Tempus ud via tibi indicatur veniet von GeneralSkull ================================================================================ Prolog: Eine Mysteriöse Uhr --------------------------- Ich lag mal wieder auf meinem alten modrigen Bett, die linke Hand auf den Bauch gelegt, die Rechte in die Luft gestreckt. Ich ließ eine alte vergoldete Taschenuhr an einer Kette baumeln mit verschlossenem Deckel, welche Verzierungen hatte und ein Symbol eingraviert war. Das Symbol stellte zwei übereinandergelegte Flügel dar. Eines weiß und das Andere schwarz. Die Uhr schimmerte an einigen Stellen schon rötlich und sie sah so aus, als ob die Zeit ihr schon übel mitgespielt hatte. Sie hatte ich von meinem Großvater elf Tage vor seinem Tod geschenkt bekommen, als wir ihn das letzte Mal besucht hatten. Und ich starrte nun mit meinen dunkelbraunen Augen Löcher in die Luft. „Warum passiert so was immer mir? Wieso muss ich dahin und warum ausgerechnet heute?“, dachte ich, “… ich meine, ich konnte meinen Großvater nie leiden. Nun soll ich auch noch mit aufs Begräbnis bei strömenden Regen und mit dem Auto auch noch vier Stunden Fahrt … Und dann vermacht er mir nur diese alte Uhr! Was soll ich mit der und warum hat er mir gesagt ich soll immer auf die aufpassen?“. Ich schmiss die Taschenuhr an die Wand, die mit einem dumpfen Pochen auf den Boden fiel und der Deckel aufsprang. „Wir wollen gleich los, Toki!“, schrie meine Mutter die Treppe hinauf und ich antwortete halb abwesend: „Ich komme gleich!“, richtete mich auf, hob die Uhr vom Boden und sah sie mir noch mal an. Die Taschenuhr hatte drei Öffnungen durch die man das Räderwerk, welches etwas rostig aussah, erkennen konnte. In grau waren mit römischen Zahlen die Werte drei, sechs, neun und zwölf eingraviert. Jede Sekunde wurde von einem kleinen goldenen dünnen langen Zeiger angezeigt, der immer weiter in kleinen Abständen sprang, mit einem leisen Klick. Hingegen wurden die Minuten mit einem breiteren langförmigen und die Stunden mit einem dicken kurzem herzähnlichem Peil angezeigt, welche eine goldene Umrandung hatten und in der Mitte braun waren. Auf der Deckelinnenseite erspähte ich eine Inschrift wo mit grauer Farbe folgende Worte eingraviert waren und murmelte die Worte nach: „Tempus ud via tibi indicatur veniet …“. (Die Zeit, dass dir der Weg gewiesen wird, wird kommen) Kapitel 1: Die Ruine -------------------- „Tempus ud via tibi indicatur veniet …“ murmelte ich noch mal hin, als ich nochmal die Stimme meiner Mutter hörte: „Los jetzt, es wird Zeit!“ Ich antwortete: „Ja Mama.“ Und musste wohl oder übel meine Sachen nehmen und zum Auto gehen. Bei der Taschenuhr klappte ich den Deckel wieder zu und steckte sie in die Hosentasche meiner schwarzen Stoffhose, griff den Mp3player und nahm meinen dreieckigen grauen Rucksack, den ich bis zum Auto am Boden schleifen lies. Ich stieg hinten in den roten Wagen ein und warf meinen Rucksack in die Ecke. Mein Vater saß schon bereit zum losfahren und meine Ma stieg kurz nach mir ein. Wir fuhren los und ich schaltete mein Mp3player ein und hörte Musik. Ich zog die Taschenuhr wieder aus der Hose, machte einen kurzen Blick drauf und betrachtete dann durch das Fenster des Autos die verregnete Landschaft, an der wir vorbeifuhren. Meine Augenlider wurden immer träger und langsam schlief ich ein. Im Traum hörte ich den Sekundenzeiger weiterspringen und hatte das Gefühl es wurde immer lauter. „Tick! Tick!! Tick!!!“ Plötzlich Stille, ich hörte keine Musik mehr, kein Ticken der Uhr, kein Motorgeräusch des Wagens. Ich wachte erschrocken auf. Immer noch mit Blick aus dem Autofenster, an denen die Tropfen langsam abperlten. Vor mir erstreckte sich eine Ruine. Die Sekunden die wir an der Ruine vorbeifuhren, kamen mir wie Stunden vor. Es war ein altes abgebranntes Fachwerkhaus, das auf einem weiten Feld stand. Das Obergeschoss existierte nicht mehr, die Stützbalken waren verkohlt. Aber schnell richtete sich mein Blick auf die Eingangstüre, welche noch im Gegensatz zu dem restlichen Zustand des Hauses ganz passabel aussah, denn dort entdeckte ich ein Symbol wieder, was mir sehr bekannt war. Ich blickte ungläubig auf die Taschenuhr. Es war das gleiche Symbol wie auf der Tür. Sofort wurde mir klar, dass ich noch mal dahin muss, mir diese Ruine anschauen und herausfinden, was es mit dem Symbol auf sich hat. In derselben Sekunde, immer noch auf die Uhr starrend, murmelte ich: „Sie tickt ja gar nicht mehr…“ Ich nahm wieder die vertrauten Geräusche des Motors und das nächste Lied des Mp3players wahr. Meine Mutter drehte sich zur Seite nach mir um und fragte: „Was ist los?“ Immer noch auf die Taschenuhr starrend, entgegnete ich ihr: „Die Uhr …“Meine Ma schaute mich mit fragenden Blicken an, während ich weiter stammelte: „… sie tickt nicht mehr …“ Ein Lächeln ging über das Gesicht meiner Mutter und sie versuchte mich aufzubauen: „Vielleicht muss man sie aufziehen.“ Aber die Uhr hatte nirgends Räder wo man hätte sie aufziehen können, geschweige denn die Zeit einstellen können und dennoch ging sie bis vor ein paar Sekunden Punkt genau. Ich antwortete nicht und hielt die Blicke starr auf die Uhr. Nach einer kurzen Pause und Stillschweigen sagte sie weiterhin: „ Oder vielleicht ist sie kaputt. Wirf sie doch einfach weg.“ Ich schüttelte den Kopf und meine Mutter verlor das Interesse an mir und drehte sich wieder weg. Wir näherten uns von einer ganz anderen Position der Ortschaft, wo mein Großvater einst gelebt hatte, bogen in eine Seitenstraße und fuhren in einer kleinen Gasse einen Hügel hinauf. Am Ende der Straße ging ein kleiner Weg zum Friedhof. Wir ließen das Auto am Wegrand stehen. Ich steckte die Uhr in meine Tasche und stieg aus. Bis wir die Kapelle erreichten gingen meine Eltern voran und ich trottete stillschweigend hinterher. Es waren nicht viele Personen anwesend. Zwei Verwandte erblickte ich, die gerade mit dem Pfarrer redeten, als ich plötzlich eine Stimme von der Seite hörte:„Toookiii!“. Ich konnte mich gerade noch umdrehen, hob meinen Blick, da fiel mir aber schon meine sechs jährige Cousine um den Hals und riss mich um. „Ist gut, Mina“, entgegnete ich ihr und versuchte dabei ein dumpfes Lächeln aufzusetzen, welches mir nicht so gut gelang. Mina war ein kleines aufgewecktes junges Mädchen mit großen blauen Augen und blonden Haaren. Ich drückte Mina ein bisschen von mir weg und richtete mich wieder auf, klopfte meine Hose ab um den Dreck wegzubekommen und lehrte Mina: „Das ist ein Friedhof, also benimm dich gefälligst.“. Daraufhin stand sie schon wieder vor mir und zeigte mir aufmüpfig die Zunge. Mina ignorierend ging auch ich, wie der Rest der Gruppe, in die Kapelle, worauf Mina ziemlich verdutzt guckte. Während der ganzen Beerdigung schien ich abwesend zu sein. Ich blickte einfach in die Ferne, hatte vor meinen Augen die Ruine und überlegte wann ich am besten davon schleichen könnte. Mina hingegen, blickte aufgedreht in der Kapelle hin und her und zappelte mit den Beinen. Doch irgendwann schaute meine Cousine nach mir und fragte: „Ist was? Du wirkst so abwesend.“ „Nein“ entgegnete ich ihr, was sie aber nicht befriedigen zu schien, weil sie immer öfter zu mir rüberblickte. Nachdem der Pfarrer die letzten Worte gesagt hatte, ergriff ich endlich die Chance zur Flucht. Meine Mutter, die heulend an der Schulter meines Vaters lag, der sie tröstete, fragte ich: „Du, Mama, kann ich noch mal ans Auto? Ich habe dort was liegen gelassen.“ Sie gab mir die Schlüssel und sagte, die Tränen über die Wange kullernd: „Gut, aber beeil dich.“ Ich zögerte nicht lange und lief Richtung Auto. Am Auto angekommen holte ich den Rucksack raus und schaute mich noch mal schnell um, ob mir wirklich keiner gefolgt ist. Dann rannte ich los, den Berg hinunter, so schnell ich konnte. Ich rannte weiter, über die Straße auf das weite Feld und blickte mich nochmal um, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass mich irgendwer verfolgte. Nun rannte ich über das Feld und langsam näherte ich mich der Ruine. Als ich endlich vor der Eingangstür stand, schien sie mir größer zu sein als in Erinnerung. Durch das Rennen fehlte mir der Atem und ich schnappte nach Luft. Ich griff in die Hosentasche um die Taschenuhr rauszunehmen. Ich verglich nochmal die Symbole und tatsächlich es waren die Gleichen. Ich klopfte an die Tür, auch wenn mir klar war, dass keiner öffnete, aber sie sprang schon mit lautem Knarren auf. Ich blickte hinein und rief: „Hallo?“, aber es war nichts außer der Hall meiner Stimme zu hören und so trat ich ein. Ich befand mich in einer langen schmalen Halle, in der in der Mitte des Raumes die Decke runtergebrochen war und Licht durchschimmerte. Die Halle hatte acht Türöffnungen, allerdings waren meistens nur noch die verkohlten Überreste vorhanden. Langsam tastete ich mich voran, Angst den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich blickte in den ersten Raum. Es sah aus, als wenn dieser mal eine Küche gewesen wäre. Auf der gegenüberliegenden Seite wuchs Gras aus dem Boden und so ging ich zu den nächsten Räumen. Der nächste Raum war so klein, dass es nur so etwas wie eine Abstellkammer gewesen sein konnte, hingegen der gegenüberliegende Raum wie ein undefinierbares Zimmer aussah, in dem zwei Fenster Licht in die Wohnung brachten. Vier Schritte weiter trat ich in einen gigantischen Raum. Ich sah wie zwei Ratten davon flohen und blickte mich um. Es lagen viele verbrannte Holzstücke auf dem Boden, so dass man nur erschwert in den Raum treten konnte, allerdings hatte eine Fassade am Ende des Raumes meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich wühlte mich durch den Raum, bis ich folgende Worte entziffern konnte: Tempus ud via tibi indicatur veniet. Diese Worte standen tief in die Wand gemeißelt. Und darunter auf einer kleinen Anhöhe aus Marmor ein längliches Rechteck. Ich hielt die Taschenuhr in der Hand und öffnete den Deckel. Wie aus dem Nichts schoss ein goldener dünn gebündelter Lichtstrahl in Richtung der Wand, welches vom Sekundenzeiger ausging. Ich erschrak, trat dabei einen Schritt zurück, stolperte und landete auf dem Boden. Das Räderwerk in der Uhr drehte sich mit rasender Geschwindigkeit, gab aber keinen Ton von sich, während Stunden und Minutenzeiger verrückt durch die Gegend schwankten. Ich drehte die Uhr etwas, aber der Sekundenzeiger richtete sich immer wieder in die Richtung des eingemeißelten Textes aus. Mit großen Augen und neuem Mut stand ich wieder auf und trat dem Marmorpodest näher. Es war eine runde schalenförmige Einkerbung vorhanden, rechts und links daneben, drüber und drunter die römischen Zahlen drei, sechs neun und zwölf eingraviert. Ich hörte mein Herz rasen und führte langsam die Uhr ein paar Zentimeter über die runde Aushöhlung. Sie schien wie geschaffen für die Uhr. Ich hielt ein paar Sekunden inne und ließ los. Zur selben Zeit hörte ich eine vertraute Stimme von hinten rufen: „Toki?“ Der Stundenzeiger richtete sich auf die neun, der Minutenzeiger auf die drei aus und das Räderwerk rastete mit einem lauten Klack ein. Kapitel 2: Die ersten Schritte ------------------------------ „Mina? Was machst du hier?!“, rief ich erschrocken aus. Mina stand ängstlich in der Tür zum großen Saal, hob ihren Arm, deutete auf etwas direkt hinter mir und jammerte: „Dd.da! Es bewegt sich!“ Ich schwenkte meinen Kopf in die Richtung auf die Mina zeigte und sah wie der Lichtstrahl des Sekundenzeigers gegen den Uhrzeigersinn durch das Zimmer kreiste. Immer schneller sprang der Zeiger und fing an einen Schweif hinter sich her zu ziehen. Ein leises Summen konnte ich vernehmen. Der Minuten und Stundenzeiger fing an sich auch nach gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Immer schneller und schneller wurde das Gebilde und erhellte langsam den ganzen Raum, während die Erde anfing zu beben. Meine Augen wurden weit. Mina stütze sich an der Wand ab und schrie: „Toki! Ich hab Angst!“. Ich fand keinen halt und fiel auf den Boden. Das Surren der Uhr wurde immer lauter und entwickelte sich zu einem Ohrenbetäubenden Lärm, während der Boden kräftig bebte. Plötzlich sah ich wie Holzteile und Stücke vom Gemäuer vom Boden abhoben und langsam Richtung Decke zu schweben schienen. Die Intensität des Lichtes wurde zunehmend stärker, bis man schließlich nichts mehr erkennen konnte und nur noch weiß sah. Durch den Lärm hindurch hörte ich noch leise meine Cousine verzweifelt rufen: „Toookiiii!“ Dann verlor ich das Bewusstsein. „Oh, er wird wach.“ begrüßte mich eine unbekannte Stimme, als ich die ersten Regungen zeigte. Ich lag in etwas Weichem, was bei jeder Bewegung knisterte und war mit etwas flauschigem bedeckt, was unter mir ziemlich warm war. Zur selben Zeit öffnete ich die Augen, um sehen zu können wo ich war, aber alles was ich erblicken konnte, schien verschwommen vor einer Nebelwand zu liegen. „Hier trink das, das hilft dir wieder auf die Beine“, hörte ich die unbekannte Stimme sagen, die mir eine Schale in Hände drücke. Ich richtete mich auf. Ich nahm einen Schluck, spuckte es aber sofort wieder, wegen des bitteren Geschmackes, aus und hustete, während die unbekannte Stimme sich heftig amüsierte: „Hahaha, bist wohl nicht von hier und was du für komische Kleindung du trägst“. Ich blickte in seine Richtung worauf die Stimme staunend entgegnete: „Wooow, solche Augen hab ich ja noch nie gesehen, warum sind die weiß?“. Nach kurzem zögern fragte ich: „  wo bin ich? ...“ Ich bekam darauf die freche Antwort: „Na in dem Haus meines Alten. Ich heiße übrigens Fuijita, wie heißt du?“ Ich drehte mich wieder Weg und stammelte: „Toki“ „Hahaha, was für ein seltsamer Name.“, lachte der Junge. Zögernd fragte ich weiter: „ Hast du auch ein Mädchen gefunden mit blauen Augen und blonden Haaren?“. Er antwortete: „ Nein, du warst der einzige. Aber was hast du überhaupt in unserem Haus verloren?“ Ich senkte meinen Kopf und murmelte vor mich hin: „Ich verstehe Mina “. In Wirklichkeit verstand ich jedoch nichts, weder was geschehen war, noch wo und wieso ausgerechnet mir so was passierte. Des Weiteren war die Frage, wo meine Cousine steckte. Plötzlich hörte man eine Tür knarren. Fuijita schien in Panik zu geraten und sprach erschrocken: „Auweia, das dürft mein Vater sein, der darf dich nicht entdecken. Hier die Sachen die ich bei dir gefunden hab.“ Er drückte mir in die eine Hand meinen Rucksack und in die andere die Taschenuhr, wo ich spürte und hörte, dass sie wieder tickte und zerrte mich irgendwie aus dem Haus, irgendwo in die Natur, was ich durch eine kühle Windbriese spürte, obwohl es angenehm warm war. Dann flüsterte er mir noch zu: „Ich schick dir Rjuna als Begleitung mit. Wenn du mehr erfahren möchtest, geh den Hügel hinauf und red dort mit dem Dorfältesten. Rjuna wird dich hinführen.“ An meinem Bein spürte ich ein flauschiges, warmes, kleines Tier, rumstreifen, ähnlich wie eine Katze und doch fühlte es sich anders an. Es hatte ein Glöckchen um was in einem hohen, aber keinesfalls störenden Ton bimmelte. Plötzlich lief das Tier los. Ich hörte, wie sich Rjuna durch das Gras wühlte, weil die Gräser rascheln und das Glöckchen schallte. Da ich nicht mal meine Hand vor den Augen sehen konnte, blieben mir auch nur zwei Optionen. Hier ausharren und warten bis irgendwann mal jemand vorbei kommen könnte, oder meinem kleinen Begleiter vertrauen. So entschloss ich mich, Rjuna zu folgen. So steckte ich die Uhr in meine Hosentasche und schmiss meinen Rucksack über meinen Rücken und lief Rjuna hinterher. Ich spürte wie ich quer Feld ein geleitet wurde. Unter meinen Füßen kniehohe Grashalme, die bei jedem auftreten raschelten, knackten und brachen. Ich wurde einen Anstieg hinaufgeführt und letztendlich knallte ich voll gegen eine Hauswand. Benommen tastete ich mich die Wand entlang bis ich eine Tür fand und klopfte an. Nach kurzer zeit hörte ich das knarren der Tür und eine männliche, älter klingende Stimme sprach mich an: „ Sei gegrüßt Fremder.“ Ich verbeugte mich kurz. „Mhh, so, du wurdest also von Fuijita geschickt.“, sagte der Mann, obwohl ich es ihm nicht gesagt hatte. Ich nickte und er fuhr fort: „Du scheinst zur Zeit nichts sehen zu können“. Ebenfalls mit einem leichten misstrauischen Blick und einem Kopfnicken bejahte ich es. „Komm rein, ich werde dir erstmal helfen.“ Er nahm meine Hand und führte mich in ein Zimmer, in das Rjuna auch folgte. Dort hörte ich das knistern eines Feuerchens und spürte die Wärme. Mir wurde angedeutet dass ich mich legen sollte und das machte ich auch, bevor der Mann in ein anderes Zimmer ging. Nach kurzer Zeit kam der Mann wieder und sprach: „ Vorsicht Junge, was ich jetzt mache wird schmerzhaft, aber du musst deine Augen offen halten.“ Plötzlich versuchte ich mich in den Boden zu krallen und krümmte mich, denn eine kochen Flüssigkeit brannte sich in meine Augen, worauf ich die Augenlieder zusammenkniff und ich schrie und krümmte mich vor Schmerzen. Er erlöste mich von den Schmerzen indem er dann eine kühle Flüssigkeit über meine Augen goss. „Öffne sie“ sagte der Mann und als ich die Augen öffnete wurde ich erst kurzzeitig von der Helligkeit überrascht. Schnell fing ich aber an zu erkennen, dass ich in einem gemütlichen Raum war, in einem Fachwerkhaus, auf einem Bärenfell lag, auf einer Seite zwei Fenster und eine Tür eingebaut waren, in der Ecke Richtung eines Fensters stand ein Holztisch und vier Holzstühle, gegenüber ein großer Schrank, der alte Mann hockte neben mir , mit vielen Falten, weißen Haaren und einem Vollbart. Freundlich lächelte er mich an. In der Ecke sah ich Rjuna, es war ein Eichhörnchengroßes Tier, mit langen Haaren, die seinen gesamten Körper bedeckten, gelb und schwarz gestreift, hatte Katzenohren und zwei große schwarze Augen, sowie einen buschigen langen Schwanz. So ein Tier hatte ich noch nie gesehen. „Kannst du jetzt alles wieder sehen?“ fragte er. Ich richtete mich auf und antwortete: „ Ja,  danke“. Der alte Mann fuhr fort: „ An deinen Augen erkennt man, dass du kein gewöhnlicher Junge bist. Ich hab schon viel gesehen aber weiße Augen noch nie. Einzig in einer Legende, wird berichtet, dass die Zeit kommen wird, an dem jemand erscheinen wird den Weg zu weisen und zu richten. Eine Person die man erkennen wird an klaren Augen die mehr sehen als Fassade und Schein.“ Instinktiv griff ich nach der Taschenuhr und hielt sie dem alten Mann hin. Ich öffnete sie. Der alte Mann schaute auf die Inschrift und meinte „Tempus ud via tibi indicatur veniet, interessant.“ Die Taschenuhr, tickte, aber lief entgegen dem Uhrzeigersinn. Sie zeigte die Zeit elf Uhr dreizehn an und der Sekundenzeiger sprang, von Sekunde zu Sekunde immer in gegensätzlicher Uhrzeiger Richtung, von einunddreißig auf dreißig, von dreißig auf neunundzwanzig. Die gesamte Uhr lief rückwärts, warum auch immer. Plötzlich sah ich wie ein Lichtkegel aus der Uhr Richtung Fenster nach draußen schien, genau zu dem Moment wo der Sekundenzeiger an dieser Position war. Ich erschrak. „Was ist?“ fragte der alte Mann und ich antwortete: „Der Lichtstrahl!“. „Ich sehe keinen Strahl. Was meinst du?“ entgegnete mir der alte Mann und ich meinte nach kurzem zögern: „ ist doch egal “. Der Alte Mann überlegte und sprach daraufhin: „Mhh, in welche Richtung zeigt denn der Lichtstrahl?“ Ich deutete in die Richtung. Nach kurzem zögern antwortete dieser: „ Komm mal mit, ich zeig dir was dort liegt.“ Der Alte Mann ging vor, durch eine Tür, nach draußen. Ich stand auf und folgte ihm. Rjuna lief uns nach. Als ich durch die Tür trat, stand ich auf einem Balkon und sah die Klippen runter in ein weites Tal. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr herraus. Ein Wasserfall erstreckte sich an einer Seite der Klippen und floss ins Tal. In der Entfernung sah man einen Regenbogen glänzen. Gegenüber schien die Sonne. Ein klarer blauer Himmel war zu sehen. Tiere, die ich noch nie gesehen hatte, bemerkte ich. Fischförmige Wesen mit Federn und Flügen statt Flossen, bunt gefiedert, flogen durch die Lüfte. Rjuna tollte auf dem Balkon rum und fing an mit einem schlangenähnlichem Vieh zu spielen, was aber etwa nur wurmgroß und gelb war. In der ferne verbargen zwei hohe Berge die Sicht. Auf den Kuppen lag Schnee. Durch das Tal erstreckte sich ein Fluss, der in einen See floss. Einige Wälder, ein paar Felder und zwei Dörfer, waren in der Ferne zu erblicken. „Siehst du, da wo du hingedeutet hast, fängt das Yama Gebirge an. Was dahinter liegt möchtest du nicht wissen. Aber ich möchte dich erstmal zu einer weisen Frau schicken, die wir aus dem Dorf verbannten, weil Sie Unheil anrichtete, denn sie hat Magische Kräfte. Sie kennt viel mehr als ich. Ich bin nur ein alter Mann, wenn auch der Älteste aus dem Dorf, bin ich schwach.“ sagte der Mann und fuhr fort: „Siehst du den Wald in dem Tal? Mache dich auf den Weg und sprich mit ihr. Sie wird dir sagen können, was das alles zu bedeuten hat“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)