Die Wege des Schicksals von NeunMephistopheles ================================================================================ Prolog: Das Feuer ----------------- Es war mitten in der Nacht, als das Feuer ausbrach. Es breitete sich rasendschnell in dem alten Haus aus. Sofort brannte alles lichterloh. Einige Menschen flüchteten schreiend. Darunter war auch ein kleines Mädchen. Sie trug einen blauen Schlafanzug und wurde von einem älteren Mädchen in Kimono mitgezogen. Das Feuer konnte erst Stunden später gelöscht werden. Die Überlebenden der Explosion waren diese beiden kleinen Mädchen und eine Frau. Eigentlich hätten sie nach diesem Brand in die Klinik gemusst, doch die Frau begab sich einfach mit den Kindern auf den Weg zu ihrem Wohnort. Die meiste Strecke fuhren sie mit dem Zug, doch sie legten auch ein gutes Stück zu Fuß zurück. Auf dem Weg hatte die Tante etwas Vernünftiges zum Anziehen für ihre beiden Nichten besorgt. Das jüngere Mädchen bekam einen grünen Kimono mit Blattmuster, das ältere einen rosafarbenen mit Blütenmuster. Nach anstrengen Tagen der Reise sahen sie in der Ferne einen großen, sehr alten Tempel. "Tante Kira, schau dort, was ist das?", fragte Asuka und zupfte am Kimono der Tante. "Das ist ein Tempel. Dort wurde ich ausgebildet." Als sie näher kamen, hörten sie eine traurige Melodie im Wind. "Was bedeutet diese Melodie?", fragte Saiyuki, nachdenklich lauschend. "Sie betrauern jemanden." Daraufhin schwiegen die drei und setzten ihren Weg fort. Kapitel 1: Überraschung!! ------------------------- Langsam ging sie über die schmale Holzbrücke. In der Mitte blieb sie stehen. Von dort aus blickte sie in das klare Wasser hinab. Einige Fische schwammen gemächlich umher und einige Seerosen trieben auf der Wasseroberfläche, weiße und blassrosane. Die Sonne ging gerade unter und tauchte alles in ein rot-goldenes Licht. Asuka schaute sich nachdenklich ihr Spiegelbild an: feuerrotes Haar fiel bis zu ihren Hüften hinab, hellbraune Augen waren unter dichten, roten Wimpern. Sehr blasse Haut hatte sie schon immer gehabt. Eine gerade Nase hatte über den vollen, roten Lippen ihren Platz. Asuka trug einen grünen Kimono, wie auch vor 13 Jahren. Asuka wandte sich von ihrem Spiegelbild ab und überquerte die Brücke. Vor ihr tauchte nun, umrahmt von vielen Bäumen, die alle schon ihr herbstliches Kleid angelegt hatten, der Tempel auf. Ihre leisen Schritte hörte man kaum, nur die Blätter raschelten unter ihren bloßen Füßen. Jetzt kam ihr eine junge Frau entgegen. Sie trug das Gewand einer Priesterin. "Willkommen im Tempel. Was führt dich hierher, Asuka?", fragte die Frau, als sie vor Asuka stand. Die rot-haarige verbeugte sich und sagte: "Konichi wa, Milani. Ich bin hier, weil ich was mit meiner Schwester besprechen möchte. Mich quälen seit Tagen immerwiederkehrende Träume." Milani schaute kurz zum Tempel, dann antwortete sie: "Tut mir leid, Saiyuki ist gerade am unterrichten." Asuka sah Milani an und fragte: "Wann ist sie denn fertig?" Wieder schaute Milani in Richtung des Tempels, dort vor dem Tor stand eine Sonnenuhr. "Etwa eine halbe Stunde Unterricht hat sie noch." Asuka überlegte kurz und sagte dann: "Ich warte." Damit ging sie zurück zur Brücke, wo sie sich in Schneidersitz in die Mitte setzte und die Augen schloss. Auch Milani ging zurück in den Tempel. Die halbe Stunde verging für Asuka wie im Fluge; sie meditierte. Auch als sie Schritte hinter sich hörte, öffnete sie die Augen nicht. Saiyuki schaute auf ihre jüngere Schwester hinab, dann fragte sie: "Du wolltest mit mir sprechen?" Jetzt sah Asuka die ältere an. "Ja, mich quälen seit Tagen mehrere seltsame Träume." Lange schwieg sie, bevor sie fortfuhr: "Sie handeln von einem Sturm, einer feuerroten Klinge und einem Schwarzdiamant." Saiyuki sah Asuka leicht erschrocken an. "Sagtest du, eine feuerrote Klinge?" Asuka überlegte kurz, dann antwortete sie: "Na ja, sie ist nicht in allen Träumen rot." Saiyuki fragte leise: "Kommt sonst noch etwas darin vor?" Wieder überlegte Asuka eine Weile, dann nickte sie. "Ein kleiner Junge. Er hatte schwarze Haare und sehr blasse Haut. Seine Augen waren so schwarz wie die Nacht..., dann war da noch ein Feuer, wie damals", erzählte Asuka. "Wie damals in der Nacht als das Feuer unser Zuhause zerstört hat..." Mit geweiteten Augen sah SaIyuki ihre Schwester an. "Shigo.", flüsterte sie tonlos. Asuka sah auf. "Was hast du gesagt?" Saiyuki sah lange ins Wasser, bevor sie antwortete. Vor ihren Augen tanzten Flammen. Das Haus brannte Lichterloh. Sie roch sogar den Brandgeruch und hörte einen verzweifelten Schrei... "Asuka, hat Tante Kira dir eigentlich auch was über unseren Clan erzählt?", fragte Saiyuki, als sie diese Szene zurück in ihre Erinnerung verbannt hatte. "Ja, sie hat mir von den großen Taten unseres Ururururururururgroßvaters erzählt, außerdem auch noch die Geschichte des Clans..." Asuka begann einige Daten herunterzurasseln, da unterbrach Saiyuki sie: "Hat sie dir irgendetwas über Shigo Kitori erzählt?" Asuka dachte nach. "Shigo? Nein, den Namen habe ich noch nicht gehört." Saiyuki sagte leise: "Komm mit, ich erzähle dir, wer Shigo war." Verwirrt fragte Asuka: "War?" Saiyuki seufzte. "Ja, war. Er hat den Brand nicht überlebt." Saiyuki drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging den Weg zum Tempel entlang. Asuka beeilte sich um hinterher zu kommen. Die ältere ging auf ein kleines Gebäude nahe dem Tempel zu. Hier wohnten die jungen Priesterinnen, die noch in der Ausbildung waren und die Priesterinnen, die ihre Ausbildung gerade abgeschlossen hatten. Saiyuki zog die Sandalen aus, bevor sie das Haus betrat. Sie ging den offenen Flur entlang, auf eine Tür zu. Dies öffnete sie und gab Asuka zu verstehen, dass sie vorgehen sollte. Leise schloss sie die Tür wieder, nachdem sie den Raum betreten hatte. Dies war ihre kleine Wohnung, an den Wohnraum, in welchem sie nun standen, war eine kleine Küche angeschlossen, daneben eine Tür, hinter der das Bad lag. Asuka setzte sich auf eines der am Boden verteilten Kissen, während Saiyuki in der Küche verschwand. Mehrere Minuten später roch Asuka das süßliche Aroma von Waldfruchttee. Kurz darauf kam Saiyuki mit einem Tablett zurück in den Wohnraum. Vorsichtig stellte sie das Tablett auf dem niedrigen Tisch ab, dann ging sie noch einmal. Als sie wiederkam, hatte sie einen großen Karton in den Armen. Diesen stellte sie vor Asuka ab, mit den Worten: "Schau sie dir genau an." Neugierig öffnete Asuka den Karton und war verblüfft, wie viele Bilder da waren. Vorsichtig nahm die jüngere rot-haarige einen Stapel Bilder heraus und betrachtete jedes einzelne Bild eingehend. "Das ist er, von dem ich geträumt habe... wer?", Asuka sah ihre Schwester erwartungsvoll an. "Shigo. Er war, als das Feuer ausbrach, gerade 6 Jahre alt. Immer liebenswürdig, unauffällig und ein wenig tollpatschig." Saiyuki standen Tränen in den Augen. "Und er war so wissbegierig. Ich weiß noch, wie Mutter ihm einen ganzen Stapel Bücher einfach so vor die Nase gesetzt hat. Wie er sich gefreut hat. Die ganze Nacht wendete er auf, um diese Bücher zu lesen. Wenn ihm etwas nicht klar war, dann kam er zu mir und setzte sich auf mein Bett. Kein Wort sagte er, bis ich ihn fragte, was ich ihm denn jetzt schon wieder erklären sollte." Tränen tropften auf den hellen Teppichboden. Saiyuki starrte in ihren Tee, den sie in der Hand hielt, doch Asuka hatte das Gefühl, dass sie ihn gar nicht sah. "Shigo... aber, wer war er? Was hat er mit mir zu tun?" Saiyuki wischte sich über die Augen. "Er war dein Bruder.", sagte Saiyuki und Asuka riss erstaunt ihre Augen auf. Die Bilder rutschten ihr aus der Hand und fielen zu Boden. Sie stand auf und ging zum Fenster. Mittlerweile war es dunkel und die Laternen auf dem Weg zum Tempel waren angezündet. Aus dem Tempel wehte leiser Gesang herüber. "Müsstest du nicht auch dort sein?", fragte Asuka leise. Saiyuki schüttelte den Kopf. "Nein, heute Abend hat Milani Aufsicht." Langes Schweigen füllte den Raum zwischen ihnen. Dann sagte Asuka: "Habt ihr seine Leiche gefunden?" Die ältere schüttelte den Kopf. Es war alles unrettbar verbrannt. Und wir haben ... nicht... nach...ge...sehen..." Saiyuki starrte Asuka an und sie begriff, woraufhin ihre Schwester hinauswollte. "Er muss nicht umgekommen sein. Saiyuki, danke, für den Tee. Ich muss jetzt los, noch etwas nachsehen. Danke, dass du mir zugehört hast." Asuka stand auf, verbeugte sich, doch Saiyuki sprang auf und fragte: "Was hast du vor?" Asuka drehte sich kurz um und sagte: "Ich muss etwas nachsehen." Dann war sie schon aus der Tür heraus. So schnell sie konnte, rannte sie den Weg entlang. Mehrere verlassene Straßen überquerte sie und kam an den Rand der Stadt. Sie rannte immer noch, bis sie zu ihrer Haustür gelangte. Mit keuchendem Atem stieg sie die Treppen zu ihrer kleinen Wohnung hinauf in den 4. Stock. Die Wohnung war billig gewesen und es gab auch nur das nötigste. Wenig Platz, aber sie war von Tante Kira bezahlt worden, mit der Begründung, dass Asuka lernte, ein bisschen eigenständiger zu werden. Die Wohnung bestand aus einem kleinen Bad, welches neben einer fast genauso kleinen Küche lag. An das Wohnzimmer schloss sich ein Wandschrank an, der Asuka auch gleichzeitig als Schlafmöglichkeit diente. Von dort holte sie einen Laptop heraus und schloss ihn schnell mit geübten Griffen an. Ihre Suche im Internet ergab jedoch nichts. Etwas entmutigt surfte Asuka weiter im Internet herum. Durch Zufall kam sie auf eine Seite ihres Clans. Der Autor der Texte war kein anderer als Shigo Kitori. "Geht doch.", murmelte Asuka triumphierend. Sie klickte auf den Link, doch sie fand nichts weiter Brauchbares. So fuhr sie den Computer herunter und lernte noch ein wenig für ihre bevorstehenden Prüfungen. Später las sie noch ein Buch über die Geschichte ihres Clans, danach lag sie noch lange wach und als sie endlich einschlief, war es schon lange nach Mitternacht. Kapitel 2: Die Drachenstahlklinge --------------------------------- Am nächsten Morgen wachte Asuka vollkommen übermüdet auf. Nach einem Blick auf den Wecker, der 6:30 Uhr anzeigte, stand Asuka auf und schaute sich in ihrem Wandschrank um. Neben ihrem Kopf lag das dicke, in Leder gebundene Buch, in dem sie in der Nacht gelesen hatte. Müde zog sie einen schlichten, dunkelroten Kimono mit hellroten Bändern an. Heute suchte sie sich auch ihre Schuhe raus. Leichte Sandalen. Nachdenklich wanderte Asuka zum Tempel. Sie ging dort eine Weile umher, bevor sie sich an den Fluss setzte und abwesend die Seerosen zählte. Plötzlich schwankte der Boden unter ihr und alles verschwamm vor ihren Augen. Dann wurde es weiß um sie herum. Vor ihr tauchte ein Meer auf. Der Sturm peitschte die Wellen gegen die Klippen. Asukas Haare wehten ihr im Gesicht und ein salziger Geruch stieg ihr in die Nase. Auf dem Meer stand ein junger Mann mit einem feuerroten Schwert in der Hand. Über ihm schwebte ein großer, schwarzes Licht verbreitender Diamant. Mit leeren Augen starrte er zu Asuka. Dann schwang er das mächtige Schwert und verschwand. Neben ihr tauchte er wieder auf. „Dunkelheit schwimmt in meinem Blick.“, flüsterte er kaum hörbar. Er fasste mit einer Hand unter Asukas Kinn. „Ist dir kalt?“, fragte er höhnisch, denn als er sie berührte, begann die rothaarige zu zittern. Seine Hand war mehr als nur kalt. „Stimmt. Meine Haut ist so kalt wie Eis.“ Er ließ sie los, dann stellte er sich vor sie und hielt ihr die Klinge an die Kehle. Wie Feuer war der rote Stahl. Anmutig beugte sich der schwarzhaarige über die Klinge zu ihr herüber. Sein Gesicht war dem ihren so nah, dass sie sich fast berührten. „In deinen unschuldigen Augen funkelt die Glut des Unheils. Dein Leib und deine Seele gehören dir schon längst nicht mehr. Heillos die Botschaft vom Tage, dem verfluchten, an dem es Besitz von dir ergriff.“ Mit diesen Worten küsste er sie auf den Mund. Kälte durchströmte Asukas Körper und ließ sie erbeben. Für einen kurzen Moment sah sie das Meer, dann spürte sie festen Boden unter sich. Sie fiel hart auf die Wiese und blieb dort liegen. Langsam, als der Schwindelanfall vorüber war, öffnete sie die Augen und sah in den blauen Himmel. Als sie sich fast ein wenig übervorsichtig aufsetzte, sah sie ein rotes Blitzen aus den Augenwinkeln. Ruckartig drehte sie den Kopf zur Seite und sah dort das Schwert liegen. Jetzt sah sie es das erste Mal von Nahem. Es war unbeschreiblich schön. Kunstvolle Verzierungen rankten sich um den Schwertknauf. Die Klinge war aus rotem Stahl. So etwas hatte Asuka noch nie gesehen. Zart wie ein Windhauch, so schmal und leicht war die Klinge. Fremde Zeichen waren dort eingeritzt. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. „Asuka, geht es dir gut? Milani hat mir gesagt, du seiest ohnmächtig gewesen.“ Asuka sah zu ihrer älteren Schwester hoch und fragte leise: „War ich das?“ Milani trat hinter Saiyuki hervor. „Du hast mehrer Minuten bewusstlos am Boden. Was… was ist… das?!“ Milani hatte das Schwert entdeckt. „Die Sturmklinge, geschmiedet aus dem letzten roten Stahl der Welt. Auch Drachenstahl genannt, weil er der Sage nach nur von Drachen gefunden und geschmiedet werden konnte.“, sagte Saiyuki leise. „Woher hast du es?“ Ihre Stimme wurde hart. „Ich weiß es nicht.“, antwortete Asuka. Eine Stimme in ihrem Kopf fragte: //Warum sagst du es ihr nicht? Es ist doch so leicht.// In Gedanken antwortete Asuka: //Weil ich ihre Reaktion kenne.// „Asuka, kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?“, fragte Saiyuki ernst. Asuka nickte andeutungsweise und stand auf. Dann folgte sie ihrer älteren Schwester ein Stück, bis diese anhielt. Blitzartig schlug Saiyuki nach Asuka, doch die rothaarige wich elegant aus. „Du kannst mich nicht vertreiben. Wenn du mich tötest, dann tötest du auch unsere Schwester.“, die Stimme, die aus Asuka sprach, war nicht ihre eigene. „Shigo… warum?“ Asukas Blick wurde traurig. „Hast du es nie mitbekommen? Ich war immer allein. Meine einzigen Freunde waren meine immer nur Bücher gewesen, doch davon hatte ich viele.“ Asuka bewegte sich wie, als würde sie von jemandem gesteuert werden. Shigo. Langsam bewegte sich Asukas Körper auf Saiyuki zu. „Unsere Schwester verfällt der Dunkelheit.“ Dann war er verschwunden. Asuka starrte die andere rothaarige mit angsterfülltem Blick an. „Was ist passiert?“ Doch Saiyuki ging nicht auf diese Frage ein, sondern sagte: „Erzähl mir alles.“ Eine Stunde später hatte Asuka ohne Unterbrechung alles erzählt. Saiyuki hatte schweigend zugehört, als sie das Schwert nehmen wollte, verbrannte sie sich. „Wie ich es mir gedacht habe.“, murmelte die ältere. Asuka schien erleichtert aus, darüber, dass sie sich endlich alles von der Seele hatte reden können. Obwohl Shigo in ihrem Inneren heftig dagegen protestiert hatte. Saiyuki sah ihre jüngere Schwester nachdenklich an, dann sagte sie: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten, ihn loszuwerden.“ Asuka seufzte. „Und die wären?“ Kurz sah Saiyuki sie an, dann starrte sie auf den Boden. „Entweder du gehst Shigos Körper suchen oder er muss mit dir sterben.“ Asuka schluckte. Sie entfernte sich ein Stück, dann sagte sie leise: „Ich werde ihn suchen gehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)