Doomed to Death von miau-miau (Akito x Yuki/Hatori) ================================================================================ Prolog: "Gott" -------------- Es war ein warmer Sommertag gewesen. Die Luft hatte den ganzen Tag vor Hitze geflimmert und kein einziger Lufthauch hatte sie durchzogen. Jetzt kühlte es langsam wieder ab. Der Tag neigte sich seinem Ende zu. In einem der unzähligen Zimmer, des riesigen Haupthauses der Familie Soma, saß ein junger, sehr zierlicher Mann auf dem breiten Sims des weitgeöffneten Fensters. Seine dunklen, ausdruckslosen Augen schauten gelangweilt dem Farbspektakel der untergehenden Sonne zu. Sein Name war Akito. Akito hatte sein Kinn in die Hände gestützt und seufzte hin und wieder leise. Auch der prächtigste Sonnenuntergang konnte ihn nicht von seiner Langeweile erlösen. Er wandte sich vom Fenster ab und begann ungeduldig in seinen ausschweifenden Räumlichkeiten auf und ab zu gehen. Unruhig glitten seine Augen durch das Zimmer. Streiften hohe Schränke und kleine Kommoden, zwar in einfachem Stil gehalten, doch das auf Hochglanz polierte dunkle und edel wirkende Holz ließ auf den Wohlstand des Besitzers schließen. Kleine delikate Porzellanfigürchen waren von fachkundigen Händen sorgsam in kleinen Gruppen verteilt worden. Dem Wissenden erzählten sie ein Märchen, auf dem die alte Tradition der Somas beruhte. Ja, ihr ganzes Leben war nach diesem Märchen ausgerichtet. Sie hatten es vollkommen verinnerlicht und waren selbst ein Teil des Mythos geworden. Doch sie hatten einen hohen Preis dafür zu zahlen, ein Preis, dessen Last sie fast erdrückte und sie mehr in Hass denn in Liebe zusammenhielt. Akito schmerzte allein der Anblick dieser unbeweglichen Figuren. Schon oft hatte er sie einfach wegschmeißen wollen, doch nie hatte er den Mut finden können. Was würde passieren, wenn er die Ketten zerbrach, welche ihn und seine Familie vereinte? Wenn er das Netz zerriss, in dem sie alle eingewickelt und miteinander verschnürt waren? Zeit seines Lebens war dieses Band das Einzige gewesen, was er gehabt hatte. Er besaß es; diese Familie war sein Eigentum, sein Besitz. Er war ihr Herrscher und war für ihr Schicksal verantwortlich. Achtlos huschte sein Blick über die bedeutungsvollen Figuren, kleine grazil gestaltete und fein bemalte Tiere. Immer wieder blieb er an der großen Uhr haften. Die Zeit wollte heute einfach nicht vergehen. Es gab nichts, was diese allumfassende Langeweile vertreiben konnte, die ihn jeden Tag aufs Neue erfasste und ihn lähmte. Er fühlte wie er immer träger und immer stumpfer wurde. Er konnte sich zu nichts aufraffen und wenn er stundenlang, so wie heute, am Fenster saß, konnte er sich noch nicht mal dazu durchringen genauer die Umgebung zu beobachten. Stundenlang starrte er auf den selben Punkt ohne etwas zu sehen. Von den Leute, die an ihm vorbeigingen, nahm er nicht viel mehr als dunkle, vorbeiziehende Schemen war. Auch sein Kopf war in solchen Momenten völlig leer. Er dachte an absolut gar nichts. Einzelne Gedanken schwebten vor seinem inneren Auge, doch er machte sich nicht die Mühe sie festzuhalten und sie bewusst zu denken. Vielleicht würde Hari heute etwas früher kommen und etwas Schwung in seinen gewohnten Tagesablauf bringen. Hari war der Familienarzt und sein persönlicher Leibarzt, da er körperlich geschwächt war und daher schon eine leichte Erkältung gefährlich sein konnte. Deshalb wurde er regelmäßig untersucht und Hari kam täglich vorbei, um nach ihm zu schauen. Auch wenn er wusste, dass Hari die Pünktlichkeit in Person war und auf keinen Fall früher kommen würde, war es genau das, was er sich zur Zeit wünschte. Doch Hari würde weder früher kommen als verabredet, noch später. Wieso sollte er auch? Er, Akito, hatte ihm schließlich nichts als Schmerzen bereitet. Es kam niemand früher, wenn er in seinen Besuchen nur die Erfüllung von Pflichten sah. Hari... In Gedanken nannte er ihn immer noch so. Dabei war es doch schon längst vorbei zwischen ihnen. Ihr kleines Techtelmechtel lag in der Vergangenheit. Akito hatte schließlich eigenhändig dafür gesorgt, dass Hatori ihn für immer verabscheuen würde, indem er sein Auge verletzte und ihn zwang seiner Geliebten das Gedächtnis zu löschen. Wieso also versetzte ihm der Gedanke an Früher immer noch einen Stich ins Herz? Wieso freute er sich jeden Tag erneut darauf, dass Hatori zu ihm kam? >Hasse ihn!!< Das befahl ihm sein Kopf, aber dennoch – er konnte ihn einfach nicht hassen. Oh ja, er hatte ihn gehasst! Damals, als er ihm beinahe das Augenlicht genommen hatte, in dem Moment hatte er gehasst wie noch nie in seinem Leben. Er hatte sich zutiefst verletzt und gedemütigt gefühlt. Hatori hatte einem stinknormalen Weibsbild den Vorrang gegeben. Er hatte ihn einfach sitzen gelassen und wollte diese Kana heiraten. An ihn hatte er keinen einzigen Gedanken mehr verschwendet. Er war sich wie ein Ding vorgekommen, dass man nach Lust und Laune benutzte und danach wieder in eine Ecke zurückstellen konnte. Er hätte Kana am liebsten umgebracht und Hatori gleich dazu! Doch... Mit der Zeit wurde das Gefühl des Hasses und der Drang nach Vergeltung weniger stark und verschwanden schließlich ganz. Zurück blieben nur die Enttäuschung, weil Hatori ihn betrogen hatte, und die Traurigkeit, dass er ihn verlassen hatte. Nun war er wieder allein. Er hatte schon wieder alles verloren, was ihm wichtig war. Wie immer. Er fühlte sich so einsam wie noch nie in seinem Leben. Und auch, dass diese vermaledeite Kana, die ihm seinen Hatori weggenommen hatte, jetzt weg war und einen Anderen geheiratet hatte änderte nichts daran. Akito schüttelte energisch seinen Kopf und riss sich aus seinen unangenehmen Erinnerungen. Nein, an so etwas wollte er jetzt nicht denken. Er ging zu dem Schrank, der einen gut sortierten Bestand an exklusiven alkoholischen Getränken enthielt. Ohne lange zu überlegen entnahm er ihm eine Flasche Hochprozentigen und schenkte sich ein Gläschen ein. Tja, es war schon praktisch das Oberhaupt einer wohlhabenden Familie zu sein. Ein schiefes Grinsen zierte sein Gesicht. Er konnte sich allen möglichen Luxus leisten. Und alle gehorchten und katzbuckelten vor ihm. Sie versuchten ihn in allen Beziehungen zufrieden zu stellen aus Angst vor seiner launischen Natur und der sicher folgenden Strafe. Er war Gott in seiner eigenen Welt und konnte tun und lassen was er wollte. Akito ließ sich auf die Couch fallen, lehnte sich gemütlich zurück und nippte ab und zu an seinem Getränk. Er ließ seine Gedanken abschweifen, aber achtete genau darauf, dass er nicht wieder in diese depressive Richtung zurückfiel. Yuki... Ja, genau Yuki war gut! Wenn er nur an ihn dachte, spürte er schon dieses vertraute Ziehen in der Lendengegend. Yuki hatte wirklich alles getan, was er von ihm verlangt hatte. Er erinnerte sich, wie demütig Yuki vor ihm gekniet hatte, das hübsche Gesichtchen leicht gerötet, die Augen dunkel, von Tränen verschleiert und von Panik erfüllt, am ganzen Körper zitternd. Deutlich konnte er sich an das triumphierende Gefühl erinnern, als er, die Hand in Yukis Haaren, ihn gezwungen hatte sein bestes Stück in den Mund zu nehmen. Er hatte ihm befohlen es ihm mal so richtig zu besorgen. Akitos Hand fand schnell den Weg unter seinen Kimono und schob ihn auseinander. Wie immer hatte er nichts weiter darunter an. Er umschloss sein Glied während er seine Gedanken schweifen ließ. Erste Lusttropfen bildeten sich schon auf der Spitze. Er war immer wieder selbst erstaunt, wie geil ihn dieser kleine Dummkopf werden ließ. Damals hatte sich Yukis warmer, feuchter Mund um ihn geschlossen. Er hatte sich nur mühsam beherrschen können, um nicht sofort zu kommen. Doch er hatte sich nicht zurückhalten könne ein paar mal in diese süße, kleine Höhle zu stoßen. Dabei ratschten Yukis Zähne immer wieder an seinem Schaft entlang, was ihm kalte und heiße Schauer den Rücken hatte hinunterlaufen lassen. Akito zitterte vor Erregung. Er biss sich auf die Lippen, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Seine Hände umschlossen sein steifes Glied fester. Er drückte sich in die Kissen zurück und versuchte angestrengt die Bilder von Yuki möglichst real vor seinen Augen erscheinen zu lassen. Als Yuki dann zögernd begonnen hatte leicht zu saugen, hatte er sich wie im Paradies gefühlt. Und er hatte sich gefragt: woher konnte Yuki das? Dieser unschuldige, unberührte Junge war perfekt! Er besaß anschmiegsame, weiche Lippen, die ihn sanft und dennoch fest umschlossen und eine unglaublich bewegliche Zunge, die geschmeidig sein Prunkstück umspielte. Mal stupste sie frech gegen ihn, kitzelte ihn spielerisch an der empfindlichen Spitze und dann wieder leckte sie über seine ganze Länge. Seine Zähne, die ihn hin und wieder leicht kniffen und zwickten hatten ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben. Akito ließ sich von seiner Lust gefangen nehmen, die ihn blind und taub werden ließ für alles, was um ihn herum geschah. Er warf den Kopf in den Nacken und ein lautes Stöhnen drang aus seinem Mund. Sein Körper spannte sich an und bäumte sich auf; mit einem kurzen Aufschrei kam er in seiner eigenen Hand. Am ganzen Körper zitternd ließ er sich erschöpft zurück sinken. „Ähem!“ Ein kurzes, höfliches Räuspern, das aus Richtung Tür kam, ließ Akito erschrocken auffahren. Dabei fiel sein Kimono von selbst wieder in die Richtige Position zurück und verdeckte seine Blöße. Scheiße, da war jemand! Wer hatte es gewagt einfach ungebeten in seine Privatgemächer einzudringen. „Ha- Hatori, ich äh-- …” Oh nein, nur nicht das. Er wollte nicht, dass ihn irgendjemand in diesem jämmerlich schwachen Zustand sah. Und schon gar nicht Hatori! Er wusste, ihm würde er nichts vormachen können. Sein Atem ging keuchend und sein Gesicht war bestimmt weit von seiner üblichen blassen Farbe entfernt. Und erst diese schmutzige Angelegenheit auf dem Sofa und seinem Kimono. Nein, es war unübersehbar, was hier stattgefunden hatte. „Geh!“, stieß er in eiskaltem Ton hervor. Nur jemand, der ihn genau kannte, hätte das leichte Zittern in seiner Stimme feststellen können. Hatori drehte sich um und verließ schweigend das Zimmer. Akito ließ sich schwer auf das Sofa niederfallen und schloss erschöpft die Augen. Sein Atem ging immer noch stoßweise und wie immer danach hatte ihn seine Kraft verlassen. Er war noch nicht einmal in der Lage sich selbst und die Wohnung sofort zu säubern. Er würde immer zu schwach für alles sein. So war es immer gewesen und so würde es immer sein. Es fiel ihm immer schwerer Luft zu holen. Na super, jetzt noch ein Anfall und er war erledigt. Von draußen näherten sich Schritte. Er wollte sich aufrichten, aber ein Schwindelanfall hinderte ihn daran. Er schloss gequält die Augen. Waren das für heute nicht genug Blamagen gewesen? Als er die Augen wieder öffnete, kniete Hatori vor ihm. „Was- ?!“ Weiter kam er nicht, denn ein warmer, feuchter Lappen begann sanft seine klebrigen Finger zu säubern. „Hatori, lass das!“, kam es abwehrend von Akito. Dieser stoppte seine Tätigkeit und sah ihn kurz prüfend an. Dann wendete er sich wortlos dem verdreckten Sofa zu. Akito lehnte sich ausgelaugt zurück und genoss die aufgekommene Stille. Im Moment war ihm wirklich alles egal; sogar dass Hatori ihn erwischt hatte. Seinetwegen konnte der Arzt auch das gesamte Haus auf Hochglanz bringen, wenn es ihm Spaß machte. Hauptsache er fasste ihn nicht an. Nach einer Weile wunderte er sich jedoch über die Stille. Selbst das monotone Scheuern des Lappens, das ihn beinahe hätte einschlafen lassen, hatte aufgehört. Plötzlich fühlte er, dass Hände seinen Kimono öffneten und ihn von seinen Schultern gleiten ließ. „Hatori, was hast du vor?“, fragte Akito mit einem Hauch von Panik in der Stimme. „Keine Sorge. Ich habe nichts unanständiges mit dir vor“, sagte die dunkle Stimme des Arztes mit einem kleinen Lachen in ihr. Träge öffnete Akito seine Augen, welche er die ganze Zeit über geschlossen gehalten hatte. „Das sieht aber ganz anders aus.“ Akito spürte, dass ihm eine Hitzewelle ins Gesicht schoss. Argh, jetzt wurde er auch noch rot. Aber wieso zum Kuckuck musste Hatori auch nackt sein!? Jetzt beugte Hatori sich über ihn und hob ihn hoch. Instinktiv schlang Akito seine Arme um dessen Hals. „Was hast du vor Hatori?“, fragte noch einmal. „Baden“, war die Antwort. „Hä?“, gab Akito, nicht sehr intelligent, von sich. Da waren sie auch schon im Badezimmer angekommen. Die Luft, die ihnen entgegenschlug, war warm und mit angenehmen Duftölen angereichert. Der Geruch von Schaumbad stieg ihm in die Nase. Hatori hielt ihn noch immer in den Armen, als er in die Wanne stieg und sich in das angenehm warme Wasser gleiten ließ. Kapitel 1: "Der Narr" (Teil 1) ------------------------------ „Hnn, lass das Hatori. Ich will schlafen.“ „Später. Du bist mein Patient und als dein Arzt verordne ich, dass du erst mal baden musst, um nicht krank zu werden.“ „Na schön. Aber das kann ich auch allein. Ich bin kein kleines Kind mehr.“ „Aber so hilflos wie eines.“ „Bin ich nicht!“ Hatori antwortete nicht, sondern tauchte stattdessen den Schwamm ins Wasser und ließ ihn sanft über Akitos Haut gleiten. Der Kleinere seufzte wohlig und lehnte seinen Kopf an Hatoris Brust. Der Arzt fuhr mit seiner leichten Massage fort. Er lächelte wehmütig; wenn Akito nicht so weggedriftet wäre, würde er sich nie so vertrauensvoll an ihn kuscheln. Er ließ zusätzlich zu dem Schwamm ab und zu seine Hände über Akitos weiche Haut fahren und musste unwillkürlich lächeln, als dieser daraufhin zu schnurren anfing und sich noch näher an ihn drängte. „Süß, wie ein Kätzchen...“ „...bin nicht süß...keine Katze...“, schnuffelte Akito schläfrig. „Keine Katze? Na dann ein kuscheliger Hundewelpe.“ „Nein!“ Akito richtete sich ruckartig auf, dabei setzte er sich, zum Glück vom Wasser abgedämpft, auf ein bestimmtes empfindliches Körperteil von Hatori. „A- Akito, könntest du bitte...?“ Aber Akito antwortete nicht. Sein Körper sackte in sich zusammen und sein Kopf sank nach hinten über. „Akito-san, was hast du?” Wieder erhielt er keine Antwort. Hatori durchfuhr einen gewaltigen Schreck. Er lebte doch wohl noch!? Ah ja, er atmete und der Puls schlug zwar schwach aber regelmäßig. Er hob den Bewusstlosen aus dem Wasser und wickelte ihn sorgsam in ein großes, flauschiges Handtuch ein. Dann trug er ihn in sein Bett, wo er ihn erst mal gründlich untersuchte. Erleichtert stellte er fest, dass nur sein Blutdruck etwas zu niedrig war, aber dass er ansonsten okay war. Die vorige Anstrengung verbunden mit dem Liegen in dem warmen Wasser war er wohl etwas zu viel für seinen ohnehin geschwächten Kreislauf gewesen. Mit ein bisschen Schlaf würde er wieder fit sein. Na ja..., so fit wie es halt ging in seinem Zustand... Hatori runzelte besorgt die Augenbrauen: Akitos gesundheitlicher Zustand war wirklich bedenklich. Er wurde immer schwächer. Solche körperlichen Anstrengungen wie vorhin sollte er besser unterlassen. Aber... SO etwas konnte ihm doch nicht verbieten! Er strich ihm sanft die nassen Strähnen seines kohlrabenschwarzen Haares aus dem Gesicht. ‚Wenn er schläft sieht er immer so friedlich und unschuldig aus...’ Manchmal wünschte er sich wirklich die alten Zeiten zurück. Sicher, er hatte Kana geliebt und was Akito ihr angetan hatte war schrecklich gewesen. Aber andererseits hatte er sich auch über Akitos Reaktion gefreut. So verrückt es klang, aber dadurch hatte er ihm bewiesen, dass er ihm nicht egal war. Er fragte sich wieso er sich überhaupt für Kana entschieden hatte. Eigentlich war er doch glücklich mit Akito gewesen. Doch es war immer eine kleine Unsicherheit dabei gewesen, ob das Oberhaupt ihn vielleicht nur benutzt, um seine Triebe zu befriedigen. Mit Kana war es da ganz anders. Sie hatte ihm bei jeder Gelegenheit versichert wie sehr sie ihn liebte. Außerdem hatte er Angst gehabt, dass ihre Beziehung nicht akzeptiert werden würde. Immerhin waren sie beide Männer und entsprachen damit nicht den Normvorstellungen. Er hatte gewusst, dass er sich irgendwann zwischen Kana und Akito entscheiden musste. So war seine Wahl auf Kana gefallen, was ihm zu der Zeit als die einzig richtige Entscheidung schien. Heute jedoch dachte er anders darüber. Er bereute seine Wahl und wünschte, er hätte sich anders entschieden. Vielleicht hätte er mit Akito glücklich werden können, was mit Kana unmöglich war, da immer noch der Fluch zwischen ihnen gestanden hätte. Es war ihm unmöglich von einer Person des anderen Geschlechts umarmt zu werden, ohne dass er sich in sein Eto verwandelte. Außerdem hätte er sich und den anderen Familienmitgliedern möglicherweise viele Schmerzen ersparen können. Nun hatte er seine Chance verpasst. Akito würde ihn nie wieder an sich heranlassen. Sein Stolz würde niemals zulassen nur zweite Wahl zu sein. Als Akito aufwachte fühlte er sich bedeutend besser, als zuvor. Er konnte sich allerdings nur noch daran erinnern, dass er mit Hatori gebadet hatte, wie er jedoch in sein Bett kam war ihm schleierhaft. Als er daran dachte, dass Hatori einfach über seinen Kopf hinweg entschieden hatte, stieg ihm vor Ärger das Blut in die Wangen. So etwas konnte er nicht dulden! Kaum zeigte er eine Schwäche wurde sie von den Anderen ausgenutzt... Okay – Badewanne. Und was kam danach? Er wusste es nicht. Wahrscheinlich war er mal wieder ohnmächtig geworden. Gut, dass Hatori da gewesen war, sonst wäre er womöglich ersoffen... Äh nee, Moment mal. Da war doch was – HA-TO-RI!!! Oh nein! Nicht genug, dass Hatori ihn in diesem jämmerlichen Zustand gesehen hatte. Er hatte auch den Grund für seine Schwäche gesehen. Er hatte... Wie viel hatte er eigentlich gesehen; wie lange hatte er an der Tür gestanden und zugeschaut!?! So langsam fing sein Gehirn wieder an zu arbeiten und zum zweiten mal schoss ihm das Blut ins Gesicht. Mit einem Seitenblick sah er zu Hatori und war froh, dass dieser ruhig schlief. Was machte der Idiot überhaupt hier? Wieso lagen sie hier zusammen in seinem Bett? Er konnte sich nicht erinnern ihm erlaubt zu haben bei ihm zu schlafen. Na ja, auch egal. Er stand mit einem Ruck vom Bett auf. Prompt wurde ihm schwindelig und er sank auf das Bett zurück. Tief durchatmend versuchte er noch mal aufzustehen. Langsam und vorsichtig, Stück für Stück und dann – stand er! Zwar schwankend wie ein Baum im Wind, aber wenigstens er fiel nicht sofort wieder um. Er wartete ungeduldig darauf, dass das Schwindelgefühl nachließ. Dann stakste er ein wenig unbeholfen, auf wackeligen Beinen in Richtung Küche. Als er glücklich dort angekommen war machte er sich erst mal einen starken Kaffee. Den verfeinerte er mit einem guten Schuss Rum, um seine Lebensgeister wieder anzuregen. Während er gedankenverloren an der Theke stand und seinen Kaffee schlürfte, trat Hatori leise hinzu. „Akito-san, du solltest besser im Bett bleiben...“ „Mh.“ „Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten – komm mit!“ Er nahm ihm den Becher aus der Hand und zog ihn mit sanfter Gewalt in sein Bett zurück. Bei den nun folgenden, Untersuchungen stellte er fest, dass Akito wirklich ernsthaft krank war. Er hatte fast 40°C Fieber! „Akito, du bleibst erst mal im Bett liegen“, begann er seine ärztlichen Anweisungen zu geben. „Ruh dich aus. Schlaf am besten ein bisschen. Und ganz wichtig, du musst viel trinken! Und außerdem bla, bla, bla... Und merke dir rhababar, rhababar, rhababar...!“ So fuhr er noch eine ganze Weile fort bis er bemerkte, dass Akito schon längst wieder eingeschlafen war. Hatoris Gesicht nahm einen empörten Ausdruck an. Er war also eine Schlaftablette?! Gut, dass er endlich die Wahrheit wusste – Und gut, dass er das verkraften konnte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er hatte Akito noch nie ernsthaft böse sein können, egal, was dieser auch getan hatte „Hatori, was machst du denn da? Ist Akito-san schon wieder krank?“ Momiji kam fröhlich wie immer ins Zimmer gehüpft. „Shhht! Nicht so laut. Siehst du nicht, dass Akito schläft? Was willst du eigentlich hier?“ „Gomen ne. Ich wollte nur mal nach dir sehen. Du warst die ganze Nacht nicht da,“ sagte Momiji mit etwas gedämpfterer Stimme und zog eine beleidigte Schnute. „Schon gut. Du siehst ja, dass Akito krank ist. Und da du schon mal hier bist, kannst du dich jetzt auch nützlich machen. Hol bitte eine Schüssel mit Wasser; aber eiskalt! Am besten du treibst ein paar Eiswürfel auf. Und ein paar Handtücher bringe bitte auch mit.“ „’Kay!“, zwitschert Momiji und hüpfte fröhlich Richtung Küche. Kurz darauf war ein lautes Klirren und Scheppern zu hören. Ein lauter Knall folgte, dann Wasserrauschen und Spritzen und dazu Momijis mädchenhaftes Gequietsche. „Oh nein, nicht schon wieder.“ Hatori fasste sich mit leidender Miene an den Kopf. „Überall, wo dieses hyperaktive Kind auftaucht, sorgt er garantiert für Chaos, Unordnung und meine Migräne.“ Seufzend ließ er sich am Bettrand nieder. Er wagte es nicht Momiji nach zu gehen, denn Unordnung hatte immer seine schrecklichen Kopfschmerzen zu Folge. Sollte eins der Dienstmädchen das wieder in Ordnung bringen. Endlich, nach einer sehr lauten Ewigkeit, erschien Momiji wieder. Zwar war er nass bis auf die Knochen, aber das schadete seiner guten Laune nicht im geringsten. Mit kindlicher Freude präsentierte er stolz die mitgebrachten Sachen. Mit einem knappen Nicken dirigierte Hatori die Sachen auf das Tischchen neben dem Bett. Momiji setzte sich, ausnahmsweise mal wirklich leise, auf einen Stuhl. Er wusste, dass Hatori sehr unangenehm werden konnte, wenn er bei seiner Arbeit gestört wurde. Vor allem, wenn es um Akito ging. Er verstand wirklich nicht, was der Arzt an Akito fand. Der war doch immer nur schlecht gelaunt und ließ das an den anderen aus. Hatori beugte sich konzentriert über Akito, während er ihm kalte Wadenwickel machte, um das Fieber zu senken. Schlussendlich legte er ihm noch einen kühlen Lappen auf die heiße Stirn. Dann erhob er sich schweigend und ging in die Küche. Dort werkelte er ein wenig herum und kam schließlich mit einer Kanne dampfenden Tees heraus. „Momiji, ich muss für eine Weile weg. Traust du dir zu, ein wenig auf Akito aufzupassen? Auf dem Nachtisch steht alles was du brauchst. Wenn er aufwacht, versuch ihn dazu zu bringen etwas zu trinken. Und pass auf, dass er liegen bleibt. Kannst du das Momiji?“ „Äh i-ich glaub schon...“ Momiji schaute Hatori, der schon aus dem Raum geeilt war, verdutzt nach. Er kratzte sich verwirrt am Kopf. Was war bloß mit Hatori los. Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich so übereilt seinen Patienten zu verlassen. So kannte er ihn gar nicht. Normalerweise war er immer die Ruhe in Person. Eine Bewegung vom Bett her erweckte seine Aufmerksamkeit und er wand sich Akito zu. Dieser war inzwischen aufgewacht. Neugierig ging er zu ihm hin. Er hatte von den Anderen Familienmitgliedern gehört, dass Akito oft krank war und dass er sehr auf sich aufpassen musste. Aber immer, wenn er Akito traf schien es diesem gut zu gehen. Er hatte Hatori schon öfter gefragt, ob er nicht mal mitkommen könne zu den regelmäßigen Untersuchungen. Doch das hatte Hatori stets unterbunden. Er würde nur stören und Akito noch kranker machen, hatte er gemeint. Das wollte Momiji natürlich nicht und so näherte er sich jetzt außerordentlich vorsichtig dem Kranken. Akito lag nur da und sah ihn unverwandt an ohne ein Wort zu sagen. Momiji fragte sich, was er wohl jetzt gerade dachte. Vorsichtig schenkte er den warmen Tee in einen Becher ein und reichte ihn Akito. „Hier. Ha-san hat gesagt, du sollst etwas trinken.“ Akito nahm ihm wortlos den Becher ab und setzte, Momiji immer noch durchdringend musternd, zum trinken an. Plötzlich verschluckte er sich und begann so heftig zu husten, dass der Tee auf die Bettdecke kippte. Momiji sprang erschrocken zu ihm hin und brachte erst mal den Becher in Sicherheit. Besorgt betrachtete er Akito, dessen zierlicher Körper immer noch vom Husten durchgeschüttelt wurde. Er hoffte sehr, dass sich das jetzt nicht zu einem Anfall entwickeln würde. Aber das Husten ließ einfach nicht nach, im Gegenteil es wurde zusehends schlimmer. Momiji stand hilflos vor dem Bett. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Wo war Hatori, wenn man ihn brauchte!? Lange würde Akito diese Hustenattacke nicht mehr durchhalten, das war ihm klar. Er bekam ja kaum noch Luft. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen und aus den zusammengekniffenen, von schwarzen Haarsträhnen fast vollständig verdeckten Augen liefen Tränen seine Wange hinab. Er gab ein Bild des Jammers ab. Momiji musste irgendetwas tun, um zu verhindern, dass Akito erstickte. Aber was? Vielleicht sollte er ihm auf den Rücken klopfen. Das half doch normalerweise immer in solchen Fällen. Vorsichtig näherte er sich Akito und hoffte, dass er nichts Falsches tat. Gerade er als zaghaft die Hand hob, wurde er von Akitos Stimme aufgehalten. „W-was-ser,“ brachte er mühsam hervor. Momijis Hand erstarrte augenblicklich in der Luft. Dann beeilte er sich das Gewünschte an Land zu bringen. Doch Akito war nicht in der Lage das Glas selber zu halten, so stark zitterten seine Hände. So kletterte er neben Akito aufs Bett und versuchte, die eine Hand stützend im Rücken und mit der anderen Hand das Glas an Akitos Lippen hebend, dem Kranken etwas von dem kühlen Nass einzuflößen. Das gelang ihm jedoch nur teilweise. Ein Großteil des Wassers landete auf dem Bett. Doch der Kleine ließ in seinem Bemühen nicht nach und hatte schließlich eine beachtliche Menge Wasser in den Magen seines Patienten gebracht. Erschöpft setzte er sich auf und betrachtete fast schon stolz sein Werk. Der Hustenanfall hatte tatsächlich aufgehört und er hatte Akito gleichzeitig dazu gebracht etwas Flüssigkeit aufzunehmen. Aber das Bett war arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Es war von Tee und Wasser durchnässt. Außerdem sah es so unordentlich aus, als hätten die zwei dort einen Ringkampf ausgefochten. Ein unordentliches und dazu noch nasses Bett war wohl nicht unbedingt eine gute Voraussetzung um gesund zu werden. „Ähm, Akito-san?“, fragte Momiji vorsichtig. Er hatte ein bisschen Angst vor dessen Reaktion, denn mitunter reagierte er ein bisschen über. Als aber überhaupt keine Regung von Akito kam, wurde er unruhig und hibbelte nervös auf dem Stuhl herum. Das bescherte ihm wiederum einen stechenden Blick von Akitos Seite. „Akito-san! Das Bett, nun ja, ich- äh, muss es neu beziehen und deshalb ähm – könntest du bitte mal kurz woanders hingehen? Dauert nicht lange. Nur ganz kurz, ehrlich!“ Wieder fühlte er sich von Blicken durchbohrt und wieder erhielt er keine Antwort. Doch dann bewegte sich Akito. Wurde auch Zeit! Dieses ganze Starren hatte Momiji schon ganz irre gemacht. Akito setzte sich langsam auf; es schien ihm große Mühe zu bereiten. Momiji sprang eifrig herbei: „Warte, ich helfe dir!“ Akito winkte ihn mit einer unwirschen Handbewegung ab: „Fass mich nicht an du Rotzlöffel!“ „A-aber... Akito, ich...“ Es tat ihm weh mit ansehen zu müssen, wie Akito sich abquälte. Er war erleichtert, als Akito sich endlich auf einem Sessel niederließ. Er hüllte ihn schnell noch in eine warme Decke ein, bevor er sich daran machte das Bett neu zu beziehen. Kapitel 2: "Der Narr" (Teil 2) ------------------------------ Momiji gähnte herzhaft und streckte seine Glieder. Daraufhin rollte er sich wieder zusammen, mümmelte wohlig vor sich hin und ließ sich von den Schwingen des Schlafes sanft in eine andere Welt tragen. ---*PING*--- Momiji sprang vor Entsetzen fast an die Decke, als zu ihm durchdrang WAS er da gerade tat. Er war bei Akito! Was hatte er sich nur dabei gedacht; er konnte doch jetzt nicht einfach pennen! Seine Aufgabe war es auf Akito zu achten, nicht zu ratzen. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass er wohl nur für ein paar Minuten eingenickt war. Akito dagegen schien friedlich zu schlafen. Momiji stand auf und wollte gehen. Er wusste, jetzt könnte er nicht mehr einschlafen und wenn er blieb würde er laut sein und den Anderen wecken. Und er wusste ebenfalls, dass für Akito im Moment Schlaf extrem wichtig war. Deshalb beschloss er seine Wache draußen fortzusetzen. Also schlich er auf Zehenspitzen vorsichtig zur Tür. Gerade als er im Begriff war den Raum zu verlassen, ließ ihn ein leises Wimmern innehalten. Er drehte sich langsam von der Tür weg zu Akito hin. Dieser lag, das Gesicht ihm zugewandt, mit weit aufgerissenen, fiebrig glänzenden Augen im Bett und sah ihn an. Auf seinem Gesicht spiegelte sich große Furcht wieder. „Geh nicht weg...lass mich nicht allein!“ Unsicher und kläglich verhallten die Worte in der Stille der Nacht. Angstvoll streckte Akito ihm die Arme entgegen. „Komm...“, flüsterte er heiser. „A...kito“, hauchte Momiji. Wie von einem Magneten angezogen glitt er auf Akito zu. Er umschloss Akitos kalte Hände mit seinen eigenen. Wärmte sie. Streichelte sie. Eine Träne rollte seine Wange hinunter und tropfte auf ihre verschlungenen Hände. Er versuchte ihm mit seinen Worten den Trost zu geben, den der andere so dringend zu brauchen schien. Er wollte ihm die Angst nehmen und seine Schmerzen lindern. „Shht...ist schon gut Akito. Es ist alles in Ordnung. Du bist nicht allein. Ich bin ja bei dir. Hab keine Angst ich lass dich nicht allein. Ich bleibe so lang du willst. Ich werd die ganze Nacht aufpassen, dass dir nichts geschieht. Und jetzt versuch zu schlafen... Ich bin bei dir...“ Aber anstatt dass Akito sich beruhigte, umarmte er Momiji und zog ihn zu sich hinunter. Er drückte ihn immer fester in seinen Armen und nahm ihm damit fast die Luft zum Atmen. Momiji spürte, wie er am ganzen Körper zitterte. Eine Hand verkrallte sich schmerzhaft in seinen Haaren. Das Gesicht tief in Momijis Klamotten vergraben flüsterte er kaum vernehmbar: „Bitte bleib bei mir. Mir ist so kalt. Ich habe Angst...bitte! – Nein!“ Er stieß Momiji von sich. „Ich weiß – auch du wirst gehen. Alle gehen weg von mir. Keiner versteht mich. Es interessiert niemanden, wie es mir geht. Ich bin wertlos für sie. Und wenn ich tot bin, wird es ihnen egal sein. Sie werden erleichtert sein, dass ich nicht mehr da bin.“ Akito schluchzte jämmerlich auf. „Bitte bleib hier und halt mich fest. I –ich kann nicht mehr. Ich hab niemanden. Niemanden! Ich bin ganz allein. Nicht mal Hari ist geblieben...“ „Nein... – NEIN!! Du bist nicht allein!“ Nun weinte Momiji richtig. Tränen kullerten seine Wange hinunter. Er zog Akito zu sich heran und nahm ihn in die Arme. „Du wirst nie mehr allein sein – nie mehr. Ich bleibe für immer bei dir... passe auf dich auf...“ Momiji streichelte sanft durch das Haar und flüsterte beruhigende Worte. Allmählich beruhigte sich Akito wieder und nach einer Weile schniefte er nur noch leise vor sich hin und kuschelte sich an Momiji. Der war bis ins Innerste seiner Seele getroffen. Nie hätte er gedacht, dass Akito so sehr litt. Er hatte sich nie sonderlich um ihn gekümmert. Hatte Angst vor ihm gehabt, wie alle. Aber jetzt... – war alle Angst wie weggeblasen. Er wollte ihm nur noch helfen. Ihn glücklich machen. Egal wie. Er zog Akito näher an sich heran und hielt ihn sanft mit seinen Armen umfangen. Mit Akito im Arm und dem Gedanken ihm zu helfen, schlief er schließlich ein und konnte nun ruhig bis zum nächsten Morgen durchschlafen. Als Hatori am nächsten Morgen hereinschneite, um Akito zu untersuchen, war er sehr überrascht bei dem Anblick des Bildes, welches sich ihm nun bot: Akito und Momiji lagen eng aneinander gekuschelt, friedlich schlafend, zusammen im Bett. ‚Zuckersüß’, befand Hatori für sich. Nachdem er die beiden noch eine Weile betrachtet hatte, machte er sich daran sie zu wecken. Er rüttelte sanft an Momijis Schulter. Verschlafen blinzelte dieser ihm entgegen. „Was’n lo~os?“, gähnte Momiji. „Wie geht’s Akito?“, fragte Hatori ohne jede weitere Einleitung. „Ähm..“ Momiji sammelte sich und antwortete dann in ernstem Ton: „Sein Fieber ist nicht weiter gestiegen. Aber sein psychischer Zustand scheint etwas instabil zu sein“ „Hm ja, das ist bei ihm oft so, wenn er krank ist. Ich hätte dich warnen sollen. Gomen nasai.“ „Schon gut.“, winkte Momiji ab, „Willst du ihn jetzt noch mal untersuchen?“ „Ja, natürlich – und Momiji, wenn du Akito helfen willst dann behalte, was auch immer er gesagt oder getan hat, für dich, OK?“ Momiji nickte zustimmend. Eine Pause entstand, während Hatori den immer noch selig schlummernden Akito untersuchte. Schließlich schaute er wieder auf. „Wieso bist du noch hier? Du solltest besser gehen.“ Mit einem Blick auf Momijis unentschlossenes Gesicht fügte er hinzu: „Außerdem würde es ihn bestimmt sehr aufregen, wenn er erfahren würde, dass du mit ihm in einem Bett geschlafen hast und das wäre nicht sehr gut für ihn.“ „Aber ich möchte hier bleiben Hatori, bitte, bitte, bitte! Ich störe auch ganz bestimmt nicht.“ Hatori zog eine Augenbraue hoch, als ob er dies nicht ganz glauben könnte, aber er sagte nichts. Momiji setzte sich still auf einen Sessel und schaute Hatori bei seinen Untersuchungen zu. „Hm, das Fieber ist gesunken. Das hast du gut gemacht Momiji. Ich denke in ein paar Tagen ist er wieder auf dem Damm.“ Einige Tage waren seitdem verstrichen. Akito ging’s wieder besser. (Richtig gesund war er ja nie.) Momiji hatte sein Versprechen wahr gemacht. Er wich nicht mehr von Akitos Seite und las ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Akito schien auch nichts dagegen zu haben von dem Kleinen so umsorgt zu werden. Andere Familienmitglieder waren weniger begeistert von dieser plötzlichen Zuneigung, insbesondere Shigure. Er war regelrecht eifersüchtig darauf, dass Akito Momiji bei sich duldete. Auch Hatori versuchte Momiji umzustimmen indem er sagte, Akito wäre ein schlechter Umgang für ihn. Aber Momiji verschloss Augen und Ohren und kümmerte sich unbeirrt weiter um Akito. Akito saß gerade mal wieder allein in seiner Wohnung und langweilte sich zu Tode. Da kam Momiji lautstark hereingestürmt. Obwohl Akito sein übliches grimmiges Gesicht zu Schau trug, war er innerlich erleichtert, dass der immer fröhliche Junge seine düsteren Gedanken vertreiben würde. „Ohayo, Akito-san! Rat mal was wir heute machen!“ Momiji sprang, anscheinend von Vorfreude überwältigt, in der Wohnung herum. „Hn.“ „Wir gehen heute Eisessen! Ich lade dich ein, weil mein Vater mir zu meinem Geburtstag Geld geschenkt hat. Er meinte, ich solle mit meinen Freunden was unternehmen. Aber ich will was mit dir machen.“ Akito schaute ihn fassungslos an. Niemals zuvor hatte jemand etwas mit IHM unternehmen wollen! Doch Momiji ließ ihm keine Zeit darüber nachzudenken, er zerrte ihn zur Tür und drängte ihn, endlich mitzugehen. „Los, jetzt komm, mach schon!“ Momiji zappelte ungeduldig herum. Und los ging’s. Zuerst führte Momiji ihn zu einem großen Kaufhaus. „Was willst du denn hier? Ich dachte du wolltest Eisessen gehen.“ „Ja klar, aber es macht mehr Spaß, wenn man zuerst etwas shoppt. Los komm, lass uns ein paar Klamotten anprobieren! Ach komm, zier dich nicht. Versuchs mal mit diesem Hemd hier und diese Hose dazu. Ab mit dir in die Umkleidekabine.“ Momiji selbst verschwand mit ein paar verrückten Klamotten in einer Kabine. Als er wieder herauskam, hatte er schwarze Hot Pants an, ein pinkes Netztop und darüber noch einen langen, schwarzen Ledermantel. Es gefiel ihm irgendwie. So wirkte er reifer als sonst. Er beschloss bei sich von nun an mehr solche Kleidung zu kaufen. Dann trommelte er Akito aus seiner Kabine, der sich aber standhaft weigerte herauszukommen. Schließlich zog Momiji einfach die Vorhänge auf, so das Akito gezwungen war herauszukommen. Momiji sah ihn prüfend an. Doch als er merkte, dass Akito dies unangenehm war hörte er schnell wieder auf. „Ne, Akito-san du siehst klasse aus!“ „So. Findest du.“, war Akitos Kommentar. Wirklich fand Momiji, dass Akito nicht nur klasse, sondern einfach nur umwerfend aussah. Er hatte eine schwarze Lederhose mit leichtem Schlag an, die man bis oben hin aufknöpfen konnte. Darunter blitzen ebenfalls schwarze Lederstiefel hervor, die bis unter die Kniekehlen gingen. Oben trug er ein weißes Tanktop. Eigentlich gehörten noch ein Paar Bikerhandschuhe dazu, aber die hatte Akito ausgelassen. „Können wir jetzt gehen?“, fragte Akito genervt. ‚Okay ich sollte es nicht zu weit treiben. Sonst springt er mir noch an die Kehle. Schade ich hätte ihn gern noch in ein paar mehr Outfits gesehen.’ Laut sagte er: „Okay, aber nur wenn ich dir das schenken darf.“ Er deutete auf Akitos Klamotten. „Na meinetwegen; wenn’s sein muss...“ Und er verschwand wieder in seiner Kabine. Als beide fertig umgezogen waren gingen sie zur Kasse, wo Momiji seine Kleider und die von Akito bezahlte. Dann schlenderten sie durch die Straßen. Akito: „Sag mal, wieso trägst du eigentlich immer so crazy Klamotten, Momiji? Ich meine, dass sieht manchmal ziemlich merkwürdig aus, was du dir so anziehst.“ Momiji, der eben noch in Gedanken versunken stumm vor sich hingelaufen war, hob den Kopf und erwiderte mit blitzenden Augen: „Das ist eben mein Stil. Ich zieh mich an wie es mir passt und wen ’s stört, der hat halt geloost! O – oder stört es etwa dich, Akito?“, fügte Momiji kleinlaut hinzu. „Nein, von mir aus kannst du dich auch in Lumpen kleiden.“ Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Dann fragte Akito etwas zögerlich: „Und was machen wir jetzt?“ „Na weiter shoppen natürlich!“ Mit einem Blick auf Akitos Gesicht sagte er schnell: „Nein, nein, keine Sorge, das war nur ein Scherz. Wir gehen jetzt Eisessen. Siehst du, da vorne ist schon 'ne super Eisdiele. Da gehen wir rein, ok?“ „Ja klar.“, sagte dieser erleichtert. Seine Lust zu shoppen war ihm gründlich vergangen. Er wollte auf keinen Fall noch mal in so ein stickiges Kaufhaus. Nachdem das Eisessen recht angenehm verlaufen war, gingen sie noch ein bisschen auf der schönangelegten Promenade spazieren. Inzwischen war es schon Abend geworden. Es dunkelte bereits. Nach und nach gingen die Lichter der Großstadt an. Die drückende Hitze des Tages war der angenehmen Kühle der Nacht gewichen. Eine leichte Brise wehte durch die Straßen. Hier und da blinkten schon die ersten Sterne am Himmel. Momiji deutete hinauf: „Sieh mal Akito, die Sterne!“ „Ja und, was ist damit?“, knurrte Akito. Sie sind wunderschön, nicht?“, meinte Momiji verträumt. „Ich weiß nicht was du daran so schön findest. Sie bescheren uns doch nur Ärger.“ „Ich glaube nicht, dass das etwas mit den Sternen zu tun hat. Es ist mehr zufällig, denke ich, dass wir uns gerade in Sternzeichen verwandeln. Es gibt ja auch noch andere Zeichen, zum Beispiel die europäischen. Das ist doch nur Zufall.“ „Vielleicht hast du recht. Aber ich mag die Sterne trotzdem nicht. Und ich versteh nicht was andere so toll daran finden. Romantisch sollen sie sein. So ein bullshit! Auf mich wirken sie eher kalt und abweisend aber doch nicht romantisch. Sie sind so weit weg und leuchten allein in den unendlichen Weiten des Universums, so wie jeder von uns seinen Weg alleine bestreiten muss. Wenn man sich auf andere verlässt hat man schon verloren.“ Akito hielt inne und schaute zu Momiji, der ihm erstaunt lauschte. „Wow!“, brachte dieser atemlos hervor. „Ich wusste gar nicht, dass du so romantisch sein kannst.“ Akito sah ihn komisch an. „Bist du dir sicher, dass mit deinem Gehörgang alles in Ordnung ist? Ich spreche gerade darüber, dass etwas auf keinen Fall romantisch ist und alles was du dazu sagst, ist das ich romantisch wäre.“ „Doch,“ meinte dieser leise und ein rötlicher Schimmer überzog seine Wangen, „ich fands romantisch.“ „Bist’ n komischer Typ, ehrlich!“ Er sah Momiji von der Seite her an. „Aber das Rot steht dir.“ „Wa--?! Äh, ha, ha, ha...“ Verlegen sprang er auf: „Es wird langsam kalt, lass uns nach Hause gehen.“ Er lief voran, um sein, nun tomatenähnliches, Gesicht vor Akito zu verbergen. Akito folgte ihm gelassen. Er grinste vor sich hin. Er hatte erreicht, was er wollt: Den sonst so kessen Momiji vollkommen durcheinander zu bringen. Schweigend gingen sie nun nach Hause. Der eine immer noch ein leichtes Grinsen im Gesicht, der andere immer noch im Versuch seinem Gesicht eine normale Farbe zu verleihen. Momijis Gedanken wirbelten durcheinander: ‚Was war denn das? Wollte Akito mich etwa anmachen?! Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Aber was sollte das dann? Gott, er hat mich vollkommen durcheinander gebracht. Was hat er nur vor?’ Vor dem Haupthaus trennten sie sich, da Momiji bei Hatori schlief, der in einem kleinen Haus daneben wohnte, um immer abrufbereit zu sein, falls Akito krank wurde. Momiji hatte sich inzwischen wieder gefangen und verabschiedete sich normal: „Also dann, gute Nacht Akito-san.“ „Ja, gute Nacht Momiji-kun. Und- äh – ich...“ Akito schien noch etwas sagen zu wollen. Momiji wartete geduldig, bis dieser die richtigen Worte fand. Er wusste inzwischen, dass es Akito schwer fiel etwas zu sagen, was nicht auf Beleidigungen und Anschuldigungen hinauslief. „Ich, also ich wollte mich bedanken für den heutigen Tag. Es war – besser, als ich gedacht hatte.“ Momiji musste ein Lächeln unterdrücken, ob der ungelenken Bekundigung. „Ich bedanke mich ebenfalls, Akito-san. Es hat viel Spaß gemacht mit dir zu shoppen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)