon einmal vor, wenn Ran weiter sprechen wollte würde er schon nachkommen. „Du könntest dir Bücher oder Hörbücher bestellen, über bestimmte Themen. Du hast schließlich einiges aufzuholen.“ Das hörte sich alles zu schön an um wahr zu sein. Lernen, Bücher und Hörbücher bestellen, eine eigene E-Mailadresse... Ran wusste im ersten Moment nicht, was er mit soviel Selbstständigkeit anstellen sollte. Zunächst schien es beängstigend, dann jedoch freute er sich... unbändig. Nur dass es sich bei ihm ausschließlich in seinen Augen äußerte. Er kam Schu hinterher, war ein weiteres Mal auf den Fersen des Telepathen "Ich möchte mir viele Bücher bestellen...", sagte er vorsichtig. Was sie zum nächsten Punkt brachten. Schuldig beäugte das freudige Glitzern in den violetten Augen und lobte sich selbst, wenn auch vorsichtig. „Ja das kannst du. Aber… du weißt doch sicher, dass man dafür Geld braucht, nicht?“, fing er langsam an und machte sich einen Kaffee. „Willst du auch etwas? Tee? Heiße Schokolade? Kaffee?“ Ran sah auf den Rücken des Mannes. Das war also der Haken. Natürlich konnte er sich ohne Geld nichts bestellen. Da er kein Geld hatte, gestaltete sich das Bestellen also als schwierig. Es sei denn... "Was muss ich tun für das Geld?", fragte er und verschränkte die Arme, sah einen kurzen Moment auf seine Krallen hinab, bis er sie unter seinen Armen versteckte. Schuldig zuckte mit den Schultern und machte sich seinen Kaffee weiter. „Keine Ahnung, das weiß ich auch nicht. Aber ich glaube nicht, dass es dir auf Dauer was bringen wird, wenn ich dir das Geld gebe. Klar wäre es unfair, denn ich habe das Geld, so ist es nicht. Ich würde es dir auch gern geben, mir ist Geld egal. Bis uns etwas Neues einfällt, könntest du einen Teil der… vielleicht Gartenpflege übernehmen, oder den Haushalt, wir teilen uns den Haushalt und du bekommst dafür Geld. Monatsgeld, wie jeder andere Mensch auch, der arbeiten geht. Krankenversicherung und Sozialversicherung inklusive, die ich stelle, ich bin ja dein Arbeitgeber. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Du lernst ein paar Sachen wieder… alltägliches, damit du später auch alleine zurecht kommst und hast dazu noch das Gefühl, etwas selbst erarbeitet zu haben. Wenn uns etwas Besseres einfällt, können wir das ja noch ändern. Gartenarbeit ist schwerer und gibt natürlich mehr Geld. Oder Botengänge später… alleine nach draußen… gibt Zuschläge, können wir alles schriftlich festhalten und einen Plan ausarbeiten. Was hältst du davon?“, fragte er nachdenklich. Ran schwieg ebenso nachdenklich und nahm sich eine Tasse Kaffee, schüttete sie vorsichtig ein. Dieses Mal gelang es ihm ohne etwas zu verschütten, auch wenn sein Herz freudig klopfte anhand dieser Aussichten, die sich ihm boten. Arbeit... Normalität... Bezahlung. Es war ein Anfang, oder? Oder war er dadurch abhängig von Schu? Aber es war ein Anfang! Er konnte später vielleicht immer noch richtig arbeiten gehen. Vielleicht. "Das klingt gut", nickte er schließlich und nahm einen Schluck des bitteren Getränks. Schuldig schenkte sich selbst auch ein und setzte sich mit seiner Tasse an den Küchentisch, draußen schien die Sonne und warf durch die Vorhänge ihr warmes Licht auf das Kirschholz des Tisches. „Gut. Jetzt will ich deine Bedenken hören, die du hast. Denn die müssen wir ehrlich miteinander besprechen. Es wird ohnehin schwer für uns beide, wenn du hier bist, verstehst du das, Ran?“ Sie mussten das von Anfang an richtig anpacken, sonst bekamen sie längerfristig Probleme. Und er hatte keinen Bock auf Stress. Rans Blick ging ins Nichts, als er überlegte, wie er seine Gedanken am Besten in Worte fasste. Schließlich seufzte er auf. "Ich werde abhängig von dir sein... dann. Sehr abhängig." Schuldig sah zu dem Stehenden auf und dann wieder auf seine Tasse zurück. „Ja, das stimmt. Aber das ist man immer in einem Arbeitsverhältnis. Der Arbeitgeber hat einen in der Hand, man kriegt miese Arbeiten, oder den Lohn gekürzt oder man darf nicht krank sein und muss sich zur Arbeit schleppen. Aber du kannst kündigen. Und wir beziehen diese Arbeitsregelung ja nicht auf deine Dinge, die du zum Leben brauchst, Ran.“ Er lächelte traurig. Aus einem Impuls heraus hätte er den Kater jetzt näher an sich gehabt, aber… warum das so war, verdrängte er besser schnell. Vielleicht weil er ihm die Angst nehmen wollte? Denn er selbst hasste Abhängigkeit wie die Pest. „Es geht doch nur um die Bücher, nicht? Das Essen, die Naschereien“, Schuldig zwinkerte, „Kleidung, und was du sonst noch brauchst kriegst du von mir, ist doch klar. Schließlich hab ich dich dort rausgeholt und sorge jetzt für dich.“ Glaubte er zumindest. „Wir haben ja gesagt, das geht solange, bis du selbst klarkommst und auf eigenen Beinen stehst, dann kannst du natürlich auch weg von hier. Du bist nicht bis in die Ewigkeit an mich gebunden, Kleiner“, grinste er nach oben, aber das breite Lächeln erreichte nicht ganz seine Augen. Das Dumme war, er gewöhnte sich an den Strolch… "Schokolade brauche ich zum Leben", war das Erste, was Ran wichtiges... oder vielleicht auch weniger wichtiges zu dem Thema einfiel, bevor er einen erneuten Schluck Kaffee nahm. Irgendwie schmeckte er nicht. Zumindest schmeckte er sicherlich schlechter als die Schokolade. Ran sah nachdenklich aus dem Fenster. Solange, bis er auf eigenen Beinen stehen konnte, danach konnte er gehen, wenn er wollte. Es klang fair und gut und er war mehr als versucht, das Angebot anzunehmen. Es würde ihm gut tun. Ganz sicher. "Und was sagt dieser... einsame, alte Mann dazu?", fragte er nach einer kurzen Pause, den Blick nun direkt in Schus Augen gerichtet. Der momentan etwas überfordert mit der Frage war. „Meinst du… Brad?“, lachte er und schüttelte den Kopf. Seine Hände waren um die warme Tasse gewickelt und er nahm einen Schluck. „Erstens ist er nicht wirklich alt, er tut nur so als ob er weise und gesetzt ist. Das haben Hellseher so an sich. Zweitens bei dem Frauenverschleiß, den er hat… ist er höchstens im Herzen einsam. Stimmt. Wie konntest du das so schnell herausfinden?“ Er grinste und zwinkerte. „Aber mal im Ernst. Das Essen und alles was dazu gehört… auch die Schokolade kriegst du …ist doch klar. Außer du wirst fett“, setzte er kritisch an. „Dann wird sie gestrichen.“ "Dafür ist mein Stoffwechsel zu gut ausgeprägt", erwiderte Ran mit entwaffnender Ehrlichkeit, nicht wirklich begreifend, dass Schu ihn nur auf den Arm nahm. Also dieser komische Mann war ein Hellseher... auch jemand mit Kräften. Das war erschreckend zu erfahren, zu wissen. Doch er meinte jemand anderen. "Ich meinte meinen... Käufer", entkam ihm nun doch ein Schnauben, und sein Blick brannte sich in den schwarzen Kaffee vor ihm. Shit. Daran hatte er nicht mehr gedacht. Keine Millisekunde mehr. Er glotzte Ran an. Und als er es merkte, stand er sich unwohl fühlend auf und löste dieses Glotzen, um sich Kaffee nachzuschenken. Der ja noch voll in der Tasse schwappte wie ihm gerade seine Hand meldete, die die obere Hälfte abbekam. Fluchend stellte er die Tasse ab und hielt seine Hand unter das kühle Nass welches aus dem Wasserhahn kam. „Nichts. Was soll der schon groß sagen. Das ist ja nur ne Abmachung, solange du bei uns bist“, haspelte er. Ran war zu sehr instinktgeprägt, als dass ihm die Anzeichen von seltsamen Verhalten nicht entgegenspringen würden. Die Art, wie Schu ihn ansah, wie Verständnislosigkeit in seinen Augen stand, wie er diese Verständnislosigkeit mit einer Geste zu überdecken versuchte. Doch die Tonlage war es, die für Ran das Entscheidende war. Schu war selten so unsicher gewesen wie jetzt. Dieser Mann würde sicherlich wissen wollen, was er machte. "Ironie ist es nicht... Wahrheit auch nicht... Schu." Seine Stimme war ruhig, forschend, fragend. Er wollte dieses Gespräch nicht. Nicht jetzt. Nicht, wo alles so gut zu laufen schien. „Hör zu, der Alte… dem ist das doch egal, was wir hier machen. Der Deal lautet, dass du solange hier bleibst, bis du in dein eigenes Leben zurückgefunden hast. Wie wir dahin kommen ist ihm doch egal.“ Was für eine bescheuerte Lüge und dazu noch ziemlich wenig mit Fakten geschmückt, was sonst ja schon seine Art war. Wenn Lügen, dann gescheit. Aber so halbscharig? Nicht sein Stil. Aber auch nicht seine Gefühlswellenlänge heute. Nicht mit diesen violetten Augen, die einem mit einem Blick… direkt ins… Herz schossen. Er hatte Ran deshalb auch tunlichst nicht angeschaut. "Du hast mir dabei nicht in die Augen gesehen", sagte Ran ohne Wertung, einfach nur als Feststellung. "Beim ersten Mal hast du mir dabei in die Augen gesehen." Als er ihm zum ersten Mal gesagt hatte, dass er ihn verkauft hatte. Oder... als er die Schusswunde versorgt hatte und Schu ihm von potenziellen Käufern erzählt hatte. „Ja na und?“, meinte Schuldig geringschätzig, fühlte sich aber nicht in der Lage, die simpelste gespielte Kälte in sich heraufzubeschwören, das Abfällige. Es ging nicht. Dazu hatte sich Ran heute zu sehr über seine Schleifen und seine Schokolade gefreut. Wann hatte sich das letzte Mal jemand über ein so blödes simples Geschenk von ihm gefreut? Er sah kurz auf. „Was willst du eigentlich? Was hast du davon wenn der alte, einsame Sack weiß, dass du deine Brötchen hier auf gerechte Art und Weise verdienst? Willst du ihn etwa auch noch kennen lernen? Hast du keine Angst, dass er dich dann da behält und du ihm die verrunzelte, alte, kalte Hand küssen darfst?“ Okay, jetzt wurde er fies. Resignierend ließ er sich auf den Stuhl zurückplumpsen und starrte missmutig in seine Tasse, nahm trotzig einen Schluck. Das brachte Ran dazu zu schweigen und gedankenlos aus dem Fenster zu starren. Schu hatte Recht mit dem, was er sagte, wenn es nicht so gewesen wäre, dass der andere ihn erst an diesen anonymen Mann verkauft hatte. Dass der Ton des anderen nun an Schärfe gewann, war nicht verständlich für Ran, also ließ er das Thema fallen. Zumindest verbal, denn seine Gedanken schrieen auf die Frage, ob er ihn kennen lernen wollte, ob er seine Hand küssen wollte, ein lautes Nein. Immer wieder nein. Er wollte frei sein. Das würde er sein... wenn er soweit war und dafür musste er arbeiten. "Wie heißt der Mann?", fragte er schließlich, nachdem er sich einen Ruck gegeben hatte. Es... demütigte ihn, darüber zu sprechen. „Gabriel noch was… keine Ahnung, wir kennen nur den Namen, den er uns mitteilt“, murmelte Schuldig sah Ran dabei immer noch nicht an. „Können wir das Thema jetzt beenden? Ich hatte vor, dich glücklich zu sehen nach diesen Daten. Je weiter du bohrst, desto weniger wird das, was rauskommt, dir schmecken.“ Er brummte jetzt langsam wirklich beleidigt. Dieser blöde, verlauste Straßenkater, er hätte ihn irgendwo aussetzen sollen, meckerte er innerlich. Irgendwo… an einer lauschigen Autobahn, irgendwo anbinden… bis jemand kam und ihn mitnahm. Ins Tierheim. Zu Greenpeace. Oder so. "Ich freue mich über dein Geschenk", stellte Ran richtig, sich der Gedanken des anderen Gott sei Dank nicht bewusst. "Das habe ich nicht erwartet und es hat mich überrascht." Er stellte seine Kaffeetasse ab, die nur noch einen kleinen Rest des bitteren Getränks enthielt. "Ich freue mich aber nicht darüber, dass du mich verkauft hast wie einen Gegenstand." Wie ein Tier... Seine Stimme war ruhig, selbst für ihn, sie stellte klar, wertete äußerlich nicht. Innerlich jedoch wusste Ran, dass die kleinen Geschenke diese Entmenschlichung nicht aufwiegen konnten, nicht, wenn er sie in Verbindung stellte. „Und was hätten wir tun sollen? Dich an die Waffenindustrie weiterreichen, ohne einen Verkauf? Weiterreichen im Sinne von Freilassen? Denn die ersten, die dich unter Beobachtung hatten war die Waffenlobby in den USA. Du wärest exakt für fünf Minuten draußen frei gewesen. Auf der Straße? Bis du jemanden getötet hättest, nicht fähig, normale Kontakte zu schließen oder dich anders als mit Kämpfen zur Wehr zu setzen? Bis die erste Kugel dich erwischt hätte?“ Er nahm erneut einen Schluck. „Weißt du… ich habe es immer gehasst wenn die Jungs aus den oberen Klassen die Katzenbabys ersaufen wollten. Irgendwie dachte ich wohl, ich kann dich da nicht unten lassen, damit du verreckst.“ Es waren bittere Worte, genauso bitter wie der Kaffee, der zwischen seinen Händen klemmte. „Es tut mir leid, dass es dir hier nicht gefällt. Aber momentan habe ich nichts Besseres für dich.“ "Es gefällt mir hier... es ist das Einzige, wo ich bleiben kann", erwiderte Ran. "Aber ich verstehe nicht, wie du in der Lage bist, Geld mit mir zu machen, mich zu verkaufen wie Vieh und mir dann... SOLCHE Geschenke zu machen!" Ran war lauter geworden, verzweifelter auch. Seine Augen brannten vor Feuer, das in ihm schwelte ob diesen Zwiespalts. „Herrgott nochmal!“, rief Schuldig wütend, ein wenig verzweifelt auf und die Tasse landete samt Inhalt auf dem Boden. Ton traf auf die Fliesen und spritzte in vielen Splittern auf. Er hasste solche Situationen. „Ich habe dich gekauft. Und geht’s dir jetzt besser mit dieser Information? Dann hast du jetzt wenigstens jemanden, den du persönlich hassen kannst, ist das schöner für dich?“, blaffte er und wandte sich vor Wut bebend ab. „Und weißt du, warum ich es dir nicht sagte? Weil ich es nicht ausstehen kann, wenn man mich jeden Tag hasserfüllt ansieht. Kapierst du das?“ Ran lauschte auf die Worte, die für ihn zunächst keinen Sinn ergaben, weil sie zu abstrus schienen... zu widersprüchlich zu dem, was er sich bereits zurechtgelegt hatte. Schu war... Schu war derjenige? Aber wieso? Wieso war es NOCH nötig, ihn zu kaufen, wenn er sich schon hier befand? Er verstand es nicht, verstand diesen grausamen Akt nicht. Was er auch nicht verstand, war Schus Abneigung gegen diesen Hass. Jemand, der wie sie so ruchlos war, wieso konnte er dem nicht standhalten? Was bezweckte Schu damit? "Alter, einsamer Mann...", schnarrte Ran, die Stimme eine Mischung aus menschlichen Worten, Knurren und Fauchen. "...was bezweckst du damit? Oder ist das eine Lüge, damit ich still bin?" Eben jene letzten Worte entsprachen dem Zweifel, der auf kleiner Flamme in Ran köchelte. Doch insgeheim wusste er, dass Schu die Wahrheit sagte. Schuldig hörte dieses Fauchen und es machte ihm Angst. Es bereitete ihm Sorge. Gott… warum hast du mir nicht mehr Hirn gegeben…dann wäre ich ruhig gewesen und hätte eine bessere Lüge gehabt. „Nein. Oder schmeckt dir die Wahrheit nicht?“ Er wandte sich nicht um, spürte aber die drohende Präsenz in seinem Rücken. "Mir würde die Wahrheit so oder so nicht schmecken, egal ob du nun der Käufer bist oder irgendjemand anderes. Ich bin kein Gegenstand, mit dem man handeln kann. Die Frage ist aber, ob DU die Wahrheit verträgst, wenn du mir noch nicht einmal sagen kannst, dass DU derjenige warst." Schu hatte ihn angelogen, mehrfach und Ran wusste nicht mehr, was er glauben oder nicht glauben konnte. „DU willst kein Gegenstand sein. Aber du bist einer“, lachte Schuldig freudlos auf über soviel Naivität. „Und du wirst immer einer sein“, fügte er bitter an und seine Stimme wurde leiser als er seine Arme verschränkte. „In den Augen derer, die dich für ihre Zwecke wollen. So läuft das nun mal im Geschäft. Jeder der etwas aufzuweisen hat, das die Normalsterblichen nicht haben… jeder von denen ist interessant für solche Typen. Entweder sie verschleppen dich, oder sie produzieren dich, manipulieren dich… ja oder kaufen dich. Kaufen dich auf die eine oder andere Art. Nicht immer so plakativ wie in deinem Fall.“ Er blickte Ran an und Schuldig wappnete sich gegen Wut und Unverständnis, denn er musste sich auch gegen den Hass wappnen. Wie lange er das aushalten würde, wusste er nicht. „Die Wahrheit… vertrage ich. Glaub mir. Aber ich ertrage es nicht jemanden 24 Stunden um mich zu haben in meinem Rückzugsort, an dem ich mich wohl fühle und an dem ich schutzlos bin, der mich hasst. Da kann ich mir gleich die Kugel geben.“ Genau in dem Moment, in dem Schu ihm sagte, dass er für die Normalsterblichen ein Gegenstand sein würde... immer, ohne Ausnahme, wusste Ran, dass er für sich ein Mensch und ein Lebewesen bleiben würde und dass ihm dieser Stolz niemand nehmen konnte. Niemand. Das verriet auch sein Blick, der sich kurzzeitig mit einer Kälte überzog, die weder vergleichbar mit seinem Hass, noch mit seiner Wut, noch mit seiner Unschuld war. Es war die Kälte des Kämpfenden, der noch nicht aufgegeben hatte. "Keine Sorge... Hass fühle ich nicht für dich." Nein, momentan war es Eiseskälte, Wut, die ihn gefror. "Warum hast du das getan? Um ein Haustier zu besitzen, zu kaufen und bei sich zu halten?" Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben. Acht. Neun. Zehn. Tief Luftholen, mahnte sich Schuldig. Zählte ein weiteres Mal bis zehn, bis er sich soweit im Griff hatte, dass er sich ruhig zu Ran umdrehen konnte ohne erneut zu schreien. Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen, sprach er sich Mut zu. Regel das so wie du es sonst auch regelst, verdreh ihm mit Worten den Kopf, rede ihm irgendetwas ein. NEIN. Das war eine andere Stimme und als er Ran anblickte, war sein Blick ruhig und er fühlte auch wie die Ruhe in ihn zurückkehrte. „Du hörst nicht zu. Das, was du hier von dir gibst, zeugt davon, dass du nur das hörst was du hören willst. Geh. Wenn du gehen willst, dann geh. Die Tür steht dir offen. Falls du es vergessen hast. Ich… lebe hier aus gutem Grund alleine. Und ich habe dich nicht hierher geholt, weil ich ein Haustier brauche, damit ich nicht einsam bin. Wenn ich eins gewollt hätte… hätte ich mir eins gekauft.“ "Dann verstehe ich nicht, wieso du mir Geschenke machst, mich... umarmst und doch Geld für mich bezahlst, als wäre ich ein Ding", zischte Ran mit kalter Wut, seine Zähne gebleckt. "Was bezweckst du damit?" Er trat näher an den anderen heran, die Augen Funken sprühend. "Du weißt ganz genau, dass ich gehen will, es aber nicht kann. Ich würde mich da draußen nicht zurechtfinden, nicht wahr? Das hast DU gesagt!" Schuldig ließ sich von Rans tierischem Gebaren nicht irritieren, auch wenn es ihm unwirklich vorkam. Es passte nicht zu einem Menschen. Diese konnten zwar auch tierische Gesten nachahmen, aber nicht derart perfekt. „Kommst du in deinem kleinen Hirn nicht darauf, dass ich dich beschützen will? Dass ich dachte, dass du es bei mir vielleicht besser haben wirst, als bei denen? Passt das nicht in dein Gesamtbild von mir, das du dir gemacht zu haben scheinst?“ Auch Schuldig konnte zynisch sein. Sehr sogar. Ran konnte zwar mit dem Ton nichts anfangen, der ihn unmerklich zurückweichen ließ, weil er seine Ohren verätzte, doch die Worte, sie drangen zu ihm durch. Sie waren es, die ihn erreichten und über die er so nicht nachgedacht hatte. Er hatte ihn gekauft, weil er ihn schützen wollte? Es klang logisch... angesichts dessen, welchen Wert er für manche betrug. Doch... "...ich verstehe nicht, wieso du mich kaufen musstest. DU warst es schließlich, der mich hierher gebracht hat." Rans Stimme war schon ruhiger, wenn auch noch nicht ganz befreit von den tierischen Einflüssen in ihr. Die Schuldig noch wahrnahm. Dieses aufgekratzte, noch raue Timbre hörte Schuldig sehr deutlich heraus. „Du gehörst jemandem. Verstehst du nicht? Du bist ein Produkt der Firma Lycotech. Eine Waffe. Glaubst du die Regierung lässt eine Waffe frei herumlaufen? Jemand, der unberechenbar ist? Wir haben im Auftrag der Regierung gehandelt um das Labor und alles, was dort existiert, zu eliminieren. Dumm nur, dass ich dich nicht tötete. Wir verschwiegen deine Existenz und Brad wollte dich an den Meistbietenden verkaufen um dich loszuwerden. Denn früher oder später werden sie dich entdecken. Was sie schlussendlich auch hatten. Viele Seiten bekundeten ihr Interesse. Also machten wir einen Deal. Ich wollte dich nicht verkaufen. Die Regierung wollte dich haben für…Wiedereinführungsmaßnahmen, wie sie es nannten. Davon halte ich nichts.“ Schuldig schnaubte. „Ich bot ihnen eine große Summe an und ging einen Deal ein, dich soweit wieder herzustellen, damit du keine Gefahr für die Öffentlichkeit bist. Das war die Bedingung. Keine Ausbildung zum Killer. Keine Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Stillschweigen. Dafür hast du ein einigermaßen normales Leben. So war der Plan. Nachdem ich dich gekauft hatte, ließen die anderen Händler nach einiger Zeit ab.“ Schuldigs Kiefer malmten. Aus Wut, aber auch aus Bitterkeit. Er war zu müde für diesen ganzen Scheiß. Ran schwieg. Das war eine Erklärung... auch eine, der er Glauben schenkte. Dennoch schloss er mit dieser unheimlichen Kälte in sich in diesem Moment den Pakt, jeden zu töten, der meinte, Besitzansprüche an ihn stellen zu können. Er war ein Lebewesen, nicht hundertprozentig ein Mensch, aber er war frei. Wer das in Frage stellte... Ran hatte Angst vor weiteren Versuchen, ja. Aber er würde sich nicht kampflos fangen lassen, wenn er weg von hier war, alleine, auf sich gestellt. Kritisch musterte er den anderen und setzte sich schließlich in Bewegung, trat an Schu vorbei, wollte sich in Richtung Treppe aufmachen. Er musste nachdenken. „Blöde Katze“, schickte er Ran hinterher, allerdings erst als dieser schon im ersten Stock war. Nach ein paar Minuten des sinnlosen Herumstehens holte er Besen und Schaufel und bereinigte seinen kleinen Wutanfall samt Tassenresten. Danach schnappte er sich ein kleines Kissen, samt Fleecedecke und ging hinaus auf die Terrasse, legte sich in die Hängematte und kuschelte sich ein. Er brauchte Ruhe um die Worte dieses Balges nicht allzu sehr an sich heran zu lassen. Und dazu den Nachmittag hier zu genießen war sehr angenehm. Zumindest redete er sich dies ein. Ran streunte währenddessen in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er wusste nachdenken, sich darüber bewusst werden, was Schu gerade gesagt hatte. Welcher Platz war dazu besser als das Bett, nur dass es gerade von lauter geschmückten und mit Süßigkeiten gespickten Kissen belagert war! Ran grollte und setzte sich in mitten dieser kleinen Aufmerksamkeiten, in der vollen Absicht, eines dieser Kunstwerke zu zerfetzen. Seine klauenbewehrten Finger waren gekrümmt und näherten sich dem bunten Kissen - welches er als erstes gesehen hatte, als er hier zu sich gekommen war - hielten dann jedoch ein. Jedes Kissen hier war ein Geschenk, an ihn, von einem Fremden. Von einem völlig Fremden, der ihn hier wohnen ließ, ihm ein normales Leben ermöglichen wollte... sein Zeigefinger legte sich auf die Süßigkeit. Es war mehr, als ihm jemand in den letzten fünf Jahren geschenkt hatte. Er hatte in dieser kurzen Zeit mehr Gutes erfahren als bei ihnen. Ran verschränkte die Arme und saß inmitten seiner, ja seiner Kissen, und hatte die Stirn stürmisch zusammengezogen, während er sich alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Derweil gammelte Schuldig in seiner Hängematte ab. Ja man konnte es genau so sagen. Ein Bein hing baumelnd herab, die Kuscheldecke um sich geschlungen, das Kissen unter dem Kopf, dunkle Gläser verbargen seine Augen, denn nun spitzte langsam die Abendsonne über sein Lager und wärmte ihn zusätzlich. Das Rauschen der Bäume lullte ihn ein und er seufzte tief. Da hatte er sich ja was eingefangen. Einen Vogel mit einem gebrochenen Flügel. Aufgelesen. Weil er zu bescheuert war um an dieser kleinen Katastrophe vorbeizugehen. Er hätte die Augen verschließen sollen. Dann wäre die Katze samt ihrer blöden, lilanen Augen abgesoffen. Wieder ein theatralisches Seufzen, das sich eher wie ein unwilliges Brummen anhörte. o~ Es dauerte seine Zeit, bis Ran sich wieder aus seiner Position löste und nun wirklich zu dem Schluss gekommen war, dass er Schu glauben konnte was dessen gute Absichten anging. Er sollte es versuchen, das normale Leben und er wusste auch schon, was ganz besonders dazu gehörte. Sich langsam erhebend streunte Ran aus dem Zimmer heraus nach unten. Dort griff er sich das Buch, das er sich in den letzten Tagen immer mal wieder angesehen und durchgeblättert hatte, nahm es mit sich in die Küche. Sorgsam suchte er sich die gewünschte Seite, schlug sie auf und legte das Buch auf die Anrichte. So stand er nun vor den Schränken und überlegte, wo nun was gelagert wurde. Wo was war, das er für sein Vorhaben brauchte. Zumindest hörte es sich in diesem Kochbuch einfach an. Er fing mit dem Kühlschrank an. Für die nahende Katastrophe hatte Schuldig jedoch kein Ohr. Er döste vor sich hin, hörte zwar wie aus weiter Ferne Geräusche, doch es waren die typischen Geräusche, die gemacht wurden wenn jemand in der Küche werkte. Es fehlte die Dringlichkeit darin um ihn gänzlich wach werden zu lassen. Er fühlte und hörte seine eigenen Atemzüge und war gänzlich entspannt. Ran stellte fest, dass Fleisch schneiden gar nicht so schwierig war, auch wenn er den unterschwelligen Drang verspürte, das rohe Fleisch mit seinen Zähnen zu reißen. Auch ein Test, den sie mit ihm gemacht hatten.... ob er rohes Fleisch aß, wenn er hungrig genug war. Ob er es wie ein Tier riss. Dieses hier musste jedoch mariniert und gebraten werden. Ran sah auf die kleine Schüssel voll von Teriyaki-Sauce, die er sorgsam gefüllt hatte, und legte vorsichtig die mundgerechten Stücke hinein, bevor er einen Blick auf die Pfanne warf und sich fragte, ob das Öl schon heiß war. Es rauchte leicht... vielleicht ja? Er hielt seine Hand über die Pfanne und stellte sie flugs von der Herdplatte. Das weitere Problem, was sich ihm hier stellte, war jedoch das Gemüse. Laut der Anleitung sollte er Dinge nehmen, die Schu nicht im Haushalt hatte, also war er auf andere Gemüsearten umgestiegen, wusste nun aber nicht, wie er sie zubereiten sollte. Vor allen Dingen den grünen Blumenstrauß - zumindest sah es so aus - von dem er nun ein Stück abbrach und es sich in den Mund steckte. Keine Sekunde später verzog er das Gesicht vor Ekel und schluckte es hinunter. Vielleicht konnte man es kochen? Vielleicht sollte er es in das schon seit geraumer Zeit kochende Wasser tun? Er runzelte die Stirn und legte es vorsichtig in das Wasser. Wie gut, dass der Topf groß genug war. Und das andere Gemüse? Einiges davon kannte er... anderes aber auch nicht. Sollte er alles in das Wasser tun? Ja, er tat alles in das Wasser und sah mit kritischem Blick zu, wie es vor sich hin brodelte, bevor er auf die Idee kam, die Flamme etwas kleiner zu stellen. Auch wenn Ran es nicht gerne zugab, so kamen seine Erinnerungen an die Zeit vor dem Labor nur langsam und momentan noch spärlich zurück. Das, was er damals mit seiner Mutter gekocht hatte, war wie durch eine Blockade geschützt und so musste er sich auf dieses Buch und die Zeilen verlassen, die ihm den Weg zeigten... oder auch nicht. Nach zehn Minuten goss er das Gemüse ab, in der Hoffnung, dass es nun gar war und gab die Fleischstücke vorsichtig in die Pfanne und stellte die Kombination auf den Herd. Er wich zurück, als ihn die ersten Fettspritzer trafen und grollte empört. Abwartend stand er vor der Pfanne, bis er sich getraute, die Hähnchenstücke umzudrehen. Sie waren leicht angebräunt von der andere Seite, daher vermutlich auch der etwas strenge Geruch, befand Ran und gab das Gemüse dazu. Die Mischung wiederum braten lassend, warf er schließlich einen Blick auf die Riege an Gewürzen, die er dort stehen hatte. Leicht angeschärft, hieß es in der Beschreibung. Eine kleine oder größere Prise Chili, etwas Pfeffer, Sambal Olek, dazu noch etwas Teriyakisauce. Ran versuchte vom ersten eine Prise zu nehmen, nur gelang ihm das nicht so ganz... es waren gleich mehrere, wie er befürchtete, als ihm das Gewürz von ungeschickten Fingern fiel. Er rührte es unter, in der Hoffnung, dass es nicht allzu scharf war und war nun vorsichtiger, bis er es schließlich wagte, die Pfanne vom Herd zu stellen und sich das Ergebnis anzusehen. Eine sanfte Brise brachte das kulinarische Gesamtwerk an Schuldigs Riechkolben, dessen Besitzer nun tatsächlich seine Lider hob und sich vorsichtig und geschickt zur Seite drehte, damit er in das Haus sehen konnte. Einen kleinen Einblick in die Küche konnte er erhaschen, aber nicht viel. Da versuchte sich wohl die blöde Katze als Koch, unkte er und rollte innerlich mit den Augen. Rasch ging er im Kopf alle Impfungen durch um sich sicher zu sein, dass er auch gegen alle Möglichkeiten gewappnet war. Sofern er überhaupt etwas vom Essen abbekam, hieß das. Ran holte sich in der Zwischenzeit einen Teller aus dem Schrank, nahm nach kurzem Überlegen noch einen zweiten dazu, ebenso wie er sorgfältig Stäbchen daneben legte. Mittlerweile ging es wieder mit dem Essen, er war nicht mehr ganz so ungeschickt. Aber saubermachen gefiel ihm immer noch nicht und er hatte ein ordentliches Chaos hier hinterlassen. Das er aber erst später wegmachen würde! Schuldig knautschte sich sein Kissen in eine bequeme Form und stieß die Hängematte erneut an um sich schaukeln zu lassen. Die Sonne wärmte seinen Rücken angenehm warm und er schloss erneut die Augen. Sah ja nicht so aus als ob das bald was werden würde, resümierte er und erwog nach dem Kochprofi zu schauen. Aber es blieb bei der Erwägung, den sein internes Gremium beschloss, dem Vorschlag nicht stattzugeben. Ran wollte kein Besitz sein, also sollte er auch selbst für sich aufkommen. Schuldig hatte es angekotzt, noch immer. Die Worte die Ran ihm an den Kopf geworfen hatten, schmerzten sehr und er war nicht gewillt ihm momentan innerlich zu verzeihen. ‚Er weiß doch gar nicht was er gesagt hat. Er war wütend und da ist das nur zu verständlich’, mühlte sein Gewissen ihm vor, bevor er es ausblendete. Als wenn er sich jemanden als Haustier halten wollte. Ja, er war beleidigt worden. Sehr sogar. Ran wollte schon aufgegeben und sich an den Tisch setzen, als er den anderen Mann draußen in der Hängematte sah. Er betrachtete ihn sich einen Augenblick lang, bevor er die Terrassentür anstrebte und sie öffnete. "Ich habe Essen gekocht", sagte er in die Stille der rauschenden Bäume hinaus und drehte sich wieder um. Wenn man das Essen kochen nennen konnte. Zumindest gab es etwas, das daraus entstanden war. Wie es nun schmeckte, das wusste Ran noch nicht. Mit skeptischem Blick verteilte er die Menge auf beide Teller, Schuldig weit mehr gebend als ihm selbst, und stellte sie auf den Tisch. Noch bevor Schuldig etwas sagen konnte war der Kater auch schon wieder weg. Auch gut, dachte Schuldig missgestimmt und brütete vor sich hin. Und…? Was sollte er nun mit dieser Information anfangen? ‚Ja schön, dass du Essen gekocht hast.’ Noch einen Moment lang auf Schu wartend und hin und wieder auf den anderen Mann schauend, schüttete sich Ran erneut Wasser nach und trank es auf, bevor er seinen Blick auf das Essen richtete, das vor ihm stand... und auf den Teller, der auf Schus Platz darauf wartete, gegessen zu werden. Doch anscheinend wollte der andere Mann nicht kommen, so wie er dort liegen blieb und sich nicht rührte. Vielleicht hatte er schon gegessen oder wollte einfach nicht, weil er gekocht war oder weil er hier saß. Ran überlegte. Nach ihrem Streit war es sicherlich letzteres, also war es wohl besser, er ging. Sein Blick glitt zur Anrichte. Jetzt musste er doch saubermachen, denn er wollte das Chaos hier nicht zurücklassen, wenn er wieder nach oben ging. Er erhob sich erneut und nahm aus der Spüle den Lappen, entschied sich um und räumte erst die Gewürze weg, dann die leere Flasche der Marinade. Den Rest steckte er zurück in den Kühlschrank und griff sich dann das Stück Stoff um sauber zu machen. Schuldig rappelte sich dann doch noch auf und setzte sich auf. Er streckte seine faulen Glieder und beschloss, sobald seine Wunde verheilt war, sein Training wieder aufzunehmen. Zeit wurde es. So ging es nicht weiter. Decke und Kissen wurden wieder mit nach drinnen genommen, als er in die Küche kam und feststellte, dass es so schlimm - wie befürchtet - gar nicht aussah. Eine Pfanne stand noch da in der eine kleine Spülschaumkrone im Fettwasser dahinschwomm und Seerose für Arme spielte. Die Anrichte und der Herd waren mit Spritzern bedeckt, die der Koch wohl versucht hatte wegzuwischen, die aber noch fettig glänzten. Und da stand noch ein Teller mit Gemüse… bei näherer Inspektion sogar mit Fleisch. Ob das sein Teller war? Schwer zu sagen. Dennoch stibitzte er sich ein Brokkoliröschen, welches fast sofort zerfiel, als er es zwischen die Finger nehmen wollte. „Hölle“, schluckte er geräuschvoll das verwürzte Teil Gemüse hinab. Zu viel von allem. Was hatte der Kerl da reingetan? Terpentin? Unfreiwillig musste er schmunzeln. Immerhin hatte der Kater es versucht. Über diesen Gedanken fing er an, seine Küche wieder in einen annehmbareren Zustand zu versetzen, umhüllte den Teller samt dem Attentat darauf mit Folie und packte es in den Kühlschrank. Vielleicht war es ja doch eher für den Kater. Und vielleicht schmeckte es diesem ja und er war anderes Essen gewohnt. Oder er brauchte anderes Essen. Er selbst machte sich ein paar belegte Brote und blätterte in einigen Zeitungen, die er sich bei ihrem Einkauf mitgenommen hatte. Das Essen war nicht wirklich etwas für den nun in seinem Zimmer verweilenden Kater und schon gar nicht etwas, dem man mit Impfungen vorbeugen konnte, wie Ran in der Zwischenzeit feststellte, als er mit Tränen in den Augen an die vielen Spritzen zurückdachte, die er erhalten hatte. Doch die Tränen kamen keinesfalls von den Erinnerungen, sondern von dem, was er gerade probiert hatte. Scharf! Es war SO scharf! Ran griff langsam zu seinem Glas Wasser und trank es noch langsamer leer. Leicht besser... Das konnte er nicht essen. Er erhob sich vom Boden, auf dem er gesessen hatte und streunte ins Bad, schenkte sich dort Wasser nach und stürzte es hinunter. Er blinzelte sich die Schmerzenstränen aus den Augen und und atmete schnell kühle Luft, die seine Zunge retten würde. Zu viele Gewürze... Sollte er es noch einmal versuchen? Vielleicht ein Stück Fleisch? Er ging wieder zurück und probierte es ein weiteres Mal und aus seinem Zimmer war ein leises Aufjaulen zu hören. Fast unhörbar. Das konnte er wirklich nicht essen! Schuldig sah von seinem Brot auf und runzelte die Stirn. Er leckte sich die Schokolade vom Finger und wischte sich den Rest in eine Stoffserviette bevor er beschloss nach dem Rechten zu sehen. Er kam sich vor wie der alterskluge Vater… der er nicht sein wollte. Schuldig ging nach oben und den Flur entlang. Rans Tür stand wie immer offen. Im Rahmen blieb er stehen. „Was…?“ Als er den Teller und das Essen sah, schüttelte er innerlich den Kopf. Der dumme Kater hatte Tränen in den Augen. Die Lippen waren feuerrot. „Was treibst du hier denn?“ Gut, Mist… jetzt war es ihm doch zu sanft herausgerutscht. Es sollte doch… reserviert oder wenigstens mürrisch klingen. "Essen", kam es ein wenig atemlos zurück und Ran sah hoch, blinzelte ob der Tränen, die ihm in den Augen standen. Er wischte sich unwirsch über die Augen und schniefte, erhob sich. "Es ist scharf... zu scharf", sagte er mit einem Fingerzeig auf den Teller. "Hat es dir denn geschmeckt?" Ran erhob sich und nahm den Teller mit sich auf. Er musste es wegwerfen, auch wenn er es nicht wollte. Oder Schu aß es noch. „Ich wusste nicht, dass es für mich ist. Aber ich habe es gekostet. Es ist zu scharf und es sind zu viele Gewürze darin, sodass es nicht sehr gut schmeckt. Soll ich dir zeigen, wie die Schärfe weggeht?“ Schon allein das Schniefen hatte einen sehr hohen Zuckerwert, befand Schuldig innerlich die Hände über den Kopf zusammenschlagend, weil er sich aber auch immer einlullen ließ. "Ja!", platzte es aus Ran und er warf einen Blick auf das Wasserglas, das ihm nicht wirklich geholfen hatte. "Ich wollte nicht, dass es so schlimm schmeckt", sagte er und sah Schuldig abwartend wie auch entschuldigend an. Er hatte Lebensmittel verschwendet, für die er nicht bezahlt hatte... vielleicht sollte er wirklich nicht kochen. „Das hoffe ich doch mal“, meinte Schuldig lapidar und winkte ab. „Komm lass uns runtergehen.“ Er ging voran und als sie in der Küche waren, holte er Toastbrot hervor und seine Geheimwaffe: Streichschokolade aus dem obersten Fach. Die hatte er Ran bisher unterschlagen und die… würde vermutlich ab heute nicht lange halten. Er machte Ran drei Brote und reichte den Teller weiter. „So… hau rein.“ Danach setzte er sich selbst an den Tisch und aß seine Brote weiter. Das halb angenagte Brot mit der halben Erdnussbutter und der anderen Hälfte Schokolade wartete noch auf ihn. Ran hatte misstrauisch den Vorgang verfolgt und sah nun auf diese Brote hinab, die sich ihm präsentierten. Streichschokolade? Wie schmeckte so etwas? Er musste es wohl herausfinden. Ran nahm eines der Brote hoch und schnupperte daran, biss hinein. ‚Komisch war das Gefühl!’, befand er innerlich, als er die Schokolade auf seiner Zunge, in seinem ganzen Mundraum nachfühlte und sich die Lippen leckte. Das schmeckte gut... das schmeckte sehr gut! Ran vertilgte das erste Brot in kleinen, genießenden Bissen und schwelgte glücklich in dieser Wohltat. Über diese Begeisterung, die Ran nur zu deutlich anzusehen war amüsiert, lupfte Schuldig jedoch nur eine Augenbraue und schmunzelte in sich hinein, bevor er seinem Brot den Garaus machte und sein Mahl damit beendete. „Okay. Deal. Die Hälfte des Glases gehört dir. Einmal die Woche wird eins gekauft. Wenn du deine Hälfte aufisst, hast du Pech gehabt.“ Er lehnte sich zurück wie der Boss eines Drogenrings, der einen wichtigen Clou landen wollte. Die Augen schmal als Zeichen, wie wenig er von seinem Vorschlag abweichen wollte. Schließlich… ging es hier um… Streichschokolade und er witterte hier einen Konkurrenten in seinem Einzugsgebiet. Einen Konkurrenten? Wohl eher einen flammend kämpfenden Gegner für die Gegenseite, so wie Ran das Glas mit der Streichschokolade fixierte. Ein halbes Glas in einer Woche? Sieben Tage… und man konnte sich sehr dick die Brote damit beschmieren, aber auch sehr dünn. Diese hier waren eher die erste Variante und schmeckten himmlisch. Würde ein halbes Glas reichen? Ran hatte sich früher nie als gierig gesehen, hatte während der vergangenen fünf Jahre auch gar keine Gelegenheit dazu gehabt. Das Einzige, wonach er gegiert hatte, war ihr Blut gewesen. Doch nun stellte er fest, dass es Dinge gab, denen er sich nicht entziehen konnte und wollte und dieser Brotaufstrich mit dem westlichen Namen gehörte mit dazu. Er zog das Glas zu sich heran und warf einen prüfenden Blick hinein. Es könnte reichen. "Abgemacht", nickte er schließlich und stellte es wieder hin, mehr auf seine Seite des Tisches als auf Schus. "Ein halbes Glas." Und später dann ein ganzes, wenn es wirklich so sein sollte, dass er Geld verdiente. Normalerweise hätte er zufrieden geschnurrt, doch nun war dieses Gefühl in dem satten Violett seiner Augen zu sehen, dem wirklich zufriedenen Ausdruck des Paschakaters. Schuldig griff nach vorne und rutschte das Glas mehr in die Mitte. „Gut. Deal, Kater. Und jetzt will ich wissen, zu welchem Entschluss du gekommen bist. Ich habe nicht vor das Thema einfach so fallen zu lassen, kapiert?“, ging er wieder auf die ruppige Art zurück, denn er wollte sein weiches Gehabe korrigieren. Es nervte ihn jetzt schon, dass er diesem verblödeten Kater diese noch verblödeteren Kissen samt roten Schleifen geschenkt hatte. Wer ihn nur auf diese hirnrissige Idee gebracht hatte? Die ruppige Art kam nur leider nicht so wirklich ruppig rüber, wie er bezweifelte. Dazu fehlte ihm seine sonstige kaltblütige Laune. Er schaffte das alles mit diesen glücklich und zufrieden strahlenden Augen nicht. Schon allein wie sich der Stirnansatz etwas hob, die Augen größer geworden waren beim Geschmack der Schokolade, wie sich die Nase beim Riechen leicht kraus gezogen hatte. Also ging er auf eine pseudoruppige Schiene über, getreu dem Motto: Ich tue, als ob ich böse auf die Mieze wäre. Entschluss? Welcher Entschluss? Ran runzelte die Stirn und grübelte über die Worte des anderen, bevor er begriff, was Schu vielleicht damit meinen konnte. Doch schließlich war es alleine der Ton, der ihm den Hinweis gab, dass es sich vielleicht um etwas nicht so positives handelte. "Ich glaube dir das, was du gesagt hast... Gedankenleser", erwiderte er auf die harten Worte des anderen. "Solange ich noch nicht alleine überleben kann, bleibe ich hier und arbeite für dich. Danach bin ich weg und du bist mich los." Ein seltsames Gefühl beschlich ihn bei seinen Worten. Schu war der erste Mensch seit Jahren, der mit ihm anstelle über ihn sprach. Er hatte ihn - wenn auch nicht beabsichtigt - dort unten herausgeholt und versuchte ihm ein neues Leben zu ermöglichen. Das war viel mehr, als Ran sich es in der dunklen Zeit erhofft hatte. In gewisser Weise war er Schu dankbar. Vielleicht ruhte daher auch das schlechte Gewissen, schließlich einfach so gehen zu wollen. Doch es schien gerade nicht so, als würde Schu wollen, dass er blieb. „Du musst nicht für mich arbeiten. Das war nur ein Angebot. Du kannst genauso mit mir einkaufen gehen und die Dinge, die du möchtest, werden von mir gezahlt. Es sei denn, du möchtest arbeiten. Du hast die Wahl.“ Schuldig erhob sich und nahm seinen Teller mit um ihn in die Spülmaschine zu räumen. "Ich will arbeiten", kam es von Schuldigs Rücken aus. Er wollte sich eingliedern, wollte wieder alltägliche Dinge tun. Aber dieses Brot hier, das zweite, das er sich jetzt zwischen die Zähne schob und in dem er schwelgte, das war keine Normalität, das war nicht alltäglich, das war der Himmel. "Außerdem will ich nicht von deinem Geld leben... zumindest nicht so sehr und nicht ohne etwas dafür zu tun." Seine Stimme klang beinahe schon kühl, als er das sagte, gerade so, als wäre sie zu Schuldigs Ton in Konkurrenz getreten. Es war... eine skurrile Zweckgemeinschaft, die sie hier bildeten. Schuldig hatte da schon seine Ideen. Eine Idee… die gefiel ihm besonders. Sie könnten im Garten… weiter hinten… etwas bauen… Aber er war unsicher. Es passte nicht in sein Leben, sich um jemanden zu kümmern… und schon gar nicht… um diesen Kater, der das ablehnte. Der ihn ablehnte. Er wandte sich um und lehnte sich an die Anrichte, die Hände neben sich aufgestützt. Das warme Rotgold der abendlichen Sonne traf auf seine Brust und wärmte sie. Bald würde der Winter kommen. Er mochte den Winter nicht sonderlich. Jeder wurde depressiv, er spürte die Einsamkeit nur umso deutlicher und es war kalt. Innen wie außen. „Ich bin in solchen Sachen nicht sonderlich gut. Brad wäre da besser. Ich… bin eher so der spontane Typ, verstehst du? Trotzdem glaube ich, dass es gut wäre, wenn wir es niederschreiben, also die Tätigkeiten, die du tun sollst. Damit es offizieller wird“, murmelte er und irgendwie war er selbst nicht mehr so begeistert von der Idee wie zu Anfang. Ran nickte. Niederschreiben klang gut. So etwas wie ein Arbeitsvertrag also? "Aber für ihn arbeite ich nicht, oder?" Für diesen komischen Mann, der mehr als alles andere seinen Widerwillen genoss. Sein Instinkt sagte ihm, dass es ein Konkurrent war. Ein gefährlicher Konkurrent. „Das könntest du, wenn du wolltest. Ich binde dich nicht an mich, Ran. Ich habe dich nicht gekauft, weil ich ein Spielzeug, ein Haustier oder… ein Sexspielzeug will. Du gehörst mir nur auf dem Papier… um dich vor anderen zu schützen. Ich bezweifle nämlich, dass sie mich angreifen werden. Das würden sie nicht wagen, weil sie wissen, dass ich sie töten werde. Ohne Reue. Ohne Gewissen. Wenn du nicht lernst mir zu glauben, wird unser Zusammenleben sehr schwer werden.“ Und er schulmeisterte schon wieder, rollte er innerlich mit den Augen und sah Ran mit einem warmen Gefühl in der Brust bei dessen rituellem Verschlingen der Brote zu. Besagtes rituelles Verschlingen, oder vielmehr das langsame Genießen dieser Kostbarkeit, bestimmte noch für einige Momente die Stille zwischen ihnen beiden, bevor Ran wieder hochsah. Es war schwer, sich den anderen Mann beim Töten vorzustellen, doch Ran hatte keinen Zweifel, dass Schu in der Lage war dazu. Ran glaubte es ihm... er glaubte ihm alles. Es war weit mehr menschlich, als er es erwartet hatte... Doch eine Sache ließ ihn die Stirn runzeln. Wieso... "...als Sexspielzeug nicht? Wie kommst du darauf?", fragte er verständnislos. Schu hatte doch seine Akte gelesen, alle Daten, die es über ihn gab. Unter anderem auch DAMIT. Dass er dort unten auch nicht menschlich war. Man. Man. Man. Innerlich ließ Schuldig den Kopf in stiller Verzweiflung hängen. Äußerlich sah er Ran stoisch an, bevor er den Kopf schief legte, das Kinn leicht reckte und so sehr… abwartend fragend dreinblickte. „Wärst du gern ein Sexspielzeug?“, fragte Schuldig mit dem Hauch von Ratlosigkeit. Fortsetzung folgt... Vielen Dank für‘s Lesen. Bis zum nächsten Mal! Gadreel & Coco Diese und unseren anderen Geschichten findet ihr auch unter http://gadreel_coco.livejournal.com Viel Spaß beim Stöbern! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)